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Sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege, sehr ...

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12 Highlights Current congress<br />

Chirurgische Therapie des Pankreaskarzinoms<br />

Einzige Option zur Heilung<br />

Dr. med. Michael W. Müller (Foto) und <strong>Kollege</strong>n (Markus W. Büchler, Helmut Friess), Klinik für Allgemein-, Viszeral-<br />

und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Heidelberg, erörtern chirurgische Maßnahmen beim<br />

Pankreaskarzinom.<br />

In den Industrienationen sterben jährlich<br />

ca. 150.000 Patienten an einem Pankreaskarzinom,<br />

davon allein 40.000 in Europa.<br />

Damit ist das Pankreaskarzinom eine der<br />

fünfthäufigsten Todesursachen bei Krebsleiden<br />

in der westlichen Welt und eine der<br />

aggressivsten Tumorerkrankungen überhaupt.<br />

Die chirurgische Therapie stellt nach wie<br />

vor die einzige Option zur Heilung des<br />

Pankreaskarzinoms dar. Studien in den<br />

letzten Jahren haben nachhaltig den Zusammenhang<br />

zwischen Fallzahl und postoperativer<br />

Mortalität aufzeigen können.<br />

So erreichen große Zentren Mortalitätsraten<br />

deutlich unter 5 %, wohingegen Kliniken<br />

mit kleinerer Fallzahl Mortalitätsraten<br />

über 10 % aufweisen. Innerhalb der<br />

letzten Jahre ist in Zentren für Pankreaschirurgie<br />

auch der Prozentsatz der resezierten<br />

Patienten stetig angestiegen, so<br />

dass heute in spezialisierten Zentren Resektionsraten<br />

von über 50 % erzielt werden.<br />

Es ist in den letzten Jahren zunehmend<br />

deutlicher geworden, dass der Chirurg,<br />

wie auch bei anderen anspruchsvollen<br />

Operationen, einen wesentlichen<br />

prognostischen Faktor für perioperative<br />

Morbidität/Mortalität und bei onkologischen<br />

Erkrankungen auch für das Langzeitergebnis,<br />

darstellt. Nicht nur in Bezug<br />

auf Mortalität und Morbidität, sondern<br />

bereits in der präoperativen Einschätzung<br />

der Resektabilität und später bei der Wahl<br />

des Operationsverfahrens kommt der Expertise<br />

und Erfahrung des behandelnden<br />

Chirurgen eine wichtige Bedeutung zu.<br />

Dennoch sind trotz deutlicher Fortschritte<br />

in der Pankreaskarzinomchirurgie die Verbesserungen<br />

im Langzeitüberleben weniger<br />

deutlich sichtbar, da die meisten Patienten<br />

Lokalrezidive oder Fernmetastasen<br />

entwickeln. So liegen die 5-Jahres-<br />

Überlebensraten nach Resektion beim<br />

Pankreaskarzinom bei ca. 20 %.<br />

Whipple’sche Operation<br />

In der chirurgischen Behandlung des<br />

Pankreaskarzinoms haben sich weltweit<br />

einige Standards durchgesetzt, die jedoch<br />

vielfach nicht auf Evidenz im Sinne von<br />

randomisierten kontrollierten Studien beruhen.<br />

Aufgrund von hohen Morbiditätsund<br />

Mortalitätsraten führten vor 1935<br />

Chirurgen praktisch keine Pankreasresektionen<br />

durch und favorisierten Operationen<br />

ohne Resektion wie biliäre Bypass-Operationen<br />

und/oder Gastroenterostomien zur Wiederherstellung<br />

der Nahrungspassage bei Patienten<br />

mit malignen Pankreaserkrankungen.<br />

Obwohl Walter Kausch bereits 1912<br />

über die erste erfolgreiche Pankreatikoduodenektomie<br />

berichtete, wurde dieses Verfahren<br />

praktisch nicht angewendet. Erst die<br />

