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Bootswesen - DLRG Ortsgruppe Burscheid eV

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<strong>DLRG</strong><br />

<strong>Bootswesen</strong><br />

OG <strong>Burscheid</strong> Informationen für Rettungsschwimmer im Bootsdienst 02/02<br />

Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft<br />

<strong>Ortsgruppe</strong> <strong>Burscheid</strong><br />

<strong>Bootswesen</strong><br />

Basiswissen für Rettungsschwimmer im Bootsdienst der <strong>DLRG</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Seite<br />

1. Einleitung............................................................................................................ 2<br />

2. Aufgabenverteilung an Bord ............................................................................... 2<br />

3. Verhalten an Bord............................................................................................... 3<br />

4. Ausrüstung eines Motorrettungsbootes am Fühlinger See................................. 4<br />

5. Umgang mit der Rettungsweste ......................................................................... 4<br />

6. Seemannssprache an Bord ................................................................................ 6<br />

7. Knotenkunde ...................................................................................................... 8<br />

8. Mann-über-Bord-Manöver und Retten von Personen aus dem Wasser ............. 9<br />

9. Hilfeleistung bei Ruderbooten............................................................................. 11<br />

10. Fahrkunde für Regatten...................................................................................... 13<br />

11. Trailern ............................................................................................................... 14<br />

12. Kontrollfragen ..................................................................................................... 15<br />

13. Literaturverzeichnis ............................................................................................ 16<br />

1


<strong>DLRG</strong><br />

<strong>Bootswesen</strong><br />

OG <strong>Burscheid</strong> Informationen für Rettungsschwimmer im Bootsdienst 02/02<br />

1. Einleitung<br />

Der Einsatz als Rettungsschwimmer auf einem Motorrettungsboot (MRB) erfordert bestimmte<br />

Grundkenntnisse aus dem Bereich des <strong>Bootswesen</strong>s. Die wichtigsten sollen nachfolgend kurz<br />

übersichtlich dargestellt werden. Daneben können - je nach Einsatzgebiet – weitere spezifische<br />

Kenntnisse benötigt werden, so z. B. für den Einsatz im Rahmen von Wassersportveranstaltungen<br />

oder für den Einsatz auf dem Rhein. Im Rahmen dieser Abhandlung werden diese<br />

Zusatzkenntnisse am Beispiel des Fühlinger Sees in Köln erläutert. 1<br />

2. Aufgabenverteilung an Bord<br />

In der Regel wird ein MRB mit drei Personen besetzt. Verantwortliche Person an Bord ist<br />

der Bootsführer. Er ist für den sicheren und reibungslosen Betrieb auf dem MRB verantwortlich.<br />

Hierfür ist er gegenüber den anderen an Bord befindlichen Personen weisungsbefugt,<br />

d. h. die Bootsgasten (= mitfahrende Rettungsschwimmer) haben seinen (dienstlichen)<br />

Anweisungen Folge zu leisten.<br />

Da der Bootsführer nicht alle auf einem MRB anfallenden Aufgaben alleine erfüllen kann, ist<br />

er auf die Unterstützung durch die Bootsgasten angewiesen. Diese führen auf Anweisung des<br />

Bootsführers Teilaufgaben an Bord aus. Hierzu zählen beispielsweise das Funken oder auch<br />

das Vorbereiten eines Anlegemanövers (Fender und Leinen klar machen etc.). Diese Aufgabenverteilung<br />

wird bereits zu Dienstbeginn eindeutig vorgenommen, damit es im Einsatzfall<br />

nicht zu Zeitverlusten und Unklarheiten kommt.<br />

An Bord wird „Teamwork“ betrieben,<br />

nur so ist der optimale Einsatz eines MRB gewährleistet!<br />

Typischerweise wird die Aufgabenverteilung für den Einsatzfall folgendermaßen aussehen:<br />

Bootsführer Führen des MRB und Einsatzleiter an Bord<br />

Bootsgast 1 Führen von Funkgesprächen<br />

Bootsgast 2 Rettungsschwimmer<br />

Je nach Situationslage können Abweichungen auftreten. Wie bereits oben erläutert wird als<br />

Team gearbeitet, d. h. im Bedarfsfall unterstützen sich die Mitglieder der Bootsbesatzung gegenseitig.<br />

