Tabelle 2 Glykierte («glykosylierte») Hämoglobine (Übersicht). Ausgangssubstanz ist <strong>das</strong> HbA0 (bestehend aus 2 α- und 2 β-Ketten). Klinische Bedeutung des Glykohämoglobins (HbA1/<strong>HbA1c</strong>) 996 fassbar ist. Tabelle 2 zeigt die Glykohämoglobine in der Übersicht und gibt an, welche Subfraktionen bei Diabetes mellitus erhöht sind. Eine zur Glykierung analoge, nicht-enzymatische, konzentrationsabhängige Kondensationsreaktion von Hämoglobin findet im übrigen auch mit zahlreichen anderen Produkten Die HbA1/<strong>HbA1c</strong>-Bestimmung ermöglicht die Beurteilung der mittleren Blutglukosekonzentration der vorausgegangenen 6 bis 8 Wochen, da der mittlere Blutzucker positiv mit dem Glykohämoglobin korreliert [7–10, <strong>26</strong>, 27, 28]. Dabei wird in der Regel von einer linearen Beziehung ausgegangen, was im klinisch relevanten Blutglukosebereich erlaubt ist. Die Mittellage des Blutzuckers (in mmol/l) lässt sich anhand der beiden folgenden Formeln abschätzen: [1,46 � HbA1] – 5,12 beziehungsweise [2,02 � <strong>HbA1c</strong>] – 5,19 (zur Vereinfachung empfehlen wir, [<strong>HbA1c</strong> � 2] – 5 zu rechnen) (errechnet für die Biorad-Minisäulen nach Berger und Flückiger [<strong>26</strong>]). Für die klinische Beurteilung ist es dabei unwesentlich, ob HbA1 oder <strong>HbA1c</strong> gemessen wird. In frischen Blutproben korreliert nämlich <strong>das</strong> <strong>HbA1c</strong>eng mit dem HbA1 (HbA1 = 1,18 <strong>HbA1c</strong> + 1,67, Korrelationskoeffizient 0,97 [29]). Bei gelagerten Blutproben jedoch ist <strong>das</strong> <strong>HbA1c</strong> zuverlässiger als HbA1. Ursprünglich ging man davon aus, <strong>das</strong>s die Normwerte für HbA1(c) altersunabhängig sind [30]. Später haben dann zahlreiche Autoren eine altersabhängige HbA1(c)-Zunahme aufzeigen können [31–35]. Auch betreffend Geschlechtsabhängigkeit liegen unterschiedliche Angaben vor. Einerseits wurden bei Frauen im Vergleich zu Männern leicht erhöhte <strong>HbA1c</strong>-Werte gefunden [36, 37]. Diese Befunde könnten eventuell auf einen höheren fetalen Hämoglobin-Gehalt zurückzuführen sein. Flückiger et al. haben nämlich bei spezifischer <strong>HbA1c</strong>-Bestimmung mittels Diamat-Analyzer, welcher fetales Hämoglobin von <strong>HbA1c</strong> ab- Fortbildung Schweiz Med Wochenschr <strong>2000</strong>;130: Nr <strong>26</strong> glykierte Hämoglobine involvierte Zucker glykiertes HbA0* α2(β-ε-Lys-Glucose)2 HbA1 HbA1a HbA1a1 α2(β-N-Frucose-1,6-Biphosphat)2 * bei Diabetes mellitus erhöht HbA1a2 α2(β-N-Glucose-6-Phosphat)2 HbA1b* α2(β-N-Hexose)2 <strong>HbA1c</strong>* α2(β-N-Glucose)2 statt: beispielsweise mit Isocyanat, einem Dissoziationsprodukt von Harnstoff, welches besonders bei der Urämie anfällt. Dies führt zwar nicht zu glykiertem, aber zu analog verändertem, modifiziertem Hämoglobin, welches die HbA1/<strong>HbA1c</strong>-Bestimmung stören kann, wie unten gezeigt wird. trennt, keine geschlechtsspezifischen Unterschiede feststellen können [38]. Aber auch mittels HPLC-Methode haben Carrera et al. kürzlich keine Abhängigkeit vom Geschlecht objektivieren können [31]. Definitiv wird die Frage nach Alters- und Geschlechtsabhängigkeit der <strong>HbA1c</strong>-Normwerte wohl erst nach Einführung einer internationalen Standardisierung in der <strong>HbA1c</strong>-Bestimmung geklärt werden können, da erst unter dieser Voraussetzung der Vergleich internationaler epidemiologischer <strong>HbA1c</strong>-Daten zulässig wird. Da diverse Studien gezeigt haben, <strong>das</strong>s bei Typ- 2-Diabetes eine gute Korrelation zwischen Nüchtern-Blutglukose und Glykohämoglobin besteht, wurde von einzelnen Autoren vorgeschlagen, bei Diabetes Typ 2 die Nüchtern- Glukose anstelle des HbA1/<strong>HbA1c</strong> zu bestimmen [39–42]. Diese Korrelation wird neuerdings aber wieder in Frage gestellt [43]. Unbestritten aber ist die gute Korrelation zwischen mittlerer Blutglukosekonzentration und Glykohämoglobin. Wichtige diesbezügliche Daten basieren auf der bereits erwähnten DCCT-Studie [19]. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden bei insgesamt 278 Typ- 1-Diabetikern ein Jahr lang vierteljährlich <strong>das</strong> <strong>HbA1c</strong> sowie ein 7 Messungen umfassendes 24-Stunden-Blutglukoseprofil bestimmt [44] und die Resultate miteinander korreliert. Das Ergebnis war hochsignifikant (Korrelationskoeffizient 0,80, p
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