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Heft 3 - Sauerländer Heimatbund e.V.

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<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Gefordert durch<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Der Ministerprasident<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

w^.<br />

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W^


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

^ ':v>'Vfrt'<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Nr.3 L 20232 F<br />

SAUERLAND<br />

Zeitsehrift des<br />

SauerlSnder<br />

September 1977 <strong>Heimatbund</strong>es


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

Wir sind Ihr Partner<br />

der maBgeblich an der<br />

wirtschaftlichen Entwicklung<br />

des Sauerlandes beteiligt ist;<br />

der finanzstark genug ist,<br />

um KreditwiJnsche aller<br />

GroBenordnungen erfiillen zu konnen;<br />

fiir den trotz dynamischer<br />

Entwicklung Service und personliche<br />

Beratung groB geschrieben wird.<br />

Bausparkasse Schwabisch Hall<br />

MEHRALS<br />

Mit dem dichtesten<br />

Bankstellennetz<br />

im Kreis OIpe<br />

und im Hochsauerlandkreis<br />

VOLKSBANKEN<br />

SPAR-UND DARLEHNSKASSEN<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

Der Griff<br />

in die Geschichte<br />

Erst die Hessen...<br />

Vor 175 Jahren (am Donnerstag,<br />

dem 8. September 1802) ruckle hes-<br />

sisches Militar—Kanonen mit bren-<br />

nenden Lunten voran — in Arns-<br />

berg ein und nahm in der damals<br />

nocli nicht ganz fertiggestellten<br />

(heutigen) Alien Regierung Quar-<br />

tier. Die Hessen liaben den Bau<br />

fertiggesteill und fiir sich nutzbar<br />

gemacht, so daB es dann, ab 1816,<br />

als das Herzoglum Westfalen an<br />

PreuSen fiel, Silz der ersten preu-<br />

Bischen Regierung bzw. Bezirl


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

Von Arnsberg<br />

erstaunlich<br />

schnell gelost:<br />

Stadt Balye,<br />

Mdrkischer Kreis<br />

Von Wilh. Kortenbusch<br />

1975 hat mit dem neuen Grenzzu-<br />

schnitt mit geanderter Kreiszuge-<br />

horigkeit das begonnen, was nun<br />

sicher fur eine gewisse Zeit als<br />

kommunale Wirklichkeit Bestand<br />

haben sollte. Von dem ehemaligen<br />

Amt Balve mit 13 500 Einwohnem<br />

auf 119 km2 bleibt die jetzige Stadt<br />

Balve nach Beschneidung zugunsten<br />

von Neuenrade und Menden mit<br />

10 800 Einwofinern bei 75 km^ Fla-<br />

cheninhalt ijbrig. Die ehemals selb-<br />

standigen Gemeinden Beckum, Eis-<br />

born, Volkringliausen und Garbeck,<br />

Langenholtlnausen und Mellen, sind<br />

Stadtteile.<br />

Die Losung von Arnsberg hat sich<br />

in erstaunlich schneller Weise voll-<br />

zogen. Politik und Verwaltung waren<br />

vom Alltag der dringenden Aufgaben<br />

gezwungen, sich schnell zu orien-<br />

tieren. Das konnte nicht anders er-<br />

wartet werden. DaB aber die kom-<br />

munale Neugliederung auch von<br />

halbstaatlichen Oder freien Verban-<br />

den so schnell wiirde nachvollzogen<br />

werden, hatte niemand erwartet. So<br />

stellen wir nach fast drei Jahren<br />

neuester Geschichte fast, daB der<br />

Wechsel von Arnsberg nach Lijden-<br />

scheid ziemlich eriedigt ist.<br />

Endlich eine StraBe<br />

DaB wir alte Probleme mitgenom-<br />

men und neue bekommen haben, ist<br />

nicht unbedingt der Neugliederung<br />

zuzuschreiben. Es darf aber nicht<br />

verschwiegen werden, daB mit dem<br />

Beginn der Diskussion um die Neu-<br />

gliederung viele Entscheidungen be-<br />

einfluBt waren von bevorstehender<br />

Operation. Schon das alte Amt Balve<br />

sah die Anbindung des Balver Rau-<br />

mes an das SchnellstraBennetz als<br />

dringende Aufgabe an. Strukturelle<br />

Schwachen die fortdauern, beruhen<br />

nicht allein auf der Tatsache, daB<br />

58<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Amtsdirektor Wilhelm Kortenbusch<br />

sich der Wandel von land- und forst-<br />

wirtschaftlicher Erwerbsstruktur zu<br />

mehr gewerblich-industriellen, bei<br />

uns langsam vollzog, sondern nicht<br />

zuletzt auf einer schlechten Bezie-<br />

hung zum groBen Verkehrsnetz. Hier<br />

Abhilfe zu schaffen, ist eine alte<br />

Sorge. Das Honnetal — Attraktion<br />

Burgermeister Paul Lubke<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

und Beschwernis zugleich — laBt<br />

sich nicht ausbauen und ist fur<br />

weiteren Verkehr nicht aufnahme-<br />

fahig. Der Ausweg ist schon lange<br />

in der Diskussion. Er sollte und<br />

soli als neue KreisstraBe von Gar-<br />

beck ijber Leveringhausen nach Iser-<br />

lohn fijhren. Nach 10-jahriger, von<br />

der Neuordnung gelahmter Diskus-<br />

sion, kann die K 11 nach soeben<br />

erfolgter behordlicher Abstimmung<br />

in die Planfeststellung gehen und<br />

danach bald verwirklicht werden.<br />

Die Stadt Balve kann sich freuen,<br />

fiir dieses Projekt beim Markischen<br />

Kreis schon sehr schnell offene Oh-<br />

ren und offene Hande gefunden zu<br />

haben. Die StraBe wird sicher auch<br />

ihre Bedeutung fiir die Stadt Sun-<br />

dern und fCir weitereTeile des Hoch-<br />

sauerlandkreises haben.<br />

Protest und Verkehrsverbund<br />

Die Plane der Bundesbahn zur<br />

Verlegung des Personenverkehrs auf<br />

die StraBe (B 515) bedeuten uner-<br />

traglichen Verkehrszuwachs im Hon-<br />

netal. Taufrisch ist die Resolution<br />

des Rates der Stadt an die Adres-<br />

sen von Ministern und Landes- wie<br />

Bundes-Politikern. Diese Resolution<br />

stellt die Forderung, daB die Bahn<br />

ihre Absicht nicht verwirklichen darf,<br />

bevor nicht StraBen tatsachlich zur<br />

Verfijgung stehen, die der zusatz-<br />

lichen Anforderung gewachsen sind.<br />

Im offentlichen Nahverkehr haben<br />

wir soeben die aussichtsreiche Zu-<br />

sage erhalten, daB die verschiede-<br />

nen Linienkonzessionare noch in<br />

diesem Jahr den Verkehrsverbund<br />

verwirklichen. Damit dijrfte der Inte-<br />

gration von Linien- und Schulbus-<br />

verkehr sowie der Verbesserung<br />

des internen und externen Buslinien-<br />

netzes nichts mehr im Wege ste-<br />

hen.<br />

Schulzentrum<br />

Das Amt Balve hatte Mitte der<br />

60er Jahre begonnen, durch Einrich-<br />

tung einer Realschule — und spater<br />

Hauptschule — die Ausbildungs-<br />

chancen der Jugend entscheidend<br />

zu verbessern. Am Ende der ge-<br />

meinsamen Bemuhungen der Ge-<br />

meinden steht heute das Schulzen-<br />

trum fCir beide Einrichtungen, eine


-^^""^^<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

Dreifachturnhalle sowie Theateraula<br />

mit 500 Platzen bereit. Die hier auf-<br />

gewandten ca. 15 Millionen belasten<br />

die Stadt Balve sehr und sind mit-<br />

verantwortlich fur einen sehr ein-<br />

geengten finanziellen Spielraum.<br />

Grundschulen befinden sich in der<br />

Stadt Balve und In den Stadttellen<br />

Beckum, Garbeck und Langenholt-<br />

hausen. Sechs Normalturnliailen und<br />

eine Kleinschwimmhalle dienen<br />

nebst Sportplatzen In den Stadttel-<br />

len der korperllchen Ertuchtigung<br />

der Schuljugend. Alle genannten<br />

EInrlchtungen sind auch auBerlialb<br />

der Schulzeit fijr den Verelnssport<br />

vollgenutzt.<br />

Die Stadt Balve betrelbt die Volks-<br />

hochschule im Zweckverband mit<br />

den Stadten Hemer und IVIenden.<br />

Das Erwachsenenbildungsangebot<br />

dieser Einrlchtung wird auch in den<br />

einzelnen Stadttellen vorgehalten.<br />

Daneben offerieren aber auch Ver-<br />

eine und Bildungswerke in beacht-<br />

lichem Umfang ihre Frelzeit- und<br />

Vortragsprogramme.<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Fremdenverkehr<br />

Wenn der Beruf der Hausfrau, der<br />

Beruf der mitarbeitenden Familien-<br />

angehorlgen im Handel, in Land-<br />

und Forstwirtschaft und auch be-<br />

sonders Im Fremdenverkehr als voll-<br />

wertlge Existenz Anerkennung ge-<br />

funden hatten Oder finden werden,<br />

brauchte man die strukturellen<br />

Schw^achen nicht zu fijrchten. Dann<br />

ware auch der Weg in die „well3e<br />

Industrie" nIcht so beschwerlich.<br />

Immerhin sind im Fremdenverkehr<br />

zunehmend verstarkte Ansatze zu<br />

erkennen die hoffen lassen, daB<br />

raumliche Nahe zu den Ballungs-<br />

raumen des Ruhrgebietes als Chan-<br />

ce starker genutzt wIrd. Die poll-<br />

tischen Krafte drangen stark auf die<br />

Verbesserung der fur den Fremden-<br />

verkehr in den einzelnen Stadttellen<br />

nun einmal erforderlichen Einrlch-<br />

tungen. Was mogllch 1st, zeigt sIch<br />

in eindrucksvoller Welse Im Stadtteil<br />

Eisborn, wobel aber unverkennbar<br />

private Inltlativen den Ausloseeffekt<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Blick auf Balve mit Schulzen-<br />

trum (Real- und Hauptschule)<br />

liefern. Es kommt nicht von unge-<br />

fahr, daR die Aktionen „Unser Dorf<br />

soil schoner werden" zwar der Ver-<br />

besserung der Lebensqualltat im<br />

Dorf zuzurechnen sind, daB solche<br />

Bemuhungen aber glelchzeltig das<br />

Interesse des Gastes zum langeren<br />

Verwellen weckt. Eisborn und Mel-<br />

len haben sich an der Aktion betel-<br />

llgt und Erfolge erzlelt. Das Beisplel<br />

dijrfte welter Schule machen.<br />

Wasserversorgung<br />

Die Stadt Balve kann sich auch<br />

sonst nicht beklagen iiber eInen<br />

Mangel an sehr dringenden Aufga-<br />

ben. Die Trinkwasserversorgung<br />

steht self 1965 permanent auf der<br />

Tagesordnung. Nachdem das Ver-<br />

bundproblem mit dem Wasserbe-<br />

schaffungsverband Arnsberg trotz<br />

guten Willens und vieler Bohrver-<br />

suche nicht zu losen war, 1st nun-<br />

59


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

mehr ein Wasserlieferungsvertrag<br />

mit der Nachbarstadt Menden ver-<br />

abschiedet. Der Regierungsprasident<br />

hat den Gesamtversorgungsentwurf<br />

genehmigt und die ersten Miftel fur<br />

einen Baukostenteil von 1,1 Millio-<br />

nen DM der auf rund 11 Millionen<br />

berechneten Gesamtbaukosten fiir<br />

1977 und 1978 freigegeben.<br />

In der Entsorgung nimmt die Klar-<br />

anlage des Ruhrverbandes die Ab-<br />

wasser aus Balve und Garbeck auf.<br />

Fur die Stadtteile IVlellen und Lan-<br />

genhoitfiausen sind die Abwasser<br />

noch ijber Hauptsammler dorthin zu<br />

fijhren. Eine weitere Klaraniage des<br />

Ruhrverbandes soil spater die Haus-<br />

klaranlagen in den Stadtteilen Bek-<br />

kum, Eisborn und Volkringhausen<br />

ersetzen.<br />

Auf ihre ErschlieBung warten Bau-<br />

platze fiJr industriell-gewerbliche<br />

Nutzung in zwei ausgewiesenen<br />

Plangebleten in Balve (Sillhaue)<br />

und in Garbeck (Brauksiepen). Das<br />

Angebot an Bauplatzen fiJr den<br />

Wohnungsbau konnte vor allem von<br />

der Preissituation her besser sein.<br />

Der Flachennutzungsplan wird ex-<br />

tensive Wijnsche nicht berijcksich-<br />

tigen konnen aus Griinden, die<br />

nicht an der Stadt Balve liegen.<br />

60<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

We/t uber das Sauerland hinaus bekannt: die Reitturniere in Wocklum<br />

i^fji[^J'JtJ'jfj><br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

Altes erhalten!<br />

Die Planung fiJr ein kleineres Sa-<br />

nierungsgebiet zwischen Rathaus<br />

und HauptstraBe in Balve ist sehr<br />

lange in der Diskussion. Die Stadt<br />

kann haute von der Erfalirung an-<br />

derer Stadte profitleren. Was alt ist,<br />

braucht deswegen nicht schlecht zu<br />

sein. Die etwas langere Diskussion<br />

bringt den bedeutsamen Neben-<br />

effekt, daB der alte Bestand, das<br />

ijberkommene Stadtbild sich einer<br />

behutsameren Behandlung erfreut.<br />

Was Pinsel und Farbe, Umbau und<br />

interne Verbesserung allein vermo-<br />

gen, sollen Beton und Glas nictit<br />

verdrangen. Wenn Verkehrsplaner<br />

die Ordnung und Unterbringung<br />

des Verkehrs auch aus dieser Be-<br />

trachtungsweise losen durfen, und<br />

es ihnen gestattet wird, Forderun-<br />

gen der Verkehrsgeometrie etwas<br />

zuriickstehen zu lassen, wird das<br />

der Attraktivitat der Stadte sicher<br />

gut bekommen und dem deutlicher<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

verlautbaren BiJrgerwillen naher<br />

sein. Nicht nur aber auch in Balve<br />

zeigt sich, daB Abbruch nicht gleich<br />

Sanierung ist.<br />

Viele Initiativen<br />

Die Arbeit der Ausschusse fiJr Pla-<br />

nung und Verkehr, Bau und Wege<br />

mit ihren Investitionsziffern bean-<br />

sprucht mehr die Schlagzeilen von<br />

Meldungen. Aus einem frijheren<br />

Schattendasein losen sich aber mehr<br />

die sozialen Bereiche. Zunehmend<br />

drangen opferbereite Initiativen aus<br />

der freien Wohlfahrtspflege und<br />

Jugendarbeit mit AnspriJchen auf<br />

fordernde Beachtung in das kom-<br />

munalpolitische Geschehen. Nach<br />

einem neuen gemeindlichen Kinder-<br />

garten fiJr Eisborn steht ein weite-<br />

rer fur Langenholthausen zur Dis-<br />

kussion. Stadtranderholung fiJr Kin-<br />

der, denen die groBe Reise ver-<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Jazz-Festivals mit namhaften<br />

