Findbuch SER - Landratsamt Enzkreis
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Gemeinde Serres<br />
Ortsgeschichtlicher Überblick<br />
Lage<br />
Die ehemals selbständige Gemeinde Serres liegt auf 357,6 Meter über NN, 1 ca. zwölf Kilometer östlich<br />
von Pforzheim und des Waldgebiets „Hagenschieß“ am Rande der sogenannten „Wiernsheimer<br />
Platte“, einer leicht gewellten Hügellandschaft im Muschelkalk. Die Markung des Dorfes (im Jahre<br />
1906 mit einer Größe von 224 Hektar angegeben 2 ) wird von keinem Gewässer durchflossen. Das Dorf<br />
selbst ist als Waldensergründung als planmäßiges Gassendorf angelegt. Es erstreckt sich auf einem<br />
von Westen nach Osten flach abfallenden, lößbedeckten Hang.<br />
Gründung und politische Zugehörigkeit<br />
Im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden des <strong>Enzkreis</strong>es lässt sich für die Gemeinde Serres ein<br />
genaues Gründungsdatum angeben: Der 10. Juni 1699. Ab diesem Tage wurde ein Teil der aus dem<br />
Chisonetal in den Alpen stammenden waldensischen Glaubensflüchtlinge an einem Platz „zwischen<br />
Wiernsheim, Großglattbach, Iptingen und Mönsheim“ angesiedelt. 3 Etwa 30 Familien fanden hier aufgrund<br />
eines herzoglichen Dekrets eine neue Heimat. Da zahlreiche der Zugewanderten, die aufgrund<br />
ihres protestantisch-reformierten Glaubens ihre eigentliche Heimat in den Alpentälern hatten verlassen<br />
müssen, aus Ortschaften kamen, die den Namen „Serre“ getragen hatten, nannten sie auch ihre<br />
neue Siedlung „Serres“.<br />
Serres gehörte seit der Gründung zum württembergischen Klosteramt, später Oberamt Maulbronn.<br />
Nach dessen Auflösung im Jahre 1938 kam die Gemeinde zum Landkreis Vaihingen/Enz, 4 im Jahre<br />
1973 zum neugebildeten <strong>Enzkreis</strong>. Zum 1. Januar 1974 erfolgte die Eingemeindung in die Gesamtgemeinde<br />
Wiernsheim.<br />
Wirtschaftliche Verhältnisse<br />
Wie für die meisten anderen Waldensersiedlungen auch, war es für Serres und seine Einwohner zunächst<br />
sehr schwer, sich gegenüber den misstrauischen, oft wenig hilfsbereiten eingesessenen<br />
schwäbischen Nachbarn zu behaupten. Wenige Jahre nach der Gründung des Ortes zog eine Reihe<br />
von Einwohnern (angeblich 19 Familien) wieder in andere Siedlungsgebiete, vor allem nach Preußen,<br />
ab. 5 Der Grund hierfür war, dass die Familien nach Ablauf der für einen bestimmten Zeitraum gewährten<br />
Steuervergünstigungen die finanzielle Belastung nicht tragen konnten. Allerdings waren auch in<br />
Preußen die Lebensverhältnisse alles andere als günstig, weshalb der größere Teil der Abgewanderten<br />
wenig später nach Serres zurückkam.<br />
Serres blieb eine arme Gemeinde. Haupterwerb der Einwohner waren Ackerbau und Obstanbau.<br />
Im Jahr 1803 wurde anlässlich einer Ortsvisitation festgehalten, in Serres gebe es nur Ackerbau;<br />
Handwerker seien nicht vorhanden. 6 Auch Viehzucht spielte offenbar kaum eine Rolle. Auf 474 Morgen<br />
der Gemarkung wurde in jenem Jahr Ackerbau betrieben, nur 38 Morgen waren Wiesen. 7<br />
Für das 18. und 19. Jahrhundert listet der Ortschronist Karl P. Seeger 21 Auswanderer aus Serres<br />
auf. 8 Es steht zu vermuten, dass die meisten dieser Auswanderer aus wirtschaftlichen Gründen das<br />
1 So die Angaben des damaligen Schultheißen Johann Peter Gille in der im Jahre 1906 begonnenen Ortschronik: Gemeindearchiv<br />
Wiernsheim (GA WIE), Bestand Gemeinde Serres, Nr. 196, S. 3.<br />
2 Ebd., S. 4.<br />
3 Osswald: Serres, S. 200.<br />
4 Huber, Bezirksverwaltung, S. 31ff.<br />
5 Gille, Chronik (wie Anm. 1), S. 10.<br />
6 Gille, Chronik (wie Anm. 1), S. 11.<br />
7 Gille, Chronik (wie Anm. 1), S. 11.<br />
8 Seeger, Wiernsheimer Heimatbuch, S. 441-442.