eprosa - Stadtwerke Döbeln GmbH
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Berühmte Sachsen<br />
Ein Sachse mit blühender Fantasie<br />
Die Welt des Karl May<br />
Karl May (1842–1912) gehört zu den bekanntesten und meistgelesenen<br />
Schriftstellern Sachsens. Mehr als 100 Millionen<br />
Bücher sind in deutscher Sprache verlegt worden, ähnlich<br />
groß ist die Aufl age im Ausland. Seine Figuren Winnetou, Old<br />
Shatterhand, Sam Hawkens oder Hadschi Halef Omar sind<br />
weltweit bekannt und begeistern bis heute Alt und Jung. Zum<br />
100. Todestag im nächsten Jahr plant die Karl-May-Stiftung<br />
eine stufenweise Neugestaltung des Museums in Radebeul.<br />
SEINE WURZELN Karl May wird<br />
am 25. Februar 1842 im damaligen<br />
Städtchen Ernstthal – heute Hohenstein-Ernstthal<br />
– geboren. Sein<br />
Geburtshaus erinnert heute an den<br />
berühmtesten Sohn der Stadt und<br />
beherbergt seit 1985 ein kleines<br />
Museum. In dem nur 4,25 Meter<br />
breiten Gebäude, dem Weberzimmer,<br />
einem nachgestalteten Wohn-<br />
und Arbeitsraum im zweiten Stock<br />
des rund 300 Jahre alten Hauses,<br />
kann man die ärmlichen Verhältnisse<br />
erahnen, in denen Karl May<br />
aufgewachsen ist. Karl war das fünfte<br />
von 14 Kindern der Leineweberfamilie<br />
May, neun seiner Geschwister<br />
starben bereits im Kindesalter.<br />
12<br />
Karl May war einer der<br />
produktivsten Autoren<br />
von Abenteuerromanen<br />
und zählt zu den meistgelesenen<br />
Schriftstellern<br />
deutscher Sprache.<br />
Auf dem Karl-May-Wanderweg,<br />
der durch Hohenstein-Ernstthal<br />
führt, können Besucher die Orte erleben,<br />
die für den Knaben und jungen<br />
Mann von Bedeutung waren.<br />
Auch die später nach ihm benannte<br />
Höhle diente im 18. Jahrhundert<br />
Räuberbanden als Versteck<br />
von Raubgut. Für Karl May war<br />
sie mehrmals Zufluchtsort, weil<br />
er wegen verschiedener Betrügereien<br />
und Diebstahls polizeilich gesucht<br />
wurde. Vielleicht war es die<br />
häusliche Armut, die ihn zu diesen<br />
Hochstapeleien veranlasste. Sie<br />
brachten ihm jedenfalls siebeneinhalb<br />
Jahre in sächsischen Arbeits-<br />
und Zuchthäusern ein, unter ande-<br />
Die „Villa Bärenfett“ wurde 1928<br />
als Karl-May-Museum eröffnet.<br />
Karl May schrieb in Radebeul<br />
seine berühmten Indianergeschichten<br />
wie „Winnetou“.<br />
rem in Osterstein, dem ehemaligen<br />
Stadtschloss Zwickaus. Lehrer<br />
konnte er deshalb nicht mehr werden.<br />
So schrieb er für Zeitungen<br />
und Zeitschriften, bevor 1875 erste<br />
Publikationen nachweisbar sind.<br />
1880 heiratete er Emma Pollmer<br />
und lebte ab 1883 in Dresden.<br />
1896 erwarb er eine Villa in Radebeul,<br />
der er den Namen Villa „Shatterhand.“<br />
gab. Nach der Trennung<br />
von seiner ersten Frau lebte er dort<br />
ab 1903 mit Klara Plöhn. Sie war<br />
die Witwe seines Freundes und<br />
wurde später seine zweite Frau.<br />
Die Schriftstellerkarriere begann<br />
mühsam mit Erzgebirgsgeschichten<br />
und Humoresken, die kaum Anerkennung<br />
fanden. Erst seine Reise-<br />
und Abenteuerromane erreichten<br />
ein breites Publikum und große Resonanz.<br />
Seine spannend erzählten<br />
Geschichten folgen einem klaren<br />
Muster von „Gut“ und „Böse“. Seine<br />
menschlichen Helden streiten<br />
für Gerechtigkeit, Freundschaft und<br />
kämpften für Toleranz. Die Sympathie<br />
gilt den Schwachen. Der Ver-<br />
kaufserfolg machte Karl May in den<br />
darauf folgenden Jahren zum wohlhabenden<br />
Bürger. Mit dem Ruhm als<br />
berühmter Schriftsteller und Weltreisender<br />
wuchs jedoch auch seine<br />
Eitelkeit, und so behauptete er,<br />
Selbsterlebtes zu schreiben. Doch<br />
erst 1899 und 1908 besuchte er<br />
mit dem Orient und Amerika erstmals<br />
tatsächlich die Orte, an denen<br />
seine Romane spielen.<br />
Der ebenso berühmte wie auch belächelte<br />
Autor starb am 30. März<br />
1912 in Radebeul.<br />
KARL-MAY-MUSEUM RADEBEUL<br />
Zwei ständige Ausstellungen bieten<br />
Besuchern einen faszinierenden Einblick<br />
in die Welt der Indianer: Seit<br />
1928 beherbergt das Wild-West-<br />
Blockhaus „Villa Bärenfett“ auf Karl<br />
Mays einstigem Wohngrundstück<br />
in Radebeul die Ausstellung „Indianer<br />
Nordamerikas“. Hier sind in Europa<br />
einzigartige Sammlerstücke zu<br />
sehen, die das Leben der Indianer<br />
zeigen. So zum Beispiel lebensgroße<br />
Indianer-Kostümfi guren wie<br />
Apache- und Comanche-Krieger,<br />
Tlingit-, Irokesen- und Dakota-<br />
Häuptlinge, eine Schwarzfuß-Frau,<br />
ein Schwarzfuß-Mann im Winteranzug,<br />
ein Shoshonen-Zaubermann<br />
und eine Familie der Prärieindianer.