Dominik Dreiner: Südwestmetall Heilbronn ... - TTC Technology
Dominik Dreiner: Südwestmetall Heilbronn ... - TTC Technology
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AUSGABE 50<br />
AUSGABE 50<br />
JAN –MÄRZ 2005<br />
D EUR 9, 90<br />
A EUR 10, 5 0<br />
01-03<br />
Zeitschrift für Architektur und Technik<br />
<strong>Dominik</strong> <strong>Dreiner</strong>: <strong>Südwestmetall</strong> <strong>Heilbronn</strong> / Gatermann + Schossig:<br />
Stadtwerke Bochum / Léon Wohlhage Wernik: Schwabengalerie-Stg.
Stadtwerke Bochum:<br />
Raumluft mit System<br />
Die Firma <strong>TTC</strong> Timmler <strong>Technology</strong><br />
GmbH, mit Sitz in Rheinbach/NRW, setzte<br />
ihre Branchen-Kompetenzen bis Ende<br />
2004 in der Umsetzung eines energieeffizienten<br />
Raumluftsystems für den Neubau<br />
des Verwaltungsgebäudes der Stadtwerke<br />
Bochum ein.<br />
Die Generalplanung des Bauvorhabens<br />
führte das Kölner Architekturbüro Gatermann<br />
& Schossig durch (siehe auch Beitrag<br />
ab S. 34 dieser Ausgabe). Die Firma<br />
<strong>TTC</strong> verfügt über eine abgerundete Palette<br />
von Unterflurgerätelösungen sowie<br />
designorientierter Rostabdeckungen.<br />
Das Gebäude erfüllt die Anforderungen<br />
an den konstruktiven Wärmeschutz im<br />
Niedrigenergiestandard und wird vom<br />
Grundsatz her dank einer Glasfassade<br />
mit Klappflügeln natürlich be- und entlüftet.<br />
Das sehr gute thermische Verhalten<br />
der Fassade durch einen erhöhten Wärmedämmwert<br />
der Fassadenelemente<br />
und einen effektiven Sonnenwärmeschutz<br />
in Form von innenliegenden Speziallamellen<br />
ermöglichen sehr niedrige<br />
Kühl- und Wärmelasten. Durch <strong>TTC</strong> integriert<br />
wurde ein dezentrales Raumluftsystem,<br />
bei dessen konstruktiven Details<br />
die Kompatibilität der Heiz- und Kühlgeräte<br />
untereinander zu berücksichtigen<br />
war. Ebenso bestand die Herausforderung,<br />
diese flexibel an die baulichen<br />
Gegebenheiten wie Säulenumläufe und<br />
Gehrungsecken des Gebäudes anzupassen.<br />
Bodenkanalkonvektoren, Bodeninduktionsgeräte<br />
und Bodenquellluftwannen<br />
wurden in Hinblick auf die Anordnung<br />
und Baubreite passgenau konzipiert.<br />
Damit wurde erreicht, dass eine gleiche<br />
Optik bei der Rostabdeckung für ein<br />
homogenes Erscheinungsbild sorgt. Mit<br />
dieser Art von Unterflursystem bietet sich<br />
den Nutzern die Möglichkeit, bedarfsorientiert<br />
und energetisch optimiert zu heizen,<br />
kühlen und zu lüften und zugleich<br />
ästhetisch dem vorgegebenen Ambiente<br />
gerecht zu werden.<br />
Für mehr Informationen:<br />
www.ttc.ag<br />
Detailschnitte Bodenanschluss Kantinenfassade. Arch.: Gatermann + Schossig, Köln<br />
Ansicht Verlauf Bodenkanal<br />
im Obergeschoss Neubau<br />
Stadtwerke Bochum.<br />
Detailansichten Bereich Kantine.<br />
81
34<br />
Neubau Stadtwerke Bochum:<br />
Selbstbewusst<br />
Die Städte im Ruhrgebiet manifestieren ihre Position als Zentren einer modernen Dienstleistungsgesellschaft.<br />
Waren es einst Kühl- und Fördertürme, die identitätsstiftend die Stadtbilder<br />
im so genannten Pott prägten, sind es heute zunehmend Museen, Theater und Bürogebäude.<br />
Der Neubau für die Stadtwerke in Bochum wirkt elegant, selbstbewusst und verfügt über<br />
zukunftsweisende Gebäudetechnik, die in der so genannten Integralfassade ihren sichtbaren<br />
Ausdruck findet. FD<br />
Ansicht Scharnhorststraße Lageplan<br />
Gebäudetechnik Seite 42
