18.01.2015 Aufrufe

Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...

Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...

Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

EDITORIAL<br />

Dipl.-Biol. Jens Meyer-<br />

Wegener<br />

Netzwerke –<br />

ein Geheimnis <strong>der</strong> Natur<br />

Handys sind kleine Computer, Fernseher<br />

sich auch kleine Computer und selbst die<br />

mo<strong>der</strong>ne Waschmaschine kann schon „denken<br />

wie ein Computer.“ In fast alle Bereichen<br />

des täglichen Lebens ist die mo<strong>der</strong>ne<br />

Computerelektronik vorgedrungen: Haushalt,<br />

Büro, Kommunikation sowieso. Und<br />

das Ende <strong>der</strong> Digitalisierung ist noch längst<br />

nicht abzusehen. Roboter, die die Küche sauber<br />

machen – gibt es schon, Roboter, die den<br />

Rasen abfressen/mähen (wie Kühe) – sind<br />

<strong>der</strong>zeit in Arbeit. Alles scheint möglich –<br />

wirklich alles<br />

Trotz intensivster Bemühungen ist es den<br />

Wissenschaftlern bislang noch nicht gelungen,<br />

dem Computer das kreative, das typisch<br />

menschliche Denken beizubringen. Computer<br />

können zwar ungeheuer schnell rechnen<br />

und enorme Mengen an Daten speichern,<br />

aber wenn es darum geht, ein Gesicht eines<br />

Menschen nach einigen Jahren, wenn die<br />

Haare grau und die Haut runzlig geworden<br />

ist, wie<strong>der</strong>zuerkennen, o<strong>der</strong> eine völlig neue<br />

Melodie zu komponieren, o<strong>der</strong> über sich<br />

selbst nachzudenken – dann ist er mit seinem<br />

Latein am Ende.<br />

Das menschliche Gehirn arbeitet eben<br />

ganz an<strong>der</strong>s als ein Computer – ganzheitlicher,<br />

„vielschichtiger“ o<strong>der</strong> besser gesagt<br />

vernetzter. Milliarden von Nervenzellen,<br />

Neuronen, sind im menschlichen Gehirn auf<br />

eine einzigartige und höchst komplexe Art<br />

und Weise miteinan<strong>der</strong> verschaltet. Jedes<br />

Neuron ist mit etwa 10.000 an<strong>der</strong>en Nervenzellen<br />

verbunden. Über Synapsen werden die<br />

Signale von Zelle zu Zelle weitergeleitet und<br />

– je nach Impulsstärke – moduliert. Und dieses<br />

Netzwerk aus Neuronen birgt das Geheimnis<br />

des Gehirns.<br />

Mehr noch: heute geht man davon aus,<br />

dass Netzwerke allgemein ein eigenes Naturprinzip<br />

darstellen, ein Prinzip, das sich über<br />

Jahrmillionen insbeson<strong>der</strong>e bei dynamischen<br />

und regulatorischen Prozessen bewährt hat.<br />

Entsprechende Hypothesen, Denkmodelle<br />

und Untersuchungen gibt es schon längst,<br />

nur dass sie noch nicht in allen Bereichen <strong>der</strong><br />

Wissenschaft (und Medizin) Eingang gefunden<br />

haben. Die Eigenschaften und Wirkungen<br />

homöopathischer Hochpotenzen beispielsweise,<br />

könnten mit Hilfe von Netzwerken,<br />

komplexen Strukturen mit einem<br />

„molekularen Gedächtnis“ in dem jeweiligen<br />

Lösungsmittel bzw. <strong>der</strong> Trägersubstanz, erklärt<br />

werden.<br />

Eine an<strong>der</strong>e nicht min<strong>der</strong> interessante<br />

Hypothese zum Wirkmechanismus von<br />

Homöopathika wird in <strong>der</strong> Arbeit von H.<br />

Heine, auf S. 542 vorgestellt und diskutiert.<br />

Einige Homöopathika entfalten nach<br />

Aussage von Heine eine antivirale und immunstimulierende<br />

Wirkung, indem sie in die<br />

„Sprache <strong>der</strong> Zytokine“ eingreifen.<br />

Die Diskussion um den/die Wirkmechanismus/men<br />

homöopathischer Arzneimittel<br />

ist vermutlich noch lange nicht abgeschlossen.<br />

Gleichwohl werden die einzelnen o<strong>der</strong><br />

kombinierten Wirkstoffe in <strong>der</strong> Praxis immer<br />

wie<strong>der</strong> mit Erfolg eingesetzt. Wie in <strong>der</strong><br />

Arbeit von M. M. Hadulla (auf S. 548) am<br />

Arzneimittelbild von Calcarea Carbonica,<br />

<strong>der</strong> Austernschale, auf sehr anschauliche und<br />

praxisnahe Art und Weise gezeigt wird, ist<br />

die Homöopathie eben ein Musterbeispiel<br />

für eine individuelle und ganzheitliche<br />

Therapie, bei <strong>der</strong> nicht die Erkrankung bzw.<br />

das erkrankte Organ, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Patient,<br />

sein augenblickliches Befinden und sein<br />

ganzes Wesen im Vor<strong>der</strong>grund stehen.<br />

Von <strong>der</strong> Grundlagenforschung über die<br />

klinische Forschung bis hin zur praktische<br />

Erfahrung – nicht nur in unserer Zeitschrift,<br />

auch/und erst recht auf dem Herbstkongress<br />

in Freudenstadt werden zu allen wichtigen<br />

Themenkomplexen aus <strong>der</strong> Naturheilkunde<br />

Kurse, Seminare und Vorträge angeboten.<br />

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!<br />

Ihr<br />

J. Meyer-Wegener<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

527


Inhalt<br />

534<br />

Rationale Phytotherapie<br />

Seit einigen Jahren ist die so genannte Rationale<br />

Phytotherapie in den Mittelpunkt <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Diskussion gerückt. Gleichzeitig nimmt aber<br />

auch das Interesse an nichteuropäischen Phytopharmaka<br />

und an pflanzlichen Arzneimitteln, die man<br />

in <strong>der</strong> Regel als nicht-rationale Phytopharmaka bezeichnet,<br />

seitens <strong>der</strong> Patienten zu. Mehr zu diesen<br />

aktuellen Themen lesen Sie in dem Interview mit Prof.<br />

H. Schilcher, Vorstandsmitglied des ZÄN, auf den<br />

Seiten 534-535.<br />

536<br />

Hypnose in <strong>der</strong> Praxis<br />

Die Hypnose erlebt <strong>der</strong>zeit eine Renaissance.<br />

Gestützt auf neue wissenschaftliche Untersuchungen<br />

und Methoden hat sich die Hypnose in den letzten<br />

Jahren aus dem Dunstkreis <strong>der</strong> Manipulation und<br />

Zauberei befreit und einen eigenen und wichtigen<br />

Platz in <strong>der</strong> Regulationsmedizin gefunden. Einen umfassenden<br />

Überblick über die Grundlagen und die<br />

Anwendungsmöglichkeiten dieser alten und zugleich<br />

neuen, mo<strong>der</strong>nen Behandlungsmethode finden Sie in<br />

<strong>der</strong> Arbeit von D. P. Loebel auf Seite 536.<br />

Praxis<br />

Fischöl beugt Frühgeburten vor 532<br />

Bei atopischen Erkrankungen im Kindesalter auf<br />

Naturheilverfahren setzen 533<br />

Interview mit Prof. Schilcher:<br />

Was bedeutet Rationale Phytotherapie 534<br />

Originalarbeiten<br />

STUDIEN<br />

D. P. Loebel: Hypnose – wesentliche Aspekte einer<br />

natürlichen Behandlungsmethode 536<br />

H. Heine: Nicht-zytotoxischer, antiviraler Wirkmechanismus<br />

eines Komplexhomöopathikums 542<br />

M. M. Hadulla, O. Richter: Calcarea Carbonica:<br />

langsam, träge und gehaltvoll 548<br />

J. Heines: Konstitution und thermografisches<br />

Bild 559<br />

Aus dem ZÄN<br />

Neue Strukturen im ZÄN 563<br />

Autologe Therapieverfahren,<br />

hier Eigenblutbehandlungen 565<br />

528<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Inhalt<br />

Serie<br />

ERNÄHRUNGSTHERAPIE<br />

Ernährung bei Prämenstruellem Syndrom 570<br />

Kongressberichte<br />

Immunsystem reagiert sensibel auf übertriebenen<br />

Sport 572<br />

Mistel – auf dem Weg zur rationalen<br />

Phytotherapie 573<br />

Interview mit Prof. Nagel:<br />

Mistelextrakt verbessert Lebensqualität 574<br />

542<br />

Wirkmechanismus eines<br />

Komplexhomöopathikums<br />

Die Homöopathie findet große Anerkennung in weiten<br />

Kreisen <strong>der</strong> Bevölkerung. Doch <strong>der</strong> Wirkmechanismus<br />

<strong>der</strong> homöopathischen Arzneimittel liegt vielfach<br />

noch ganz im Dunkeln. In <strong>der</strong> Arbeit von Prof. H.<br />

Heine wird eine plausible Hypothese zum Wirkmechanismus<br />

eines homöopathischen Komplexmittels vorgestellt<br />

und diskutiert. Es darf mit Spannung auf weitere<br />

Ergebnisse aus <strong>der</strong> Grundlagenforschung gewartet<br />

werden.<br />

Varia<br />

NEUE SERIE Internet-News 578<br />

Vom Stephanienbad zur Privatklinik<br />

Stephanie les Bains 581<br />

KLEINANZEIGEN 569<br />

BUCHBESPRECHUNGEN 580<br />

IMPRESSUM 583<br />

548<br />

Calcarea Carbonica<br />

Woran denken Sie, wenn Sie von Austern hören Ans<br />

Essen Vermutlich! Aber auch in <strong>der</strong> Homöopathie hat<br />

die Auster, genauer gesagt ihre Schale, eine festen<br />

Platz gefunden. Zerriebene Austernschale, Calcarea<br />

Carbonica, ist ein sehr altes homöopathisches Medikament,<br />

mit einer tiefen, weit tragenden Wirkung. In<br />

<strong>der</strong> Arbeit von M. M. Hadulla wird das Arzneimittelbild<br />

von Calcarea Carbonica auf sehr anschauliche Weise<br />

dargestellt und zu charakteristischen Werken und Personen<br />

aus Kunst und Kultur in Verbindung gebracht.<br />

Der ZÄN vertritt die Methoden <strong>der</strong> Naturheilverfahren und die<br />

Verfahren seiner angeschlossenen Gesellschaften. In <strong>der</strong> Ärztezeitschrift<br />

für Naturheilverfahren stellt er darüber hinaus neue Verfahren<br />

vor bzw. Anschauungen und Meinungen zur Diskussion.<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

529


LESERSERVICE<br />

An die<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren<br />

Dipl.-Biol. Jens Meyer-Wegener<br />

Landsberger Straße 495<br />

81241 München<br />

Meine Frage lautet:<br />

Fax:<br />

089<br />

83964255<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Liebe Leserinnen und Leser!<br />

Ein Arzneimittel kann nur dann wirken,<br />

wenn es vom Patienten auch eingenommen<br />

wird. Das gilt im übertragenen<br />

Sinne auch für eine Zeitschrift:<br />

Eine Zeitschrift kann nur dann ihren<br />

Zweck erfüllen, wenn sie gelesen<br />

wird. Aber ob die Zeitschrift gelesen<br />

wird beziehungsweise wie sie gelesen<br />

wird, erfahren wir nur durch ein entsprechendes<br />

„Feed-back“.<br />

Mit an<strong>der</strong>en Worten: Wir freuen<br />

uns über jeden Leserbrief! Bitte<br />

schreiben Sie uns, was Ihnen an <strong>der</strong><br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren<br />

gefällt, und natürlich auch, was<br />

Ihnen nicht gefällt. Machen Sie Vorschläge<br />

zu Themen, die Sie interessieren.<br />

Schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen.<br />

Zudem möchten wir Ihnen einen<br />

neuen Service anbieten:<br />

Sollten Sie Fragen zu naturheilkundlichen<br />

Themen haben, bitte<br />

schreiben Sie uns (Seite heraustrennen,<br />

beschreiben, faxen!). Wir werden<br />

Ihre Frage an einen Experten <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Fachrichtung beziehungsweise<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Naturheilmethode<br />

weiterleiten und Ihnen umgehend<br />

eine Antwort zusenden.<br />

Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!<br />

Ihre Redaktion <strong>der</strong> Ärztezeitschrift<br />

für Naturheilverfahren.<br />

Absen<strong>der</strong>:<br />

––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Name<br />

––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Straße<br />

––––––––––––––––––––––––––––––<br />

PLZ/Ort<br />

Praxisstempel<br />

530<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Leserbriefe<br />

Dr. med. K.-H. Gerhardt, Karlsruhe<br />

Leserbrief zum Editorial<br />

„Fusions-Ent-täuschung“<br />

von Dr. Pollmann in Heft 5/2000<br />

Der Leitartikel soll die Leser von Täuschung freimachen. Das erweckt<br />

den Verdacht, dass die geführten Fusionsverhandlungen<br />

zwischen dem ZÄN und <strong>der</strong> EHK von vornherein unter dem Verdacht<br />

<strong>der</strong> Täuschung standen. Dem ist aber keineswegs so. Die<br />

ehrliche Absicht war auf beiden Seiten vorhanden. Tatsächlich erwies<br />

sich die vertragliche Bindung <strong>der</strong> EHK an den Thieme-<br />

Verlag als ein Hin<strong>der</strong>nis, das nicht in absehbarer Zeit überwunden<br />

werden konnte. Deshalb wurden die Fusionspläne zunächst ausgesetzt,<br />

aber keineswegs storniert, wie <strong>der</strong> Artikel vermuten lässt.<br />

Es ist bedauerlich, dass ein inzwischen ausgeschiedenes Mitglied<br />

des EHK-Vorstandes sich in <strong>der</strong> zitierten Form geäußert hat. Dies<br />

war nie die Auffassung <strong>der</strong> übrigen Vorstandsmitglie<strong>der</strong>. Ähnlich<br />

unerfreuliche Äußerungen eines Mitgliedes des ZÄN-Vorstandes<br />

haben wir nie öffentlich hochgespielt.<br />

Die EHK hat nicht die berufs-, son<strong>der</strong>n die standespolitische Vertretung<br />

an die Hufelandgesellschaft delegiert. Dieser Dachverband<br />

von Verbänden <strong>der</strong> biologischen Medizin wurde gegründet, da die<br />

Politiker wünschten, dass die ärztlichen Vertreter <strong>der</strong> Regulationsmedizin<br />

mit einer Stimme sprächen. Dadurch wurde die politische<br />

Durchschlagskraft erheblich gesteigert. Die Erfolge <strong>der</strong> Hufelandgesellschaft<br />

kamen auch dem ZÄN zugute.<br />

Der Freudenstädter Herbstkongress war <strong>der</strong> EHK kein „Dorn im<br />

Auge“. Wir gaben nur zu bedenken, ob es bei <strong>der</strong> allgemein zunehmenden<br />

Kongressmüdigkeit nicht sinnvoller sei, einen großen<br />

Frühjahrskongress in Freudenstadt und einen großen Herbstkongress<br />

in Baden-Baden abzuhalten, die dann massiv von beiden<br />

Seiten beworben werden könnten.<br />

Auch wir sind für eine weitere enge fachliche und politische Zusammenarbeit,<br />

die aber nur in einem guten menschlichen Klima<br />

gedeihen kann. Das sollen diese Zeilen för<strong>der</strong>n.<br />

Kommentar zum Leserbrief von<br />

Herrn Dr. Gebhardt<br />

Ich möchte doch den Leserbrief von Herrn Dr. Gebhardt nicht<br />

ganz unkommentiert stehen lassen. Keinesfalls wollte ich mit dem<br />

Wort Ent-täuschung irgendeiner Seite böse Täuschungsabsichten<br />

unterstellen. Aber das Wort beinhaltet auch Desillusionierung und<br />

Ernüchterung, dass Erwartungen sich nicht bestätigt und erfüllt<br />

haben.<br />

Die Enttäuschung wurde offenbar, als uns nach einjährigen<br />

Fusionsverhandlungen – und auch das erst nach langem, zähem<br />

und beharrlichem Drängen durch mich – endlich <strong>der</strong> Vertrag zwischen<br />

EHK und Verlag zur Einsicht vorgelegt wurde (Dr. jur.<br />

Stebner, neutraler Berater bei<strong>der</strong> Verbände, war angehalten worden,<br />

diesen nicht an uns weiter zu geben).<br />

Nach Beratung durch einen unabhängigen Rechtsanwalt wurde<br />

uns nachdrücklich von einer Fusion abgeraten, da dieser Vertrag<br />

nur aus wichtigem Grund (also praktisch unkündbar) kündbar ist<br />

und uns so unverhältnismäßig eng an den Haug-Thieme Verlag gekettet<br />

hätte. Dies hätte erhebliche wirtschaftliche Nachteile für den<br />

ZÄN bedeutet, ganz zu schweigen vom Verlust <strong>der</strong> Unabhängigkeit<br />

und Eigenständigkeit als ärztlicher Verband. Daran hat<br />

sich unseres Wissens bis heute nichts geän<strong>der</strong>t; deshalb hat <strong>der</strong><br />

ZÄN-Vorstand den Beschluss gefasst, die Fusion nicht weiter zu<br />

verfolgen und an<strong>der</strong>e Wege für eine konstruktive Kooperation mit<br />

<strong>der</strong> EHK zu finden; denn dies liegt im Interesse <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> bei<strong>der</strong><br />

Verbände und im Interesse <strong>der</strong> gemeinsamen Sache. Die<br />

Fusion ist nicht die geeignete Rechtsform für die Zusammenarbeit.<br />

Noch einmal zum Herbstkongress: dieser war zumindest Herrn Dr.<br />

Fischer schon seit langem „ein Dorn im Auge“, er hat immer wie<strong>der</strong><br />

gefor<strong>der</strong>t und mehrfach auf <strong>der</strong> Medizinischen Woche und sogar<br />

in einem Editorial verkündet, dass <strong>der</strong> Freudenstädter Herbstkongress<br />

nun ausfallen werde; auch in den Fusionsverhandlungen<br />

wurde <strong>der</strong> Herbstkongress mehrfach thematisiert, was vor allem<br />

bei mir Aufmerksamkeit und Vorsicht weckte. Es ist sicher richtig,<br />

dass nicht alle Vorstandsmitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> EHK so gedacht haben –<br />

aber wer hätte sich durchgesetzt, zumal die Interessenlage klar<br />

nachvollziehbar ist<br />

Was ich noch einmal richtigstellen möchte, sind meine Äußerungen<br />

zur Hufelandgesellschaft. Wir schätzen die Zusammenarbeit<br />

mit <strong>der</strong> Hufelandgesellschaft; aus unserer Sicht steht einer weiteren<br />

Zusammenarbeit nichts im Wege. Hufelandgesellschaft und<br />

ZÄN waren schon zusammen beim Bundesministerium für<br />

Gesundheit vorstellig und haben dort gut kooperiert. Trotzdem<br />

wollten wir in den Fusionsverhandlungen nicht, wie von Herrn Dr.<br />

Fischer gewünscht, akzeptieren, dass <strong>der</strong> neue Verband die politischen<br />

Aktivitäten gänzlich <strong>der</strong> Hufelandgesellschaft überlassen<br />

soll. Herr Dr. Gebhardt in Personalunion als 1. Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

EHK und 1. Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hufelandgesellschaft mag seine politischen<br />

Aktivitäten sicherlich im Sinne bei<strong>der</strong> Verbände führen<br />

(und er führt sie gut), aber dennoch ist es die Hufelandgesellschaft,<br />

die offiziell auftritt. Nicht nur von Seiten des ZÄN, auch aus den<br />

Reihen <strong>der</strong> EHK wurde schon kritisiert, dass die EHK die politischen<br />

Aktivitäten <strong>der</strong> Hufelandgesellschaft überlässt.<br />

Dr. Antonius Pollmann<br />

1. Vorsitzen<strong>der</strong> des ZÄN<br />

NAM-1<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

531


Praxis<br />

Fischöl beugt Frühgeburten vor<br />

Klinische Studie zum Einsatz von Omega-3-Fettsäuren bei<br />

Risikoschwangerschaften<br />

Die dänische Forschungsgemeinschaft<br />

Fish Oil Trials In Pregnancy<br />

(FOTIP) veröffentlichte im<br />

März 2000 im British Journal of<br />

Obstetrics and Gynaecology die Ergebnisse<br />

einer Multicenter-Studie bezüglich<br />

<strong>der</strong> Wirkung von Omega-3-<br />

Fettsäuren (z.B. Ameu ® ) auf den Verlauf<br />

von Risikoschwangerschaften.<br />

Bei Schwangeren, die zuvor eine<br />

Frühgeburt erlitten hatten, konnte eine<br />

signifikante Reduktion dieses Risikos<br />

durch eine prophylaktische Nahrungsergänzung<br />

mit 2,7 Gramm Fischöl pro<br />

Tag erreicht werden.<br />

Positive Wirkung <strong>der</strong> Omega-<br />

3-Fettsäuren ist etabliert<br />

Bereits 1975 postulierten DYERBERG<br />

et al. und BANG et al., dass <strong>der</strong> Konsum<br />

langkettiger Omega-3-Fettsäuren,<br />

die hauptsächlich bei Meerestieren<br />

vorkommen, für die geringe Inzidenz<br />

kardiovaskulärer Erkrankungen<br />

bei den grönländischen Eskimos verantwortlich<br />

ist. Es folgte eine extensive<br />

Erforschung des Effektes von<br />

Fischöl auf die menschliche Gesundheit<br />

und Physiologie. Gut etabliert ist<br />

<strong>der</strong>zeit die Beobachtung, dass die<br />

Fettsäuren den Triglyzeridspiegel im<br />

Plasma senken und in <strong>der</strong> Entwicklung<br />

des Nervensystems eine entscheidende<br />

Rolle spielen. Epidemiologische<br />

Studien auf den Faröer Inseln<br />

wiesen zudem auf eine positive<br />

Beeinflussung des Schwangerschaftsverlaufes<br />

hin.<br />

Multicenter-Studie umfasst<br />

1619 Schwangere<br />

In <strong>der</strong> FOTIP-Studie wurde nun <strong>der</strong><br />

Einfluss von Fischöl im Vergleich zu<br />

Olivenöl auf den Verlauf von Risikoschwangerschaften<br />

in neunzehn Kliniken<br />

Europas untersucht. Frauen, die in<br />

<strong>der</strong> vorherigen Schwangerschaft<br />

Komplikationen wie Frühgeburt<br />

(n=232), intrauterine Wachstumsretardierung<br />

(n=280), Schwangerschaftsinduzierte<br />

Hypertonie (n=386) o<strong>der</strong><br />

Zwillingsgeburten (n=579) erlitten<br />

hatten, wurden in vier prophylaktische<br />

Therapiegruppen eingeteilt. Sie erhielten<br />

ab 20 Wochen vor <strong>der</strong> Entbindung<br />

randomisiert entwe<strong>der</strong> vier Kapseln<br />

Fisch- (= 2,7 Gramm) o<strong>der</strong> Olivenöl<br />

pro Tag. Zwei therapeutische<br />

Gruppen umfassten Patientinnen, die<br />

während <strong>der</strong> aktuellen Schwangerschaft<br />

unter einer drohenden Prä-<br />

Eklampsie (n=79) o<strong>der</strong> einer sonographisch<br />

bestätigten intrauterinen<br />

Wachstumsretardierung (n=63) litten<br />

und neun Kapseln Fisch- (= 6,1<br />

Gramm) respektive Olivenöl pro Tag<br />

ab 33 Wochen vor <strong>der</strong> Entbindung erhielten.<br />

Positive Wirkung <strong>der</strong> Omega-<br />

3-Fettsäuren bestätigt<br />

Die Analyse <strong>der</strong> Verlaufsbeobachtungen<br />

von Patientinnen, die zur Prophylaxe<br />

einer erneuten Frühgeburt Fischöl<br />

eingenommen hatten, ergab, dass in<br />

nur 4,6 Prozent <strong>der</strong> Fälle diese Kom-<br />

plikation eintrat. Dieses Ergebnis<br />

unterschied sich signifikant (p=0,04)<br />

von <strong>der</strong> Vergleichsgruppe, in <strong>der</strong> 13,3<br />

Prozent <strong>der</strong> Schwangeren betroffen<br />

waren. Die durchschnittliche Dauer<br />

<strong>der</strong> Schwangerschaft betrug in <strong>der</strong><br />

Fischöl-Gruppe 269,2 (±19,7) Tage<br />

und in <strong>der</strong> Olivenöl-Gruppe 260,7<br />

(±29,5) Tage, eine Beobachtung, die<br />

ein hohes Signifikanzniveau erreichte<br />

(p=0,01). Ebenfalls auffällig – und<br />

statistisch signifikant (p=0,02) – war<br />

das durchschnittliche Geburtsgewicht,<br />

welches in <strong>der</strong> Fischöl-Gruppe bei<br />

3169 (±674) Gramm lag. Im Gegensatz<br />

dazu betrug das Geburtsgewicht<br />

in <strong>der</strong> Kontrollgruppe nur 2960<br />

(±707,l) Gramm. Derart eindrucksvolle<br />

Ergebnisse ergaben sich für<br />

Zwillings- und akute Risikoschwangerschaften<br />

nicht. Unerwünschte Wirkungen<br />

traten in <strong>der</strong> Fischöl-Gruppe<br />

nicht signifikant häufiger auf als in<br />

<strong>der</strong> Olivenöl-Gruppe. Berichtet wurde<br />

lediglich in 29,2 Prozent <strong>der</strong> Fälle von<br />

vermehrtem Aufstoßen, und 17 Prozent<br />

<strong>der</strong> Probandinnen beklagten einen<br />

unangenehmen Geschmack. Es<br />

konnte außerdem ein gehäuftes Auftreten<br />

von Geburten nach dem errechneten<br />

Termin unter Omega-3-Fettsäuren<br />

beobachtet werden.<br />

Sind Prostacycline und<br />

-glandine für den Effekt<br />

verantwortlich<br />

Eine biologische Betrachtung dieser<br />

Wirkung von Fischöl geht davon aus,<br />

dass die langkettigen Omega-3-Fettsäuren<br />

eine Down-Regulation <strong>der</strong><br />

Prostaglandine E 2 und F 2α und eine<br />

Steigerung <strong>der</strong> Prostacyclin I 2 - und I 3 -<br />

Formation bewirken. Hierdurch wird<br />

eine Relaxierung des Myometriums<br />

erreicht, die in <strong>der</strong> Folge Normalisierung<br />

<strong>der</strong> Schwangerschaftsdauer mit<br />

sich bringt.<br />

Olsen SF et al.: Randomised clinical trials of<br />

fish oil supplementation in high risk pregnancies.<br />

British Journal of Obstetrics and Gynaecology,<br />

März 2000, Vol. 107, 382-396.<br />

532<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Praxis<br />

Bei atopischen Erkrankungen im Kindesalter<br />

auf Naturheilverfahren setzen<br />

Anwendungsbeobachtung belegt Therapieerfolg eines<br />

komplexen, stationären, naturheilkundlichen<br />

Behandlungskonzeptes<br />

Erkrankungen des atopischen Formenkreises<br />

– also Neuro<strong>der</strong>mitis,<br />

Allergien und Asthma bronchiale –<br />

sind die häufigsten chronischen Erkrankungen<br />

im Kindesalter. Tendenz<br />

steigend! Mittlerweile leidet jedes<br />

zehnte Kind an Asthma und jedes<br />

sechste am atopischen Ekzem. Die<br />

Hoffnung, die Erkrankungen würden<br />

sich bis zum Erwachsenenalter von<br />

selbst „auswachsen“, erfüllt sich in<br />

den meisten Fällen nicht. Inzwischen<br />

stehen eine Reihe von etablierten Behandlungsschemata<br />

zur Verfügung,<br />

die sich vor allem dazu eignen, akute<br />

Symptomatiken gut zu beherrschen.<br />

Defizite weisen diese Schemeta aber<br />

im Hinblick auf das langfristige Managements<br />

atopischer Erkrankungen<br />

auf. Gerade dieser langfristigen Effekt<br />

ist bei Kin<strong>der</strong>n jedoch entscheidend –<br />

gilt es doch, eine Verschlimmerung<br />

<strong>der</strong> Symptomatik mit zunehmendem<br />

Alter, vor allem den gefürchteten<br />

„Etagenwechsel“ von <strong>der</strong> Rhinokonjunktivitis<br />

zum allergischen Asthma,<br />

zu vermeiden.<br />

Aktuelle Studien haben immer<br />

wie<strong>der</strong> gezeigt, dass ein langfristiges<br />

Management atopischer Erkrankungen<br />

nur dann zu realisieren ist, wenn<br />

<strong>der</strong> Patient geschult ist und selbstverantwortlich<br />

in die Therapie mit einbezogen<br />

wird. Eben jene Grundsätze<br />

sind seit jeher zentraler Ansatzpunkt<br />

klassischer Naturheilverfahren. Da lag<br />

es nahe, die therapeutische Relevanz<br />

dieser Verfahren bei juvenilen atopischen<br />

Erkrankungen zu überprüfen.<br />

Die Allgäu-Clinic für Naturheilverfahren<br />

in Bad Wörishofen hat ein<br />

komplexes naturheilkundliches Behandlungskonzept<br />

entwickelt, das –<br />

nach gescheiterter ambulanter Versorgung<br />

– stationär durchgeführt werden<br />

kann. Im Rahmen ihrer klinikinternen<br />

Qualitätssicherung stellte die Allgäu-<br />

Clinic das Konzept auf den Prüfstand.<br />

Sie führte eine Anwendungsbeobachtung<br />

durch, an <strong>der</strong> 32 Kin<strong>der</strong> im<br />

Alter von ein bis zwölf Jahren teilnahmen.<br />

22 <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> litten unter Neuro<strong>der</strong>mitis,<br />

neun zeigten eine Asthma-<br />

Symptomatik und vier Symptome einer<br />

allergischen Rhinitis (drei Kin<strong>der</strong><br />

mit Mehrfachsymptomatik). Während<br />

des stationären Aufenthaltes, <strong>der</strong><br />

durchschnittlich 22 Tage dauerte, wurden<br />

bei allen Kin<strong>der</strong>n die fünf Säulen<br />

<strong>der</strong> Kneippschen Therapie angewandt,<br />

also Ernährungs-, Hydro-, Thermo-,<br />

Bewegungstherapie sowie Phytotherapie<br />

in Form von pflanzlichen Badezusätzen,<br />

Tees und Zusätzen für Umschläge.<br />

Die Vollwertkost war überwiegend<br />

laktovegetabil, wobei beson<strong>der</strong>er<br />

Wert auf den Säure-Basen-Haushalt<br />

gelegt wurde. 14 Kin<strong>der</strong> nahmen<br />

zusätzlich an einer Entspannungstherapie<br />

teil. Alle Kin<strong>der</strong> wurden zudem<br />

mit verschiedenen Verfahren zur<br />

Behandlung ihrer Erkrankung vertraut<br />

gemacht und intensiv geschult.<br />

Naturheilverfahren min<strong>der</strong>n<br />

langfristig die Symptome<br />

Ergebnis <strong>der</strong> Untersuchung: Bei 59<br />

Prozent <strong>der</strong> Patienten konnte die ursprüngliche<br />

Therapie zugunsten <strong>der</strong><br />

Naturheilverfahren geän<strong>der</strong>t, bei elf<br />

Prozent reduziert und bei 21 Prozent<br />

sogar komplett aufgegeben werden.<br />

Lediglich bei sechs Prozent <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

musste die Ursprungsmedikation<br />

beibehalten, bei 3 Prozent erhöht werden.<br />

Während die gesundheitliche Beeinträchtigung<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zu Beginn<br />

<strong>der</strong> Behandlung auf einer visuellen<br />

Analogskala mit 85 Prozent angegeben<br />

wurde, ging <strong>der</strong> Wert nach Ab-<br />

schluss <strong>der</strong> Behandlung auf 36,5 Prozent<br />

zurück. In die gleiche Richtung<br />

weist die subjektive Beurteilung des<br />

Therapieerfolgs: Annähernd 90 Prozent<br />

<strong>der</strong> Patienteneltern und 76 Prozent<br />

<strong>der</strong> Ärzte beurteilten die Behandlung<br />

als ausgezeichnet o<strong>der</strong> gut. 7 von<br />

22 Neuro<strong>der</strong>mitikern waren am Ende<br />

des stationären Aufenthaltes komplett<br />

symptomfrei, ebenso 8 <strong>der</strong> 9 Asthmatiker<br />

und alle vier Kin<strong>der</strong> mit allergischer<br />

Rhinitis. Die Verträglichkeit <strong>der</strong><br />

Therapie wurde von 91 Prozent <strong>der</strong><br />

Globale Wirksamkeit <strong>der</strong> komplexen<br />

naturheilkundlichen Behandlung<br />

im Urteil des Patienten<br />

kleinen Patienten bzw. ihren Eltern als<br />

ausgezeichnet o<strong>der</strong> gut bezeichnet.<br />

Entsprechend hoch war auch die<br />

Akzeptanz <strong>der</strong> Verfahren: Nur in<br />

zwölf Prozent <strong>der</strong> Fälle ließ die Compliance<br />

zu wünschen übrig.<br />

Beson<strong>der</strong>s bemerkenswert: Der<br />

Behandlungerfolg ließ sich auch langfristig<br />

sichern. Das ergab eine Nachbeobachtung<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> sechs Monate<br />

nach dem Klinikaufenthalt. Bei 72<br />

Prozent <strong>der</strong> kleinen Atopiker – und sogar<br />

bei 90 Prozent <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitiker<br />

