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pdf Tagebuch E5/12 - Alpinschule OASE-Alpin

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1. Teilstück Europäischer Fernwanderweg <strong>E5</strong><br />

mit der<br />

und den Bergführern Wolfi und Flory<br />

Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

07.08.2005 - 13.08.2005<br />

Tourenberichte von Birgit und Thomas aus Karlsruhe


Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

Allgemeines zur Tour<br />

Der Europäische Fernwanderweg (<strong>E5</strong>) führt durch die Allgäuer-, Lechtaler- und<br />

Ötztaler Alpen sowie durch Südtirol. Es werden dabei die Länder Deutschland,<br />

Österreich und Italien durchschritten.<br />

Die Anziehungskraft dieser Tour liegt am Wechsel und an der Gegensätzlichkeit der<br />

vielen Landschaften und Vegetationszonen, die wir in einer Woche von Nord nach<br />

Süd durchwandern. Bunte Blumenwiesen und Grasberge in den Allgäuer Alpen, faszinierende<br />

Rundblicke auf die markanten Felszacken in den „Lechtalern“, die scheinbar<br />

endlosen Gletscher und gewaltigen Bergriesen im Ötztal und schließlich das<br />

südliche milde Klima Merans machen diese Wanderung so reizvoll und beliebt.<br />

Die Teilnehmer<br />

Bergschule <strong>OASE</strong> Die Stern-Redakteure<br />

Wolfi<br />

Die Gruppe<br />

Dorothea<br />

Flory Bimbe<br />

Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

Regina<br />

Jürgen Annette Charly Thomas S.<br />

Birte Doro Hartl<br />

Dieter<br />

Roswitha<br />

Birgit Thomas<br />

Petra<br />

Kein Bild<br />

vorhanden!<br />

Huri<br />

Andreas<br />

Ute Anke<br />

1


Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

Sonntag, 7. August 2005 – Unser 1. Tag<br />

1. Etappe: Oberstdorf – Kemptner Hütte (Trettachtal)<br />

Treffpunkt unserer Tour ist an diesem regnerischen Sonntag um 11 Uhr die Bergschule<br />

<strong>OASE</strong> (Bahnhofsplatz 5 am Gleis 1 in Oberstdorf). Nach kurzem Einchecken wird das<br />

Rucksackgepäck geprüft. Unsere Erwartung, dass die Rucksäcke zu schwer sind, hat<br />

sich leider bestätigt. Sie wiegen 10 (Thomas) und <strong>12</strong> kg (Birgit). Wir müssen uns von<br />

den superleckeren Alnatura®-Produkten trennen. Thomas packt im Übereifer seinen<br />

Kulturbeutel mit den „Magnesiumtabletten“ aus, was sich später noch als Fehler<br />

erweist. Aus 10 werden schließlich 8 und aus <strong>12</strong>, 10 kg. Endlich kann die Tour beginnen.<br />

2<br />

Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

Mit dem letzten der drei Kleinbusse fahren Wolfi, Joachim, Anke, Ute, Birgit,<br />

Thomas ...) bei strömendem Regen von Oberstdorf in die Spielmannsau, wo die<br />

anderen bereits auf sie warten. Nach einer Pinkelpause stellen wir fest, dass unsere<br />

Gruppe aus 19 Teilnehmern und den beiden Bergführern Wolfi (aus Oberstaufen)<br />

und Flory (Extremskifahrer aus Schonach) besteht. Zusätzlich ist Joachim dabei<br />

(normalerweise auch Bergführer), weil er eine Story über den <strong>E5</strong> schreibt.<br />

Der Aufstieg zur Kemptner Hütte (1.846 m) führt immer noch bei Regen von der<br />

Spielmannsau durch den wilden Sperrbachtobel. Er dauert 3 Std. und 850 Höhenmeter<br />

müssen bezwungen werden. Wir wandern zunächst auf breitem Güterweg<br />

und passieren die Alpe Oberau. Nach ca. 20 Min. wird die Materialseilbahn der<br />

Kemptner Hütte erreicht. Rechts von ihr beginnt der Aufstieg.<br />

Über der wild rauschenden Trettach umgehen wir die zahlreichen Wassergräben des<br />

Traufbergs. An der Einmündung des Sperrbachs wird es dann immer steiler.<br />

Anschließend überschreiten wir den Sperrbach über einen Metallrohr-Steg und<br />

steigen bergauf zur Wallfahrtskapelle „Maria am Knie“ (1998 errichtet). Hier<br />

machen wir nach 90 Min. kurze Rast. Wolfi erklärt uns die geografischen<br />

Gegebenheiten und teilt mit, dass Regina (aus München) Fotos von unserer<br />

Alpenüberquerung für einen Bericht in der Sternausgabe „Gesund Leben“ (Ausgabe<br />

Ende September 2005) schießt. Die Texte dazu liefert Joachim, alias „Bimbe“.<br />

In einem kleinen Büchlein notiert er sich Stichworte.<br />

Gegen 15.30 Uhr taucht in der Ferne, ganz in Nebel gehüllt, am Fuße des bizarren<br />

Kratzer-Felsgipfels, die Kemptner Hütte auf. Es ist saukalt. Der Regen ist in Schnee<br />

übergegangen. Birgit und Thomas sind völlig geschafft und erreichen als letzte das<br />

1. Etappenziel. Als sie den Vorraum der Hütte betreten, schauen sie sich fragend<br />

um: „Wie geht’s weiter?“<br />

3


Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

Wir entledigen uns der völlig durchnässten Klamotten und bekommen schließlich<br />

die letzten beiden Betten im 8-Bett-Zimmer „Adlerhorst“ zugewiesen. Birgit schläft<br />

im Stockbett oben am Fenster, Thomas unten an der Tür.<br />

Um 16 Uhr gesellen wir uns zu den anderen und heizen uns bei Kaffee und leckerem<br />

