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schachbrettartigen Verkehrsadern<br />

durchschnitten sind, die einer reibungslosen<br />

Verkehrszirkulation dienen.<br />

Im Unterschied zu den Entwürfen<br />

der Renaissance ist Le Corbusiers<br />

Stadt nur ein bedingt sozialpolitisches<br />

Projekt, in ihrer Totalität aber<br />

ebenso utopische architektonische<br />

Umsetzung der Anforderungen einer<br />

urbanen Massengesellschaft.<br />

Weniger wirtschaftlich, sondern politisch<br />

motiviert ist da der Bau der<br />

brasilianischen Hauptstadt<br />

Brasília in den<br />

Sechzigern. Brasilianische<br />

Politiker wollen<br />

mit dem Bau einer<br />

neuen Hauptstadt der<br />

Nation eine neue Identität<br />

stiften, die Gräben<br />

zwischen den ethischen<br />

Gruppen und die<br />

Gegensätze zwischen<br />

dem verarmten Nordosten<br />

und dem wohlhabenden<br />

Südosten<br />

beseitigen. Um die Einheit zu symbolisieren,<br />

wählten sie die geographische<br />

und noch unbebaute Mitte des<br />

Landes als Bauplatz für das auch im<br />

übertragenen Sinne neue „Zentrum“<br />

des Landes. Hauptachse des als Allegorie<br />

auf den Fortschritt in Form<br />

eines Flugzeugs von Architekt Lucio<br />

Costa entworfenen Grundrisses der<br />

Stadt, bildet eine breite Prachtstraße,<br />

gesäumt von den Regierungsgebäuden.<br />

Dass dieser öffentliche Raum<br />

für den neuen Menschen der Hauptstadt<br />

Brasilia künstlich geschaffen<br />

und eben nicht den Bedürfnissen<br />

seiner Bewohner entsprechend „gewachsen“<br />

ist, kommentiert der Philosoph<br />

Flusser sarkastisch: „Vor dem<br />

prophetischen Auge erscheint diese<br />

Achse voll tobender Menschen des<br />

Sforzinda, Stadtplan aus<br />

dem 16. Jahrhundert<br />

lung von der perfekten Planung, dem<br />

Ideal einer Stadt bei allem Pragmatismus<br />

und Pluralismus der Ideen, und<br />

wenn ja, wo werden solche Städte<br />

noch gebaut? In der westlichen Welt,<br />

abgesehen von ein paar religiösen<br />

und weltanschaulichen Gruppen,<br />

die in isolierten, ihren Ansprüchen<br />

nach idealen Kommunen leben, wohl<br />

kaum. Universalen Problemen entgegenzutreten,<br />

verspricht dagegen ein<br />

Großprojekt des Emirats Abu Dhabi.<br />

Masdar City soll die<br />

erste emissionsneutrale<br />

Großstadt der Welt<br />

werden. Mitten in der<br />

Wüste, deren Beherrscher,<br />

die Scheichs,<br />

das Öl reich gemacht<br />

hat, wächst die Ökostadt<br />

bereits aus dem<br />

sandigen Boden. Kein<br />

noch neueres New<br />

York als Dubai mit seinen<br />

hohen Bürotürmen<br />

aus Glas, sondern ein<br />

an traditioneller arabischer Bauweise<br />

orientiertes Stadtlabor der Zukunft.<br />

Masdar verheißt den Traum eines<br />

modernen urbanen Lebens ohne<br />

Verschwendung und im Einklang mit<br />

den natürlichen Gegebenheiten. Es<br />

ist kein Projekt babylonisch anmutender<br />

Hybris wie die in derselben<br />

Gegend verwirklichten Palm Islands,<br />

wenn auch ähnlich verwegen. Es ist<br />

ökoutopische Mission und Profitprojekt<br />

in einem. Beides beschäftigt die<br />

Forschung an der rein auf erneuerbaren<br />

Energien ausgerichteten Universität<br />

Masdars. Mit den dort geförderten<br />

Innovationen soll Masdar,<br />

zu deutsch „Quelle“, den Reichtum<br />

des Emirats nachhaltig speisen, auch<br />

dann, wenn das Öl versiegt ist. Der<br />

Promotionsfilm des Großprojekts<br />

kündigt am Ende mit zukunftssonorer<br />

Musik unterlegt feierlich an: „one<br />

day all cities will be built like this“. Ein<br />

Anspruch, den jede urbane Utopie<br />

für sich erhebt.<br />

Tabea Link<br />

zweiundzwanzigsten Jahrhunderts<br />

(…). Vorläufig ist sie jedoch menschenleer.“<br />

Dies sind Beispiele von<br />

Versuchen des letzten Jahrhunderts,<br />

eine ideale Städtearchitektur zu<br />

verwirklichen. Wie aber sieht es mit<br />

den Stadtkonzepten des 21. Jahrhunderts<br />

aus? Gibt es noch die Vorstel-<br />

www.masdarcity.ae<br />

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