Interpreter! zahlen heute zu<br />

den beliebtesten Veranstaltun-<br />

gen in der Balver Hohle<br />

61


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

wehrt ist, Bolz-, Spiel- und Sport-<br />

platze, Kinderhorte, Jugendheime,<br />

Altentagesstatten und Essen auf<br />

Radern stehen mehr und mehr auf<br />

den Tagesordnungen. Erfreulich ist,<br />

daB da niclit eine Antragsflut, eine<br />

unerfiJIIbare Wunschliste allein Pa-<br />

pierkrieg auslost, sondern daB viel-<br />

fach unbemerl^t in Bescheidenlieit<br />

und Stille und seit langem selbst-<br />

verstandlich nicht dotierte Kleinar-<br />

beit voraufgegangen ist. Die vor-<br />

handenen Kindergarten und Ju-<br />

gendheime freier Trager sind nicht<br />

von selbst entstanden. Hinter den<br />

Gemeinschaftseinrichtungen der Ver-<br />

eine, ob Sport- Oder Schutzen-, ob<br />

Gesang- Oder Musil


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

Zwiegeschenkt<br />

halt Idnger<br />

Die Geschichte vom<br />

„Arnsberger Bischofsstuhl"<br />

in der Propsteikirche<br />

Von Heinrich Koppel<br />

In der Arnsberger Propsteikirche,<br />

die in der Tradition des als SiJIine-<br />

bau fijr graflichen Brudernnord Im<br />

Jahre 1170 errichteten Klosters We-<br />

dinghausen stelit, befindet sich ne-<br />

ben dem Altar ein wunderschoner<br />

Faltsessel. Es Inandelt sicli urn einen<br />

Bischofsstulil, wie ihn Bischofe mit<br />

auf ihre Dienstreisen nahmen.<br />

Die Reise, derzufolge dieses „fal-<br />

distorium" aber in Arnsberg ver-<br />

blieb, war allerdings unfreiwilliger<br />

Art. Es war im Jahre 1794. Die<br />

franzosische Revolutlonsarmee, vor<br />

der sich das Reichsheer bereits<br />

zuriJckgezogen hatte, stand vor Koln.<br />

Kurz vor dem Einmarsch evakuierte<br />

die fiJrstbischofliche Verwaltung in<br />

das kurkolnische Arnsberg. In einem<br />

geheimen Treck war damals auch<br />

der berijhmte „Goldene Schrein"<br />

mit den Gebeinen der „HI. drei<br />

Konige" vom Fuhrherrn Simon-Clute,<br />

Allendorf, in das Kloster Weding-<br />

hausen verbracht worden, wobei die<br />

letzte Obernachtung der kostbaren<br />

Fracht und ihrer Begleiter im Hause<br />

Simon-Clute vom 17. auf den 18.<br />

Oktober 1794 in Allendorf stattfand.<br />

Die letzte Tagesstrecke der Trans-<br />

porte, iiberdie derAustausch sauer-<br />

landischer Eisenwaren gegen rhei-<br />

nische Textilwaren erfolgte, fijhrt<br />

dann von Hachen hinauf nach Wen-<br />

nigloh und von Wennigloh entlang<br />

der mehr Oder weniger befestigten<br />

StraBe ijber die lange Haar die alte<br />

LandstraBe hinab uber den Selters-<br />

berg-Pass ins Ruhrtal und uber die<br />

alte Jagerbriicke nach Arnsberg. Im<br />

Zuge der Eingemeindung Wennig-<br />

lohs nach „Neu-Arnsberg" muBte<br />

derjenige Tell der Wennigloher<br />

Wegstrecke, der bis dahin „Hinter<br />

der Haar" hieB, wegen des mehr-<br />

fachen Vorkommens dieses StraBen-<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

In unserem Dezemberheft 1976<br />

brachten wir den Aufsatz „Der<br />

Kolner Dreikonigsschrein im<br />

Sauerland", der sich mit der<br />

Auslagerung des Goldenen<br />

Schreins und der Reliquien<br />

der HI. Drei Konige in der Zeit<br />

von 1794-1803 nach Arnsberg<br />

befaBte. Darin wurden u. a.<br />

widerspriJchliche Auffassungen<br />

iJber den Reiseweg und die<br />

Obernachtungsstellen abgeklart.<br />

KiJrzlich stieB der Verfasser<br />

dieses Artikels, Heinrich Kop-<br />

pel, Arnsberg-Wennigloh, auf<br />

einen, wie sich herausstellte,<br />

vermeintlichen Widerspruch,<br />

wonach der auch schon im<br />

letzten Aufsatz erwahnte „Arns-<br />

berger Bischofsstuhl" zweimal<br />

als Geschenk an die Propstei-<br />

kirche in Anspruch genommen<br />

wird. Lesen Sie heute des Rat-<br />

sels Losung: „Zwiegeschenkt<br />

halt langer"<br />

Der Bischofsstuhl in der Arnsberger Propsteikirche<br />

namens neu benannt warden. Sie<br />

helBt heute — geschichtsbezogen —<br />

DreikonigsstraBe.<br />

Mit den Fuhren der Auslagerung<br />

des „Goldenen Schreins" mit den<br />

— C -I- M -t- B— Reliquien gelangte<br />

neben anderem wertvollen Gut aus<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

dem Kolner Domschatz auch der<br />

Reisestuhl des Erzbischofs Max-<br />

Franz-Xavers nach Arnsberg. Der<br />

„Goldene Schrein" wurde aus Si-<br />

cherheitsgriJnden unter gewiB bitte-<br />

rem Verzicht auf die — wie in Koln<br />

— Pilgergeld einbringende Ausstel-<br />

lung in den Seitengewolben der<br />

63


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

Krypta der Propsteikirche versteckt<br />

gehalten.<br />

Der Bischofsstuhl aber zierte unter<br />

einem Baldachin den Altarraum der<br />

zufolge des Sitzes der Diozese nun<br />

sogar als Kathedrale geltenden<br />

Kirche. Der genannte Erzbischof<br />

Max-Franz-Xaver war inzwischen ab-<br />

gesetzt und verstarb 1801 in seiner<br />

osterreichischen Heimat. Seine In-<br />

signien und sein Wappen bilden<br />

den farbprachtigen Schmuck des<br />

Klappsessels. Und dieser Bischofs-<br />

stulil wurde bei der RClcksiedlung<br />

von Domkapitai und Reliquien im<br />

Jahre 1803, die aufgrund eines<br />

unter Napoleon — damals noch<br />

„Erster Konsul der galliscfien Re-<br />

publik" — abgeschlossenen Konkor-<br />

dat moglich war, als Dank-Ge-<br />

schenk in Arnsberg zuriickgelassen.<br />

Doch dieser Besitz dauerte nicht<br />

lange.<br />

Der Nachfolger des vertriebenen<br />

Max-Franz-Xaver trat das zwischen-<br />

zeitlich vom Aachener Bischof Ber-<br />

delet verwaltete Kolner Amt — so-<br />

weit es das FiJrstentum betraf —<br />

nicht mehr an. Denn inzwischen war<br />

die weltliche Hoheit des geistlichen<br />

Kur-Koln — wie die aller geistlichen<br />

Kurfiirstentumer — durch die Saku-<br />

larisation aufgehoben. Die „Weltlich-<br />

machung" kirchlichen Besitzes war<br />

die Folge des 1803 gefaBten „Reichs-<br />

deputations-Haupt(be)schlusses",der<br />

den innerdeutschen Gebietsaus-<br />

gleich zur Entschadigung derjenigen<br />

weltlichen Hoheitstrager regelte, die<br />

ihrerseits linksrheinische Verluste<br />

zugunsten Frankreichs hatten hin-<br />

nehmen mijssen. Dadurch gelangte<br />

bekanntlich — voriibergehend —<br />

das einst durch grafliche Schenkung<br />

zu Kur-Koln gelangte Herzogtum<br />

Westfalen an das Herzogtum Hes-<br />

sen. Eben diese dadurch groBher-<br />

zoglich gewordenen Hessen be-<br />

machtigten sich bei ihrem Einfall<br />

schon im Jahre 1802 auch des Klo-<br />

sters Wedinghausen und seiner<br />

Kirche. Den Goldenen Schrein ent-<br />

fijhrten die Hessen nach Frankfurt.<br />

Allerdings ohne die Reliquien, die<br />

1794 getrennt vom in Einzelteile<br />

zerlegten Schrein in versiegelten<br />

Kisten nach Arnsberg ijberfuhrt wor-<br />

den waren. Erst unter Innen- und<br />

auBenpolitischem Druck gaben die<br />

64<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Hessen den Schrein 1804 — ge-<br />

fleddert — nach Koln frei. Das In-<br />

ventar des Klosters wurde an auf<br />

solche „Auflassungen" erpichte<br />

Trodler verramscht. Die Reliquien<br />

gingen Ende 1803 von Arnsberg<br />

nach Deutz und ruhen seit Marz<br />

1804 wieder im goldenen Schrein im<br />

Kolner Dom.<br />

IVIit zum „Tr6dlergut" gehorte aber<br />

auch der Bischofsstuhl. Seiner wert-<br />

vollen Gold- und Silberborduren be-<br />

raubt, steilte er fiir den Handler nur<br />

einen schnell wieder abzustoBenden<br />

Ladenhilter dar.<br />

Als Kaufer fanden sich die Arns-<br />

berger Eheleute Adolf Rimm (1751-<br />

1834) und Katharina Elisabeth (1762-<br />

1843), eine geborene Veltin aus<br />

Hellefeld, ein. Dieser Cl. Ad. Rimm,<br />

Oekonom des Gutes Obereimer,<br />

dachte dabei dankbaren Herzens<br />

an den vertriebenen Landesherren,<br />

der sein Dienstherr gewesen war.<br />

Wer aber waren diese Rimms? Ihr<br />

Vorfahre war Marco Rimm. Dieser<br />

— Schweizer von Nation und Beruf —<br />

war im Jahre 1752 vom seligen kur-<br />

kolnischen Erzbischof Clemens Au-<br />

gust nach Arnsberg auf das Gut<br />

Obereimer verpflichtet worden.<br />

Hier traf Marco Rimm, der „Meister-<br />

knecht" mit Hab und Gut sowie mit<br />

einer wertvollen Herds von 250<br />

Rassekuhen samt ein paar Bullen<br />

ein. Er begrundete mit groSem Er-<br />

folg die „Schweizerei", die insofern<br />

das vorangegangene, 1748 aufge-<br />

baute, aber erfolglose „Gestut Ober-<br />

eimer" abloste.<br />

Als Dank fiir gelungenen Treck, fiir<br />

gefundene herrschaftliche Anstel-<br />

lung als Oekonom und — die<br />

Schweizer waren immer schon prak-<br />

tische Leute — als Dank fur besei-<br />

tigte Zahnschmerzen stiftete der<br />

mitgekommene Sohn Adam (1717-<br />

1784) das alten Arnsbergern noch<br />

bekannt gewesene „P6stken" mit<br />

der hi. Apollonia, die mit einer<br />

Schmiedezange einen dicken Bak-<br />

kenzahn festhalt. (Das jetzige Apol-<br />

lonia-Hauschen — Ersatz fiir den<br />

ursprijnglichen, durch einen grob-<br />

schlachtig gefiihrten Pflug bescha-<br />

digten Bildstock — steht an der<br />

Stockumerbachbrijcke nahe des Ab-<br />

zweiges Gierskampen im Alten Feld.)<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Von diesem Adam Rimm, der in<br />

erster Ehe 1750 Gertrudis Schwarze<br />

heiratete, stammt neben anderen<br />

Kindern der bereits genannte Cle-<br />

mens-Adolf ab, eben derjenige, wel-<br />

cher den „Arnsberger Bischofsstuhl"<br />

vom Trodler erwarb. In der Arns-<br />

berger Linie folgt dann nochmals<br />

ein Adam Rimm (1785-1847), seit<br />

1817 verheiratet mit Maria-Magda-<br />

lena Feislachen.<br />

Dieses Ehepaar nun — so berich-<br />

tete offentlich erstmals auch Franz<br />

KeBler vor einigen Jahren in einem<br />

Arnsberger Kirchenblatt — schenkte<br />

1845 den inzwischen holztechnisch<br />

und farbprachtig renovierten Bi-<br />

schofsstuhl der heimatlichen Prop-<br />

steikirche, wo er — zweigeschenkt<br />

— wieder im Altarraum zu stehen<br />

kam. Mithin war zwischenzeitlich der<br />

Arnsberger Bischofsstuhl an die<br />

43 Jahre in Rimm'schen Familienbe-<br />

sitz.<br />

Dem „Stifter" (Adam Rimm folgte<br />

als jiingster Sohn der Caspar-Anton<br />

Adam Rimm (1826-1901), der sich<br />

Elisabeth Becker, gen. Bonse, zur<br />

Frau nahm. Deren Sohn war un-<br />

ter fiJnf weiteren Geschwistern<br />

der Friedrich-Ernst-Klemens-August<br />

Rtmm (1865), der die Maria Hoff-<br />

schulte heiratete. Er starb 1929 in<br />

Arnsberg und fand seine Ruhestatte<br />

auf dem Eichholz-Friedhof.<br />

Von Beruf war er Reichsbahn-Werk-<br />

meister gewesen. Schon vor ihm<br />

waren die Rimms tiJchtige Hand-<br />

werker geworden, nachdem schon<br />

der Oekonom Clemens — wohl auch<br />

im Zuge der Weltlichmachung des<br />

Gutes Obereimer — StadtbiJrger<br />

geworden war.<br />

Von Friedrich-Ernst-Klemens-August<br />

Rimm stammte Sohn Josef (Jotte)<br />

ab, der als Betriebschef i. R. in sei-<br />

ner Heimatstadt im Jahre 1975 ver-<br />

starb.<br />

So endete die Kette der schweize-<br />

risch-arnsbergischen Familie Rimm,<br />

die also den Arnsberger Bischofs-<br />

stuhl vor dem Holzwurm bewahrte<br />

und ihn — renoviert — wieder zu-<br />

riJckgaben; zur Freude des Klerus,<br />

der Gottesdienstbesucher und der<br />

von Jahr zu Jahr wachsenden Tou-<br />

ristenschar. Zwiegeschenkt halt lan-<br />

ger!


