Einschulung und Schulfähigkeit - Sonderpädagogisches ...
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<strong>Einschulung</strong> Schuljahr 2006/07<br />
<strong>Schulfähigkeit</strong>,<br />
Lernvoraussetzungen<br />
...<strong>und</strong> was sonst noch<br />
wichtig ist<br />
Annegret Hempel, Staatl. Schulpsychologin, Sonderschullehrerin,<br />
Mobiler Sonderpädagogischer Dienst (MSD) <strong>und</strong> mobile sonderpädagogische Hilfe (msH),<br />
<strong>Sonderpädagogisches</strong> Förderzentrum Prien
Also lautet der<br />
Beschluss:<br />
dass der Mensch<br />
was lernen muss!<br />
Wilhelm Busch<br />
<strong>Einschulung</strong> 06/07 Annegret Hempel 2
Lernen<br />
<strong>Einschulung</strong> 06/07 Annegret Hempel 3
Das Konzept des<br />
„Nürnberger Trichters“<br />
ist eine<br />
veraltete Idee über<br />
eine effektive<br />
Wissensvermittlung<br />
<strong>Einschulung</strong> 06/07 Annegret Hempel 4
Definition: Lernen<br />
„Lernen ist jede aktive, Anstrengung erfordernde,<br />
psychische bzw. psychomotorische<br />
Auseinandersetzung eines Menschen<br />
mit irgendwelchen Objekten der Erfahrung.“<br />
� Lernen Sie das jetzt bitte auswendig!<br />
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Lernen heißt:<br />
Be – greifen<br />
Sich ein Bild machen von<br />
Ver - inner - lichen<br />
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???<br />
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Gedächtnis als wesentliche Voraussetzung<br />
für erfolgreiches Lernen<br />
Informationsverarbeitung<br />
Speicherung:<br />
im Kurzzeitgedächtnis <strong>und</strong> / oder<br />
im Langzeitgedächtnis<br />
mit Vernetzung zu bekanntem Wissen <strong>und</strong> Können<br />
� Angst verhindert Lernen!
Bitte lächeln Sie jetzt,<br />
wenn Sie meinen,<br />
dass Sie die Definition<br />
zum Begriff „Lernen“<br />
jetzt genau wiederholen könnten!!!<br />
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Körperliche<br />
motorische<br />
Entwicklung<br />
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Körperliche <strong>und</strong> motorische<br />
Entwicklung<br />
• Grobmotorik<br />
laufen, Fahrrad fahren, schwimmen, ...<br />
• Feinmotorik - Handgeschicklichkeit<br />
Pinzettengriff, malen, schneiden, ...<br />
• Händigkeit (Rechts- oder Linkshänder)<br />
• Gleichgewicht <strong>und</strong> Körperkoordination<br />
• Körperschema<br />
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Beispiel: altersgemäße Entwicklung<br />
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Beispiel:<br />
verzögerte<br />
Entwicklung<br />
Bauch,<br />
nachträglich in<br />
den Kopf<br />
eingezeichnet<br />
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Beispiel: Baum<br />
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<strong>Einschulung</strong> 06/07 Annegret Hempel 15
Wer das erste<br />
Knopfloch verfehlt,<br />
kommt mit dem<br />
Zuknöpfen nicht<br />
zurecht. (Goethe)<br />
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Fördermöglichkeiten<br />
• Kinder, die sich weigern zu malen, sanft dazu anregen<br />
• selbst auch etwas malen, z.B. ein gemeinsames Bild<br />
erstellen<br />
• Wann immer es geht, Stifte <strong>und</strong> Papier mitnehmen –<br />
Arztbesuch, Bahnfahrt, Besuche bei Fre<strong>und</strong>en, bei<br />
schlechtem Wetter...<br />
• Ergebnisse nie kritisieren, sondern nur beschreiben <strong>und</strong><br />
die Anstrengung würdigen<br />
• �Kneten, Strickliesl, weben, Blinde Kuh,...<br />
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Fühlen<br />
Tasten<br />
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Wahrnehmung<br />
Sehen – Hören<br />
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Wahrnehmung als erste Voraussetzung<br />
Nahsinne<br />
für erfolgreiches Lernen<br />
�Altersgemäße körperliche <strong>und</strong> motorische Entwicklung<br />
Sehen <strong>und</strong> Hören<br />
� Funktionen vom Facharzt prüfen lassen!<br />
Wahrnehmungsleistungen im optischen <strong>und</strong><br />
akustischen Bereich<br />
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Sehen: Figur-Gr<strong>und</strong>-Wahrnehmung<br />
<strong>Einschulung</strong> 06/07 Annegret Hempel 21
Hören: Figur-Gr<strong>und</strong>-Wahrnehmung<br />
• „Partyeffekt“: Disko, Kindergeburtstag...<br />
– Ich verstehe nur noch den Nächsten<br />