– hatte sich <strong>der</strong> Gesundheitszustand<br />

deutlich gebessert. Die Studienleiter<br />

schließen daraus, dass die in <strong>der</strong><br />

Klinik erlernten Verhaltensweisen zuhause<br />

mit Erfolg weiter praktiziert<br />

wurden – was nicht nur im Sinne <strong>der</strong><br />

kleinen Patienten, son<strong>der</strong>n langfristig<br />

auch im Sinne <strong>der</strong> Kostenträger sein<br />

dürfte. CS<br />

Bachmann, R. et al.: Naturheilkundliche Behandlung<br />

von Neuro<strong>der</strong>mitis, allergischer<br />

Rhinitis und Asthma bronchiale bei Kin<strong>der</strong>n –<br />

Ergebnisse einer Anwendungsbeobachtung.<br />

Journal Pharmakol u Ther 2/2000; 36-43<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

533


Praxis<br />

INTERVIEW<br />

Prof. Dr. Heinz Schilcher<br />

Vorstandsmitglied des ZÄN<br />

Alfred-Naumann-Anger 17<br />

81737 München<br />

Interview zu <strong>der</strong> Halbtagsveranstaltung „Alternative Phytotherapie<br />

beim älteren Patienten und bei gastroenterologischen Erkrankungen<br />

sowie abdominellen Schmerzen. Erläutert an den Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

Traditionellen Chinesischen Medizin, <strong>der</strong> Ayurveda-Medizin, <strong>der</strong><br />

Bachblütentherapie und <strong>der</strong> Hildegard-von-Bingen-Medizin“ am<br />

Sonntag, den 17.9.2000 von 8.30 bis 12.30 Uhr.<br />

<br />

Herr Professor Schilcher,<br />

Sie sind Initiator und<br />

Mo<strong>der</strong>ator einer sehr interessanten<br />

Halbtagsveranstaltung<br />

anlässlich des 99. ZÄN-<br />

Kongresses am Sonntag, den 17.<br />

September 2000 von 8.30 bis 12.30<br />

Uhr mit dem Thema „Rationale<br />

Phytotherapie versus alternative<br />

bzw. emotionale Phytotherapie“.<br />

Was ist <strong>der</strong> wissenschaftliche und<br />

zugleich praktische Hintergrund für<br />

dieses Thema<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Evidence based<br />

Medicine (EBM) und <strong>der</strong> täglichen<br />

Frage in <strong>der</strong> Praxis „Welche Phyto-<br />

Rationale<br />

Phytotherapie<br />

pharmaka werden von den Krankenkassen<br />

erstattet“ rückt mehr als bisher<br />

die so genannte Rationale Phytotherapie<br />

in den Mittelpunkt <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Diskussion und wird<br />

vor allem in puncto Positivliste eine<br />

ganz große Bedeutung für die tägliche<br />

Praxis erlangen.<br />

Gleichzeitig nimmt aber auch das<br />

Interesse an nichteuropäischen Phytopharmaka<br />

und an pflanzlichen Arzneimitteln,<br />

die man in <strong>der</strong> Regel als<br />

nicht-rationale Phytopharmaka bezeichnet,<br />

seitens <strong>der</strong> Patienten zu.<br />

<br />

Was verstehen Sie unter<br />

Rationale Phytotherapie<br />

Unter rationaler Phytotherapie versteht<br />

man die Behandlung von Krankheiten<br />

und Missbefindlichkeiten mittels<br />

pflanzlicher Arzneimittel, die<br />

nach dem zweiten Arzneimittelgesetz<br />

zugelassen sind und eine Zul.-Nr. besitzen.<br />

Zu den rationalen Phytopharmaka<br />

gehören aber auch pflanzliche<br />

Arzneimittel, die den For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Monografien <strong>der</strong> Kommission E entsprechen<br />

und die sich im Nachzulassungsverfahren<br />

befinden. Nach meiner<br />

Meinung zählen vor allem all diejenigen<br />

Phytopharmaka zu den rationalen<br />

Phytopharmaka, die phytochemisch<br />

gut charakterisiert und auf bestimmte<br />

wirskamkeitsmitbestimmende<br />

Inhaltsstoffe standardisiert sind und<br />

<strong>der</strong>en Wirksamkeit in klinischen Studien<br />

produktspezifisch(!) belegt ist. Dazu<br />

zählen nach meiner Meinung auch<br />

gut dokumentierte Anwendungsbeobachtungen<br />

und nicht nur GCP-Studien.<br />

<br />

Was verstehen Sie nun<br />

unter alternativer bzw.<br />

emotionaler Phytotherapie<br />

Darunter verstehe ich die Anwendung<br />

von pflanzlichen Arzneimitteln <strong>der</strong><br />

europäischen Erfahrungsheilkunde,<br />

die möglicherweise die Hürde <strong>der</strong><br />

Nachzulassung gemäß dem zweiten<br />

Arzneimittelgesetz nicht schaffen<br />

werden, ferner die so genannte traditionell<br />

angewendeten Arzneimittel<br />

nach dem § 109a AMG und vor allem<br />

die vielen pflanzlichen Arzneimittel<br />

bzw. Arzneipflanzen an<strong>der</strong>er Kulturkreise.<br />

Hierzu zählen die pflanzlichen<br />

Arzneimittel <strong>der</strong> Traditionellen chinesischen<br />

Medizin (TCM), die Arzneimittel<br />

<strong>der</strong> indischen Ayurveda-<br />

Medizin, die Arzneimittel, die in Tibet<br />

angewendet werden, u.a. All diese<br />

Arzneimittel werden in <strong>der</strong> Regel von<br />

den Krankenkassen n i c h t (!) erstattet.<br />

534<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Warum werden diese Phytopharmaka dann<br />

überhaupt im Rahmen eines ärztlichen Fortbildungskurses<br />

besprochen<br />

Zum einen fehlt in <strong>der</strong> Regel eine ausreichende ärztliche<br />

Sachkenntnis über diese Gruppe von Phytopharmaka und<br />

zum an<strong>der</strong>en werden diese pflanzlichen Arzneimittel entwe<strong>der</strong><br />

in sehr dogmatischer Art und Weise diskriminiert<br />

o<strong>der</strong> aber auch umgekehrt unkritisch und unangemessen<br />

bezüglich ihres therapeutischen Wertes überbewertet. Die<br />

einzelnen Vorträge sollen versuchen, sowohl die wissenschaftlichen<br />

Hintergründe als auch die praktische Bedeutung<br />

in <strong>der</strong> täglichen Praxis darzustellen. Seitens <strong>der</strong><br />

Patienten besteht eine ständig zunehmende Nachfrage, und<br />

wenn <strong>der</strong> behandelnde Arzt diese „alternativen“ Phytopharmaka<br />

nicht kennt bzw. aus Sachunkenntnis generell<br />

ablehnt, dann lässt sich <strong>der</strong> Patient diese Arzneimittel von<br />

an<strong>der</strong>en nichtärztlichen Heilberufen verordnen, o<strong>der</strong> er betreibt<br />

eine unqualifizierte Selbstmedikation mit diesen<br />

Phytopharmaka.<br />

<br />

Dr. Klein<br />

Dürfen wir aus Ihrer Initiative und Ihren Äußerungen<br />

entnehmen, dass Sie als Phytotherapeut,<br />

<strong>der</strong> sich seit 1962 für eine naturwissenschaftlich<br />

orientierte Phytotherapie im Sinne <strong>der</strong> rationalen<br />

Phytotherapie einsetzt und dies in zahlreichen<br />

Publikationen und Büchern zum Ausdruck gebracht<br />

hat, nunmehr auch eine gewisse Toleranz gegenüber<br />

den alternativen bzw. emotionalen Phytopharmaka<br />

aufbringen, gewissermaßen als ärztlich vertretbaren<br />

Gegenpol<br />

Ja, das dürfen Sie, auch wenn ich nach wie vor ein Befürworter<br />

<strong>der</strong> naturwissenschaftlich ausgerichteten rationalen<br />

Phytotherapie bin. In den Naturwissenschaften, in denen<br />

im wesentlichen nüchterne Daten und Zahlen die Bewertung<br />

<strong>der</strong> Dinge bestimmen, sollte Toleranz nicht als „unwissenschaftliches<br />

Gehabe“ abgetan werden. Die Grundeinstellung<br />

einiger Phytopharmaka-Kritiker „Was theoretisch<br />

nicht wirken kann, weil dazu ausreichende experimentelle<br />

Daten fehlen, kann auch nicht am Patienten eine<br />

Wirksamkeit zeigen“ kann ich aufgrund meiner rund 40-<br />

jährigen wissenschaftlichen Beschäftigung mit <strong>der</strong> Phytotherapie<br />

nicht teilen. Ich stimme voll und ganz Frau Prof.<br />

Dr. med. GISELA FISCHER, <strong>der</strong> Direktorin <strong>der</strong> Abteilung Allgemeinmedizin<br />

an <strong>der</strong> Medizinischen Hochschule Hannover,<br />

zu, wenn sie sagt: „Das Vorliegen von hohen<br />

Evidenzstufen nach EBM für ein Medikament sagt nicht,<br />

dass es sich auch um das best wirksame Medikament, son<strong>der</strong>n<br />

allenfalls nur um das best untersuchte Medikament<br />

handelt“.<br />

Herr Professor Schilcher, wir danken Ihnen für dieses<br />

Interview und wünschen „Ihrer“ Veranstaltung ein gutes<br />

Gelingen.<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 40, 8 (1999)<br />

535


Originalarbeit<br />

Hypnose – wesentliche Aspekte einer<br />

natürlichen Behandlungsmethode<br />

D. P. Loebel<br />

Zusammenfassung<br />

Summary<br />

Hypnose zählt zu den ältesten Heilverfahren <strong>der</strong> Menschheit und kann als<br />

naturheilkundliche bzw. regulationsmedizinische Methode angesehen<br />

werden. Durch Hypnose wird ein verän<strong>der</strong>ter Bewusstseinszustand<br />

(Trance) herbeigeführt und systematisch genutzt. Dabei lassen sich mehrere<br />

Anwendungsformen unterscheiden, die mit an<strong>der</strong>en Behandlungskonzepten<br />

gut kombinierbar sind. Die Wirksamkeit <strong>der</strong> Hypnose ist für<br />

viele Störungsbereiche sowie für Prävention und Leistungssteigerung<br />

wissenschaftlich nachgewiesen.<br />

Schlüsselwörter: Mo<strong>der</strong>ne Hypnose, klassische Hypnose, Trance,<br />

Hypnose-Prinzipien, Hypnose-Strategien, Hypnose-Effektivität<br />

Hypnosis is among the oldest therapeutic methods used by mankind and<br />

can be classified as a naturopathic or regulopathic method. Hypnosis causes<br />

a transformation of the state of consciousness (trance) and uses this<br />

new state systematically. Several application forms can be differentiated<br />

that combine well with other therapeutic concepts. The efficacy of hypnosis<br />

has been scientifically confirmed for many pathological fields as well<br />

as in prevention and performance enhancement.<br />

Key words: Mo<strong>der</strong>n hypnosis, classic hypnosis, trance, principles of<br />

hypnosis, strategies with hypnosis<br />

Allgemeines<br />

Hypnose ist die vermutlich älteste<br />

Heilmethode <strong>der</strong> Menschheit und lässt<br />

sich bis in prähistorische Epochen zurückverfolgen<br />

(21). Sie ist eine gleichermaßen<br />

medizinische wie psychologische<br />

Methode und zählt zu den<br />

Naturheilverfahren (8, 24). Hypnose<br />

kann außerdem als regulationsmedizinisches<br />

Verfahren aufgefasst werden,<br />

das die Fähigkeit des Organismus zur<br />

Selbstorganisation 1 therapeutisch<br />

nutzt (vgl. dazu 15, 16, 34). Sie ist mit<br />

einer Reihe an<strong>der</strong>er Methoden verwandt,<br />

von denen die am weitesten<br />

verbreiteten nachfolgend aufgeführt<br />

sind (vgl. ergänzend 9):<br />

Autogenes Training (4)<br />

Progressive Muskelentspannung<br />

(3)<br />

Meditative Verfahren, einschließlich<br />

Yoga und Qigong (9)<br />

Imaginative Methoden (38)<br />

Focusing (12)<br />

Neurolinguistisches Programmieren<br />

(32)<br />

Resumen<br />

La hipnosis cuenta entre los métodos curativos más antiguos de la<br />

humanidad y puede ser consi<strong>der</strong>ada como un método de la medicina naturalista<br />

o de la medicina de regulación, resp. A través de la hipnosis se<br />

provoca un estado de conciencia modificado (trance), el cual es aprovechado<br />

de modo sistemático. Al hacerlo, se pueden distinguir varias formas<br />

de aplicación que se pueden combinar muy bien con otros conceptos<br />

de tratamiento. Las virtudes de la hipnosis han sido científicamente<br />

comprobadas para muchos campos de perturbaciones así como para la<br />

prevención y el incremento del rendimiento.<br />

Términos claves: Hipnosis mo<strong>der</strong>na, hipnosis clásica, trance, principios<br />

de la hipnosis, estrategias de la hipnosis<br />

Verän<strong>der</strong>ungen in Hypnose<br />

Hypnose unterscheidet sich von an<strong>der</strong>en<br />

medizinischen und psychologischen<br />

Verfahren dadurch, dass sie, auf<br />

<strong>der</strong> Basis einer konstruktiven Therapeut-Patient-Beziehung,<br />

einen verän<strong>der</strong>ten<br />

Wachbewusstseinszustand<br />

(Trance) herbeiführt und systematisch<br />

nutzt. Verän<strong>der</strong>te Wachbewusstseinszustände<br />

lassen sich jedoch auf vielen<br />

Wegen auslösen, von denen die be-<br />

1 Es gibt daneben weitere Wirkungstheorien,<br />

doch soll dieser Aspekt hier nicht vertieft<br />

werden (vgl. dazu 33).<br />

536<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Originalarbeit<br />

kannteren in Tabelle 1 zusammengestellt<br />

sind.<br />

Tab. 1: Wichtige Methoden zur Induktion<br />

verän<strong>der</strong>ter Wachbewusstseinszustände<br />

(vgl. dazu 7)<br />

Pharmakologische Stimuli<br />

(LSD1; Cannabis 2 ; Narkotika<br />

wie z.B. Diäthyläther, Chloroform<br />

o<strong>der</strong> Stickoxydul3)<br />

sensorische Deprivation<br />

(z.B. Reizentzug im religiösen<br />

Rahmen)<br />

rhythmische Stimulation<br />

(z.B. Langstreckenlaufen)<br />

Schlafentzug<br />

Fasten<br />

Hyperventilation<br />

Fremd- und selbsthypnotische<br />

Verfahren im weiteren Sinne<br />

(s.o.)<br />

1 d-Lysergsäurediäthylamid<br />

2 Hauptwirksubstanz des Cannabis (Hanf)<br />

ist (-)-∆ 9 -trans-Tetrahydrocannabinol<br />

3 Lachgas<br />

Die (selbst-) hypnotische Trance<br />

ist allerdings nicht auf den (eigen-)<br />

therapeutischen Bereich beschränkt,<br />

son<strong>der</strong>n kann grundsätzlich auch unter<br />

Alltagsbedingungen auftreten (z.B.<br />

Tagträume, Absorbiertheit in ein Buch<br />

bzw. einen Film o<strong>der</strong> ein Gespräch;<br />

vgl. dazu 39). Dieser Zustand zeichnet<br />

sich durch eine Reihe subjektiver und<br />

objektiver Eigenschaften aus, die in<br />

Tabelle 2a und 2b zusammenfassend<br />

dargestellt sind (5, 35).<br />

Anwendungsformen<br />

Prinzipiell kann man zwischen einem<br />

klassischen und einem mo<strong>der</strong>nen Ansatz<br />

<strong>der</strong> Hypnosetherapie unterscheiden<br />

(vgl. dazu 5, 13).<br />

Im klassischen Ansatz steht die –<br />

im Trancezustand erhöhte – Suggestibilität<br />

des Patienten im Mittelpunkt.<br />

Die direkten und standardisierten<br />

Suggestionen des Therapeuten werden<br />

Tab. 2a: Charakteristika hypnotischer<br />

Trance I<br />

Subjektive Indikatoren<br />

Aufmerksamkeit ist eingeengt<br />

Körperwahrnehmung ist verän<strong>der</strong>t<br />

Zeitempfinden ist verzerrt<br />

Imaginationsfähigkeit ist verbessert<br />

Emotionalität ist verstärkt<br />

Suggestibilität ist erhöht<br />

Toleranz gegenüber logischen<br />

Wi<strong>der</strong>sprüchen (Trancelogik)<br />

ist vergrößert<br />

Abspaltung von Wahrnehmungen<br />

und mentalen Inhalten<br />

(Dissoziation) ist erleichtert<br />

Tab. 2b: Charakteristika hypnotischer<br />

Trance II<br />

Objektive Indikatoren<br />

Vegetatives Nervensystem<br />

Dämpfung des sympathischen<br />

Erregungsniveaus mit entsprechenden<br />

körperlichen<br />

Funktionsän<strong>der</strong>ungen<br />

Hirnphysiologie<br />

Theta-Aktivität ist vermehrt<br />

Ereigniskorrelierte Potentiale<br />

belegen Hypnosewirkung auf<br />

kognitive Prozesse<br />

Alpha-Aktivität ist erhöht ()<br />

Endokrinologie<br />

Adrenalin im Blutplasma ist<br />

vermin<strong>der</strong>t<br />

Noradrenalin im Blutplasma<br />

ist vermin<strong>der</strong>t<br />

Kortisol im Blutplasma ist vermin<strong>der</strong>t<br />

()<br />

Hämatologie<br />

Verbesserte Haftfähigkeit von<br />

Leukozyten am Endothel bei<br />

gleichzeitig reduzierter Leukozytenzaht<br />

im Blut<br />

vom Patienten übernommen und führen<br />

bei ihn zu Verän<strong>der</strong>ungen. Im<br />

Gegensatz dazu stellt die mo<strong>der</strong>ne<br />

Hypnosetherapie, die maßgeblich<br />

durch den Psychiater und Psychotherapeuten<br />

MILTON H. ERICKSON geprägt<br />

wurde (vgl. dazu 10, 11), die autonomen<br />

Reaktionen des Patienten in den<br />

Vor<strong>der</strong>grund. Dabei werden überwiegend<br />

indirekte und individualisierte<br />

Suggestionen verwendet und das Behandlungsangebot<br />

orientiert sich an<br />

den Interessen, <strong>der</strong> Motivation, den<br />

Überzeugungen, dem Verhaltensrepertoir<br />

sowie dem sprachlichen Stil<br />

des Patienten. Aufgrund dessen ist<br />

hier, im Vergleich zur klassischen<br />

Hypnose, nicht die Elimination son<strong>der</strong>n<br />

die Transformation des Symptoms<br />

von zentraler Bedeutung.<br />

Grundlegendes Ziel <strong>der</strong> Hypnosetherapie<br />

ist es, den Patienten anzuleiten,<br />

seine eigenen Fähigkeiten und<br />

Überzeugungen (Ressourcen) so zu<br />

nutzen, dass er fehlangepasste Verhaltensmuster<br />

modifizieren kann, mangelhafte<br />

o<strong>der</strong> belastende Erfahrungen<br />

verän<strong>der</strong>t wahrnimmt, Schmerzen bewältigt<br />

und psychische bzw. biologische<br />

Prozesse im Sinne einer Besserung/Heilung<br />

anregt (vgl. dazu 35).<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> therapeutischen Nutzung<br />

ist weiterhin zu beachten, in welchem<br />

Umfang Hypnose im Rahmen<br />

einer Gesamtbehandlung angewendet<br />

wird. So lassen sich kooperationsför<strong>der</strong>nde<br />

und ressourcenorientierte Strategien,<br />

vor allem <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Hypnose,<br />

grundsätzlich in <strong>der</strong> Therapeut-<br />

Patient-Beziehung einsetzen, um die<br />

Gesprächsführung zu optimieren (26,<br />

29). Dies kann die Anamneseerhebung<br />

erleichtern und die Compliance<br />

erhöhen, so dass es besser gelingt, den<br />

Patienten aktiv am Behandlungsprozess<br />

zu beteiligen (27, 30), was beispielsweise<br />

auch durch die Trancenutzung<br />

im Rahmen selbsthypnotischer<br />

Übungen erfolgen kann (vgl. dazu<br />

1). Neben einer Effektivitätssteigerung<br />

<strong>der</strong> Behandlung, ist hierdurch erfahrungsgemäß<br />

auch eine gesundheitliche<br />

Stabilisierung im präventiven<br />

Sinne möglich.<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

537


Originalarbeit<br />

Basierend auf allgemeinen Hypnoseprinzipien<br />

sind spezielle Strategien<br />

grundsätzlich leicht in an<strong>der</strong>e somatisch<br />

und psychotherapeutisch ausgerichtete<br />

Methoden integrierbar. Dadurch<br />

lässt sich eine Wirksamkeitssteigerung<br />

<strong>der</strong> Gesamtbehandlung erzielen,<br />

wie dies zum Beispiel für verhaltenstherapeutisch<br />

und psychoanalytisch<br />

orientierte Konzepte wissenschaftlich<br />

nachgewiesen wurde (22,<br />

23).<br />

Darüber hinaus wird Hypnosetherapie<br />

nach Erwerb einer psychotherapeutischen<br />

Basisqualifikation (z.B.<br />

Psychosomatische Grundversorgung),<br />

zunehmend auch als eigenständiges<br />

Behandlungsverfahren angewendet<br />

(vgl. dazu 5, 35), worauf jedoch in<br />

diesem Rahmen nicht weiter eingegangen<br />

werden soll.<br />

Indikationen<br />

Tab. 3: Zusammenstellung <strong>der</strong> empirischen Studien zur Effektivität <strong>der</strong> Hypnotherapie<br />

1 . Die Anzahl <strong>der</strong> Studien mit signifikanten Verbesserungen im Prä-/<br />

Post-Vergleich und im Vergleich mit einer unbehandelten Kontrollgruppe<br />

sind in Spalte 2 und 3 gegenübergestellt (nach 35).<br />

Störung Prä-/Post- KontroIl-Gr. Anzahl <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong><br />

Vergleich Vergleich Studien Patienten<br />

1. Chirurgie 1 / 1 1 40<br />

2. Hochdruck 1 / 2 1 / 1 3 113<br />

3. Asthma 1 / 2 1 / 1 3 319<br />

4. Krebs (Überlebens- 1 / 1 1 86<br />

zeit)<br />

5. Warzen 31 % Ver- 7 240<br />

besserung<br />

6. Colon irritabile 1 / 1 1 30<br />

7. Übelkeit (Krebs) 3 / 3 3 30<br />

8. Kopfschmerzen 6 / 6 1 / 1 7 250<br />

9. Krebs-Schmerz 6 / 6 6 203<br />

10. Chron. Schmerz 2 / 2 2 71<br />

11. Angst 3 / 4 5 / 6 10 348<br />

12. Schafstörung 2 / 2 1 / 1 3 70<br />

13. Enuresis 1 / 1 1 48<br />

14. Sucht 1 / 3 3 288<br />

15. Adipositas 4 / 4 4 215<br />

16. Rauchen 34 % 21 3414<br />

Abstinenz<br />

17. Geburtshilfe 1 / 1 1 60<br />

Insgesamt 27 von 32 16 von 17 77 5825<br />

signifikant signifikant Studien Klienten<br />

1 Zur Anwendung kamen, je nach Studie, Techniken <strong>der</strong> direkten (klassischen) bzw. <strong>der</strong> indirekten<br />

(mo<strong>der</strong>nen) Hypnose.<br />

Die therapeutische Wirksamkeit <strong>der</strong><br />

Hypnose ist durch mehr als 200 klinische<br />

Studien gut belegt. Demnach hat<br />

sie sich für eine Vielzahl von Störungsbil<strong>der</strong>n<br />

aus den Bereichen Psychotherapie,<br />

Psychosomatik und somatische<br />

Medizin bewährt (5, 6, 14,<br />

35, 36). Ergänzend sei hier auf die<br />

vergleichsweise kurze Behandlungsdauer,<br />

die Nichtinvasivität <strong>der</strong> Methode<br />

und die Geringfügigkeit von<br />

Nebenwirkungen beson<strong>der</strong>s hingewiesen<br />

(31).<br />

Nachfolgend sind die wesentlichen<br />

Anwendungsbereiche zusammenfassend<br />

dargestellt:<br />

Psychotherapie (Ängste, insbeson<strong>der</strong>e<br />

Phobien und Panikstörungcn;<br />

posttraumatische und depressive<br />

Reaktionen; Schlafstörungen)<br />

Psychosomatische Störungen von<br />

inneren Organen, Genitalbereich,<br />

und Haut sowie Essstörungen<br />

Spezielle Schmerztherapie (chronische<br />

Schmerzsyndrome wie<br />

Spannungskopfschmerz, Migräne,<br />

Rückenschmerz u.a.)<br />

Onkologie (Schmerz und Angstbewältigung,<br />

Reduktion <strong>der</strong> Nebenwirkungen<br />

bei Chemotherapie,<br />

Aktivierung des Immunsystems)<br />

Operative Fachgebiete einschließlich<br />

Zahnmedizin (akute Schmerzen,<br />

Wundheilung, Ängste)<br />

Weiterhin eignet sich die Hypnose<br />

auch für den präventiven Bereich, wie<br />

etwa bei Raucherentwöhnung (40)<br />

o<strong>der</strong> Fehlernährung (28) sowie zur<br />

Leistungsoptimierung und Stressbewältigung<br />

bei Schülern, Studenten<br />

und Sportlern (2, 25).<br />

Die nachfolgende Zusammenstellung<br />

empirischer Studien zur Effektivität<br />

<strong>der</strong> Hypnosetherapie soll dies<br />

verdeutlichen (vgl. Tab. 3).<br />

Grenzen und<br />

Kontraindikationen<br />

Hypnose wird lei<strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong> zu<br />

Unterhaltungszwecken im Rahmen<br />

<strong>der</strong> so genannten Show- und Bühnenhypnose<br />

eingesetzt. Hier spielen, neben<br />

hypnotischen Phänomenen, auch<br />

viele an<strong>der</strong>e Faktoren eine Rolle. So<br />

kann beispielsweise <strong>der</strong> soziale Druck<br />

<strong>der</strong> Showsituation dazu führen, dass<br />

538<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Originalarbeit<br />

sich die Probanden körperlich und<br />

seelisch überfor<strong>der</strong>n und zu Schaden<br />

kommen. In Folge dessen ist diese<br />

Situation in keiner Weise vergleichbar<br />

mit <strong>der</strong> Hypnose im klinischen Bereich,<br />

wie sie von Ärzten, Zahnärzten<br />

und Psychotherapeuten 1 praktiziert<br />

wird. Diese verfügen über die grundlegenden<br />

diagnostischen und therapeutischen<br />

Kenntnisse und Erfahrungen<br />

im jeweiligen Anwendungsbereich<br />

und bedürfen einer fundierten<br />

Hypnoseweiterbildung (vgl. 20).<br />

Wenn man Hypnose als einen natürlichen<br />

physiologischen Zustand unseres<br />

Bewusstseins versteht (13, 39),<br />

ist es schwierig, von absoluten Kontraindikationen<br />

zu sprechen. Demzufolge<br />

wird auch die Frage, ob es überhaupt<br />

hypnosespezifische Kontraindikationen<br />

gibt, kontrovers diskutiert.<br />

Kritisch abzuwägen ist jedoch <strong>der</strong><br />

Einsatz <strong>der</strong> Hypnose, abgesehen von<br />

einer unrealistischen Erwartungshaltung<br />

des Patienten, bei nachfolgenden<br />

Störungen (vgl. dazu 17, 18, 19,<br />

37):<br />

psychotische und psychosenahe<br />

Zustände<br />

dekompensierte schwere Persönlichkeitsstörungen<br />

mittelgradige bis schwere Intelligenzmin<strong>der</strong>ungen<br />

an<strong>der</strong>e Auffassungs-, Konzentrations-<br />

und Gedächtnisstörungen<br />

(wie z.B. Demenzformen o<strong>der</strong><br />

Störungen durch psychotrope<br />

Substanzen)<br />

Müller<br />

Göppingen<br />

115 x 260<br />

Schlussbemerkungen<br />

Die Effektivität <strong>der</strong> Hypnosetherapie<br />

ist für zahlreiche Störungsbil<strong>der</strong> durch<br />

eine Vielzahl klinischer Studien gut<br />

belegt, wobei die Anwendbarkeit in<br />

etlichen Bereichen noch nicht hinreichend<br />

geprüft wurde (z.B in <strong>der</strong> neurologischen<br />

Rehabilitation o<strong>der</strong> bei<br />

depressiven Syndromen). Angesichts<br />

1 Gemeint sind hier die Psychologischen<br />

Psychotherapeuten und die Kin<strong>der</strong>- und<br />

Jugendlichenpsychotherapeuten.<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

539


Originalarbeit<br />

Aufgrund dessen kann die Hypnose<br />

als eine Bereicherung für die Medizin<br />

angesehen werden und sollte weitaus<br />

häufiger zum Einsatz kommen.<br />

<strong>der</strong> großen Indikationsbreite <strong>der</strong> Methode<br />

sind die vergleichsweise kurze<br />

Behandlungsdauer, die Nichtinvasivität<br />

und die Geringfügigkeit von Nebenwirkungen<br />

beson<strong>der</strong>s hervorzuheben.<br />

In <strong>der</strong> klinischen Praxis haben<br />

sich sowohl <strong>der</strong> klassische als auch<br />

<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Ansatz bewährt, so dass<br />

beide Anwendungsformen, bei unterschiedlicher<br />

Schwerpunktsetzung, ihre<br />

Berechtigung haben und ggf. auch<br />

kombiniert werden sollten.<br />

Von erheblicher Bedeutung erscheinen<br />

in diesem Zusammenhang<br />

die allgemeinen kooperationsför<strong>der</strong>nden<br />

und ressourcenorientierten Hypnoseprinzipien,<br />

insbeson<strong>der</strong>e des mo<strong>der</strong>nen<br />

Therapieansatzes, da diese<br />

grundsätzlich in die Therapeut-Patient-Beziehung<br />

einbezogen werden<br />

können, um die Gesprächsführung zu<br />

optimieren. Damit ist die Möglichkeit<br />

gegeben, viele <strong>der</strong> weit verbreiteten<br />

Compliance-Probleme (zumindest<br />

teilweise) zu lösen und die Eigenaktivitäten<br />

des Patienten im Sinne des<br />

Selbstmanagements zu för<strong>der</strong>n, was<br />

für eine Effektivitätssteigerung <strong>der</strong><br />

Behandlung, aber auch für die Prävention<br />

wesentlich ist.<br />

Auf <strong>der</strong> Grundlage allgemeiner<br />

Hypnoseprinzipien lassen sich die<br />

speziellen Strategien mit praktisch allen<br />

Konzepten <strong>der</strong> Naturheilverfahren<br />

und Regulationsmedizin sowie <strong>der</strong><br />

konventionellen somatisch orientierten<br />

Medizin und Psychotherapie leicht<br />

und nutzbringend kombinieren. Darüber<br />

hinaus wird immer deutlicher,<br />

dass die Hypnosetherapie auch als eigenständiges<br />

Behandlungsverfahren<br />

erfolgreich eingesetzt werden kann.<br />

In Abhängigkeit von Komplexität<br />

<strong>der</strong> hypnosetherapeutischen Leistung,<br />

medizinischer Notwendigkeit und<br />

Behandlungswunsch des Patienten erfolgt<br />

die Vergütung entwe<strong>der</strong> nach<br />

dem Einheitlichen Bewertungsmaßstab<br />

(EBM) o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Gebührenordnung<br />

für Ärzte (GOÄ). Dabei ist<br />

gleichzeitig zu entscheiden, ob die<br />

Leistung im Rahmen <strong>der</strong> Psychosomatischen<br />

Grundversorgung (EBM,<br />

GOÄ) o<strong>der</strong> im Rahmen einer Fachpsychotherapie<br />

(z.B. Verhaltenstherapie;<br />

EBM, GOÄ) bzw. im Sinne einer<br />

eigenständigen hypnosetherapeutischen<br />

Behandlung (analog GOÄ) erbracht<br />

wird.<br />

Zusammenfassend ist festzustellen,<br />

dass Hypnosetechniken<br />

in vielen Bereichen von Therapie,<br />

Rehabilitation und Prävention anwendbar<br />

sind,<br />

sich in wissenschaftlichen Untersuchungen<br />

als effektiv erwiesen<br />

haben,<br />

vorzugsweise im ärztlichen Gespräch<br />

und in Kombination mit an<strong>der</strong>en<br />

Behandlungsverfahren genutzt<br />

werden können und<br />

leicht erlernbar sind.<br />

Literatur<br />

1. Alman, B. M. & Lambrou, P. T. (1995).<br />

Selbsthypnose: ein Handbuch zur Selbsttherapie.<br />

Heidelberg: Auer<br />

2. Barolin, G. S. (1995). Das Hypnoid in <strong>der</strong><br />

integrierten Psychotherapie und in <strong>der</strong><br />

Psychohygiene. Experimentelle und klinische<br />

Hypnose 11 (1/2), 1-24<br />

3. Bernstein, D.A. & Borkovec, T. D. (1992).<br />

Entspannungstraining: Handbuch <strong>der</strong> progressiven<br />

Muskelentspannung. München:<br />

Pfeiffer (6. stark erweiterte Neuausgabe)<br />

4. Bin<strong>der</strong>, H. & Bin<strong>der</strong>, K. (1993). Autogenes<br />

Training: Basispsychotherapeutikum. Köln:<br />

Deutscher Ärzte-Verlag. (2. überarbeitete<br />

Auflage)<br />

5. Bongartz, W. & Bongartz, B. (1998).<br />

Hypnosetherapie. Göttingen: Hogrefe. (2.<br />

korrigierte Auflage)<br />

6. Crasilneck, H. & Hall, J. (1985). Clinical<br />

hypnosis: principles and applications.<br />

London: Grune & Stratton.<br />

7. Dittrich, A. (1987). Bedingungen zur Induktion<br />

außergewöhnlieher Bewusstseinszustände.<br />

In A. Dittrich & C. Scharfetter<br />

(Hrsg). Ethnopsychotherapie – Psychotherapie<br />

mittels außergewöhnlicher Bewusstseinszustände<br />

in westlichen und indigenen<br />

Kulturen (S. 7-34). Stuttgart: Enke.<br />

8. Dogs, W. (1996). Ordnungstherapie: Lebensordnung<br />

– dynamische Psychotherapie. In<br />

H.-D. Hentschel (Hrsg.). Naturheilverfahren<br />

in <strong>der</strong> ärztlichen Praxis (S. 296-<br />

317). Köln: Deutscher Ärzte-Verlag. (2. erweiterte<br />

Auflage)<br />

9. Engel, K (1999). Meditation: Geschichte,<br />

Systematik, Forschung, Theorie. Frankfurt<br />

a.M.: Lang. (2. stark erweiterte und überarbeitete<br />

Auflage)<br />

10. Erickson, M. H., Rossi, E. L. & Rossi, S. L.<br />

(1978). Hypnose: Induktion, psychotherapeutische<br />

Anwendung, Beispiele. München:<br />

Pfeiffer.<br />

11. Erickson, M. H. & Rossi, E. L. (1981).<br />

Hypnotherapie: Aufbau, Beispiele, Forschungen.<br />

München: Pfeiffer.<br />

12. Gendlin, E. T. (1981). Focusing. Salzburg:<br />

Otto Müller. (6. Auflage)<br />

13. Gilligan, S. (1991). Therapeutische Trance:<br />

Das Prinzip Kooperation in <strong>der</strong> Ericksonschen<br />

Hypnotherapie. Heidelberg: Auer.<br />

14. Grawe, K., Donati, R. & Bernauer, F.<br />

(1994). Psychotherapie im Wandel. Von <strong>der</strong><br />

Konfession zur Profession. Göttingen:<br />

Hogrefe.<br />

15. Hanzl, G. S. (2000). Regulationsmedizin –<br />

540<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Originalarbeit<br />

Schlagwort, Modetrend o<strong>der</strong> wissenschaftliche<br />

Neuorientierung in <strong>der</strong> Medizin<br />

Biologische Medizin 29 (1), 24-30.<br />

16. Heine, H. (2000). Grundlagen <strong>der</strong> Regulationsmedizin.<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren<br />