Apfelquarkkuchen auf. Von nun an wird der gesamte Verzehr (Kuchen und<br />

Getränke) auf einem Extrablatt festgehalten, der am späten Abend bezahlt wird.<br />

Wir sitzen und sitzen! Man lernt sich kennen und stellt fest, dass Dorothea auch aus<br />

Karlsruhe kommt. Sie arbeitet im Städtischen Klinikum (Radiologie) und ist begeisterte<br />

Hobby-Triathletin.<br />

Kurze Zeit später bekommt Thomas Oberschenkelkrämpfe. Sie werden immer heftiger.<br />

Jürgen (Häuslebauer aus Hannover und Marathonläufer) eilt zur Stelle und entkrampft<br />

mit einer gekonnten Handbewegung. Weitere Hilfe kommt von Huri, sie ist<br />

Türkin und mit Andreas (ihrem Freund) dabei. Sie bringt Thomas ein Röhrchen<br />

Magnesium in Brauseform. Eine Dosis von 3 Tabletten sorgt schließlich für langsame<br />

Besserung.<br />

Mittlerweile schneit es wie verrückt. Ein Hubschrauber der Bergwacht kreist ständig um<br />

die Hütte und sucht wohl nach einem Vermissten. Wolfi (auch Inhaber einer Oberstaufener<br />

Skischule) verfolgt das Geschehen und signalisiert seine Bereitschaft zur Hilfe.<br />

Gegen 18 Uhr sind wir gespannt auf unser 1. Abendessen. Da wir und Petra (aus Kassel)<br />

Vegetarier sind, gibt es für uns Gemüsesuppe, gemischter Salat, Tagliatelle mit<br />

Tomatensoße und zum Dessert Johannisbeercreme, dazu trinken wir Apfelschorle. Um<br />

19.30 Uhr schreiben wir eine Ansichtskarte an Helga und Herbert (Eltern/Schwiegereltern)<br />

und führen zum 1. Mal <strong>Tagebuch</strong>. Bimbe bekundet sein Interesse daran und<br />

bekommt an den folgenden Tagen Einblick. Gegen 22 Uhr geht’s ab in die Koje. Wir<br />

kuscheln in den Hüttenschlafsack und hoffen auf einen erholsamen Schlaf.<br />

4<br />

Montag, 8. August 2005 – Unser 2. Tag<br />

Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

2. Etappe: Kemptner Hütte – Memminger Hütte (Lechtal/Parseier Tal)<br />

Nach einer unruhigen Nacht, die wir bekanntlich getrennt voneinander verbracht<br />

haben, stehen wir gegen 6.30 Uhr auf. Um 7 Uhr erwartet uns zum Frühstück Tee,<br />

Kaffee, Bauernbrot, Wurst, Käse, Nutella® und Marmelade. (Frisches) Obst suchen wir<br />

vergeblich, sowie Birgit’s Milch (benötigt sie als Muntermacher). Es ist 8 Uhr und ein<br />

großer Teil unserer Gruppe startet. Wir lassen es gemütlich angehen und marschieren<br />

gegen 8.15 Uhr los. Von der Hütte südwärts führt der Weg hinauf zum Mädelejoch<br />

(1.974 m), wo rechts der Heilbronner Höhenweg zur Mädelegabel abzweigt. Schließlich<br />

überqueren wir im Schnee die Ländergrenze zwischen Deutschland und Österreich. Ein<br />

erster Blick auf die Lechtaler Alpen ergibt sich.<br />

Weiter geht es steil bergab zur Roßgumpenalm (1.329 m). Die Wirtsleute sind<br />

waschechte Tiroler und sehr freundlich. In der Hütte wärmen sich die beiden<br />

Freundinnen Anke und Ute aus Schleswig-Holstein, Birgit und Thomas bei einer<br />

kurzen Rast vor dem Ofen auf. Wir verzehren Buttermilch/Milch und Wanner®<br />

(Schnitten mit Haselnusscreme). Der<br />

Rest der Gruppe lässt sich auf den<br />

Bierbänken vor der Alm nieder.<br />

Die Tour führt weiter durch das<br />

Höhenbachtal vorbei am Simswasserfall<br />

nach Holzgau im Lechtal (1.070 m).<br />

In Holzgau angekommen, kehren wir<br />

zum Mittagessen (11.50 - <strong>12</strong>.30 Uhr)<br />

im Gasthof Bären ein.<br />

5


Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

Wir sitzen bei Annette (Ernährungsberaterin) aus Landsberg, Jürgen und dem<br />

Vater/Sohn-Duo Karl-Heinz/Thomas S. Vater Karl-Heinz (= Charly, ehemaliger<br />

Techniker) kommt aus Kassel, während sein Sohn im neuen Haus in Böblingen<br />

wohnt. Die Frauen der beiden und Thomas S. Kinder machen momentan Urlaub in<br />

Oberstdorf.<br />

Doch zurück zum Geschehen: Während wir uns im Bären unterhalten, kommt das<br />

zu üppige Mittagessen. Birgit und Thomas teilen sich Cous-Cous und Kaiserschmarren.<br />

Pappsatt verlassen wir fluchtartig, nach Wolfi’s Kommando, um <strong>12</strong>.30 Uhr<br />

das Restaurant.<br />

In Kleinbussen geht’s gruppenweise weiter ins Madautal (1.400 m). Die serpentinenartige<br />

Fahrt bringt das Mittagsmahl schwer in Bewegung. Auch müssen wir<br />

wegen Baumfällarbeiten kurz unterbrechen. Bimbe nutzt die Gelegenheit und<br />

schaut den Waldarbeitern über die Schulter (damit alles seine Ordnung hat). Unsere<br />

