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Gelungene Premiere auf dem Marktplatz:<br />
Schäfflertänzer bestehen mit Bravour<br />
Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche – Bewegende Predigt von Stadtpfarrer<br />
Lehner – Erste Aufführung vor dem Rathaus<br />
Bei trockenem Wetter erlebte die Schäfflertanzgruppe<br />
<strong>des</strong> <strong>TSV</strong> bei ihrem ersten Auftritt am 9. Januar vor<br />
dem Rathaus eine gelungene Premiere. Schnell tanzten<br />
sich die jungen Schäffler in die Herzen der vielen<br />
Zuschauer, die die fehlerlose Darbietung der einzelnen<br />
Figuren zu der Melodie „Aba heit is koit ...“ mit<br />
reichlich Applaus quittierten.<br />
Stadtpfarrer Alois Lehner hatte die Aktiven zuvor<br />
beim Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche darum gebeten,<br />
sie mögen die Menschen mit ihrem Tanz ermutigen<br />
und Lebensfreude verbreiten. „Es gibt eine Zeit<br />
für die Klage und eine Zeit für den Tanz“. Heute träfen<br />
diese Worte aus dem Buch Kohelet mehr denn je<br />
zu, konnte Alois Lehner in seiner Predigt nicht an der<br />
To<strong>des</strong>welle in Südostasien vorbeigehen. Familien<br />
seien auseinander gerissen, Fischer um ihre Existenz<br />
gebracht, der sonnige Urlaub am Strand zum Horrorszenario<br />
geworden. „Die Naturgewalten haben uns<br />
zu Winzlingen degradiert, haben uns vor Augen geführt,<br />
in welcher Welt wir leben: voller Schmerz und<br />
Leiden, voller Tod und Krankheit.“ Dies sei schon immer<br />
so gewesen, aber die Flutwelle habe diese Wahrheit<br />
wieder in unser Bewusstsein gerückt. Der Geistliche<br />
fand schnell die Parallelle zum aktuellen Anlass:<br />
„Seinerzeit, als der Schäfflertanz kreiert wurde, hatte<br />
die Pest eine Schleifspur <strong>des</strong> To<strong>des</strong> durch unsere<br />
Städte gezogen. Die Menschen haben vor Angst gezittert<br />
und sich in ihre Löcher verkrochen.“ Es sei eine<br />
Zeit der Klage ohne Unterlass gewesen, aber nach jeder<br />
Katastrophe müsse der Mensch den Kopf erheben,<br />
neuen Mut fassen und einen neuen Anfang wagen.<br />
Die Schäffler hätten damals ihren Obulus beigetragen,<br />
die Menschen herausgelockt mit ihrem Tanz,<br />
aus der Angst befreit und Zuversicht verbreitet. „Sie<br />
haben Menschen wieder zusammengeführt, das war<br />
und ist das Entscheidende.“<br />
22<br />
Es gebe Schicksale, die könne man nur gemeinsam<br />
schultern. Dies spürten die Leute auch heute, fanden<br />
sich zu einer weltweiten Solidarität zusammen, die in<br />
dieser Größenordnung einmalig ist. Des Stadtpfarrers<br />
flehentliche Bitte ist: „Könnten wir doch für alle<br />
Zukunft daraus etwas lernen. Aber dann müssen wir<br />
jeden Fundamentalismus abschaffen und der Überheblichkeit<br />
der Macht den Garaus machen. Dann<br />
müssen wir den Menschen in seiner Würde in den<br />
Mittelpunkt stellen und Respekt einfordern für die jeweilige<br />
Kultur und Religion eines Volkes.“<br />
Klagen hört Lehner auch vor Ort: Senioren bangen<br />
um ihre Rente, Kranken fehlt das Geld zum Zuzahlen,<br />
junge Leute bangen trotz guter Ausbilung um ihren<br />
Beruf. Auch in <strong>Mainburg</strong> gebe es Entwicklungen, die<br />
Sorge bereiten. „Gott sei Dank ist heuer Schäfflerjahr<br />
- wenn auch ein kurzes. Vielleicht gelingt es Euch,<br />
mehr unter eine ,Laube’ zu bekommen. An Toleranz<br />
sollte es uns nicht fehlen, aber auch wir fordern Respekt<br />
vor dem, was seit Jahrhunderten hier gewachsen<br />
ist an Brauch und Sitte, an Kultur und Religion vor<br />
den Grundsätzen, die unser Volk zusammenhält.“