41, 2, 82-93.<br />

17. Heinrich, S. (1990). Ist Hypnose gefährlich<br />

In D. Revenstorf (Hrsg.). Klinische<br />

Hypnose (S. 432-447). Berlin: Springer.<br />

18. Hoareau, J. (1996). Klinische Hypnose.<br />

Stuttgart: Kohlhammer.<br />

19. Hole, G. (1997). Die Therapeutische Hypnose.<br />

Deutsches Ärzteblatt 94, Heft 49, A-<br />

3351 – A-3356.<br />

20. Internationale Gesellschaft für Hypnose<br />

(ISH): Ethische Richtlinien. Verabschiedet<br />

im August 1979. Veröffentlicht in Hypnose<br />

und Kognition, Band 8, Heft 1, 1991, 66-<br />

68.<br />

21. Jovanovic, U. (1990). Historische Entwicklungen<br />

<strong>der</strong> Hypnose. In D. Revenstorf<br />

(Hrsg.). Klinische Hypnose (S. 7-23). Berlin:<br />

Springer.<br />

22. Kirsch, I. (1996). Hypnosis in Psychotherapy:<br />

Efficacy and Mechanisms. Contemporary<br />

Hypnosis, 13, 2, 109 -114.<br />

23. Kirsch, I., Montgomery, G. & Sapirstein,<br />

G. (1995). Hypnosis as an Adjunct to Cognitive-Behavioral<br />

Psychotherapy: A Meta-<br />

Analysis. Journal of Consulting and<br />

Clinical Psychology, 63, 2, 214-220.<br />

24. Kleinsorge, H. (1990). Hypnose. In K.-C.<br />

Schimmel (Hrsg.). Lehrbuch <strong>der</strong> Naturheilverfahren.<br />

Band 2 (S. 63-74). Stuttgart:<br />

Hippokrates.<br />

25. Kossak, H.-C. (1989). Hypnose: Ein Lehrbuch.<br />

München: Psychologie-Verlags-<br />

Union.<br />

26. Loebel, P. (1996). Die Kommunikation des<br />

chronisch Schmerzkranken aus hausärztlicher<br />

und psychotherapeutischer Sicht.<br />

Vortrag, gehalten am 03.10.96 auf dem<br />

Symposium „Hypnose und Schmerz“ <strong>der</strong><br />

18. Tagung <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für<br />

Hypnose e.V., Bad Lippspringe.<br />

27. Loebel, P. (1997): Chronisch Schmerzkranke<br />

aus hausärztlicher und psychotherapeutischer<br />

Sicht – Erfahrungen einer 10-<br />

jährigen schmerztherapeutischen Tätigkeit.<br />

Vortrag, gehalten am 21.06.97 auf <strong>der</strong> 3.<br />

Arbeitstagung <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft<br />

für ärztliche Hypnose und autogenes Training<br />

e.V., Schmitten/Taunus.<br />

28. Loebel, P. (1998): Vom Frustesser zum<br />

Lustesser: (STR)ess Management durch<br />

Selbsthypnose. Workshop-Aufzeichnung<br />

vom 05.11.98, Hypnotherapie-Tage Bad<br />

Orb. Dortmund: video-cooperative-ruhr.<br />

29. Loebel, P. (1999 a): Die Kommunikation<br />

mit dem chronisch Schmerzkranken aus<br />

(haus-)ärztlicher Sicht. Ärztezeitschrift für<br />

Naturheilverfahren 40, 2, 76-82.<br />

30. Loebel, P. (1999 b): Kommunikation und<br />

Hypnose – Grundlegende Strategien in <strong>der</strong><br />

Arzt-Patient-Interaktion am Beispiel chronisch<br />

Schmerzkranker. Ärztezeitschrift für<br />

Naturheilverfahren 40, 9, 638-646.<br />

31. MacHovec, F. J. (1986). Hypnosis complications,<br />

prevention and risk management .<br />

Springfield, IL: C.C. Thomas.<br />

32. Reuben, C. (1990). Neurolinguistisches<br />

Programmieren. In D. Revenstorf (Hrsg.).<br />

Klinische Hypnose (S. 416-431). Berlin:<br />

Springer.<br />

33. Revenstorf, D. (1990). Zur Theorie <strong>der</strong><br />

Hypnose. In D. Revenstorf (Hrsg.). Klinische<br />

Hypnose (S. 79-99). Berlin: Springer.<br />

34. Revenstorf, D. (1991). Hypnose als kognitive<br />

Therapie. In B. Peter, C. Kraiker & D.<br />

Revenstorf (Hrsg.). Hypnose und Verhaltenstherapie<br />

(S. 213-252). Bern: Huber.<br />

35. Revenstorf, D. & Prudlo, U. (1994). Zu den<br />

wissenschaftlichen Grundlagen <strong>der</strong> Klinischen<br />

Hypnose unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Hypnotherapie nach M. H.<br />

Erickson. Hypnose und Kognition 11,<br />

(1/2), 190-224.<br />

36. Rhue, J. W., Lynn, S. J. & Kirsch, I. (Eds.).<br />

(1994). Handbook of clinical hypnosis.<br />

Washington/D.C.: American Psychological<br />

Association.<br />

37. Schäfgen, E. (1992). Hypnosetherapie –<br />

Leitfaden für die ärztliche Weiterbildung.<br />

Köln: Deutscher Ärzte-Verlag.<br />

38. Singer, J. L. & Pope, K. S. (Hrsg.) (1986).<br />

Imaginative Verfahren in <strong>der</strong> Psychotherapie.<br />

Pa<strong>der</strong>born: Junfermann.<br />

39. Wolinsky, S. mit Ryan, M. O. (1993). Die<br />

alltägliche Trance: Heilungsansätze in <strong>der</strong><br />

Quantenpsychologie. Freiburg/Br.: Lüchow.<br />

40. Zeig, J. K. (1990). Gewohnheitsprobleme:<br />

Raucherentwöhnung. In D. Revenstorf<br />

(Hrsg.). Klinische Hypnose (S. 240-253).<br />

Berlin: Springer.<br />

D. Peter Loebel,<br />

Dr. med., Dipl. oec. troph.<br />

Facharzt für Psychotherapeutische<br />

Medizin und Allgemeinmedizin,<br />

Naturheilverfahren, Chirotherapie,<br />

Lehrbeauftragter am Institut für<br />

Medizinische Psychologie <strong>der</strong><br />

Universität Marburg<br />

Beethovenstr. 1<br />

35305 Grünberg/Hessen<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

541


Originalarbeit<br />

Nicht-zytotoxischer, antiviraler<br />

Wirkmechanismus eines Komplexhomöopathikums<br />

H. Heine<br />

Zusammenfassung<br />

Summary<br />

Resumen<br />

Präsentieren virusbefallene Zellen an ihrer Oberfläche virale Antigene,<br />

werden sie von zytotoxischen T-Zellen vernichtet. An<strong>der</strong>erseits können infizierte<br />

Zellen dann <strong>der</strong> Apoptose entgehen, wenn genügend Interferon<br />

zur Verfügung steht. Diese Zytokine interferieren in den befallenen Zellen<br />

mit <strong>der</strong> Replikation <strong>der</strong> Virusproteine, ohne die Zellen zu schädigen.<br />

Dieser unspezifische antivirale „Breitband“-Wirkmechanismus liegt offenbar<br />

auch antiviral-wirkenden, niedrig potenzierten Homöotherapeutika<br />

wie Euphorbium compositum zugrunde.<br />

Schlüsselwörter: Homöopathie, antiviral-wirkende Homöopathika,<br />

Apopthose, Zytokine<br />

When cells attacks by viruses present viral antigens on their surfaces,<br />

they are destroyed by cytotoxic T cells. On the other hand, infected cells<br />

can avoid apoptosis when sufficient interferon is available. These cytokines<br />

interfere with replication of the viral proteins in the infected cells<br />

without damaging them. This non-specific antiviral „wide-band“ mechanism<br />

of action is apparently the basis of the action of antiviral, low-potency<br />

homeotherapeutics such as euphorbium compositum.<br />

Key words: Homeopathy, homeopathics with an antiviral action, apoptosis,<br />

cytokines<br />

Si células afectadas de virus presentan en su superficie antígenos virales,<br />

son destruídos por timolinfocitas citotóxicos. Por otro lado, las células<br />

infectadas pueden escaparse de la apoptosis si existe interferona en<br />

cantidad suficiente. Estos citoquinas interfieren en las células afectadas<br />

con la replicación de los virusproteinas sin dañar las células. En este mecanismo<br />

de acción poco específico antiviral, „de banda ancha“, se basan,<br />

según parece, también algunos homeoterapéuticos de acción antiviral en<br />

potenciación reducida, tales como el Euphorium compositum.<br />

Términos claves: Hoemopatía, homeopáticos de acción antiviral, apoptosis,<br />

citoquinas<br />

Einleitung<br />

Der virale Befall <strong>der</strong> oberen Atemwege,<br />

einschließlich <strong>der</strong> Nasenschleimhaut<br />

und <strong>der</strong> Nasennebenhöhlen,<br />

gehört zu den häufigsten Erkrankungen<br />

des Menschen (12). Die<br />

in <strong>der</strong> Folge häufig auftretende hohe<br />

Morbidität sowie Folgeerkrankungen<br />

und Arbeitsausfälle verursachen hohe<br />

direkte und indirekte Kosten (10, 12).<br />

Da Virusproteine stark wandlungsfähig<br />

sind, können die jeweils vor einer<br />

Grippesaison zusammengestellten<br />

Impfstoffe nur bedingt helfen (7, 10).<br />

Da Viren für ihre Vermehrung auf den<br />

Stoffwechsel <strong>der</strong> Wirtszelle angewiesen<br />

sind, können Antimetaboliten wie<br />

die Nukleosidanaloga (z.B. Aciclovir),<br />

zyklischen Amine (z.B. Tromantadin)<br />

und Hemmer <strong>der</strong> reversen<br />

Transkriptase von Retroviren (z.B.<br />

Zidovidin) o<strong>der</strong> antivirale immunstimulierende<br />

Substanzen (z.B. Interferone)<br />

eingesetzt werden. Neuartige<br />

Pharmaka, die speziell gegen Influenzaviren<br />

entwickelt wurden, stellen die<br />

Neuraminidasehemmer (z.B. Zanamivir)<br />

dar (4, 6, 9, 10). Die Anwendung<br />

<strong>der</strong> Virostatika ist wegen ihrer Nebenwirkungen<br />

(z.T. Zytostatika-ähnlich)<br />

und hohen Kosten sowie ihrer Anwendung<br />

auf lediglich bestimmte Virusgruppen<br />

(u.a. Varicella-Zoster-Virus,<br />

Influenza Virus A, Adenoviren, Epstein-Barr-Virus<br />

und Zytomegalie-<br />

Virus) nur eingeschränkt möglich (1,<br />

5).<br />

Beson<strong>der</strong>e Bedeutung für die Resistenz<br />

gegenüber Viren kommt den<br />

Interferonen (IFN) zu. Viele Zellen<br />

können in <strong>der</strong> Regel auf einen Immunstimulus<br />

IFN freisetzen. Dabei haben<br />

542<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Originalarbeit<br />

Substanz Euphorbium resinifera Hepar sulfuris<br />

Zytokin IFN-γ IFN-γ<br />

Spen<strong>der</strong> A B C A B C<br />

D4 47 % 50 % 13 % 47 % 13 % 3 % D6<br />

Potenz D6 47 % 33 % -52 % 20 % -9 % 43 % D8<br />

D8 7 % 34 % -27 % 32 % 8 % 34 % D10<br />

Zusammensetzung von Euphorbium compositum – Nasentropfen S<br />

100 g Nasentropfen enthalten:<br />

1 g Euphorbium D3 1 g Hepar sulfuris D10 1 g Mercurium bijodatum D8<br />

1 g Luffa operculata D6 1 g Pulsatilla D2 1 g Argentum nitricum Dil. D10<br />

Tab. 1: Interferon-gamma (IFN-γ)-Synthese gemessen mittels <strong>der</strong> ELISA-Technik<br />

aus Vollblutkulturen dreier verschiedener gesun<strong>der</strong> Spen<strong>der</strong> (A, B, C) unter<br />

Zusatz potenzierter Einzelbestandteile von Euphorbium compositum. Die<br />

Kulturen wurden mit einem Standardstimulans co-stimuliert. Kontrolle ist jeweils<br />

das Lösungsmittel <strong>der</strong> Proben. Diese Werte wurden jeweils als 100 %<br />

gesetzt. Dadurch können im Unterschied zum Mittelwert die intra-individuellen<br />

Abweichungen erfasst werden, da <strong>der</strong> jeweils gemessene individuelle<br />

Zytokinwert als Differenz zur eigenen Kontrolle, d.h. ± 100 Prozent angegeben<br />

werden kann. Werte ab + 20% gelten als korrekte pharmakologische Wirkung<br />

(nach 15).<br />

die zytotoxischen CD8 + T-Zellen<br />

(CTL) (1, 17). Sie erkennen virale Antigene,<br />

wenn diese an <strong>der</strong> Oberfläche<br />

infizierter Zellen über die Haupthistokompatibilitätskomplexe<br />

von<br />

Typ-I (MHC-I) präsentiert werden.<br />

Nach Antigenerkennung senden die<br />

CTL ein Apoptosesignal in die betroffene<br />

Zelle, das über die Bildung von<br />

Fas Liganden und Perforin zum<br />

Untergang <strong>der</strong> Zelle führt (Abb. 1) (1,<br />

3, 5, 13, 16). Dabei setzen die CTL<br />

zusätzlich die unspezifischen antiviralen<br />

Zytokine IFN-γ und TNF-α (Tumornekrosefaktor-alpha)<br />

frei (1, 11).<br />

Es ist bekannt, dass nicht alle virusbefallenen<br />

Zellen diesem spezifischen<br />

zytotoxischen Prozess anheim<br />

fallen, son<strong>der</strong>n die Infektion ohne<br />

dauerhaften Zellschaden überstehen<br />

können. Ansonsten müsste bei je<strong>der</strong><br />

Virusinfektion mit einem fatalen Verlauf<br />

gerechnet werden (16). Es ist das<br />

selbst noch geringste Mengen (10 -11<br />

M) signifikant antivirale Effekte (1).<br />

Da sich für niedrig- bis mittelpotenzierte<br />

Einzelsubstanzen (D2-D14)<br />

hat zeigen lassen, dass sie in die<br />

„Sprache <strong>der</strong> Zytokine“ modulierend<br />

eingreifen können (8, 14), soll im Folgenden<br />

am Beispiel des Komplexhomöopathikums<br />

Euphorbium compositum<br />

erläutert werden, wie über<br />

eine <strong>der</strong>artige „Mitsprache“ antivirale<br />

Effekte bewirkt werden können.<br />

Zytokingesteuerte T-Zell-<br />

Antwort gegen Viren<br />

Die Abwehr gegen Viren erfolgt über<br />

spezifische und unspezifische Mechanismen.<br />

Die spezifische Abwehr umfasst<br />

die zelluläre T-Zell-Immunität<br />

und die humorale Antikörper-vermittelte<br />

Immunität. Zu Beginn einer<br />

Virusinfektion stellen körpereigene<br />

spezifische Antikörper eine wichtige<br />

Verteidigungsstrategie dar (Übersicht<br />

bei 1).<br />

Die wichtigste Aufgabe bei <strong>der</strong><br />

spezifischen Viruselimination haben<br />

Abb. 1: Antigen-unspezifische, nicht-zytotoxische antivirale Wirkung von<br />

Euphorbium compositum durch Verstärkung des antiviralen Interferon-<br />

Mechanismus. Die gebrochenen Pfeile weisen auf die parakrin und autokrin<br />

verstärkende Rückkopplung im antiviralen Zytokinmechanismus.<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

545


Originalarbeit<br />

Zusammenspiel von IFN-γ und TNFα,<br />

das zu dieser unspezifischen nichtzytotoxischen,<br />

nicht-zytolytischen<br />

Zellantwort führt (Abb. 1). Dabei geschieht<br />

Folgendes: Interferone wirken<br />

nicht direkt antiviral, son<strong>der</strong>n induzieren<br />

Resistenzmechanismen über die<br />

Expression intrazellulärer Proteine<br />

wie die Mx-Proteine o<strong>der</strong> 2’-5’-Oligoadenylat-Synthetase,<br />

die mit einzelnen<br />

Schritten <strong>der</strong> Virusreplikation<br />

interferieren (1, 16). Mittels monoklonaler<br />

Antikörper gegen IFN-γ und<br />

TNF-α konnte dieser Resistenzmechanismus<br />

tierexperimentell bestätigt<br />

werden (3, 5, 16).<br />

Interferone, beson<strong>der</strong>s IFN-γ, sind<br />

potente Aktivatoren von Makrophagen/Monozyten,<br />

wodurch diese vermehrt<br />

TNF-α und weitere Zytokine<br />

freisetzen, von denen für die Virusbekämpfung<br />

vor allem IL-12 große<br />

Bedeutung hat, da es die CTL zu erhöhter<br />

IFN-Synthese anregt (2, 11).<br />

Gleichzeitig regen Interferone die T-<br />

Zellproliferation an (17). Schließlich<br />

sind autokrine und parakrine Funktionen<br />

<strong>der</strong> Zytokine zu beachten. Virusbefallene<br />

Zellen können u.a. ebenfalls<br />

IFN freisetzen und auf diese Weise<br />

parakrin benachbarte Zellen schützen.<br />

Da CTL ebenfalls IFN und auch TNF<br />

freisetzen, stimulieren sie damit autokrin<br />

ihre eigene IFN-Synthese<br />

(Abb. 1, Übersicht bei 1).<br />

Antivirale nicht-zytotoxische<br />

Wirkung von Euphorbium<br />

compositum<br />

Der geschil<strong>der</strong>te nicht-zytotoxische,<br />

nicht-zytolytische antivirale Wirkmechanismus<br />

kann offensichtlich von<br />

Inhaltsstoffen des Homöotherapeutikums<br />

noch weiter aktiviert werden.<br />

Wie es Ex-vivo-Untersuchungen an<br />

Vollblutkulturen gesun<strong>der</strong> Spen<strong>der</strong><br />

zeigen, können die potenzierten<br />

Einzelbestandteile des Präparates<br />

Euphorbium resinifera und Hepar sulfuris<br />

die T-Lymphozyten in individuell<br />

unterschiedlichem Maß zu teilweise<br />

erheblicher IFN-γ-Synthese anregen<br />

(Tab. 1) (10). Von großer Bedeutung<br />

für die homöotherapeutische<br />

Behandlung ist, dass <strong>der</strong> IFN-gesteuerte<br />

antivirale Mechanismus Antigenunspezifisch<br />

ist, wodurch sich für<br />

Euphorbium compositum ein sehr<br />

breiter nebenwirkungsfreier antiviraler<br />

Wirkmechanismus ergibt (Abb. 1).<br />

Im klassischen Plaquereduktionstest<br />

konnte bezüglich Influenza-A-Viren,<br />

respiratory syncytial virus (RSV) und<br />

Herpes simplex Virus 1 (HSV1) eine<br />

antivirale Wirkung von Euphorbium<br />

compositum gegenüber RSV und<br />

HSV1 nachgewiesen werden. Gegen<br />

Influenza-A-Viren war die Wirkung<br />

nicht eindeutig (15). Bei dem Test<br />

werden mit Viren beimpfte Einschichtzellkulturen<br />

verwendet. Da<br />

praktisch alle Zellen bei Virusbefall<br />

Interferone freisetzen können, kann<br />

dadurch <strong>der</strong> oben genannte parakrine<br />

Schutz im Plaquereduktionstest eintreten,<br />

<strong>der</strong> durch Euphorbium compositum<br />

zusätzlich verstärkt werden<br />

kann. Da bei diesem Test den Zellkulturen<br />

immunkompetente Zellen<br />

fehlen, wird die volle Wirkungsbreite<br />

von Euphorbium compositum nicht<br />

erfasst. Darauf könnte das nicht eindeutige<br />

Ergebnis bezüglich <strong>der</strong> Influenza-A-Viren<br />

zurückzuführen sein.<br />

Hemmung von<br />

Neuraminidase durch<br />

Euphorbium compositum<br />

Abb. 2: Messung <strong>der</strong> Hemmwirkung von Euphorbium compositum auf Neuraminidase.<br />

Der Test wird nach Ziegler und Hutchinson (1972) durchgeführt.<br />

Fotometrisch (A549) wird dabei die durch Neuraminidase aus bovinem submaxillarem<br />

Mucin freigesetzte Sialinsäure (Neuraminsäure) gemessen. Der<br />

Test beschränkt sich auf die Messung von 4 Dilutionen 0,005 bis 0,1 mg/ml<br />

Neuraminsäure in (Aqua bidest.) im Reaktionsgemisch. Der Leerwert wird<br />

durch Zusatz von 0,1 ml Aqua bidest. zum Reaktionsgemisch (0,4 ml Mucin in<br />

0,5 ml 0,1 M Azetessigsäure) bestimmt.<br />

Das Influenza-Virus (ein behülltes<br />

DNS-Virus) ist durch spezielle Oberflächenstrukturen<br />

(„Spikes“) gekennzeichnet,<br />

die aus den beiden Glykoproteinen<br />

Hämagglutinin und Neuraminidase<br />

bestehen. Allen an<strong>der</strong>en für<br />

Infektionen des Respirationstraktes<br />

wichtigen Viren, z.B. dem respiratory<br />

syncytial virus (RSV) fehlen <strong>der</strong>artige<br />

Spikes (10). Das Influenza-Virus bindet<br />

über Hämagglutininspikes an<br />

Neuraminsäure-haltige Rezeptoren<br />

<strong>der</strong> Wirtszelloberfläche (Adsorption).<br />

Mittels <strong>der</strong> viralen Neuraminidase<br />

werden diese Rezeptoren gespalten,<br />

wodurch es zur Fusion zwischen<br />

Virushülle und Wirtszellmembran mit<br />

anschließendem Eindringen (Penetra-<br />

546<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Originalarbeit<br />

tion) des Virus in die Zelle kommt<br />

(Übersicht bei 10). Entsprechend eignen<br />

sich Neuraminidasehemmer zur<br />

Hemmung von Influenza-Viren (5,<br />

10).<br />

Möglicherweise übt Euphorbium<br />

compositum zusätzlich eine Hemmung<br />

auf Neuraminidase aus (Abb.<br />

2). Wenn dazu auch bisher Bioassays<br />

fehlen, so zeigt jedoch <strong>der</strong> Test auf<br />

Neuraminidase-Aktivität entsprechend<br />

dem gekoppelten Enzym-Assay<br />

nach ZIEGLER und HUTCHINSON (18)<br />

eine <strong>der</strong>artige Hemmwirkung. Der<br />

Test beruht auf <strong>der</strong> Abspaltung von<br />

Neuraminsäure (Sialinsäure) aus bovinem<br />

submaxillarem Mucin durch Einwirkung<br />

von Neuraminidase. Die<br />

Konzentration <strong>der</strong> dabei freigesetzten<br />

Säure wird fotometrisch bestimmt.<br />

Der diskutierte nicht-zytotoxische,<br />

nicht-zytolytische Wirkmechanismus<br />

von Euphorbium compositum könnte<br />

dadurch eine wichtige Ergänzung erfahren.<br />

Literatur<br />

1. Abbas A et al. Cellular and Molecular Immunology.<br />

3 rd ed. Philadelphia-London:<br />

W.B. Saun<strong>der</strong>s Company, pp 250-277<br />

(Cytokines); pp 342-361 (Immunity to<br />

Microbes)<br />

2. Biron CA, Gazzinelli RT. Effects of IL-12<br />

on immune responses to microbiol infections:<br />

a key mediator in regulating disease<br />

outcome. Cur Opin Immunol 1995; 7: 485-<br />

496<br />

3. Chisiavi FV. Cytotoxic T cells and viral hepatitis.<br />

J Clin Invest 1997. 99:1472-1477<br />

4. Cox NF, Hughes JM. New options for the<br />

prevention of influenza. New Engl J Med<br />

1999; 341: 1387-88<br />

5. Guidotti LGF, Chisiavi FV. To kill or to<br />

cure. Curr Opin Immunol 1996; 8: 478-83<br />

6. Hayden FG, Palese P. Influenza Virus. In:<br />

Richman D et al (Eds). Clinical Virology.<br />

Churchill Livingstome 1997<br />

7. Hayden FG et al. Use of selective oral neuraminidase<br />

inhibitor Oseltamivir to prevent<br />

influenza. New Engl Med 1999; 341: 1336-<br />

43<br />

8. Heine H. Wirkmechanismen <strong>der</strong> Antihomotoxischen.<br />

Medizin Biol Med 1999; 28:<br />

227-32<br />

9. Itzstein Mv et al. Rational design of potent<br />

sialidase-based inhibitors of influenza virus<br />

replication. Nature 1993; 363: 418-23<br />

10. Laver G et al. Entwaffnung von Grippeviren.<br />

Spektrum <strong>der</strong> Wissenschaft (Scientific<br />

American. Deutsche <strong>Ausgabe</strong>) 1999;<br />

Heft 3: 70-79<br />

11. Modhin R, Grodowski P. The toll of innate<br />

immunity on microbiol pathogens. N Engl<br />

J Med 1999; 340: 1834-5<br />

12. Rudack C, Bachert C. Zytokine und Chemokine<br />

bei Nasennebenhöhlenerkrankungen.<br />

Laryngo-Rhino-Otol 1999; 78: 481-90<br />

13. Razwi ES, Welsh RM. Apoptosis in viral<br />

infections. Adv Virus Res 1995; 45: 1-60<br />

14. Schmolz M, Metelmann H. Einzelkomponenten<br />

eines homöopathischen Komplexmittels<br />

zur Behandlung entzündlicher Erkrankungen<br />

<strong>der</strong> Nase modulieren die Zytokinsynthese<br />

menschlicher Leukozyten.<br />

Biol Med 1998; 27: 155-8<br />

15. Metelmann H, Glatthaar-Saalmüller B. Die<br />

antivirale Wirkung von Euphorbium compositum<br />

S. Biol Med 199; 28: 142-6<br />

16. Thimme R, Blum H. T-Zell-Antwort gegen<br />

Viren. Eine neue nicht-zytotoxische antivirale<br />

Strategie. Dtsch med Wschr 1998; 123:<br />

1007-8<br />

17. Tough DF, Sprent J. Bystan<strong>der</strong> stimulation<br />

of T cells in vivo by cytokines. Vet Immunol<br />

Immunpath 1998; 63; 123-129<br />

18. Ziegler D, Hutchison H. Coupled enzyme<br />

system for measuring viral neuraminidase<br />

activity. Appl Microbiol 1972; 23: 1060-65<br />

Prof. Dr. Hartmut Heine<br />

Institut für Antihomotoxische Medizin<br />

und Grundregulation<br />

Bahnackerstraße 16<br />

76532 Baden-Baden<br />

Hypo-A<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

547


Originalarbeit<br />

Calcarea Carbonica:<br />

langsam, träge und gehaltvoll<br />

M. M. Hadulla, O. Richter<br />

Zusammenfassung<br />

Summary<br />

Resumen<br />

Calcarea Carbonica – gewonnen aus <strong>der</strong> Austernschale – ist ein alt bewährtes,<br />

tief wirkendes, homöopathisches Mittel. Das Arzneimittelbild umfasst<br />

Wahnvorstellungen, heftige Ängste bis zu Panikattacken. In <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Arbeit werden die beson<strong>der</strong>en Eigenschaften von Calcarea<br />

Carbonica dargestellt und anhand von Beispielen aus <strong>der</strong> Kunst und<br />

Literatur (Fürst Oblomov von Ivan Gontscharow) veranschaulicht.<br />

Schlüsselwörter: Homöopathie, Calcarea Carbonica, Arzneimittelbil<strong>der</strong>,<br />

Fürst Oblomov<br />

Calcarea carbonica is obtained from the shells of oysters. It is a homeopathic<br />

agent with deep effects that has been in use for a long time. The<br />

drug indication picture includes insane delusions, a strong sense of<br />

anxiety and panic attacks. The present paper presents the special properties<br />

of calcarea carbonica and illustrates them with examples from art<br />

and literature (Prince Oblomow in Ivan Gontsharow).<br />

Key words: Homeopathy, calcarea carbonica, drug indication pictures,<br />

Prince Oblomow<br />

La calcárea carbónica – obtenida de la concha de ostras – es un remedio<br />

homeopático muy probado y de efectos profundos. El cuadro farmacológico<br />

abarca ideas delirantes, temores intensos e incluso ataques de<br />

pánico. En el presente trabajo se presentan las cualidades particulares<br />

de la calcárea carbónica, ilustrándolas a través de ejemplos tomados del<br />

arte y de la literatura ( el príncipe Oblomov de Ivan Gontcharov).<br />

Términos claves: Homeopatía, calcárea carbónica, cuadros farmacológicos,<br />

príncipe Oblomov<br />

„Das Leben zerfiel seiner Ansicht<br />

nach in zwei Teile:<br />

Der eine bestand aus Arbeit und<br />

Langeweile, das waren für ihn<br />

Synonyme;<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e aus Ruhe und behaglicher<br />

