1/2010 Weichen stellen - AVC Deutschland: Aktion für verfolgte ...
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•report<br />
e r i t r e a<br />
»... das sicherste Land der Welt!«<br />
sagte ein Arzt aus Südafrika beim Frühstück in einem Hotel in Asmara.<br />
Die Verwunderung unseres Mitarbeiters darüber war groß. Doch sie<br />
verschwand nach wenigen Tagen Aufenthalt in der Hauptstadt Eritreas.<br />
Sicher und sauber Was ist es, das diese Stadt, dieses Land so »sicher« macht und – was mir<br />
ebenfalls aufgefallen ist – so sauber Ich habe kaum eine afrikanische Stadt erlebt, die es in<br />
Sachen Sauberkeit mit Asmara aufnehmen kann. Nachts habe ich, ohne Angst beraubt zu werden,<br />
durch die Straßen laufen können. Niemand hat mich belästigt. Das fällt auf. Bis ich entdeckt<br />
habe, was wohl die Ursache sein dürfte: Angst!<br />
Ungewöhnlich ist, dass alle, die ich angesprochen habe, die Regierung und den Präsidenten, der<br />
bereits seit der Staatsgründung Eritreas im Jahr 1991 im Amt ist, überaus gelobt haben. Die Lobeshymnen<br />
stehen in krassem Kontrast zur unermesslichen Not, die sich mir bei meiner Fahrt<br />
über das Land eröffnet hat. Ich habe Hunderte von Menschen gesehen, die mit ihren gelben<br />
Wasserkanistern zu entfernten Wasser<strong>stellen</strong> laufen. Ihre Armut ist offensichtlich. Arbeit gibt<br />
es kaum. In einem Gespräch mit einem Christen der Untergrundgemeinde erfahre ich, dass<br />
das Volk bewusst arm gehalten wird, um nicht gegen die Regierung aufbegehren zu können.<br />
Scheinbar sicher Besonders drastisch ist die Situation für die Christen. Dem oberflächlichen Betrachter<br />
fällt das kaum ins Auge. Um die 50% sind Christen (die meisten davon eritreisch Orthodoxe,<br />
einige Katholiken und Protestanten) und 50% Moslems. Gottesdienste können offen gefeiert werden,<br />
solange die massiven Auflagen und Einschränkungen seitens der Regierung beachtet werden.<br />
Unsicher Christen jedoch, die nicht den offiziell tolerierten Gruppen angehören und ihren Glauben<br />
nicht von der Regierung kontrollieren lassen wollen, werden verfolgt. Tausende sind seit dem<br />
Jahr 2002 verhaftet worden. Viele sind heute unter menschenunwürdigen Bedingungen in Containern<br />
eingesperrt, irgendwo im Land verstreut. Niemand hat Zugang. Ihre Zukunft ist ungewiss.<br />
Der Weltbericht »Religionsfreiheit« des US-Außenministeriums geht davon aus, dass im Jahr 2008<br />
über 3225 Christen aus nicht registrierten Kirchen inhaftiert gewesen sind. Im Jahr 2009 sind mehr<br />
als 3500 dazu gekommen. Etliche sind bisher an den Folgen der Haft und der Folter gestorben.<br />
Die anderen versammeln sich an geheimen Orten, mit dem Bewusstsein, dass auch sie jeden<br />
Tag abgeholt und in ein Gefängnis gesteckt werden können. Das betrifft besonders die Leiter der<br />
Hausgemeinden. Das totalitäre Regime überwacht in penibler Weise die gesamte Bevölkerung:<br />
Jeder ausländische Besucher wird »unauffällig« beobachtet. Und Einheimische, die mit ihnen in<br />
Kontakt getreten sind, werden danach gefilzt.<br />
Die nicht registrierten Christen sind aufs Schwerste diskriminiert. Sie erhalten keine Arbeit und<br />
kaum Unterstützung. Dies betrifft vor allem die Familien mit Angehörigen, die aufgrund<br />
ihres Glaubens eingesperrt sind.<br />
Seit einigen Jahren unterstützt <strong>AVC</strong> betroffene Familien und Untergrundgemeinden<br />
in Eritrea. D.U.