Radegast, 2.3. Gustav Heinrich Anton Titus _1831 - 1913
Radegast, 2.3. Gustav Heinrich Anton Titus _1831 - 1913
Radegast, 2.3. Gustav Heinrich Anton Titus _1831 - 1913
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<strong>Gustav</strong> <strong>Heinrich</strong> <strong>Anton</strong> <strong>Titus</strong>,<br />
* Ribnitz 7. 1. <strong>1831</strong>,<br />
† Berlin 3. 3. <strong>1913</strong>,<br />
vormals auf Klotainen,<br />
Kreis Heilsberg, Ostpreußen,<br />
preußischer Major a. D.;<br />
oo Berlin 9. 11. 1860<br />
Antoinette Emma Helene<br />
Zimmer de Cisielski,<br />
* Potsdam 5. 9. 1839,<br />
† Berlin 12. 4. 1927<br />
(Eltern: Wilhelm August<br />
Zimmermann de Cisielski,<br />
preußischer Stadtgerichtsrat,<br />
und Emma Marie v. Rohr<br />
adH Trieplatz).<br />
Hans Friedrich v. Restorff schreibt über <strong>Gustav</strong> v. Restorff auf Seite 99 seiner<br />
Familiengeschichte:<br />
„Der Major a. D. <strong>Gustav</strong> von Restorff, dem die Familie ihren Stammbaum verdankt,<br />
forderte die Mitglieder der Familie auf, einen Verband zu gründen. Dies geschah am<br />
5. Juni 1894 im Hotel Kaiserhof.“ Wir Nachfahren sind daher dem langjährigen<br />
Vorsitzenden des Familienverbandes auch heute noch zu großem Dank verpflichtet.<br />
<strong>Gustav</strong> wurde am 7. Januar <strong>1831</strong> als drittes Kind seiner Eltern Adolf Conrad Cord v. Restorff<br />
und Elisabeth Wilhelmine, geb. Schuback, in Ribnitz geboren. Seine Schwester Louise war<br />
bei seiner Geburt zweieinhalb Jahre alt und sein Bruder Carl knapp anderthalb.<br />
<strong>Gustav</strong>s Vater war als Jurist Zweiter Beamter in dem kleinen mecklenburgischen<br />
Landstädtchen. Die Familie bewohnte dort ein eigenes Haus mit einem großen Garten für die<br />
Kinder und mit einem Pferdestall. Pferd und Wagen wurden benötigt, da der Vater zu<br />
Amtsgeschäften und zu Sitzungen nach Hirschburg fahren musste.
2<br />
Wiederum anderthalb Jahre nach <strong>Gustav</strong> wurde die kleine Anna geboren, es folgten Adolf<br />
und schließlich Hermann. Dies sind die Namen und Geburtsdaten der Kinder, die in Ribnitz<br />
zur Welt kamen und die die ersten Jahre ihres Lebens miteinander verbrachten:<br />
Louise Henriette Regine, geboren am 10. Juli 1828,<br />
Carl Paul <strong>Heinrich</strong>, geboren am 3. August 1829,<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Heinrich</strong> <strong>Anton</strong> <strong>Titus</strong>, geboren am 7. Januar <strong>1831</strong>,<br />
Johanna Wilhelmine Caroline Friederike, geboren am 14. Juli 1832,<br />
gestorben am 10. April 1834,<br />
Adolf Ludwig Franz, geboren am 13. Mai 1834, und<br />
Hermann Ludwig Wilhelm Carl, geboren am 13. Juli 1835.<br />
Sicherlich war <strong>Gustav</strong> mit seinen gerade drei Jahren zu klein, um den Schmerz beim Tod der<br />
kleinen Anna auch selbst empfinden zu können. Es gab für ihn drei Brüder als<br />
Spielkameraden, und der nächste Bruder lag schon einen Monat nach dem Tod der kleinen<br />
Schwester in der Wiege.<br />
<strong>Gustav</strong> war fünf Jahre alt, als sein Vater das Gut <strong>Radegast</strong> von der in Rakow lebenden<br />
Großmutter Carolina Christiana übernahm und die Familie von Ribnitz wegzog. Nun begann<br />
für die noch weiter wachsende Kinderschar das Leben auf dem Lande. In <strong>Radegast</strong> wurden<br />
geboren:<br />
Friedrich Otto Carl, genannt Fritz, geboren am 13. September 1836,<br />
Wilhelm Emil Christian, geboren am 10. Februar 1838, und<br />
Marie Henriette Caroline Auguste, geboren am 19. Juni 1839.<br />
Sechs Söhne wuchsen miteinander auf und wurden zunächst von einer deutschen und einer<br />
französischen Gouvernante erzogen. Zusätzlich wurden sie von ihrem Vater Adolf in<br />
verschiedenen sportlichen Disziplinen unterwiesen und von der Mutter Lisette in biblischer<br />
Geschichte, Zeichnen und in Musik. Sehr früh schon wurde bei Tisch französisch gesprochen,<br />
einerseits um die Sprache zu trainieren, andererseits aber auch – wie Carl in seinen<br />
Erinnerungen vermutet –, um die große Kinderschar vom Plappern abzuhalten. Ärgerlich war,<br />
dass Louise nach dem Hauptgang immer am Tisch sitzen bleiben und den süßen Nachtisch<br />
mit den Erwachsenen genießen durfte, während den Brüdern dies aus erzieherischen Gründen<br />
versagt war. Sie sollen die große Schwester dafür des öfteren geknufft haben. Auch Ponys<br />
bekamen die kleinen Jungen nicht, da sie sich voll und ganz auf das Lernen konzentrieren<br />
sollten. Jedes Kind hatte aber sein eigenes Gärtchen, für das es selbst verantwortlich war.