Fröhlichkeit.“<br />

Fürst Oblomov von I. Gontscharow<br />

Etymologie<br />

Die alten Ärzte und Homöopathen (4)<br />

bevorzugten die ursprüngliche Bezeichnung<br />

conchae praeparatae –<br />

Calcarea Carbonica, da hier die Betonung<br />

auf dem femininen Aspekt<br />

liegt, nämlich <strong>der</strong> Herkunft aus <strong>der</strong><br />

Muschel.<br />

Das überrascht nicht, da ja schon<br />

in <strong>der</strong> Signatur <strong>der</strong> Muschel das weiche,<br />

von außen beschützte und in sich<br />

eine Perle tragende – somit hervorbringende<br />

– gebärende – zum Ausdruck<br />

kommt. Die alten Ärzte wussten<br />

eben sehr viel mehr von diesen Zusammenhängen<br />

und kannten natürlich<br />

auch die determinierende symbolische<br />

Kraft eines Namens: Calcarea Carbonica<br />

ist ein weibliches Mittel, ein<br />

Mittel, das uralt ist, tief wirkt, weit<br />

trägt und eben eine Beziehung zum<br />

Matriarchat hat.<br />

Wir haben demnach auch Calcarea<br />

Carbonica in <strong>der</strong> Geschichte weit zurückverfolgt<br />

und es mit einem seiner<br />

Hauptprotagonisten, nämlich HEKTOR<br />

aus dem alten Troja, in Verbindung<br />

gebracht (8). Hier finden wir noch die<br />

Reste einer uralten, mächtig-matrilinearen<br />

Kultur, wobei es wie<strong>der</strong>um<br />

nicht überrascht, dass auch mo<strong>der</strong>nere<br />

Literaten diesen Zusammenhang er-<br />

548<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Originalarbeit<br />

neut entdecken, so etwa M. ZIMMER<br />

BRADLEY in „Die Feuer von Troja“<br />

(16).<br />

M. BRADLEY behandelt in diesem<br />

Roman das Feuer, den Untergang von<br />

Troja, das ja bekanntlich nach 10<br />

Jahren Kampf mit den Griechen zerstört<br />

wurde. HOMER besingt diesen<br />

Untergang in <strong>der</strong> Ilias (11) und die<br />

eben zitierte mo<strong>der</strong>ne Literatur hebt<br />

beson<strong>der</strong>s die Rolle <strong>der</strong> Frauen hervor,<br />

hier insbeson<strong>der</strong>e die PRIAMOStochter<br />

und Seherin KASSANDRA, <strong>der</strong>en<br />

Tante die Amazonenkönigin<br />

PENTHESILEA war.<br />

PENTHESILEA besitzt noch das uralte<br />

Wissen und die Weisheit mit dem<br />

Umgang und den Kräften <strong>der</strong> Natur.<br />

Trotz ihrer mutigen Selbstaufopferung<br />

– nach dem Tode HEKTORs kam sie<br />

den Trojanern zu Hilfe – wurde Troja<br />

eingenommen und dem Erdboden<br />

gleichgemacht und damit auch das<br />

Ende einer ganzen matri-linear orientierten<br />

Zeit eingeläutet.<br />

Chemie<br />

SAMUEL HAHNEMANN führt zur Herstellung<br />

von Calcarea Carbonica Folgendes<br />

wörtlich aus (9): „Man zerbricht<br />

eine reine, etwas dicke Austerschale,<br />

nimmt von <strong>der</strong>, zwischen den<br />

äußsern und innern, harten Schale<br />

<strong>der</strong>selben befindlichen, mürbern,<br />

schneeweißen Kalk-Substanz einen<br />

Gran, den man auf die Art, wie zu<br />

Ende des ersten Theils von <strong>der</strong><br />

Bereitung trockener Arzneistoffe zu<br />

homöopathischem Gebrauche gelehrt<br />

worden, in allen Potenz-Graden bis zu<br />

X verfertigt, und vor Sonnenlicht und<br />

großser Wärme verwahret, zum<br />

Gebrauche aufhebt, je nach den verschiedenen<br />

Zwecken. [...] Die so potenzierte<br />

Kalkerde gehört mit zu den<br />

heilbringenden antipsorischen<br />

Arzneien ...“<br />

Dabei sind Kalziumkarbonat, kohlensaurer<br />

Kalk. Conchae praeparat in<br />

den verschiedensten Formen, wie<br />

Kreide, Eierschalen, Schneckengehäusen,<br />

Krebsaugen, Muscheln etc.<br />

Abb. 1: Austernschale<br />

schon in alter Zeit angewendet worden<br />

und wohl aufgrund dieses Vorwissens<br />

hat S. HAHNEMANN <strong>der</strong> Prüfung<br />

dieser Substanz so viel Wert beigemessen.<br />

Verwendung findet – um es nochmals<br />

zu sagen – die weiße, kalkige<br />

Substanz, die sich zwischen <strong>der</strong> inneren<br />

und äußeren Schicht <strong>der</strong> Austernschale<br />

befindet. Dieses so erhaltene<br />

Karbonat ist chemisch nicht rein.<br />

Mit Magnesiumkarbonat kommt<br />

es zusammen gebirgsbildend als<br />

Dolomit vor, als Dikarbonat gelöst im<br />

Quellwasser.<br />

Arzneimittelbild<br />

Die eigentliche Fähigkeit <strong>der</strong> Auster<br />

liegt darin, dass sie aus dem äußerlich<br />

festen und fest haftenden, <strong>der</strong> Schale,<br />

und dem innerlich Trägen-Weichen-<br />

Unstrukturierten, <strong>der</strong> Molluske, eine<br />

perfekte, schimmernde und wertvolle<br />

Substanz, nämlich die Perle hervorbringen<br />

kann. Dazu muss aber das entscheidende<br />

Körnchen Sand als Struktur,<br />

als eine Art störenden Agens hinzukommen,<br />

damit aus dem weichen,<br />

unstrukturierten, amorphen Organismus<br />

die Perle entstehen kann.<br />

C. COULTER meint in diesem Zusammenhang<br />

(3): „Aus dem gleichen<br />

Grund kann Calcium, wenn man ihm<br />

als Kind den nötigen Stimulus vorenthalten<br />

hat, als Erwachsener unentwickelt,<br />

für immer unreif und unvollständig<br />

bleiben, o<strong>der</strong> er findet nur äußerst<br />

langsam zu sich selbst: Spät beendet<br />

er sein Studium, beginnt er seine<br />

Berufslaufbahn, verliebt er sich<br />

und heiratet, o<strong>der</strong> er findet eine<br />

Nische in <strong>der</strong> Gesellschaft ...“<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

549


Originalarbeit<br />

Wie die Auster unmerklich Schicht<br />

über Schicht übereinan<strong>der</strong> lagert, um<br />

langsam eine Perle zu bilden, so arbeitet<br />

<strong>der</strong> Calcarea-Carbonica-Patient<br />

bzw. die Calcarea-Carbonica-Patientin<br />

langsam, unverdrossen und gewissenhaft<br />

und baut Schicht um Schicht<br />

auf, damit die Perle geformt werden<br />

kann.<br />

Hier, in dieser Schale, in dieser<br />

Behausung, fühlt sich dann Calcarea<br />

Carbonica ausgeglichen, wohl und zufrieden,<br />

falls dieser Schutz fest, permanent<br />

und verlässlich ist, gleichsam<br />

zu Hause. Verliert Calcarea Carbonica<br />

dieses Zuhause, ist es ungeschützt, offen<br />

und wehrlos, so entstehen heftige<br />

Ängste, vielfältige Befürchtungen, ja<br />

sogar Panikattacken und Wahnvorstellungen.<br />

Der indische Homöopath S. SAN-<br />

KARAN (13) ergänzt hierzu:<br />

„Aber wenn die Lage sich än<strong>der</strong>t und<br />

er die Sicherheit des Zuhauses verliert,<br />

fühlt er sich in <strong>der</strong> Wildnis alleine<br />

gelassen. Der Calcarea-Zustand<br />

wird ihm nichts mehr nützen,<br />

selbst wenn er zu kompensieren versucht.<br />

Er geht in den Stramonium-<br />

Zustand über. Die Calc.-Situation ist<br />

eine beschützte, die Stram.-Situation<br />

eine unbeschützte. Im Calc.-Zustand<br />

ist man in <strong>der</strong> Lage, in <strong>der</strong> man<br />

Sicherheit gegen Gefahren sucht.<br />

Die Stram.-Situation verlangt Wi<strong>der</strong>stand<br />

gegen Terror und Gewalt, und<br />

die Kompensierung funktioniert genau<br />

an<strong>der</strong>s herum, vor allem wenn<br />

es um die Art und Weise geht, seinen<br />

Mut zu beweisen. Dagegen handelt<br />

Stram. aus <strong>der</strong> Lage heraus, unbeschützt<br />

<strong>der</strong> Bedrohte zu sein und will<br />

sich deshalb an jemandem festhalten.<br />

Stram. ist wie jemand draußen<br />

in <strong>der</strong> dunklen Nacht, <strong>der</strong> ins Haus<br />

kommen will, und Calc. ist <strong>der</strong>jenige<br />

im Haus, <strong>der</strong> nicht hinaus möchte.<br />

Die ganze Situation, die ganze Reaktionsweise<br />

und alle Gefühle <strong>der</strong> Arzneien<br />

sind verschieden. Deswegen<br />

kann eines das an<strong>der</strong>e nicht ersetzen.“<br />

Dass Calcarea Carbonica tatsächlich<br />

zahlreiche Einbildungen, Wahnideen<br />

und regelrechte Wahnvorstellungen<br />

bis hin zur Paranoia eigen<br />

sind, bestätigen die großen homöopathischen<br />

Ärzte CANDEGABE (2), GAL-<br />

LAVARDIN (5), PASCHERO (12) und<br />

nicht zuletzt S. HAHNEMANN (9) selbst.<br />

So finden wir bei GALLAVARDIN (5)<br />

u.a.:<br />

Qualvolle Angst mit Schrecken,<br />

als wenn man geisteskrank würde.<br />

Ahnungsvoll, furchtsam, als wenn<br />

ein Unglück geschehen würde.<br />

Furcht vor anstecken<strong>der</strong> Krankheit<br />

o<strong>der</strong> Geisteskrankheit.<br />

Schwindel mit Zittern im Kopf<br />

und dem Gefühl, den Verstand verloren<br />

zu haben.<br />

Wahnideen, Delirium, Furcht vor<br />

Geisteskrankheit.<br />

Geisteskrankheit im Zusammenhang<br />

mit Würmern, Wahnideen<br />

und Selbstmordgedanken.<br />

Delirium tremens, Wahnideen und<br />

Schlaflosigkeit.<br />

Geisteskrankheit nach einem<br />

Schicksalsschlag.<br />

Aber auch S. HAHNEMANN (9) listet<br />

eine Vielzahl an Geistes- und Gemütssymptomen<br />

auf, die in typischer Calcarea-Carbonica-Weise,<br />

nämlich sehr<br />

gründlich und voluminös zusammengetragen<br />

wurden, 1630 Symptome!<br />

Eine Auswahl wie folgt (9):<br />

Befürchtende, bange Ahnung, als<br />

ob ihm o<strong>der</strong> einem an<strong>der</strong>en ein<br />

Unglück begegnen würde, die er<br />

auf keine Weise verscheuchen<br />

konnte.<br />

Sie befürchtet den Verstand zu verlieren.<br />

Sie fürchtet, die Leute sehen ihr<br />

ihre Verwirrtheit im Kopfe an.<br />

Sie hält, hypochondrisch, sich für<br />

sterbenskrank und konnte doch<br />

über nichts klagen.<br />

Verzweifelnde Stimmung mit<br />

Furcht vor Krankheit und Elend,<br />

mit Ahnung betrüben<strong>der</strong> Vorfälle.<br />

Bewusstlosigkeit, mit Täuschung<br />

über den Aufenthaltsort, als wäre<br />

das Zimmer ein Gartensaal.<br />

Wirres, zittriges Wesen im Kopf.<br />

Wie verwirrt im Kopf.<br />

Solche Düseligkeit, vormittags,<br />

dass ihm alles wie im halben<br />

Traume erschien.<br />

Betäubung, wie Unbewusstheit <strong>der</strong><br />

äußeren Gegenstände, mit wogendem<br />

Sumsen oben im Kopfe.“<br />

Die Leitsymptome nach G. CHARETTE<br />

(4) sind folgende:<br />

1. Kältegefühl an den Füßen, den<br />

Knien, dem ganzen Unterschenkel,<br />

wie von „kalten, feuchten<br />

Strümpfen“. Kälte an verschiedenen<br />

Stellen des Kopfes, beson<strong>der</strong>s<br />

rechts, so stark, dass <strong>der</strong> Kranke<br />

meint, dort läge ein Stück Eis.<br />

Gefühl von innerer Kälte.<br />

2. Außerordentliche Frostigkeit mit<br />

Abneigung gegen frische Luft;<br />

<strong>der</strong> geringste kalte Luftzug geht<br />

anscheinend „durch und durch“.<br />

3. Gefühl von Schwäche und Erschöpfung<br />

ohne Grund o<strong>der</strong> durch<br />

die leichteste Beschäftigung, beson<strong>der</strong>s<br />

durch Gehen.<br />

4. Der ganze Verdauungstraktus ist<br />

bei Calcarea Carbonica sauer:<br />

saurer Geschmack, saures Aufstoßen,<br />

saures Erbrechen, saure<br />

Stühle. Milch wird schlecht vertragen;<br />

das Kind bricht sie in<br />

„Klumpen“ aus; Milch verursacht<br />

häufig Urtikaria.<br />

5. Hitzewallungen und Blutandrang<br />

zum Kopf, wie in <strong>der</strong> Menopause.<br />

6. Chronische Pupillendilatation. –<br />

Calcarea ist das mineralische<br />

Äquivalent von Belladonna, die<br />

„chronische Belladonna“.<br />

7. Morgendlicher Kopfschmerz.<br />

8. Zu starke Regelblutungen.<br />

9. Partielle Schweiße, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong><br />

behaarten Kopfhaut.<br />

10. Abneigung gegen Fleisch und gekochte<br />

Speisen, Verlangen nach<br />

Eiern, Zuckersachen und unverdaulichen<br />

Dingen wie Kreide,<br />

Kohle, Graphit (in Bleistiften)<br />

u.ä.<br />

11. Die Haut ist unheilsam; die geringfügigsten<br />

Wunden eitern<br />

leicht. Eigentümliches Symptom:<br />

Schmerzhafte Eiterungen<br />

am Nagelfalz.<br />

550<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Originalarbeit<br />

Diese Angaben decken sich auch mit<br />

unseren bisherigen praktischen Erfahrungen<br />

in <strong>der</strong> homöopathischen Praxis.<br />

So finden wir fast täglich in unserer<br />

Praxis – vor allem bei sehr sensiblen<br />

Calcarea-Kin<strong>der</strong>n – eine geradezu<br />

panische Angst vor Grausamkeiten<br />

und erschrecktes Agieren auf schlimme<br />

Nachrichten (man denke nur an<br />

die fast allabendlichen Schreckensbil<strong>der</strong><br />

in den letzten Jahren im Fernsehen<br />

über diesen Wahnsinnskrieg im<br />

ehemaligen Jugoslawien. Was dies bei<br />

unseren Kin<strong>der</strong>n und erst recht noch<br />

bei den armen dortigen Kin<strong>der</strong>n in den<br />

Seelen anrichtet, ist ungeheuerlich.<br />

Man kann wirklich die dortigen<br />

Machthaber nicht genug verdammen<br />

...) –, diese schreckliche Angst kann<br />

unserer Erfahrung nach bei Calcarea-<br />

Kin<strong>der</strong>n zum Teil richtig paranoide<br />

Züge annehmen.<br />

Ein quasi fiktives life-pattern eines<br />

Calcarea-Carbonica-Patienten<br />

lässt sich etwa wie folgt zusammenstellen<br />

(Anmerkung: Es handelt sich<br />

hierbei aus didaktischen Gründen um<br />

eine Überzeichnung, fast eine Karikatur,<br />

in <strong>der</strong> das Wesentliche deutlich –<br />

z.T. überzeichnet – herausgestellt<br />

wird):<br />

Zunächst <strong>der</strong> dicke Säugling. Er<br />

hat ein Gesicht wie ein Barock-Engelchen,<br />

er ist pausbäckig, es sieht allgemein<br />

proper aus. Die Mutter ist eigentlich<br />

zufrieden, beson<strong>der</strong>s die<br />

Großmutter, weil das Kind so pflegeleicht<br />

ist, zufrieden und schön rund.<br />

Es hat aber nicht die gesunde, muskuläre<br />

Kraft und den vigilanten Blick<br />

des gesunden, normal gestillten Kindes.<br />

Dazu sauer riechende Schweiße,<br />

beson<strong>der</strong>s am Kopf und den Füßen,<br />

auch das Erbrochene, <strong>der</strong> Durchfall,<br />

alles das riecht sauer. Alles kommt etwas<br />

verspätet, Sitzen – Krabbeln –<br />

Laufen, die so genannten Meilensteine<br />

<strong>der</strong> psychomotorischen Entwicklung,<br />

und z.T. auch das Zahnen verspätet<br />

sich, dabei beobachten die Kleinen gut<br />

und sind von <strong>der</strong> psycho-intellektuellen<br />

Entwicklung durchaus altersgemäß.<br />

Sie vertragen schlecht Milch und<br />

haben eigentlich hiergegen eine Abneigung,<br />

verlangen aber nach Eiern<br />

und Unverdaulichem, das die Kleinkin<strong>der</strong><br />

dann z.T. im Garten in Gestalt<br />

von Erde, Sand, Kreide etc. suchen.<br />

Sie haben häufig X- o<strong>der</strong> O-Beine,<br />

z.T. Plattfüße und schwitzen leicht bei<br />

Anstrengung, beson<strong>der</strong>s im Gesicht.<br />

Calcarea passt sowohl für die fettleibigen,<br />

aber an<strong>der</strong>erseits auch für die<br />

sehr mageren Kin<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en Haut welk<br />

und faltig ist, <strong>der</strong>en Bauch aber anormal<br />

dick vorgewölbt bleibt. Das sind<br />

ratiopharm<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

551


Originalarbeit<br />

die „Durchfallkin<strong>der</strong>“, für die Calcarea<br />

ein außerordentlich gutes Mittel<br />

darstellt.<br />

Es wun<strong>der</strong>t einen zunächst, dass<br />

diese Kin<strong>der</strong>, die ja geschützt sind von<br />

Fett, eigentlich so kälteempfindlich<br />

sind. Sie sind zwar einerseits kälteempfindlich,<br />

brauchen aber nicht die<br />

extreme Wärme wie z.B. Arsen, dem<br />

am Kamin selbst kalt ist und zusätzlich<br />

einen Schal trägt. Währenddessen<br />

Calcium Carbonicum schon warm<br />

wird, wenn er einen Pullover anhat.<br />

CONSTANTIN HERING, einer <strong>der</strong> begabtesten<br />

Schüler von S. HAHNEMANN im<br />

letzten Jahrhun<strong>der</strong>t, <strong>der</strong> Fin<strong>der</strong> und<br />

Erfin<strong>der</strong> von Lachesis, bezeichnete<br />

diese Kin<strong>der</strong> als den leukophlegmatischen<br />

Typ. CONSTANTIN HERING<br />

spricht auch noch von <strong>der</strong> Indolenz<br />

und <strong>der</strong> Trägheit. Für Trägheit gibt es<br />

eine schöne Metapher von WILLIBALD<br />

GAWLIK (6): „Die Austerschale macht<br />

auf und zu, und sie kommt bloß raus<br />

um zu essen und um sich zu vermehren.“<br />

Kalte Hände, kalte, feuchte Füße,<br />

eventuell Kopfschweiß, <strong>der</strong> sauer<br />

riecht und eine allgemeine Blässe,<br />

Hautempfindlichkeit, die bis zur Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

gehen kann, sowie Erkältungsanfälligkeit<br />

runden dieses Bild<br />

ab.<br />

Der Adoleszente ist wegen seiner<br />

Muskelschwäche wenig sportlich, er<br />

will eher Stille, Ruhe und Rückzug,<br />

und schon früh wird er fettleibig.<br />

Das junge Mädchen ist pastös und<br />

blass; es klagt z.T. über Herzklopfen,<br />

Atemnot und Kopfschmerzen, und<br />

aufgrund des schlaffen Bindegewebes<br />

dauert die Menses lange. Häufiges Zuspätkommen<br />

ist normal, weil sie es<br />

einfach nicht schafft. „Ich kann mich<br />

einfach zu nichts aufraffen.“ Es ist damit<br />

nicht das ungeplante Zuspätkommen<br />

von Sulphur gemeint, <strong>der</strong> dies<br />

und jenes noch im letzten Moment tun<br />

muss, o<strong>der</strong> das exaltierte Zuspätkommen<br />

von Phosphor z.B. im Theater<br />

„jetzt komme ich“, o<strong>der</strong> das überhebliche<br />

Zuspätkommen von Platin, <strong>der</strong><br />

hochnäsig die gesamte Kino- und<br />

Theaterreihe, die schon längst sitzt,<br />

„aufstehen lässt“, son<strong>der</strong>n Calcarea<br />

Carbonica kommt zu spät, weil er einfach<br />

„nicht fertig“ wird.<br />

Bei Erwachsenen tritt Calcarea<br />

Carbonica durch seinen feuchten,<br />

schlaffen, teigigen Händedruck, durch<br />

die schlechte Körperhaltung, <strong>der</strong> bequemen,<br />

weiten Kleidung und durch<br />

sein Zuspätkommen in Erscheinung.<br />

Häufige Probleme mit rezidivierenden<br />

Infekten, adenoide Wucherungen,<br />

Lymphknotenschwellungen (leukophlegmatischer<br />

Typ) und rezidivierende<br />

Bronchitis sind anzutreffen.<br />

Ebenso Schlafstörungen, Angst vor<br />

Grausamkeiten, z.T. Ablehnung gegen<br />

Sexualität, wobei alle körperlichen<br />

und geistig-seelischen Symptome bei<br />

Vollmond eine Verschlechterung erfahren.<br />

Die Gemütsverfassung solcher<br />

Menschen ist langsam, träge und auf<br />

Beharrung aus, d.h. jegliche Verän<strong>der</strong>ung<br />

macht Angst: Die Menschen sind<br />

voller Ängste und voll verschiedenartiger<br />

Befürchtungen, beson<strong>der</strong>s für ihre<br />

Gesundheit.<br />

Geistige Arbeit ist für sie insgesamt<br />

mühevoll, weil anstrengende,<br />

konzentrierte Aufmerksamkeit ihnen<br />

schwer fällt, sie geistig rasch ermüden<br />

und sogar z.T. Stirnschweiße hervorruft.<br />

Verschlimmerung: Durch Kälte,<br />

durch Feuchtigkeit und wie gesagt zur<br />

Zeit des Vollmonds, durch jede körperliche<br />

o<strong>der</strong> geistige Arbeit. Haben<br />

sie jedoch etwas Geistig-Intellektuelles<br />

erarbeitet, so ist es meistens<br />

sehr gut.<br />

Besserung: Durch trockene Witterung.<br />

Fühlt sich wohler, wenn er verstopft<br />

ist. Beim Liegen auf <strong>der</strong><br />

schmerzhaften Seite.<br />

Kunst und Literatur<br />

Ein ganz typisches Beispiel von Calcarea<br />

Carbonica in <strong>der</strong> Literatur tritt in<br />

dem Roman „Oblomov“ von IWAN<br />

GONTSCHAROW (7) zu Tage. Wir werden<br />

hierauf gleich länger eingehen,<br />

vorweg aber darauf hinweisen, dass<br />

selbst in den Lehrbüchern <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

<strong>der</strong> Begriff des Oblomovismus<br />

Einzug gehalten hat. Es handelt<br />

sich hierbei um eine Mischung aus einem<br />

Träumer, einem Antriebslosen,<br />

einem Arbeitsscheuen, einem primär<br />

Gutmütigen, einem Weisen, einem<br />

Schlendrian, ja einem Faulpelz.<br />

Auch <strong>der</strong> berühmte russische Politiker<br />

GORBATSCHOW schimpfte in den<br />

70er und 80er Jahren ausgiebig und<br />

immer wie<strong>der</strong> erneut auf den aktuellen<br />

grassierenden Oblomovismus in <strong>der</strong><br />

Sowjetunion, und ebenso wie einer<br />

seiner entferntesten Nachfolger BORIS<br />

JELZIN, <strong>der</strong> jedoch von seinem Äußeren<br />

und <strong>der</strong> Liebe zu scharfen Alkoholika,<br />

vielleicht auch in seinem stoischen<br />

Beharrungsvermögen einem<br />

OBLOMOV ähnlich sein könnte.<br />

GONTSCHAROWs Roman spielt nur<br />

an einem einzigen, geradezu geschlossenen<br />

festen Calcarea-Carbonica-Ort,<br />

nämlich dem Zuhause des Fürsten<br />

OBLOMOV, und über langsame, träge,<br />

lange 654 Seiten wird eine wun<strong>der</strong>bare,<br />

weiche, in sich versunkene, in sich<br />

abgeschlossene Welt entfaltet (7).<br />

All dem, <strong>der</strong> Drangsal, <strong>der</strong> Mühe,<br />

dem Schuften, beschreibt GONTSCHA-<br />

ROW, wie <strong>der</strong> Fürst aufsteht, sich mit<br />

seinem weichen Morgenmantel kleidet,<br />

dann lauscht OBLOMOV auf die<br />

Glocken <strong>der</strong> entfernten Dorfkirche,<br />

dann zündet sich unsere Romanfigur<br />

behaglich eine Pfeife an, dann überlegt<br />

er sich lange den Zeitpunkt <strong>der</strong><br />

Rasur, die sich vielleicht doch noch<br />

auf den Nachmittag verschieben lässt.<br />

Dann entstehen in ihm diese und jene<br />

Gedanken, dann sinnt er über den<br />

Traum nach, den er geträumt hat, einen<br />

Traum über das, was schön war:<br />

seine Mama, seine Kindheit, die<br />

Datscha. Besucher empfindet er geradezu<br />

physisch quälend als Ruhestörer.<br />

Der Fürst OBLOMOV ist bei alledem<br />

zufrieden, keineswegs aggressiv und<br />

da plötzlich tritt ein Deutscher ein, <strong>der</strong><br />

Herr STOLZ, sein fleißiger, aktiver Verwalter<br />

mit <strong>der</strong> Einladung einer schönen<br />

Frau. OBLOMOV ist ja ein junger<br />

Mann, sieht eigentlich gut aus, hat<br />

Verehrerinnen, soll heiraten ...<br />

552<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Originalarbeit<br />

Das letzte Drittel des Romans handelt<br />

ganz einfach davon, wie er es<br />

schafft, beson<strong>der</strong>s gerade dieser, vielleicht<br />

gefährlichsten Einladung zu<br />

entkommen, ohne dabei diese schöne<br />

Frau aus bestem Hause zu beleidigen.<br />

Letztendlich verliert er sie, da ein<br />

an<strong>der</strong>er, ein Entschlossener, sie heiratet,<br />

aber OBLOMOV ist das gleich, er ist<br />

durchaus erleichtert.<br />

Zu den einzelnen Symptomen dieses<br />

Patienten OBLOMOV im körperlichen<br />

Bereich:<br />

Schlaffes Bindegewebe, schlaffer<br />

Händedruck, schlaffe Körperhaltung,<br />

schlaffe, weite Kleidung. Er kommt<br />

zu allem zu spät. Anstrengung im körperlichen<br />

Bereich verschlechtert.<br />

Schwäche o<strong>der</strong> Reizbarkeit, dies findet<br />

sich schon bei HAHNEMANN,<br />

Schwäche o<strong>der</strong> Reizbarkeit nach<br />

Koitus. Hierbei handelt es sich nicht<br />

Abb. 2, 3 und 4:<br />

Illustrationen zu Fürst Oblomov<br />

von Gontscharow<br />

um Männer o<strong>der</strong> Frauen, die nicht<br />

wollen, son<strong>der</strong>n um jene, denen es<br />

nach <strong>der</strong> Liebe nicht gut geht.<br />

Auch im Nahrungsverhalten will<br />

Calcarea Carbonica wenig aufregendes,<br />

sie wollen weiches, wenig gewürztes,<br />

stärkehaltiges und cremiges,<br />

sowie milchiges Essen: klassisch z.B.<br />

Kaiserschmarren.<br />

Im geistigen Bereich: Geistige<br />

Anstrengungen verschlechtern. Hierzu<br />

passt das Zitat von CONSTANTIN<br />

HERING (10): „Ziehen in <strong>der</strong> rechten<br />

Seite des Kopfes vom Denken. Nach<br />

geistiger Anstrengung anfallsweise<br />

Zittern. Schwer von Begriff: Unfähig,<br />

seine Studien voranzutreiben.“<br />

Und ein noch schöneres Zitat vom<br />

Altmeister S. HAHNEMANN (9): „Bei<br />

ganz geringer Anstrengung im Sprechen<br />

war es ihm, als würde das<br />

Gehirn gelähmt“. „Zu aller Arbeit unaufgelegt<br />

... und dabei doch Gefühl<br />

von Kraft. Die Gedanken vergehen<br />

ihm, sein Gedächtnis ist kurz.“<br />

C. M. F. BOENNINGHAUSEN (1)<br />

nennt dies noch: „Törichtes, albernes<br />

Lachen.“<br />

Ein an<strong>der</strong>es Symptom, das ganz<br />

im Zentrum steht und auch bei Fürst<br />

OBLOMOV zu finden ist, <strong>der</strong> nicht nach<br />

draußen geht, <strong>der</strong> nicht mit <strong>der</strong> Kutsche<br />

verreist, da er Angst hat vor einem<br />

Achsenbruch, einem Unfall o<strong>der</strong><br />

Grausamkeiten allgemein, lässt sich<br />

mit einem weiteren Zitat von CON-<br />

STANTIN HERING (10) folgen<strong>der</strong>maßen<br />

beschreiben: „Bekommt Angst, wenn<br />

er von Grausamkeiten hört.“<br />

Dieses Symptom ist häufig zu beobachten,<br />

es gibt Kin<strong>der</strong> und z.T. auch<br />

Erwachsene, die die Augen verschließen,<br />

sich die Ohren zuhalten, wenn sie<br />

auch nur etwas Grausames hören o<strong>der</strong><br />

sehen.<br />

Um den Begriff <strong>der</strong> Auster wie<strong>der</strong><br />

aufzunehmen, findet man hier den<br />

Rückzug in die Schale, in das eigentliche<br />

Zu-Hause-Sein, es ist aber, differentialdiagnostisch<br />

zu Sepia und<br />

Natrium muriaticum (die sich heftig<br />

und gekränkt verzehren), ein Rückzug<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

555


Originalarbeit<br />

in bescheidener, schüchterner, aber<br />

unerschütterlicher Weise, insbeson<strong>der</strong>e<br />

aber nicht böse, nicht heftig und gekränkt,<br />

wie bei Sepia und Natrium<br />

muriaticum. An<strong>der</strong>s als bei Sepiao<strong>der</strong><br />

Natrium-muriaticum-Patienten<br />

und -Patientinnen zieht sich unser<br />

Fürst OBLOMOV gemütlich zurück,<br />

raucht dabei seine Pfeife, stundenlang<br />

wird über das Essen gesprochen, die<br />

verschiedenen Gänge, die Abfolge <strong>der</strong><br />

Speisen, was gestern gegessen wurde,<br />

was heute angesagt und was morgen<br />

geplant ist. Ruhe und behagliche<br />

Fröhlichkeit und ein – wie uns die<br />

Signatur <strong>der</strong> am Felsen haftenden<br />

Austernschale zeigt – geradezu stoisches<br />

Beharrungsvermögen.<br />

E. C. WHITMONT (15), ein großer<br />

Psychoanalytiker und Homöopath,<br />

sagte: „Insbeson<strong>der</strong>e herrscht hier die<br />

Unfähigkeit vor, mit Verän<strong>der</strong>ungen<br />

fertig zu werden.“ Und so geht es seitenlang<br />

im Roman des Fürsten OBLO-<br />

MOV um eine Renovierung des Hauses,<br />

die letztendlich doch verschoben<br />

wird ... Viel ist vom Zu-Hause-Sein,<br />

dem Rückzug in die eigenen vier<br />

Wände, vom Verharren, die Rede und<br />

so ist nachvollziehbar, dass Calcarea<br />

Carbonica auch eines <strong>der</strong> großen<br />

Heimweh-Mittel ist, wie übrigens<br />

auch Capsicum, Ignatia und Silicea,<br />

und auch bei OBLOMOV tritt viel<br />

Heimweh auf, beson<strong>der</strong>s in Gestalt einer<br />

tiefen Sehnsucht, nach seiner<br />

Mutter, seiner Kindheit und dem alten<br />

elterlichen Anwesen.<br />

Gegen all das Störende und Angstmachende,<br />

wie z.B. eine Renovierung,<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Landwirtschaft, eine<br />

bevorstehende Heirat ..., stellt Fürst<br />

OBLOMOV etwas an<strong>der</strong>es entgegen:<br />

„Das Leben zerfiel seiner Ansicht<br />

nach in zwei Teile: Der eine bestand<br />

aus Arbeit und Langeweile, das waren<br />

für ihn Synonyme; <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e aus<br />

