Glaskörperblutung - Medicines for Mankind
Glaskörperblutung - Medicines for Mankind
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<strong>Glaskörperblutung</strong><br />
Was ist eine <strong>Glaskörperblutung</strong><br />
Eine <strong>Glaskörperblutung</strong> ist das Einsickern von Blut in einen der verschiedenen möglichen<br />
Räume in oder in der Umgebung des Glaskörpers des Auges. Durch die eintretende<br />
Glaskörpertrübung kann das Sehvermögen des Patienten beeinträchtigt werden.<br />
Die Glaskörperflüssigkeit ist eine klare, gallertartige Substanz, die den hinteren<br />
Bereich des Augapfels ausfüllt und dafür sorgt, dass das Licht nicht direkt auf die Retina<br />
(Netzhaut) trifft. Eine leichte <strong>Glaskörperblutung</strong> kann dazu führen, dass das Sehvermögen<br />
des Patienten lediglich durch einige dunkle Flecken gestört ist, während<br />
eine schwere Einblutung das Sehvermögen so stark beeinträchtigen kann, dass nur<br />
noch Licht wahrgenommen wird.<br />
Das Volumen des Glaskörpers eines Erwachsenen beträgt etwa vier Milliliter und füllt<br />
80 Prozent des Augapfels aus. Der Glaskörper besteht zu 99 Prozent aus Wasser. Das<br />
restliche eine Prozent setzt sich hauptsächlich aus Kollagen und dem Kohlenhydratmolekül<br />
Hyaluronsäure zusammen. Dazu kommen noch einige andere gelöste<br />
Bestandteile wie Ionen, Proteine und Spurenelemente. Diese Bestandteile sorgen für<br />
die gallertartige, jedoch klare Beschaffenheit des Glaskörpers.<br />
Eine <strong>Glaskörperblutung</strong><br />
liegt vor, wenn Blut in das<br />
Innere des Auges einsikkert.<br />
In schweren Fällen<br />
kann sie zu einer starken<br />
Einschränkung des<br />
Sehvermögens oder gar<br />
zur Erblindung führen. Die<br />
pharmazeutische Industrie<br />
beginnt allmählich besser<br />
zu verstehen, wie dies<br />
geschieht, und arbeitet an<br />
neuen Behandlungsmöglichkeiten.<br />
Der Glaskörper enthält keine Blutgefäße und ist nicht elastisch. Der Glaskörper ist<br />
nicht von einer Membran umgeben, sondern von verdichteten Fibrillen, die feste Verbindungen<br />
am peripheren Netzhautrand und am hinteren Ziliarkörper, an der hinteren<br />
Linsenkapsel und um den Sehnerv bilden.<br />
Je nach Schwere der Blutung kann es einige Monate oder sogar wesentlich länger<br />
dauern, bis der Körper das Blut vollständig resorbiert hat und der Patient wieder normal<br />
sieht. Neben der Beeinträchtigung des Sehvermögens verhindert eine <strong>Glaskörperblutung</strong><br />
häufig die Untersuchung des Augenhintergrundes durch den Arzt zur Diagnose<br />
oder Behandlung der Blutungsursache. Bei ausgedehnten oder wiederholten<br />
Blutungen kann sich fibröses Bindegewebe oder Narbengewebe auf der Retina bilden<br />
MEDIKAMENTE FÜR MENSCHEN<br />
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und zur Ablösung der Netzhaut mit bleibender Einschränkung des Sehvermögens oder<br />
Erblindung führen.<br />
Linse<br />
Wer ist von <strong>Glaskörperblutung</strong> betroffen<br />
Die Prävalenz der <strong>Glaskörperblutung</strong>en entspricht oft der Häufigkeit der ursächlichen<br />
Erkrankungen, die von der beobachteten Bevölkerungsgruppe, dem mittleren Alter der<br />
Patienten und der geographischen Region abhängt. Bei Erwachsenen ist die proliferative<br />
diabetische Retinopathie die häufigste Ursache. Die Hauptursache<br />
von <strong>Glaskörperblutung</strong>en bei jungen Menschen sind Verletzungen.<br />
Die Inzidenz der spontanen <strong>Glaskörperblutung</strong> beträgt<br />
Glaskörper etwa sieben Fälle pro 100.000 Einwohner. In der Europäischen<br />
Union treten jährlich etwa 35.000 Fälle von spontanen <strong>Glaskörperblutung</strong>en<br />
