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Rede zum Abschied - beim Dachverband der Steirischen ...

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Franz Wolfmayr<br />

<strong>Abschied</strong>srede anlässlich <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

am 19. Oktober 2012<br />

nach 14 Jahren als Präsident des <strong>Dachverband</strong>s<br />

Obwohl ich mich fast ein halbes Jahr darauf vorbereitet habe, ist es heute am Tag<br />

<strong>der</strong> letzten Generalversammlung des <strong>Dachverband</strong>s, an <strong>der</strong> ich den Vorsitz führe,<br />

trotzdem mit viel persönlicher Berührung für mich verbunden, hier im Odilieninstitut<br />

heute aus <strong>der</strong> Funktion des Präsidenten <strong>Abschied</strong> zu nehmen. Ich möchte das tun,<br />

indem ich gemeinsam mit Ihnen hier auf diese Zeit zurückblicke und daraus für heute<br />

einige Schlüsse ziehe.<br />

Der <strong>Dachverband</strong> ist heute die Interessensvertretung für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

und für die Träger <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe.<br />

Wir haben uns ausgerichtet an <strong>der</strong> UN Konvention über die Rechte <strong>der</strong> Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung (und davor an den „Standardrichtlinien <strong>der</strong> UNO aus 1993“) und das<br />

Ziel verfolgt, die Chancen von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen zu verbessern und<br />

ihnen Rechte zu verschaffen.<br />

Wir haben uns daran ausgerichtet, dass diese Rechte auch durch Dienstleistungen<br />

von hoher Qualität hergestellt werden.<br />

Wir haben uns ausgerichtet darauf, dass Dienstleistungen dann von hoher Qualität<br />

sind, wenn sie die Lebensqualität von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen sichern.<br />

Und wir haben uns ausgerichtet darauf, dass die lebensbestimmenden<br />

Themenkreise Leben in <strong>der</strong> Familie, Bildung, Arbeit, Wohnen und Altern mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung von unseren Maßnahmen umfasst sind.<br />

In den letzten 17 Jahren ist uns gemeinsam viel gelungen<br />

Unsere erste Aktionsform war die Aktion Plan – Los, ein loser Zusammenschluss von<br />

Geschäftsführern und einer Geschäftsführerin, die sich 1994 zusammentaten und<br />

auch schon hier im Odilieninstitut trafen.<br />

Der <strong>Dachverband</strong> wurde erst im Jahr 1999 von einer Kommunikationsplattform des<br />

Landes unter Vorsitz des zuständigen Landesrates hin zu einer richtigen<br />

Interessensgemeinschaft umgegründet. Aus dieser Zeit sind wir heute mit mir noch 3<br />

Personen hier im Raum. Damit haben wir gemeinsam einen Meilenstein für die<br />

steirische Behin<strong>der</strong>tenpolitik gesetzt. Damals gab es für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

im Wesentlichen nur Wohnheime und Beschäftigungstherapiewerkstätten. All<br />

mo<strong>der</strong>nen mobilen Leistungen und Bildungs- sowie Ausbildungsangebote, die<br />

wir heute kennen, haben wir erst in den folgenden Jahren gemeinsam entwickelt.<br />

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Franz Wolfmayr<br />

<strong>Abschied</strong>srede anlässlich <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

am 19. Oktober 2012<br />

nach 14 Jahren als Präsident des <strong>Dachverband</strong>s<br />

Einige dieser beispielhaften Entwicklungen werde ich im Folgenden kurz aufzählen:<br />

So wurde zwischen 1996 und 2000 zusammen mit den politischen<br />

Verantwortungsträgern das Steirische Modell <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe<br />

entwickelt und umgesetzt:<br />

- mit <strong>der</strong> Zielsetzung <strong>der</strong> Selbständigkeit <strong>der</strong> Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

nach dem<br />

- Prinzip <strong>der</strong> mobilen Unterstützung vor Stationärer Unterstützung,<br />