Fahrt endet bei der Materialseilbahn zur Memminger Hütte. Von hier aus werden<br />

die Rucksäcke nach oben zur Hütte transportiert – sehr zum Wohle unserer<br />

Schultern.<br />

Der steile Aufstieg zur Memminger Hütte führt bei Sonnenschein durch den Matsch<br />

und erschwert unser Tempo, da Thomas von einem neuen Oberschenkelkrampf und<br />

einer Blase am rechten großen Zeh belästigt wird. Folglich hat sich die Gruppe aufgeteilt<br />

und wir bilden mit Wolfi und Ute das Schlusslicht.<br />

Unterhalb der Memminger Hütte halten sich Steinböcke auf. Ute kramt ihren Foto<br />

heraus und gibt ihn Wolfi, der ein paar gewagte Aufnahmen macht (Wolfi verläßt<br />

dabei den Weg und marschiert querfeldein). Die unendlich weit entfernte<br />

Memminger Hütte (2.242 m), die 1886 als erste AV-Hütte an der Nordseite der<br />

Lechtaler Alpen erbaut wurde, erreichen wir gegen 16 Uhr (= 2,5 Std. Gehzeit). Sie<br />

ist Schnittpunkt des E4 alpin (von Gibraltar bis Kreta) und des <strong>E5</strong>.<br />

6<br />

Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

Während wir unser 1. Matratzenlager (bestehend aus 14 Betten) beziehen und<br />

unsere 1. eiskalte Dusche nehmen, weil wir uns nicht mehr riechen können – nach<br />

dem Motto: „Was nicht tötet, härtet ab!“ – kommen einige (u. a. Charly, Thomas S.,<br />

Roswitha, Petra) von dem halbstündigen Aufstieg zum Seekogel (2.4<strong>12</strong> m) zurück<br />

und schwärmen von dem königlichen Rundblick. Kurz vor dem Abendessen schaut<br />

sich Wolfi noch die Blase an, während sich Dorothea einmischt und meint, es wäre<br />

besser die Blase aufzuschneiden. Doch Thomas hat Bedenken und am Ende bleibt<br />

doch alles beim Alten.<br />

Gegen 18.30 Uhr essen wir zu Abend. Es gibt Eierstichsuppe, gemischter Salat, eine<br />

Riesenportion Spaghetti mit Tomatensoße (schon wieder) und Dessert. Der Abend<br />

endet mit einem kleinen Spaziergang um die Hütte zum wenig Minuten entfernten<br />

Unteren Seewisee, in dem sich die gesamte Bergumgebung spiegelt, und dem geselligen<br />

Beisammensein in der Hütte. Ein Teil der Gruppe nimmt wie am Abend zuvor<br />

seinen „Schlummertrunk“ (Wein, Bier ...) zu sich.<br />

Insgesamt dauerte unsere heutige Etappe 6 Std., davon ging es 950 m rauf und 850 m<br />

runter. Die Nacht (Bettruhe 22 Uhr) verbringen wir in unserem Lager oben neben<br />

Huri und Andreas. Geschnarcht wird fast nicht, dafür aber noch lange gelacht – vor<br />

allem nach einem Witz von Jürgen, dessen Pointe wir nicht verstanden haben.<br />

7


Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

Dienstag, 9. August 2005 – Unser 3. Tag<br />

3. Etappe: Memminger Hütte – Lacheralm (Madautal/Pitztal)<br />

Um 5.30 Uhr ist die Nacht zu Ende, wir stehen auf und gehen um 6 Uhr zum Frühstück.<br />

Gegen 6.30 Uhr packen wir zusammen und machen uns fertig für die schwierigste<br />

Etappe unserer Tour. 15 Min. später schnürt Thomas seine Wanderstiefel, als er auf einmal<br />

das Fehlen von Birgit’s Wanderschuhen feststellt. Birgit bekommt die Krise – die<br />

Tränen laufen. Wolfi tröstet und meint, dass hier nichts wegkommt. Also schauen wir<br />

weiter – sämtliche braune „Han-Wags“ werden inspiziert – leider Fehlalarm. Claudia,<br />

die bei der Pfrontner <strong>E5</strong>-Gruppe unter Leitung von Raini dabei ist, findet plötzlich in<br />

oberster Reihe die vermissten Schuhe.<br />

Verspätet kann die Tour also doch noch beginnen. Ein Teil unserer Gruppe war natürlich<br />

schon weg. Wir brechen mit Wolfi auf, der schon sichtlich genervt war. Unser Weg<br />

beginnt hinter der Memminger Hütte am Unteren Seewisee und verläuft in südöstlicher<br />

Richtung steil bergauf zum Übergang, der Seescharte. Der Untergrund ist teilweise<br />

vereist und folglich recht gefährlich. Dank Wolfi, der uns vor dem Abrutschen<br />

stützt, kommen wir langsam voran. Mit jedem Höhenmeter wird es wärmer und so<br />

erreichen wir gegen 9 Uhr in 2.664 m die Seescharte. Weit fällt der Blick ins grüne<br />

Inntal hinaus. Hier treffen wir auf die anderen, die gerade Rast machen. Beim Blick<br />

zurück ins Lechtal zeigt sich uns in der Ferne der Allgäuer Hauptkamm mit dem<br />

Biberkopf, dem Hohen Licht, der Mädelegabel und dem Großen Krottenkopf. Zur<br />

Abwechslung schmerzen Thomas Knie und es wird ihm schwindelig. Er nimmt gegen<br />

die Kreislaufprobleme Korodin®-Tropfen auf Zucker, die unverzüglich Wirkung zeigen.<br />

Gegen 9.15 Uhr brechen wir bei strahlendem Sonnenschein (wir entledigen uns den<br />

Jacken) auf. Wir (Anke, Ute und Wolfi) laufen vorne weg. Da es extrem steil bergab<br />

geht, gibt uns Wolfi praktische Tipps, die wir versuchen umzusetzen: kleine Schritte,<br />