Ruhe und behaglicher Fröhlichkeit.“<br />

Und wie stirbt unser Protagonist,<br />

unser Held, unser Fürst OBLOMOV,<br />

den je<strong>der</strong> Leser schon längst in sein<br />

Herz geschlossen hat, und wer möchte<br />

da nicht eine Schicht von Oblomovismus<br />

in sich selbst verspüren:<br />

„Was war mit Oblomov geschehen<br />

Wo war er Wo Auf dem nächsten<br />

Friedhof, unter einer bescheidenen<br />

Urne, zwischen Büschen, an einem stillen<br />

Plätzchen. Flie<strong>der</strong>zweige, von<br />

Freundeshand gepflanzt, nickten über<br />

den Grabhügel und ungestört duftete<br />

<strong>der</strong> Wermut. Der Engel <strong>der</strong> Stille selber<br />

schien seinen Schlaf zu behüten.“<br />

KASUISTIKEN<br />

Nach OBLOMOV und GONTSCHAROW<br />

und dem trägen, beschützenden Zu-<br />

Hause-Sein, gleichsam als Schale,<br />

wenden wir uns dem Wertvollen,<br />

Kostbaren und Zeitlosen von Calcarea<br />

Carbonica zu, <strong>der</strong> Perle in<br />

Gestalt <strong>der</strong> großen und ewigen<br />

Kirche. Die Perle ist etwas Beson<strong>der</strong>es,<br />

die Perle ist etwas, was langsam<br />

wächst, was über Jahrhun<strong>der</strong>te, vielleicht<br />

Jahrtausende entstanden ist, indem<br />

sie um einen Kern Sand als<br />

Stimulus Schicht für Schicht Perlmutt<br />

angelegt hat und somit eine glänzende,<br />

ganz beson<strong>der</strong>e Perle entsteht. Das<br />

passt zur Signatur von Calcarea Carbonica,<br />

nicht nur die Molluske, nicht<br />

nur die harte, schützende Schale, son<strong>der</strong>n<br />

in all dem die sich bildende,<br />

wertvolle Perle.<br />

Hierzu folgende Begegnung, die<br />

ich an einem Osterfest erleben durfte:<br />

Ich besuchte die Ostermesse in <strong>der</strong><br />

Basilica San Maurizio in Imperia,<br />

Italien. Beim Betreten <strong>der</strong> Kirche öffnete<br />

uns ein behäbiger, junger Kaplan,<br />

voll in Soutane, wohl beleibt und<br />

freundlich, in sich ruhend, die Haare<br />

noch voll, aber total weiß.<br />

Das äußere Bild <strong>der</strong> Basilica San<br />

Maurizio: viel Marmor, viele Säulen,<br />

Neoklassizismus.<br />

Das innere Bild <strong>der</strong> Kirche: noch<br />

mehr Marmor, üppige Engelchen und<br />

monumentale, dicke Bil<strong>der</strong>, schöne<br />

Ausgestaltung des Neoklassizismus.<br />

Viele Besucher kamen zu spät zur<br />

Messe, aber nicht gehetzt, son<strong>der</strong>n<br />

wie selbstverständlich. Das Ausgefallenste<br />

war aber eine Familie, eine<br />

typisch italienische Familie. Sie, er<br />

und zwei Töchter, gut und teuer gekleidet,<br />

mit Sonnenbrille, bewegten<br />

sich souverän, wie auf einem Laufsteg<br />

o<strong>der</strong> in einem wenig besuchten Supermercato,<br />

in das erste Drittel <strong>der</strong><br />

Kirche, und dies tatsächlich erst nach<br />

<strong>der</strong> Kommunion. Wir schauten uns<br />

dann weiter um und hinter uns spielten<br />

die Kin<strong>der</strong>. Sie spielten undiszipliniert,<br />

ungezogen, ungehorsam, aber<br />

nicht aggressiv, die Doppeltür ging<br />

auf und zu, es wurde Versteck gespielt,<br />

einige Mutige spielten auch<br />

Fangen, an<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong> Versteck und<br />

Fangen im Wechsel. All diese Kin<strong>der</strong><br />

befanden sich im hinteren Teil <strong>der</strong><br />

Kirche, <strong>der</strong> mit kleinen Marmor-<br />

Altären und den jeweiligen Heiligenbil<strong>der</strong>n<br />

ausgestaltet war.<br />

Die ganze Situation imponierte als<br />

unaggressiv, behäbig, langsam, freundlich,<br />

trotzdem nahm <strong>der</strong> Gottesdienst<br />

seinen souverän-festgelegten, rituellausgestellten<br />

Verlauf.<br />

Die katholische Kirche hat allgemein<br />

viel von Calcarea Carbonica. Es<br />

heißt ja: „Du bist PETRUS und auf diesem<br />

Felsen will ich meine Kirche<br />

bauen.“ (Matthäus 18)<br />

Die Auster hat in <strong>der</strong> Schale auch<br />

das Undurchdringliche, das Zeitlose,<br />

das Unüberwindliche, so die katholische<br />

Kirche, wie eigentlich ja alle<br />

Hochreligionen.<br />

Viele Reiche sind untergegangen,<br />

Troja, Athen, Ägypten, Rom, Byzanz,<br />

Mexiko, <strong>der</strong> Faschismus, <strong>der</strong> Kommunismus<br />

liegt in den letzten Zügen,<br />

und <strong>der</strong> Konsumismus und Kapitalismus<br />

unserer Tage wird auch vergehen,<br />

aber die katholische Kirche und an<strong>der</strong>e<br />

Hochreligionen in ihrer Statik werden,<br />

vielleicht sehr geschwächt, weiter<br />

bestehen.<br />

In den Märchen, Mythen, Tragödien,<br />

Mysterien, Archetypen, ja in allen<br />

Hochreligionen findet sich diese<br />

Idee des Beständigen, des Wertvollen,<br />

des Zeitlosen.<br />

In dieser Dauerhaftigkeit liegt zum<br />

einen Trost, in <strong>der</strong> Ewigkeit liegt<br />

556<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Originalarbeit<br />

Hoffnung, beides ist dazu angetan,<br />

uns glücklicher leben zu lassen und<br />

deshalb wun<strong>der</strong>t es nicht, dass wir<br />

über <strong>der</strong> Kirche einen in Marmor gemeißelten<br />

schönen Spruch fanden:<br />

Beati sunt,<br />

qui habitant in domum tuam.<br />

Glücklich sind die,<br />

die wohnen in Deinem Haus.<br />

Wir können hier noch die Ergänzung<br />

anbringen, dass glücklich die sind, die<br />

eine Heimat haben, die beschützt sind<br />

und die, die in einer wertvollen, beständigen,<br />

geistigen, spirituellen und<br />

religiösen Welt eingebunden sind. Wir<br />

homöopathischen Ärzte können hier<br />

getreu nach S. HAHNEMANN, <strong>der</strong> sich<br />

tief seinem Gott als „Geber alles<br />

Guten“ verbunden gefühlt hat, mittels<br />

Calcarea Carbonica einen Beitrag liefern.<br />

Säugling mit Ekzem –<br />

Übergang zur Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

Zur Zeit <strong>der</strong> Vorstellung ist VLADIMIR<br />

3 Monate alt (er trägt tatsächlich – wie<br />

unsere literarische Gestalt des Fürsten<br />

OBLOMOV – einen russischen Namen,<br />

weil <strong>der</strong> Vater, als Russe, geschäftlich<br />

mit einem Druckmaschinenhersteller<br />

in Moskau in Verbindung steht).<br />

Das Kind ist ruhig, zufrieden, pflegeleicht<br />

und fasst sich sehr weich und<br />

kuschelig an. Die Vorstellung erfolgt<br />

wegen eines ausgeprägten Kopfgneises/-grindes<br />

und einem Ekzem,<br />

das sich zunehmend ausbreitet, dabei<br />

trocken und kreideartig ist und mehr<br />

und mehr die Form einer Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

annimmt und z.T. zu jucken<br />

scheint. Daneben hustet das Kind<br />

trocken, vor allem nachts.<br />

Es erfolgt die einmalige Gabe von<br />

Calcarea Carbonica D200 (1x3 Globuli,<br />

Staufen-Pharma) mit gutem Erfolg.<br />

4-6 Wochen später erneute Vorstellung<br />

unter dem Verdacht einer spastischen<br />

Bronchitis (bzw. Ausschluss einer<br />

Bronchopneumonie). Da das Kind<br />

jetzt erhöhte Temperatur hat, Zitat <strong>der</strong><br />

Mutter: „Schöne Wärmequelle“, sehr<br />

ungeduldig ist und viel trinkt, erfolgt<br />

unter konstitutionellem Gesichtspunkt<br />

die Gabe von Sulphur LM III. Selbstverständlich<br />

wegen <strong>der</strong> o.g. Verdachtsdiagnose<br />

Bronchopneumonie<br />

tägliche Kontrollen. Das Kind bleibt<br />

den ganzen Winter über gesund und<br />

kommt mit 6 Monaten nochmals zur<br />

Vorstellung wegen einer eitrigen<br />

Konjunktivitis und Rhinitis. Zitat <strong>der</strong><br />

Mutter: „Verrotzt, grünlich und Augentränen.“<br />

Sulphur LM VI (Staufen-<br />

Pharma) hilft hier rasch. Noch heute<br />

steht das Kind via Telefon – die Eltern<br />

leben mittlerweile in Moskau – in<br />

unserer ärztlichen Betreuung, es entwickelt<br />

sich zufriedenstellend und ist<br />

ohne größere Infekte.<br />

Säugling mit spastischer<br />

obstruktiver Bronchitis<br />

Der Säugling VALENTIN, 4 Monate alt,<br />

voll gestillt, <strong>der</strong> Vater Lehrer, die<br />

Mutter Psychologin, wird vorgestellt<br />

wegen (Spontanbericht) nächtlichem<br />

trockenen Husten, <strong>der</strong> sich z.T. spastisch<br />

anhört mit oftmals saurem Erbrechen.<br />

Im gelenkten Bericht ergänzt die<br />

Mutter noch, dass <strong>der</strong> Säugling sich<br />

im Gegensatz zum älteren Bru<strong>der</strong><br />

weich anfühlt, die Wärme liebt, beim<br />

Trinken am Köpfchen schwitzt und<br />

kalte, feuchte Füße hat.<br />

Therapie und Verlauf<br />

Parallel zur homöopathischen Anamnese<br />

fand zum Ausschluss eines<br />

Vicium Cordis (Schwitzen beim<br />

Trinken) eine kardiologische Abklärung<br />

mit EKG und Ultraschall statt,<br />

die unauffällig blieb.<br />

Im Repertorium finden sich folgende<br />

Rubriken:<br />

Stomach, eructions, sour u.a. Calc. (3)<br />

Cough, night u.a. Calc. (3)<br />

Cough, dry u.a. Calc. (2)<br />

Cough, hacking u.a. Calc. (2)<br />

Cough, short u.a. Calc. (2)<br />

Cough, spasmotic u.a. Calc. (2)<br />

Aufgrund <strong>der</strong> akuten Symptomatik<br />

und <strong>der</strong> konstitutionellen Aspekte<br />

(s.o.) erfolgt die Gabe von Calcarea<br />

Carbonica XM (1x2 Globuli, Firma<br />

Schmidt-Nagel).<br />

Die Therapie erfolgt prompt und<br />

schnell, wobei die Mutter noch berichtet,<br />

dass das Kind einen großen Entwicklungsschritt<br />

gemacht habe.<br />

Kind mit Tic-Symptomatik<br />

CHRISTIAN, 7 Jahre alt, wird vom Vater,<br />

<strong>der</strong> Lufthansa-Pilot ist, vorgestellt<br />

wegen eines eigenartigen Zuckens des<br />

Kopfes, das <strong>der</strong> Vater wie folgt beschreibt:<br />

(Spontanbericht) „Sich verstärkendes<br />

Kopfschütteln, zeitweilig<br />

heftig, beginnend nach Kurzurlaub in<br />

Vancouver, Canada.“<br />

Im gelenkten Bericht ergänzt <strong>der</strong><br />

Vater noch, dass <strong>der</strong> Kurzausflug nach<br />

Vancouver viel Stress bedeutet habe,<br />

u.a. eine neunstündige Zeitverschiebung.<br />

Darüber hinaus habe man einen<br />

Kin<strong>der</strong>geburtstag mit 14 Kin<strong>der</strong>n gefeiert.<br />

Auf weiteres Befragen berichtet<br />

<strong>der</strong> Vater, dass sein Sohn im Gegensatz<br />

zur jüngeren Schwester, die sehr<br />

quirlig und lebhaft ist, ein völlig an<strong>der</strong>er<br />

Mensch sei. Wörtliches Zitat: „Er<br />

hat die Ruhe weg ..., ist langsam ...,<br />

schwitzt leicht am Kopf und hat eine<br />

ausgeprägte Abneigung angetrieben<br />

zu werden, er wird dann geradezu<br />

störrisch, er sei sehr bequem, dennoch<br />

hin und wie<strong>der</strong> auch sehr zappelig.“<br />

Zur Anamnese wird noch ergänzt,<br />

dass die o.g. Symptome schon einmal<br />

vorhanden gewesen seien (vor ca. 3<br />

Jahren), aber nicht so stark und dann<br />

von alleine weggegangen seien.<br />

Therapie und Verlauf<br />

Parallel zur homöopathischen Anamnese<br />

wurde eine ophthalmologische,<br />

neuropädiatrische (u.a. EEG) Abklärung<br />

durchgeführt und eine Kernspintomographie<br />

erwogen. Diagnose: Tic-<br />

Symptomatik.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> allgemeinen Konstitution<br />

(weich, bequem und störrisch)<br />

sowie <strong>der</strong> charakteristischen Symptomatik<br />

(14)<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

557


Originalarbeit<br />

– Gemüt: Ruhelosigkeit (u.a. Calc.<br />

2-wertig),<br />

– Kopf, Kopfbewegung konvulsivisch<br />

(u.a. Calc. 2-wertig),<br />

– Augen, Photophobie (u.a. Calc. 3-<br />

wertig)<br />

wurde Calcarea Carbonica in einer<br />

C200 (1x3 Globuli, Firma Gudjons)<br />

verabreicht.<br />

Zwei Tage später rief <strong>der</strong> Vater begeistert<br />

an, dem Kind gehe es viel besser,<br />

er könne kein Zucken des Kopfes<br />

mehr beobachten.<br />

Literatur<br />

1. Bönninghausen, C.M.F.: Physiognomik <strong>der</strong><br />

homöopathischen Arzneimittel. Karl F.<br />

Haug Verlag, Heidelberg 1995.<br />

2. Candegabe, E. F.: Vergleichende homöopathische<br />

Arzneimittelbil<strong>der</strong>. Burgdorf Verlag,<br />

Göttingen 1994.<br />

3. Coulter, C. R.: Portraits homöopathischer<br />

Arzneimittel. Karl F. Haug Verlag, Heidelberg<br />

1990.<br />

4. Charette, G.: Homöopathische Arzneimittellehre<br />

für die Praxis. Hippokrates Verlag<br />

GmbH, Stuttgart 1958.<br />

5. Dorcsi, M., Gallavardin, J.-P.: Homöopathie.<br />

Band 2. 5.Auflage. Karl F. Haug<br />

Verlag, Heidelberg 1991.<br />

Psyche und Homöopathie. 3. Auflage.<br />

Barthel & Barthel-Verlag, 1991.<br />

6. Gawlik, W.: Arzneimittelbild und Persönlichkeitsportraits.<br />

Hippokrates Verlag, Stuttgart<br />

1990.<br />

7. Gontscharow, I.: Fürst Oblomov. Winkler<br />

Verlag, München 1976.<br />

8. Hadulla, M. M., Wachsmuth, J.: Homöopathische<br />

Archetypen bei Homer. Karl F.<br />

Haug Verlag, Heidelberg 1996.<br />

9. Hahnemann, S.: Organon <strong>der</strong> Heilkunst. 6.<br />

Auflage. Karl F. Haug Verlag, Ulm/Donau<br />

1958.<br />

10. Hering, C.: The Guiding Symptoms of our<br />

Materia Medica. American Homoeopathic<br />

Publishing Co., Philadelphia, 1879-1891.<br />

11. Homer: Ilias. Übertr. von Hans Rupé. 9.<br />

Aufl., Artemis Verlag, München und Zürich<br />

(Sammlung Tusculum) 1989.<br />

12. Paschero, T. P.: Sintomas mentales. Buenos<br />

Aires, 1974.<br />

13. Sankaran, R.: The Spirit of Homoeopathy.<br />

Eigenverlag, Bombay 1991.<br />

14. Schroyens, F.: Synthesis Repertorium Homoeopathicum<br />

Syntheticum. Homoeopathic<br />

Book Publishes, London 1993.<br />

15. Whitmont, E. C.: Psyche und Substanz.<br />

Essays zur Homöopathie im Lichte <strong>der</strong><br />

Psychologie C. G. Jungs. M. Burgdorf Verlag,<br />

Göttingen 1988.<br />

16. Zimmer-Bradley, M.: Die Feuer von Troja.<br />

Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt<br />

am Main 1990.<br />

HINWEIS:<br />

Der hier abgedruckte Artikel<br />

stammt aus dem Buch „Die<br />

homöopathischen Arzneien“,<br />

Band II, und ist dort in ungekürzter<br />

Fassung nachzulesen.<br />

Dr. med. Michael M. Hadulla<br />

Heiliggeiststraße 9<br />

69117 Heidelberg<br />

558<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Originalarbeit<br />

Konstitution und<br />

thermografisches Bild<br />

J. Heines<br />

Zusammenfassung<br />

Summary<br />

Resumen<br />

Regulationsthermogramme (RTG) nach Schwamm-Rost können neben<br />

an<strong>der</strong>em auch zur Basis von Regulationstherapien herangezogen werden.<br />

In <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit sollte daher geklärt werden, inwieweit<br />

thermografische Befunde zu einer konstitutions- bzw. regulationstypischen<br />

Klassifizierung taugen.<br />

Schlüsselwörter: Regulationsthermografie, Konstitution, Regulationstherapie<br />

Regulation thermograms (RTG) according to Schwamm-Rost can be<br />

used, among other things, as a basis for regulation therapies. The present<br />

paper therefore investigates whether thermographic findings can also be<br />

used for constitutional or regulatory type classifications.<br />

Key words: Regulation thermography, constitution, regulation therapy<br />

Los termogramas de la regulación (RTG) según Schwamm-Rost pueden<br />

también servir de base, entre otras cosas, para terapias de regulación.<br />

En el presente trabajo se pretende dilucidar hasta qué grado los hallazgos<br />

termográficos son idóneos para una clasificación de acuerdo a la<br />

constitución y regulación.<br />

Términos claves: Termografía de regulación, constitución, terapia de<br />

regulación<br />

Ausgangspunkte<br />

Die vom Autor nach Vorarbeiten von<br />

HAUSS, HEINE, HOFF, KELLNER, PER-<br />

GER, PISCHINGER, RIMPLER, SCHOLE,<br />

SEYLE, VON UEXKÜLL, VESTER (1-11)<br />

u.a. entwickelte Vollblutanalyse ermöglicht<br />

eine vegetativ-konstitutionelle<br />

Funktionsdiagnostik (12a). Syndrome<br />

auf dem Boden sympathicotoner<br />

Fehlregulation (SFR) lassen sich<br />

eindeutig von solchen einer vagotonen<br />

Fehlregulation (VFR) differenzieren<br />

(Abb. 1) (12b). Da diese Formen vegetativer<br />

Entgleisung biologisch differente<br />

Zustände sind, führen sie zu<br />

unterschiedlichen Krankheitsbil<strong>der</strong>n<br />

und erfor<strong>der</strong>n konstitutionell angepasste<br />

Behandlung (12c).<br />

VFR beobachtet man fast ausschließlich<br />

bei Frauen (12b). Sie disponiert<br />

bevorzugt zu Erkrankungen<br />

intraperitoneal-abdomineller Organe.<br />

Paradigmata für Syndrome infolge<br />

vagotoner Fehlregulation sind Risikoschwangerschaften,<br />

„Frauenleiden“<br />

u.a.<br />

SFR – Domäne <strong>der</strong> Männer (12b)<br />

– manifestiert sich thorakal und retroperitoneal.<br />

Das Paradigma für eine<br />

sympathico-adrenerge Pathogenese ist<br />

das metabolische Syndrom (Abb. 2).<br />

Computer und Thermografie<br />

Die Komplexität eines Thermogramms<br />

legt Mustererkennungsmethoden nahe.<br />

Clusteranalysen von Thermogrammen<br />

unter Anwendung neuromorpher<br />

Netze bewiesen den Sinn <strong>der</strong><br />

computergestützten Auswertung von<br />

Thermogrammen (13). Seit kurzem<br />

steht ein auch auf kleinen Rechnern<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

559


Originalarbeit<br />

Abb. 1: Typische Vollblutelektrolytbefunde (Schema)<br />

anwendbares Programm zur Auswertung<br />

und Gruppenbildung von<br />

Thermogrammen zur Verfügung (14).<br />

Material und Methode<br />

200 nicht ausgewählte Thermogramme<br />

einer internistischen Großstadtpraxis<br />

wurden <strong>der</strong> Computeranalyse<br />

unterzogen.<br />

Die Gruppe A umfasste 108 Frauen<br />

und 92 Männer ohne Berücksichtigung<br />

von Art und Schwere <strong>der</strong> Fehlregulation<br />

und nosologischer Zuordnung.<br />

Die Gruppe B umfasste jeweils zehn<br />

Patientinnen und Patienten mit „ausgeprägter<br />

Fehlregulation“ nach <strong>der</strong><br />

vagotonen o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> sympathicotonen<br />

Seite.<br />

In die Gruppe C wurden ausschließlich<br />

unbehandelte Fälle aufgenommen.<br />

Sie umfasste 65 Frauen mit vagotoner<br />

Fehlregulation und 23 Männer<br />

mit sympathicotoner Fehlregulation.<br />

kein typisches Bild und keine signifikanten<br />

Unterschiede in den einzelnen<br />

Merkmalen <strong>der</strong> Thermogramme (Abb.<br />

3 und 4).<br />

Auffällig waren lediglich in <strong>der</strong><br />

„Frauengruppe“ die um fast ein Grad<br />

höhere Oberbauchtemperatur und die<br />

Tendenz zur überschießenden Abkühlung.<br />

Bei den Männern fanden sich eine<br />

Tendenz zu „normaleren“ Thermogrammen<br />

(gemessen am „Normthermogramm“<br />

nach Rost), mehr „paradoxe<br />

Reaktionen“ in <strong>der</strong> Ellenbeuge<br />

(= Erwärmung auf den Abkühlungsreiz)<br />

und ein höherer „Richtungsindex“<br />

(Definition des R.I. s.u.).<br />

Gruppe B: In <strong>der</strong> Gruppe „ausgeprägte<br />

Fehlregulation“ wurden „Bil<strong>der</strong>“<br />

wie Charakteristika <strong>der</strong> Thermogramme<br />

besser erkennbar. Die Gesamttemperaturen<br />

– nicht nur die Oberbauchwerte<br />

– in <strong>der</strong> Gruppe „vagotone Fehlregulation“<br />

waren höher. Der Unterschied<br />

zwischen erster und zweiter<br />

Messung im Summenscore 1-6 und in<br />

den Ellenbeugen war eindeutig. Desgleichen<br />

<strong>der</strong> des R.I. Die Tendenz zu<br />

„überschießen<strong>der</strong> Abkühlung“ bei <strong>der</strong><br />

VFR und zu „paradoxer Abkühlungsreaktion“<br />

bei <strong>der</strong> SFR verstärkte sich.<br />

Gruppe C: Hier waren die Unterschiede<br />

in allen Kriterien – Bil<strong>der</strong> wie<br />

Merkmale <strong>der</strong> Computeranalyse –<br />

noch eindeutiger.<br />

Bei weitgehen<strong>der</strong> Parallelität <strong>der</strong><br />

Temperaturkurven <strong>der</strong> Erstmessung<br />

fielen die wärmeren Oberbauchtemperaturen<br />

bei <strong>der</strong> VFR auf. Noch<br />

deutlicher war <strong>der</strong> Unterschied bei<br />

den Zweitmessungen.<br />

Die Temperaturen <strong>der</strong> Zweitmessung<br />

bei VFR lagen (für alle Werte<br />

außer Kopf und Hals) deutlich niedriger<br />

als die bei <strong>der</strong> SFR.<br />

Die Parameter „R.I.“, „normale“,<br />

Ergebnisse<br />

Gruppe A: Entsprechend <strong>der</strong> „unscharfen“<br />

Gruppendefinition ergab die<br />

Computeranalyse in <strong>der</strong> Gruppe A<br />

Abb. 2: Konstitution, Syndrome, Ablauf <strong>der</strong> Adaptation und Prädilektion<br />

560<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Originalarbeit<br />

Abb. 3a: Summen-<br />

Temperaturkurve von<br />

Frauen (nicht ausgewählt,<br />

n = 108)<br />

Abb. 3b: Summen-<br />

Temperaturkurve von<br />

Männern (nicht ausgewählt,<br />

n = 92)<br />

„überschießende“ und „paradoxe Abkühlung“<br />

folgten den beschriebenen<br />

Gesetzmäßigkeiten.<br />

Folgerungen für den<br />

Thermografen<br />

1. Als Indikatoren für eine sympathicotone<br />

Fehlregulation (thermisch<br />

die paradoxe Reaktion) sind die<br />

Messwerte in den Ellenbeugen geeignet.<br />

Die Erklärung hierfür findet<br />

sich in <strong>der</strong> anatomischen bzw.<br />

neurologischen Situation: Das<br />

Segment für die nervale Versorgung<br />

<strong>der</strong> Haut <strong>der</strong> Ellenbeuge<br />

stellt die Reflexprojektion des kranialen<br />

Endes <strong>der</strong> sympathischen<br />

Kernsäule dar.<br />

2. Die vagotone Fehlregulation zeigt<br />

sich erwartungsgemäß eher in den<br />

Körperableitungen und in den supra-<br />

und infraclavikulären Ableitungen.<br />

Die Erklärung für die Korrelation<br />

<strong>der</strong> Messwerte in den claviculären<br />

Messwerten mit denen<br />

am Körper liegt darin, dass die<br />

Segmente C 3/4 vom n. phrenicus<br />

innerviert werden. Oberbauchprozesse<br />

projizieren sich hierhin.<br />

Es handelt sich um sog. Fernprojektionsfel<strong>der</strong><br />

– im Unterschied zu<br />

den radikulär-segmentalen Direktreflexprojektionsfel<strong>der</strong>n.<br />

3. Der Richtungs-Index (R.I.) war<br />

bei <strong>der</strong> Gruppe mit SFR eindeutig<br />

höher als bei <strong>der</strong> VFR-Gruppe<br />

[Der R.I. ist <strong>der</strong> Summen-Index<br />

<strong>der</strong> sog. paradoxen Reaktionen, errechnet<br />

aus <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Erwärmungsreaktionen<br />

auf den Abkühlungsreiz<br />

(SCHULZ-RUHTENBERG)].<br />

4. Bei sympathicotoner Fehlregulation<br />

findet <strong>der</strong> Thermograf häufig<br />

normale thermische Bil<strong>der</strong> – „normal“<br />

verstanden unter Bezugnahme<br />

auf das konstituierte „Normthermogramm“<br />

nach ROST.<br />

Diagnose einer SFR<br />

anhand RTG<br />

1. R.I. in den einzelnen Körperableitungen<br />

(ausgenommen Kopf<br />

und Hals) > 1, in den summierten<br />

Ableitungen 1-6 > 2,0, in den<br />

Ellenbeugen > 3,0.<br />

2. Paradoxe Reaktion in den Ellenbeugen.<br />

3. Tendenz zu „Normthermogramm“<br />

(s.o.).<br />

Diagnose einer VFR<br />

anhand RTG<br />

1. R.I. in den einzelnen Körperableitungen<br />

(ausgenommen Kopf<br />

und Hals)


Originalarbeit<br />

Abb. 4: Mittelwert-Standard-Thermogramme von unausgewählten Patient/innen<br />

konstitutionellen Lagetypen differenzierte.<br />

Literatur<br />

1a. Hauss, H. W., Junge-Hülsing, G.: Die unspezifische<br />

Mesenchymreaktion. Thieme,<br />

Stuttgart 1968<br />

1b. Hauss, W. H.: Die unspezifische Mesenchymreaktion<br />

und reaktive Mesenchymerkrankungen.<br />

Deutsches Ärzteblatt 1992;<br />

82; 792 806<br />

2. Heine, H.: Lehrbuch <strong>der</strong> biologischen<br />

Medizin. Hippokrates, Stuttgart 1997<br />

3a. Hoff, F.: Die vegetative Gesamtumschaltung,<br />

in: Heilmeyer, L.: Lehrbuch <strong>der</strong> speziellen<br />

pathologischen Physiologie. Jena<br />

1945<br />

3b. <strong>der</strong>s., Losse, H.: Sympathicotonie und Vagotonie.<br />

Dtsch. med. Wschr. 1955; 15; 56-<br />

62<br />

4. Bergsmann, O. u. R., Kellner, M. (Hrsg.):<br />

Grundsystem und Regulationsstörungen.<br />

Haug, Heidelberg 1984<br />

5. Perger, F.: Kompendium <strong>der</strong> Regulationspathologie.<br />

Sonntag, München 1993<br />

6. Pischinger, A.: Das System <strong>der</strong> Grundregulation.<br />

Haug, Heidelberg 1975<br />

7a. Doering, T. J., Rimpler, M.: Aspekte zum<br />

Reiz-Reaktionsgeschehen im Bereich <strong>der</strong><br />

klassischen Naturheilverfahren und in <strong>der</strong><br />

Physikalischen Medizin. Ärztez. Naturheilv.<br />

1996; 37; 939 -943<br />

7b. Rimpler, M.: Matrixforschung – Aufbruch<br />

zu neuen Ufern. Therapiewoche 1988; 38;<br />

853<br />

8a. Schole, J., Lutz, W.: Regulationskrankheiten<br />

– Versuch einer fachübergreifenden<br />

Analyse. Enke, Stuttgart 1988<br />

8b. Schole, J.: Grundlagenforschung in <strong>der</strong><br />

Regulations- und Reiztherapie. Erfahrungsheilkunde<br />

6 (1989), 362-370<br />

8c. <strong>der</strong>s.: Über die Grundprinzipien <strong>der</strong> Belastungsadaptation,<br />

in: Das neue Stresskonzept<br />

– Response und Adaptation bei<br />

Mensch und Tier. DVG, Giessen 1997<br />

9. Selye, H.: Einführung in die Lehre vom<br />

Adaptationssyndrom. Thieme, Stuttgart<br />

1953<br />

10. Uexküll, Th. v., Wesiack, W.: Theorie <strong>der</strong><br />

Humanmedizin. U&S, München 1998<br />

11. Vester, F.: Phänomen Stress. DVA, Stuttgart<br />

1976<br />

12a.Heines, J.: Die Vollblutanalyse <strong>der</strong> Elektrolyte<br />

– eine Erweiterung <strong>der</strong> Regulationsdiagnostik.<br />

Biologische Medizin 2000; 29<br />

(2); 80-85<br />

12b.<strong>der</strong>s.: Kriterien für den Einsatz von Regulationsdiagnostik.<br />

Ärztez. Naturheilv. 1996;<br />

31; 742-758<br />

12c.<strong>der</strong>s.: Schauen Sie doch mal in die Black-<br />

Box-Regulationstherapie und chronische<br />

Krankheit. Privatärztl. Praxis 1997; 2; 75-82<br />

13. Paul, J. u.a.: Exploration regulationsthermografischer<br />

Daten mithilfe von computersimulierten<br />

neuronalen Netzen. ThermoMed<br />

1991; 7; 46-52<br />

14a.Schulz-Ruhtenberg, K.: persönl. Mitteilungen.<br />

14b.Eidam, W.: persönl. Mitteilungen.<br />

Dr. med. Jürgen Heines<br />

Arzt für Innere Medizin<br />

Lütticher Straße 34<br />

50674 Köln<br />

562<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

Aus dem ZÄN<br />

Neue Strukturen im ZÄN<br />

Nach fast 50-jahrigem Bestehen hat sich <strong>der</strong> ZÄN<br />

zu einer großen, vielseitig aktiven ärztlichen Fachgesellschaft<br />

weiterentwickelt. Ursprünglich fühlte sich<br />

<strong>der</strong> ZÄN nur den klassischen Naturheilverfahren verpflichtet,<br />

wie sie in <strong>der</strong> Weiterbildungsordnung für die<br />

Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren enthalten sind:<br />

Ernährungstherapie, Phytotherapie, Ordnungstherapie,<br />

ausleitende Verfahren, Klima- und Hydrotherapie, Bewegungstherapie,<br />

Massage etc.<br />

Schon in den 70-er Jahren wurde auf den Freudenstädter<br />

Kongressen neben Homöopathie und Neuraltherapie<br />

zunehmend auch <strong>der</strong> Akupunktur, EAV, Ozon-<br />

Sauerstofftherapie, Regulationsthermographie u. a. ein<br />

Forum geboten; sogar umweltmedizinische Veranstaltungen<br />

wurden frühzeitig vom ZÄN in die ärztliche<br />

Fortbildung aufgenommen. Über viele Jahre galten die<br />

Freudenstädter ZÄN-Kongresse als das Zentrum neuer<br />

komplementärmedizinischer Verfahren. Dabei wurde<br />

immer Wert darauf gelegt, unseriose Methoden zu<br />

meiden und verantwortungsbewusstes ärztliches Handeln<br />

zur Leitlinie <strong>der</strong> Kongressgestaltung zu erheben.<br />

Die neue Struktur des ZÄN<br />

In <strong>der</strong> Fortführung dieser Verbandspolitik findet man<br />

mittlerweile auf den Freudenstädter ZÄN-Kongressen<br />

das wohl breiteste Spektrum an Verfahren und bewährten<br />

Methoden für die ärztliche Praxis, den ursprünglichen<br />

klassischen Naturheilverfahren sind weitere<br />

Verfahren an die Seite gestellt. Allen Verfahren gemeinsam<br />

ist <strong>der</strong>en therapeutischer Ansatz vorwiegend<br />

über die Mechanismen <strong>der</strong> körpereigenen Autoregulation.<br />

Der Ausbildungsgang, <strong>der</strong> diese Verfahren in<br />

ihren Wurzeln zusammenfasst und ein breites Wissen<br />

vermittelt, ist die im ZÄN neu geschaffene Ausbildungsreihe<br />

Regulationsmedizin.<br />

Der ZÄN als Interessengemeinschaft für Naturheilverfahren<br />

hat seine Aufgaben weiter fortgeführt. War<br />

<strong>der</strong> ZÄN seinerzeit wesentlich an <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong><br />