3<br />
Es war eine liebevolle, aber doch auch konsequente, an christlichen Grundsätzen orientierte<br />
Erziehung, die den Kindern aber keineswegs geschadet hat, zeigten sie sich doch später im<br />
Erwachsenenalter dankbar dafür, dass sie rechtzeitig das Verzichten-Können gelernt hatten.<br />
Das Vorrecht der Großmütter war es, die Kinder zu verwöhnen. <strong>Gustav</strong>s Bruder Carl erinnerte<br />
sich noch im Alter an Weihnachtsgeschenke, die mit Phantasie und viel Liebe von der<br />
Großmama Sillem ausgewählt waren, passend zum jeweiligen Lebensalter des beschenkten<br />
Kindes.<br />
Der Hausunterricht, der später von einem Hauslehrer erteilt wurde, war anspruchsvoll, denn<br />
es war der Wunsch des Vaters, dass seine Söhne später – so wie vor ihnen er und sein älterer<br />
Bruder <strong>Heinrich</strong> – studieren sollten. Als einmal für kurze Zeit ein Hauslehrer ausfiel,<br />
unterrichtete Adolf selbst den Ältesten in Latein. Später kamen die Jungen, einer nach dem<br />
anderen, aufs Gymnasium. An welchen Ort <strong>Gustav</strong> zur Schule geschickt wurde, wird nirgends<br />
erwähnt. Er hat wohl gerade zu der Zeit als Zehnjähriger das Haus verlassen, als der Vater<br />
seinen ersten Herzinfarkt erlitt.<br />
Es folgten zwei Jahre Krankheit und vergebliche Kuren. Der sonst so aktive Vater, den die<br />
Söhne als leistungsfähigen Sportler erlebt hatten, kämpfte nun gegen die Krankheit an, ohne<br />
jedoch über seine Schmerzen zu klagen. Er starb 43jährig am 20. August 1843. <strong>Gustav</strong> war<br />
zwölfeinhalb. Am Sterbebett hatte sich nicht nur Adolfs Familie versammelt, anwesend war<br />
auch Onkel <strong>Heinrich</strong> aus Rosenhagen, der dem ältesten der Brüder, Carl, versprach, dass er<br />
von nun an wie ein Vater für sie alle sorgen wolle. Und dieses Versprechen hat er zwanzig<br />
Jahre lang gehalten, indem er neben seinem eigenen Gut Rosenhagen auch die Familie seines<br />
verstorbenen Bruders und das Nachbargut <strong>Radegast</strong> als Vormund betreute.<br />
Die kleine Dorothea Caroline Friederike, die etwa sechs Wochen vor dem Tode des Vaters in<br />
<strong>Radegast</strong> geboren worden war, starb ein Jahr später am 12. Juli 1844. Da war <strong>Gustav</strong> 13 Jahre<br />
alt und vielleicht gerade in den Ferien zu Hause, so wie im letzten Jahr, als der Vater starb.<br />
Die Verantwortung für die Erziehung lag nun auf den nur anscheinend schwachen Schultern<br />
der körperlich recht zarten Mutter Lisette. Regelmäßig schrieb sie Briefe an ihre auswärtig<br />
untergebrachten Söhne und an die Herren, in deren Familien die Jungen während der
4<br />
Schulzeit „in Pension“ lebten. Sowohl von Carl als auch von Lisa, Adolfs ältester Tochter,<br />
wissen wir, wie sehr diese Mutter von ihren Söhnen verehrt wurde.<br />
Seit 1846 – dem Todesjahr von Onkel <strong>Titus</strong> – lebten bei der Großmutter Carolina Christiana<br />
in Rakow dessen Witwe, Tante Marie, und deren vier Kinder, die aber jünger waren als<br />
Louise, Carl und <strong>Gustav</strong>. Als die gemeinsame Großmutter am 1. April 1849 in Rakow<br />
gestorben war, da trafen sich – so darf vermutet werden – die Rakower, die Rosenhäger und<br />
die <strong>Radegast</strong>er sowie die Stenglin-Verwandten aus Schwerin auf dem Friedhof in Neubukow,<br />
eine große Familie, deren neues Oberhaupt nun Onkel <strong>Heinrich</strong> aus Rosenhagen war.<br />
Spätestens 1851 wird <strong>Gustav</strong> sein Abitur bestanden haben. Er entschied sich gegen ein<br />
Studium und trat in das Garde-Grenadier-Regiment Kaiser Wilhelm Alexander von Russland<br />
ein, wo er am 11. März 1852 – also mit 21 Jahren – Secondlieutnant wurde. Auch sein<br />
jüngerer Bruder Wilhelm wurde später preußischer Offizier, während der sechs Jahre jüngere<br />
Rosenhäger Vetter Dethleff 1855 – mit 18 Jahren – seine militärische Laufbahn in<br />
Mecklenburg begann und dessen Brüder Jasper und Heino später in Österreich K.u.K.-<br />
Offiziere wurden.<br />