Das MRB ist in Zeiten ohne konkreten Einsatzauftrag gleichzeitig als Ausbildungsmittel anzusehen.<br />

Der Bootsführer ist dazu angehalten, „seinen“ Bootsgasten bootstechnisches Wissen<br />

zu vermitteln (Knotenkunde, Seemannssprache, Fahrkunde, Retten von Personen etc.). Es ist<br />

selbstverständlich, dass Rettungsschwimmer, die auf einem MRB eingesetzt werden wollen,<br />

sich für die Belange der Seemannschaft interessieren müssen.<br />

1 Ausführlichere Informationen zu Rettungseinsätzen auf dem Rhein finden sich bei: Hasenjäger, M. / Gregor,<br />

M. / <strong>DLRG</strong>-OG <strong>Burscheid</strong>: Gefahren an Fließgewässern, S. 22 ff.<br />

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OG <strong>Burscheid</strong> Informationen für Rettungsschwimmer im Bootsdienst 02/02<br />

3. Verhalten an Bord<br />

Der Einsatz auf einem MRB erfordert von den Rettungsschwimmern ein entsprechend professionelles<br />

Verhalten. Nachfolgend einige Grundregeln:<br />

• Hände und Füße dürfen nicht zur Vermeidung einer Kollision des Bootskörpers mit<br />

einem Ponton oder einer Hafenmauer eingesetzt werden. Es besteht eine erhebliche Verletzungsgefahr!<br />

Hierfür sind ausschließlich Fender zu benutzen.<br />

• Der eigene Schwerpunkt muss immer möglichst niedrig gehalten werden, um ein Ü-<br />

berbordfallen zu vermeiden.<br />

• Es dürfen keine Glasflaschen mit kohlensäurehaltigen Getränken mit an Bord genommen<br />

werden, da es aufgrund des Druckanstieges in der Flasche (ausgelöst durch die ständigen<br />

Bootsbewegungen) zu einem Platzen der Flaschen kommen kann ( Verletzungsgefahr!).<br />

• An Bord und in der Umgebung des MRB herrscht aufgrund des vorgehaltenen Kraftstoffs<br />

absolutes Rauchverbot (Feuer- und Explosionsgefahr!).<br />

• Auch für die Besatzung eines MRB gilt die Maßregel des vorbildlichen Verhaltens -<br />

das Ansehen der <strong>DLRG</strong> darf nicht geschädigt werden. Zudem hat das MRB eine Vorbildfunktion<br />

gegenüber anderen Wassersportlern. Es ist daher insbesondere auf ein gekonnt<br />

seemännisches Verhalten zu achten! Die Kleidung ist - auch an heißen Tagen im Sommer<br />

- gemäß den Standards der <strong>DLRG</strong> zu tragen. Bei Landeinsätzen sind aus Gründen<br />

des Eigenschutzes immer Schuhe zu tragen.<br />

• Die Füße befinden sich während der Fahrt im Boot und „baumeln“ nicht im Wasser.<br />

• Im Sommer gehört ein wirksamer Sonnenschutz (Sonnencreme, Sonnenbrille, Mütze<br />

etc.) zur Grundausstattung der Bootsbesatzung, da die Intensität der auf die Haut einwirkenden<br />

Sonnenstrahlen durch die Reflektion des Wassers verstärkt wird.<br />

• Zur Standardausrüstung von Bootsgasten gehört die ABC-Schnorcheltauchausrüstung.<br />

• Da der See 5 des Fühlinger Sees als Tauchsee ausgewiesen ist, muss hier auf im Wasser<br />

befindliche Taucher geachtet werden. Diese sind meist nur anhand der aufsteigenden<br />

Luftblasen zu erkennen. 2 Der Bootsführer muss daher bei der Beobachtung der Wasseroberfläche<br />

unterstützt werden.<br />

Luftblasen eines Tauchers<br />

an der Wasseroberfläche<br />

Foto: Marc Hasenjäger<br />

2 Normalerweise müßte von den Tauchern eine Boje zu ihrer Kennzeichnung gesetzt werden. Dies wird aber sehr<br />

häufig unterlassen.<br />

3


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4. Ausrüstung eines Motorrettungsbootes am Fühlinger See<br />