Weiterbildungsordnung für Naturheilverfahren beteiligt,<br />

konzentriert er jetzt sein politisches Ziel auf die<br />

Verbreitung und die Verfahren, die Qualitätssicherung<br />

und den Erhalt <strong>der</strong> biologischen Medikamente. Information<br />

und Verhandlungen mit dem Bundesministerium<br />

für Gesundheit, mit Ärztekammern, Ausschüssen<br />

Krankenkassen, Versicherungen etc. gehören zum<br />

Tagesgeschäft.<br />

Die Mitglie<strong>der</strong>betreuung wurde weiter ausgebaut, die<br />

verbandseigene Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren<br />

hat in Gestaltung und Inhalt eine grundlegende<br />

Erneuerung erfahren und wir haben eine Praxisbörse<br />

für Weiterbildungsstellen und die Vermittlung von<br />

Praxisvertretern aufgenommen. Bisher konnten nur<br />

approbiene Ärzte Mitglied im ZÄN werden, künftig<br />

wollen wir auch Studenten als außerordentliche Mitglie<strong>der</strong><br />

mit einem geringen Mitgliedsbeitrag im ZÄN<br />

563<br />

ZÄN Termine und Informationen ZÄN Termine und Informationen


ZÄN Termine und Informationen ZÄN Termine und Informationen<br />

Aus dem ZÄN<br />

aufnehnen können. Um dies alles weiter zu verwirklichen,<br />

beabsichtigen wir, wie in unserer letzen <strong>Ausgabe</strong><br />

dieser Zeitschrift angekündigt und dargestellt, eine<br />

neue Satzung durch die Mitglie<strong>der</strong>versammlung genehmigen<br />

zu lassen.<br />

Des weiteren wollen wir im Mitglie<strong>der</strong>service neue<br />

Wege gehen. Der Zeit angepasst wollen wir den Mitglie<strong>der</strong>n<br />

die Möglickikeit zur Internetpräsenz mit eigener<br />

Homepage in den ZÄN-Seiten geben, eine Praxiszeitung<br />

zur Auslage in den Praxen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> einführen<br />

und ein Call-Center zur Vermittlung von Ärzten<br />

mit bestimmten Verfahren betreiben. Als größter Ärzteverband<br />

mit ca. 8.000 Mitglie<strong>der</strong>n ist <strong>der</strong> ZÄN <strong>der</strong><br />

kompetente Ansprechpartner, wenn es um Naturheilverfahren,<br />

Regulationsmedizin bzw. Komplementärmedizin<br />

geht. Mit dem <strong>der</strong>zeitigen Mitgliedsbeitrag,<br />

<strong>der</strong> seit 7 Jahren nicht mehr an die Kostensteigerung<br />

angepasst wurde, können wir trotz sparsamster Haushaltsführung<br />

solche zusätzlichen Leistungen nicht<br />

auch noch finanzieren. An<strong>der</strong>erseits wollen wir diejenigen<br />

Mitglie<strong>der</strong>, die diese Leistungen nicht in Anspruch<br />

nehmen wollen, damit nicht belasten.<br />

Die Lösung sehen wir in einem differenzierten Mitgliedsbeitrag,<br />

einem Grundbetrag für die einfache Mitgliedschaft<br />

und einen gehobenen Beitrag, <strong>der</strong> dafür<br />

spezielle Leistungen beinhaltet. Ebenso wie es eine<br />

ADAC-Mitgliedschaft und eine ADAC-Plus-Mitgliedschaft<br />

gibt, wollen wir dieses Prinzip auch im ZÄN<br />

einführen. Nur diejenigen ZÄN-Mitglie<strong>der</strong>, die die zusätzlichen<br />

Leistungen nutzen, sollen diese auch finanzieren.<br />

Betrifft:<br />

Auch wollen wir Kliniken und Unternehmen <strong>der</strong> biologischen<br />

Medizin die Möglichkeit gewähren, durch<br />

regelmäßige Mitgliedsbeiträge die Arbeit des ZÄN zu<br />

unterstützen. Als för<strong>der</strong>nde Mitglie<strong>der</strong> wollen wir diesen<br />

Institutionen auch die Möglichkeit gewähren, einen<br />

Platz in unserer Homepage zu erhalten. Die<br />

Struktur des mo<strong>der</strong>nen ZÄN wird dann so aussehen (s.<br />

Grafik).<br />

Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte stellen als ordentliche<br />

Mitglie<strong>der</strong> die Basis unseres Verbandes dar, aber auch<br />

Studenten dieser Fachrichtungen sollen mit Blick auf<br />

die Zukunft im ZÄN als außerordentliche Mitglie<strong>der</strong><br />

aufgenommen werden können. Außerordentliche<br />

Mitglie<strong>der</strong> sollen auch Akademiker von Fachrichtungen<br />

werden, die unseren Verfahren nahe stehen wie<br />

z.B. Physiker, Psychologen und Pharmazeuten. Als<br />

för<strong>der</strong>nde Mitglie<strong>der</strong> können schließlich auch Kliniken,<br />

Sanatorien und biologische Firmen, die die Interessen<br />

des ZÄN unterstützen wollen, aufgenommen<br />

werden können. Und wie je<strong>der</strong> Verein, sollte auch <strong>der</strong><br />

ZÄN Ehrenmitglie<strong>der</strong> haben, die sich dirch beson<strong>der</strong>en<br />

Einsatz für die Ziele und Interessen des ZÄN eingesetzt<br />

haben.<br />

Wir hoffen, mit diesem Modell den ZÄN an die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

unserer Zeit anzupassen und so als attraktiver<br />

Verband unseren Mitglie<strong>der</strong>n weiter zur Verfügung<br />

stehen zu können.<br />

Dr. med. Antonius Pollmann<br />

1. Vorsitzen<strong>der</strong> des ZÄN<br />

Blickpunkt Schmerz: Bauchschmerz<br />

(Mo<strong>der</strong>ation: Naschmil Pollmann / D. Peter Loebel)<br />

Die Veranstaltungsreihe Blickpunkt Schmerz des ZÄN wird in Zukunft in Kooperation mit dem<br />

Schmerztherapeutischen Kolloquium Alsfeld/Grünberg stattfinden. Damit ist dann die Möglichkeit<br />

einer weiteren Anerkennung gegeben, so dass beispielsweise auch die – im Rahmen <strong>der</strong><br />

Veranstaltung durchgeführte – interdisziplinäre Schmerzkonferenz von den Kassenärztlichen<br />

Vereinigungen anerkannt wird. Dies ist bei <strong>der</strong> zuständigen KV Nordbaden beantragt worden.<br />

564<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

Aus dem ZÄN<br />

Autologe Therapieverfahren,<br />

hier Eigenblutbehandlungen<br />

Bekanntlich trat am 7. Juli 1998 eine neue Gesetzesregelung<br />

des Transfusionswesens in Kraft. Zweck<br />

dieses Gesetzes ist eine sichere Gewinnung von Blut<br />

und Blutbestandteilen. Das Gesetz regelt unter an<strong>der</strong>em<br />

den Umgang mit Blutprodukten und Blutzubereitungen,<br />

das sind Arzneimittel als Blut, Plasma,<br />

Serumkonserven o<strong>der</strong> Blutbestandteilen.<br />

Im Februar dieses Jahres hat das Landesamt für<br />

Soziales und Versorgung des Landes Brandenburg,<br />

Abt. 4 Landesgesundheitsamt, Dezernat 45 aus 15838<br />

Wünsdorf an zahlreiche Kollegen Anfragen gestartet.<br />

Darin bittet das Amt: „. . . . zur Aktualisierung meiner<br />

Unterlagen an alle Einrichtungen in Brandenburg . . .,<br />

die autologe Blutzubereitungen gewinnen und/o<strong>der</strong><br />

diese bestrahlen . . . Ich darf daran erinnern, dass die<br />

Herstellung von Blutzubereitungen (z.B. Gewinnung,<br />

Bestrahlung) nach § 67 Arzneimittelgesetz (AMG) bei<br />

<strong>der</strong> zuständigen Behörde anzeigepflichtig ist.“<br />

Im Schreiben vom 13.03.2000 hat die Deutsche<br />

Ärztegesellschaft für autologe Therapieverfahren das<br />

Landratsamt angeschrieben und folgendes klar gestellt:<br />

Ein Arzt, <strong>der</strong> Eigenblut-Therapie betreibt, stellt erwerbsmäßig<br />

keine Blutzubereitungen her (ob autolog<br />

o<strong>der</strong> allogen), um sie in den Verkehr zu bringen.<br />

Autologe Therapieverfahren mit Eigenblut beinhalten<br />

Blutentnahme am Patienten in <strong>der</strong> Praxis, eine Nichtbearbeitung<br />

o<strong>der</strong> Bearbeitung in Form von Hämolyse,<br />

Bestrahlung und/o<strong>der</strong> Zusätzen von Ozon (als kleine<br />

o<strong>der</strong> große Ozon-Eigenblutherapie, als UVB-Behandlung<br />

o<strong>der</strong> HOT).<br />

Es wird nochmals dem Amt klar gemacht, dass alle<br />

Verfahren nicht unter die Begriffsdefinition <strong>der</strong> Blutzubereitung<br />

nach § 4, Absatz 2 des Arzneimittelgesetzes<br />

fallen.<br />

Mit Datum vom 23.03.2000 stellt das Landesamt<br />

(Herr Dr. K. Dreßler) in einem Schreiben fest, dass die<br />

versandten Fragebögen über Eigenblut nur zur<br />

Erfassung <strong>der</strong>jenigen Praxen dienen sollten, die eine<br />

präoperative Eigenblutspende durchführen, d.h. die<br />

Blutgewinnung zum Zweck <strong>der</strong> Anwendung bei einer<br />

geplanten späteren Operation.<br />

Damit ist von Amts wegen klar gestellt, dass die<br />

oben erwähnten autologen Blutzubereitungen völlig<br />

legal in <strong>der</strong> Praxis durchgeführt werden können und<br />

damit we<strong>der</strong> unter das Transfusionsgesetz noch unter<br />

das Arzneimittelgesetz fallen.<br />

Dr. med. H. Sauer<br />

Außerordentliche Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

<strong>der</strong> Internationalen Ärztegesellschaft für<br />

Sauerstofftherapie und Forschung e.V.<br />

Freitag, 15. September 2000, 18.00 Uhr<br />

Kongresszentrum Freudenstadt<br />

Erscheinen dringend erbeten.<br />

565<br />

ZÄN Termine und Informationen ZÄN Termine und Informationen


Eine Hand wäscht die an<strong>der</strong>e<br />

Vermitteln Sie ein ZÄN-Mitglied<br />

und Sie erhalten von uns<br />

drei Tage Ausbildung in Regulationsmedizin,<br />

für zwei geworbene Mitglie<strong>der</strong><br />

schenken wir Ihnen einen ganzen Wochenkurs Regulationsmedizin.<br />

Dabei können Sie mit gutem Gewissen den ZÄN empfehlen, denn<br />

<strong>der</strong> ZÄN ist ein gemeinnütziger ärztlicher Fachverband,<br />

<strong>der</strong> ZÄN verfügt über Kompetenz in Naturheilverfahren / Komplementärmedizin,<br />

<strong>der</strong> ZÄN bietet ein breites Spektrum an Verfahren,<br />

<strong>der</strong> ZÄN kooperiert mit angesehen Fachverbänden,<br />

<strong>der</strong> ZÄN gibt die Zeitschrift für Naturheilverfahren heraus,<br />

<strong>der</strong> ZÄN gilt als seriöser Veranstalter in <strong>der</strong> ärztlichen Fortbildung,<br />

<strong>der</strong> ZÄN hat Dozenten mit Fachkompetenz und Praxiserfahrung,<br />

<strong>der</strong> ZÄN richtet große Kongresse mit 1.200 Teilnehmern aus,<br />

<strong>der</strong> ZÄN ist mit über 8.000 Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> größte Fachverband für NHV,<br />

<strong>der</strong> ZÄN ist seit 1951 <strong>der</strong> älteste ärztliche Fachverband für NHV,<br />

<strong>der</strong> ZÄN hat an <strong>der</strong> Verbreitung <strong>der</strong> Verfahren wesentlichen Anteil,<br />

<strong>der</strong> ZÄN ist Initiator <strong>der</strong> neuen Ausbildungsreihe Regulationsmedizin,<br />

<strong>der</strong> ZÄN ist Ansprechpartner in berufspolitischen Angelegenheiten,<br />

<strong>der</strong> ZÄN ist völlig unabhängig von wirtschaftlichen Interessen,<br />

<strong>der</strong> ZÄN ist nur seinen Mitglie<strong>der</strong>n und den Verfahren verpflichtet,<br />

<strong>der</strong> ZÄN ist aktiv, kreativ und innovativ<br />

und schließlich sind Sie selber auch zufriedenes Mitglied im ZÄN.<br />

Die Mitgliedschaft im ZÄN hat persönliche Vorteile:<br />

jeden Monat kostenfrei die „Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren“<br />

Aufnahme in die ZÄN-Adressenliste für Patientenanfragen<br />

Vermittlung von Praxisvertretern, Weiterbildungsstellen etc.<br />

Freikarte für eine Kongressgebühr pro Jahr<br />

ermäßigte Kursgebühren<br />

politische Vertretung für Naturheilverfahren / Komplementärmedizin<br />

<strong>der</strong> Mitgliedsbeitrag ist steuerlich absetzbar<br />

Das alles für 120,- DM Mitgliedsbeitrag pro Jahr (nur 10,- DM pro Monat).<br />

566<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Neumitglied geworben von:<br />

Mitgliedsnummer:<br />

Name:<br />

Anschrift:<br />

<strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> Ärzte<br />

für Naturheilverfahren e.V.<br />

<strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> Ärzte für<br />

Naturheilverfahren e.V.<br />

Am Promenadenplatz 1<br />

72250 Freudenstadt<br />

Fax: 07441 / 91 858 22<br />

Freiwillige Angaben erbeten für Auskünfte an<br />

Krankenkassen, Patienten, Ärztekammern, etc.<br />

Ich bin tätig in:<br />

Vertragspraxis<br />

nur Privatpraxis<br />

Allg. Klinik Uni. Klinik Kurklinik<br />

ohne Berufsausübung sonstiges<br />

Berufsbezeichnung:<br />

Facharzt für<br />

in Weiterbildung zum<br />

Zusatzbezeichnung<br />

Ich bin mit <strong>der</strong> Weitergabe meiner Adresse bei Anfragen<br />

nach qualifizierten Ärzten einverstanden.<br />

Ja Nein<br />

Bitte senden Sie mir die Satzung des ZÄN zu.<br />

<strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> Ärzte<br />

für Naturheilverfahren e.V.<br />

<strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> Ärzte für<br />

Naturheilverfahren e.V.<br />

Am Promenadenplatz 1<br />

72250 Freudenstadt<br />

Fax: 07441 / 91 858 22<br />

Freiwillige Angaben erbeten für Auskünfte an<br />

Krankenkassen, Patienten, Ärztekammern, etc.<br />

Ich bin tätig in:<br />

Vertragspraxis<br />

nur Privatpraxis<br />

Allg. Klinik Uni. Klinik Kurklinik<br />

ohne Berufsausübung sonstiges<br />

Berufsbezeichnung:<br />

Facharzt für<br />

in Weiterbildung zum<br />

Zusatzbezeichnung<br />

Ich bin mit <strong>der</strong> Weitergabe meiner Adresse bei Anfragen<br />

nach qualifizierten Ärzten einverstanden.<br />

Ja Nein<br />

AUFNAHMEANTRAG<br />

Hiermit beantrage ich die Mitgliedschaft im <strong>Zentralverband</strong><br />

<strong>der</strong> Ärzte für Naturheilverfahren e.V.<br />

Name:<br />

Vorname:<br />

Anschrift <strong>der</strong> Praxis<br />

Straße:<br />

Ort:<br />

Tel.:<br />

Fax:<br />

E-Mail:<br />

Anschrift <strong>der</strong> Wohnung<br />

Straße:<br />

Ort:<br />

Tel.:<br />

Fax:<br />

E-Mail:<br />

Mitgliedschaft ab<br />

1.1.<br />

Der Mitgliedsbeitrag für den ZÄN kann von meinem Konto<br />

Nr.<br />

BLZ<br />

bei <strong>der</strong><br />

per Lastschrift eingezogen werden.<br />

Datum<br />

Unterschrift / Stempel<br />

AUFNAHMEANTRAG<br />

Hiermit beantrage ich die Mitgliedschaft im <strong>Zentralverband</strong><br />

<strong>der</strong> Ärzte für Naturheilverfahren e.V.<br />

Name:<br />

Vorname:<br />

Anschrift <strong>der</strong> Praxis<br />

Straße:<br />

Ort:<br />

Tel.:<br />

Fax:<br />

E-Mail:<br />

Anschrift <strong>der</strong> Wohnung<br />

Straße:<br />

Ort:<br />

Tel.:<br />

Fax:<br />

E-Mail:<br />

Mitgliedschaft ab<br />

1.1.<br />

Der Mitgliedsbeitrag für den ZÄN kann von meinem Konto<br />

Nr.<br />

BLZ<br />

bei <strong>der</strong><br />

per Lastschrift eingezogen werden.<br />

✄<br />

Bitte senden Sie mir die Satzung des ZÄN zu.<br />

Datum<br />

Unterschrift / Stempel<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

567


Herbstkongress 2000<br />

14. - 20. September 2000<br />

99. ZÄN-Kongress<br />

14.- 20. September 2000<br />

in Freudenstadt, Kongresszentrum<br />

Leitthemen:<br />

Behandlung abdomineller Schmerzen<br />

Behandlung des älteren Patienten<br />

anerkannte Weiterbildung, Fortbildung für Ärzte<br />

Ergänzung zum Herbstprogramm<br />

Montag, den 18. September 2000<br />

17.30 - 18.30 Uhr<br />

Risikofaktor Homocystein: Stellenwert <strong>der</strong> B-Vitamine für Prävention<br />

und Therapie kardiovaskulärer Erkrankungen<br />

Informationsveranstaltung <strong>der</strong> Fa. Medice GmbH, Iserlohn<br />

Prof. Dr. med. Karl-Ludwig Resch, Bad Elster<br />

Prof. Klaus Pietrzik, Bonn<br />

B-Vitamine, von elementarer Bedeutung für viele grundlegende Prozesse im<br />

Körper, stehen häufig auch bei ausgewogener Ernährung nicht in metabolisch<br />

ausreichendem Maße zur Verfügung. Ein solcher „funktioneller Mangel“<br />

ist eine wichtige Ursache für ein breites Spektrum von Erkrankungen wie<br />

Arteriosklerose, Spina bifida, chronische Erschöpfung und viele an<strong>der</strong>e, für<br />

die damit eine nebenwirkungsfreie, kostengünstige und effektive Prävention<br />

bzw. Therapie möglich ist.<br />

568<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Ernährungstherapie<br />

Aktuelles aus <strong>der</strong> Reformhaus-<br />

Fachakademie<br />

täglichen Speiseplan lassen sich diese<br />

Nährstoffe gut unterbringen: Beispielsweise<br />

in vier Esslöffeln Haferflocken,<br />

je ein bis zwei Esslöffeln<br />

Nüssen und Weizenkleie, einem gehäuften<br />

Teelöffel Weizenkeimen und<br />

Obst, vor allem Aprikosen und Bananen.<br />

Ausreichend Kalzium ist beispielsweise<br />

in einem Jogurt zum<br />

Müsli, einem halben Liter Buttermilch<br />

und einer bis zwei Scheiben Käse enthalten.<br />

Der Bedarf an essenziellen<br />

Fettsäuren kann in dieser Zeit beson<strong>der</strong>s<br />

gut durch Ergänzung des für<br />

Salate zu verwendenden kaltgepressten<br />

Sonnenblumen- o<strong>der</strong> Distelöls mit<br />

Weizenkeimöl gedeckt werden. Weizenkeimöl<br />

eignet sich auch hervorragend<br />

zum Müsli o<strong>der</strong> auf getoastetes<br />

Vollkornbrot und liefert gleichzeitig<br />

einen wertvollen Beitrag zur optimalen<br />

Vitamin-E-Versorgung von 400<br />

mg/die.<br />

LEBENSMITTELKUNDE<br />

Rapsöl, die Alternative zu<br />

Olivenöl<br />

Ernährung bei Prämenstruellem<br />

Syndrom<br />

Das prämenstruelle Syndrom (PMS) beinhaltet körperliche<br />

und psychische Symptome. Am häufigsten wird über den<br />

durch Blutfülle im Uterus bedingten „Blähbauch“ (90 %)<br />

sowie hormonell gesteuerte höhere Empfindlichkeit<br />

<strong>der</strong> Brust geklagt (85 %).<br />

Unter den psychischen Faktoren geben<br />

die meisten Frauen an, dass<br />

sie müde, reizbar und depressiv sind<br />

(jeweils ca. 90 %). Instinktiv gleichen<br />

viele Frauen die verän<strong>der</strong>te Befindlichkeit<br />

dadurch aus, dass sie dem<br />

Heißhunger auf Süßes, häufig auf<br />

Schokolade, nachgeben. Sie setzt den<br />

Tryptophan-Anteil im Gehirn zu<br />

Gunsten eines höheren Serotoninspiegels<br />

herab. Den gleichen Effekt<br />

haben komplexe Kohlenhydrate, wie<br />

in einer Doppelblindstudie mit Maltodextrin<br />

nachgewiesen wurde. Ebenso<br />

brachte Nahrungsergänzung mit 360<br />

mg Magnesium sowie 1000 mg Kalzium<br />

und 500 mg essenzielle Fettsäuren<br />

signifikante Verbesserungen. Im<br />

In Deutschland wird die Verwendung<br />

von Rapsöl als Speiseöl immer beliebter.<br />

In Nordamerika ist es schon seit<br />

langem ein fester Bestandteil in <strong>der</strong><br />

Ernährung und wird dort als Canola-<br />

Öl bezeichnet. Gewonnen wird es aus<br />

den roten bis schwarz-braunen Kugeln<br />

<strong>der</strong> Samenschoten von Winter- und<br />

Sommerraps.<br />

Winter- und Sommerraps wird 1,5<br />

m hoch und blüht orange bis zitronengelb.<br />

Raps kann Erucasäure (eine einfach<br />

ungesättigte Fettsäure mit 22 C-<br />

Atomen) und Glucosinolate enthalten,<br />

die schädlich wirken. Neuzüchtungen<br />

(Doppel-Null-Raps) schließen dies<br />

aus. In „OO“-Qualität ist Rapsöl heute<br />

ein brauchbares, schmackhaftes, zur<br />

Ernährung geeignetes Öl.<br />

Wie Olivenöl enthält Rapsöl einen<br />

hohen Anteil an einfach ungesättigten<br />

Fettsäuren (69 % zu 65 %), einen höheren<br />

Anteil an mehrfach ungesättigten<br />

Fettsäuren (9 % zu 29 %) und weniger<br />

gesättigte Fettsäuren (13 % zu<br />

6%). Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung ist<br />

<strong>der</strong> relativ hohe Gehalt an omega-3-<br />

Fettsäuren (Linolensäure) von ca.<br />

9%, die sich in vergleichbaren Mengen<br />

auch in Sojaöl finden.<br />

Als kaltgepresstes Öl enthält<br />

Rapsöl naturgegebene Begleitstoffe<br />

wie Tocopherole (Vitamin E), Carotinoide,<br />

Lecithin und pflanzliche Sterine.<br />

Kaltgepresst bedeutet, dass das aus<br />

<strong>der</strong> Ölpresse ablaufende Öl keine höhere<br />

Temperatur als 40 o C aufweist.<br />

Es hat einen frischen, milden Geschmack,<br />

ist relativ hitzebeständig<br />

und eignet sich beson<strong>der</strong>s für Kartoffelgerichte.<br />

570<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Ernährungstherapie<br />

Rezepte<br />

Kräuterblini mit<br />

Zitronenschmand<br />

(4 Portionen)<br />

Das brauche ich<br />

120 g Weizenmehl, 80 g Buchweizenmehl,<br />

1/2 Päckchen Trockenhefe, 2-3<br />

Eier, 1/2 Tasse Milch, 1/2 TL Vollzucker,<br />

3 EL feingehackte gemischte Kräuter,<br />

Meersalz, ungehärtetes<br />

Pflanzenfett<br />

zum Braten<br />

150 g Schmand (20-<br />

25 % Fett), Meersalz,<br />

Schale einer<br />

1/2 unbehandelten<br />

Zitrone, 4 Stengel<br />

ungehackte Kräuter<br />

Das mache ich<br />

Mehl und Hefe mischen,<br />

mit Eiern,<br />

Milch, Vollzucker<br />

und Salz verrühren.<br />

Ca. 30 Minuten gehen<br />

lassen. Kräuter<br />

unterrühren und<br />

nochmals 15 Minuten<br />

gehen lassen. Fett<br />

in <strong>der</strong> Pfanne erhitzen und nach und<br />

nach kleine Blini backen.<br />

Schmand mit Meersalz und Zitronenschale<br />

verrühren. Zu den Blini servieren,<br />

mit frischen Kräutern garnieren.<br />

Pro Portion ca. 400 kcal. – 1600 kJ<br />

ReformhausKOCHSTUDIO<br />

NAHRUNGSERGÄNZUNG<br />

Carnitin im Licht <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit<br />

Ein neues Nahrungsergänzungsmittel<br />

macht auf vielen gesundheitsrelevanten<br />

Gebieten von sich reden: Carnitin.<br />

Schon länger bekannt und gut abgesichert<br />

ist Carnitin als effektiver myokardialer<br />

Bio-Protector, <strong>der</strong> die Leistungsfähigkeit<br />

des Herzens verbessert.<br />

Inzwischen sind zwei Wirkmechanismen<br />

des Carintins aufgeklärt. Um<br />

Muskeln – auch den Herzmuskel – optimal<br />

mit Energie zu versorgen, werden<br />

in erster Linie Fettsäuren im<br />

Rahmen <strong>der</strong> β-Oxidation in den Mitochondrien<br />

verstoffwechselt. Gebunden<br />

als Acyl-CoA, können Fettsäuren<br />

nur mit Hilfe des Carnitins durch die<br />

innere Mitochondrien-Membran gelangen.<br />

Neben <strong>der</strong> Funktion als Carrier<br />

wirkt Carnitin als Entgiftungsmolekül,<br />

indem es als Acyl-Carnitin<br />

Fettsäurereste übernimmt. Dadurch<br />

wird CoA wie<strong>der</strong> frei flür einen neuen<br />

Oxidationszyklus. Acyl-Carnitin wird<br />

ins Plasma ausgeschleust und über<br />

den Urin ausgeschieden. KHK-Patienten<br />

profitierten in mehreren<br />

Studien signifikant<br />

von Carnitin-Supplementation<br />

von 2-6<br />

g/die, wobei eine einzelne<br />

Gabe 1 g nicht<br />

überschritt. Die Therapiedauer<br />

lag zwischen<br />

4 Wochen (Flow-in<br />

Phase) bis sechs Monate.<br />

Der Nutzen lag in<br />

einer höheren Belastbarkeit<br />

des Herzens,<br />

geringerer Arhythmie-<br />

Neigung, seltenere<br />

Extra-Systolen, geringerer<br />

Medikamentenverbrauch und erhebliche<br />

Reduktion <strong>der</strong> linksventrikulären<br />

Dilatation.<br />

Der Carnitin- Speicher des Menschen<br />

beträgt 15-20 g, die Plasma-<br />

Konzentration liegt bei 40-50 µmol.<br />

Sekundärer Carnitin-Mangel kann bei<br />

ischämischen und toxischen Herzschädigungen<br />

auftreten, aber auch<br />

durch parenterale Ernährung, durch<br />

erhöhten Verbrauch in <strong>der</strong> Schwangerschaft<br />

sowie im Säuglings- und<br />

Kleinkindalter, durch erhöhten Verlust<br />

z.B. durch Hämodialyse und Erkrankungen<br />

wie AIDS o<strong>der</strong> Diabetes.<br />

Carnitin – Energiepacket für<br />

Sportler<br />

Bei Ausdauer- und Leistungssportlern<br />

führt die Supplementation von 2-3 g<br />

Carnitin zu signifikanten Verbesserungen<br />

<strong>der</strong> Ausdauer, Verkürzung <strong>der</strong> Erholungsphase<br />

und, bei Ungeübten, zu<br />

wesentlich geringerem Muskelkater,<br />

da es die aerobe Energieversorgung<br />

des Muskels unterstützt und so die<br />

Laktatbildung stark vermin<strong>der</strong>t. Die<br />

maximale Plasmakonzentration ist 3,5<br />

bis 5 h nach <strong>der</strong> Einnahme messbar.<br />

Im Rahnen einer Ernährungsumstellung<br />

mit Bewegungsprogramm führte<br />

die Carnitin-Ergänzung (200 mg/die)<br />

zu um bis zu 25 Prozent besseren Ergebnissen<br />

in <strong>der</strong> Gewichtsreduktion.<br />

Da Carnitin die Blut-Hirn-Schranke<br />

passiert und an <strong>der</strong> Synthese von<br />

Acetyl-Cholin beteiligt ist, stehen<br />

auch Alzheimer-Patienten und solche<br />

mit Chronischem Müdigkeitssyndrom<br />

im Mittelpunkt <strong>der</strong> Carnitin-Forschung.<br />

Seminare für gesundes Leben an <strong>der</strong> Reformhaus-Fachakademie<br />

Ausbildung für Arzthelferinnen zur Nächster Start: 22.09.2000<br />

„Ernährungs- und Diätberaterin“ und 98.12.2000<br />

Anerkannt durch den ZÄN und den Berufsverband <strong>der</strong> Arzthelferinnen (BdA)<br />

Ausbildung „Gesundheitsberater/in – Nächster Start: 06.11.2000<br />

ganzheitliche Gesundheit“<br />

Wertvolles Wissen aus Naturheilkunde, Ernährung, Bewegung und Entspannung,<br />

Psychosomatik, Kneippsche Anwendungen und Pflanzenheilkunde<br />

Typgerechte Ernährung 08. - 10.09.2000<br />

Die Entdeckung Ihres Typs und Ihrer ganz persönlichen Ernährung.<br />

Mit Typentest<br />

Fit durch Fasten 06. - 13.10.2000<br />

Ein stressfreies Fastenseminar fernab vom Allatg<br />

Weitere Informationen bei <strong>der</strong> Reformhaus-Fachakademie, Gotische Str. 15,<br />

61440 Oberursel (Tel: 06172-3009-822 bzw. Fax: 06172-3009-819)<br />

E-Mail: rfa@reformhaus.de Internet: www.seminare-gesundes-leben.de<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

571


Kongressberichte<br />

IMMUNOLOGIE<br />

Immunsystem reagiert sensibel<br />

auf übertriebenen Sport<br />

Mo<strong>der</strong>at betriebener Ausdauersport löst im Organismus stimulierenden<br />

Stress aus. Ein solch positiver Stress verbessert die<br />

ImmunIage des Hobbysportlers und macht ihn fit und abwehrbereit.<br />

An<strong>der</strong>s sieht die Sache jedoch beim Fitness-Fanatiker aus.<br />

Wird Sport als Jagd nach Bestleistungen verstanden, geht <strong>der</strong><br />