Die einzige Hochzeit, die zur damaligen Zeit in <strong>Radegast</strong> gefeiert werden konnte, war die von<br />
Louise mit Helmuth v. Plessen am 8. Juni 1854. Die nächsten Jahre waren wieder von Trauer<br />
überschattet: Nachdem am 22. März 1856 in Rosenhagen schon der jüngere Vetter Moritz als<br />
Gymnasiast einer langjährigen Krankheit erlegen war, starb ein Jahr später, am 5. Februar<br />
1857, in München <strong>Gustav</strong>s jüngerer Bruder Hermann, cand. jur.<br />
Vier Jahre später, am 9. November 1860, heiratete <strong>Gustav</strong> in Berlin die 21jährige Antoinette<br />
Emma Helene Zimmermann de Cisielski, deren Vater preußischer Stadtgerichtsrat war. Wenn<br />
man sich die Schilderungen Hans Friedrichs über Hofbälle und Kaiser-Paraden ins Gedächtnis<br />
zurückruft, so kann man sich vorstellen, dass möglicherweise der nun 28jährige Offizier seine<br />
junge Braut bei einem vergleichbaren gesellschaftlichen Ereignis in Berlin kennen gelernt<br />
hatte.<br />
1863 war das Jahr, in dem die Vormundschaft über <strong>Radegast</strong> nach zwanzig Jahren zu Ende<br />
ging. Die verbliebenen fünf <strong>Radegast</strong>er Brüder losten nach mecklenburgischem Brauch um<br />
das väterliche Erbe. Das Los fiel auf Fritz, auf den ersten der Geschwister, der in <strong>Radegast</strong>
5<br />
geboren worden war. Lisette hatte ihr eigenes Vermögen wie auch die Erträge des Gutes<br />
sorgsam verwaltet, so dass sie nun in der Lage war, jedem ihrer erwachsenen Kinder eine<br />
beträchtliche Summe zu übergeben, mit der sich die übrigen Söhne eine eigene Existenz<br />
aufbauen konnten. <strong>Gustav</strong> nahm als Hauptmann seinen Abschied und kaufte sich in<br />
Ostpreußen an. Sein Gut hieß Klotainen, es lag im Kreis Heilsberg. Auch seine Brüder Carl<br />
und Adolf gingen als Landwirte nach Ostpreußen: Carls dortiges Gut hieß Dosnitten und lag<br />
im Kreis Preußisch Holland, Adolf kaufte das Gut Schwengels mit Montitten im Kreis<br />
Heiligenbeil. – Auch in Rakow war die Zeit der Vormundschaft vorbei, das Los war auf Otto<br />
gefallen, und der Jüngere der Brüder, Friedrich, kaufte in Ostpreußen das schöne Gut<br />
Lindenau, ebenfalls im Kreise Heiligenbeil.<br />
Im Lebenslauf <strong>Gustav</strong>s, der in Hans Friedrichs Familiengeschichte auf Seite 86f. nachzulesen<br />
ist, steht als nächste Eintragung: „War Kriegsteilnehmer von 1866 und 1870/71, Ritter<br />
des Eisernen Kreuzes II. Klasse (...)“, das heißt, dass <strong>Gustav</strong> reaktiviert worden war und<br />
als preußischer Offizier seinen jüngeren Vettern am Tage der Schlacht bei Königgrätz am 3.<br />
Juli 1866 feindlich gegenüber gestanden hatte. Sein jüngerer Bruder Wilhelm büßte in dem<br />
mörderischen Bruderkampf zwischen Preußen und Österreich ein Auge ein, während seine<br />
Vettern Jasper und Heino ihr Leben als K.u.K.-Offiziere ließen. Auch 1870/71 war <strong>Gustav</strong><br />
Kriegsteilnehmer. Da war er inzwischen 39 Jahre alt. Irgendwann – das Datum ist nicht<br />
bekannt – verließ <strong>Gustav</strong> die preußische Armee als Major a. D. und ging zurück nach<br />
Klotainen.<br />
Das Jahr 1868 war ein Jahr mehrerer Hochzeiten. Als erster heiratete der 30jährige Offizier<br />
Wilhelm in Berlin die Amerikanerin Fanny Kneeland. Die Hochzeit wurde im Schloss<br />
Monbijou gefeiert, sicherlich mit großem Aufwand und mit vielen Gästen. Als dann am 1.<br />
Mai 1868 <strong>Gustav</strong>s Bruder Fritz, der junge Besitzer von <strong>Radegast</strong>, in Parchow bei Kröpelin<br />
Bertha v. Storch heiratete, da bedeutete dies, dass Lisette ihrer Schwiegertochter den großen<br />
Haushalt überließ und mit ihrer jüngsten Tochter Marie zunächst nach Schwerin zog, wo<br />
Marie noch im selben Jahr den sehr viel älteren braunschweigischen Offizier Hermann<br />
Hollandt heiratete, der auch seine Schwiegermutter mit zu sich nach Braunschweig nahm.<br />
Aus den erhaltenen Briefen geht hervor, dass die „gehorsame Tochter Bertha“ ein sehr<br />
liebevolles Verhältnis zu ihrer „Herzens-Mama“ und zu ihrer Schwägerin Marie in<br />
Braunschweig hatte.