Die Ausrüstung eines MRB muss grundsätzlich auf das Einsatzgebiet abgestimmt sein. Man<br />

unterscheidet Sicherheits-, Zusatz- und Sanitätsausrüstung. 3 Vor Dienstbeginn ist die Ausrüstung<br />

auf Vollständigkeit und Funktionsfähigkeit zu prüfen.<br />

Die Ausrüstung eines MRB am Fühlinger See besteht in der Regel aus folgenden Ausrüstungsgegenständen:<br />

2 Stechpaddel<br />

1 Bootshaken<br />

1 Anker mit Kettenvorlauf, Leine und Boje<br />

1 Ösfass, Bürste, Schwamm und Eimer<br />

1 Bugleine<br />

2 Heckleinen<br />

1 Zusatzleine<br />

2 Fender<br />

1 Feuerlöscher<br />

1 Rettungsball mit Leine<br />

1 Rettungsgurt<br />

3 Rettungswesten<br />

1 Tragetuch<br />

1 Erste-Hilfe-Kasten mit Taschenmaske<br />

1 Wolldecke<br />

1 Fernglas<br />

ggf. 1 Gurtretter<br />

ggf. 1 Megaphon<br />

Bootspapiere,<br />

Funkanlage, Kraftstofftank, Batterie<br />

1 Schlüssel mit Batteriehauptschalter („Knochen“) und Quickstop (Zündunterbrecherkontaktschalter)<br />

5. Umgang mit der Rettungsweste<br />

Rettungswesten gehören zur Sicherheitsausrüstung auf allen Motorrettungsbooten der <strong>DLRG</strong>.<br />

Sie sollen im Falle des Überbordgehens eines Besatzungsmitgliedes durch ihre Auftriebskraft<br />

das Überleben der Person sichern.<br />

Rettungswesten stellen die wichtigste persönliche Schutzausrüstung der<br />

Besatzungsmitglieder dar!<br />

Sie können im Notfall Leben retten!<br />

Aufgrund dieser Bedeutung gebührt der Rettungsweste eine entsprechende Aufmerksamkeit.<br />

Jeder auf einem MRB eingesetzte Rettungsschwimmer muss daher über Funktion und Um-<br />

3 Vergleiche <strong>DLRG</strong>-Präsidium: Handbuch <strong>Bootswesen</strong> DI, Kapitel VII<br />

4


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gang mit der Rettungsweste informiert sein. Es sind insbesondere folgende Punkte zu beachten:<br />

• In der Regel werden so genannte halbautomatisch-aufblasbare Rettungswesten eingesetzt.<br />

Hierunter versteht man Rettungswesten aus einem zusammengefalteten Kunststoffballon,<br />

der im Bedarfsfall mit Kohlendioxidgas gefüllt wird und sich dann aufbläst.<br />

Dieser „Luftballon“ gewährleistet dann, dass die im Wasser treibende Person immer in der<br />

„ohnmachtssicheren Rückenlage“ (Kopf ist auch bei Bewusstlosen immer über Wasser)<br />

gehalten wird. Da das Auffüllen des Ballons über eine Reißleine von Hand ausgelöst werden<br />

muss, spricht man von halbautomatischen Westen. Es gibt auch vollautomatische<br />

Westen, die sich automatisch bei Kontakt mit Wasser aufblasen. Für den Einsatz im Wasserrettungsdienst<br />

sind diese aber weniger gut geeignet.<br />

Halbautomatisch aufblasbare<br />

Rettungsweste<br />

Foto: Marc Hasenjäger<br />

• Das für das Aufblasen notwendige Gas befindet sich in einer kleinen Druckgasflasche, die<br />

in die Weste integriert ist. Durch Ziehen an der Reißleine (Achtung - und nur dann!),<br />

die seitlich an der Weste heraushängt, wird ein Loch in die mitgeführte Druckgaspatrone<br />

gestochen und das Gas strömt in den Kunststoffballon der Weste. Die Weste<br />

kann sich aufgrund ihrer Konstruktion nur unter bestimmten Bedingungen aufblasen und<br />

einen sicheren Schutz bieten. Es sind daher einerseits bestimmte Wartungs- und Sicherheitschecks<br />

vorgeschrieben (z. B. alle zwei Jahre Herstellerwartung) und andererseits ist<br />

die Weste auf die Körpergröße der sie tragenden Person einzustellen. Der auf einem MRB<br />

eingesetzte Rettungsschwimmer muss also in der Lage sein, bei Dienstbeginn an der<br />

