Systemcoaching - Mercuri Urval
Systemcoaching - Mercuri Urval
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ORGaNizaTiON & RELaTiONSHiP SySTEM COaCHiNG<br />
AuflAge 430 618 / Tel. 044 248 40 41 / sTellen@TAges-Anzeiger.ch / WeiTere KADersTellen: WWW.AlPhA.ch<br />
Nicole Renggli, <strong>Mercuri</strong> <strong>Urval</strong> Business Coach: «Eine Gemeinschaft<br />
ist komplexer als die blosse Summe ihrer Teilnehmer.»<br />
sAMsTAg / sOnnTAg, 27. / 28. OKTOber 2012<br />
Die systemischen Intelligenzen trainieren<br />
Der Unternehmenserfolg hängt wesentlich von Teamleistungen ab. Diese<br />
werden geprägt von systemischen Dynamiken. Oft unbewusst. Ein Coach fördert<br />
das Bewusstsein dafür und zeigt Chancen auf. Für Organisationen in<br />
Veränderungsprozessen ist <strong>Systemcoaching</strong> besonders hilfreich.<br />
Interview mit Nicole Renggli (*)<br />
nicole Renggli, weshalb haben Sie sich<br />
darauf spezialisiert, Arbeitsteams zu<br />
coachen?<br />
Die Zusammenarbeit verschiedener Individuen<br />
ist ein spannendes Feld. Menschen<br />
lösen unbewusst oder bewusst immer eine<br />
bestimmte Gruppendynamik aus. So auch<br />
bei der Arbeit. Dies prägt die Qualität der<br />
Zusammenarbeit und die Arbeitsresultate.<br />
Unternehmen sind nur mit gut funktionierenden<br />
Teams, wir nennen sie Systeme, erfolgreich.<br />
Sind nicht kompetente mitarbeiter verantwortlich<br />
für den Unternehmenserfolg?<br />
Selbstverständlich baut Erfolg grundsätzlich<br />
auf exzellenten Führungspersönlichkeiten<br />
und kompetenten Mitarbeitern auf.<br />
Es ist aber wichtig zu erkennen, dass neben<br />
Einzelleistungen auch die Systemleistung<br />
eine zentrale Rolle spielt. Zudem lassen sich<br />
nicht nur Individuen, sondern auch Systeme<br />
mit gezieltem Coaching fördern. Dabei<br />
gilt es zu beachten, dass bereits zwei Personen<br />
ein System bilden.<br />
Wann ist <strong>Systemcoaching</strong> sinnvoll?<br />
Wenn eine Organisation in einem Veränderungsprozess<br />
steht, zum Beispiel stark<br />
wächst oder Stellen abbaut, ist System-Coaching<br />
sehr hilfreich. Aber auch wenn wichtige<br />
Entscheide anstehen oder wenn ein<br />
Konflikt die Arbeitsleistung eines Systems<br />
beeinträchtigt. Konflikte zwischen der Organisation<br />
und dem System oder innerhalb<br />
des Systems entstehen meistens wegen Unklarheiten:<br />
unklaren Strategien, mangelhaften<br />
Stellenbeschrieben, überschneidenden<br />
Rollen etc.<br />
Welche Voraussetzungen braucht es, damit<br />
das Coaching seine Wirkung entfalten<br />
kann?<br />
Es braucht von jedem Teammitglied die Bereitschaft,<br />
sich vor den anderen zu öffnen.<br />
Damit dies gelingt, geben wir zu Beginn ei-<br />
nige Spielregeln durch, die von allen respektiert<br />
werden müssen. So gibt es kein Richtig<br />
oder Falsch, denn jeder hat Recht – teilweise.<br />
Jeder spricht auch nur für sich und<br />
nicht für das Team. Das Gesagte darf nicht<br />
persönlich aufgenommen werden. Dies<br />
auf dem Hintergrund, dass jeder eine bestimmte<br />
Rolle im System hat. Tritt jemand<br />
aus dem Team aus, wird ein anderer oder<br />
werden gleich mehrere Mitarbeitende seine<br />
Rolle übernehmen, weil das System diese<br />
Rolle braucht.<br />
Wie kann sich ein Team erfolgreich weiterentwickeln?<br />
Grundsätzlich muss sich das System mit<br />
den genannten Spielregeln weiterentwickeln<br />
(Fortsetzung Auftaktseite 2. Bund)<br />
Themen<br />
> Bemerkenswert S. 09<br />
Der Kapitän von nebenan<br />
> Stellentrend-Barometer S. 16<br />
Tops und Flops<br />
> Sesselrücken S. 16<br />
HR-Leader in neuen Positionen<br />
> Aktuelle Bildungsangebote S. 16