6<br />
Im Jahre 1877 wurde in <strong>Radegast</strong> wieder einmal Taufe gefeiert, und die junge Mutter Bertha<br />
erwähnt in ihrem Erzählbrief an die Schwiegermutter Lisette die Abreise der Brüder. Nur<br />
Adolf wird von ihr namentlich genannt, aber es ist denkbar, dass auch „Onkel <strong>Gustav</strong>“ und<br />
„Tante Nettchen“ zur Taufe aus Klotainen gekommen waren. Ein Jahr später ist in einem<br />
weiteren Brief Berthas davon die Rede, dass Adolf, <strong>Gustav</strong> und Nettchen gemeinsam eine<br />
Frühjahrsreise nach Rom unternommen haben, dass sie aber auf der Rückreise wohl nicht<br />
nach <strong>Radegast</strong> kommen würden, da sie schon am 8. wieder in Klotainen sein wollten. Der<br />
Brief ist vom 5. April 1878.<br />
Am 1. November 1880 starb der Mittelpunkt der großen <strong>Radegast</strong>er Geschwisterschar,<br />
Elisabeth Wilhelmine v. Restorff, genannt Lisette, <strong>Gustav</strong>s geliebte Mutter, in Braunschweig<br />
im Hause ihrer Tochter Marie und ihres Schwiegersohnes Hermann Hollandt.<br />
Die Hochzeit des Bruders Adolf am 1. Juni 1882 mit der sehr viel jüngeren Käthe v. der<br />
Groeben, die in Groß Klingbeck im ostpreußischen Kreis Heiligenbeil gefeiert wurde, haben<br />
<strong>Gustav</strong> und Nettchen sicherlich als Gäste miterlebt. Die enge Verbindung der Brüder zeigte<br />
sich nicht nur bei der gemeinsamen Romreise, sondern auch wenige Jahre später, als das am<br />
23. März 1883 geborene älteste Kind Adolfs und Käthes, Lisa, mit drei Jahren<br />
Kinderlähmung bekam und davon ein völlig muskelloses Bein behielt. Wenn Käthe mit Lisa<br />
wegen einer Behandlung oder Operation das heimatliche Schwengels für längere Zeit<br />
verlassen musste, dann sprangen Onkel <strong>Gustav</strong> und Tante Nettchen ein und beaufsichtigten<br />
den Gutshaushalt und die inzwischen geborenen jüngeren Nichten Ada und Ruth. Diese enge<br />
familiäre Verbindung hielt auch später an, nachdem <strong>Gustav</strong> und Antoinette 1885 das Gut<br />
Klotainen wieder verkauft hatten und nach Berlin gezogen waren. Da nahm das kinderlose<br />
Ehepaar nacheinander die Nichten für einige Monate zu sich nach Berlin, um sie dort in die<br />
Gesellschaft einzuführen und um sie „Kultur schnuppern“ zu lassen. Lisa berichtet darüber in<br />
ihren Erinnerungen, die sie für ihren Neffen Eckart v. Stutterheim aufgeschrieben hat, Sohn<br />
ihrer Schwester Ruth, genannt „Uthel“:<br />
„Ich schrieb erst, daß Uthel manchmal stark geistig hungerte und litt als erwachsenes<br />
Mädchen – Vater fand immer den Zeitpunkt heraus, wenn er dies beobachtete, dann<br />
wurde sie für eine Zeit nach Berlin zu Tante Nettchen und Onkel <strong>Gustav</strong> geschickt,<br />
wo sie Theater und Konzerte mit ihnen besuchte, im Kapellenverein arbeitete und in<br />
dem großen Bekanntenkreis der Verwandten so manche Menschen kennen lernte,
7<br />
mit denen sie dann auch später verbunden blieb. Wir neckten sie dann gern mit ihren<br />
‚100 Freundinnen’, sie war ja sehr beliebt! Auf Bällen unterhielt sie sich meist mehr<br />
als daß sie tanzte, weil sie das viel schöner fand – anders als Tante Ada, die so sehr<br />
gern tanzte, und auch hübscher! Du fragst, wann die beiden Schwestern zu Willichs<br />
kamen. Sie waren das letzte halbe Jahr der Schulzeit in Berlin, gingen dort zum<br />
Konfirmandenunterricht zu Consistorialrat Köhler an der Kaiser-Wilhelm-<br />
Gedächtniskirche, und – bei Tante Nettchen und Onkel <strong>Gustav</strong> wohnend – nahmen<br />
sie an dem Schulunterricht bei Willichs teil. Beide hatten keinerlei Lücken in<br />
irgendeinem Fach und waren sehr sehr gern dort, hatten daneben guten<br />
Klavierunterricht, besuchten viel Museen und Ausstellungen, gewannen dort<br />
Freundinnen fürs Leben, so Elisabeth und Hanni Marwitz aus Rütznow, Agnes und<br />
Oda Alvensleben, Ehrengard Senfft, die ich letztes Jahr hier bei Gilsas wiedersah,<br />
