Druckmaschine Weiterverarbeitung - Canon Deutschland
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<strong>Canon</strong>. Wissen Kompakt<br />
Druckweiterverarbeitung
Vorwort<br />
Lieber Freund der Druckweiterverarbeitung,<br />
<strong>Canon</strong> ist auf vielen Gebieten mit seinen Produkten<br />
ein Maßstab für Qualität.<br />
So möchten wir die Gelegenheit nutzen, unser<br />
Wissen an den interessierten Leser im Umfeld<br />
der Druckweiterverarbeitung weiterzugeben. Sie<br />
werden feststellen, dass die Themen in der Ihnen<br />
vorliegenden Broschüre nicht <strong>Canon</strong>-spezifisch,<br />
sondern bewusst allgemein gehalten sind um<br />
unsere Objektivität und Kompatibilität zu anderen<br />
Herstellern zu unterstreichen.<br />
Wir sind davon überzeugt, dass Sie in uns einen<br />
kompetenten Partner auch in diesem Segment<br />
haben!<br />
Wir wünschen Ihnen interessante Neuigkeiten und<br />
Antworten auf die eine oder andere Frage!<br />
Ihr,<br />
Jeppe Frandsen<br />
Geschäftsführer<br />
<strong>Canon</strong> <strong>Deutschland</strong> GmbH
Inhaltsverzeichnis<br />
Historie der Buchbinderei . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
Die Buchbinderei als . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
Handwerksbetrieb<br />
Industriebetrieb<br />
Kategorien<br />
in der Druckweiterverarbeitung . . . . . . . . . 12<br />
Schneiden<br />
Stanzen, Bohren, Perforieren<br />
Ritzen und Rillen<br />
Umformen - Prägen<br />
Falzen<br />
Sammelverfahren<br />
Sammeln<br />
Einstecken<br />
Zusammentragen<br />
Qualitätskontrolle<br />
Hefte, Binden, Kleben<br />
Übersicht der Arbeitsabläufe<br />
am Beispiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
. . . des Falzprospektes<br />
. . . der Broschur<br />
. . . des Buches<br />
Produktionsarten<br />
der Druckweiterverarbeitung . . . . . . . . . . . 32<br />
InLine-Finishing<br />
OffLine-Finishing<br />
Near Line Finishing<br />
<strong>Weiterverarbeitung</strong> im Digitaldruck . . . . . 34<br />
Geänderte Anforderungen<br />
Near Line Finishing<br />
Inline Finishing<br />
Offline Finishing<br />
Printing On Demand<br />
Personalisierung<br />
Vernetzung und JDF<br />
Mischformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
Mailings<br />
Selective Binding<br />
Veredelung in Druck und<br />
Druckweiterverarbeitung . . . . . . . . . . . . . . 42<br />
Lackieren<br />
Laminieren und Kaschieren<br />
Stanzen<br />
Prägen<br />
Heißfolienprägung<br />
Holografische Elemente<br />
Fluoreszenz<br />
Produkte der Buchbinderei . . . . . . . . . . . . . 50<br />
Akzidenzen<br />
Broschuren<br />
Bücher<br />
Verpackungen<br />
Verpackung und Versand . . . . . . . . . . . . . . 55
Versand<br />
Historie der Buchbinderei<br />
Als Buchbinden werden traditionell die letzten Viele Abläufe und auch das Fachvokabular stammen<br />
Arbeitsgänge der Buchherstellung bezeichnet. jedoch aus historischer Zeit. Auch die Reihenfolge<br />
Dabei werden die Blätter eines Buches zusammen- der typischen Verarbeitungsschritte hat geschichtgeheftet<br />
oder -gebunden und mit einem Umschlag liche Wurzeln, so daß wir mit einem kurzen his-<br />
versehen. In der modernen Druckweiterverartorischen Abriss der Tätigkeit eines Buchbinders<br />
beitung kommen Schritte wie Schneiden der beginnen wollen.<br />
Druckbögen, Falzen, Stanzen, Perforieren oder Wie auch die Druckerei gehört die Buchbinderei zu<br />
Nummerieren dazu, sowie Veredelungen, wie den klassischen Handwerksbetrieben. Sie waren<br />
Laminieren oder Lackieren, Prägen, und schließlich früher, wie alle Handwerker, in Zünften organisiert.<br />
die Verpackung und der Versand des gedruckten Im Zuge der Industrialisierung sind aus Druckereien<br />
Materials.<br />
und Buchbindereien jedoch industrielle Betriebe<br />
Die heute übliche Serienanfertigung steht am Ende geworden, mit entsprechender Automatisierung.<br />
einer langen Tradition des künstlerischen Verzierens Moderne Technologien haben Druckvorstufe und<br />
und Ausgestaltens der Buchdecke. Zwar gibt es Drucksaal in den letzten zwanzig Jahren sehr stark<br />
heute immer noch den Beruf des Handbuchbinders, verändert und sind auch an der <strong>Weiterverarbeitung</strong><br />
doch die kostbare Ausarbeitung eines Buchdeckels von Drucksachen nicht spurlos vorüber gegangen.<br />
ist nur noch selten. Meist arbeitet der Buchbinder in Bis heute ist die Druckindustrie, zu der auch die<br />
einer industriellen Massenproduktion und mit weit- Druckweiterverarbeitung gehört, ein mittelstängehend<br />
automatisierten Maschinen.<br />
discher Industriezweig mit einer Facharbeiterquote<br />
von fast 0%. Fachliches Know-How ist hohem<br />
Maße gefordert.<br />
Ausgeschossener<br />
Bogen Schneiden<br />
Verpacken<br />
Stapeln<br />
8 1 2 7<br />
6 3 4 5<br />
Adressieren<br />
Etikettieren<br />
Falzen<br />
Zusammentragen<br />
Fügen<br />
Kleben / Heften / Binden
Die Buchbinderei als Handwerksbetrieb<br />
Der Brauch, Bücher mit festen Deckeln zu versehen<br />
und die Außenseite künstlerisch zu schmücken<br />
läßt sich schon in die Römerzeit zurück verfolgen.<br />
Als Verzierung wurden Elfenbeinschnitzereien,<br />
Goldarbeiten, Filigran-, Schmelz- und Edelsteinarbeiten<br />
verwendet.<br />
In späteren Zeiten überzog man die Holzplatten des<br />
Einbandes mit Leder und brachte dort Verzierungen<br />
auf. Die Verzierung von Büchern lag ausschließlich<br />
in den Händen des Buchbinders und es bildeten sich<br />
eigene Stile, die vor allem in den Klöstern gepflegt<br />
wurden. Diese mittelalterliche Periode wurde durch<br />
die Erfindung der Buchdruckerkunst beendet. Es<br />
entstand die gewerbsmäßige Buchbinderei. Die<br />
Ornamente für den Bucheinband entnahm man<br />
dem Inhalt des Buches.<br />
Im 18. Jahrhundert wurden die Buchverzierungen<br />
nüchtern und einförmig, Schnörkel der Rokokozeit<br />
und klassische Motive wurden wahllos und ohne<br />
Bezug angewandt. Im Laufe der Zeit verschwanden<br />
künstlerische Aspekte fast völlig und auch der technische<br />
Stand des Handwerks sank. Viele deutsche<br />
Buchbinder wanderten damals beispielsweise nach<br />
England aus.<br />
Zur Zeit des Zunftwesens, und bis Anfang des 0.<br />
Jahrhunderts auch noch in kleineren Städten, war<br />
die klassische Buchbinderei ein Handwerk, bei dem<br />
jeder Buchbinder, vom Gesellen bis zum Meister,<br />
die Qualifikation besaß, ein Buch in Goldschnitt und<br />
mit verziertem Lederdeckel von Anfang bis Ende<br />
selbständig anzufertigen.<br />
Früher mussten Bücher vor dem Einbinden einer<br />
Reihe zeitraubender Arbeitsschritte unterworfen<br />
werden. Das ungeleimte Papier wurde, zum<br />
Erhalt von Dauerhaftigkeit und Festigkeit, planiert.<br />
Dabei wurden die Bogen mit sogenanntem<br />
Planierwasser (einem Gemisch aus Wasser,<br />
Leim und Kaliumaluminiumsulfat) getränkt,<br />
getrocknet und lagenweise auf dem Schlagstein,<br />
einer ebenen Stein- oder Eisenplatte, mit einem<br />
schweren Eisenhammer geschlagen. Bei heutigen<br />
Papiersorten ist das Planieren nicht mehr nötig,<br />
zumal die Bogen schon in der Druckerei durch<br />
Satinierwalzen geglättet werden.<br />
Buch mit vergoldetem Einband<br />
Beim traditionellen Buchbindeverfahren werden die<br />
Bogen zuerst, je nach Format, in zwei (Foliobände),<br />
vier (Quartbände), acht (Oktavbände) oder zwölf<br />
(Duodezbände) Blätter mit Hilfe eines Falzbeins<br />
gefaltet. Gleichzeitig werden die Bogen gestossen,<br />
bis alle vier Seiten möglichst gerade geworden<br />
sind. Heutzutage werden dafür verschiedene<br />
Falzmaschinen verwendet.<br />
Nach dem Falzen folgt das Kollationieren oder<br />
Zusammenstellen. Dieser Schritt hat einerseits den<br />
Sinn, das zu bindende Buch auf Vollständigkeit<br />
zu überprüfen, dabei wird aber auch die richtige<br />
Reihenfolge der Bogen kontrolliert. Die geschichteten<br />
Bogen werden dann gleich gestoßen und in<br />
Schrauben- oder Differenzpressen eingespannt.<br />
Dies soll für größere Gleichmäßigkeit sorgen. Nach<br />
dem Pressen werden die Bogen gewalzt, indem<br />
man je sechs Bogen zwischen zwei Blechtafeln legt<br />
und durch eiserne Walzen passieren lässt.<br />
Nach dieser Arbeit folgt das Heften. Bücher, die<br />
nur einen leichten Einband erhalten, werden nur,<br />
Bogen an Bogen, mit einem durchgezogenen<br />
Faden zusammengeheftet (Heften ohne Bunde).<br />
Diesem Verfahren sehr ähnlich ist das sogenannte<br />
Holländern, wobei die einzelnen Bogen zuerst<br />
auf die aufgespannten Schnüre geheftet, diese<br />
aber anschließend wieder entfernt werden. Dieses<br />
Verfahren wird angewandt, um Bücher, z. B. für den<br />
Buchhandel, massenweise zu broschieren.
8<br />
Beim eigentlichen Buchbinden wendet man das<br />
Heften auf Bunde an. Dabei bedient man sich der<br />
Heftlade, einem senkrecht stehenden Rahmen, in<br />
dem die Schnüre oder Bindfäden, an denen die ein-<br />
zelnen Bogen befestigt werden sollen, und die den<br />
Zusammenhang des fertigen Buches bewirken,<br />
vertikal ausgespannt sind. Die Zahl dieser Schnüre<br />
(Bünde) kann variieren. Bei Foliobänden werden<br />
gewöhnlich sechs, bei Quart- und Oktavbänden<br />
zwei, drei oder vier Bünde verwendet.<br />
Beim traditionellen Heften wird ein starker<br />
Zwirnfaden durch den mittleren Hauptfalz jedes<br />
Bogens hindurch gezogen, um die Schnur umschla-<br />
gen, wieder durch das Papier zurück gesteckt,<br />
dann neben der zweiten Schnur hindurch gezo-<br />
gen, um diese umschlagen usw., bis der Bogen<br />
mit dem Zwirnfaden an allen Schnüren festsitzt.<br />
Anschließend wird der zweite Bogen auf dieselbe<br />
Art angeheftet. Der Rücken des Buches wird dann<br />
meist so tief eingesägt, dass die Schnüre diesen<br />
Raum genau ausfüllen und der Rücken somit gera-<br />
de bleibt.<br />
Heftlade<br />
Nach dem Heften wird der Rücken des Buches mit<br />
heißem Leim bestrichen. Nach dem Trocknen des<br />
Leims erfolgt der Vorderschnitt des Buches. Durch<br />
Bearbeiten mit einem Umschlaghammer und dem<br />
Traditionelles Binden - Fadenheften und<br />
Hinzufügen des Buchrückens<br />
sogenannten Abpressen erhält der Buchrücken die<br />
nötige erhöhte Wölbung. Nachdem am Rücken die<br />
Buchdeckel befestigt wurden, erfolgt der Beschnitt<br />
des Buches. Anschließend werden etwaige Verzierungen<br />
vorgenommen.<br />
Früher wurden Bücher mit einem Einband aus<br />
Leder versehen, das in feuchtem Zustand verarbeitet<br />
und mit Kleister befestigt wurde. Ist der Einband<br />
ganz mit Leder überzogen, heißt er Franzband,<br />
sind nur Rücken und Ecken mit Leder überzogen,<br />
Halbfranzband. Darüber hinaus gibt es Ganz- und<br />
Halbleinwandbände. Ist der Überzug aus Papier,<br />
spricht man von einem Pappband. Ein provisorischer<br />
Einband wird als Broschur bezeichnet. Bei<br />
einer steifen Broschur ist der Papierumschlag mit<br />
dünner Pappe gefüttert.
Arbeitsleben in einer Buchbinderei<br />
Buchbindereien waren kleine Betriebe, die oft nur<br />
aus einem Meister und ein oder zwei Gesellen,<br />
bzw. Lehrlingen bestanden. Für die benötigten<br />
Geräte mußte nicht viel Kapital aufgewendet wer-<br />
den, außer den Vergoldewerkzeugen. Nur wenige<br />
Betriebe konnten sich solche Werkzeuge leisten.<br />
Im Laufe der Zeit wuchsen die Bestände aber an, da<br />
diese Werkzeuge sehr langlebig waren.<br />
Buchbinder hatten nur ein bescheidenes Einkommen.<br />
Viele waren auf Nebentätigkeiten, wie Gastwirt<br />
oder Buchhändler angewiesen. Aus nahe liegenden<br />
Gründen entwickelten sich viele zu Spezialisten für<br />
die von ihnen bearbeiteten Materialien, wie Pappe<br />
oder Leder, und fanden darüber ein Auskommen,<br />
z.B. als Futteralmacher.<br />
Die Preise wurden über Zunftbestimmungen und<br />
städtische Taxen geregelt, der Einzelne hatte darauf<br />
wenig Einfluß. Die Arbeitszeit eines Buchbinders<br />
war im Sommer von bis 0 Uhr und im Winter<br />
von bis 1 Uhr festgelegt. Davon durfte man aber<br />
andererseits die kirchlichen Feiertage, Badgänge,<br />
blaue Montage und das Geleit abziehen.<br />
Werkzeuge<br />
Vom 1 . Jahrhundert bis fast zur Mitte des 1 .<br />
Jahrhunderts haben sich die Werkzeuge eines<br />
Buchbinders kaum verändert. Es waren meist hölzerne<br />
Werkzeuge und Hilfsmittel, die von einem<br />
Schreiner einfach und relativ schnell herzustellen<br />
waren.<br />
Die vom Buchdrucker bedruckten Bogen wurden<br />
vom Buchbinder geleimt, getrocknet und<br />
anschließend geschlagen um sie zu glätten und zu<br />
verdichten. Bei dieser anstrengenden Arbeit wurden<br />
mehrere Bogen auf einen Schlagstein gelegt<br />
und mit einem bis zu neun Kilogramm schweren<br />
Planierhammer beidseitig geschlagen.<br />
Die gefalzten Bogen wurden auf der Heftlade<br />
geheftet. Diese hölzerne Apparatur besaß einen<br />
verstellbaren Oberbalken. Entsprechend der<br />
Heftbundeinteilung wurde eine Kordel gespannt<br />
und die Lagen mit Nadel und Zwirn geheftet.<br />
Fadenheftmaschine<br />
Für die alltäglichen Klebearbeiten wurde Weizenoder<br />
Knochenleim verwendet. Er wurde zur besseren<br />
Verarbeitung in einem Heissleimtopf warm<br />
gehalten. Zu den Klebearbeiten gehörten z.B. das<br />
Vorkleben von Einlagen, das Hinterkleben von<br />
Buchrücken oder das Kaschieren von Karten.<br />
Für die zeitaufwändige und anstrengende Arbeit<br />
des Beschneidens der Bücher benutzte der<br />
Buchbinder den Beschneidhobel mit dazugehöriger<br />
Presse. Der Buchblock wurde dabei in die<br />
Beschneidpresse gesetzt. Dann setzte man den<br />
Beschneidhobel an und bewegte ihn entlang einer<br />
Eine alte Werkstatt
10<br />
Handschraubpresse<br />
Führungsschiene hin und her. Eine Hand führ-<br />
te das Werkzeug, die andere drehte die Klinge<br />
des Hobels langsam zu und schnitt so durch den<br />
Buchblock. Kleinere Pressen, wie die Stockpresse,<br />
wurden z. B. zum Abpressen des Falzes verwendet<br />
oder um den Rückens beim Einledern zu fixieren.<br />
Seit Anfang des 1 . Jahrhunderts mußten immer<br />
größere Mengen produziert werden, was zur<br />
Entwicklung der ersten Buchbindermaschinen führte.<br />
Zur Mitte des 1 . Jahrhunderts entwickelten sich<br />
auch in <strong>Deutschland</strong>, mit Zentrum in Leipzig, namhafte<br />
Betriebe, die Buchbindermaschinen fertigten.<br />
Die Maschinen wurden zunächst mit Dampfkraft<br />
angetrieben, später dann mit Elektrizität.<br />
Die ersten Falzmaschinen waren teuer und relativ<br />
ungenau. Sie konnten die Handarbeit bei weitem<br />
nicht ersetzen und fanden nur bei Zeitungen<br />
ein Einsatzgebiet, da es hier nicht auf die höchste<br />
Genauigkeit ankam. Ende des 1 . Jahrhunderts<br />
gelang es, Falzmaschinen mit der benötigten<br />
Präzision herzustellen, die bereits 0.000 Bogen<br />
pro Tag schafften. Die erste vollautomatische<br />
Falzmaschine kam 18 auf den Markt.<br />
Auch Schneidemaschinen wurden um die Mitte<br />
des 1 . Jahrhunderts entwickelt. Anfangs waren sie<br />
teilweise noch aus Holz. Ein wichtiger Entwicklungsschritt<br />
war die 18 auf den Markt gebrachte Buchblockbeschneidemaschine.<br />
In dieser Maschine<br />
Buchpresse Planschneider<br />
wurde das Buch auf einem drehbaren Tisch befestigt<br />
und konnte, ohne Herausnehmen, durch<br />
Drehen des Tisches an allen drei Seiten beschnitten<br />
werden.<br />
Wurde die Vergoldung früher per Hand durchgeführt,<br />
setzten sich in der zweiten Hälfte des 1 .<br />
Jahrhunderts Pressen mit Prägeplatten durch. Die<br />
Beheizung der Presse erfolgte anfangs durch Gas<br />
oder Dampf, später elektrisch. Da die Prägungen<br />
immer aufwändiger wurden, nahmen auch die<br />
Pressen immer mehr an Größe zu und wurden<br />
mit einer Reihe von Zusatzeinrichtungen, wie<br />
Farbwerken und Verreibewalzen, versehen.<br />
Die ersten Drahtheftmaschinen kamen in den 0er<br />
Jahren des 1 . Jahrhunderts auf den Markt. Sie<br />
hatten allerdings das Problem, daß die Klammern<br />
schnell rosteten. Anfang der 80er Jahre wurden die<br />
ersten Fadenheftmaschinen entwickelt, die nach der<br />
Jahrhundertwende die maschinelle Drahtheftung<br />
fast völlig ersetzten.<br />
Die Stockpresse schließlich gehörte schon seit<br />
Jahrhunderten zur Einrichtung einer Buchbinderei.<br />
Diese hölzerne Standpresse mit herabzudrehendem<br />
Kopfteil war zum Pressen der Bücher<br />
unverzichtbar.<br />
Ab Mitte des 1 . Jahrhunderts gehörte auch die<br />
Pappschere zum Ritzen der Pappe zur Grundausstattung<br />
einer jeden Buchbinderei.