Fotos: Fotodesign Staubach, Wiesbaden<br />
Fotos: Fotodesign Staubach, Wiesbaden
Fotos: Fotodesign Staubach, Wiesbaden
Schnitt Perspektive<br />
Grundriss 4. Obergeschoss Grundriss 5. Obergeschoss<br />
Grundriss Erdgeschoss<br />
Grundriss 2. Obergeschoss<br />
37
Bauherr<br />
Stadtwerke Bochum<br />
GmbH<br />
Generalplaner<br />
Gatermann + Schossig<br />
Architekten<br />
Generalplaner<br />
Richartsstr. 10<br />
50667 Köln<br />
Projektleitung:<br />
Marc Gatzweiler<br />
Mitarbeiter:<br />
Karin Geißler<br />
Regina Donner<br />
Alexander Stehling<br />
Andreas Geest<br />
Jens Kauder<br />
Subplaner<br />
TGA: Weber & Partner<br />
Statik: Horz + Ladewig<br />
Freiraumplanung:<br />
Büro Schümmelfeder<br />
Bauphysik: DS-Plan<br />
Standort<br />
Ostring 28<br />
44787 Bochum<br />
Städtebau<br />
Der Standort des Neubaus für die Stadtwerke Bochum wird bestimmt<br />
durch eine innerstädtische Lage am Ostring in unmittelbarer Nähe zum<br />
Hauptbahnhof. Die direkte Umgebung ist vorrangig durch Solitärbauten<br />
bestimmt. Der Weilenbrink wird einseitig von Wohnbauten flankiert. Das<br />
Gelände umfaßt insgesamt ca. 5200 qm Fläche (inkl. Fläche Bestandsbau)<br />
und ist zur Arndtstraße hin leicht abschüssig. Der westliche fünfgeschossige<br />
Backsteinbau der kaufmännischen Schule bleibt erhalten<br />
und wurde saniert. Der Neubau stellt eine Symbiose aus flankierender<br />
fünfgeschossigen Randbebauung mit überdachtem Innenhof (Atrium)<br />
und einem 16-geschossigem Turm dar. Die Leitidee des Entwurfes<br />
besteht in dem Gedanken, die Reihung der markanten hohen Gebäude<br />
entlang des Ostrings sinnfällig zu ergänzen. Den Auftakt der Akzentuierung<br />
des Ostrings bilden zwei benachbarte Hoteltürme.<br />
Die vordere Gebäudekante nimmt die Flucht der Blockrandbebauung<br />
des Ostwalls auf. Die Gebäudebreite orientiert sich an der Maßstäblichkeit<br />
des westlichen gelegenen Bestandsbaus.<br />
Bürowelt<br />
Die Grundrisskonfiguration offeriert die Möglichkeit, die verschiedensten<br />
Office-Anordnungen zu realisieren.<br />
Realisiert wurde eine Kombination aus Einzelbüros mit Standardgrößen<br />
an den Aussenfassaden, welche mit leichten Trennwänden voneinander<br />
abgetrennt werden und offenen Kombibüros mit frei eingestellten<br />
Möbellandschaften, welche sich nach innen zum Atrium hin orientieren.<br />
Geschossweise werden so genannte meeting-points angeordnet. Der<br />
Meeting-point stellt als Kombimöbel mit Pantry-Küche eine zeitgemäße<br />
Interpretation der klassischen Teeküche dar; einen Ort der Begegnung<br />
und des Austauschs.<br />
Eigennutzung - Fremdvermietung<br />
Obwohl das Gebäude heute komplett von den Stadtwerken Bochum<br />
genutzt wird, wurden schon beim Entwurf Szenarien einer späteren<br />
Teilvermietung berücksichtigt. Das Gebäude verfügt über drei getrennt<br />
voneinander liegende Außenzugänge inklusive Treppenhäuser mit Aufzügen.<br />
Die Geschosseinteilung offeriert die Möglichkeit, die verschiedensten<br />
Varianten für eine Fremdvermietung zu realisieren. Die modulare<br />
Grundrisskonfiguration reagiert dynamisch auf zukünftige Veränderungen<br />
des Flächenbedarfs.<br />
Entwurf - Identität<br />
Der Neubau ist ein signifikantes Ensemble, gelegen an einem sehr<br />
urbanen Ort in der City Bochums.<br />
Der Öffentlichkeitswert ist hoch. Das Gebäude vermittelt durch seine<br />
massive Sockelausbildung und seine modulare Glasfassade Solidität<br />