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

Saueridndische Kiinstier: Heinz Georg Bergenthal<br />

Mit einem Bericht iJber den Arns-<br />

berger Grafiker Heinz-Georg Ber-<br />

genthal, mochte „SAUERLAND" in<br />

zwangloser Folge heimische Kunst-<br />

ler vorstellen.<br />

Heinz Georg Bergenthal, aus<br />

Schmallenberg stammend, lebt seit<br />

seinem 12. Lebensjahr in Neheim,<br />

heute am Rande einer Neubausied-<br />

lung im Rusch. Nichts deutet von<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

auBen darauf hin, daR in dem wei-<br />

Ben Reihenhaus direkt am Wald ein<br />

Kiinstier lebt, dem das Attribut<br />

„sauerlandisch" uneingeschrankt zu-<br />

zuordnen ist. Bergenthal selbst sieht<br />

sein bisheriges Werk in unmittel-<br />

barer Beziehung zu seiner sauer-<br />

landischen und westfalischen Hel-<br />

mat.<br />

Der heute 33jahrige war zunachst<br />

Dekorateur, studierte dann in Dort-<br />

mund Werbegrafik. Seit sechs Jah-<br />

ren ist Bergenthal als freischaffen-<br />

der Kiinstier mit groBem Erfolg tatig.<br />

Bekanntgeworden ist Heinz Georg<br />

Bergenthal durch seine Kalender<br />

von westfalischen Stadten: Bielefeld,<br />

Arnsberg, Neheim-Husten, Siegen,<br />

Soest, Hamm, Dortmund, Munster,<br />

Recklinghausen, Liidenscheid. Jeder<br />

dieser Kalender ist ein in sich ge-<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

schlossenes Kunstwerk. Sie enthal-<br />

ten Jewells zwolf original Druckgra-<br />

fiken. Kraftvoll geht Bergenthal an<br />

die Stadtemotlve heran. Die einzel-<br />

nen Blatter sind von Hand abge-<br />

zogen.<br />

Die Arbelten erfiillt ein stark orna-<br />

mentales Element. Sie lassen eine<br />

Phantasie ahnen, die gern selfsame<br />

und doch genau passende Linien-<br />

strukturen iJber die Flache wuchern<br />

laBt. Besonders an jenen Blattern,<br />

auf denen Details alter Gebaude<br />

gezeigt werden, entdeckt der Be-<br />

trachter eine hinreiBende Kalligrafie,<br />

die gefallt, well sie auch noch ver-<br />

standlich ist. Raumliche Tiefen wer-<br />

den mit groBer Sicherheit und<br />

Charme zum Leben gebracht. Das<br />

erinnert oft an die Meister des 18.<br />

Jahrhunderts. Und das liegt nicht<br />

65


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

nur daran, daB die Modelle zum<br />

Teil aus dieser Epoche stammen.<br />

Nicht weniger bemerkenswert sind<br />

Bergenthals lllustrationen zu den<br />

kostlichen Buchern „Das Stiftsfrau-<br />

lein von Oelinghausen" und „Der<br />

Hase im Mond" von Dr. Wilhelm<br />

Mauren.<br />

Bestechend an den Bildern Bergen-<br />

thals 1st seine Technlk. Jedes Blatt<br />

entsteht im Handdruckverfahren,<br />

66<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

H. G. Bergenthal: Illustration zu „Die Wette" aus dem Geschichtenbuch<br />

„Das Stiftsfraulein von Oelinghausen", v. Wilhelm Mauren.<br />

Verlag Manfred van Fondern, 1973.<br />

nachdem die Grafik vorher in Scha-<br />

betechnik auf eine schwarze Platte<br />

gebracht worden ist.<br />

In jijngster Zeit wendet sich Heinz<br />

Georg Bergenthal der farbigen Gra-<br />

fik zu. Sehr sicher geht der Kijnstler<br />

mit der Farbe um. GriJn dominiert.<br />

Ausdruck seiner Beziehung zur<br />

sauerlandischen Heimat? Beeindruk-<br />

kend sind seine farbigen Tierbilder<br />

in ungewohnlichen Ausschnltten.<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Unwillkijrlich spurt man eine Ver-<br />

wandschaft zur modernen Fotogra-<br />

fie, aber hier ist alles eigenstandig<br />

gestaltet.<br />

Der menschlich bescheidene, sym-<br />

pathische KiJnstler aus Neheim<br />

wird sicherlich in Zukunft noch wel-<br />

ter von sich reden machen. Sein<br />

Werk ruht in sich selbst und in dem<br />

Land von dem es erzahlt.<br />

Friedhelm Ackermann


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

b'ffentliche<br />

Sparkassen<br />

im Sauerland<br />

Gegriindet als<br />

soziale Einrichtungen /<br />

heute bedeutend<br />

im Wirtschaftsleben<br />

Von Theodor Tochtrop<br />

Dem westfalischen Oberprasidenten<br />

von Vincke verdanken die Sauer-<br />

lander in hohem MaBe ihre ersten<br />

Sparkassen. Bis dahin kannte man<br />

nur das Verwahren des Geldes „auf<br />

der hohen Kante" Oder in Topfen<br />

und Kasten, in StrCimpfen Oder reich-<br />

bestickten Beuteln. In Kriegszeiten<br />

wurde das Geld eingegraben Oder<br />

eingemauert. Es brachte keine Zin-<br />

sen und fCihrte durch Diebstahl,<br />

Feuer und MausefraB zu unersetz-<br />

lichen Verlusten.<br />

Vinckes Einsicht, Spar- und Leih-<br />

kassen in Westfalen zu begrijnden,<br />

beruhte besonders auf seinen Er-<br />

fahrungen, die er wahrend seiner<br />

Dienstzeit in Berlin gesammelt hatte,<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

wo bereits 1818 eine Sparkasse fur<br />

minderbemittelte Bevolkerungskreise<br />

bestand. Viele Informationen aus<br />

den Provinzen beflugelten sein Be-<br />

streben. In westfalischen Wochen-<br />

blattern wurde die soziale Bedeu-<br />

tung von Sparinstituten eifrig disku-<br />

tiert: „Die GenuBsucht wird groBer<br />

und das Geschlecht verderbter.<br />

Knechte und Magde, Gesellen und<br />

IVIeister verschwenden ihr Geld an<br />

Kleidern und dergleichen, urn ge-<br />

putzt auf Tanzboden und in Wirts-<br />

hausern sich hervorzutun. Das wirkt<br />

ansteckend. Der Arbeiter verzehrt<br />

zuviel und denkt nicht an ktlnftige<br />

Tage. Man gebe diesen Leuten Ge-<br />

legenheit, ihre ersparten Taler si-<br />

cher und zinsbar anzulegen. Der<br />

gute alte Brauch, fijr den Ehestand<br />

zu sammein, ist abhanden gekom-<br />

men. Diesem Obel der Verschwen-<br />

dung und Verarmung kann nur eine<br />

Sparkasse entgegenwirken." — So<br />

und ahnlich war zu lesen.<br />

Zuerst vergebliches Bemiihen<br />

Solche Anregungen lieBen auch<br />

den damaligen Landrat Thiising in<br />

Arnsberg nicht ruhen und ra-<br />

sten. Seine Gesuche und Hilfelei-<br />

stung zur Einrichtung einer Spar-<br />

kasse richtete er wohlweislich an<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Die neue Stadtsparkasse in<br />

Winterberg<br />

den Oberprasidenten von Vincke,<br />

da es die Arnsberger Regierung<br />

nicht fur ratlich hielt, eine Sparkasse<br />

mit der Kommunalkasse zu verbin-<br />

den, wie Thusing es plante. Sie<br />

verwies darauf, daB bei „lnstituten<br />

der stadtischen Corporation die Ga-<br />

rantie versage". Deshalb sei zu ver-<br />

langen, daB die Mitglieder des Ge-<br />

meinderats fur Verluste, die aus<br />

der Kreditgewahrung entstehen<br />

konnten, in Solidargemeinschaft haf-<br />

ten. Doch dazu seien die Herrn<br />

Gemeinderate nicht bereit. Die<br />

Grundung einer Sparkasse war da-<br />

mals eines der anregendsten Ta-<br />

gesgesprache. Trotz allem blieb<br />

Landrat Thusing mit dem Oberpra-<br />

sidenten in standigerVerbindung. Die-<br />

ser bekundete ein groBes Interesse<br />

und empfahl, die Einrichtungen der<br />

Berliner Kasse als Muster zu neh-<br />

men. Er ijbergab dem Landrat die<br />

Berliner Quittungsbucher und For-<br />

mulare. Im Interesse des Gemein-<br />

wohls empfahl er, die Einlagen<br />

nicht mit 3% sondern mit 4,5% zu<br />

verzinsen, um einen groBeren so-<br />

zialen Effekt zu erreichen. Trotz<br />

allem ging es in Arnsberg zunachst<br />

nicht voran. Die Regierung, beun-<br />

ruhigt durch die Moglichkeit einer<br />

Vermengung der Spar- und der<br />

Kommunalkasse, versagte die Ge-<br />

67


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

Schalterraum der Hauptstelle der Sparkasse Lennestadt-Kirchhundem<br />

nehmigung. Sie bezweifelte auch<br />

einen Erfolg wegen der geringen<br />

Bevolkerung.<br />

Thijsing arbeitete unablassig an der<br />

Anderung eines Sparkassenstatuts,<br />

urn der Regierung bezijglich der<br />

Haftung der Administratoren eine<br />

Genehmigung zu ermoglichen. End-<br />

lich, im Januar 1822, genehmigte<br />

die Regierung den abgeanderten<br />

Plan. Sie gestattete, daB Kassen-<br />

rendant Soistmann, Kaufmann En-<br />

gelbert Schluchter und Hofgericfits-<br />

prokurator Ruher zu Administrato-<br />

ren ernannt wurden. Stadtrentmeister<br />

Menge ijbernalim provisoriscti das<br />

Amt des Sparkassenrendanten. Im<br />

„Arnsberger Woctienblatt" Nr. 3<br />

(1822) wurde die Einrichtung der<br />

ersten sauerlandischen Sparkasse<br />

publiziert. Aber erst 15 Jahre spater<br />

(1837) nach einer sauerlandisclien<br />

Inspektionsreise des Oberprasiden-<br />

ten (1835) kam sie endlichi in Be-<br />

trieb, offenbar deshalb so spat, weil<br />

der eine Oder andere Administrator<br />

mittlerweile die Lust verloren hatte,<br />

ein mit soviel Risiken verbundenes<br />

Eiirenamt zu iibernehmen.<br />

Inzwischien waren in mehreren<br />

Stadten Westfalens Sparkassen ent-<br />

standen, an erster Stella, bereits im<br />

Jahre 1824, im benachbarten Soest,<br />

68<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

worauf Vincke 1835 mit Nachdruck<br />

hingewiesen hatte.<br />

Arnsberg wirkte anregend<br />

Die GriJndung der Arnsberger<br />

Sparkasse wirkte auf das ganze<br />

Sauerland. So wurde bereits 1839<br />

die Stadtsparkasse B r i I o n ins<br />

Leben gerufen und ihre Satzung<br />

Anfang 1840 vom Oberprasidenten<br />

genehmigt. Eine Sparkasse und<br />

Leihanstalt der Kreisstadt O I p e<br />

offnete im Jahre 1841 nach Qber-<br />

windung erheblicher Widerstande<br />

ihre Schalter. Im Jahre 1852 berich-<br />

tete sie bereits ijber einen „bluhen-<br />

den Zustand".<br />

In Meschede begannen die Be-<br />

muhungen zur GriJndung einer<br />

Kreissparkasse schon im Jahre 1833;<br />

doch es dauerte noch langer als<br />

10 Jahre bis die Genehmigung<br />

durch „Allerh6chste Cabinettsordre"<br />

im Jahre 1844 erteilt wurde.<br />

Das Zogern und Zagen war nicht<br />

nur eine Folge vorsichtiger Zuriick-<br />

haltung seitens der Behorden, son-<br />

dern auch fehlender Administranten,<br />

zumal die Rendanten mit ihrem<br />

eigenen Portemonnaie gegebenen-<br />

falls Bijrgschaft zu leisten hatten.<br />

Lippstadts Stadtvater stellten noch<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

