Leipzig 2000 - Verein Deutscher Bibliothekare
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lange nicht ausgeschöpft haben.<br />
Andererseits erscheint ihm die <strong>Verein</strong>barung<br />
nationaler Lizenzen angesichts<br />
der unterschiedlichen Erwerbungsprofile<br />
wissenschaftlicher Bibliotheken keine<br />
Normlösung darzustellen. Seiner Ansicht<br />
nach haben Bibliotheken ihre wahre<br />
Stärke, nämlich von jeher nicht gegeneinander,<br />
sondern für ihre Benutzer miteinander<br />
zu arbeiten, als ihren großen<br />
Vorteil gegenüber den kommerziellen<br />
Informationsanbietern, die von jeher in<br />
Konkurrenz zueinander stehen, noch<br />
nicht erkannt. Er appelliert daher an alle<br />
Bibliotheken eindringlich: ‚Cooperate!<br />
Cooperate! Cooperate!‘<br />
Yvonne Campfens (Swets & Zeitlinger)<br />
berichtete über ‚Die neue Rolle von<br />
Zeitschriftenagenturen‘. Ihre tägliche<br />
Arbeit ist der Umgang mit diversen<br />
Preismodellen der Anbieter von elektronischen<br />
Zeitschriften. Die elektronischen<br />
Ausgaben werden bei gleichem Preis<br />
oder mit Aufschlag in Kombination mit<br />
den Printmedien, als Titelpaket, im Preis<br />
gestaffelt nach der Anzahl der Nutzungslizenzen<br />
oder IP-Adressen angeboten<br />
oder über Konsortialverträge oder Einzelpreis<br />
pro Artikel, gegebenenfalls mit<br />
Zusatzkosten für erforderliche Software<br />
in Rechnung gestellt.<br />
Sehr unterschiedlich sind auch die auf<br />
diese Art erworbenen Nutzungsmöglichkeiten<br />
durch die Bibliotheken, insbesondere<br />
die Weiternutzung für den Leihverkehr.<br />
Mal ist die Weitergabe in elektronischer<br />
Form gestattet, mal nur die Weitergabe<br />
der Printform, mal ist eine erweiterte<br />
Nutzung als Kurspaket möglich. Nach<br />
wie vor bilden elektronische Ausgaben<br />
von Printversionen den weitaus größten<br />
Marktanteil im Vergleich zu den ‚echten‘<br />
elektronischen Zeitschriften.<br />
Die Zeitschriftenagenturen, so Yvonne<br />
Campfens, reagieren auf die veränderte<br />
Marktsituation sowohl mit Kooperation<br />
untereinander als auch mit der Erweiterung<br />
ihres Serviceangebotes für ihre<br />
Kunden. 40 Mitglieder zählt zurzeit die<br />
internationale Association of Subscription<br />
Agents (ASA). Neue Kundendienste,<br />
mit denen insbesondere auf das Angebot<br />
elektronischer Medien reagiert wird, sind<br />
beispielsweise Contentsdienste,<br />
E-Journal-Dienste, Online-Datenbankdienste,<br />
Dienste für elektronische<br />
Medien, Konsortial- und Lizenzdienste.<br />
Andrei Zemskow (Russian National<br />
Public Library for Science and Technology,<br />
Moskau) referierte unter dem Titel<br />
‚Gateways to electronic Resources from<br />
Brest to Wladiwostok‘ über das derzeitige<br />
Internetangebot der russischsprachigen<br />
Länder und deren Nutzung durch die<br />
Bevölkerung. Zurzeit haben ca. 10 % der<br />
Bevölkerung Zugriff auf das Internet, in<br />
dem mehr als 60.000 russischsprachige<br />
Websites unter diversen Domain-<br />
Adressen (.su, .ru, .am, .az, .by usw.) zur<br />
36 RUNDSCHREIBEN <strong>2000</strong>/2<br />
Verfügung stehen. Etwa 15 verschiedene<br />
Sprachcodes erschweren das Lesen russischsprachiger<br />
Internetseiten, während<br />
englischsprachige keine Probleme bereiten<br />
und deutsche sowie französische<br />
Texte kleinere Korrekturen nötig machen.<br />
Andrei Zemskow vermittelte einen<br />
Überblick zu den wichtigsten russischen<br />
Einstiegsadressen im Internet: Suchmaschinen,<br />
politische Parteien, Medien,<br />
Kultur und Erziehung, Bibliotheks- und<br />
Informationsdienste sowie Wissenschaft<br />
und unterstrich insbesondere die Bedeutung<br />
des elektronischen Handelsund<br />
Zahlungsverkehrs für die osteuropäischen<br />
Länder.<br />
Taylor Surface (OCLC Online Computer<br />
Library Center, Dublin, Ohio) referierte<br />
über das CORC-Projekt (Cooperative<br />
Online Resource Catalog), an dem OCLC<br />
und mehrere hundert Bibliotheken weltweit<br />
zusammenarbeiten. Das am<br />
15.1.1999 begonnene Forschungsprojekt<br />
dient der standardisierten Erfassung und<br />
Erschließung von Internetressourcen und<br />
anderen elektronischen Informationen in<br />
Bibliotheken. Es soll mit einem Release<br />
zum 1. Juli <strong>2000</strong> als integrierter Bibliotheksservice<br />
mit automatisierten Tools<br />
zur bibliographischen Beschreibung, zur<br />