auf.<br />
Sehr oft ist die <strong>Glaskörperblutung</strong> mit einer diabetischen Retinopathie<br />
(etwa 60 Prozent aller Fälle), mit einer Augenverletzung (etwa<br />
15 Prozent) oder mit anderen Faktoren (etwa 25 Prozent) wie z.B.<br />
einer Bluthochdruckkrise oder einer Blutung im Gehirn (Subarachnoidalblutung)<br />
verbunden.<br />
Iris<br />
Schema des menschlichen Auges<br />
Grundkrankheiten wie Leukämie können ebenfalls zu Einblutungen<br />
ins Auge führen. Weitere Pathomechanismen der <strong>Glaskörperblutung</strong><br />
sind Blutungen aus einer erkrankten Retina oder Einblutungen in<br />
Netzhaut<br />
die Retina und den Glaskörper aus anderen intraokularen Strukturen.<br />
Als Ursache der Blutung vermutet man hier eine Netzhautischämie,<br />
die zur Freisetzung von Wachstumsfaktoren führt, vor<br />
allem des Gefäßendothel-Wachstumsfaktors (VEGF), Fibroblastenwachstumsfaktors<br />
(FGF) und des insulinartigen Wachstumsfaktors 1 (IGF-1).<br />
Aktuelle Therapien:<br />
Bisher sind die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit einer <strong>Glaskörperblutung</strong><br />
relativ beschränkt. Es gibt gegenwärtig kein geeignetes Medikament. Die meisten<br />
Netzhautspezialisten empfehlen zunächst ein beobachtendes Abwarten ohne medikamentöse<br />
Behandlung in der Hoffnung, dass die Blutung von selbst zurückgeht.<br />
Mögliche Risiken dieses Vorgehens sind eine anhaltende Blutung und, falls eine diabetische<br />
Retinopathie die Ursache ist, das Fortschreiten der Krankheit in der Zeit, bis<br />
das eingesickerte Blut von selbst verschwunden ist.<br />
MEDIKAMENTE FÜR MENSCHEN<br />
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Eine Alternative zum beobachtenden Abwarten ist ein operativer Eingriff, die so<br />
genannte Vitrektomie, bei welcher der Glaskörper mit der Blutung chirurgisch entfernt<br />
und durch eine Flüssigkeit ersetzt wird. Dabei werden kleine Instrumente in das Auge<br />
eingeführt, um die Gallertmasse des Glaskörpers abzusaugen. Nach der Entfernung<br />
des Glaskörpers kann der Operateur die Retina mit einem Laser behandeln (Photokoagulation),<br />
fibröses oder narbiges Gewebe aus der Retina entfernen und Einrisse oder<br />
Löcher in der Retina beheben. Am Ende des Eingriffs wird eine ausgewogene Salzlösung,<br />
Silikonöl oder ein Gas (Perfluorpropan) in das Auge injiziert, um das Glaskörpergel<br />
zu ersetzen und den normalen Augendruck wiederherzustellen. Diese Methode<br />
ist mit gewissen Risiken verbunden, wie z.B. einem grauen Star (Katarakt) und einer<br />
möglichen Erblindung infolge Netzhautablösung. Aufgrund dieser Risiken kommt die<br />
Vitrektomie nur selten als Therapieoption der ersten Wahl in Betracht.<br />
Experimentelle nichtchirurgische Behandlungsmöglichkeiten sind die Verbesserung<br />
der natürlichen Reparaturmechanismen, um die Gerinnselauflösung, Verflüssigung<br />
und Beseitigung von Proteinresten durch weiße Blutkörperchen zu beschleunigen. So<br />
gibt es beispielsweise klinische Berichte über Rh-positive Patienten, bei denen eine<br />
<strong>Glaskörperblutung</strong> über einen langen Zeitraum nicht abklang. Sie wurden offenbar<br />
erfolgreich mit intravitrealen Injektionen von humanem Anti-Rh-Immunglobulin<br />
behandelt. Dieses Präparat wird normalerweise zur Vorbeugung einer Sensibilisierung
ei Rh-negativen Müttern nach Geburt eines Rh-positiven Kindes verwendet. In Fällen,<br />
bei denen beobachtendes Abwarten nicht zur Klärung des Auges führte und operative<br />
Eingriffe kontraindiziert waren, erhielten Patienten mit Rh-positiver Blutgruppe<br />
