Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ãrzte für ...
Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ãrzte für ...
Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ãrzte für ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
EDITORIAL<br />
Dipl.-Biol. Jens Meyer-<br />
Wegener<br />
Netzwerke –<br />
ein Geheimnis <strong>der</strong> Natur<br />
Handys sind kleine Computer, Fernseher<br />
sich auch kleine Computer und selbst die<br />
mo<strong>der</strong>ne Waschmaschine kann schon „denken<br />
wie ein Computer.“ In fast alle Bereichen<br />
des täglichen Lebens ist die mo<strong>der</strong>ne<br />
Computerelektronik vorgedrungen: Haushalt,<br />
Büro, Kommunikation sowieso. Und<br />
das Ende <strong>der</strong> Digitalisierung ist noch längst<br />
nicht abzusehen. Roboter, die die Küche sauber<br />
machen – gibt es schon, Roboter, die den<br />
Rasen abfressen/mähen (wie Kühe) – sind<br />
<strong>der</strong>zeit in Arbeit. Alles scheint möglich –<br />
wirklich alles<br />
Trotz intensivster Bemühungen ist es den<br />
Wissenschaftlern bislang noch nicht gelungen,<br />
dem Computer das kreative, das typisch<br />
menschliche Denken beizubringen. Computer<br />
können zwar ungeheuer schnell rechnen<br />
und enorme Mengen an Daten speichern,<br />
aber wenn es darum geht, ein Gesicht eines<br />
Menschen nach einigen Jahren, wenn die<br />
Haare grau und die Haut runzlig geworden<br />
ist, wie<strong>der</strong>zuerkennen, o<strong>der</strong> eine völlig neue<br />
Melodie zu komponieren, o<strong>der</strong> über sich<br />
selbst nachzudenken – dann ist er mit seinem<br />
Latein am Ende.<br />
Das menschliche Gehirn arbeitet eben<br />
ganz an<strong>der</strong>s als ein Computer – ganzheitlicher,<br />
„vielschichtiger“ o<strong>der</strong> besser gesagt<br />
vernetzter. Milliarden von Nervenzellen,<br />
Neuronen, sind im menschlichen Gehirn auf<br />
eine einzigartige und höchst komplexe Art<br />
und Weise miteinan<strong>der</strong> verschaltet. Jedes<br />
Neuron ist mit etwa 10.000 an<strong>der</strong>en Nervenzellen<br />
verbunden. Über Synapsen werden die<br />
Signale von Zelle zu Zelle weitergeleitet und<br />
– je nach Impulsstärke – moduliert. Und dieses<br />
Netzwerk aus Neuronen birgt das Geheimnis<br />
des Gehirns.<br />
Mehr noch: heute geht man davon aus,<br />
dass Netzwerke allgemein ein eigenes Naturprinzip<br />
darstellen, ein Prinzip, das sich über<br />
Jahrmillionen insbeson<strong>der</strong>e bei dynamischen<br />
und regulatorischen Prozessen bewährt hat.<br />
Entsprechende Hypothesen, Denkmodelle<br />
und Untersuchungen gibt es schon längst,<br />
nur dass sie noch nicht in allen Bereichen <strong>der</strong><br />
Wissenschaft (und Medizin) Eingang gefunden<br />
haben. Die Eigenschaften und Wirkungen<br />
homöopathischer Hochpotenzen beispielsweise,<br />
könnten mit Hilfe von Netzwerken,<br />
komplexen Strukturen mit einem<br />
„molekularen Gedächtnis“ in dem jeweiligen<br />
Lösungsmittel bzw. <strong>der</strong> Trägersubstanz, erklärt<br />
werden.<br />
Eine an<strong>der</strong>e nicht min<strong>der</strong> interessante<br />
Hypothese zum Wirkmechanismus von<br />
Homöopathika wird in <strong>der</strong> Arbeit von H.<br />
Heine, auf S. 542 vorgestellt und diskutiert.<br />
Einige Homöopathika entfalten nach<br />
Aussage von Heine eine antivirale und immunstimulierende<br />
Wirkung, indem sie in die<br />
„Sprache <strong>der</strong> Zytokine“ eingreifen.<br />
Die Diskussion um den/die Wirkmechanismus/men<br />
homöopathischer Arzneimittel<br />
ist vermutlich noch lange nicht abgeschlossen.<br />
Gleichwohl werden die einzelnen o<strong>der</strong><br />
kombinierten Wirkstoffe in <strong>der</strong> Praxis immer<br />
wie<strong>der</strong> mit Erfolg eingesetzt. Wie in <strong>der</strong><br />
Arbeit von M. M. Hadulla (auf S. 548) am<br />
Arzneimittelbild von Calcarea Carbonica,<br />
<strong>der</strong> Austernschale, auf sehr anschauliche und<br />
praxisnahe Art und Weise gezeigt wird, ist<br />
die Homöopathie eben ein Musterbeispiel<br />
für eine individuelle und ganzheitliche<br />
Therapie, bei <strong>der</strong> nicht die Erkrankung bzw.<br />
das erkrankte Organ, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Patient,<br />
sein augenblickliches Befinden und sein<br />
ganzes Wesen im Vor<strong>der</strong>grund stehen.<br />
Von <strong>der</strong> Grundlagenforschung über die<br />
klinische Forschung bis hin zur praktische<br />
Erfahrung – nicht nur in unserer Zeitschrift,<br />
auch/und erst recht auf dem Herbstkongress<br />
in Freudenstadt werden zu allen wichtigen<br />
Themenkomplexen aus <strong>der</strong> Naturheilkunde<br />
Kurse, Seminare und Vorträge angeboten.<br />
Wir freuen uns auf Ihr Kommen!<br />
Ihr<br />
J. Meyer-Wegener<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
527
Inhalt<br />
534<br />
Rationale Phytotherapie<br />
Seit einigen Jahren ist die so genannte Rationale<br />
Phytotherapie in den Mittelpunkt <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />
Diskussion gerückt. Gleichzeitig nimmt aber<br />
auch das Interesse an nichteuropäischen Phytopharmaka<br />
und an pflanzlichen Arzneimitteln, die man<br />
in <strong>der</strong> Regel als nicht-rationale Phytopharmaka bezeichnet,<br />
seitens <strong>der</strong> Patienten zu. Mehr zu diesen<br />
aktuellen Themen lesen Sie in dem Interview mit Prof.<br />
H. Schilcher, Vorstandsmitglied des ZÄN, auf den<br />
Seiten 534-535.<br />
536<br />
Hypnose in <strong>der</strong> Praxis<br />
Die Hypnose erlebt <strong>der</strong>zeit eine Renaissance.<br />
Gestützt auf neue wissenschaftliche Untersuchungen<br />
und Methoden hat sich die Hypnose in den letzten<br />
Jahren aus dem Dunstkreis <strong>der</strong> Manipulation und<br />
Zauberei befreit und einen eigenen und wichtigen<br />
Platz in <strong>der</strong> Regulationsmedizin gefunden. Einen umfassenden<br />
Überblick über die Grundlagen und die<br />
Anwendungsmöglichkeiten dieser alten und zugleich<br />
neuen, mo<strong>der</strong>nen Behandlungsmethode finden Sie in<br />
<strong>der</strong> Arbeit von D. P. Loebel auf Seite 536.<br />
Praxis<br />
Fischöl beugt Frühgeburten vor 532<br />
Bei atopischen Erkrankungen im Kindesalter auf<br />
Naturheilverfahren setzen 533<br />
Interview mit Prof. Schilcher:<br />
Was bedeutet Rationale Phytotherapie 534<br />
Originalarbeiten<br />
STUDIEN<br />
D. P. Loebel: Hypnose – wesentliche Aspekte einer<br />
natürlichen Behandlungsmethode 536<br />
H. Heine: Nicht-zytotoxischer, antiviraler Wirkmechanismus<br />
eines Komplexhomöopathikums 542<br />
M. M. Hadulla, O. Richter: Calcarea Carbonica:<br />
langsam, träge und gehaltvoll 548<br />
J. Heines: Konstitution und thermografisches<br />
Bild 559<br />
Aus dem ZÄN<br />
Neue Strukturen im ZÄN 563<br />
Autologe Therapieverfahren,<br />
hier Eigenblutbehandlungen 565<br />
528<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Inhalt<br />
Serie<br />
ERNÄHRUNGSTHERAPIE<br />
Ernährung bei Prämenstruellem Syndrom 570<br />
Kongressberichte<br />
Immunsystem reagiert sensibel auf übertriebenen<br />
Sport 572<br />
Mistel – auf dem Weg zur rationalen<br />
Phytotherapie 573<br />
Interview mit Prof. Nagel:<br />
Mistelextrakt verbessert Lebensqualität 574<br />
542<br />
Wirkmechanismus eines<br />
Komplexhomöopathikums<br />
Die Homöopathie findet große Anerkennung in weiten<br />
Kreisen <strong>der</strong> Bevölkerung. Doch <strong>der</strong> Wirkmechanismus<br />
<strong>der</strong> homöopathischen Arzneimittel liegt vielfach<br />
noch ganz im Dunkeln. In <strong>der</strong> Arbeit von Prof. H.<br />
Heine wird eine plausible Hypothese zum Wirkmechanismus<br />
eines homöopathischen Komplexmittels vorgestellt<br />
und diskutiert. Es darf mit Spannung auf weitere<br />
Ergebnisse aus <strong>der</strong> Grundlagenforschung gewartet<br />
werden.<br />
Varia<br />
NEUE SERIE Internet-News 578<br />
Vom Stephanienbad zur Privatklinik<br />
Stephanie les Bains 581<br />
KLEINANZEIGEN 569<br />
BUCHBESPRECHUNGEN 580<br />
IMPRESSUM 583<br />
548<br />
Calcarea Carbonica<br />
Woran denken Sie, wenn Sie von Austern hören Ans<br />
Essen Vermutlich! Aber auch in <strong>der</strong> Homöopathie hat<br />
die Auster, genauer gesagt ihre Schale, eine festen<br />
Platz gefunden. Zerriebene Austernschale, Calcarea<br />
Carbonica, ist ein sehr altes homöopathisches Medikament,<br />
mit einer tiefen, weit tragenden Wirkung. In<br />
<strong>der</strong> Arbeit von M. M. Hadulla wird das Arzneimittelbild<br />
von Calcarea Carbonica auf sehr anschauliche Weise<br />
dargestellt und zu charakteristischen Werken und Personen<br />
aus Kunst und Kultur in Verbindung gebracht.<br />
Der ZÄN vertritt die Methoden <strong>der</strong> Naturheilverfahren und die<br />
Verfahren seiner angeschlossenen Gesellschaften. In <strong>der</strong> Ärztezeitschrift<br />
für Naturheilverfahren stellt er darüber hinaus neue Verfahren<br />
vor bzw. Anschauungen und Meinungen zur Diskussion.<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
529
LESERSERVICE<br />
An die<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren<br />
Dipl.-Biol. Jens Meyer-Wegener<br />
Landsberger Straße 495<br />
81241 München<br />
Meine Frage lautet:<br />
Fax:<br />
089<br />
83964255<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
Liebe Leserinnen und Leser!<br />
Ein Arzneimittel kann nur dann wirken,<br />
wenn es vom Patienten auch eingenommen<br />
wird. Das gilt im übertragenen<br />
Sinne auch für eine Zeitschrift:<br />
Eine Zeitschrift kann nur dann ihren<br />
Zweck erfüllen, wenn sie gelesen<br />
wird. Aber ob die Zeitschrift gelesen<br />
wird beziehungsweise wie sie gelesen<br />
wird, erfahren wir nur durch ein entsprechendes<br />
„Feed-back“.<br />
Mit an<strong>der</strong>en Worten: Wir freuen<br />
uns über jeden Leserbrief! Bitte<br />
schreiben Sie uns, was Ihnen an <strong>der</strong><br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren<br />
gefällt, und natürlich auch, was<br />
Ihnen nicht gefällt. Machen Sie Vorschläge<br />
zu Themen, die Sie interessieren.<br />
Schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen.<br />
Zudem möchten wir Ihnen einen<br />
neuen Service anbieten:<br />
Sollten Sie Fragen zu naturheilkundlichen<br />
Themen haben, bitte<br />
schreiben Sie uns (Seite heraustrennen,<br />
beschreiben, faxen!). Wir werden<br />
Ihre Frage an einen Experten <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Fachrichtung beziehungsweise<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Naturheilmethode<br />
weiterleiten und Ihnen umgehend<br />
eine Antwort zusenden.<br />
Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!<br />
Ihre Redaktion <strong>der</strong> Ärztezeitschrift<br />
für Naturheilverfahren.<br />
Absen<strong>der</strong>:<br />
––––––––––––––––––––––––––––––<br />
Name<br />
––––––––––––––––––––––––––––––<br />
Straße<br />
––––––––––––––––––––––––––––––<br />
PLZ/Ort<br />
Praxisstempel<br />
530<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Leserbriefe<br />
Dr. med. K.-H. Gerhardt, Karlsruhe<br />
Leserbrief zum Editorial<br />
„Fusions-Ent-täuschung“<br />
von Dr. Pollmann in Heft 5/2000<br />
Der Leitartikel soll die Leser von Täuschung freimachen. Das erweckt<br />
den Verdacht, dass die geführten Fusionsverhandlungen<br />
zwischen dem ZÄN und <strong>der</strong> EHK von vornherein unter dem Verdacht<br />
<strong>der</strong> Täuschung standen. Dem ist aber keineswegs so. Die<br />
ehrliche Absicht war auf beiden Seiten vorhanden. Tatsächlich erwies<br />
sich die vertragliche Bindung <strong>der</strong> EHK an den Thieme-<br />
Verlag als ein Hin<strong>der</strong>nis, das nicht in absehbarer Zeit überwunden<br />
werden konnte. Deshalb wurden die Fusionspläne zunächst ausgesetzt,<br />
aber keineswegs storniert, wie <strong>der</strong> Artikel vermuten lässt.<br />
Es ist bedauerlich, dass ein inzwischen ausgeschiedenes Mitglied<br />
des EHK-Vorstandes sich in <strong>der</strong> zitierten Form geäußert hat. Dies<br />
war nie die Auffassung <strong>der</strong> übrigen Vorstandsmitglie<strong>der</strong>. Ähnlich<br />
unerfreuliche Äußerungen eines Mitgliedes des ZÄN-Vorstandes<br />
haben wir nie öffentlich hochgespielt.<br />
Die EHK hat nicht die berufs-, son<strong>der</strong>n die standespolitische Vertretung<br />
an die Hufelandgesellschaft delegiert. Dieser Dachverband<br />
von Verbänden <strong>der</strong> biologischen Medizin wurde gegründet, da die<br />
Politiker wünschten, dass die ärztlichen Vertreter <strong>der</strong> Regulationsmedizin<br />
mit einer Stimme sprächen. Dadurch wurde die politische<br />
Durchschlagskraft erheblich gesteigert. Die Erfolge <strong>der</strong> Hufelandgesellschaft<br />
kamen auch dem ZÄN zugute.<br />
Der Freudenstädter Herbstkongress war <strong>der</strong> EHK kein „Dorn im<br />
Auge“. Wir gaben nur zu bedenken, ob es bei <strong>der</strong> allgemein zunehmenden<br />
Kongressmüdigkeit nicht sinnvoller sei, einen großen<br />
Frühjahrskongress in Freudenstadt und einen großen Herbstkongress<br />
in Baden-Baden abzuhalten, die dann massiv von beiden<br />
Seiten beworben werden könnten.<br />
Auch wir sind für eine weitere enge fachliche und politische Zusammenarbeit,<br />
die aber nur in einem guten menschlichen Klima<br />
gedeihen kann. Das sollen diese Zeilen för<strong>der</strong>n.<br />
Kommentar zum Leserbrief von<br />
Herrn Dr. Gebhardt<br />
Ich möchte doch den Leserbrief von Herrn Dr. Gebhardt nicht<br />
ganz unkommentiert stehen lassen. Keinesfalls wollte ich mit dem<br />
Wort Ent-täuschung irgendeiner Seite böse Täuschungsabsichten<br />
unterstellen. Aber das Wort beinhaltet auch Desillusionierung und<br />
Ernüchterung, dass Erwartungen sich nicht bestätigt und erfüllt<br />
haben.<br />
Die Enttäuschung wurde offenbar, als uns nach einjährigen<br />
Fusionsverhandlungen – und auch das erst nach langem, zähem<br />
und beharrlichem Drängen durch mich – endlich <strong>der</strong> Vertrag zwischen<br />
EHK und Verlag zur Einsicht vorgelegt wurde (Dr. jur.<br />
Stebner, neutraler Berater bei<strong>der</strong> Verbände, war angehalten worden,<br />
diesen nicht an uns weiter zu geben).<br />
Nach Beratung durch einen unabhängigen Rechtsanwalt wurde<br />
uns nachdrücklich von einer Fusion abgeraten, da dieser Vertrag<br />
nur aus wichtigem Grund (also praktisch unkündbar) kündbar ist<br />
und uns so unverhältnismäßig eng an den Haug-Thieme Verlag gekettet<br />
hätte. Dies hätte erhebliche wirtschaftliche Nachteile für den<br />
ZÄN bedeutet, ganz zu schweigen vom Verlust <strong>der</strong> Unabhängigkeit<br />
und Eigenständigkeit als ärztlicher Verband. Daran hat<br />
sich unseres Wissens bis heute nichts geän<strong>der</strong>t; deshalb hat <strong>der</strong><br />
ZÄN-Vorstand den Beschluss gefasst, die Fusion nicht weiter zu<br />
verfolgen und an<strong>der</strong>e Wege für eine konstruktive Kooperation mit<br />
<strong>der</strong> EHK zu finden; denn dies liegt im Interesse <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> bei<strong>der</strong><br />
Verbände und im Interesse <strong>der</strong> gemeinsamen Sache. Die<br />
Fusion ist nicht die geeignete Rechtsform für die Zusammenarbeit.<br />
Noch einmal zum Herbstkongress: dieser war zumindest Herrn Dr.<br />
Fischer schon seit langem „ein Dorn im Auge“, er hat immer wie<strong>der</strong><br />
gefor<strong>der</strong>t und mehrfach auf <strong>der</strong> Medizinischen Woche und sogar<br />
in einem Editorial verkündet, dass <strong>der</strong> Freudenstädter Herbstkongress<br />
nun ausfallen werde; auch in den Fusionsverhandlungen<br />
wurde <strong>der</strong> Herbstkongress mehrfach thematisiert, was vor allem<br />
bei mir Aufmerksamkeit und Vorsicht weckte. Es ist sicher richtig,<br />
dass nicht alle Vorstandsmitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> EHK so gedacht haben –<br />
aber wer hätte sich durchgesetzt, zumal die Interessenlage klar<br />
nachvollziehbar ist<br />
Was ich noch einmal richtigstellen möchte, sind meine Äußerungen<br />
zur Hufelandgesellschaft. Wir schätzen die Zusammenarbeit<br />
mit <strong>der</strong> Hufelandgesellschaft; aus unserer Sicht steht einer weiteren<br />
Zusammenarbeit nichts im Wege. Hufelandgesellschaft und<br />
ZÄN waren schon zusammen beim Bundesministerium für<br />
Gesundheit vorstellig und haben dort gut kooperiert. Trotzdem<br />
wollten wir in den Fusionsverhandlungen nicht, wie von Herrn Dr.<br />
Fischer gewünscht, akzeptieren, dass <strong>der</strong> neue Verband die politischen<br />
Aktivitäten gänzlich <strong>der</strong> Hufelandgesellschaft überlassen<br />
soll. Herr Dr. Gebhardt in Personalunion als 1. Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
EHK und 1. Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hufelandgesellschaft mag seine politischen<br />
Aktivitäten sicherlich im Sinne bei<strong>der</strong> Verbände führen<br />
(und er führt sie gut), aber dennoch ist es die Hufelandgesellschaft,<br />
die offiziell auftritt. Nicht nur von Seiten des ZÄN, auch aus den<br />
Reihen <strong>der</strong> EHK wurde schon kritisiert, dass die EHK die politischen<br />
Aktivitäten <strong>der</strong> Hufelandgesellschaft überlässt.<br />
Dr. Antonius Pollmann<br />
1. Vorsitzen<strong>der</strong> des ZÄN<br />
NAM-1<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
531
Praxis<br />
Fischöl beugt Frühgeburten vor<br />
Klinische Studie zum Einsatz von Omega-3-Fettsäuren bei<br />
Risikoschwangerschaften<br />
Die dänische Forschungsgemeinschaft<br />
Fish Oil Trials In Pregnancy<br />
(FOTIP) veröffentlichte im<br />
März 2000 im British Journal of<br />
Obstetrics and Gynaecology die Ergebnisse<br />
einer Multicenter-Studie bezüglich<br />
<strong>der</strong> Wirkung von Omega-3-<br />
Fettsäuren (z.B. Ameu ® ) auf den Verlauf<br />
von Risikoschwangerschaften.<br />
Bei Schwangeren, die zuvor eine<br />
Frühgeburt erlitten hatten, konnte eine<br />
signifikante Reduktion dieses Risikos<br />
durch eine prophylaktische Nahrungsergänzung<br />
mit 2,7 Gramm Fischöl pro<br />
Tag erreicht werden.<br />
Positive Wirkung <strong>der</strong> Omega-<br />
3-Fettsäuren ist etabliert<br />
Bereits 1975 postulierten DYERBERG<br />
et al. und BANG et al., dass <strong>der</strong> Konsum<br />
langkettiger Omega-3-Fettsäuren,<br />
die hauptsächlich bei Meerestieren<br />
vorkommen, für die geringe Inzidenz<br />
kardiovaskulärer Erkrankungen<br />
bei den grönländischen Eskimos verantwortlich<br />
ist. Es folgte eine extensive<br />
Erforschung des Effektes von<br />
Fischöl auf die menschliche Gesundheit<br />
und Physiologie. Gut etabliert ist<br />
<strong>der</strong>zeit die Beobachtung, dass die<br />
Fettsäuren den Triglyzeridspiegel im<br />
Plasma senken und in <strong>der</strong> Entwicklung<br />
des Nervensystems eine entscheidende<br />
Rolle spielen. Epidemiologische<br />
Studien auf den Faröer Inseln<br />
wiesen zudem auf eine positive<br />
Beeinflussung des Schwangerschaftsverlaufes<br />
hin.<br />
Multicenter-Studie umfasst<br />
1619 Schwangere<br />
In <strong>der</strong> FOTIP-Studie wurde nun <strong>der</strong><br />
Einfluss von Fischöl im Vergleich zu<br />
Olivenöl auf den Verlauf von Risikoschwangerschaften<br />
in neunzehn Kliniken<br />
Europas untersucht. Frauen, die in<br />
<strong>der</strong> vorherigen Schwangerschaft<br />
Komplikationen wie Frühgeburt<br />
(n=232), intrauterine Wachstumsretardierung<br />
(n=280), Schwangerschaftsinduzierte<br />
Hypertonie (n=386) o<strong>der</strong><br />
Zwillingsgeburten (n=579) erlitten<br />
hatten, wurden in vier prophylaktische<br />
Therapiegruppen eingeteilt. Sie erhielten<br />
ab 20 Wochen vor <strong>der</strong> Entbindung<br />
randomisiert entwe<strong>der</strong> vier Kapseln<br />
Fisch- (= 2,7 Gramm) o<strong>der</strong> Olivenöl<br />
pro Tag. Zwei therapeutische<br />
Gruppen umfassten Patientinnen, die<br />
während <strong>der</strong> aktuellen Schwangerschaft<br />
unter einer drohenden Prä-<br />
Eklampsie (n=79) o<strong>der</strong> einer sonographisch<br />
bestätigten intrauterinen<br />
Wachstumsretardierung (n=63) litten<br />
und neun Kapseln Fisch- (= 6,1<br />
Gramm) respektive Olivenöl pro Tag<br />
ab 33 Wochen vor <strong>der</strong> Entbindung erhielten.<br />
Positive Wirkung <strong>der</strong> Omega-<br />
3-Fettsäuren bestätigt<br />
Die Analyse <strong>der</strong> Verlaufsbeobachtungen<br />
von Patientinnen, die zur Prophylaxe<br />
einer erneuten Frühgeburt Fischöl<br />
eingenommen hatten, ergab, dass in<br />
nur 4,6 Prozent <strong>der</strong> Fälle diese Kom-<br />
plikation eintrat. Dieses Ergebnis<br />
unterschied sich signifikant (p=0,04)<br />
von <strong>der</strong> Vergleichsgruppe, in <strong>der</strong> 13,3<br />
Prozent <strong>der</strong> Schwangeren betroffen<br />
waren. Die durchschnittliche Dauer<br />
<strong>der</strong> Schwangerschaft betrug in <strong>der</strong><br />
Fischöl-Gruppe 269,2 (±19,7) Tage<br />
und in <strong>der</strong> Olivenöl-Gruppe 260,7<br />
(±29,5) Tage, eine Beobachtung, die<br />
ein hohes Signifikanzniveau erreichte<br />
(p=0,01). Ebenfalls auffällig – und<br />
statistisch signifikant (p=0,02) – war<br />
das durchschnittliche Geburtsgewicht,<br />
welches in <strong>der</strong> Fischöl-Gruppe bei<br />
3169 (±674) Gramm lag. Im Gegensatz<br />
dazu betrug das Geburtsgewicht<br />
in <strong>der</strong> Kontrollgruppe nur 2960<br />
(±707,l) Gramm. Derart eindrucksvolle<br />
Ergebnisse ergaben sich für<br />
Zwillings- und akute Risikoschwangerschaften<br />
nicht. Unerwünschte Wirkungen<br />
traten in <strong>der</strong> Fischöl-Gruppe<br />
nicht signifikant häufiger auf als in<br />
<strong>der</strong> Olivenöl-Gruppe. Berichtet wurde<br />
lediglich in 29,2 Prozent <strong>der</strong> Fälle von<br />
vermehrtem Aufstoßen, und 17 Prozent<br />
<strong>der</strong> Probandinnen beklagten einen<br />
unangenehmen Geschmack. Es<br />
konnte außerdem ein gehäuftes Auftreten<br />
von Geburten nach dem errechneten<br />
Termin unter Omega-3-Fettsäuren<br />
beobachtet werden.<br />
Sind Prostacycline und<br />
-glandine für den Effekt<br />
verantwortlich<br />
Eine biologische Betrachtung dieser<br />
Wirkung von Fischöl geht davon aus,<br />
dass die langkettigen Omega-3-Fettsäuren<br />
eine Down-Regulation <strong>der</strong><br />
Prostaglandine E 2 und F 2α und eine<br />
Steigerung <strong>der</strong> Prostacyclin I 2 - und I 3 -<br />
Formation bewirken. Hierdurch wird<br />
eine Relaxierung des Myometriums<br />
erreicht, die in <strong>der</strong> Folge Normalisierung<br />
<strong>der</strong> Schwangerschaftsdauer mit<br />
sich bringt.<br />
Olsen SF et al.: Randomised clinical trials of<br />
fish oil supplementation in high risk pregnancies.<br />
British Journal of Obstetrics and Gynaecology,<br />
März 2000, Vol. 107, 382-396.<br />
532<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Praxis<br />
Bei atopischen Erkrankungen im Kindesalter<br />
auf Naturheilverfahren setzen<br />
Anwendungsbeobachtung belegt Therapieerfolg eines<br />
komplexen, stationären, naturheilkundlichen<br />
Behandlungskonzeptes<br />
Erkrankungen des atopischen Formenkreises<br />
– also Neuro<strong>der</strong>mitis,<br />
Allergien und Asthma bronchiale –<br />
sind die häufigsten chronischen Erkrankungen<br />
im Kindesalter. Tendenz<br />
steigend! Mittlerweile leidet jedes<br />
zehnte Kind an Asthma und jedes<br />
sechste am atopischen Ekzem. Die<br />
Hoffnung, die Erkrankungen würden<br />
sich bis zum Erwachsenenalter von<br />
selbst „auswachsen“, erfüllt sich in<br />
den meisten Fällen nicht. Inzwischen<br />
stehen eine Reihe von etablierten Behandlungsschemata<br />
zur Verfügung,<br />
die sich vor allem dazu eignen, akute<br />
Symptomatiken gut zu beherrschen.<br />
Defizite weisen diese Schemeta aber<br />
im Hinblick auf das langfristige Managements<br />
atopischer Erkrankungen<br />
auf. Gerade dieser langfristigen Effekt<br />
ist bei Kin<strong>der</strong>n jedoch entscheidend –<br />
gilt es doch, eine Verschlimmerung<br />
<strong>der</strong> Symptomatik mit zunehmendem<br />
Alter, vor allem den gefürchteten<br />
„Etagenwechsel“ von <strong>der</strong> Rhinokonjunktivitis<br />
zum allergischen Asthma,<br />
zu vermeiden.<br />
Aktuelle Studien haben immer<br />
wie<strong>der</strong> gezeigt, dass ein langfristiges<br />
Management atopischer Erkrankungen<br />
nur dann zu realisieren ist, wenn<br />
<strong>der</strong> Patient geschult ist und selbstverantwortlich<br />
in die Therapie mit einbezogen<br />
wird. Eben jene Grundsätze<br />
sind seit jeher zentraler Ansatzpunkt<br />
klassischer Naturheilverfahren. Da lag<br />
es nahe, die therapeutische Relevanz<br />
dieser Verfahren bei juvenilen atopischen<br />
Erkrankungen zu überprüfen.<br />
Die Allgäu-Clinic für Naturheilverfahren<br />
in Bad Wörishofen hat ein<br />
komplexes naturheilkundliches Behandlungskonzept<br />
entwickelt, das –<br />
nach gescheiterter ambulanter Versorgung<br />
– stationär durchgeführt werden<br />
kann. Im Rahmen ihrer klinikinternen<br />
Qualitätssicherung stellte die Allgäu-<br />
Clinic das Konzept auf den Prüfstand.<br />
Sie führte eine Anwendungsbeobachtung<br />
durch, an <strong>der</strong> 32 Kin<strong>der</strong> im<br />
Alter von ein bis zwölf Jahren teilnahmen.<br />
22 <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> litten unter Neuro<strong>der</strong>mitis,<br />
neun zeigten eine Asthma-<br />
Symptomatik und vier Symptome einer<br />
allergischen Rhinitis (drei Kin<strong>der</strong><br />
mit Mehrfachsymptomatik). Während<br />
des stationären Aufenthaltes, <strong>der</strong><br />
durchschnittlich 22 Tage dauerte, wurden<br />
bei allen Kin<strong>der</strong>n die fünf Säulen<br />
<strong>der</strong> Kneippschen Therapie angewandt,<br />
also Ernährungs-, Hydro-, Thermo-,<br />
Bewegungstherapie sowie Phytotherapie<br />
in Form von pflanzlichen Badezusätzen,<br />
Tees und Zusätzen für Umschläge.<br />
Die Vollwertkost war überwiegend<br />
laktovegetabil, wobei beson<strong>der</strong>er<br />
Wert auf den Säure-Basen-Haushalt<br />
gelegt wurde. 14 Kin<strong>der</strong> nahmen<br />
zusätzlich an einer Entspannungstherapie<br />
teil. Alle Kin<strong>der</strong> wurden zudem<br />
mit verschiedenen Verfahren zur<br />
Behandlung ihrer Erkrankung vertraut<br />
gemacht und intensiv geschult.<br />
Naturheilverfahren min<strong>der</strong>n<br />
langfristig die Symptome<br />
Ergebnis <strong>der</strong> Untersuchung: Bei 59<br />
Prozent <strong>der</strong> Patienten konnte die ursprüngliche<br />
Therapie zugunsten <strong>der</strong><br />
Naturheilverfahren geän<strong>der</strong>t, bei elf<br />
Prozent reduziert und bei 21 Prozent<br />
sogar komplett aufgegeben werden.<br />
Lediglich bei sechs Prozent <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />
musste die Ursprungsmedikation<br />
beibehalten, bei 3 Prozent erhöht werden.<br />
Während die gesundheitliche Beeinträchtigung<br />
<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zu Beginn<br />
<strong>der</strong> Behandlung auf einer visuellen<br />
Analogskala mit 85 Prozent angegeben<br />
wurde, ging <strong>der</strong> Wert nach Ab-<br />
schluss <strong>der</strong> Behandlung auf 36,5 Prozent<br />
zurück. In die gleiche Richtung<br />
weist die subjektive Beurteilung des<br />