die noch reizend von Schwengels und besonders von Vater sprach und so gar jetzt<br />
noch ein Bild von ihm hatte!“ [S. Vf.]<br />
Nach den drei Schwestern Lisa, Ada und Ruth war 1890 ein Sohn geboren worden, Adolf<br />
Cord, der Erbe von Schwengels. Er macht sich in seiner Niederschrift „Heimat“ ganz andere<br />
Gedanken über die Einflüsse, die von Onkel <strong>Gustav</strong> und insbesondere von Tante Nettchen<br />
ausgingen:<br />
„Element(!) war das von uns heiß geliebte Tante Nettchen. Sie war die kinderlose Frau<br />
des“ [zweit-]„ältesten Bruders von Vater, Onkel <strong>Gustav</strong>, und vertrat bei uns die Stelle<br />
einer Großmutter. Beide, Onkel und Tante, konnten sich nicht recht mit Mutter stellen,<br />
obwohl sie sich jedes Jahr vier bis fünf Wochen von ihr verwöhnen ließen. Mutter gab<br />
sich die größte Mühe mit ihnen – waren sie doch sehr wohlhabende Erblasser –, aber<br />
Tante Nettchen versuchte dauernd, uns Kinder in Gegensatz zu Mutter zu bringen,<br />
indem sie – für uns unmerklich – unserer Kritik an den Eltern, besonders aber an<br />
Mutter, Nahrung gab. Ich glaube, sie hätte uns am liebsten adoptiert, um uns dem<br />
‚verderblichen’ Einfluß der Eltern zu entziehen. Mit allen kleinen Sorgen gingen wir viel<br />
lieber zu Tante Nettchen als zu den Eltern, weil sie uns unendliches Verständnis und<br />
Hilfe brachte, doch nie ohne einen Seitenhieb auf Mutter! Wenn mir dies als Kind auch<br />
nie klar wurde, so brachte es doch naturgemäß einen so starken Riß in das Verhältnis<br />
zu meiner Mutter, der sich nie ganz geschlossen hat. Es ist das schlimmste Unrecht
8<br />
an einem Kinde, daß man es Kritik an seiner Mutter üben lehrt, diese kommt dem<br />
Heranwachsenden leider ganz von selbst.“ [Cord v. R., Heimat, S. IIf.]<br />
In Berlin führten <strong>Gustav</strong> und Antoinette ein offenes Haus, in das nicht nur die jungen Nichten<br />
aus Schwengels eingeladen wurden. Hans Friedrich schreibt dazu auf Seite 87: „Nachdem er<br />
Klotainen verkauft hatte, wohnte er in Berlin am Hafenplatz, wo sein allen<br />
Verwandten – besonders den in Berlin kommandierten Neffen und den Kadetten aus<br />
Lichterfelde – jederzeit gastfrei geöffnetes Haus allen Familien-Mitgliedern in<br />
dankbarster Erinnerung steht.“ Und als Hermann Hollandt am 29. Dezember 1890 in<br />
Braunschweig starb und seine Witwe Marie nun allein war, da holten <strong>Gustav</strong> und Antoinette<br />
die Schwester und Schwägerin nach Berlin. Sie starb dort Jahre später am 31. Oktober 1906.<br />
<strong>Gustav</strong> wurde am 7. Januar 1891 60 Jahre alt und beschäftigte sich nun zunehmend mit<br />
Familiengeschichte. Er stellte die Stammbäume der Familie v. Restorff zusammen, auf die<br />
sich später die Geschwister Hermine und Hans Friedrich bei ihren Arbeiten stützten, und er<br />
trug sich mit dem Gedanken, den zahlreichen Brüdern und Vettern die Gründung eines<br />
Familienverbandes vorzuschlagen. Die Erinnerung an den frühen Tod des eigenen Vaters mag<br />
ihn dazu bewogen haben, Witwen und Waisen im Rahmen der Großfamilie abzusichern und<br />
nach Möglichkeit zu unterstützen. Es war aber damals auch Mode, dass adlige, später auch<br />
bürgerliche Familien Verbände gründeten. Wenn man sich fragt, warum die erste<br />
Zusammenkunft der Restorff-Vettern nicht in Mecklenburg, sondern in Berlin stattgefunden<br />
hat, so findet man die Erklärung sicherlich im Wohnort <strong>Gustav</strong>s. Berlin lag zwischen<br />
Mecklenburg und Ostpreußen, so dass der Weg aus beiderlei Richtungen nicht allzu weit war.<br />
Die Gründung des Familienverbandes v. Restorff fand – wie schon am Beginn erwähnt – am<br />
5. Juni 1894 im Hotel Kaiserhof in Berlin statt. Teilnehmer der ersten Zusammenkunft waren<br />
neben <strong>Gustav</strong> selbst: <strong>Gustav</strong>s Brüder Carl, nun wohnhaft in Schwerin, Adolf auf Schwengels,<br />
