Juni / Juli / August 2011 - Evangelische Kirchengemeinde Schönow ...

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Der Zehlendorfer Jesper Weber lebt seit fast 20 Jahren in Japan. Er stellte uns einen Bericht zur Verfügung, den er anlässlich einer Fahrt in das vom Tsunami so furchtbar mitgenommene Gebiet um die Städte Toono und Kamaishi in der nordostjapanischen Präfektur Iwate geschrieben hat. Wir geben ihn hier gekürzt und leicht geändert wieder. Bericht aus Iwate/Japan Der Verkehr auf der Autobahn nach Norden aus Tokio heraus fließt. Am Gepäck erkennt man, dass viele Menschen als Helfer ins Katastrophengebiet unterwegs sind. Wer nur zum Schauen käme, ginge nicht ohne psychischen Schaden wieder weg. Die Bilder und Eindrücke lassen sich seelisch nur verarbeiten, wenn man konkret und aktiv etwas beitragen kann. Der Nordosten und speziell die Pazifikküste waren ein beliebtes Urlaubsgebiet, die fjordähnliche Küste „Sanriku” war sogar eine der „Drei Japanischen Landschaften”, und auch landeinwärts reiht sich malerisch Dorf an Dorf zwischen wunderschönen Bergen, Wäldern, Flüssen und Feldern. Das Epizentrum des Bebens lag im Pazifik vor der Küste der Präfektur Miyagi, südlich davon liegen Fukushima, Tochigi und Chiba, nördlich Iwate. Insgesamt war ein Küstenstreifen von über 500km Länge vom Tsunami betroffen. Ab Fukushima wird die Autobahn wellig, streckenweise zum Waschbrett. Brücken, die wegen ihres Betonfundaments nicht oder nur wenig abgesunken sind, stehen deutlich höher als die Fahrbahn davor und danach. Die Stadt Toono in der Präfektur Iwate liegt 50km landeinwärts und hat Zubringerstraßen nach Kamaishi, Otsuchi, Rikuzen Takada, Ofunato und anderen von der Flutwelle zerstörten Küstenstädten. Die Hälfte der im Katastrophengebiet eingesetzten Truppen und viele freiwillige Helfer haben hier Quartier bezogen, das Militär hat in Toono mehrere Zeltstädte aufgebaut.Im Gästebuch des Hotels, das momentan hauptsächlich von Helfern belegt ist, klafft eine Lücke zwischen einem Eintrag vom 9. März, in dem ein Fahrschüler, der aus Tokio zu einem Intensivkurs angereist war, darüber staunt, wie kalt Otsuchi 30. April - 3. Mai <strong>2011</strong> es im Norden noch ist, und dem 25. März. Ein Einwohner von Kamaishi bedankt sich. Nach zwei Wochen hatten sein Sohn und er wieder genug Benzin, um die 42km von Kamaishi nach Toono zum Einkaufen zu fahren. Er hätte sich nicht träumen lassen, dass ihm im Hotel ein warmes Essen und ein Bad angeboten würden, beides zum ersten Mal nach zwei Wochen. Auf der Strecke von Toono nach Kamaishi sind am 1. Mai, 51 Tage nach dem Beben, bis auf einige fehlende Dachziegeln Otsuchi und viele frisch gedeckte Dächer keinerlei Spuren von Verwüstung zu sehen. Unter der Brücke über den letzten Fluss vorm Hafen liegt ein wenig Bauschutt, plötzlich aber türmt er sich dann am Straßenrand zu Bergen auf. Die Hausfassaden sind eingedrückt, total zerstörte und teilweise ausgebrannte Autowracks säumen den Weg. Größere Straßen sind freigeräumt, aber nach nur einigen Schritten in die Seitengassen geht es durch den Schutt nicht weiter. An einigen Stellen, die unter Meeresspiegel abgesunken sind, steht noch das Wasser. In Kamaishi sind 20 Prozent der Häuser zerstört. Der zweite Tsunami, der zehn Minuten nach dem ersten kam und weitaus höher war, forderte die meisten Todesopfer unter den Einwohnern, die wieder nach unten gegangen waren, um ihr Haus zu verbarrikadieren. Im benachbarten Otsuchi wurden über 80 Prozent der Häuser zerstört. Nach dem Beben trug der Tsunami brennendes Öl aus einem Kombinat am Hafen in die Stadt, nach der Feuersbrunst sind nur noch haufenweise ausgebrannte Autos und einige Betonteile zu sehen. Vielen Einwohnern ist die Flucht nicht gelungen. Sie kannten sich mit Tsunamis aus und beobachteten das 17
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