Fußstellung hüftbreit und in V-Stellung.<br />

8<br />

Der Pfad führt über Geröll steil abwärts in<br />

1 Std. zur Oberlochalm (1.799 m) mit Plumpsklo<br />

(Birgit bevorzugt die „Freiland-Methode“).<br />

Hier futtern wir im Schatten ein oberleckeres<br />

Käsebrot und trinken Apfelschorle dazu.<br />

Nach der Stärkung teilen wir uns in 2 Wandergruppen<br />

auf. Unsere Gruppe besteht aus Wolfi,<br />

Bimbe, Ute und Anke.<br />

Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

Für Wolfi und Flory geht die Tour in Shorts weiter. Da Flory’s Schuhe (Prototypen von<br />

Raichle®) nicht optimal passen, entscheidet er sich in „Flip Flops“ weiter zu gehen.<br />

Wir laufen talabwärts meist an der linken<br />

Seite des Lochbachs entlang. Auf dem<br />

elegant in die Felsen der Silberspitze eingesprengten<br />

Schnürpfad gelangen wir weiter<br />

nach unten. Unter besonders schönen Bergkiefern<br />

erreichen wir nach 200 m Höhenunterschied<br />

in Serpentinen abwärts eine<br />

grüne Wiese mit Blick auf Landeck. Der<br />

Abstieg zieht sich in die Länge, Wasserblasen<br />

bilden sich erneut und die Etappe erweist sich als Geduldsprobe. Unterwegs treffen<br />

wir den Jungen der Oberlochalm. Er ist auf dem Weg zum Supermarkt in Zams, um<br />

Vorräte einzukaufen. Am nächsten Tag kehrt er zur Alm zurück. Punkt 15 Uhr ist<br />

Zams (800 m) erreicht. Wir kaufen Proviant (Äpfel, Bananen ...) und treffen in einem<br />

Café auf die anderen. Da der Abstieg ins Inntal sehr lang und steil ist, gönnt sich<br />

unsere Gruppe den bequemen Aufstieg mit der Venetbahn auf den Krahberg<br />

(2.208 m). Die Rucksäcke werden mit einem Taxi (österreichischer Fahrer, der gut<br />

gelaunt und supernett ist) zur Lacheralm transportiert. Mit ihm fahren auch, trotz<br />

guter Unterhaltung, halbschlafend Birgit, Thomas, Anke und Ute.<br />

Gegen 17 Uhr erreichen wir die Lacheralm<br />

(1.814 m). Es erwarten uns Apfelschorle und<br />

die „1. heiße Dusche“ (welch eine Wohltat).<br />

Um 18.30 Uhr erreichen uns die anderen, die<br />

in 2 Std. über einen Höhenweg vom Krahberg<br />

zur Lacheralm gelaufen sind. Wir<br />

beziehen unser Nachtlager (ein Raum mit<br />

7 Matratzen) und freuen uns auf die selbstgemachten<br />

Kässpatzen. In uriger Atmosphäre<br />

hauen wir am großen Tisch hinein, als<br />

hätten wir Tage nichts mehr zu essen<br />

bekommen. Wir leiden unter Muskelschmerzen<br />

und sind froh den schlimmsten<br />

Wandertag abgeschlossen zu haben (Gehzeit:<br />

9 Std., 450 m rauf und 2.100 m runter).<br />

Bei Ute haben sich auch verstärkt Blasen<br />

gebildet, die Dorothea fachmännisch versorgt.<br />

Irgendwann verlassen wir das gesellige<br />

9


Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

Beisammensein in Richtung Nachtlager. Eine Holztreppe führt nach oben in die<br />

Federbetten. Als wir gerade einschlafen wollen ...<br />

Mittwoch, 10. August 2005 – Unser 4. Tag<br />

4. Etappe: Lacheralm – Braunschweiger Hütte (Ötztal)<br />

... ertönt von unten Gitarrenmusik. Flory schmettert ein Lied nach dem anderen –<br />

begleitet von Doro mit ihrem Mann Hartmut, genannt Hartl (aus Stuttgart/Fa.<br />

Ortema), Birte (aus Ludwigsburg/sie kennt Bimbe, Hartl und Doro schon seit über<br />

30 Jahren), Jürgen, Bimbe, Wolfi, Dorothea usw. Unter den Liedern ist auch der<br />

Klassiker von John Denver „Take me home ...“. Damit die Stimmen nicht versagen,<br />

wird nach Hartl’s ständigem Aufruf ordentlich Bier und Wein „weggeflext“. Die<br />

Stimmung wird immer besser, auch wenn Flory beklagt, verschiedene Texte nicht<br />

richtig zu können. Auf Wolfi’s Solo wird vergeblich gewartet. Seine Stärken liegen<br />

woanders. Gegen 2 Uhr löst sich die Flextruppe schließlich auf. Bimbe verbringt die<br />

kurze Nacht unter der Treppe – eigentlich werden dort nur Rucksäcke aufbewahrt.<br />

Die Nacht bleibt weiterhin schlaflos und endet um 7.30 Uhr für alle, außer Bimbe.<br />

Er macht es sich auf der mittlerweile freigewordenen Matratze von Birgit bequem.<br />

Eine halbe Stunde später erwartet uns das bisher beste Frühstück. In geselliger<br />

Runde am großen Tisch gibt es verschiedene hauseigene Käsesorten zu probieren –<br />

außerdem gibt es Wurst, Erdbeer- und Aprikosenmarmelade, hauseigene Butter,<br />