Schuss nach hinten los. Dann wird Sport zum negativen<br />

Stressfaktor, <strong>der</strong> die körpereigene Abwehr Iähmt.<br />

Das Immunsystem reagiert äußerst<br />

sensibel auf akute psycho-physische<br />

Belastungen und chronischen<br />

Distress, sagte Prof. H. LIESEN, Pa<strong>der</strong>born.<br />

Es ähnelt in dieser Hinsicht dem<br />

ZNS – was übrigens kaum verwun<strong>der</strong>t,<br />

denn beide Systeme sind über die<br />

psycho-neuroendokrinologische Achse<br />

eng miteinan<strong>der</strong> verknüpft. LIESEN<br />

bemängelte, dass beim Erstellen von<br />

Trainingsplänen allzu oft nur an das<br />

Herz-Kreislauf-System gedacht werde.<br />

Die „ZNS-Immunsystem-Regulation“<br />

werde dagegen noch zu wenig<br />

berücksichtigt. Dies führe häufig dazu,<br />

dass es zu Übertrainingssituationen<br />

mit einer hohen sympathischen<br />

Prof. Dr. Heinz Liesen<br />

Pa<strong>der</strong>born<br />

Aktivierung komme, die letztendlich<br />

das Immunsystem schwächten. Unerwünschte<br />

Folgen einer solchen „Überstressung“:<br />

psychische Beeinträchtigungen,<br />

mangelhafte Regenerationsfähigkeit,<br />

chronische Erkrankungen<br />

und nicht zuletzt eine erhöhte Infektanfälligkeit.<br />

Ideal im Hinblick auf ein<br />

hohes immunologisches Leistungsniveau<br />

ist nach Ansicht des Sportmediziners<br />

ein Training, das dynamische<br />

körperliche Belastungen mit<br />

„kreativen Handlungen“ kombiniert –<br />

mit Handlungen also, die spielerisch<br />

und mit Freude ausgeführt werden.<br />

„Ein so entwickeltes hohes Leistungsniveau<br />

ist gekoppelt mit einer hohen<br />

psycho-physischen Leistungsfähigkeit“,<br />

sagte LIESEN.<br />

Sport treiben, aber nicht<br />

übertreiben<br />

Auch Prof. G. UHLENBRUCK, Köln, betonte,<br />

dass Sport ein „nicht zu unterschätzendes<br />

Immunstimulans“ sei, sofern<br />

er in Form eines intensiven Bewegungstrainings<br />

mit Ausdauercharakter<br />

betrieben werde. So würden<br />

beispielsweise unter dem Einfluss eines<br />

mo<strong>der</strong>aten Ausdauertrainings die<br />

natürlichen Killerzellen des Immunsystems<br />

aktiviert.<br />

Fremdantigene wie Viren, Bakterien<br />

o<strong>der</strong> Parasiten, aber auch Tumorzellen,<br />

könnten auf diese Weise besser<br />

erkannt und zerstört werden. Auch<br />

Makrophagen, so UHLENBRUCK, reagierten<br />

positiv auf sportliche Betätigung.<br />

Insgesamt stärkt in Maßen betriebener<br />

Sport also die Abwehrkraft<br />

und beugt auf diese Weise Krankheiten<br />

vor. Beansprucht <strong>der</strong> Sportler<br />

seinen Körper beim Training jedoch<br />

zu sehr, tritt genau das Gegenteil ein:<br />

Die sportliche Leistung wird zum<br />

Distress, <strong>der</strong> vorübergehend das Immunsystem<br />

schwächt.<br />

Prof. Dr. med. Gerhard Uhlenbruck<br />

Köln<br />

Die Ursache für dieses „Openwindow-Phänomen“:<br />

Körperliche Betätigungen<br />

verursachen stets lokale<br />

Reizungen und Mikroläsionen im<br />

Muskelgewebe. Da diese Schäden<br />

schnellstmöglich behoben werden<br />

müssen, ist das Immunsystem nach intensivem<br />

Sport notgedrungen mit Entzündungsprozessen,<br />

Reparatur- und<br />

Aufräumvorgängen beschäftigt, während<br />

die Infektabwehr zeitweise nur<br />

mit halber Kraft betrieben wird.<br />

Stresshormone, die bei einem Übertraining<br />

in großer Menge freigesetzt<br />

werden, belasten die körpereigene<br />

Abwehr zusätzlich, sagte UHLEN-<br />

BRUCK. All dies führt dazu, dass natürliche<br />

Killerzellen ebenso wie Makrophagen<br />

und Granulozyten vorübergehend<br />

an Funktionstüchtigkeit einbüßen.<br />

Unerwünschte Folgen für den<br />

ehrgeizigen Sportler: Er erkrankt<br />

überdurchschnittlich häufig an Infekten<br />

<strong>der</strong> oberen Atemwege, an Durchfällen<br />

und Harnwegsinfekten.<br />

Das „open window“<br />

schließen<br />

UHLENBRUCK appellierte an alle Breiten-<br />

und Hobbysportler, sich wegen<br />

des engen Zusammenhangs zwischen<br />

sportlicher Leistung und Immunpotenz<br />

nicht zu überfor<strong>der</strong>n. Das Trainingspensum<br />

sollte stets den Belastungen<br />

durch Beruf und Familie angepasst<br />

werden. Zusätzlich könne <strong>der</strong><br />

Sportler immunstimulierende Maß-<br />

572<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Kongressberichte<br />

nahmen ergreifen, um <strong>der</strong> Schwächung<br />

<strong>der</strong> Abwehr nach sportlicher<br />

Überstressung entgegenzuwirken. Als<br />

empfehlenswerte immunstimulierende<br />

Maßnahmen nannte UHLENBRUCK:<br />

die Stimulation <strong>der</strong> Psyche (Spaß<br />

am Sport),<br />

mentales Training (Gelassenheit<br />

und Stressresistenz),<br />

den Einbau eines mo<strong>der</strong>aten Grundausdauertrainings<br />

in das Sportprogramm,<br />

eine adäquate Sportlerernährung<br />

(reichlich Kohlenhydrate, viel<br />

Obst und Gemüse),<br />

fixe Regenerationszeiten,<br />

KOMPLEMENTÄRE KREBSTHERAPIE<br />

Mistel – auf dem Weg zur<br />

rationalen Phytotherapie<br />

regelmäßige Schlafphasen (mindestens<br />

sieben Stunden) und<br />

den restriktiven Umgang mit Genussgiften.<br />

Als exogene Immunstimulanzien hätten<br />

sich darüber hinaus vor allem<br />

pflanzliche Wirkstoffe in <strong>der</strong> Praxis<br />

bewährt, so <strong>der</strong> Wissenschaftler. CS<br />

Fachpressegespräch „Infektionsrisiko<br />

Sport: Wenn überzogenes<br />

Fitness-Training das Immunsystem<br />

schwächt“, veranstaltet vom För<strong>der</strong>kreis<br />

Immunschutz, München, 29.<br />

Juni 2000<br />

Eine kleine Sensation in <strong>der</strong> komplementären Krebstherapie:<br />

Erstmals konnte eine klinische Studie, die GCP (good clinical practice)-Kriterien<br />

entspricht, nachweisen, dass Mistelextrakt signifikant<br />

die Lebensqualität von Mammakarzinom-Patientinnen verbessert.<br />

Auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> neuen Studienergebnisse wird auch die Schulmedizin<br />

nicht mehr die Augen vor <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Mistel als<br />

Krebstherapeutikum verschließen können.<br />

Naturheilkundlich tätige Onkologen<br />

setzen bereits seit Jahrzehnten<br />

auf die Heilkraft <strong>der</strong> Mistel. Bereits<br />

in den 20er Jahren dieses Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

war die Heilpflanze entsprechend<br />

den Empfehlungen des Anthroposophen<br />

RUDOLF STEINER in die<br />

Tumortherapie eingeführt worden.<br />

Dennoch: Trotz unzähliger positiver<br />

Erfahrungsberichte und Daten aus Invitro-<br />

und tierexperimentellen Studien<br />

fehlte bisher ein definitiver Wirksamkeitsnachweis<br />

im klinischen Bereich.<br />

Jetzt wurde eine neue Epoche <strong>der</strong> supportiven<br />

Tumortherapie eingeleitet.<br />

Denn erstmals konnte in einer plazebokontrollierten<br />

Doppelblindstudie,<br />

die schulmedizinischen Standards genügt,<br />

eine klinische Wirksamkeit von<br />

Mistelextrakt nachgewiesen werden.<br />

Voraussetzung für die Durchführung<br />

* Madaus AG, Köln<br />

<strong>der</strong> Studie war die Einführung des<br />

standardisierten und normierten Mistelextraktes<br />

PS76A2 (Lektinol ® )*, <strong>der</strong><br />

keine Wirkstoffschwankungen aufweist<br />

und über eine konstante Präparateaktivität<br />

verfügt.<br />

In <strong>der</strong> Studie waren 272 Patientinnen<br />

mit Mammakarzinom nach <strong>der</strong><br />

operativen Entfernung des Tumors mit<br />

einer adjuvanten CMF-Chemotherapie<br />

und zusätzlich 15 Wochen lang<br />

zweimal wöchentlich mit dem Mistelextrakt<br />

(drei Dosisstufen) o<strong>der</strong> Plazebo<br />

behandelt worden. Die primäre<br />

Fragestellung <strong>der</strong> Studie bestand darin,<br />

den Einfluss <strong>der</strong> Mistel auf die<br />

Lebensqualität <strong>der</strong> Patientinnen zu<br />

untersuchen. Um diese Fragestellung<br />

zu beantworten, setzten die Verantwortlichen<br />

valide und international<br />

bekannte Selbstbeurteilungsskalen<br />

(GLQ-8, Spitzer-Skala) ein.<br />

Bessere Lebensqualität,<br />

weniger Müdigkeit<br />

Ergebnis <strong>der</strong> Studie: In <strong>der</strong> Dosierung<br />

zweimal wöchentlich eine Ampulle<br />

PS76A2 (mit je 15 ng Mistellektin im<br />

Extrakt) verbesserte die pflanzliche<br />

Medikation die Lebensqualität <strong>der</strong><br />

Krebspatientinnen signifikant besser<br />

als Plazebo (GLQ-8: p = 0,0074, Spitzer-Skala:<br />

p = 0,0016). Beson<strong>der</strong>s<br />

deutliche Verbesserungen gegenüber<br />

Plazebo ergaben sich bei den Einzelkriterien<br />

„Müdigkeit“ (ein wichtiges<br />

Problem für Patienten unter einer<br />

Chemotherapie), „sexuelles Interesse“,<br />

„Gefühl <strong>der</strong> Übelkeit o<strong>der</strong> Erbrechen“<br />

sowie „Appetit bzw. Geschmack“.<br />

Gleichzeitig erwies sich<br />

<strong>der</strong> Mistelextrakt als ausgezeichnet<br />

verträglich. Bei 18 Prozent <strong>der</strong> Patientinnen<br />

traten Nebenwirkungen auf, die<br />

sich jedoch nahezu ausschließlich auf<br />

Lokalreaktionen an <strong>der</strong> Einstichstelle<br />

beschränkten und in keinem Fall zum<br />

Abbruch <strong>der</strong> Therapie führten. Nach<br />

Ansicht von Prof. GERD A. NAGEL,<br />

Freiburg, stellt die aktuelle Mistelstudie<br />

einen Meilenstein in <strong>der</strong> supportiven<br />

Tumortherapie dar und macht<br />

eine Neubewertung <strong>der</strong> Misteltherapie<br />

in <strong>der</strong> Onkologie nötig. CS<br />

Pressekonferenz „Mistel ohne Mystik“,<br />

Berlin, 18. Mai 2000<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

573


Kongressberichte<br />

Naturheilkundlich tätige Ärzte<br />

wussten es schon immer –<br />

nun folgt <strong>der</strong> wissenschaftliche<br />

Beweis. Erstmals konnte eine klinische<br />

Studie, die GCP-Kriterien<br />

genügt, nachweisen, dass standardisierter<br />

und normierter Mistelextrakt<br />

die Lebensqualität von<br />

Mammakarzinom-Patientinnen<br />

verbessert. Die „Ärztezeitschrift<br />

für Naturheilverfahren“ befragte<br />

zu diesem aktuellen Thema Prof.<br />

Gerd A. Nagel, den wissenschaftlichen<br />

Direktor <strong>der</strong> Klinik für<br />

Tumorbiologie in Freiburg im<br />

Breisgau.<br />

Herr Prof. Nagel, welche Einstellung<br />

hatte die „Schulmedizin“ bisher<br />

zur Mistel und wie wird diese<br />

Einstellung durch die neue Studie<br />

verän<strong>der</strong>t werden<br />

Die klassische Einstellung <strong>der</strong> Schulmedizin<br />

zur Mistel ist geprägt durch<br />

die Frage: Ist die Mistel, sind Mistelinhaltsstoffe<br />

o<strong>der</strong> Mistelpräparate<br />

wirksam gegen Krebs – etwa in <strong>der</strong><br />

Art eines Zytostatikums o<strong>der</strong> eines<br />

Hormons Hier ist die Datenlage umstritten<br />

und hier gilt nach wie vor: Die<br />

Mistel hat keinen Platz in <strong>der</strong> eigentlichen<br />

Tumortherapie, die sich gegen<br />

den Tumor selbst richtet.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite sind wir als<br />

Schulmediziner natürlich trainiert und<br />

sozialisiert worden, Krankheiten zu<br />

therapieren. Wir sind nicht dazu trainiert<br />

worden, in den Denkstilen und<br />

Denksystemen von Patienten zu handeln<br />

und zu behandeln. Mit an<strong>der</strong>en<br />

Worten: Wir sind geschult worden, die<br />

Krankheit im Menschen zu behandeln<br />

und nicht den Menschen in <strong>der</strong> Krankheit.<br />

Wenn es um Ersteres geht, hat<br />

die Mistel, wie gesagt, einen umstrittenen<br />

Stellenwert. Wenn es jedoch<br />

darum geht, den Menschen in seiner<br />

Situation ebenso ernst zu nehmen –<br />

im Sinne von Lebensqualität und<br />

Mistelextrakt<br />

verbessert<br />

Lebensqualität<br />

Prof. Dr. Gerd A. Nagel<br />

Freiburg i.Br.<br />

Selbsthilfe (worauf <strong>der</strong> Patient übrigens<br />

ein Recht hat) –, dann hat diese<br />

Studie gezeigt, dass man dem Patienten<br />

die Mistel nicht mehr verweigern<br />

kann. Man hat kein Argument mehr zu<br />

sagen, die Mistel wirkt nicht.<br />

War <strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> Mistel im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Selbsthilfe nicht auch<br />

schon vor dieser Studie angezeigt<br />

Nicht im Sinne einer medizinisch anerkannten<br />

Indikation. Selbsthilfe wird<br />

als Indikation nur von solchen Medizinern<br />

anerkannt, die eine Art offene<br />

Medizin betreiben. Von solchen Medizinern<br />

also, die auf <strong>der</strong> einen Seite<br />

Tumortherapie betreiben und auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite die Aktivität des<br />

Patienten für den Heilungsprozess<br />

nutzen wollen. Diese Mediziner haben<br />

auch in <strong>der</strong> Vergangenheit die Mistel<br />

sehr liberal eingesetzt.<br />

Ist auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> neuen<br />

Studie eine Neueinschätzung <strong>der</strong><br />

Misteltherapie geboten<br />

Eindeutig ja! Die Kollegen, die nach<br />

wie vor sagen, „Mistel ist Mist“, die<br />

müssen sich das jetzt sehr gut überlegen.<br />

Die Daten zeigen: Die Mistel ist<br />

ist ein Medikament, das eindeutig<br />

Lebensqualität o<strong>der</strong> Parameter <strong>der</strong><br />

Lebensqualität verbessert. Da muss<br />

sich <strong>der</strong> Arzt selber fragen: Habe ich<br />

ethisch und moralisch das Recht, einem<br />

Patienten ein Mittel zu verweigern,<br />

das seine Lebensqualität verbessert<br />

Und den Arzt, <strong>der</strong> diese<br />

Frage mit „Ja“ beantwortet, möchte<br />

ich gerne sehen!<br />

Welche Konsequenzen hat Ihrer<br />

Einschätzung nach die Studie für<br />

die tägliche Praxis<br />

Ich empfehle jedem Kollegen, sich genau<br />

darüber klar zu werden, welches<br />

Therapieziel er bei seinen Tumorpatienten<br />

erreichen will. Wenn er dabei<br />

zu dem Schluss kommt, dass er<br />

bei seinen Patienten sowohl die<br />

Selbsthilfe för<strong>der</strong>n als auch die<br />

Lebensqualität unter <strong>der</strong> Chemotherapie<br />

verbessern will, hat er heute<br />

gute Argumente, die Mistel einzusetzen.<br />

Nicht zuletzt för<strong>der</strong>t ein solches<br />

Eingehen auf den Patienten auch die<br />

Patientenmotivation. Der Arzt, <strong>der</strong><br />

sich hier aufgeschlossen zeigt, hat in<br />

den Augen seiner Patienten eine hohe<br />

Glaubwürdigkeit. Diese Patienten<br />

bleiben ihm dann auch treu.<br />

Herr Prof. Nagel, wir danken<br />

Ihnen für dieses Gespräch.<br />

574<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Aus Industrie und Forschung<br />

Therapiereport<br />

B-Vitamine beugen<br />

Arteriosklerose vor<br />

Jedes Jahr sterben in Deutschland über 400.000<br />

Menschen an Erkrankungen des Kreislaufsystems –<br />

mehr als ein Drittel davon an Herzinfarkt und an<strong>der</strong>en<br />

ischämischen Herzkrankheiten. Gegen diese hohen<br />

Erkrankungszahlen – allesamt zurückzuführen auf arteriosklerotische<br />

Gefäßverän<strong>der</strong>ungen – hat die Medizin<br />

nur ein Patentrezept zur Hand: Prävention durch<br />

Bekämpfung <strong>der</strong> Arteriosklerose-Risikofaktoren.<br />

In einer großen Metaanalyse, so erläuterte Dr. RAINER<br />

RIEZLER, Münster, haben US-Wissenschaftler die Aminosäure<br />

Homocystein als einen wichtigen unabhängigen<br />

Risikofaktor für die Entstehung <strong>der</strong> Arteriosklerose beschrieben.<br />

Ein erhöhter Homocystein-Serumspiegel, so die<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Studie, erhöht das Risiko für Erkrankungen<br />

<strong>der</strong> Herzkranzgefäße um den Faktor 1,8, das Risiko für<br />

Schlaganfall um den Faktor 2,5. Dieser Zusammenhang<br />

wiegt umso schwerer, als Homocysteinspiegel oberhalb des<br />

Normbereiches sehr verbreitet sind. Einer amerikanischen<br />

Studie zufolge überschreiten Männer ab 40 und Frauen<br />

Ende <strong>der</strong> 50er beson<strong>der</strong>s häufig die „magische Grenze“ von<br />

10 µmol/l Homocystein im Serum.<br />

EAV<br />

B-Vitamine bieten therapeutische Chance<br />

Präventiv und therapeutisch bieten die Erkenntnisse über<br />

die Bedeutung des Homocysteins bei <strong>der</strong> Pathogenese <strong>der</strong><br />

Arteriosklerose eine große Chance. Im Gegensatz zu einem<br />

erhöhten Cholesterinspiegel lässt sich ein erhöhter<br />

Homocysteinspiegel vergleichsweise einfach senken: durch<br />

Verabreichung von Vitaminen des B-Komplexes. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die drei B-Vitamine B6, B12 und Folat (Folsäure)<br />

sind maßgeblich am Abbau des potentiell schädlichen<br />

Homocysteins beteiligt. Mangelt es dem Organismus<br />

an den genannten B-Vitaminen, kann Homocystein nicht in<br />

erfor<strong>der</strong>lichem Umfang abgebaut werden. Der Homocysteinspiegel<br />

im Blut steigt – und mit ihm das Risiko arteriosklerotisch<br />

bedingter Gefäßschäden.<br />

Umgekehrt kann gefolgert werden, dass sowohl Homocysteinspiegel<br />

als auch Arterioskleroserisiko wie<strong>der</strong> auf das<br />

normale Maß sinken, wenn dem Organismus die fehlenden<br />

B-Vitamine (etwa enthalten in Medyn ® *) extern zugefügt<br />

werden. Wie Prof. KLAUS PIETRZIK, Bonn, resümierte, kann<br />

durch die Verabreichung <strong>der</strong> drei B-Vitamine einer Erhöhung<br />

des Homocysteinspiegels langfristig vorgebeugt<br />

werden. MW<br />

Pressegespräch „Die Bedeutung von Vitaminen in <strong>der</strong> Prävention von<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bei Krebs“, München, 29. Juni 2000<br />

* Medice GmbH, Iserlohn<br />

Sunri<strong>der</strong><br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

575


Aus Industrie und Forschung<br />

Kurznachrichten<br />

Das unter dieser Rubrik zur Veröffentlichung kommende Material wird von den Firmen zur Verfügung gestellt.<br />

Deshalb erscheinen diese Meldungen außerhalb <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Schriftleitung.<br />

Salbe bei Sportverletzungen<br />

Sowohl Freizeit- als auch Leistungssport nehmen in unserer<br />

mo<strong>der</strong>nen Gesellschaft einen immer höheren Stellenwert<br />

ein. Sport för<strong>der</strong>t einerseits Fitness und Gesundheit, ist an<strong>der</strong>erseits<br />

aber auch mit einem z.T. erheblichen Verletzungsrisiko<br />

verbunden. Vor allem bei kampfbetonten Kontaktsportarten<br />

wie Fuß- o<strong>der</strong> Handball, sind stumpfe Traumen,<br />

Prellungen und Zerrungen an <strong>der</strong> Tagesordnung. Derartige<br />

Verletzungen können erfolgreich mit einer pflanzlichen<br />

Salbe behandelt werden:<br />

mit Kytta-Salbe ® f.<br />

Kytta-Salbe ® f ist ein<br />

topisches Monopräparat<br />

mit dem Wirkstoff Beinwellwurzel-Fluidextrakt<br />

in monografiegerechter<br />

Dosierung. Kytta-Salbe ®<br />

f wirkt rasch schmerzlin<strong>der</strong>nd,<br />

entzündungshemmend und abschwellend. Darüber<br />

hinaus för<strong>der</strong>n Zubereitungen aus Beinwellwurzeln die<br />

Kallusbildung.<br />

Gegenanzeigen: Kytta-Salbe ® f soll nicht bei Überempfindlichkeit<br />

gegenüber den Inhaltsstoffen (u.a. Parabene) angewendet<br />

werden. Sie soll nicht auf offene Wunden aufgetragen<br />

werden. Die Anwendung in <strong>der</strong> Schwangerschaft<br />

sollte nur nach Rücksprache mit dem Arzt erfolgen.<br />

Nebenwirkungen: Kytta-Salbe ® f kann in seltenen Fällen<br />

zu Überempfindlichkeitsreaktionen führen. Sie äußern sich<br />

im Auftreten von Rötung, Knötchen- und Bläschenbildung,<br />

meist mit Juckreiz, am Ort <strong>der</strong> Behandlung.<br />

Dosierungsanleitung und Art <strong>der</strong> Anwendung: Je nach<br />

Größe <strong>der</strong> zu behandelnden Körperstelle und nach Stärke<br />

<strong>der</strong> Beschwerden zwei- bis viermal täglich einen Salbenstrang<br />

von 2-6 cm Länge auftragen und sorgfältig einmassieren.<br />

In schweren Fällen Salbenverband anlegen.<br />

Packungsgrößen und Preise: 50 g DM 12,50 (N 1), 100 g<br />

DM 20,85 (N 2), 150 g DM 25,90, (N 3) 250 g<br />

Kytta-Werk Sauter GmbH, Postfach 1260<br />

72272 Alpirsbach<br />

Tel.: 07444 / 617-0; Fax: 07444 / 617-49<br />

Effektive Behandlung <strong>der</strong><br />

Schilddrüsenüberfunktion und<br />

ihrer Folgeerscheinungen<br />

Die funktionelle Hyperthyreose ist primär eine psychosomatische<br />

Erkrankung und trifft in den meisten Fällen Frauen im<br />

dritten und vierten Lebensjahrzehnt. Die Doppelbelastung<br />

und Überfor<strong>der</strong>ung durch Familie und Beruf lässt ihre<br />

Schilddrüse auf Hochtouren laufen, nur so können sie den<br />

vielfältigen Anfor<strong>der</strong>ungen des Alltags gerecht werden.<br />

Immer häufiger stellen sich jedoch kompensatorische Phasen<br />

<strong>der</strong> Erschöpfung ein. Diese und ein dauern<strong>der</strong> Zustand<br />

<strong>der</strong> inneren Unruhe, die Unfähigkeit abzuschalten und sich<br />

zu erholen, führen den Patienten dann in die Behandlung.<br />

Für diesen Beschwerdekomplex ist das Präparat Vegital ®<br />

<strong>der</strong> Firma Steierl prädestiniert. Vegital ® enthält: Lycopus<br />

virginicus, <strong>der</strong> virginische Wolfsfuß o<strong>der</strong> Wolfstrapp, eine<br />

Heilpflanze mit anerkannter und bewährter antithyreoi<strong>der</strong><br />

Wirkung; Flor de piedra, die Steinblüte. Diese Pflanze wirkt<br />

nicht nur auf Schilddrüse und Herz, son<strong>der</strong>n in hohem Maße<br />

auch auf die Leber.<br />

Eines ist jedoch zu beachten: Schilddrüsentherapie<br />

braucht Zeit. Und insbeson<strong>der</strong>e Lycopus-Präparate müssen<br />

einschleichend dosiert und über lange Zeit gegeben werden.<br />

Zu hohe Dosen am Anfang führen zu einer Verschlimmerung<br />

<strong>der</strong> Beschwerden, deshalb sollte man mit wenigen<br />

Tropfen beginnen und die Dosierung dann langsam steigern.<br />

Das Präparat sollte über mindestens 4-6 Monate eingenommen<br />

werden, damit es seine volle Wirkung entfalten kann,<br />

um die vegetativen Funktionen des Patienten nachhaltig zu<br />

normalisieren.<br />

10 g (11 ml) Vegital ® enthalten Flor de piedra (Steinblüte)<br />

Dil. D6 5,0 g und Lycopus virginicus (Wolfstrapp)<br />

Dil. D6 5,0 g. Das Präparat enthält 50,5 Vol% Alkohol.<br />

Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Vegital ® ist ausgesprochen<br />

gut verträglich und steht in Packungsgrößen von 50 ml<br />

(N1) und 100 ml (N2) zur Verfügung.<br />

Steierl-Pharma, Mühlfel<strong>der</strong> Str. 48, 82211 Herrsching<br />

Tel.: 08152 / 93 22-0; Fax: 08152 / 93 22-44<br />

E-MaiI: info@steierl.de<br />

methatec<br />

576<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Aus Industrie und Forschung<br />

Kurznachrichten<br />

Cosmeceutical gegen unreine Haut<br />

DermZwo ® ist ein wirksames Cosmeceutical für die Aknebehandlung.<br />

Grundlage ist eine wässrige Zwei-Komponenten-Lösung<br />

Die eigentliche wirksame Substanz wird<br />

erst auf <strong>der</strong> Haut im Rahmen einer Enzymreaktion gebildet,<br />

nachdem beide Lösungen direkt hintereinan<strong>der</strong> aufgetragen<br />

wurden. Aus diesem speziellen Prinzip resultieren Wirksamkeits-<br />

und Verträglichkeitsvorteile.<br />

Die nach Studienplan zulässige Zwischenauswertung<br />

von 131 Aknepatienten einer 6-wöchigen Anwendungsbeobachtung<br />

zeigte einen raschen Wirkungseintritt (im<br />

Schnitt nach 2,5 Wochen), sowie eine sehr gute Wirksamkeit<br />

und Verträglichkeit von DermZwo. Die Anzahl <strong>der</strong> <strong>Gesamte</strong>ffloreszenzen<br />

konnte über den gesamten Untersuchungszeitraum<br />

signifikant reduziert werden. Sämtliche beobachteten<br />

Hautverän<strong>der</strong>ungen (geschlossene und offene Komedonen,<br />

Papeln und Pusteln) bildeten sich vergleichbar zurück.<br />

Das Präparat war häufig den früher eingesetzten Präparaten<br />

in Bezug auf Wirksamkeit und Verträglichkeit überlegen.<br />

Lechpharma Dr. Bartel GmbH<br />

Max-von-Eyth-Str. 6, 86899 Landsberg/Lech<br />

Tel.: 08191 / 92 22 22; Fax: 08191 / 92 20 12<br />

Phytoöstrogene zur Lin<strong>der</strong>ung<br />

klimakterischer Beschwerden<br />

Rhaponticin – <strong>der</strong> Hauptwirkstoff in Phytoestrol ® – gehört<br />

zu den östrogenähnlichen Phytopharmaka, möglicherweise<br />

im Sinne eines selektiven Östrogenrezeptormodulars.<br />

In einer Placebo-kontrollierten, GCP-konformen Untersuchung<br />

an 107 Patientinnen mit klimakterischen Beschwerden<br />

konnte bewiesen werden, dass Phytoestrol ® N die<br />

Hauptsymptome signifikant (p = 0,0118) lin<strong>der</strong>t. 12 Wochen<br />

lang wurden die Frauen mit 1 Dragee pro Tag (= 4 mg gereinigtem<br />

Rhabarberwurzel-Trockenextrakt entspr. 2,5-2,8<br />

mg Rhaponticin) bzw. Placebo behandelt und alle 4 Wochen<br />

kontrolliert. Nicht nur die Hauptsymptome wie Schleimhauttrockenheit,<br />

Reizbarkeit, Schweißausbrüche und<br />

Schwindel, son<strong>der</strong>n auch die psychische und somatische<br />

Ängstlichkeit (HAMA-Skala) und Kopfschmerzen besserten<br />

sich innerhalb des Behandlungszeitraums (p = 0,039 bzw. p<br />

= 0,0045).<br />

Auffallend war das rasche Ansprechen bereits nach 4<br />

Wochen, so dass zu diesem Zeitpunkt signifikante Unterschiede<br />

zu Placebo zusätzlich auch für die Parameter Schlafverhalten<br />

(p = 0,0141) und depressive Verstimmung (p =<br />

0,0221) bestanden.<br />

Das Präparat wurde gut vertragen. Es fiel auf, dass von<br />

den 11 geschil<strong>der</strong>ten unerwünschten Begleiterscheinungen 7<br />

unter Placebo auftraten. Für das Präparat selbst wurden 3<br />

Erscheinungen erwähnt, die jedoch allesamt nicht mit dem<br />

Produkt in Zusammenhang stehen. Sie können die Studie<br />

anfor<strong>der</strong>n bei:<br />

Chemisch-pharmazeutische Fabrik Göppingen<br />

Carl Müller GmbH u. Co. KG<br />

Postfach 869, 73008 Göppingen<br />

Sanfte Hilfe für die Nieren<br />

Zur Unterstützung <strong>der</strong> Nieren-Funktion kann eine Pflanzensaft-Kur<br />

mit Birke, Brennnessel, Löwenzahn o<strong>der</strong> Zinnkraut<br />

sanfte Hilfe bringen. Ab sofort sind diese Heilpflanzensäfte<br />

von Bombastus in Apotheken erhältlich.<br />

Gepresst aus erntefrischen Pflanzen – und natürlich nur<br />

aus kontrolliert ökologischem Landbau o<strong>der</strong> zertifizierter<br />

Wildsammlung in Deutschland – enthalten Säfte die wichtigen<br />

Inhaltsstoffe in ihrer natürlichen und unverän<strong>der</strong>ten<br />

Form. Der so genannte „Gesamtkomplex<br />

aller Inhaltsstoffe“ des<br />

Pflanzensaftes bleibt in einem Saft,<br />

gepresst aus frischen Pflanzen, besser<br />

erhalten als in einer Tinktur o<strong>der</strong><br />

einem Tee, die aus getrockneten<br />

Pflanzen hergestellt werden.<br />

Die vier wesentlichen Vorteile einer<br />

Pflanzensaft-Therapie liegen<br />

darin, dass die Inhaltsstoffe eines<br />

Saftes durch das natürliche Lösungsverhältnis<br />

vom menschlichen Organismus leicht aufgenommen<br />

werden können, die Verdauungsorgane werden geschont,<br />

<strong>der</strong> Stoffwechsel wird alkalisiert und durch Synergieeffekte<br />

wird die Wirkung gesteigert. Die Bombastus Heilpflanzensäfte<br />

sind in 200-ml-Flaschen abgefüllt.<br />

Nähere Informationen kostenlos bei:<br />

Bombastus-Werke, 01705 Freital<br />

Tel.: 0351 / 658 03-12 o<strong>der</strong> Fax: 0351 / 658 03 99<br />

neomed<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

577


@<br />

Internet-News<br />

Wi<strong>der</strong> dauerndes CD-Wechseln:<br />

Die Verwendung von Wissens-<br />

CDs ohne CD-Laufwerk<br />

Das digitale homöopathische Repertorium, die elektronische<br />

Phytopharmakopoe, die CD-<strong>Ausgabe</strong> eines internistischen<br />

Lehrbuchs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Pschyrembel auf CD-ROM: Je mehr<br />

ärztliches Wissen auf digitalen Datenträgern angeboten wird,<br />

umso mehr wird <strong>der</strong> Arzt zum Discjockey seines Praxis-PCs.<br />

Durch den Bedarf ständigen CD-Wechselns wird <strong>der</strong> Zeitvorteil<br />

des neuen Mediums wie<strong>der</strong> aufgehoben und <strong>der</strong> Griff<br />

zum Buch praktischer. Abhilfe könnten Computer-CD-<br />

Wechsellaufwerke o<strong>der</strong> die Komplettübertragung des CD-<br />

Werkes auf die Festplatte des Rechners schaffen. Ersteres<br />

ist extrem teuer, zudem besteht bei solchen Geräten auch<br />

keine gleichzeitige Zugriffsmöglichkeit auf mehrere CDs.<br />

Letztere Möglichkeit wird von den Verlagen überwiegend verhin<strong>der</strong>t,<br />

da sie entwe<strong>der</strong> die überteuerten Netzwerkversionen<br />

ihrer CDs verkaufen möchten und/o<strong>der</strong> prinzipielle Einwände<br />

gegen das Kopieren auf Festplatten haben.<br />

Versionen ab Win 95 ist rasch und problemlos erfolgt. Die<br />

Zahl <strong>der</strong> möglichen virtuellen CD-Laufwerke ist begrenzt<br />

durch die Zahl <strong>der</strong> noch freien maximal 26 Laufwerkskennungen.<br />

