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Fakten zu Österreich und seinen Banken - Jänner 2013

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FAKTEN ZU ÖSTERREICH<br />

UND SEINEN BANKEN<br />

Stabilität <strong>und</strong> Sicherheit. Jänner <strong>2013</strong>


Die halbjährlich erscheinende Publikation „<strong>Fakten</strong> <strong>zu</strong> Österreich <strong>und</strong> <strong>seinen</strong> <strong>Banken</strong>” gibt einen kompakten Überblick<br />

über die real- <strong>und</strong> finanzwirtschaftliche Entwicklung Österreichs <strong>und</strong> stellt diese in den internationalen Kontext.<br />

Die Aktualisierung der Kennzahlenübersicht <strong>zu</strong> Beginn der Publikation erfolgt vierteljährlich.<br />

Medieninhaber <strong>und</strong><br />

Herausgeber<br />

Koordination<br />

Inhaltliche Beiträge<br />

Redaktion<br />

Grafische Gestaltung<br />

Layout <strong>und</strong> Satz<br />

Druck <strong>und</strong> Herstellung<br />

Oesterreichische Nationalbank<br />

Otto-Wagner-Platz 3, 1090 Wien<br />

Postfach 61, 1011 Wien<br />

www.oenb.at<br />

oenb.info@oenb.at<br />

Tel (+43-1) 40420-6666<br />

Fax (+43-1) 40420-6698<br />

Matthias Fuchs<br />

Andreas Greiner, Klaus Vondra<br />

Brigitte Alizadeh-Gruber, Alexander Dallinger, Rita Schwarz<br />

Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit<br />

Walter Grosser, Birgit Vogt<br />

Web- <strong>und</strong> Druck-Service der OeNB<br />

DVR 0031577<br />

© Oesterreichische Nationalbank, <strong>2013</strong>. Alle Rechte vorbehalten.<br />

Reproduktionen für nicht kommerzielle Verwendung, wissenschaftliche Zwecke <strong>und</strong> Lehrtätigkeit<br />

sind unter Nennung der Quelle freigegeben.<br />

REG.NO. AT- 000311<br />

Auf geschlechtergerechte Formulierungen wird verzichtet, an ihrer Stelle verwendete Begriffe gelten<br />

im Sinn der Gleichbehandlung gr<strong>und</strong>sätzlich für beide Geschlechter.<br />

Gedruckt nach der Richtlinie “Druckerzeugnisse” des Österreichischen Umweltzeichens, UW-Nr. 820.


Inhalt<br />

Kennzahlen 4<br />

Überblick 6<br />

1 Österreichs Wirtschaft ist leistungsstark 8<br />

1.1 Wirtschaftswachstum in Österreich höher als im Euroraum 8<br />

1.2 Hohe Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft 12<br />

1.3 Öffentliche Finanzen: Maastricht-Defizit <strong>und</strong> Schuldenstand geringer als im Euroraum-Durchschnitt 16<br />

2 Staatsschuldenkrise als Belastungsfaktor für das österreichische Finanzsystem 21<br />

2.1 Österreichisches <strong>Banken</strong>system manövriert in volatilem Umfeld 21<br />

2.2 Aktivitäten österreichischer <strong>Banken</strong> in Zentral-, Ost- <strong>und</strong> Südosteuropa –<br />

ein langfristig angelegtes Engagement 23<br />

3 Tabellenanhang 27<br />

FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN 3


Kennzahlen<br />

Kennzahlen – Realwirtschaft<br />

(Prognose – OeNB, Juni 2012)<br />

Q3 11 Q4 11 Q1 12 Q2 12 Q3 12 2011 2012 <strong>2013</strong> 2014<br />

Wirtschaftliche Aktivität<br />

in Mrd EUR (gleitende Summen über 4 Quartale)<br />

Bruttoinlandsprodukt, nominell 298,9 301,4 303,5 305,6 307,9 301,4 309,1 315,2 325,4<br />

Veränderung <strong>zu</strong>r Vorperiode in % (real)<br />

Bruttoinlandsprodukt 0,0 0,1 0,3 0,1 0,1 2,7 0,4 0,5 1,7<br />

Privater Konsum 0,1 0,1 0,0 0,1 0,0 0,9 0,3 0,5 1,1<br />

Öffentlicher Konsum 0,4 0,0 0,2 0,4 0,5 0,5 0,8 0,9 1,0<br />

Bruttoanlageinvestitionen 1,1 0,6 0,1 –0,2 –0,1 6,3 1,0 0,8 2,5<br />

Exporte insgesamt 0,3 0,0 0,4 0,6 1,0 7,1 1,8 2,7 5,6<br />

Güterexporte 0,0 –1,4 0,0 0,5 1,1 8,4 0,2 2,6 5,5<br />

Importe insgesamt 0,4 –0,2 0,0 0,3 0,8 7,0 1,7 3,0 5,4<br />

Güterimporte 0,6 –0,6 –0,7 0,1 1,0 7,6 1,2 3,3 5,2<br />

in % des nominellen BIP<br />

Leistungsbilanzsaldo –1,3 1,3 3,8 0,8 1,1 0,6 1,7 1,5 1,9<br />

Preise Veränderung <strong>zu</strong>m Vorjahr in %<br />

Harmonisierter Verbraucherpreisindex –0,1 0,8 0,4 1,1 0,0 3,6 2,5 1,7 1,6<br />

Arbeitnehmerentgelte je Arbeitnehmer 0,4 0,7 0,9 0,9 0,9 1,9 3,1 2,4 2,2<br />

Lohnstückkosten 0,9 0,9 0,9 0,9 0,9 1,0 3,7 2,3 1,1<br />

Produktivität –0,5 –0,2 0,0 0,0 0,0 1,0 –0,7 0,1 1,0<br />

Einkommen <strong>und</strong> Sparen<br />

Real verfügbares Haushaltseinkommen 3,0 –0,4 –1,1 1,1 –1,4 –0,8 0,4 0,3 1,4<br />

in % des nominellen verfügbaren Haushaltseinkommen<br />

Sparquote x x x x x 7,4 7,4 7,3 7,6<br />

Arbeitsmarkt Veränderung <strong>zu</strong>r Vorperiode in %<br />

Unselbstständig Beschäftigte 0,4 0,4 0,4 0,2 0,2 1,8 1,3 0,4 0,7<br />

in % des Arbeitskräfteangebots<br />

Arbeitslosenquote (Eurostat) 3,9 4,2 4,1 4,3 4,5 4,2 4,4 4,7 4,7<br />

Budget<br />

in % des nominellen BIP<br />

Budgetsaldo (Maastricht) x x x x x –2,5 –3,1 –2,3 –1,5<br />

Staatsverschuldung x x x x x 72,4 74,5 75,0 74,6<br />

Private Haushalte <strong>und</strong> Organisationen<br />

ohne Erwerbszweck<br />

in Mrd EUR<br />

Geldvermögen insgesamt (Stand; aktiv) 503,0 505,4 514,7 515,9 519,3 505,4 x x x<br />

Verpflichtungen – Kredite (Stand; passiv) 165,7 166,1 165,9 166,5 167,1 166,1 x x x<br />

davon Fremdwährungskredite 39,6 38,7 38,1 36,9 34,6 38,7 x x x<br />

davon Wohnbaukredite 28,2 27,7 27,3 26,6 25,3 27,7 x x x<br />

Unternehmen<br />

Geldvermögen insgesamt (Stand; aktiv) 444,4 454,6 468,9 468,2 474,1 454,6 x x x<br />

Verpflichtungen insgesamt (Stand; passiv) 696,1 699,8 712,3 710,1 716,3 699,8 x x x<br />

davon Kredite <strong>und</strong> Wertpapiere 313,5 317,2 318,8 325,1 327,0 317,2 x x x<br />

davon Anteilsrechte 341,2 341,6 350,5 342,3 345,2 341,6 x x x<br />

in Mrd EUR (gleitende Summen über 4 Quartale)<br />

Betriebsüberschuss <strong>und</strong><br />

Selbstständigeneinkommen 65,5 65,6 66,4 66,4 66,1 65,6 x x x<br />

Quelle: OeNB, Eurostat, Statistik Austria; 2012 bis 2014: OeNB-Prognose vom Dezember 2012; Budget 2012: BMF.<br />

Anmerkung: Letzte Aktualisierung am 15. Jänner <strong>2013</strong>.<br />

4 FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN


Kennzahlen<br />

Kennzahlen – Finanzwirtschaft<br />

Q3 11 Q4 11 Q1 12 Q2 12 Q3 12 2008 2009 2010 2011<br />

Österreichisches <strong>Banken</strong>system konsolidiert in Mrd EUR<br />

Bilanzsumme 1.164 1.166 1.182 1.189 1.177 1.176 1.140 1.131 1.166<br />

Eigenmittel 87,1 88,1 87,8 87,7 85,5 74,7 80,6 86,2 88,1<br />

Auslandsforderungen CESEE 1 222,4 216,5 213,1 215,5 213,1 199,5 204,2 209,7 216,5<br />

Strukturkennzahlen konsolidiert in %<br />

Eigenmittelquote 13,3 13,6 13,9 13,7 13,5 11,0 12,8 13,2 13,6<br />

Tier 1-Quote 10,1 10,3 10,7 10,6 10,6 7,7 9,3 10,0 10,3<br />

Leverage 17,8 17,2 17,1 17,4 17,0 22,2 19,2 17,1 17,2<br />

Kreditentwicklung <strong>und</strong> -qualität (AT) Veränderung <strong>zu</strong>m Vorjahr in %<br />

Kreditwachstum K<strong>und</strong>en (Nichtbanken) 0,9 2,3 2,1 1,5 1,8 5,5 –0,5 0,5 2,3<br />

Anteile bei Krediten an K<strong>und</strong>en (Nichtbanken) in %<br />

Fremdwährungskreditanteil 17,9 17,4 17,1 16,4 15,3 18,1 18,1 18,3 17,4<br />

Wertberichtigungsquote 3,2 3,2 3,3 3,2 3,2 2,2 2,8 3,2 3,2<br />

Ertragslage<br />

konsolidiert in Mrd EUR<br />

Ergebnis nach Steuern 0,3 0,7 2,1 3,0 4,7 0,6 1,5 4,6 0,7<br />

konsolidiert in %<br />

Gesamtkapitalrentabilität 0,1 0,1 0,7 0,5 0,4 0,1 0,2 0,5 0,1<br />

Aufwand-Ertrag-Relation 68,4 66,4 54,2 59,0 57,7 71,9 52,7 57,9 66,4<br />

Tochterbanken in CESEE<br />

Kredit-Einlagen-Quote 105,1 105,8 104,7 103,8 102,0 117,3 109,3 108,1 105,8<br />