– Drei Leute reden gleichzeitig, ich kann mich aber auf<br />
einen konzentrieren<br />
• Störgeräusche ausblenden:<br />
– allgemeiner Lärmpegel in einer Klasse<br />
– Flugzeug, lautes Geraschel,<br />
– Motorgeräusch beim Autofahren<br />
<strong>Einschulung</strong> 06/07 Annegret Hempel 22
Raumlage-Erkennen<br />
Sehen<br />
Hören:<br />
• ...von wo jemand ruft<br />
• ...was nicht zu sehen ist<br />
• ...lauschen<br />
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Visuo-motorische Koordination<br />
<strong>Einschulung</strong> 06/07 Annegret Hempel 24
Aufgabe:<br />
Experiment zu Raumlage <strong>und</strong><br />
visuo-motorischer Koordination<br />
• Malen Sie bitte den Stern nach!<br />
• Decken Sie den Stern ab <strong>und</strong> malen Sie ihn im Spiegel<br />
einfach nach!<br />
Sie brauchen: Stift, Papier, Abdeckplatte, Handspiegel,<br />
• Überprüfen Sie Ihre eigenen Empfindungen vor <strong>und</strong><br />
während der Bearbeitung - <strong>und</strong> danach!!!<br />
<strong>Einschulung</strong> 06/07 Annegret Hempel 25
Training von Wahrnehmung <strong>und</strong> Motorik<br />
• Modelle nachbauen<br />
– Bausteine<br />
– Lego<br />
– Fischer Technik<br />
• Steckspiel – Muster<br />
• Bügelperlen<br />
• Puzzles<br />
• kleben, schneiden<br />
• kneten, basteln<br />
• Bewegung draußen<br />
• Klettern<br />
• Singspiele<br />
• Tanzen<br />
• Hütten bauen<br />
• Sport / Turnen<br />
• ...<br />
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Sprache<br />
Verstehen <strong>und</strong><br />
Verstanden werden<br />
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Sprachfähigkeit<br />
• Richtige Artikulation von allen Lauten<br />
� auch bei S/Z –Sch –K/G –R –F -...<br />
• Etwas erzählen, beschreiben <strong>und</strong> erklären können<br />
• Ganze Sätze bilden können, wobei das Verb an zweiter<br />
Stelle stehen soll (SPO) � also nicht: Ich Kuchen mag.<br />
• Mehrzahlbildung, Begleiter, Präpositionen, Passiv-Aktiv,<br />
Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft,<br />
• Verstehen von Geschichten <strong>und</strong> vor allem Anweisungen<br />
• altersgemäßer Wortschatz, Allgemeinwissen<br />
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Förderung:<br />
z.B. Bilderbücher<br />
von<br />
Ali<br />
Mitgutsch<br />
(u.a.)<br />
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Schriftspracherwerb<br />
Die eine Hälfte der<br />
Kinder befindet sich in<br />
den Anfängen der<br />
Leseentwicklung <strong>und</strong><br />
interessiert sich<br />
primär für die Bilder<br />
<strong>und</strong> erkennt Embleme<br />
oder Buchstaben...<br />
Vorwissen im Leselernprozess<br />
Die andere Hälfte der<br />
Kindergartenkinder<br />
kann bereits Laute<br />
<strong>und</strong> Buchstaben<br />
zuordnen oder<br />
zusammenlesen oder<br />
sogar schon selbst<br />
lesen.<br />
<strong>Einschulung</strong> 06/07 Annegret Hempel 30
Schriftspracherwerb<br />
Die wichtigste Vorläuferfähigkeit zum erfolgreichen<br />
Lesen <strong>und</strong> Schreiben Lernen ist die<br />
Phonologische Bewusstheit:<br />
Es geht darum, über Sprache auf einer bewussteren<br />
Ebene nachzudenken, z.B. durch Silben klatschen,<br />
Reime finden, Laute heraushören <strong>und</strong> differenzieren können<br />
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Phonologische<br />
Bewusstheit<br />
für<br />
Erwachsene<br />
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Wumbaba<br />
Matthias Claudius: Der Mond ist aufgegangen:<br />
Der Wald steht schwarz <strong>und</strong> schweiget<br />
Und aus den Wiesen steiget<br />
Der weiße Nebel w<strong>und</strong>erbar.<br />
(der weiße Neger Wumbaba)<br />
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Silbenklatschen<br />
• Kamm<br />
• Schiff<br />
• Boot<br />
• Uhr<br />
• Wagen<br />
• Auto<br />
• Puppe<br />
• Pup-pen-haus<br />
• Se-gel-boot<br />
• Schul-ran-zen<br />
• Fe-der-map-perl<br />
• Kro-ko-dils-trä-nen<br />
• ...<br />
Wer findet ein ganz<br />
langes Wort?<br />
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Reime erkennen<br />
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Ähnlichkeitswörter finden<br />
• Kisten – Kissen<br />
• Kirche – Kirsche<br />
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Phonologische Bewusstheit im engeren Sinn<br />