Die Buchbinderei als Industriebetrieb<br />
Heutzutage wird fast jedes Druckprodukt in der<br />
einen oder anderen Form durch <strong>Weiterverarbeitung</strong><br />
veredelt und erhält dadurch die gewünschten<br />
Gebrauchseigenschaften. Bedrucktes Papier wird<br />
dabei in eine handliche und vor allem nutzbare Form<br />
gebracht. Druck und Druckweiterverarbeitung sind<br />
in vielen Fällen nicht mehr zu trennen, da vor allem<br />
im Rollenoffset oftmals <strong>Weiterverarbeitung</strong>sfunktionen<br />
in die <strong>Druckmaschine</strong>n integriert sind. Die<br />
Druckweiterverarbeitung beschränkt sich zwar<br />
nicht auf die Verarbeitung von Papier, dieses nimmt<br />
aber die herausragende Stellung ein.<br />
Druckweiterverarbeitung ist heute in betriebliche<br />
Abläufe eingebunden und unterliegt den typischen<br />
Anforderungen wie geringstmögliche Kosten, hohe<br />
Qualität und termingenaue Verfügbarkeit. Auch<br />
Umweltschutzaspekte spielen hier natürlich eine<br />
Rolle.<br />
Papierverarbeitung<br />
Geschäftsdrucksachen<br />
• Briefbögen<br />
• Visitenkarten<br />
• Formulare<br />
• Wertpapiere<br />
• Infobroschüren<br />
Allgemeine Druckereierzeugnisse<br />
• Schreibblöcke<br />
• Poster und Plakate<br />
• Kalender<br />
• Kartenmaterial<br />
Zu den wesentlichen Dienstleistungen eines<br />
modernen Betriebs der Druckweiterverarbeitung<br />
zählen die Verarbeitung von Büchern, Zeitschriften,<br />
Prospekten und Drucksachen im Allgemeinen<br />
durch die Schritte:<br />
• Schneiden<br />
• Falzen<br />
• Zusammentragen<br />
• Heften / Binden<br />
• Lochen / Stanzen / Prägen<br />
• Kleben<br />
• Kaschieren / Laminieren<br />
• Kennzeichnung<br />
• Bereitstellung für den Versand<br />
Konnte man bislang die Druckweiterverarbeitung<br />
vollständig der Verfahrenstechnik zuordnen, so<br />
heben aktuelle Trends diese Zuordnung mehr und<br />
mehr auf. In zunehmendem Maße werden z.B.<br />
Produkte<br />
Druckweiterverarbeitung<br />
Verpackungen<br />
• Kartonagen<br />
• Folien<br />
• Taschen<br />
• Etiketten<br />
• Anhänger<br />
Buchbinderische<br />
Verarbeitung<br />
• Werbematerial<br />
• Kataloge<br />
• Zeitungen / Zeitschriften<br />
• Bücher<br />
• Atlanten<br />
• Tisch- und Taschenkalender<br />
• Handbücher<br />
11
1<br />
Informationen aus Datenbanken herangezogen,<br />
um etwa bei Massenmailings den Produkten indi-<br />
viduelle Eigenschaften zu verleihen. Dazu gehören<br />
beispielsweise das Selective Binding, also die indivi-<br />
duelle Zusammenstellung mehrerer Druckprodukte<br />
für verschiedene Kunden oder das Eindrucken von<br />
Namen und persönlichen Anreden in die konfekti-<br />
onierten Artikel.<br />
Auch das Druckverfahren, welches bei einem<br />
Auftrag zum Einsatz kommt, kann beispielsweise<br />
über die konkreten Schritte der <strong>Weiterverarbeitung</strong><br />
entscheiden. Gerade bei Rollendruckverfahren sind<br />
in vielen Fällen Online-<strong>Weiterverarbeitung</strong>sschienen,<br />
wie etwa Schneidstrassen, angeschlossen. Im<br />
Bogenoffset ist Online-<strong>Weiterverarbeitung</strong> nicht so<br />
weit verbreitet.<br />
Da Druck und Druckweiterverarbeitung in vielen<br />
Fällen Hand in Hand gehen, müssen heute<br />
Verarbeitungsschritte als Teile einer auftragsspezifischen<br />
Produktionskette gesehen werden.<br />
Die Wahl der Möglichkeiten wird dabei oft<br />
bestimmt durch Randbedingungen wie Auflage,<br />
Qualitätsanforderung, Format und nicht zuletzt<br />
Termin. Zeitliche und technische Verfügbarkeit<br />
spielen dabei eine große Rolle.<br />
In der Praxis ist heute eine eindeutige Trennung<br />
zwischen Druck und Druckweiterverarbeitung nicht<br />
mehr sinnvoll. Druckweiterverarbeitung ist Teil eines<br />
Herstellungsprozesses, der erst mit dem Versand<br />
des Druckproduktes endet. Ein Druckprodukt<br />
ist erst dann gebrauchs- und vertriebsfertig,<br />
wenn sogenannte Konfektionierungsschritte wie<br />
Stapeln, Kommissionieren, Verpacken oder auch<br />
Kennzeichnen durchgeführt wurden.<br />
Durch die Vielfalt moderner Printprodukte und<br />
ihrer spezifischen <strong>Weiterverarbeitung</strong>smöglichkeiten,<br />
Zeitschriften, Prospekte, Kalender, Bücher,<br />
Faltpläne, Banknoten, um nur einige zu nennen,<br />
ist es praktisch unmöglich eine sinnvolle Übersicht<br />
zu erstellen. Daher sollen hier exemplarisch nur die<br />
häufigsten und grundlegendsten Möglichkeiten<br />
dargestellt werden.<br />
<strong>Druckmaschine</strong> <strong>Weiterverarbeitung</strong><br />
Bogen / Rolle<br />
• Zeitungen<br />
• Zeitschriften<br />
• Broschuren<br />
• Faltprospekte<br />
• Kataloge<br />
Verpackung und Versand<br />
Funktionen der <strong>Weiterverarbeitung</strong>, teilweise bereits in der <strong>Druckmaschine</strong><br />
• Bundkleben<br />
• Drahtheftung<br />
• Perforieren<br />
• Stanzen<br />
• Veredelung<br />
• Personalisierung<br />
Inline oder Online<br />
• Sammeln<br />
• Schneiden<br />
• Falzen
Schneiden<br />
Schneiden<br />
Das Schneiden als Trennverfahren gehört<br />
zu den grundlegendsten Anwendungen der<br />
Druckweiterverarbeitung. Zum Einsatz kommen<br />
fast ausschließlich Messer, nur zum Ausschneiden<br />
komplizierter Konturen werden manchmal Laser<br />
verwendet. Man muß vier verschiedene Arten des<br />
Schneidens unterscheiden:<br />
• Differenzschnitt<br />
• Trennschnitt<br />
• Beschneiden<br />
• Abschneiden<br />
Differenzschnitt<br />
Dabei werden von den Bogenkanten Streifen abgeschnitten,<br />
um ein registerhaltiges Anlegen der<br />
Druckbogen in Maschinen zu gewährleisten. Der<br />
Differenzschnitt kommt sowohl bei unterschiedlichen<br />
Formaten, als auch bei gleich großen Bogen<br />
zum Einsatz.<br />
A<br />
Trennschnitt<br />
Hier werden die Bogen an einer bestimmten Stelle<br />
zertrennt, beispielsweise um aus einem Bogen die<br />
gewünschte Zahl an Nutzen zu erhalten.<br />
Beschnitt<br />
Hierunter versteht man das Abschneiden von<br />
Papierrändern, um ein bestimmtes Format zu<br />
erhalten. Dabei wird in den meisten Fällen nur auf<br />
drei Seiten beschnitten.<br />
Abschneiden<br />
Damit wird z.B. das Abschneiden eines Buchrückens<br />
für die Klebebindung bezeichnet.<br />
Das Schneiden erfolgt grundsätzlich nach zwei<br />
unterschiedlichen Prinzipien, dem Messerschnitt<br />
oder dem Scherschnitt. Beim Messerschnitt<br />
schneidet ein keilförmiges Messer das Papier<br />
auseinander.<br />
Messerschnitt<br />
Schneidgut<br />
Messer<br />
Schneidtisch mit Schneidleiste<br />
Träger<br />
1
1<br />
Aufbau eines<br />
Planschneiders<br />
Scherschnitt<br />
Schneidgut<br />
Untermesser<br />
Beim Scherschnitt wird mit zwei Messern gearbei-<br />
tet, einem Ober- und einem Untermesser, deren<br />
Flächen gegeneinander arbeiten. Die Messer berüh-<br />
ren sich dabei nicht.<br />
Obermesser<br />
Träger<br />
Schneidspalt<br />
Die Messer können bei der Schneidbewegung<br />
verschiedene Wege beschreiben, sogenannte<br />
Bahnkurven. Sie lassen sich prinzipiell als Parallelschnitt<br />
und als Schwingschnitt klassifizieren, wobei<br />
der Schwingschnitt die größere Genauigkeit bietet.<br />
Das Material der Messer ist meist gehärteter Stahl<br />
(z.B. Chromstahl), manchmal auch mit Wolframlegierungen<br />
versehen. Dadurch wird eine möglichst<br />
lange Lebensdauer des Werkzeugs erreicht.<br />
In bestimmten Maschinen kommen auch rotieren-<br />
Messerbalken und<br />
Schneidleiste<br />
Lichtschranken<br />
Lufttisch<br />
Pedal<br />
Bedienpult mit Monitor<br />
de Messer zum Einsatz, etwa beim Längsschneiden<br />
von Papierbahnen in Rotationsdruckmaschinen.<br />
Schneidemaschinen<br />
Zur Anwendung kommen Messer in Schneidemaschinen.<br />
Exemplarisch soll an dieser Stelle ein<br />
sogenannter Planschneider beschrieben werden,<br />
da er ziemlich häufig anzutreffen ist.<br />
Ein Planschneider arbeitet nach dem Messerschnittprinzip<br />
und wird häufig für Trennschnitte<br />
von Druckbogen eingesetzt. Er besteht aus einem<br />
Schneidetisch, auf dem die Druckbogen aufgelegt<br />
werden. Ein Pressbalken fixiert die Bogen. Maße<br />
für Formate, Schnittbreite und Wege werden per<br />
Computer gesteuert und lassen sich auftragsbezogen<br />
abspeichern. Die Größe, bzw. Schnittbreite<br />
eines Planschneiders orientiert sich meist am<br />
Format der jeweiligen Bogendruckmaschine und<br />
kann zwischen 0 und 00 mm variieren.<br />
Weitere Schneidemaschinen sind beispielsweise<br />
Dreimesserautomaten oder Dreischneider. Auch<br />
sie arbeiten nach dem Messerprinzip und werden<br />
für den dreiseitigen Beschnitt von Buchblocks oder<br />
Broschuren verwendet. Der Papierstapel ruht dabei<br />
und wird von Messern an drei Seiten beschnitten.<br />
Ablage
Pressstempel<br />
Dreischneider<br />
Kopf- und Fußmesser<br />
Schneidgut<br />
Frontmesser<br />
High-End-Maschinen erreichen dabei eine Leistung<br />
von bis zu 000 Takten pro Stunde. Für noch höhere<br />
Anforderungen, z.B. in Klebebindelinien, werden<br />
sogenannte Vorsammelsysteme eingesetzt, in<br />
denen die Druckprodukte zu bestimmten Mengen<br />
gesammelt und dann auf den Schneidtisch aufgebracht<br />
werden.<br />
Trennsägen werden eingesetzt, um Papierstapel<br />
mit Doppelnutzen zu trennen. In einem<br />
Vorstapelsystem werden dabei die Bogen ausgerichtet,<br />
dann mit Hilfe der Trennsäge in Einzelnutzen<br />
getrennt und abschließend mit einem Dreischneider<br />
beschnitten.<br />
Als weitere Variante des Trennschnitts kommen<br />
für den Schnitt von Broschuren im Rahmen von<br />
Schneidelinien oftmals auch Rotationsschneider<br />
zum Einsatz. Sie arbeiten nach dem Scherschnittverfahren,<br />
wobei die Obermesser rotieren. Mit<br />
Hilfe von Pressbändern wird das Schneidgut auf<br />
den Schneidtisch gepresst und an den rotierenden<br />
Obermessern vorbeigeführt.<br />
In Sammelheftlinien werden sogenannte Trimmer<br />
für den dreiseitigen Beschnitt eingesetzt. Auch<br />
Trimmer arbeiten nach dem Scherschnittprinzip.<br />
Meist handelt es sich um die Variante des<br />
Mittelschnitttrimmers, wobei nicht nur ein Kopfund<br />
Fußschnitt durchgeführt wird, sondern mit Hilfe<br />
eines fünften Messers zusätzlich eine Trennung<br />
von Doppel- in Einzelnutzen erfolgt. Die genaue<br />
Segmentmesser<br />
Rotationsschneider<br />
Positionierung des Papiers wird im Vorfeld mit Hilfe<br />
von Lichtschranken überprüft.<br />
Ist sehr hoher Durchsatz beim Schneiden der<br />
Druckbogen gefordert, kommen Schneidtrommeln<br />
zum Einsatz. Mit ihnen lassen sich bis zu 0.000,<br />
in -Trommel-Maschinen, bis zu 0.000 Exemplare<br />
pro Stunde schneiden. Greiferketten sind für den<br />
Transport des Schneidguts zuständig. Die einzelnen<br />
Schnittexemplare werden in Taschen eingelegt,<br />
der Schnitt erfolgt im Scherschnittverfahren.<br />
Schneidtrommeln werden meist in kompletten<br />
Fertigungslinien verwendet.<br />
Trennsäge<br />
Schuppenstrom<br />
Gegenmesser<br />
1
1<br />
Stanzen, Bohren und Perforieren<br />
Stanzen<br />
Im Gegensatz zum Schneiden erfolgen beim<br />
Stanzen keine geraden Zuschnitte, sondern es<br />
werden Außen-, bzw. Innenkonturen erzeugt.<br />
Anwendungsbeispiele sind:<br />
• gerundete /abgeschrägte Ecken (Spielkarten)<br />
• Griff- oder Stufenregister<br />
• Displays, Kalender, Faltschachteln<br />
• Briefhüllen<br />
• Lochperforationen bei Ring- oder<br />
Spiralbindungen<br />
• Perforationen für Briefmarken<br />
• Aufhängelöcher (Kalender)<br />
• Puzzleteile<br />
• Freie Formen für Werbemittel<br />
Beispiele für Registerstanzungen<br />
Beim Stanzen kommen sowohl der Messer- als<br />
auch der Scherschnitt zum Einsatz. Der Schnitt<br />
kann entweder gegen eine Unterlage erfolgen<br />
(Flachbettstanze) oder auch mit Hilfe einer<br />
Matrize, in die das Stanzmesser geführt wird<br />
(Rotationsstanze). Die Stanzmesser sind meist aus<br />
gehärtetem Stahl, können aber auch, in älteren<br />
Maschinen, als geschmiedete Form vorliegen. Nach<br />
dem Stanzen werden die Druckprodukte (Nutzen)<br />
ausgebrochen und die Stege entfernt.<br />
Es gibt eine Vielzahl spezialisierter Maschinen,<br />
die für das Stanzen eingesetzt werden, z.B.<br />
Registerstanzen, Perforationsstanzen oder<br />
Stanzautomaten für Etiketten.<br />
Bohren<br />
Das Bohren ist eine Spezialanwendung des<br />
Stanzens. Der wesentliche Unterschied liegt in der<br />
maximalen Höhe des zu verarbeitenden Stapels.<br />
Es gibt Bohrmaschinen, die Papierstapel mit bis<br />
cm Höhe verarbeiten können. Die Bohrer arbeiten<br />
mit einem rotierenden Werkzeug, so daß Drehzahl<br />
und Hubgeschwindigkeit des Bohrers die entscheidenden<br />
Parameter darstellen.<br />
In den meisten Fällen werden sogenannte<br />
Ein- oder Mehrspindelsysteme eingesetzt. Die<br />
hauptsächlichen Anwendungen für Bohrer<br />
sind Lochperforationen bei Spiralbindungen<br />
und Abheftlöcher, z.B. für Handbücher oder<br />
Loseblattsammlungen.<br />
Bohren einer Lochperforation für die Spiralbindung<br />
Perforieren<br />
Eine Perforation im Druckbogen kann zum Einen<br />
hinsichtlich bestimmter Gebrauchseigenschaften<br />
gewünscht sein (Abrissperforation), aber auch rein<br />
verarbeitungstechnische Hintergründe haben.<br />
So werden beispielsweise sogenannte Kopf- oder<br />
Rückenperforationen angewandt, um einen<br />
Luftauslass zu schaffen, der das Falzen oder<br />
Pressen der Druckbogen erleichtert und eine bessere<br />
Planlage der Bogen ermöglicht. Auch bei<br />
Klebebindungen werden Lochperforationen verwendet,<br />
damit der Leim an die Innenseiten der<br />
Bogen gelangen kann.