- <strong>der</strong> Aus- und Weiterbildung des Personals damit dieses fähig ist, diese<br />

neue Form <strong>der</strong> Unterstützung zu leisten,<br />

- einem Dienstleistungskatalog, <strong>der</strong> für die gesamte Steiermark gilt,<br />

- einem Normpreismodell für die Bezahlung dieser Leistungen, damit die<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen auch wirklich ihre Dienstleistungen in <strong>der</strong><br />

gesamten Steiermark selbst auswählen können,<br />

- dem Verfahren zur Feststellung des Individuellen Hilfebedarfs (das dann<br />

lei<strong>der</strong> nicht in <strong>der</strong> gemeinsam entwickelten Form umgesetzt wurde) und<br />

- dem Behin<strong>der</strong>tengesetz mit Rechtsansprüchen auf Leistungen des BHG<br />

- dem Sozialplan 2000 für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung, in dem alle<br />

Leistungen des späteren BHG 2004 bereits erarbeitet und in ihrer<br />

Zielsetzung beschrieben wurden.<br />

In zahlreichen Studienreisen u.a. nach Irland, Großbritannien, Schweden<br />

und Dänemark haben wir internationales Know-how gewonnen und in<br />

weiterer Folge in <strong>der</strong> Steiermark implementiert<br />

1992 wurde vom damaligen Landesrat ein Konzept in Auftrag gegeben, in<br />

dem GeschäftsführerInnen des späteren <strong>Dachverband</strong>s nach internationalen<br />

Vergleichen ein Modell für Betreutes Wohnen erarbeiteten. Erstmals wurden<br />

Normen für Wohneinheiten mit maximal 20 Personen fest gelegt.<br />

Bereits 1993 wurde vom <strong>Dachverband</strong> und dem damaligen Landesrat <strong>der</strong><br />

wachsende Pflege- und Betreuungsbedarf für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung und<br />

älteren Menschen erkannt. Als Konsequenz wurde gemeinsam mit <strong>der</strong><br />

Steiermärkischen Landesregierung und <strong>der</strong> Caritas eine Ausbildung für<br />

Fachkräfte in <strong>der</strong> Arbeit mit Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung entwickelt und<br />

umgesetzt.<br />

War <strong>der</strong> <strong>Dachverband</strong> zu Beginn nur eine Plattform <strong>der</strong><br />

Dienstleistungsorganisationen, so haben wir ihn im Jahr 2006 um die<br />

Interessengemeinschaft Selbstvertretung – IG SV durch Menschen mit<br />

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Franz Wolfmayr<br />

<strong>Abschied</strong>srede anlässlich <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

am 19. Oktober 2012<br />

nach 14 Jahren als Präsident des <strong>Dachverband</strong>s<br />

Behin<strong>der</strong>ung und Angehörige erweitert. Damit ist es gelungen, auch die<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung und die Angehörigen in <strong>der</strong> Steiermark in die<br />

Arbeit miteinzubeziehen, und diesen eine starke Stimme zu geben. Heute hat<br />

<strong>der</strong> <strong>Dachverband</strong> 62 Mitgliedsorganisationen, davon 13<br />

Selbstvertretungsorganisationen und 49 Dienstleistungsorganisationen.<br />

Den wohl größten Meilenstein erreichte <strong>der</strong> <strong>Dachverband</strong> im Jahr 2004 mit <strong>der</strong><br />

