Im Mikrokosmos von Lebensmitteln - mcongressconsult.com
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<strong>Im</strong> <strong>Mikrokosmos</strong><br />
<strong>von</strong> <strong>Lebensmitteln</strong><br />
FEI-Forum in Bonn<br />
Th. Kützemeier, <strong>mcongressconsult</strong>.de<br />
2 Mio. Lebensmittelbedingte Infektionen in Deutschland bildeten den Anlass für FEI, sich Ende<br />
April in Bonn mit dem „<strong>Mikrokosmos</strong>“ in <strong>Lebensmitteln</strong> zu befassen (Foto: Kützemeier)<br />
„Geschätzte 2 Mio. Lebensmittelbedingte<br />
Infektionen in Deutschland<br />
pro Jahr und sechsstellige Schäden<br />
durch Verderb industriell hergestellter<br />
Lebensmittel zeigen einerseits das Potenzial<br />
für Verbesserungen, aber auch<br />
die Komplexität der Materie auf; hier<br />
ist ein interdisziplinärer Ansatz wichtig“,<br />
so der Mikrobiologe Prof. Siegfried<br />
Scherer, TUM, anlässlich der Eröffnung<br />
des 9. FEI Kooperationsforums im Bonner<br />
Universitätsclub am 27. April.<br />
Die regelmäßig aktualisierte Datenbank<br />
des Robert-Koch-Instituts (SURV.<br />
STAT@RKI) listet die meldepflichtigen<br />
Erkrankungen im Bundesgebiet auf.<br />
Die Lebensmittelüberwachung arbeitet<br />
mit den amtlichen Methoden, aber<br />
auch damit gibt es keine „Garantie“ auf<br />
bestätigbare Ergebnisse, weil die berüchtigte<br />
Nesterbildung zuweilen die<br />
Bestätigungsuntersuchung unmöglich<br />
macht, schränkte Dr. U. Messelhäußer<br />
vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit<br />
und Lebensmittelsicherheit<br />
ein. Forschungsbedarf sieht das Landesamt<br />
v. a. bei Schnellmethoden und<br />
kulturellen Verfahren, weil viele Keime<br />
nur sehr schwer anzuzüchten und zu<br />
vermehren sind.<br />
Schnellmethoden mit Kostensenkungspotenzial<br />
für die Milch- und Lebensmittelindustrie<br />
stehen auch im Vordergrund<br />
der InterLabTec, einer Mischung aus Kongress<br />
und Industrieausstellung zum Thema<br />
„Analytik in Labor und Produktion“<br />
am 24. und 25. März 2011 in München<br />
(<strong>mcongressconsult</strong>.de).<br />
Biocontrol<br />
Mit innovativen Methoden zur Biokonservierung,<br />
neuerdings als „Biocontrol“<br />
bezeichnet, befasst sich das DIL in Quakenbrück.<br />
<strong>Im</strong> Fokus steht die Forschung<br />
zu Bakteriozinen auf pflanzlicher Basis<br />
wie dem Eugenol und dem Zimtaldehyd.<br />
Diese Substanzen sind wegen ihrer<br />
Widerstandsfähigkeit gegen Hitze<br />
und Enzyme interessant; ihrem Einsatz<br />
sind allerdings wegen der Wechselwirkungen<br />
mit Zusatzstoffen, Temperaturund<br />
pH-Abhängigkeiten, Problemen<br />
der homogenen Verteilung und wegen<br />
der beschränkten Löslichkeit Grenzen<br />
gesetzt. Dr. C. Hertel demonstrierte<br />
den Forschungsbedarf: So hat Nisin in<br />
Verbindung mit Knoblauchextrakt L.<br />
monocytogenes um 0,4 log reduziert,<br />
mithin keine synergistische Wirkung<br />
gezeigt. Nisin in Kombination mit Hochdruckbehandlung<br />
führte jedoch zu einer<br />
6 log Reduktion <strong>von</strong> Clostridium botulinum.<br />
Eine hervorragende Wirkung<br />
wurde durch das Zusammenwirken <strong>von</strong><br />
Nisin und Gepulsten Elektrischen Feldern<br />
(PEF) erreicht. Hier kann man <strong>von</strong><br />
synergistischen Effekten sprechen, weil<br />