Stanzperforation<br />
Perforationswerkzeuge<br />
Als typische Gebrauchsperforation kennt man<br />
die Abrissperforation, etwa bei Kalendern oder<br />
Briefmarken.<br />
Bei der Verwendung von Perforationen ist immer<br />
zu berücksichtigen, daß der Druckbogen in sei-<br />
ner Stabilität geschwächt wird. Man muß also<br />
darauf achten, daß einerseits die gewünschte<br />
Gebrauchseigenschaft gewährleistet ist, anderer-<br />
seits aber der Druckbogen auch problemlos zu ver-<br />
arbeiten sein muß.<br />
Kopfperforation<br />
Abrissperforation<br />
Perforationswerkzeuge arbeiten immer rotierend<br />
gegen eine feste Unterlage. Es kommen sowohl<br />
Messer- als auch Scherschnitt zum Einsatz.<br />
Ritzen und Rillen<br />
Ritzen und Rillen sind Verarbeitungsschritte im<br />
Hinblick auf sogenannte Umformungen des<br />
Druckbogens, etwa bei Kartons, Faltschachteln<br />
oder auch Displays. Der Unterschied besteht darin,<br />
daß beim Ritzen Material vom Druckbogen abgetra-<br />
gen wird, beim Rillen jedoch nicht. Beim Rillen wird<br />
nur „eingedrückt”. Rillwerkzeuge werden meist<br />
in Falzmaschinen und Anlegern für Klebebinder<br />
oder Sammelhefter eingesetzt. Dabei wird das<br />
Druckmaterial über eine Rillmuffe, geleitet. Das<br />
eigentliche Rillwerkzeug ist meist eine Scheibe aus<br />
Stahl oder Gummi, die in der Rillmuffe über das<br />
Papier geführt wird. Andererseits gibt es auch soge-<br />
nannte Rillzungen, meist Gummiringe, die nach<br />
oben stehen und über die das Papier geführt wird.<br />
Insbesondere bei der Herstellung von Faltschachteln<br />
sind die Rillwerkzeuge vielfach mit Stanzen verbun-<br />
den, die mit abgerundeten Leisten versehen sind<br />
und den Bedruckstoff gleich entlang der Rillen in<br />
die gewünschte Form umbiegen.<br />
Trennen<br />
Ritzen Perforieren Nuten<br />
Umformen<br />
Rillen Stauchen<br />
Verfahren zur Herstellung<br />
von Biegestellen im Papier<br />
1
18<br />
Prinzip des Vollprägens<br />
und des Reliefprägens<br />
Prägesysteme<br />
Umformen<br />
Vollprägen Reliefprägen<br />
Prägen<br />
Das Prägen ist sowohl eine Umformung als auch<br />
ein Veredelungsschritt, da es Prägeverfahren gibt,<br />
bei denen auch Farbe übertragen wird. In jedem<br />
Fall wird eine dreidimensionale Reliefstruktur<br />
erzeugt. Das kann durch Druck, Temperatur oder<br />
Zeitaufwand erfolgen. Zum Einsatz kommen haupt-<br />
sächlich Walzen oder Pressen.<br />
Prägungen findet man z.B. an Umschlägen von<br />
Taschenbüchern, bei Displays und Werbemitteln.<br />
Auch auf Visitenkarten wird eine Prägung häu-<br />
fig verwendet. Es gibt zwei Hauptvarianten des<br />
Prägens.<br />
Fläche gegen Fläche Zylinder gegen Fläche<br />
Zylinder gegen Zylinder<br />
Vollprägen<br />
Beim Vollprägen wird das Papier zusammenge-<br />
drückt. Das kann einseitig oder auch auf beiden<br />
Seiten erfolgen. Beide Seiten können dabei unter-<br />
schiedliche Oberflächenstrukturen besitzen.<br />
Reliefprägen<br />
Beim Hohl- oder Reliefprägen wird das Papier<br />
einerseits zusammen gedrückt, andererseits<br />
gedehnt, so daß auf einer Seite eine Form ent-<br />
steht. Die Rückseite des Bogens ist immer eine<br />
Negativform der Vorderseite. Diese Art des Prägens<br />
wird eingesetzt, um Ornamente oder Schriften<br />
hervorzuheben.<br />
Folienprägung<br />
Eine Sonderform ist die Folienprägung. Meist werden<br />
im Thermotransferverfahren Heißfolien mit Hilfe<br />
von Druck und Hitze übertragen. Auf der Trägerfolie<br />
befinden sich mehrere Schichten, die einerseits für<br />
die Farbe, zum Anderen für die Haftung zuständig<br />
sind. Sie werden beim Prägevorgang auf das Papier<br />
übertragen. Das können Folien mit Aluminium-<br />
oder Goldbeschichtung sein, Beschichtungen mit<br />
Pigmentfarben oder auch Lacke.<br />
Die für die Prägung verwendeten Maschinen nennt<br />
man Prägepressen. Dabei liegt der Bedruckstoff<br />
auf einem Prägetisch, die Prägung erfolgt mit Hilfe<br />
einer Platte oder eines Zylinder. Nur bei sehr hohen<br />
Auflagen werden beiderseits Zylinder verwendet.<br />
Diese Form der Herstellung ist erheblich aufwän-<br />
diger und kommt beispielsweise bei Etiketten oder<br />
Kartonbahnen zum Einsatz.<br />
Braille-Schrift<br />
Eine, aufgrund gesetzlicher Vorschriften wichtige<br />
Sonderform des Prägedrucks ist die Herstellung<br />
von Blindenschrift. Dies erfolgt heute in vielen<br />
Fällen Inline, also in der <strong>Druckmaschine</strong>. Dabei wird<br />
die Patrize, meist ein Metallblech, per Standfolie auf<br />
den Druckzylinder übertragen. Die Offline- Variante<br />
in der Herstellung von Blindenschrift verwen-<br />
det Flachbettstanzen, ist aber nicht so flexibel zu<br />
handhaben.
Falzen<br />
Das Falzen ist sicherlich neben dem Schneiden der<br />
am häufigsten eingesetzte Arbeitsschritt in der<br />
Druckweiterverarbeitung.<br />
Um gleich einem landläufigen Mißverständnis vor-<br />
zubeugen: Falzen ist nicht das Gleiche wie Falten.<br />
Beim Falzen wird der Bogen unter großem Druck<br />
scharf geknickt. Es entsteht ein sogenannter Bruch<br />
und die Falzung ist nicht rückgängig zu machen.<br />
Beim Falten hingegen wird erheblich weniger Druck<br />
aufgewendet und die Faltung ist, zumindest teilwei-<br />
se, rückgängig zu machen.<br />
Nehmen wir z.B. eine Tageszeitung. Der aufge-<br />
schlagene Druckbogen ist in der Mitte gefalzt, so<br />
daß zuammengezählt vier Seiten auf Vorder- und<br />
Rückseite entstehen. Werden alle Bogen der Zeitung<br />
zusammengesteckt und einmal umgeschlagen, so<br />
wie wir die Zeitung beim Zeitschriftenhändler kau-<br />
fen, spricht man von einer Faltung.<br />
Gefaltete Zeitung und ein gefalzter Bogen<br />
Das Falzen dient dazu, Seiten auf einem Druck-<br />
bogen in ihre vorher bestimmte Reihenfolge zu<br />
bringen und damit dem Druckendprodukt ein<br />
handliches und nutzbares Format zu geben. Im<br />
Zuge der Seitenmontage in der Druckvorstufe wer-<br />
den sogenannte Ausschießschemata verwendet,<br />
um die Anordnung der Dokumentseiten auf der<br />
Druckform festzulegen. In diesem Zusammenhang<br />
muß beispielsweise auch die Faserrichtung des<br />
Papiers berücksichtigt werden.<br />
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie<br />
in der <strong>Canon</strong> Themenbroschüre „Substrate”.<br />
Es ist außerdem entscheidend zu wissen, wie<br />
der Druckbogen später gefalzt wird. Falzschema<br />
und -richtung müssen bekannt sein, damit<br />
das Ausschießschema funktioniert. Hersteller<br />
von Falzmaschinen geben ganze Kataloge mit<br />
Falzmustern und -folgen heraus. In modernen<br />
Falzmaschinen sind diese Kataloge meist in der<br />
Maschinensteuerung hinterlegt und können auch<br />
individuell angepaßt werden.<br />
Hier sind die wichtigsten Arten der Falzung:<br />
Parallelfalz<br />
Er enthält mehrere parallele Brüche, die teilweise<br />
mit wechselnden Richtungen ausgeführt wer-<br />
den. Dazu gehören beispielsweise der Wickelfalz,<br />
Zickzack- oder Leporellofalz und der Altarfalz.<br />
Kreuzfalz<br />
Hier liegen die Bruchlinien rechtwinklig zuein-<br />
ander. Diese Variante wird auch als Kreuzbruch<br />
bezeichnet.<br />
8 1 2 7<br />
6 3 4 5<br />
Ausschiessbogen mit acht<br />
Seiten, anschließend gefaltet<br />
1
0<br />
von links oben im Uhrzeigersinnn:<br />
Altrfalz, Zickzackfalz, Wickelfalz und Parallelfalz<br />
Kombifalz<br />
Eine Kombination aus Parallel- und Kreuzfalz. Beide<br />
Falzarten können nacheinander oder abwechselnd<br />
angewandt werden.<br />
Längsfalz<br />
Hier werden Bruchlinien erzeugt, die in der<br />
Förderrichtung des Papiers liegen. Beispiele hierfür<br />
sind der Trichter- oder Pflugfalz.<br />
Querfalz<br />
Die Bruchlinien liegen hierbei quer zur Förder-<br />
richtung des Papiers. Anwendungsbeispiele sind<br />
der Messer- oder Klappenfalz, die bei Broschüren<br />
oder Zeitschriften angewandt werden.<br />
Vor- oder Nachfalz<br />
Diese Falzart wird auch als Greiferfalz bezeich-<br />
net, da sie eingesetzt wird, um Greifern das<br />
Öffnen der Druckbogen zu ermöglichen, etwa in<br />
Sammelheftern oder Einsteckmaschinen.<br />
Kombifalz<br />
Welche Falzart und welches Ausschießschema<br />
letztlich zum Tragen kommen, hängt in starkem<br />
Maße vom verwendeten Druckverfahren, der<br />
<strong>Druckmaschine</strong> und den zur Verfügung stehenden<br />
Maschinen der Druckweiterverarbeitung ab.<br />
Sind Ausschießschemata im Bogendruck noch<br />
relativ einheitlich, nimmt die Vielfalt im Rollendruck<br />
erheblich zu, da die Maschinen und ihre<br />
Zusatzeinrichtungen sehr stark herstellerabhängig<br />
sind. Individuelle Maschinenkonfigurationen sind<br />
oft auch kundenspezifisch. Es kann passieren, daß<br />
für jeden Druckauftrag ein eigenes Schema entwi-<br />
ckelt wird. Darüber hinaus hängt die Verwendung<br />
eines konkreten Falz- und Ausschießschemas auch<br />
sehr stark von einzelnen Parametern der gesamten<br />
Prozesssteuerung ab.<br />
Kreuzfalz
Gestalterische Funktion<br />
Das Falzen kann nicht nur technische Aufgaben<br />
erfüllen, sondern ihm kommt auch eine gestal-<br />
terische Funktion zu. Gerade im Zeitalter der<br />
Massenwerbung ist es entscheidend, sich optisch<br />
aus der Masse heraus zu heben, um überhaupt<br />
wahrgenommen zu werden. Hier kann eine außer-<br />
gewöhnliche Falzung schon der entscheidende<br />
„Auffaller” sein, der einen Kunden veranlaßt das<br />
Produkt in die Hand zu nehmen.<br />
Falzmaschinen<br />
Falzmaschinen gibt es in den verschiedensten<br />
Größen, für unterschiedliche Bogengrößen und<br />
Einsatzgebiete. Angefangen beim „normalen” Maß<br />
von 80 x 100 cm bis hin zu Überformaten mit einer<br />
Breite von 1 0 cm.<br />
Falzmaschinen für Bogen<br />
Beim Schwertfalz wird das Druckprodukt über<br />
Walzen oder Bänder zu einem Falzschwert geführt<br />
und durch Walzen gegen das Schwert gepresst.<br />
Beim Taschenfalz hingegen befördern die Walzen<br />
den Bogen in eine Falztasche. Vor der Tasche bildet<br />
der Bogen eine Stauchfalte, die dann durch Walzen<br />
zum Falz gepresst wird.<br />
Vorallem im kleinformatigen Bereich spielt der<br />
Bänderfalz eine wichtige Rolle. Dabei wird der<br />
Druckbogen zwischen Bändern geführt und an<br />
der gewünschten Bruchlinie gerillt. Anschließend<br />
falzen Rollen den Bogen entlang der Bruchlinie.<br />
Vorallem bei Sammelheftern und Klebemaschinen<br />
für Faltschachteln kommt der Bänderfalz zum<br />
Einsatz.<br />
Die Papierzuführung erfolgt bei den Falzmaschinen<br />
über sogenannte Anleger. Die Ausführung kann,<br />
je nach Bogen- und Stapelgröße variieren. Die<br />
fertig gefalzten Produkte werden im sogenannten<br />
Ausleger gesammelt. Hier unterscheidet man prinzipiell<br />
zwischen Schuppenauslage und Stapelauslage.<br />
Bei der Schuppenauslage, die überwiegend bei<br />
kleinen Falzmaschinen verwendet wird, liegen<br />
die fertigen Produkte wie Fischschuppen versetzt<br />
Falzvarianten als Gestaltung<br />
Stufenfalz und Trickfalz<br />
übereinander. Bei der Stapelauslage werden sie in<br />
Stapeln, vertikal oder stehend gesammelt.<br />
Natürlich lassen sich Falzmaschinen mit Zusatzausrüstungen<br />
an individuelle Erfordernisse<br />
anpassen. Dazu gehören z.B. Perforier- und Schneideeinrichtungen,<br />
Klebevorrichtungen, Geräte<br />
für den Beschnitt von Rändern und natürlich<br />
Computersteuerungen.<br />
Mit Hilfe solcher Steuerungen werden einerseits<br />
Bogenlauf und Zähler kontrolliert, aber auch<br />
Geschwindigkeit und Kontinuität der Abläufe lassen<br />
sich damit überprüfen. Aktuelle Trends integrieren<br />
Falzmaschinen mit Hilfe von Computersteuerungen<br />
in moderne Workflowsysteme auf JDF-Basis<br />
und leiten die Daten beispielsweise an die<br />
Auftragsverwaltung weiter.<br />
Schwertfalzmaschine<br />
Druckbogen<br />
Falzwalzen<br />
Falzmesser<br />
Tisch<br />
1
Anschlag<br />
Falztasche<br />
Niederhalterollen<br />
Falzwalzen<br />
Transportband Schuppenausleger<br />
Falzmaschinen für Rollendruck<br />
Im Rollendruck erfolgt meist direkt im Anschluß<br />
an die <strong>Druckmaschine</strong> die <strong>Weiterverarbeitung</strong><br />
der Rollen in Wende-, Sammel-, Schneid- und<br />
Falzanlagen. Die Papierbahnen gleiten dabei über<br />
luftgepolsterte Wendestangen in den sogenannten<br />
Überbau der <strong>Weiterverarbeitung</strong>smaschinen. Dort<br />
werden sie eventuell längs geschnitten und laufen<br />
anschließend zur Falzeinrichtung.<br />
Trichterfalz<br />
Druckbogeneinlauf<br />
Tisch<br />
Schwertfalzmaschine<br />
Die Falzung erfolgt meist mit Hilfe von Falztrichtern.<br />
Das können sowohl Außen- oder auch Innentrichter<br />
sein. Im Trichter können auch Schneid- oder Perforiereinrichtungen<br />
enthalten sein. Entscheidend für<br />
Prinzip der Schuppenauslage<br />
Kugelleiste<br />
Transportband<br />
Falzmaschine<br />
Stapelauslage für Stehendbogen<br />
die Qualität der Falzung ist die richtige Spannung<br />
der Papierbahn.<br />
Nach dem Durchlaufen des Falztrichters werden die<br />
gefalzten, noch endlosen Bahnen mit Hilfe eines<br />
Schneidzylinders quer in die benötigten Segmente<br />
geschnitten.<br />
Klappenfalz<br />
Neben den Trichterfalzmaschinen kommen insbesondere<br />
bei der Produktion von Zeitschriften<br />
und Zeitungen auch Klappenfalzmaschinen zum<br />
Einsatz. Es gibt sie mit festem oder variablem<br />
Format. Das Grundprinzip besteht aus zwei gegenläufig<br />
rotierenden Zylindern. Der Greifer- oder auch<br />
Sammelzylinder enthält das Falzmesser. Dieses<br />
drückt die Papierbahn in die Falzklappen, die in den<br />
zweiten Zylinder eingelassen sind.<br />
Auch hier erfolgt im Anschluß an die Falzung<br />
die Aufteilung der Papierbahn in die benötigten<br />
Abschnitte mit Hilfe eines Querschneiders. Meist<br />
wird das Papier durch Punktnadeln auf dem<br />
Sammelzylinder fixiert. Die Nadellöcher sieht man<br />
beispielsweise noch in der Tageszeitung.<br />
Vorallem im Tiefdruck mit seinen variablen Formaten<br />
werden sehr unterschiedliche Kombinationen von<br />
Falzmaschinen und Auslagen verwendet, so daß es<br />
ein großes Spektrum an individuellen Ausführungen<br />
der Maschinen gibt.