Klassifikation, zur Schlagwortvergabe,<br />
zum Datenexport, mit Harvesting-<br />
Funktion, zur URL-Kontrolle, Dublin<br />
Core-Editierfunktion und mehr zur<br />
Verfügung stehen.<br />
Neben den technischen Daten zu CORC<br />
stellte er den großen Vorteil der Integration<br />
des CORC-Projektes mit OCLC’s<br />
World Cat dar. Hierin werden inzwischen<br />
43 Mio. bibliographische Nachweise mit<br />
mehr als 600 Mio. Besitznachweisen in<br />
Bibliotheken zusammengeführt. Weitere<br />
Informationen zum CORC-Projekt können<br />
nachgelesen werden unter der<br />
Webadresse: http://purl.oclc.org/CORC.<br />
Ministerialrat Dr. Friedrich Bode vom<br />
Ministerium für Schule und Weiterbildung,<br />
Wissenschaft und Forschung des<br />
Landes Nordrhein-Westfalen stellte unter<br />
dem Titel ‚Politik und Gateways — Strategien<br />
in Deutschland‘ die Entwicklung<br />
und den Planungsstand der Digitalen<br />
Bibliothek Nordrhein-Westfalen vor.<br />
Unter der Projektleitung von Dr. Karl<br />
Wilhelm Neubauer (UB Bielefeld) und der<br />
Beteiligung von 28 Hochschulbibliotheken<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen ist<br />
ein integriertes Datenbanksystem entstanden,<br />
das dem Benutzer gleichermaßen<br />
den Zugang zu lokal vorhandenen<br />
Medien als auch zu Dokumentlieferdiensten,<br />
beispielsweise JASON, Subito<br />
usw., sowie zu kommerziellen Anbietern<br />
konventioneller und elektronischer<br />
Medien, z. B. BOL, unter einer einheitlichen<br />
Benutzeroberfläche anbietet.<br />
Zum technischen Systemaufbau der<br />
Digitalen Bibliothek verwies Ministerialrat<br />
Bode auf einen ausführlichen Bericht in<br />
der Zeitschrift für Bibliothekswesen und<br />
Bibliographie, 5/1999, S. 448-453. Zur<br />
politischen Perspektive zitierte er aus<br />
dem Aktionsprogramm der Bundesregierung<br />
‚Innovation und Arbeitsplätze<br />
in der Informationsgesellschaft des 21.<br />
Jahrhunderts‘ (Bundesrat-Drucksache<br />
551/99 vom 23. September 1999).<br />
Rachel Heery (UK Office for Library and<br />
Information Networking, UKOLN, University<br />
of Bath, Bath, UK) stellte unter<br />
dem Titel ‚Subject Gateways: the UK<br />
Approach‘ einzelne Projekte wie ADAM<br />
(Art, Design, Architecture & Media Information<br />
Gateway), BIZ/ed (Business<br />
Education on the Internet), EEVL<br />
(Edinburgh Engineering Virtual Library),<br />
OMNI (Organising Medical Networked<br />
Information), SOSIG (Social Science<br />
Information Gateway) u. a. dar. Diese<br />
Einzelprojekte wurden im Rahmen des<br />
elib-Programmes gefördert, um in<br />
Großbritannien den Zugang zu fachbezogenen<br />
Internetressourcen für die Hochschulen<br />
zu verbessern.<br />
Lars Björnshauge (Technical Knowledge<br />
Centre & Library of Denmark, Lyngby,<br />
DK) gab unter dem Titel ‚Consortia<br />
Licensing, national electronic Library<br />
Projects — Nordic Approaches —<br />
Centralisation and/or co-operation‘ einen<br />
Überblick zu Bibliothekskonsortien und<br />
nationalen Lizenzprojekten und -programmen<br />
in den skandinavischen<br />
Ländern.<br />
Nähere Informationen zu den verschiedenen<br />
Länderprojekten können über das<br />
Internet eingesehen werden:<br />
Finnland: Projekt FINELIB (http://hul.helsinki.fi/finelib/english/index.html)<br />
Schweden: Projekt BIBSA (http.//www.<br />
kb.se/ENG/kbstart/htm)<br />
Norwegen: Projekt RBT (http://www.<br />
rbt.no/fellesavtaler/fulltekst/rapport/<br />
engelsk/)<br />
Dänemark: Projekt DEF (http://www.<br />
deflink.dk/english)<br />
Unter dem Titel ‚Die technischen Möglichkeiten<br />
des Fernstudiums‘ gab<br />
Sebastian Hoffmann (Consultant Media<br />
Systems, AXION GmbH, Köln) einen<br />
Überblick über ein gemeinsames Projekt<br />
mit der Teleakademie Furtwangen zum<br />
Aufbau einer virtuellen Akademie. Auf der<br />
Basis standardisierter Workflows sowie<br />
eines Tele Learning Application Servers<br />
wird ein neues Konzept zum Aufbau einer<br />
virtuellen Akademie entwickelt. Das<br />
Konzept enthält u. a. die Komponenten<br />
Bibliothek, automatisierte Kurserstellung<br />
(Course Factory) und Nutzerverwaltung.<br />
Last not least soll hier besonders auf die<br />
beispielhaften Initiativen der Bibliothek<br />
der Fernuniversität Hagen hingewiesen<br />
werden. Dieter Schmauß berichtete unter<br />
dem Titel ‚Die Rolle der virtuellen<br />
Bibliotheken im Fernstudium‘ über