Rettungsweste einen Kurzcheck vornehmen zu können (der Bootsführer muss diese<br />

Kenntnisse vermitteln!).<br />

• Durchführung des Kurzchecks:<br />

1. Die Weste darf keine Beschädigungen am Auftriebskörper (Kunststoffballon) aufweisen,<br />

da ansonsten das Kohlendioxidgas sofort entweicht und die Weste somit keinerlei<br />

Schutz bietet. Auch die Gurte dürfen nicht beschädigt sein. Beides ist durch eine<br />

Sichtkontrolle zu prüfen.<br />

2. Die Druckgaspatrone darf kein Loch enthalten, da sie sonst bereits beim letzten<br />

Einsatz geleert wurde und somit kein Schutz besteht. Kontrollieren kann man dies, indem<br />

man die Patrone aus ihrer Halterung herausschraubt und dann optisch überprüft.<br />

Anschließend ist die Patrone wieder gerade<br />

5


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(Achtung keine Gewindeschäden verursachen!) handfest in den Auslösemechanismus<br />

einzuschrauben. Je nach Hersteller der Weste kann es optische Indikatoren für den<br />

richtigen Sitz der Patrone geben. Es versteht sich von selbst, dass nur Patronen eingesetzt<br />

werden dürfen, die vom Hersteller für den jeweiligen Westentyp freigegeben<br />

sind. Der Gasinhalt der Kohlendioxidpatronen wird in der Regel in Gramm angegeben.<br />

Die Beschriftung der Patrone (Patronentyp, Grammzahl etc.) ist mit den Angaben<br />

auf der Weste zu vergleichen.<br />

3. Die Weste muss auf die Körpergröße des Benutzers eingestellt werden, da sie nur<br />

bei richtigem, festem Anliegen am Körper einen optimalen Schutz bieten kann. Zwischen<br />

Westenverschluss und Körper müssen etwa zwei bis drei Finger breit Platz sein,<br />

dann sitzt die Weste richtig.<br />

4. Die Rettungsweste muss einen gültigen Prüfstempel besitzen.<br />

5. Es ist einleuchtend, dass die Rettungsweste immer über der Kleidung getragen<br />

werden muss. Sie wird also als letztes Kleidungsstück angezogen. Es ist darauf zu achten,<br />

dass der Verschluss sicher und dauerhaft geschlossen ist.<br />

6. Die Rettungsweste muss pfleglich behandelt werden. Hierzu zählt beispielsweise,<br />

dass man die Weste nicht in den Sand wirft und sie bei Nichtgebrauch vor Sonneneinstrahlung<br />

schützt.<br />

7. Benutzte Rettungswesten müssen umgehend wieder klar gemacht werden. Benutzte<br />

Druckgaspatronen sind sofort zu entsorgen!<br />

6. Seemannssprache an Bord<br />

An Bord eines Bootes herrscht zu weilen eine „eigenartige“ Sprache. Auch als Rettungsschwimmer<br />

sollte man die ein oder andere Vokabel aus der Seemannssprache beherrschen.<br />

Die folgende Zeichnung zeigt die wichtigsten Begriffe für die Seitenbezeichnungen:<br />

Backbord voraus =<br />

links vorne<br />

recht voraus = genau in<br />

der gedachten Mittellinie<br />

vor dem Boot<br />

der Bug = vorderer<br />

Teil des Bootes<br />

Backbord =<br />

links<br />

Steuerbord =<br />

rechts<br />

querab =<br />

seitlich vom Boot<br />

das Heck = hinterer<br />

Teil des Bootes<br />

recht achteraus = genau in<br />

der gedachten Mittellinie<br />

hinter dem Boot<br />

Steuerbord achteraus<br />

= rechts hinten<br />

6


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Neben den Seemannsvokabeln für die Seitenbezeichnungen gibt es noch einige Bezeichnungen<br />

für bestimmte Gegenstände. Hier einige wichtige:<br />

Ösfass = Schöpfgefäß, um Wasser aus dem Boot heraus befördern zu können<br />

Fender = Luftballon, der beim Anlegen verhindern soll, dass der Bootskörper<br />

Schäden erleidet<br />

Leine = In der Seemannssprache spricht man nicht von Seilen sondern nur von<br />

