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Seestyle No 5

Ein Essay über Utopien, Reisereportage - wohnen in den Schlössern Burgund`s, David Hebgen Interview, Innenarchitektur in einer spirituellen Einheit, Peter Alexander Kott ein Künstlerporträt, Kulturgeschichte der Nacktheit u.v.m.

Ein Essay über Utopien, Reisereportage - wohnen in den Schlössern Burgund`s, David Hebgen Interview, Innenarchitektur in einer spirituellen Einheit, Peter Alexander Kott ein Künstlerporträt, Kulturgeschichte der Nacktheit u.v.m.

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76<br />

GEIST N°5/2011<br />

... eine wohlwollende Betrachtung ... eine wohlwollende Betrachtung<br />

N°5/2011 GEIST<br />

77<br />

Strandabschnitt, wo Bekleidete und<br />

Unbekleidete irgendwie miteinander<br />

klar zu kommen versuchen<br />

geschicktes Verhüllen ist längst an<br />

den Platz plumper Präsenz getreten.<br />

Manche Modeschöpfer arbei-<br />

nend, dass der Prototyp des<br />

tugendhaften Römers im<br />

Sommer nackt arbeite.<br />

gen die vermeintlich gottgegebenen<br />

Herrschaftsverhältnisse – und<br />

hatte doch nichts anderes im Sinn<br />

mend, noch sind es sinnliche Reaktionen<br />

aus demselben Grund und<br />

menschliche Sinnlichkeit im Allge-<br />

offenbar erst mal satt gesehen, die<br />

Verkaufszahlen stagnierten.<br />

Auch der weibliche Superstar der<br />

und ausgerechnet die unappetit-<br />

ten auch mit halbtransparenten<br />

als das Zementieren der eigenen<br />

meinen.“ Sogar der Papst konnte<br />

europäischen Sixties, Brigitte Bar-<br />

lichsten Vertreter der Spezies beim<br />

Stoffen, um ihre subtile Botschaft<br />

Die keltischen Krieger sollen der<br />

Macht. Wer nackt in Erscheinung<br />

sich also an einem schönen Kör-<br />

dot, verdankte seine Popularität<br />

Textil am meisten einsparen. Frei-<br />

von Körperlichkeit durchscheinen<br />

Überlieferung nach – genau wie<br />

trat und damit gegen die Kleider-<br />

per erfreuen, solange diese Freude<br />

(bestimmte sabbernde Gazetten<br />

lich ist Schönheit immer nur et-<br />

zu lassen – sie geben dem Betrach-<br />

die Frauen-Krieger von Dahomey<br />

ordnung verstieß, der verkörper-<br />

„keine negative Rolle in Hinsicht<br />

kalauerten damals sogar etwas von<br />

was Subjektives, Nacktheit aber ist<br />

ter also eine Aufgabe mit auf den<br />

und die legendären Amazonen in<br />

te buchstäblich das Gegenteil von<br />

auf den Wert einer Person spielte“.<br />

„Popolär“) nicht zufällig bestimm-<br />

fraglos etwas Objektives – „nackte<br />

Weg, ein vergnügliches Rätsel des<br />

anderem Zusammenhang - gar<br />

angemaßtem Ornat, von Investitur:<br />

<strong>No</strong>ch die spießbürgerlichen Mo-<br />

ten Filmen wie „Und ewig lockt<br />

Tatsachen“ können zuweilen richtig<br />

Schauens.<br />

nackt gekämpft haben, wenn sie<br />

Einfachheit und absichtslose Un-<br />

ralvorstellungen der Adenauer-Ära<br />

das Weib“ und nicht so sehr ihren<br />

weh tun. Weil vor allem Ästheten<br />

Wenn wir uns auf frühere Kultu-<br />

nicht gerade zwecks Abhärtung<br />

schuld nämlich – eine Provokati-<br />

hatten einen gewissen Automatis-<br />

durchaus beachtlichen Qualitäten<br />

und Mode-Designer darum wissen,<br />

ren besinnen, dann hatte Nacktheit<br />

ebenso nackt in Flüssen und Seen<br />

on, die sogar in „Der Name der<br />

mus, wenn es um das Ausgrenzen<br />

als Schauspielerin: Die „Bardot“<br />

machen sie sich seit dem ersten<br />

noch ganz andere Konnotationen:<br />

badeten. Die ambivalente Haltung<br />

Rose“ noch thematisiert wurde.<br />

leicht bekleideter Damen aus dem<br />

galt mit ihrem Schmollmund und<br />

Feigenblatt für die Olympioniken<br />

Bei den Römern galt sie als Aus-<br />

gegenüber dem Nacktsein ent-<br />

Nacktheit war im ewigen Spiel von<br />

gesellschaftlichen Konsens ging: Die<br />

ihren üppigen Fast-Nackt-Szenen<br />

der Antike Gedanken, wie sich mit<br />

druck asketischer Anspruchslo-<br />

wickelte sich erst mit dem Chris-<br />

Schuld und Sünde eine Waffe: „Als<br />

gleichen oberflächlich Entrüste-<br />

als wandelnde Grenzüberschrei-<br />

dem Phänomen „Körper“ wohl<br />

sigkeit und nicht als Ausdruck se-<br />

tentum, als die Keuschheit, die<br />

solche darf sie nicht gleichgesetzt<br />

ten trieben indes die Auflagen von<br />

tung des bisher Gewohnten. Vor<br />

am besten umgehen ließe: statt<br />

xueller Empfindungen – sie hatte<br />

Beherrschung des Sexualtriebes<br />

werden mit physischer Schamlo-<br />

fleischfreudigen Illustrierten wie<br />

allem die deutschen Männer krieg-<br />

einfach Rundungen und Wölbun-<br />

einfach praktische Gründe.<br />

zur Maxime erhoben wurde: Die<br />

sigkeit“, definierte Papst Johannes<br />

„Quick“ und weiteren Busen-Blät-<br />

ten da rote Ohren, waren sie doch<br />

gen zwar verhüllt, aber „1:1“ zur<br />

Schau zu stellen, spielen sie lieber<br />

mit der Andeutung von Konturen,<br />

Der Schriftsteller Cato, der<br />

Ältere, berichtete anerken-<br />

institutionalisierte Kirche erklärte<br />

Nacktheit zu einer Form der<br />

Blasphemie, der Auflehnung ge-<br />

Paul II. noch im 21.Jahrhundert. Er<br />

sagte aber auch: „Der menschliche<br />

Körper ist nicht an sich beschä-<br />

tern von den fünfziger bis in die<br />

siebziger Jahre hinein tüchtig in die<br />

Höhe – dann hatte „man(n)“ sich<br />

im Film bis in die späten „Fünfziger“<br />

hinein nur ein einziges Mal<br />

mit unverhoffter Nacktheit kon-<br />

SEESTYLE<br />

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