Gesamtkapitalrentabilität 1,0 0,7 1,0 1,0 1,0 1,7 0,7 0,8 0,7<br />

Aufwand-Ertrag-Relation 49,7 50,1 49,8 50,6 50,7 49,4 46,8 49,7 50,1<br />

Wertberichtigungsquote 7,1 7,3 7,3 7,8 7,9 2,9 5,2 6,5 7,3<br />

Quelle: OeNB.<br />

Anmerkung: Letzte Aktualisierung am 15. Jänner <strong>2013</strong>.<br />

1<br />

Forderungen der mehrheitlich in österreichischen Besitz befindlichen <strong>Banken</strong>.<br />

Scoreboard der Macroeconomic Imbalance Procedure<br />

Indikator Schwellenwert Ausprägung Österreich Überschreitung<br />

Österreich<br />

3-Jahres-Durchschnitt des Leistungsbilanzsaldos in % des BIP +6/–4 2,2 Nein<br />

Nettoauslandsvermögensposition in % des BIP –35 –2,3 Nein<br />

Prozentuelle Veränderung (3 Jahre) des real effektiven Wechselkurses<br />

+/–5 (Euroraum;) +/–11<br />

(Nicht–Euroraum)<br />

–1,0 Nein<br />

Prozentuelle Veränderung (5 Jahre) der Exportmarktanteile –6 –12,7 Ja<br />

Prozentuelle Veränderung (3 Jahre) der nominellen Lohnstückkosten<br />

+9 (Euroraum)<br />

+12 (Nicht–Euroraum)<br />

5,9 Nein<br />

Prozentuelle Veränderung gegenüber dem Vorjahr<br />

der deflationierten Immobilienpreise 6 –8,0 Nein<br />

Kreditaufnahmen des privaten Sektors in % des BIP 15 4,1 Nein<br />

Verschuldung des privaten Sektors in % des BIP 160 161 Ja<br />

Staatsverschuldung in % des BIP 60 72 Ja<br />

3-Jahres-Durchschnitt der Arbeitslosenrate 10 4,4 Nein<br />

Jährliche Veränderung der unkonsolidierten Verpflichtungen<br />

des Finanzsektors 16,5 –0,3 Nein<br />

Quelle: Europäische Kommission.<br />

Anmerkung: Für weiterführende Informationen siehe auch http://ec.europa.eu/economy_finance/economic_governance/documents/alert_mechanism_report_<strong>2013</strong>_en.pdf<br />

Letzte Aktualisierung am 15. Jänner <strong>2013</strong>.<br />

Erläuterung: Der jährliche Alert Mechanism Report (AMR) dient der frühzeitigen Erkennung <strong>und</strong> Behebung makroökonomischer Ungleichgewichte in der EU (Macroeconomic Imbalance<br />

Procedure – MIP). Im Rahmen eines aus elf ausgewählten makroökonomischen Indikatoren bestehenden „Scoreboard“ werden Schwellenwerte festgelegt, deren Überbzw.<br />

Unterschreitung eine tiefgehende qualitative Analyse der betroffenen Volkswirtschaft <strong>zu</strong>r Folge hat <strong>und</strong> in entsprechende wirtschaftspolitische Empfehlungen der Europäischen<br />

Kommission mündet. Drei Indikatoren werden mittels der Außenwirtschaftsstatistik der OeNB erhoben: der Leistungsbilanzsaldo, die Nettovermögensposition<br />

(jeweils in % des BIP) sowie die Entwicklung der Exporte von Gütern <strong>und</strong> Dienstleistungen im Verhältnis <strong>zu</strong> den weltweiten Exporten. Drei weitere Indikatoren werden auf<br />

Basis der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung der OeNB ermittelt: die Kreditflüsse <strong>und</strong> der Schuldenstand des privaten Sektors sowie die Verpflichtungen des<br />

Finanzsektors. Die übrigen Indikatoren beleuchten neben der öffentlichen Verschuldung realwirtschaftliche Aspekte wie die Entwicklung von Wechselkursen, Lohnstückkosten,<br />

Immobilienpreisen <strong>und</strong> Arbeitslosigkeit. Trotz Überschreitung von drei Schwellenwerten wurden für Österreich im AMR keine Ungleichgewichte festgestellt.<br />

FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN 5


Überblick<br />

Österreichs Wirtschaft ist leistungsstark<br />

• Österreich weist gegenüber dem Euroraum einen Wachstumsvorsprung <strong>und</strong> ein höheres<br />

Wohlstandsniveau auf.<br />

• Österreichs Wirtschaft ist breit diversifiziert <strong>und</strong> verfügt über eine sektoral ausgewogene<br />

Wirtschaftsstruktur.<br />

• Die Innovationskraft Österreichs, die für die künftige wirtschaftliche Entwicklung eine<br />

zentrale Rolle spielt, übertrifft laut European Innovation Scoreboard den EU-Durchschnitt.<br />

• Angesichts der niedrigen Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> der geringen Streikhäufigkeit hält Österreich<br />

hinsichtlich sozialer Stabilität eine gute Position.<br />

• Seit der Euro-Einführung liegt die Inflationsrate mit durchschnittlich 1,9 % unter jener des<br />

Euroraums (2,1 %).<br />

• Auf dem österreichischen Immobilienmarkt kam es im Unterschied <strong>zu</strong> anderen Ländern in<br />

den letzten Jahren <strong>zu</strong> keiner Überhit<strong>zu</strong>ng. Daher leiden weder die privaten Haushalte noch<br />

die <strong>Banken</strong> an den Folgen einer Immobilienblase.<br />

• Österreich weist eine hohe Sparquote auf (2011: 7,5 %): Das Finanzvermögen der privaten<br />

Haushalte beläuft sich auf 468,7 Mrd EUR (Haushaltssektor: 505,4 Mrd EUR) bzw. 156 %<br />

des BIP.<br />

• Die Verschuldung der privaten Haushalte (2012 Q1: 94,9 % relativ <strong>zu</strong>m Nettoeinkommen)<br />

<strong>und</strong> Unternehmen (266,6 % des Bruttobetriebsüberschusses bzw. 106,9 % des BIP) fällt im<br />

Vergleich <strong>zu</strong>m Euroraum gering aus.<br />

• Die moderate Lohnstückkostenentwicklung der letzten Jahre sichert die Wettbewerbsfähigkeit<br />

Österreichs nachhaltig. Die Produktivität sowohl pro Erwerbstätigen als auch pro<br />

St<strong>und</strong>e entwickelte sich besser als im Euroraum-Durchschnitt.<br />

• Der österreichische Außenhandel mit Waren ist sowohl regional als auch nach Gütergruppen<br />

stark diversifiziert. Im Jahr 2011 wurden 53 % der Warenexporte im Euroraum<br />

abgewickelt <strong>und</strong> waren somit frei von Wechselkursschwankungen. Fast ein Drittel der<br />

Exporte ging 2011 nach Deutschland.<br />

• Die seit dem Jahr 2002 jährlich erwirtschafteten Leistungsbilanzüberschüsse (2011: 0,6 %<br />

des BIP, Quelle: OeNB) bestätigen Österreichs internationale Wettbewerbsfähigkeit.<br />

• Die Nettoverschuldung Österreichs lag im Jahr 2011 bei 2,3 % des BIP nach 18,2 % im Jahr<br />

2007. In der EU-27 lag die Nettoverschuldung 2011 bei 10,3 % (Euroraum-17: 9,3 %) des<br />

BIP.<br />

• Die Staatsverschuldung Österreichs stieg im Jahr 2011, lag jedoch mit 72,4 % unter dem<br />

Euroraum-Durchschnitt.<br />

• Aufgr<strong>und</strong> der kräftigen konjunkturellen Erholung, der guten Beschäftigungsentwicklung<br />

<strong>und</strong> Steuererhöhungen sowie der verhältnismäßig guten strukturellen Ausgangssituation lag<br />

der Budgetsaldo bei –2,5 % des BIP <strong>und</strong> somit unter der Maastricht-Grenze von 3 %.<br />

• Die Zinsausgaben liegen infolge einer relativ geringen Bruttoverschuldung unterhalb des<br />

Euroraum-Durchschnitts. Aufgr<strong>und</strong> der umfangreichen finanziellen Vermögenswerte des<br />

Staates liegen die Einkünfte aus Vermögenseinkommen über dem Euroraum-Durchschnitt.<br />

6 FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN


Überblick<br />

Die österreichischen <strong>Banken</strong> – Herausforderungen durch die Krise<br />

• Getrieben durch Sondereffekte verbesserte sich die Profitabilität des österreichischen<br />

<strong>Banken</strong>systems im ersten Halbjahr 2012 leicht. Ein sonst schwaches operatives Geschäft<br />

verdeutlicht allerdings das aufgr<strong>und</strong> der Staatsschuldenproblematik anhaltend schwierige<br />

Umfeld.<br />

• Die Eigenmittelsituation der heimischen Kreditinstitute hat sich weiter verbessert, liegt<br />

aber weiterhin unter dem internationalen Durchschnitt. Die per Juni 2012 von der Europäischen<br />

<strong>Banken</strong>aufsichtsbehörde (EBA) geforderten Eigenmittel-Mindestsätze wurden<br />

von den österreichischen <strong>Banken</strong> jedoch bereits mehr als erfüllt.<br />

• Die Liquiditätssituation der österreichischen <strong>Banken</strong> verbesserte sich im ersten Halbjahr<br />

2012 leicht.<br />

• Das CESEE 1 -Exposure der mehrheitlich in österreichischem Besitz befindlichen <strong>Banken</strong> lag<br />

Mitte 2012 bei r<strong>und</strong> 215,5 Mrd EUR <strong>und</strong> blieb damit weiterhin vergleichsweise hoch.<br />

Allerdings ist es über die gesamte Region breit diversifiziert.<br />

• Die im Vergleich <strong>zu</strong>m Inlandsgeschäft höhere Profitabilität der CESEE-Tochterbanken geht<br />

auch mit höheren Risiken einher, was sich vor allem in hohen Wertberichtigungsquoten<br />

niederschlägt. Dessen ungeachtet bleibt das CESEE-Engagement ein wichtiger Ertragstreiber<br />

für das österreichische <strong>Banken</strong>system.<br />

• Die Neuvergabe von Fremdwährungskrediten im Inland wurde stark reduziert; auch in<br />

CESEE fällt das Neuengagement geringer aus. Dennoch verzeichnen die österreichischen<br />

<strong>Banken</strong> in den Büchern einen anhaltend hohen Bestand.<br />

• Die OeNB präsentierte gemeinsam mit der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA) im<br />