(Fortsetzung Leitartikel) Coach festgehalten. Dies garantiert, dass sprechende Bedürfnisse, Wünsche und Auf-<br />
wollen. Es geht darum, die drei systemi- die Teamentwicklung auch auf der nächst gaben ins Zentrum stellt.<br />
schen Intelligenzen zu trainieren: die emo- höheren Hierarchiestufe unterstützt wird.<br />
tionale Intelligenz, die für das Wahrneh-<br />
Wie viel Zeit beansprucht das Coaching<br />
men und Kontrollieren eigener Emotionen Wie muss man sich eine Coaching- von Systemen?<br />
ausschlaggebend ist, die soziale Intelligenz, Session vorstellen?<br />
Das ist sehr unterschiedlich. Manchmal<br />
die Emotionen anderer bewusst wahr- Zuerst generieren wir auf verschiedenen reicht eine einzige Sitzung aus, um einen<br />
nimmt und die Beziehungsintelligenz, die Ebenen Informationen über das System und Veränderungsprozess anzustossen. Manch-<br />
massgebend dafür verantwortlich ist, sich sprechen mit allen Beteiligten, mit Vorgemal hilft es, dass sich die Teammitglieder<br />
selbst in der Interaktion mit anderen zu setzten und Mitarbeitenden. Oftmals trifft einfach mal mitteilen können. Das stellen<br />
verständigen.<br />
das Briefing des Auftraggebers den Nagel wir immer wieder fest. Durchschnittlich<br />
nicht auf den Kopf. Deshalb lassen wir zu halten wir drei Sitzungen ab. Solche Team-<br />
mit welcher Absicht coachen Sie? Beginn das System ausdrücken, was an die sitzungen dauern cirka eine Stunde. Je nach<br />
<strong>Systemcoaching</strong>s bringen immer etwas an Oberfläche kommen muss und welches die Auftrag analysieren wir anhand von Frage-<br />
die Oberfläche. Ein Coach will immer Chan- Themen sind, die angegangen werden solbogen vorgängig die Situation.<br />
cen aufzeigen, Positivität fördern und Belen. Dabei kommen die verschiedensten Coawusstsein<br />
für die systemischen Dynamiken chingtools zum Einsatz. Der Coach muss es Welches sind die häufigsten ergebnisse<br />
schaffen. Nur so kann ein Unternehmen schaffen, die Perspektive der Beteiligten zu eines <strong>Systemcoaching</strong>s?<br />
Veränderungen einleiten und darauf ba- erweitern, über die alltäglichen Themen hi- Es kann alles passieren. Schon beim Drehen<br />
sierend Wachstum erzielen. Wir coachen naus. Mitarbeitende tendieren oft dazu, Ein- einer einzigen Schraube verändert sich das<br />
mit der Absicht, messbare Ergebnisse zu erzelpersonen oder der Führung Schuld zu ge- System. Gelegentlich reicht es, den Beteiligten<br />
zielen. Deshalb vereinbaren wir zu Beginn ben. Nach der Phase des «Ventilierens» Anerkennung zu zeigen. Es kann aber auch zu<br />
mit den Auftraggebern klare Ziele, an de- kommt bei den Beteiligten oft das Bedürfnis personellen Massnahmen kommen, zu Wechren<br />
Erreichung wir das Team, aber auch die auf, wirklich zu verstehen, wie ihre Probleme seln im Team, Kündigungen oder zu einem<br />
Vorgesetzten messen werden. Idealerwei- entstehen konnten. Nun ist es wichtig, dass<br />
se werden die Ziele in <strong>Systemcoaching</strong><br />
einem Dreiecksver- der Coach von der Problementstehung auf<br />
Einzelcoaching. Viele Ergebnisse manifestieren<br />
sich auf der Prozess- und der Qualitätstrag<br />
zwischen Geschäftsleitung, Team und die künftige Zusammenarbeit lenkt und ent- ebene, indem zum Beispiel Entscheidungsprozesse<br />
beschleunigt und gleichzeitig die<br />
Qualität der Entscheidungen gesteigert wurde.<br />
Da Beziehungssysteme einen Lebenszyklus<br />
haben, kann unser Coaching Geburtshel-<br />
Individuelle Teammitglieder<br />
fer sein, die Entwicklung fördern, aber auch<br />
ein konstruktives Ende unterstützen.<br />
Teamleader<br />
Coaching<br />
Auf Einzelpersonen<br />
ausgerichtet<br />
Teamleader und<br />
Teammitglieder<br />
bilden ein System<br />
Teamleader<br />
