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VpsyB Magazin

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6<br />

Fachartikel Mobbing in<br />

Unternehmen<br />

Häufig führen unterschiedliche individuelle Interessen,<br />

ungleiche Bewertungen von Fakten<br />

oder auch differente Strategien in der Bewältigung<br />

von Aufgaben sowie persönliche Abneigungen<br />

zu Konflikten zwischen Kollegen oder<br />

zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzen. Im<br />

Normalfall jedoch sind diese Konflikte ein gewöhnlicher<br />

Bestandteil der sozialen Interaktion<br />

in Organisationen.<br />

Das wirft die Frage auf, inwieweit Konflikte<br />

oder kleine Schikanen „normal" sind und ab<br />

wann man tatsächlich von Mobbing sprechen<br />

kann.<br />

Gelegentlich wird der Begriff Mobbing im Alltagsleben<br />

gleichbedeutend mit eher alltäglichen<br />

Kontroversen gebraucht. Andererseits<br />

ist es manchmal schwer, die volle Tragweite<br />

von Mobbing zu erkennen. Folglich ist es meines<br />

Erachtens sinnvoll, erst einmal genauer<br />

zu betrachten, was Mobbing de facto ausmacht.<br />

Das Fachwort Mobbing wird als<br />

„ negative kommunikative Handlungen, die<br />

gegen eine Person gerichtet sind und die sehr<br />

oft und über einen längeren Zeitraum vorkommen<br />

und die somit die Beziehung zwischen<br />

Täter und Opfer kennzeichnen" definiert.<br />

Zunächst einmal wird dem Opfer die Möglichkeit<br />

genommen, sich mitzuteilen. Der Gemobbte<br />

wird ständig unterbrochen, die Kollegen<br />

oder der Vorgesetzte geben ihm keine<br />

Möglichkeit mehr sich zu äußern, es hagelt<br />

ständige Kritik, Drohungen werden versteckt<br />

oder sogar offen ausgesprochen. Zudem erfolgen<br />

Angriffe auf die sozialen Beziehungen<br />

des Opfers, man spricht nicht mehr mit dem<br />

Betroffenen, lässt sich nicht ansprechen, behandelt<br />

das Opfer wie Luft.<br />

Eine weitere typische Mobbingstrategie ist gekennzeichnet<br />

durch Angriffe auf das soziale<br />

Ansehen des Opfers. Es wird hinter dessen<br />

Rücken schlecht über den Gemobbten geredet,<br />

Gerüchte werden verbreitet, das Opfer<br />

wird lächerlich gemacht oder gar verdächtigt<br />

psychisch krank zu sein. Im schlimmsten Fall<br />

wird das Opfer gezwungen, Arbeiten auszuführen,<br />

die dessen Selbstbewusstsein verletzen,<br />

der Arbeitseinsatz wird falsch oder in<br />

kränkender Weise beurteilt. Auch sexuelle Annäherungen<br />

oder Angebote können erfolgen.<br />

Der Mobbingprozess impliziert jedoch auch<br />

Angriffe auf die Qualität der Berufs- oder Lebenssituation<br />

des Opfers. Das zeigt sich, indem<br />

dem Betroffenen keine oder sinnlose,<br />

bzw. Arbeitsaufgaben weit unter dessen Können<br />

zu gewiesen werden. Es ist jedoch auch<br />

möglich, dass dem Mobbingopfer ständig<br />

neue Arbeitsaufgaben oder Aufgaben, die<br />

dessen Qualifikation übersteigen zugewiesen<br />

werden, um das Opfer zu diskreditieren.<br />

Bedauerlicherweise greifen Mobber im Extremfall<br />

auch zu Angriffen auf die Gesundheit<br />

des Opfers. Der Betroffene kann zu gesundheitsschädlichen<br />

Arbeiten gezwungen werden,<br />

körperliche Gewalt wird angedroht, es<br />

können sexuelle Übergriffe erfolgen. Wenn<br />

also eine oder auch mehrere der oben beschriebenen<br />

Angriffe zumindest einmal pro<br />

Woche oder über sechs Monate vorkommen,<br />

kann man von Mobbing sprechen.<br />

Mobbing scheint gehäuft in Arbeitsbereichen<br />

aufzutreten, in denen eine qualitative Unterforderung<br />

bei paralleler quantitativer Überforderung<br />

vorliegt, also wenn eine wenig anspruchsvolle<br />

Tätigkeit in hoher Menge gefordert<br />

wird. Ebenso verstärken sich die Mobbingtendenzen<br />

bei qualitativer und parallel<br />

quantitativer Unterforderung – es entsteht das<br />

so genannte Langeweile- Mobbing.<br />

Darüber hinaus kann auch der Versuch, Leistungsdefizite<br />

der Mitarbeiter weniger durch<br />

organisatorische oder motivationale Maßnahmen<br />

sondern durch Druck auszugleichen,<br />

Mobbingtendenzen fördern.

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