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Elektrotechnik 2. Lehrjahr, Version neuer Lehrplan (ab 2010)

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<strong>Elektrotechnik</strong><br />

für Elektroniker im<br />

<strong>2.</strong> <strong>Lehrjahr</strong><br />

von<br />

Alexander Wenk<br />

2005, Alexander Wenk, 5079 Zeihen


Inhaltsverzeichnis<br />

Zeigerdarstellung von Wechselgrössen __________________________________________ 1<br />

Addition von zwei Signalen ____________________________________________________ 2<br />

Ladung, elektrisches Feld und Kondensator ____________________________________ 3<br />

Die elektrische Ladung _______________________________________________________ 3<br />

Das elektrische Feld __________________________________________________________ 3<br />

Elektrische Feldlinien ______________________________________________________________ 4<br />

Die elektrische Feldstärke ___________________________________________________________ 5<br />

Influenz und dielektrische Polarisation _________________________________________________ 5<br />

Formeln zum elektrischen Feld _________________________________________________ 6<br />

Der Kondensator ____________________________________________________________ 7<br />

Serie- und Parallelschaltung von Kondensatoren __________________________________ 8<br />

Parallelschaltung von Kondensatoren __________________________________________________ 8<br />

Serieschaltung von Kondensatoren ____________________________________________________ 8<br />

Gespeicherte Energie im Kondensator ___________________________________________ 9<br />

Bauarten von Kondensatoren _________________________________________________ 10<br />

Das RC-Glied im Gleichstromkreis ____________________________________________ 11<br />

Laden des Kondensators ________________________________________________________ 13<br />

Entladen des Kondensators ______________________________________________________ 13<br />

L<strong>ab</strong>orversuch RC-Glieder __________________________________________________________ 14<br />

Allgemeine Formeln zur Berechnung von RC-Gliedern ___________________________ 15<br />

Zusätzliche Übungsaufg<strong>ab</strong>en zu RC Gliedern ____________________________________ 16<br />

Kondensator mit Isolationswiderstand _________________________________________ 16<br />

Induktivität und Magnetismus ______________________________________________ 17<br />

Grundgrössen des magnetischen Kreises ________________________________________ 17<br />

Durchflutung (Theta) ____________________________________________________________ 18<br />

Feldstärke H ____________________________________________________________________ 18<br />

Magnetische Induktion B (Flussdichte) _________________________________________ 18<br />

Magnetischer Fluss (Phi) _________________________________________________________ 19<br />

Der Magnetwiderstand Rm _________________________________________________________ 20<br />

Strom im Magnetfeld ________________________________________________________ 21<br />

Stromdurchflossener Leiter im Magnetfeld _____________________________________________ 21<br />

Stromdurchflossene Spule im Magnetfeld ______________________________________________ 22<br />

Das Hallelement _________________________________________________________________ 23<br />

Spannungserzeugung durch Induktion _________________________________________ 24<br />

Die Induktivität L einer Spule (Selbstinduktion) _________________________________________ 26<br />

Die gespeicherte Energie in einer Spule _________________________________________ 27<br />

Zusatzaufg<strong>ab</strong>en ____________________________________________________________ 28<br />

Das RL-Glied im Gleichstromkreis __________________________________________ 29<br />

Formeln fürs RL-Glied ____________________________________________________________ 31<br />

Einschalten der Spule ___________________________________________________________ 31<br />

Ausschalten der Spule __________________________________________________________ 31<br />

Allgemeine Formeln zur Berechnung von RL Gliedern ____________________________ 32


Zusätzliche Übungsaufg<strong>ab</strong>en zu RL Gliedern ____________________________________ 33<br />

Simulation des Verhaltens von RC/RL-Gliedern _________________________________ 34<br />

Simulation RC-Glied an beliebiger Eingangsspannungsform _______________________________ 34<br />

Simulation RL-Glied an beliebiger Eingangsspannungsform _______________________________ 35


Zeigerdarstellung von Wechselgrössen<br />

In der Einleitung zur Wechselstromlehre sahen wir bereits, dass die Sinusform<br />

aus der Rotation von einem Zeiger mit der Länge Û <strong>ab</strong>geleitet werden kann.<br />