März 2012 eine aufsichtliche Leitlinie <strong>zu</strong>r Stärkung der Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle<br />

international aktiver österreichischer Großbanken. Ziel ist es, die Eigenkapitalbasis<br />

dieser <strong>Banken</strong>gruppen <strong>zu</strong> erhöhen <strong>und</strong> die Refinanzierungsstruktur exponierter Tochterbanken<br />

ausgewogener <strong>zu</strong> gestalten. Zudem soll sichergestellt werden, dass die <strong>Banken</strong><br />

künftig über adäquate Sanierungs- <strong>und</strong> Abwicklungspläne verfügen.<br />

• Langfristig birgt die CESEE-Region das höchste Wachstumspotenzial in Europa. Während<br />

die Wachstumsdifferenz in den Krisenjahren 2009 <strong>und</strong> 2010 auf knapp unter einen Prozentpunkt<br />

gesunken ist, lag sie bereits 2011 wieder bei beinahe zwischen einem (<strong>zu</strong>r EU)<br />

<strong>und</strong> zwei Prozentpunkten (<strong>zu</strong>m Euroraum). Diese Wachstumsdifferenz wird laut aktueller<br />

IWF Prognose bis 2017 bestehen bleiben.<br />

1<br />

Der Begriff CESEE (Central, Eastern and Southeastern Europe) umfasst hier die der EU in den Jahren 2004 <strong>und</strong> 2007<br />

beigetretenen zentral-, ost- <strong>und</strong> südosteuropäischen Staaten sowie nicht <strong>zu</strong>r EU gehörende Staaten Südosteuropas <strong>und</strong><br />

die Mitglieder der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten.<br />

FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN 7


1 Österreichs Wirtschaft ist leistungsstark<br />

1.1 Wirtschaftswachstum in Österreich höher als im Euroraum<br />

Höheres Wachstum <strong>und</strong> mehr Wohlstand in Österreich<br />

Österreich erzielt seit dem Jahr 2002 jährlich ein höheres reales BIP-Wachstum<br />

als der Euroraum. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsdifferenz betrug<br />

0,6 Prozentpunkte. Auf Basis der aktuellen Prognosen ist auch weiterhin mit<br />

einem Wachstumsvorsprung <strong>zu</strong> rechnen. Gemessen am BIP pro Kopf in kraftstandards weist Österreich auch ein höheres Wohlstandsniveau aus. Im<br />

Kauf-<br />

Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre lag die Differenz bei 16 %.<br />

Grafik 1<br />

Wachstumsdifferenz Österreich versus Euroraum<br />

reales BIP: Veränderung <strong>zu</strong>m Vorjahr in %; Wachstumsdifferenz in Prozentpunkten<br />

4<br />

Wohlstandsdifferenz Österreich versus Euroraum<br />

reales BIP pro Kopf in Kaufkraftstandards; Euroraum = 100<br />

120<br />

3<br />

119<br />

118,7<br />

2<br />

1<br />

0<br />

–1<br />

–1,1<br />

0,8 0,2<br />

0,4<br />

0,7<br />

1,0<br />

0,7<br />

0,5 0,6 0,1<br />

1,3 1,3<br />

0,9<br />

0,8<br />

118<br />

117<br />

116<br />

115<br />

114<br />

114,5<br />

116,2<br />

117,4<br />

115,1 115,5 113,6<br />

114,3<br />

115,3<br />

116,2<br />

–2<br />

–3<br />

–4<br />

113<br />

112<br />

111<br />

110<br />

112,7<br />

–5<br />

109<br />

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong> 2014<br />

2001<br />

Wachstumsdifferenz Euroraum Österreich<br />

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />

Quelle: Eurostat, OeNB, IWF.<br />

Anmerkung: 2012 bis 2014: IWF – WEO vom Oktober 2012.<br />

Wirtschaftsstruktur in Österreich sektoral ausgewogen<br />

Die österreichische Volkswirtschaft baut auf einer sektoral sehr ausgewogenen<br />

Wirtschaftsstruktur auf. Zusammengefasst trägt der Bereich der nicht öffentlich<br />

bereitgestellten Dienstleistungen mit einem Anteil von r<strong>und</strong> 30 % am stärksten<br />

<strong>zu</strong>r Bruttowertschöpfung bei. Mit jeweils knapp über 20 % folgen die Bereiche<br />

Handel, Verkehr, Beherbergung <strong>und</strong> Gastronomie sowie der Bereich Bergbau,<br />

Herstellung von Waren, Energie, Wasser. Österreich weist eine hohe Branchenvielfalt<br />

innerhalb der Sachgütererzeugung aus. Der Bausektor kommt auf einen<br />

international vergleichsweise geringen Wertschöpfungsbeitrag von knapp 7 %.<br />

8 FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN


Österreichs Wirtschaft ist leistungsstark<br />

Grafik 2<br />

Grafik 3<br />

Bruttowertschöpfung 2011 in Österreich<br />

in % der gesamten Bruttowertschöpfung, nominell<br />

Innovationsprofil Österreichs deutlich besser<br />

als EU-Durchschnitt<br />

17,3<br />

8,8<br />

9,6<br />

5,1<br />

3,0<br />

2,8 1,6 22,5<br />

22,4<br />

6,8<br />

Gemeinschaftsgeschmacksmuster<br />

(Community Designs)<br />

pro Milliarde BIP <strong>zu</strong><br />

Kaufkraftparitäten<br />

Bildungsstand<br />

der Jugendlichen<br />

Unternehmensausgaben für Forschung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung in % des BIP<br />

2,0<br />

1,6<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

0,0<br />

Export von Erzeugnissen mit hohem<br />

bzw. mittlerem Technologieniveau<br />

in % des Warenexports<br />

KMUs mit internen<br />

Innovationen in %<br />

der KMUs<br />

Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft, Fischerei<br />

Bergbau, Herstellung von Waren, Energie, Wasser<br />

Bau<br />

Handel, Verkehr, Beherbergung <strong>und</strong> Gastronomie<br />

Information <strong>und</strong> Kommunikation<br />

Finanz- <strong>und</strong> Versicherungsdienstleistungen<br />

Gr<strong>und</strong>stücks- <strong>und</strong> Wohnungswesen<br />

Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen<br />

Öffentliche Verwaltung, Erziehung, Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialwesen<br />

Sonstige Dienstleistungen<br />

Quelle: Statistik Austria.<br />

Gemeinschaftsmarken<br />

(Community Trade Marks)<br />

pro Milliarde BIP <strong>zu</strong><br />

Kaufkraftparitäten<br />

International angemeldete Patente<br />

nach dem Patent<strong>zu</strong>sammenarbeitsvertrag (PCT)<br />

pro Milliarde BIP <strong>zu</strong> Kaufkraftparitäten<br />

AT versus EU<br />

Quelle: Eurostat.<br />

EU-Durchschnitt<br />

Innovative KMUs,<br />

die mit anderen<br />

kooperieren in % der KMUs<br />

Publikationskooperationen zwischen<br />

privaten <strong>und</strong> öffentlichen<br />

Einrichtungen pro Million Einwohner<br />

Positive Innovationskennzahlen für künftiges Wachstum<br />

Ein guter Indikator <strong>zu</strong>r Abschät<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>künftiger Wachstumsaussichten ist die<br />

Innovations-, Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungstätigkeit eines Landes. Der European<br />

Innovation Scoreboard vergleicht europaweit eine Vielzahl entsprechender ziffern. Österreich hat im Länder-Ranking in den vergangenen Jahren gut abge-<br />

Kennschnitten;<br />

die wichtigsten Indikatoren liegen über dem EU-Durchschnitt.<br />

FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN 9


Österreichs Wirtschaft ist leistungsstark<br />

Niedrigste Arbeitslosenquote innerhalb der EU<br />

Mit hoher Beschäftigung <strong>und</strong> niedriger Arbeitslosigkeit liegt der österreichische<br />

Arbeitsmarkt seit einigen Jahren europaweit im Spitzenfeld. Die quote gehört in der EU <strong>zu</strong> den niedrigsten (seit dem Sommer 2011 weist Öster-<br />

Arbeitslosenreich<br />

den geringsten Wert in der EU aus). Der österreichische Arbeitsmarkt<br />

erwies sich bis <strong>zu</strong>letzt als krisenfest, was auf diverse arbeitspolitische Maßnahmen<br />

<strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen ist. Die anhaltende europäische Schuldenkrise <strong>und</strong> die damit<br />

verb<strong>und</strong>ene mäßige Konjunktur führen jedoch seit Mitte 2012 wieder <strong>zu</strong> einem<br />

Ansteigen der Arbeitslosenquote, auch in Österreich. Der schwache Beschäftigungs-<br />

rückgang im Krisenjahr 2009, die Rückkehr <strong>zu</strong> einem positiven Beschäftigungswachstum<br />

bereits im Jahr 2010 <strong>und</strong> die überdurchschnittliche Entwicklung der<br />

Jahre 2011 <strong>und</strong> Anfang 2012 sind im Euroraum-Vergleich auffallend positiv.<br />

Abgesehen von den klassischen Arbeitsmarktindikatoren liegt Österreich auch<br />

bei alternativen Indikatoren, etwa <strong>zu</strong>r Messung der sozialen Stabilität (z. B. die<br />

Häufigkeit von Streiks), weltweit im Spitzenfeld.<br />

Arbeitslosenquoten im Vergleich<br />

Arbeitslosenquote in %<br />

28<br />

24<br />

20<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

Grafik 4<br />

0<br />

AT NL LU DE MT CZ BE RO SE DK FI CY UK SI IT EU FR PL ER HU BG EE PT SK IE LT LV EL ES JP US<br />

2011 Aug. 2012<br />

Quelle: Eurostat.<br />

Inflationsentwicklung mittelfristig im Einklang mit Preisstabilitätsziel<br />

Österreich kann auf ein Jahrzehnt stabiler Preisentwicklung <strong>zu</strong>rückblicken. Von<br />

der Einführung des Euro 1999 bis <strong>zu</strong>m Jahr 2011 lag die Inflationsrate bei durchschnittlich<br />

1,89 % <strong>und</strong> damit unterhalb der Euroraum-Inflation von 2,04 %. In<br />

den zehn Jahren vor der Euroeinführung (1988–1998) lag die durchschnittliche<br />

Preissteigerung bei 2,2 %. Im Jahr 2011 war Österreich, wie auch der Euroraum,<br />

von einem extern bedingten Preisanstieg (bei Energie- <strong>und</strong> Nahrungs mittelpreisen)<br />

betroffen. Seit Jahresende sinkt die Inflation jedoch wieder markant <strong>und</strong> wird<br />

mittelfristig das Preisstabilitätsziel von knapp unter 2 % erreichen.<br />

10 FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN


Österreichs Wirtschaft ist leistungsstark<br />

Grafik 5<br />

HVPI-Inflationsrate im Vergleich<br />

Veränderung gegenüber Vorjahr in %<br />

10<br />

8<br />

17,1<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

–2<br />

DE<br />

SE FR FI AT EA DK UK EU BE NL IT CZ IE MT CY LU PT ES LT EL PL EE SI LV SK BG HU RO US JP<br />

1999–2011 Sep. 2012<br />

Quelle: Eurostat, SBJ, BLS.<br />

Anmerkung: USA <strong>und</strong> Japan: VPI. UK, USA <strong>und</strong> Japan: August 2012.<br />