und Dauerhaftigkeit. Es vermittelt Identität und Identifikation mit einem<br />
modernen, aufgeschlossenen Unternehmen, sowohl für die Mitarbeiter<br />
als auch für die Kunden.<br />
Eine sechsgeschossige volltransparente Hauptfassade am Ostring<br />
akzentuiert den Eingang, wirkt einladend und sorgt für eine gute Orientierung.<br />
Die Transparenz symbolisiert Offenheit und Modernität. Im<br />
Inneren überrascht ein Atrium mit großzügiger Höhe und viel Helligkeit.<br />
Die seitlichen Flügel dienen zum Teil der offenen Kundenbetreuung und<br />
zum Teil einer zukünftigen Fremdvermietung.<br />
Der freie Grundriss schafft ein Höchstmaß an Flexibilität für viele Arten<br />
von Event-Nutzungen (Vorträge, Kino, Ausstellungen...). Die frei eingestellte<br />
zylindrische Form beinhaltet die Cantina, welche sich zu einem<br />
attraktiven, halböffentlichen Aussenraum (Terrasse, Wasserwand) hin<br />
öffnet.<br />
Galerie<br />
Herzstück der Galerie ist die Bar, die für Veranstaltungen genutzt werden<br />
kann. Sie wird flankiert von großzügigen Loungebereich wo mehrere<br />
Sofas zum Verweilen einladen. Wer den Dialog sucht ist sicherlich an<br />
der Bar und an einem der Stehtische gut aufgehoben. Am Abend kann<br />
die Galerie durch Lichtinszenierung der Stehlenleuchten illuminiert werden,<br />
wodurch ein Wechselspiel zu den im Foyer aufgestellten Lichtwänden<br />
entsteht.<br />
Materialien<br />
Die Fassade ist als Vorhangkonstruktion konzipiert. Die beiden Sockelgeschosse<br />
sind mit schwarzem Granit verkleidet. Die tiefliegenden aufrechten<br />
Fensterelemente schaffen Massivität und Plastizität im Sockelbereich.<br />
In der zweiten Ebene wechselt der Fassadentyp. Die gewählte Pfosten-Riegel-Konstruktion<br />
(Integral Fassade) hat sehr geringe Profilstärken,<br />
um möglichst filigran zu wirken. Die Fassade besticht durch den<br />
lebhaften Wechsel von transparenten und dunkel emaillierten Glaselementen.<br />
Die Aufteilung und Funktion der Felder findet ihre Begründung<br />
in den funktionalen Anforderungen des Energiekonzepts (Klappen für<br />
Nachtauskühlung).<br />
Die sechsgeschossige Eingangsfassade wird in gleicher Weise jedoch<br />
vollflächig transparent ausgebildet.<br />
Die Innenfassaden des Forums unterliegen ebenfalls der gleichen<br />
Modulordnung, werden jedoch gänzlich different interpretiert. Die Brüstungselemente<br />
sind mit gelochten Akustik-Paneelen verkleidet, welche<br />
zur Behaglichkeit und Privatsphäre innerhalb des Atriums beitragen.<br />
Die Fensterschiebeelemente werden motorisch betrieben und lassen<br />
sich individuell einseitig öffnen.<br />
Tragwerk<br />
Das sechs- bis 16-geschossige Verwaltungsgebäude plus der Untergeschosse<br />
ist, den nutzungstechnischen und wirtschaftlichen Anforderungen<br />
entsprechend, in konventioneller Ortbetonbauweise ausgeführt.<br />
Aus statischen und konstruktiven Gründen wurde das Gebäude bei<br />
Grundrißabmessungen von 55 x 50 m fugenlos konzipiert.<br />
Durch die 28 bzw. 26 cm dicken Flachdecken bei einem wirtschaftlichen<br />
Stützenraster von 5,20 bis 7,80 m wird ein Höchstmaß an Flexibilität<br />
bezüglich der Raumaufteilung und der Installationsführung erreicht.<br />
Der geringe Schalungsaufwand durch fehlende Unterzüge reduzierte<br />
zudem die Rohbauzeit.<br />
Die Aussteifung der Skelettkonstruktion wird im wesentlichen durch die<br />
drei Treppenhaus-/Aufzugskerne sichergestellt.<br />
Die klar gegliederte, modular aufgebaute Tragwerkskonzeption kommt<br />