Nehmen wir an, zwei verschiedene Wechselgrössen seien zeitlich verschoben<br />

15<br />

15<br />

10<br />

10<br />

5<br />

5<br />

0<br />

-15 -10 -5 0 5 10 15<br />

-5<br />

u [V]<br />

0<br />

0 45 90 135 180 225 270 315 360<br />

-5<br />

-10<br />

-10<br />

-15<br />

-15<br />

φ [°]<br />

Beim angegebenen Drehsinn der Zeiger eilt die Grösse 2 dem Ablauf von<br />

Grösse 1 mit einer zeitlichen Verschiebung nach.<br />

Dies wird Phasenverschiebung genannt<br />

Merkpunkte zur Phasenverschiebung:<br />

Die Zeitverschiebung t bedeutet, dass die Grösse 2 z.B. ihren positiven<br />

Maximalwert um diese Zeit später erreicht als Grösse 1<br />

Diese tatsächliche Zeitverschiebung t wird meist auf die Periodendauer T<br />

oder den vollen Winkel (360° resp 2) bezogen und als Bruchteil von T<br />

oder als Phasenverschiebungswinkel angegeben<br />

= t / T 360°<br />

Die Zeigerdarstellung erlaubt eine einfache Ang<strong>ab</strong>e der Beziehung von<br />

Grösse 2 zu Grösse 1 zu. D<strong>ab</strong>ei ist der Umlaufsinn zu beachten!<br />

Die Phasenverschiebung kann nur gegenüber einer anderen Grösse<br />

(=Referenzgrösse) angegeben werden. Wir müssen also jeweils ein Zeiger<br />

als Referenz- oder Bezugsgrösse definieren.<br />

Wenn wir das Zeigerdiagramm fürs Erstellen eines Zeitdiagramms<br />

verwenden, ist es nahe liegend, als Zeigerlänge Û zu verwenden. Wenn wir<br />

jedoch nur das Zeigerdiagramm zeichnen, ist es häufig einfacher, den<br />

Effektivwert für die Zeigerlänge zu verwenden.<br />

Übung: Zeichne ein Zeigerdiagramm für U 1 = 10 V und U 2 = 15V, wobei U 2<br />

der Spannung U 1 um 60 ° vorauseilt.<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 1


Addition von zwei Signalen<br />

Wir werden die Summe von zwei Wechselstromsignalen bei den<br />

Berechnungen von Schaltungen mit Spulen und Kondensatoren noch häufig<br />

praktisch anwenden. Deshalb möchten wir hier keine grosse Übung<br />

durchführen, sondern vor allem den Zusammenhang zwischen Vektor- und<br />

Signaladdition im Liniendiagramm kennen lernen.<br />

Betrachten wir hierzu das Vektor- und Liniendiagramm von der Addition<br />

zweier Signale:<br />

40<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-40 -20 0 20 40<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

u [V]<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0 45 90 135 180 225 270 315 360<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

-40<br />

φ [°]<br />

Wenn wir im Liniendiagramm aus den zwei Signalen die Summenkurve<br />

bilden, müssten wir Punkt für Punkt die zwei Signale zusammenzählen und so<br />

die neue Sinuskurve konstruieren.<br />

Einfacher geht dies im Vektordiagramm. Wir reihen die Vektoren einfach<br />

aneinander, so wie ihr dies schon in der Physik geübt h<strong>ab</strong>t. So können wir wie<br />

dargestellt den Summenvektor bilden, und mit diesem direkt eine Aussage<br />

über Signalamplitude und Phasenverschiebung des neuen Signals machen.<br />

U 2<br />

U ges<br />

U 1<br />

Fürs Zeichnen des summierten Sinussignales lassen wir nun den Vektor U ges<br />

im Kreis drehen, und konstruieren so die Sinuslinie.<br />

Zur Übung können wir mit der Excel Simulation einige Situationen<br />

ausprobieren und auf Plausibilität hin kontrollieren.<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 2