Leinen.<br />

Stek = Ein Knoten heißt seemännisch auch Stek.<br />

Klampe = Teil, wo man das Boot mit festmachen kann<br />

Steuerrad = Das „Lenkrad“ des Bootes.<br />

Rudergänger = Der „Fahrer“ des Bootes.<br />

Freibord = Abstand zwischen der Wasseroberfläche und der Oberkante der Seitenwand<br />

des Bootes.<br />

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7. Knotenkunde<br />

Knoten werden an Bord eines Bootes sehr häufig gebraucht, beispielsweise zum Festmachen<br />

des Bootes oder zum Befestigen von Gegenständen. Seemannsknoten erfüllen bestimmte<br />

Voraussetzungen: Sie halten zuverlässig und lassen sich jederzeit wieder lösen. Der Rettungsschwimmer<br />

muss daher die wichtigsten Knoten sicher und schnell beherrschen 4 (auch bei<br />

Dunkelheit!). Die Erfahrung lehrt, dass insbesondere zu Beginn der Wachsaison Defizite bei<br />

den Wachgängern zu erkennen sind. Nachfolgend sind die für den Bootsdienst der <strong>DLRG</strong><br />

wichtigsten Knoten dargestellt.<br />

Achtknoten<br />

Verhindert das Ausrauschen eines<br />

Endes durch einen Block, eine<br />

Öse oder Klemme.<br />

Palstek<br />

Dient zur Herstellung eines Auges, das<br />

sich nicht zusammenzieht. Er wird zum<br />

Überlegen einer Festmacherleine auf<br />

einem Poller an Land oder auf einem<br />

Pfahl im Wasser verwendet. Mit ihm<br />

können auch Personen gesichert werden.<br />

Einfacher Schotstek<br />

Dient zum Zusammenstecken von<br />

zwei (un-)gleich starken Leinen. Als<br />

doppelter Schotstek ist er noch<br />

sicherer.<br />

Kreuzknoten<br />

Dient zum Zusammenstecken von zwei<br />

gleichartigen Leinen (gleiches Material,<br />

gleiche Stärke). Wichtig ist, daß die<br />

beiden kurzen Tampen auf der gleichen<br />

Seite liegen. Der Knoten kann sich bei<br />

Bewegung durch Wind / Wellen lösen.<br />

Webleinstek<br />

Dient zum Belegen von Festmachern<br />

auf Pollern, an einer Reling und anderen<br />

festen Gegenständen. Da er sich<br />

bei Bewegung durch Wind / Wellen<br />

lösen kann muß er gegebenenfalls<br />

durch zwei halbe Schläge gesichert<br />

werden.<br />

Zwei halbe Schläge<br />

Vermeiden das Aufgehen des Knotens,<br />

dienen zum Festmachen an Dalben,<br />

Stangen oder Ringen, meistens in Verbindung<br />

mit einem Rundtörn.<br />

Quelle: Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Sicherheit auf dem Wasser – Ausgabe 2001, S. 28<br />

4 Beherrschen bedeutet in diesem Zusammenhang, daß der Rettungsschwimmer den Knoten praktisch stecken<br />

kann, den Namen kennt und die Verwendungsmöglichkeiten erläutern kann.<br />

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8. Mann-über-Bord-Manöver und Retten von Personen aus dem<br />

Wasser<br />

Fällt ein Besatzungsmitglied über Bord, so besteht je nach Bootstyp, Gewässer, Schutzausrüstung<br />

und Jahreszeit eine mehr oder weniger große Lebensgefahr für diese Person.<br />

Es ist daher notwendig, die Rettung zügig durchzuführen.<br />

Bemerkt man als Rettungsschwimmer das Überbordgehen eines Besatzungsmitgliedes, so ist<br />

sofort der Bootsführer zu informieren, damit dieser geeignete Maßnahmen einleiten kann,<br />

um die Person nicht noch zusätzlich (z. B. durch die Schraube) zu gefährden. Der Bootsführer<br />

wird dann das Mann-über-Bord-Manöver 5 fahren, um das Besatzungsmitglied wieder an Bord<br />

nehmen zu können. Die Kommunikation an Bord könnte typischerweise wie folgt aussehen:<br />

