Lebe wild und unbändig - Handgeschrieben

4. Die Socke erzählt
Umhüllend, schützend, wärmend – von schwarzer Farbe – das bin ich, die
Baumwollsocke.
Wurde ich einige Zeit getragen, sagt mein Mensch über mich: „Igittkäsesocke“ und ich
wandere in einen Behälter zu anderen Kleidungsstücken.
Ganz unter uns: ich persönlich finde diesen Geruch ja durchaus interessant – so nach
durchgereiftem französischem Rohmilchkäse. Ja, hat durchaus ein bisschen was
Animalisches an sich. Die T-Shirts im Behälter teilen übrigens meine Meinung. Auch sie
haben dann so einen gewissen animalischen Duft….
Übrigens braucht mein Mensch gar nicht so zu tun: von alleine entwickeln wir dieses
Aroma nicht.
Die zarten Blüschen, mit nur einem kleinen Fleckchen auf der Oberfläche schweigen
immer etwas angewidert und rümpfen leicht ihr feines Gewebe.
Aber ich denke dann nur: wartet’s nur ab!
Ihr werdet nämlich nach dem Trocknen unter das heisse Eisen gelegt, und seid jedes Mal
vor Schreck völlig geplättet wenn dieses zischende dampfende Ungetüm über euch
hinweggefegt ist. Derweilen chillen wir Socken ganz lässig im Schrank. - „Ich fang doch
nicht noch an und bügle meine Socken!“ hörte ich kürzlich meinen Menschen rufen.
„Genau! Genau!“ kann ich da nur zustimmen.
Aber zurück zur silbernen löchrigen Aufbewahrungstonne:
Aus diesem Behälter werden wir in einen anderen silbrigen Behälter gekippt, mit einem
Wasserschwall nach dem anderen überschwemmt und kräftig eingeseift. Der besagte
47 Schreibwerkstattgeschichten – Lebe wild und unbändig