16.01.2015 Aufrufe

Aleksandr Grigor'evic Asmolov Tätigkeit und Einstellung Izdatel'stvo ...

Aleksandr Grigor'evic Asmolov Tätigkeit und Einstellung Izdatel'stvo ...

Aleksandr Grigor'evic Asmolov Tätigkeit und Einstellung Izdatel'stvo ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

38<br />

den sind, bringen sie ihre Bedeutung in der Handlung <strong>und</strong> ihren Operationen zum Ausdruck; denn in<br />

diesem Fall hängt die Bewußtseinseinheit „Bedeutung“ von dem technisch-operationalen Aspekt der<br />

Tätigkeit ab. Die Wechselbeziehung der verschiedenen <strong>Einstellung</strong>sformen mit den objektiven Faktoren<br />

<strong>und</strong> den Strukturmomenten der Tätigkeit erlaubt die Annahme, daß die verschiedenen <strong>Einstellung</strong>sformen<br />

eine hierarchische Ebenenstruktur bilden. Entsprechend den objektiven Faktoren <strong>und</strong><br />

dem bei der Untersuchung der Tätigkeit auf dem Bewußtseinsniveau auffindbaren Inhalt unterscheiden<br />

wir vier Niveaus der <strong>Einstellung</strong>sregulation der menschlichen Tätigkeit: die Niveaus der Sinneinstellung,<br />

der Zieleinstellung, der operationalen <strong>Einstellung</strong> sowie das Niveau der psychophysiologischen<br />

Mechanismen. Letztere fungieren als Realisatoren, die eine <strong>Einstellung</strong> in der Tätigkeit realisieren.<br />

Diese Annahmen bilden das Hauptgerüst der Hypothese von der hierarchischen Ebenenstruktur<br />

der <strong>Einstellung</strong> als des psychologischen Mechanismus der Tätigkeitsstabilisation.<br />

Im folgenden werden die Niveaus der <strong>Einstellung</strong>sregulation der Tätigkeit <strong>und</strong> die wechselseitigen<br />

Beziehungen zwischen ihnen untersucht.<br />

Das Niveau der Sinneinstellung<br />

Das tonangebende Niveau der <strong>Einstellung</strong>sregulation der Tätigkeit ist das Niveau der Sinneinstellungen.<br />

Eine Sinneinstellung wird durch das Motiv einer Tätigkeit aktualisiert. Sie manifestiert einen persönlichen<br />

Sinn in der Weise einer Bereitschaft zum Vollzug einer Tätigkeit in einer bestimmten Richtung.<br />

Um eine plastischere Vorstellung von der Charakteristik der Sinneinstellung zu vermitteln, führen<br />

wir zuerst ein paar Episoden aus der Entstehungsgeschichte der Auffassungen von <strong>Einstellung</strong> <strong>und</strong><br />

Sinn an; sodann wollen wir auf der Basis von experimentellen Fakten darstellen, welchen Beitrag zur<br />

Tätigkeit dieses tonangebende Niveau der <strong>Einstellung</strong>sregulation leistet <strong>und</strong> welche Funktionen es in<br />

der Tätigkeit erfüllt.<br />

In der Geschichte der Psychologie haben sich die Wege von „<strong>Einstellung</strong>“ <strong>und</strong> „Sinn“ wiederholt<br />

gekreuzt. So etwa bei Binet, dessen Sinnkonzeption eine der scharfsinnigsten <strong>und</strong> subtilsten in der<br />

ganzen traditionellen Psychologie gewesen ist. Binet verstand unter Sinn eine keimhafte Handlung.<br />

Bei der Untersuchung der Denkprozesse kam er zu dem Schluß, daß die verbreitete Auffassung vom<br />

Denken als einem Aggregat von bildlichen Vorstellungen auf einem sensualistischen Vorurteil beruht,<br />

insofern sie das Vorkommen unanschaulicher psychischer Prozesse, etwa der Intentionen, welche Assoziationen<br />

auf Wirklichkeit beziehen, ignoriert. Die Intention eines Gedankens auf ein Realitätsobjekt<br />

außerhalb des Gedankens bildet nach Binet den Sinn der zugehörigen Assoziation. Und der Sinn ist<br />

seinem Inhalt nach eine Bereitschaft, eine Pose, eine Attitüde. Binet sagt:<br />

Eine geistige Bereitschaft erscheint mir ganz ähnlich wie eine physische Bereitschaft. Diese ist die Vorbereitung<br />

eines Aktes, die Skizze zu einer Handlung. Sie bleibt noch in uns <strong>und</strong> gibt sich durch die sie begleitenden<br />

subjektiven Gefühle zu erkennen. Angenommen, wir sind bereit anzugreifen. Der Angriff besteht<br />

nicht nur aus den tatsächlichen Bewegungen <strong>und</strong> Schlägen; zu ihm gehören auch gewisse neurale<br />

Vorgänge, die die Folge der Angriffsakte festlegen <strong>und</strong> generieren. Wenn wir nun die äußeren Effekte an<br />

den Muskeln eliminieren könnten, bliebe die Bereitschaft mit allen ihren neuralen <strong>und</strong> psychischen Voraussetzungen<br />

zum Angriff übrig, ohne daß der Angriff sich realisiert. Eine solche startbereite Angriffsgeste<br />

ist eine Bereitschaft (Attitüde). Sie ist eine motorische Angelegenheit, folglich zentrifugal gerichtet.<br />

Man kann, etwas übertreibend, sagen, daß das ganze psychische Leben vom Stocken der realen Bewegungen<br />

abhängt: Die tatsächlichen Bewegungen werden da durch Bewegungen im Raum der Möglichkeiten,<br />

durch Bereitschaften, ersetzt. (Binet, zit. nach Lange 1914, 61).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!