Weiß- und Schwarzbrot, Kaffee, frische Milch<br />

und für Birgit sogar Kakao. Die Sonne scheint<br />

(bestes Wanderwetter!). Unsere Bergführer<br />

sehen vom vielen Flexen noch recht müde<br />

aus. Die Lacheralm wird von Ende Mai bis<br />

Mitte Oktober von Fam. Höllrigl bewirtschaftet<br />

(die restliche Zeit arbeitet Anni im Hotel<br />

und Hubert als Skilehrer). Auch hat es auf<br />

der Alm Hunde, Kühe, Kälber und Schweine.<br />

Nach unserem Superfrühstück laufen wir gegen 9.20 Uhr den panoramareichen<br />

angenehmen Abstieg (Birgit und Thomas gehen voraus) nach Wenns im Pitztal (976 m).<br />

Bei Thomas zwickt es heute in der Leiste. In Wenns angekommen, gehen wir in den<br />

Supermarkt (Spar), um uns mit Obst und Wasser einzudecken, und in eine Arztpraxis<br />

mit Apotheke. Birgit möchte dort gegen ihre Bindehautentzündung Augentropfen<br />

von Weleda® kaufen. Sie erfährt, dass dies ohne Arztrezept nicht geht.<br />

10<br />

Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

Danach warten wir an der Haltestelle am Gasthof Pitztaler Hof auf den Postbus,<br />

der uns durch das Vordere Pitztal nach Mittelberg bringt. Regina verabschiedet sich<br />

von uns. Nach langem Warten fahren wir mit dem total überfüllten Bus gegen<br />

11.30 Uhr los. Die Fahrt dauert 50 Min. Flory futtert eine Kiwi mit Haut (er überlebt!)<br />

und führt mit einem Fahrgast Gespräche (es wird viel gelacht). Thomas wird vom<br />

Hin- und Herschaukeln schlecht. In Mittelberg (1.734 m) endlich angekommen,<br />

laufen wir auf breitem ungeteertem Fahrweg fast eben zur Materialseilbahn<br />

(Birgit’s Rucksack schicken wir hoch und den von Thomas tragen wir) der<br />

Braunschweiger Hütte. Gegen 13 Uhr kehren wir in der Gletscherstube (1.915 m)<br />

ein. Im Freien essen wir Fruchtjoghurt und trinken Apfelschorle.<br />

Vorbei an einem großartigen Wasserfall und der beeindruckenden Gletscherzunge des<br />

Mittelbergferners führt der Weg gegen 13.45 Uhr breit und gefahrlos (Wolfi ist die Tour<br />

auch schon ohne Schuhe gegangen!) in hohen Stufen hinauf zur Braunschweiger Hütte<br />

(2.759 m). Unterwegs stoßen Ulrike und Thomas (aus Ulm) zu uns. Sie gehen den <strong>E5</strong><br />

privat. Nachdem wir die Hütte erreicht haben, beginnt die leidige Zuteilung der<br />

Schlafplätze und die Suche nach den Rucksäcken. Die Entscheidung fällt für den<br />

Trockenraum, in dem 4 Menschen Platz finden zum Nächtigen.<br />

11


Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

Zuerst machen wir es uns in der Hütte gemütlich (Thomas zieht sein Oberteil zum<br />

Trocknen aus), trinken heiße Schokolade, während Annette ihren heißgeliebten Tee<br />

genießt. Gegen 19 Uhr gibt’s Abendessen (Suppe, Pellkartoffeln, Quark, Gemüse, und<br />

Pfirsichkompott – sehr gut). In der Zwischenzeit spielt<br />

der Mittelberger Bläserchor auf der Terrasse und wir<br />

unterbrechen unser Abendessen für kurze Zeit. Dabei<br />

quert die getigerte Hauskatze unseren Weg.<br />

Wir sitzen und reden noch bis 21.30 Uhr, ehe wir unser<br />

Quartier im „Trockenraum“ einnehmen. Zu uns kommt<br />

noch Anke. Der 4. Platz bleibt leer. Wir schlafen wie die<br />

Bären – ganz ohne schnarchen. Im Nachbarzimmer, in<br />

dem der andere Teil von uns schläft (15 Personen), sägen<br />

Hartl und Bimbe um die Wette.<br />

Das war unser 4. Tag (Gehzeit: 5 Std., 1.000 m hoch und<br />

1.000 m runter).<br />

Donnerstag, 11. August 2005 – Unser 5. Tag<br />

5. Etappe: Braunschweiger Hütte – Vent (Ötztal)<br />

Um 6.30 Uhr stehen wir auf. Gegen 7 Uhr frühstücken wir (endlich mit Müsli). 1 Std.<br />

später pfeift Wolfi zum Abflug. Die Gruppen teilen sich auf. Wir laufen – wie<br />

sollte es auch anders sein – mit Wolfi, Anke, Ute und Andreas (neu!) in östlicher<br />

Richtung hinauf zum Rettenbacher Jöchl (2.988 m).<br />

<strong>12</strong><br />

Hier eröffnet sich uns<br />

eine herrliche Aussicht<br />

auf die Ötztaler Bergriesen.<br />

Gegen 9.30 Uhr erreichen<br />

wir die Gletscherkabinenbahn<br />

(Schwarze Schneid)<br />

und fahren mit ihr für 4 Û/<br />

Person zur Talstation.<br />

Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

Im Gletscherrestaurant Rettenbach stärken wir uns bei Erbsensuppe (nach Wolfi’s<br />

Empfehlung), Obstjoghurt und Apfelschorle. Ute nutzt die Pause und informiert<br />

sich nach den Fahrzeiten für den Bus nach Sölden. Sie hat inzwischen einen<br />

schmerzenden Fußnagel (durch zu enge Wanderstiefel), den sie vom Arzt behandeln<br />

lassen möchte. Die anderen umgehen die Gletscherbahn und begeben sich zur<br />

Gletscherwanderung über den Rettenbachferner. Sie stoßen gegen 10 Uhr zu uns.<br />

Währenddessen finden auf der Sonnenterrasse Werbeaufnahmen für Skimode statt.<br />

Um 10.30 Uhr ist Ute bereits unterwegs zum Arzt. Wir gelangen mit dem Kleinbus<br />

