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Ke<strong>in</strong> Zweifel, dass dies der Verdacht war den er nun bestätigt hatte. Ka<strong>in</strong> hatte es<br />
tatsächlich geschafft zu fliehen und nun war er ihr wieder auf den Fersen. Se<strong>in</strong>er<br />
Angebeteten, die sich dazu entschlossen hatte e<strong>in</strong> normales Leben unter den Menschen<br />
zu führen. Ke<strong>in</strong>e Sekunde hatte er ihre Entscheidung verstanden, allerd<strong>in</strong>gs hatte er sie<br />
akzeptiert und das sollte Ka<strong>in</strong> auch machen. Sie e<strong>in</strong>fach ihn Ruhe lassen. Er selbst saß<br />
oft und lange genug auf dem gegenüberliegendem Dach um sie zu beobachten. Um sie<br />
zu schützen. Allerd<strong>in</strong>gs hätte er es niemals gewagt sie anzusprechen oder sie zu stören<br />
bei ihrem „normalen“ Leben. Dazu genoss sie es zu sehr. Ne<strong>in</strong>, Ka<strong>in</strong> durfte ihr das nicht<br />
kaputt machen, er musste ihr helfen.<br />
Se<strong>in</strong>e Flügelschläge wurden <strong>in</strong>tensiver und fester und zur gleichen Zeit wuchs auch<br />
se<strong>in</strong>e Besessenheit. Schneller – er musste schneller fliegen. Als er an der Wohnung<br />
ankam schien es bereits fast zu spät zu se<strong>in</strong>. Die Fensterscheibe war e<strong>in</strong>geschlagen und<br />
er sah <strong>in</strong> der verw<strong>in</strong>kelten Wohnung Ka<strong>in</strong>s Rücken nur zur Hälfte. Mit e<strong>in</strong>em gewagtem<br />
Sturzflug ließ er sich <strong>in</strong>s Fenster gleiten und kam zu se<strong>in</strong>er eigenen Überraschung sicher<br />
auf beiden Be<strong>in</strong>en stehend zu Boden<br />
Ka<strong>in</strong> stand Rani direkt gegenüber und gr<strong>in</strong>ste schelmisch. Ka<strong>in</strong>s schwarzen Flügel<br />
verdeckten ihm die Sicht auf Rani und er beschloss es anfangs mit reden zu versuchen.<br />
„Verschw<strong>in</strong>de von hier oder soll ich dich zurückbr<strong>in</strong>gen von wo du gekommen bist?“,<br />
zischte er von h<strong>in</strong>ten. Ka<strong>in</strong> drehte sich zur Hälfte zu ihm um und gr<strong>in</strong>ste weiter: „ Me<strong>in</strong>e<br />
Arbeit hier ist getan.“ Mit diesem Satz und diesem verdammten Gr<strong>in</strong>sen im Gesicht<br />
verschwand er lautlos durch die zerdepperte Fensterscheibe. Erst jetzt bemerkte er, dass<br />
Rani blutete!<br />
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<strong>Liebe</strong> <strong>in</strong><br />
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„Hat er dir irgendwas getan?!“, japste er sich selbst im Zaum haltend. Doch anstelle<br />
e<strong>in</strong>es Kommentars ließ Ranis Körperspannung nach und sie viel unsanft zu Boden.<br />
Er war doch zu spät gekommen!<br />
Er war nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner Stich <strong>in</strong> die Brust, nicht mal besonders tief, aber effektiv.<br />
Ohne Rücksicht darauf, dass ihre Mitbewohner h<strong>in</strong>ter ihr standen Riss er ihr Shirt auf<br />
und betrachtete die Wunde genauer. Hatte er sich’s doch gedacht – Gift. Das sah Ka<strong>in</strong><br />
ähnlich. H<strong>in</strong>terlistig und ke<strong>in</strong>en Funken Anstand im Leib, so waren sie es von ihm<br />
gewohnt. „E<strong>in</strong>e Schüssel und e<strong>in</strong> Handtuch! Schnell!“, kommandierte er herum. So<br />
verdutzt die beiden Wohnungsgenossen auch waren, so gehorsam waren sie auch. Er<br />
legte se<strong>in</strong>e Lippen an die Wunde und begann das Gift heraus zu saugen und es <strong>in</strong> die<br />
Schüssel zu spucken. Es war nicht das erste Mal das er so etwas machen musste und<br />
es würde auch sicher nicht das Letzte mal se<strong>in</strong>. Von e<strong>in</strong>em ansche<strong>in</strong>end plötzlichen<br />
Schmerz durchdrungen stieß Rani e<strong>in</strong>en leisen Schrei aus und öffnete blitzartig ihre<br />
Augen. Das waren nicht die Augen die zu der Rani gehörten die unter den Menschen<br />
lebte. Das waren die Augen der Rani die er gekannt hatte als sie noch e<strong>in</strong>e von ihnen<br />
war. Ne<strong>in</strong>, sie waren nie weg gewesen. Sie hatte sie nur gründlich versteckt. Sie drückte<br />
ihn mit e<strong>in</strong>er Macht von ihr herunter die ihn be<strong>in</strong>ahe erstaunte. Was war denn jetzt<br />
passiert? Hatte er sie nicht gerettet? War da nicht noch etwas Gift <strong>in</strong> ihr? Sollte er sie zu<br />
Ruhe mahnen?<br />
„Xerxes, verdammt!“, rief sie aus. „Was machst du hier?! Was soll das? Verschw<strong>in</strong>de!!“<br />
Xerxes sah sie verdutzt an. Ne<strong>in</strong> er konnte nicht mehr verschw<strong>in</strong>den.<br />
Katr<strong>in</strong> Strick