ohne Abfangungsmaßnahmen aus und erfüllt ohne weitere Verkleidungsmaßnahmen<br />
den erforderlichen baulichen Brandschutz.<br />
Für den Innenhof wurde eine Überdachung mit einer filigranen Stahl-<br />
Glas-Konstruktion vorgesehen. Diese besteht aus einem ebenen Stahl-
Fotos: Gatermann + Schossig<br />
trägerrostsystem mit kreuzweiser Unterspannung. Das System ermöglicht<br />
eine sehr leichte, transparente und wirtschaftliche Ausführung. Die<br />
Höhe der Unterspannung misst ca. 2,50 m.<br />
Gemäß Baugrundgutachten werden die Bauwerkslasten über Pfahlgründung<br />
in den tragfähigen Baugrund eingeleitet. Das Gebäude ruht<br />
auf 135 Bohrpfählen.<br />
Sonnen- und Blendschutz<br />
Der Bedarf an Sonnenschutzmaßnahmen an den Glasfassaden wurde<br />
mit Hilfe einer Computersimulation ermittelt. Grundlage hierfür war die<br />
Berechnung der Sonnenstände an drei maßgeblichen Jahrestagen<br />
(21.03. / 21.06. / 21.09. / 21.12.). Das Ergebnis der Simulation bildete<br />
die Grundlage für eine differenzierte Auslegung des Sonnen- bzw.<br />
Blendschutzes.<br />
Die Auswertung zeigte, dass auf der Südseite vollflächig ein Sonnenschutz<br />
zum Einsatz kommen muß, wohingegen die Ost- bzw. Westfassade<br />
lediglich oberhalb des 1. OG´s Schutzmaßnahmen benötigt.<br />
Auf der Nordseite konnte gänzlich auf einen Sonnenschutz verzichtet<br />
werden.<br />
Als Sonnenschutz wird eine Kombination aus beweglichen und starren<br />
Retro-Lamellen aus Aluminium (System Köster) eingesetzt, welche<br />
über einen hervorragenden G-Wert (0,10 - 0,15) verfügen. Die Lüftungsklappen<br />
werden mit Licht lenkenden, im Scheibenzwischenraum<br />
liegenden Lamellen ausgestattet. Die vorgehängten Lamellen können<br />
individuell an die persönlichen Bedürfnisse angepasst werden. Das<br />
System hat den Vorteil, nicht den äußeren Witterungseinflüssen ausgesetzt<br />
zu sein und ist somit in großem Maße wartungsfreundlich.<br />
Das innenliegende Forum erhielt im horizontalen Dachbereich eine Isolierverglasung.<br />
Die verglasten Innenfassaden der Ebenen 2 bis 5 sind<br />
an der Nordseite mit einem innenliegenden Blendschutz ausgestattet.<br />
Bei den zu den anderen Himmelsrichtungen orientierten Flächen<br />
kommt die Retrolamelle zum Einsatz.<br />
Energiekonzept - Ökologie<br />
Das Gebäude erfüllt die Anforderungen an den konstruktiven Wärmeschutz<br />
im Niedrigenergiestandard. Als modernes, zukunftsorientiertes<br />
Haus wird der Einsatz von Klimatechnik auf ein sinnvolles Maß<br />
beschränkt. Das Gebäude wird vom Grundsatz her natürlich be- und<br />
entlüftet (Glasfassade mit Klappflügeln). Das sehr gute thermische Verhalten<br />
der Fassade durch einen erhöhten Wärmedämmwert der Fassadenelemente<br />
und einen effektiven Sonnenwärmeschutz in Form von<br />
innenliegenden Speziallamellen, ermöglicht sehr niedrige Kühl- und<br />
Wärmelasten.<br />
Die horizontale Dachverglasung des innenliegenden Forums ist dunkel<br />
eingefärbt. Die vertikalen Anschlüsse sind mit hochtransparenten Isoliergläsern<br />
mit Lüftungsklappen ausgestattet. Diese Maßnahme trägt zu<br />
einem verbesserten Klimahaushalt bei und ermöglicht einen deutlich<br />
höheren Nutzungskomfort. Über die Basisauslegung hinaus ist auch<br />
der Einsatz einer Öko-Komfortausstattung möglich. Hier ist zunächst<br />
die kontrollierte Be- und Entlüftung zu betrachten, die unter bestimmten<br />
äußeren Randbedingungen den Wärme-/Kältehaushalt und die<br />
Lufthygiene verbessert. Der zusätzliche Einsatz eines Doppelbodensystems<br />
