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Herausforderung Klimawandel - Bergbahnen Graubünden

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gemässigten Regionen, die heute das Gros der internationalen<br />

Touristen stellen, würden doppelt profitieren,<br />

weil ihre eigenen Leute vermehrt zu Hause<br />

bzw. in ihren Nachbarländern Urlaub machen<br />

würden. Gleichzeitig könnten sie längerfristig mit<br />

mehr Gästen aus den wirtschaftlich aufstrebenden,<br />

klimatisch aber weniger begünstigten Schwellenländern<br />

rechnen (Hamilton et al. 2005, Hamilton & Tol<br />

2007, Hein et al. 2009).<br />

Alpiner Wintertourismus<br />

In Bezug auf den alpinen Wintertourismus können<br />

zudem folgende Aussagen gemacht werden:<br />

– Die Aussicht auf sichere Schneeverhältnisse zählt zu<br />

den wichtigsten Faktoren bei der Wahl einer Winterdestination.<br />

– Gute Schneeverhältnisse haben – in Kombination mit<br />

gutem Wetter – einen positiven Einfluss auf die Zahl<br />

der verkauften Skilift-Tickets (Shih et al. 2009). In<br />

der Regel besteht eine positive Korrelation zwischen<br />

den Schneeverhältnissen und den Logiernächten (Falk<br />

2010) – gute Schneeverhältnisse in tieferen Lagen<br />

können aber auch nachteilige Auswirkungen auf die<br />

hoch gelegenen Orte haben (Töglhofer et al. 2011).<br />

Die viel zitierte «Hinterhof-Hypothese» (Schnee im<br />

Unterland begünstigt die Nachfrage nach Skitourismus)<br />

ist also differenziert zu betrachten.<br />

– In verschiedenen Ländern wurden Skitouristen gefragt,<br />

wie sie reagieren würden, wenn sie sich in Zukunft<br />

vermehrt mit schneearmen Wintern konfrontiert<br />

sähen (König 1998, Unbehaun et al. 2008,<br />

Luthe 2009, Pickering et al. 2010). Die Befragung,<br />

die im Winter 1996/97 in der Zentralschweiz durchgeführt<br />

wurde, ergab folgendes Bild: 41% der Befragten<br />

würden ihrem Skigebiet treu bleiben (ein Viertel<br />

davon würde aber weniger häufig Ski fahren); 49%<br />

der Befragten würden in ein schneesichereres Skigebiet<br />

wechseln (fast die Hälfte würde aber auch hier<br />

weniger häufig Ski fahren), und der Rest würde das<br />

Skifahren ganz aufgeben bzw. hat diese Frage nicht<br />

beantwortet (Bürki 2000).<br />

– Bei der obigen Studie stellt sich natürlich die Frage,<br />

wie die befragten Touristen den Begriff «schneearmer<br />

Winter» interpretiert haben. Eine neuere Untersuchung<br />

aus den USA zeigt zudem, dass neben der<br />

Qualität der Schneeverhältnisse auch Faktoren wie<br />

das Alter, das skifahrerische Können, die Bedeutung<br />

des Skifahrens als Freizeitaktivität und die Bindung/<br />

Loyalität zu einem bestimmten Ort das zukünftige<br />

Verhalten der Skitouristen prägen werden (Dawson<br />

et al. 2011).<br />

– Offen bleibt auch die Frage, welche Bedeutung der<br />

<strong>Klimawandel</strong> im Vergleich zu anderen Einflussfaktoren<br />

hat. Die Ergebnisse einer österreichischen Studie<br />

deuten beispielsweise daraufhin, dass die demographischen<br />

Veränderungen (Abnahme der Bevölkerungszahl<br />

und Überalterung der Gesellschaft im<br />

Quellmarkt Deutschland) in der ersten Hälfte des<br />

21. Jahrhunderts einen grösseren Einfluss auf die<br />

skitouristische Nachfrage haben könnten. Der<br />

<strong>Klimawandel</strong> dürfte erst in der zweiten Hälfte des<br />

Jahrhunderts zum dominanten Faktor werden<br />

(Steiger 2012).<br />

Alpiner Sommertourismus<br />

In Bezug auf den alpinen Sommertourismus können<br />

zudem folgende Aussagen gemacht werden:<br />

– Der «Jahrhundertsommer» 2003 hatte einen positiven<br />

Einfluss auf die Nachfrage: In der Schweiz ist die Zahl<br />

der Tagesausflüge gestiegen (OcCC/ProClim 2007),<br />

in Österreich wurden mehr Logiernächte gezählt<br />

(Fleischhacker & Formayer 2007). In beiden Ländern<br />

hat vor allem die Binnennachfrage positiv reagiert.<br />

– In der Schweiz korrelieren die Temperaturen im Mittelland<br />

mit den Übernachtungen im Berggebiet: je<br />

höher die Temperaturen im Mittelland, desto mehr<br />

Logiernächte im Alpenraum (Serquet & Rebetez 2011).<br />

– In einer Online-Befragung haben viele österreichische<br />

Badetouristen angegeben, dass sie sich nach einer<br />

Reihe von extrem warmen Sommern im Mittelmeer<br />

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Teil A

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