Schaffung des neuen <strong>Steirischen</strong> Behin<strong>der</strong>tengesetzes 2004, das nach<br />

langen Verhandlungen schlussendlich, wie auch die dazugehörige<br />

Leistungsverordnung (LEVO 2004) von <strong>der</strong> Politik verabschiedet wurde. 2005<br />

haben wir die Wirkungen gemeinsam evaluiert und eine Maßnahmenliste für<br />

notwendige Anpassungen vorgeschlagen.<br />

Im Jahr 2007 wurde Letztere gemeinsam mit den<br />

Dienstleistungsorganisationen, Bezirksverwaltungsbehörden und ExpertInnen<br />

im Auftrag des Landes evaluiert und adaptiert.<br />

Darüber hinaus haben wir zahlreiche weitere Projekte und Initiativen gestartet,<br />

die heute als Best-Practice-Beispiele gelten:<br />

• Entwicklung <strong>der</strong> Dienstleistung des Clearing, die den Übergang von <strong>der</strong><br />

Schule in den Beruf für Jugendliche mit Behin<strong>der</strong>ung entscheidend<br />

verbessert hat in einem EQUAL Projekt<br />

• Entwicklung und Umsetzung eines Sensibilisierungsprojekts für<br />

Jugendliche in Berufsschulen<br />

• Organisation von vier großen internationalen Konferenzen in<br />

Österreich, zwei davon in Graz zu den Themen „gemeindenahe<br />

Dienstleistungen“ sowie „Alter und Behin<strong>der</strong>ung – Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung werden älter, ältere Menschen werden behin<strong>der</strong>t“ und zur<br />

„Qualität in <strong>der</strong> Dienstleistung für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung“. Als<br />

Ergebnis davon wurde die Erklärung von Graz verabschiedet, die heute<br />

noch weltweit die Richtung für die Entwicklung einer altersgerechten<br />

Behin<strong>der</strong>tenpolitik vorgibt.<br />

• Im Jahr 2000 die Planung und Durchführung einer Fachkonferenz<br />

betreffend den Umgang mit Menschen mit schwersten<br />

Behin<strong>der</strong>ungen, die bisher ausschließlich in Betten gepflegt wurden. Das<br />

durch jahrelange Vorarbeit und im Rahmen <strong>der</strong> Konferenz erarbeitete<br />

zeitgemäße Konzept für ihre Betreuung in Schulen und einem<br />

Tagesbetreuungsangebot wurde in weiterer Folge steiermarkweit<br />

umgesetzt.<br />

• Von Beginn an Mitarbeit in <strong>der</strong> BAGS mit dem Ziel, eine<br />

kollektivvertragsfähige Körperschaft für den Gesundheits- und<br />

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Franz Wolfmayr<br />

<strong>Abschied</strong>srede anlässlich <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

am 19. Oktober 2012<br />

nach 14 Jahren als Präsident des <strong>Dachverband</strong>s<br />

Sozialbereich zu entwickeln. Nach <strong>der</strong> Entwicklung des ersten<br />

Kollektivvertrags haben wir das Knowhow für die Umsetzung und<br />

Einführung in unseren Betrieben gemeinsam mit allen<br />

Mitgliedsorganisationen entwickelt.<br />

• Veranstaltung von zwei Enqueten in Zusammenarbeit mit dem Landtag<br />

Steiermark, bei <strong>der</strong> politische Orientierungen für die Steiermark entwickelt<br />

wurden: für das Behin<strong>der</strong>tengesetz (Enquete 2003) bzw. für die<br />

Umsetzung <strong>der</strong> UN Konvention (Enquete 2010).<br />

• Durchführung einer Veranstaltungsreihe von 2006 bis 2008, bei <strong>der</strong> die<br />

Grundlagen <strong>der</strong> Europäischen Sozialpolitik für Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung gemeinsam mit Landespolitik, Verwaltung und Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung erarbeitet wurden. Dabei wurde eine Strategie entwickelt, wie<br />

das Land Steiermark die Möglichkeiten <strong>der</strong> EU besser nutzen kann.<br />

• Vorbereitung und Präsentation einer Studie über den Social Return of<br />

Investment für Menschen mit mehrfachen Behin<strong>der</strong>ungen, die keine<br />

