Findbuch SER - Landratsamt Enzkreis
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Gemeinde Serres<br />
Bestands- und Registraturgeschichte<br />
Bei Beginn der Verzeichnungsarbeiten im August 2006 wurde davon ausgegangen, dass sich sämtliche<br />
Teile der erhalten gebliebenen Registratur der Ortsverwaltung Serres im ehemaligen Forstamtsgebäude<br />
in Wiernsheim befänden, in dem die historischen Archive aller vier Teilorte der Gesamtgemeinde<br />
Wiernsheim aufbewahrt werden. Es stellte sich jedoch rasch heraus, dass dort vor allem<br />
Rechnungsunterlagen (Haupt- bzw. Sachbücher, Beilagen), Gemeinderatsprotokolle, wenige Sachakten<br />
sowie Verwaltungsliteratur und -periodika aus Serres vorhanden waren. Zudem befand sich dort<br />
die Masse der vor 1945 datierten Akten und Bände, die der Bestand aufzuweisen hat (u.a. Schulangelegenheiten,<br />
Güterbücher). Die im Forsthaus gelagerten Sachakten waren nach keinem erkennbaren<br />
System geordnet oder mit Aktenzeichen gekennzeichnet. Somit war davon auszugehen, dass die<br />
eigentliche Kern-Registratur der früheren Ortsverwaltung sich nicht im Forsthaus in Wiernsheim befand.<br />
Im September 2006 wurden daraufhin die Räume im ehemaligen Rathausgebäude in Serres nach<br />
weiterem Schriftgut durchsucht. Dort stellte sich auf Anhieb heraus, dass die „vermisste“ Registratur<br />
nach wie vor in dem nun als Sprechzimmer der Ortschaftsverwaltung genutzten Raum, dem früheren<br />
Bürgermeisterdienstzimmer, aufbewahrt wurde. Die Akten waren allerdings stark in Ordnung, da offenbar<br />
seit der Eingemeindung keine ordnungsgemäße Aktenführung mehr betrieben worden war. Die<br />
Unterlagen lagerten in stark beschädigten, nicht staubdicht schließenden Rollschränken sowie in den<br />
Schubladen eines Schreibtisches. Sie waren verschmutzt und teilweise beschädigt, da das Schriftgut<br />
zum Teil mit Gewalt in Regalfächer gezwängt worden war.<br />
Etwa ein Drittel der Schriftstücke lag nicht mehr in den ursprünglichen Aktenumschlägen. Ein weiteres<br />
Drittel befand sich – in mit Aktenzeichen versehenen Aktendeckeln eingelegt – noch in Gurtbandordnern.<br />
Das restliche Drittel bestand vor allem aus Gemeindepflegrechnungen. Sämtliche archivwürdigen<br />
Unterlagen aus dem Rathaus in Serres wurden ins Kreisarchiv des <strong>Enzkreis</strong>es nach<br />
Pforzheim verbracht und dort geordnet und anschließend verzeichnet.<br />
Dabei ergab sich, dass offensichtlich die Registratur der Ortsverwaltung Serres nach dem Krieg<br />
zunächst nach dem sogenannten „Flattich-Aktenplan“ geführt worden war. Beim Schriftgut befand sich<br />
ein Exemplar des „Systematischen Aktenplans für die Württembergische Gemeindeverwaltung von<br />
Hugo Flattich, 2. Auflage, Stuttgart 1934“. Ob nach 1945 neuere Auflagen des Flattich-Plans benutzt<br />
wurden, ist nicht ersichtlich, da sich so gut wie keine entsprechenden Aktenzeichen erhalten haben.<br />
Allerdings steht zu vermuten, dass entweder die 4. oder die 5. Auflage (1949 bzw. 1955) der späteren<br />
Aktenführung zugrunde gelegt wurde.<br />
In den 1960er Jahren ist die Registraturführung dann offenbar auf den neuen „Aktenplan für die<br />
Gemeinden und Landkreise in Baden-Württemberg. 1. Auflage, Stuttgart 1965“ (der so genannte<br />
„Boorberg-Aktenplan“) umgestellt worden. Soweit Aktenumschläge mit einem Aktenzeichen versehen<br />
waren, handelte es sich ausschließlich um Aktenzeichen nach dem Boorberg-Aktenplan 1965 (insgesamt<br />
85 Einheiten). Aktenzeichen nach Flattich wurden – bis auf eine Ausnahme (Nr. 289) – keine<br />
mehr entdeckt.<br />
Zur – aufgrund der vollständigen Vernichtung der Ortsregistratur im April 1945 sehr kurzen – Registraturgeschichte<br />
enthält der Bestand nur wenige Hinweise. Zum einen erfolgte im Jahre 1954 eine<br />
Ortsvisitation durch das <strong>Landratsamt</strong> Vaihingen/Enz. 23 Zur Registratur ist dort vermerkt, sie sei erst<br />
1950 angelegt worden (Akten wurden selbstverständlich schon zuvor geführt) und enthalte nur wenige<br />
Ordner. Es wurde empfohlen, die Akten „auszuzeichnen“, d.h. sie mit Aktenzeichen zu versehen. Ebenso<br />
wurde empfohlen, die Registratur gelegentlich von einem Fachmann neu einrichten zu lassen.<br />
Bis zu diesem Zeitpunkt waren die einzelnen Akten also ohne Aktenzeichen und wohl in der Reihenfolge<br />
ihres Anfalls in Gurtbandordner gestellt worden.<br />
Noch im selben Jahr wie die Ortsvisitation erfolgte der Besuch des von Mühlacker aus agierenden<br />
„Bezirkspflegers für den Archivalienschutz“, Rektor Friedrich Wißmann. In einem Bericht vom Oktober<br />
1954 stellte Wißmann fest, durch die Zerstörung des Rathauses im April 1945 seien die „einst vorhandenen<br />
Bestände an Archivalien vernichtet“ worden. 24 Die wenigen noch vorhandenen, durch Zufall<br />
23 GA WIE, Bestand Gemeinde Serres, Nr. 11.<br />
24 GA WIE, Bestand Gemeinde Serres, Nr. 45.