- Laute heraushören: Hat das Wort ein A? (...)<br />
- Welches Wort fängt mit dem Laut (...) an?<br />
- Welche Wörter fangen mit dem gleichen Laut an?<br />
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Spiele, die im Handel erhältlich sind:<br />
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Mathematik<br />
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Fachliches Vorwissen in Mathematik<br />
von Schulanfängern<br />
Schmidt / 1982<br />
• ca. 97% können die Zahlenwortreihe bis 10<br />
aufsagen<br />
• ca. 45% sogar bis 30<br />
• ca. 10% können Ziffern schreiben<br />
• ca. 90% können Zahlen bis 5 spontan<br />
(simultan) benennen<br />
• ca. 96% können Zahlen (Mengen) bis 4 herstellen<br />
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Zahlbegriffsentwicklung als wichtigste<br />
Vorläuferfähigkeiten für Mathematik<br />
Größen <strong>und</strong> Mengen vergleichen<br />
– mehr / weniger als ...<br />
– größer / kleiner als ...<br />
– der kürzeste, die längste ...<br />
Klassifizieren<br />
– Alle Mädchen / alle Buben<br />
– Kind mit einem Ball <strong>und</strong> einer Brille<br />
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Beispiel: Klassifizieren<br />
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Eins-zu-eins<br />
– Zuordnung<br />
Fördermöglichkeit zu<br />
Hause:<br />
Tischdecken<br />
– Geschirr<br />
– Besteck<br />
– Tasse / Glas<br />
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Ordnen nach<br />
der Reihe<br />
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Zählen<br />
– Wie viele sind das?<br />
– Zähle von 1 an so weit du<br />
kannst!<br />
– Zähle rückwärts!<br />
– Zähle weiter von 12 aus<br />
angefangen!<br />
• oder:<br />
– Wo ist der Sitzplatz Nr. 3<br />
– Zeig mir die 5. Perle in der<br />
Perlenkette!<br />
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Sozial –<br />
emotionale<br />
Entwicklung<br />
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Selbstvertrauen <strong>und</strong> Zuversicht<br />
• Will Ihr Kind in die Schule?<br />
...<strong>und</strong> dort lesen <strong>und</strong> rechnen lernen?<br />
• Freut es sich vielleicht auf die Schule?<br />
• Interessiert es sich für Dinge, die zur Schule<br />
gehören?<br />
– Schulranzen, Federmäppchen...<br />
– Schilder, Zahlen, Buchstaben...<br />
– Andere Kinder, die auch in die Schule gehen<br />
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Übergangsbewältigungskompetenz<br />
• Wie war der Übergang von der Familie zum<br />
Kindergarten?<br />
• Kann sich Ihr Kind jetzt schon kurzfristig von<br />
Ihnen trennen – alleine bleiben?<br />
• Traut es sich zu, mit allem Neuen in der Schule<br />
zurecht zu kommen?<br />
• Findet Ihr Kind Fre<strong>und</strong>e?<br />
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Selbständigkeit<br />
Das sollte Ihr Kind ab jetzt immer selbst machen oder können:<br />
� selbst Anziehen – auch die Schuhe<br />
� die eigenen Verschlüsse an der Kleidung bewältigen<br />
� die eigenen Sachen kennen <strong>und</strong> wiederfinden<br />
� Regeln in der Familie akzeptieren <strong>und</strong> befolgen<br />
� auch einmal auf etwas warten<br />
� eine eigene Aufgabe im Haushalt übernehmen<br />
� <strong>und</strong> sich auch einmal alleine beschäftigen<br />
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Fazit<br />
� Lassen Sie Ihr Kind selbständig, häufig<br />
<strong>und</strong> bei jeder Gelegenheit alles trainieren!<br />
Ermutigung statt Verwöhnung! (nach Alfred Adler)<br />
„Hilf mir, es selbst zu tun!“ (Maria Montessori)
Es ist normal, verschieden zu sein<br />
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BayEUG 2003<br />
Bayerisches Erziehungs- <strong>und</strong> Unterrichtsgesetz<br />
• Die Schulaufnahme kann wesentlich früher erfolgen als bisher.<br />
• Alle Kinder werden der zuständigen Gr<strong>und</strong>schule zur<br />
<strong>Einschulung</strong> vorgestellt.<br />
• Das Entscheidungsrecht der Eltern wurde gestärkt.<br />
• Es gibt Sonderregelungen für Kinder mit Förderbedarf in den<br />
Förderschwerpunkten: Lernen, Sprache, Sozial-emotionale<br />
Entwicklung <strong>und</strong> auch Hören, Sehen, Motorik...<br />
• Nur bei sehr hohem Förderbedarf steht das Förderzentrum<br />
noch zur Verfügung.<br />
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