im Jahre 1837 resignierend test:<br />

„Es finden sich keine Individuen,<br />

die der zu errichtenden Sparkasse<br />

vorstehen wollen!"<br />

Kanzleidirektor Fuhrmann war der<br />

erste Rendant der Sparkasse N i e -<br />

der- und Obermarsberg,<br />

die 1857 gegrijndet wurde. Er wohnte<br />

im jetzigen Modehaus Henke. Dort<br />

war auch der Kassenraum. Das In-<br />

ventar bestand aus einem Konto-<br />

buch, einer Blechkiste zur Aufbe-<br />

wahrung des Geldes und aus einer<br />

Anzahl Sparbilcher. Der groBe,<br />

eisern beschlagene Koffer nahm<br />

alias auf. Er stand dicht neben<br />

seinem Bett! Seine groBe Sorge<br />

gait der Baschaffung eines diebes-<br />

sicheren Geldschrankes. Als er end-<br />

lich zur Varfijgung stand, wuchs<br />

das Vartrauen der Kundschaft.<br />

Auch die Sparkasse Brilon blieb<br />

langer als ein Jahr nach ihrer GriJn-<br />

dung untatig. Die erste Spareinlage<br />

leistete Kreisfeldwebel Appelkamp<br />

zu Brilon namlich erst am 7. Juli<br />

1841 mit 25 Talern, die mit 4,5%<br />

verzinst wurdan.<br />

Zeitgeschichtlich interessant ist der<br />

Versuch, im Jahra 1834 in Made-<br />

bach eine private Spar- und Leih-<br />

kasse einzurichten. In diesam Jahr<br />

richtete der Kommissionsrat Koch<br />

ein Gesuch an das Staatsministerium<br />

mit der Bitte, in seiner Haimatstadt<br />

aine Sparkasse einzurichten. Er<br />

schildarte die Not der Gemeinde<br />

und betonte, daB die ProzeBsucht<br />

und der MiJBiggang viel Not varur-<br />

sachtan. Er mochte gern dadurch<br />

helfen, daB er alle Muhe und Arbeit<br />

auf sich nehmen und das Amt eines<br />

Rendanten unentgeltlich versehen<br />

wolle. Selbst Oberprasident Vincka<br />

hat sich mit dam Plan befaBt, aber<br />

den Antragsteller so iJberzeugt, daB<br />

er sein Vorhaban aufgab.<br />

Druck von oben<br />

Die Griindung von Sparkassen er-<br />

folgte anfangs mehr auf Druck von<br />

oban, als durch das Begehren von<br />

„Burgerinitiativen", weil es wait und<br />

breit an Verstandnis fiir die soziale<br />

und wirtschaftliche Bedeutung einer<br />

Sparkasse mangelte. DaB es eines<br />

starken Drucks von oban bedurfte,<br />

beweist die Griindung der Spar-


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

kasse O I p e , die kurz nach der<br />

Arnsberger Grijndung nach langem<br />

Zogern ins Leben trat. Auf Anre-<br />

gung der Arnsberger Regierung<br />

empfahl Landrat Freusberg 1833 die<br />

Einfiihrung einer Sparkasse und<br />

Leihanstalt im Kreise Olpe. Den<br />

armeren Volkskreisen sollte Gele-<br />

genlneit gegeben warden, ilire gerin-<br />

gen Ersparnisse sicher und rentbar<br />

anzulegen. Trotz melirfacher Be-<br />

mijhungen des Landrats zeigte der<br />

Gemeinderat fur die GriJndung<br />

wenig Neigung. Die Abfassung der<br />

Statuten bereitete ebenso groBe<br />

Schwierigkeiten wie die Abgrenzung<br />

des Bezirks, fiJr den die Kasse ge-<br />

plant war. Zudem fand sich zunachst<br />

„kein Individuum zur Obernalime<br />

der Rendantenstelle bereit".<br />

Dokument im Archiv<br />

Ein Schreiben des Landrats vom<br />

26. 9. 1841 an den Gemeinderat<br />

fijlirte schlieBlicli zum Erfolg, ohne<br />

Zweifel auch deshalb, weil die gu-<br />

ten Erfahrungen mit den Sparkassen<br />

in Soest und Arnsberg den Ge-<br />

meinderat ermutigten. Der am 26. 8.<br />

1841 aufgestellte Entwurf, unter-<br />

schrieben von Biirgermeister Halb-<br />

fas und den Gremien, fand die Be-<br />

statigung des Oberprasidenten.<br />

Dieses bedeutende Dokument sauer-<br />

landisclier Sparkassengeschicfite mit<br />

der eigenhandigen Unterschrift des<br />

Oberprasidenten von Vincke wird<br />

im Original im Archiv der Sparkasse<br />

aufbewahrt. Das Zutrauen zur „Ho-<br />

hen Kante" und zum Sparstrumpf<br />

konnte durch den Geldschrank der<br />

Sparkasse auch in Olpe nur zo-<br />

gernd abgebaut werden. Es dauerte<br />

nach Eroffnung langer als einen<br />

Monat, bevor — nach 9 Einzahlern<br />

BUS dem landlichen Bereich — der<br />

erste Burger der Stadt sich ent-<br />

schlieBen konnte, der Sparkasse<br />

sein Geld anzuvertrauen. Und der<br />

erste Darlehensnehmer war ausge-<br />

rechnet der Gerlchtsvollzieher!<br />

Gleich nach der Griindung der<br />

Sparkasse in Olpe begannen auch<br />

die Verhandlungen zur Errichtung<br />

einer kommunalen Sparkasse fur<br />

die alte Stadt A11 e n d o r n . Lang-<br />

wierige Verhandlungen verzogerten<br />

auch hier die Eroffnung um ein<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Sparkassengebaude in Niedermarsberg, erbaut um 1910. 1952 wurde an- und<br />

umgebaut. Unser Bild zeigt das Haus im alten Zustand vor dem An- und Umbau.<br />

Jahrzehnt. Anfang 1853 offnete sie<br />

ihre Schalter. Bemerkenswert und<br />

typisch fiJr die Zeit ist diese Be-<br />

stimmung der ersten Statuten: „Die<br />

Sparkasse nimmt nur von den Ein-<br />

wohnern der Stadt Attendorn, des<br />

Land- und Kirchspiels Attendorn<br />

und der Kirchspiele Helden und<br />

Schonholthausen Einlagen von 15<br />

Silbergroschen bis 25 Talern an".<br />

Friedliches „Wettrusten"<br />

Nur ganz allmahlich, aber dann in<br />

breitesten Volksschichten, hatte<br />

sich die Bedeutung der Sparkassen<br />

fiJr das wirtschaftliche Wohl der<br />

Gemeinden und der Familien durch-<br />

gesetzt. In der zweiten Halfte des<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

19. Jahrhunderts entstand ein mun-<br />

teres friedliches „Wettrusten". Samt-<br />

liche Kreisstadte, Amtssitze und Ge-<br />

meinden grundeten „ihre" Spar-<br />

kasse, oft sogar beeinfluBt durch<br />

bijrgerschaftliches Begehren.<br />

Die SparkassengriJndungen im kur-<br />

kolnischen Sauerland:<br />

1837 Arnsberg; 1839 Brilon (1935<br />

mit der Kreissparkasse vereinigt);<br />

1841 Olpe; 1845 Meschede; 1847<br />

Warstein; 1851 Neheim; 1853 Atten-<br />

dorn, Kirchhundem; 1856 Schmallen-<br />

berg; 1857 Nieder- und Obermars-<br />

berg; 1858 Winterberg; 1859 Frede-<br />

burg; 1861 Bodefeld; Bilstein; 1881<br />

Balve; 1883 Allendorf; 1894 Hallen-<br />

berg; 1898Eslohe; 1899 Serkenrode/<br />

69


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

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Finnentrop; 1902 Eversberg; 1903<br />

Freienohl; 1907 Medebach; 1909<br />

Drolshagen; 1911 Bestwig; 1936<br />

Sundern (im Zweckverband Neheim-<br />

Hiisten).<br />

Heute: Zwei Milliarden DM<br />

Die Bilanzsumme der Sparkassen<br />

des Hochsauerlandkreises und des<br />

Kreises OIpe erreichten im Jahre<br />

1976 die imponlerende Hohe von<br />

1,4+0,573 Milliarden, also rund zwei<br />

Milliarden DM. Mit diesem Finanz-<br />

volumen sind die Sparkassen als<br />

groBte geschlossene Gruppe der<br />

heimischen Kreditinstitute ein be-<br />

deutender Bestandteil des Wirt-<br />

schaftslebens im Hochsauerland und<br />

dem Kreise OIpe.<br />

Ihre heutige Bedeutung als Univer-<br />

sal-Kreditinstitute beruht auf einer<br />

stets zeitgemaBen Erweiterung ihrer<br />

Angebotspalette, einer kundenorien-<br />

tierten Geschaftspolitik und der<br />

zeitnahen ErfiJIIung ihres wirtschaft-<br />

lichen Auftrages im Wandel der<br />

wirtschaftlichen Epochen. Insgesamt<br />

516400 Kundenkonten verdeutlichen<br />

eindrucksvoll die enge Verbunden-<br />

heit mit alien Bevolkerungskreisen,<br />

Wirtschaftszweigen, Unternehmen<br />

und Institutionen.<br />

70<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

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Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden, Hauptstelle in OIpe<br />

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<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

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beiden Kreisgebieten betrugen Ende<br />

1976 1,745 Milliarden DM. Sie ver-<br />

teilen sich schwerpunktmaBig auf<br />

Geldeinlagen im Sparbereich, in<br />

Sparkassenbriefen, Sparkassenzerti-<br />

fikate, Sparkassenobligationen, Fest-<br />

gelder und Giroeinlagen. Wesent-<br />

liches Merkmal der Sparkassenka-<br />

pitalbildung war ein verstarkter<br />

Trend zu mittel- bis langfristigen<br />

Geldanlagen mil garantierten Fest-<br />

zinssatzen. Der Zuwaclns betrug ins-<br />

gesamt 82,3 IVIillionen DM. Die Hohe<br />

der Gesamteinlagen laBt nicht nur<br />

KS5r •:--7,<br />

die Finanzstarke, sondern aucln<br />

Moglichkeiten und Verpflichtung der<br />

Sparkassen fur die Kreditversorgung<br />

des sauerlandisclnen Raumes erken-<br />

nen. Die ausgelegten Kredite stan-<br />

den mit 979,3 Millionen DM zu Bu-<br />

clie. Daran hatten die Wohnungs-<br />

bauliypotlieken einen Anteil von<br />

361 Millionen DM. Zur Verbesse-<br />

rung der Infrastruktur wurden der<br />

offentlichen Hand Kommunaldarle-<br />

hen und Kommunalkredite in Hohe<br />

von 133,7 Millionen DM in beiden<br />

Kreisgebieten bereitgestellt.<br />

Das alte Rathaus von Meschede war von 1898 bis 1937 Donnizil der Sparkasse<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Sparkasse<br />

in Arnsberg<br />

Der Jahresumsatz von mehr als 40<br />

Milliarden DM 1976 vermlttelt er-<br />

kenntnisreiche AufschliJsse ijber die<br />

enge Zusammenarbelt mit Industrie,<br />

Handwerk, Handel, Gewerbe, den<br />

freien Berufen und den Lohn- und<br />

Gehaltsempfangern.<br />

Konzentration des<br />

Sparkassenwesens<br />

Die seit langerer Zeit betrlebene<br />

Neuordnung des Sparkassenwesens<br />

erstrebt durch ZusammenschluB<br />

mehrerer Kassen eine Verbesserung<br />

der Organisation und eine Steige-<br />

rung der Leistungsfahigkeit. So kam<br />

es zur Verelnlgung der Sparkassen<br />

Nieder- und Obermarsberg. Es fu-<br />

sionierten die Sparkassen Mesche-<br />

de, Freienohl und Eversberg zur<br />

Zweckverbandssparkasse der Stadt<br />

Meschede und der Gemeinde Es-<br />

lohe. Zur Stadtsparkasse Schmallen-<br />

berg wurden die Sparkassen Schmal-<br />

lenberg, Fredeburg und Bodefeld.<br />

Daneben gibt es noch die Spar-<br />

kasse Bestwig. Ergebnis einer Fu-<br />

sion zwischen Arnsberg, Neheim-<br />

HiJsten und Sundern ist auch die<br />

Sparkasse Arnsberg-Sundern. Schon<br />

seit 1970 gibt es die Sparkasse<br />

Balve-Neuenrade als Fusionsergeb-<br />

nis, wahrend der ZusammenschluB<br />

der Sparkassen Warstein und Rijthen<br />

noch aussteht. Zum 1. Januar 1978<br />

warden voraussichtlich die Krels-<br />

sparkasse Brilon, die Amtssparkasse<br />

71


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

Das war Fredeburgs erste Sparkasse in der MittelstraBe 8. Sie wurde 1859<br />

gegrundet.<br />

Hallenberg, die Stadtsparkasse Me-<br />

debach und die Stadtsparkasse Win-<br />

terberg fusionieren. Auch hier wird<br />

es einen Zweckverband geben.<br />

Mit den Fusionen wurde die Kun-<br />

dennahe noch gesteigert, weil das<br />

Netz der Zweigstellen dichter wurde.<br />

Allein Im Hochsauerlandkreis und<br />

im Krels OIpe (Warstein und Balve<br />

also ausgeklammert) gibt es mehr<br />

als 150 Zweigstellen.<br />

Der Not gewehrt —<br />

den Wohlstand vermehrt!<br />

Die in diesem Beitrag gebotenen<br />

zahlenmaSigen Angaben beleuchten,<br />

wie die einst aus rein sozialen Ge-<br />

sichtspunkten gegriindeten offent-<br />

llchen Sparkassen des Sauerlandes<br />

heute als motorische Kraft des<br />

Wirtschaftslebens an der Begriin-<br />

dung zahlreicher Existenzen in alien<br />

Wirtschaftszweigen und an der For-<br />

derung des allgemeinen Wohlstan-<br />

des einen hervorragenden, ja ent-<br />

scheidenden Anteil haben. Die Stei-<br />

gerung des Wohnungsbaues, die<br />

Oberwindung vielf&cher Notlagen<br />

breiter Volksschichten in bedriJk-<br />

kender Nachkriegszeit und eine dann<br />

einsetzende so blijhende Entwick-<br />

lung waren ohne die Mitwirkung der<br />

72<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

offentlichen Sparkassen undenkbar.<br />

Wachstum und Dienstleistungen der<br />

Sparkassen bezeugen das Vertrauen<br />

aller Volkskrelse zu ihnen und ihrer<br />

auch heute wirksamen Idee, dem<br />

Gemeinwohl zu dienen.<br />

Die Sparkassen sind also wirtschaft-<br />

lich wie historisch interessant. Am<br />

besten unterrichten darijber die<br />

zahlreichen Jubilaumsschriften. Uns<br />

sind die folgenden bekannt: ,,125<br />

Jahre Sparkasse Meschede" (Me-<br />

schede 1970); ,,100 Jahre Sparkasse<br />

Niedermarsberg" (1957); ,,100 Jahre<br />

Sparkasse der Stadt Fredeburg"<br />

(1959); „50 Jahre Sparkasse Best-<br />

wig" (Bigge 1961); ,,100 Jahre Amts-<br />

sparkasse Bilstein in Grevenbrljck"<br />

(1962); „Sparkasse des Amtes Kirch-<br />

hundem in Altenhundem 1853-1953";<br />

,,100 Jahre Sparkasse Winterberg"<br />

(1959); in OIpe existiert ein unge-<br />

drucktes Manuskript von 1941.<br />

In 10 Jahren 90000 Gaste<br />

Brilon. Die Jugendherberge Brilon<br />

am Holsterloh, ein 164-Betten-Haus.<br />

hatte in den 10 Jahren ihres Be-<br />

stehens 90 000 Gaste und mehr als<br />

400 000 Obernachtungen. Sie gehort<br />

zu den meistbelegten Jugendher-<br />

bergen Im Bundesgebiet.<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Wilm het wat<br />

up de SparkaB<br />

Wilm trifft seinen Freund<br />

Tonne.<br />

„Kal", ruftWilm,<br />

„wat he(3, du makst ja'n<br />

Gesicht—?"<br />

„0 Wilm, ik hew 'ne<br />

Wut, 'ne Wut hew'k!"<br />

„Wat heB dann for 'ne<br />

Wut?"<br />

„Dat kann'k di gar nich<br />

seggen, ik segg bios,<br />

'ne Wut hew'k, ne Wut!"<br />

„Ja, wao he(3 dann<br />

eegentlik 'ne Wut up?"<br />

„Up de SparkaB, dao<br />

hew'k 'ne Wut up!"<br />

„Wat hew di de dann<br />

te Leed daohn?"<br />

„Niks, — aower'ne Wut<br />

hew'k drup, — dat is<br />

aower auk dat enzigste,<br />

wat'k drup hew!"<br />

Aus: Kessemeier,<br />

Westfalen wie es lacht<br />

Rowohit, Hamburg<br />

Erstmals Faustkeile<br />

auBerhalb einer Hohle<br />

Winterberg. Der langjahrige Ausgra-<br />

bungsleiter des Romisch-Germani-<br />

schen-Museums in Koln, Walter<br />

Lung, entdeckte auf einer Hohe<br />

nordlich von Winterberg Steine in<br />

groBerer Zahl, die er fiir Faustkeile<br />

halt. Der Archaologe hat mehr als<br />

30 solcher Quarzsteine mit nach<br />

Koln genommen, um sie dort im In-<br />

stitut fijr Ur- und Frijhgeschichte der<br />

Universitat uberpriifen zu lassen.<br />

Bislang sind solche Faustkeile im<br />

Sauerland nur als Hohlenfunde (Bal-<br />

ver Hohle) bekannt. Sollte sich die<br />

These von Walter Lung bestatigen,<br />

ware der Fundort bei Winterberg<br />

der erste einer Faustkeil-Kultur<br />

auBerhalb einer Hohle in Westfalen.