eine intravitreale Injektionsbehandlung mit spezifischem humanem Immunglobulin.<br />
Antikörper gegen den Rhesusfaktor förderten offenbar wirksam den Abbau von Rhpositiven<br />
Erythrozyten im Glaskörper.<br />
Was ist in der Entwicklung<br />
Im Jahr 2004 hat das erste in der Entwicklung befindliche Medikament zur Behandlung<br />
von <strong>Glaskörperblutung</strong>en das Programm der klinischen Phase-3-Studien abgeschlossen.<br />
Das Präparat enthält eine hoch gereinigte Form von oviner (aus Material<br />
von Schafen hergestellter) Hyaluronidase zur intravitrealen Injektion. Derzeit wird es<br />
von den US-Behörden für die Behandlung von <strong>Glaskörperblutung</strong>en geprüft.<br />
Hyaluronidase ist ein natürlich vorkommendes Enzym, das<br />
bestimmte Kohlenhydratmoleküle, so genannte Proteoglykane,<br />
verdaut. Solche Proteoglykane sind als Bindegewebe<br />
in verschiedenen Teilen des Körpers, unter anderem auch<br />
im Auge, zu finden. Nach Injektion in den Glaskörper baut<br />
die Hyaluronidase die Proteoglykanmatrix ab und verflüssigt<br />
dadurch die Glaskörperflüssigkeit. Man nimmt außerdem<br />
an, dass dies auch zur Ablösung der Glaskörperflüssigkeit<br />
von der Retina führt.<br />
Langzeitperspektiven<br />
Die Behandlung von <strong>Glaskörperblutung</strong>en ist ein noch<br />
ungelöstes medizinisches Problem. Da die Prävalenz in<br />
etwa der Häufigkeit der zugrunde liegenden Krankheiten<br />
wie z.B. Diabetes entspricht, wird die Forschung in Zukunft<br />
nach Faktoren suchen, die die proliferative diabetische Retinopathie<br />
begünstigen. Die Hauptansatzpunkte werden Wachstumshormone und IGF-<br />
1 sein. Die Prävalenz der <strong>Glaskörperblutung</strong> lässt sich möglicherweise durch eine bessere<br />
Behandlung anderer Grundleiden, wie z.B. Bluthochdruckkrisen und der Leukämie,<br />
noch weiter senken.<br />
Es liegen erste klinische Ergebnisse zur Verminderung der Blutungen und Erhaltung<br />
des Sehvermögens durch die Behandlung mit einem lang wirksamen Somatostatin-<br />
Analogon bei Diabetikern mit <strong>for</strong>tgeschrittenem Stadium von proliferativer diabetischer<br />
Retinopathie vor. Nach dreijähriger Behandlung war die Inzidenz von <strong>Glaskörperblutung</strong>en<br />
und die Notwendigkeit von Operationen bei den behandelten Patienten<br />
signifikant geringer als in der Gruppe, die ein Placebo erhielt.<br />
HAFTUNGSABLEHNUNGSERKLÄRUNG<br />
EFPIA hat alle angemessenen Anstrengungen unternommen, um akkurate und aktuelle In<strong>for</strong>mationen in dieser PDF<br />
zur Verfügung zu stellen, wobei keine Garantie für Vollständigkeit oder Richtigkeit übernommen werden kann. Im Falle<br />
spezifischer Fragestellungen oder Problemfälle sollten sie zusätzlich zu den in dieser PDF veröffentlichten<br />
In<strong>for</strong>mationen/Materien einen Arzt oder Apotheker zu Rate ziehen.<br />
Dieser PDF "Medikamente für Menschen" wird unter der Voraussetzung zur Verfügung gestellt, dass kein Teil der<br />
Veröffentlichung inklusive der Abbildungen ohne vorherige Absprache mit und Zustimmung durch den Europäischen<br />
Verband der Pharmazeutischen Industrien und Verbände (EFPIA) kopiert oder entnommen werden kann. In keinem<br />
Falle kann das Material für werbliche Zwecke verwendet werden.<br />
Redaktion: Dr. Robert Geursen (Herausgeber), Peter Heer, Bill Kirkness, Philippe Loewenstein, Steve Mees,<br />
Dr. Jean-Marie Muschart, Marie-Claire Pickaert (Koordinator).<br />
Bilder: ABPI, Allergan, AstraZeneca, EFPIA/Lander Loeckx, Damian Foundation, Galderma, Hilaire Pletinckx, Roche,<br />
sanofi-aventis; Design und Produktion: Megaluna+Triumviraat<br />
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