Der „Meister von Flémalle“ - Historischeausstellungen.de
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Schau gezielter auf das Werk Rogier van <strong>de</strong>r Wey<strong>de</strong>ns. Zwei Grün<strong>de</strong> für diese leichte<br />
Verschiebung <strong>de</strong>s Ausstellungsschwerpunktes sind dabei auszumachen. Zum einen<br />
sind die Sammlungen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Museen ausschlaggebend: Während das Stä<strong>de</strong>l<br />
Museum einen einzigartigen Bestand an Gemäl<strong>de</strong>n zum <strong>„Meister</strong> <strong>von</strong> <strong>Flémalle“</strong><br />
vorweisen kann, besitzt die Berliner Gemäl<strong>de</strong>galerie nicht nur die weltweit be<strong>de</strong>utendste<br />
Sammlung nie<strong>de</strong>rländischer Malerei <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts, son<strong>de</strong>rn auch<br />
speziell die größte Anzahl an Werken <strong>von</strong> Rogier van <strong>de</strong>r Wey<strong>de</strong>n. Eine <strong>de</strong>mentsprechen<strong>de</strong><br />
Gewichtung bot sich also an. Zum an<strong>de</strong>ren war <strong>von</strong> Vornherein klar, dass<br />
nicht für bei<strong>de</strong> Expositionen auch alle Leihgaben zur Verfügung stehen wür<strong>de</strong>n. So<br />
sind einige Werke <strong>de</strong>s <strong>„Meister</strong>s <strong>von</strong> <strong>Flémalle“</strong>, die in Frankfurt dargeboten wur<strong>de</strong>n,<br />
in Berlin nicht zu sehen. Darunter fallen <strong>de</strong>r Méro<strong>de</strong>-Altar, die Brüsseler Verkündigung,<br />
die Tafeln mit Verkündigung und Marienvermählung <strong>de</strong>s Prado sowie das<br />
Schächerfragment <strong>de</strong>s Stä<strong>de</strong>l Museums. Dafür kann die Gemäl<strong>de</strong>galerie nun wie<strong>de</strong>rum<br />
an<strong>de</strong>re Meisterwerke, die in Frankfurt nicht vorhan<strong>de</strong>n waren, präsentieren, wie<br />
etwa das einzige datierte Bild <strong>de</strong>r gesamten Ausstellungsgruppe, <strong>de</strong>n Werl-Altar <strong>von</strong><br />
1438 aus <strong>de</strong>m Prado in Madrid, sowie die Leipziger Heimsuchung Rogier van <strong>de</strong>r<br />
Wey<strong>de</strong>ns und <strong>de</strong>ssen Triptychonflügel aus Turin. Dazu kommen noch die Gemäl<strong>de</strong><br />
Rogiers aus <strong>de</strong>r Gemäl<strong>de</strong>galerie, die nicht nach Frankfurt transportiert wer<strong>de</strong>n konnten:<br />
die Seitentafeln <strong>de</strong>s Johannesaltars, <strong>de</strong>r Mid<strong>de</strong>lburger Altar sowie die Tafel „Die<br />
Heiligen Margareta und Apollonia“.<br />
Darbietungsform, Ausstellungsmedien und Begleitmaterial<br />
Mit <strong>de</strong>r leichten Schwerpunktverlagerung geht auch eine an<strong>de</strong>re Grundkonzeption<br />
und Präsentationsform einher: Die Frankfurter Ausstellung war sichtbar in fünf thematische<br />
Abschnitte geglie<strong>de</strong>rt und wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>mentsprechend in fünf kleineren Sälen<br />
dargeboten. In Berlin hingegen gibt es eine solche Unterteilung nicht. Die Exposition<br />
in <strong>de</strong>r Gemäl<strong>de</strong>galerie ist in einer großen Ausstellungshalle mit einer Schaufläche<br />
<strong>von</strong> 400 Quadratmetern untergebracht. <strong>Der</strong> Raum ist nur durch eine breite Ausstellungswand<br />
unterteilt, die wie<strong>de</strong>rum in Form einer Apsis gehalten ist. Nach <strong>de</strong>r Besichtigung<br />
<strong>de</strong>r innerhalb <strong>de</strong>r nachgebil<strong>de</strong>ten Apsis platzierten Werke, setzt sich <strong>de</strong>r<br />
Rundgang linker Hand <strong>de</strong>s Eingangs im Uhrzeigersinn fort. <strong>Der</strong> Aufbau ist chronologisch<br />
geordnet und schließt <strong>de</strong>n Zeitraum <strong>von</strong> ca. 1430 bis 1460 ein. Angemerkt<br />
sei an dieser Stelle noch, dass die an <strong>de</strong>n Raumwän<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n Außenwän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
„Apsis“ platzierten Meisterwerke grundsätzlich miteinan<strong>de</strong>r korrespondieren, also keine<br />
jeweils eigenen Kapitel darstellen, son<strong>de</strong>rn räumlich und thematisch zueinan<strong>de</strong>r<br />
gehören. Es bietet sich also eine wechseln<strong>de</strong> Begehung <strong>von</strong> Raumwän<strong>de</strong>n und<br />
Außenwän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Apsis an. Dies gilt vor allem für <strong>de</strong>n ersten Bereich, während im<br />
Hauptteil die Reihenfolge <strong>de</strong>r Begehung nicht zwingend erscheint.<br />
Die Darbietungsform ist, selbst für eine Kunstausstellung, sehr puristisch gehalten.<br />
So mag manch einer auf <strong>de</strong>n ersten Blick Wandtexte mit Einführungen in die Thematik<br />
o<strong>de</strong>r Texttafeln mit näheren Erläuterungen vermissen. Überhaupt fehlt jegliche<br />
durch Überschriften erkennbare, sichtbare Unterteilung. Tatsächlich haben die Ausstellungsmacher<br />
bewusst auf Texttafeln bzw. Wandtexte sowie eine tiefergehen<strong>de</strong><br />
Unterteilung verzichtet. Die Ausstellung tritt <strong>de</strong>m Besucher äußerlich also als harmonisches<br />
Ganzes entgegen. Im Vor<strong>de</strong>rgrund <strong>de</strong>r Exposition steht augenfällig die Ästhetik<br />
<strong>de</strong>r Kunstwerke. Statt eines schriftlichen Leit- und Informationssystems bieten<br />
die Veranstalter allerdings eine exzellente, sehr informative und zugleich unterhaltsame<br />
sowie insgesamt höchst empfehlenswerte Audioführung an, die in <strong>de</strong>utscher<br />
und englischer Ausführung vorrätig ist. Durch diese rein auditive Unterrichtung mit Informationen<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Exposition soll sich <strong>de</strong>r Besucher visuell voll und ganz auf<br />
die Meisterwerke konzentrieren können, ungestört <strong>von</strong> Texten und thematischen Unterteilungen<br />
bzw. Betrachtungsweisen. Wer <strong>de</strong>nnoch nicht gänzlich ohne Textmaterial<br />
durch die Ausstellung gehen möchte, <strong>de</strong>m gibt die Exposition ein sogenanntes<br />
Booklet an die Hand, ein kleines Heftchen ohne Bebil<strong>de</strong>rung, dafür aber mit hervor-<br />
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