Trichterfalzprinzip (Außentrichter)<br />
Klappenzylinder<br />
Falzklappe<br />
Falzmesser<br />
Pflugfalz<br />
Eine Falzform, die überwiegend bei großen<br />
Mailingstrecken eingesetzt wird, ist der Pflugfalz.<br />
Der Name leitet sich vom Wirkungsprinzip ab.<br />
Die Papierbahn wird durch seitliche Lenkbleche<br />
umgelenkt und teilweise eingeschlagen. Dadurch<br />
entsteht eine typische dreieckige Form, die einer<br />
Pflugschar ähnelt.<br />
Falzbogen<br />
Greifer<br />
Einlaufendes Papier<br />
Greiferzylinder<br />
Pflugfalzprinzip<br />
Klappenfalzprinzip
Sammelverfahren<br />
In der logischen Abfolge der Prozesse in der Druck-<br />
weiterverarbeitung kommt nach dem Schneiden<br />
und Falzen der Schritt des Sammelns, Einsteckens<br />
oder Zusammentragens. Diese Schritte sind meist<br />
als Vorbereitung zu sehen für das Heften oder<br />
Binden zum Druckendprodukt.<br />
Sammeln und Zusammentragen kann prinzipiell<br />
an verschiedenen Stellen der <strong>Weiterverarbeitung</strong><br />
zum Einsatz kommen. Auch vor dem Falzen werden<br />
Druckbogen bereits gesammelt und manchmal<br />
auch bereits zusammengeführt.<br />
Sammeln<br />
Beim Sammeln werden Falzbogen zu einem Block<br />
zusammengefügt, indem man sie ineinander<br />
steckt. In manchen Fällen erfolgt keine abschlie-<br />
ßende Heftung oder Bindung der Falzbogen.<br />
Meist jedoch ist das Sammeln Bestandteil<br />
der Druckbogenverarbeitung in Form von<br />
Sammelheftern.<br />
Längsfalz<br />
dreiseitig beschneiden<br />
Endprodukt<br />
Abläufe für Sammeln<br />
Bahnen zusammenfahren<br />
Falzkleben Sammeln<br />
und Fügen<br />
Sammeln<br />
Bei einem Sammelhefter werden die Falzbogen<br />
wieder geöffnet, ineinander gelegt, geheftet<br />
und abschließend in einem Trimmer beschnit-<br />
Sammeln<br />
Heften Heften Falzkleben<br />
Querfalz Querfalz Querfalz Querfalz Querfalz Falzen<br />
Falzbogen<br />
dreiseitig beschneiden<br />
Endprodukt<br />
ten. Es gibt verschiedene Wirkungsprinzipien,<br />
die im Wesentlichen als Sammelketten und<br />
Sammelhefttrommeln bezeichnet werden. In<br />
beiden Fällen wird mit rotierenden Zylindern<br />
und Greifern gearbeitet, um die Druckbogen von<br />
einer Stapelanlage (Sammelkette) oder einem<br />
Schuppenstrom (Sammelhefttrommel) zu neh-<br />
men, zu öffnen und weiter zu transportieren.<br />
Sammelhefttrommeln kommen vorallem in der<br />
<strong>Weiterverarbeitung</strong> bei der Zeitungsproduktion<br />
zum Einsatz.<br />
Einstecken<br />
Bei dieser Form der Sammelverfahren werden<br />
Druckbogen ineinander gesteckt, beispielsweise,<br />
um einem Druckprodukt Beilagen beizufügen.<br />
Hierzu werden Einsteckmaschinen verwendet.<br />
Der prinzipielle Ablauf besteht immer aus der<br />
Zuführung des Druckprodukts über einen<br />
Anleger, Öffnen des Produkts, Einstecken der<br />
Beilage, Schließen und Weitertransport des<br />
Druckproduktes.<br />
dreiseitig beschneiden<br />
Endprodukt<br />
Zusammentragen<br />
Drahtheften Einzelblattbindung Klebebinden
Das Öffnen erfolgt über einen Sauger, der beispiels-<br />
weise den Umschlag anhebt, ein Schwert oder einen<br />
Greifer. In der Zeitungsproduktion wird fast aus-<br />
schließlich die Greiferöffnung eingesetzt. Gerade<br />
bei Zeitungen werden häufig Beilagen eingesteckt,<br />
insbesondere bei den Wochenendausgaben.<br />
Einsteckmaschinen, die nach verschiedenen<br />
Prinzipien aufgebaut sein können, kommen über-<br />
wiegend beim Zeitungsversand zum Einsatz und<br />
können bis zu 0.000 Exemplaren pro Stunde<br />
verarbeiten.<br />
Zusammentragen<br />
Im Gegensatz zum Sammeln werden beim<br />
Zusammentragen die Druckbogen aufeinander<br />
gelegt und nicht ineinander gesteckt. Die<br />
Reihenfolge wird durch die Bogensignatur,<br />
Seitenzahlen oder auch Flattermarken definiert.<br />
Einsatzgebiete sind etwa Buchblocks, Broschuren<br />
aus mehreren Lagen, Ringbücher oder auch<br />
Wandkalender. In der Praxis kommt fast ausschließlich<br />
maschinelles Zusammentragen zur<br />
Anwendung.<br />
Das Zusammentragen einzelner Blätter erfolgt<br />
durch sogenannte Collatoren, die häufig in Form<br />
hintereinander geschalteter Türme gebaut werden.<br />
Unterhalb der Türme läuft ein Transportband, auf<br />
dem die Stapel gesammelt und abtransportiert<br />
werden.<br />
Im Anschluß an die Collatoren finden sich meist<br />
Einrichtungen zum Heften, Falzen und Schneiden.<br />
Bei der Produktion von Massenmailings werden<br />
meist Endlosrollen des Druckproduktes gesammelt,<br />
in Stapel getrennt und anschließend in einer<br />
Kuvertiermaschine verarbeitet.<br />
Darüberhinaus gibt es auch Zusammentragmaschinen<br />
für Falzbogen. Sie werden meist bei der<br />
Herstellung von Büchern und Broschuren verwendet.<br />
Daran schließen sich Klebebindelinien oder<br />
Maschinen zur Fadenheftung an.<br />
Die Bogen werden in einem Sammelkanal zusammengetragen.<br />
Die Zuführung erfolgt entweder<br />
seitlich über einen Anleger, der senkrecht zum<br />
Sammelkanal angebracht ist oder parallel, wobei<br />
Flattermarken am Buchrücken<br />
sich der Anleger oberhalb des Sammelkanals<br />
befindet. Bei der seitlichen Zuführung kommen<br />
Greifertrommeln und Sauger zum Einsatz, um die<br />
Bogen in den Sammelkanal zu bringen, bei der parallelen<br />
Zuführung verwendet man Trennscheiben<br />
oder Saugbänder.<br />
Qualitätskontrolle<br />
Ein wichtiger, abschließender Schritt ist die<br />
Kontrolle des zusammengetragenen Produkts. In<br />
der Maschine erfolgt die Überprüfung mit Hilfe von<br />
Sensoren. Die Kriterien richten sich danach, ob die<br />
Produkte der gewünschten Verwendung entsprechen<br />
können, also ob die Bestandteile vollständig<br />
und in der richtigen Reihenfolge zusammengestellt<br />
wurden.<br />
Ein bewährtes Hilfsmittel zur Qualitätskontrolle<br />
sind Flattermarken, da sie sowohl visuell, als auch<br />
über Sensoren leicht zu identifizieren und zu interpretieren<br />
sind. Flattermarken sind registerartig<br />
angeordnete Felder am äußeren Rand des Bogens.<br />
Sie müssen natürlich von Anfang an eingeplant und<br />
bei der Seitenmontage angelegt werden.<br />
Im fertigen Endprodukt sind die Flattermarken meist<br />
nicht mehr sichtbar, da sie entweder abgefräst, bzw.<br />
abgeschnitten, werden oder in der Bindung liegen.<br />
Eine weitere Methode zur Kontrolle des Druckprodukts<br />
liegt in der Abtastung der Bogen mit Hilfe<br />
von Fotozellen, die den Grauwert der Bogen untersuchen.<br />
Diese Sensoren sind meist im Anleger der<br />
Zusammentragmaschine untergebracht. Solche<br />
Bogenidentifikationssysteme gewinnen vorallem<br />
im Hinblick auf die zunehmende Automatisierung<br />
der <strong>Weiterverarbeitung</strong>sprozesse immer mehr an<br />
Bedeutung. Nicht erkannte Fehler führen meist zu<br />
größeren Schäden, oft ist ein Nachdruck erforderlich,<br />
der mit erheblichem, zusätzlichem Zeit- und<br />
Kostenaufwand verbunden ist.
Klammerschenkel umgelegt<br />
Blockdrahtheftung (links und<br />
Drahtrückstichheftung (rechts)<br />
Mögliche Fehler<br />
bei Klammerung<br />
Heften, Binden, Kleben<br />
Nach dem Sammeln und Zusammentragen der<br />
Bogen müssen sie in den meisten Fällen zusam-<br />
mengefügt werden, um ein haltbares Produkt aus<br />
ihnen zu machen. Prinzipiell gibt es drei Arten des<br />
Fügens bei Druckprodukten:<br />
• Heften<br />
• Binden<br />
• Kleben<br />
Heften<br />
Drahtheftung<br />
Die häufigste Variante der Heftung ist die<br />
Drahtheftung, insbesondere die sogenannte Drahtrückstichheftung.<br />
Dabei werden die ineinander<br />
gesteckten Bogen im Rücken mit Drahtklammern<br />
zusammen geheftet. Auf diese Weise können bis<br />
zu 00 Seiten zusammengefügt werden.<br />
Klammerschenkel gestaucht<br />
Klammern nicht geschlossen<br />
Klammerschenkel zu kurz<br />
Klammerrücken gestaucht<br />
Schenkel drücken ins Papier<br />
FAdenheftung<br />
Eine Sonderform ist die seitliche Blockdrahtheftung,<br />
die üblicherweise nur bei Kalendern eingesetzt<br />
wird. Der Nachteil dieser Variante ist, daß die Bogen<br />
dann nicht mehr aufgeschlagen werden können,<br />
ohne sie zu knicken.<br />
Meist werden Sammelheftmaschinen eingesetzt,<br />
in denen die Falzbogen gesammelt werden, auf<br />
einer Förderstrecke reiten, dort durch mitlaufende<br />
Heftköpfe geheftet und anschließend dreiseitig<br />
auf das Endformat geschnitten werden. Bei größeren<br />
Auflagen kommen Sammelhefttrommeln<br />
zum Einsatz. Bei Rotationsdruckmaschinen verwendet<br />
man Heftapparate, die sich meist an den<br />
Sammelzylinder der Falzmaschine anschließen.<br />
Fadenheftung<br />
In der Buchproduktion, insbesondere bei hochwertigen<br />
Büchern wird zum Verbinden der Falzbogen<br />
meist die Fadenheftung verwendet. Dabei wird ein<br />
Falzbogen mit Hilfe eines Fadens geheftet und mit<br />
dem vorhergehenden Bogen verbunden. Der Block<br />
aus fadengehefteten Falzbogen wird anschließend<br />
am Rücken verleimt.<br />
Die Vorteile der Fadenheftung liegen in der hohen<br />
Festigkeit, die auch Dauerbelastungen standhält,<br />
und sie ist mit vielen Papieren einsetzbar. Allerdings<br />
ist diese Methode langsamer und wesentlich aufwändiger<br />
als eine Drahtheftung und erfordert<br />
ziemlich komplizierte Maschinen.<br />
Fadensiegelung<br />
Die Variante des Fadensiegelns kommt ebenfalls bei<br />
hochwertigen Büchern zum Einsatz. Im Gegensatz<br />
zur Fadenheftung wird jeder Falzbogen mit einem
Spiralbindung (schematisch)<br />
Faden in sich geheftet und die einzelnen Bogen<br />
nicht miteinander verbunden. Die Fadenenden<br />
werden am Bund der Bogen miteinander versie-<br />
gelt. Dieses Verfahren ist preisgünstiger, bietet aber<br />
dennoch eine hohe Festigkeit.<br />
Spiral- und Plastikbindung<br />
Insbesondere für Gebrauchsgüter wie Ringbücher<br />
oder Produkte aus Copy Shops (Kleinauflagen)<br />
wird häufig die Methode der Spiralbindung einge-<br />
setzt. Dabei wird ein schraubenförmig gewickelter<br />
Metall- oder Kunststoffdraht durch vorher ange-<br />
legte Stanzlöcher gezogen.<br />
Vorallem in Copy Shops oder Büroumgebungen<br />
wird häufig als schnelle und preisgünstige Variante<br />
die Plastikkammbindung verwendet. Dabei werden<br />
die Druckbogen an der Blattkante mit Stanzlöchern<br />
versehen, in die ein vorgefertigter Kamm, der mit<br />
Plastikzinken versehen ist, eingesetzt wird.<br />
Maschinen für die Spiral- oder Plastikbindung<br />
sind relativ preisgünstig und im Bürofachhandel<br />
erhältlich.<br />
Plastikkammbindung -<br />
Plastikkamm, gestanzter Block, gebundener Block<br />
Kleben<br />
Einen großen Stellenwert besitzt auch das Klebe-<br />
verfahren, sei es für das Zusammenfügen einzel-<br />
ner Blätter oder beim Verbinden von Falzbogen.<br />
Insbesondere für das Befestigen von Beilagen,<br />
z.B. CD-ROMs oder Antwortkarten, oder von tech-<br />
nischen Elementen, z.B. Vorsätze (Zusatzbogen<br />
zwischen Buchdecke und Buchblock) oder Fälzel<br />
(Gazematerial zur Verstärkung von Buchrücken),<br />
und schließlich auch bei der Buchdeckenherstellung<br />
ist es von entscheidender Bedeutung. Man kann<br />
prinzipiell unterscheiden zwischen:<br />
• Falzkleben<br />
• Klebebinden<br />
• Beikleben<br />
• Kleben zur Buchdeckenherstellung<br />
Falzkleben<br />
Diese Variante wird hauptsächlich bei der Produktion<br />
von Mailings und Broschuren eingesetzt, beispielsweise<br />
zur Herstellung von Hüllen, Umschlagtaschen<br />
oder Briefkuverts. Es gibt spezielle Finishinganlagen<br />
mit Einrichtungen zum Falzkleben, aber auch<br />
Falzmaschinen mit Klebe-Zusatzeinrichtungen.<br />
Der Leim wird dabei meist mit Hilfe von Düsen<br />
aufgebracht. Es werden Dispersionsleime verwendet,<br />
die schnell abbinden und dadurch die<br />
<strong>Weiterverarbeitung</strong> nicht unnötig behindern.<br />
Auch in Rotationsdruckmaschinen werden Falzklebeeinrichtungen<br />
als Zusatzausrüstung verwendet.<br />
Hier werden die Papierbahnen mit Hilfe von<br />
Trichtern zusammen geführt und entweder in Quer<br />
oder auch in Längsrichtung geleimt.
Dispersion<br />
(Kaltleim)<br />
8<br />
Klebebinden<br />
Mit Abstand am häufigsten wird in der Druckwei-<br />
terverarbeitung das Klebebinden eingesetzt, bei-<br />
spielsweise bei der Herstellung von Taschenbüchern<br />
mit Soft-Cover, Telefonbüchern oder Katalogen.<br />
Zwar weisen Produkte, die in Klebebindung her-<br />
gestellt wurden nicht so hohe Festigkeit auf, wie<br />
Druckprodukte mit Fadenheftung, sie sind aber ein-<br />
facher herzustellen. Daraus erklärt sich der über-<br />
wiegende Einsatz dieser Methode.<br />
Klebebindermaschinen gibt es für sehr verschie-<br />
dene Formate und Dicken der Druckprodukte, die<br />
darin verarbeitet werden sollen, sowie mit unter-<br />
schiedlichen Geschwindigkeiten. Die Leistung kann<br />
bis zu 0.000 Exemplare pro Stunde betragen. Die<br />
maximale Dicke des Druckprodukts liegt bei etwa<br />
80 mm.<br />
Die zusammengetragenen und ausgerichteten<br />
Bogen werden zunächst an der vorgesehenen<br />
Bindestelle gefräst oder zumindest aufgerauht.<br />
Dieser Schritt ist notwendig, um die Blattfasern frei<br />
zu legen und somit für eine bessere Haftung zu sor-<br />
Klebstoffe<br />
Vorteile Nachteile Produkte<br />
• weichelastischer<br />
Klebstofffilm<br />
• hohe<br />
Alterungsbeständigkeit<br />
• gute Adhäsion<br />
• Resistent gegen chemische<br />
Einflüsse<br />
• temperaturbeständig<br />
Hotmelt • stabiler Klebstofffilm<br />
• schnelle Härtung<br />
• schnelle<br />
<strong>Weiterverarbeitung</strong><br />
möglich<br />
• günstig<br />
PUR • hohe Festigkeit bei<br />
hohem Strichauftrag<br />
• sehr hohe Adhäsion<br />
• Verarbeitung von<br />
Papieren mit falscher<br />
Laufrichtung möglich<br />
• witterungsbeständig<br />
• sparsam<br />
• lange<br />
Vorbereitungszeit<br />
• lange<br />
Trocknungszeit<br />
• zusätzliche<br />
Trocknungsaggregate<br />
notwendig<br />
• bricht bei<br />
scharfem Knicken<br />
• keine optimale<br />
Kältefestigkeit<br />
• benötigt spezielle<br />
Rückenfräsung<br />
• Festigkeit abhängig<br />
vom<br />
Faseranteil des<br />
Papiers<br />
• können gesundheitsschädliche<br />
Stoffe enthalten<br />
hochwertige,<br />
langlebige und<br />
strapazierfähige<br />
Produkte<br />
Massenprodukte<br />
(Kataloge,<br />
Werbemittel,<br />
Taschenbücher,<br />
Telefonbücher)<br />
hochwertige,<br />
langlebige und<br />
strapazierfähige<br />
Produkte;<br />
Produkte mit<br />
Problempapieren<br />
gen. Die bearbeiteten Stellen werden mit Bürsten<br />
von Papierstaub befreit, damit keine Papierschnipsel<br />
die Haftung beeinträchtigen. Anschließend wird mit<br />
Hilfe von Walzen der Kleber aufgetragen, dann der<br />
Buchumschlag zugeführt und angepreßt.<br />
Zum Schluß wird das Produkt getrocknet. Zur<br />
Trocknung werden Hochfrequenzanlagen eingesetzt,<br />
in denen die Wassermoleküle des Klebers<br />
mit Hilfe elektromagnetischer Wellen zum Verdampfen<br />
gebracht werden. Meist folgt darauf eine<br />
Abkühlstrecke, da die noch heißen Exemplare in<br />
diesem Zustand noch nicht geschnitten werden<br />
können.<br />
Als Klebstoffe kommen Dispersionskleber (Kaltleim),<br />
Hotmelt-Klebstoff oder Klebstoffe auf<br />
Polyurethan-Basis (PUR) zum Einsatz. Dispersionskleber<br />
trocknen langsam, bewirken aber ein<br />
gutes Aufschlagverhalten und haben eine lange<br />
Lebensdauer. „Hotmelts” sind schnell anziehende<br />
und trocknende Leime, die sich gut verarbeiten<br />
und sofort nach dem Binden beschneiden<br />
lassen. Bei ungestrichenen Naturpapieren wird<br />
eine Klebebindung meistens mit Kaltleim oder<br />
Hotmelts hergestellt und ist hier unproblematisch.<br />
Bei gestrichenen Papieren, die immer häufiger und<br />
vorallem bei hochwertigen Druckprodukten eingesetzt<br />
werden, kann es bei Hotmelts zu Problemen<br />
kommen. Insbesondere bei Papieren mit hohem<br />
Strichauftrag (HWC- und MWC-Papiere) kann der<br />
Beschnitt des Buchblocks zu einer Verschmierung<br />
an den Blattkanten führen, wodurch die Bogen<br />
unverklebbar werden. Mit PUR-Klebstoffen kann in<br />
diesen Fällen eine höhere Festigkeit erreicht werden.<br />
Allerdings gibt es auch hier Papierqualitäten<br />
mit hoher Oberflächenglätte (Satinage), die sich nur<br />
unzureichend verkleben lassen.<br />
Auch bei vollflächig bedruckten Bogen kann es<br />
beim Einsatz von Klebebindung zu Problemen<br />
kommen, da der Hotmelt-Klebstoff und die Druckfarbe<br />
miteinander reagieren. Dieser Prozess dauert<br />
etwa zwei bis drei Monate und führt dann<br />
zum Verlust der Festigkeit. Alternativ können hier<br />
Kombinationsklebstoffe aus Hotmelt und PUR oder<br />
auf Polyamid-Basis verwendet werden.
Drahtheftung<br />
Rückstich-Drahtheftung<br />
Seitenheftung<br />
Spiralbindung<br />
Drahtkammbindung<br />
Kunststoffkammbindung<br />
Anwendung<br />
für Broschüren, Zeitschriften<br />
Anwendung<br />
für Taschenbücher und Broschuren<br />
Besonderheiten<br />
preisgünstig<br />
leicht zu verarbeiten<br />
Kammbindung<br />
preisgünstiger als Fadenheften<br />
höhere Festigkeit als Klebebindung<br />
Klebebindung<br />
Verschiedene Klebstoffe<br />
Kaltleim Hotmelt PUR<br />
dominierend in der industriellen Buch- und Broschürenfertigung<br />
Fadensiegelung<br />
Besonderheiten<br />
preiswert, schnell und unkompliziert<br />
Dokument lässt sich vollkommen plan liegend aufschlagen<br />
Maschinen und Verbrauchsmaterialien vergleichsweise günstig<br />
Anwendung<br />
Für Schulbücher<br />
Für hochwertige Bücher<br />
Besonderheiten<br />
Besonderheiten<br />
Fadenheften<br />
Besonderheiten<br />
zeit- und kostenintensiv<br />
gute Gebrauchseigenschaften<br />
Anwendung<br />
für Kalender<br />
für kleine Auflagen<br />
für technische Handbücher<br />
sicheres Verfahren mit hoher Festigkeit<br />
geöffnetes Produkt liegt flacher als klebegebundene Bücher<br />
Anwendung<br />
für höhere Produktbeanspruchung<br />
Für hochwertige und langlebige Bücher<br />
Übersicht der Fügeverfahren<br />
mit ihren Besonderheiten<br />
und typischen Anwendungen
0<br />
Zusammentragen<br />
Falzen<br />
Druckbogen / Rolle<br />
Längs- / Querschnitt<br />
Falzen<br />
Sammeln /<br />
Zusammentragen<br />
Schneiden<br />
Fügen<br />
Arbeitsabläufe<br />
Einstecken<br />
Beschnitt<br />
Verpackung /<br />
Versand<br />
Verpackung /<br />
Versand<br />
Einstecken<br />
Arbeitsablauf ...<br />
... am Beispiel eines Falzprospektes<br />
Beim Falzprospekt fallen deutlich weniger Arbeits-<br />
schritte in der <strong>Weiterverarbeitung</strong> an, als bei ande-<br />
ren Finishing-Produkten. Die Verarbeitung besteht<br />
im Wesentlichen aus Zusammentragen, Schneiden,<br />
Falzen und Einstecken.<br />
In besonderen Fällen werden vielleicht noch<br />
Antwortkarten eingesteckt oder appliziert. Schritte<br />
wie Heften oder Binden entfallen jedoch.<br />
Arbeitsablauf ...<br />
... am Beispiel einer Broschur<br />
Eine Broschur besteht aus einem oder mehre-<br />
ren aufschlagbaren Druckbogen, die miteinander<br />
durch Bindung oder Heftung verbunden und mit<br />
einem Umschlag versehen sind. Im gegensatz zu<br />
Büchern besitzen Broschuren jedoch keine harte<br />
Buchdecke (Cover). Broschuren unterschieden sich<br />
zudem von Falzprospekten und Zeitungen, da diese<br />
nicht geheftet oder gebunden sind.<br />
Die Abfolge der Verarbeitungsschritte ist immer die<br />
gleiche, die Details können sich aber, prozessbe-<br />
dingt, stark unterscheiden.