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

Zinnfiguren-<br />

Museum<br />

in Neulisternohl<br />

Am Anfang eines jeden Museums<br />

steht eine Sammelleidenschaft, so<br />

auch bei dem Zinnfiguren-Museum,<br />

das Pfarrer Wilfried Muller am<br />

1. Mai d. J. der Offentlichkeit zu-<br />

ganglicfi machte. Bescheidene Ge-<br />

miiter denl


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

Merian-<strong>Heft</strong><br />

Sauerland<br />

kritisch gesehen<br />

Als Juli-<strong>Heft</strong> der bekannten Merian-<br />

Reihe (ca. 200.000 Aufl.) erschien,<br />

seit 20 Jahren erwiJnscht, beim<br />

Verlag mehrfach angeregt, endlich<br />

wieder eine Sauerland-Nummer. Das<br />

Titelbild zeigt sehr ansprechend<br />

eine kleine Fuhre leerer Milchkan-<br />

nen im farbenprachtigen Herbstlaub<br />

einer Kastanie vor schwarz-weiBem<br />

Fachwerk.<br />

Das Urteil ijber das neue <strong>Heft</strong> kann,<br />

wenn man von seiner Werbekraft fur<br />

das Sauerland ausgeht, nur positiv<br />

sein. Wer das Sauerland nicht bes-<br />

ser kennt, hat zweifellos seine<br />

Freude an den gut fotografierten<br />

Bildern, an mehreren ganz ausge-<br />

zeichneten Beitragen und an man-<br />

cherlei Information, die er dem <strong>Heft</strong><br />

entnehmen kann. Bei naherem Hin-<br />

sefien allerdings muB gesagt sein,<br />

daB viele der schonen Bilder kei-<br />

neswegs charakteristisch fur das<br />

Sauerland sind. Sie konnten ebenso<br />

„gute Bilder von irgendwo" sein, so<br />

die Ackerfurchen in hangigem Ge-<br />

lande, die Baumstamme vor einem<br />

Fichtenwald, die Baume im Rauhreif<br />

und der Ausritt in einer Parkland-<br />

schaft, die der Arnsberger Wald<br />

sein soli. Unverkennbar ist eigent-<br />

llch nur das Felsenmeer und der<br />

Skihang bei Winterberg. Selbst das<br />

Bild „Wo die Ruhr noch grune Ufer<br />

hat" konnte aus Franken oder Nord-<br />

baden stammen. Vier der groBen<br />

Farbfotos im ijbrigen sind Winter,<br />

andere Herbst; es fehlen vollig die<br />

so charakteristische goldgelbe Gin-<br />

sterlandschaft des spaten Friihjahrs,<br />

die prachtigen roten Hange des<br />

ersten Sommers, wenn hier Finger-<br />

hut und Weidenroschen bliihen. Die<br />

erforderlichen Dias waren leicht zu<br />

beschaffen gewesen.<br />

Dem Kenner des Saueriandes fallt<br />

noch mancherlei anderes auf. Das<br />

<strong>Heft</strong> ist „kopflastig" auf das Ruhr-<br />

tal abgestellt. Die Landschaft des<br />

sijdlichen und des markischen<br />

Sauerlands kommt wesentlich zu<br />

74<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

kurz. Ob Altena wohl seinen Bahn-<br />

hof als Prunkstijck zeigen mochte?<br />

Warum wohl ein bekanntes schones<br />

Fachwerkhaus aus Kirchveischede<br />

„bei Schmallenberg" bezeichnet<br />

wird? Warum im Land der Taisper-<br />

ren keiner der so fotogenen Seen<br />

in Farbe gezeigt, ihrer dagegen<br />

gleich ein halbes Dutzend auf<br />

einer Doppelseite in kontrastarmen<br />

SchwarzweiB-, ja Grau-Bildern, lieb-<br />

los zusammengepackt wurden? Das<br />

und einiges mehr konnte der Ein-<br />

heimische fragen.<br />

Doch wie schon eingangs gesagt:<br />

Das <strong>Heft</strong> kann auch einem Sauer-<br />

lander Freude bereiten. Max von<br />

der Grijns „Vorgarten des Ruhrge-<br />

bietes" ist ein Beitrag, mit dem sich<br />

zu befassen lohnt. Im nachsten Bei-<br />

trag fragt man sich nur, warum als<br />

Illustration nicht entsprechend dem<br />

Text eine typische Schieferfassade<br />

„in fantasievollen Ornamenten" oder<br />

das „barocke Fachwerk" des Evers-<br />

berger Rathauses gewahit wurde.<br />

Auch das „Hier-k6nnen-Familien-<br />

Kaffee-kochen", das die Verfasserin<br />

sauerlandischen Gasthofen als At-<br />

mosphare andichtet, war jedenfalls<br />

nie im Sauerland zu Hause. Recht<br />

eindrucksvoll ist dann wieder das<br />

Loblied auf Winterberg, wenn auch<br />

der Stil, ahnlich wie in dem spateren<br />

Beitrag iJber die katholische Pfarr-<br />

gemeinde Oberkirchen unechte Tone<br />

hat: „Heile Welt", als ob es so<br />

etwas jemals gegeben hatte, wo der<br />

Mensch das Sagen hat!<br />

Zu einem Merian-<strong>Heft</strong> gehort stets<br />

ein Beitrag, der den kunstgeschicht-<br />

lichen Standort der betreffenden<br />

Landschaft beleuchtet; so auch in<br />

unserem <strong>Heft</strong>. Der Kenner der Ver-<br />

haltnisse wird hier u. a. bemangein,<br />

daB die St. Clemens-Kirche von<br />

Drolshagen nach einem Archivbild<br />

wiedergegeben ist, das dem heu-<br />

tigen Zustand nicht mehr entspricht.<br />

Sehr lesens- und beherzigenswert<br />

ist ein Aufsatz iJber Brunskappel<br />

und seinen Kampf gegen die dro-<br />

hende Talsperre. Gut ist auch der<br />

Beitrag iiber den Fremdenverkehr.<br />

Sein groBes Farbbild der Schnellen-<br />

burg iJber Attendorn ist erfreulich<br />

von der schon zum Klischee gewor-<br />

denen Vorderansicht abgegangen.<br />

Der Wetterdienst auf dem Kahlen<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Asten ist zweifellos interessant, doch<br />