(Taxi) in rasanter Weise über das Seiter Jöchl (3.058 m) auf die Tiefenbachseite<br />

(Fahrt durch den Rosi-Mittermeier-Tunnel).<br />

Gemeinsam starten wir unsere Wanderung vom Ausgangspunkt, dem neu angelegten<br />

hochalpinen schönen Panorama-Wanderweg, der uns nach Vent (1.896 m) im<br />

Ötztal führt. Nach 2 ausgiebigen Pausen (Gruppenbild + Starfoto von „Bimbe“)<br />

erreichen wir am sonnigen Nachmittag (15 Uhr), zur besten Kaffeezeit das Bergsteigerdorf<br />

Vent am Fuße der Wildspitze (2. größter Berg Südtirols).<br />

Im 4-Sterne-Hotel Post nehmen wir auf der Sonnenterrasse Platz und trinken einen<br />

Kaffee, dazu ein Stück Tiroler Apfelstrudel mit Schlagobers und Vanilleeis. Mit am<br />

Tisch sitzen Birte, Bimbe, Flory, Doro, Hartl und Wolfi. Es werden interessante<br />

Gespräche geführt, unter anderem mit 2 daherkommenden Umwelt-Officern, die<br />

13


Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

seit 6 Wochen ihren ehrenamtlichen Dienst im Ötztal absolvieren. Das geklettete<br />

Emblem hat Flory und Bimbe besonders beeindruckt. Als die beiden uns verlassen,<br />

machen wir uns am Tisch ein wenig über sie lustig. Das liegt daran, weil sie immer<br />

synchron antworten (erinnert an einen Papagei).<br />

Wolfi verteilt die Zimmer. Wir bekommen zu zweit das Doppelzimmer 207, das wir<br />

um 16 Uhr betreten (mit Codekarte). Mittlerweile hat es angefangen zu regnen.<br />

Bimbe, Flory und Hartl machen sich dünne und<br />

flexen im nahegelegenen „Schirmstadl“ (zur Überbrückung<br />

bis zum Abendessen) an der Bar. Nach<br />

kurzem Einkauf (Getränke) im gegenüberliegenden<br />

Laden gehen wir zur Entspannung in den Hotel-<br />

Wellnessbereich (Hallenbad, finnische Sauna, Ruhebereich<br />

und Dampfbad). Dort treffen wir auf Huri,<br />

Andreas, Jürgen, Dieter (Rheinländer, sucht Abstand<br />

von seiner Frau), Roswitha (Krankengymnastin aus<br />

Bad Reichenhall), Raini und Claudia. Abschließend<br />

nehmen wir (auf dem Zimmer) noch ein Vollbad und<br />

reinigen uns porentief.<br />

Um 19.30 Uhr gehen wir zum Abendessen. Inzwischen ist Ute vom Arzt wieder<br />

zurück und gesellt sich zu uns. Es gibt Tiroler Buffet (alles was das Herz begehrt:<br />

z. B. Salate, Suppen, kalte Platte und jede Menge Süßspeisen). An unserem Tisch<br />

sitzen Anke, Thomas S. und Charly. Wir trinken dazu Apfelschorle und unterhalten<br />

uns über Südtirol, Meran und berufliches. Die Flextruppe sitzt hinter uns und gibt<br />

sich wieder die Kante. Außerdem stößt Hartl’s Neffe Jasper hinzu und bestreitet mit<br />

uns den Rest der Tour. Gegen 23 Uhr verlassen wir das Geschehen in Richtung Bett.<br />

Die beste Nacht folgt im besten Bett. Es regnet sich aus. Gegangen sind wir heute<br />

6 Std., davon 300 m hoch und 1.100 m runter.<br />

14<br />

Freitag, <strong>12</strong>. August 2005 – Unser 6. Tag<br />

6. Etappe: Vent – Meran (Schnalstal)<br />

Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

Unser letzter Wandertag (Wolfi’s Lieblingstag) beginnt um 7 Uhr mit einem reichhaltigen<br />

Frühstücksbuffet bei dem alle es sich gut gehen lassen (außer Bimbe, der<br />

nicht rechtzeitig zum Frühstück erscheint). Darum ist der Abmarsch vom Hotel Post<br />

statt um 7.30 Uhr, erst um 8 Uhr. Beim Hotel Vent macht die Gruppe kurz Halt, um<br />

vis a vis die Rucksäcke abzugeben. Gegen eine kleine Gebühr (4,50 Û/Rucksack) wird<br />

das Gepäck per Jeep zur Martin-Busch-Hütte befördert. Bimbe fährt mit – er muss<br />

sich vom Flexen erholen; auch schmerzt sein Bänderriss.<br />

Wir wandern wieder in den gewohnten 2 Gruppen durch das Niedertal zur Martin-<br />

Busch-Hütte (2.501 m). Es geht entspannt bei gutem Wetter bergauf. Auf unserem<br />

Weg nähert sich der verschneite Similaun. Eine Schafherde kreuzt den Weg. Wolfi<br />

gibt wertvolle Tipps für unsere 2. Woche, die wir in Oberstdorf verbringen. Er erzählt<br />

vom Similaun und seiner Vegetation. Wir überholen Raini und Claudia. Ute geht es<br />

schlecht, sie klagt über Unwohlsein.<br />

Gegen 10 Uhr erreichen wir die Martin-Busch-Hütte. Wir trinken Apfelschorle auf<br />

der Sonnenterrasse. Die ersten Murmeltiere werden gesichtet. Flory macht ein<br />

Nickerchen.<br />

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Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

Bimbe hat nicht auf uns gewartet und ist bereits aufgebrochen in Richtung Similaun-<br />