Moderate Preise auf dem österreichischen Immobilienmarkt<br />

– keine Überhit<strong>zu</strong>ng<br />

Die Immobilienpreise Österreichs sind im Zeitraum von 2004 bis 2010 im Euroraum-<br />

<strong>und</strong> EU-Durchschnitt moderat gestiegen (vergleichbare Daten auf EU-<br />

Ebene sind erst ab 2004 verfügbar). Innerhalb der gesamteuropäischen Immobilienpreisentwicklung<br />

waren in einigen Ländern extreme Preisanstiege <strong>zu</strong> beobachten.<br />

Zusätzlich kam es in den vergangenen Jahren in Ländern wie Spanien, Irland oder<br />

Zypern <strong>zu</strong>m Aufbau <strong>und</strong> letztlich auch <strong>zu</strong>m Platzen von Immobilienpreisblasen,<br />

die in Grafik 6 (über den gesamten Zeitraum von 2004 bis 2011) nicht erkennbar<br />

sind. Auf Basis der Preisentwicklung der letzten Jahre gibt es derzeit für Österreich<br />

keine Anzeichen für eine Überhit<strong>zu</strong>ng oder eine Entwicklung, die die Finanz-<br />

marktstabilität gefährden könnte.<br />

Entwicklung der realen Immobilienpreise in der EU im Zeitraum 2004 bis 2011 1 Grafik 6<br />

Veränderung gegenüber 2004 in %<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

–20<br />

–40<br />

IE HU GB MT ES NL EE PT DE DK EA EU IT GR BG CY AT FI LV FR CZ SK SE BE LT SI RO LU PL<br />

Quelle: EZB.<br />

1<br />

CZ, PL <strong>und</strong> RO 2004–2010, SK 2005–2011, CY 2006–2011, GR 2004–2009.<br />

FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN 11


Österreichs Wirtschaft ist leistungsstark<br />

Hohe Sparquote, großes Finanzvermögen, moderate <strong>und</strong> stabile<br />

Verschuldung der privaten Haushalte <strong>und</strong> Unternehmen<br />

Im Jahr 2011 flossen r<strong>und</strong> 7,5 % des verfügbaren Nettoeinkommens des Haushaltssektors<br />

in die Ersparnisbildung. Damit liegt die österreichische Sparquote im<br />

europäischen Vergleich über dem Durchschnitt. Per Jahresultimo 2011 hatten die<br />

privaten Haushalte Geldvermögen im Ausmaß von r<strong>und</strong> 468,7 Mrd EUR (r<strong>und</strong><br />

156 % des BIP) aufgebaut. Die privaten Haushalte sind somit wichtige Kapitalgeber<br />

für die anderen volkswirtschaftlichen Sektoren.<br />

Die österreichischen Haushalte sind weniger verschuldet als jene des Euroraums.<br />

Gemessen am verfügbaren Nettoeinkommen war der österreichische<br />

Haushaltssektor im ersten Quartal 2012 im Ausmaß von 94,9 % verschuldet.<br />

Dieser Wert liegt 9,9 Prozentpunkte unter dem Euroraum-Durchschnitt. Die<br />

Unternehmensverschuldung lag in Österreich im ersten Quartal 2012 mit<br />

266,6 % des Bruttobetriebsüberschusses bzw. 106,9 % des BIP über dem Euroraum-Durchschnitt<br />

(255,8 % bzw. 100,2 % – jeweils für das erste Quartal 2012).<br />

Verschuldung der privaten Haushalte Verschuldung des Unternehmenssektors 1 Grafik 7<br />

in % in %<br />

110<br />

70 280<br />

115<br />

105<br />

65<br />

260<br />

109<br />

100<br />

60<br />

240<br />

220<br />

103<br />

97<br />

95<br />

55<br />

200<br />

91<br />

90<br />

50 180<br />

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

AT: in % des verfügbaren Nettoeinkommens (linke Achse)<br />

ER: in % des verfügbaren Nettoeinkommens (linke Achse)<br />

AT: in % des BIP (rechte Achse) ER: in % des BIP (rechte Achse)<br />

Quelle: EZB, OeNB.<br />

1<br />

Kurzfristige <strong>und</strong> langfristige Kredite, Geld- <strong>und</strong> Kapitalmarktpapiere.<br />

2<br />

Inklusive Einkommen aus Selbstständigkeit.<br />

AT: in % des Bruttobetriebsüberschusses 2 (linke Achse)<br />

ER: in % des Bruttobetriebsüberschusses 2 (linke Achse)<br />

AT: in % des BIP (rechte Achse) ER: in % des BIP (rechte Achse)<br />

85<br />

1.2 Hohe Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft<br />

Günstige Lohnstückkostenentwicklung<br />

Die Entwicklung der Lohnstückkosten – eine der entscheidenden Größen <strong>zu</strong>m<br />

Vergleich der preislichen Wettbewerbsfähigkeit – war über die letzten zehn Jahre in<br />

Österreich günstiger als im Euroraum-Durchschnitt. Gleiches gilt für die Produk-<br />

tivität pro Erwerbstätigen <strong>und</strong> pro geleistete Arbeitsst<strong>und</strong>e. Die Beschäftigung<br />

stieg im Euroraum in den Jahren 2001/02 stärker als in Österreich, danach<br />

entwickelte sie sich annähernd parallel <strong>und</strong> im Jahr 2008 lag Österreich wieder im<br />

Euroraum-Durchschnitt. Im Jahr 2009 sank die Beschäftigung in Österreich<br />

weniger stark als im Euroraum <strong>und</strong> im Gegensatz <strong>zu</strong>m Euroraum verzeichnete<br />

Österreich 2010/11 wieder ein Beschäftigungswachstum.<br />

12 FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN


Österreichs Wirtschaft ist leistungsstark<br />

Grafik 8<br />

Entwicklung der Wettbewerbssituation<br />

Reale Lohnstückkosten<br />

2000=100<br />

102<br />

100<br />

98<br />

96<br />

94<br />

Produktivität pro Erwerbstätigen<br />

2000=100<br />

110<br />

108<br />

106<br />

104<br />

102<br />

100<br />

92<br />

98<br />

2000 2002 2004 2006 2008 2010 2000 2002 2004 2006 2008 2010<br />

Beschäftigung<br />

2000=100<br />

112<br />

110<br />

108<br />

106<br />

104<br />

102<br />

Produktivität pro St<strong>und</strong>e<br />

2000=100<br />

120<br />

116<br />

112<br />

108<br />

104<br />

100<br />

100<br />

2000 2002 2004 2006 2008 2010 2000 2002 2004 2006 2008 2010<br />

Euroraum Österreich<br />

Quelle: Eurostat.<br />

Regional ausgewogene Exportstruktur, geringes Währungsrisiko<br />

Im Jahr 2011 gingen knapp 53 % der heimischen Warenexporte in den Euroraum<br />

<strong>und</strong> waren daher unbeeinflusst von Wechselkursveränderungen des Euro. Für<br />

österreichische Exporteure ist Deutschland mit einem Anteil an den Gesamtgüterexporten<br />

von r<strong>und</strong> 31 % nach wie vor die mit Abstand wichtigste Exportdestination.<br />

Es folgen Italien, die Schweiz, die USA <strong>und</strong> Frankreich. Seit Mitte der<br />

1990er-Jahre (1995: 63 %) ging der Anteil der Exporte, die in den Euroraum<br />

geliefert werden, konstant <strong>zu</strong>rück. Gleichzeitig wuchs der Anteil der Warenexporte<br />

nach Zentral-, Ost- <strong>und</strong> Südosteuropa (1995: 14 %; 2011: 22 %). Ebenso<br />

nahmen die Exporte in die dynamischen Volkswirtschaften Asiens – China, Indien,<br />

Korea – <strong>zu</strong>. Als positiv erweist sich die Branchenvielfalt im österreichischen<br />

Außenhandel. Der Schwerpunkt liegt bei Maschinenbauerzeugnissen <strong>und</strong> Fahr<br />

-<br />

zeugen, ein wesentlicher Teil der Exporte stammt aus den Bereichen Bearbeitete<br />

Waren, Chemische Erzeugnisse <strong>und</strong> Waren <strong>und</strong> Warenverkehrsvorgänge, die gemeinsam<br />

auf r<strong>und</strong> 50 % der Exporte kommen.<br />

FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN 13


Österreichs Wirtschaft ist leistungsstark<br />

Grafik 9<br />

Österreichische Güterexporte nach Regionen<br />

in % der gesamten nominellen Güterexporte<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

1980 1985<br />

1990 1995 2000 2005 2010<br />

13,8<br />

1,5<br />

14,0<br />

32,2<br />

8,4<br />

2,6<br />

14,2<br />

38,4<br />

10,3<br />

4,2<br />

21,3<br />

31,5<br />

17,8<br />

2,2<br />

11,0<br />

7,5<br />

18,7<br />

3,0<br />

5,8<br />

8,8<br />

15,2<br />

7,8<br />

5,2<br />

4,5<br />

Deutschland Italien Schweiz USA<br />

EU-12 CESEE-Länder Asien Rest der Welt<br />

Quelle: Statistik Austria.<br />

Anmerkungen: Asien: CN, JP, KR;<br />

EU-12: BE, DK, FI, FR, GR, IE, LU, NL, PT, ES, SE, UK;<br />

CESEE-Länder: BG, EE, LV, LT, PL, RO, SK, SI, CZ, HU, AL, BA, HR, ME, RS, BY, MD, RU, UA.<br />

Leistungsbilanzüberschüsse als Ausdruck internationaler<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

Österreich erwirtschaftet seit 2002 jährliche Leistungsbilanzüberschüsse, d. h. es<br />

werden mehr Güter <strong>und</strong> Dienstleistungen exportiert als importiert. Zuletzt<br />

verzeichnete Österreich Überschüsse im Ausmaß von 0,6 % des BIP (Quelle:<br />

OeNB, 2012), während der Euroraum 0,2 % <strong>und</strong> die Europäische Union ±0,0 %<br />

aufwiesen. Den aktuellen Prognosen <strong>zu</strong>folge wird Österreich künftig weiterhin<br />

