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Aleksandr Grigor'evic Asmolov Tätigkeit und Einstellung Izdatel'stvo ...

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nennen kann. Der Sinn der Bezeichnungen „Situation“ oder „ganzheitliche Anordnung“ ist, so muß man<br />

annehmen, eine in der Biosphäre induzierte Lage. Es ist daher nicht verw<strong>und</strong>erlich, daß ein Organismus<br />

eine Aufgabe schon gelöst hat, bevor er sie in Form diverser Handlungen ausführt. Ebensowenig ist es<br />

verw<strong>und</strong>erlich, daß das sichtbare Verhalten des Organismus von der Biosphäre gesteuert werden muß ...<br />

(Uznadze 1925; zit. nach Šerozija 1969, 261).<br />

Der zitierte Abschnitt läßt keinen Zweifel daran, daß Uznadze den „Zustand der Situation“, in welchem<br />

einem Subjekt die vor ihm stehende Aufgabe als eine Gesamtanordnung gegeben ist, für die Basis<br />

der Zweckmäßigkeit <strong>und</strong> der entsprechenden Gerichtetheit des Verhaltens hält. Unbestreitbar ist<br />

auch ein zweiter Punkt: Die in der Situation repräsentierte Aufgabe, die ihrerseits das Tun des Organismus<br />

als Perspektive enthält, wird mit der Lebenstätigkeit gleichgesetzt. Die Situation aber – sie<br />

wird auf der folgenden Entwicklungsstufe von Uznadzes Theorie zur „<strong>Einstellung</strong>“ transformiert, wobei<br />

sie noch konkreter gefaßt wird – ist keineswegs mit der Lebenstätigkeit identisch!<br />

Später befaßte sich Uznadze nicht mehr intensiv mit dem Phänomen der Biosphäre <strong>und</strong> mit der<br />

„Biosphärenversion“ der Überwindung des Unmittelbarkeitspostulats. Aber gerade auf der eben beschriebenen<br />

Entwicklungsstufe der Ideen über die <strong>Einstellung</strong> kam es erstmals zur Überschneidung<br />

der Kategorien „Tätigkeit“ <strong>und</strong> „<strong>Einstellung</strong>“. Dabei war das Verhältnis so, daß die Kategorie der <strong>Einstellung</strong><br />

die Kategorie der Tätigkeit sozusagen verschlang. Auf dieses Verhältnis werden wir noch öfter<br />

zurückkommen.<br />

Analysiert man den Begriff „Situation“ in Uznadzes Theorie, so zeigt sich, daß mit ihm eine sich<br />

dem Subjekt stellende, aber noch nicht im Bewußtsein repräsentierte Aufgabe bezeichnet wird. Diese<br />

Aufgabe ist bereits in dem Sinne gelöst, als sie ihre Lösung als Möglichkeit impliziert, was bedeutet,<br />

daß sie die Basis für die freie Auswahl der folgenden Schritte <strong>und</strong> Reaktionen des Organismus abgibt,<br />

die Basis seines zielgerichteten selektiven Verhaltens.<br />

Die Objekte der bewußten Strebungen, alles, was das Bewußtsein uns schließlich geben kann, ist im wesentlichen<br />

schon im Subpsychischen repräsentiert. Der Unterschied besteht nur darin, daß es dort in nuce<br />

repräsentiert ist ... (Uznadze 1925; zit. nach Šerozija 1969, 261).<br />

In den zwanziger Jahren konnte die Idee, daß die Strebungen des Bewußtseins, d.h. das Ziel der<br />

Handlung, schon vor der Handlung im Subpsychischen repräsentiert seien – mithin die Ursache ihrer<br />

Wirkung folge – noch als lästerlich gelten <strong>und</strong> im Widerspruch zur materialistischen Auffassung vom<br />

Psychischen gesehen werden. Heute jedoch, nach dem Erscheinen der Arbeiten von N. Wiener, K.A.<br />

Bernštejn <strong>und</strong> P.K. Anochin, nimmt die Konzeption des Ziels einen festen Platz in der Verhaltenswissenschaft<br />

ein. Das Ziel wird vorgestellt als das Schlüsselmoment der Regulation, das die relative Stabilität<br />

<strong>und</strong> Gerichtetheit des Verhaltens im unablässig sich ändernden Strom der auf den Organismus<br />

einwirkenden Reize determiniert. Im Hinblick darauf hat man allen Gr<strong>und</strong>, Uznadze einen der Vorboten<br />

dieser Konzeptionen in der Psychologie zu nennen.<br />

Auf der Suche nach dem „Vermittlungsglied“ haben sich die Auffassungen von der <strong>Einstellung</strong> gebildet,<br />

Uznadzes „Aufgabe“ <strong>und</strong> der ganze Verlauf dieses Suchens erlauben die folgenden Schlußfolgerungen:<br />

Nach der Art, wie Uznadze die Aufgabe der Überwindung des Unmittelbarkeitspostulats<br />

gestellt <strong>und</strong> in verschiedenen Anläufen schon vor dem Beginn der experimentellen <strong>Einstellung</strong>sanalysen<br />

zu lösen versucht hat, kann man seine Auffassung auf der methodologischen Ebene allen sonst<br />

noch in der Psychologie existierenden Varianten der <strong>Einstellung</strong>skonzeption scharf entgegenstellen.<br />

Auf der methodologischen Ebene findet man gr<strong>und</strong>sätzlich keine Berechtigung für einen etwaigen<br />

Versuch, eine glatte Entwicklungslinie des <strong>Einstellung</strong>sproblems zu zeichnen, sagen wir, von Marbe’s<br />

psychophysischer <strong>Einstellung</strong>stheorie über Achs determinierende Tendenz, Tolman’s kognitive Erwartung<br />

oder Hebb's „set“ zur <strong>Einstellung</strong>stheorie von Uznadze (Kolbanovskij l955, Bžalava 1966).

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