Hütte. Wolfi isst wie immer ein Süppchen. Wir bezahlen unseren Rucksacktransport<br />

und brechen gegen 11 Uhr in Richtung Similaun-Hütte auf. Ute geht es immer<br />

schlechter, so dass Wolfi beschließt mit ihr zurück nach Vent zu gehen. Als sie mit<br />

dem Taxi nach Meran fahren wollen, stellt Wolfi fest, dass er seine Geldtasche in der<br />

Hütte zurückgelassen hat. Er ruft an und lässt sie sich mit dem Jeep bringen.<br />

Ab jetzt geht’s wieder mit Rucksack weiter – begleitet von Flory und Anke. Flory<br />

erzählt uns aus seinem Leben, besonders von seinen 2 Kindern. Wir überqueren<br />

einen tieferen Bachlauf und Roswitha leiht uns ihre Wanderstöcke zum Abstützen<br />

aus. Kurze Zeit später laufen wir über den Similaun-Gletscher. Die Hütte ist noch<br />

immer nicht in Sicht. Der Aufstieg wird uns durch steiniges Geröll erschwert.<br />

Schließlich erreichen wir bei eisigen Temperaturen die 3.000 m-Marke und Thomas<br />

steht zum 1. Mal in seinem Leben auf italienischem Boden.<br />

Wegstrecke der Etappen 4-6: Vom Pitz- ins Schnalstal<br />

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Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

Wenige Meter trennen uns noch von der auf 3.019 m hoch gelegenen Similaun-<br />

Hütte am Niederjoch. Nahe der Hütte befindet sich die Fundstelle des Ötzi – Mann<br />

aus dem Eis (1991).<br />

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Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

Auf einer Bank neben der Hütte entdecken wir Bimbe in kurzer Hose und mit Jacke<br />

beim Ausruhen. Wir legen ab und setzen uns mit Anke an einen Tisch. Der Rest<br />

unserer Gruppe sitzt nebenan beim Essen. Zum 1. Mal stoßen wir auf eine unfreundliche<br />

Bedienung. Die Similaun-Hütte wird von der Familie des Hotels Post in Vent<br />

geführt, worüber wir besonders enttäuscht sind. Birgit und Thomas teilen sich<br />

Apfelschorle, Käsknödel mit gemischtem Salat und zum Dessert Kaiserschmarren mit<br />

Preiselbeeren. Anke verzweifelt an einer „riesigen“ Portion Spaghetti Bolognese.<br />

Gegen 14 Uhr brechen wir auf. Nach der Mittagspause führt unser steiler serpentinenartiger<br />

Abstieg nach Obervernagt im Schnalstal (1.690 m). Von weitem nähern<br />

wir uns dem blauen Vernagt-Stausee, der uns schon auf den Abend im Pool einstimmt.<br />

Nach 90 Min. machen wir Rast auf einem begrasten Felsen und erfahren von Charly,<br />

dass wir nicht im Hotel Siegler am Thurm nächtigen (Pool ade?). Dieter macht wie<br />

üblich sein Nickerchen. Dorothea fällt auf, dass wir immer noch in unseren Fleece-<br />

Jacken sind und wohl noch nicht genug geschwitzt haben (das nervt!). Bimbe, Hartl<br />

und Flory labern, der Verlauf des weiteren Abstiegs wird besprochen. Die Gruppen<br />

lösen sich auf. Birgit trennt sich zum 1. Mal von ihrem Thomas.<br />

Wir durchkreuzen einen Nationalpark (Texlergruppe) und erreichen gegen 17 Uhr<br />

die Jausenstation Tisenhof im Schnalstal. Flory nimmt mit Wolfi Kontakt auf und<br />

gibt den aktuellen Stand durch. Auf der Sonnenterrasse wird gegessen und getrunken.<br />

Hartl organisiert zum Abschluss der Alpenüberquerung Flexbier und macht eine<br />

Runde raus für Bimbe, Charly und Flory. Birgit ist von der Hütte begeistert (nette<br />

alte Wirtin; Toilette mit Wasser und Seife) und trinkt lecker Cappuccino.<br />

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Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

Der letzte Wandertag unserer Tourenwoche klingt langsam aus und hat heute eine<br />

Gehzeit von 7 Std. beansprucht; 1.100 m hoch und 1.200 m runter.<br />

Gefühle der Erleichterung und Freude werden geweckt. Thomas ist überglücklich,<br />

das unfassbare Ziel doch noch erreicht zu haben. Wir sind gespannt auf Merano.<br />

Der bestellte klimatisierte Bus wartet bereits im Tal auf uns. Um 18.20 Uhr folgt die<br />

Fahrt mit Raini’s Gruppe in die Kurstadt Meran. Vorbei an Schloss Juval, in dem kein<br />

Geringerer als der bekannte Extrembergsteiger „Reinhold Messner“ lebt. Weiter<br />

geht es durch den Vinschgau (Südtirol), der durch seine unendlichen Obstplantagen<br />

charakterisiert ist. Dies erinnert an die Apfeltüte im heimischen Pennymarkt.<br />

In Meran angekommen, verlässt uns die Gruppe von Raini (19.10 Uhr), um ihr<br />

Quartier im Hotel Siegler am Thurm einzunehmen. Für uns geht die Fahrt weiter in<br />

Richtung Meraner Bahnhof zum Hotel Bellevue (3 Sterne). Beim Ausstieg nehmen wir<br />

die schwüle Stadtluft wahr (fern ist die gesunde Bergluft) und spurten ins klimatisierte<br />

Hotel. An der Rezeption erhalten wir gegen Abgabe der Personalausweise unseren<br />

Zimmerschlüssel. Wir beziehen ein Doppelzimmer im 1. Stock (Zimmer 104).<br />

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Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

Das Hotel ist nostalgisch, es hat hohe Decken, stilvolle Fenster, Doppeltüren und<br />

roten Teppich (Roswitha: „Das Hotel ist ein alter Kasten!“). Laut Prospekt ist es ein<br />