Fritz auf <strong>Radegast</strong> und Wilhelm, Königlich Preußischer Oberst a. D., wohnhaft in Schwedt an<br />
der Oder. Das Haus Rosenhagen vertrat der junge, nun Königlich Preußische Oberleutnant<br />
Hans Friedrich, 32 Jahre alt. Aus dem Hause Rackow, das zur damaligen Zeit noch mit ck<br />
geschrieben wurde, kamen der 59jährige Besitzer Otto und sein vier Jahre jüngerer Bruder<br />
Friedrich, Besitzer von Lindenau in Ostpreußen. Das Haus Werle vertraten: Rudolph, der<br />
Besitzer von Werle, 56 Jahre alt, dessen Sohn und Erbe Curd, 26 Jahre alt, und Friedrich<br />
Freiherr von Restorff, K. u. K. Kämmerer und Rittmeister a. D. aus Wien. Diese elf Vettern
9<br />
gründeten den Familienverband von Restorff. <strong>Gustav</strong> hatte einen Satzungsvorschlag<br />
ausgearbeitet, damals noch „Statuten“ genannt, über den im Einzelnen – Paragraph für<br />
Paragraph – abgestimmt wurde. Danach wählte man die drei Mitglieder des Familienrates:<br />
<strong>Gustav</strong> von Restorff, Berlin, Otto von Restorff-Rackow und Curd von Restorff aus dem<br />
Hause Werle. Als Ort des nächsten Familientages schon ein Jahr später, 1895, wurde wieder<br />
Berlin gewählt. Das in schöner Kanzlei-Handschrift verfasste Protokoll wurde von „<strong>Gustav</strong><br />
von Restorff“ und von „OvRestorff-Rackow“ unterschrieben.<br />
Im Protokoll des zweiten Familientages am 18. Februar 1895 in Berlin wird Carl nun als<br />
„Senior“ bezeichnet. Als solcher eröffnete er die Sitzung der acht Vettern, unter denen der<br />
26jährige Walter v. R. aus dem Hause Werle zum ersten Mal erschienen war. Otto v. R.-<br />
Rackow gedachte der Verstorbenen, unter ihnen „Frau Landrätin von Restorff geb.<br />
Baronesse von Stenglin, Ludwigslust, gestorben 10. Januar 1895“. Dann wurden die<br />
inzwischen gedruckten Statuten mit dem Haupt-Exemplar verglichen. Zum Kassenprüfer<br />
wurde <strong>Gustav</strong>s Bruder Adolf v. R.-Schwengels ernannt. Zur damaligen Zeit wurden<br />
Mitgliedsbeiträge erhoben; das Vermögen des Verbandes betrug knapp 2.000 Mark, erhöht<br />
durch ein Legat von Fräulein Frida v. Restorff, das dankend angenommen worden war. Der<br />
Familienrat blieb in seiner bisherigen Zusammensetzung bestehen, als Ort des nächsten<br />
Familientages wurde Schwerin gewählt. Das Protokoll wurde unterschrieben von „<strong>Gustav</strong><br />
von Restorff, Schatzmeister“ und „OvRestorff-Rackow“, dem Schriftführer.<br />
Der dritte Familientag fand am 1. Juni 1898 in Schwerin statt. <strong>Gustav</strong> als Vorsitzender<br />
gedachte nach der Eröffnung der Sitzung der in den vergangenen Jahren Verstorbenen, unter<br />
ihnen „der Frau Marie von Restorff – Rackow, geb. Freiin von Stenglin, gest. d. 5.<br />
Sept. 1895,“ Ottos und Friedrichs Mutter, und er ernannte zum Protokollführer Friedrich v.<br />
Restorff-Lindenau. In den Familienrat wurde – neben <strong>Gustav</strong> und Otto – aus dem Hause<br />
Werle Rudolph gewählt, da sein Sohn Curd sein Amt im Familienrat niedergelegt hatte. Das<br />
Verbandsvermögen betrug nun 3.800 Mark. Der nächste Familientag im Jahre 1901 sollte<br />
wieder in Berlin stattfinden. Die Unterschriften unter dem Protokoll wie immer: „<strong>Gustav</strong> von<br />
Restorff“ und „OvRestorff-Rackow“.<br />
Der vierte Familientag fand – wie beschlossen – 1901 in Berlin statt, und zwar am 11.<br />
Februar. Unter den elf Teilnehmern waren erstmals erschienen: die Brüder Eberhard und Otto,<br />
28 und 20 Jahre alt, aus dem Hause Lindenau sowie die Brüder Fritze und Courtland, Söhne
10<br />
von Wilhelm, 31 und 27 Jahre alt. Jasper v. Restorff, Oberleutnant, Rostock, wurde zum<br />
Protokollführer ernannt. Das Vermögen des Familienverbandes überstieg 6.000 Mark, <strong>Gustav</strong><br />
schenkte dem Familienfonds weitere 1.000 Mark. Der Familienrat bestand auch zukünftig aus<br />
den „Herren Otto v. R.-Rackow, <strong>Gustav</strong> von Restorff und Rudolf von Restorff-Werle.“<br />