Leistungsbilanzüberschüsse ausweisen.<br />

Leistungsbilanzsalden<br />

in % des BIP<br />

20<br />

10<br />

0<br />

–10<br />

–20<br />

Grafik 10<br />

–30<br />

GR CY PT PL RO ES CZ MT IT FR UK LT LV FI SI EU-27 IE SK EA-17 AT EE HU BG BE DE DK LU SE NL US JP<br />

2007 <strong>2013</strong><br />

Quelle: EZB (Statistical Data Warehouse – SDW), OeNB, Eurostat.<br />

Anmerkung: Die Grafik basiert auf AMECO-Daten in der SDW; Daten für Österreich können davon abweichen, sofern rezentere Leistungsbilanzdaten (bereitgestellt von der OeNB) bereits<br />

vorliegen.<br />

14 FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN


Österreichs Wirtschaft ist leistungsstark<br />

Österreichs Nettoverschuldung im Ausland rückläufig<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Leistungsbilanzüberschüsse konnte Österreich seine negative internationale<br />

Vermögensposition (Nettoverschuldung im Ausland) in den letzten<br />

Jahren sukzessive verbessern. Im Jahr 2011 lag die internationale Nettoverschuldung<br />

Österreichs bei 2,3 % des BIP, nach 18,2 % im Jahr 2007. Die Nettoverschuldung<br />

der EU-27 lag 2011 bei 10,3 %, jene des Euroraums bei 9,3 %.<br />

Nettovermögensposition<br />

in % des BIP<br />

150<br />

125<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

–25<br />

–50<br />

–75<br />

–100<br />

Grafik 11<br />

–125<br />

PT<br />

IE HU ES GR BG LV CY SK RO PL EE LT CZ SI IT UK FR EU-27 EA-17 SE AT MT FI DK DE NL LU BE<br />

2007 2011<br />

Quelle: Eurostat, EZB (SDW).<br />

Anmerkung: Daten für Slowakei <strong>und</strong> somit EU-27 <strong>und</strong> ER-17 von 2008.<br />

FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN 15


Österreichs Wirtschaft ist leistungsstark<br />

1.3 Öffentliche Finanzen: Maastricht-Defizit <strong>und</strong> Schuldenstand<br />

geringer als im Euroraum-Durchschnitt<br />

Wie in allen Ländern Europas stieg während der Finanz- <strong>und</strong> Wirtschaftskrise<br />

auch in Österreich die Neuverschuldung. Aufgr<strong>und</strong> der kräftigen konjunkturellen<br />

Erholung, der guten Beschäftigungsentwicklung <strong>und</strong> Steuererhöhungen sowie der<br />

verhältnismäßig guten strukturellen Ausgangssituation lag die Neuverschuldung<br />

2011 mit –2,5 % wieder unter der Maastricht-Grenze von 3 % des BIP (Grafik 12).<br />

Grafik 12<br />

Budgetsalden der EU-Mitgliedstaaten 2011<br />

Euroraum<br />

in % des BIP<br />

Nicht-Euroraum<br />

in % des BIP<br />

Estland<br />

Finnland<br />

Luxemburg<br />

Deutschland<br />

Österreich<br />

Malta<br />

Belgien<br />

Italien<br />

Euroraum-17<br />

Portugal<br />

Niederlande<br />

Slowakei<br />

Frankreich<br />

Zypern<br />

Slowenien<br />

Spanien<br />

Griechenland<br />

Irland<br />

1,0<br />

–0,5<br />

–0,6<br />

–1,0<br />

–2,5<br />

–2,7<br />

–3,7<br />

–3,9<br />

–4,1<br />

–4,2<br />

–4,7<br />

–4,8<br />

–5,2<br />

–6,3<br />

–6,4<br />

–8,5<br />

–9,1<br />

–13,1<br />

Ungarn<br />

Schweden<br />

Dänemark<br />

Bulgarien<br />

Tschechische Rep.<br />

Lettland<br />

EU-27<br />

Polen<br />

Rumänien<br />

Litauen<br />

Vereinigtes Königreich<br />

4,3<br />

0,3<br />

–1,8<br />

–2,1<br />

–3,1<br />

–3,5<br />

–4,5<br />

–5,1<br />

–5,2<br />

–5,5<br />

–8,3<br />

2 0 –2 –4 –6 –8 –10 –12<br />

6 4 2 0 –2 –4 –6 –8 –10 –12<br />

Quelle: Eurostat, Statistik Austria (Daten für Österreich).<br />

In den Jahren von 2001 bis 2007 konnte Österreich die gesamtstaatliche Schuldenquote<br />

laut Maastricht um knapp 7 Prozentpunkte auf knapp über 60 % des BIP<br />

senken. Sie blieb damit unter dem Euroraum-Durchschnitt <strong>und</strong> verschaffte Österreich<br />

den notwendigen Spielraum <strong>zu</strong>r Bekämpfung der Rezession. Zum Jahresende<br />

2011 stieg die Schuldenquote krisenbedingt allerdings wieder auf 72,4 %.<br />

16 FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN


Österreichs Wirtschaft ist leistungsstark<br />

Grafik 13<br />

Öffentliche Verschuldung der EU-Mitgliedstaaten 2011<br />

Euroraum<br />

in % des BIP<br />

Estland<br />

Luxemburg<br />

Slowakei<br />

Slowenien<br />

Finnland<br />

Niederlande<br />

Spanien<br />

Zypern<br />

Malta<br />

Österreich<br />

Deutschland<br />

Frankreich<br />

Euroraum-17<br />

Belgien<br />

Portugal<br />

Irland<br />

Italien<br />

Griechenland<br />

165,3<br />

120,1<br />

107,8<br />

108,2<br />

98,0<br />

81,2<br />

85,8<br />

87,2<br />

Quelle: Eurostat, Statistik Austria (Daten für Österreich).<br />

65,2<br />

68,5<br />

71,6<br />

72,0<br />

72,4<br />

43,3<br />

47,6<br />

48,6<br />

18,2<br />

6,0<br />

Nicht-Euroraum<br />

in % des BIP<br />

Bulgarien<br />

Rumänien<br />

Schweden<br />

Litauen<br />

Tschechische Rep.<br />

Lettland<br />

Dänemark<br />

Polen<br />

Ungarn<br />

EU-27<br />

Vereinigtes Königreich<br />

180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0<br />

85,7<br />

80,6<br />

82,5<br />

56,3<br />

42,6<br />

46,5<br />

38,4<br />

38,5<br />

41,2<br />

33,3<br />

16,3<br />

FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN 17


Österreichs Wirtschaft ist leistungsstark<br />

Vergleichsweise geringe Nettobelastung durch Staatsschuld<br />

Dank der unter dem Euroraum-Durchschnitt liegenden Bruttoverschuldung sind<br />

die Zinsausgaben des Staates Österreich unterdurchschnittlich. Gleichzeitig verfügt<br />

die öffentliche Hand in Österreich über umfangreiche finanzielle Vermögenswerte<br />

wie gewährte Darlehen <strong>und</strong> Kredite sowie Unternehmensbeteiligungen (ÖIAG,<br />

Energieversorger, Gemeindebetriebe). Dadurch liegen die Einkünfte aus Vermögenseinkommen<br />

(Zinsen, Gewinnausschüttungen bzw. -entnahmen, Pachteinkünfte)<br />

über dem Euroraum-Durchschnitt.<br />

Grafik 14<br />

Zinsausgaben <strong>und</strong> Vermögenseinkommen<br />

Österreich<br />

in % des BIP<br />

2<br />

1<br />

0<br />

–1<br />

–2<br />

–3<br />

–4<br />

–5<br />

Euroraum<br />

in % des BIP<br />

2<br />

1<br />

0<br />

–1<br />

–2<br />

–3<br />

–4<br />

–5<br />

–6<br />

–6<br />

1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011<br />

Zinsausgaben (Maastricht) Vermögenseinkommen Nettobelastung<br />

Quelle: Statistik Austria, Eurostat.<br />

18 FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN


Österreichs Wirtschaft ist leistungsstark<br />

Österreich behauptet sich im Vergleich <strong>zu</strong> Ländern mit AAA-Rating<br />

Im Zuge der Finanz- <strong>und</strong> Wirtschaftskrise hat sich die Anzahl der Staaten mit dem<br />

bestmöglichen Rating (AAA; Standard & Poors; Stand Oktober 2012) auf 16 redu-<br />

ziert. In der nachfolgenden Tabelle werden wichtige makroökonomische ziffern dieser Länder Österreich gegenübergestellt (mit Ausnahme der Kleinstaaten<br />

Kenn-<br />

Hong Kong, Singapur, Luxemburg <strong>und</strong> Liechtenstein; sortiert nach der Größe des<br />

BIP in US-Dollar im Jahr 2011). Datengr<strong>und</strong>lage ist die IWF-Prognose vom<br />

Oktober 2012.<br />

Im Vergleich der fünf Euro-Länder erwartet der IWF für Österreich <strong>und</strong><br />

Deutschland im Jahr 2012 ein höheres BIP-Wachstum als für Frankreich, die<br />

Niederlande <strong>und</strong> Finnland. Die Preissteigerung liegt mit Ausnahme von reich über 2 %. Österreich weist innerhalb der EU die geringste Arbeitslosenquote<br />

Frankauf,<br />

nur in der Schweiz <strong>und</strong> Norwegen ist sie noch niedriger. Mit Ausnahme von<br />

Frankreich, dem Vereinigten Königreich, Kanada <strong>und</strong> Finnland erwirtschaften<br />

alle AAA-Länder einen Leistungsbilanzüberschuss, jener von Österreich fällt in<br />

diesem Vergleich moderat aus. Bei den Fiskalindikatoren liegt Österreich inner-<br />

halb der dargestellten mit AAA gerateten Euro-Länder im Mittelfeld. Ein höheres<br />

Budgetdefizit (2012) weisen Frankreich <strong>und</strong> die Niederlande aus, eine höhere<br />