Arbeitsablauf ...<br />
... am Beispiel eines Buches<br />
Das klassische Buch besteht aus einem Buchblock<br />
und der Buchdecke, einem festen Einband, der drei-<br />
seitig über dem Buchblock befestigt ist.<br />
Ausgangsprodukt der Buchherstellung ist der<br />
Buchblock, der zuvor aus den Druckbogen mittels<br />
Falzung, sowie Klebebindung oder Fadenheftung<br />
hergestellt wurde. Dabei wurden bereits die<br />
sogenannten Vorsätze angebracht. Das sind<br />
meist gefalzte Bogen, die an das erste Blatt des<br />
Titelbogens und das letzte Blatt des Endbogens<br />
geklebt werden. Die Vorsätze stellen das Bindeglied<br />
zwischen Buchblock und Buchdecke dar.<br />
Der Buchblock wird dann am Rücken gepresst<br />
und gerundet. Anschließend erfolgt die Leimung,<br />
in manchen Fällen auch die Begazung, d.h. am<br />
Buchrücken wird ein Gazematerial (Fälzel) auf-<br />
gebracht, insbesondere, wenn der Buchrücken<br />
nicht mit dem Umschlag verklebt werden soll.<br />
Hochwertige Bücher erhalten zudem eine soge-<br />
nannte „Kapitale”, einen Textilstreifen, der aus<br />
optischen Gründen am oberen und unteren Ende<br />
des Buchrückens angebracht wird.<br />
Im nächsten Schritt werden Buchblock und<br />
Buchdecke zusammengeführt. Dieses Verbinden<br />
bezeichnet man als „Einhängen”. Die Buchdecke<br />
wird dabei unter hohem Druck gegen die Vorsätze<br />
gepreßt und mit ihnen vollflächig verleimt.<br />
Der nächste Schritt besteht aus dem Einbrennen<br />
des Falzes. Dieser Falz wirkt wie ein Scharnier und<br />
wird entlang der inneren Kante der Buchdecke<br />
angebracht. Das Buch läßt sich dadurch leichter<br />
öffnen. Das Falzeinbrennen erfolgt ebenfalls durch<br />
Druck und Hitze.<br />
Abschließend werden die meisten Büchern mit<br />
einem Schutzumschlag versehen. Das ist meist ein<br />
farbiger Druckbogen, der lackiert sein kann und<br />
entsprechend der Buchform zugeschnitten wurde.<br />
Heutzutage ist der Einband nicht nur ein Schutz des<br />
Buches, sondern auch ein wichtiges Informations-<br />
und Werbemittel. Im letzten Schritt werden die<br />
fertigen Bücher gestapelt, verpackt und für den<br />
Versand bereit gestellt.<br />
Buchblock<br />
klebegebunden<br />
oder fadengeheftet<br />
Schutzumschlag<br />
umlegen<br />
Decken zuführen /<br />
Einhängen<br />
Anwärmen<br />
Runden /<br />
Abpressen<br />
Beleimen /<br />
Begazen /<br />
Kapitalen<br />
Falz einbrennen /<br />
Pressen<br />
Stapeln<br />
und Verpacken<br />
1
Sammeln / Stapeln<br />
<strong>Druckmaschine</strong><br />
Produktionsarten der Druckweiterverarbeitung<br />
Der Versuch, Finishing-Produkte mit Hilfe von<br />
Standards zu klassifizieren, ist ziemlich aus-<br />
sichtslos. Zu groß ist die Vielfalt der hergestellten<br />
Produkte und Produktvarianten. Im Vergleich zur<br />
klassischen Druckweiterverarbeitung (Schneiden,<br />
Heften, Kleben) geht es beim Finishing um die<br />
Herstellung von Komplettprodukten, insbesondere<br />
die Produktion von Werbemitteln. Hier kommt<br />
eine Vielzahl von Techniken ins Spiel, beispielsweise<br />
Perforationen für abtrennbare Antwortkarten,<br />
Lackaufträge, Einsatz von Duftstoffen, Rubbelfelder,<br />
Aufkleben von Zusatzprodukten, Gummierungen<br />
und vieles mehr.<br />
In-Line-Finishing<br />
Mit diesem Begriff wird eine Produktionsart<br />
bezeichnet, die auf europäischer Ebene vorallem<br />
im Rollenoffsetdruck eine große Bedeutung erlangt<br />
hat. Unter In-Line-Finishing versteht man die direkt<br />
(in-line) an den Druckvorgang angeschlossene<br />
<strong>Weiterverarbeitung</strong> der Druckprodukte.<br />
Die <strong>Weiterverarbeitung</strong> erfolgt dabei meist mit<br />
Zusatzmaschinen und -aggregaten, die nicht zur<br />
Standardausrüstung einer <strong>Druckmaschine</strong> gehören<br />
und in vielen Fällen von anderen Firmen geliefert<br />
werden als dem Hersteller der <strong>Druckmaschine</strong>.<br />
Schematische Darstellung einer Inline-Finishing-Anlage<br />
Schneiden<br />
Einzug<br />
Lackieren<br />
Kleben<br />
Dazu gehören Schritte wie Zusammentragen,<br />
Schneiden, Einstecken, Falzen, Heften oder Binden.<br />
Vorallem im Zeitungsdruck werden auf diese Weise<br />
häufig Beilagen dem Zeitungsprodukt hinzugefügt.<br />
Die Zusatzmaschinen müssen dabei in ihrer<br />
Verarbeitungsgeschwindigkeit an die Taktrate der<br />
Rollendruckmaschine angepaßt sein.<br />
Die Anforderungen an die Druckprodukte werden<br />
immer größer, insbesondere die zielgruppenspezifische<br />
Zusammenstellung von Beilagen spielt eine<br />
große Rolle. Daher werden auch die Maschinen für<br />
eine solche In-Line-Fertigung immer komplexer.<br />
Zum In-Line-Finishing können auch spezielle<br />
Verfahren, wie das Applizieren von Duftstoffen<br />
bei Werbemitteln, der Aufdruck von Serien- und<br />
Losnummern gehören, bis hin zur Verpackung<br />
und Bereitstellung für den Versand, beispielsweise<br />
durch Banderolieren und Einschweißen. Die<br />
Vielzahl der möglichen <strong>Weiterverarbeitung</strong>sschritte<br />
macht eine Klassifizierung der dazu eingesetzten<br />
Maschinen nahezu unmöglich, da es sehr viele<br />
Spezialanfertigungen gibt.<br />
Inline-Systeme bieten eine hohe Zuverlässigkeit<br />
hinsichtlich der Qualität des Endprodukts. Da<br />
die Druckprodukte nicht manuell eingelegt werden<br />
müssen, werden mögliche Fehlerquellen<br />
Stanzen<br />
Transport<br />
Falzen
eduziert. Der Zeitaufwand zwischen Druck und<br />
<strong>Weiterverarbeitung</strong> ist erheblich geringer und<br />
die Produktion ist einfacher. Gerade für kleinere<br />
Betriebe ist auch das Argument des geringeren<br />
Platzbedarfs von großer Bedeutung.<br />
Viele Experten sehen, zumindest für den analogen<br />
Druckbereich, in der Inline-Verarbeitung großes<br />
Potential, da die Techniken der <strong>Weiterverarbeitung</strong><br />
immer ausgeklügelter und auch kompakter werden.<br />
Vorteilhaft ist in diesem Zusammenhang sicherlich<br />
auch die zentrale Steuerung der Maschinen bis hin<br />
zur Qualitätskontrolle.<br />
Inline-Verfahren sind hinsichtlich des Energieverbrauchs<br />
effizienter und damit umweltfreundlicher.<br />
Außerdem fällt weniger Makulatur<br />
(Papierabfälle) an.<br />
In-line Finishing im Digitaldruck<br />
Bei vielen digitalen Drucksystemen werden im<br />
Inline-Verfahren meist nur die Verarbeitungsschritte<br />
Falzen, Binden und Schneiden durchgeführt. Im<br />
Digitaldruck spielen Inline-Systeme auch aus wirtschaftlichen<br />
Überlegungen keine so große Rolle.<br />
Es gibt jedoch auch für digitale <strong>Druckmaschine</strong>n<br />
komplexe Verarbeitungsstrassen. Problematisch<br />
kann es hier sein, wenn ein Aggregat der Strecke<br />
ausfällt. In diesem Fall steht die gesamte Anlage<br />
still.<br />
Falzstation<br />
<strong>Druckmaschine</strong><br />
Lackieren<br />
Offline-Finishing<br />
Bei dieser Form der Druckweiterverarbeitung werden<br />
die Druckprodukte nicht gleich im Anschluß<br />
an den Druckvorgang weiter verarbeitet, sondern<br />
in räumlichem und zeitlichem Abstand dazu. Die<br />
Geschwindigkeit der <strong>Weiterverarbeitung</strong> ist somit<br />
von der Taktrate der <strong>Druckmaschine</strong> entkoppelt.<br />
Das Offline-Finishing kommt hauptsächlich bei<br />
kleinen und mittleren Auflagen zum Einsatz. Die<br />
erforderlichen Arbeitsschritte werden separat<br />
durchgeführt. Die einzelnen Stationen sind meist<br />
nicht verbunden und meist nur teilweise automatisiert.<br />
Die Druckbogen werden zwischen den<br />
Verarbeitungsschritten manuell transportiert,<br />
gestapelt oder gelagert.<br />
Ein großer Vorteil dieser Produktionsvariante<br />
besteht in der Konstanz. Fällt beispielsweise eine<br />
<strong>Weiterverarbeitung</strong>smaschine aus, kann trotzdem<br />
weiter gedruckt werden. Fällt die <strong>Druckmaschine</strong><br />
aus, kann trotzdem die <strong>Weiterverarbeitung</strong> laufen.<br />
Dies wäre bei Inline-Systemen nicht möglich.<br />
Schematische Darstellung einer<br />
Offline-Finishing-Strecke<br />
Klebestation<br />
Schneiden<br />
Stanzen<br />
Sammeln
Druck<br />
Finishing<br />
+ Job Ticket<br />
Offline Finishing im Digitaldruck<br />
Gerade im Digitaldruck ist es häufig der Fall, daß<br />
Maschinen der <strong>Weiterverarbeitung</strong> schneller pro-<br />
duzieren können als die digitale <strong>Druckmaschine</strong>.<br />
Inline-<strong>Weiterverarbeitung</strong>ssysteme würden in die-<br />
sem Fall unter der möglichen Auslastung gefahren.<br />
Werden dagegen beispielsweise Bindesysteme<br />
als Offline-Maschinen eingesetzt, sind sie von der<br />
Geschwindigkeit der Digitaldruckmaschine unabhängig<br />
und können zudem die Produkte mehrerer<br />
solcher Systeme weiter verarbeiten. So reicht die<br />
Kapazität eines Broschürenhefters oft für zwei oder<br />
drei Digitaldrucksysteme aus.<br />
Eine Offline-Verarbeitung bietet ebenfalls eine hohe<br />
Flexibilität und Kontrolle über den Workflow. Gerade<br />
im Digitaldruck mit wechselnden Kleinauflagen<br />
werden häufig in kurzem Abstand hintereinander<br />
Aufträge mit unterschiedlichen Papiersorten und -<br />
qualitäten gedruckt. Mit einer Offline-Strecke ist der<br />
Digitaldrucker unabhängig von der nachfolgenden<br />
<strong>Weiterverarbeitung</strong>.<br />
Im Digitaldruck werden häufig innerhalb einer<br />
Produktion Drucksysteme verschiedener Hersteller<br />
eingesetzt, die ein zentrales Finishing-System<br />
ansteuern.<br />
Daten<br />
Inline Nearline Offline<br />
Einrichtung über<br />
Job Ticket<br />
Schematische Unterschiede zwischen<br />
Inline-, Nearline- und Offline-Finishing<br />
Druck<br />
Finishing<br />
Einrichtung wie Inline<br />
Handling wie Offline<br />
Druck<br />
Finishing<br />
Manuelle<br />
Einrichtung<br />
Near Line Finishing<br />
Diese Variante der <strong>Weiterverarbeitung</strong> gehört prinzipiell<br />
zur Offline-Verarbeitung. Dabei werden die<br />
Druckbogen in räumlicher und zeitlicher Nähe zum<br />
Druckvorgang weiter verarbeitet. Die Anlage in der<br />
<strong>Weiterverarbeitung</strong>smaschine erfolgt ausschließlich<br />
manuell.<br />
Das Near Line Finishing kommt fast ausschließlich<br />
im Digitaldruck zum Einsatz. Häufig werden kleine<br />
Auflagen produziert, daher sind die Durchlaufzeiten<br />
gering und die Bogenstapel stellen keine großen<br />
Gewichte dar, sind also manuell zu transportieren.<br />
Werden Near Line Systeme sowohl für<br />
die Verarbeitung digital, als auch konventionell<br />
gedruckter Bogen eingesetzt, spricht man von<br />
„Dual Line Finishing”.<br />
Viele Hersteller haben sich inzwischen auf dieses<br />
Marktsegment eingestellt und bieten Maschinen<br />
an, z.B. Klebebinder, die für Auflagen bis ca. 1000<br />
Exemplare ausgelegt sind. Auch beim digitalen<br />
Etikettendruck kommen Near Line System zum<br />
Einsatz.<br />
Near Line Finishing steht in enger Beziehung zum<br />
„Print On Demand”, also der Herstellung kleiner und<br />
kleinster Auflagen (im Extremfall nur ein Exemplar)<br />
bei Bedarf. Dabei kann die <strong>Weiterverarbeitung</strong><br />
durchaus in einer Fertigungsstrasse erfolgen. Dies<br />
sind jedoch auf die geforderte Leistung angepaßte<br />
Maschinen, die auch Einzelexemplare kostengerecht<br />
verarbeiten können.<br />
Häufig kommen bei diesem Verfahren auch digitale<br />
Informationen über die <strong>Weiterverarbeitung</strong> zum<br />
Einsatz, wie etwa Barcodes oder JDF (Job Definition<br />
Ticket).
<strong>Weiterverarbeitung</strong> im Digitaldruck<br />
In der Euphorie, die vielerorts hinsichtlich Digital-<br />
druck und seinen vielfältigen Einsatzmöglichkeiten<br />
besteht, wurde anfangs vergessen, daß auch digi-<br />
tale Druckerzeugnisse weiterverarbeitet werden<br />
müssen. Erst in jüngster Zeit entwickelt sich ein<br />
tieferes Verständnis bezüglich der besonderen<br />
Anforderungen, die eine <strong>Weiterverarbeitung</strong> digital<br />
gedruckter Produkte mit sich bringt.<br />
Veränderte Anforderungen<br />
Dabei variieren die Anforderungen an eine<br />
Druckweiterverarbeitung bei digitalen Druckerzeugnissen<br />
sehr viel stärker, als dies bei konventionell<br />
hergestellten Produkten der Fall ist.<br />
Denn es entsteht eine Produktvielfalt, und damit<br />
ein Alleinstellungsmerkmal, erst durch innovative<br />
und flexible Dienstleistungen, u.a. in der<br />
<strong>Weiterverarbeitung</strong>.<br />
Im Digitaldruck werden heute überwiegend<br />
kleine und kleinste Auflagen verarbeitet. Um<br />
in kurzer Zeit aktuelle Informationen auch über<br />
Printmedien bereit stellen zu können, sind enge<br />
Termine und kleine Auflagenhöhen mit häufiger<br />
Aktualisierung notwendig. Dabei darf der Zeitvorteil<br />
aus digitaler Vorstufe und Druck nicht durch eine<br />
<strong>Weiterverarbeitung</strong>, die nicht auf diese Bedürfnisse<br />
ausgerichtet ist, zunichte gemacht werden.<br />
Das erfordert in hohem Maße automatisierte<br />
Lösungen, um Einricht- oder Umrüstzeiten kurz<br />
zu halten. Maschinen müssen in kürzester Zeit,<br />
mit wenigen Handgriffen und möglichst automatisierten<br />
Einrichthilfen beispielsweise auf ein neues<br />
Format umgerüstet werden können. 0 bis 0<br />
Formatwechsel pro Tag sind im Digitaldruck keine<br />
Seltenheit.<br />
Durch die Besonderheiten des Digitaldrucks werden<br />
auch immer komplexere Anforderungen an<br />
Druckdienstleister und die <strong>Weiterverarbeitung</strong><br />
gestellt. Dazu gehören auch die Tücken des<br />
Bedruckstoffes, bzw. der toner- oder tinten-basierten<br />
Druckverfahren.<br />
So haben beispielsweise Digitaldruckpapiere<br />
einen deutlich niedrigeren Feuchtegehalt als konventionelle<br />
Druckpapiere. Das beginnt bereits auf<br />
Herstellerseite, ist aber auch bedingt durch die teilweise<br />
hohen Temperaturen bei der Tonerfixierung.<br />
Auch beeinflusst die Beschaffenheit des Papiers,<br />
insbesondere seine Laufrichtung, die Qualität<br />
des Endproduktes stärker als im herkömmlichen<br />
Offsetdruck. Das hat nicht nur Auswirkungen auf das<br />
Aufschlagverhalten eines digitalen Druckprodukts,<br />
sondern beispielsweise auch auf die Erzeugung<br />
einer sicheren Klebebindung.<br />
Häufig kann es z.B. vorkommen, daß beim Falzen<br />
die Papierfasern brechen, insbesondere wenn<br />
gegen die Laufrichtung des Papiers gefalzt wird.<br />
Um eine gute Falzqualität zu erreichen, muß ein<br />
Bogen oft zuerst gerillt werden, bevor er gefalzt<br />
werden kann. In Extremfällen ist sogar doppeltes<br />
Rillen notwendig.<br />
Eine Falzmaschine zur Verarbeitung von Digitaldrucken<br />
sollte zudem mit Ionisationsstäben<br />
am Einlauf des Falzwerkes ausgerüstet sein.<br />
Dadurch werden Störungen, die durch statische<br />
Aufladung verursacht werden können, abgefangen.<br />
Statische Aufladung ist eine Erscheinung, die<br />
vor allem im Digitaldruck auftritt. Durch die hohen<br />
Temperaturen bei der Fixierung des Toners wird<br />
dem Papier Feuchtigkeit entzogen, was zur statischen<br />
Aufladung führt.<br />
Das Problem des Brechens kann im Übrigen auch<br />
bei den Farbschichten des Trockentoners auf dem<br />
Papier auftreten und ist im Wesentlichen abhängig<br />
von der Dicke der Farbschicht. Die Empfindlichkeit<br />
der Toner-Farbschicht muß beispielsweise auch<br />
bei einem Anleger berücksichtigt werden, der die<br />
Oberfläche entsprechend schonend behandeln<br />
sollte.<br />
Höhere Anforderungen werden auch durch die<br />
aktuellen, digitalen Drucksysteme gestellt. Diese<br />
können Papierstärken bis 0 g/m verarbeiten. Mit<br />
einfachem Tischgerät können solche Papierstärken<br />
nicht mehr weiterverarbeitet werden und auch viele<br />
herkömmliche Spezialmaschinen scheitern an dieser<br />
Aufgabe.<br />
Häufig werden digital gedruckte Erzeugnisse in der<br />
<strong>Weiterverarbeitung</strong> mit Produkten zusammengeführt,<br />
die aus anderen Drucksystemen kommen.