Therapieerfolgs: Annähernd 90 Prozent<br />
<strong>der</strong> Patienteneltern und 76 Prozent<br />
<strong>der</strong> Ärzte beurteilten die Behandlung<br />
als ausgezeichnet o<strong>der</strong> gut. 7 von<br />
22 Neuro<strong>der</strong>mitikern waren am Ende<br />
des stationären Aufenthaltes komplett<br />
symptomfrei, ebenso 8 <strong>der</strong> 9 Asthmatiker<br />
und alle vier Kin<strong>der</strong> mit allergischer<br />
Rhinitis. Die Verträglichkeit <strong>der</strong><br />
Therapie wurde von 91 Prozent <strong>der</strong><br />
Globale Wirksamkeit <strong>der</strong> komplexen<br />
naturheilkundlichen Behandlung<br />
im Urteil des Patienten<br />
kleinen Patienten bzw. ihren Eltern als<br />
ausgezeichnet o<strong>der</strong> gut bezeichnet.<br />
Entsprechend hoch war auch die<br />
Akzeptanz <strong>der</strong> Verfahren: Nur in<br />
zwölf Prozent <strong>der</strong> Fälle ließ die Compliance<br />
zu wünschen übrig.<br />
Beson<strong>der</strong>s bemerkenswert: Der<br />
Behandlungerfolg ließ sich auch langfristig<br />
sichern. Das ergab eine Nachbeobachtung<br />
<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> sechs Monate<br />
nach dem Klinikaufenthalt. Bei 72<br />
Prozent <strong>der</strong> kleinen Atopiker – und sogar<br />
bei 90 Prozent <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitiker<br />
– hatte sich <strong>der</strong> Gesundheitszustand<br />
deutlich gebessert. Die Studienleiter<br />
schließen daraus, dass die in <strong>der</strong><br />
Klinik erlernten Verhaltensweisen zuhause<br />
mit Erfolg weiter praktiziert<br />
wurden – was nicht nur im Sinne <strong>der</strong><br />
kleinen Patienten, son<strong>der</strong>n langfristig<br />
auch im Sinne <strong>der</strong> Kostenträger sein<br />
dürfte. CS<br />
Bachmann, R. et al.: Naturheilkundliche Behandlung<br />
von Neuro<strong>der</strong>mitis, allergischer<br />
Rhinitis und Asthma bronchiale bei Kin<strong>der</strong>n –<br />
Ergebnisse einer Anwendungsbeobachtung.<br />
Journal Pharmakol u Ther 2/2000; 36-43<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
533
Praxis<br />
INTERVIEW<br />
Prof. Dr. Heinz Schilcher<br />
Vorstandsmitglied des ZÄN<br />
Alfred-Naumann-Anger 17<br />
81737 München<br />
Interview zu <strong>der</strong> Halbtagsveranstaltung „Alternative Phytotherapie<br />
beim älteren Patienten und bei gastroenterologischen Erkrankungen<br />
sowie abdominellen Schmerzen. Erläutert an den Möglichkeiten <strong>der</strong><br />
Traditionellen Chinesischen Medizin, <strong>der</strong> Ayurveda-Medizin, <strong>der</strong><br />
Bachblütentherapie und <strong>der</strong> Hildegard-von-Bingen-Medizin“ am<br />
Sonntag, den 17.9.2000 von 8.30 bis 12.30 Uhr.<br />
<br />
Herr Professor Schilcher,<br />
Sie sind Initiator und<br />
Mo<strong>der</strong>ator einer sehr interessanten<br />
Halbtagsveranstaltung<br />
anlässlich des 99. ZÄN-<br />
Kongresses am Sonntag, den 17.<br />
September 2000 von 8.30 bis 12.30<br />
Uhr mit dem Thema „Rationale<br />
Phytotherapie versus alternative<br />
bzw. emotionale Phytotherapie“.<br />
Was ist <strong>der</strong> wissenschaftliche und<br />
zugleich praktische Hintergrund für<br />
dieses Thema<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Evidence based<br />
Medicine (EBM) und <strong>der</strong> täglichen<br />
Frage in <strong>der</strong> Praxis „Welche Phyto-<br />
Rationale<br />
Phytotherapie<br />
pharmaka werden von den Krankenkassen<br />
erstattet“ rückt mehr als bisher<br />
die so genannte Rationale Phytotherapie<br />
in den Mittelpunkt <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />
Diskussion und wird<br />
vor allem in puncto Positivliste eine<br />
ganz große Bedeutung für die tägliche<br />
Praxis erlangen.<br />
Gleichzeitig nimmt aber auch das<br />
Interesse an nichteuropäischen Phytopharmaka<br />
und an pflanzlichen Arzneimitteln,<br />
die man in <strong>der</strong> Regel als<br />
nicht-rationale Phytopharmaka bezeichnet,<br />
seitens <strong>der</strong> Patienten zu.<br />
<br />
Was verstehen Sie unter<br />
Rationale Phytotherapie<br />
Unter rationaler Phytotherapie versteht<br />
man die Behandlung von Krankheiten<br />
und Missbefindlichkeiten mittels<br />
pflanzlicher Arzneimittel, die<br />
nach dem zweiten Arzneimittelgesetz<br />
zugelassen sind und eine Zul.-Nr. besitzen.<br />
Zu den rationalen Phytopharmaka<br />
gehören aber auch pflanzliche<br />
Arzneimittel, die den For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
Monografien <strong>der</strong> Kommission E entsprechen<br />
und die sich im Nachzulassungsverfahren<br />
befinden. Nach meiner<br />
Meinung zählen vor allem all diejenigen<br />
Phytopharmaka zu den rationalen<br />
Phytopharmaka, die phytochemisch<br />
gut charakterisiert und auf bestimmte<br />
wirskamkeitsmitbestimmende<br />
Inhaltsstoffe standardisiert sind und<br />
<strong>der</strong>en Wirksamkeit in klinischen Studien<br />
produktspezifisch(!) belegt ist. Dazu<br />
zählen nach meiner Meinung auch<br />
gut dokumentierte Anwendungsbeobachtungen<br />
und nicht nur GCP-Studien.<br />
<br />
Was verstehen Sie nun<br />
unter alternativer bzw.<br />
emotionaler Phytotherapie<br />
Darunter verstehe ich die Anwendung<br />
von pflanzlichen Arzneimitteln <strong>der</strong><br />
europäischen Erfahrungsheilkunde,<br />
die möglicherweise die Hürde <strong>der</strong><br />
Nachzulassung gemäß dem zweiten<br />
Arzneimittelgesetz nicht schaffen<br />
werden, ferner die so genannte traditionell<br />
angewendeten Arzneimittel<br />
nach dem § 109a AMG und vor allem<br />
die vielen pflanzlichen Arzneimittel<br />
bzw. Arzneipflanzen an<strong>der</strong>er Kulturkreise.<br />
Hierzu zählen die pflanzlichen<br />
Arzneimittel <strong>der</strong> Traditionellen chinesischen<br />
Medizin (TCM), die Arzneimittel<br />
<strong>der</strong> indischen Ayurveda-<br />
Medizin, die Arzneimittel, die in Tibet<br />
angewendet werden, u.a. All diese<br />
Arzneimittel werden in <strong>der</strong> Regel von<br />
den Krankenkassen n i c h t (!) erstattet.<br />
534<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Warum werden diese Phytopharmaka dann<br />
überhaupt im Rahmen eines ärztlichen Fortbildungskurses<br />
besprochen<br />
Zum einen fehlt in <strong>der</strong> Regel eine ausreichende ärztliche<br />
Sachkenntnis über diese Gruppe von Phytopharmaka und<br />
zum an<strong>der</strong>en werden diese pflanzlichen Arzneimittel entwe<strong>der</strong><br />
in sehr dogmatischer Art und Weise diskriminiert<br />
o<strong>der</strong> aber auch umgekehrt unkritisch und unangemessen<br />
bezüglich ihres therapeutischen Wertes überbewertet. Die<br />
einzelnen Vorträge sollen versuchen, sowohl die wissenschaftlichen<br />
Hintergründe als auch die praktische Bedeutung<br />
in <strong>der</strong> täglichen Praxis darzustellen. Seitens <strong>der</strong><br />
Patienten besteht eine ständig zunehmende Nachfrage, und<br />
wenn <strong>der</strong> behandelnde Arzt diese „alternativen“ Phytopharmaka<br />
nicht kennt bzw. aus Sachunkenntnis generell<br />
ablehnt, dann lässt sich <strong>der</strong> Patient diese Arzneimittel von<br />
an<strong>der</strong>en nichtärztlichen Heilberufen verordnen, o<strong>der</strong> er betreibt<br />
eine unqualifizierte Selbstmedikation mit diesen<br />
Phytopharmaka.<br />
<br />
Dr. Klein<br />
Dürfen wir aus Ihrer Initiative und Ihren Äußerungen<br />
entnehmen, dass Sie als Phytotherapeut,<br />
<strong>der</strong> sich seit 1962 für eine naturwissenschaftlich<br />
orientierte Phytotherapie im Sinne <strong>der</strong> rationalen<br />
Phytotherapie einsetzt und dies in zahlreichen<br />
Publikationen und Büchern zum Ausdruck gebracht<br />
hat, nunmehr auch eine gewisse Toleranz gegenüber<br />
den alternativen bzw. emotionalen Phytopharmaka<br />
aufbringen, gewissermaßen als ärztlich vertretbaren<br />
Gegenpol<br />
Ja, das dürfen Sie, auch wenn ich nach wie vor ein Befürworter<br />
<strong>der</strong> naturwissenschaftlich ausgerichteten rationalen<br />
Phytotherapie bin. In den Naturwissenschaften, in denen<br />
im wesentlichen nüchterne Daten und Zahlen die Bewertung<br />
<strong>der</strong> Dinge bestimmen, sollte Toleranz nicht als „unwissenschaftliches<br />
Gehabe“ abgetan werden. Die Grundeinstellung<br />
einiger Phytopharmaka-Kritiker „Was theoretisch<br />
nicht wirken kann, weil dazu ausreichende experimentelle<br />
Daten fehlen, kann auch nicht am Patienten eine<br />
Wirksamkeit zeigen“ kann ich aufgrund meiner rund 40-<br />
jährigen wissenschaftlichen Beschäftigung mit <strong>der</strong> Phytotherapie<br />
nicht teilen. Ich stimme voll und ganz Frau Prof.<br />
Dr. med. GISELA FISCHER, <strong>der</strong> Direktorin <strong>der</strong> Abteilung Allgemeinmedizin<br />
an <strong>der</strong> Medizinischen Hochschule Hannover,<br />
zu, wenn sie sagt: „Das Vorliegen von hohen<br />
Evidenzstufen nach EBM für ein Medikament sagt nicht,<br />
dass es sich auch um das best wirksame Medikament, son<strong>der</strong>n<br />
allenfalls nur um das best untersuchte Medikament<br />
handelt“.<br />
Herr Professor Schilcher, wir danken Ihnen für dieses<br />
Interview und wünschen „Ihrer“ Veranstaltung ein gutes<br />
Gelingen.<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 40, 8 (1999)<br />
535
Originalarbeit<br />
Hypnose – wesentliche Aspekte einer<br />
natürlichen Behandlungsmethode<br />
D. P. Loebel<br />
Zusammenfassung<br />
Summary<br />
Hypnose zählt zu den ältesten Heilverfahren <strong>der</strong> Menschheit und kann als<br />
naturheilkundliche bzw. regulationsmedizinische Methode angesehen<br />
werden. Durch Hypnose wird ein verän<strong>der</strong>ter Bewusstseinszustand<br />
(Trance) herbeigeführt und systematisch genutzt. Dabei lassen sich mehrere<br />
Anwendungsformen unterscheiden, die mit an<strong>der</strong>en Behandlungskonzepten<br />
gut kombinierbar sind. Die Wirksamkeit <strong>der</strong> Hypnose ist für<br />
viele Störungsbereiche sowie für Prävention und Leistungssteigerung<br />
wissenschaftlich nachgewiesen.<br />
Schlüsselwörter: Mo<strong>der</strong>ne Hypnose, klassische Hypnose, Trance,<br />
Hypnose-Prinzipien, Hypnose-Strategien, Hypnose-Effektivität<br />
Hypnosis is among the oldest therapeutic methods used by mankind and<br />
can be classified as a naturopathic or regulopathic method. Hypnosis causes<br />
a transformation of the state of consciousness (trance) and uses this<br />
new state systematically. Several application forms can be differentiated<br />
that combine well with other therapeutic concepts. The efficacy of hypnosis<br />
has been scientifically confirmed for many pathological fields as well<br />
as in prevention and performance enhancement.<br />
Key words: Mo<strong>der</strong>n hypnosis, classic hypnosis, trance, principles of<br />
hypnosis, strategies with hypnosis<br />
Allgemeines<br />
Hypnose ist die vermutlich älteste<br />
Heilmethode <strong>der</strong> Menschheit und lässt<br />
sich bis in prähistorische Epochen zurückverfolgen<br />
(21). Sie ist eine gleichermaßen<br />
medizinische wie psychologische<br />
Methode und zählt zu den<br />
Naturheilverfahren (8, 24). Hypnose<br />
kann außerdem als regulationsmedizinisches<br />
Verfahren aufgefasst werden,<br />
das die Fähigkeit des Organismus zur<br />
Selbstorganisation 1 therapeutisch<br />
nutzt (vgl. dazu 15, 16, 34). Sie ist mit<br />
einer Reihe an<strong>der</strong>er Methoden verwandt,<br />
von denen die am weitesten<br />
verbreiteten nachfolgend aufgeführt<br />
sind (vgl. ergänzend 9):<br />
Autogenes Training (4)<br />
Progressive Muskelentspannung<br />
(3)<br />
Meditative Verfahren, einschließlich<br />
Yoga und Qigong (9)<br />
Imaginative Methoden (38)<br />
Focusing (12)<br />
Neurolinguistisches Programmieren<br />
(32)<br />
Resumen<br />
La hipnosis cuenta entre los métodos curativos más antiguos de la<br />
humanidad y puede ser consi<strong>der</strong>ada como un método de la medicina naturalista<br />
o de la medicina de regulación, resp. A través de la hipnosis se<br />
provoca un estado de conciencia modificado (trance), el cual es aprovechado<br />
de modo sistemático. Al hacerlo, se pueden distinguir varias formas<br />
de aplicación que se pueden combinar muy bien con otros conceptos<br />
de tratamiento. Las virtudes de la hipnosis han sido científicamente<br />
comprobadas para muchos campos de perturbaciones así como para la<br />
prevención y el incremento del rendimiento.<br />
Términos claves: Hipnosis mo<strong>der</strong>na, hipnosis clásica, trance, principios<br />
de la hipnosis, estrategias de la hipnosis<br />
Verän<strong>der</strong>ungen in Hypnose<br />
Hypnose unterscheidet sich von an<strong>der</strong>en<br />
medizinischen und psychologischen<br />
Verfahren dadurch, dass sie, auf<br />
<strong>der</strong> Basis einer konstruktiven Therapeut-Patient-Beziehung,<br />
einen verän<strong>der</strong>ten<br />
Wachbewusstseinszustand<br />
(Trance) herbeiführt und systematisch<br />
nutzt. Verän<strong>der</strong>te Wachbewusstseinszustände<br />
lassen sich jedoch auf vielen<br />
Wegen auslösen, von denen die be-<br />
1 Es gibt daneben weitere Wirkungstheorien,<br />
doch soll dieser Aspekt hier nicht vertieft<br />
werden (vgl. dazu 33).<br />
536<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Originalarbeit<br />
kannteren in Tabelle 1 zusammengestellt<br />
sind.<br />
Tab. 1: Wichtige Methoden zur Induktion<br />
verän<strong>der</strong>ter Wachbewusstseinszustände<br />
(vgl. dazu 7)<br />
Pharmakologische Stimuli<br />
(LSD1; Cannabis 2 ; Narkotika<br />
wie z.B. Diäthyläther, Chloroform<br />
o<strong>der</strong> Stickoxydul3)<br />
sensorische Deprivation<br />
(z.B. Reizentzug im religiösen<br />
Rahmen)<br />
rhythmische Stimulation<br />
(z.B. Langstreckenlaufen)<br />
Schlafentzug<br />
Fasten<br />
Hyperventilation<br />
Fremd- und selbsthypnotische<br />
Verfahren im weiteren Sinne<br />
(s.o.)<br />
1 d-Lysergsäurediäthylamid<br />
2 Hauptwirksubstanz des Cannabis (Hanf)<br />
ist (-)-∆ 9 -trans-Tetrahydrocannabinol<br />
3 Lachgas<br />
Die (selbst-) hypnotische Trance<br />
ist allerdings nicht auf den (eigen-)<br />
therapeutischen Bereich beschränkt,<br />
son<strong>der</strong>n kann grundsätzlich auch unter<br />
Alltagsbedingungen auftreten (z.B.<br />
Tagträume, Absorbiertheit in ein Buch<br />
bzw. einen Film o<strong>der</strong> ein Gespräch;<br />
vgl. dazu 39). Dieser Zustand zeichnet<br />
sich durch eine Reihe subjektiver und<br />
objektiver Eigenschaften aus, die in<br />
Tabelle 2a und 2b zusammenfassend<br />
dargestellt sind (5, 35).<br />
Anwendungsformen<br />
Prinzipiell kann man zwischen einem<br />
klassischen und einem mo<strong>der</strong>nen Ansatz<br />
<strong>der</strong> Hypnosetherapie unterscheiden<br />
(vgl. dazu 5, 13).<br />
Im klassischen Ansatz steht die –<br />
im Trancezustand erhöhte – Suggestibilität<br />
des Patienten im Mittelpunkt.<br />
Die direkten und standardisierten<br />
Suggestionen des Therapeuten werden<br />
Tab. 2a: Charakteristika hypnotischer<br />
Trance I<br />
Subjektive Indikatoren<br />
Aufmerksamkeit ist eingeengt<br />
Körperwahrnehmung ist verän<strong>der</strong>t<br />
Zeitempfinden ist verzerrt<br />
Imaginationsfähigkeit ist verbessert<br />
Emotionalität ist verstärkt<br />
Suggestibilität ist erhöht<br />
Toleranz gegenüber logischen<br />
Wi<strong>der</strong>sprüchen (Trancelogik)<br />
ist vergrößert<br />
Abspaltung von Wahrnehmungen<br />
und mentalen Inhalten<br />
(Dissoziation) ist erleichtert<br />
Tab. 2b: Charakteristika hypnotischer<br />
Trance II<br />
Objektive Indikatoren<br />
Vegetatives Nervensystem<br />
Dämpfung des sympathischen<br />
Erregungsniveaus mit entsprechenden<br />
körperlichen<br />
Funktionsän<strong>der</strong>ungen<br />
Hirnphysiologie<br />
Theta-Aktivität ist vermehrt<br />
Ereigniskorrelierte Potentiale<br />
belegen Hypnosewirkung auf<br />
kognitive Prozesse<br />
Alpha-Aktivität ist erhöht ()<br />
Endokrinologie<br />
Adrenalin im Blutplasma ist<br />
vermin<strong>der</strong>t<br />
Noradrenalin im Blutplasma<br />
ist vermin<strong>der</strong>t<br />
Kortisol im Blutplasma ist vermin<strong>der</strong>t<br />
()<br />
Hämatologie<br />
Verbesserte Haftfähigkeit von<br />
Leukozyten am Endothel bei<br />
gleichzeitig reduzierter Leukozytenzaht<br />
im Blut<br />
vom Patienten übernommen und führen<br />
bei ihn zu Verän<strong>der</strong>ungen. Im<br />
Gegensatz dazu stellt die mo<strong>der</strong>ne<br />
Hypnosetherapie, die maßgeblich<br />
durch den Psychiater und Psychotherapeuten<br />
MILTON H. ERICKSON geprägt<br />
wurde (vgl. dazu 10, 11), die autonomen<br />
Reaktionen des Patienten in den<br />
Vor<strong>der</strong>grund. Dabei werden überwiegend<br />
indirekte und individualisierte<br />
Suggestionen verwendet und das Behandlungsangebot<br />
orientiert sich an<br />
den Interessen, <strong>der</strong> Motivation, den<br />
Überzeugungen, dem Verhaltensrepertoir<br />
sowie dem sprachlichen Stil<br />
des Patienten. Aufgrund dessen ist<br />
hier, im Vergleich zur klassischen<br />
Hypnose, nicht die Elimination son<strong>der</strong>n<br />
die Transformation des Symptoms<br />
von zentraler Bedeutung.<br />
Grundlegendes Ziel <strong>der</strong> Hypnosetherapie<br />
ist es, den Patienten anzuleiten,<br />
seine eigenen Fähigkeiten und<br />
Überzeugungen (Ressourcen) so zu<br />
nutzen, dass er fehlangepasste Verhaltensmuster<br />
modifizieren kann, mangelhafte<br />
o<strong>der</strong> belastende Erfahrungen<br />
verän<strong>der</strong>t wahrnimmt, Schmerzen bewältigt<br />
und psychische bzw. biologische<br />
Prozesse im Sinne einer Besserung/Heilung<br />
anregt (vgl. dazu 35).<br />
Hinsichtlich <strong>der</strong> therapeutischen Nutzung<br />
ist weiterhin zu beachten, in welchem<br />
Umfang Hypnose im Rahmen<br />
einer Gesamtbehandlung angewendet<br />
wird. So lassen sich kooperationsför<strong>der</strong>nde<br />
und ressourcenorientierte Strategien,<br />
vor allem <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Hypnose,<br />
grundsätzlich in <strong>der</strong> Therapeut-<br />
Patient-Beziehung einsetzen, um die<br />
Gesprächsführung zu optimieren (26,<br />
29). Dies kann die Anamneseerhebung<br />
erleichtern und die Compliance<br />
erhöhen, so dass es besser gelingt, den<br />
Patienten aktiv am Behandlungsprozess<br />
zu beteiligen (27, 30), was beispielsweise<br />
auch durch die Trancenutzung<br />
im Rahmen selbsthypnotischer<br />
Übungen erfolgen kann (vgl. dazu<br />
1). Neben einer Effektivitätssteigerung<br />
<strong>der</strong> Behandlung, ist hierdurch erfahrungsgemäß<br />
auch eine gesundheitliche<br />
Stabilisierung im präventiven<br />
Sinne möglich.<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
537
Originalarbeit<br />
Basierend auf allgemeinen Hypnoseprinzipien<br />
sind spezielle Strategien<br />
grundsätzlich leicht in an<strong>der</strong>e somatisch<br />
und psychotherapeutisch ausgerichtete<br />
Methoden integrierbar. Dadurch<br />
lässt sich eine Wirksamkeitssteigerung<br />
<strong>der</strong> Gesamtbehandlung erzielen,<br />
wie dies zum Beispiel für verhaltenstherapeutisch<br />
und psychoanalytisch<br />
orientierte Konzepte wissenschaftlich<br />
nachgewiesen wurde (22,<br />
23).<br />
Darüber hinaus wird Hypnosetherapie<br />
nach Erwerb einer psychotherapeutischen<br />
Basisqualifikation (z.B.<br />
Psychosomatische Grundversorgung),<br />
zunehmend auch als eigenständiges<br />
Behandlungsverfahren angewendet<br />
(vgl. dazu 5, 35), worauf jedoch in<br />
diesem Rahmen nicht weiter eingegangen<br />
werden soll.<br />
Indikationen<br />
Tab. 3: Zusammenstellung <strong>der</strong> empirischen Studien zur Effektivität <strong>der</strong> Hypnotherapie<br />
1 . Die Anzahl <strong>der</strong> Studien mit signifikanten Verbesserungen im Prä-/<br />
Post-Vergleich und im Vergleich mit einer unbehandelten Kontrollgruppe<br />
sind in Spalte 2 und 3 gegenübergestellt (nach 35).<br />
Störung Prä-/Post- KontroIl-Gr. Anzahl <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong><br />
Vergleich Vergleich Studien Patienten<br />
1. Chirurgie 1 / 1 1 40<br />
2. Hochdruck 1 / 2 1 / 1 3 113<br />
3. Asthma 1 / 2 1 / 1 3 319<br />
4. Krebs (Überlebens- 1 / 1 1 86<br />
zeit)<br />
5. Warzen 31 % Ver- 7 240<br />
besserung<br />
6. Colon irritabile 1 / 1 1 30<br />
7. Übelkeit (Krebs) 3 / 3 3 30<br />
8. Kopfschmerzen 6 / 6 1 / 1 7 250<br />
9. Krebs-Schmerz 6 / 6 6 203<br />
10. Chron. Schmerz 2 / 2 2 71<br />
11. Angst 3 / 4 5 / 6 10 348<br />
12. Schafstörung 2 / 2 1 / 1 3 70<br />
13. Enuresis 1 / 1 1 48<br />
14. Sucht 1 / 3 3 288<br />
15. Adipositas 4 / 4 4 215<br />
16. Rauchen 34 % 21 3414<br />
Abstinenz<br />
17. Geburtshilfe 1 / 1 1 60<br />
Insgesamt 27 von 32 16 von 17 77 5825<br />
signifikant signifikant Studien Klienten<br />
1 Zur Anwendung kamen, je nach Studie, Techniken <strong>der</strong> direkten (klassischen) bzw. <strong>der</strong> indirekten<br />
(mo<strong>der</strong>nen) Hypnose.<br />
Die therapeutische Wirksamkeit <strong>der</strong><br />
Hypnose ist durch mehr als 200 klinische<br />
Studien gut belegt. Demnach hat<br />
sie sich für eine Vielzahl von Störungsbil<strong>der</strong>n<br />
aus den Bereichen Psychotherapie,<br />
Psychosomatik und somatische<br />
Medizin bewährt (5, 6, 14,<br />
35, 36). Ergänzend sei hier auf die<br />
vergleichsweise kurze Behandlungsdauer,<br />
die Nichtinvasivität <strong>der</strong> Methode<br />
und die Geringfügigkeit von<br />
Nebenwirkungen beson<strong>der</strong>s hingewiesen<br />
(31).<br />
Nachfolgend sind die wesentlichen<br />
Anwendungsbereiche zusammenfassend<br />
dargestellt:<br />
Psychotherapie (Ängste, insbeson<strong>der</strong>e<br />
Phobien und Panikstörungcn;<br />
posttraumatische und depressive<br />
Reaktionen; Schlafstörungen)<br />
Psychosomatische Störungen von<br />
inneren Organen, Genitalbereich,<br />
und Haut sowie Essstörungen<br />
Spezielle Schmerztherapie (chronische<br />
Schmerzsyndrome wie<br />
Spannungskopfschmerz, Migräne,<br />
Rückenschmerz u.a.)<br />
Onkologie (Schmerz und Angstbewältigung,<br />
Reduktion <strong>der</strong> Nebenwirkungen<br />
bei Chemotherapie,<br />
Aktivierung des Immunsystems)<br />
Operative Fachgebiete einschließlich<br />
Zahnmedizin (akute Schmerzen,<br />
Wundheilung, Ängste)<br />
Weiterhin eignet sich die Hypnose<br />
auch für den präventiven Bereich, wie<br />
etwa bei Raucherentwöhnung (40)<br />
o<strong>der</strong> Fehlernährung (28) sowie zur<br />
Leistungsoptimierung und Stressbewältigung<br />
bei Schülern, Studenten<br />
und Sportlern (2, 25).<br />
Die nachfolgende Zusammenstellung<br />
empirischer Studien zur Effektivität<br />
<strong>der</strong> Hypnosetherapie soll dies<br />
verdeutlichen (vgl. Tab. 3).<br />
Grenzen und<br />
Kontraindikationen<br />
Hypnose wird lei<strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong> zu<br />
Unterhaltungszwecken im Rahmen<br />
<strong>der</strong> so genannten Show- und Bühnenhypnose<br />
eingesetzt. Hier spielen, neben<br />
hypnotischen Phänomenen, auch<br />
viele an<strong>der</strong>e Faktoren eine Rolle. So<br />
kann beispielsweise <strong>der</strong> soziale Druck<br />
<strong>der</strong> Showsituation dazu führen, dass<br />
538<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Originalarbeit<br />
sich die Probanden körperlich und<br />
seelisch überfor<strong>der</strong>n und zu Schaden<br />
kommen. In Folge dessen ist diese<br />
Situation in keiner Weise vergleichbar<br />
mit <strong>der</strong> Hypnose im klinischen Bereich,<br />
wie sie von Ärzten, Zahnärzten<br />
und Psychotherapeuten 1 praktiziert<br />
wird. Diese verfügen über die grundlegenden<br />
diagnostischen und therapeutischen<br />
Kenntnisse und Erfahrungen<br />
im jeweiligen Anwendungsbereich<br />
und bedürfen einer fundierten<br />
Hypnoseweiterbildung (vgl. 20).<br />
Wenn man Hypnose als einen natürlichen<br />
physiologischen Zustand unseres<br />
Bewusstseins versteht (13, 39),<br />
ist es schwierig, von absoluten Kontraindikationen<br />
zu sprechen. Demzufolge<br />
wird auch die Frage, ob es überhaupt<br />
hypnosespezifische Kontraindikationen<br />
gibt, kontrovers diskutiert.<br />
Kritisch abzuwägen ist jedoch <strong>der</strong><br />
Einsatz <strong>der</strong> Hypnose, abgesehen von<br />
einer unrealistischen Erwartungshaltung<br />
des Patienten, bei nachfolgenden<br />
Störungen (vgl. dazu 17, 18, 19,<br />
37):<br />
psychotische und psychosenahe<br />
Zustände<br />
dekompensierte schwere Persönlichkeitsstörungen<br />
mittelgradige bis schwere Intelligenzmin<strong>der</strong>ungen<br />
an<strong>der</strong>e Auffassungs-, Konzentrations-<br />
und Gedächtnisstörungen<br />
(wie z.B. Demenzformen o<strong>der</strong><br />
Störungen durch psychotrope<br />
Substanzen)<br />
Müller<br />
Göppingen<br />
115 x 260<br />
Schlussbemerkungen<br />
Die Effektivität <strong>der</strong> Hypnosetherapie<br />
ist für zahlreiche Störungsbil<strong>der</strong> durch<br />
eine Vielzahl klinischer Studien gut<br />
belegt, wobei die Anwendbarkeit in<br />
etlichen Bereichen noch nicht hinreichend<br />
geprüft wurde (z.B in <strong>der</strong> neurologischen<br />
Rehabilitation o<strong>der</strong> bei<br />
depressiven Syndromen). Angesichts<br />
1 Gemeint sind hier die Psychologischen<br />
Psychotherapeuten und die Kin<strong>der</strong>- und<br />
Jugendlichenpsychotherapeuten.<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
539
Originalarbeit<br />
Aufgrund dessen kann die Hypnose<br />
als eine Bereicherung für die Medizin<br />
angesehen werden und sollte weitaus<br />
häufiger zum Einsatz kommen.<br />
<strong>der</strong> großen Indikationsbreite <strong>der</strong> Methode<br />
sind die vergleichsweise kurze<br />
Behandlungsdauer, die Nichtinvasivität<br />
und die Geringfügigkeit von Nebenwirkungen<br />
beson<strong>der</strong>s hervorzuheben.<br />
In <strong>der</strong> klinischen Praxis haben<br />
sich sowohl <strong>der</strong> klassische als auch<br />
<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Ansatz bewährt, so dass<br />
beide Anwendungsformen, bei unterschiedlicher<br />
Schwerpunktsetzung, ihre<br />
Berechtigung haben und ggf. auch<br />
kombiniert werden sollten.<br />
Von erheblicher Bedeutung erscheinen<br />
in diesem Zusammenhang<br />
die allgemeinen kooperationsför<strong>der</strong>nden<br />
und ressourcenorientierten Hypnoseprinzipien,<br />
insbeson<strong>der</strong>e des mo<strong>der</strong>nen<br />
Therapieansatzes, da diese<br />
grundsätzlich in die Therapeut-Patient-Beziehung<br />
einbezogen werden<br />
können, um die Gesprächsführung zu<br />
optimieren. Damit ist die Möglichkeit<br />
gegeben, viele <strong>der</strong> weit verbreiteten<br />
Compliance-Probleme (zumindest<br />
teilweise) zu lösen und die Eigenaktivitäten<br />
des Patienten im Sinne des<br />
Selbstmanagements zu för<strong>der</strong>n, was<br />
für eine Effektivitätssteigerung <strong>der</strong><br />
Behandlung, aber auch für die Prävention<br />
wesentlich ist.<br />
Auf <strong>der</strong> Grundlage allgemeiner<br />
Hypnoseprinzipien lassen sich die<br />
speziellen Strategien mit praktisch allen<br />
Konzepten <strong>der</strong> Naturheilverfahren<br />
und Regulationsmedizin sowie <strong>der</strong><br />