Arbeit mehr finden, im Jahr 2006. Es konnte gezeigt werden, dass es bis<br />

zu 14 Mal teurer ist, diese Menschen nicht zu beschäftigen. Ergebnis war<br />

eine neue Leistungsart im BHG für diese Zielgruppe. Heute hören wir, dass<br />

das Land plant, in diesem Bereich wie<strong>der</strong> zu kürzen mit <strong>der</strong> Konsequenz,<br />

dass die Kosten neuerlich steigen werden.<br />

• Setzung von österreichweiten Standards durch nationale<br />

Konferenzen <strong>zum</strong> Thema „Ausbildung zur Erwerbsunfähigkeit“, „Gehalt<br />

statt Taschengeld“, „Behin<strong>der</strong>tenhilfe als Sozialwirtschaftlicher Sektor“. Die<br />

Ergebnisse dieser Veranstaltungen werden <strong>der</strong>zeit auf nationaler Ebene<br />

weiter bearbeitet.<br />

• Durchführung von steiermarkweiten PR Kampagnen für ein „Leben wie<br />

An<strong>der</strong>e auch“, für den Rechtsanspruch auf Leistungen sowie für das neue<br />

Behin<strong>der</strong>tengesetz 2004 mit Broschüren, Postkartenaktionen und<br />

Zeitungskampagnen (2000, 2002, 2005, 2007, 2009).<br />

All das ist gelungen mit einem bestimmten Verständnis von sachpolitischer<br />

Interessenvertretung:<br />

- mit <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Werte <strong>der</strong> UN Konvention<br />

- einer demokratischen Legitimation durch die Mitglie<strong>der</strong><br />

- <strong>der</strong> Erkenntnis von Sachverhalten auf <strong>der</strong> Basis von Erhebungen von<br />

Grundlagen<br />

- mit Fachwissen und <strong>der</strong> Entwicklung von Konzepten<br />

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Franz Wolfmayr<br />

<strong>Abschied</strong>srede anlässlich <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

am 19. Oktober 2012<br />

nach 14 Jahren als Präsident des <strong>Dachverband</strong>s<br />

- unter Einbindung von Partnern und <strong>der</strong> Bildung von Allianzen<br />

- dem Herausarbeiten von Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten und <strong>der</strong><br />

Zusammenarbeit mit allen zuständigen Gruppen<br />

- und Unternehmerischem Handeln.<br />

Die Zeiten haben sich geän<strong>der</strong>t<br />

Seit 2011 sind wir mit <strong>der</strong> <strong>Steirischen</strong> Reformpartnerschaft in einer neuen Situation.<br />

Zwei Leitfiguren entscheiden mit einem Regierungsteam alle wesentlichen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Steiermark mit einem Ziel: kurzfristig Kosten zu senken. Vor<br />

den Entscheidungen sprechen sie mit niemandem, nach den Entscheidungen<br />

sprechen sie mit niemandem. Alle halten sich an die Devise: Augen zu und durch.<br />

Selbst die jeweils eigene Partei wird oft vor den Kopf gestoßen, die Abgeordneten<br />

und die Verwaltungen werden ebenso vor vollendete Tatsachen gestellt.<br />

In einer <strong>der</strong>artigen Situation sind alle gesellschaftlichen Gruppierungen<br />

ausgeschlossen, auch unser <strong>Dachverband</strong>. Mit Fachkompetenz und gründlicher<br />

Vorbereitung zu punkten, geht nicht mehr.<br />

Daher haben wir im <strong>Dachverband</strong> in dieser Situation eine Doppelstrategie gewählt:<br />

- Einerseits Verhandlung auf <strong>der</strong> Basis von Sachargumenten und<br />

gründlicher Vorbereitung<br />

- An<strong>der</strong>erseits eine Klage durch Chance B, um die offenen rechtlichen<br />

Fragen mit Hilfe <strong>der</strong> Gerichte zu klären und die daraus folgenden<br />