Bootsgast<br />

Mann-über-Bord an Backbord / Steuerbord<br />

Mann ist im Auge (und draufzeigen),<br />

Hilfsmittel zugeworfen<br />

Bootsführer<br />

Mann-über-Bord an Backbord / Steuerbord,<br />

Mann im Auge behalten, Rettungshilfsmittel<br />

zuwerfen<br />

Mann aufnehmen an Backbord / Steuerbord<br />

Die Aufnahme einer Person aus dem Wasser in ein MRB erfolgt in der Regel an der<br />

Längsseite des Bootes. 6 Es ist darauf zu achten, dass durch eine entsprechende Gewichtsverlagerung<br />

ein Kentern des Bootes vermieden wird. Als Technik für die Aufnahme von Personen<br />

aus dem Wasser stehen beispielsweise die folgenden zur Verfügung:<br />

1. Rutsche – Hierzu muss mindestens ein Rettungsschwimmer im Wasser sein.<br />

Abschleppen zum Boot Übergabe der Person an die Bildung der Rutsche durch<br />

Bootsbesatzung<br />

den Rettungsschwimmer<br />

Fotos: Marc Hasenjäger<br />

5 Eine ausführliche Beschreibung dieses Manövers wird hier nicht vorgenommen. Das praktische Üben des Manövers<br />

sollte unbedingt regelmäßig erfolgen!<br />

6 Größere Boote können am Heck über eine Badeplattform verfügen, die das Anbordholen von Personen erleichtert.<br />

Hierauf soll in dieser Abhandlung nicht näher eingegangen werden.<br />

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2. Kreuz-Hebe-Griff – Für Boote mit einem niedrigen Freibord.<br />

3. Achselgriff – Hierzu fassen zwei Mitglieder der Bootsbesatzung jeweils mit einer Hand<br />

unter die Achsel und mit der anderen Hand am Unterarm / Handgelenk der an Bord zu holenden<br />

Person und ziehen diese dann gemeinsam an Bord.<br />

Griff unter die Achsel und an den Unterarm (auf jeder Seite des<br />

Geretteten ein Rettungsschwimmer) und Anbordholen der Person.<br />

Absetzen der Person auf der<br />

Bordwand.<br />

Weitertransport mit dem Rautekgriff<br />

durch einen Bootsgast.<br />

Fotos: Marc Hasenjäger<br />

Der zweite Bootsgast<br />

trägt die Beine.<br />

Lagerung der Person im Boot,<br />

falls erforderlich ist auch die<br />

stabile Seitenlage möglich.<br />

Grundsätzlich gilt bei allen Verfahren, dass weitere Verletzungen der Person durch das<br />

Anbordholen vermieden werden müssen. Es ist entsprechend sorgsam zu arbeiten.<br />

Diese Verfahren müssen im Wachbetrieb regelmäßig praktisch geübt werden!<br />

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9. Hilfeleistung bei Ruderbooten<br />

In Wachgebieten mit Ruderbootregatten kann eine Hilfeleistung für eine Person in einem Ruderboot<br />

notwendig werden. Nachfolgend ist kurz dargestellt, wie das Anfahren eines MRB an<br />

ein Ruderboot erfolgt. Der Rettungsschwimmer muss diese Manöver kennen, um den Bootsführer<br />

unterstützen und in geeigneter Weise an die hilfsbedürftige Person gelangen zu können.<br />

Im Zusammenhang mit Ruderbooten sind folgende Besonderheiten zu berücksichtigen:<br />

1. Die ausliegenden Ruder erschweren das Anfahren mit einem MRB.<br />

2. Die Ruderer sind mit ihren Füßen über spezielle Schuhe direkt mit dem Boot verbunden.<br />

Vor der Personenrettung müssen diese geöffnet werden, sofern dies noch nicht durch den<br />

Ruderer erfolgt ist.<br />

3. Die Boote repräsentieren nicht selten einen erheblichen finanziellen Wert.<br />

Blick in einen Einer.<br />

Fest am Boot montierte<br />

Schuhe des Ruderers.<br />

Fotos: Marc Hasenjäger<br />

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Die Anfahrt ist abhängig vom Typ des Ruderbootes. Grundsätzlich gilt, dass ein Ruderer<br />

immer vom Rücken her angefahren wird. So wird ein einfacheres Übernehmen in das MRB<br />

ermöglicht. Nachfolgend ist die Anfahrt an verschiedene Ruderboote kurz skizziert:<br />