konventionellen somatisch orientierten<br />
Medizin und Psychotherapie leicht<br />
und nutzbringend kombinieren. Darüber<br />
hinaus wird immer deutlicher,<br />
dass die Hypnosetherapie auch als eigenständiges<br />
Behandlungsverfahren<br />
erfolgreich eingesetzt werden kann.<br />
In Abhängigkeit von Komplexität<br />
<strong>der</strong> hypnosetherapeutischen Leistung,<br />
medizinischer Notwendigkeit und<br />
Behandlungswunsch des Patienten erfolgt<br />
die Vergütung entwe<strong>der</strong> nach<br />
dem Einheitlichen Bewertungsmaßstab<br />
(EBM) o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Gebührenordnung<br />
für Ärzte (GOÄ). Dabei ist<br />
gleichzeitig zu entscheiden, ob die<br />
Leistung im Rahmen <strong>der</strong> Psychosomatischen<br />
Grundversorgung (EBM,<br />
GOÄ) o<strong>der</strong> im Rahmen einer Fachpsychotherapie<br />
(z.B. Verhaltenstherapie;<br />
EBM, GOÄ) bzw. im Sinne einer<br />
eigenständigen hypnosetherapeutischen<br />
Behandlung (analog GOÄ) erbracht<br />
wird.<br />
Zusammenfassend ist festzustellen,<br />
dass Hypnosetechniken<br />
in vielen Bereichen von Therapie,<br />
Rehabilitation und Prävention anwendbar<br />
sind,<br />
sich in wissenschaftlichen Untersuchungen<br />
als effektiv erwiesen<br />
haben,<br />
vorzugsweise im ärztlichen Gespräch<br />
und in Kombination mit an<strong>der</strong>en<br />
Behandlungsverfahren genutzt<br />
werden können und<br />
leicht erlernbar sind.<br />
Literatur<br />
1. Alman, B. M. & Lambrou, P. T. (1995).<br />
Selbsthypnose: ein Handbuch zur Selbsttherapie.<br />
Heidelberg: Auer<br />
2. Barolin, G. S. (1995). Das Hypnoid in <strong>der</strong><br />
integrierten Psychotherapie und in <strong>der</strong><br />
Psychohygiene. Experimentelle und klinische<br />
Hypnose 11 (1/2), 1-24<br />
3. Bernstein, D.A. & Borkovec, T. D. (1992).<br />
Entspannungstraining: Handbuch <strong>der</strong> progressiven<br />
Muskelentspannung. München:<br />
Pfeiffer (6. stark erweiterte Neuausgabe)<br />
4. Bin<strong>der</strong>, H. & Bin<strong>der</strong>, K. (1993). Autogenes<br />
Training: Basispsychotherapeutikum. Köln:<br />
Deutscher Ärzte-Verlag. (2. überarbeitete<br />
Auflage)<br />
5. Bongartz, W. & Bongartz, B. (1998).<br />
Hypnosetherapie. Göttingen: Hogrefe. (2.<br />
korrigierte Auflage)<br />
6. Crasilneck, H. & Hall, J. (1985). Clinical<br />
hypnosis: principles and applications.<br />
London: Grune & Stratton.<br />
7. Dittrich, A. (1987). Bedingungen zur Induktion<br />
außergewöhnlieher Bewusstseinszustände.<br />
In A. Dittrich & C. Scharfetter<br />
(Hrsg). Ethnopsychotherapie – Psychotherapie<br />
mittels außergewöhnlicher Bewusstseinszustände<br />
in westlichen und indigenen<br />
Kulturen (S. 7-34). Stuttgart: Enke.<br />
8. Dogs, W. (1996). Ordnungstherapie: Lebensordnung<br />
– dynamische Psychotherapie. In<br />
H.-D. Hentschel (Hrsg.). Naturheilverfahren<br />
in <strong>der</strong> ärztlichen Praxis (S. 296-<br />
317). Köln: Deutscher Ärzte-Verlag. (2. erweiterte<br />
Auflage)<br />
9. Engel, K (1999). Meditation: Geschichte,<br />
Systematik, Forschung, Theorie. Frankfurt<br />
a.M.: Lang. (2. stark erweiterte und überarbeitete<br />
Auflage)<br />
10. Erickson, M. H., Rossi, E. L. & Rossi, S. L.<br />
(1978). Hypnose: Induktion, psychotherapeutische<br />
Anwendung, Beispiele. München:<br />
Pfeiffer.<br />
11. Erickson, M. H. & Rossi, E. L. (1981).<br />
Hypnotherapie: Aufbau, Beispiele, Forschungen.<br />
München: Pfeiffer.<br />
12. Gendlin, E. T. (1981). Focusing. Salzburg:<br />
Otto Müller. (6. Auflage)<br />
13. Gilligan, S. (1991). Therapeutische Trance:<br />
Das Prinzip Kooperation in <strong>der</strong> Ericksonschen<br />
Hypnotherapie. Heidelberg: Auer.<br />
14. Grawe, K., Donati, R. & Bernauer, F.<br />
(1994). Psychotherapie im Wandel. Von <strong>der</strong><br />
Konfession zur Profession. Göttingen:<br />
Hogrefe.<br />
15. Hanzl, G. S. (2000). Regulationsmedizin –<br />
540<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Originalarbeit<br />
Schlagwort, Modetrend o<strong>der</strong> wissenschaftliche<br />
Neuorientierung in <strong>der</strong> Medizin<br />
Biologische Medizin 29 (1), 24-30.<br />
16. Heine, H. (2000). Grundlagen <strong>der</strong> Regulationsmedizin.<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren<br />
41, 2, 82-93.<br />
17. Heinrich, S. (1990). Ist Hypnose gefährlich<br />
In D. Revenstorf (Hrsg.). Klinische<br />
Hypnose (S. 432-447). Berlin: Springer.<br />
18. Hoareau, J. (1996). Klinische Hypnose.<br />
Stuttgart: Kohlhammer.<br />
19. Hole, G. (1997). Die Therapeutische Hypnose.<br />
Deutsches Ärzteblatt 94, Heft 49, A-<br />
3351 – A-3356.<br />
20. Internationale Gesellschaft für Hypnose<br />
(ISH): Ethische Richtlinien. Verabschiedet<br />
im August 1979. Veröffentlicht in Hypnose<br />
und Kognition, Band 8, Heft 1, 1991, 66-<br />
68.<br />
21. Jovanovic, U. (1990). Historische Entwicklungen<br />
<strong>der</strong> Hypnose. In D. Revenstorf<br />
(Hrsg.). Klinische Hypnose (S. 7-23). Berlin:<br />
Springer.<br />
22. Kirsch, I. (1996). Hypnosis in Psychotherapy:<br />
Efficacy and Mechanisms. Contemporary<br />
Hypnosis, 13, 2, 109 -114.<br />
23. Kirsch, I., Montgomery, G. & Sapirstein,<br />
G. (1995). Hypnosis as an Adjunct to Cognitive-Behavioral<br />
Psychotherapy: A Meta-<br />
Analysis. Journal of Consulting and<br />
Clinical Psychology, 63, 2, 214-220.<br />
24. Kleinsorge, H. (1990). Hypnose. In K.-C.<br />
Schimmel (Hrsg.). Lehrbuch <strong>der</strong> Naturheilverfahren.<br />
Band 2 (S. 63-74). Stuttgart:<br />
Hippokrates.<br />
25. Kossak, H.-C. (1989). Hypnose: Ein Lehrbuch.<br />
München: Psychologie-Verlags-<br />
Union.<br />
26. Loebel, P. (1996). Die Kommunikation des<br />
chronisch Schmerzkranken aus hausärztlicher<br />
und psychotherapeutischer Sicht.<br />
Vortrag, gehalten am 03.10.96 auf dem<br />
Symposium „Hypnose und Schmerz“ <strong>der</strong><br />
18. Tagung <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für<br />
Hypnose e.V., Bad Lippspringe.<br />
27. Loebel, P. (1997): Chronisch Schmerzkranke<br />
aus hausärztlicher und psychotherapeutischer<br />
Sicht – Erfahrungen einer 10-<br />
jährigen schmerztherapeutischen Tätigkeit.<br />
Vortrag, gehalten am 21.06.97 auf <strong>der</strong> 3.<br />
Arbeitstagung <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft<br />
für ärztliche Hypnose und autogenes Training<br />
e.V., Schmitten/Taunus.<br />
28. Loebel, P. (1998): Vom Frustesser zum<br />
Lustesser: (STR)ess Management durch<br />
Selbsthypnose. Workshop-Aufzeichnung<br />
vom 05.11.98, Hypnotherapie-Tage Bad<br />
Orb. Dortmund: video-cooperative-ruhr.<br />
29. Loebel, P. (1999 a): Die Kommunikation<br />
mit dem chronisch Schmerzkranken aus<br />
(haus-)ärztlicher Sicht. Ärztezeitschrift für<br />
Naturheilverfahren 40, 2, 76-82.<br />
30. Loebel, P. (1999 b): Kommunikation und<br />
Hypnose – Grundlegende Strategien in <strong>der</strong><br />
Arzt-Patient-Interaktion am Beispiel chronisch<br />
Schmerzkranker. Ärztezeitschrift für<br />
Naturheilverfahren 40, 9, 638-646.<br />
31. MacHovec, F. J. (1986). Hypnosis complications,<br />
prevention and risk management .<br />
Springfield, IL: C.C. Thomas.<br />
32. Reuben, C. (1990). Neurolinguistisches<br />
Programmieren. In D. Revenstorf (Hrsg.).<br />
Klinische Hypnose (S. 416-431). Berlin:<br />
Springer.<br />
33. Revenstorf, D. (1990). Zur Theorie <strong>der</strong><br />
Hypnose. In D. Revenstorf (Hrsg.). Klinische<br />
Hypnose (S. 79-99). Berlin: Springer.<br />
34. Revenstorf, D. (1991). Hypnose als kognitive<br />
Therapie. In B. Peter, C. Kraiker & D.<br />
Revenstorf (Hrsg.). Hypnose und Verhaltenstherapie<br />
(S. 213-252). Bern: Huber.<br />
35. Revenstorf, D. & Prudlo, U. (1994). Zu den<br />
wissenschaftlichen Grundlagen <strong>der</strong> Klinischen<br />
Hypnose unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> Hypnotherapie nach M. H.<br />
Erickson. Hypnose und Kognition 11,<br />
(1/2), 190-224.<br />
36. Rhue, J. W., Lynn, S. J. & Kirsch, I. (Eds.).<br />
(1994). Handbook of clinical hypnosis.<br />
Washington/D.C.: American Psychological<br />
Association.<br />
37. Schäfgen, E. (1992). Hypnosetherapie –<br />
Leitfaden für die ärztliche Weiterbildung.<br />
Köln: Deutscher Ärzte-Verlag.<br />
38. Singer, J. L. & Pope, K. S. (Hrsg.) (1986).<br />
Imaginative Verfahren in <strong>der</strong> Psychotherapie.<br />
Pa<strong>der</strong>born: Junfermann.<br />
39. Wolinsky, S. mit Ryan, M. O. (1993). Die<br />
alltägliche Trance: Heilungsansätze in <strong>der</strong><br />
Quantenpsychologie. Freiburg/Br.: Lüchow.<br />
40. Zeig, J. K. (1990). Gewohnheitsprobleme:<br />
Raucherentwöhnung. In D. Revenstorf<br />
(Hrsg.). Klinische Hypnose (S. 240-253).<br />
Berlin: Springer.<br />
D. Peter Loebel,<br />
Dr. med., Dipl. oec. troph.<br />
Facharzt für Psychotherapeutische<br />
Medizin und Allgemeinmedizin,<br />
Naturheilverfahren, Chirotherapie,<br />
Lehrbeauftragter am Institut für<br />
Medizinische Psychologie <strong>der</strong><br />
Universität Marburg<br />
Beethovenstr. 1<br />
35305 Grünberg/Hessen<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
541
Originalarbeit<br />
Nicht-zytotoxischer, antiviraler<br />
Wirkmechanismus eines Komplexhomöopathikums<br />
H. Heine<br />
Zusammenfassung<br />
Summary<br />
Resumen<br />
Präsentieren virusbefallene Zellen an ihrer Oberfläche virale Antigene,<br />
werden sie von zytotoxischen T-Zellen vernichtet. An<strong>der</strong>erseits können infizierte<br />
Zellen dann <strong>der</strong> Apoptose entgehen, wenn genügend Interferon<br />
zur Verfügung steht. Diese Zytokine interferieren in den befallenen Zellen<br />
mit <strong>der</strong> Replikation <strong>der</strong> Virusproteine, ohne die Zellen zu schädigen.<br />
Dieser unspezifische antivirale „Breitband“-Wirkmechanismus liegt offenbar<br />
auch antiviral-wirkenden, niedrig potenzierten Homöotherapeutika<br />
wie Euphorbium compositum zugrunde.<br />
Schlüsselwörter: Homöopathie, antiviral-wirkende Homöopathika,<br />
Apopthose, Zytokine<br />
When cells attacks by viruses present viral antigens on their surfaces,<br />
they are destroyed by cytotoxic T cells. On the other hand, infected cells<br />
can avoid apoptosis when sufficient interferon is available. These cytokines<br />
interfere with replication of the viral proteins in the infected cells<br />
without damaging them. This non-specific antiviral „wide-band“ mechanism<br />
of action is apparently the basis of the action of antiviral, low-potency<br />
homeotherapeutics such as euphorbium compositum.<br />
Key words: Homeopathy, homeopathics with an antiviral action, apoptosis,<br />
cytokines<br />
Si células afectadas de virus presentan en su superficie antígenos virales,<br />
son destruídos por timolinfocitas citotóxicos. Por otro lado, las células<br />
infectadas pueden escaparse de la apoptosis si existe interferona en<br />
cantidad suficiente. Estos citoquinas interfieren en las células afectadas<br />
con la replicación de los virusproteinas sin dañar las células. En este mecanismo<br />
de acción poco específico antiviral, „de banda ancha“, se basan,<br />
según parece, también algunos homeoterapéuticos de acción antiviral en<br />
potenciación reducida, tales como el Euphorium compositum.<br />
Términos claves: Hoemopatía, homeopáticos de acción antiviral, apoptosis,<br />
citoquinas<br />
Einleitung<br />
Der virale Befall <strong>der</strong> oberen Atemwege,<br />
einschließlich <strong>der</strong> Nasenschleimhaut<br />
und <strong>der</strong> Nasennebenhöhlen,<br />
gehört zu den häufigsten Erkrankungen<br />
des Menschen (12). Die<br />
in <strong>der</strong> Folge häufig auftretende hohe<br />
Morbidität sowie Folgeerkrankungen<br />
und Arbeitsausfälle verursachen hohe<br />
direkte und indirekte Kosten (10, 12).<br />
Da Virusproteine stark wandlungsfähig<br />
sind, können die jeweils vor einer<br />
Grippesaison zusammengestellten<br />
Impfstoffe nur bedingt helfen (7, 10).<br />
Da Viren für ihre Vermehrung auf den<br />
Stoffwechsel <strong>der</strong> Wirtszelle angewiesen<br />
sind, können Antimetaboliten wie<br />
die Nukleosidanaloga (z.B. Aciclovir),<br />
zyklischen Amine (z.B. Tromantadin)<br />
und Hemmer <strong>der</strong> reversen<br />
Transkriptase von Retroviren (z.B.<br />
Zidovidin) o<strong>der</strong> antivirale immunstimulierende<br />
Substanzen (z.B. Interferone)<br />
eingesetzt werden. Neuartige<br />
Pharmaka, die speziell gegen Influenzaviren<br />
entwickelt wurden, stellen die<br />
Neuraminidasehemmer (z.B. Zanamivir)<br />
dar (4, 6, 9, 10). Die Anwendung<br />
<strong>der</strong> Virostatika ist wegen ihrer Nebenwirkungen<br />
(z.T. Zytostatika-ähnlich)<br />
und hohen Kosten sowie ihrer Anwendung<br />
auf lediglich bestimmte Virusgruppen<br />
(u.a. Varicella-Zoster-Virus,<br />
Influenza Virus A, Adenoviren, Epstein-Barr-Virus<br />
und Zytomegalie-<br />
Virus) nur eingeschränkt möglich (1,<br />
5).<br />
Beson<strong>der</strong>e Bedeutung für die Resistenz<br />
gegenüber Viren kommt den<br />
Interferonen (IFN) zu. Viele Zellen<br />
können in <strong>der</strong> Regel auf einen Immunstimulus<br />
IFN freisetzen. Dabei haben<br />
542<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Originalarbeit<br />
Substanz Euphorbium resinifera Hepar sulfuris<br />
Zytokin IFN-γ IFN-γ<br />
Spen<strong>der</strong> A B C A B C<br />
D4 47 % 50 % 13 % 47 % 13 % 3 % D6<br />
Potenz D6 47 % 33 % -52 % 20 % -9 % 43 % D8<br />
D8 7 % 34 % -27 % 32 % 8 % 34 % D10<br />
Zusammensetzung von Euphorbium compositum – Nasentropfen S<br />
100 g Nasentropfen enthalten:<br />
1 g Euphorbium D3 1 g Hepar sulfuris D10 1 g Mercurium bijodatum D8<br />
1 g Luffa operculata D6 1 g Pulsatilla D2 1 g Argentum nitricum Dil. D10<br />
Tab. 1: Interferon-gamma (IFN-γ)-Synthese gemessen mittels <strong>der</strong> ELISA-Technik<br />
aus Vollblutkulturen dreier verschiedener gesun<strong>der</strong> Spen<strong>der</strong> (A, B, C) unter<br />
Zusatz potenzierter Einzelbestandteile von Euphorbium compositum. Die<br />
Kulturen wurden mit einem Standardstimulans co-stimuliert. Kontrolle ist jeweils<br />
das Lösungsmittel <strong>der</strong> Proben. Diese Werte wurden jeweils als 100 %<br />
gesetzt. Dadurch können im Unterschied zum Mittelwert die intra-individuellen<br />
Abweichungen erfasst werden, da <strong>der</strong> jeweils gemessene individuelle<br />
Zytokinwert als Differenz zur eigenen Kontrolle, d.h. ± 100 Prozent angegeben<br />
werden kann. Werte ab + 20% gelten als korrekte pharmakologische Wirkung<br />
(nach 15).<br />
die zytotoxischen CD8 + T-Zellen<br />
(CTL) (1, 17). Sie erkennen virale Antigene,<br />
wenn diese an <strong>der</strong> Oberfläche<br />
infizierter Zellen über die Haupthistokompatibilitätskomplexe<br />
von<br />
Typ-I (MHC-I) präsentiert werden.<br />
Nach Antigenerkennung senden die<br />
CTL ein Apoptosesignal in die betroffene<br />
Zelle, das über die Bildung von<br />
Fas Liganden und Perforin zum<br />
Untergang <strong>der</strong> Zelle führt (Abb. 1) (1,<br />
3, 5, 13, 16). Dabei setzen die CTL<br />
zusätzlich die unspezifischen antiviralen<br />
Zytokine IFN-γ und TNF-α (Tumornekrosefaktor-alpha)<br />
frei (1, 11).<br />
Es ist bekannt, dass nicht alle virusbefallenen<br />
Zellen diesem spezifischen<br />
zytotoxischen Prozess anheim<br />
fallen, son<strong>der</strong>n die Infektion ohne<br />
dauerhaften Zellschaden überstehen<br />
können. Ansonsten müsste bei je<strong>der</strong><br />
Virusinfektion mit einem fatalen Verlauf<br />
gerechnet werden (16). Es ist das<br />
selbst noch geringste Mengen (10 -11<br />
M) signifikant antivirale Effekte (1).<br />
Da sich für niedrig- bis mittelpotenzierte<br />
Einzelsubstanzen (D2-D14)<br />
hat zeigen lassen, dass sie in die<br />
„Sprache <strong>der</strong> Zytokine“ modulierend<br />
eingreifen können (8, 14), soll im Folgenden<br />
am Beispiel des Komplexhomöopathikums<br />
Euphorbium compositum<br />
erläutert werden, wie über<br />
eine <strong>der</strong>artige „Mitsprache“ antivirale<br />
Effekte bewirkt werden können.<br />
Zytokingesteuerte T-Zell-<br />
Antwort gegen Viren<br />
Die Abwehr gegen Viren erfolgt über<br />
spezifische und unspezifische Mechanismen.<br />
Die spezifische Abwehr umfasst<br />
die zelluläre T-Zell-Immunität<br />
und die humorale Antikörper-vermittelte<br />
Immunität. Zu Beginn einer<br />
Virusinfektion stellen körpereigene<br />
spezifische Antikörper eine wichtige<br />
Verteidigungsstrategie dar (Übersicht<br />
bei 1).<br />
Die wichtigste Aufgabe bei <strong>der</strong><br />
spezifischen Viruselimination haben<br />
Abb. 1: Antigen-unspezifische, nicht-zytotoxische antivirale Wirkung von<br />
Euphorbium compositum durch Verstärkung des antiviralen Interferon-<br />
Mechanismus. Die gebrochenen Pfeile weisen auf die parakrin und autokrin<br />
verstärkende Rückkopplung im antiviralen Zytokinmechanismus.<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
545
Originalarbeit<br />
Zusammenspiel von IFN-γ und TNFα,<br />
das zu dieser unspezifischen nichtzytotoxischen,<br />
nicht-zytolytischen<br />
Zellantwort führt (Abb. 1). Dabei geschieht<br />
Folgendes: Interferone wirken<br />
nicht direkt antiviral, son<strong>der</strong>n induzieren<br />
Resistenzmechanismen über die<br />
Expression intrazellulärer Proteine<br />
wie die Mx-Proteine o<strong>der</strong> 2’-5’-Oligoadenylat-Synthetase,<br />
die mit einzelnen<br />
Schritten <strong>der</strong> Virusreplikation<br />
interferieren (1, 16). Mittels monoklonaler<br />
Antikörper gegen IFN-γ und<br />
TNF-α konnte dieser Resistenzmechanismus<br />
tierexperimentell bestätigt<br />
werden (3, 5, 16).<br />
Interferone, beson<strong>der</strong>s IFN-γ, sind<br />
potente Aktivatoren von Makrophagen/Monozyten,<br />
wodurch diese vermehrt<br />
TNF-α und weitere Zytokine<br />
freisetzen, von denen für die Virusbekämpfung<br />
vor allem IL-12 große<br />
Bedeutung hat, da es die CTL zu erhöhter<br />
IFN-Synthese anregt (2, 11).<br />
Gleichzeitig regen Interferone die T-<br />
Zellproliferation an (17). Schließlich<br />
sind autokrine und parakrine Funktionen<br />
<strong>der</strong> Zytokine zu beachten. Virusbefallene<br />
Zellen können u.a. ebenfalls<br />
IFN freisetzen und auf diese Weise<br />
parakrin benachbarte Zellen schützen.<br />
Da CTL ebenfalls IFN und auch TNF<br />
freisetzen, stimulieren sie damit autokrin<br />
ihre eigene IFN-Synthese<br />
(Abb. 1, Übersicht bei 1).<br />
Antivirale nicht-zytotoxische<br />
Wirkung von Euphorbium<br />
compositum<br />
Der geschil<strong>der</strong>te nicht-zytotoxische,<br />
nicht-zytolytische antivirale Wirkmechanismus<br />
kann offensichtlich von<br />
Inhaltsstoffen des Homöotherapeutikums<br />
noch weiter aktiviert werden.<br />
Wie es Ex-vivo-Untersuchungen an<br />
Vollblutkulturen gesun<strong>der</strong> Spen<strong>der</strong><br />
zeigen, können die potenzierten<br />
Einzelbestandteile des Präparates<br />
Euphorbium resinifera und Hepar sulfuris<br />
die T-Lymphozyten in individuell<br />
unterschiedlichem Maß zu teilweise<br />
erheblicher IFN-γ-Synthese anregen<br />
(Tab. 1) (10). Von großer Bedeutung<br />
für die homöotherapeutische<br />
Behandlung ist, dass <strong>der</strong> IFN-gesteuerte<br />
antivirale Mechanismus Antigenunspezifisch<br />
ist, wodurch sich für<br />
Euphorbium compositum ein sehr<br />
breiter nebenwirkungsfreier antiviraler<br />
Wirkmechanismus ergibt (Abb. 1).<br />
Im klassischen Plaquereduktionstest<br />
konnte bezüglich Influenza-A-Viren,<br />
respiratory syncytial virus (RSV) und<br />
Herpes simplex Virus 1 (HSV1) eine<br />
antivirale Wirkung von Euphorbium<br />
compositum gegenüber RSV und<br />
HSV1 nachgewiesen werden. Gegen<br />
Influenza-A-Viren war die Wirkung<br />
nicht eindeutig (15). Bei dem Test<br />
werden mit Viren beimpfte Einschichtzellkulturen<br />
verwendet. Da<br />
praktisch alle Zellen bei Virusbefall<br />
Interferone freisetzen können, kann<br />
dadurch <strong>der</strong> oben genannte parakrine<br />
Schutz im Plaquereduktionstest eintreten,<br />
<strong>der</strong> durch Euphorbium compositum<br />
zusätzlich verstärkt werden<br />
kann. Da bei diesem Test den Zellkulturen<br />
immunkompetente Zellen<br />
fehlen, wird die volle Wirkungsbreite<br />
von Euphorbium compositum nicht<br />
erfasst. Darauf könnte das nicht eindeutige<br />
Ergebnis bezüglich <strong>der</strong> Influenza-A-Viren<br />
zurückzuführen sein.<br />
Hemmung von<br />
Neuraminidase durch<br />
Euphorbium compositum<br />
Abb. 2: Messung <strong>der</strong> Hemmwirkung von Euphorbium compositum auf Neuraminidase.<br />
Der Test wird nach Ziegler und Hutchinson (1972) durchgeführt.<br />
Fotometrisch (A549) wird dabei die durch Neuraminidase aus bovinem submaxillarem<br />
Mucin freigesetzte Sialinsäure (Neuraminsäure) gemessen. Der<br />
Test beschränkt sich auf die Messung von 4 Dilutionen 0,005 bis 0,1 mg/ml<br />
Neuraminsäure in (Aqua bidest.) im Reaktionsgemisch. Der Leerwert wird<br />
durch Zusatz von 0,1 ml Aqua bidest. zum Reaktionsgemisch (0,4 ml Mucin in<br />
0,5 ml 0,1 M Azetessigsäure) bestimmt.<br />
Das Influenza-Virus (ein behülltes<br />
DNS-Virus) ist durch spezielle Oberflächenstrukturen<br />
(„Spikes“) gekennzeichnet,<br />
die aus den beiden Glykoproteinen<br />
Hämagglutinin und Neuraminidase<br />
bestehen. Allen an<strong>der</strong>en für<br />
Infektionen des Respirationstraktes<br />
wichtigen Viren, z.B. dem respiratory<br />
syncytial virus (RSV) fehlen <strong>der</strong>artige<br />
Spikes (10). Das Influenza-Virus bindet<br />
über Hämagglutininspikes an<br />
Neuraminsäure-haltige Rezeptoren<br />
<strong>der</strong> Wirtszelloberfläche (Adsorption).<br />
Mittels <strong>der</strong> viralen Neuraminidase<br />
werden diese Rezeptoren gespalten,<br />
wodurch es zur Fusion zwischen<br />
Virushülle und Wirtszellmembran mit<br />
anschließendem Eindringen (Penetra-<br />
546<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Originalarbeit<br />
tion) des Virus in die Zelle kommt<br />
(Übersicht bei 10). Entsprechend eignen<br />
sich Neuraminidasehemmer zur<br />
Hemmung von Influenza-Viren (5,<br />
10).<br />
Möglicherweise übt Euphorbium<br />
compositum zusätzlich eine Hemmung<br />
auf Neuraminidase aus (Abb.<br />
2). Wenn dazu auch bisher Bioassays<br />
fehlen, so zeigt jedoch <strong>der</strong> Test auf<br />
Neuraminidase-Aktivität entsprechend<br />
dem gekoppelten Enzym-Assay<br />
nach ZIEGLER und HUTCHINSON (18)<br />
eine <strong>der</strong>artige Hemmwirkung. Der<br />
Test beruht auf <strong>der</strong> Abspaltung von<br />
Neuraminsäure (Sialinsäure) aus bovinem<br />
submaxillarem Mucin durch Einwirkung<br />
von Neuraminidase. Die<br />
Konzentration <strong>der</strong> dabei freigesetzten<br />
Säure wird fotometrisch bestimmt.<br />
Der diskutierte nicht-zytotoxische,<br />
nicht-zytolytische Wirkmechanismus<br />
von Euphorbium compositum könnte<br />
dadurch eine wichtige Ergänzung erfahren.<br />
Literatur<br />
1. Abbas A et al. Cellular and Molecular Immunology.<br />
3 rd ed. Philadelphia-London:<br />
W.B. Saun<strong>der</strong>s Company, pp 250-277<br />
(Cytokines); pp 342-361 (Immunity to<br />
Microbes)<br />
2. Biron CA, Gazzinelli RT. Effects of IL-12<br />
on immune responses to microbiol infections:<br />
a key mediator in regulating disease<br />
outcome. Cur Opin Immunol 1995; 7: 485-<br />
496<br />
3. Chisiavi FV. Cytotoxic T cells and viral hepatitis.<br />
J Clin Invest 1997. 99:1472-1477<br />
4. Cox NF, Hughes JM. New options for the<br />
prevention of influenza. New Engl J Med<br />
1999; 341: 1387-88<br />
5. Guidotti LGF, Chisiavi FV. To kill or to<br />
cure. Curr Opin Immunol 1996; 8: 478-83<br />
6. Hayden FG, Palese P. Influenza Virus. In:<br />
Richman D et al (Eds). Clinical Virology.<br />
Churchill Livingstome 1997<br />
7. Hayden FG et al. Use of selective oral neuraminidase<br />
inhibitor Oseltamivir to prevent<br />
influenza. New Engl Med 1999; 341: 1336-<br />
43<br />
8. Heine H. Wirkmechanismen <strong>der</strong> Antihomotoxischen.<br />
Medizin Biol Med 1999; 28:<br />
227-32<br />
9. Itzstein Mv et al. Rational design of potent<br />
sialidase-based inhibitors of influenza virus<br />
replication. Nature 1993; 363: 418-23<br />
10. Laver G et al. Entwaffnung von Grippeviren.<br />
Spektrum <strong>der</strong> Wissenschaft (Scientific<br />
American. Deutsche <strong>Ausgabe</strong>) 1999;<br />
Heft 3: 70-79<br />
11. Modhin R, Grodowski P. The toll of innate<br />
immunity on microbiol pathogens. N Engl<br />
J Med 1999; 340: 1834-5<br />
12. Rudack C, Bachert C. Zytokine und Chemokine<br />
bei Nasennebenhöhlenerkrankungen.<br />
Laryngo-Rhino-Otol 1999; 78: 481-90<br />
13. Razwi ES, Welsh RM. Apoptosis in viral<br />
infections. Adv Virus Res 1995; 45: 1-60<br />
14. Schmolz M, Metelmann H. Einzelkomponenten<br />
eines homöopathischen Komplexmittels<br />
zur Behandlung entzündlicher Erkrankungen<br />
<strong>der</strong> Nase modulieren die Zytokinsynthese<br />
menschlicher Leukozyten.<br />
Biol Med 1998; 27: 155-8<br />
15. Metelmann H, Glatthaar-Saalmüller B. Die<br />
antivirale Wirkung von Euphorbium compositum<br />
S. Biol Med 199; 28: 142-6<br />
16. Thimme R, Blum H. T-Zell-Antwort gegen<br />
Viren. Eine neue nicht-zytotoxische antivirale<br />
Strategie. Dtsch med Wschr 1998; 123:<br />
1007-8<br />
17. Tough DF, Sprent J. Bystan<strong>der</strong> stimulation<br />
of T cells in vivo by cytokines. Vet Immunol<br />
Immunpath 1998; 63; 123-129<br />
18. Ziegler D, Hutchison H. Coupled enzyme<br />
system for measuring viral neuraminidase<br />
activity. Appl Microbiol 1972; 23: 1060-65<br />
Prof. Dr. Hartmut Heine<br />
Institut für Antihomotoxische Medizin<br />
und Grundregulation<br />
Bahnackerstraße 16<br />
76532 Baden-Baden<br />
Hypo-A<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
547
Originalarbeit<br />
Calcarea Carbonica:<br />
langsam, träge und gehaltvoll<br />
M. M. Hadulla, O. Richter<br />
Zusammenfassung<br />
Summary<br />
Resumen<br />
Calcarea Carbonica – gewonnen aus <strong>der</strong> Austernschale – ist ein alt bewährtes,<br />
tief wirkendes, homöopathisches Mittel. Das Arzneimittelbild umfasst<br />
Wahnvorstellungen, heftige Ängste bis zu Panikattacken. In <strong>der</strong> vorliegenden<br />
Arbeit werden die beson<strong>der</strong>en Eigenschaften von Calcarea<br />
Carbonica dargestellt und anhand von Beispielen aus <strong>der</strong> Kunst und<br />
Literatur (Fürst Oblomov von Ivan Gontscharow) veranschaulicht.<br />
Schlüsselwörter: Homöopathie, Calcarea Carbonica, Arzneimittelbil<strong>der</strong>,<br />
Fürst Oblomov<br />
Calcarea carbonica is obtained from the shells of oysters. It is a homeopathic<br />
agent with deep effects that has been in use for a long time. The<br />
drug indication picture includes insane delusions, a strong sense of<br />
anxiety and panic attacks. The present paper presents the special properties<br />
of calcarea carbonica and illustrates them with examples from art<br />
and literature (Prince Oblomow in Ivan Gontsharow).<br />
Key words: Homeopathy, calcarea carbonica, drug indication pictures,<br />
Prince Oblomow<br />
La calcárea carbónica – obtenida de la concha de ostras – es un remedio<br />
homeopático muy probado y de efectos profundos. El cuadro farmacológico<br />