in Verbindung mit einer fassadenintegrierten Raumgrundbeleuchtung<br />
ermöglicht optimal flexible Büronutzungen.<br />
Um das Gebäude im Sommer zu kühlen, wurden die ca. 30 m langen<br />
Bohrpfähle, auf denen das Gebäude ruht, mit einem Wasserkreislauf<br />
versehen, um die konstante Temperatur im Erdreich von etwa 10 C° zu<br />
nutzen und so die technischen Aufwendungen für Klimatechnik zu<br />
minimieren.<br />
Gebäudetechnik allgemein<br />
Ein intelligentes zeitgemäßes Energiekonzept schafft die Voraussetzung,<br />
auf zukünftige Energieverknappung und -verteuerung reagieren<br />
zu können. Durch einen verbesserten Wärmeschutz erreichen die konstruktiven<br />
und technischen Maßnahmen neben der Reduzierung des<br />
Heizwärmebedarfs auch eine deutliche Reduzierung der unkontrollierten<br />
Aufheizung. Das System der Nachtauskühlung funktioniert über die<br />
nächtens motorisch aufklappbaren “Fassaden-Kiemen” bzw. die Klappen<br />
im Glasdach des Atriums.<br />
Die Primärluft wird in den Fluren unterhalb der Decke verteilt und über<br />
ein Gitter über der Glastrennwand eingebracht. Zusätzlich befindet sich<br />
noch ein Heiz-/Kühlelement in jeder zweiten Rasterachse in der Decke,<br />
welches flächenbündig eingelassen ist. Der Heiz- und Kühlbetrieb wird<br />
im Change Over betrieben. Das System wird bis zur gesetzlichen Heizgrenze<br />
von 15° C mit Warmwasser versorgt. Ab einer Außentemperatur<br />
von ca. 22° C wird das System mit Kaltwasser beaufschlagt. Die<br />
Umschaltung erfolgt himmelsrichtungsabhängig.<br />
Die Heizenergie wird über einen Fernwärmeanschluss bezogen. Der<br />
erforderliche Wärmebedarf wird mit statischen Heizkörpern und über<br />
die Lüftungsanlage eingebracht.<br />
Lichtwand<br />
Im Bereich der Treppenhaustürme des Mantelgebäudes sind zum Atrium<br />
hin ab dem 1. OG Lichtwände installiert, welche in Zusammenarbeit<br />
mit der Firma Zumtobel Staff entwickelt wurden. Die Wände bestehen<br />
aus 36 rechteckigen Kuben, welche durch eine intelligente<br />
Steuerelektronik individuell angesteuert werden. Durch Kombination<br />
von roten, grünen, und blauen Lichtstrahlern können alle Lichtfarben<br />
wiedergegeben werden. Die Farben der einzelnen Elemente können so<br />
sanft wechseln, dass die Veränderung durch den Betrachter nicht<br />
wahrgenommen wird. Es können verschiedene Lichtszenarien verwendet<br />
werden; so könne Programme für die Jahreszeiten, Feste und<br />
besondere Anlässe erstellt werden.<br />
Winterlicher Wärmeschutz<br />
Der Nachweis des winterlichen Wärmeschutzes wurde sowohl nach<br />
der Wärmeschutzverordnung 1995 als auch nach der Energieeinsparverordnung<br />
2002 geführt. Die Berechungen haben ergeben, dass die<br />
Anforderungen an den baulichen Wärmeschutz (spezifischer Transmissionswärmebedarf)<br />
gemäß der Energieeinsparverordnung um ca. 45<br />
Prozent unterschritten werden. Die Anforderung an den Jahresprimärenergiebedarf,<br />
der neben dem baulichen Wärmeschutz auch noch die<br />
zum Einsatz kommende Anlagentechnik berücksichtigt, wird bei diesem<br />
Bauvorhaben um ca. fünf Prozent unterschritten.<br />
Der Bedarf von flankierenden Dämmmaßnahmen (z. B. von Unterzügen<br />
in der Tiefgarage) wurde mit Hilfe einer dreidimensionalen Computersimulation<br />
ermittelt. Mit den Ergebnissen der Simulationen konnte ein<br />
wirtschaftliches Dämmkonzept des Gebäudes umgesetzt werden.<br />
39<br />
Gatermann + Schosssig zur Architektur<br />
des Neubaus für die Stadtwerke<br />
