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28. Sonntag im Jahreskreis (B)

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<strong>28.</strong> <strong>Sonntag</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahreskreis</strong> (B) – 14. Oktober 2012<br />

St. Gertrud/St. Josef<br />

Ansprache<br />

Liebe Schwestern, liebe Brüder,<br />

<strong>im</strong> Evangelium heute liegt eine eigenartige Dynamik. Was ist bei Ihnen hängen<br />

geblieben Vermutlich geht’s Ihnen wie mir:<br />

„Geh, verkaufe, was du hast….“<br />

„Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes<br />

gelangt.“<br />

Worte, die selbst bei den Jüngern Jesu Bestürzung hervorgerufen haben. Und ich<br />

vermute mal, dass auch die 12 nicht besonders reich waren, sondern wohl eher<br />

durchschnittliche Fischer, wenn man mal von der Vorgeschichte des Zöllners<br />

Matthäus absieht.<br />

Können Reiche nicht in den H<strong>im</strong>mel kommen<br />

Oder: wie viel Reichtum ist erlaubt, wenn jemand das ewige Leben gewinnen will<br />

Auf diese Frage gibt das Evangelium nicht Antwort, in dem es die Höhe eines<br />

Geldbetrages nennt.<br />

Es fängt nämlich ganz anders an.<br />

Ein Mann rennt auf Jesus zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragt: „Meister, was<br />

muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen“<br />

Wer war er<br />

Kein Mörder, kein Ehebrecher, kein Dieb, kein Lügner, kein Räuber ... ganz <strong>im</strong><br />

Gegenteil: ein guter Sohn, der dazu von einer großen Sehnsucht getrieben ist,<br />

nämlich das Ewige Leben zu gewinnen.<br />

Haben wir diese Sehnsucht noch oder reicht uns bereits der Komfort dieser Welt<br />

Da hat einer bis jetzt so ziemlich alles richtig gemacht <strong>im</strong> Leben. Und doch scheint<br />

es eine abgrundtiefe Unruhe in dem Mann zu geben, der nicht einfach zu Jesus<br />

geht, sondern auf ihn zu rennt und sich vor ihm, dem »guten Meister«, auf die<br />

Knie wirft. Nein, das kann noch nicht alles sein! Es muss noch ein anderes Leben<br />

geben als das, was so gut vereinbar ist mit allem, was sich die Leute unter einem<br />

1


tadellosen und in diesem Sinne auch guten Leben vorstellen. In all dem Guten,<br />

was <strong>im</strong> Leben des Mannes »von Jugend an« Raum gegriffen hat, ist eine<br />

Sehnsucht geblieben, die ungestillt ist. Trotz all der Mühe und in all der Mühe um<br />

eine verantwortungsvolle Lebensgestaltung.<br />

Jesus erkennt das Ringen des Mannes, der so wuchtig auf ihn zukommt. So viel<br />

Gewissenhaftigkeit und so viel ehrliches Fragen nach einem Leben, das sich nicht<br />

nur in der Welt ausleben möchte, sondern in Gottes Ewigkeit hineinfinden will,<br />

rührt ihn. So gewinnt er den eben noch fremden Mann von jetzt auf gleich »lieb«.<br />

Es lohnt sich, genau hinzuhören, wie der Evangelist Markus diese ungewöhnliche<br />

Gefühlsregung Jesu in das Geschehen einwebt. Weil Jesus den Mann liebt, heißt<br />

es ausdrücklich, lädt er ihn auf seine Frage nach dem ewigen Leben zu Größerem<br />

und Tieferem ein, als für ihn durch Gesetzestreue allein je zu finden wäre:<br />

»Eines fehlt dir noch«, sagt Jesus, »geh, verkaufe, was du hast, gib das Geld den<br />

Armen und du wirst einen bleibenden Schatz <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel haben; dann komm und<br />

folge mir nach.«<br />

Jesus schaut ihm tief ins Herz. Das ist eine seiner großen Gaben: in den<br />

Menschen zu ent-decken, was in ihnen steckt. Es sind weiß Gott nicht <strong>im</strong>mer nur<br />

positive, dem Leben dienliche Kräfte, die in den meisten von uns am Werke sind.<br />

So ist es auch bei dem Mann, der sich mit so viel äußerer wie innerer Bewegung<br />

zu Jesus aufgemacht hat. Im Blick der Liebe sieht Jesus die große Sehnsucht<br />

dieses Mannes, aber er erkennt auch, dass ihn etwas gefangen n<strong>im</strong>mt und<br />

ausgerechnet von dem fernhält, wonach er sich doch so sehr sehnt: diesen letzten<br />

Einklang mit Gott.<br />

Sein »großes Vermögen« wäre das, wovon er sich lösen müsste, damit der<br />

Brocken wegbricht, der ihn so an sich bindet, und damit sich jener Raum öffnen<br />

kann, wofür er sich schon sein Leben lang so sehr engagiert. Diesen Raum kann<br />

er nicht fre<strong>im</strong>achen und bemerkenswert ist hier auch, dass es ihn selbst sogar<br />

betrübt und traurig werden lässt.<br />

Jesu Ermutigung zu einem Leben, dessen Reichtümer letztlich nicht mit Geld zu<br />

bezahlen sind, ist hier durch und durch persönlich gemeint und benennt damit<br />

2


einen Grundton des ganzen Evangeliums. Dabei geht es nicht um ein Geschäft,<br />

nicht darum, dass ich etwas (schmerzlich) hergeben muss, um von Gott etwas zu<br />

bekommen. Es ist eher wie in der Liebe: Ich muss in meinem Inneren Platz<br />

machen, um den, um die andere wirklich bei mir einlassen zu können. Der Mann,<br />

der Jesu Weg kreuzt, müsste seine reiche Habe loslassen, damit er »mehr«<br />

werden kann, auch wenn er dann weniger »hat«. Das gilt nicht in jedem Fall. Wir<br />

wissen, dass es in der Nachfolge Jesu auch reiche Männer und Frauen gab (und<br />

gibt) - die nicht zu Sklaven dessen geworden sind, was sie besitzen.<br />

Darum definiert das Evangelium auch nicht, was Reichtum ist und wie viel erlaubt<br />

ist, aber das Evangelium warnt mit radikalen Worten vor einem Reichtum, der uns<br />

so gefangen n<strong>im</strong>mt, dass er uns fernhält von jener tiefen Sehnsucht, die diese<br />

Welt weit übersteigt, weil man meint, der Reichtum dieser Welt macht glücklich<br />

genug. Und es gibt genug Kamele, die gekonnt ihre Höcker einziehen, damit sie<br />

durch jedes Nadelöhr passen. Solche Kamele sind paradoxerweise arm dran, denn<br />

der Reichtum dieser Welt ist Reichtum auf Zeit, ewig ist er nicht und nicht selten<br />

zerbricht er vor ihren Augen. Ich wünsche uns allen, so frei zu werden, dass uns<br />

der ewige Reichtum Gottes nicht verloren geht.<br />

Ist es nicht so, was Augustinus erkennt und was irgendwie jeden Menschen treibt:<br />

Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir, mein Gott. Amen.<br />

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