keineswegs 9 Seiten wert. Dann<br />

zwischen Anzeigen zwei Aufsatze:<br />

„SchloBreminiszenzen" aus Berle-<br />

burg und ein Beitrag iJber den<br />

ProzeB der Dorothea Becker, der<br />

„Richterschen" von Bilstein, und<br />

die Hexenprozesse in unserer sauer-<br />

landischen Heimat. Dieser histori-<br />

sche Exkurs — auch einen solchen<br />

findet man in jedem Merian-<strong>Heft</strong> —<br />

ist zwar vom Thema her nicht ty-<br />

pisch fur das Sauerland, denn He-<br />

xenprozesse gab es Ciberall und in<br />

vielen Gegenden in weit groBerer<br />

Zahl, doch sein Stil und die Bewal-<br />

tigung des Themas durch Dr. Mag-<br />

dalena Padberg sind Klasse. Im<br />

ubrigen findet sich in dem <strong>Heft</strong> noch<br />

Marsberg, Theodor v. Neuhoff, der<br />

Konig von Korsika, Ramsbeck, die<br />

Weltjugendherberge Burg Altena,<br />

Kloster Grafschaft, das markische<br />

Sauerland, Plattdeutsch und anderes<br />

vom Stammtisch — alles, wohlge-<br />

merkt, von Reklame umgeben —<br />

und, um es nicht zu vergessen,<br />

auch ein Beitrag iJber Geologisches.<br />

Das <strong>Heft</strong> schlieBt mit Tips und Hin-<br />

weisen, in deren Mitte das Wappen<br />

des FVV prangt, den Tafein des<br />

Iserlohner Marienlebens (farbig auf<br />

schwarzem Grund), dem in alien<br />

<strong>Heft</strong>en anzutreffenden „Merian-Bre-<br />

vier", d. h. Kurzdaten iJber die wich-<br />

tigsten Ortschaften des jeweils dar-<br />

gestellten Gebietes. Zu bemangein<br />

ist hier das Fehlen der friJheren<br />

Kreisstadt Medebach und bei Atten-<br />

dorn die Datierung des Turms (rich-<br />

tig „um 1200"). Wie jedes <strong>Heft</strong><br />

schlieBt auch dieses mit einer aus-<br />

schlagbaren Bildkarte, auf deren<br />

RCickseite der SGV Wandervorschla-<br />

ge gemacht hat.<br />

Zufrieden? Ich habe sehr verschie-<br />

dene Urteile gehort, von „ein scho-<br />

nes <strong>Heft</strong>", bis „total daneben". Ich<br />

meine: Schlimm ist das <strong>Heft</strong> keines-<br />

falls und werbekraftig fijr das Sauer-<br />

land jedenfalls. Wir Sauerlander<br />

sollten uns freuen, daB, nachdem<br />

unser Land einen Polyglott-Reise-<br />

fijhrer hat, (die 1. Auflage war in<br />

einem Jahr vergriffen und die ver-<br />

besserte 2. erscheint in KiJrze) wir<br />

auch in der groBen Merian-Reihe<br />

wieder ansprechend vertreten sind.<br />

Theo Hundt


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

Dorfwettbewerb 1977:<br />

Gold, Silber und<br />

Sonderpreise fur<br />

das Sauerland<br />

Der Jubel in der brechend vollen<br />

Schiitzenhalle von Olpe-Rhode kam<br />

von ganz hinten: Zuerst rissen die<br />

Flecl


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

Ausstellung in Arnsberg:<br />

Goldschmiedekunst<br />

im kurkolnischen<br />

Sauerland aus<br />

acht Jahrhunderten<br />

Arnsberg. Ober 170 kostbare Gold-<br />

und Silberschmiedearbeiten der un-<br />

terschiedlichsten Techniken, teils mit<br />

farbigem Email, Edel- und Halbedel-<br />

steinen verziert, mit Bergkristall,<br />

Elfenbein, Koralle und anderen<br />

Schmuckelementen verbunden, sind<br />

aus dem gesamten ehemaligen Her-<br />

zogtum Westfalen zusammengetra-<br />

gen worden, welches bis 1803 das<br />

einstige „kurk6lnische Sauerland"<br />

und Teile des Kreises Soest um-<br />

faBte. Vom 6. bis 16. November sol-<br />

len die Kostbarkeiten — wie bereits<br />

kurz in <strong>Heft</strong> 2 berichtet — unter<br />

dem Titel ..Goldschmiedekunst im<br />

kurkolnischen Sauerland aus acht<br />

Jahrhunderten" im „Alten Rathaus"<br />

in Arnsberg ausgestellt werden.<br />

AnIaB dazu ist der 50. Todestag des<br />

Arnsberger Ehrenburgers Professor<br />

Karl Feaux de Lacroix. Lacroix Ist<br />

der Verfasser einer 1895 erschiene-<br />

nen Arnsberger Geschichte und Mit-<br />

begrunder des Sauerlandischen Ge-<br />

birgsvereins.<br />

Seit Monaten arbeitet nun ein vor-<br />

bereitender AusschuB fur die Aus-<br />

stellung, die vom Arnsberger und<br />

Sauerlandischen <strong>Heimatbund</strong> ge-<br />

meinsam mit dem Hochsauerland-<br />

krels veranstaltet wird. HIer ein<br />

erster Vorgeschmack auf das, was<br />

im November in Arnsberg gezeigt<br />

wird.<br />

Der Bogen spannt sich vom roman-<br />

tischen Leuchter des 11. Jahrhun-<br />

derts und emailverzierten Reliquien-<br />

kastchen aus Limoges in Frankreich<br />

uber Kelche, Reliquiare und die<br />

alteste eucharistische Monstranz<br />

Westfalens aus dem 14. Jahrhun-<br />

dert, Altargerate und Heiligenfiguren<br />

der Spatgotik und Renaissance ijber<br />

Schutzensilber, Kannen, Schalen,<br />

Becher, Humpen und Pokale, Salz-<br />

76<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

En Miul<br />

vull platt<br />

iut Midrseber!<br />

Et sin all langere Johre hiar. lek<br />

genk de Stroote run un woll dian<br />

Ollen mol wuiher beseiken. Hal kuk-<br />

kere gerade dort Finster. „Kuem<br />

mol rin! Niu sett diek oismol, scha-<br />

de, datte nit ager kuemen bist, diu<br />

has Tranen lachet! De Schornstoin-<br />

fiager was imme Dingen. Hal genk<br />

bui ues foot doren Kauhstall no<br />

diam achtesten Schornstoin do, bo<br />

de Osse stoit (der Buile). Op oinmol<br />

wootet lebendig im Stalle. lek hoote<br />

en laupen, Doren knaileren tau. En<br />

geraupe. De Schornstoinfiager kije-<br />

met no mui in de KiJeke gesprun-<br />

gen. Hai kuckere Muter achter siek<br />

un biewere an alien Knoeken. ..Opa.<br />

Opa. da ist ein Tier los!" ..lekwuBte<br />

wat laus was. Hans was laus". (De<br />

Bulle hette Hans). Un wat denkeste?<br />

De KiJekendor schoef siek oep un<br />

ne swatten Ossenkopp kuckere hui-<br />

und Zuckerstreuer, Leuchter und<br />

Bestecke fiir den privaten Gebrauch<br />

und prunkvolle Monstranzen, Cibo-<br />

rien, Kelche, Kreuze, Altarleuchter<br />

und anderes MeBgerat des 17. und<br />

18. Jahrhunderts bis zu sakralen<br />

und profanen Goldschmiedearbeiten<br />

des 19. und fruhen 20. Jahrhun-<br />

derts.<br />

Mehr als zwei Drittel der ausgestell-<br />

ten Objekte aus privatem und kirch-<br />

lichem Besitz nach Entstehungszeit,<br />

Herkunftsort und ausfuhrendem<br />

Meister bestimmt, werden erstmals<br />

der groBeren Offentlichkeit zugang-<br />

lich sein. Die Auswahl der qualitats-<br />

vollsten Stijcke aus einem mehr als<br />

doppelt so groBen, erstmals fur<br />

diese Ausstellung erfaBten Bestan-<br />

des wurde von Fachwissenschaftlern<br />

getroffen.<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

rinn. Bo dai Karel dian Ossenkopp<br />

soh, wasse nit mehr te hollen. Hai<br />

sprank nom Finster. rietet oep. un<br />

wiag wassel".<br />

Bo mi dai Opa dat vertallte, stik-<br />

kere siek bolle buim lachen. lek<br />

segge for ne: ..Opa. wann de Osse<br />

dian Schornstoinfiager niu daut<br />

macht harre. wat dann?" Hor mol<br />

segget de Opa, „mui konn doech<br />

nix passoieren. lek sin doech in d'r<br />

Haftpflichtl".<br />

*<br />

Op en anermol kuem iek de Stroote<br />

run, do was de Olle op d'r Diale<br />

(Tenne) un dragere de Koierne met<br />

d'r Hand. „Suih". segge iek for ne.<br />

„Haih hiaret schoin!" „H6r mol",<br />

seggete, „iek koierne met em Ku-<br />

kuk!" „Wat?" ,.lek koierne met em<br />

Kukuk! Se het mi de Koierne tau<br />

macht, iek hewe et meleroieren van<br />

d'r Wiese nit betahltl lek hewe for<br />

uese Libeth saggt, dau mi en<br />

Smannt in de Koierne, ok merrem<br />

Kukuk morret gohni Junge, iek<br />

segge di mannt, niu krive de Buet-<br />

ter fix."<br />

H. Winter, Eversberg<br />

Hauptanziehungspunkte diirften<br />

zweifellos die Werke des Warbur-<br />

ger Goldschmiedes Anton Eisenholt<br />

aus dem beriihmten Herdringer Sil-<br />

berschatz und der Pokal „Wilikom-<br />

men" der westfalischen Landstande<br />

aus dem Museum in Darmstadt<br />

sein. Die zahlreichen kostbaren<br />

Goldschmiedearbeiten aus Venedig,<br />

Limoges, Paris, Lille, Liittich, Prag,<br />

Wien, Augsburg, Nijrnberg, Mijn-<br />

chen, Frankfurt, Koln, Diisseldorf,<br />

Munster, Osnabriick, Hildesheim,<br />

Leipzig, Breslau u. a., aber auch<br />

aus Werkstatten in Paderborn,<br />

Soest, Werl, Meschede, Brilon Oder<br />

Attendorn werden erstmals ein Bild<br />

geben von dem bisher kaum be-<br />

kannten, aber erstaunlich umfang-<br />

reichen Schatz an auBerordentlich<br />

qualitatvollen Goldschmiedearbeiten<br />

im „kurk6lnischen Sauerland".


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

DAS 1ST „GEBALLTE VERWALTUNGSKRAFT" auf der HOHEN BRAChfT bei Bilstein. Nicht weniger<br />

als 10 amtierende und ehemalige Oberkreisdirektoren zeigt das Foto, und zwar (von links): Luckert<br />

(Wittgenstein), Dr. Mullmann (Hochsauerlandkreis), Dr. Schlarmann (Lippstadt), Dr. Grunewald<br />

(OIpe), Marling (Soest), Zimmermann (OIpe), Forster (Siegen), Landwehr (Unna), Dr. Albath (Mar-<br />

kischer Kreis), Feuring (Ludenscheid). Sie stellten sich auf einer der seit 16 Jahren stattfindenden<br />

OKD-Konferenzen fur die Kamera auf.<br />

Grimme-Buch<br />

des Sauerldnder<br />

<strong>Heimatbund</strong>es<br />

Aus AnIaB des 150. Geburtstages<br />

Fr. W. Grimmes, des bedeutenden<br />

Dichters und Erzahlers unserer<br />

sauerlandischen Heimat bringt der<br />

Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> eine sorg-<br />

faltig besorgte Auswahl aus seinen<br />

Werken heraus. Das Buch wird ca.<br />

100 Seiten umfassen, in guter Bro-<br />

schur gebunden und uber den Buch-<br />

handel Oder direkt bei der Ge-<br />

schaftsstelle des SHB (5948 Sclimal-<br />

lenberg, Postfach 1140) voraussicht-<br />

licli sclion Ende September zu ha-<br />

ben sein. Obwohl die Werke Grim-<br />

mes melirere Ausgaben und wie-<br />

derholte Auflagen gehabt haben,<br />

sind sie sclion seit Jahren nur nocin<br />

mit einigem GliJck antiquarisch zu<br />

finden. Der Prels des Buches wird<br />

fur jeden Heimatfreund erschwing-<br />

lich sein.<br />

Kreisheimattag<br />

im Markischen Kreis<br />

Naclidem der <strong>Heimatbund</strong> des Mar-<br />

kischen Kreises im vergangenen<br />

Jahr den Kreisheimattag in Balve<br />

begangen hat — SAUERLAND be-<br />

richtete dariiber in <strong>Heft</strong> IV —, wird<br />

diese Tagung im laufenden Jahr am<br />

24. September in Hemer durchge-<br />

fuhrt. Die Gestaltung des Heimat-<br />

tages im Vorjahr war instruktiv und<br />

vorbildhaft in Organisation und<br />

Durchfiihrung. Teilnehmer aus der<br />

Mitgliederschaft des Sauerlandischen<br />

<strong>Heimatbund</strong>es werden auch in He-<br />

mer gern gesehen sein.<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Die Talsperren<br />

fur FKK frei?<br />

Das Oberlandesgericht Hamm hat<br />

eine junge Dame aus dem Sieger-<br />

land freigesprochen, nachdem das<br />

Amtsgericht Attendorn sie wegen<br />

grobanstoBigen Verhaltens mit einer<br />

Geldstrafe belegt hatte, well sie am<br />

Biggesee mit einem Mann nackt<br />

gebadet hatte. „Nacktbaden an all-<br />

gemeln zuganglichen Orten ist nicht<br />

generell eine ungehorige Handlung"<br />

heiUt es, wie gemeldet wird, in der<br />

BegriJndung der „Grundsatzentschei-<br />

dung". Das Nacktbaden werde<br />

„heute weitgehend nicht mehr als<br />

ungehorig angesehen, sondern ge-<br />

duldet und durch Einrichtung beson-<br />

derer FKK-Strande sogar gefordert",<br />

habe der Senat betont.<br />

Ob das Urteil dem Empfinden der<br />

sauerlandischen Bevolkerung wohl<br />

entspricht? Ob es dem Ruhrtalsper-<br />

renverband als dem Elgentiimer der<br />

Biggetaisperre und dem Reglerungs-<br />

prasidenten In Arnsberg als Ge-<br />

wasseraufslchtsbehorde richtig er-<br />

scheint? Ist es uberhaupt loglsch<br />

gedacht, die Ausweisung besonderer<br />

FKK-Strande als eine Forderung<br />

und Rechtfertigung des Nacktbadens<br />

„an allgemein zuganglichen Orten"<br />

zu bezeichnen? Doch wohl kaum. —<br />

Eher das Gegenteil: Man hat die<br />

besonderen FKK-Strande geschaf-<br />

fen, wo ein solches Bediirfnls be-<br />

stand, um die iJbrlgen, die es nicht<br />

wiinschen, die es zum nicht geringen<br />

Tell auch als anstoBig Oder wenig-<br />

stens geschmacklos empfinden, da-<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

vor zu verschonen. Man braucht<br />

nicht gerade zu den „besonders<br />

prijden Menschen" — so das Ge-<br />

richt — zu gehoren, um das Nackt-<br />

baden abzulehnen.<br />

Dem Bericht nach hat das Gericht<br />

sogar bemangelt, daB es an „West-<br />

falens groBtem Stausee" bislang<br />

keinen Meter offiziellen Nacktstran-<br />

des gebe. Offenbar kennen die<br />

Richter In Hamm die Verhaltnisse<br />

am Biggesee nicht. Dort kommt<br />

nicht nur ganz gelegentlich mal ein<br />

Ausflugsboot Oder ein Segelbotchen<br />

daher. Am Biggesee verkehren drei<br />

bewlrtete, je 500 Menschen fassende<br />

Fahrgastschiffe in standigem Turnus<br />

zwischen Sondern und dem Stau-<br />

damm hin und her. Welt uber 1000<br />

Segelboote liegen auf dem See.<br />

Am Biggesee gibt es nicht, wie auf<br />

einer Nordseelnsel, einen ebenso<br />

einsichts- wie textilfreien Strand.<br />

Dariiber hinaus war die Entschei-<br />

dung schon deshalb unrichtig, well<br />

durch Verordnung des Regierungs-<br />

prasidenten auBerhalb der ausdrijck-<br />

lich dafijr angelegten Badestrande<br />

jedes „wllde" Baden am Biggesee<br />

verboten ist. Die Richter in Hamm<br />

mogen das nicht gewuBt haben,<br />

doch ist fiJr ein Oberlandesgericht<br />

Gesetzesunkenntnis eine schlechte<br />

Entschuldlgung.<br />

In jeder Hinsicht eine befremdende<br />

EntscheidungI<br />

Th. Hundl<br />

77


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

Surlandia Sacra<br />

Am Anfang jedes „Tag der west-<br />

falischen Geschichte" steht das Tref-<br />

fen der Geschichtsvereine, so auch<br />

dies Jahr in Drolsliagen: Thema<br />

„Germania sacra". Das GroSunter-<br />

nehmen systematischer Aufarbeitung<br />

aller aus dem IVIittelalter slammen-<br />

den l


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

Nachruf auf eine<br />

GlockengieBerei<br />

Die GlockengieBerei Humpert, spater<br />

Junker, wird schon im Jahre 1506, als<br />

dort die Briloner Burgerglocke ge-<br />

gossen wurde, urkundlich erwahnt.<br />

Dieses alteste Industrieunternehmen<br />

der Stadt Brilon und eines der alte-<br />

sten des Sauerlandes, hat seit einigen<br />

Jahren den Glockengul3 eingestellt<br />

und ist jetzt von einem Tochter-Un-<br />

ternehmen der Verwaltungsgesell-<br />

schaft der Olsberger HiJtte ijbernom-<br />

men worden.<br />

Der Glockenguli, von Monchen ent-<br />

wickelt, nahm im 14. Jahrhundert die<br />

heutige technische Form an. An die-<br />

ser Tatsache mag man das hohe Alter<br />

der Briloner GlockengieBerei ermes-<br />

sen, von der nachgewiesen wird, da(3<br />

sie schon im Jahre 1506 eine Briloner<br />

Burgerglocke gol5. Zumindestens bis<br />

zu diesem Zeitpunkt Ial3t sich die<br />

Briloner Kunst des GlockengieBens<br />

zuruckverfolgen. In zahlreichen Kir-<br />

chen Westfalens und weit dariiber<br />

hinaus lauten heute Glocken der Bri-<br />

loner Firma Humpert und dessen<br />

Nachfolger Junker. Seit altersher wur-<br />

de dieses Metallgewerbe vielerorts<br />

im Sauerland betrieben. Aber man<br />

gol3 in fruheren Jahrhunderten die<br />

Glocken vielfach nach Bedarf an Ort<br />

und Stelle, urn den erheblichen<br />

Schwierigkeiten des Glockentrans-<br />

ports aus dem Wage zu gehen. So<br />

wurde im Jahre 1729 auf dem Markt-<br />

platz in Hallenberg der GuB von<br />

zwei Glocken vollzogen, zugleich ein<br />

Schauspiel fijr die Bevolkerung. Die<br />

Briloner GlockengieBerei war vermut-<br />

lich von Anfang an standortgebunden,<br />

zahlte in BlCitezeiten bis zu 70 Mit-<br />

arbeiter und trug den Namen Brilon<br />

klangvoller nach drauBen als etwa<br />

der Schnadezug oder der Fremden-<br />

verkehr!<br />

Im Turme der Propsteikirche hangen<br />

heute sechs Briloner Glocken, darun-<br />

ter auch die alte Burgerglocke, die<br />

im Jahre 1583 von Humpert gegos-<br />

sen wurde. Sie Clbernahm die Nach-<br />

folge derGlocke aus dem Jahre 1506.<br />

Diese Burgerglocke brauchte im letz-<br />

ten Krieg nicht abgeliefert zu werden<br />

und zahit daher heute zu den Rari-<br />

taten der reichen Briloner Stadtge-<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Dikkscheadel<br />