Das können Produkte aus digitalen, aber auch<br />
aus konventionellen Druckprozessen sein. Ein<br />
Zuschießen (Insert) von vorgedruckten Druckbogen<br />
nach dem Druckprozess ist heute bei den meisten<br />
Digitaldrucksystemen, die in der Produktion einge-<br />
setzt werden, möglich<br />
Ein Digitaldrucker benötigt beispielsweise auch<br />
keine herkömmliche Zusammentragmaschine. Er<br />
braucht hingegen eine Maschine, die in der Lage ist,<br />
Druckbogen, die bereits in der richtigen Reihenfolge<br />
gedruckt wurden, vom Stapel weg zu vereinzeln<br />
und einem Broschürensystem zuzuführen, wo sie<br />
geheftet, gefalzt und geschnitten werden.<br />
Alle diese Parameter, die den Digitaldruck und seine<br />
<strong>Weiterverarbeitung</strong> deutlich vom konventionellen<br />
Offsetdruck unterscheiden haben zur Entwicklung<br />
neuer Systeme und <strong>Weiterverarbeitung</strong>slinien<br />
geführt.<br />
Near Line Finishing<br />
Dies ist eine klassische Anwendung für sogenann-<br />
te „Near Line Systeme”. Diese Systeme werden<br />
speziell für die Anforderungen des Digitaldrucks<br />
entwickelt. Es sind Lösungen für kleine Auflagen,<br />
die unabhängig von den jeweils eingesetzten<br />
Drucksystemen sind und mit Material von ver-<br />
schiedenen Ausgabesystemen beschickt werden<br />
können.<br />
<strong>Canon</strong> iR7000 Serie mit Inline Finishing<br />
Mit Near Line Systemen lassen sich beispielsweise<br />
Broschuren produzieren, Diplomarbeiten binden<br />
oder auch einzelne Bogen in Mehrfachnutzen<br />
schneiden, rillen und auch perforieren.<br />
Inline Finishing<br />
Wesentlich seltener werden im Zusammenhang<br />
mit digitalen Drucksystemen sogenannte „Inline<br />
Finishing Systeme” eingesetzt, da sie nur ver-<br />
gleichsweise beschränkte Möglichkeiten bieten.<br />
Inline Finishing bedeutet eine <strong>Weiterverarbeitung</strong><br />
des gedruckten Produktes direkt im Anschluß an<br />
die <strong>Druckmaschine</strong>. Inline Finishing hat den Vorteil,<br />
daß kaum Makulatur anfällt, Rüstzeiten kaum erfor-<br />
derlich sind und alle Einzelkomponenten nahtlos<br />
ineinander greifen.<br />
Ein integrierter Finisher kann jedoch nur von<br />
jeweils einem Drucksystem beschickt werden, was<br />
seine mögliche Effektivität deutlich herabsetzt.<br />
Zudem müssen Inline Finishing Systeme mit dem<br />
Austausch der digitalen <strong>Druckmaschine</strong> ebenfalls<br />
neu angeschafft werden, obwohl ihr Lebenszyklus<br />
deutlich länger wäre. Man geht bei <strong>Weiterverarbeitung</strong>ssystemen<br />
heute von einem Lebenszyklus<br />
von sechs bis zehn Jahren aus, was deutlich über<br />
dem Lebenszyklus aktueller digitaler Drucksysteme<br />
liegt.<br />
Offline Finishing<br />
Größere Flexibilität bieten da, neben den Near Line<br />
Finishern, die Offline Finishing Systeme. Es handelt<br />
sich dabei meist um Maschinen für mittlere , bis<br />
hin zu hohen Auflagen, die in den meisten Fällen<br />
modular ausbaubar und damit sehr individuell konfigurierbar<br />
sind.<br />
Solche Maschinen werden häufig in heterogenen<br />
Umgebungen eingesetzt, in denen sowohl<br />
Offsetmaschinen, als auch digitale Drucksysteme<br />
zum Einsatz kommen.
<strong>Canon</strong> PerfectBinder-Anlage mit (von links) Bogenanleger, <strong>Canon</strong> iR 150,<br />
Zuschießeinheit, Locher, Finisher, Bogenauslage und PerfectBinder<br />
Printing On Demand<br />
Insbesondere der Bereich „Printing On Demand”,<br />
also Druck auf Nachfrage, ist eine typische Domäne<br />
des Digitaldrucks. Diese Art des Drucks ist nur im<br />
Digitaldruck realisierbar und reduziert insbesonde-<br />
re im Buchhandel drastisch die Lagerhaltung, da<br />
einzelne Bücher auf Nachfrage innerhalb sehr kur-<br />
zer Zeit gedruckt und, mit entsprechender Logistik,<br />
auch verschickt werden können.<br />
Von verschiedenen Herstellern gibt es spezielle<br />
„Book-On-Demand-Bindelinien”, die auch ein<br />
einzelnes Exemplar eines Buches, beispielswei-<br />
se einen Nachdruck, effektiv und kostengüns-<br />
tig, von der Herstellung des Buchblocks, über<br />
Herstellung der Buchdecke, Einhängen, bis hin zum<br />
Schutzumschlag produzieren können.<br />
Typische Produkte in der <strong>Weiterverarbeitung</strong> des<br />
Digitaldrucks sind beispielsweise:<br />
• Betriebsanleitungen<br />
• Handbücher<br />
• Diplomarbeiten / Dissertationen<br />
• Broschuren<br />
• Book On Demand / Reprints<br />
• Personalisierung / Mailings<br />
Personalisierung<br />
Eine weitere Spezialität des Digitaldrucks ist die<br />
Personalisierung. Personalisierte Produkte können<br />
einerseits komplett digital hergestellt werden, die<br />
Personalisierung kann aber auch als Ergänzung zu<br />
Produkten aus dem Offsetdruck gesehen werden.<br />
Personalisierte Druckerzeugnisse werden hauptsächlich<br />
für Mailings eingesetzt und haben in den<br />
letzten Jahren einen regelrechten Boom im Bereich<br />
Direct Mail ausgelöst.<br />
Mailings können individuelle Geschäftsbriefe<br />
sein, z.B. Rechnungen oder Werbeanschreiben.<br />
Früher bezeichnete man dies als Serienbriefe.<br />
Personalisierung geht aber weit über eine reine<br />
Adressierung, wie sie auch bei Zeitschriften im<br />
Postversand verwendet wird, hinaus. So hat die<br />
<strong>Weiterverarbeitung</strong> personalisierter Druckprodukte<br />
eine Vielzahl von Möglichkeiten entwickelt.<br />
Beispielsweise können Kataloge und Zeitschriften<br />
in Verbindung mit unterschiedlichen individuellen<br />
Textbausteinen selektiv gebunden werden.<br />
Personalisierte Druckprodukte können aber auch<br />
Mitgliedskarten mit Seriennummer oder individuelle<br />
Reiseunterlagen sein.<br />
Bei Massenmailings werden die Briefbogen zuerst<br />
auf Laserdruckern gedruckt, anschließend in<br />
Falzmaschinen geschnitten und gefalzt und zum<br />
Schluß von einer Kuvertiermaschine in Umschläge<br />
gesteckt.
8<br />
JDF (Job Definition Ticket)<br />
Vernetzung und JDF<br />
In der Druckvorstufe wird heutzutage überwiegend<br />
in einer Netzwerkumgebung produziert, d.h. einzel-<br />
ne Produktionsschritte erfolgen auf verschiedenen<br />
Computersystemen, die miteinander Informationen<br />
austauschen. Digitale Workflowkonzepte gehören<br />
hier inzwischen zum Standard.<br />
Als Folge des zunehmenden Einsatzes von Digitaldrucksystemen<br />
können digitale Informationen bis<br />
zur <strong>Druckmaschine</strong> getragen werden, ohne analoge<br />
Zwischenschritte. Dazu gehören nicht nur die<br />
Daten des eigentlichen Druckauftrags, sondern<br />
auch Informationen aus der Auftragsbearbeitung.<br />
In dieser vernetzten Umgebung hat sich in den<br />
letzten Jahren das JDF (Job Definition Ticket) als<br />
Standard der Informationsübertragung durchgesetzt.<br />
Entwickelt wurde JDF vom Fraunhofer Institut<br />
für graphische Datenverarbeitung. Die Standards<br />
werden von einem Konsortium aus Anwendern<br />
und Herstellern der grafischen Industrie festgelegt<br />
(CIP = International Corporation for Integration of<br />
Processes in Prepress, Press and Postpress), um eine<br />
einheitliche Weiterentwicklung zu gewährleisten.<br />
JDF basiert auf der XML-Spezifikation (eXtensible<br />
Markup Language). XML ist eine Strukturierungssprache,<br />
die von vielen Softwareprodukten<br />
benutzt wird, um Struktur und Inhalt digitaler<br />
Daten getrennt zu verwalten. Die Anordnung des<br />
Inhalt und die Beziehungen der Inhalte untereinander<br />
wird dabei durch sogenannte „Tags”<br />
(Strukturinformationen) definiert. Prinzipiell gibt es<br />
eine unbegrenzte Zahl an „Tags” (= eXtensible).<br />
JDF dient dazu, „Tags” zu vereinheitlichen, so daß<br />
verschiedene Systeme eine gemeinsame Sprache<br />
sprechen und Informationen austauschen können.<br />
Es ist also ein „Datenaustauschformat” und wurde<br />
speziell für den Einsatz in Medienbetrieben entwickelt.<br />
Vereinfacht gesagt beschreibt JDF eine Reihe<br />
von Spielregeln, wie die Daten eines Medienbetriebes<br />
(Auftrags-, Kunden- und Prozessdaten) mit Hilfe von<br />
XML organisiert und ausgetauscht werden müssen,<br />
damit alle Maschinen und Systeme sie verstehen.<br />
In der Druckweiterverarbeitung besitzen die<br />
Maschinen zwar nach wie vor einen hohen<br />
mechanischen Anteil, allerdings sind moderne<br />
Systeme inzwischen voll mit Elektronik. Nicht nur,<br />
aber gerade im Zusammenhang mit digitalen<br />
Drucksystemen drängt sich eine Übernahme digitaler<br />
Informationen aus der Auftragsverwaltung in<br />
der <strong>Weiterverarbeitung</strong> förmlich auf.<br />
Wenn in Vorstufe und Druckerei Prozesse optimiert<br />
und rationalisiert werden, macht es keinen<br />
Sinn, die <strong>Weiterverarbeitung</strong> davon auszunehmen,<br />
zumal die Forderungen nach engen Terminen und<br />
kurzen Rüstzeiten eine Automatisierung und flexible<br />
Produktion zwingend erforderlich machen.<br />
So werden neue Konzepte gesucht, um die Produktionsanlagen<br />
flexibel auszurichten, Rüstzeiten<br />
zu minimieren und mögliche Vernetzungen<br />
in der Praxis umzusetzen. Auch hier spielt JDF<br />
eine tragende Rolle. Auf diese Weise werden die<br />
Organisations-Software (Auftragsverwaltung), die<br />
Produktionssoftware (Programme der Druckvorstufe<br />
zur Produktion der Druckdaten) und die Steuerungssoftware<br />
(<strong>Druckmaschine</strong> und Systeme der<br />
<strong>Weiterverarbeitung</strong>) miteinander verbunden.<br />
In JDF laufen die Erfassung der Auftragsdaten,<br />
die ja bereits wichtige Informationen für die<br />
<strong>Weiterverarbeitung</strong> enthalten, Prozessdaten, die<br />
während der Auftragsbearbeitung entstehen und<br />
eine qualitative, sowie quantitative Erfassung der<br />
benötigten Betriebsmaterialien zusammen.<br />
Als Folge elektronischer Steuerung mittels JDF werden<br />
Schneide-, Falz-, Heft- und Bindemaschinen<br />
zu Computern, die mit Datennetzwerken verbundenen<br />
sind. Automatisierte Setups und die<br />
Steuerung über bedienerfreundliche Konsolen verkürzen<br />
Rüstzeiten und schließen Bedienfehler weitestgehend<br />
aus. Stillstandszeiten werden auf ein<br />
Minimum reduziert.<br />
Durch den Datenaustausch mit Management<br />
Informations Systemen (MIS), die bislang ausschließlich<br />
der Kalkulation dienten, wird zudem eine<br />
übergreifende Arbeitsvorbereitung möglich, sowie<br />
die Erfassung, Auswertung und Archivierung von<br />
Betriebs- und Produktionsdaten. Darüberhinaus<br />
können Fehlerquellen aufgezeigt und Störungen<br />
signalisiert werden.
Informationen in einer JDF-Datei
0<br />
Bogen abziehen<br />
Postkarte aufkleben<br />
Mischformen<br />
Mailings<br />
Als Mailings bezeichnet man personalisierte<br />
Druckerzeugnisse, die individuell verschickt wer-<br />
den. Das können Informations- und Werbebriefe<br />
sein, aber auch Zeitschriften und Kataloge mit indi-<br />
viduellen Textelementen.<br />
Insbesondere bei Direct Mailings werden die<br />
Finishing Produkte mit Hilfe von Ink Jet Druckern<br />
individualisiert, beispielsweise werden so Adressen<br />
aufgebracht.<br />
Die Anschreiben der klassischen Mailings wer-<br />
den meist mit Laserdruckern oder auch digitalen<br />
<strong>Druckmaschine</strong>n vorgefertigt, in Falzmaschinen<br />
quer gefalzt und in Kuvertiermaschinen in<br />
Umschläge gesteckt. Zu dieser Kategorie zäh-<br />
len Massenbriefsachen wie Rechnungen oder<br />
Versicherungsschreiben.<br />
Um in der Menge der Mailingflut von Werbedrucksachen<br />
aufzufallen wird vermehrt auf zusätzliche<br />
optische und haptische Reize gesetzt, die<br />
mit Hilfe spezialisierter Finishing-Linien realisiert<br />
Perforationen anbringen<br />
Falz<br />
werden. Dazu gehören beispielsweise die Beilage<br />
von Mini-CDs, Duftproben oder die Beilage von<br />
Süßigkeiten. Um gute Rücklaufquoten mit Mailings<br />
zu erzielen, kommen heute auch fast nur noch farbig<br />
gehaltene Mailings mit Personalisierung zum<br />
Einsatz.<br />
Selfmailer<br />
Eine Sonderform sind sogenannte Selfmailer. Das<br />
sind Mailing-Anschreiben, für die kein Umschlag<br />
benötigt wird. Die Selfmailer werden direkt vom<br />
Druckbogen gefalzt, gestanzt und geleimt.<br />
Manche Selfmailer enthalten Anwort- oder<br />
Anforderungskarten, die mit Haftgummierung und<br />
Abreißperforation versehen sind. Selfmailer können<br />
aus bis zu 1 Seiten bestehen.<br />
fertigungsprozess eines Mailings anhand<br />
eines exemplarischen Self-Mailers<br />
Hot-Melt Gummierungen<br />
anbringen<br />
Etikett aufbringen<br />
Leimspuren für<br />
Karten verdoppelung aufbringen<br />
Pflugfalz
Selective Binding<br />
Dabei handelt es sich um eine moderne Variante<br />
der Druckweiterverarbeitung. Sie dient dazu,<br />
Broschuren individuell zu fertigen. Dabei werden<br />
Druckbogen so zusammengestellt, daß jeder Kunde<br />
„sein” eigenes Exemplar erhält. Darüberhinaus wird<br />
auf das Exemplar mit einem Umschlag versehen,<br />
auf dem die Versandadresse aufgebracht ist. Auch<br />
persönliche Anreden und individuelle Texte können<br />
zum Einsatz kommen.<br />
Das Selective Binding wurde zu Beginn der 80er Jahre<br />
in den USA entwickelt. Dort sind für diese Technik<br />
ideale Voraussetzungen vorhanden, die in Europa,<br />
nicht zuletzt aufgrund von Datenschutzbedenken,<br />
nicht gegeben sind. In Europa wird das Selective<br />
Binding derzeit nur wenig eingesetzt, vor allem bei<br />
Versandhauskatalogen und Mitgliederzeitungen<br />
von Kranken- oder Bausparkassen.<br />
Diese Art der Online-Fertigung erfordert einige<br />
logistische und technische Voraussetzungen. In<br />
erster Linie wird eine Datenbank benötigt, in der<br />
neben der Adresse auch individuelle Informationen<br />
über den jeweiligen Kunden abrufbar sind.<br />
Die Fertigungsstrecke besteht meist aus einem<br />
Klebebinder, einer Sammelheftanlage mit meh-<br />
<strong>Druckmaschine</strong><br />
Bogen / Rolle<br />
Einstecken<br />
Adressieren<br />
reren Anlegern für die individuellen Druckbogen,<br />
verschiedenen Controllern und einem Ink Jet<br />
Drucker zum Aufbringen der Versandadressen.<br />
Außerdem ist natürlich eine zentrale Steuerung mit<br />
Schnittstelle zur Datenbank notwendig.<br />
Die zentrale Steuerung steuert die einzelnen<br />
Anleger bei jedem Exemplar und gibt auch die<br />
Anweisungen an den Ink Jet Drucker. Mit Hilfe der<br />
Controller erfolgt auch die Qualitätskontrolle, die<br />
fehlerhafte Exemplare ausschleust und erneut ein<br />
Exemplar anfordert.<br />
Grundbogen<br />
Selektiver Bogen<br />
Selektiver Bogen<br />
Selektiver Bogen<br />
Grundbogen<br />
Cover<br />
Falzen<br />
Sammelheften<br />
Klebebinden<br />
Schneiden<br />
Verpackung /<br />
Versand<br />
Kunde A<br />
Kunde B<br />
Kunde C<br />
Fertigungsablauf<br />
Selective Binding<br />
1
Veredelung in Druck und Druckweiterverarbeitung<br />
Die Nachfrage nach aufwändig ausgestalteten<br />
Printprodukten ist ungebrochen. Bei Druck-<br />
produkten eröffnet die zusätzliche Veredelung eine<br />
Fülle von Gestaltungsmöglichkeiten. Durch gezielte<br />
Anwendung erhält das Produkt eine Funktion, ver-<br />
mittelt eine ästhetische Anmutung oder besticht<br />
mit Effekten und hebt sich dadurch aus der Masse<br />
heraus. Insbesondere Markenartikelhersteller aus<br />
dem Bereich der Mode und der Kosmetik nutzen<br />
Veredelungseffekte auch als Element der Corporate<br />
Identity. Dabei müssen die zusätzlichen gestalterischen<br />
Elemente bereits in der Entwurfsphase vom<br />
Mediendesigner berücksichtigt werden.<br />
Bei der Veredelung geht es in den meisten Fällen um<br />
optische Effekte, insbesondere Glanzsteigerungen,<br />
die einen Blickfang für den Kunden darstellen sollen.<br />
Aber auch der Schutz gegen mechanische<br />
Einflüsse, Flüssigkeiten und Gase spielt eine wichtige<br />
Rolle. Das gilt insbesondere für Verpackungen.<br />
Lackieren<br />
Die häufigste Form der Veredelung ist die<br />
Lackierung. In vielen Fällen erfolgt eine Lackierung<br />
heute bereits in der <strong>Druckmaschine</strong>. Dabei werden<br />
Druckbogen entweder vollflächig oder<br />
es werden nur bestimmte Bildteile lackiert.<br />
Bogenoffsetmaschinen im Verpackungs- und<br />
zunehmend auch im Akzidenzbereich sind heute<br />
mit Flexolackwerken ausrüstbar.<br />
Diese sogenannte „Inline-Lackierung” wird<br />
für Effektlacke eingesetzt, aber auch für die<br />
Oberflächenbehandlung des Bedruckstoffs. Dabei<br />
werden sowohl die hohe Qualität des Offsetdrucks<br />
genutzt, als auch die Fähigkeit des Flexodrucks,<br />
hohe Schichtdicken und damit größere Pigmente<br />
aufzutragen.<br />
Für eine Offline-Veredelung werden zunehmend<br />
sogenannte „Bogenflexomaschinen” eingesetzt. Sie<br />
sind baugleich mit Offsetdruckmaschinen, besitzen<br />
aber anstelle der Offsetdruckwerke zwei Flexowerke,<br />
die für den Auftrag von UV-Lack oder Effektlacken<br />
eingesetzt werden. Auch Spezialbeschichtungen<br />
wie Duftlacke, Gummierungen oder stark pigmenthaltige<br />
Lacke für Metalliceffekte können damit<br />
hergestellt werden.<br />