abarca ideas delirantes, temores intensos e incluso ataques de<br />
pánico. En el presente trabajo se presentan las cualidades particulares<br />
de la calcárea carbónica, ilustrándolas a través de ejemplos tomados del<br />
arte y de la literatura ( el príncipe Oblomov de Ivan Gontcharov).<br />
Términos claves: Homeopatía, calcárea carbónica, cuadros farmacológicos,<br />
príncipe Oblomov<br />
„Das Leben zerfiel seiner Ansicht<br />
nach in zwei Teile:<br />
Der eine bestand aus Arbeit und<br />
Langeweile, das waren für ihn<br />
Synonyme;<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e aus Ruhe und behaglicher<br />
Fröhlichkeit.“<br />
Fürst Oblomov von I. Gontscharow<br />
Etymologie<br />
Die alten Ärzte und Homöopathen (4)<br />
bevorzugten die ursprüngliche Bezeichnung<br />
conchae praeparatae –<br />
Calcarea Carbonica, da hier die Betonung<br />
auf dem femininen Aspekt<br />
liegt, nämlich <strong>der</strong> Herkunft aus <strong>der</strong><br />
Muschel.<br />
Das überrascht nicht, da ja schon<br />
in <strong>der</strong> Signatur <strong>der</strong> Muschel das weiche,<br />
von außen beschützte und in sich<br />
eine Perle tragende – somit hervorbringende<br />
– gebärende – zum Ausdruck<br />
kommt. Die alten Ärzte wussten<br />
eben sehr viel mehr von diesen Zusammenhängen<br />
und kannten natürlich<br />
auch die determinierende symbolische<br />
Kraft eines Namens: Calcarea Carbonica<br />
ist ein weibliches Mittel, ein<br />
Mittel, das uralt ist, tief wirkt, weit<br />
trägt und eben eine Beziehung zum<br />
Matriarchat hat.<br />
Wir haben demnach auch Calcarea<br />
Carbonica in <strong>der</strong> Geschichte weit zurückverfolgt<br />
und es mit einem seiner<br />
Hauptprotagonisten, nämlich HEKTOR<br />
aus dem alten Troja, in Verbindung<br />
gebracht (8). Hier finden wir noch die<br />
Reste einer uralten, mächtig-matrilinearen<br />
Kultur, wobei es wie<strong>der</strong>um<br />
nicht überrascht, dass auch mo<strong>der</strong>nere<br />
Literaten diesen Zusammenhang er-<br />
548<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Originalarbeit<br />
neut entdecken, so etwa M. ZIMMER<br />
BRADLEY in „Die Feuer von Troja“<br />
(16).<br />
M. BRADLEY behandelt in diesem<br />
Roman das Feuer, den Untergang von<br />
Troja, das ja bekanntlich nach 10<br />
Jahren Kampf mit den Griechen zerstört<br />
wurde. HOMER besingt diesen<br />
Untergang in <strong>der</strong> Ilias (11) und die<br />
eben zitierte mo<strong>der</strong>ne Literatur hebt<br />
beson<strong>der</strong>s die Rolle <strong>der</strong> Frauen hervor,<br />
hier insbeson<strong>der</strong>e die PRIAMOStochter<br />
und Seherin KASSANDRA, <strong>der</strong>en<br />
Tante die Amazonenkönigin<br />
PENTHESILEA war.<br />
PENTHESILEA besitzt noch das uralte<br />
Wissen und die Weisheit mit dem<br />
Umgang und den Kräften <strong>der</strong> Natur.<br />
Trotz ihrer mutigen Selbstaufopferung<br />
– nach dem Tode HEKTORs kam sie<br />
den Trojanern zu Hilfe – wurde Troja<br />
eingenommen und dem Erdboden<br />
gleichgemacht und damit auch das<br />
Ende einer ganzen matri-linear orientierten<br />
Zeit eingeläutet.<br />
Chemie<br />
SAMUEL HAHNEMANN führt zur Herstellung<br />
von Calcarea Carbonica Folgendes<br />
wörtlich aus (9): „Man zerbricht<br />
eine reine, etwas dicke Austerschale,<br />
nimmt von <strong>der</strong>, zwischen den<br />
äußsern und innern, harten Schale<br />
<strong>der</strong>selben befindlichen, mürbern,<br />
schneeweißen Kalk-Substanz einen<br />
Gran, den man auf die Art, wie zu<br />
Ende des ersten Theils von <strong>der</strong><br />
Bereitung trockener Arzneistoffe zu<br />
homöopathischem Gebrauche gelehrt<br />
worden, in allen Potenz-Graden bis zu<br />
X verfertigt, und vor Sonnenlicht und<br />
großser Wärme verwahret, zum<br />
Gebrauche aufhebt, je nach den verschiedenen<br />
Zwecken. [...] Die so potenzierte<br />
Kalkerde gehört mit zu den<br />
heilbringenden antipsorischen<br />
Arzneien ...“<br />
Dabei sind Kalziumkarbonat, kohlensaurer<br />
Kalk. Conchae praeparat in<br />
den verschiedensten Formen, wie<br />
Kreide, Eierschalen, Schneckengehäusen,<br />
Krebsaugen, Muscheln etc.<br />
Abb. 1: Austernschale<br />
schon in alter Zeit angewendet worden<br />
und wohl aufgrund dieses Vorwissens<br />
hat S. HAHNEMANN <strong>der</strong> Prüfung<br />
dieser Substanz so viel Wert beigemessen.<br />
Verwendung findet – um es nochmals<br />
zu sagen – die weiße, kalkige<br />
Substanz, die sich zwischen <strong>der</strong> inneren<br />
und äußeren Schicht <strong>der</strong> Austernschale<br />
befindet. Dieses so erhaltene<br />
Karbonat ist chemisch nicht rein.<br />
Mit Magnesiumkarbonat kommt<br />
es zusammen gebirgsbildend als<br />
Dolomit vor, als Dikarbonat gelöst im<br />
Quellwasser.<br />
Arzneimittelbild<br />
Die eigentliche Fähigkeit <strong>der</strong> Auster<br />
liegt darin, dass sie aus dem äußerlich<br />
festen und fest haftenden, <strong>der</strong> Schale,<br />
und dem innerlich Trägen-Weichen-<br />
Unstrukturierten, <strong>der</strong> Molluske, eine<br />
perfekte, schimmernde und wertvolle<br />
Substanz, nämlich die Perle hervorbringen<br />
kann. Dazu muss aber das entscheidende<br />
Körnchen Sand als Struktur,<br />
als eine Art störenden Agens hinzukommen,<br />
damit aus dem weichen,<br />
unstrukturierten, amorphen Organismus<br />
die Perle entstehen kann.<br />
C. COULTER meint in diesem Zusammenhang<br />
(3): „Aus dem gleichen<br />
Grund kann Calcium, wenn man ihm<br />
als Kind den nötigen Stimulus vorenthalten<br />
hat, als Erwachsener unentwickelt,<br />
für immer unreif und unvollständig<br />
bleiben, o<strong>der</strong> er findet nur äußerst<br />
langsam zu sich selbst: Spät beendet<br />
er sein Studium, beginnt er seine<br />
Berufslaufbahn, verliebt er sich<br />
und heiratet, o<strong>der</strong> er findet eine<br />
Nische in <strong>der</strong> Gesellschaft ...“<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
549
Originalarbeit<br />
Wie die Auster unmerklich Schicht<br />
über Schicht übereinan<strong>der</strong> lagert, um<br />
langsam eine Perle zu bilden, so arbeitet<br />
<strong>der</strong> Calcarea-Carbonica-Patient<br />
bzw. die Calcarea-Carbonica-Patientin<br />
langsam, unverdrossen und gewissenhaft<br />
und baut Schicht um Schicht<br />
auf, damit die Perle geformt werden<br />
kann.<br />
Hier, in dieser Schale, in dieser<br />
Behausung, fühlt sich dann Calcarea<br />
Carbonica ausgeglichen, wohl und zufrieden,<br />
falls dieser Schutz fest, permanent<br />
und verlässlich ist, gleichsam<br />
zu Hause. Verliert Calcarea Carbonica<br />
dieses Zuhause, ist es ungeschützt, offen<br />
und wehrlos, so entstehen heftige<br />
Ängste, vielfältige Befürchtungen, ja<br />
sogar Panikattacken und Wahnvorstellungen.<br />
Der indische Homöopath S. SAN-<br />
KARAN (13) ergänzt hierzu:<br />
„Aber wenn die Lage sich än<strong>der</strong>t und<br />
er die Sicherheit des Zuhauses verliert,<br />
fühlt er sich in <strong>der</strong> Wildnis alleine<br />
gelassen. Der Calcarea-Zustand<br />
wird ihm nichts mehr nützen,<br />
selbst wenn er zu kompensieren versucht.<br />
Er geht in den Stramonium-<br />
Zustand über. Die Calc.-Situation ist<br />
eine beschützte, die Stram.-Situation<br />
eine unbeschützte. Im Calc.-Zustand<br />
ist man in <strong>der</strong> Lage, in <strong>der</strong> man<br />
Sicherheit gegen Gefahren sucht.<br />
Die Stram.-Situation verlangt Wi<strong>der</strong>stand<br />
gegen Terror und Gewalt, und<br />
die Kompensierung funktioniert genau<br />
an<strong>der</strong>s herum, vor allem wenn<br />
es um die Art und Weise geht, seinen<br />
Mut zu beweisen. Dagegen handelt<br />
Stram. aus <strong>der</strong> Lage heraus, unbeschützt<br />
<strong>der</strong> Bedrohte zu sein und will<br />
sich deshalb an jemandem festhalten.<br />
Stram. ist wie jemand draußen<br />
in <strong>der</strong> dunklen Nacht, <strong>der</strong> ins Haus<br />
kommen will, und Calc. ist <strong>der</strong>jenige<br />
im Haus, <strong>der</strong> nicht hinaus möchte.<br />
Die ganze Situation, die ganze Reaktionsweise<br />
und alle Gefühle <strong>der</strong> Arzneien<br />
sind verschieden. Deswegen<br />
kann eines das an<strong>der</strong>e nicht ersetzen.“<br />
Dass Calcarea Carbonica tatsächlich<br />
zahlreiche Einbildungen, Wahnideen<br />
und regelrechte Wahnvorstellungen<br />
bis hin zur Paranoia eigen<br />
sind, bestätigen die großen homöopathischen<br />
Ärzte CANDEGABE (2), GAL-<br />
LAVARDIN (5), PASCHERO (12) und<br />
nicht zuletzt S. HAHNEMANN (9) selbst.<br />
So finden wir bei GALLAVARDIN (5)<br />
u.a.:<br />
Qualvolle Angst mit Schrecken,<br />
als wenn man geisteskrank würde.<br />
Ahnungsvoll, furchtsam, als wenn<br />
ein Unglück geschehen würde.<br />
Furcht vor anstecken<strong>der</strong> Krankheit<br />
o<strong>der</strong> Geisteskrankheit.<br />
Schwindel mit Zittern im Kopf<br />
und dem Gefühl, den Verstand verloren<br />
zu haben.<br />
Wahnideen, Delirium, Furcht vor<br />
Geisteskrankheit.<br />
Geisteskrankheit im Zusammenhang<br />
mit Würmern, Wahnideen<br />
und Selbstmordgedanken.<br />
Delirium tremens, Wahnideen und<br />
Schlaflosigkeit.<br />
Geisteskrankheit nach einem<br />
Schicksalsschlag.<br />
Aber auch S. HAHNEMANN (9) listet<br />
eine Vielzahl an Geistes- und Gemütssymptomen<br />
auf, die in typischer Calcarea-Carbonica-Weise,<br />
nämlich sehr<br />
gründlich und voluminös zusammengetragen<br />
wurden, 1630 Symptome!<br />
Eine Auswahl wie folgt (9):<br />
Befürchtende, bange Ahnung, als<br />
ob ihm o<strong>der</strong> einem an<strong>der</strong>en ein<br />
Unglück begegnen würde, die er<br />
auf keine Weise verscheuchen<br />
konnte.<br />
Sie befürchtet den Verstand zu verlieren.<br />
Sie fürchtet, die Leute sehen ihr<br />
ihre Verwirrtheit im Kopfe an.<br />
Sie hält, hypochondrisch, sich für<br />
sterbenskrank und konnte doch<br />
über nichts klagen.<br />
Verzweifelnde Stimmung mit<br />
Furcht vor Krankheit und Elend,<br />
mit Ahnung betrüben<strong>der</strong> Vorfälle.<br />
Bewusstlosigkeit, mit Täuschung<br />
über den Aufenthaltsort, als wäre<br />
das Zimmer ein Gartensaal.<br />
Wirres, zittriges Wesen im Kopf.<br />
Wie verwirrt im Kopf.<br />
Solche Düseligkeit, vormittags,<br />
dass ihm alles wie im halben<br />
Traume erschien.<br />
Betäubung, wie Unbewusstheit <strong>der</strong><br />
äußeren Gegenstände, mit wogendem<br />
Sumsen oben im Kopfe.“<br />
Die Leitsymptome nach G. CHARETTE<br />
(4) sind folgende:<br />
1. Kältegefühl an den Füßen, den<br />
Knien, dem ganzen Unterschenkel,<br />
wie von „kalten, feuchten<br />
Strümpfen“. Kälte an verschiedenen<br />
Stellen des Kopfes, beson<strong>der</strong>s<br />
rechts, so stark, dass <strong>der</strong> Kranke<br />
meint, dort läge ein Stück Eis.<br />
Gefühl von innerer Kälte.<br />
2. Außerordentliche Frostigkeit mit<br />
Abneigung gegen frische Luft;<br />
<strong>der</strong> geringste kalte Luftzug geht<br />
anscheinend „durch und durch“.<br />
3. Gefühl von Schwäche und Erschöpfung<br />
ohne Grund o<strong>der</strong> durch<br />
die leichteste Beschäftigung, beson<strong>der</strong>s<br />
durch Gehen.<br />
4. Der ganze Verdauungstraktus ist<br />
bei Calcarea Carbonica sauer:<br />
saurer Geschmack, saures Aufstoßen,<br />
saures Erbrechen, saure<br />
Stühle. Milch wird schlecht vertragen;<br />
das Kind bricht sie in<br />
„Klumpen“ aus; Milch verursacht<br />
häufig Urtikaria.<br />
5. Hitzewallungen und Blutandrang<br />
zum Kopf, wie in <strong>der</strong> Menopause.<br />
6. Chronische Pupillendilatation. –<br />
Calcarea ist das mineralische<br />
Äquivalent von Belladonna, die<br />
„chronische Belladonna“.<br />
7. Morgendlicher Kopfschmerz.<br />
8. Zu starke Regelblutungen.<br />
9. Partielle Schweiße, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong><br />
behaarten Kopfhaut.<br />
10. Abneigung gegen Fleisch und gekochte<br />
Speisen, Verlangen nach<br />
Eiern, Zuckersachen und unverdaulichen<br />
Dingen wie Kreide,<br />
Kohle, Graphit (in Bleistiften)<br />
u.ä.<br />
11. Die Haut ist unheilsam; die geringfügigsten<br />
Wunden eitern<br />
leicht. Eigentümliches Symptom:<br />
Schmerzhafte Eiterungen<br />
am Nagelfalz.<br />
550<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Originalarbeit<br />
Diese Angaben decken sich auch mit<br />
unseren bisherigen praktischen Erfahrungen<br />
in <strong>der</strong> homöopathischen Praxis.<br />
So finden wir fast täglich in unserer<br />
Praxis – vor allem bei sehr sensiblen<br />
Calcarea-Kin<strong>der</strong>n – eine geradezu<br />
panische Angst vor Grausamkeiten<br />
und erschrecktes Agieren auf schlimme<br />
Nachrichten (man denke nur an<br />
die fast allabendlichen Schreckensbil<strong>der</strong><br />
in den letzten Jahren im Fernsehen<br />
über diesen Wahnsinnskrieg im<br />
ehemaligen Jugoslawien. Was dies bei<br />
unseren Kin<strong>der</strong>n und erst recht noch<br />
bei den armen dortigen Kin<strong>der</strong>n in den<br />
Seelen anrichtet, ist ungeheuerlich.<br />
Man kann wirklich die dortigen<br />
Machthaber nicht genug verdammen<br />
...) –, diese schreckliche Angst kann<br />
unserer Erfahrung nach bei Calcarea-<br />
Kin<strong>der</strong>n zum Teil richtig paranoide<br />
Züge annehmen.<br />
Ein quasi fiktives life-pattern eines<br />
Calcarea-Carbonica-Patienten<br />
lässt sich etwa wie folgt zusammenstellen<br />
(Anmerkung: Es handelt sich<br />
hierbei aus didaktischen Gründen um<br />
eine Überzeichnung, fast eine Karikatur,<br />
in <strong>der</strong> das Wesentliche deutlich –<br />
z.T. überzeichnet – herausgestellt<br />
wird):<br />
Zunächst <strong>der</strong> dicke Säugling. Er<br />
hat ein Gesicht wie ein Barock-Engelchen,<br />
er ist pausbäckig, es sieht allgemein<br />
proper aus. Die Mutter ist eigentlich<br />
zufrieden, beson<strong>der</strong>s die<br />
Großmutter, weil das Kind so pflegeleicht<br />
ist, zufrieden und schön rund.<br />
Es hat aber nicht die gesunde, muskuläre<br />
Kraft und den vigilanten Blick<br />
des gesunden, normal gestillten Kindes.<br />
Dazu sauer riechende Schweiße,<br />
beson<strong>der</strong>s am Kopf und den Füßen,<br />
auch das Erbrochene, <strong>der</strong> Durchfall,<br />
alles das riecht sauer. Alles kommt etwas<br />
verspätet, Sitzen – Krabbeln –<br />
Laufen, die so genannten Meilensteine<br />
<strong>der</strong> psychomotorischen Entwicklung,<br />
und z.T. auch das Zahnen verspätet<br />
sich, dabei beobachten die Kleinen gut<br />
und sind von <strong>der</strong> psycho-intellektuellen<br />
Entwicklung durchaus altersgemäß.<br />
Sie vertragen schlecht Milch und<br />
haben eigentlich hiergegen eine Abneigung,<br />
verlangen aber nach Eiern<br />
und Unverdaulichem, das die Kleinkin<strong>der</strong><br />
dann z.T. im Garten in Gestalt<br />
von Erde, Sand, Kreide etc. suchen.<br />
Sie haben häufig X- o<strong>der</strong> O-Beine,<br />
z.T. Plattfüße und schwitzen leicht bei<br />
Anstrengung, beson<strong>der</strong>s im Gesicht.<br />
Calcarea passt sowohl für die fettleibigen,<br />
aber an<strong>der</strong>erseits auch für die<br />
sehr mageren Kin<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en Haut welk<br />
und faltig ist, <strong>der</strong>en Bauch aber anormal<br />
dick vorgewölbt bleibt. Das sind<br />
ratiopharm<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
551
Originalarbeit<br />
die „Durchfallkin<strong>der</strong>“, für die Calcarea<br />
ein außerordentlich gutes Mittel<br />
darstellt.<br />
Es wun<strong>der</strong>t einen zunächst, dass<br />
diese Kin<strong>der</strong>, die ja geschützt sind von<br />
Fett, eigentlich so kälteempfindlich<br />
sind. Sie sind zwar einerseits kälteempfindlich,<br />
brauchen aber nicht die<br />
extreme Wärme wie z.B. Arsen, dem<br />
am Kamin selbst kalt ist und zusätzlich<br />
einen Schal trägt. Währenddessen<br />
Calcium Carbonicum schon warm<br />
wird, wenn er einen Pullover anhat.<br />
CONSTANTIN HERING, einer <strong>der</strong> begabtesten<br />
Schüler von S. HAHNEMANN im<br />
letzten Jahrhun<strong>der</strong>t, <strong>der</strong> Fin<strong>der</strong> und<br />
Erfin<strong>der</strong> von Lachesis, bezeichnete<br />
diese Kin<strong>der</strong> als den leukophlegmatischen<br />
Typ. CONSTANTIN HERING<br />
spricht auch noch von <strong>der</strong> Indolenz<br />
und <strong>der</strong> Trägheit. Für Trägheit gibt es<br />
eine schöne Metapher von WILLIBALD<br />
GAWLIK (6): „Die Austerschale macht<br />
auf und zu, und sie kommt bloß raus<br />
um zu essen und um sich zu vermehren.“<br />
Kalte Hände, kalte, feuchte Füße,<br />
eventuell Kopfschweiß, <strong>der</strong> sauer<br />
riecht und eine allgemeine Blässe,<br />
Hautempfindlichkeit, die bis zur Neuro<strong>der</strong>mitis<br />
gehen kann, sowie Erkältungsanfälligkeit<br />
runden dieses Bild<br />
ab.<br />
Der Adoleszente ist wegen seiner<br />
Muskelschwäche wenig sportlich, er<br />
will eher Stille, Ruhe und Rückzug,<br />
und schon früh wird er fettleibig.<br />
Das junge Mädchen ist pastös und<br />
blass; es klagt z.T. über Herzklopfen,<br />
Atemnot und Kopfschmerzen, und<br />
aufgrund des schlaffen Bindegewebes<br />
dauert die Menses lange. Häufiges Zuspätkommen<br />
ist normal, weil sie es<br />
einfach nicht schafft. „Ich kann mich<br />
einfach zu nichts aufraffen.“ Es ist damit<br />
nicht das ungeplante Zuspätkommen<br />
von Sulphur gemeint, <strong>der</strong> dies<br />
und jenes noch im letzten Moment tun<br />
muss, o<strong>der</strong> das exaltierte Zuspätkommen<br />
von Phosphor z.B. im Theater<br />
„jetzt komme ich“, o<strong>der</strong> das überhebliche<br />
Zuspätkommen von Platin, <strong>der</strong><br />
hochnäsig die gesamte Kino- und<br />
Theaterreihe, die schon längst sitzt,<br />
„aufstehen lässt“, son<strong>der</strong>n Calcarea<br />
Carbonica kommt zu spät, weil er einfach<br />
„nicht fertig“ wird.<br />
Bei Erwachsenen tritt Calcarea<br />
Carbonica durch seinen feuchten,<br />
schlaffen, teigigen Händedruck, durch<br />
die schlechte Körperhaltung, <strong>der</strong> bequemen,<br />
weiten Kleidung und durch<br />
sein Zuspätkommen in Erscheinung.<br />
Häufige Probleme mit rezidivierenden<br />
Infekten, adenoide Wucherungen,<br />
Lymphknotenschwellungen (leukophlegmatischer<br />
Typ) und rezidivierende<br />
Bronchitis sind anzutreffen.<br />
Ebenso Schlafstörungen, Angst vor<br />
Grausamkeiten, z.T. Ablehnung gegen<br />
Sexualität, wobei alle körperlichen<br />
und geistig-seelischen Symptome bei<br />
Vollmond eine Verschlechterung erfahren.<br />
Die Gemütsverfassung solcher<br />
Menschen ist langsam, träge und auf<br />
Beharrung aus, d.h. jegliche Verän<strong>der</strong>ung<br />
macht Angst: Die Menschen sind<br />
voller Ängste und voll verschiedenartiger<br />
Befürchtungen, beson<strong>der</strong>s für ihre<br />
Gesundheit.<br />
Geistige Arbeit ist für sie insgesamt<br />
mühevoll, weil anstrengende,<br />
konzentrierte Aufmerksamkeit ihnen<br />
schwer fällt, sie geistig rasch ermüden<br />
und sogar z.T. Stirnschweiße hervorruft.<br />
Verschlimmerung: Durch Kälte,<br />
durch Feuchtigkeit und wie gesagt zur<br />
Zeit des Vollmonds, durch jede körperliche<br />
o<strong>der</strong> geistige Arbeit. Haben<br />
sie jedoch etwas Geistig-Intellektuelles<br />
erarbeitet, so ist es meistens<br />
sehr gut.<br />
Besserung: Durch trockene Witterung.<br />
Fühlt sich wohler, wenn er verstopft<br />
ist. Beim Liegen auf <strong>der</strong><br />
schmerzhaften Seite.<br />
Kunst und Literatur<br />
Ein ganz typisches Beispiel von Calcarea<br />
Carbonica in <strong>der</strong> Literatur tritt in<br />
dem Roman „Oblomov“ von IWAN<br />
GONTSCHAROW (7) zu Tage. Wir werden<br />
hierauf gleich länger eingehen,<br />
vorweg aber darauf hinweisen, dass<br />
selbst in den Lehrbüchern <strong>der</strong> Psychiatrie<br />
<strong>der</strong> Begriff des Oblomovismus<br />
Einzug gehalten hat. Es handelt<br />
sich hierbei um eine Mischung aus einem<br />
Träumer, einem Antriebslosen,<br />
einem Arbeitsscheuen, einem primär<br />
Gutmütigen, einem Weisen, einem<br />
Schlendrian, ja einem Faulpelz.<br />
Auch <strong>der</strong> berühmte russische Politiker<br />
GORBATSCHOW schimpfte in den<br />
70er und 80er Jahren ausgiebig und<br />
immer wie<strong>der</strong> erneut auf den aktuellen<br />
grassierenden Oblomovismus in <strong>der</strong><br />
Sowjetunion, und ebenso wie einer<br />
seiner entferntesten Nachfolger BORIS<br />
JELZIN, <strong>der</strong> jedoch von seinem Äußeren<br />
und <strong>der</strong> Liebe zu scharfen Alkoholika,<br />
vielleicht auch in seinem stoischen<br />
Beharrungsvermögen einem<br />
OBLOMOV ähnlich sein könnte.<br />
GONTSCHAROWs Roman spielt nur<br />
an einem einzigen, geradezu geschlossenen<br />
festen Calcarea-Carbonica-Ort,<br />
nämlich dem Zuhause des Fürsten<br />
OBLOMOV, und über langsame, träge,<br />
lange 654 Seiten wird eine wun<strong>der</strong>bare,<br />
weiche, in sich versunkene, in sich<br />
abgeschlossene Welt entfaltet (7).<br />
All dem, <strong>der</strong> Drangsal, <strong>der</strong> Mühe,<br />
dem Schuften, beschreibt GONTSCHA-<br />
ROW, wie <strong>der</strong> Fürst aufsteht, sich mit<br />
seinem weichen Morgenmantel kleidet,<br />
dann lauscht OBLOMOV auf die<br />
Glocken <strong>der</strong> entfernten Dorfkirche,<br />
dann zündet sich unsere Romanfigur<br />
behaglich eine Pfeife an, dann überlegt<br />
er sich lange den Zeitpunkt <strong>der</strong><br />
Rasur, die sich vielleicht doch noch<br />
auf den Nachmittag verschieben lässt.<br />
Dann entstehen in ihm diese und jene<br />
Gedanken, dann sinnt er über den<br />
Traum nach, den er geträumt hat, einen<br />
Traum über das, was schön war:<br />
seine Mama, seine Kindheit, die<br />
Datscha. Besucher empfindet er geradezu<br />
physisch quälend als Ruhestörer.<br />
Der Fürst OBLOMOV ist bei alledem<br />
zufrieden, keineswegs aggressiv und<br />
da plötzlich tritt ein Deutscher ein, <strong>der</strong><br />
Herr STOLZ, sein fleißiger, aktiver Verwalter<br />
mit <strong>der</strong> Einladung einer schönen<br />
Frau. OBLOMOV ist ja ein junger<br />
Mann, sieht eigentlich gut aus, hat<br />
Verehrerinnen, soll heiraten ...<br />
552<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Originalarbeit<br />
Das letzte Drittel des Romans handelt<br />
ganz einfach davon, wie er es<br />
schafft, beson<strong>der</strong>s gerade dieser, vielleicht<br />
gefährlichsten Einladung zu<br />
entkommen, ohne dabei diese schöne<br />
Frau aus bestem Hause zu beleidigen.<br />
Letztendlich verliert er sie, da ein<br />
an<strong>der</strong>er, ein Entschlossener, sie heiratet,<br />
aber OBLOMOV ist das gleich, er ist<br />
durchaus erleichtert.<br />
Zu den einzelnen Symptomen dieses<br />
Patienten OBLOMOV im körperlichen<br />
Bereich:<br />
Schlaffes Bindegewebe, schlaffer<br />
Händedruck, schlaffe Körperhaltung,<br />
schlaffe, weite Kleidung. Er kommt<br />
zu allem zu spät. Anstrengung im körperlichen<br />
Bereich verschlechtert.<br />
Schwäche o<strong>der</strong> Reizbarkeit, dies findet<br />
sich schon bei HAHNEMANN,<br />
Schwäche o<strong>der</strong> Reizbarkeit nach<br />
Koitus. Hierbei handelt es sich nicht<br />
Abb. 2, 3 und 4:<br />
Illustrationen zu Fürst Oblomov<br />
von Gontscharow<br />
um Männer o<strong>der</strong> Frauen, die nicht<br />
wollen, son<strong>der</strong>n um jene, denen es<br />
nach <strong>der</strong> Liebe nicht gut geht.<br />
Auch im Nahrungsverhalten will<br />
Calcarea Carbonica wenig aufregendes,<br />
sie wollen weiches, wenig gewürztes,<br />
stärkehaltiges und cremiges,<br />
sowie milchiges Essen: klassisch z.B.<br />
Kaiserschmarren.<br />
Im geistigen Bereich: Geistige<br />
Anstrengungen verschlechtern. Hierzu<br />
passt das Zitat von CONSTANTIN<br />
HERING (10): „Ziehen in <strong>der</strong> rechten<br />
Seite des Kopfes vom Denken. Nach<br />
geistiger Anstrengung anfallsweise<br />
Zittern. Schwer von Begriff: Unfähig,<br />
seine Studien voranzutreiben.“<br />
Und ein noch schöneres Zitat vom<br />
Altmeister S. HAHNEMANN (9): „Bei<br />
ganz geringer Anstrengung im Sprechen<br />
war es ihm, als würde das<br />
Gehirn gelähmt“. „Zu aller Arbeit unaufgelegt<br />
... und dabei doch Gefühl<br />
von Kraft. Die Gedanken vergehen<br />
ihm, sein Gedächtnis ist kurz.“<br />
C. M. F. BOENNINGHAUSEN (1)<br />
nennt dies noch: „Törichtes, albernes<br />
Lachen.“<br />
Ein an<strong>der</strong>es Symptom, das ganz<br />
im Zentrum steht und auch bei Fürst<br />
OBLOMOV zu finden ist, <strong>der</strong> nicht nach<br />
draußen geht, <strong>der</strong> nicht mit <strong>der</strong> Kutsche<br />
verreist, da er Angst hat vor einem<br />
Achsenbruch, einem Unfall o<strong>der</strong><br />
Grausamkeiten allgemein, lässt sich<br />
mit einem weiteren Zitat von CON-<br />
STANTIN HERING (10) folgen<strong>der</strong>maßen<br />
beschreiben: „Bekommt Angst, wenn<br />
er von Grausamkeiten hört.“<br />
Dieses Symptom ist häufig zu beobachten,<br />
es gibt Kin<strong>der</strong> und z.T. auch<br />
Erwachsene, die die Augen verschließen,<br />
sich die Ohren zuhalten, wenn sie<br />
auch nur etwas Grausames hören o<strong>der</strong><br />
sehen.<br />
Um den Begriff <strong>der</strong> Auster wie<strong>der</strong><br />
aufzunehmen, findet man hier den<br />
Rückzug in die Schale, in das eigentliche<br />
Zu-Hause-Sein, es ist aber, differentialdiagnostisch<br />
zu Sepia und<br />
Natrium muriaticum (die sich heftig<br />
und gekränkt verzehren), ein Rückzug<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
555
Originalarbeit<br />
in bescheidener, schüchterner, aber<br />
unerschütterlicher Weise, insbeson<strong>der</strong>e<br />
aber nicht böse, nicht heftig und gekränkt,<br />
wie bei Sepia und Natrium<br />
muriaticum. An<strong>der</strong>s als bei Sepiao<strong>der</strong><br />
Natrium-muriaticum-Patienten<br />
und -Patientinnen zieht sich unser<br />
Fürst OBLOMOV gemütlich zurück,<br />
raucht dabei seine Pfeife, stundenlang<br />
wird über das Essen gesprochen, die<br />
verschiedenen Gänge, die Abfolge <strong>der</strong><br />
Speisen, was gestern gegessen wurde,<br />
was heute angesagt und was morgen<br />
geplant ist. Ruhe und behagliche<br />
Fröhlichkeit und ein – wie uns die<br />
Signatur <strong>der</strong> am Felsen haftenden<br />
Austernschale zeigt – geradezu stoisches<br />
Beharrungsvermögen.<br />
E. C. WHITMONT (15), ein großer<br />
Psychoanalytiker und Homöopath,<br />
sagte: „Insbeson<strong>der</strong>e herrscht hier die<br />
Unfähigkeit vor, mit Verän<strong>der</strong>ungen<br />
fertig zu werden.“ Und so geht es seitenlang<br />
im Roman des Fürsten OBLO-<br />
MOV um eine Renovierung des Hauses,<br />
die letztendlich doch verschoben<br />
wird ... Viel ist vom Zu-Hause-Sein,<br />
dem Rückzug in die eigenen vier<br />
Wände, vom Verharren, die Rede und<br />
so ist nachvollziehbar, dass Calcarea<br />
Carbonica auch eines <strong>der</strong> großen<br />
Heimweh-Mittel ist, wie übrigens<br />
auch Capsicum, Ignatia und Silicea,<br />
und auch bei OBLOMOV tritt viel<br />
Heimweh auf, beson<strong>der</strong>s in Gestalt einer<br />
tiefen Sehnsucht, nach seiner<br />
Mutter, seiner Kindheit und dem alten<br />
elterlichen Anwesen.<br />
Gegen all das Störende und Angstmachende,<br />
wie z.B. eine Renovierung,<br />
Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Landwirtschaft, eine<br />
bevorstehende Heirat ..., stellt Fürst<br />
OBLOMOV etwas an<strong>der</strong>es entgegen:<br />
„Das Leben zerfiel seiner Ansicht<br />
nach in zwei Teile: Der eine bestand<br />
aus Arbeit und Langeweile, das waren<br />
für ihn Synonyme; <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e aus<br />
Ruhe und behaglicher Fröhlichkeit.“<br />
Und wie stirbt unser Protagonist,<br />
unser Held, unser Fürst OBLOMOV,<br />
den je<strong>der</strong> Leser schon längst in sein<br />
Herz geschlossen hat, und wer möchte<br />
da nicht eine Schicht von Oblomovismus<br />
in sich selbst verspüren:<br />
„Was war mit Oblomov geschehen<br />
Wo war er Wo Auf dem nächsten<br />
Friedhof, unter einer bescheidenen<br />
Urne, zwischen Büschen, an einem stillen<br />
Plätzchen. Flie<strong>der</strong>zweige, von<br />
Freundeshand gepflanzt, nickten über<br />
den Grabhügel und ungestört duftete<br />
<strong>der</strong> Wermut. Der Engel <strong>der</strong> Stille selber<br />
schien seinen Schlaf zu behüten.“<br />
KASUISTIKEN<br />
Nach OBLOMOV und GONTSCHAROW<br />
und dem trägen, beschützenden Zu-<br />
Hause-Sein, gleichsam als Schale,<br />
wenden wir uns dem Wertvollen,<br />
Kostbaren und Zeitlosen von Calcarea<br />
Carbonica zu, <strong>der</strong> Perle in<br />
Gestalt <strong>der</strong> großen und ewigen<br />
Kirche. Die Perle ist etwas Beson<strong>der</strong>es,<br />
die Perle ist etwas, was langsam<br />
wächst, was über Jahrhun<strong>der</strong>te, vielleicht<br />
Jahrtausende entstanden ist, indem<br />
sie um einen Kern Sand als<br />
Stimulus Schicht für Schicht Perlmutt<br />
angelegt hat und somit eine glänzende,<br />
ganz beson<strong>der</strong>e Perle entsteht. Das<br />
passt zur Signatur von Calcarea Carbonica,<br />
nicht nur die Molluske, nicht<br />
nur die harte, schützende Schale, son<strong>der</strong>n<br />
in all dem die sich bildende,<br />
wertvolle Perle.<br />
Hierzu folgende Begegnung, die<br />
ich an einem Osterfest erleben durfte:<br />
Ich besuchte die Ostermesse in <strong>der</strong><br />
Basilica San Maurizio in Imperia,<br />
Italien. Beim Betreten <strong>der</strong> Kirche öffnete<br />
uns ein behäbiger, junger Kaplan,<br />
voll in Soutane, wohl beleibt und<br />
freundlich, in sich ruhend, die Haare<br />
noch voll, aber total weiß.<br />
Das äußere Bild <strong>der</strong> Basilica San<br />
Maurizio: viel Marmor, viele Säulen,<br />
Neoklassizismus.<br />
Das innere Bild <strong>der</strong> Kirche: noch<br />
mehr Marmor, üppige Engelchen und<br />
monumentale, dicke Bil<strong>der</strong>, schöne<br />
Ausgestaltung des Neoklassizismus.<br />
Viele Besucher kamen zu spät zur<br />
Messe, aber nicht gehetzt, son<strong>der</strong>n<br />
wie selbstverständlich. Das Ausgefallenste<br />
war aber eine Familie, eine<br />
typisch italienische Familie. Sie, er<br />
und zwei Töchter, gut und teuer gekleidet,<br />
mit Sonnenbrille, bewegten<br />
sich souverän, wie auf einem Laufsteg<br />
o<strong>der</strong> in einem wenig besuchten Supermercato,<br />
in das erste Drittel <strong>der</strong><br />
Kirche, und dies tatsächlich erst nach<br />
<strong>der</strong> Kommunion. Wir schauten uns<br />
dann weiter um und hinter uns spielten<br />
die Kin<strong>der</strong>. Sie spielten undiszipliniert,<br />
ungezogen, ungehorsam, aber<br />
nicht aggressiv, die Doppeltür ging<br />
auf und zu, es wurde Versteck gespielt,<br />
einige Mutige spielten auch<br />
Fangen, an<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong> Versteck und<br />
Fangen im Wechsel. All diese Kin<strong>der</strong><br />
befanden sich im hinteren Teil <strong>der</strong><br />
Kirche, <strong>der</strong> mit kleinen Marmor-<br />
Altären und den jeweiligen Heiligenbil<strong>der</strong>n<br />
ausgestaltet war.<br />
Die ganze Situation imponierte als<br />
unaggressiv, behäbig, langsam, freundlich,<br />
trotzdem nahm <strong>der</strong> Gottesdienst<br />
seinen souverän-festgelegten, rituellausgestellten<br />
Verlauf.<br />
Die katholische Kirche hat allgemein<br />
viel von Calcarea Carbonica. Es<br />
heißt ja: „Du bist PETRUS und auf diesem<br />
Felsen will ich meine Kirche<br />
bauen.“ (Matthäus 18)<br />
Die Auster hat in <strong>der</strong> Schale auch<br />
das Undurchdringliche, das Zeitlose,<br />
das Unüberwindliche, so die katholische<br />
Kirche, wie eigentlich ja alle<br />
Hochreligionen.<br />
Viele Reiche sind untergegangen,<br />
Troja, Athen, Ägypten, Rom, Byzanz,<br />
Mexiko, <strong>der</strong> Faschismus, <strong>der</strong> Kommunismus<br />
liegt in den letzten Zügen,<br />
und <strong>der</strong> Konsumismus und Kapitalismus<br />
unserer Tage wird auch vergehen,<br />
aber die katholische Kirche und an<strong>der</strong>e<br />
Hochreligionen in ihrer Statik werden,<br />
vielleicht sehr geschwächt, weiter<br />
bestehen.<br />
In den Märchen, Mythen, Tragödien,<br />
Mysterien, Archetypen, ja in allen<br />
Hochreligionen findet sich diese<br />
Idee des Beständigen, des Wertvollen,<br />
des Zeitlosen.<br />
In dieser Dauerhaftigkeit liegt zum<br />
einen Trost, in <strong>der</strong> Ewigkeit liegt<br />
556<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Originalarbeit<br />
Hoffnung, beides ist dazu angetan,<br />
uns glücklicher leben zu lassen und<br />
deshalb wun<strong>der</strong>t es nicht, dass wir<br />
über <strong>der</strong> Kirche einen in Marmor gemeißelten<br />
schönen Spruch fanden:<br />
Beati sunt,<br />
qui habitant in domum tuam.<br />
Glücklich sind die,<br />
die wohnen in Deinem Haus.<br />
Wir können hier noch die Ergänzung<br />
anbringen, dass glücklich die sind, die<br />
eine Heimat haben, die beschützt sind<br />
und die, die in einer wertvollen, beständigen,<br />
geistigen, spirituellen und<br />
religiösen Welt eingebunden sind. Wir<br />
homöopathischen Ärzte können hier<br />
getreu nach S. HAHNEMANN, <strong>der</strong> sich<br />
tief seinem Gott als „Geber alles<br />
Guten“ verbunden gefühlt hat, mittels<br />
Calcarea Carbonica einen Beitrag liefern.<br />
Säugling mit Ekzem –<br />
Übergang zur Neuro<strong>der</strong>mitis<br />
Zur Zeit <strong>der</strong> Vorstellung ist VLADIMIR<br />
3 Monate alt (er trägt tatsächlich – wie<br />
unsere literarische Gestalt des Fürsten<br />
OBLOMOV – einen russischen Namen,<br />
weil <strong>der</strong> Vater, als Russe, geschäftlich<br />
mit einem Druckmaschinenhersteller<br />
in Moskau in Verbindung steht).<br />
Das Kind ist ruhig, zufrieden, pflegeleicht<br />
und fasst sich sehr weich und<br />
kuschelig an. Die Vorstellung erfolgt<br />
wegen eines ausgeprägten Kopfgneises/-grindes<br />
und einem Ekzem,<br />
das sich zunehmend ausbreitet, dabei<br />
trocken und kreideartig ist und mehr<br />
und mehr die Form einer Neuro<strong>der</strong>mitis<br />
annimmt und z.T. zu jucken<br />
scheint. Daneben hustet das Kind<br />
trocken, vor allem nachts.<br />
Es erfolgt die einmalige Gabe von<br />
Calcarea Carbonica D200 (1x3 Globuli,<br />
Staufen-Pharma) mit gutem Erfolg.<br />
4-6 Wochen später erneute Vorstellung<br />
unter dem Verdacht einer spastischen<br />
Bronchitis (bzw. Ausschluss einer<br />
Bronchopneumonie). Da das Kind<br />
jetzt erhöhte Temperatur hat, Zitat <strong>der</strong><br />
Mutter: „Schöne Wärmequelle“, sehr<br />
ungeduldig ist und viel trinkt, erfolgt<br />
unter konstitutionellem Gesichtspunkt<br />
die Gabe von Sulphur LM III. Selbstverständlich<br />
wegen <strong>der</strong> o.g. Verdachtsdiagnose<br />
Bronchopneumonie<br />
tägliche Kontrollen. Das Kind bleibt<br />
den ganzen Winter über gesund und<br />
kommt mit 6 Monaten nochmals zur<br />
Vorstellung wegen einer eitrigen<br />
Konjunktivitis und Rhinitis. Zitat <strong>der</strong><br />
Mutter: „Verrotzt, grünlich und Augentränen.“<br />
Sulphur LM VI (Staufen-<br />
Pharma) hilft hier rasch. Noch heute<br />
steht das Kind via Telefon – die Eltern<br />
leben mittlerweile in Moskau – in<br />
unserer ärztlichen Betreuung, es entwickelt<br />
sich zufriedenstellend und ist<br />
ohne größere Infekte.<br />
Säugling mit spastischer<br />
obstruktiver Bronchitis<br />
Der Säugling VALENTIN, 4 Monate alt,<br />
voll gestillt, <strong>der</strong> Vater Lehrer, die<br />
Mutter Psychologin, wird vorgestellt<br />
wegen (Spontanbericht) nächtlichem<br />
trockenen Husten, <strong>der</strong> sich z.T. spastisch<br />
anhört mit oftmals saurem Erbrechen.<br />
Im gelenkten Bericht ergänzt die<br />
Mutter noch, dass <strong>der</strong> Säugling sich<br />
im Gegensatz zum älteren Bru<strong>der</strong><br />
weich anfühlt, die Wärme liebt, beim<br />
Trinken am Köpfchen schwitzt und<br />
kalte, feuchte Füße hat.<br />
Therapie und Verlauf<br />
Parallel zur homöopathischen Anamnese<br />
fand zum Ausschluss eines<br />
Vicium Cordis (Schwitzen beim<br />
Trinken) eine kardiologische Abklärung<br />
mit EKG und Ultraschall statt,<br />
die unauffällig blieb.<br />
Im Repertorium finden sich folgende<br />
Rubriken:<br />
Stomach, eructions, sour u.a. Calc. (3)<br />
Cough, night u.a. Calc. (3)<br />
Cough, dry u.a. Calc. (2)<br />
Cough, hacking u.a. Calc. (2)<br />
Cough, short u.a. Calc. (2)<br />
Cough, spasmotic u.a. Calc. (2)<br />
Aufgrund <strong>der</strong> akuten Symptomatik<br />
und <strong>der</strong> konstitutionellen Aspekte<br />
(s.o.) erfolgt die Gabe von Calcarea<br />
Carbonica XM (1x2 Globuli, Firma<br />
Schmidt-Nagel).<br />
Die Therapie erfolgt prompt und<br />
schnell, wobei die Mutter noch berichtet,<br />
dass das Kind einen großen Entwicklungsschritt<br />
gemacht habe.<br />
Kind mit Tic-Symptomatik<br />
CHRISTIAN, 7 Jahre alt, wird vom Vater,<br />
<strong>der</strong> Lufthansa-Pilot ist, vorgestellt<br />
wegen eines eigenartigen Zuckens des<br />
Kopfes, das <strong>der</strong> Vater wie folgt beschreibt:<br />
(Spontanbericht) „Sich verstärkendes<br />
Kopfschütteln, zeitweilig<br />
heftig, beginnend nach Kurzurlaub in<br />
Vancouver, Canada.“<br />
Im gelenkten Bericht ergänzt <strong>der</strong><br />
Vater noch, dass <strong>der</strong> Kurzausflug nach<br />
Vancouver viel Stress bedeutet habe,<br />
u.a. eine neunstündige Zeitverschiebung.<br />
Darüber hinaus habe man einen<br />
Kin<strong>der</strong>geburtstag mit 14 Kin<strong>der</strong>n gefeiert.<br />
Auf weiteres Befragen berichtet<br />
<strong>der</strong> Vater, dass sein Sohn im Gegensatz<br />
zur jüngeren Schwester, die sehr<br />
quirlig und lebhaft ist, ein völlig an<strong>der</strong>er<br />
Mensch sei. Wörtliches Zitat: „Er<br />
hat die Ruhe weg ..., ist langsam ...,<br />
schwitzt leicht am Kopf und hat eine<br />
ausgeprägte Abneigung angetrieben<br />
zu werden, er wird dann geradezu<br />
störrisch, er sei sehr bequem, dennoch<br />
hin und wie<strong>der</strong> auch sehr zappelig.“<br />
Zur Anamnese wird noch ergänzt,<br />
dass die o.g. Symptome schon einmal<br />
vorhanden gewesen seien (vor ca. 3<br />
Jahren), aber nicht so stark und dann<br />
von alleine weggegangen seien.<br />
Therapie und Verlauf<br />
Parallel zur homöopathischen Anamnese<br />
wurde eine ophthalmologische,<br />
neuropädiatrische (u.a. EEG) Abklärung<br />
durchgeführt und eine Kernspintomographie<br />
erwogen. Diagnose: Tic-<br />
Symptomatik.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> allgemeinen Konstitution<br />
(weich, bequem und störrisch)<br />
sowie <strong>der</strong> charakteristischen Symptomatik<br />
(14)<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
557
Originalarbeit<br />
– Gemüt: Ruhelosigkeit (u.a. Calc.<br />
2-wertig),<br />
– Kopf, Kopfbewegung konvulsivisch<br />
(u.a. Calc. 2-wertig),<br />
– Augen, Photophobie (u.a. Calc. 3-<br />
wertig)<br />
wurde Calcarea Carbonica in einer<br />
C200 (1x3 Globuli, Firma Gudjons)<br />
verabreicht.<br />
Zwei Tage später rief <strong>der</strong> Vater begeistert<br />
an, dem Kind gehe es viel besser,<br />
er könne kein Zucken des Kopfes<br />
mehr beobachten.<br />
Literatur<br />
1. Bönninghausen, C.M.F.: Physiognomik <strong>der</strong><br />
homöopathischen Arzneimittel. Karl F.<br />
Haug Verlag, Heidelberg 1995.<br />
2. Candegabe, E. F.: Vergleichende homöopathische<br />
Arzneimittelbil<strong>der</strong>. Burgdorf Verlag,<br />
Göttingen 1994.<br />
3. Coulter, C. R.: Portraits homöopathischer<br />
Arzneimittel. Karl F. Haug Verlag, Heidelberg<br />
1990.<br />
4. Charette, G.: Homöopathische Arzneimittellehre<br />
für die Praxis. Hippokrates Verlag<br />
GmbH, Stuttgart 1958.<br />
5. Dorcsi, M., Gallavardin, J.-P.: Homöopathie.<br />
Band 2. 5.Auflage. Karl F. Haug<br />
Verlag, Heidelberg 1991.<br />
Psyche und Homöopathie. 3. Auflage.<br />
Barthel & Barthel-Verlag, 1991.<br />
6. Gawlik, W.: Arzneimittelbild und Persönlichkeitsportraits.<br />
Hippokrates Verlag, Stuttgart<br />
1990.<br />
7. Gontscharow, I.: Fürst Oblomov. Winkler<br />
Verlag, München 1976.<br />
8. Hadulla, M. M., Wachsmuth, J.: Homöopathische<br />
Archetypen bei Homer. Karl F.<br />
Haug Verlag, Heidelberg 1996.<br />
9. Hahnemann, S.: Organon <strong>der</strong> Heilkunst. 6.<br />
Auflage. Karl F. Haug Verlag, Ulm/Donau<br />
1958.<br />
10. Hering, C.: The Guiding Symptoms of our<br />
Materia Medica. American Homoeopathic<br />
Publishing Co., Philadelphia, 1879-1891.<br />
11. Homer: Ilias. Übertr. von Hans Rupé. 9.<br />
Aufl., Artemis Verlag, München und Zürich<br />
(Sammlung Tusculum) 1989.<br />
12. Paschero, T. P.: Sintomas mentales. Buenos<br />
Aires, 1974.<br />
13. Sankaran, R.: The Spirit of Homoeopathy.<br />
Eigenverlag, Bombay 1991.<br />
14. Schroyens, F.: Synthesis Repertorium Homoeopathicum<br />
Syntheticum. Homoeopathic<br />
Book Publishes, London 1993.<br />
15. Whitmont, E. C.: Psyche und Substanz.<br />
Essays zur Homöopathie im Lichte <strong>der</strong><br />
Psychologie C. G. Jungs. M. Burgdorf Verlag,<br />
Göttingen 1988.<br />
16. Zimmer-Bradley, M.: Die Feuer von Troja.<br />
Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt<br />
am Main 1990.<br />
HINWEIS:<br />
Der hier abgedruckte Artikel<br />
stammt aus dem Buch „Die<br />
homöopathischen Arzneien“,<br />
Band II, und ist dort in ungekürzter<br />
Fassung nachzulesen.<br />
Dr. med. Michael M. Hadulla<br />
Heiliggeiststraße 9<br />
69117 Heidelberg<br />
558<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Originalarbeit<br />
Konstitution und<br />
thermografisches Bild<br />
J. Heines<br />
Zusammenfassung<br />
Summary<br />
Resumen<br />
Regulationsthermogramme (RTG) nach Schwamm-Rost können neben<br />
an<strong>der</strong>em auch zur Basis von Regulationstherapien herangezogen werden.<br />
In <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit sollte daher geklärt werden, inwieweit<br />
thermografische Befunde zu einer konstitutions- bzw. regulationstypischen<br />
Klassifizierung taugen.<br />
Schlüsselwörter: Regulationsthermografie, Konstitution, Regulationstherapie<br />
Regulation thermograms (RTG) according to Schwamm-Rost can be<br />
used, among other things, as a basis for regulation therapies. The present<br />
paper therefore investigates whether thermographic findings can also be<br />
used for constitutional or regulatory type classifications.<br />
Key words: Regulation thermography, constitution, regulation therapy<br />
Los termogramas de la regulación (RTG) según Schwamm-Rost pueden<br />
también servir de base, entre otras cosas, para terapias de regulación.<br />
En el presente trabajo se pretende dilucidar hasta qué grado los hallazgos<br />
termográficos son idóneos para una clasificación de acuerdo a la<br />
constitución y regulación.<br />
Términos claves: Termografía de regulación, constitución, terapia de<br />
regulación<br />
Ausgangspunkte<br />
Die vom Autor nach Vorarbeiten von<br />
HAUSS, HEINE, HOFF, KELLNER, PER-<br />
GER, PISCHINGER, RIMPLER, SCHOLE,<br />
SEYLE, VON UEXKÜLL, VESTER (1-11)<br />
u.a. entwickelte Vollblutanalyse ermöglicht<br />
eine vegetativ-konstitutionelle<br />
Funktionsdiagnostik (12a). Syndrome<br />
auf dem Boden sympathicotoner<br />
Fehlregulation (SFR) lassen sich<br />
eindeutig von solchen einer vagotonen<br />
Fehlregulation (VFR) differenzieren<br />
(Abb. 1) (12b). Da diese Formen vegetativer<br />
Entgleisung biologisch differente<br />
Zustände sind, führen sie zu<br />
unterschiedlichen Krankheitsbil<strong>der</strong>n<br />
und erfor<strong>der</strong>n konstitutionell angepasste<br />
Behandlung (12c).<br />
VFR beobachtet man fast ausschließlich<br />
bei Frauen (12b). Sie disponiert<br />
bevorzugt zu Erkrankungen<br />
intraperitoneal-abdomineller Organe.<br />
Paradigmata für Syndrome infolge<br />
vagotoner Fehlregulation sind Risikoschwangerschaften,<br />
„Frauenleiden“<br />
u.a.<br />
SFR – Domäne <strong>der</strong> Männer (12b)<br />
– manifestiert sich thorakal und retroperitoneal.<br />
Das Paradigma für eine<br />
sympathico-adrenerge Pathogenese ist<br />
das metabolische Syndrom (Abb. 2).<br />
Computer und Thermografie<br />
Die Komplexität eines Thermogramms<br />
legt Mustererkennungsmethoden nahe.<br />
Clusteranalysen von Thermogrammen<br />
unter Anwendung neuromorpher<br />
Netze bewiesen den Sinn <strong>der</strong><br />
computergestützten Auswertung von<br />
Thermogrammen (13). Seit kurzem<br />
steht ein auch auf kleinen Rechnern<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
559
Originalarbeit<br />
Abb. 1: Typische Vollblutelektrolytbefunde (Schema)<br />
anwendbares Programm zur Auswertung<br />
und Gruppenbildung von<br />
Thermogrammen zur Verfügung (14).<br />
Material und Methode<br />
200 nicht ausgewählte Thermogramme<br />
einer internistischen Großstadtpraxis<br />
wurden <strong>der</strong> Computeranalyse<br />
unterzogen.<br />
Die Gruppe A umfasste 108 Frauen<br />
und 92 Männer ohne Berücksichtigung<br />
von Art und Schwere <strong>der</strong> Fehlregulation<br />
und nosologischer Zuordnung.<br />
Die Gruppe B umfasste jeweils zehn<br />
Patientinnen und Patienten mit „ausgeprägter<br />
Fehlregulation“ nach <strong>der</strong><br />
vagotonen o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> sympathicotonen<br />
Seite.<br />
In die Gruppe C wurden ausschließlich<br />
unbehandelte Fälle aufgenommen.<br />
Sie umfasste 65 Frauen mit vagotoner<br />
Fehlregulation und 23 Männer<br />
mit sympathicotoner Fehlregulation.<br />
kein typisches Bild und keine signifikanten<br />
Unterschiede in den einzelnen<br />
Merkmalen <strong>der</strong> Thermogramme (Abb.<br />
3 und 4).<br />
Auffällig waren lediglich in <strong>der</strong><br />
„Frauengruppe“ die um fast ein Grad<br />
höhere Oberbauchtemperatur und die<br />
Tendenz zur überschießenden Abkühlung.<br />
Bei den Männern fanden sich eine<br />
Tendenz zu „normaleren“ Thermogrammen<br />
(gemessen am „Normthermogramm“<br />
nach Rost), mehr „paradoxe<br />
Reaktionen“ in <strong>der</strong> Ellenbeuge<br />
(= Erwärmung auf den Abkühlungsreiz)<br />
und ein höherer „Richtungsindex“<br />
(Definition des R.I. s.u.).<br />
Gruppe B: In <strong>der</strong> Gruppe „ausgeprägte<br />
Fehlregulation“ wurden „Bil<strong>der</strong>“<br />
wie Charakteristika <strong>der</strong> Thermogramme<br />
besser erkennbar. Die Gesamttemperaturen<br />
– nicht nur die Oberbauchwerte<br />
– in <strong>der</strong> Gruppe „vagotone Fehlregulation“<br />
waren höher. Der Unterschied<br />
zwischen erster und zweiter<br />
Messung im Summenscore 1-6 und in<br />
den Ellenbeugen war eindeutig. Desgleichen<br />
<strong>der</strong> des R.I. Die Tendenz zu<br />
„überschießen<strong>der</strong> Abkühlung“ bei <strong>der</strong><br />
VFR und zu „paradoxer Abkühlungsreaktion“<br />
bei <strong>der</strong> SFR verstärkte sich.<br />
Gruppe C: Hier waren die Unterschiede<br />
in allen Kriterien – Bil<strong>der</strong> wie<br />
Merkmale <strong>der</strong> Computeranalyse –<br />
noch eindeutiger.<br />
Bei weitgehen<strong>der</strong> Parallelität <strong>der</strong><br />
Temperaturkurven <strong>der</strong> Erstmessung<br />
fielen die wärmeren Oberbauchtemperaturen<br />
bei <strong>der</strong> VFR auf. Noch<br />
deutlicher war <strong>der</strong> Unterschied bei<br />
den Zweitmessungen.<br />
Die Temperaturen <strong>der</strong> Zweitmessung<br />
bei VFR lagen (für alle Werte<br />
außer Kopf und Hals) deutlich niedriger<br />
als die bei <strong>der</strong> SFR.<br />
Die Parameter „R.I.“, „normale“,<br />
Ergebnisse<br />
Gruppe A: Entsprechend <strong>der</strong> „unscharfen“<br />
Gruppendefinition ergab die<br />
Computeranalyse in <strong>der</strong> Gruppe A<br />
Abb. 2: Konstitution, Syndrome, Ablauf <strong>der</strong> Adaptation und Prädilektion<br />
560<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Originalarbeit<br />
Abb. 3a: Summen-<br />
Temperaturkurve von<br />
Frauen (nicht ausgewählt,<br />
n = 108)<br />
Abb. 3b: Summen-<br />
Temperaturkurve von<br />
Männern (nicht ausgewählt,<br />
n = 92)<br />
„überschießende“ und „paradoxe Abkühlung“<br />
folgten den beschriebenen<br />
Gesetzmäßigkeiten.<br />
Folgerungen für den<br />
Thermografen<br />
1. Als Indikatoren für eine sympathicotone<br />
Fehlregulation (thermisch<br />
die paradoxe Reaktion) sind die<br />
Messwerte in den Ellenbeugen geeignet.<br />
Die Erklärung hierfür findet<br />
sich in <strong>der</strong> anatomischen bzw.<br />
neurologischen Situation: Das<br />
Segment für die nervale Versorgung<br />
<strong>der</strong> Haut <strong>der</strong> Ellenbeuge<br />
stellt die Reflexprojektion des kranialen<br />
Endes <strong>der</strong> sympathischen<br />
Kernsäule dar.<br />
2. Die vagotone Fehlregulation zeigt<br />
sich erwartungsgemäß eher in den<br />
Körperableitungen und in den supra-<br />
und infraclavikulären Ableitungen.<br />
Die Erklärung für die Korrelation<br />
<strong>der</strong> Messwerte in den claviculären<br />
Messwerten mit denen<br />
am Körper liegt darin, dass die<br />
Segmente C 3/4 vom n. phrenicus<br />
innerviert werden. Oberbauchprozesse<br />
projizieren sich hierhin.<br />
Es handelt sich um sog. Fernprojektionsfel<strong>der</strong><br />
– im Unterschied zu<br />
den radikulär-segmentalen Direktreflexprojektionsfel<strong>der</strong>n.<br />
3. Der Richtungs-Index (R.I.) war<br />
bei <strong>der</strong> Gruppe mit SFR eindeutig<br />
höher als bei <strong>der</strong> VFR-Gruppe<br />
[Der R.I. ist <strong>der</strong> Summen-Index<br />
<strong>der</strong> sog. paradoxen Reaktionen, errechnet<br />
aus <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Erwärmungsreaktionen<br />
auf den Abkühlungsreiz<br />
(SCHULZ-RUHTENBERG)].<br />
4. Bei sympathicotoner Fehlregulation<br />
findet <strong>der</strong> Thermograf häufig<br />
normale thermische Bil<strong>der</strong> – „normal“<br />
verstanden unter Bezugnahme<br />
auf das konstituierte „Normthermogramm“<br />
nach ROST.<br />
Diagnose einer SFR<br />
anhand RTG<br />
1. R.I. in den einzelnen Körperableitungen<br />
(ausgenommen Kopf<br />
und Hals) > 1, in den summierten<br />
Ableitungen 1-6 > 2,0, in den<br />
Ellenbeugen > 3,0.<br />
2. Paradoxe Reaktion in den Ellenbeugen.<br />
3. Tendenz zu „Normthermogramm“<br />
(s.o.).<br />
Diagnose einer VFR<br />
anhand RTG<br />
1. R.I. in den einzelnen Körperableitungen<br />
(ausgenommen Kopf<br />
und Hals)
Originalarbeit<br />
Abb. 4: Mittelwert-Standard-Thermogramme von unausgewählten Patient/innen<br />
konstitutionellen Lagetypen differenzierte.<br />
Literatur<br />
1a. Hauss, H. W., Junge-Hülsing, G.: Die unspezifische<br />
Mesenchymreaktion. Thieme,<br />
Stuttgart 1968<br />
1b. Hauss, W. H.: Die unspezifische Mesenchymreaktion<br />
und reaktive Mesenchymerkrankungen.<br />
Deutsches Ärzteblatt 1992;<br />
82; 792 806<br />
2. Heine, H.: Lehrbuch <strong>der</strong> biologischen<br />
Medizin. Hippokrates, Stuttgart 1997<br />
3a. Hoff, F.: Die vegetative Gesamtumschaltung,<br />
in: Heilmeyer, L.: Lehrbuch <strong>der</strong> speziellen<br />
pathologischen Physiologie. Jena<br />
1945<br />
3b. <strong>der</strong>s., Losse, H.: Sympathicotonie und Vagotonie.<br />
Dtsch. med. Wschr. 1955; 15; 56-<br />
62<br />
4. Bergsmann, O. u. R., Kellner, M. (Hrsg.):<br />
Grundsystem und Regulationsstörungen.<br />
Haug, Heidelberg 1984<br />
5. Perger, F.: Kompendium <strong>der</strong> Regulationspathologie.<br />
Sonntag, München 1993<br />
6. Pischinger, A.: Das System <strong>der</strong> Grundregulation.<br />
Haug, Heidelberg 1975<br />
7a. Doering, T. J., Rimpler, M.: Aspekte zum<br />
Reiz-Reaktionsgeschehen im Bereich <strong>der</strong><br />
klassischen Naturheilverfahren und in <strong>der</strong><br />
Physikalischen Medizin. Ärztez. Naturheilv.<br />
1996; 37; 939 -943<br />
7b. Rimpler, M.: Matrixforschung – Aufbruch<br />
zu neuen Ufern. Therapiewoche 1988; 38;<br />
853<br />
8a. Schole, J., Lutz, W.: Regulationskrankheiten<br />
– Versuch einer fachübergreifenden<br />
Analyse. Enke, Stuttgart 1988<br />
8b. Schole, J.: Grundlagenforschung in <strong>der</strong><br />
Regulations- und Reiztherapie. Erfahrungsheilkunde<br />
6 (1989), 362-370<br />
8c. <strong>der</strong>s.: Über die Grundprinzipien <strong>der</strong> Belastungsadaptation,<br />
in: Das neue Stresskonzept<br />
– Response und Adaptation bei<br />
Mensch und Tier. DVG, Giessen 1997<br />
9. Selye, H.: Einführung in die Lehre vom<br />
Adaptationssyndrom. Thieme, Stuttgart<br />
1953<br />
10. Uexküll, Th. v., Wesiack, W.: Theorie <strong>der</strong><br />
Humanmedizin. U&S, München 1998<br />
11. Vester, F.: Phänomen Stress. DVA, Stuttgart<br />
1976<br />
12a.Heines, J.: Die Vollblutanalyse <strong>der</strong> Elektrolyte<br />
– eine Erweiterung <strong>der</strong> Regulationsdiagnostik.<br />
Biologische Medizin 2000; 29<br />
(2); 80-85<br />
12b.<strong>der</strong>s.: Kriterien für den Einsatz von Regulationsdiagnostik.<br />
Ärztez. Naturheilv. 1996;<br />
31; 742-758<br />
12c.<strong>der</strong>s.: Schauen Sie doch mal in die Black-<br />
Box-Regulationstherapie und chronische<br />
Krankheit. Privatärztl. Praxis 1997; 2; 75-82<br />
13. Paul, J. u.a.: Exploration regulationsthermografischer<br />
Daten mithilfe von computersimulierten<br />
neuronalen Netzen. ThermoMed<br />
1991; 7; 46-52<br />
14a.Schulz-Ruhtenberg, K.: persönl. Mitteilungen.<br />
14b.Eidam, W.: persönl. Mitteilungen.<br />
Dr. med. Jürgen Heines<br />
Arzt für Innere Medizin<br />
Lütticher Straße 34<br />
50674 Köln<br />
562<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
Aus dem ZÄN<br />
Neue Strukturen im ZÄN<br />
Nach fast 50-jahrigem Bestehen hat sich <strong>der</strong> ZÄN<br />
zu einer großen, vielseitig aktiven ärztlichen Fachgesellschaft<br />
weiterentwickelt. Ursprünglich fühlte sich<br />
<strong>der</strong> ZÄN nur den klassischen Naturheilverfahren verpflichtet,<br />
wie sie in <strong>der</strong> Weiterbildungsordnung für die<br />
Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren enthalten sind:<br />
Ernährungstherapie, Phytotherapie, Ordnungstherapie,<br />
ausleitende Verfahren, Klima- und Hydrotherapie, Bewegungstherapie,<br />
Massage etc.<br />
Schon in den 70-er Jahren wurde auf den Freudenstädter<br />
Kongressen neben Homöopathie und Neuraltherapie<br />
zunehmend auch <strong>der</strong> Akupunktur, EAV, Ozon-<br />
Sauerstofftherapie, Regulationsthermographie u. a. ein<br />
Forum geboten; sogar umweltmedizinische Veranstaltungen<br />
wurden frühzeitig vom ZÄN in die ärztliche<br />
Fortbildung aufgenommen. Über viele Jahre galten die<br />