Curd v. R., Rudolphs Sohn, wurde zum Archivar gewählt. Der nächste Familientag sollte<br />
1904 in <strong>Radegast</strong> stattfinden. Unterschriften unter dem Protokoll: „<strong>Gustav</strong> von Restorff,<br />
OvRestorff-Rackow“. Die dem Protokoll beigefügte Liste nennt 29 Namen von zahlenden<br />
Mitgliedern, männlich und weiblich.<br />
Zum fünften Familientag in <strong>Radegast</strong> am 18. Mai 1904 erschienen nur sieben Vettern: <strong>Gustav</strong><br />
von Restorff, nun 73 Jahre alt, seine Brüder Adolf v. R.-Schwengels, der gerade erst am 13.<br />
Mai seinen 70. Geburtstag gefeiert hatte, und Fritz v. R.-<strong>Radegast</strong>, 68 Jahre alt, der Gastgeber;<br />
dazu Dethleff v. R.-Rosenhagen, inzwischen 67 Jahre alt, und der mit ihm gleichaltrige<br />
Rudolph v. R.-Werle. Von der jüngeren Generation waren erschienen: Hans Friedrich v. R. aus<br />
Wismar, Erbe von Rosenhagen, 41, und Hans-Ulrich v. R., Erbe von <strong>Radegast</strong>, wohnhaft<br />
Sophienhof, 31 Jahre alt, der zum Protokollführer ernannt wurde. Das Verbandsvermögen<br />
betrug nun bereits über 10.000 Mark. Die Mitglieder des Familienrates waren auch weiterhin<br />
die „Herren Otto v. R., <strong>Gustav</strong> v. R., Berlin, und Rudolf v. R., Werle.“ Möglicherweise<br />
war Otto v. Restorff-Rackow krank, da nicht anwesend; für den Fall, dass er sein Amt als<br />
Schriftführer nicht weiter ausüben wollte, wurde als sein Stellvertreter sein Bruder Fritz v.<br />
Restorff auf Lindenau erwählt. Der nächste Familientag sollte wieder in Berlin stattfinden, und<br />
zwar im Herbst 1907. Das Protokoll ist unterschrieben – so wie bisher – von: „<strong>Gustav</strong> von<br />
Restorff – Berlin“ und „OvRestorff-Rackow“.<br />
Zum sechsten Familientag am 12. Oktober 1907 in Berlin versammelte sich eine 14köpfige<br />
Herrenrunde: <strong>Gustav</strong> v. R., Berlin, nun bereits 76 Jahre alt, der Schriftführer Otto v. R.-<br />
Rackow, 71 Jahre alt, <strong>Gustav</strong>s Bruder Fritz v. R.-<strong>Radegast</strong>, gerade 71 geworden; Fritz v. R.-<br />
Lindenau, 67; Curd v. R., Werle, 39 Jahre alt; dazu die zukünftigen Erben Hans Friedrich v. R.,<br />
Wismar, am 1. Oktober 45 Jahre alt geworden, Hans-Ulrich v. R., Tangrim, 34, Eberhard v. R.,<br />
Schwedt, ebenfalls 34, Horst v. R., Koppenow, 26. Die jüngeren Herren Jasper aus dem Hause<br />
Rosenhagen, Diedrich aus dem Hause <strong>Radegast</strong>, und Fritze, Sohn von Wilhelm, sowie Otto aus<br />
dem Hause Lindenau waren Offiziere, bei Walter aus dem Hause Werle wird kein Beruf<br />
genannt. Hans Friedrich wurde zum Protokollführer bestimmt; das Ausscheiden des bisherigen<br />
Seniors Carl v. R. wurde zur Kenntnis genommen. Carl, der ältere Bruder <strong>Gustav</strong>s, starb 1914
11<br />
im Alter von 85 Jahren in Schwerin. Neuer Senior der Familie war nun der Vorsitzende <strong>Gustav</strong><br />
selbst. Das Vermögen des Verbandes betrug über 12.000 Mark, die Höhe der Mitgliedsbeiträge<br />
wurde neu geregelt. Der Aufnahme des Herrn Reinhold v. Restorff aus dem Hause Mustin<br />
wurde zugestimmt. 1907 gab es nur noch 24 zahlende Mitglieder. Zum Familienrat wurden<br />
gewählt die Herren: „Otto v. R.-Rackow, Rudolf v. R.-Werle, Hans Friedrich v. R.,<br />
Wismar. Der Senior Herr <strong>Gustav</strong> v. R. erklärt, daß er für den nächsten Zeitraum das<br />
Amt des Schatzmeisters behalten wolle.“ Der nächste Familientag sollte drei Jahre später<br />
im Oktober 1910 in Berlin stattfinden. Unterschrieben ist das von Hans Friedrich verfasste und<br />
geschriebene Protokoll von „OvRestorff-Rackow, <strong>Gustav</strong> von Restorff – Berlin,<br />
HFvRestorff – Wismar.“<br />
Neun Herren erschienen bereits am 2. Mai 1908 zum siebenten Familientag in Schwerin: der<br />
Senior, Vorsitzende des Verbandes und Schatzmeister Major a. D. <strong>Gustav</strong> v. R., Otto v. R.-<br />