Staatsverschuldung Frankreich <strong>und</strong> Deutschland.<br />

Österreich <strong>und</strong> AAA-Länder im Vergleich<br />

Tabelle 1<br />

Deutschland<br />

Frankreich<br />

Vereinigtes<br />

Königreich<br />

Kanada<br />

Schweiz<br />

Australien<br />

Niederlande<br />

Schweden<br />

Norwegen<br />

Österreich<br />

Dänemark<br />

Finnland<br />

Reales BIP Wachstum, Veränderung <strong>zu</strong>m Vorjahr in %<br />

2012 0,9 0,1 –0,4 1,9 3,3 –0,5 0,8 1,2 3,1 0,9 0,5 0,2<br />

2017 1,3 1,9 2,7 2,3 3,2 1,9 1,9 2,4 2,0 1,6 1,8 1,9<br />

Konsumentenpreisindex, Veränderung <strong>zu</strong>m Vorjahr in %<br />

2012 2,2 1,9 2,7 1,8 2,0 2,2 –0,5 1,4 1,0 2,3 2,6 2,9<br />

2017 2,1 1,9 1,9 2,0 2,4 2,1 1,0 2,0 2,5 1,9 1,8 2,0<br />

Arbeitslosenquote, in % der Erwerbstätigen<br />

2012 5,2 10,1 8,1 7,3 5,2 5,2 3,4 7,5 3,1 4,3 5,6 7,6<br />

2017 5,2 8,8 7,0 6,5 5,1 4,0 3,2 6,4 3,5 4,0 3,5 7,5<br />

Leistungsbilanzsaldo, in % des nom BIP<br />

2012 5,4 –1,7 –3,3 –3,4 –4,1 8,2 10,1 7,2 15,2 1,9 5,0 –1,6<br />

2017 4,2 –0,3 –0,7 –3,0 –5,6 6,5 9,4 7,5 13,4 1,1 4,7 –1,4<br />

Budgetsaldo, in % des BIP<br />

2012 –0,4 –4,7 –8,2 –3,8 –2,8 –3,7 0,5 –0,2 13,4 –2,9 –3,9 –1,4<br />

2017 –0,0 0,0 –1,7 –0,7 0,4 –3,5 0,8 2,4 8,0 –0,8 –0,1 0,7<br />

Staatsverschuldung, in % des BIP<br />

2012 83,0 90,0 88,7 87,5 27,1 68,2 46,7 37,1 49,6 74,3 47,1 52,6<br />

2017 73,7 86,5 93,7 78,1 21,2 75,0 41,9 24,1 49,6 70,0 45,6 51,5<br />

Quelle: IWF – World Economic Outlook, Oktober 2012.<br />

FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN 19


Österreichs Wirtschaft ist leistungsstark<br />

Österreich genießt hohe Bonität – niedrige Zinsen für Staatsanleihen<br />

Obwohl Österreich nicht mehr <strong>zu</strong> jenen Staaten zählt, die von allen drei großen<br />

Rating-Agenturen mit der Bestnote AAA bewertet werden (sondern nur noch von<br />

Moody’s <strong>und</strong> Fitch), genießt es bei internationalen Geldgebern großes Vertrauen.<br />

Österreich hat im Euroraum nach Deutschland, Finnland <strong>und</strong> den Niederlanden<br />

die niedrigsten Zinsen für Staatsanleihen (September 2012). In diesem menhang gilt für Österreich, einige andere europäische Länder <strong>und</strong> auch die USA<br />

Zusam<strong>und</strong><br />

Japan, dass die Renditen im Verlauf der letzten Monate weiter sanken; sie<br />

betragen für Österreich derzeit r<strong>und</strong> 2 %. Bei Betrachtung der Differenz von<br />

maximaler <strong>zu</strong> minimaler Rendite im Zeitraum von Jänner 2011 bis September<br />

2012 (auf Basis von Tagesdaten) weist Österreich eine relativ stabile Entwicklung<br />

<strong>und</strong> damit einhergehend eine vergleichsweise niedrige Volatilität aus.<br />

Rendite 10-jähriger Staatsanleihen: Minimum <strong>und</strong> Maximum seit Anfang 2011<br />

sowie Durchschnittswert vom September 2012<br />

in % in %<br />

8<br />

40<br />

Grafik 15<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

JP SE DE DK US UK FI NL AT FR CZ BE BG MT LV PO LT IT ES SI IE HU PT GR<br />

Quelle: Thomson Reuters.<br />

Anmerkung: Balken zeigen den minimalen <strong>und</strong> maximalen Tageswert zwischen Jän. 2011 <strong>und</strong> Sep. 2012 an; der Punkt den Durchschnitt der<br />

Tageswerte vom Sep. 2011.<br />

20 FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN


2 Staatsschuldenkrise als Belastungsfaktor<br />

für das österreichische Finanzsystem<br />

2.1 Österreichisches <strong>Banken</strong>system manövriert in volatilem Umfeld<br />

Profitabilität der <strong>Banken</strong> Anfang 2012 von Sondereffekten verzerrt<br />

Die Eintrübung des realwirtschaftlichen Umfelds <strong>und</strong> die Auswirkungen der<br />

Staatsschuldenproblematik wirkten sich auch Anfang 2012 belastend auf die Profitabilität<br />

des österreichischen <strong>Banken</strong>systems aus. Durch Sondereffekte, die auf<br />

Neubewertungen <strong>und</strong> Gewinne aus Finanzgeschäften <strong>zu</strong>rückgingen, blieb das<br />

konsolidierte Betriebsergebnis im Jahresvergleich allerdings weitgehend unverändert<br />

bei 6,5 Mrd EUR. Zudem bildeten die österreichischen Kreditinstitute geringere<br />

Risikovorsorgen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, was <strong>zu</strong> einem Anstieg<br />

des erwirtschafteten Quartalsergebnisses um r<strong>und</strong> 4,6 % auf 3,0 Mrd EUR führte.<br />

Hochgerechnet auf das Gesamtjahr entspräche dies einer Gesamtkapitalrentabilität<br />

von r<strong>und</strong> 0,5 % bis 0,6 %. Abgesehen von den Sondereffekten fielen die Hauptkomponenten<br />

des operativen Geschäfts der heimischen <strong>Banken</strong> allerdings im ersten<br />

Halbjahr 2012 im Vergleich <strong>zu</strong>m Vorjahr. Das Nettozinsergebnis, traditionell<br />

die wichtigste Ertragskomponente der österreichischen Kreditinstitute, ging leicht<br />

<strong>zu</strong>rück. Auch das Provisions- <strong>und</strong> das Handelsergebnis fielen geringer aus als im<br />

letzten Jahr.<br />

Gewinn- <strong>und</strong> Verlustrechnung österreichischer <strong>Banken</strong>, konsolidiert<br />

Tabelle 2<br />

2006 2007 2008 2009 2010 2011 Q2 12<br />

in Mrd EUR<br />

Nettozinserträge 14,9 18,0 19,3 19,5 20,4 20,4 9,8<br />

Einkünfte aus Gebühren <strong>und</strong> Provisionen 6,8 8,2 8,5 7,2 7,7 7,6 3,7<br />

Handelsergebnis 1,2 0,9 –2,1 2,6 1,0 0,8 0,4<br />

Betriebsergebnis 9,2 11,1 7,9 15,6 13,5 10,4 6,5<br />

Nettogewinn 7,5 6,8 0,6 1,5 4,6 0,7 3,0<br />

Quelle: OeNB.<br />

Anmerkung: 2008 erfolgte ein Strukturbruch in der konsolidierten Meldung.<br />

FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN 21


Staatsschuldenkrise als Belastungsfaktor für das österreichische Finanzsystem<br />

Eigenmittelquoten weiter verbessert<br />

Die aggregierte Eigenmittelausstattung der österreichischen <strong>Banken</strong> ist seit dem<br />

Tief im Jahr 2008 aufgr<strong>und</strong> privater <strong>und</strong> staatlicher Kapitalstärkungsmaßnahmen<br />

kontinuierlich gestiegen. Ende Juni 2012 lag die Solvabilitätsquote bei 13,7 % <strong>und</strong><br />

die Kernkapitalquote bei 10,6 %. Auch die von der EBA geforderte Erhöhung der<br />

Kernkapitalquote per Ende Juni 2012 wurde von den betroffenen <strong>Banken</strong> mehr als<br />

erfüllt. Trotz dieser Verbesserung ist für die OeNB jedoch ein weiterer Kapitalaufbau<br />

der heimischen <strong>Banken</strong> notwendig, da vergleichbare europäische <strong>Banken</strong><br />

bereits jetzt besser kapitalisiert sind.<br />

Konsolidierte Kapitalquoten österreichischer <strong>Banken</strong><br />

2006 2007 2008 2009 2010 2011 Q2 12<br />

in % der risikogewichteten Aktiva<br />

Tabelle 3<br />

Solvabilitätsquote 11,3 11,6 11,0 12,8 13,2 13,6 13,7<br />

Kernkapitalquote (Tier 1-Ratio) 7,8 8,1 7,7 9,3 10,0 10,3 10,6<br />

Quelle: OeNB.<br />

Anmerkung: 2008 erfolgte ein Strukturbruch in der konsolidierten Meldung.<br />

Refinanzierung der Kreditinstitute in einem schwierigen Umfeld<br />

Die Liquiditätssituation der österreichischen <strong>Banken</strong> hat sich im ersten Halbjahr<br />

2012 leicht verbessert. Die kumulierte Nettofinanzierungslücke ging in den ersten<br />

sechs Monaten leicht <strong>zu</strong>rück, da <strong>zu</strong>sätzliche realisierbare Liquidität aufgebaut<br />

wurde.<br />

Trotz eines anhaltend schwierigen internationalen Umfelds gehen die <strong>Banken</strong><br />

davon aus, kurzfristig fällige Wertpapiere ohne größere Probleme refinanzieren<br />

<strong>zu</strong> können. Gleichzeitig sind keine größeren Neuemissionen geplant. Eine wesentliche<br />

Herausforderung für die <strong>Banken</strong> stellt die Konkretisierung der neuen<br />

internationalen regulatorischen Liquiditätsmindesterfordernisse dar. Hinsichtlich<br />

deren Erfüllung wird seit Beginn 2012 seitens der OeNB ein laufendes Monitoring<br />

durchgeführt.<br />

Zentrale Aufgabe der europäischen <strong>Banken</strong> ist <strong>zu</strong>rzeit, das Vertrauen der<br />

Investoren in unbesicherte Bankanleihen durch höhere Eigenkapitalquoten <strong>und</strong><br />

höhere Liquiditätspuffer sowie durch Schaffung größerer Transparenz wieder<strong>zu</strong>gewinnen.<br />

In Kombination mit den neuen Liquiditätsstandards führt dies <strong>zu</strong> einer<br />

ökonomisch adäquateren Bepreisung von Liquiditäts(risiko)kosten <strong>und</strong> in der<br />

Folge von Bankkrediten.<br />

In den letzten Jahren hat sich das traditionelle Geschäftsmodell der österreichischen<br />

<strong>Banken</strong>, das sich verstärkt dem Kredit- <strong>und</strong> Einlagengeschäft widmet,<br />

erneut als Stabilitätsfaktor erwiesen. Begünstigt von einer vergleichsweise hohen<br />

Sparneigung der Österreichinnen <strong>und</strong> Österreicher konnten die heimischen<br />

<strong>Banken</strong> ihre Einlagenbasis weiter ausbauen. So stiegen die Einlagen inländischer<br />

K<strong>und</strong>en Mitte 2012 im Jahresabstand um r<strong>und</strong> 4,1 % auf insgesamt knapp 200<br />

Mrd EUR.<br />

22 FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN


Staatsschuldenkrise als Belastungsfaktor für das österreichische Finanzsystem<br />

2.2 Aktivitäten österreichischer <strong>Banken</strong> in Zentral-, Ost- <strong>und</strong><br />

Südosteuropa – ein langfristig angelegtes Engagement<br />

Internationale Forderungen der österreichischen <strong>Banken</strong><br />

vergleichsweise niedrig<br />

Ende März 2012 belief sich das konsolidierte Auslandsobligo (Aktiva) der heimischen<br />

