Freizeitwelten von Grundschulkindern - Bildung und Sozialisation ...

Julia 291
find das wirklich nicht toll!“ (Auskunft von Julia, ebd., 16) Auf die Spielzeugpistole
auf ihrem Schrank angesprochen, erklärt Julia, gelegentlich mit einem der Nachbarsjungen
mit der Waffe zu spielen, sie habe ihm aber schon beigebracht, niemals
auf Menschen zu zielen, auch wenn es sich nur um eine Attrappe handele
(vgl. ebd.).
Neben dem Spiel mit solchen industriell vorgefertigten Spielwaren zeigt Julia eine
bemerkenswerte Kreativität in der eigenen Herstellung notwendigen Zubehörs für
ihre oftmals selbst erdachten Spiele. So spielt sie gerne „Restaurant“, besitzt zu
diesem Zwecke zwar bereits eine große Anzahl von Lebensmitteln aus Plastik,
erweitert dieses Repertoire aber spontan um die vom Gast gewünschten Gerichte,
sollten diese noch nicht auf ihrer Karte stehen, wie bspw. eine aus Papierkugeln
zusammengesetzte Kartoffelsuppe. Auch Julias Spiel im Freien offenbart
diese Art von Einfallsreichtum. Hier benötigt sie nur ihr Taschenmesser und keine
vorgefertigten Spielgeräte, denn sie verwendet, was die Natur für sie zum
Spielen bereithält (vgl. ebd.).
Sogar ihre Fortbewegungsmittel sind teilweise selbst hergestellt, denn manchmal
bastelt sie gemeinsam mit ihrem Bruder und dessen Freund Seifenkisten. In den
Fahrgenuss komme sie, so bedauert sie, allerdings nur selten, da Marc die Renner
gewöhnlich kaputt gefahren habe, bevor Julia ans Steuer dürfe. Oft und gerne
fährt Julia dagegen mit ihrem Skateboard, dem Fahrrad, den Inlinern und im
Winter mit ihrem Schlitten. Zu ihrem zehnten Geburtstag wünscht sich Julia überdies
einen Roller. Auf die Frage, ob sie keine Angst habe, zu stürzen und sich
zu verletzen, antwortet sie, sie sei „aus Gummi“ (Auskunft von Julia, ebd., 19)
und sehr gelenkig – eine Selbsteinschätzung, die jedoch zweifelhaft erscheint.
Weiterhin besitzt Familie Becker ein Motorboot, und Julia freut sich schon sehr
auf die erste Bootstour dieses Jahres (vgl. ebd., 19).
21.1.4 Medien
Im Wohnzimmer der Familie Becker befinden sich ein Fernseher, ein Videorekorder
und eine Stereoanlage – elektronische Medien, die Julia bis auf das Verbot
einiger Fernsehsendungen frei zugänglich sind und in deren Umgang sie geübt
ist. Außerdem besitzt Julia einen eigenen Computer, einen Walkman und einen
Kassettenrekorder mit CD-Betrieb (vgl. ebd., 20f).