Rackow, Fritz v. R.-<strong>Radegast</strong>, Detlev v. R.-Rosenhagen, Rudolf v. R.-Werle und dessen Sohn<br />
Curd v. R., dazu die Brüder Hans-Ulrich und Diedrich v. R. aus dem Hause <strong>Radegast</strong> sowie<br />
Hans Friedrich v. R. aus dem Hause Rosenhagen, der wieder zum Protokollführer ernannt<br />
wurde. Der Senior der Familie, Major a. D. <strong>Gustav</strong> v. R., eröffnete die Sitzung. Der neue<br />
Familienrat bestand nun aus Otto v. R. auf Rackow, Rudolph v. R. auf Werle und dem<br />
Hauptmann Hans Friedrich v. R., Wismar. Senior der Familie, wie von allen anerkannt, war<br />
auch weiterhin <strong>Gustav</strong> v. R. Es wurde eine neue Satzung beschlossen. Das Protokoll trägt nun<br />
vier Unterschriften: diejenigen von „<strong>Gustav</strong> von Restorff, Otto von Restorff, Rudolph von<br />
Restorff und Hans Friedrich von Restorff."<br />
Noch einmal eröffnete der Senior, Major a. D. <strong>Gustav</strong> von Restorff, am 19. Oktober 1910 den<br />
achten Familientag in Berlin, zu dem außer ihm erschienen waren die elf Vettern Adolf v. R.-<br />
Schwengels, Fritz v. R.-<strong>Radegast</strong>, Eberhard v. R.-Rackow, nach dem Tode seines Onkels Otto<br />
am 16. Mai 1910 der neue Besitzer von Rackow, Horst v. R.-Lindenau, ebenfalls der neue<br />
Besitzer nach dem Tode seines Vaters Friedrich im Jahre 1909, und Curd v. R. aus dem Hause<br />
Werle sowie die Offiziere Hans Friedrich und Jasper aus dem Hause Rosenhagen, Hans-<br />
Ulrich und Diedrich aus dem Hause <strong>Radegast</strong>, sowie Fritz(e) v. R., Brandenburg, und Walter<br />
v. R. aus dem Hause Werle. Es wurde der verstorbenen Brüder Otto v. R., des ehemaligen<br />
Besitzers von Rakow und langjährigen Schriftführers des Verbandes, und Friedrich v. R.,<br />
Besitzers von Lindenau, gedacht. Weiterhin wurde zu Protokoll gegeben, dass Oberst<br />
Wilhelm v. R. aus dem Familienverband ausgetreten war. Damit hatte sich schon der zweite
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Bruder <strong>Gustav</strong>s aus dem Familienverband zurückgezogen. Der ehemalige Senior Carl v. R.,<br />
nun wohnhaft in Schwerin, war unverheiratet und damit kinderlos, nicht jedoch uninteressiert<br />
an Familienangelegenheiten, denn er ließ sich von seinen Geschwistern dazu anregen, seine<br />
Erinnerungen aufzuschreiben, die er dann im nächsten Jahr, 1911, vollendet hat. Wilhelm und<br />
seine drei Söhne Fritze, Charlie und Courtie waren alle vier in der Mitgliederliste von 1901<br />
aufgeführt. Einen Grund für das Ausscheiden der Brüder Carl und Wilhelm aus dem<br />
Familienverband kennen wir nicht. Das Vermögen des Verbandes betrug etwas über 18.000<br />
Mark. Dem neuen Familienrat gehörten an die Vettern „Herr Hans Friedrich von Restorff,<br />
Wismar, Herr Eberhard von Restorff-Rackow als Schriftführer, Herr Fritz von Restorff,<br />
Brandenburg als Schatzmeister“. Der nächste Familientag sollte im Februar 1914 in Berlin<br />
stattfinden. Zum Schluss trug der Senior <strong>Gustav</strong> v. R. Ergebnisse aus der bisherigen<br />
Familienforschung vor. Seine Unterschrift ist auch jetzt noch die erste unter dem Protokoll<br />
mit dem Zusatz „Senior“, es folgen die Unterschriften von „Hans Friedrich von Restorff,<br />
Friedrich v. Restorff, Eberhard von Restorff-Rakow“, erstmals ist Rakow ohne ck<br />
geschrieben.<br />
<strong>Gustav</strong> v. Restorff, preußischer Major a. D., Gründer, erster Vorsitzender, Schatzmeister und<br />
Senior des Verbandes der Familie v. Restorff, starb am 3. März <strong>1913</strong> in Berlin im Alter von<br />
82 Jahren. Seine Frau Antoinette, genannt „Nettchen“, überlebte ihn und starb erst 14 Jahre<br />
später, am 12. April 1927, ebenfalls in Berlin. Sie wurde 87 Jahre alt.<br />
Der neunte Familientag, der im Februar 1914 hatte stattfinden sollen, konnte erst nach<br />
Beendigung des Ersten Weltkrieges am 27. März 1919 in Schwerin abgehalten werden.<br />
Zusammengestellt von<br />
MCWvR/August 2007