Veröffentlichung von drei erfolgreichen<br />

Pankreatikoduodenektomien durch Allen O.<br />

Whipple 1935 begründete den eigentlichen<br />

Beginn der resezierenden Pankreaschirurgie.<br />

Das Verfahren wurde zu Ehren dieses Chirurgen,<br />

der 37 Pankreatikoduodenektomien<br />

zu Lebzeiten durchführte, als Whipple´sche<br />

Operation benannt und stellt bis heute eine<br />

der Standardoperationen beim Pankreaskopfkarzinom<br />

dar.<br />

De klassische Whipple besteht aus einer<br />

kompletten Entfernung des Pankreaskopfes,<br />

des Duodenums, der Gallenblase zusammen<br />

mit dem distalen Choledochus, den<br />

peripankreatischen Lymphknoten sowie der<br />

Lymphknoten im Bereich des hepatoduodenalen<br />

Ligaments, und der distalen Hälfte<br />

bzw. Zweidrittel des Magens mit dem<br />

rechtsseitigen Omentum majus. Die Rekonstruktion<br />

erfolgt durch eine Pankreatikojejunostomie<br />

oder selten durch eine Pankreatogastrostomie<br />

zusammen mit einer biliodigestiven<br />

und gastrojejunalen Anastomose.<br />

Eine organerhaltendere Alternative zum<br />

klassischen Whipple stellt der pyloruserhaltende<br />

Whipple dar. Diese Operation wurde<br />

erstmals 1942 durch Kenneth Watson, einem<br />

englischen Chirurgen bei einem Patienten<br />

mit Ampullenkarzinom durchgeführt. Es<br />

dauerte fast 40 Jahre bis 1978 durch die Publikation<br />

von Traverso und Longmire die magenerhaltende<br />

Pankreaskopfresektion erneut<br />

eingeführt wurde. Durch den Erhalt des<br />

gesamten Magens inklusive des Pylorus und<br />

der ersten Zentimeter des Duodenums<br />

wurde nicht nur die gastrointestinale Funktion<br />

verbessert, sondern auch die Nebeneffekte<br />

der Gastroenterostomie vermieden.<br />

Eine Resektion wird durchgeführt, wenn<br />

keine Fernmetastasierung vorliegt und der<br />

Tumor lokal resektabel ist, das heißt, dass<br />

keine komplexe Gefäßinfiltration vorliegt.<br />

Eine isolierte Beteiligung der Pfortader stellt<br />

jedoch keine Kontraindikation zur Resektion<br />

dar.<br />

Palliative Resektion<br />

Hinsichtlich einer palliativen Resektion liegen<br />

zurzeit keine Daten vor, die eine abschließende<br />

Beurteilung zulassen. Jedoch<br />

kann die palliative Resektion als therapeutische<br />

Option in Zentren mit niedriger Morbidität/Mortalität<br />

diskutiert werden. Die gegenwärtige<br />

Datenlage zeigt klar, dass der pylorus-erhaltende<br />

Whipple dem klassischen<br />

Whipple gleichwertig ist im Sinne von onkologischer<br />

Radikalität, postoperativer Morbidität<br />

und Lebensqualität. Die pylorus-erhaltende<br />

Operation wird daher zunehmend als<br />

Standardoperation bei Pankreaskopftumoren<br />

verwendet, da es den kleineren Eingriff<br />

darstellt. Eine erweiterte Lypmphknotendissektion<br />

im Rahmen der Resektion kann aufgrund<br />

der vorliegenden Studien bisher nicht<br />

generell empfohlen werden. Weitere prospektiv<br />

randomisierte, multizentrisch geplante<br />

Studien müssen neue Impulse im Gesamtkonzept<br />

der Therapie des Pankreaskarzinoms<br />

aufzeigen, um einige der noch ungeklärten<br />

Fragen beantworten zu können.<br />

Freitag, 15. Juni 2007<br />

Sitzung III<br />

Raumforderung im Pankreaskopfbereich/<br />

Pankreaskarzinom<br />

11.45–12.30 Uhr<br />

(Welche chirurgischen Maßnahmen sind<br />

sinnvoll)

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