in Bochum<br />
Flächen<br />
HNF 10.090m²<br />
BGF 21.322m²<br />
BRI 68.273m³<br />
BGF oberirdisch 14.101m²<br />
BGF unterirdisch 6.470m²<br />
BRI oberirdisch 48.212m³<br />
BRI unterirdisch 20.061m³<br />
(BRI Glashalle 12.036m³)<br />
Stellpl. oberirdisch 15<br />
Stellpl. unterirdisch 157
40<br />
Viel Aufmerksamkeit und Sorgfalt wurde auf die öffentlichen Kundenbereiche des Gebäudes verwendet. Hier die Galerie mit Bar, das verglaste Atrium mit Lichtwand und eingestellter Kantine.<br />
Fotos: Fotodesign Staubach, Wiesbaden
Teilschnitt Fassade<br />
Schnitt Fassade/Flurzone<br />
Fotos: Gatermann + Schossig<br />
Tages- und Kunstlicht lenkende Elemente<br />
der Integralfassade und der Trennwände<br />
zu den Flurbereichen.
42 I Gebäudetechnik<br />
Udo Weber - Weber & Partner<br />
Ingenieurgesellschaft für technische Gesamtplanung<br />
zur Gebäudetechnik im Projekt<br />
Stadtwerke Bochum<br />
Für den Neubau Stadtwerke Bochum waren mehrere Projektentwicklungsstufen<br />
notwendig, um letztendlich die qualifizierte ausgeführte<br />
Lösung zu verwirklichen.<br />
Die Wettbewerbsidee<br />
Die Fassade stellt die Störgröße Nr. 1 in der Gebäudetechnik dar und<br />
ist somit eine Herausforderung für die Integration der gewerkespezifischen<br />
Aufgabenstellung. Die Fassade muss viele Kriterien erfüllen, über<br />
ihren ursprünglichen Zweck der Minimierung der Umwelteinflüsse hinaus.<br />
Neben dem großen Anspruch des Architekten an die Gestaltung kommen<br />
eine Vielzahl von weiteren Anforderungen hinzu. Sie muss technisch-bauphysikalischen<br />
Anforderungen genügen, Tageslicht und<br />
Belichtung, muss die Fassade optimal zur Verfügung stellen, ohne<br />
Blendwirkung. Die Fassade muss baurechtlichen Bedingungen, wie<br />
Vermeidung von Brandüberschlag genügen, solare Gewinne im Winter<br />
realisieren sowie eine wirksame Abschattung im Sommer zum ungewolltem<br />
Solareintrag entgegenwirken. Sie muss eine Kommunikation<br />
mit der Umwelt zulassen und sollte die Nutzung natürlicher Ressourcen<br />
ermöglichen, genauso wie es möglich sein muss durch den Nutzer<br />
individuell dessen Bedürfnissen entsprechend die Fassade zu öffnen<br />
oder zu schließen.<br />
Geringe Investitions- und Betriebskosten schließen die Anforderungen<br />
an die Fassade ab.<br />
Die Managementaufgabe dieser so schwierigen Integration besteht<br />
darin, allen Anforderungen gerecht zu werden.<br />
Wettbewerbsidee Konzeptweiterentwicklung<br />
Technische Daten der Wettbewerbsidee je Achse (ca. 8 m² bei einem<br />
Achsmaß von 1,35 m):<br />
- Induktionskonvektoren jede 2. Achse als schnellregulierende Anlageneinheit<br />
- Fassadenklappe in jeder 2. Achse unten und oben, wechselnd<br />
- Lichtlenkjalousie im Süden feststehend, Ost und West 2 Stellungen<br />
Installierte Kühlleistung:<br />
Betonkerntemperierung: 20 W/m²<br />
Induktionskonvektor: 21 W/m²<br />
Luftmenge pro Achse: 40 m³/h<br />
Heizleistung: Q trans 27 W/m²<br />
Q infilt 27 W/m²<br />
Q Gerät 500 W bei tR = 22° C<br />
Vorlauf / Rücklauf: 45/40° C<br />
Kühlwassertemperatur für<br />
Betonkerntemperierung: 16/18° C<br />
Induktionskonvektor: 15/18° C<br />
Regelkonzept für die<br />
Fassadenklappe Sommer t Raum > t Außenluft<br />
Klappe auf bis Auskühlgrenze<br />
von: t R = 20° C<br />
Freigabe über: Zeitprogramm<br />
außerhalb des v. g. Zeitkorridors: individuelle Steuerung der Klappen<br />
möglich, Fassadenklappe zur Nachtauskühlung zwingend notwendig<br />
(Juni/Juli/August).