Freudenstädter ZÄN-Kongresse als das Zentrum neuer<br />
komplementärmedizinischer Verfahren. Dabei wurde<br />
immer Wert darauf gelegt, unseriose Methoden zu<br />
meiden und verantwortungsbewusstes ärztliches Handeln<br />
zur Leitlinie <strong>der</strong> Kongressgestaltung zu erheben.<br />
Die neue Struktur des ZÄN<br />
In <strong>der</strong> Fortführung dieser Verbandspolitik findet man<br />
mittlerweile auf den Freudenstädter ZÄN-Kongressen<br />
das wohl breiteste Spektrum an Verfahren und bewährten<br />
Methoden für die ärztliche Praxis, den ursprünglichen<br />
klassischen Naturheilverfahren sind weitere<br />
Verfahren an die Seite gestellt. Allen Verfahren gemeinsam<br />
ist <strong>der</strong>en therapeutischer Ansatz vorwiegend<br />
über die Mechanismen <strong>der</strong> körpereigenen Autoregulation.<br />
Der Ausbildungsgang, <strong>der</strong> diese Verfahren in<br />
ihren Wurzeln zusammenfasst und ein breites Wissen<br />
vermittelt, ist die im ZÄN neu geschaffene Ausbildungsreihe<br />
Regulationsmedizin.<br />
Der ZÄN als Interessengemeinschaft für Naturheilverfahren<br />
hat seine Aufgaben weiter fortgeführt. War<br />
<strong>der</strong> ZÄN seinerzeit wesentlich an <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong><br />
Weiterbildungsordnung für Naturheilverfahren beteiligt,<br />
konzentriert er jetzt sein politisches Ziel auf die<br />
Verbreitung und die Verfahren, die Qualitätssicherung<br />
und den Erhalt <strong>der</strong> biologischen Medikamente. Information<br />
und Verhandlungen mit dem Bundesministerium<br />
für Gesundheit, mit Ärztekammern, Ausschüssen<br />
Krankenkassen, Versicherungen etc. gehören zum<br />
Tagesgeschäft.<br />
Die Mitglie<strong>der</strong>betreuung wurde weiter ausgebaut, die<br />
verbandseigene Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren<br />
hat in Gestaltung und Inhalt eine grundlegende<br />
Erneuerung erfahren und wir haben eine Praxisbörse<br />
für Weiterbildungsstellen und die Vermittlung von<br />
Praxisvertretern aufgenommen. Bisher konnten nur<br />
approbiene Ärzte Mitglied im ZÄN werden, künftig<br />
wollen wir auch Studenten als außerordentliche Mitglie<strong>der</strong><br />
mit einem geringen Mitgliedsbeitrag im ZÄN<br />
563<br />
ZÄN Termine und Informationen ZÄN Termine und Informationen
ZÄN Termine und Informationen ZÄN Termine und Informationen<br />
Aus dem ZÄN<br />
aufnehnen können. Um dies alles weiter zu verwirklichen,<br />
beabsichtigen wir, wie in unserer letzen <strong>Ausgabe</strong><br />
dieser Zeitschrift angekündigt und dargestellt, eine<br />
neue Satzung durch die Mitglie<strong>der</strong>versammlung genehmigen<br />
zu lassen.<br />
Des weiteren wollen wir im Mitglie<strong>der</strong>service neue<br />
Wege gehen. Der Zeit angepasst wollen wir den Mitglie<strong>der</strong>n<br />
die Möglickikeit zur Internetpräsenz mit eigener<br />
Homepage in den ZÄN-Seiten geben, eine Praxiszeitung<br />
zur Auslage in den Praxen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> einführen<br />
und ein Call-Center zur Vermittlung von Ärzten<br />
mit bestimmten Verfahren betreiben. Als größter Ärzteverband<br />
mit ca. 8.000 Mitglie<strong>der</strong>n ist <strong>der</strong> ZÄN <strong>der</strong><br />
kompetente Ansprechpartner, wenn es um Naturheilverfahren,<br />
Regulationsmedizin bzw. Komplementärmedizin<br />
geht. Mit dem <strong>der</strong>zeitigen Mitgliedsbeitrag,<br />
<strong>der</strong> seit 7 Jahren nicht mehr an die Kostensteigerung<br />
angepasst wurde, können wir trotz sparsamster Haushaltsführung<br />
solche zusätzlichen Leistungen nicht<br />
auch noch finanzieren. An<strong>der</strong>erseits wollen wir diejenigen<br />
Mitglie<strong>der</strong>, die diese Leistungen nicht in Anspruch<br />
nehmen wollen, damit nicht belasten.<br />
Die Lösung sehen wir in einem differenzierten Mitgliedsbeitrag,<br />
einem Grundbetrag für die einfache Mitgliedschaft<br />
und einen gehobenen Beitrag, <strong>der</strong> dafür<br />
spezielle Leistungen beinhaltet. Ebenso wie es eine<br />
ADAC-Mitgliedschaft und eine ADAC-Plus-Mitgliedschaft<br />
gibt, wollen wir dieses Prinzip auch im ZÄN<br />
einführen. Nur diejenigen ZÄN-Mitglie<strong>der</strong>, die die zusätzlichen<br />
Leistungen nutzen, sollen diese auch finanzieren.<br />
Betrifft:<br />
Auch wollen wir Kliniken und Unternehmen <strong>der</strong> biologischen<br />
Medizin die Möglichkeit gewähren, durch<br />
regelmäßige Mitgliedsbeiträge die Arbeit des ZÄN zu<br />
unterstützen. Als för<strong>der</strong>nde Mitglie<strong>der</strong> wollen wir diesen<br />
Institutionen auch die Möglichkeit gewähren, einen<br />
Platz in unserer Homepage zu erhalten. Die<br />
Struktur des mo<strong>der</strong>nen ZÄN wird dann so aussehen (s.<br />
Grafik).<br />
Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte stellen als ordentliche<br />
Mitglie<strong>der</strong> die Basis unseres Verbandes dar, aber auch<br />
Studenten dieser Fachrichtungen sollen mit Blick auf<br />
die Zukunft im ZÄN als außerordentliche Mitglie<strong>der</strong><br />
aufgenommen werden können. Außerordentliche<br />
Mitglie<strong>der</strong> sollen auch Akademiker von Fachrichtungen<br />
werden, die unseren Verfahren nahe stehen wie<br />
z.B. Physiker, Psychologen und Pharmazeuten. Als<br />
för<strong>der</strong>nde Mitglie<strong>der</strong> können schließlich auch Kliniken,<br />
Sanatorien und biologische Firmen, die die Interessen<br />
des ZÄN unterstützen wollen, aufgenommen<br />
werden können. Und wie je<strong>der</strong> Verein, sollte auch <strong>der</strong><br />
ZÄN Ehrenmitglie<strong>der</strong> haben, die sich dirch beson<strong>der</strong>en<br />
Einsatz für die Ziele und Interessen des ZÄN eingesetzt<br />
haben.<br />
Wir hoffen, mit diesem Modell den ZÄN an die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
unserer Zeit anzupassen und so als attraktiver<br />
Verband unseren Mitglie<strong>der</strong>n weiter zur Verfügung<br />
stehen zu können.<br />
Dr. med. Antonius Pollmann<br />
1. Vorsitzen<strong>der</strong> des ZÄN<br />
Blickpunkt Schmerz: Bauchschmerz<br />
(Mo<strong>der</strong>ation: Naschmil Pollmann / D. Peter Loebel)<br />
Die Veranstaltungsreihe Blickpunkt Schmerz des ZÄN wird in Zukunft in Kooperation mit dem<br />
Schmerztherapeutischen Kolloquium Alsfeld/Grünberg stattfinden. Damit ist dann die Möglichkeit<br />
einer weiteren Anerkennung gegeben, so dass beispielsweise auch die – im Rahmen <strong>der</strong><br />
Veranstaltung durchgeführte – interdisziplinäre Schmerzkonferenz von den Kassenärztlichen<br />
Vereinigungen anerkannt wird. Dies ist bei <strong>der</strong> zuständigen KV Nordbaden beantragt worden.<br />
564<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
Aus dem ZÄN<br />
Autologe Therapieverfahren,<br />
hier Eigenblutbehandlungen<br />
Bekanntlich trat am 7. Juli 1998 eine neue Gesetzesregelung<br />
des Transfusionswesens in Kraft. Zweck<br />
dieses Gesetzes ist eine sichere Gewinnung von Blut<br />
und Blutbestandteilen. Das Gesetz regelt unter an<strong>der</strong>em<br />
den Umgang mit Blutprodukten und Blutzubereitungen,<br />
das sind Arzneimittel als Blut, Plasma,<br />
Serumkonserven o<strong>der</strong> Blutbestandteilen.<br />
Im Februar dieses Jahres hat das Landesamt für<br />
Soziales und Versorgung des Landes Brandenburg,<br />
Abt. 4 Landesgesundheitsamt, Dezernat 45 aus 15838<br />
Wünsdorf an zahlreiche Kollegen Anfragen gestartet.<br />
Darin bittet das Amt: „. . . . zur Aktualisierung meiner<br />
Unterlagen an alle Einrichtungen in Brandenburg . . .,<br />
die autologe Blutzubereitungen gewinnen und/o<strong>der</strong><br />
diese bestrahlen . . . Ich darf daran erinnern, dass die<br />
Herstellung von Blutzubereitungen (z.B. Gewinnung,<br />
Bestrahlung) nach § 67 Arzneimittelgesetz (AMG) bei<br />
<strong>der</strong> zuständigen Behörde anzeigepflichtig ist.“<br />
Im Schreiben vom 13.03.2000 hat die Deutsche<br />
Ärztegesellschaft für autologe Therapieverfahren das<br />
Landratsamt angeschrieben und folgendes klar gestellt:<br />
Ein Arzt, <strong>der</strong> Eigenblut-Therapie betreibt, stellt erwerbsmäßig<br />
keine Blutzubereitungen her (ob autolog<br />
o<strong>der</strong> allogen), um sie in den Verkehr zu bringen.<br />
Autologe Therapieverfahren mit Eigenblut beinhalten<br />
Blutentnahme am Patienten in <strong>der</strong> Praxis, eine Nichtbearbeitung<br />
o<strong>der</strong> Bearbeitung in Form von Hämolyse,<br />
Bestrahlung und/o<strong>der</strong> Zusätzen von Ozon (als kleine<br />
o<strong>der</strong> große Ozon-Eigenblutherapie, als UVB-Behandlung<br />
o<strong>der</strong> HOT).<br />
Es wird nochmals dem Amt klar gemacht, dass alle<br />
Verfahren nicht unter die Begriffsdefinition <strong>der</strong> Blutzubereitung<br />
nach § 4, Absatz 2 des Arzneimittelgesetzes<br />
fallen.<br />
Mit Datum vom 23.03.2000 stellt das Landesamt<br />
(Herr Dr. K. Dreßler) in einem Schreiben fest, dass die<br />
versandten Fragebögen über Eigenblut nur zur<br />
Erfassung <strong>der</strong>jenigen Praxen dienen sollten, die eine<br />
präoperative Eigenblutspende durchführen, d.h. die<br />
Blutgewinnung zum Zweck <strong>der</strong> Anwendung bei einer<br />
geplanten späteren Operation.<br />
Damit ist von Amts wegen klar gestellt, dass die<br />
oben erwähnten autologen Blutzubereitungen völlig<br />
legal in <strong>der</strong> Praxis durchgeführt werden können und<br />
damit we<strong>der</strong> unter das Transfusionsgesetz noch unter<br />
das Arzneimittelgesetz fallen.<br />
Dr. med. H. Sauer<br />
Außerordentliche Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />
<strong>der</strong> Internationalen Ärztegesellschaft für<br />
Sauerstofftherapie und Forschung e.V.<br />
Freitag, 15. September 2000, 18.00 Uhr<br />
Kongresszentrum Freudenstadt<br />
Erscheinen dringend erbeten.<br />
565<br />
ZÄN Termine und Informationen ZÄN Termine und Informationen
Eine Hand wäscht die an<strong>der</strong>e<br />
Vermitteln Sie ein ZÄN-Mitglied<br />
und Sie erhalten von uns<br />
drei Tage Ausbildung in Regulationsmedizin,<br />
für zwei geworbene Mitglie<strong>der</strong><br />
schenken wir Ihnen einen ganzen Wochenkurs Regulationsmedizin.<br />
Dabei können Sie mit gutem Gewissen den ZÄN empfehlen, denn<br />
<strong>der</strong> ZÄN ist ein gemeinnütziger ärztlicher Fachverband,<br />
<strong>der</strong> ZÄN verfügt über Kompetenz in Naturheilverfahren / Komplementärmedizin,<br />
<strong>der</strong> ZÄN bietet ein breites Spektrum an Verfahren,<br />
<strong>der</strong> ZÄN kooperiert mit angesehen Fachverbänden,<br />
<strong>der</strong> ZÄN gibt die Zeitschrift für Naturheilverfahren heraus,<br />
<strong>der</strong> ZÄN gilt als seriöser Veranstalter in <strong>der</strong> ärztlichen Fortbildung,<br />
<strong>der</strong> ZÄN hat Dozenten mit Fachkompetenz und Praxiserfahrung,<br />
<strong>der</strong> ZÄN richtet große Kongresse mit 1.200 Teilnehmern aus,<br />
<strong>der</strong> ZÄN ist mit über 8.000 Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> größte Fachverband für NHV,<br />
<strong>der</strong> ZÄN ist seit 1951 <strong>der</strong> älteste ärztliche Fachverband für NHV,<br />
<strong>der</strong> ZÄN hat an <strong>der</strong> Verbreitung <strong>der</strong> Verfahren wesentlichen Anteil,<br />
<strong>der</strong> ZÄN ist Initiator <strong>der</strong> neuen Ausbildungsreihe Regulationsmedizin,<br />
<strong>der</strong> ZÄN ist Ansprechpartner in berufspolitischen Angelegenheiten,<br />
<strong>der</strong> ZÄN ist völlig unabhängig von wirtschaftlichen Interessen,<br />
<strong>der</strong> ZÄN ist nur seinen Mitglie<strong>der</strong>n und den Verfahren verpflichtet,<br />
<strong>der</strong> ZÄN ist aktiv, kreativ und innovativ<br />
und schließlich sind Sie selber auch zufriedenes Mitglied im ZÄN.<br />
Die Mitgliedschaft im ZÄN hat persönliche Vorteile:<br />
jeden Monat kostenfrei die „Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren“<br />
Aufnahme in die ZÄN-Adressenliste für Patientenanfragen<br />
Vermittlung von Praxisvertretern, Weiterbildungsstellen etc.<br />
Freikarte für eine Kongressgebühr pro Jahr<br />
ermäßigte Kursgebühren<br />
politische Vertretung für Naturheilverfahren / Komplementärmedizin<br />
<strong>der</strong> Mitgliedsbeitrag ist steuerlich absetzbar<br />
Das alles für 120,- DM Mitgliedsbeitrag pro Jahr (nur 10,- DM pro Monat).<br />
566<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Neumitglied geworben von:<br />
Mitgliedsnummer:<br />
Name:<br />
Anschrift:<br />
<strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> Ärzte<br />
für Naturheilverfahren e.V.<br />
<strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> Ärzte für<br />
Naturheilverfahren e.V.<br />
Am Promenadenplatz 1<br />
72250 Freudenstadt<br />
Fax: 07441 / 91 858 22<br />
Freiwillige Angaben erbeten für Auskünfte an<br />
Krankenkassen, Patienten, Ärztekammern, etc.<br />
Ich bin tätig in:<br />
Vertragspraxis<br />
nur Privatpraxis<br />
Allg. Klinik Uni. Klinik Kurklinik<br />
ohne Berufsausübung sonstiges<br />
Berufsbezeichnung:<br />
Facharzt für<br />
in Weiterbildung zum<br />
Zusatzbezeichnung<br />
Ich bin mit <strong>der</strong> Weitergabe meiner Adresse bei Anfragen<br />
nach qualifizierten Ärzten einverstanden.<br />
Ja Nein<br />
Bitte senden Sie mir die Satzung des ZÄN zu.<br />
<strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> Ärzte<br />
für Naturheilverfahren e.V.<br />
<strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> Ärzte für<br />
Naturheilverfahren e.V.<br />
Am Promenadenplatz 1<br />
72250 Freudenstadt<br />
Fax: 07441 / 91 858 22<br />
Freiwillige Angaben erbeten für Auskünfte an<br />
Krankenkassen, Patienten, Ärztekammern, etc.<br />
Ich bin tätig in:<br />
Vertragspraxis<br />
nur Privatpraxis<br />
Allg. Klinik Uni. Klinik Kurklinik<br />
ohne Berufsausübung sonstiges<br />
Berufsbezeichnung:<br />
Facharzt für<br />
in Weiterbildung zum<br />
Zusatzbezeichnung<br />
Ich bin mit <strong>der</strong> Weitergabe meiner Adresse bei Anfragen<br />
nach qualifizierten Ärzten einverstanden.<br />
Ja Nein<br />
AUFNAHMEANTRAG<br />
Hiermit beantrage ich die Mitgliedschaft im <strong>Zentralverband</strong><br />
<strong>der</strong> Ärzte für Naturheilverfahren e.V.<br />
Name:<br />
Vorname:<br />
Anschrift <strong>der</strong> Praxis<br />
Straße:<br />
Ort:<br />
Tel.:<br />
Fax:<br />
E-Mail:<br />
Anschrift <strong>der</strong> Wohnung<br />
Straße:<br />
Ort:<br />
Tel.:<br />
Fax:<br />
E-Mail:<br />
Mitgliedschaft ab<br />
1.1.<br />
Der Mitgliedsbeitrag für den ZÄN kann von meinem Konto<br />
Nr.<br />
BLZ<br />
bei <strong>der</strong><br />
per Lastschrift eingezogen werden.<br />
Datum<br />
Unterschrift / Stempel<br />
AUFNAHMEANTRAG<br />
Hiermit beantrage ich die Mitgliedschaft im <strong>Zentralverband</strong><br />
<strong>der</strong> Ärzte für Naturheilverfahren e.V.<br />
Name:<br />
Vorname:<br />
Anschrift <strong>der</strong> Praxis<br />
Straße:<br />
Ort:<br />
Tel.:<br />
Fax:<br />
E-Mail:<br />
Anschrift <strong>der</strong> Wohnung<br />
Straße:<br />
Ort:<br />
Tel.:<br />
Fax:<br />
E-Mail:<br />
Mitgliedschaft ab<br />
1.1.<br />
Der Mitgliedsbeitrag für den ZÄN kann von meinem Konto<br />
Nr.<br />
BLZ<br />
bei <strong>der</strong><br />
per Lastschrift eingezogen werden.<br />
✄<br />
Bitte senden Sie mir die Satzung des ZÄN zu.<br />
Datum<br />
Unterschrift / Stempel<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
567
Herbstkongress 2000<br />
14. - 20. September 2000<br />
99. ZÄN-Kongress<br />
14.- 20. September 2000<br />
in Freudenstadt, Kongresszentrum<br />
Leitthemen:<br />
Behandlung abdomineller Schmerzen<br />
Behandlung des älteren Patienten<br />
anerkannte Weiterbildung, Fortbildung für Ärzte<br />
Ergänzung zum Herbstprogramm<br />
Montag, den 18. September 2000<br />
17.30 - 18.30 Uhr<br />
Risikofaktor Homocystein: Stellenwert <strong>der</strong> B-Vitamine für Prävention<br />
und Therapie kardiovaskulärer Erkrankungen<br />
Informationsveranstaltung <strong>der</strong> Fa. Medice GmbH, Iserlohn<br />
Prof. Dr. med. Karl-Ludwig Resch, Bad Elster<br />
Prof. Klaus Pietrzik, Bonn<br />
B-Vitamine, von elementarer Bedeutung für viele grundlegende Prozesse im<br />
Körper, stehen häufig auch bei ausgewogener Ernährung nicht in metabolisch<br />
ausreichendem Maße zur Verfügung. Ein solcher „funktioneller Mangel“<br />
ist eine wichtige Ursache für ein breites Spektrum von Erkrankungen wie<br />
Arteriosklerose, Spina bifida, chronische Erschöpfung und viele an<strong>der</strong>e, für<br />
die damit eine nebenwirkungsfreie, kostengünstige und effektive Prävention<br />
bzw. Therapie möglich ist.<br />
568<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Ernährungstherapie<br />
Aktuelles aus <strong>der</strong> Reformhaus-<br />
Fachakademie<br />
täglichen Speiseplan lassen sich diese<br />
Nährstoffe gut unterbringen: Beispielsweise<br />
in vier Esslöffeln Haferflocken,<br />
je ein bis zwei Esslöffeln<br />
Nüssen und Weizenkleie, einem gehäuften<br />
Teelöffel Weizenkeimen und<br />
Obst, vor allem Aprikosen und Bananen.<br />
Ausreichend Kalzium ist beispielsweise<br />
in einem Jogurt zum<br />
Müsli, einem halben Liter Buttermilch<br />
und einer bis zwei Scheiben Käse enthalten.<br />
Der Bedarf an essenziellen<br />
Fettsäuren kann in dieser Zeit beson<strong>der</strong>s<br />
gut durch Ergänzung des für<br />
Salate zu verwendenden kaltgepressten<br />
Sonnenblumen- o<strong>der</strong> Distelöls mit<br />
Weizenkeimöl gedeckt werden. Weizenkeimöl<br />
eignet sich auch hervorragend<br />
zum Müsli o<strong>der</strong> auf getoastetes<br />
Vollkornbrot und liefert gleichzeitig<br />
einen wertvollen Beitrag zur optimalen<br />
Vitamin-E-Versorgung von 400<br />
mg/die.<br />
LEBENSMITTELKUNDE<br />
Rapsöl, die Alternative zu<br />
Olivenöl<br />
Ernährung bei Prämenstruellem<br />
Syndrom<br />
Das prämenstruelle Syndrom (PMS) beinhaltet körperliche<br />
und psychische Symptome. Am häufigsten wird über den<br />
durch Blutfülle im Uterus bedingten „Blähbauch“ (90 %)<br />
sowie hormonell gesteuerte höhere Empfindlichkeit<br />
<strong>der</strong> Brust geklagt (85 %).<br />
Unter den psychischen Faktoren geben<br />
die meisten Frauen an, dass<br />
sie müde, reizbar und depressiv sind<br />
(jeweils ca. 90 %). Instinktiv gleichen<br />
viele Frauen die verän<strong>der</strong>te Befindlichkeit<br />
dadurch aus, dass sie dem<br />
Heißhunger auf Süßes, häufig auf<br />
Schokolade, nachgeben. Sie setzt den<br />
Tryptophan-Anteil im Gehirn zu<br />
Gunsten eines höheren Serotoninspiegels<br />
herab. Den gleichen Effekt<br />
haben komplexe Kohlenhydrate, wie<br />
in einer Doppelblindstudie mit Maltodextrin<br />
nachgewiesen wurde. Ebenso<br />
brachte Nahrungsergänzung mit 360<br />
mg Magnesium sowie 1000 mg Kalzium<br />
und 500 mg essenzielle Fettsäuren<br />
signifikante Verbesserungen. Im<br />
In Deutschland wird die Verwendung<br />
von Rapsöl als Speiseöl immer beliebter.<br />
In Nordamerika ist es schon seit<br />
langem ein fester Bestandteil in <strong>der</strong><br />
Ernährung und wird dort als Canola-<br />
Öl bezeichnet. Gewonnen wird es aus<br />
den roten bis schwarz-braunen Kugeln<br />
<strong>der</strong> Samenschoten von Winter- und<br />
Sommerraps.<br />
Winter- und Sommerraps wird 1,5<br />
m hoch und blüht orange bis zitronengelb.<br />
Raps kann Erucasäure (eine einfach<br />
ungesättigte Fettsäure mit 22 C-<br />
Atomen) und Glucosinolate enthalten,<br />
die schädlich wirken. Neuzüchtungen<br />
(Doppel-Null-Raps) schließen dies<br />
aus. In „OO“-Qualität ist Rapsöl heute<br />
ein brauchbares, schmackhaftes, zur<br />
Ernährung geeignetes Öl.<br />
Wie Olivenöl enthält Rapsöl einen<br />
hohen Anteil an einfach ungesättigten<br />
Fettsäuren (69 % zu 65 %), einen höheren<br />
Anteil an mehrfach ungesättigten<br />
Fettsäuren (9 % zu 29 %) und weniger<br />
gesättigte Fettsäuren (13 % zu<br />
6%). Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung ist<br />
<strong>der</strong> relativ hohe Gehalt an omega-3-<br />
Fettsäuren (Linolensäure) von ca.<br />
9%, die sich in vergleichbaren Mengen<br />
auch in Sojaöl finden.<br />
Als kaltgepresstes Öl enthält<br />
Rapsöl naturgegebene Begleitstoffe<br />
wie Tocopherole (Vitamin E), Carotinoide,<br />
Lecithin und pflanzliche Sterine.<br />
Kaltgepresst bedeutet, dass das aus<br />
<strong>der</strong> Ölpresse ablaufende Öl keine höhere<br />
Temperatur als 40 o C aufweist.<br />
Es hat einen frischen, milden Geschmack,<br />
ist relativ hitzebeständig<br />
und eignet sich beson<strong>der</strong>s für Kartoffelgerichte.<br />
570<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Ernährungstherapie<br />
Rezepte<br />
Kräuterblini mit<br />
Zitronenschmand<br />
(4 Portionen)<br />
Das brauche ich<br />
120 g Weizenmehl, 80 g Buchweizenmehl,<br />
1/2 Päckchen Trockenhefe, 2-3<br />
Eier, 1/2 Tasse Milch, 1/2 TL Vollzucker,<br />
3 EL feingehackte gemischte Kräuter,<br />
Meersalz, ungehärtetes<br />
Pflanzenfett<br />
zum Braten<br />
150 g Schmand (20-<br />
25 % Fett), Meersalz,<br />
Schale einer<br />
1/2 unbehandelten<br />
Zitrone, 4 Stengel<br />
ungehackte Kräuter<br />
Das mache ich<br />
Mehl und Hefe mischen,<br />
mit Eiern,<br />
Milch, Vollzucker<br />
und Salz verrühren.<br />
Ca. 30 Minuten gehen<br />
lassen. Kräuter<br />
unterrühren und<br />
nochmals 15 Minuten<br />
gehen lassen. Fett<br />
in <strong>der</strong> Pfanne erhitzen und nach und<br />
nach kleine Blini backen.<br />
Schmand mit Meersalz und Zitronenschale<br />
verrühren. Zu den Blini servieren,<br />
mit frischen Kräutern garnieren.<br />
Pro Portion ca. 400 kcal. – 1600 kJ<br />
ReformhausKOCHSTUDIO<br />
NAHRUNGSERGÄNZUNG<br />
Carnitin im Licht <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeit<br />
Ein neues Nahrungsergänzungsmittel<br />
macht auf vielen gesundheitsrelevanten<br />
Gebieten von sich reden: Carnitin.<br />
Schon länger bekannt und gut abgesichert<br />
ist Carnitin als effektiver myokardialer<br />
Bio-Protector, <strong>der</strong> die Leistungsfähigkeit<br />
des Herzens verbessert.<br />
Inzwischen sind zwei Wirkmechanismen<br />
des Carintins aufgeklärt. Um<br />
Muskeln – auch den Herzmuskel – optimal<br />
mit Energie zu versorgen, werden<br />
in erster Linie Fettsäuren im<br />
Rahmen <strong>der</strong> β-Oxidation in den Mitochondrien<br />
verstoffwechselt. Gebunden<br />
als Acyl-CoA, können Fettsäuren<br />
nur mit Hilfe des Carnitins durch die<br />
innere Mitochondrien-Membran gelangen.<br />
Neben <strong>der</strong> Funktion als Carrier<br />
wirkt Carnitin als Entgiftungsmolekül,<br />
indem es als Acyl-Carnitin<br />
Fettsäurereste übernimmt. Dadurch<br />
wird CoA wie<strong>der</strong> frei flür einen neuen<br />
Oxidationszyklus. Acyl-Carnitin wird<br />
ins Plasma ausgeschleust und über<br />
den Urin ausgeschieden. KHK-Patienten<br />
profitierten in mehreren<br />
Studien signifikant<br />
von Carnitin-Supplementation<br />
von 2-6<br />
g/die, wobei eine einzelne<br />
Gabe 1 g nicht<br />
überschritt. Die Therapiedauer<br />
lag zwischen<br />
4 Wochen (Flow-in<br />
Phase) bis sechs Monate.<br />
Der Nutzen lag in<br />
einer höheren Belastbarkeit<br />
des Herzens,<br />
geringerer Arhythmie-<br />
Neigung, seltenere<br />
Extra-Systolen, geringerer<br />
Medikamentenverbrauch und erhebliche<br />
Reduktion <strong>der</strong> linksventrikulären<br />
Dilatation.<br />
Der Carnitin- Speicher des Menschen<br />
beträgt 15-20 g, die Plasma-<br />
Konzentration liegt bei 40-50 µmol.<br />
Sekundärer Carnitin-Mangel kann bei<br />
ischämischen und toxischen Herzschädigungen<br />
auftreten, aber auch<br />
durch parenterale Ernährung, durch<br />
erhöhten Verbrauch in <strong>der</strong> Schwangerschaft<br />
sowie im Säuglings- und<br />
Kleinkindalter, durch erhöhten Verlust<br />
z.B. durch Hämodialyse und Erkrankungen<br />
wie AIDS o<strong>der</strong> Diabetes.<br />
Carnitin – Energiepacket für<br />
Sportler<br />
Bei Ausdauer- und Leistungssportlern<br />
führt die Supplementation von 2-3 g<br />
Carnitin zu signifikanten Verbesserungen<br />
<strong>der</strong> Ausdauer, Verkürzung <strong>der</strong> Erholungsphase<br />
und, bei Ungeübten, zu<br />
wesentlich geringerem Muskelkater,<br />
da es die aerobe Energieversorgung<br />
des Muskels unterstützt und so die<br />
Laktatbildung stark vermin<strong>der</strong>t. Die<br />
maximale Plasmakonzentration ist 3,5<br />
bis 5 h nach <strong>der</strong> Einnahme messbar.<br />
Im Rahnen einer Ernährungsumstellung<br />
mit Bewegungsprogramm führte<br />
die Carnitin-Ergänzung (200 mg/die)<br />
zu um bis zu 25 Prozent besseren Ergebnissen<br />
in <strong>der</strong> Gewichtsreduktion.<br />
Da Carnitin die Blut-Hirn-Schranke<br />
passiert und an <strong>der</strong> Synthese von<br />
Acetyl-Cholin beteiligt ist, stehen<br />
auch Alzheimer-Patienten und solche<br />
mit Chronischem Müdigkeitssyndrom<br />
im Mittelpunkt <strong>der</strong> Carnitin-Forschung.<br />
Seminare für gesundes Leben an <strong>der</strong> Reformhaus-Fachakademie<br />
Ausbildung für Arzthelferinnen zur Nächster Start: 22.09.2000<br />
„Ernährungs- und Diätberaterin“ und 98.12.2000<br />
Anerkannt durch den ZÄN und den Berufsverband <strong>der</strong> Arzthelferinnen (BdA)<br />
Ausbildung „Gesundheitsberater/in – Nächster Start: 06.11.2000<br />
ganzheitliche Gesundheit“<br />
Wertvolles Wissen aus Naturheilkunde, Ernährung, Bewegung und Entspannung,<br />
Psychosomatik, Kneippsche Anwendungen und Pflanzenheilkunde<br />
Typgerechte Ernährung 08. - 10.09.2000<br />
Die Entdeckung Ihres Typs und Ihrer ganz persönlichen Ernährung.<br />
Mit Typentest<br />
Fit durch Fasten 06. - 13.10.2000<br />
Ein stressfreies Fastenseminar fernab vom Allatg<br />
Weitere Informationen bei <strong>der</strong> Reformhaus-Fachakademie, Gotische Str. 15,<br />
61440 Oberursel (Tel: 06172-3009-822 bzw. Fax: 06172-3009-819)<br />
E-Mail: rfa@reformhaus.de Internet: www.seminare-gesundes-leben.de<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
571
Kongressberichte<br />
IMMUNOLOGIE<br />
Immunsystem reagiert sensibel<br />
auf übertriebenen Sport<br />
Mo<strong>der</strong>at betriebener Ausdauersport löst im Organismus stimulierenden<br />
Stress aus. Ein solch positiver Stress verbessert die<br />
ImmunIage des Hobbysportlers und macht ihn fit und abwehrbereit.<br />
An<strong>der</strong>s sieht die Sache jedoch beim Fitness-Fanatiker aus.<br />
Wird Sport als Jagd nach Bestleistungen verstanden, geht <strong>der</strong><br />
Schuss nach hinten los. Dann wird Sport zum negativen<br />
Stressfaktor, <strong>der</strong> die körpereigene Abwehr Iähmt.<br />
Das Immunsystem reagiert äußerst<br />
sensibel auf akute psycho-physische<br />
Belastungen und chronischen<br />
Distress, sagte Prof. H. LIESEN, Pa<strong>der</strong>born.<br />
Es ähnelt in dieser Hinsicht dem<br />
ZNS – was übrigens kaum verwun<strong>der</strong>t,<br />
denn beide Systeme sind über die<br />
psycho-neuroendokrinologische Achse<br />
eng miteinan<strong>der</strong> verknüpft. LIESEN<br />
bemängelte, dass beim Erstellen von<br />
Trainingsplänen allzu oft nur an das<br />
Herz-Kreislauf-System gedacht werde.<br />
Die „ZNS-Immunsystem-Regulation“<br />
werde dagegen noch zu wenig<br />
berücksichtigt. Dies führe häufig dazu,<br />
dass es zu Übertrainingssituationen<br />