Entscheidungen durchzusetzen.<br />

Was ich für den weiteren Erfolg des <strong>Dachverband</strong>s für wichtig halte<br />

Am Ende einer erfolgreichen Arbeitsperiode ist es legitim zurückzuschauen. Ich tue<br />

das aber nicht aus sentimentalen Gründen, son<strong>der</strong>n ich möchte daraus einige<br />

Schlüsse ziehen.<br />

1. Es ist uns gemeinsam viel gelungen<br />

Auch wenn <strong>der</strong>zeit die Zeiten schwer sind. Gemeinsam mit Politik und<br />

Verwaltung konnten wir in <strong>der</strong> Steiermark einen Unterschied machen in den<br />

Lebensbedingungen für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen. Was uns dabei<br />

gelungen ist, ist auf <strong>der</strong> Basis von Freundschaft, Vertrauen, Respekt<br />

voreinan<strong>der</strong>, Unternehmertum, Innovationsgeist, Fachkenntnis, gegenseitiger<br />

Unterstützung und Mut gelungen.<br />

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Franz Wolfmayr<br />

<strong>Abschied</strong>srede anlässlich <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

am 19. Oktober 2012<br />

nach 14 Jahren als Präsident des <strong>Dachverband</strong>s<br />

Das alles ist <strong>der</strong>zeit in Gefahr. Ich sehe, dass Einzelinteressen stark<br />

hochkommen, dass Misstrauen auftaucht, gegenseitige Abwertung erfolgt und<br />

Vereinbarungen gebrochen werden.<br />

Ich bin überzeugt davon, dass das we<strong>der</strong> den Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen,<br />

noch den Familien noch den Dienstleistungsorganisationen im Endeffekt dient.<br />

Denn immer die, die teilen und herrschen können, können das Spiel besser<br />

und sichern sich ihre Vorteile.<br />

2. Wir haben gemeinsam Positionen entwickelt und machen sie öffentlich<br />

Wir haben Positionen entwickelt und haben die nicht immer gut genug<br />

vertreten. Die Behin<strong>der</strong>tenhilfe braucht „Gesichter“. Wenn die Anliegen des<br />

<strong>Dachverband</strong>s und damit <strong>der</strong> dahinterstehenden Organisationen nicht sichtbar<br />

werden, sind die Bedürfnisse <strong>der</strong> Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen und des<br />

Dienstleistungssektors nicht bekannt und wir geben an<strong>der</strong>en, z.B. dem<br />

zuständigen Regierungsmitglied, die Möglichkeit, diese Lücke zu füllen und zu<br />

sagen, was die Menschen brauchen.<br />

Wir haben Positionen<br />

o Zu Rechtsfragen, wie z.B. <strong>der</strong> Rechtsbeziehung zwischen Land<br />

Steiermark, Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen und<br />

Dienstleistungsorganisationen<br />

o Zu Fachfragen, wie z.B. zu den Leistungen des<br />

Behin<strong>der</strong>tengesetzes, <strong>zum</strong> Thema Arbeit und Behin<strong>der</strong>ungen, <strong>zum</strong><br />

Thema Alter und Behin<strong>der</strong>ung,<br />

o Zu Organisationsfragen, wie z.B. über das System <strong>der</strong><br />

Behin<strong>der</strong>tenhilfe in <strong>der</strong> Steiermark<br />

o Zu Sozialpolitischen Fragen, wie z.B. über Selbstvertretung o<strong>der</strong> die<br />

Rolle <strong>der</strong> Sozialwirtschaft<br />

Ich möchte nicht im Einzelnen auf diese Punkte eingehen und nur<br />

exemplarisch das Thema <strong>der</strong> Rechtsbeziehung zwischen Land, Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ungen und Dienstleistungsorganisationen herausgreifen.<br />

Unsere Positionen haben wir über 15 Jahre durch unterschiedliche<br />

Rechtsgutachten entwickelt und beson<strong>der</strong>s im Vorjahr mit intensiver<br />