<strong>Banken</strong> auf 345 Mrd EUR oder 115 % des BIP 1 Zum Vergleich: Die Auslandsforderungen<br />

in Prozent des BIP der französischen <strong>Banken</strong> waren etwas geringer (r<strong>und</strong><br />

110 %), jene britischer <strong>Banken</strong> lagen bei 184 % des BIP <strong>und</strong> jene der Schweizer <strong>Banken</strong><br />

erreichten sogar 288 % des BIP.<br />

Da sich die österreichischen <strong>Banken</strong> stark auf die CESEE-Länder konzentrieren, sind<br />

sie – im Unterschied <strong>zu</strong> den deutschen, französischen, britischen oder niederländischen<br />

<strong>Banken</strong> – auf den derzeit schwierigen Märkten Irland, Spanien, Griechenland<br />

<strong>und</strong> Portugal kaum exponiert.<br />

Vergleich der konsolidierten Auslandsforderungen westlicher <strong>Banken</strong> für<br />

das erste Quartal 2012<br />

in Mrd EUR in %<br />

3.500<br />

Grafik 16<br />

350<br />

3.000<br />

300<br />

2.500<br />

2.000<br />

163,5<br />

288,4<br />

183,8<br />

250<br />

200<br />

1.500<br />

114,7<br />

109,8<br />

150<br />

1.000<br />

500<br />

60,9<br />

81,4<br />

41,6<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Österreich Belgien Frankreich Deutschland Italien Niederlande Schweiz Vereinigtes<br />

Königreich<br />

Italien Portugal Griechenland Rest<br />

Offshore USA<br />

Vereinigtes Königreich Spanien<br />

Irland<br />

Sonstige Emerging Markets CESEE (EU-Staaten) CESEE (Nicht-EU-Staaten)<br />

Auslandsforderungen in % des BIP (rechte Skala)<br />

Quelle: BIZ, Eurostat.<br />

Anmerkung: Rest: Sonstiges Westeuropa, AU, CA, JP, NZ, internationale Organisationen.<br />

0<br />

Exposure der heimischen <strong>Banken</strong> vergleichsweise groß,<br />

aber breit diversifiziert<br />

Die Exponierung 2 der sich mehrheitlich in österreichischem Besitz befindlichen<br />

<strong>Banken</strong> gegenüber CESEE belief sich im Juni 2012 auf 215,5 Mrd EUR. Die Verflechtung<br />

des österreichischen <strong>Banken</strong>sektors mit der Region ist weiterhin breit<br />

diversifiziert. Der Großteil dieser Veranlagungen bestand mit 56 % gegenüber den<br />

im Jahr 2004 beigetretenen EU-Mitgliedstaaten, wo das politische Risiko seit<br />

2011 allerdings teilweise wieder <strong>zu</strong>nimmt.<br />

1<br />

Quelle: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ).<br />

2<br />

Die Exponierung wird hier gemessen am Obligo der <strong>Banken</strong>, die sich mehrheitlich in österreichischem Besitz<br />

befinden, gegenüber in CESEE ansässigen Kreditinstituten <strong>und</strong> Nichtbanken.<br />

FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN 23


Staatsschuldenkrise als Belastungsfaktor für das österreichische Finanzsystem<br />

Konsolidierte Auslandsforderungen<br />

österreichischer <strong>Banken</strong> 1<br />

30. Juni 2012<br />

Tabelle 4<br />

in Mrd EUR<br />

gegenüber der CESEE & GUS-Region 215,51<br />

davon Euro-Länder 34,02<br />

Slowakei 23,95<br />

Slowenien 10,00<br />

Estland 0,07<br />

davon EU-Staaten 122,26<br />

Bulgarien 4,22<br />

Lettland 0,15<br />

Litauen 0,13<br />

Polen 19,74<br />

Rumänien 28,46<br />

Tschechische Republik 48,48<br />

Ungarn 21,08<br />

davon Staaten außerhalb der EU 59,23<br />

Aserbeidschan 0,07<br />

Bosnien <strong>und</strong> Herzegowina 4,27<br />

Kroatien 24,19<br />

Kasachstan 0,22<br />

Republik Montenegro 0,87<br />

Mazedonien 0,39<br />

Republik Serbien 5,11<br />

Türkei 1,19<br />

Ukraine 6,47<br />

gegenüber ausgewählten<br />

westeuropäischen Staaten<br />

Deutschland 33,39<br />

Frankreich 8,79<br />

Griechenland 0,54<br />

Vereinigtes Königreich 14,71<br />

Irland 1,51<br />

Italien 12,89<br />

Niederlande 7,65<br />

Portugal 0,65<br />

Schweden 1,45<br />

Schweiz 9,13<br />

Spanien 2,51<br />

Quelle: BIZ.<br />

1<br />

Einige Länder sind hier aus Vertraulichkeitsgründen nicht aufgeführt.<br />

Gemessen an der Bilanzsumme, die<br />

Ende Juni 2012 bei 281,0 Mrd EUR lag,<br />

wuchsen die österreichischen Tochterbanken<br />

in CESEE im zweiten Quartal<br />

2012 wieder. Das Wachstum ist vor<br />

allem auf das Retailgeschäft <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen,<br />

während das Interbankengeschäft<br />

weiter reduziert wurde. Zudem wurde<br />

die Akquisition einer <strong>zu</strong>sätzlichen<br />

Tochterbank in Polen abgeschlossen.<br />

Gewinne aus CESEE liefern<br />

insgesamt wichtigen Ergebnisbeitrag<br />

Das CESEE-Geschäft bleibt für die<br />

österreichischen <strong>Banken</strong> ein wichtiger<br />

Ertragstreiber, wenngleich die höhere<br />

Profitabilität mit höheren Risiken einhergeht.<br />

Im ersten Halbjahr 2012 erwirtschafteten<br />

die CESEE-Tochterbanken<br />

insgesamt ein Periodenergebnis von<br />

r<strong>und</strong> 1,5 Mrd EUR. Dabei gingen die<br />

Betriebserträge im Jahresvergleich um<br />

r<strong>und</strong> 3,8 % <strong>zu</strong>rück, während die Betriebsaufwendungen<br />

weitgehend stagnierten.<br />

Infolgedessen verschlechterte<br />

sich die Aufwand-Ertrag-Relation geringfügig<br />

auf 50,0 %. Die Risikokosten<br />

gingen etwas <strong>zu</strong>rück, was auf ein<br />

Abflachen der Dynamik der Verschlechterung<br />

der Kreditqualität hindeuten<br />

könnte. Die Wertberichtigungsquote<br />

der CESEE-Tochterbanken lag im zwei-<br />

Grafik 17<br />

Engagement österreichischer<br />

<strong>Banken</strong>gruppen in der CESEE-Region<br />

Engagement der <strong>Banken</strong> aus<br />

EU-15-Ländern in der CESEE-Region<br />

in % in %<br />

SEE 1<br />

19<br />

NMS-2007<br />

15<br />

GUS<br />

10<br />

NMS-2004<br />

56<br />

Rest<br />

16<br />

Griechenland<br />

7<br />

Niederlande<br />

7<br />

Belgien<br />

7<br />

Frankreich<br />

14<br />

Österreich<br />

20<br />

Deutschland<br />

12<br />

Italien<br />

17<br />

Quelle: OeNB, BIZ; Q1 12.<br />

1<br />

Albanien, Bosnien <strong>und</strong> Herzegowina, Kroatien, Montenegro, Mazedonien, Serbien <strong>und</strong> Türkei<br />

24 FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN


Staatsschuldenkrise als Belastungsfaktor für das österreichische Finanzsystem<br />

ten Quartal 2012 bei r<strong>und</strong> 7,8 %. Auch der hohe Bestand an Fremdwährungskrediten<br />

stellt eine Herausforderung für die österreichischen <strong>Banken</strong> dar. Dessen<br />

ungeachtet hat die Region weiterhin Wachstumspotenzial <strong>und</strong> die österreichischen<br />

<strong>Banken</strong> verfügen mit ihrem breit diversifizierten Engagement auch künftig<br />

über strategisches Entwicklungspotenzial.<br />

Beschränkung der Neuvergabe von Fremdwährungskrediten weiterhin auf<br />

bankenaufsichtlicher Agenda<br />

Die im Frühjahr 2010 von der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA) <strong>und</strong><br />

OeNB veröffentlichten „Guiding Principles“ <strong>zu</strong>r Begren<strong>zu</strong>ng der Neuvergabe von<br />

Fremdwährungskrediten der österreichischen CESEE-Tochterbanken wurden von<br />

den <strong>Banken</strong> bis Mitte 2011 im Wesentlichen umgesetzt. Diese Prinzipien fordern<br />

die Beendigung der Neuvergabe von besonders riskanten Fremdwährungskrediten,<br />

wie z. B. von nicht währungsgesicherten Krediten in Schweizer Franken an private<br />

Haushalte oder kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen, sowie von Konsumkrediten in<br />

Euro an private Haushalte mit geringer Bonität. Künftig wird eine Ausweitung<br />

des Geltungsbereichs der „Guiding Principles“, wie etwa auf Euro-Hypothekar-<br />

kredite, ins Auge gefasst.<br />

Auf internationaler Ebene hat man sich unter der Ägide der Europäischen Bank<br />

für Wiederaufbau <strong>und</strong> Entwicklung (EBWE) mit der „Vienna Plus-Initiative“ <strong>zu</strong>r<br />

Entwicklung von Lokalwährungskapitalmärkten im März 2011 ebenfalls auf Forderungen<br />

<strong>zu</strong>r Begren<strong>zu</strong>ng der Neuvergabe von Fremdwährungskrediten geeinigt, die<br />

sich mit jenen der „Guiding Principles“ größtenteils decken.<br />

Weitere Stärkung der Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle von Großbanken<br />

Die OeNB <strong>und</strong> die Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) legten ein Maßnahmenpaket<br />

<strong>zu</strong>r „Stärkung der Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle“ international aktiver<br />

österreichischer Großbanken vor, das im März 2012 als aufsichtliche Leitlinie an<br />

die <strong>Banken</strong> erging. Es zielt im Wesentlichen darauf ab, die Eigenkapitalbasis der<br />

betroffenen <strong>Banken</strong>gruppen mittel- <strong>und</strong> langfristig <strong>zu</strong> erhöhen <strong>und</strong> die Refinanzierungsstruktur<br />

ihrer exponierten Tochterbanken ausgewogener <strong>zu</strong> gestalten.<br />

Zudem soll sichergestellt werden, dass die <strong>Banken</strong> künftig für etwaige Krisensituationen<br />