Prinzipiell besteht die Wahl zwischen einer Matt-<br />
Lackierung und einer glänzenden Lackierung. Die<br />
Wahl ist abhängig vom gewünschten Effekt. Bei<br />
einer matten, meist partiell eingesetzten Lackierung<br />
tritt das lackierte Motiv in den Hintergrund, bei einer<br />
Glanzlackierung in den Vordergrund. Für eine teilweise<br />
Lackierung wird eine Druckform benötigt.<br />
Wichtig ist, als Bedruckstoff gestrichene Papiere zu<br />
wählen. Ungestrichene Naturpapiere werden beim<br />
Lackieren fleckig und wirken speckig. Bei glänzend<br />
gestrichenen Papieren ist eine glänzende Lackierung<br />
vorzuziehen, um den Glanz zu erhalten.<br />
Beispiele für Lacklierung
Lackarten<br />
Die wichtigsten Lackarten, die in der Veredelung<br />
zum Einsatz kommen, sind Wasserlacke<br />
(Dispersionslack), Öldrucklacke und UV-Lacke.<br />
Insbesondere die Verwendung von UV-Lacken hat in<br />
den letzten Jahren rasant zugenommen. Sie bieten<br />
hohen Glanz und Abriebfestigkeit. UV-Lacke wer-<br />
den nicht getrocknet, sondern unter UV-Strahlung<br />
in Sekundenschnelle ausgehärtet, chemisch ent-<br />
sprechen diese ausgehärteten Lacke dem Plexiglas.<br />
Durch den schnellen Aushärtungsprozess kann<br />
der Druckbogen sehr schnell weiter verarbeitet<br />
werden.<br />
Beim Öldruck-Lack handelt es sich um eine farb-<br />
lose, also pigmentfreie Offsetfarbe. Der Drucklack<br />
entspricht praktisch dem Bindemittel-Aufbau kon-<br />
ventioneller Bogen-Offset-Farben. Es fehlt lediglich<br />
das Pigment als farbgebender Stoff. Öldruck-Lacke<br />
trocknen in zwei Phasen. Während der physika-<br />
lische Prozess relativ schnell abläuft, kann die<br />
chemische Trocknung oft sechs bis zehn Stunden<br />
in Anspruch nehmen. Glanzlacke erreichen ihren<br />
optischen Endzustand wesentlich früher als<br />
Mattlacke. Drucke auf Mattpapier bleiben generell<br />
empfindlicher gegen mechanische Belastungen als<br />
auf Bilderdruckpapieren.<br />
Hybrid-Technik<br />
In jüngster Zeit wurde als spezielle Form der Inline-<br />
Veredelung mit Hilfe der Hybrid-Technologie weiter<br />
entwickelt. Dabei wird die Offsetmaschine umgerüs-<br />
tet und es werden zusätzlich UV-Bogenoffsetfarben<br />
verwendet. Diese Farben vereinen die Eigenschaften<br />
mineralölbasierter Offsetfarben und von UV-<br />
Farben. Sie trocknen durch Oxidation oder UV-<br />
Polymerisation und weisen eine stark glänzende<br />
Oberfläche auf.<br />
Nitro-Lackierung<br />
Eine Spezialform der Lackierung ist die Nitro-<br />
Lackierung. Dabei ist die lackschichtbildende<br />
Substanz eine Kombination von Nitro-Zellulose<br />
und Harzen. Im Gegensatz zur Drucklackierung,<br />
die in-line in der <strong>Druckmaschine</strong> oder off-line erfol-<br />
gen kann, wird die Nitro-Lackierung nur off-line<br />
durchgeführt.<br />
Kalandrierung<br />
Bei dieser Offline-Methode wird Thermoplastic-<br />
Lack aufgetragen und zwischen erhitzten, polierten<br />
Kalanderzylindern geglättet. Kalanderlack erzielt<br />
glatte Oberflächen, die kaum von Laminaten zu<br />
unterscheiden sind. Im Gegensatz zu Laminaten<br />
sind lackierte Materialien zu 100% wieder<br />
verwertbar.<br />
Drucklack Dispersionslack UV-Lack<br />
• Ähnlich aufgebaut<br />
wie Druckfarben,<br />
• ohne Pigmente;<br />
• 50-75% Festkörperanteil<br />
optische Wirkung:<br />
• geringer Glanzeffekt<br />
• geringer Unterschied<br />
zwischen Glanzlack<br />
und unbehandelten<br />
Flächen<br />
• Vergilbungsgefahr<br />
Schutzwirkung:<br />
• geringer Schutz<br />
• Glanzlack ist sehr kratz-<br />
und griffempfindlich<br />
Kosten:<br />
• preiswert, da über<br />
normales Druckwerk<br />
verarbeitbar<br />
Verarbeitung:<br />
• langsame Trocknung<br />
(mind. 12 Std.)<br />
Eigenschaften und Besonderheiten<br />
der wichtigsten Lackarten<br />
• auch Wasserlack<br />
• 40-45% Festkörperanteil<br />
• Rest Wasser<br />
• guter Glanz<br />
• größerer Unterschied<br />
zwischen glanz und matt<br />
• keine Vergilbung<br />
• absolute Farbtreue<br />
• guter Scheuerschutz<br />
• auch als Mattlack sehr<br />
griffunempfindlich<br />
• relativ preiswert, aber<br />
Sonderausstattung<br />
notwendig<br />
• schnelle Trocknung<br />
• Lack bricht nicht<br />
• 100% Festkörperanteil<br />
• gesamte Lackmasse<br />
polymerisiert zu einem<br />
festen Film<br />
• auch für nicht<br />
saugfähigen Untergrund<br />
(wie Folien) geeignet<br />
• höchster Glanz<br />
• großer Unterschied<br />
zwischen glanz und matt<br />
• Vergilbung u.U. möglich<br />
• sehr hart<br />
• widerstandsfähig<br />
• große Scheuerfestigkeit<br />
• sehr teuer durch<br />
maschinellen Aufwand<br />
• hohe Energiekosten<br />
• sofort trocken<br />
• sehr widerstandsfähig<br />
• Lack bricht bei<br />
scharfem Knicken
Laminatfolie - Rückseite<br />
Laminieren und Kaschieren<br />
Bei der Laminierung und der Kaschierung geht<br />
es inerster Linie um Schutz und Haltbarkeit der<br />
Druckprodukte.<br />
Laminieren<br />
Laminieren ist eine Veredelungstechnik mit unzäh-<br />
ligen Anwendungsmöglichkeiten. Als Laminierung<br />
wird in der Druckweiterverarbeitung die Veredelung<br />
von Druckbogen durch den Überzug von Polyester-<br />
Folien bezeichnet. Hauptzweck ist die Erhöhung der<br />
Haltbarkeit, insbesondere bei Produkten, die häu-<br />
fig in Gebrauch sind, z.B. Speise- oder Landkarten<br />
oder Mitgliedsausweisen. Mit der Laminierung von<br />
Drucksachen wird erreicht dass die Oberflächen<br />
mehrmals gereinigt und in einem weiteren<br />
Arbeitsschritt geprägt werden können, zum Beispiel<br />
mit einer Fein- oder Grobkorn-Prägung oder mit<br />
einem Leinen-Effekt werden können.<br />
Druck mit Vorder- und Rückseitenlaminat<br />
Laminatfolie - Vorderseite<br />
Laminiermaschine<br />
Druck<br />
Laminierte Druckerzeugnisse<br />
Der Druckbogen wird beim Laminieren durch<br />
Hitzeeinwirkung in die Schutzfolie eingeklebt.<br />
Die Laminierung erfolgt in den meisten Fällen<br />
beidseitig.<br />
Wenn man Folien mit Strukturoberflächen benutzt,<br />
lassen sich interessante optische Effekte erzie-<br />
len. Das Laminieren von Aluminiumfolie erhöht<br />
beispielsweise den Werteindruck, während das<br />
Laminieren von Papier auf Wellpappe eine große<br />
mechanische Stärke bewirkt.<br />
Kaschieren<br />
Unter Kaschierung versteht man die Veredelung von<br />
Druckbogen durch den Überzug von Glanzfolien<br />
oder Mattfolien. Folienkaschierung bietet einen<br />
dauerhaften Schutz der Drucksache, auch gegen<br />
mechanische Beschädigungen und empfiehlt sich<br />
für langlebige, bzw. häufig in Gebrauch befind-<br />
liche Produkte. Matte oder glänzende Folien, ein-<br />
oder beidseitig kaschiert, geben den Produkten<br />
höhere Wertigkeit und gute Haptik. Grundsätzlich<br />
eignen sich alle im Offsetverfahren bedruckbaren,<br />
gestrichenen Materialien für eine Folienkaschierung.<br />
Digitaldrucke hingegen sind teilweise problematisch,<br />
da die geringe Papierfeuchte nach dem Druck<br />
beim Kaschiervorgang zu Faltenbildung führen<br />
kann.<br />
Die Folie wird mit Klebstoff und unter Wärmeeinwirkung<br />
und Druck auf den Druckträger aufgebracht.<br />
Eine weitere Möglichkeit sind Thermokaschierfolien,
Beschichten<br />
Stapelauslage<br />
Trocknung<br />
die bereits mit einer Klebeschicht versehen sind.<br />
Neben glatten können auch Folien mit Strukturen<br />
eingesetzt werden. Die überwiegend verwen-<br />
deten Polypropylen-Folien sind recyclingfähig.<br />
Für eine sichere Verklebung und anschließendes<br />
Bedrucken oder Heißfolienprägen werden acryl-<br />
beschichtete Polypropylen-Folien eingesetzt. Das<br />
Verfahren ist zwar teurer, bietet aber gegenüber der<br />
Lackierung eine wesentlich höhere Verschleiß- und<br />
Biegefestigkeit.<br />
Trocknung<br />
Schematischer Ablauf in einer Kaschiermaschine<br />
Schematischer Ablauf des Stanzformverfahrens<br />
Druck<br />
Bogenzuführung<br />
Stanze<br />
Bedruckstoff<br />
Stanzen<br />
Beim Stanzen als Veredelungsschritt von Druck-<br />
produkten werden Außen- oder Innenkanten bear-<br />
beitet. Das kann im einfachsten Fall das Abrunden<br />
von Ecken sein oder seitliche Ausstanzungen,<br />
z.B. bei Antwortkarten und Beilagen. Solche<br />
Konturstanzungen findet man beispielsweise auch<br />
bei CD-Inlets.<br />
Eine typische Form der Veredelung durch Stanzen<br />
sind Fensterstanzungen, wie man sie von<br />
Adventskalendern kennt. Bei Deckenhängern<br />
oder Ringbüchern mit Spiralbindung werden<br />
Lochstanzungen vorgenommen.<br />
Stanzformen: Fensterstanzung für Kalender,<br />
seitliche Ausstanzung für Antwortkarten und<br />
als Griffmulde, Konturstanzung für CD-Inlet
Heizplatte<br />
Prägedruckform<br />
Folienträger<br />
Transferschichten der Prägefolie<br />
Bedruckstoff<br />
Gegendruckform (Patrize)<br />
Prägen<br />
Prägedruck und Prägefoliendruck sind die klas-<br />
sischen Veredelungstechniken für Verpackungen,<br />
Etiketten und andere, hochwertige Printprodukte.<br />
Beim Prägen werden Stempel und Matrizen<br />
verwendet, die durch Druck ein Motiv in das<br />
Bedruckmaterial pressen.<br />
Prägefoliendruck<br />
Pressdruck<br />
Reliefprägen (schematische Darstellung)<br />
Beim Prägefoliendruck handelt es sich um ein<br />
Hochdruckverfahren, bei dem eine sehr dünne Folie<br />
S<br />
unter Wärmeeinwirkung auf Papier, Karton oder<br />
eine Kunststofffolie übertragen wird. Die vielfältige<br />
Auswahl an Prägefolien, wie z.B. metallisierte, hoch-<br />
glänzende, transparente und Hologrammfolien<br />
lassen unendlich viele Gestaltungsmöglichkeiten<br />
zu. Mit diesem Verfahren werden Briefbogen,<br />
Visitenkarten, Glückwunschkarten, Angebotsmappen,<br />
Faltschachteln, Etiketten oder auch<br />
Buchumschläge hergestellt.<br />
Prägefoliendrucke unterscheiden sich wesentlich<br />
von herkömmlichen Drucken. Es wird echtes Gold<br />
und Silber verwendet, die Drucke haben daher<br />
eine echte, metallische Wirkung und sind nicht nur<br />
gold- oder silberfarbig. Die Prägung kann flach oder<br />
plastisch ausgeführt werden. Bei einer plastischen<br />
Prägung wird der optische Effekt noch gesteigert.<br />
Prägefoliendrucke sind lichtbeständig, die Gold<br />
- und Silbertöne oxidieren nicht und zeigen daher<br />
auch nach Jahren noch denselben Glanz wie zum<br />
Zeitpunkt der Fertigung.<br />
Blindprägung<br />
Dies ist wahrscheinlich die älteste Art (etwa ab dem<br />
1 . / 1 . Jahrhundert), Buchdecken und -rücken zu<br />
veredeln.<br />
Für die Blindprägung, oder auch Farblosprägung,<br />
werden ein Stempel und eine Matrize hergestellt,<br />
die unter Druck die Prägung im Papier erzeugen.<br />
Bei der Anwendung entstehen vertiefte<br />
bzw. erhabene Bereiche im geprägten Material.<br />
Typische Anwendungen von Blindprägungen<br />
sind die Gestaltung von Rahmen, Schildern oder<br />
Bucheinbänden. Bei Visitenkarten wird durch die<br />
Prägung eine besonders elegante Wirkung erzielt.<br />
Durch eine Farbprägung kann die Wirkung noch<br />
weiter hervorgehoben werden. Im Gegensatz zur<br />
Farbprägung wird jedoch bei der Blindprägung<br />
keine Farbfolie übertragen.<br />
Es geht bei der Blindprägung hauptsächlich um das<br />
Wechselspiel von Licht und Schatten im Motiv. Die<br />
dabei verwendeten Papiere sollten möglichst glatt<br />
sein. Blindprägungen können als Hochprägungen<br />
(Motiv ist erhaben), Tiefprägungen (Motiv ist vertieft),<br />
mehrstufige Prägungen (unterschiedliche
Ebenen im Motiv) und Reliefprägungen (räumlicher<br />
Effekt) ausgeführt werden.<br />
Stahlstich-Prägedruck<br />
Dieses Druckverfahren gilt als das edelste und wird<br />
vorwiegend für repräsentative Briefausstattungen,<br />
Banknoten, Briefmarken, Empfehlungskarten, Einladungen,<br />
oder auch Echtheits-Zertifikate verwendet.<br />
Stahlstichprägedrucke zeigen eine Brillanz<br />
und Lebendigkeit, die von keinem anderen Druckverfahren<br />
erzielt wird.<br />
Voraussetzung für den Stahlstichprägedruck ist die<br />
Herstellung einer Stahlstichgravur, was meist in<br />
Handarbeit nach Kundenvorlage erfolgt. Das Motiv<br />
wird seitenverkehrt mit einem Stichel in einen<br />
polierten Stahlblock gestochen. Zum Prägen wird<br />
eine, ebenfalls per Hand hergestellte, Matrize aus<br />
Karton verwendet, die gewährleistet, dass nur die<br />
zu druckenden Teile mit der Gravur in Berührung<br />
kommen.<br />
Dieses Tiefdruckverfahren beeindruckt durch seine<br />
intensive Farbgebung mit hoher Deckung und<br />
insbesondere durch die erhabene Fühlbarkeit des<br />
Motives. Feine Konturen lassen sich kontrastreich<br />
und farbintensiv darstellen. Durch Glanzfarben<br />
kann die Dreidimensionalität des Druck besonders<br />
hervorgehoben werden, besonders beeindruckend<br />
ist der Stahlstich mit Metallicfarben, Silber oder<br />
Gold. Die Stahlstich-Prägung kann jedoch in allen<br />
Farben, ausgeführt werden. Stahlstich-Briefbögen<br />
sind für Laser- und Tintenstrahldrucker gleichermaßen<br />
geeignet.<br />
Reliefdruck<br />
Der Reliefdruck wird auch als Thermografie<br />
bezeichnet und ist eine noch relativ junge, kostengünstige<br />
Alternative zum Stahlstichprägedruck. Das<br />
Verfahren wurde in den USA entwickelt. Da keine<br />
Gravurherstellung erfolgt, ist es gut bei häufig wechselnden<br />
Inhalten einsetzbar. Es ist kostengünstiger<br />
und weniger zeitaufwändig. Ein Reliefdruck ist nicht<br />
so gestochen scharf wie Stahlstich, aber dafür kann<br />
er flächig verarbeitet werden.<br />
Stahlstich-Prägedruck<br />
Es handelt sich um ein zweistufiges Verfahren, bei<br />
dem ein Offset- oder Buchdruck mit einer zusätzlichen<br />
Kunststoffschicht versehen wird. Dazu wird<br />
nach dem normalen Druckdurchgang ein feines<br />
Kunststoffgranulat (thermoplastisches Harzpuder)<br />
auf die noch frischen Farbschichten aufgestäubt.<br />
Dieser Puder, der nur auf den bedruckten<br />
Flächen haften bleibt, verschmilzt im Heiztunnel<br />
zu einer farblosen Transparentbeschichtung,<br />
dem erhabenen, fühlbaren Relief, ähnlich dem<br />
Stahlstichprägedruck, auf den Farbflächen des<br />
Endproduktes.<br />
Ein ganz wesentlicher Unterschied zum Stahlstich-<br />
Prägedruck ist, daß beim Thermo-Reliefdruck eine<br />
Reliefdruck
8<br />
für die entsprechende Arbeit passende Korngröße<br />
gewählt werden muss, die dann die Höhe des<br />
Reliefs bestimmt. Dieses Relief ist zwangsläufig<br />
überall gleich, egal, ob nun breite oder feine Striche<br />
im Schriftbild vorhanden sind. Die Eleganz und<br />
Dynamik des echten Stahlstichs fehlt daher.<br />
Doppelseitiger Reliefdruck ist generell nicht mög-<br />
lich. Bedruckmaterialien, die Gummierungen oder<br />
Aufkleber enthalten, können nicht verwendet wer-<br />
den, da die Hitze diese Applizierungen beeinträch-<br />
tigen würde.<br />
Heutzutage kann durch UV-Strahlung gehärteter<br />
Reliefdruck auch in Laserdruckern eingesetzt wer-<br />
den. Die dafür verwendeten Kunststoffe erzielen<br />
allerdings einen geringeren Glanz als der herkömm-<br />
liche Reliefdruck. Der Reliefdruck wird weniger für<br />
Geschäftsdrucksachen, als vielmehr bei Visitenund<br />
Glückwunschkarten oder Anhänge-Etiketten<br />
eingesetzt.<br />
Heißfolienprägung<br />
Heißfolienprägung<br />
Ihre Entwicklung verdankt diese Prägevariante den<br />
Buchkünstlern und Buchbindern. Goldene Lettern<br />
schmücken seit eh und je wertvolle, in Leder gebundene<br />
Werke. Der Prägestempel wird mit einem<br />
patentierten Ätzverfahren hergestellt.<br />
Bei der Heißfolienprägung handelt es sich um<br />
ein Hochdruck-Verfahren, bei dem anhand eines<br />
Messing-, Kupfer- oder Magnesium-Klischees<br />
eine aus mehreren Schichten bestehende<br />
Heißprägefolie auf den Bedruckstoff aufgesiegelt<br />
wird. Dazu sind Temperaturen zwischen 100 und<br />
00° C erforderlich.<br />
Eine Folie für die klassische Heißprägung besteht<br />
aus einem Trägermaterial, auf dem eine zweilagige<br />
Transferschicht aufgebracht ist: Die erste Lage<br />
besteht aus einem silberfarbigen Aluminium, das<br />
auf die Trägerfolie aufgedampft wurde. Die zweite<br />
ist eine farbige Lackschicht, die sich auf dem<br />
Aluminium befindet.<br />
Heißfolien-Prägungen stehen nicht erhaben, lassen<br />
sich aber mit einer Blindprägung kombinieren.<br />
Sie haften auf allen Bedruck-Stoffen problemlos<br />
– außer auf Polypropylen-Beschichtungen und UV-<br />
Lackierungen, bei denen die Heißfolien-Prägung<br />
vor dieser Beschichtung erfolgen bzw. eine besonders<br />
sorgfältige Folienauswahl vorgenommen werden<br />
sollte. Die zur Verfügung stehende Farbpalette<br />
ist naturgemäß begrenzt und von Anbieter zu<br />
Anbieter unterschiedlich. Es werden matte und<br />
hochglänzende Metallic-Oberflächen, stark pigmentierte<br />
Farbtöne, Strukturen und auch holografische<br />
Effektfolien angeboten.<br />
Die Heißfolienprägung wird meist eingesetzt,<br />
wenn starke Effekte gefordert sind und eignet<br />
sich für Urkunden, Gutscheine, Einladungen oder<br />
Geschäftspapiere, in denen ein Logo oder Teile<br />
des Schriftbildes glänzend oder auch matt mit<br />
einer spiegelnden Oberfläche ausgestattet werden<br />
sollen.