Ladung, elektrisches Feld und Kondensator<br />

Die Ladung lernten wir bereits bei den Grundbegriffen kennen. Wir wollen<br />

unser Kenntnisse in diesem Bereich nun ausbauen.<br />

Die elektrische Ladung<br />

Die elektrische Ladung ist ein räumlich begrenzter Überschuss oder Mangel<br />

an Elektronen. Elektronenüberschuss ergibt eine negative, Elektronenmangel<br />

eine positive Ladung. Elektrische Ladungen üben aufeinander Kraftwirkungen<br />

aus:<br />

Gleichartige Ladungen stossen sich <strong>ab</strong>, ungleichartige Ladungen ziehen sich<br />

an.<br />

Dieses Gesetz lässt sich sehr schön an einem Elektrischen Pendel zeigen:<br />

Bild 1<br />

Die Kugel in Bild 1wird zunächst an der<br />

Platte 1 positiv geladen, dann von der<br />

gleichnamigen Ladung <strong>ab</strong>gestossen und<br />

zugleich von der negativen Platte<br />

angezogen. An dieser Platte wird die<br />

Kugel umgeladen und erneut <strong>ab</strong>gestossen.<br />

Der Vorgang wiederholt sich, solange<br />

Spannung anliegt.<br />

Jede Ladung verursacht eine elektrische Spannung oder anders gesagt einen<br />

elektrischen «Druck». Bewegte elektrische Ladung nennen wir Strom. Die<br />

Masseinheit für die Ladung ist 1 Amperesekunde = 1 As = 1 Coulomb.<br />

Das elektrische Feld<br />

Ist eine Kugel geladen, stösst sie andere Ladungen <strong>ab</strong>,<br />

oder sie zieht sie an, d.h. es wirken Kräfte.<br />

Bild 2<br />

Bild 3<br />

Sind mehrere Körper vorhanden, lassen sich im Raum<br />

zwischen ungleichartig geladenen Körpern<br />

Kraftwirkungen nachweisen. Wir können Stärke und<br />

Richtung dieser Kräfte im Raum herausfinden, wenn wir<br />

mit einer Probeladung an die<br />

gewünschte Stelle gehen und die Kraft<br />

messen, die auf sie wirkt. Wenn wir<br />

die Probeladung frei lassen, so fliegt<br />

sie in Richtung dieser Kraftlinien. Nun<br />

ist es uns in der <strong>Elektrotechnik</strong> <strong>ab</strong>er<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 3


geläufiger von Spannungen und Strömen zu sprechen anstelle von Kräften.<br />

Deshalb wurde das elektrische Feld als Ursache dieser Kräfte eingeführt.<br />

Eine Probeladung fliegt also in Richtung der Feldlinien.<br />

Geladene Körper bilden also ein elektrisches Feld. Zwischen zwei<br />

unterschiedlich geladenen Körpern herrscht zudem eine Spannung. Ladung,<br />

Spannung, Kraftwirkung und elektrisches Feld hängen also zusammen.<br />

Elektrische Feldlinien<br />

Jedes Feld lässt sich zeichnerisch durch Kraft- oder Feldlinien<br />

veranschaulichen. Die elektrischen Feldlinien verlaufen in Richtung der<br />

Kraftwirkung auf eine positive Ladung.<br />

Die Feldlinien h<strong>ab</strong>en folgende Eigenschaften:<br />

<br />

<br />

<br />

Sie beginnen auf positiven und enden bei negativen Ladungen<br />

sie treten immer senkrecht aus der Leiteroberfläche aus<br />

sie kreuzen oder berühren sich nie.<br />

Verlaufen die Feldlinien parallel und mit gleichmässigem<br />

Abstand, spricht man von einem homogenen Feld.<br />

Zwischen den parallelen, nahe beieinander liegenden<br />

Platten eines Kondensators ist das el. Feld homogen, von<br />

den Randeffekten einmal <strong>ab</strong>gesehen. (Bild 4)<br />

Häufig verlaufen die Feldlinien nicht parallel, das Feld ist<br />

inhomogen. Aus den Feldlinienbildern kann man die<br />

ungefähre Grösse und die Verteilung der elektrischen<br />

Bild 4<br />

Feldstärke erkennen:<br />

Das Feld ist dort am stärksten, wo die Feldliniendichte am grössten ist.<br />

Bild 5<br />

Weisen die geladenen Körper (Bild 5) scharfe<br />

Kanten oder Spitzen auf, liegen dort die<br />

Feldlinien am nächsten beieinander, das heisst die<br />

Feldstärke ist dort immer am grössten.<br />

Grosse Flächen und runde Formen führen zu einer<br />

gleichmässigen Verteilung der Feldlinien. So sind die<br />

Feldlinien an der Kugeloberfläche in Bild 6 wesentlich<br />

weniger dicht wie an einer Spitze im Bild 5.<br />

Bild 6<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 4


Die elektrische Feldstärke<br />

Je stärker ein elektrisches Feld ist, desto grösser ist die Kraft, die auf geladene<br />

