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Kirche aM Ort - Augustinerkirche

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Auf<br />

Fastenzeit – Zeit der Befreiung<br />

Mit dem Aschermittwoch haben wir<br />

im kirchlichen Jahreskreis eine<br />

Schwelle überschritten hinein in<br />

die Fastenzeit. Aber auch außerhalb<br />

des kirchlichen Lebens wird der<br />

Aschermittwoch als Schwelle<br />

empfunden, er genießt besondere<br />

Beachtung und<br />

findet Erwähnung im<br />

Kalender. Eigene „Ri tuale“<br />

läuten ihn ein. Mit<br />

dem Faschingskehraus<br />

endet am Faschingsdienstag<br />

um Mitternacht die Faschingssaison;<br />

am Aschermittwoch pflegt man<br />

mancherorts den Brauch des Geldbeutelwaschens,<br />

dessen Ursprünge ins 15. Jh.<br />

zurückreichen. Und denken wir an den<br />

berühmten „Politischen Aschermittwoch“<br />

in Bayern, dessen Wurzeln sich ins 16. Jh.<br />

zurückverfolgen lassen und der inzwischen<br />

auch in Österreich Nachahmung gefunden<br />

hat. Schließlich würdigen die Speisekarten<br />

den Aschermittwoch mit Heringsschmaus<br />

und anderen reichhaltigen Angeboten an<br />

Fischgerichten.<br />

Während man die Faschingszeit je nach<br />

<strong>Ort</strong> und Mentalität recht fröhlich und<br />

ausgelassen feiert und an diesen „Ritualen“<br />

am Übergang zur Fastenzeit mit Begeisterung<br />

festhält, lässt dieselbe recht<br />

bald nach, wenn es darum geht, das Leben<br />

nun auch den folgenden 40 Tagen der<br />

österlichen Bußzeit, die geprägt ist von<br />

Reue, Buße und Verzicht, entsprechend<br />

zu gestalten. So manche/r hat wohl zu<br />

Beginn der Fastenzeit Vorsätze gefasst und<br />

möchte diese nützen, um auf den Genuss<br />

ein Wort<br />

von Alkohol, Süßigkeiten, Tabak,<br />

Computer, Fernsehen etc. zu<br />

verzichten; andere können damit<br />

recht wenig anfangen. Vielfach<br />

herrscht aber Einigkeit darüber,<br />

dass die Fastenzeit im Gegensatz<br />

zum davorliegenden Fasching eine<br />

Zeit ist, die den Menschen<br />

ein engt, die kein(e) Leben(sfreude)<br />

aufkom<br />

men lässt. Dabei<br />

ist gerade diese Zeit<br />

– wie es in der zweiten<br />

Le sung im Ascher mittwochsgottesdienst<br />

ge heißen<br />

hat – „die Zeit der Gnade“, die Zeit „der<br />

Rettung“ (2 Kor 5,2), die Zeit der Befreiung<br />

zum Leben. Denn all die Fastenopfer, zu<br />

der uns die <strong>Kirche</strong> im Anschluss an das<br />

Evangelium (Mt 6,1-6.16-18) auffordert,<br />

haben keinen anderen Sinn, als uns die<br />

vielfältigen Fesseln, in denen wir – oft<br />

unbewusst – gefangen sind, vor Augen<br />

zu führen. Wie viele Menschen finden<br />

heute nicht wirklich zum befreiten Leben,<br />

weil ihre Fesseln sie daran hindern Die<br />

Fessel des Haben-Müssens: Ich muss –<br />

um jemand zu sein – immer das neueste<br />

Handy, die schickste Kleidung, das größte<br />

Auto haben. Oder die Fessel, immer der/<br />

die Erste, Beste, Tollste, Schönste sein<br />

zu müssen – um jemand zu sein. Oder die<br />

Fessel des Internets, des Alkohols und<br />

anderer Drogen, die mich eine „bessere“<br />

Welt erleben lassen – in der ich jemand bin…<br />

Wir leben mit unzähligen, oft unbewussten<br />

Fesseln, die uns daran hindern, wirklich<br />

zu leben, wirklich jemand zu sein. Die<br />

Fastenzeit möchte uns Jahr für Jahr aufs<br />

Neue die Gelegenheit bieten und uns dazu<br />

anleiten, unser Leben zu überdenken und<br />

zu hinterfragen: Wovon lasse ich mich<br />

eigentlich wirklich bestimmen Was – oder<br />

besser – wer hat in meinem Leben wirklich<br />

das Sagen Die Bibel gibt uns dazu drei<br />

Hilfestellungen zur Hand: Beten, Fasten,<br />

Almosengeben.<br />

„Am Aschermittwoch ist alles vorbei“, so<br />

wird das Ende des lebensfrohen Faschings<br />

am Übergang zur Fastenzeit besungen.<br />

Aber – könnte es nicht so sein, dass mit<br />

dem Aschermittwoch vielmehr alles erst<br />

anfängt Wenn ich den Mut aufbringe, mich<br />

ernsthaft auf diese 40 Tage einzulassen,<br />

die Frage nach mir und meinem Leben<br />

neu zu stellen, dabei auch neu am<br />

gottesdienstlichen Leben der Gemeinde<br />

teilzunehmen, das Wort Gottes zu hören<br />

und auch die Sakramente der Buße und<br />

Aus dem Mund<br />

des hl. Augustinus<br />

Versöhnung (Beichte) sowie der Eucharistie<br />

zu empfangen – dann könnte es gut sein,<br />

dass mir am Ende dieser Zeit am Osterfest<br />

der neu begegnet, der mich durch seinen<br />

Tod und seine Auferstehung längst von all<br />

den lebensfeindlichen Fesseln befreit hat<br />

und es immer wieder neu tun wird, wenn<br />

ich mich in neue Fesseln verstrickt habe<br />

und ihn um Befreiung/Verzeihung bitte:<br />

Jesus Christus der Auferstandene.<br />

Wir stehen bereits inmitten der Fastenzeit.<br />

Wie haben Sie bisher Ihre Fastenzeit<br />

gestaltet, wie ich Und wie werden Sie<br />

diese verbleibende Zeit noch gestalten,<br />

wie ich<br />

P. Dominic Sadrawetz OSA<br />

Prior von St. Augustin<br />

Wenn bestimmt negative Dinge in der <strong>Kirche</strong> vorkommen, ist die<br />

Betrübnis der Gläubigen groß. Es gibt aber auch Leute, die sich über<br />

diese Dinge freuen. Wenn ein Bischof, ein Geistlicher, ein Mönch oder<br />

eine Nonne gefallen sind, so behaupten sie: So sind sie alle, nur kommt<br />

es nicht bei allen ans Licht. Wird eine Frau als Ehebrecherin entlarvt, so<br />

fällt es ihnen nicht ein, ihre eigenen Frauen zu verstoßen und ihre Mütter zu<br />

verklagen. Wird aber Personen geistlichen Standes ein erdichtetes Verbrechen<br />

untergeschoben oder ein wirklich begangenes nachgewiesen, dann bestehen sie<br />

darauf, man müsse von allen solches glauben, und können nicht genug herumlaufen,<br />

um diese Meinung zu verbreiten.<br />

Brief 78,6<br />

Wir Augustiner wünschen Ihnen<br />

eine gute und gnadenreiche Fastenzeit<br />

und ein frohes und gesegnetes Osterfest!<br />

Prior P. Dominic, Pfarrer P. Matthias, P. Albin, P. Nikolaus & fr. Josef Maria<br />

2 kirche am <strong>Ort</strong><br />

kirche am <strong>Ort</strong> 3

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