Rechtsberatung weiter geschärft.<br />

In <strong>der</strong> aktuellen Situation mit dem Land Steiermark halte ich es für wichtig,<br />

nicht nur konkrete Verhandlungen über Rahmenbedingungen zu führen. So<br />

lange entscheidende Rechtsfragen nicht geklärt sind – und das werden sie<br />

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Franz Wolfmayr<br />

<strong>Abschied</strong>srede anlässlich <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

am 19. Oktober 2012<br />

nach 14 Jahren als Präsident des <strong>Dachverband</strong>s<br />

nicht, wenn sie nicht angesprochen werden – kann man auch über die Fragen<br />

<strong>der</strong> Rahmenbedingungen nicht einig werden.<br />

Der OGH bestätigt in einer soeben übermittelten Note die grundsätzliche<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Klage <strong>der</strong> Chance B für die gesamte Behin<strong>der</strong>tenhilfe und<br />

Jugendwohlfahrt. Materiell geht es darum, dass für das Land Steiermark<br />

„Kontrahierungszwang zu angemessenen Bedingungen“ besteht und dass<br />

geklärt werden muss, wie diese angemessenen Bedingungen aussehen.<br />

3. Es gibt keine „braven o<strong>der</strong> schlimmen Organisationen“<br />

Ganz deutlich müssen wir Stellung nehmen, wenn Mitgliedsorganisationen im<br />

<strong>Dachverband</strong>, die gerichtliche Hilfe zur Klärung offener Rechtsfragen suchen<br />

und Personen, die sich als ZeugInnen in diesem Verfahren angeboten haben,<br />

um zu bestätigen, dass die aktuellen Tagsätze <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe nicht<br />

kostendeckend sind, vom zuständigen Regierungsmitglied offen diskriminiert<br />

und benachteiligt werden. Eine Demokratie verfügt als eine <strong>der</strong> Kräfte zu<br />

ihrem Funktionieren über Gerichte, wenn die Legislative und die Exekutive<br />

versagen. Eine Unterscheidung in „brave“ und „schlimme“ Organisationen<br />

zeugt von mangeln<strong>der</strong> politischer Kultur.<br />

4. Wir haben eine Organisation aufgebaut<br />

a. Der <strong>Dachverband</strong> verfügt heute über ein Büro in Gleisdorf und damit<br />

über eine fixe Adresse in Gleisdorf, Elfie Hiebaum erledigt dort alle<br />

laufenden Aufgaben für den <strong>Dachverband</strong>, wie die Organisation des<br />

laufenden Betriebs mit Vorstandssitzungen, IG Sitzungen,<br />

thematischen Gruppen jeweils mit Einladungen, Protokollen und<br />

Erledigung <strong>der</strong> beschlossenen Aufgaben, sie berät<br />

Mitgliedsorganisationen und Außenstehende und vermittelt Kontakte,<br />

sie entwickelt Projekte mit und wickelt sie ab, sie informiert die<br />

Mitgliedsorganisationen, versendet laufend Presseinformationen und<br />

erledigt den täglichen Briefverkehr. An dieser Stelle möchte ich mich<br />

bei Dir, Elfie, für die umsichtige und kompetente Führung des Büros<br />

und die hervorragende Zusammenarbeit ganz herzlich bedanken.<br />

b. Aufgaben <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit, <strong>der</strong> Entwicklung und Abstimmung<br />

von Positionen, <strong>der</strong> Wahrnehmung von Terminen habe ich in großem<br />

