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DIETER After the war. The German people<br />
didn’t want to look at what they’d done.<br />
ROHL Is that right<br />
DIETER Because they had too much to hi<strong>de</strong>.<br />
All our parents are liars. All right, mine are.<br />
So it’s left to us, isn’t it<br />
ROHL How so<br />
DIETER Because we’re not implicated.<br />
ROHL Aren’t you Good. So that’s all right then.<br />
Everyone laughs.<br />
MARTHE No, but seriously, Dieter’s right.<br />
My parents, I can’t even talk to them.<br />
I don’t love them. How could I<br />
How could anyone love them<br />
Because they’ve told themselves so<br />
many lies, they can’t remember the truth,<br />
let alone admit it. Isn’t that why we<br />
signed up for this seminar<br />
ROHL I don’t know. You tell me.<br />
MARTHE Speaking for myself.<br />
ROHL Michael<br />
MICHAEL I’m not sure any more.<br />
ROHL is staring at him thoughtfully.<br />
(“The Rea<strong>de</strong>r” engl. Originaldrehbuch)<br />
gen ihrer Elterngeneration umging. Hineingeboren in <strong><strong>de</strong>n</strong><br />
übermächtigen Schatten, <strong><strong>de</strong>n</strong> die Gräueltaten über das Land<br />
warfen, waren sie auf <strong>de</strong>r einen Seite unschuldig an <strong><strong>de</strong>n</strong> Taten<br />
ihrer Eltern, wur<strong><strong>de</strong>n</strong> jedoch auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite durch Liebe<br />
zu <strong><strong>de</strong>n</strong> Tätern an diese gebun<strong><strong>de</strong>n</strong> und zu Komplizen<br />
gemacht, die einen Teil <strong>de</strong>r Kollektivscham mittragen mussten.<br />
In DER VORLESER spiegelt sich dieser Generationenkonflikt<br />
insbeson<strong>de</strong>re an Michaels Kommilitonen wie<strong>de</strong>r. Sie können<br />
als Vorläufer und Vertreter <strong>de</strong>r so genannten 68er-Generation<br />
betrachtet wer<strong><strong>de</strong>n</strong>, die sich mit einem geschärften Bewusstsein<br />
gegenüber <strong><strong>de</strong>n</strong> NS-Verbrechen und in aufklärerischer<br />
Absicht kritisch mit <strong><strong>de</strong>n</strong> Verbrechen und <strong>de</strong>m Verhalten ihrer<br />
Eltern im Dritten Reich auseinan<strong>de</strong>rsetzen.<br />
Während sich Michaels Studienkollegen von je<strong>de</strong>r Mitverantwortung<br />
freisprechen und die Elterngeneration pauschal<br />
verurteilen, geht Michael urteilsunsicher auf Distanz zu einer<br />
schwarz-weiß-malerischen Selbstgerechtigkeit und <strong><strong>de</strong>n</strong><br />
Anklageritualen seiner Zeitgenossen. Befangen nimmt er sich<br />
mit <strong>de</strong>r Verurteilung <strong>de</strong>r Tätergeneration zurück. Durch seine<br />
emotionale Bindung zu Hanna ist er als Vertreter <strong>de</strong>r zweiten<br />
Generation nicht hierarchisch mit <strong>de</strong>r Schuld <strong>de</strong>r Eltern konfrontiert,<br />
son<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>r weitaus intimeren, partnerschaftlichen<br />
Schuld seiner ersten großen und prägen<strong><strong>de</strong>n</strong> Liebe – <strong>de</strong>r<br />
KZ-Aufseherin Hanna, die zahllose Menschen in <strong><strong>de</strong>n</strong> Tod<br />
geschickt hat und <strong>de</strong>ren Verbrechen Michael bewältigen muss.<br />
Es kommt zum erschüttern<strong><strong>de</strong>n</strong> Zusammenprall von Liebe und<br />
Verachtung, <strong>de</strong>m Wunsch zu verstehen und <strong>de</strong>m Bedürfnis<br />
zu verurteilen sowie zur letztendlichen Unsicherheit über das<br />
eigentlich Gewesene. Den Konflikt kann Michael Berg nicht<br />
auflösen. Das verhängnisvolle Verhältnis zur Geliebten bleibt<br />
ein Leben lang, und das Lei<strong><strong>de</strong>n</strong> an seiner unangemessenen<br />
Liebe zu Hanna bis über ihren Tod hinaus seine Last.<br />
Impulsfragen für eine Diskussion:<br />
• Wenn man die Wahrheit über <strong><strong>de</strong>n</strong> Menschen heraus-fin<strong>de</strong>t, <strong><strong>de</strong>n</strong> man liebt, be<strong>de</strong>utet das, dass alles, was man miteinan<strong>de</strong>r<br />
erlebt hat, eine Lüge ist Entwertet die Wahrheit die Liebe<br />
• Ist es möglich, Beziehungen aufrecht zu erhalten, wenn man das Wissen hat, dass die einem nahestehen<strong>de</strong> Person<br />
aktiv – o<strong>de</strong>r passiv – in <strong><strong>de</strong>n</strong> Holocaust involviert war, wie bei Millionen Deutschen <strong>de</strong>r Fall<br />
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