die Gesamtwirkung größer war als die<br />
Summe der jeweiligen Effekte in Alleinstellung.<br />
Biofilme<br />
Berüchtigt wegen ihrer Gefahren für die<br />
Sicherheit in der Fabrik, sind in jüngerer<br />
Zeit vor allem die Biofilme in den Mittelpunkt<br />
der Forschung gerückt. Innerhalb<br />
dieser Biofilme kommunizieren Einzeller<br />
mithilfe bestimmter Substanzen. Biofilme<br />
scheinen demnach eine Schutzfunktion<br />
für die Bakterienpopulation zu haben; allerdings<br />
scheinen die PEF eine stark reduzierende<br />
Wirkung auf die Biofilme zu haben,<br />
indem es zu einem enzymatischen<br />
05/10 molkerei-industrie.de<br />
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Abbau der Signalsubstanzen kommt. Bei<br />
Untersuchungen im DIL wurde festgestellt,<br />
dass Knoblauchextrakt die in den<br />
60er Jahren entdeckte und unter dem<br />
Namen Quorum Sensing bekannt gewordene<br />
Bakterien-Sprache bei Pseudomonas<br />
aeruginosa unterdrückt.<br />
Inaktivierung <strong>von</strong> Sporen<br />
Prof. Dr. Jörg Hinrichs, Universität Hohenheim,<br />
der unter anderem für seine Arbeiten<br />
zur Kinetik <strong>von</strong> Erhitzungsprozessen<br />
bekannt geworden ist, beschrieb methodische<br />
Herausforderungen zur Sporeninaktivierung<br />
im Batchverfahren gegenüber<br />
kontinuierlichen Verfahren: in mehreren<br />
Studien konnten Unterschiede in den Inaktivierungsparametern<br />
gezeigt werden,<br />
ohne dass es dafür schlüssige Erklärungen<br />
gibt. Zwar wurden keine signifikanten Unterschiede<br />
im z-Wert <strong>von</strong> B. cereus ermittelt,<br />
jedoch verlief die Inaktivierung im kontinuierlichen<br />
System schneller. Bisher wird über<br />
die Gründe nur spekuliert; in Betracht kommen<br />
Messungenauigkeiten bei Temperatur<br />
und Zeit, zusätzliche Druck- und Scherkräfte<br />
oder eine Aggregationsneigung der Sporen.<br />
In aktuellen Arbeiten der Arbeitsgruppe wird<br />
dieser Problematik intensiv nachgegangen,<br />
um angesichts der Risiken durch Sporen<br />
die Ursachen aufzuklären und damit die<br />
Prozesssicherheit für die Unternehmen zu<br />
erhöhen. Prof. Ulrich Kulozik ergänzte mit<br />
einer Warnung an die Industrie, bei den<br />
Verweilzeiten vor allem auf die minimalen<br />
Bereich zu fokussieren und nicht nur auf die<br />
mittlere Verweilzeit.<br />
Durchwachsen<br />
Am Weihenstephaner ZIEL arbeitet Kulozik<br />
an Abtrennverfahren für Mikroorgansimen<br />
und Viren. Bei den eingesetzten<br />
Membranverfahren kommt es immer<br />
wieder zum „Durchwachsen“ <strong>von</strong> Bakterien<br />
durch die Membran, was Fragen<br />
nach der Verformbarkeit und Größenveränderung<br />
<strong>von</strong> Bakterien aufwirft. Trotz<br />
größerer Liftkraft gegenüber der Schleppkraft<br />
kann es zu Ablagerungen kommen.<br />
Mit dem sogenannten „Wassertest“ der<br />
FDA ist bei Versuchen festgestellt worden,<br />
dass die Größe der Testkeine über<br />
die Zeit schrumpfte. <strong>Im</strong> Ergebnis sprach<br />
sich Kulozik für Forschungsvorhaben bei<br />
der Retention zur Variabilität <strong>von</strong> Mikroorganismen<br />
und Viren, ebenso wie zur<br />
Variabilität <strong>von</strong> Membraneigenschaften<br />
aus. Auch Wasser und Hilfsstoffe sollten<br />
behandelt werden.<br />
28 05/10 molkerei-industrie.de