Mit diesen Lücken kämpfen Onlineshops - E-Commerce Magazin
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m a k e p r o f i t p a y m e n t, r i s i k o m a n a g e m e n t & i n k a s s o<br />
Aktuelle rechtliche Unsicherheiten<br />
im Payment-Umfeld<br />
von Dunja Koelwel<br />
Wo drückt in Sachen Payment derzeit der (rechtliche) Schuh Ist Risikomanagement schon<br />
eine Kernkompetenz bei deutschen Onlinehändlern Hilft die Warenkorbbewertung bei der Betrugsprävention<br />
Payment-Experten antworten Onlinehändlern auf die brennendsten Fragen.<br />
ECM: Was sind Ihrer Ansicht nach die<br />
derzeit drei kritischsten rechtlichen Probleme<br />
im Bereich Payment<br />
Jan Gackenholz, Senior Corporate<br />
Development Manager bei Skrill<br />
→ Payment ist ein internationales beziehungsweise<br />
globales Thema. Die rechtlichen<br />
Parameter sind dagegen auf nationaler<br />
Ebene oder nur in einem abgegrenzten<br />
Rechtsraum wie der EU definiert. Für<br />
international agierende Bezahldienstleister<br />
bedeutet das operative Herausforderungen.<br />
Konkret zeigt sich das bei der<br />
Geldwäsche-Prävention. EU-weit gelten<br />
einheitliche Gesetze, die sehr effektiv sind.<br />
Aber sobald außerhalb der Eurozone interessante<br />
Märkte bedient werden, gilt es, die<br />
dortigen rechtlichen Grundlagen zu beachten<br />
und gegebenenfalls das Risikomanagement<br />
intensiver zu gestalten. Der<br />
Branche geht es allgemein um Planungssicherheit<br />
bei der Entwicklung und dem Betrieb<br />
der jeweiligen Payment-Lösung. Problematisch<br />
wird es, wenn sich Regularien<br />
verändern. Das hat immer Auswirkungen<br />
auf das operative Geschäft, jüngstes Beispiel<br />
ist die Einführung der SEPA-Lastschrift<br />
ab 2014.<br />
Miriam Wohlfarth,Gründerin &<br />
Geschäftsführerin bei Ratepay<br />
→ Als kritisch sehe ich im Moment<br />
die SEPA-Umsetzung: Im Moment gibt es<br />
noch viele Unklarheiten und zu viele<br />
„Scheinexperten“, die Onlinehändlern<br />
schlechte Ratschläge geben. Außerdem<br />
finde ich den Bereich Datenschutz beziehungsweise<br />
Bonitätsprüfung kritisch: Was<br />
darf gescored werden, was nicht Aufsichtsrechtliche<br />
Themen wie BaFin und<br />
Regularien, ZAG sind meiner Ansicht nach<br />
derzeit ebenfalls noch problematisch.<br />
Kilian Thalhammer,<br />
Managing Director Paymill<br />
→ Ich persönlich sehe den KYC-Prozess<br />
(Know Your Customer) und die Geldwäsche-Regularien<br />
als die derzeit problematischste<br />
rechtliche Herausforderung.<br />
Die Vereinheitlichung der Lizenzthematiken<br />
und das Thema Datenschutz machen<br />
aber ebenfalls vielen Payment-Anbietern<br />
und Händlern Probleme.<br />
José Martinez-Benavente,<br />
Business Development Manager<br />
Germany bei Sage Pay<br />
→ Die SEPA-Vorgaben verlangen für<br />
die Lastschrift wörtlich ein „signed mandate“.<br />
Als rechts- und beweissicher sehen<br />
Juristen aber nur die eigenhändige Unterschrift<br />
(oder die E-Signatur) an. Das ist<br />
vor dem Hintergrund von per Mail oder<br />
Onlineformular erteilten Lastschriften eine<br />
Herausforderung. Um dem Schriftformerfordernis<br />
zu entsprechen, wäre nach<br />
dieser Ansicht – unter anderem bei Abos<br />
oder Spenden – das nachträgliche Einholen<br />
der schriftlichen Ermächtigungen<br />
erforderlich. Im Rulebook gibt es allerdings<br />
keine Regel, die eindeutig ein handschriftliches<br />
SEPA-Mandat vorsieht. Der<br />
Bundestag sagt ausdrücklich, dass der<br />
Gesetzgeber „die Regelung den Banken<br />
überlassen und nicht in deren Vertragsautonomie<br />
eingreifen“ wolle. Bleiben<br />
Bundesbank und Kreditwirtschaft<br />
dabei, dass handschriftlich<br />
unterzeichnete Mandate vorliegen<br />
müssen, könnte es zu Problemen<br />
mit via Internet erteilten Lastschriften<br />
kommen. Die Mandatsverwaltung<br />
ist Sache des Händlers. Ein<br />
weiteres Problem: Inwieweit benötigen<br />
Plattformbetreiber, die als Vermittler<br />
zwischen Endkunden und Markus Solmsdorff, Expercash<br />
Dienstleistern fungieren und als<br />
Vermittler Kundengelder entgegennehmen,<br />
auf ein Konto legen und<br />
von dort an den Dienstleister überweisen,<br />
eine Bafin-Lizenz Hier fehlt<br />
eine eindeutige Regelung. Die Gesetze<br />
besagen zwar, wer Zahlungen<br />
abwickelt und dafür bezahlt wird,<br />
dass er Geld für Endkunden auf<br />
Konten vorhält, benötige von der<br />
Joerg Schwitalla, Giropay<br />
BaFin eine Banklizenz. Viele Online-<br />
Geschäftsmodelle basieren darauf,<br />
dass mehrere Shops über ein Portal<br />
um Kunden werben. Damit der Einkauf<br />
so bequem wie möglich abgewickelt<br />
werden kann, wird dem Onlineshopper<br />
ermöglicht, den Einkauf<br />
mit einer Zahlung abzuschließen.<br />
Eine Regelung, für welches Geschäftsmodell<br />
eine Bafin-Lizenz erforderlich<br />
ist, fehlt jedoch.<br />
Miriam Wohlfarth, Ratepay<br />
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