Kunstwerk, welches die Einzigartigkeit des Bellevues widerspiegelt.<br />

Bis zum Abendbrot inspizieren wir die Räumlichkeiten, in der Hoffnung doch noch<br />

einen Pool zu finden (leider vergeblich). Um 20 Uhr treffen wir uns im Speisesaal. Es<br />

gibt Penne mit Tomatensoße, Parmesan, Reis, Möhrengemüse und Omelett (für die<br />

Nichtvegetarier: Rinderbraten), Salat vom Buffet und Puddingspeise. Wir sitzen mit<br />

den Nordlichtern Anke und Ute am Tisch. Alle, außer uns, sind geduscht und gestylt<br />

für den langen Abend. Wir plaudern und trinken zum 1. Mal selbstgemischten<br />

Radler (Zitronenlimo + Bier – gewöhnungsbedürftig!).<br />

Um 21 Uhr hält Wolfi (im grünen T-Shirt; ebenso frisch geduscht) eine Ansprache<br />

und verteilt überraschenderweise Urkunden (persönlich und mit Handschlag an alle<br />

Teilnehmer). Als Thomas aufgerufen wird, kann er es nicht fassen und ist sehr<br />

gerührt. Verwirrung löst Birgit’s Urkunde bei Wolfi aus, da hier ein anderer Nachname<br />

steht (Wolfi: „Wie kann Birgit denn einen anderen Namen haben, wenn sie mit<br />

Thomas verheiratet ist?“) Schließlich finden alle Urkunden ihre Eigentümer und der<br />

Verlauf des weiteren Abends wird besprochen.<br />

Gegen 21.30 Uhr erhalten Wolfi und Flory von Dorothea (im Namen aller) Präsente.<br />

Anschließend brechen wir (mit Flip Flops) an diesem warmen Sommerabend zum<br />

Biergarten „Rainer“ auf (Gehzeit vom Hotel in die City zu Rainer = 15 Min.). In<br />

großer Runde wird zum Abschluss noch mal ordentlich geflext (Weißbier, Rotwein,<br />

Apfelschorle, Kaffee und Mineralwasser). Um 23.45 Uhr zahlen wir und gehen mit<br />

Annette zurück zum Hotel. Die anderen bleiben noch bis 1 Uhr und einige feiern<br />

danach in einer Cocktailbar weiter. Uns erwartet endlich eine heiße Dusche. Wir<br />

riechen wieder frisch und verschwinden um 0.30 Uhr im Bett.<br />

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Samstag, 13. August 2005 – Unser 7. und letzter Tag<br />

Meran – Oberstdorf<br />

Zu Fuß über die Alpen – Von Oberstdorf nach Meran<br />

Nach einer kurzen erholsamen Nacht frühstücken wir um 6 Uhr (Frühstücksbuffet<br />

mit hellen Brötchen, abgepackter Marmelade, Mirinda, Dosenobst und Kaffee, der<br />

zum Abgewöhnen ist – und das in Italien!). Als Flory nicht zum Frühstück erscheint,<br />

verschiebt Wolfi kurzfristig die Abreise um 15 Min. (Abfahrt vom Hotel Bellevue ist<br />

7 Uhr). Gegen 7.15 Uhr steigt Raini’s Gruppe am Hotel Siegler am Thurm zu.<br />

Vorbei an den Obstplantagen durch das Etschtal zum<br />

Reschenpass und weiter am Kriegerdenkmal des 1. Weltkrieges,<br />

passieren wir verschiedene Film-Kulissen (z. B.<br />

„Geierwally“ und Filme mit dem Südtiroler Urgestein Luis<br />

Trenker). Nach soviel Sehenswertem nehmen wir um<br />

9.45 Uhr im „Rastland Nassereith“ ein 2. Frühstück ein.<br />

30 Min. später verläuft die Fahrt weiter durch Tunnels,<br />

über Landeck, Reutte, das Tannheimer Tal (kurvenreiche<br />

Strecke), Sonthofen und schließlich erreichen wir unser<br />

Ziel: Oberstdorf/<strong>OASE</strong> um 13 Uhr.<br />

Zum Abschied trennen sich nun die tapferen Wandersleut:<br />

Thomas S. und Charly werden von ihren Familien abgeholt. Sie verbringen auch noch<br />

eine Woche Urlaub in Oberstdorf (Hotel Filser). Während ein Teil der Gruppe, u. a.<br />

Annette, Dorothea, Petra, Roswitha, Dieter und Jürgen, zum Abschluss noch in die<br />

Dampfbierbrauerei (um die Wartezeit auf den Zug zu verkürzen) geht, treten Birte,<br />

Doro, Huri, Andreas, Flory, Bimbe und Hartl (stimmt zum letzten Mal das „Flexlied“<br />

an) die Heimreise an. Bimbe hat die Wanderung trotz Bänderriss gut gemeistert.<br />

Anke und Ute bleiben noch eine Nacht im Hotel Liberia. Im <strong>OASE</strong>-Büro nehmen wir<br />

unsere Koffer in Empfang (uns erwartet nun die Pension Rohrmoser, in der wir noch<br />

1 Woche urlauben) und verabschieden uns von Wolfi und Simone.<br />

Fazit: Ein langersehnter Wunsch ist mit dem <strong>E5</strong> für Birgit in Erfüllung gegangen,<br />

getreu dem Motto: „Nur wo man zu Fuß war, war man wirklich“. Thomas hingegen<br />

hat eine sportliche Herausforderung gesucht, um sich von den Pfunden zu trennen,<br />

die seine Krankheit (Burnout) mit sich bringen. Auch wenn vielleicht für einige der<br />

Eindruck entstanden ist, dass wir fehl am Platz sind (ziehen uns zurück), hat es uns<br />

sehr gut (in der Gruppe) gefallen.

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