S t e h t a u f f ü r G e r e c h t i g ke i t - St. Sebastian Nienberge
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Der Bericht betont, dass sich gegen<strong>ü</strong>ber<br />
fr<strong>ü</strong>heren Jahrzehnten das<br />
Erscheinungsbild der Klientinnen<br />
grundlegend geändert habe: Es werde<br />
ein neues Sozialszenario sichtbar.<br />
Waren die Frauen fr<strong>ü</strong>her Opfer der<br />
Diskriminierung, weil sie schwanger<br />
und ledig waren, befinden sie sich<br />
heute in vielfältigen Situationen von<br />
Gewalt, Ausgeliefertsein, sozialer<br />
und persönlicher Gefahr.<br />
Die Fälle werden immer komplexer<br />
und fordern immer mehr Fachkompetenz<br />
seitens des Personals. Ein<br />
Fall muss häufig gleichzeitig wegen<br />
verschiedener Problemati<strong>ke</strong>n behandelt<br />
werden: Drogenabhängig<strong>ke</strong>it,<br />
psychische <strong>St</strong>örungen, Fehlen des primären<br />
Netzes (der Familie), sexuelle<br />
Gewalt und die Folgen eines Lebens<br />
auf der <strong>St</strong>raße. Es kommen Migrantinnen<br />
aus anderen Bundesstaaten<br />
und schließlich aus dem Ausland. In<br />
diesen Fällen erfordert die Beherbergung<br />
und Behandlung größere<br />
Aufwendungen. Auch muss bei der<br />
Entlassung ohne die Hilfe der Familie<br />
die Wiedereingliederung zustande<br />
gebracht werden.<br />
75% der Betreuten haben auf der<br />
<strong>St</strong>raße gewohnt. Von diesen sind 80%<br />
drogenabhängig. Damit ist die Zahl<br />
der Drogenabhängigen unter den<br />
Betreuten vorherrschend. Die Mädchen<br />
gelangen auf die <strong>St</strong>raße, weil<br />
sie als Kinder und Jugendliche Opfer<br />
von häuslicher Gewalt und anderen<br />
Beeinträchtigungen wurden. Dort<br />
lernten sie Drogen zu nehmen, sich zu<br />
Pfarrblätt<strong>ke</strong>n 1 – 2012<br />
prostituieren, gegen die Gesetze zu<br />
verstoßen, und schließlich wurden sie<br />
schwanger. Auf der <strong>St</strong>raße kn<strong>ü</strong>pften<br />
sie aber auch ein neues soziales Netz<br />
und gingen affektive Beziehungen in<br />
der Weise ein, wie es dort möglich<br />
war.<br />
Um diese Personen betreuen zu<br />
können, waren Umstrukturierungen<br />
nötig. Mit ihnen zu arbeiten ist eine<br />
tägliche große Herausforderung.<br />
Denn jeden Tag tauchen neue Sorten<br />
von Drogen auf, die neue Verhaltensweisen<br />
und Reaktionen hervorrufen.<br />
Auch ist die Anzahl der Schwangeren<br />
mit psychischen <strong>St</strong>örungen stark<br />
angewachsen. Dabei ist das Gesundheitswesen<br />
im Bereich der Psychotherapie<br />
noch im Aufbau und der<br />
Nachfrage nicht gewachsen. Auch<br />
haben die Familien – wenn sie denn<br />
vorhanden sind – große Schwierig<strong>ke</strong>iten,<br />
diese Mädchen aufzunehmen.<br />
Waren fr<strong>ü</strong>her die Beschäftigungsangebote,<br />
die das Haus den Betreuten<br />
machen konnte, reichhaltig, so sind<br />
sie jetzt – angesichts des neuen Profils<br />
der Klientinnen – knapp. Noch<br />
schwieriger ist es bei der sozialen<br />
und familiären Wiedereingliederung.<br />
Um die Gelegenheit dazu zu erhöhen,<br />
bietet das Haus verschiedene<br />
Lehrgänge, Aktivitäten und Gruppen<br />
an, die den Mädchen helfen sollen zu<br />
lernen, nachzuden<strong>ke</strong>n und den Verstand<br />
kritisch zu gebrauchen.<br />
Zum Schluss zählt der Bericht diese<br />
Lehrgänge, Kurse und Veranstal-<br />
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