mit einer hohen sympathischen<br />
Prof. Dr. Heinz Liesen<br />
Pa<strong>der</strong>born<br />
Aktivierung komme, die letztendlich<br />
das Immunsystem schwächten. Unerwünschte<br />
Folgen einer solchen „Überstressung“:<br />
psychische Beeinträchtigungen,<br />
mangelhafte Regenerationsfähigkeit,<br />
chronische Erkrankungen<br />
und nicht zuletzt eine erhöhte Infektanfälligkeit.<br />
Ideal im Hinblick auf ein<br />
hohes immunologisches Leistungsniveau<br />
ist nach Ansicht des Sportmediziners<br />
ein Training, das dynamische<br />
körperliche Belastungen mit<br />
„kreativen Handlungen“ kombiniert –<br />
mit Handlungen also, die spielerisch<br />
und mit Freude ausgeführt werden.<br />
„Ein so entwickeltes hohes Leistungsniveau<br />
ist gekoppelt mit einer hohen<br />
psycho-physischen Leistungsfähigkeit“,<br />
sagte LIESEN.<br />
Sport treiben, aber nicht<br />
übertreiben<br />
Auch Prof. G. UHLENBRUCK, Köln, betonte,<br />
dass Sport ein „nicht zu unterschätzendes<br />
Immunstimulans“ sei, sofern<br />
er in Form eines intensiven Bewegungstrainings<br />
mit Ausdauercharakter<br />
betrieben werde. So würden<br />
beispielsweise unter dem Einfluss eines<br />
mo<strong>der</strong>aten Ausdauertrainings die<br />
natürlichen Killerzellen des Immunsystems<br />
aktiviert.<br />
Fremdantigene wie Viren, Bakterien<br />
o<strong>der</strong> Parasiten, aber auch Tumorzellen,<br />
könnten auf diese Weise besser<br />
erkannt und zerstört werden. Auch<br />
Makrophagen, so UHLENBRUCK, reagierten<br />
positiv auf sportliche Betätigung.<br />
Insgesamt stärkt in Maßen betriebener<br />
Sport also die Abwehrkraft<br />
und beugt auf diese Weise Krankheiten<br />
vor. Beansprucht <strong>der</strong> Sportler<br />
seinen Körper beim Training jedoch<br />
zu sehr, tritt genau das Gegenteil ein:<br />
Die sportliche Leistung wird zum<br />
Distress, <strong>der</strong> vorübergehend das Immunsystem<br />
schwächt.<br />
Prof. Dr. med. Gerhard Uhlenbruck<br />
Köln<br />
Die Ursache für dieses „Openwindow-Phänomen“:<br />
Körperliche Betätigungen<br />
verursachen stets lokale<br />
Reizungen und Mikroläsionen im<br />
Muskelgewebe. Da diese Schäden<br />
schnellstmöglich behoben werden<br />
müssen, ist das Immunsystem nach intensivem<br />
Sport notgedrungen mit Entzündungsprozessen,<br />
Reparatur- und<br />
Aufräumvorgängen beschäftigt, während<br />
die Infektabwehr zeitweise nur<br />
mit halber Kraft betrieben wird.<br />
Stresshormone, die bei einem Übertraining<br />
in großer Menge freigesetzt<br />
werden, belasten die körpereigene<br />
Abwehr zusätzlich, sagte UHLEN-<br />
BRUCK. All dies führt dazu, dass natürliche<br />
Killerzellen ebenso wie Makrophagen<br />
und Granulozyten vorübergehend<br />
an Funktionstüchtigkeit einbüßen.<br />
Unerwünschte Folgen für den<br />
ehrgeizigen Sportler: Er erkrankt<br />
überdurchschnittlich häufig an Infekten<br />
<strong>der</strong> oberen Atemwege, an Durchfällen<br />
und Harnwegsinfekten.<br />
Das „open window“<br />
schließen<br />
UHLENBRUCK appellierte an alle Breiten-<br />
und Hobbysportler, sich wegen<br />
des engen Zusammenhangs zwischen<br />
sportlicher Leistung und Immunpotenz<br />
nicht zu überfor<strong>der</strong>n. Das Trainingspensum<br />
sollte stets den Belastungen<br />
durch Beruf und Familie angepasst<br />
werden. Zusätzlich könne <strong>der</strong><br />
Sportler immunstimulierende Maß-<br />
572<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Kongressberichte<br />
nahmen ergreifen, um <strong>der</strong> Schwächung<br />
<strong>der</strong> Abwehr nach sportlicher<br />
Überstressung entgegenzuwirken. Als<br />
empfehlenswerte immunstimulierende<br />
Maßnahmen nannte UHLENBRUCK:<br />
die Stimulation <strong>der</strong> Psyche (Spaß<br />
am Sport),<br />
mentales Training (Gelassenheit<br />
und Stressresistenz),<br />
den Einbau eines mo<strong>der</strong>aten Grundausdauertrainings<br />
in das Sportprogramm,<br />
eine adäquate Sportlerernährung<br />
(reichlich Kohlenhydrate, viel<br />
Obst und Gemüse),<br />
fixe Regenerationszeiten,<br />
KOMPLEMENTÄRE KREBSTHERAPIE<br />
Mistel – auf dem Weg zur<br />
rationalen Phytotherapie<br />
regelmäßige Schlafphasen (mindestens<br />
sieben Stunden) und<br />
den restriktiven Umgang mit Genussgiften.<br />
Als exogene Immunstimulanzien hätten<br />
sich darüber hinaus vor allem<br />
pflanzliche Wirkstoffe in <strong>der</strong> Praxis<br />
bewährt, so <strong>der</strong> Wissenschaftler. CS<br />
Fachpressegespräch „Infektionsrisiko<br />
Sport: Wenn überzogenes<br />
Fitness-Training das Immunsystem<br />
schwächt“, veranstaltet vom För<strong>der</strong>kreis<br />
Immunschutz, München, 29.<br />
Juni 2000<br />
Eine kleine Sensation in <strong>der</strong> komplementären Krebstherapie:<br />
Erstmals konnte eine klinische Studie, die GCP (good clinical practice)-Kriterien<br />
entspricht, nachweisen, dass Mistelextrakt signifikant<br />
die Lebensqualität von Mammakarzinom-Patientinnen verbessert.<br />
Auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> neuen Studienergebnisse wird auch die Schulmedizin<br />
nicht mehr die Augen vor <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Mistel als<br />
Krebstherapeutikum verschließen können.<br />
Naturheilkundlich tätige Onkologen<br />
setzen bereits seit Jahrzehnten<br />
auf die Heilkraft <strong>der</strong> Mistel. Bereits<br />
in den 20er Jahren dieses Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
war die Heilpflanze entsprechend<br />
den Empfehlungen des Anthroposophen<br />
RUDOLF STEINER in die<br />
Tumortherapie eingeführt worden.<br />
Dennoch: Trotz unzähliger positiver<br />
Erfahrungsberichte und Daten aus Invitro-<br />
und tierexperimentellen Studien<br />
fehlte bisher ein definitiver Wirksamkeitsnachweis<br />
im klinischen Bereich.<br />
Jetzt wurde eine neue Epoche <strong>der</strong> supportiven<br />
Tumortherapie eingeleitet.<br />
Denn erstmals konnte in einer plazebokontrollierten<br />
Doppelblindstudie,<br />
die schulmedizinischen Standards genügt,<br />
eine klinische Wirksamkeit von<br />
Mistelextrakt nachgewiesen werden.<br />
Voraussetzung für die Durchführung<br />
* Madaus AG, Köln<br />
<strong>der</strong> Studie war die Einführung des<br />
standardisierten und normierten Mistelextraktes<br />
PS76A2 (Lektinol ® )*, <strong>der</strong><br />
keine Wirkstoffschwankungen aufweist<br />
und über eine konstante Präparateaktivität<br />
verfügt.<br />
In <strong>der</strong> Studie waren 272 Patientinnen<br />
mit Mammakarzinom nach <strong>der</strong><br />
operativen Entfernung des Tumors mit<br />
einer adjuvanten CMF-Chemotherapie<br />
und zusätzlich 15 Wochen lang<br />
zweimal wöchentlich mit dem Mistelextrakt<br />
(drei Dosisstufen) o<strong>der</strong> Plazebo<br />
behandelt worden. Die primäre<br />
Fragestellung <strong>der</strong> Studie bestand darin,<br />
den Einfluss <strong>der</strong> Mistel auf die<br />
Lebensqualität <strong>der</strong> Patientinnen zu<br />
untersuchen. Um diese Fragestellung<br />
zu beantworten, setzten die Verantwortlichen<br />
valide und international<br />
bekannte Selbstbeurteilungsskalen<br />
(GLQ-8, Spitzer-Skala) ein.<br />
Bessere Lebensqualität,<br />
weniger Müdigkeit<br />
Ergebnis <strong>der</strong> Studie: In <strong>der</strong> Dosierung<br />
zweimal wöchentlich eine Ampulle<br />
PS76A2 (mit je 15 ng Mistellektin im<br />
Extrakt) verbesserte die pflanzliche<br />
Medikation die Lebensqualität <strong>der</strong><br />
Krebspatientinnen signifikant besser<br />
als Plazebo (GLQ-8: p = 0,0074, Spitzer-Skala:<br />
p = 0,0016). Beson<strong>der</strong>s<br />
deutliche Verbesserungen gegenüber<br />
Plazebo ergaben sich bei den Einzelkriterien<br />
„Müdigkeit“ (ein wichtiges<br />
Problem für Patienten unter einer<br />
Chemotherapie), „sexuelles Interesse“,<br />
„Gefühl <strong>der</strong> Übelkeit o<strong>der</strong> Erbrechen“<br />
sowie „Appetit bzw. Geschmack“.<br />
Gleichzeitig erwies sich<br />
<strong>der</strong> Mistelextrakt als ausgezeichnet<br />
verträglich. Bei 18 Prozent <strong>der</strong> Patientinnen<br />
traten Nebenwirkungen auf, die<br />
sich jedoch nahezu ausschließlich auf<br />
Lokalreaktionen an <strong>der</strong> Einstichstelle<br />
beschränkten und in keinem Fall zum<br />
Abbruch <strong>der</strong> Therapie führten. Nach<br />
Ansicht von Prof. GERD A. NAGEL,<br />
Freiburg, stellt die aktuelle Mistelstudie<br />
einen Meilenstein in <strong>der</strong> supportiven<br />
Tumortherapie dar und macht<br />
eine Neubewertung <strong>der</strong> Misteltherapie<br />
in <strong>der</strong> Onkologie nötig. CS<br />
Pressekonferenz „Mistel ohne Mystik“,<br />
Berlin, 18. Mai 2000<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
573
Kongressberichte<br />
Naturheilkundlich tätige Ärzte<br />
wussten es schon immer –<br />
nun folgt <strong>der</strong> wissenschaftliche<br />
Beweis. Erstmals konnte eine klinische<br />
Studie, die GCP-Kriterien<br />
genügt, nachweisen, dass standardisierter<br />
und normierter Mistelextrakt<br />
die Lebensqualität von<br />
Mammakarzinom-Patientinnen<br />
verbessert. Die „Ärztezeitschrift<br />
für Naturheilverfahren“ befragte<br />
zu diesem aktuellen Thema Prof.<br />
Gerd A. Nagel, den wissenschaftlichen<br />
Direktor <strong>der</strong> Klinik für<br />
Tumorbiologie in Freiburg im<br />
Breisgau.<br />
Herr Prof. Nagel, welche Einstellung<br />
hatte die „Schulmedizin“ bisher<br />
zur Mistel und wie wird diese<br />
Einstellung durch die neue Studie<br />
verän<strong>der</strong>t werden<br />
Die klassische Einstellung <strong>der</strong> Schulmedizin<br />
zur Mistel ist geprägt durch<br />
die Frage: Ist die Mistel, sind Mistelinhaltsstoffe<br />
o<strong>der</strong> Mistelpräparate<br />
wirksam gegen Krebs – etwa in <strong>der</strong><br />
Art eines Zytostatikums o<strong>der</strong> eines<br />
Hormons Hier ist die Datenlage umstritten<br />
und hier gilt nach wie vor: Die<br />
Mistel hat keinen Platz in <strong>der</strong> eigentlichen<br />
Tumortherapie, die sich gegen<br />
den Tumor selbst richtet.<br />
Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite sind wir als<br />
Schulmediziner natürlich trainiert und<br />
sozialisiert worden, Krankheiten zu<br />
therapieren. Wir sind nicht dazu trainiert<br />
worden, in den Denkstilen und<br />
Denksystemen von Patienten zu handeln<br />
und zu behandeln. Mit an<strong>der</strong>en<br />
Worten: Wir sind geschult worden, die<br />
Krankheit im Menschen zu behandeln<br />
und nicht den Menschen in <strong>der</strong> Krankheit.<br />
Wenn es um Ersteres geht, hat<br />
die Mistel, wie gesagt, einen umstrittenen<br />
Stellenwert. Wenn es jedoch<br />
darum geht, den Menschen in seiner<br />
Situation ebenso ernst zu nehmen –<br />
im Sinne von Lebensqualität und<br />
Mistelextrakt<br />
verbessert<br />
Lebensqualität<br />
Prof. Dr. Gerd A. Nagel<br />
Freiburg i.Br.<br />
Selbsthilfe (worauf <strong>der</strong> Patient übrigens<br />
ein Recht hat) –, dann hat diese<br />
Studie gezeigt, dass man dem Patienten<br />
die Mistel nicht mehr verweigern<br />
kann. Man hat kein Argument mehr zu<br />
sagen, die Mistel wirkt nicht.<br />
War <strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> Mistel im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Selbsthilfe nicht auch<br />
schon vor dieser Studie angezeigt<br />
Nicht im Sinne einer medizinisch anerkannten<br />
Indikation. Selbsthilfe wird<br />
als Indikation nur von solchen Medizinern<br />
anerkannt, die eine Art offene<br />
Medizin betreiben. Von solchen Medizinern<br />
also, die auf <strong>der</strong> einen Seite<br />
Tumortherapie betreiben und auf <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en Seite die Aktivität des<br />
Patienten für den Heilungsprozess<br />
nutzen wollen. Diese Mediziner haben<br />
auch in <strong>der</strong> Vergangenheit die Mistel<br />
sehr liberal eingesetzt.<br />
Ist auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> neuen<br />
Studie eine Neueinschätzung <strong>der</strong><br />
Misteltherapie geboten<br />
Eindeutig ja! Die Kollegen, die nach<br />
wie vor sagen, „Mistel ist Mist“, die<br />
müssen sich das jetzt sehr gut überlegen.<br />
Die Daten zeigen: Die Mistel ist<br />
ist ein Medikament, das eindeutig<br />
Lebensqualität o<strong>der</strong> Parameter <strong>der</strong><br />
Lebensqualität verbessert. Da muss<br />
sich <strong>der</strong> Arzt selber fragen: Habe ich<br />
ethisch und moralisch das Recht, einem<br />
Patienten ein Mittel zu verweigern,<br />
das seine Lebensqualität verbessert<br />
Und den Arzt, <strong>der</strong> diese<br />
Frage mit „Ja“ beantwortet, möchte<br />
ich gerne sehen!<br />
Welche Konsequenzen hat Ihrer<br />
Einschätzung nach die Studie für<br />
die tägliche Praxis<br />
Ich empfehle jedem Kollegen, sich genau<br />
darüber klar zu werden, welches<br />
Therapieziel er bei seinen Tumorpatienten<br />
erreichen will. Wenn er dabei<br />
zu dem Schluss kommt, dass er<br />
bei seinen Patienten sowohl die<br />
Selbsthilfe för<strong>der</strong>n als auch die<br />
Lebensqualität unter <strong>der</strong> Chemotherapie<br />
verbessern will, hat er heute<br />
gute Argumente, die Mistel einzusetzen.<br />
Nicht zuletzt för<strong>der</strong>t ein solches<br />
Eingehen auf den Patienten auch die<br />
Patientenmotivation. Der Arzt, <strong>der</strong><br />
sich hier aufgeschlossen zeigt, hat in<br />
den Augen seiner Patienten eine hohe<br />
Glaubwürdigkeit. Diese Patienten<br />
bleiben ihm dann auch treu.<br />
Herr Prof. Nagel, wir danken<br />
Ihnen für dieses Gespräch.<br />
574<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Aus Industrie und Forschung<br />
Therapiereport<br />
B-Vitamine beugen<br />
Arteriosklerose vor<br />
Jedes Jahr sterben in Deutschland über 400.000<br />
Menschen an Erkrankungen des Kreislaufsystems –<br />
mehr als ein Drittel davon an Herzinfarkt und an<strong>der</strong>en<br />
ischämischen Herzkrankheiten. Gegen diese hohen<br />
Erkrankungszahlen – allesamt zurückzuführen auf arteriosklerotische<br />
Gefäßverän<strong>der</strong>ungen – hat die Medizin<br />
nur ein Patentrezept zur Hand: Prävention durch<br />
Bekämpfung <strong>der</strong> Arteriosklerose-Risikofaktoren.<br />
In einer großen Metaanalyse, so erläuterte Dr. RAINER<br />
RIEZLER, Münster, haben US-Wissenschaftler die Aminosäure<br />
Homocystein als einen wichtigen unabhängigen<br />
Risikofaktor für die Entstehung <strong>der</strong> Arteriosklerose beschrieben.<br />
Ein erhöhter Homocystein-Serumspiegel, so die<br />
Ergebnisse <strong>der</strong> Studie, erhöht das Risiko für Erkrankungen<br />
<strong>der</strong> Herzkranzgefäße um den Faktor 1,8, das Risiko für<br />
Schlaganfall um den Faktor 2,5. Dieser Zusammenhang<br />
wiegt umso schwerer, als Homocysteinspiegel oberhalb des<br />
Normbereiches sehr verbreitet sind. Einer amerikanischen<br />
Studie zufolge überschreiten Männer ab 40 und Frauen<br />
Ende <strong>der</strong> 50er beson<strong>der</strong>s häufig die „magische Grenze“ von<br />
10 µmol/l Homocystein im Serum.<br />
EAV<br />
B-Vitamine bieten therapeutische Chance<br />
Präventiv und therapeutisch bieten die Erkenntnisse über<br />
die Bedeutung des Homocysteins bei <strong>der</strong> Pathogenese <strong>der</strong><br />
Arteriosklerose eine große Chance. Im Gegensatz zu einem<br />
erhöhten Cholesterinspiegel lässt sich ein erhöhter<br />
Homocysteinspiegel vergleichsweise einfach senken: durch<br />
Verabreichung von Vitaminen des B-Komplexes. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
die drei B-Vitamine B6, B12 und Folat (Folsäure)<br />
sind maßgeblich am Abbau des potentiell schädlichen<br />
Homocysteins beteiligt. Mangelt es dem Organismus<br />
an den genannten B-Vitaminen, kann Homocystein nicht in<br />
erfor<strong>der</strong>lichem Umfang abgebaut werden. Der Homocysteinspiegel<br />
im Blut steigt – und mit ihm das Risiko arteriosklerotisch<br />
bedingter Gefäßschäden.<br />
Umgekehrt kann gefolgert werden, dass sowohl Homocysteinspiegel<br />
als auch Arterioskleroserisiko wie<strong>der</strong> auf das<br />
normale Maß sinken, wenn dem Organismus die fehlenden<br />
B-Vitamine (etwa enthalten in Medyn ® *) extern zugefügt<br />
werden. Wie Prof. KLAUS PIETRZIK, Bonn, resümierte, kann<br />
durch die Verabreichung <strong>der</strong> drei B-Vitamine einer Erhöhung<br />
des Homocysteinspiegels langfristig vorgebeugt<br />
werden. MW<br />
Pressegespräch „Die Bedeutung von Vitaminen in <strong>der</strong> Prävention von<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bei Krebs“, München, 29. Juni 2000<br />
* Medice GmbH, Iserlohn<br />
Sunri<strong>der</strong><br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
575
Aus Industrie und Forschung<br />
Kurznachrichten<br />
Das unter dieser Rubrik zur Veröffentlichung kommende Material wird von den Firmen zur Verfügung gestellt.<br />
Deshalb erscheinen diese Meldungen außerhalb <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Schriftleitung.<br />
Salbe bei Sportverletzungen<br />
Sowohl Freizeit- als auch Leistungssport nehmen in unserer<br />
mo<strong>der</strong>nen Gesellschaft einen immer höheren Stellenwert<br />
ein. Sport för<strong>der</strong>t einerseits Fitness und Gesundheit, ist an<strong>der</strong>erseits<br />
aber auch mit einem z.T. erheblichen Verletzungsrisiko<br />
verbunden. Vor allem bei kampfbetonten Kontaktsportarten<br />
wie Fuß- o<strong>der</strong> Handball, sind stumpfe Traumen,<br />
Prellungen und Zerrungen an <strong>der</strong> Tagesordnung. Derartige<br />
Verletzungen können erfolgreich mit einer pflanzlichen<br />
Salbe behandelt werden:<br />
mit Kytta-Salbe ® f.<br />
Kytta-Salbe ® f ist ein<br />
topisches Monopräparat<br />
mit dem Wirkstoff Beinwellwurzel-Fluidextrakt<br />
in monografiegerechter<br />
Dosierung. Kytta-Salbe ®<br />
f wirkt rasch schmerzlin<strong>der</strong>nd,<br />
entzündungshemmend und abschwellend. Darüber<br />
hinaus för<strong>der</strong>n Zubereitungen aus Beinwellwurzeln die<br />
Kallusbildung.<br />
Gegenanzeigen: Kytta-Salbe ® f soll nicht bei Überempfindlichkeit<br />
gegenüber den Inhaltsstoffen (u.a. Parabene) angewendet<br />
werden. Sie soll nicht auf offene Wunden aufgetragen<br />
werden. Die Anwendung in <strong>der</strong> Schwangerschaft<br />
sollte nur nach Rücksprache mit dem Arzt erfolgen.<br />
Nebenwirkungen: Kytta-Salbe ® f kann in seltenen Fällen<br />
zu Überempfindlichkeitsreaktionen führen. Sie äußern sich<br />
im Auftreten von Rötung, Knötchen- und Bläschenbildung,<br />
meist mit Juckreiz, am Ort <strong>der</strong> Behandlung.<br />
Dosierungsanleitung und Art <strong>der</strong> Anwendung: Je nach<br />
Größe <strong>der</strong> zu behandelnden Körperstelle und nach Stärke<br />
<strong>der</strong> Beschwerden zwei- bis viermal täglich einen Salbenstrang<br />
von 2-6 cm Länge auftragen und sorgfältig einmassieren.<br />
In schweren Fällen Salbenverband anlegen.<br />
Packungsgrößen und Preise: 50 g DM 12,50 (N 1), 100 g<br />
DM 20,85 (N 2), 150 g DM 25,90, (N 3) 250 g<br />
Kytta-Werk Sauter GmbH, Postfach 1260<br />
72272 Alpirsbach<br />
Tel.: 07444 / 617-0; Fax: 07444 / 617-49<br />
Effektive Behandlung <strong>der</strong><br />
Schilddrüsenüberfunktion und<br />
ihrer Folgeerscheinungen<br />
Die funktionelle Hyperthyreose ist primär eine psychosomatische<br />
Erkrankung und trifft in den meisten Fällen Frauen im<br />
dritten und vierten Lebensjahrzehnt. Die Doppelbelastung<br />
und Überfor<strong>der</strong>ung durch Familie und Beruf lässt ihre<br />
Schilddrüse auf Hochtouren laufen, nur so können sie den<br />
vielfältigen Anfor<strong>der</strong>ungen des Alltags gerecht werden.<br />
Immer häufiger stellen sich jedoch kompensatorische Phasen<br />
<strong>der</strong> Erschöpfung ein. Diese und ein dauern<strong>der</strong> Zustand<br />
<strong>der</strong> inneren Unruhe, die Unfähigkeit abzuschalten und sich<br />
zu erholen, führen den Patienten dann in die Behandlung.<br />
Für diesen Beschwerdekomplex ist das Präparat Vegital ®<br />
<strong>der</strong> Firma Steierl prädestiniert. Vegital ® enthält: Lycopus<br />
virginicus, <strong>der</strong> virginische Wolfsfuß o<strong>der</strong> Wolfstrapp, eine<br />
Heilpflanze mit anerkannter und bewährter antithyreoi<strong>der</strong><br />
Wirkung; Flor de piedra, die Steinblüte. Diese Pflanze wirkt<br />
nicht nur auf Schilddrüse und Herz, son<strong>der</strong>n in hohem Maße<br />
auch auf die Leber.<br />
Eines ist jedoch zu beachten: Schilddrüsentherapie<br />
braucht Zeit. Und insbeson<strong>der</strong>e Lycopus-Präparate müssen<br />
einschleichend dosiert und über lange Zeit gegeben werden.<br />
Zu hohe Dosen am Anfang führen zu einer Verschlimmerung<br />
<strong>der</strong> Beschwerden, deshalb sollte man mit wenigen<br />
Tropfen beginnen und die Dosierung dann langsam steigern.<br />
Das Präparat sollte über mindestens 4-6 Monate eingenommen<br />
werden, damit es seine volle Wirkung entfalten kann,<br />
um die vegetativen Funktionen des Patienten nachhaltig zu<br />
normalisieren.<br />
10 g (11 ml) Vegital ® enthalten Flor de piedra (Steinblüte)<br />
Dil. D6 5,0 g und Lycopus virginicus (Wolfstrapp)<br />
Dil. D6 5,0 g. Das Präparat enthält 50,5 Vol% Alkohol.<br />
Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Vegital ® ist ausgesprochen<br />
gut verträglich und steht in Packungsgrößen von 50 ml<br />
(N1) und 100 ml (N2) zur Verfügung.<br />
Steierl-Pharma, Mühlfel<strong>der</strong> Str. 48, 82211 Herrsching<br />
Tel.: 08152 / 93 22-0; Fax: 08152 / 93 22-44<br />
E-MaiI: info@steierl.de<br />
methatec<br />
576<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Aus Industrie und Forschung<br />
Kurznachrichten<br />
Cosmeceutical gegen unreine Haut<br />
DermZwo ® ist ein wirksames Cosmeceutical für die Aknebehandlung.<br />
Grundlage ist eine wässrige Zwei-Komponenten-Lösung<br />
Die eigentliche wirksame Substanz wird<br />
erst auf <strong>der</strong> Haut im Rahmen einer Enzymreaktion gebildet,<br />
nachdem beide Lösungen direkt hintereinan<strong>der</strong> aufgetragen<br />
wurden. Aus diesem speziellen Prinzip resultieren Wirksamkeits-<br />
und Verträglichkeitsvorteile.<br />
Die nach Studienplan zulässige Zwischenauswertung<br />
von 131 Aknepatienten einer 6-wöchigen Anwendungsbeobachtung<br />
zeigte einen raschen Wirkungseintritt (im<br />
Schnitt nach 2,5 Wochen), sowie eine sehr gute Wirksamkeit<br />
und Verträglichkeit von DermZwo. Die Anzahl <strong>der</strong> <strong>Gesamte</strong>ffloreszenzen<br />
konnte über den gesamten Untersuchungszeitraum<br />
signifikant reduziert werden. Sämtliche beobachteten<br />
Hautverän<strong>der</strong>ungen (geschlossene und offene Komedonen,<br />
Papeln und Pusteln) bildeten sich vergleichbar zurück.<br />
Das Präparat war häufig den früher eingesetzten Präparaten<br />
in Bezug auf Wirksamkeit und Verträglichkeit überlegen.<br />
Lechpharma Dr. Bartel GmbH<br />
Max-von-Eyth-Str. 6, 86899 Landsberg/Lech<br />
Tel.: 08191 / 92 22 22; Fax: 08191 / 92 20 12<br />
Phytoöstrogene zur Lin<strong>der</strong>ung<br />
klimakterischer Beschwerden<br />
Rhaponticin – <strong>der</strong> Hauptwirkstoff in Phytoestrol ® – gehört<br />
zu den östrogenähnlichen Phytopharmaka, möglicherweise<br />
im Sinne eines selektiven Östrogenrezeptormodulars.<br />
In einer Placebo-kontrollierten, GCP-konformen Untersuchung<br />
an 107 Patientinnen mit klimakterischen Beschwerden<br />
konnte bewiesen werden, dass Phytoestrol ® N die<br />
Hauptsymptome signifikant (p = 0,0118) lin<strong>der</strong>t. 12 Wochen<br />
lang wurden die Frauen mit 1 Dragee pro Tag (= 4 mg gereinigtem<br />
Rhabarberwurzel-Trockenextrakt entspr. 2,5-2,8<br />
mg Rhaponticin) bzw. Placebo behandelt und alle 4 Wochen<br />
kontrolliert. Nicht nur die Hauptsymptome wie Schleimhauttrockenheit,<br />
Reizbarkeit, Schweißausbrüche und<br />
Schwindel, son<strong>der</strong>n auch die psychische und somatische<br />
Ängstlichkeit (HAMA-Skala) und Kopfschmerzen besserten<br />
sich innerhalb des Behandlungszeitraums (p = 0,039 bzw. p<br />
= 0,0045).<br />
Auffallend war das rasche Ansprechen bereits nach 4<br />
Wochen, so dass zu diesem Zeitpunkt signifikante Unterschiede<br />
zu Placebo zusätzlich auch für die Parameter Schlafverhalten<br />
(p = 0,0141) und depressive Verstimmung (p =<br />
0,0221) bestanden.<br />
Das Präparat wurde gut vertragen. Es fiel auf, dass von<br />
den 11 geschil<strong>der</strong>ten unerwünschten Begleiterscheinungen 7<br />
unter Placebo auftraten. Für das Präparat selbst wurden 3<br />
Erscheinungen erwähnt, die jedoch allesamt nicht mit dem<br />
Produkt in Zusammenhang stehen. Sie können die Studie<br />
anfor<strong>der</strong>n bei:<br />
Chemisch-pharmazeutische Fabrik Göppingen<br />
Carl Müller GmbH u. Co. KG<br />
Postfach 869, 73008 Göppingen<br />
Sanfte Hilfe für die Nieren<br />
Zur Unterstützung <strong>der</strong> Nieren-Funktion kann eine Pflanzensaft-Kur<br />
mit Birke, Brennnessel, Löwenzahn o<strong>der</strong> Zinnkraut<br />
sanfte Hilfe bringen. Ab sofort sind diese Heilpflanzensäfte<br />
von Bombastus in Apotheken erhältlich.<br />
Gepresst aus erntefrischen Pflanzen – und natürlich nur<br />
aus kontrolliert ökologischem Landbau o<strong>der</strong> zertifizierter<br />
Wildsammlung in Deutschland – enthalten Säfte die wichtigen<br />
Inhaltsstoffe in ihrer natürlichen und unverän<strong>der</strong>ten<br />
Form. Der so genannte „Gesamtkomplex<br />
aller Inhaltsstoffe“ des<br />
Pflanzensaftes bleibt in einem Saft,<br />
gepresst aus frischen Pflanzen, besser<br />
erhalten als in einer Tinktur o<strong>der</strong><br />
einem Tee, die aus getrockneten<br />
Pflanzen hergestellt werden.<br />
Die vier wesentlichen Vorteile einer<br />
Pflanzensaft-Therapie liegen<br />
darin, dass die Inhaltsstoffe eines<br />
Saftes durch das natürliche Lösungsverhältnis<br />
vom menschlichen Organismus leicht aufgenommen<br />
werden können, die Verdauungsorgane werden geschont,<br />
<strong>der</strong> Stoffwechsel wird alkalisiert und durch Synergieeffekte<br />
wird die Wirkung gesteigert. Die Bombastus Heilpflanzensäfte<br />
sind in 200-ml-Flaschen abgefüllt.<br />
Nähere Informationen kostenlos bei:<br />
Bombastus-Werke, 01705 Freital<br />
Tel.: 0351 / 658 03-12 o<strong>der</strong> Fax: 0351 / 658 03 99<br />
neomed<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
577
@<br />
Internet-News<br />
Wi<strong>der</strong> dauerndes CD-Wechseln:<br />
Die Verwendung von Wissens-<br />
CDs ohne CD-Laufwerk<br />
Das digitale homöopathische Repertorium, die elektronische<br />
Phytopharmakopoe, die CD-<strong>Ausgabe</strong> eines internistischen<br />
Lehrbuchs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Pschyrembel auf CD-ROM: Je mehr<br />
ärztliches Wissen auf digitalen Datenträgern angeboten wird,<br />
umso mehr wird <strong>der</strong> Arzt zum Discjockey seines Praxis-PCs.<br />
Durch den Bedarf ständigen CD-Wechselns wird <strong>der</strong> Zeitvorteil<br />
des neuen Mediums wie<strong>der</strong> aufgehoben und <strong>der</strong> Griff<br />
zum Buch praktischer. Abhilfe könnten Computer-CD-<br />
Wechsellaufwerke o<strong>der</strong> die Komplettübertragung des CD-<br />
Werkes auf die Festplatte des Rechners schaffen. Ersteres<br />
ist extrem teuer, zudem besteht bei solchen Geräten auch<br />