MRB<br />

MRB<br />

„Einer“<br />

MRB<br />

MRB<br />

MRB<br />

MRB<br />

„Zweier“ / „Doppel-Zweier“<br />

12


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MRB<br />

MRB<br />

MRB<br />

„Vierer“<br />

Fotos: Marc Hasenjäger<br />

Die Hilfeleistung bei Kanus erfolgt analog zum Vorgehen bei Ruderbooten, ist aber in der<br />

Regel einfacher. Daher soll in dieser Abhandlung nicht näher darauf eingegangen werden.<br />

10. Fahrkunde für Regatten<br />

Rettungsboote kommen bei Ruder- oder Kanuregatten nicht nur als reine Sicherungsboote<br />

zum Einsatz. Bei Regatten am Fühlinger See in Köln werden auch die hinter jedem Rennen<br />

herfahrenden Schiedsrichterboote als MRB eingesetzt („Kölner Modell“). So wird im Falle<br />

einer Kenterung eine schnellere Hilfeleistung ermöglicht, als dies beim ausschließlichen Vorhalten<br />

von MRB in Form von Sicherungsbooten entlang der Strecke der Fall wäre.<br />

Folgende Fahrregeln sind im Zusammenhang mit einer Regattabegleitung zu beachten:<br />

• Wellen müssen vermieden werden (Ausnahme: Einsatzfall), da bereits kleinere Wellen<br />

das Wettkampfgeschehen negativ beeinflussen. 7<br />

• Fährt ein MRB auf der Regattastrecke mit einer Geschwindigkeit, die Wellen produziert,<br />

so müssen diese bei Annäherung von Ruderbooten rechtzeitig beseitigt werden. Dies geschieht<br />

durch völlige Wegnahme der Fahrt aus dem MRB (Auskuppeln) und anschließendes<br />

Auflaufen lassen der Heckwelle. Hierdurch werden die erzeugten Wellen direkt zum<br />

Ufer abgedrängt. Das anschließende Verlassen der Regattabahn erfolgt in sehr langsamer<br />

Fahrt und nur im rechten Winkel zur Regattabahn (Gleiches gilt für das Einfahren).<br />

7 Zum grundsätzlichen Verhalten von Ruderbooten gegenüber Wellen siehe: Hasenjäger, M. / <strong>DLRG</strong>-OG <strong>Burscheid</strong>:<br />

Das Verhalten von Ruderbooten gegenüber Wellen<br />

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Ufer<br />

Bojenkette<br />

Bojenkette<br />

MRB<br />

Welle<br />

• Der Bootsführer besitzt auch bei Regatten, in denen Schiedsrichter an Bord sind, das<br />

Weisungsrecht, da er die Verantwortung für den sicheren Einsatz des Bootes trägt. Nur er<br />

kann dem mitfahrenden Rettungsschwimmer Verhaltensanweisungen erteilen. Im Rahmen<br />

seiner Tätigkeit wird der Bootsführer in der Regel auf die Wünsche des Schiedsrichters<br />

eingehen.<br />

• Grundsätzlich wird immer in der mittleren Bahn hinter dem Rennen her gefahren. Abweichungen<br />

können sich durch den Rennverlauf ergeben. Der Schiedsrichter wird dies dem<br />

Bootsführer mitteilen. Um das auf der Bahn vorausfahrende Ruderboot nicht im Renngeschehen<br />

zu beeinflussen, muss sich das MRB immer an eine Bojenkette halten, da nur so<br />

der für die Orientierung des Ruderers wichtige freie Blick über die zurückgelegte Strecke<br />

ermöglicht wird.<br />

Bojenkette zur Markierung der<br />

Wettkampfbahnen auf der<br />

Regattastrecke<br />

Köln-Fühlinger See.<br />

Foto: Marc Hasenjäger<br />

11. Trailern<br />

Nach Beendigung des Einsatzes muss das MRB in der Regel aus dem Wasser an Land gebracht<br />

werden. Dies geschieht mit Hilfe eines so genannten Bootstrailers. Ein Bootstrailer ist<br />

ein spezieller Anhänger, auf dem das MRB an Land transportiert werden kann. Als „Trailern“<br />

bezeichnet man das zu Wasser lassen des Bootes bzw. das Herausholen des Bootes aus dem<br />

Wasser.<br />

Vor allem beim Heraustrailern muss einer der Bootsgasten den Bootsführer unterstützen.<br />

