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wirtschaft

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Auf dem Weg zur vierten industriellen Revolution?<br />

Drei Fragen an ...<br />

Interview<br />

„Die Produktion wird flexibler,<br />

individueller, transparenter“<br />

Professor Dr. Tilo Heimbold, Institut für Prozessautomation und Eingebettete Systeme der Fakultät Elektrotechnik<br />

und Informationstechnik der HTWK Leipzig, gibt Einblicke in seine Sichtweise auf das Thema<br />

Industrie 4.0.<br />

Im Zusammenhang mit Industrie 4.0<br />

ist oft von einer „digitalen Revolution<br />

der industriellen Fertigung“ die Rede.<br />

Teilen Sie diese Einschätzung?<br />

Dr. Tilo Heimbold: Nun ja, die letzten<br />

drei industriellen Revolutionen wurden<br />

eigentlich erst als solche erkannt, nachdem<br />

sie stattgefunden hatten. Heute sagen<br />

wir: Die Wirtschaft steht an der<br />

Schwelle zur vierten industriellen Revolution.<br />

Es ist aber unverkennbar, dass<br />

durch die heutigen Technologien im Bereich<br />

der Digitalisierung, Datenhaltung<br />

und vor allem Vernetzung ungeahnte<br />

Möglichkeiten für zukünftige Produktionsprozesse<br />

eröffnet werden, die noch<br />

vor Jahren unvorstellbar waren. Die Produktion<br />

wird flexibler, individueller,<br />

transparenter und mit anspruchsvollen<br />

Dienstleistungen gekoppelt. In jedem<br />

Fall eine Herausforderung für zukünftige<br />

Projekte – und vielleicht sogar eine<br />

Revolution.<br />

Bei der Digitalisierung von Produktionsprozessen<br />

nimmt die Automobilindustrie<br />

eine Vorreiterrolle ein.<br />

Welche Anforderungen stellt das an<br />

Dienstleister und Zulieferer?<br />

Dr. Tilo Heimbold: Die Automobilindustrie<br />

nimmt diese Vorreiterrolle zu<br />

Recht ein. Neueste Innovationen fließen<br />

zeitnah in deren Produktionsprozesse<br />

ein. Dazu gehören natürlich auch die<br />

Digitalisierung und eine durchgängige<br />

Kommunikation. In diesem Zusammenhang<br />

sind auch die Dienstleister und Zulieferer<br />

gefordert. Beide müssen sich den<br />

gegebenen Herausforderungen stellen<br />

und ebenfalls ihre Werkzeuge und Produkte<br />

an die neuen technologischen Anforderungen<br />

wie zum Beispiel Datenverarbeitung,<br />

Kommunikationsschnittstellen<br />

und Prozessabbilder anpassen.<br />

Wie schätzen Sie angesichts des zunehmenden<br />

Einsatzes von Computern<br />

und Robotern die künftige Rolle des<br />

Menschen im Produktionsprozess ein?<br />

Dr. Tilo Heimbold: Die Rolle des<br />

Menschen im Produktionsprozess wird<br />

sich mit Sicherheit weiter ändern. Wobei<br />

dies nicht bedeuten muss, dass er von<br />

Robotern gänzlich verdrängt wird. Beide<br />

Arbeitsbereiche werden zusammen<br />

wachsen. Oder anders ausgedrückt:<br />

Professor Dr. Tilo Heimbold<br />

Mensch und Roboter werden miteinander<br />

kooperieren. So beispielsweise in gemeinsamen<br />

Arbeitsräumen, in denen<br />

quasi Hand in Hand gearbeitet wird und<br />

der Mensch durch die Robotertechnik<br />

eine kraftvolle und sichere Unterstützung<br />

erfährt. Interessante Anwendungen<br />

findet man dazu unter anderem in unterschiedlichsten<br />

Handlings-Prozessen<br />

der Automobilindustrie.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Auch BMW setzt auf Industrie 4.0<br />

Für die BMW Group bedeutet Industrie<br />

4.0 nicht eine menschenleere Produktion<br />

und auch nicht zwingend eine zunehmende<br />

Automatisierung. Es gehe vielmehr<br />

darum, neue Technologien sinnvoll<br />

zu nutzen und zu vernetzen, um die<br />

Mitarbeiter in der Produktion und in<br />

den produktionsvorbereitenden Bereichen<br />

optimal zu unterstützen, betont<br />

der Automobilproduzent in einer Mitteilung<br />

vom November vergangenen<br />

Jahres. Ein Beispiel dafür seien intelligente<br />

Mensch-Roboter-Systeme, mit denen<br />

sich ergonomisch ungünstige Arbeitsvorgänge<br />

signifikant verbessern<br />

lassen. Durch das Zusammenwachsen<br />

der digitalen und realen Welt ergeben<br />

sich neue Chancen, damit die Menschen<br />

effizienter im internationalen Produktionsnetzwerk<br />

der BMW Group zusammen<br />

arbeiten können.<br />

Kontakt in der IHK:<br />

Daniela Kulik<br />

Telefon: 0341 1267-1328<br />

E-Mail: kulik@leipzig.ihk.de<br />

8 <strong>wirtschaft</strong> 1-2/2015

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