Körper oder auf die Elementarladungen der Atome wirkt.<br />

Die Feldstärke ist ein Mass für die Kraft auf Ladungen im el. Feld.<br />

Masseinheit für die Feldstärke ist V/m, in der Praxis auch V/mm oder<br />

kV/mm.<br />

In einem homogenen Feld ist die Feldstärke umso grösser, je höher die<br />

Spannung und je kleiner der Abstand der Pole ist. Ist die Feldstärke für ein<br />

bestimmtes Isoliermaterial zu gross, kommt es zu einem gewaltsamen<br />

Ladungsausgleich zwischen den Polen, der Isolierstoff wird elektrisch<br />

«durchschlagen» und dadurch meistens zerstört. Die Durchschlagsfestigkeit ist<br />

eine wichtige Kenngrösse für ein Isoliermaterial.<br />

Influenz und dielektrische Polarisation<br />

Unter dem Einfluss eines elektrischen<br />

Feldes kommt es in leitenden Materialien<br />

zu einer Ladungstrennung (Influenz). Die<br />

Oberfläche des leitenden Gebildes in Bild<br />

7 oben wird dadurch aufgeladen.<br />

Der Innenraum eines<br />

leitenden Körpers ist feldfrei<br />

Abschirmung<br />

Auch in Nichtleitern kommen<br />

Influenzwirkungen zustande, allerdings<br />

gibt es kaum freie Elektronen, die<br />

<strong>ab</strong>fliessen können. Innerhalb der Atome<br />

Bild 7<br />

und Moleküle tritt jedoch eine<br />

Ladungsverschiebung ein. Gewisse Moleküle werden verformt, sie bilden<br />

Dipole mit einem positiven und einem negativen Ende (dielektrische<br />

Polarisation, dargestellt in Bild 7 unten).<br />

Die dielektrische Polarisation beeinflusst die Kapazität<br />

von Kondensatoren und die dielektrischen Verluste.<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 5


Formeln zum elektrischen Feld<br />

Nachdem wir einige Eigenschaften der Elektrostatik kennen gelernt h<strong>ab</strong>en,<br />

möchten wir nun einige mathematische Beziehungen zu diesem Thema<br />

herleiten:<br />

Das elektrische Feld ist wie folgt definiert:<br />

U<br />

l<br />

E = U / l<br />

E = elektrische Feldstärke [V/m]<br />

U = Spannung [V]<br />

l = Länge [m]<br />

Elektrische Felder verursachen Kräfte auf eine Probeladung. Anders gesagt<br />

sind die elektrischen Feldlinien die auf eine Probeladung wirkenden<br />

Kraftlinien. Wir kennen zwei Beziehungen:<br />

F = qE<br />

F = Kraft [N]<br />

q = (elementar)Ladung [C = As]<br />

E = elektrische Feldstärke [V/m]<br />

s = Länge, Distanz [m]<br />

Weiter können wir aus dieser Beziehung auch die elektrische Energie<br />

berechnen:<br />

W = Fs = qEl = qU<br />

Übungen: Westermann S. 109 Nr. 1, 3 – 5<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 6


Der Kondensator<br />

Der Kondensator besteht im Idealfall aus zwei parallelen Platten und dient zur<br />

Speicherung elektrischer Ladung. Je mehr Ladung pro Spannungseinheit<br />

gespeichert werden kann desto grösser ist die Kapazität des Kondensators.<br />

C = Q / U<br />

Damit wir die Beziehungen herleiten können<br />

benötigen wir noch den Begriff der elektrischen<br />

Flussdichte:<br />

Begriffe:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

D: elektrische Flussdichte (Verschiebungsdichte)<br />

E: Elektrische Feldstärke<br />

: Dielektrizitätskonstante<br />

C: Kapazität vom Kondensator<br />

d: Platten<strong>ab</strong>stand im Kondensator<br />

A: Fläche der Platten<br />

Einer Grösse sind wir bis jetzt nicht begegnet: dem . Die<br />

Dielektrizitätskonstante beschreibt, wie elektrisches Feld und<br />

Ladungskonzentration zusammenhängen. Sie ist auch <strong>ab</strong>hängig vom Material,<br />

