VpsyB Magazin
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Fachartikel Mobbing in<br />
Unternehmen<br />
Häufig führen unterschiedliche individuelle Interessen,<br />
ungleiche Bewertungen von Fakten<br />
oder auch differente Strategien in der Bewältigung<br />
von Aufgaben sowie persönliche Abneigungen<br />
zu Konflikten zwischen Kollegen oder<br />
zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzen. Im<br />
Normalfall jedoch sind diese Konflikte ein gewöhnlicher<br />
Bestandteil der sozialen Interaktion<br />
in Organisationen.<br />
Das wirft die Frage auf, inwieweit Konflikte<br />
oder kleine Schikanen „normal" sind und ab<br />
wann man tatsächlich von Mobbing sprechen<br />
kann.<br />
Gelegentlich wird der Begriff Mobbing im Alltagsleben<br />
gleichbedeutend mit eher alltäglichen<br />
Kontroversen gebraucht. Andererseits<br />
ist es manchmal schwer, die volle Tragweite<br />
von Mobbing zu erkennen. Folglich ist es meines<br />
Erachtens sinnvoll, erst einmal genauer<br />
zu betrachten, was Mobbing de facto ausmacht.<br />
Das Fachwort Mobbing wird als<br />
„ negative kommunikative Handlungen, die<br />
gegen eine Person gerichtet sind und die sehr<br />
oft und über einen längeren Zeitraum vorkommen<br />
und die somit die Beziehung zwischen<br />
Täter und Opfer kennzeichnen" definiert.<br />
Zunächst einmal wird dem Opfer die Möglichkeit<br />
genommen, sich mitzuteilen. Der Gemobbte<br />
wird ständig unterbrochen, die Kollegen<br />
oder der Vorgesetzte geben ihm keine<br />
Möglichkeit mehr sich zu äußern, es hagelt<br />
ständige Kritik, Drohungen werden versteckt<br />
oder sogar offen ausgesprochen. Zudem erfolgen<br />
Angriffe auf die sozialen Beziehungen<br />
des Opfers, man spricht nicht mehr mit dem<br />
Betroffenen, lässt sich nicht ansprechen, behandelt<br />
das Opfer wie Luft.<br />
Eine weitere typische Mobbingstrategie ist gekennzeichnet<br />
durch Angriffe auf das soziale<br />
Ansehen des Opfers. Es wird hinter dessen<br />
Rücken schlecht über den Gemobbten geredet,<br />
Gerüchte werden verbreitet, das Opfer<br />
wird lächerlich gemacht oder gar verdächtigt<br />
psychisch krank zu sein. Im schlimmsten Fall<br />
wird das Opfer gezwungen, Arbeiten auszuführen,<br />
die dessen Selbstbewusstsein verletzen,<br />
der Arbeitseinsatz wird falsch oder in<br />
kränkender Weise beurteilt. Auch sexuelle Annäherungen<br />
oder Angebote können erfolgen.<br />
Der Mobbingprozess impliziert jedoch auch<br />
Angriffe auf die Qualität der Berufs- oder Lebenssituation<br />
des Opfers. Das zeigt sich, indem<br />
dem Betroffenen keine oder sinnlose,<br />
bzw. Arbeitsaufgaben weit unter dessen Können<br />
zu gewiesen werden. Es ist jedoch auch<br />
möglich, dass dem Mobbingopfer ständig<br />
neue Arbeitsaufgaben oder Aufgaben, die<br />
dessen Qualifikation übersteigen zugewiesen<br />
werden, um das Opfer zu diskreditieren.<br />
Bedauerlicherweise greifen Mobber im Extremfall<br />
auch zu Angriffen auf die Gesundheit<br />
des Opfers. Der Betroffene kann zu gesundheitsschädlichen<br />
Arbeiten gezwungen werden,<br />
körperliche Gewalt wird angedroht, es<br />
können sexuelle Übergriffe erfolgen. Wenn<br />
also eine oder auch mehrere der oben beschriebenen<br />
Angriffe zumindest einmal pro<br />
Woche oder über sechs Monate vorkommen,<br />
kann man von Mobbing sprechen.<br />
Mobbing scheint gehäuft in Arbeitsbereichen<br />
aufzutreten, in denen eine qualitative Unterforderung<br />
bei paralleler quantitativer Überforderung<br />
vorliegt, also wenn eine wenig anspruchsvolle<br />
Tätigkeit in hoher Menge gefordert<br />
wird. Ebenso verstärken sich die Mobbingtendenzen<br />
bei qualitativer und parallel<br />
quantitativer Unterforderung – es entsteht das<br />
so genannte Langeweile- Mobbing.<br />
Darüber hinaus kann auch der Versuch, Leistungsdefizite<br />
der Mitarbeiter weniger durch<br />
organisatorische oder motivationale Maßnahmen<br />
sondern durch Druck auszugleichen,<br />
Mobbingtendenzen fördern.