<strong>Systemcoaching</strong><br />
Der Coach fördert<br />
keine Gruppe von<br />
Individuen, sondern<br />
ein - System als lebendige<br />
Einheit mit einer<br />
bestimmten Funktion<br />
und Identität.<br />
© <strong>Mercuri</strong> <strong>Urval</strong><br />
(*) Nicole Renggli ist Senior Beraterin und Business<br />
Coach bei <strong>Mercuri</strong> <strong>Urval</strong>. Die Schwerpunkte der<br />
internationalen Personalberatung liegen in der Rekrutierung,<br />
der Executive Search, den Assessments<br />
sowie im Outplacement und Coaching von Individuen<br />
und Teams. <strong>Mercuri</strong> <strong>Urval</strong> ist mit rund 800<br />
Mitarbeitenden in über 50 Ländern und 75 Niederlassungen<br />
tätig. In der Schweiz bestehen Geschäftsstellen<br />
in Zürich, Nyon, Bern, Basel und Luzern.<br />
<strong>Mercuri</strong> <strong>Urval</strong> Berater begleiten vielfältige Entwicklungsthemen<br />
im HR-Bereich in kleinen, mittleren<br />
und multinationalen Unternehmen aller Branchen.<br />
BemeRkenSWeRT<br />
Der kapitän von nebenan<br />
Vertrauen Sie der Unternehmensleitung? nur<br />
46 Prozent der mitarbeitenden in der Schweiz<br />
antworten auf diese Frage mit «ja». ein ernüchterndes<br />
ergebnis – mit Folgen für mitarbeiterengagement<br />
und -loyalität.<br />
Wie wichtig die arbeit des Top-Managements<br />
aus Mitarbeitersicht ist, hat die jüngst erschienene<br />
Global Workforce Study von Towers Watson<br />
zutage gefördert. Die Unternehmensleitung<br />
ist einer der drei wichtigsten Gründe für die<br />
Treue zum Unternehmen – für Leistungsträger (Top-Performer) sogar der allerwichtigste<br />
Grund. angesichts der wirtschaftlichen Verwerfungen in Europa<br />
wollen Mitarbeitende sicher sein, dass der «Kapitän» sein Schiff und seine<br />
Mannschaft mit ruhiger Hand durch die raue See bringt. ansonsten wechseln<br />
sie das Boot.<br />
allerdings glaubt nur knapp die Hälfte der Schweizer Mitarbeitenden, dass das<br />
Top-Management in ihrer Firma das Unternehmenswachstum voranbringt. Gar<br />
nur ein Drittel meint, dass die obersten Chefs die Entwicklung künftiger Führungskräfte<br />
fördern. Damit erhalten die Unternehmenslenker in der Schweiz<br />
zwar bessere Noten als ihre Kollegen in Europa, im weltweiten Vergleich hinken<br />
sie jedoch hinterher. Lediglich die Kostenkontrolle scheint ihnen besser<br />
zu gelingen als ihren Kollegen weltweit.<br />
Das hat Konsequenzen. Diejenigen Mitarbeitenden, die ihr Engagement auf<br />
das absolute Minimum beschränken, gehören meist zu den Skeptikern und<br />
zweiflern. Hingegen sind die Mitarbeitenden, die jeden Tag hoch motiviert die<br />
Ärmel hochkrempeln, auch diejenigen, die dem Top-Management vertrauen.<br />
Mehr als vier Fünftel unter ihnen berichten, dass die Unternehmensleitung das<br />
Geschäftsmodell verständlich vermittelt und mit den richtigen Massnahmen<br />
auf Wechsel im wirtschaftlichen Umfeld reagiert. Fast drei Viertel erleben, dass<br />
«die da oben» nicht zuletzt ein echtes interesse am Wohlbefinden der Mitarbeitenden<br />
zeigen.<br />
Was also ist zu tun? Es hilft wenig, wenn nur der Erste Offizier die Führungsfähigkeiten<br />
des Kapitäns kennt. Vielmehr muss die ganze Mannschaft wissen,<br />
wo die Reise hingeht und welche Klippen wie umschifft werden sollen. ausserdem<br />
sollten Unternehmenslenker den «gefühlten» abstand zu den Mitarbeitenden<br />
abbauen, etwa in Mitarbeiterversammlungen oder durch die regelmässige<br />
Präsenz an Unternehmensstandorten ausserhalb der Unternehmenszentrale.<br />
Das wäre ein erster Schritt, um auch die Skeptiker wieder «ins Boot zu holen».<br />
Hans Münch ist Senior Manager bei Towers Watson, Zürich (www.towerswatson.ch).