Hierzu legt er sich mit dem Bauch auf den Bug und ergreift, wenn der Bootsführer das Boot<br />

auf den Trailer gefahren hat, das Drahtseil des Trailers. Dieses muss er dann sofort in die am<br />

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Bug zur Befestigung des Bootes vorgesehene Öse einhaken. Der Führer des Trailerfahrzeuges<br />

wird dann das Seil mit der Kurbel festziehen. Anschließend wird der Bootstrailer mit aufliegendem<br />

Boot vom Trailerfahrzeug aus dem Wasser gezogen. Vor der endgültigen Weiterfahrt<br />

ist das Boot vollständig zu befestigen, der Lenzstopfen ist zu entfernen und die Lichtleiste des<br />

Trailers muss angebracht werden.<br />

Trailerfahrzeug (hier Traktor)<br />

mit dem bereits im Wasser<br />

befindlichen Trailer.<br />

Blick vom Boot aus auf den im<br />

Wasser befindlichen Trailer<br />

(hier Spezialtrailer für MRB<br />

mit Katamaranrumpf).<br />

Fotos: Marc Hasenjäger<br />

12. Kontrollfragen<br />

1. Nenne drei wichtige Regeln für das richtige Verhalten an Bord eines MRB.<br />

2. Wann wird die Ausrüstung des MRB auf Vollzähligkeit und Funktionsfähigkeit geprüft<br />

3. Nenne 5 wichtige Ausrüstungsgegenstände eines MRB.<br />

4. Beschreibe die Funktionsweise einer halbautomatischen aufblasbaren Rettungsweste.<br />

5. Welche Maßnahmen sind im Rahmen eines Kurzchecks für eine Rettungsweste durchzuführen<br />

6. Wer trägt die Verantwortung an Bord eines MRB und besitzt daher auch eine Weisungsbefugnis<br />

gegenüber den anderen Besatzungsmitgliedern<br />

7. Wie heißt „links“ in der Seemannssprache<br />

8. Nenne drei wichtige Knoten und deren Einsatzmöglichkeiten.<br />

9. Was ist umgehend zu tun, wenn ein Besatzungsmitglied über Bord fällt<br />

10. Was ist zu beachten, wenn einem Ruderer Hilfe geleistet werden soll<br />

11. Wodurch werden Störungen des Ruderbetriebs durch vom MRB verursachte Wellen vermieden<br />

12. Besitzt der Schiedsrichter an Bord eines MRB eine Weisungsbefugnis gegenüber den Besatzungsmitgliedern<br />

13. Welche Aufgaben übernimmt ein Bootsgast beim Raustrailern (= Herausholen des Bootes<br />

aus dem Wasser)<br />

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<strong>Bootswesen</strong><br />

OG <strong>Burscheid</strong> Informationen für Rettungsschwimmer im Bootsdienst 02/02<br />

13. Literaturverzeichnis<br />

Hasenjäger, M. / Gregor, M. / <strong>DLRG</strong>-OG <strong>Burscheid</strong>: Gefahren an Fließgewässern, <strong>Burscheid</strong>, 2.<br />

Auflage 02/2002<br />

Hasenjäger, M. / <strong>DLRG</strong>-OG <strong>Burscheid</strong>: Das Verhalten von Ruderbooten gegenüber Wellen, <strong>Burscheid</strong>,<br />

1. Auflage 04/1999<br />

<strong>DLRG</strong>-Präsidium: Handbuch <strong>Bootswesen</strong> DI, Bad Nenndorf (Essen), 1989<br />

Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Sicherheit auf dem Wasser – Ausgabe<br />

2001, Berlin, 2001<br />

© Hasenjäger, Marc / <strong>DLRG</strong>-OG <strong>Burscheid</strong>, <strong>Burscheid</strong> – 1999, 2. Auflage 02/2002<br />

Diese Ausbildungsunterlage darf nur im engen Rahmen der Zulässigkeit nach dem Urheberrechtsgesetz<br />

der Bundesrepublik Deutschland verwendet werden. Insbesondere hingewiesen sei auf die Einhaltung<br />

der Vorschriften bezüglich des Zitierens und das Verbot der gewerblichen Herstellung von<br />

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Die <strong>DLRG</strong>-<strong>Ortsgruppe</strong> <strong>Burscheid</strong> im Internet: www.OG<strong>Burscheid</strong>.de<br />

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