Konzeptweiterentwicklung<br />
Technische Daten:<br />
Installierte Leistung<br />
Heizleistung: 350 W<br />
Fläche des Heizsegels: 8 m²<br />
Kühlleistung des Segels: 800 W (spezifische Kühlleistung 50<br />
W/m² bei tR = 26° C, twasser Vorlauf /<br />
Rücklauf = 15/18° C)<br />
Kühlleistung Primärluft: 105 W = 13 W/m²<br />
Gesamtkühlleistung: 63 W/m²<br />
Thermoflorheizleistung: 150 W (bezogen auf 2 Achsen)<br />
Fassadenklappe zur Nachtauskühlung nicht zwingend notwendig.<br />
Realisierung einer Hochtemperaturkühlung und<br />
Niedertemperaturheizung<br />
Gebäudedaten<br />
Kühlflächen: 3500 m 2<br />
Leistung Kühlfläche: 385 kW<br />
Abzuführende Kühllast<br />
lt. dynamischer Berechnung: 450 kW<br />
Anteil Primärluftanlage: 65 kW<br />
Entspeicherung nachts über Klappensteuerung<br />
Anlagedaten - Leistung Bohrpfahlaktivierung<br />
Kälte ohne Wärmepumpe: 255 kW<br />
Kälte mit Wärmepumpe: 340 kW<br />
Wärme mit Wärmepumpe: 320 kW<br />
Ökologische Betrachtung<br />
Ökologische Betrachtung der Bohrpfahlaktivierung mit Variantenvergleich.<br />
Theroretischer Energieverbrauch bezogen auf ein 3-Achsbüro<br />
mit Vergleich konventioneller Anlagen (Abb. rechts).<br />
Variante 1: Konventionelle Anlagen: Nur-Luft-Anlage als VVS-Anlage<br />
mit effizienter Wärmerückgewinnung, konventioneller Kälte- und Wärmeerzeugung<br />
Variante 2: Kühldecke mit Heizkörpern an der Fassade, konventionelle<br />
Erzeugung<br />
Variante 3: Kühldecke mit Heizkörpern, mit Bohrpfahlaktivierungskonzept<br />
Variante 4: Unsere Lösung.<br />
Zusammenfassung<br />
Ohne Komforteinbußen lassen sich moderne Gebäude wirtschaftlich<br />
realisieren, wenn es gelingt, die Fachkompetenzen zusammenzuführen.<br />
Das realisierte Projekt besticht durch:<br />
- Fassadengestaltung<br />
- Hohe Tageslichtanteile, dadurch geringe Energieanteile für Kunstlicht<br />
- Ökologisches Kühl-/Heizkonzept (3-Liter-Haus)<br />
- Thermophysiologischer Komfort<br />
- Flexibilität in der Grundausstattung (Anderung an der TGA ohne<br />
handwerkliche Arbeiten)<br />
- BUS-System<br />
- Hohe Lastabfuhr (Leistungsreserve)<br />
Hochtemperaturkühlung und Niedertemperaturheizung<br />
Theroretischer Energieverbrauch bezogen auf ein 3-Achsbüro mit Vergleich konventioneller Anlagen.<br />
43