Heißfolienrelief<br />
Diese Spielart bringt die dritte Dimension in eine<br />
Heißfolienprägung und sorgt für Schattenspiele<br />
und Lichtreflexe.<br />
Das Prägewerkzeug muß die Möglichkeiten von<br />
Heißfolienprägung und Blindprägung vereinen. Mit<br />
CNC-Graviertechnik wird das Werkzeug zusammen<br />
mit einem perfekt passenden Gegendruckelement<br />
hergestellt. Das Aufsiegeln der Heißfolie und das<br />
Prägen erfolgen dann in einem Arbeitsgang.<br />
Diese Verfahrensweise gibt auch die Grenzen vor.<br />
Damit in die Höhe geprägt werden kann, ist ein klei-<br />
ner das Motiv umgebender Rand unvermeidbar.<br />
Holografische Elemente<br />
In den letzten Jahren hat sich mit dem sogenannten<br />
Lenticularverfahren eine neue Bildspeichertechnik<br />
zur Darstellung dreidimensionaler Motive im<br />
Markt etabliert. Nach ersten Anfängen in den 0er<br />
Jahren ist diese Methode seit Ende der 0er Jahre<br />
auch in der industriellen Fertigung hochwertiger<br />
Printprodukte kostengünstig einsetzbar.<br />
Der Vorteil des Lenticularverfahrens, dessen<br />
Grundprinzip von Kodak entwickelt wurde, ist die<br />
freie Wahrnehmbarkeit der Motive ohne zusätzliche<br />
Spezialbrillen oder ähnliche Hilfsmittel.<br />
Voraussetzung sind Bildreihen, die durch eine<br />
spezielle Software in feine Streifen zerlegt werden,<br />
daher auch die Bezeichnung „Streifenlinsenverfahren”.<br />
Der dreidimensionale Effekt tritt schließlich in<br />
Verbindung mit einer sogenannten „Lenticularfolie”<br />
auf, die aus schmalen, parallel angeordneten<br />
Halblinsenstreifen besteht. Das Wirkungsprinzip<br />
basiert, ähnlich wie bei stereoskopischen Bildern,<br />
darauf, daß rechtes und linkes Auge die leicht versetzten<br />
Bildinformationen unter den Linsenstreifen<br />
getrennt erfassen.<br />
Es gibt eine Reihe spezialisierter Betriebe, die<br />
Produkte mit Lenticularapplikationen herstellen.<br />
Dazu gehören Poster und Plakate, Scheckkarten<br />
und Banknoten, sowie Merchandisingprodukte, vor<br />
allem im Bereich Kino.<br />
Fluoreszenz<br />
Durch neuartige Farben, deren Eigenschaften<br />
denen normaler Bogenoffsetfarben entsprechen,<br />
die aber spezielle Fluoreszenzelemente enthalten,<br />
ist es möglich, selbstleuchtende Effekte im Druck<br />
zu erzielen.<br />
Unter normalem Tageslicht entspricht der optische<br />
Eindruck dem konventionellen Druck. Erst unter<br />
Einfluss von Schwarzlicht entsteht ein leuchtendes<br />
Bild mit einem plastischen Eindruck.<br />
Wirkungsprinzip der Lenticularfolie -<br />
linkes und rechtes Auge erfassen getrennt<br />
die leicht verschobenen Bildinformationen<br />
Linkes Auge Rechtes Auge
0<br />
Produkte der Buchbinderei<br />
CD-Einleger und Ankleber<br />
Akzidenzen<br />
Der aus dem Lateinischen stammende Begriff<br />
(= zufällige Arbeiten) umfasst alle Gelegenheitsdrucksachen.<br />
Als Akzidenzen bezeichnet man<br />
Druckprodukte für den Privat- und Geschäftsbereich,<br />
die nicht zum Zeitungs- oder Zeitschriftenwesen<br />
gehören und nicht periodisch erscheinen. Auch<br />
Bücher gehören nicht zu den Akzidenzen.<br />
Demzufolge fallen alle Drucksachen unter die<br />
Akzidenzen, die für geschäftliche Kommunikation<br />
und Werbung verwendet werden. Angefangen<br />
von Geschäftsbriefbögen, Visitenkarten, Firmenprospekten,<br />
Geschäftsberichten bis hin zu gefalzten<br />
Werbeflyern. Auch der Druck spezieller Werbemittel,<br />
Register, Plastikkamm- und Drahtkammbindung,<br />
sowie Einleger<br />
wie Displays und Plakate gehört in den Bereich der<br />
Akzidenzen.<br />
Die Liste privater oder spezieller Anwendungen<br />
ließe sich endlos führen, vom Briefbogen bis<br />
zur Einladungskarte, vom Bestellschein bis zum<br />
Überweisungsformular, vom Programmblatt bis<br />
zur Speisenkarte.<br />
Auch Schreibblöcke und Durchschreibesätze, wie<br />
sie bei Endlosprodukten verwendet werden, fallen<br />
unter die Kategorie der Akzidenzen.<br />
Durch die Vielzahl der möglichen Produkte im<br />
Akzidenzdruck ergeben sich natürlich auch vielfältige<br />
Möglichkeiten der Druckweiterverarbeitung.<br />
Falzprodukte, teilweise mit Gummierung, Self-Mailer Register und Formstanzung
Broschurarten (von oben) - englische Broschur,<br />
französische Broschur und Steifbroschur<br />
Broschuren<br />
Der Begriff stammt aus dem Französischen (brocher<br />
= heften) und erinnert daran, dass diese Bindeart<br />
ursprünglich nur eine vorläufige Form war und der<br />
Käufer sich dann später für einen hochwertigen<br />
Einband entschied. Heute wird die Broschur für den<br />
endgültigen Gebrauch produziert. Die Broschur ist<br />
ein gebundenes, buchartiges Produkt ohne feste<br />
Buchdecke; der Umschlag hat im Allgemeinen das<br />
gleiche Format wie der Buchblock. Sie besteht aus<br />
einem oder mehreren Bogen oder Blättern, die<br />
nach dem Heften, Klebebinden oder Fadensiegeln<br />
mit einem Umschlag aus Karton („Steifbroschur”)<br />
oder gleichartigem Material wie der Innenteil verse-<br />
hen wird. Der Umschlag wird dabei direkt mit dem<br />
Block am Rücken verbunden.<br />
Bei einlagigen Broschuren sind die Doppelblätter<br />
des Innenteils ineinander gesteckt und durch<br />
eine Rückstichheftung verbunden. Broschuren<br />
ohne Umschlag werden für Postwurfsendungen,<br />
Werbe- und Anzeigenblätter verwendet, einla-<br />
gige Broschuren mit Umschlag sind beispielweise<br />
Illustrierte, Hefte und Fachzeitschriften. Bei mehr-<br />
lagigen Broschuren werden einzelne Falzbogen,<br />
sogenannte Lagen, hintereinander in richtiger<br />
Schweizer Broschur<br />
Reihenfolge zusammengetragen. Das sind bei-<br />
spielsweise Telefon-, Adress- und Taschenbücher,<br />
aber auch Fachzeitschriften.<br />
Mehrlagige Broschuren werden mit Faden, durch<br />
Fadensiegeln (beim Falzen) oder vor allem mit der<br />
Klebebindung geheftet. Der Umschlag mehrlagiger<br />
Broschuren ist in der Regel zwei- oder vierfach<br />
gerillt.<br />
Ein Spezialfall ist die Schweizer Broschur. Dabei<br />
wird der aus Falzbogen bestehende Innenteil der<br />
Broschur fadengeheftet oder klebegebunden,<br />
dann gefälzelt und nur auf der dritten Seite des<br />
Umschlags eingehängt.<br />
1
Einschlag<br />
Vorsatz<br />
Rücken<br />
Kapitalband<br />
Vorderdeckel<br />
Buchblock<br />
Gelenk<br />
Falz<br />
Kopf<br />
Vorderdeckel<br />
Hohlschnitt<br />
Übersicht der Buchteile<br />
Bücher<br />
Ein Buch besteht immer aus Buchdecke und<br />
Buchblock, wobei die Buchdecke, im Gegensatz zur<br />
Broschur ein fester Einband aus hartem Material,<br />
meistens aus mehreren Werkstoffen, ist.<br />
Die Buchdecke ist ein aus zwei Deckeln und einer<br />
Rückeneinlage bestehender Einband, der gefalzt<br />
und zumeist mit Bezugsstoff oder Papier überzo-<br />
gen ist. In diese Buchdecke wird der Buchblock mit<br />
Hilfe von Vorsatzpapieren eingehängt - so schützt<br />
man das Buch und findet gleichzeitig Flächen für<br />
weitere Gestaltung und Information.<br />
Als Buchblock bezeichnet man die gefalzten, zusam-<br />
mengetragenen und gehefteten Druckbogen. Der<br />
Buchblock kann gerundet sein.<br />
Ein den Regeln entsprechendes Buch besteht aus<br />
Vorspann oder Titelei, dem Textteil und gegebenen-<br />
falls einer Bibliografie, dem Register oder einem<br />
Anhang.<br />
Bücher mit Gewebeeinband und Goldprägung
Verpackungen<br />
Verpackungen dienen einerseits dem Schutz<br />
eines (Druck-) produktes, andererseits haben<br />
gute Verpackungen auch eine verkaufsfördernde<br />
Wirkung. Als Verpackungsmaterialien bezeichnet<br />
man Geschenkpapier, Packpapier, Papiertüten,<br />
Folienverpackungen und Verbundmaterialien bis<br />
hin zu hochwertigen Faltschachteln.<br />
Je nach Einsatzbereich müssen Verpackungen<br />
hohen Anforderungen genügen. Das kann bei-<br />
spielsweise Geschmacksneutralität sein bei<br />
Lebensmitteln, Lichtundurchlässigkeit bei emp-<br />
findlichen Inhalten, Schutz gegen Feuchtigkeit,<br />
Stoßunempfindlichkeit, bis hin zur guten Stapel-<br />
und Lagerfähigkeit.<br />
Für den Verpackungsdruck kommen die unter-<br />
schiedlichsten Bedruckstoffe und Druckverfahren<br />
zum Einsatz, wodurch an die <strong>Weiterverarbeitung</strong><br />
enorme Ansprüche gestellt werden. Häufig wird<br />
auch ein hoher Anteil an Sonderfarben verwendet.<br />
Veredelungstechniken spielen im Verpackungsdruck<br />
eine große Rolle.<br />
Für die Kartonageveredelung können beispielswei-<br />
se Metallicfarben verwendet werden. Es gibt auch<br />
spezielle UV-Druckfarben, die durch Bestrahlung
Design<br />
Versand<br />
<strong>Weiterverarbeitung</strong><br />
Schneiden<br />
Falzen<br />
Kleben<br />
Verpacken<br />
Druckherstellung<br />
Befüllen<br />
mit UV-Licht aushärten. Diese Farben werden<br />
eingesetzt, wenn die Kartonage am Ende des<br />
Druckprozesses mit UV-Lack lackiert wird, um dem<br />
Endprodukt einen stärkeren Glanz zu verleihen.<br />
Für besondere Effekte setzt man auch sogenannte<br />
„Spotlackierungen” ein. Dabei werden ausgesparte<br />
Stellen mit nicht so stark glänzendem Dispersionslack<br />
versehen. Für ausgefallene Produkte werden in vie-<br />
len Fällen auch z. B. Gold-, Silber-, Perlmut-, Rubbel-<br />
oder Duftlacke verwendet.<br />
Rubbellacke setzt man beispielsweise ein für<br />
Rubbellose oder Preisausschreiben. Duftlacke hin-<br />
gegen werden meist nur zu Promotionzwecken ein-<br />
gesetzt. Ihre Haltbarkeit ist auf etwa zwei Wochen<br />
begrenzt, weshalb die damit versehenen Produkte<br />
schnell zum Kunden gebracht werden müssen.<br />
Der Verpackungsdruck ist meist eng mit dem<br />
Herstellungsprozess des zu verpackenden<br />
Produktes verknüpft. Die Verpackung muss zu dem<br />
Zeitpunkt fertig gestaltet, bedruckt, veredelt und<br />
weiterverarbeitet sein, zu dem das Produkt verpackt<br />
werden soll. Für die <strong>Weiterverarbeitung</strong> bedeutet<br />
dies enge Termine und meist hoher Rüstaufwand.<br />
Daher haben auch hier Automatisierung und<br />
Systemintegration Einzug gehalten, einschließlich<br />
der Unterstützung von JDF-basierten Workflows.<br />
Entstehungs- und Produktionsprozess<br />
bei Verpackungen
Verpackung und Versand<br />
Zur industriellen Druckweiterverarbeitung gehören<br />
auch Verpackung, Versand und die entsprechende<br />
Logistik. Neben der Adressierung und Verpackung<br />
einzelner Exemplare oder von Exemplarstapeln beinhaltet<br />
dies auch Kommissionierung, Palettierung<br />
und den Transport.<br />
Adressieren und Stapeln<br />
Die Adressierung kommt hauptsächlich bei Zeitschriften,<br />
Katalogen und Mailings zum Einsatz.<br />
Um die Adressen aufzubringen werden entweder<br />
Tintenstrahldrucker eingesetzt, die den Text der<br />
Adresse in ein vordefiniertes Adressfeld drucken,<br />
oder man verwendet vorproduzierte Adressetiketten,<br />
bzw. Adressträger (Umschläge, Beihefter).<br />
Ein wichtiger Zwischenschritt der Verpackung ist<br />
das Stapeln einzelner Exemplare. Dabei werden die<br />
Einzelexemplare gezählt und kantengenau gestapelt.<br />
Das Stapeln erfolgt oft mit Hilfe eines sogenannten<br />
„Kreuzlegers”, der Stapel aus mehreren<br />
Lagen, die jeweils um 180° gedreht sind, erstellen<br />
kann. Dadurch wird die „Rückensteigung” ausgeglichen,<br />
die Zunahme der Dicke des Buchblocks am<br />
Buchrücken. Schließlich müssen die Stapel zügig<br />
weiter befördert werden, ohne umzufallen.<br />
Verpacken<br />
Die Verpackung von Druckerzeugnissen hat nicht nur<br />
reine Schutzfunktion. Durch die Verpackung können<br />
automatisierter Transport, rationelle Lagerung<br />
und die Verteilung der Güter erleichtert werden.<br />
Oft erfüllt Verpackung auch eine Informationsoder<br />
Werbefunktion. Das können Informationen<br />
über den Bestimmungsort der Druckprodukte<br />
sein oder Werbegags zur Absatzförderung.<br />
Hinsichtlich der Umweltschutzaspekte steht die<br />
Wiederverwertbarkeit des Verpackungsmaterials<br />
im Vordergrund.<br />
Einzelverpackungen, wie etwa das Einschlagen<br />
in Folien, werden angewandt, um ein Produkt<br />
besonders zu schützen. So werden beispielsweise<br />
Zeitschriften und hochwertige Bücher gegen<br />
Beschädigung oder Diebstahl (Zeitschriften mit<br />
CDs) geschützt. Enthält eine Zeitschrift Beilagen,<br />
schützt eine Folienverpackung gegen deren<br />
Verlust.<br />
Zur Verpackung gehört auch das Kuvertieren,<br />
also das Einstecken einzelner Druckexemplaren in<br />
Umschläge oder Versandtaschen. In einigen Fällen<br />
kommen auch Banderolen aus Papier oder Folie<br />
zum Einsatz, die um das Druckprodukt gelegt und<br />
verklebt oder geschweißt werden.<br />
Zeitungsstapel werden in vielen Fällen umreift.<br />
Dabei wird ein ca. mm breites Kunststoffband um<br />
den Stapel gelegt, meist als Kreuzbandumreifung<br />
mit zwei Bändern. Die Bänder sind einfach anzubringen,<br />
kostengünstig und dienen zudem als<br />
Transportgriff.<br />
Stapel benötigen immer Etiketten mit Informationen<br />
hinsichtlich Inhalt, Menge und Bestimmungsort.<br />
Dazu wird entweder vor der Verpackung ein<br />
Deckblatt oben auf den Stapel gelegt, oder auf die<br />
Folienverpackung ein Aufkleber angebracht.<br />
Für den Transport werden die Stapel meist auf<br />
Paletten gebracht. Das erledigen Palettierroboter,<br />
welche die Einzelstapel lagenweise übereinander<br />
legen, damit die Stapel nicht kantengleich liegen.<br />
Zur Sicherung der Ladung werden Stretchfolien<br />
über die Ladung gewickelt.<br />
Einschlagen einer Palette mit Folie
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