Ausmaß wahrgenommen und mit dem Vorstand akkordiert. Das<br />

Zeitausmaß dafür war beachtlich und ich bedanke mich bei meinem<br />

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Franz Wolfmayr<br />

<strong>Abschied</strong>srede anlässlich <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

am 19. Oktober 2012<br />

nach 14 Jahren als Präsident des <strong>Dachverband</strong>s<br />

Dienstgeber, <strong>der</strong> Chance B, dass er das im gemeinsamen Interesse<br />

unterstützt hat.<br />

Für eine <strong>der</strong>art große und bedeutende Organisation wie den<br />

<strong>Dachverband</strong> Die Steirische Behin<strong>der</strong>tenhilfe möchte ich anregen, in<br />

Hinkunft eine Vorwärtsstrategie zu wählen und darauf hin zu arbeiten,<br />

dass in Zukunft jemand als LeiterIn des Sekretariats und als ExpertIn<br />

für die inhaltliche Arbeit eingesetzt werden kann. Nur so kann es<br />

meiner Meinung nach gelingen, die laufende Vertretung des Themas in<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit und die Weiterentwicklung neuer Modelle wie sie u.a.<br />

die Reformpartnerschaft für 2013 plant, gut vorzubereiten und mit<br />

abzuwickeln. Gerade in Sparzeiten bräuchten wir eine <strong>der</strong>artige<br />

Funktion mehr denn je. Ich bin überzeugt, dass sich die Finanzierung<br />

über die Erhöhung von Mitgliedsbeiträgen bereits 2014 für die<br />

Organisationen wie<strong>der</strong> rechnen wird.<br />

c. Der <strong>Dachverband</strong> verfügt über zwei Interessengruppen mit<br />

unterschiedlichen Rollen aber vielen gleichen Zielen. Es ist in den<br />

letzten Jahren gelungen, ein neues junges Vorstandsmitglied zu<br />

gewinnen. Für die Zukunft wird es entscheidend sein, wirklich den<br />

Sektor <strong>der</strong> Selbstvertretung zu vertreten. Dass das gelingt, wird die<br />

Teilhabemöglichkeiten für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Zukunft<br />

entscheiden. Trends, wie sie jetzt wie<strong>der</strong> deutlicher sichtbar werden<br />

u.a. durch die bereits angesprochene Strategie <strong>der</strong> Landesregierung<br />

nach dem Prinzip teile und herrsche, mit denen einzelnen Gruppen von<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen auseinan<strong>der</strong>driften, müssen wir aktiv<br />

entgegenwirken. Ich halte daher auch die bestehenden Überlegungen,<br />

die beiden Interessengruppen wie<strong>der</strong> zu trennen für prüfenswert.<br />

Entscheidend sind das Engagement bei<strong>der</strong> Gruppen und ihre Fähigkeit,<br />

ihre Interessen in <strong>der</strong> Öffentlichkeit auch aus ihrer jeweiligen Rolle<br />

heraus, optimal zu vertreten.<br />

Liebe Mitglie<strong>der</strong> in dieser Generalversammlung!<br />

Ich bedanke mich für die erfolgreichen Jahre, die ich mit Euch in diesem<br />

<strong>Dachverband</strong> erleben durfte und die Freundschaften, die hier entstanden sind.<br />

Beson<strong>der</strong>s danke ich natürlich dem Vorstand und den vielen Mitglie<strong>der</strong>n von<br />

Arbeitsgruppen, mit denen ich in den letzten Jahren intensiver zusammengearbeitet<br />

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Franz Wolfmayr<br />

<strong>Abschied</strong>srede anlässlich <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

am 19. Oktober 2012<br />

nach 14 Jahren als Präsident des <strong>Dachverband</strong>s<br />

habe. Ich freue mich, dass Thomas Driessen die Herausfor<strong>der</strong>ung angenommen hat<br />

und sich für die Nachwahl für die nächsten Jahre als Präsident des <strong>Dachverband</strong>s<br />

beworben hat. Ich bin überzeugt davon, dass Du, Thomas, in dieser Situation die<br />

richtige Person bis, um gemeinsam mit Peter Ripper diesen <strong>Dachverband</strong> weiter zu<br />

führen.<br />

Franz Wolfmayr<br />

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