Dai Hannes genk f6arbal3 beargop<br />

un blorre doch biu'n Fearken —<br />

drai Loaker graut an seynem Kopp,<br />

un nummes soil se mearken. —<br />

Doch woll hai mol no'm Dokter gohn,<br />

— dat met deam Kopp de Giul harr' dohn. —<br />

Dai Hannes genk no stramm un straff<br />

und bait sik nau en Pruimken aff. —<br />

De Dokter kraig 'nen wahnen Srekk':<br />

„Drai gro^e tiefe Wunden!?! —<br />

Dabai den Kopf— Mann sind Sie gekk?! —<br />

mit Taschentuch verbunden?!! —"<br />

Drop Hannes: „Waard sau sliem nit seyn. —<br />

Meyn Snuffdauk es doch woahl ganz feyn.<br />

Man blaul3: — mey es — drum kueme iek —<br />

saun ganl3 klain wennig swuemeliek."<br />

schichte. Sie ist zugleich altester<br />

Zeuge der Briloner GlockengieBkunst.<br />

Ihr Durchmesser betragt 104 cm, das<br />

Gewicht etwa 850 kg. Die Glocke ist<br />

altersschwach und wird deshalb nicht<br />

mehr gelautet. Zwei weitere Glocken<br />

der Propsteikirche stammen aus dem<br />

17. und 18. Jahrhundert, die zwar im<br />

Kriege schon demontiert waren, aber<br />

dennoch ihrem Schicksal glijcklich<br />

entgingen.<br />

In den Jahren nach dem Ersten Welt-<br />

krleg war Brilon als Glockenstadt in<br />

aller Munde. Bei Junker herrschte<br />

Hochbetrieb, denn weit im Land war<br />

der Glockenmund verstummt, da<br />

selbst die kleinen Glocken dem Mo-<br />

loch Krieg geopfert waren. Franz<br />

Predeek, der an einem sonnigen<br />

Herbstmorgen des Jahres 1925 ein<br />

Gefahrt mit vier blumengeschmuck-<br />

ten Glocken von Brilon kommend die<br />

RuhrtalstraBe abwarts zog. Kinder mit<br />

den letzten BlumenstrauBen des sln-<br />

kenden Herbstes begleiteten die stol-<br />

ze Fuhre, und allenthalben an Tur<br />

und Tor erwarteten die Leute den<br />

Einzug der Glocken. Es waren die<br />

ersten Glocken aus Bronze, die nach<br />

dem langen Kriege aus der Glocken-<br />

gieBerei Humpert gleichsam als Frie-<br />

densboten ins neue Deutschland zo-<br />

gen.<br />

Eine nochmalige BliJtezeit — wie so<br />

haufig nach unglijcklichem Kriegs-<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Theodor Propper<br />

geschehen — eriebte Brilon als<br />

Glockenstadt in den ersten Jahren<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg, als bel<br />

Junker wiederum viele hundert Glok-<br />

ken als Ersatz fiir jene gegossen<br />

wurden, die im Kriege eingeschmol-<br />

zen waren.<br />

FiJr die Propsteigemeinde Brilon lau-<br />

tet seit 1946 eine dritte Burgerglocke<br />

Im Gewicht von 900 kg und eine<br />

Totenglocke von 1520 kg. Die Brand-<br />

glocke aus dem Jahre 1946 hat das<br />

ansehnliche Gewicht von 3100 kg.<br />

Theodor Tochtrop<br />

Auf den Spuren der<br />

Sprache<br />

der Sensenhandler<br />

Die bisher unerforschte Sprache der<br />

Sensenhandler des oberen Sauer-<br />

landes, das „Schlausmen" wird kurz<br />

vor ihrem Aussterben durch den Mar-<br />

burger Student Robert Jutte aus War-<br />

stein-Suttrop untersucht und doku-<br />

mentiert. Der Autor besuchte 12 Ort-<br />

schaften zwischen Hallenberg und<br />

Kallenhardt und lieB fruhere Sensen-<br />

handler Satze und Worter der alten<br />

Handelssprache auf Tonband spre-<br />

chen. Die Untersuchung von R. Jutte,<br />

der insgesamt einen Bestand von<br />

422 Wortern aufspClren konnte, wird<br />

sich In einer wissenschaftlichen Ar-<br />

beit niederschlagen.<br />

79


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

Yor 125 Jahren:<br />

Ein Briloner<br />

Demokrat kdmpft<br />

fur Burgerrechte<br />

Das preuBische Abgeordnetenhaus<br />

befaBte sich im Jahre 1852 mit einer<br />

Vorlage zur Reform der Stadteord-<br />

nung. Speziell ging es um eine Re-<br />

gierungsvorlage, wonach auch in<br />

den westlichen Provinzen der<br />

Steuer-Census als Voraussetzung<br />

fijr das Wahlrecht der Burger ohne<br />

Grundbesitz von 2 Thir. auf 4 Thir.<br />

heraufgesetzt werden sollte.<br />

Der Abgeordnete BiJrgermeister Ni-<br />

kolaus Hesse aus Brilon nahm dazu<br />

eindeutig Stellung, um diese Aus-<br />

dehnung der Regierungsvorlage fur<br />

ostliche Provinzen auf Westfalen ab-<br />

zuwehren.<br />

BiJrgermeister Hesse: „Bereits bei<br />

der Debatte iiber die Gemeindeord-<br />

nung im Marz 1850 habe ich ausge-<br />

fijhrt, daB schon ein Steuer-Census<br />

von 2 Tliir., eine Menge bis daliin<br />

wahlberechtigter Burger um seine<br />

wolilerv\?orbenen Rechte bringe.<br />

Meine Vermutung hat sich bestatigt.<br />

Dieser Steuer-Census hat in der<br />

Bevolkerung groBe IVliBstimmung<br />

hervorgerufen. Jetzt geht man mit<br />

Siebenmeilen-Stiefein einen groBen<br />

Schrittw/eiter und will fiir diejenigen,<br />

die kein Haus besitzen, die Wahl-<br />

berechtigung an den Satz von 4 Thir.<br />

knijpfen. Die Stadteordnungen von<br />

1808 und 1831 kannten aber kelnen<br />

Steuer-Census! Sie kannten nur das<br />

alte wohlbefestlgte Biirgerrecht! RiJt-<br />

teln Sie nicht welter an den wohl-<br />

erworbenen Rechten des mittleren<br />

und niederen Standes im Voike,<br />

wenn Sie wollen, daB man auch<br />

Ihren wohlerworbenen Rechten, die<br />

Sie bei jeder Gelegenheit geltend<br />

machen, Rechnung tragen soil.<br />

Ein alter chrlstlicher Moralsatz lautet:<br />

Geben ist seliger als Nehmen! Vom<br />

Geben Ist aber bei der wichtlgsten<br />

Frage, die uns hier beschaftlgt, nicht<br />

die Rede gewesen, sondern nur<br />

vom Nehmen. Insofern hat unsere<br />

Stadteordnung wohl das gleiche<br />

Schicksal wie der hollandische Du-<br />

kat. Man beschnitt ihn solange, bis<br />

60<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Als die erste Eisenbahn kam<br />

Als im Jahre 1861 die Ruhr-Sieg-Strecke in Betrleb genommen wurde,<br />

gab es genau wIe heute WIderstande gegen die Neuerung. In Ronk-<br />

hausen war es der Bauer KIrchhoff, der im Dorfe bis zuletzt gegen die<br />

neue Mode des Fahrens ohne Pferde gewettert hatte. Aber der Tag kam,<br />

wo es hle(3: Morgen kommt der erste Elsenbahnzug hIer vorbei!<br />

Man versammelte sich In gemessenem Abstand auf eIner Anhohe, um<br />

von dort aus das Schausplel anzusehen. Da kam denn das UngetiJm<br />

schnaubend und pustend langsam um die Kurve von Plettenberg herauf-<br />

gezogen. Vorne die Lokomotlve, dahlnter zwei Wagen mit den Ehren-<br />

gasten und ein paar Guterwagen. Aus dem letzten Wagen sahen uber<br />

die Selten-Bracken mehrere Pferdekopfe staunend in die Welt.<br />

Da wendete sich der alte KIrchhoff zu selnen Dorfleuten um und sagte<br />

mit dem Brustton der Uberzeugung: „Watt heww iek saggt; Ganz ohne<br />

Plarre geiht et nit!"<br />

ADAC-<br />

Ubungsgeldnde<br />

Griesemert<br />

Auf der Griesemert bei OIpe hat<br />

der Olper Automobilclub im ADAC<br />

eInen „Verkehrsubungspark" ge-<br />

schaffen. Auf einem 60 000 qm gro-<br />

Ben bisherigen Waldgelande wurde<br />

ein 1,2 km langes StraBennetz mit<br />

einem 4 500 qm groBen Obungshof<br />

angelegt mit schongelegenem Club-<br />

haus und Hausmeisterwohnung. Auf<br />

den kurvenreichen StraBen mit Ver-<br />

kehrszelchen und Ampeln, Wende-<br />

hammer, Steilstrecke und anderen<br />

Raffinessen kann der Kraftfahrer —<br />

ob Fijhrerschein-Aspirant Oder aus<br />

der Obung gekommener Fahrer —<br />

wichtige Fahrkenntnisse erwerben.<br />

Die ganze Aniage llegt unweit der<br />

B 55, doch im Walde verborgen.<br />

Zweifellos eine sinnvolle Aniage, fur<br />

nichts mehr zu beschneiden war und<br />

gezwungen wurde, ihn ganz auBer<br />

Kurs zu setzen, zum groBen Leld-<br />

wesen derjenigen, die friJher mit<br />

dem Dukaten so gute Geschafte<br />

gemacht hatten."<br />

In namentllcher Abstimmung wurde<br />

die Regierungsvorlage mit 140 ge-<br />

gen 130 Stimmen abgelehnt. Es<br />

blieb bei einem Steuer-Census von<br />

2 Rthlr. T.T.<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

die hier ein Stuck NIederwald ge-<br />

opfert wurde. Die Reprasentanten<br />

der Olper Offentlichkelt erschienen<br />

zu der sonntaglichen Einwelhungs-<br />

feier jedenfalls nach alter Fuhr-<br />

mannstradition per Hafer-PS.<br />

787 Preise fiJr<br />

Sauerland-Schulen<br />

Brilon. In einer eindrucksvollen<br />

Feierstunde in der Marlen-Real-<br />

schule in Brilon wurden die Sieger<br />

im Wettbewerb „Die Deutschen und<br />

ihre ostlichen Nachbarn" geehrt.<br />

Stellv. Land rat R. Kraft charakteri-<br />

sierte die Bedeutung dieses Wett-<br />

bewerbs fiJr die politische Bildung<br />

und nannte ihn einen guten Weg<br />

fiJr die Versohnung der Volker und<br />

die europaische Verstandigung. Im<br />

Hochsauerlandkreis, der gerade die-<br />

sem Wettbewerb groBe Aufmerksam-<br />

keit schenkt, hatten sich 32 Schulen<br />

betelligt. Nicht weniger als 3779<br />

Arbelten, tells Aufsatze, tells Werk-<br />

arbelten waren abgegeben worden.<br />

Mit 787 Landesprelsen fur die be-<br />

sten Arbelten errangen die Schulen<br />

des Hochsauerlandkreises eine Spit-<br />

zenstellung. Der Kreis hat die aus-<br />

gezeichneten Schulen zusatzllch mit<br />

Geldpreisen bedacht. Dezernent<br />

Hilsmann und der Vorsitzende des<br />

Krelsvertriebenenbeirats Schneider<br />

dankten fiir die groBe Beteiligung<br />

am Wettbewerb, die alien Schulen<br />

ein Ansporn sein moge. T. T.


1963fuhrderletzte<br />

Brautwagen<br />

im Sauerland<br />

Arnsberg. Was einst bei Bauernhoch-<br />

zeiten im Sauerland hoch im Kurs<br />

stand, ist heute nur noch Erinnerung:<br />

der „Brautwagen". Fruher war das<br />

SO:<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

Im Hause der Braut luden Eltern,<br />

Schwestern und Bruder die ganze<br />

Aussteuer auf einen Leiterwagen.<br />

Vom Zinngeschirr bis zum Besen,<br />

von der Wasche bis zum Bett und<br />

von der Truhe bis zum Spinnrad.<br />

Nichts wurde vergessen.<br />

Vor den Wagen kamen die Pferde,<br />

hinterdrein trottete die beste Kuh aus<br />

dem Stall des Brautvaters. Oben<br />

drauf saB das Brautmadchen, meist<br />

eine unverheiratete Schwester der<br />

Braut, in der Hand einen Hahn, den<br />

es unterwegs fleiBig in die Beine<br />

kniff, damit er kraftig krahte.<br />

Und dann ging es ab. Ziel war der<br />

Hof des Brautigams. In jedem Dorf,<br />

das die festlich mit grunen Girlan-<br />

den geschmuckte Fuhre passierte,<br />

gab es Hindernisse.<br />

Junge Madchen fingen den Brautwa-<br />

gen mit einem Sell ein, starkten den<br />

Fuhrmann mit einem Glase Wein<br />

Oder Schnaps und erhielten zum<br />

Dank dafur ein Geldstuck. Zu viele<br />

Promille brauchte der Kutscher nicht<br />

zu befurchten, es gab ja kaum Ver-<br />

kehr und folglich auch keine Unfalle.<br />

Etwa 100 Meter vor dem Hause des<br />

Brautigams blieb man stehen. Der<br />

kunftige Ehemann erschien und bat<br />

das Brautmadchen, herunter zu stei-<br />

gen. So schnell ging das aber nicht.<br />

Erst muBte der Brautigam eine zeit-<br />

lang Maskenball spielen. Er hatte in<br />

weiBen Handschuhen zu erscheinen,<br />

er muBte Brote und Wein bringen,<br />

einen Zylinder aufzusetzen, eine<br />

SchiJrze umzubinden oder sogar mit<br />

einer Musikkapelle kommen.<br />

Erst wenn alle Wunsche erfiillt wa-<br />

ren, fuhr der Brautwagen vor das<br />

Haus und konnte endlich abgeladen<br />

werden.<br />

Am Nachmittag schickten die Nach-<br />

barn des Brautigams ihre ledigen<br />

Tochter zum Hochzeitshaus. Sie<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Auch die jungen Burschen spielen mit beim Kampf um den Brautwagen.<br />