Im zweiten, ebenfalls einfachen Schritt wird eine<br />

virtuelle CD auf <strong>der</strong> Festplatte „gebrannt“ und anschließend<br />

„eingelegt“. Nach Entfernung <strong>der</strong> realen CD kann jetzt z.B.<br />

das Installationsprogramm des betreffenden CD-Werkes gestartet<br />

und die Anwendung anschließend benutzt werden.<br />

Ein „Editor-Programm“ erlaubt auch die Zusammenstellung<br />

eigener CDs. Z.B., wenn nur bestimmte Dateien gebraucht<br />

werden. Sehr schön ist auch die Kompressionsmöglichkeit:<br />

Weniger oft benötigte Werke können so in ihrer Größe auf<br />

die Hälfte und weniger „geschrumpft“ werden. Bei dem<br />

Sobotta-Anatomieatlas auf CD-ROM ergibt sich hierdurch<br />

beispielsweise ein Gewinn von von rund 300 MB. Allerdings<br />

verlängert sich die Ladezeit <strong>der</strong> entsprechenden Anwendungen<br />

etwas. Ein Großteil aller CD-ROMs mit medizinischen<br />

Inhalten lässt sich mit Virtual CD auf die Festplatte<br />

bannen. Genauso wie zahlreiche Spiele- o<strong>der</strong> Musik-CDs.<br />

Probleme bereiten Anwendungen, die mit paranoiden<br />

Kopierschutz-Mechanismen ausgestattet sind, z.B. das<br />

deutsch-englisch-deutsche Fachwörterbuch Leximed aus<br />

dem Thieme-Verlag. Hier kann sich im Bedarfsfall Doktors<br />

Sprössling als erfolgreicher Hacker betätigen. Virtual CD V.3<br />

(ISBN 3-934627-14-5) kostet um die 90 Mark und ist über<br />

den Buchhandel, PC-Fachhandel o<strong>der</strong> Online-Händler<br />

erhältlich. @<br />

Altamed –<br />

Links für Naturheilkunde!<br />

Eine kostengünstige, gut funktionierende und legale Möglichkeit<br />

diesem Missstand abzuhelfen, sind Hilfs-Programme,<br />

die virtuelle CD-Laufwerke inklusive Inhalt auf <strong>der</strong> Festplatte<br />

simulieren. Eines dieser einfach zu installierenden Programme<br />

– Virtual CD 3 – soll hier vorgestellt werden. Informationen<br />

finden sich im Internet unter http://www.microtest.de/virtualcd.htm.<br />

Die Installation unter allen Windows-<br />

Der Anspruch ist beachtenswert, die Umsetzung für Fachpublikum<br />

jedoch nicht ausreichend gelungen: Die Rede ist<br />

von dem „Verzeichnis naturheilkundlicher WWW-Seiten“<br />

(http://members.aol.com/altamed/index.html), das eine<br />

Vielzahl Internet-Links zu naturheilkundlichen Themen versammelt.<br />

Angefangen bei Akupunktur über Licht- und Farbtherapie<br />

bis hin zu Reiki und Shiatsu. Die Linksammlung<br />

orientiert sich primär an Interessen von Heilpraktikern und ist<br />

kaum wissenschaftlich orientiert. Dennoch: Auf <strong>der</strong> Suche<br />

nach Speziellem könnte sich hier manches finden lassen, zumal<br />

es auch eine Linkseite mit internationalen Verweisen<br />

gibt. @<br />

NAM-2<br />

578<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


@<br />

Internet-News<br />

Medizin-Links in Buchform:<br />

Hilfe o<strong>der</strong> Enttäuschung<br />

Mit <strong>der</strong> Loseblattsammlung „Internet-Guide Medizin-Zahnmedizin“<br />

wird ein weiterer Versuch gestartet, die Lebendigkeit<br />

des Internets in Buchform abzubilden und ärztlichen<br />

Internet-Einsteigern aber auch erfahrenen Usern näher zu<br />

bringen. Der Kern des rund 650 Seiten starken Werkes sind<br />

– neben einer gut gelungenen und erfreulich knappen Einführung<br />

in die Grundlagen „des Internets“ – hun<strong>der</strong>te von<br />

medizinischen Links. Diese sind überwiegend mit Screenshots<br />

und kurzen Inhaltsangaben dokumentiert und nach<br />

Fachbereichen sehr übersichtlich sortiert. So sollte es eigentlich<br />

auch sein, doch das Ziel des „neuesten Standes“ ist<br />

auch mit einer Loseblattsammlung nicht erreichbar. Zu<br />

schnell än<strong>der</strong>n sich die Internet-Adressen und die Informationsangebote.<br />

Um eine grundlegende Übersicht über das<br />

mo<strong>der</strong>ne Internet-Geschehen zu bekommen, ist das Werk<br />

aber dennoch geeignet – auch wenn etliche Links nicht mehr<br />

aktuell sind. Dem Verlag ist zu empfehlen, die kommentierte<br />

und bebil<strong>der</strong>te Linksammlung ins Internet zu stellen, wöchentlich<br />

zu aktualisieren und den Zugang nur Abonnenten<br />

zu erlauben. Oliver Seemann: „Internet Guide Medizin-<br />

Zahnmedizin“, Wissenschaftliche Buchgesellschaft,<br />

Stuttgart, Loseblattsammlung/Fortsetzungswerk, ISBN<br />

3-8047-1673-3, DM 128. @<br />

Fundgrube „Datadiwan“<br />

Die ständig wachsende Website „Datadiwan“ von Bernhard<br />

Harrer, Berlin, umfasst eine große kommentierte Linksammlung<br />

zur Komplementärmedizin und Randgebieten<br />

(http://www.datadiwan.de). Dabei werden neben ärztlichen<br />

Interessen auch Anliegen von interessierten, anfragenden<br />

Patienten berücksichtigt. Die breite und oft erfreulich kritische<br />

Auswahl von Themen und Internet-Hinweisen umfasst<br />

Themen wie Elektrosmog, Frauengesundheit, Grenzgebiete<br />

<strong>der</strong> Wissenschaft, Naturheilkunde o<strong>der</strong> das in <strong>der</strong> Komplementärmedizin<br />

so wichtige Gebiet <strong>der</strong> Methodologie und<br />

Evaluation. Auf <strong>der</strong> Website werden auch zahlreiche Dokumente<br />

vorgehalten, z.B. die weiterhin beachtenswerte, 1998<br />

publizierte Auftragsstudie von Eva Maria Bitzer et al. zur<br />

„Bewertung therapeutischer Maßnahmen bei atopischer<br />

Dermatitis und Psoriasis aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Patienten<br />

unter Berücksichtigung komplementärmedizinischer Verfahren“<br />

(http://www.datadiwan.de/gek/index.htm). Lesenswert<br />

ist auch die Publikation Prof. Dr. Joachim Hornung:<br />

„Warum suchen wir nach Alternativen zu randomisierten<br />

klinischen Studien“ (http://www.datadiwan.de/evaluation/<br />

hr_004d_.htm). Insgesamt: Auch wenn die Website etwas<br />

unübersichtlich erscheint, lädt sie zum Schmökern und zur<br />

Suche nach Ideen ein. @<br />

Via<br />

Weise<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

579


Buchbesprechungen<br />

Neuer Therapieatlas:<br />

Kopf- und Gesichtsschmerz<br />

Nach dem Seirin-Bildatlas <strong>der</strong> Akupunktur hat <strong>der</strong> KVM-<br />

Verlag, Marburg, jetzt einen neuen, reich bebil<strong>der</strong>ten Therapieatlas<br />

auf den Markt gebracht: Kopf- und Gesichtsschmerz,<br />

Systematische Darstellung ganzheitlicher Behandlungsmöglichkeiten.<br />

Auf die naheliegende<br />

Frage: Warum ein neues<br />

Buch über Kopfschmerz<br />

antworten die Autoren im<br />

Vorwort: „Aus <strong>der</strong> Nachfrage<br />

nach komplementären<br />

Methoden ist dieser<br />

Therapieatlas entstanden.<br />

Sein Ziel ist es, die Reihe<br />

<strong>der</strong> über die medikamentöse<br />

Behandlung hinausgehenden<br />

sinnvollen Verfahren<br />

in <strong>der</strong> Kopfschmerztherapie<br />

konzentriert<br />

und in ihrem problembezogenen<br />

Einsatz<br />

darzustellen.“<br />

Um dieses Ziel zu verwirklichen, haben die Autoren das<br />

Buch in drei Teile geglie<strong>der</strong>t:<br />

1. Diagnostische und therapeutische Verfahren – z.B. Ordnungstherapie,<br />

Akupunktur, Neuraltherapie, ausleitende<br />

Verfahren u.a.,<br />

2. Systematische Behandlung <strong>der</strong> einzelnen Kopfschmerzformen<br />

mit detailierten Hinweisen für die Akut- und die<br />

Intervallbehandlung und<br />

3. ein Anhang, in dem Abrechnungshinweise, Schmerzkalen<strong>der</strong><br />

und an<strong>der</strong>e praktische Hilfsmittel aufgenommen<br />

wurden.<br />

In Ergänzung zu <strong>der</strong> Lektüre des Buches empfiehlt sich das<br />

Arbeiten mit <strong>der</strong> beiliegenden Computer-CD. Gerade durch<br />

die über 100 Filmsequenzen, die darauf gespeichert sind,<br />

können manche Techniken und Therapiemethoden noch<br />

deutlicher dargestellt werden.<br />

Durch die klare Stukturierung und die anschaulichen<br />

Bil<strong>der</strong> ist das Buch (zusammen mit <strong>der</strong> CD) sowohl für<br />

Neueinsteiger als auch für Fortgeschrittene ein sehr praxisnahes<br />

Lehr- und Nachschlagewerk.<br />

Kopf- und Gesichtsschmerz. Systematische Darstellung<br />

ganzheitlicher Behandlungsmöglichkeiten. Horst Ferdinand<br />

Herget unter Mitarbeit von Michael K.H. Elies und<br />

Harald Herget. Herausgeber: Hans P. Ogal, Bernd C.<br />

Kolster. KVM Dr. Kolster und Co. Produktions- und<br />

Verlags-GmbH, Marburg 2000, ISBN Buch plus CD-ROM:<br />

3-932119-19-3. Subsriptionspreis (bis 30.09.2000) DM<br />

99,—, dann DM 129,—<br />

Handbuch <strong>der</strong><br />

Naturheilkundlichen Medizin<br />

Ausbildung * Klinik * Praxis<br />

Lehr- und Handbücher in Form von „Loseblattsammlungen“<br />

sind nicht Je<strong>der</strong>manns Sache. Gerade bibliophile Menschen<br />

vermissen den festen Einband und das Gefühl, „ein richtiges<br />

Buch“ in Händen zu halten. An<strong>der</strong>e fühlen sich überfor<strong>der</strong>t<br />

o<strong>der</strong> wenig motiviert, die Ergänzungslieferungen in <strong>der</strong> vorgegeben<br />

Weise einzuordnen. Das ist Geschmackssache und<br />

darf bezeifelt, d.h. hinterfragt und diskutiert werden. Kein<br />

Zweifel dürfte jedoch daran bestehen, dass bei Loseblattsammlungen<br />

notwendige Aktualisierungen und Erweiterungen<br />

problemlos vorgenommen werden können, während<br />

bei einem „normalen Buch“ in einem solchen Fall eine<br />

Neuauflage erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />

Loseblattsammlungen sind also beson<strong>der</strong>s geeignet für<br />

Handbücher, die sich mit Themen befassen, die einer starken<br />

Dynamik unterliegen: z.B. Themen aus <strong>der</strong> Wirtschaft, aus<br />

<strong>der</strong> Wissenschaft und solche aus <strong>der</strong><br />

Medizin. Bezeichnen<strong>der</strong> Weise haben<br />

verschiedene Verlage auch zum<br />

Thema Naturheilkunde dem Loseblattsystem<br />

den Vorzug gegeben – es<br />

tut sich eben sehr viel in diesem Bereich!<br />

In dem Werk von F. E. Brock et<br />

al. werden, nach einigen allgemeinen<br />

Abhandlungen über die Ethik<br />

<strong>der</strong> Medizin, alternative Formen des<br />

Wissens und erkenntnis- und systemtheoretische<br />

Überlegungen (Kap.<br />

I) die wichtigsten klassischen Naturheilverfahren auf anschauliche<br />

und anspruchsvolle Weise besprochen (Kap. II).<br />

Physiotherapie, Ernährungstherapie, Phytotherapie, Klimatherapie<br />

– um nur einige Beispiele zu nennen – über jedes<br />

Verfahren finden sich Angaben zur Geschichte, zum<br />

Wirkmechanismus (soweit bekannt) und über aktuelle<br />

Untersuchungen. In Kapitel III steht das Krankheitsbild im<br />

Vor<strong>der</strong>grund. Hier erfährt <strong>der</strong> Nutzer, welche Therapie o<strong>der</strong><br />

Therapiekombinationen bei welchen Symptomen, Syndromen<br />

o<strong>der</strong> Erkrankungen angewendet werden können.<br />

Das Buch kann jedem naturheilkundlich tätigen Arzt, <strong>der</strong><br />

in diesem spannenden und sehr dynamischen Bereich <strong>der</strong><br />

Medizin auf dem aktuellen Stand sein und bleiben will,<br />

empfohlen werden. (Für das Handbuch <strong>der</strong> Naturheilkundlichen<br />

Medizin vom ecomed Verlag, erschienen 1998, liegen<br />

mittlerweile zwei Ergänzungslieferungen vor.)<br />

F.-E. Brock: Handbuch <strong>der</strong> Naturheilkundlichen Medizin.<br />

Ausbildung – Klinik – Praxis. Loseblattwerk im Arbeitsordner,<br />

Grundwerk 1998, ca. 400 Seiten, Format 21x28<br />

cm, Fortsetzungspreis: DM 148,—, Seitenpreis für<br />

Ergänzungslieferungen: DM —,65, ISBN 3-609-76870-3<br />

580<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Varia<br />

Vom Stephanienbad zur Privatklinik<br />

Stephanie les Bains<br />

Am 10. Juni 1822<br />

wurde erstmals<br />

eine Flussbadeanstalt<br />

an <strong>der</strong> Oos eröffnet,<br />

das Stephanienbad.<br />

In <strong>der</strong> Kurzeitschrift<br />

Badeblatt war diesbezüglich<br />

zu lesen:<br />

„Neun Kabinette<br />

zum Gebrauch von<br />

reinlichen kalten und<br />

erwärmten Flussbä<strong>der</strong>n,<br />

schön und<br />

bequem eingerichtet“.<br />

Neben dem<br />

Flusswasser kam für<br />

die Kuranwendungen<br />

Stahlwasser zum<br />

Einsatz.<br />

Wannenbä<strong>der</strong> blieben ein wichtiges Angebot, als 1840<br />

das erste Schwimmbad Baden-Badens hinzu kam. Mit<br />

Bachwasser gefüllt, züchtig hinter Holzwänden versteckt,<br />

tageweise für Männer o<strong>der</strong> Frauen und abends für das<br />

Personal geöffnet, lud das Becken eine wachsende Klientel<br />

zum Baden und Schwimmen ein.<br />

Pariser Flair in Baden-Baden<br />

Die Wirkung <strong>der</strong> Stahlquellen wurde als „belebend, adstringierend<br />

und stärkend“ in den höchsten Tönen gelobt. Einen<br />

weiteren Aufschwung erlebte das Stephanienbad, als es<br />

1857 in den Besitz von BEAUSSIER & DUSAUTOY mit Sitz in<br />

Paris überging. Schnell interessierte sich die Pariser Presse<br />

für das Projekt, und bereits 1859 stellten die Franzosen den<br />

Großteil <strong>der</strong> Gäste.<br />

Da sich <strong>der</strong> Zustrom <strong>der</strong> geringen Zimmerzahl wegen jedoch<br />

in Grenzen hielt, wurde das Hotel in <strong>der</strong> Winterpause<br />

erweitert. Vor allem<br />

aber wurde das Wasser<br />

mit einer Dampfmaschine<br />

in ein Reservoir<br />

im Turm des<br />

Badegebäudes gepumpt<br />

– aufsehenerregend<br />

in einer Zeit,<br />

in <strong>der</strong> die Bevölkerung<br />

sich das Wasser<br />

vom Brunnen holte.<br />

Das fertiggestellte<br />

Stephanie les Bains<br />

eröffnete am 8. April<br />

1861.<br />

Doch mit Ausbruch<br />

des deutschfranzösischen<br />

Kriegs<br />

war es vorbei mit den<br />

Besuchen <strong>der</strong> vornehmen Pariser Gesellschaft, 1872 zogen<br />

auch die französischen Konzessionäre des Glücksspiels ab,<br />

im Oktober wurde das Stephanie zwangsversteigert. Der<br />

Zuschlag fiel an den Hofklei<strong>der</strong>macher ANTON BRENNER, die<br />

französische Bezeichnung des Hauses blieb – weil auch die<br />

Konversationssprache im Haus das Französische blieb, obwohl<br />

nun russische und baltische Adlige die Gästeliste anführten.<br />

Vom Sanatorium zum<br />

Park-Hotel<br />

Die Pläne für ein Sanatorium Stephanie, das Bettenangebot<br />

auf 400 zu erhöhen, wurden vom Ersten Weltkrieg zunichte<br />

gemacht. Aus dem Sanatorium Stephanie wurde <strong>der</strong> „Neue<br />

Kurhof“, ab 1920 – nach dem Einbau einer Heizungsanlage<br />

– war er als Hotel, später Park-Hotel, ganzjährig geöffnet,<br />

das „Stephanie“ hingegen nur in <strong>der</strong> Saison.<br />

Rase<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)<br />

581


Varia<br />

Das Aktienkapitel, das seit 1922 zwischen den Familien<br />

BRENNER und dem Industriellen PAUL OETKER verteilt war,<br />

wuchs; bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs präsentierte<br />

sich <strong>der</strong> Komplex in bestem Zustand, 1941 erwarb die<br />

Familie OETKER die Aktienmehrheit.<br />

Das Hotel Stephanie blieb während des Kriegs geschlossen,<br />

im Park-Hotel wurden französische, amerikanische und<br />

Schweizer Diplomaten interniert, 1945 wurde <strong>der</strong> gesamte<br />

Besitz vom französischen Militär beschlagnahmt. Am 1. Juli<br />

1950 konnte das Park-Hotel seine Pforten wie<strong>der</strong> öffnen, die<br />

Pläne zur Wie<strong>der</strong>inbetriebnahme des Stephanie wurden<br />

1960 aufgegeben. Die Bä<strong>der</strong>- und Kurverwaltung kaufte einen<br />

großen Teil des Grundstücks und die Hauptgebäude des<br />

Hotels, <strong>der</strong>en Bausubstanz nach Einschätzung <strong>der</strong><br />

Verantwortlichen keine Sanierung zuließ. Mit Ausnahme des<br />

Flügels aus dem Jahr 1900 wurden alle Gebäudeteile abgerissen.<br />

Brenner’s Park-Hotel hingegen investierte weiter.<br />

Ariadne<br />

Software<br />

Am 22.1.1977 wurde in den Villen Stephanie und Augusta<br />

die „Schwarzwaldklinik Villa Stephanie“, heute „Stephanie<br />

les Bains“ als Privatklinik für innere Krankheiten neu eröffnet.<br />

Das Therapiekonzept:<br />

Hilfe zur Selbsthilfe<br />

Schwerpunkt <strong>der</strong> Privatklinik Stephanie les Bains sind<br />

Diagnose und Therapie aller akuter und chronischer internistischer<br />

Erkrankungen. Ziel <strong>der</strong> Arbeit ist es, den Patienten<br />

gemäß dem ganzheitlichen Prinzip zu seinem körperlichseelischgeistigen<br />

Gleichgewicht zurückzuführen. Die ärztliche<br />

Betreuung obliegt seit 1999 Chefarzt Dr. med. JÜRGEN<br />

HETTLER, Facharzt für Innere Medizin, Psychotherapie,<br />

Umweltmedizin und Naturheilverfahren, sowie Dr. med.<br />

FERNANDE SCHULTE WEYRICH, Fachärztin für Innere<br />

Medizin, Physikalische und Rehabilitative Medizin, Rheumatologie<br />

und Naturheilverfahren.<br />

Die Indikationen sind vorwiegend Erkrankungen des<br />

Herz-Kreislauf-Systems, <strong>der</strong> Atemwege und <strong>der</strong> Bauchorgane,<br />

Stoffwechsel-, hormonelle und psychosomatische<br />

Störungen, degenerative und entzündliche Erkrankungen sowie<br />

Stressreaktionen. Zur Diagnostik steht eine hochwertige<br />

technische Einrichtung zur Verfügung. Bei Therapie und<br />

Vorsorgeprogrammen kommen neben Behandlungen aus <strong>der</strong><br />

Schulmedizin entsprechend <strong>der</strong> Indikation naturheilkundliche<br />

Verfahren unter ärztlicher Leitung zur Anwendung.<br />

Hierzu zählen u.a. Akupunktur, Neuraltherapie, Colon-<br />

Hydrotherapie, Ozon-Sauerstoff Therapien, Phytotherapie,<br />

Homöpathie, ausleitende Verfahren, Entgiftungs- und<br />

Entschlackungsprogramme, Psychotherapie, umweltmedizinische<br />

Beratungen, Rehabilitation, individuelle Diätberatung<br />

und Kostzusammenstellung. Zur Stützung des Abwehrsystems<br />

werden u.a. die Matrix-Therapie, Thymus- und<br />

Milztherapie, die orthomolekulare Therapie mit Gabe körpereigener<br />

Substanzen, die Ozon-Sauerstoff Therapien, die<br />

Enzymtherapie o<strong>der</strong> die Serumtherapie eingesetzt. MW<br />

Jamava<br />

582<br />

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 41, 8 (2000)


Impressum / Hinweise für die Autoren<br />

Verlag:<br />

Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH<br />

Postfach 1151/1152, D-29501 Uelzen<br />

Tel. 0581 / 808 -150 (Verlagsleitung); Fax 0581 / 808-158<br />

E-Mail: ML.Verlag.Uelzen@t-online.de; http://www.MLVerlag.de<br />

Buch- u. Abo-Service/Buchhaltung 808-151, E-Mail: b.burandt@mlverlag.de;<br />

Anzeigen/Buchhaltung 808-152, E-Mail: m.zipser-jess@mlverlag.de;<br />

Lektorat/Rezensionen 808-154, E-Mail: s.cdb@mlverlag.de;<br />

Druck:<br />

Druckerei Buchheister KG, Postfach 1204, 21302 Lüneburg<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> Ärzte für Naturheilverfahren e.V. Sitz Stuttgart<br />

Geschäftsstelle: Am Promenadenplatz 1, 72250 Freudenstadt<br />

Tel. 07441 / 91 858 0, Fax 07441 / 91 858 22<br />

Chefredaktion:<br />

Dipl.-Biologe Jens Meyer-Wegener, Landsberger Str. 495, 81241 München<br />

Tel.: 089 / 83 96 42 25, Fax: 089 / 83 96 42 55,<br />

E-Mail: meyer-wegener@t-online.de.<br />

Redaktion:<br />

Dr. rer. nat. Claudia Schöllmann, Rainer H. Bubenzer<br />

Dr. med. H. P. Legal, Auslandskorrespondent, Kongressberichterstatter<br />

Grafische Gestaltung:<br />

daedalus design Stefan Oestreich, Manzingerweg 8, 81241 München<br />

Schriftleitung:<br />

Prof. Dr. med. Martin Hörning, Arminiusstr. 9, 32839 Steinheim<br />

Tel.: 05233 / 956 131, Fax: 05233 / 956 112,<br />

E-Mail: Martin.Hoerning@t-online.de.<br />

Dr. med. Antonius Pollmann, Schafsbecken 7, 29320 Hermannsburg<br />

Tel.: 05052 / 97 57 67, Fax: 05052 / 97 57 69<br />

Wissenschaftlicher Beirat:<br />

Dr. med. K. Ch. Schimmel, Batzerstr. 11, 81375 München<br />

(Vorsitzen<strong>der</strong> des Wissenschaftlichen Beirats)<br />

Dr. med. W. Schmitz-Harbauer, Bismarckstr. 114, 47799 Krefeld<br />

(Mo<strong>der</strong>ne Naturheilverfahren)<br />

Dr. med. M. Adler, Rathausstraße 2, 57078 Siegen-Geisweid<br />

(Weiterbildung Naturheilverfahren)<br />

Dr. med. M. Thyson, Kaiserlauterner Str. 16, 67098 Bad Dürkheim<br />

(Internationale Medizinische Gesellschaft für Elektroakupunktur nach Voll e.V.)<br />

Dr. med. H. Huneke, Erwin-v.-Witzleben-Straße 17, 40474 Düsseldorf-Nord<br />

(Internationale Medizinische Gesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke –<br />

Regulationstherapie e.V.)<br />

Dr. med. R. H. Croon, Auf <strong>der</strong> Steinkaut 48-50, 61352 Bad Homburg<br />

(Deutsche Gesellschaft für Elektroneuraldiagnostik und -therapie<br />

nach Croon e.V.)<br />

Dr. med. Franz-Anselm Graf von Ingelheim, Bischof-Blum-Platz 10<br />

65366 Geisenheim<br />

(Internationale Gesellschaft für Homotoxikologie und antihomotoxische<br />

Therapie e.V.)<br />

Dr. med. R. Stange, Krankenhaus Moabit, Turmstr. 21, 10559 Berlin<br />

(Ärztegesellschaft für Naturheilverfahren (Physiotherapie), Berlin-<br />

Brandenburg e.V.)<br />

Dr. med. K. Buxbaum, Am Lachgraben 22, 63303 Dreieich<br />

(Internationale Ärztegesellschaft für Sauerstofftherapie und Forschung e.V.)<br />

Prof. Dr. med. R. Berz, Einöde 2, 88416 Bellamont<br />

(Deutsche Gesellschaft für Thermographie e.V.)<br />

Dr. med. J. Beck, Wer<strong>der</strong>str. 80A, 74899 Sinsheim<br />

(Internationale Ärztliche Arbeitsgemeinschaft für Ultraviolettbestrahlung des<br />

Blutes HOT und UVB e.V.)<br />

Dr. med. G. Dandekar, Schabhalde 9, 88142 Wasserburg<br />

(Ayoga-International e.V.)<br />

Prof. Dr. H. Schilcher, Alfred-Naumann-Anger 17, 81737 München<br />

(Phytotherapie)<br />

Originalien und Mitteilung:<br />

Zuschriften mit Originalien (wissenschaftlichen Beiträgen). Referate, redaktionelle<br />

Nachrichten und Verbandsangelegenheiten werden an das Redaktionssekretariat<br />

<strong>der</strong> Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren erbeten.<br />

(Anschrift siehe oben)<br />

Die Schriftleitung behält sich den Zeitpunkt <strong>der</strong> Veröffentlichung vor. Grundsätzlich<br />

werden nur Erstveröffentlichungen angenommen. Grundsätzlich werden<br />

nur solche Arbeiten angenommen, die vorher we<strong>der</strong> im Inland noch im<br />

Ausland veröffentlicht worden sind. Die Manuskripte dürfen auch nicht<br />

gleichzeitig an<strong>der</strong>en Blättern zum Abdruck angeboten werden. – Mit <strong>der</strong> Annahme<br />

des Manuskriptes erwirbt <strong>der</strong> Verlag für die Dauer <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Schutzfrist die ausschließliche Befugnis zur Wahrnehmung <strong>der</strong> Verwertungsrechte<br />

im Sinne des § 15 f. des Urheberrechtsgesetzes. – Übersetzung,<br />

Nachdruck – auch von Abbildungen –, Vervielfältigungen auf fotomechanischem<br />

o<strong>der</strong> ähnlichem Wege o<strong>der</strong> in Magnetton-Verfahren, Vortrag, Funkund<br />

Fernsehsendungen sowie Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen –<br />

auch auszugsweise – sind nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlages gestattet.<br />

– Für den persönlichen Gebrauch dürfen von Beiträgen o<strong>der</strong> Teilen<br />

von diesen einzelne Kopien hergestellt werden.<br />

Wichtige Hinweise für Autoren:<br />

– Jede Arbeit soll eine Zusammenfassung enthalten, die beim Abdruck dem.<br />

Text vorgeschaltet wird. Diese wäre von Ihnen selbst zu verfassen. Sie<br />

sollte aber 15 Druckzeilen nicht überschreiten.<br />

– Die Arbeit sollte von den Charakteristika des mündlichen Vortrages befreit<br />

und noch vom Autor so bearbeitet werden, dass sie druckreif vorliegt<br />

(wenn möglich auf Diskette).<br />

– In <strong>der</strong> Regel gilt als maximale Länge für jede Arbeit 3-4 Schreibmaschinenseiten<br />

(1-zeilig, 70 Anschläge pro Zeile).<br />

– Pro Arbeit sollten max. 5 Abbildungen zur Publikation vorgelegt werden.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Verantwortung übernommen,<br />

Rücksendung erfolgt nur, wenn Rückporto beigefügt ist. Editorials<br />

drücken die persönliche Meinung des Autors, jedoch nicht unbedingt die von<br />

Herausgeber o<strong>der</strong> Schriftleitung aus.<br />

Alle Manuskripte werden von <strong>der</strong> Schriftleitung nach medizinisch-wissenschaftlichen<br />

und vom Lektor des Verlages nach stilistisch-sprachlichen Gesichtspunkten<br />

redigiert. Die Nennung von Markenbzeichnungen lässt keinerlei<br />

Rückschlüsse zu, ob es sich um geschützte Zeichen handelt.<br />

Bei Leserzuschriften behalten wir uns die Veröffentlichung o<strong>der</strong> Kürzung aus<br />

redaktionellen Gründen vor.<br />

Son<strong>der</strong>drucke:<br />

Von Originalbeiträgen erhalten die Verfasser auf Verlangen 10 Hefte kostenlos.<br />

Dies muss jedoch mit den Einreichen des Manuskriptes ausdrücklich<br />

vermerkt werden. Wird eine höhere Stückzahl gewünscht, so erfolgt für diese<br />

eine Berechnung.<br />

Nachdruck:<br />

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdruckes, <strong>der</strong> fotomechanischen<br />

Wie<strong>der</strong>gabe und <strong>der</strong> Übersetzung bleiben dem Verband nach Maßgabe<br />

<strong>der</strong> gesetzlichen Bestimmungen vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise,<br />

ist nur mit genauer Quellenangabe gestattet und bedarf bei<br />

Originalbeiträgen <strong>der</strong> schriftlichen Genehmigung des Verbandes.<br />

Anzeigenpreisliste:<br />

Ab 1.1.2000 gilt die Liste Nr. 37.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand Uelzen.<br />

Erscheinungsweise: monatlich<br />

Bezugsbedingungen:<br />

Der Bezugspreis beträgt jährlich 98,- DM einschl. UST. Studentenpreis 73,50<br />

DM. Preise jeweils zuzüglich Versandkosten. Einzelhefte werden zum Preis<br />

von je 12,- DM abgegeben. Abonnementsgebühren sind nach Rechnungserhalt<br />

fällig o<strong>der</strong> zahlbar netto Kasse.<br />

Im Falle höherer Gewalt o<strong>der</strong> bei Störungen des Arbeitsfriedens besteht kein<br />

Anspruch auf Kürzung bzw. Rückzahlung des Bezugsgeldes.<br />

Die Kündigung des Jahresabonnements kann nur schriftlich mit einer Frist<br />

von 6 Wochen zum Jahresende beim Verlag erfolgen; nach diesem Termin<br />

eingehende Abbestellungen werden für das nächste Jahr vorgemerkt.<br />

Für die Bearbeitung aller Zuschriften bitte die Lesernummer angeben.<br />

Haftung:<br />

Sämtliche Angaben in diesem Heft sind nach bestem wissenschaftlichen Können<br />

<strong>der</strong> einzelnen Autoren gemacht. Eine Gewähr wird für diese Beiträge<br />

nicht übernommen. Im Einzelfall bleibt es dem Leser überlassen, diese Aussagen<br />

einer eigenen Prüfung zu unterziehen. Die Arzneimittel- und Gerätehersteller<br />

haften selbst für ihre in den Anzeigen gemachten Angaben. Ebenfalls<br />

übernimmt <strong>der</strong> Verlag keine Haftung für Schäden, die durch fehlerhafte<br />

o<strong>der</strong> unterbliebene Ausführungen im Text o<strong>der</strong> in den Anzeigen entstehen.<br />

Zahlungen:<br />

Postbank Hamburg, Kto.-Nr. 2 392 16-201 BLZ 200 100 20<br />

Sparkasse Uelzen, Kto.-Nr. 5 405, BLZ 258 501 10<br />

Gerichtsstand Uelzen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!