keine gleichzeitige Zugriffsmöglichkeit auf mehrere CDs.<br />
Letztere Möglichkeit wird von den Verlagen überwiegend verhin<strong>der</strong>t,<br />
da sie entwe<strong>der</strong> die überteuerten Netzwerkversionen<br />
ihrer CDs verkaufen möchten und/o<strong>der</strong> prinzipielle Einwände<br />
gegen das Kopieren auf Festplatten haben.<br />
Versionen ab Win 95 ist rasch und problemlos erfolgt. Die<br />
Zahl <strong>der</strong> möglichen virtuellen CD-Laufwerke ist begrenzt<br />
durch die Zahl <strong>der</strong> noch freien maximal 26 Laufwerkskennungen.<br />
Im zweiten, ebenfalls einfachen Schritt wird eine<br />
virtuelle CD auf <strong>der</strong> Festplatte „gebrannt“ und anschließend<br />
„eingelegt“. Nach Entfernung <strong>der</strong> realen CD kann jetzt z.B.<br />
das Installationsprogramm des betreffenden CD-Werkes gestartet<br />
und die Anwendung anschließend benutzt werden.<br />
Ein „Editor-Programm“ erlaubt auch die Zusammenstellung<br />
eigener CDs. Z.B., wenn nur bestimmte Dateien gebraucht<br />
werden. Sehr schön ist auch die Kompressionsmöglichkeit:<br />
Weniger oft benötigte Werke können so in ihrer Größe auf<br />
die Hälfte und weniger „geschrumpft“ werden. Bei dem<br />
Sobotta-Anatomieatlas auf CD-ROM ergibt sich hierdurch<br />
beispielsweise ein Gewinn von von rund 300 MB. Allerdings<br />
verlängert sich die Ladezeit <strong>der</strong> entsprechenden Anwendungen<br />
etwas. Ein Großteil aller CD-ROMs mit medizinischen<br />
Inhalten lässt sich mit Virtual CD auf die Festplatte<br />
bannen. Genauso wie zahlreiche Spiele- o<strong>der</strong> Musik-CDs.<br />
Probleme bereiten Anwendungen, die mit paranoiden<br />
Kopierschutz-Mechanismen ausgestattet sind, z.B. das<br />
deutsch-englisch-deutsche Fachwörterbuch Leximed aus<br />
dem Thieme-Verlag. Hier kann sich im Bedarfsfall Doktors<br />
Sprössling als erfolgreicher Hacker betätigen. Virtual CD V.3<br />
(ISBN 3-934627-14-5) kostet um die 90 Mark und ist über<br />
den Buchhandel, PC-Fachhandel o<strong>der</strong> Online-Händler<br />
erhältlich. @<br />
Altamed –<br />
Links für Naturheilkunde!<br />
Eine kostengünstige, gut funktionierende und legale Möglichkeit<br />
diesem Missstand abzuhelfen, sind Hilfs-Programme,<br />
die virtuelle CD-Laufwerke inklusive Inhalt auf <strong>der</strong> Festplatte<br />
simulieren. Eines dieser einfach zu installierenden Programme<br />
– Virtual CD 3 – soll hier vorgestellt werden. Informationen<br />
finden sich im Internet unter http://www.microtest.de/virtualcd.htm.<br />
Die Installation unter allen Windows-<br />
Der Anspruch ist beachtenswert, die Umsetzung für Fachpublikum<br />
jedoch nicht ausreichend gelungen: Die Rede ist<br />
von dem „Verzeichnis naturheilkundlicher WWW-Seiten“<br />
(http://members.aol.com/altamed/index.html), das eine<br />
Vielzahl Internet-Links zu naturheilkundlichen Themen versammelt.<br />
Angefangen bei Akupunktur über Licht- und Farbtherapie<br />
bis hin zu Reiki und Shiatsu. Die Linksammlung<br />
orientiert sich primär an Interessen von Heilpraktikern und ist<br />
kaum wissenschaftlich orientiert. Dennoch: Auf <strong>der</strong> Suche<br />
nach Speziellem könnte sich hier manches finden lassen, zumal<br />
es auch eine Linkseite mit internationalen Verweisen<br />
gibt. @<br />
NAM-2<br />
578<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
@<br />
Internet-News<br />
Medizin-Links in Buchform:<br />
Hilfe o<strong>der</strong> Enttäuschung<br />
Mit <strong>der</strong> Loseblattsammlung „Internet-Guide Medizin-Zahnmedizin“<br />
wird ein weiterer Versuch gestartet, die Lebendigkeit<br />
des Internets in Buchform abzubilden und ärztlichen<br />
Internet-Einsteigern aber auch erfahrenen Usern näher zu<br />
bringen. Der Kern des rund 650 Seiten starken Werkes sind<br />
– neben einer gut gelungenen und erfreulich knappen Einführung<br />
in die Grundlagen „des Internets“ – hun<strong>der</strong>te von<br />
medizinischen Links. Diese sind überwiegend mit Screenshots<br />
und kurzen Inhaltsangaben dokumentiert und nach<br />
Fachbereichen sehr übersichtlich sortiert. So sollte es eigentlich<br />
auch sein, doch das Ziel des „neuesten Standes“ ist<br />
auch mit einer Loseblattsammlung nicht erreichbar. Zu<br />
schnell än<strong>der</strong>n sich die Internet-Adressen und die Informationsangebote.<br />
Um eine grundlegende Übersicht über das<br />
mo<strong>der</strong>ne Internet-Geschehen zu bekommen, ist das Werk<br />
aber dennoch geeignet – auch wenn etliche Links nicht mehr<br />
aktuell sind. Dem Verlag ist zu empfehlen, die kommentierte<br />
und bebil<strong>der</strong>te Linksammlung ins Internet zu stellen, wöchentlich<br />
zu aktualisieren und den Zugang nur Abonnenten<br />
zu erlauben. Oliver Seemann: „Internet Guide Medizin-<br />
Zahnmedizin“, Wissenschaftliche Buchgesellschaft,<br />
Stuttgart, Loseblattsammlung/Fortsetzungswerk, ISBN<br />
3-8047-1673-3, DM 128. @<br />
Fundgrube „Datadiwan“<br />
Die ständig wachsende Website „Datadiwan“ von Bernhard<br />
Harrer, Berlin, umfasst eine große kommentierte Linksammlung<br />
zur Komplementärmedizin und Randgebieten<br />
(http://www.datadiwan.de). Dabei werden neben ärztlichen<br />
Interessen auch Anliegen von interessierten, anfragenden<br />
Patienten berücksichtigt. Die breite und oft erfreulich kritische<br />
Auswahl von Themen und Internet-Hinweisen umfasst<br />
Themen wie Elektrosmog, Frauengesundheit, Grenzgebiete<br />
<strong>der</strong> Wissenschaft, Naturheilkunde o<strong>der</strong> das in <strong>der</strong> Komplementärmedizin<br />
so wichtige Gebiet <strong>der</strong> Methodologie und<br />
Evaluation. Auf <strong>der</strong> Website werden auch zahlreiche Dokumente<br />
vorgehalten, z.B. die weiterhin beachtenswerte, 1998<br />
publizierte Auftragsstudie von Eva Maria Bitzer et al. zur<br />
„Bewertung therapeutischer Maßnahmen bei atopischer<br />
Dermatitis und Psoriasis aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Patienten<br />
unter Berücksichtigung komplementärmedizinischer Verfahren“<br />
(http://www.datadiwan.de/gek/index.htm). Lesenswert<br />
ist auch die Publikation Prof. Dr. Joachim Hornung:<br />
„Warum suchen wir nach Alternativen zu randomisierten<br />
klinischen Studien“ (http://www.datadiwan.de/evaluation/<br />
hr_004d_.htm). Insgesamt: Auch wenn die Website etwas<br />
unübersichtlich erscheint, lädt sie zum Schmökern und zur<br />
Suche nach Ideen ein. @<br />
Via<br />
Weise<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
579
Buchbesprechungen<br />
Neuer Therapieatlas:<br />
Kopf- und Gesichtsschmerz<br />
Nach dem Seirin-Bildatlas <strong>der</strong> Akupunktur hat <strong>der</strong> KVM-<br />
Verlag, Marburg, jetzt einen neuen, reich bebil<strong>der</strong>ten Therapieatlas<br />
auf den Markt gebracht: Kopf- und Gesichtsschmerz,<br />
Systematische Darstellung ganzheitlicher Behandlungsmöglichkeiten.<br />
Auf die naheliegende<br />
Frage: Warum ein neues<br />
Buch über Kopfschmerz<br />
antworten die Autoren im<br />
Vorwort: „Aus <strong>der</strong> Nachfrage<br />
nach komplementären<br />
Methoden ist dieser<br />
Therapieatlas entstanden.<br />
Sein Ziel ist es, die Reihe<br />
<strong>der</strong> über die medikamentöse<br />
Behandlung hinausgehenden<br />
sinnvollen Verfahren<br />
in <strong>der</strong> Kopfschmerztherapie<br />
konzentriert<br />
und in ihrem problembezogenen<br />
Einsatz<br />
darzustellen.“<br />
Um dieses Ziel zu verwirklichen, haben die Autoren das<br />
Buch in drei Teile geglie<strong>der</strong>t:<br />
1. Diagnostische und therapeutische Verfahren – z.B. Ordnungstherapie,<br />
Akupunktur, Neuraltherapie, ausleitende<br />
Verfahren u.a.,<br />
2. Systematische Behandlung <strong>der</strong> einzelnen Kopfschmerzformen<br />
mit detailierten Hinweisen für die Akut- und die<br />
Intervallbehandlung und<br />
3. ein Anhang, in dem Abrechnungshinweise, Schmerzkalen<strong>der</strong><br />
und an<strong>der</strong>e praktische Hilfsmittel aufgenommen<br />
wurden.<br />
In Ergänzung zu <strong>der</strong> Lektüre des Buches empfiehlt sich das<br />
Arbeiten mit <strong>der</strong> beiliegenden Computer-CD. Gerade durch<br />
die über 100 Filmsequenzen, die darauf gespeichert sind,<br />
können manche Techniken und Therapiemethoden noch<br />
deutlicher dargestellt werden.<br />
Durch die klare Stukturierung und die anschaulichen<br />
Bil<strong>der</strong> ist das Buch (zusammen mit <strong>der</strong> CD) sowohl für<br />
Neueinsteiger als auch für Fortgeschrittene ein sehr praxisnahes<br />
Lehr- und Nachschlagewerk.<br />
Kopf- und Gesichtsschmerz. Systematische Darstellung<br />
ganzheitlicher Behandlungsmöglichkeiten. Horst Ferdinand<br />
Herget unter Mitarbeit von Michael K.H. Elies und<br />
Harald Herget. Herausgeber: Hans P. Ogal, Bernd C.<br />
Kolster. KVM Dr. Kolster und Co. Produktions- und<br />
Verlags-GmbH, Marburg 2000, ISBN Buch plus CD-ROM:<br />
3-932119-19-3. Subsriptionspreis (bis 30.09.2000) DM<br />
99,—, dann DM 129,—<br />
Handbuch <strong>der</strong><br />
Naturheilkundlichen Medizin<br />
Ausbildung * Klinik * Praxis<br />
Lehr- und Handbücher in Form von „Loseblattsammlungen“<br />
sind nicht Je<strong>der</strong>manns Sache. Gerade bibliophile Menschen<br />
vermissen den festen Einband und das Gefühl, „ein richtiges<br />
Buch“ in Händen zu halten. An<strong>der</strong>e fühlen sich überfor<strong>der</strong>t<br />
o<strong>der</strong> wenig motiviert, die Ergänzungslieferungen in <strong>der</strong> vorgegeben<br />
Weise einzuordnen. Das ist Geschmackssache und<br />
darf bezeifelt, d.h. hinterfragt und diskutiert werden. Kein<br />
Zweifel dürfte jedoch daran bestehen, dass bei Loseblattsammlungen<br />
notwendige Aktualisierungen und Erweiterungen<br />
problemlos vorgenommen werden können, während<br />
bei einem „normalen Buch“ in einem solchen Fall eine<br />
Neuauflage erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />
Loseblattsammlungen sind also beson<strong>der</strong>s geeignet für<br />
Handbücher, die sich mit Themen befassen, die einer starken<br />
Dynamik unterliegen: z.B. Themen aus <strong>der</strong> Wirtschaft, aus<br />
<strong>der</strong> Wissenschaft und solche aus <strong>der</strong><br />
Medizin. Bezeichnen<strong>der</strong> Weise haben<br />
verschiedene Verlage auch zum<br />
Thema Naturheilkunde dem Loseblattsystem<br />
den Vorzug gegeben – es<br />
tut sich eben sehr viel in diesem Bereich!<br />
In dem Werk von F. E. Brock et<br />
al. werden, nach einigen allgemeinen<br />
Abhandlungen über die Ethik<br />
<strong>der</strong> Medizin, alternative Formen des<br />
Wissens und erkenntnis- und systemtheoretische<br />
Überlegungen (Kap.<br />
I) die wichtigsten klassischen Naturheilverfahren auf anschauliche<br />
und anspruchsvolle Weise besprochen (Kap. II).<br />
Physiotherapie, Ernährungstherapie, Phytotherapie, Klimatherapie<br />
– um nur einige Beispiele zu nennen – über jedes<br />
Verfahren finden sich Angaben zur Geschichte, zum<br />
Wirkmechanismus (soweit bekannt) und über aktuelle<br />
Untersuchungen. In Kapitel III steht das Krankheitsbild im<br />
Vor<strong>der</strong>grund. Hier erfährt <strong>der</strong> Nutzer, welche Therapie o<strong>der</strong><br />
Therapiekombinationen bei welchen Symptomen, Syndromen<br />
o<strong>der</strong> Erkrankungen angewendet werden können.<br />
Das Buch kann jedem naturheilkundlich tätigen Arzt, <strong>der</strong><br />
in diesem spannenden und sehr dynamischen Bereich <strong>der</strong><br />
Medizin auf dem aktuellen Stand sein und bleiben will,<br />
empfohlen werden. (Für das Handbuch <strong>der</strong> Naturheilkundlichen<br />
Medizin vom ecomed Verlag, erschienen 1998, liegen<br />
mittlerweile zwei Ergänzungslieferungen vor.)<br />
F.-E. Brock: Handbuch <strong>der</strong> Naturheilkundlichen Medizin.<br />
Ausbildung – Klinik – Praxis. Loseblattwerk im Arbeitsordner,<br />
Grundwerk 1998, ca. 400 Seiten, Format 21x28<br />
cm, Fortsetzungspreis: DM 148,—, Seitenpreis für<br />
Ergänzungslieferungen: DM —,65, ISBN 3-609-76870-3<br />
580<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Varia<br />
Vom Stephanienbad zur Privatklinik<br />
Stephanie les Bains<br />
Am 10. Juni 1822<br />
wurde erstmals<br />
eine Flussbadeanstalt<br />
an <strong>der</strong> Oos eröffnet,<br />
das Stephanienbad.<br />
In <strong>der</strong> Kurzeitschrift<br />
Badeblatt war diesbezüglich<br />
zu lesen:<br />
„Neun Kabinette<br />
zum Gebrauch von<br />
reinlichen kalten und<br />
erwärmten Flussbä<strong>der</strong>n,<br />
schön und<br />
bequem eingerichtet“.<br />
Neben dem<br />
Flusswasser kam für<br />
die Kuranwendungen<br />
Stahlwasser zum<br />
Einsatz.<br />
Wannenbä<strong>der</strong> blieben ein wichtiges Angebot, als 1840<br />
das erste Schwimmbad Baden-Badens hinzu kam. Mit<br />
Bachwasser gefüllt, züchtig hinter Holzwänden versteckt,<br />
tageweise für Männer o<strong>der</strong> Frauen und abends für das<br />
Personal geöffnet, lud das Becken eine wachsende Klientel<br />
zum Baden und Schwimmen ein.<br />
Pariser Flair in Baden-Baden<br />
Die Wirkung <strong>der</strong> Stahlquellen wurde als „belebend, adstringierend<br />
und stärkend“ in den höchsten Tönen gelobt. Einen<br />
weiteren Aufschwung erlebte das Stephanienbad, als es<br />
1857 in den Besitz von BEAUSSIER & DUSAUTOY mit Sitz in<br />
Paris überging. Schnell interessierte sich die Pariser Presse<br />
für das Projekt, und bereits 1859 stellten die Franzosen den<br />
Großteil <strong>der</strong> Gäste.<br />
Da sich <strong>der</strong> Zustrom <strong>der</strong> geringen Zimmerzahl wegen jedoch<br />
in Grenzen hielt, wurde das Hotel in <strong>der</strong> Winterpause<br />
erweitert. Vor allem<br />
aber wurde das Wasser<br />
mit einer Dampfmaschine<br />
in ein Reservoir<br />
im Turm des<br />
Badegebäudes gepumpt<br />
– aufsehenerregend<br />
in einer Zeit,<br />
in <strong>der</strong> die Bevölkerung<br />
sich das Wasser<br />
vom Brunnen holte.<br />
Das fertiggestellte<br />
Stephanie les Bains<br />
eröffnete am 8. April<br />
1861.<br />
Doch mit Ausbruch<br />
des deutschfranzösischen<br />
Kriegs<br />
war es vorbei mit den<br />
Besuchen <strong>der</strong> vornehmen Pariser Gesellschaft, 1872 zogen<br />
auch die französischen Konzessionäre des Glücksspiels ab,<br />
im Oktober wurde das Stephanie zwangsversteigert. Der<br />
Zuschlag fiel an den Hofklei<strong>der</strong>macher ANTON BRENNER, die<br />
französische Bezeichnung des Hauses blieb – weil auch die<br />
Konversationssprache im Haus das Französische blieb, obwohl<br />
nun russische und baltische Adlige die Gästeliste anführten.<br />
Vom Sanatorium zum<br />
Park-Hotel<br />
Die Pläne für ein Sanatorium Stephanie, das Bettenangebot<br />
auf 400 zu erhöhen, wurden vom Ersten Weltkrieg zunichte<br />
gemacht. Aus dem Sanatorium Stephanie wurde <strong>der</strong> „Neue<br />
Kurhof“, ab 1920 – nach dem Einbau einer Heizungsanlage<br />
– war er als Hotel, später Park-Hotel, ganzjährig geöffnet,<br />
das „Stephanie“ hingegen nur in <strong>der</strong> Saison.<br />
Rase<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />
581
Varia<br />
Das Aktienkapitel, das seit 1922 zwischen den Familien<br />
BRENNER und dem Industriellen PAUL OETKER verteilt war,<br />
wuchs; bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs präsentierte<br />
sich <strong>der</strong> Komplex in bestem Zustand, 1941 erwarb die<br />
Familie OETKER die Aktienmehrheit.<br />
Das Hotel Stephanie blieb während des Kriegs geschlossen,<br />
im Park-Hotel wurden französische, amerikanische und<br />
Schweizer Diplomaten interniert, 1945 wurde <strong>der</strong> gesamte<br />
Besitz vom französischen Militär beschlagnahmt. Am 1. Juli<br />
1950 konnte das Park-Hotel seine Pforten wie<strong>der</strong> öffnen, die<br />
Pläne zur Wie<strong>der</strong>inbetriebnahme des Stephanie wurden<br />
1960 aufgegeben. Die Bä<strong>der</strong>- und Kurverwaltung kaufte einen<br />
großen Teil des Grundstücks und die Hauptgebäude des<br />
Hotels, <strong>der</strong>en Bausubstanz nach Einschätzung <strong>der</strong><br />
Verantwortlichen keine Sanierung zuließ. Mit Ausnahme des<br />
Flügels aus dem Jahr 1900 wurden alle Gebäudeteile abgerissen.<br />
Brenner’s Park-Hotel hingegen investierte weiter.<br />
Ariadne<br />
Software<br />
Am 22.1.1977 wurde in den Villen Stephanie und Augusta<br />
die „Schwarzwaldklinik Villa Stephanie“, heute „Stephanie<br />
les Bains“ als Privatklinik für innere Krankheiten neu eröffnet.<br />
Das Therapiekonzept:<br />
Hilfe zur Selbsthilfe<br />
Schwerpunkt <strong>der</strong> Privatklinik Stephanie les Bains sind<br />
Diagnose und Therapie aller akuter und chronischer internistischer<br />
Erkrankungen. Ziel <strong>der</strong> Arbeit ist es, den Patienten<br />
gemäß dem ganzheitlichen Prinzip zu seinem körperlichseelischgeistigen<br />
Gleichgewicht zurückzuführen. Die ärztliche<br />
Betreuung obliegt seit 1999 Chefarzt Dr. med. JÜRGEN<br />
HETTLER, Facharzt für Innere Medizin, Psychotherapie,<br />
Umweltmedizin und Naturheilverfahren, sowie Dr. med.<br />
FERNANDE SCHULTE WEYRICH, Fachärztin für Innere<br />
Medizin, Physikalische und Rehabilitative Medizin, Rheumatologie<br />
und Naturheilverfahren.<br />
Die Indikationen sind vorwiegend Erkrankungen des<br />
Herz-Kreislauf-Systems, <strong>der</strong> Atemwege und <strong>der</strong> Bauchorgane,<br />
Stoffwechsel-, hormonelle und psychosomatische<br />
Störungen, degenerative und entzündliche Erkrankungen sowie<br />
Stressreaktionen. Zur Diagnostik steht eine hochwertige<br />
technische Einrichtung zur Verfügung. Bei Therapie und<br />
Vorsorgeprogrammen kommen neben Behandlungen aus <strong>der</strong><br />
Schulmedizin entsprechend <strong>der</strong> Indikation naturheilkundliche<br />
Verfahren unter ärztlicher Leitung zur Anwendung.<br />
Hierzu zählen u.a. Akupunktur, Neuraltherapie, Colon-<br />
Hydrotherapie, Ozon-Sauerstoff Therapien, Phytotherapie,<br />
Homöpathie, ausleitende Verfahren, Entgiftungs- und<br />
Entschlackungsprogramme, Psychotherapie, umweltmedizinische<br />
Beratungen, Rehabilitation, individuelle Diätberatung<br />
und Kostzusammenstellung. Zur Stützung des Abwehrsystems<br />
werden u.a. die Matrix-Therapie, Thymus- und<br />
Milztherapie, die orthomolekulare Therapie mit Gabe körpereigener<br />
Substanzen, die Ozon-Sauerstoff Therapien, die<br />
Enzymtherapie o<strong>der</strong> die Serumtherapie eingesetzt. MW<br />
Jamava<br />
582<br />
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)
Impressum / Hinweise für die Autoren<br />
Verlag:<br />
Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH<br />
Postfach 1151/1152, D-29501 Uelzen<br />
Tel. 0581 / 808 -150 (Verlagsleitung); Fax 0581 / 808-158<br />
E-Mail: ML.Verlag.Uelzen@t-online.de; http://www.MLVerlag.de<br />
Buch- u. Abo-Service/Buchhaltung 808-151, E-Mail: b.burandt@mlverlag.de;<br />
Anzeigen/Buchhaltung 808-152, E-Mail: m.zipser-jess@mlverlag.de;<br />
Lektorat/Rezensionen 808-154, E-Mail: s.cdb@mlverlag.de;<br />
Druck:<br />
Druckerei Buchheister KG, Postfach 1204, 21302 Lüneburg<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> Ärzte für Naturheilverfahren e.V. Sitz Stuttgart<br />
Geschäftsstelle: Am Promenadenplatz 1, 72250 Freudenstadt<br />
Tel. 07441 / 91 858 0, Fax 07441 / 91 858 22<br />
Chefredaktion:<br />
Dipl.-Biologe Jens Meyer-Wegener, Landsberger Str. 495, 81241 München<br />
Tel.: 089 / 83 96 42 25, Fax: 089 / 83 96 42 55,<br />
E-Mail: meyer-wegener@t-online.de.<br />
Redaktion:<br />
Dr. rer. nat. Claudia Schöllmann, Rainer H. Bubenzer<br />
Dr. med. H. P. Legal, Auslandskorrespondent, Kongressberichterstatter<br />
Grafische Gestaltung:<br />
daedalus design Stefan Oestreich, Manzingerweg 8, 81241 München<br />
Schriftleitung:<br />
Prof. Dr. med. Martin Hörning, Arminiusstr. 9, 32839 Steinheim<br />
Tel.: 05233 / 956 131, Fax: 05233 / 956 112,<br />
E-Mail: Martin.Hoerning@t-online.de.<br />
Dr. med. Antonius Pollmann, Schafsbecken 7, 29320 Hermannsburg<br />
Tel.: 05052 / 97 57 67, Fax: 05052 / 97 57 69<br />
Wissenschaftlicher Beirat:<br />
Dr. med. K. Ch. Schimmel, Batzerstr. 11, 81375 München<br />
(Vorsitzen<strong>der</strong> des Wissenschaftlichen Beirats)<br />
Dr. med. W. Schmitz-Harbauer, Bismarckstr. 114, 47799 Krefeld<br />
(Mo<strong>der</strong>ne Naturheilverfahren)<br />
Dr. med. M. Adler, Rathausstraße 2, 57078 Siegen-Geisweid<br />
(Weiterbildung Naturheilverfahren)<br />
Dr. med. M. Thyson, Kaiserlauterner Str. 16, 67098 Bad Dürkheim<br />
(Internationale Medizinische Gesellschaft für Elektroakupunktur nach Voll e.V.)<br />
Dr. med. H. Huneke, Erwin-v.-Witzleben-Straße 17, 40474 Düsseldorf-Nord<br />
(Internationale Medizinische Gesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke –<br />
Regulationstherapie e.V.)<br />
Dr. med. R. H. Croon, Auf <strong>der</strong> Steinkaut 48-50, 61352 Bad Homburg<br />
(Deutsche Gesellschaft für Elektroneuraldiagnostik und -therapie<br />
nach Croon e.V.)<br />
Dr. med. Franz-Anselm Graf von Ingelheim, Bischof-Blum-Platz 10<br />
65366 Geisenheim<br />
(Internationale Gesellschaft für Homotoxikologie und antihomotoxische<br />
Therapie e.V.)<br />
Dr. med. R. Stange, Krankenhaus Moabit, Turmstr. 21, 10559 Berlin<br />
(Ärztegesellschaft für Naturheilverfahren (Physiotherapie), Berlin-<br />
Brandenburg e.V.)<br />
Dr. med. K. Buxbaum, Am Lachgraben 22, 63303 Dreieich<br />
(Internationale Ärztegesellschaft für Sauerstofftherapie und Forschung e.V.)<br />
Prof. Dr. med. R. Berz, Einöde 2, 88416 Bellamont<br />
(Deutsche Gesellschaft für Thermographie e.V.)<br />
Dr. med. J. Beck, Wer<strong>der</strong>str. 80A, 74899 Sinsheim<br />
(Internationale Ärztliche Arbeitsgemeinschaft für Ultraviolettbestrahlung des<br />
Blutes HOT und UVB e.V.)<br />
Dr. med. G. Dandekar, Schabhalde 9, 88142 Wasserburg<br />
(Ayoga-International e.V.)<br />
Prof. Dr. H. Schilcher, Alfred-Naumann-Anger 17, 81737 München<br />
(Phytotherapie)<br />
Originalien und Mitteilung:<br />
Zuschriften mit Originalien (wissenschaftlichen Beiträgen). Referate, redaktionelle<br />
Nachrichten und Verbandsangelegenheiten werden an das Redaktionssekretariat<br />
<strong>der</strong> Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren erbeten.<br />
(Anschrift siehe oben)<br />
Die Schriftleitung behält sich den Zeitpunkt <strong>der</strong> Veröffentlichung vor. Grundsätzlich<br />
werden nur Erstveröffentlichungen angenommen. Grundsätzlich werden<br />
nur solche Arbeiten angenommen, die vorher we<strong>der</strong> im Inland noch im<br />
Ausland veröffentlicht worden sind. Die Manuskripte dürfen auch nicht<br />
gleichzeitig an<strong>der</strong>en Blättern zum Abdruck angeboten werden. – Mit <strong>der</strong> Annahme<br />
des Manuskriptes erwirbt <strong>der</strong> Verlag für die Dauer <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Schutzfrist die ausschließliche Befugnis zur Wahrnehmung <strong>der</strong> Verwertungsrechte<br />
im Sinne des § 15 f. des Urheberrechtsgesetzes. – Übersetzung,<br />
Nachdruck – auch von Abbildungen –, Vervielfältigungen auf fotomechanischem<br />
o<strong>der</strong> ähnlichem Wege o<strong>der</strong> in Magnetton-Verfahren, Vortrag, Funkund<br />
Fernsehsendungen sowie Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen –<br />
auch auszugsweise – sind nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlages gestattet.<br />
– Für den persönlichen Gebrauch dürfen von Beiträgen o<strong>der</strong> Teilen<br />
von diesen einzelne Kopien hergestellt werden.<br />
Wichtige Hinweise für Autoren:<br />
– Jede Arbeit soll eine Zusammenfassung enthalten, die beim Abdruck dem.<br />
Text vorgeschaltet wird. Diese wäre von Ihnen selbst zu verfassen. Sie<br />
sollte aber 15 Druckzeilen nicht überschreiten.<br />
– Die Arbeit sollte von den Charakteristika des mündlichen Vortrages befreit<br />
und noch vom Autor so bearbeitet werden, dass sie druckreif vorliegt<br />
(wenn möglich auf Diskette).<br />
– In <strong>der</strong> Regel gilt als maximale Länge für jede Arbeit 3-4 Schreibmaschinenseiten<br />
(1-zeilig, 70 Anschläge pro Zeile).<br />
– Pro Arbeit sollten max. 5 Abbildungen zur Publikation vorgelegt werden.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Verantwortung übernommen,<br />
Rücksendung erfolgt nur, wenn Rückporto beigefügt ist. Editorials<br />
drücken die persönliche Meinung des Autors, jedoch nicht unbedingt die von<br />
Herausgeber o<strong>der</strong> Schriftleitung aus.<br />
Alle Manuskripte werden von <strong>der</strong> Schriftleitung nach medizinisch-wissenschaftlichen<br />
und vom Lektor des Verlages nach stilistisch-sprachlichen Gesichtspunkten<br />
redigiert. Die Nennung von Markenbzeichnungen lässt keinerlei<br />
Rückschlüsse zu, ob es sich um geschützte Zeichen handelt.<br />
Bei Leserzuschriften behalten wir uns die Veröffentlichung o<strong>der</strong> Kürzung aus<br />
redaktionellen Gründen vor.<br />
Son<strong>der</strong>drucke:<br />
Von Originalbeiträgen erhalten die Verfasser auf Verlangen 10 Hefte kostenlos.<br />
Dies muss jedoch mit den Einreichen des Manuskriptes ausdrücklich<br />
vermerkt werden. Wird eine höhere Stückzahl gewünscht, so erfolgt für diese<br />
eine Berechnung.<br />
Nachdruck:<br />
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdruckes, <strong>der</strong> fotomechanischen<br />
Wie<strong>der</strong>gabe und <strong>der</strong> Übersetzung bleiben dem Verband nach Maßgabe<br />
<strong>der</strong> gesetzlichen Bestimmungen vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise,<br />
ist nur mit genauer Quellenangabe gestattet und bedarf bei<br />
Originalbeiträgen <strong>der</strong> schriftlichen Genehmigung des Verbandes.<br />
Anzeigenpreisliste:<br />
Ab 1.1.2000 gilt die Liste Nr. 37.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand Uelzen.<br />
Erscheinungsweise: monatlich<br />
Bezugsbedingungen:<br />
Der Bezugspreis beträgt jährlich 98,- DM einschl. UST. Studentenpreis 73,50<br />
DM. Preise jeweils zuzüglich Versandkosten. Einzelhefte werden zum Preis<br />
von je 12,- DM abgegeben. Abonnementsgebühren sind nach Rechnungserhalt<br />
fällig o<strong>der</strong> zahlbar netto Kasse.<br />
Im Falle höherer Gewalt o<strong>der</strong> bei Störungen des Arbeitsfriedens besteht kein<br />
Anspruch auf Kürzung bzw. Rückzahlung des Bezugsgeldes.<br />
Die Kündigung des Jahresabonnements kann nur schriftlich mit einer Frist<br />
von 6 Wochen zum Jahresende beim Verlag erfolgen; nach diesem Termin<br />
eingehende Abbestellungen werden für das nächste Jahr vorgemerkt.<br />
Für die Bearbeitung aller Zuschriften bitte die Lesernummer angeben.<br />
Haftung:<br />
Sämtliche Angaben in diesem Heft sind nach bestem wissenschaftlichen Können<br />
<strong>der</strong> einzelnen Autoren gemacht. Eine Gewähr wird für diese Beiträge<br />
nicht übernommen. Im Einzelfall bleibt es dem Leser überlassen, diese Aussagen<br />
einer eigenen Prüfung zu unterziehen. Die Arzneimittel- und Gerätehersteller<br />
haften selbst für ihre in den Anzeigen gemachten Angaben. Ebenfalls<br />
übernimmt <strong>der</strong> Verlag keine Haftung für Schäden, die durch fehlerhafte<br />
o<strong>der</strong> unterbliebene Ausführungen im Text o<strong>der</strong> in den Anzeigen entstehen.<br />
Zahlungen:<br />
Postbank Hamburg, Kto.-Nr. 2 392 16-201 BLZ 200 100 20<br />
Sparkasse Uelzen, Kto.-Nr. 5 405, BLZ 258 501 10<br />
Gerichtsstand Uelzen.