schleppten korbeweise Schinken, Eier<br />

und Butter an. Auch das ging nicht<br />

ohne Hindernisse ab. Die jungen<br />

Madchen meldeten sich mit lautem<br />

„Juhu" an, der Brautigam muBte sie<br />

abholen und noch einmal die lange<br />

Liste aller Wunsche erfijllen, die sie<br />

an ihn hatten. Dann erst bekam er<br />

die Korbe.<br />

Der unseres Wissens letzte Brautwa-<br />

gen im Sauerland fuhr 1963 von Len-<br />

hausen nach Werpe. Statt von Pfer-<br />

den wurde er von einem Trecker ge-<br />

zogen und anstelle des Hahns war<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

ein Huhn mit von der Partie. Die Kuh<br />

fehlte ganz. An 20 Stundenkilometer<br />

Hochstgeschwindigkeit war sie nicht<br />

gewohnt.<br />

Nicht nur die jungen Madchen, auch<br />

die jungen Burschen spielten 1963<br />

mit. Der „Fuhrmann" kriegte keinen<br />

Schnaps kredenzt, sondern muSte<br />

welchen ausschenken. Das .Braut-<br />

madchen" hatte eine starke Weiden-<br />

rute, um zu verhindern, daB die jun-<br />

gen Burschen am Zielort den Wa-<br />

gen um das eine oder andere Teil<br />

erieichtern.<br />

81


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

Der Brautigam lieB den Bal3, den er<br />

sonst im Wormbacher Musikverein<br />

blast, diesmal in der Ecke stehen.<br />

Dafijr spielte er gewissermaBen die<br />

erste Geige. Genauer gesagt: er<br />

muBte ein paar Stunden lang nach der<br />

Pfeife der anderen tanzen.<br />

Als Franz, so FiieB er, und 35 Jahre<br />

war er alt, zunn ersten Male erschien,<br />

muBte er sich tummein und fCir Spie-<br />

geleier sorgen. 2u dem in alten Zei-<br />

ten obligatorischen Gedicht „Wir jun-<br />

gen Madchen sind ausgegangen, um<br />

diesen Brautwagen einzufangen ..."<br />

kam es gar nicht mehr. Dafiir muBte<br />

der Hochzeiter sein letztes Pferd von<br />

der nahen Bergweide holen und „An-<br />

zug Zylinder" als stolzer Reiter Wein<br />

kredenzen, er muBte in der Kuchen-<br />

schOrze kommen und selbst der<br />

Schlafanzug (unser Bild unten) und<br />

das Nachthemd (mit Kinderroller)<br />

blieben ihm nicht erspart.<br />

Als die Madchen schlieBlich auch noch<br />

die Musik verlangten, lieh sich der<br />

Brautigam von einem ISjahrigen Jun-<br />

gen ein Kofferradio.<br />

Gut zwei Stunden dauerte die Zere-<br />

nnonie, fast ebensolange brauchte es,<br />

bis nachmittags die Eier- und Schin-<br />

kenkorbe im Hochzeitshaus aniangten.<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Die Nachbarn sch/cfcen Schlnken, Eier und Butter ins Hochzeitsliaus<br />

DaB es dabei so manches Ruhrei<br />

gab, ist selbstverstandlich. Denn die<br />

jungen Burschen schlugen sich auf<br />

des Brautigams Seite und standen<br />

ihm bei, und suchten die Korbe zu<br />

entwenden, wahrend die Madchen<br />

ihre Aufgaben stellten.<br />

„Bring uns fijr jede einen Stuhl und<br />

Apfelsaft auf einem Tablett. VergiB<br />

aber das Decken nicht, sonst kannst<br />

du gleich nochmal umgehen", brachte<br />

die weibliche Dorfjugend den Hoch-<br />

zeiter in Trab. Und als er stohnte,<br />

neckten sie ihn: „Was man aus Liebe<br />

tut . . ."<br />

Den Kaffee, den es auf dem Heubal-<br />

ken nebst diversen Kuchen und Tor-<br />

ten gab, hatten alie Mitwirkenden<br />

redlich verdient. In einer Ecke wurde<br />

das erste FaB Bier angestochen. Der<br />

Schifferklavierspieier vom benach-<br />

barten Musikverein trat fiJr den abend-<br />

lichen Tanz — vier Tage vor der<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Hochzeit — als Einmannkapelle auf.<br />

Zum Feste selbst kam der ganze<br />

Musikverein, 15 Mann und zwei zu-<br />

sStzliche Krafte.<br />

Ein Ochse, zehn Zentner schwer, und<br />

zwei Schweine waren geschlachtet<br />

worden, 40 Pfund Mehl waren im<br />

Hochzeitshaus zu Tortenbeden ver-<br />

arbeitet, die Platenkuchen und das<br />

andere Geback nicht gerechnet. Das<br />

hat der Backer gebacken.<br />

150 Gaste — das halbe Dorf —<br />

waren eingeladen. Es war eine rich-<br />

tige Bauernhochzeit. Deftig, mit gu-<br />

tem Essen und Trinken. Ein Bruder<br />

des Brautigams hatte einen Gast aus<br />

der Stadt mitgebracht. Schon zum<br />

.Brautwagen". Der junge Mann, von<br />

Beruf Referendar an einem Landge-<br />

richt, war den Strapazen nicht ge-<br />

wachsen. Schon vor dem Kaffee<br />

schlief er auf dem Heubaiken ein.<br />

(Cl. Propper)


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />

Neue Abonnenten<br />

Dr. Joachim Schneider, Lennestadt<br />

Karl Cornelius, Dortmund<br />

Edgar Verley, Balve-Garbeck<br />

Marianne Gausen, Arnsberg<br />

Stadt Menden — Kulturamt —<br />

Friedel Tillmann, Mesch.-Eversberg<br />

Heinrich Hanfland, Arnsberg<br />

Peter Weasel, Belecke<br />

Michael Susewind, Arnsb.-Oeventrop<br />

Schw. Adolfis Habbel, OIpe<br />

GiJnter Guth, Halver-Oberbrijgge<br />

Fritz Wagner, Eslohe<br />

Leonhard Vorhagen, Finnentr.-Fretter<br />

Hans Flachs, Dortmund<br />

Josef Hesse, Finnentrop<br />

Rudolf Hatzfeld, Finnentrop<br />

Karl-Heinz Kirchhoff, Finnentrop<br />

Werner Klijter, Sundern-Hagen<br />

Josef Schulte, Finnentrop<br />

Josef Droge, Finnentrop<br />

Hans Wiebelhaus, Finnentrop<br />

Werner Schottes, Finnentrop<br />

Karl Korreck, Finnentrop<br />

Alfred Bohne, Finnentrop<br />

Helmut Witte. Eslohe-Cobbenrode<br />

Manfred Voigt, Finnentrop<br />

Herbert Baumhoff, Kirchhundem<br />

Anita Rapp, Finnentrop<br />

GiJnter Beermann, Finnentrop<br />

Josef Konig, Finnentrop<br />

Irene Nolte, Finnentrop<br />

Josef Brachthauser, Finnentrop<br />

Paul Wiethoff, Finnentrop<br />

Heinz Beckmann, Finnentrop<br />

Karl Thiele, Finnentrop<br />

Erwin Niklas, Finnentrop<br />

Ludger Kathol, Finnentrop<br />

Paul Schottes, Finnentrop<br />

Norbert Hanses sen., Finnentrop<br />

Willi van Lier, Finnentrop<br />

Gertrud Junker, Finnentrop<br />

Egbert Schulte, Finnentrop<br />

Hansjorg Schnepper, IbbenbiJren<br />

Dr. Wolfgang Kirchhoff, Remscheid<br />

Christel Erdbrugger, Finnentrop<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Paul Balkenhol, Finnentrop<br />

Pfr. Bernhard Starke,<br />

Schmallenberg-Bracht<br />

Karl-Heinz Retzloff, Dortmund<br />

Hans Grunwald, Menden<br />

Hans Josef Simon, Menden<br />

Irene Weinhold-Scherer, Hagen<br />

Use Dapper, Arnsberg<br />

St. Engelbertus-Schijtzenbrudersch.<br />

Medebach-Medelon<br />

Manfred Droge, Finnentrop<br />

Friedrich Witte, Arnsberg<br />

Richard FleiBig, Arnsberg<br />

Karl Lingens, Schmallenberg<br />

Paul Schmidt, Lennestd.-Saalhausen<br />

Margret Theisen, Hildesheim<br />

Erich Sommer, Freudenberg<br />

Propst Heinrich Prior, Brilon<br />

Peter Borner, Medebach<br />

Josef Vollmers-Dijnnebacke,<br />

Schmallenberg-Holthausen<br />

Hans Schlemmer, MCinster<br />

J. W. Biebrach, Hilden<br />

Georg Kroll, Wuppertal<br />

Franz Finnemann, Medebach<br />

Dr. Karl Guttmann, Hagen-Halden<br />

Horst Hildebrandt, Herscheid<br />

Franz-Josef Wulf, Warstein<br />

Heinz-Joachim Sack, Drolshagen<br />

J. Herold, Schmallenberg<br />

Ludwig Scherff, Kamen<br />

Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Vorsitzender: Dr. Adalbert Mullmann,<br />

579 Brilon, Jupiterweg 7, Tel.: (02961) 91370.<br />

Geschaftsstelle: 5948 Schmallenberg, Post-<br />

fach 1140, Telefon (02972) 555. Geschafts-<br />

fuhrerin: Hiltraud SchiJttler, Konten:40011116<br />

Stadtsparkasse Schmallenberg, BLZ 46052855<br />

4876-461 Postscheckamt Dortmund. Jahres-<br />

beitrag einschl. des Bezuges dieser Zeit-<br />

schrift 6,— DM. Beitragszahlungen warden<br />

aut eines der vorgenannten Konten erbeten.<br />

Redaktionsstab: Vors. Theo Hundt, 596 OIpe,<br />

Keeschladeweg 3; Dr. Magdalene Padberg,<br />

Eslohe; Jupp Schottler, Bamenohl; Theodor<br />

Tochtrop, Brilon; Fritz Droste, EIpe; Josef<br />

Wiegel, Schmallenberg; Friedhelm Acker-<br />

mann, Arnsberg; Klemens Propper, Arns-<br />

berg.<br />

..Sauerland", Zeitschrift des Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong>es e. V., 5948 Schmallenberg<br />

Postfach 1140, Telefon (02972) 555,- Redak-<br />

tion: Siegfried Richter, 5760 Arnsberg 2,<br />

BodelschwinghstraBe 24. Druck: Strobel-<br />

Druck, Arnsberg.<br />

Personalien<br />

Dr. Hans Honsel, Mitinhaber und<br />

Vorstandsmitglied der Honsel-Werke<br />

in Meschede, eines der groBten<br />

europaischen Betriebe der Leicht-<br />

metall-Verarbeitung, starb im Alter<br />

von 67 Jahren. In Meschede war er<br />

als langjahriger Vorsitzender des<br />

Fordervereins fiJr die Gesamthoch-<br />

schule ein bedeutender Mentor.<br />

Wllhelm Huxol, AltbiJrgermeister von<br />

Bredelar ist im Alter von 82 Jahren<br />

gestorben. Er iJbernahm die Leitung<br />

der Gemeinde in den Notjahren<br />

nach dem 2. Weltkrieg und versah<br />

dieses Amt fast 25 Jahre.<br />

Kreiskammerer Josef Frevel trat<br />

nach Sljahriger Dienstzeit in den<br />

Ruhestand. Der Kreistag des Hoch-<br />

sauerlandkreises und Oberkreisdi-<br />

rektor Dr. Mullmann wiJrdigten in<br />

der Abschiedsstunde die treue und<br />

verantvifortungsbevifuBte Tatigkeit<br />

des Kammerers.<br />

Grimme-Fest<br />

in Assinghausen<br />

Aus AnIaB des 150. Geburtstages<br />

des bedeutendsten Dichters unserer<br />

Heimat findet am 15. und 16. Okto-<br />

ber in seinem Heimatdorf Assing-<br />

hausen eine Grimme-Gedenkfeier<br />

statt. Die Gedenkrede wird ein Ur-<br />

enkel des Dichters halten. Die Vor-<br />

bereitung dieses groBen sauerlan-<br />

dischen Festes liegt in den Handen<br />

eines Ausschusses, der von den<br />

Vereinen des Dorfes und der Stadt<br />

Olsberg tatkraftig unterstijtzt wird.<br />

Die Heimatvereine des Sauerlandes<br />

warden gebeten, auf der Gedenk-<br />

feier am Sonntagnachmittag, den<br />

16. Oktober mit Abordnungen ver-<br />

treten zu sein.<br />

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© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

33


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Vereinbarung<br />

Zum Biggesee kommen Sie iiber die Autobahn ..Sauerlandlinie", B 54, B 55, B 236 oder mit der Bundesbahn. Er bietet<br />

Sport und Unterhaltung aller Art, aber auch herrliche ruhige Wanderwege am Ostufer. Das Schonste ist die zweistiindige<br />

Rundfahrt iiber den See. Die modernen Fahrgastschiffe mit je 400 Sitzplatzen, Sonnendecks und geschlossenen Salons<br />

sind bewirtschaftet und an kuhlen Tagen beheizt. Dbertragungsanlagen fur Musik und Informationen unterwegs.<br />

Zubringer MS .OIpe" ermoglicht 20-km-Fahrt von OIpe bis Attendorn-Neulisternohl.<br />

Personenschiffahrt Biggesee, 596 Sondern/Biggesee, Telefon 02761/62333<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

15000 unferhaltsame Sekunden<br />

Abenteuer und Eriebnis auf der<br />

Wildschutz-u. Freizeitpark Rothaargebirae<br />

750000 qm Wildareal mit Wisenten, Bisons, Aueroclisen, Hirschen, Sika, l\/luffIons, Berg-, / ,jv<br />

ziegen.urgemutlichem Wildparkrestaurant, Westem-Mini-Eisenbahn, Auto-Scooter,<br />

Freiluftkegelbahn,Abenteuerspielgelande, Grillplatz und vielen bunten Kiosken.<br />

Offnungszeiten: Wildpark ganzjahrig, morgens bis abends; iVIolfilbahn Mitte Marz bis<br />

Ende Oktober Autobahnen: Dortmund - Frankfurt (A 45) Abfahrt OIpe; Koln - OIpe (A 4)<br />

AbfahrtAutobahnende. Informationen: Telefon (02723) 2045 . - ,.<br />

WILDSCHUTZ-UND FREIZEITPARK R0THAARGEBIR6E, 5942 KIRCHHUNDEM/OBERHUNDEM<br />

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krisenfeste<br />

Energie-<br />

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Vtereinigte EleMrizH§«swerke Wesifalen A6, Derimund<br />

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