über adäquate Sanierungs- <strong>und</strong> Abwicklungspläne verfügen.<br />

Die Maßnahmen stehen im Einklang mit der Wiener Initiative <strong>und</strong> ermöglichen<br />

ein nachhaltiges Wachstumsmodell mit einer gestärkten Kapitalisierung<br />

jenseits ausgeprägter Konjunkturzyklen. Sie stärken das traditionelle, auf das<br />

Privatk<strong>und</strong>ensegment abzielende Geschäftsmodell der österreichischen Groß banken.<br />

CESEE verfügt langfristig über größtes Wachstumspotenzial<br />

Obwohl viele CESEE-Staaten in den letzten beiden Jahrzehnten einen beachtlichen<br />

wirtschaftlichen Aufholprozess durchlaufen haben, liegen die Volkswirtschaften<br />

dieser Region im Kennzahlenvergleich nach wie vor unter dem Niveau der meisten<br />

Euroraum-Länder. Es besteht daher großes Potenzial für überdurchschnittliches<br />

Wachstum, nicht nur in der Region selbst, sondern auch in den Ländern, die<br />

intensive Wirtschaftsbeziehungen mit den CESEE-Ländern unterhalten. Dank der<br />

geografischen Nähe <strong>und</strong> der langjährigen Marktkenntnis dieser Region sind die<br />

österreichische Wirtschaft (<strong>und</strong> damit auch der österreichische <strong>Banken</strong>sektor)<br />

besonders gut positioniert, um von diesem Wachstumsprozess <strong>zu</strong> profitieren.<br />

FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN 25


Staatsschuldenkrise als Belastungsfaktor für das österreichische Finanzsystem<br />

Durch den Wachstumseinbruch in den CESEE-Ländern im Zuge der globalen<br />

Finanzkrise verringerte sich im Jahr 2009 die vormals sehr große Wachstumsdifferenz<br />

zwischen den EU-Mitgliedstaaten der Region <strong>und</strong> dem Euroraum (<strong>und</strong><br />

der EU-27) auf lediglich 0,7 (0,6) Prozentpunkte <strong>und</strong> sank 2010 weiter auf<br />

0,3 (0,2) Prozentpunkte. Im Jahr 2011 lag die Differenz wieder bei 1,8 (1,7)<br />

Prozentpunkten. Der jüngsten IWF-Prognose (vom Oktober 2012) <strong>zu</strong>folge wird<br />

diese Wachstumsdifferenz bis 2017 bestehen bleiben.<br />

Wachstumsdifferenz der CESEE-EU-Mitgliedstaaten gegenüber der EU<br />

bzw. dem Euroraum insgesamt<br />

in Prozentpunkten<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

Grafik 18<br />

0,0<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong> 2014 2015 2016 2017<br />

Differenz CESEE <strong>zu</strong> EU-27 Differenz CESEE <strong>zu</strong>m Euroraum-17<br />

Quelle: Eurostat, IWF.<br />

Anmerkung: 2012–2017 Herbstprognose Oktober 2012 des IWF. Estland, die Slowakei <strong>und</strong> Slowenien sind in allen drei Aggregaten (EU, Euroraum,<br />

CESEE-EU).<br />

26 FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN


3 Tabellenanhang<br />

(IWF-Prognose, Oktober 2012)<br />

Tabelle 1<br />

Bruttoinlandsprodukt real 1<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong><br />

Veränderung <strong>zu</strong>m Vorjahr in %<br />

Österreich 0,9 2,6 2,4 3,7 3,7 1,4 –3,8 2,1 2,7 0,9 1,1<br />

Euroraum 0,7 2,2 1,7 3,2 3,0 0,4 –4,4 2,0 1,4 –0,4 0,2<br />

EU 1,5 2,5 2,1 3,3 3,2 0,3 –4,3 2,1 1,5 –0,2 0,5<br />

Quelle: Eurostat, Statistik Austria, BMF, OeNB, EZB (SDW), IWF.<br />

1<br />

2012 bis <strong>2013</strong>: IWF – WEO vom Oktober 2012.<br />

Verbraucherpreisindizes 1<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong><br />

Veränderung <strong>zu</strong>m Vorjahr in %<br />

Tabelle 2<br />

Österreich 1,3 2,0 2,1 1,7 2,2 3,2 0,4 1,7 3,6 2,3 1,9<br />

Euroraum 2,1 2,1 2,2 2,2 2,1 3,3 0,3 1,6 2,7 2,3 1,6<br />

EU 2,1 2,3 2,3 2,3 2,4 3,7 1,0 2,1 3,1 2,5 1,8<br />

Quelle: Eurostat, Statistik Austria, BMF, OeNB, EZB (SDW), IWF.<br />

1<br />

2012 bis <strong>2013</strong>: IWF – WEO vom Oktober 2012.<br />

Arbeitslosenquoten 1<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong><br />

in % der Erwerbstätigen<br />

Tabelle 3<br />

Österreich 4,3 4,9 5,2 4,8 4,4 3,8 4,8 4,4 4,2 4,3 4,5<br />

Euroraum 8,9 9,2 9,1 8,4 7,6 7,6 9,6 10,1 10,1 11,2 11,5<br />

EU 9,1 9,3 9,0 8,3 7,2 7,1 9,0 9,7 9,7 x x<br />

Quelle: Eurostat, Statistik Austria, BMF, OeNB, EZB (SDW), IWF.<br />

1<br />

2012 bis <strong>2013</strong>: IWF – WEO vom Oktober 2012.<br />

Leistungsbilanzsalden 1<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong><br />

in % des BIP<br />

Tabelle 4<br />

Österreich 1,7 2,2 2,2 2,8 3,5 4,9 2,7 3,4 0,6 1,9 1,6<br />

Euroraum 0,4 1,1 0,4 0,5 0,4 –0,7 –0,1 0,1 0,2 1,1 1,3<br />

EU 0,1 0,5 –0,1 –0,2 –0,3 –0,9 –0,2 –0,3 0,0 0,5 0,7<br />

Quelle: Eurostat, Statistik Austria, BMF, OeNB, EZB (SDW), IWF.<br />

1<br />

2012 bis <strong>2013</strong>: IWF – WEO vom Oktober 2012.<br />

FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN 27


Tabellenanhang<br />

Tabelle 5<br />

Budgetsalden 1<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong><br />

in % des BIP<br />

Österreich –1,5 –4,4 –1,7 –1,5 –0,9 –0,9 –4,1 –4,5 –2,5 –2,9 –2,1<br />

Euroraum –3,1 –2,9 –2,5 –1,3 –0,7 –2,1 –6,4 –6,2 –4,1 –3,3 –2,6<br />

EU –3,2 –2,9 –2,5 –1,5 –0,9 –2,4 –6,9 –6,5 –4,5 –3,9 –3,2<br />

Quelle: Eurostat, Statistik Austria, BMF, OeNB, EZB (SDW), IWF.<br />

1<br />

2012 bis <strong>2013</strong>: IWF – WEO vom Oktober 2012.<br />

Staatsschuldenquoten 1<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong><br />

in % des BIP<br />

Tabelle 6<br />

Österreich 65,3 64,7 64,2 62,3 60,2 63,8 69,2 72,0 72,4 74,3 74,9<br />

Euroraum 69,2 69,6 70,2 68,6 66,3 70,1 79,9 85,3 87,2 93,6 94,9<br />

EU 61,9 62,3 62,9 61,6 59,0 62,5 74,8 80,0 82,5 87,2 88,8<br />

Quelle: Eurostat, Statistik Austria, BMF, OeNB, EZB (SDW), IWF.<br />

1<br />

2012 bis <strong>2013</strong>: IWF – WEO vom Oktober 2012.<br />

Tabelle 7<br />

Zinszahlungen des Staats 1<br />

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />

% of GDP<br />

Österreich 3,1 2,9 2,8 2,9 2,7 2,7 2,6 2,8 2,7 2,6<br />

Quelle: Statistik Austria (bis 2011), BMF-Prognose (2012).<br />

1<br />

Zinszahlungen laut budgetärer Notifikation (Maastricht-Definition), d.h. unter Berücksichtigung der Forderungen <strong>und</strong> Verbindlichkeiten aus Swaps.<br />

Verschuldung der Haushalte<br />

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />

in % des verfügbaren Nettoeinkommens<br />

Tabelle 8<br />

Österreich 82,0 81,5 84,9 90,1 91,4 90,9 92,5 92,2 95,6 95,1<br />

Euroraum 82,6 85,4 89,2 94,3 98,7 101,3 102,6 105,3 107,0 106,5<br />

in % des BIP<br />

Österreich 48,3 48,7 50,8 54,5 54,9 54,2 55,1 56,5 57,2 55,7<br />

Euroraum 51,6 53,5 55,6 58,7 60,7 61,7 63,0 66,6 66,5 65,9<br />

Quelle: EZB, OeNB.<br />

28 FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN


Tabellenanhang<br />

Tabelle 9<br />

Verschuldung des Unternehmenssektors 1<br />

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />

in % des Bruttobetriebsüberschusses 2<br />

Österreich 205,1 207,7 194,2 193,5 218,0 236,7 251,5 264,9 272,8 262,9<br />

Euroraum 205,6 207,0 204,6 210,2 217,4 228,0 243,0 259,0 254,8 254,6<br />

in % des BIP<br />

Österreich 78,6 80,3 77,3 78,2 89,8 98,1 101,9 102,3 107,6 105,5<br />

Euroraum 81,1 81,8 81,9 84,3 87,8 93,1 98,0 101,4 101,2 100,8<br />

Quelle: EZB, OeNB.<br />

1<br />

Kurzfristige <strong>und</strong> langfristige Kredite, Geld- <strong>und</strong> Kapitalmarktpapiere.<br />

2<br />

Inklusive Einkommen aus Selbstständigkeit.<br />

Immobilienpreisindex<br />

Tabelle 10<br />

2007 2008 2009 2010 2011 Q1 11 Q2 11 Q3 11 Q4 11 Q1 12<br />

Index 2000=100<br />

Österreich ohne Wien 113,0 113,0 116,4 122,3 126,1 125,9 122,3 127,3 128,8 139,8<br />

Wien 119,6 127,0 134,4 145,2 156,6 154,1 150,9 159,3 162,0 168,9<br />

Veränderung <strong>zu</strong>m Vorjahr in %<br />

Österreich ohne Wien 3,7 0,0 3,0 5,1 3,1 2,4 0,1 5,1 4,9 11,0<br />

Wien 5,6 6,1 5,9 8,0 7,9 9,6 6,1 8,0 7,8 9,6<br />

Quelle: OeNB, Austria Immobilienbörse, TU Wien, Institut für Stadt- <strong>und</strong> Regionalforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.<br />

FAKTEN ZU ÖSTERREICH UND SEINEN BANKEN 29

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