Wo man singt... - Kirchenkreis Unna

Menschen in unserer Gemeinde
Carl Lehmkämper: In meinem ersten
Organistenjahr kam ich todmüde zur
dritten Passionsandacht. Während
der Predigt lehnte ich mich stehend
an die Orgel. Ich muß kurz stehend
eingeschlafen sein. Aus weiter Ferne
hörte ich „wir singen nun Lied ….“ Es
entstand eine deutliche Pause. Nach der
Andacht meinte der Pfarrer, daß wir
dringend die Gesangbücher vergleichen
müßten. Ich antwortete: „Jawohl, Herr
Pfarrer, das ist dringend notwendig.“
Er hat nie erfahren, daß ich geschlafen
hatte.
Unsere Gemeinde: Gab es auch eine
peinliche Situation?
Martina Illian: Peinlich finde ich, wenn ich
eine andere Anzahl von Strophen spiele,
als angeschlagen sind oder die Lektoren
bei der Lesung eine Pause einlegen (z.
B. beim Umblättern von Seiten) und
ich verfrüht mit der Begleitung des
Hallelujagesanges einsetze.
Carl Lehmkämper: Meine Töchter,
Zwillinge, ein Jahr alt, hatten Keuchhusten.
Erst in der Frühe schliefen sie ein. Um
8.45 Uhr erwachte meine Frau. „Du
mußt um 9.00 Uhr zum Gottesdienst in
Mühlhausen sein“, rief sie mir zu. Ich kam
gehetzt und mit deutlicher Verspätung
in der Kirche an. Der Superintendent (!)
empfing mich sichtlich verärgert. Nach
einer peinlichen Aussprache hat er mir
jedoch vergeben und es kam in der
Folgezeit zu einem freundschaftlichen
Verhältnis.
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Unsere Gemeinde: Haben Sie Einfluß auf
die Musikauswahl?
Martina Illian: Ja, bei der Auswahl der
Musik zu Orgelvor- oder -nachspiel und
bei der Abendmahlsbegleitung kann ich
Einfluß nehmen.
Carl Lehmkämper: Selbstverständlich ist
der Pfarrer / die Pfarrerin verantwortlich
für die Liedauswahl. Die Orgelvorspiele
sucht aber der Organist selbst aus.
Ebenso verhält es sich beim Nachspiel
und der Abendmahlsbegleitung. Im
Idealfall harmonieren Theologen und
Organist und stimmen die Liedauswahl
miteinander ab.
Unsere Gemeinde: Nennen Sie mir bitte
Ihr Lieblingsstück.
Martina Illian: Vorlieben wechseln!
Spontan fällt mir die „dorische“ Toccata
von J. S. Bach, Frühbarockes von
Frescobaldi und Weckmann ein.
Carl Lehmkämper: Zur Zeit liebe ich
besonders zwei Stücke, die auf einer
kleinen Orgel leider kaum zu realisieren
sind: Praeludium Es-Dur (Bach) (+ Fuge)
und Phantasie über „Wachet auf“ (Max
Reger).
Unsere Gemeinde: Welche
Kompositionen würden Sie gerne einmal
spielen?
Martina Illian: Französische Orgelmusik,
zum Beispiel aus den Orgelsinfonien von
Charles Marie Widor.
Carl Lehmkämper: Ich habe mir
vorgenommen, ein Stück zu üben, das zu
meiner Trauung von K. M. D. Weimann
gespielt wurde – Praeludium + Fuge C-
Dur (Bach).
Unsere Gemeinde: Vielen Dank für das
angenehme Gespräch – ich freue mich
schon auf die Orgelklänge im nächsten
Gottesdienst.