das vom elektrischen Feld durchdrungen wird. Diese Konstante ist ein extrem<br />

kleiner Wert, und liegt für die verschiedenen Materialien relativ nahe<br />

beieinander. Deshalb verwendet man die Dielektrizitätskonstante von<br />

Vakuum, und sagt mit einer zweiten Konstante aus, wie viel besser das<br />

Material ist wie Vakuum:<br />

= 0 r<br />

0 : Elektrische Feldkonstante:<br />

0 = 8.85410 -12 As/(Vm)<br />

r : Dielektrizitätszahl (Faktor wie<br />

viel besser als Vakuum)<br />

Übungen: Westermann S. 110 Nr. 2 – 4;<br />

S. 111/112 Nr. 1, 2, 4 (mit Excel), 6, 8, 10<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 7


Serie- und Parallelschaltung von Kondensatoren<br />

Prinzipiell gelten dieselben Gesetze wie bei der Zusammenschaltung von<br />

Widerständen (Maschensatz und Knotenpunktsatz)<br />

Da wir <strong>ab</strong>er erst später auf den Blindwiderstand von Kondensatoren eingehen<br />

werden, lösen wir die Aufg<strong>ab</strong>e mit der bereits bekannten Formel:<br />

Q<br />

C <br />

U<br />

Parallelschaltung von Kondensatoren<br />

Bei der Parallelschaltung ist die Spannung an allen Kondensatoren gleich. Wir<br />

können deshalb die Gesamtladung bei einer bestimmten Spannung berechnen<br />

und daraus die Ersatzkapazität bestimmen:<br />

Serieschaltung von Kondensatoren<br />

In einer Serieschaltung fliesst durch alle Elemente zu jeder Zeit derselbe<br />

Strom. Wir können also auch sagen, dass die Ladung in allen Kondensatoren<br />

der Serieschaltung die gleiche ist. Zudem ist die Gesamtspannung gleich der<br />

Summe der Einzelspannungen. Damit berechnet sich die Ersatzkapazität wie<br />

folgt:<br />

Übungen zum Thema: Westermann S. 116 Nr. 1 – 6, 13, 17<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 8


Gespeicherte Energie im Kondensator<br />

Mit dem Kondensator können wir bekanntlich Ladung speichern. Die<br />

gespeicherte Ladung ist proportional zur Spannung am Kondensator, wie uns<br />

diese Formel zeigte:<br />

I t<br />

Q C U<br />

Zeichnen wir aus dieser Beziehung einmal die Spannung in Funktion der<br />

gespeicherten Ladung auf. Diese Kurve können wir übrigens auf dem KO<br />

<strong>ab</strong>bilden, wenn wir einen Kondensator mit einem konstanten Strom aufladen.<br />

Die Spannung verhält sich gemäss<br />

der Beziehung<br />

U<br />

1 Q<br />

C<br />

Betrachten wir nun, wie wir aus dieser Darstellung auf die gespeicherte<br />

Energie in einem Kondensator schliessen können.<br />

Wir kennen die Beziehung für die elektrische Arbeit resp. Energie:<br />

W = Pt = UIt = UQ<br />

Das Problem ist für den Kondensator <strong>ab</strong>er, dass die Spannung beim Entladen<br />

immer niedriger wird, d.h. die entnommene Energie pro Ladungseinheit wird<br />

immer kleiner, je mehr er entladen wird. Deshalb stimmt diese Formel nur für<br />

ein ganz kleiner Ladungs- resp. Energiebezug:<br />

W = UQ<br />

Anders ausgedrückt entspricht die gespeicherte Energie im Kondensator der<br />

Fläche unter der Ladungskurve, also<br />

W = 1/2UQ<br />

Durch Einsetzen von Q = CU erhalten wir:<br />

W = 1/2CU 2<br />

Beispiel: Wir h<strong>ab</strong>en einen 4.7 F Kondensator auf 300 V aufgeladen. Wie<br />

gross ist die im Kondensator gespeicherte Energie?<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 9


Bauarten von Kondensatoren<br />

Wir wollen die verschiedenen Kondensatortypen in einer Gruppenarbeit näher<br />

kennenlernen. Ziel dieser Gruppenarbeit ist eine Kurzpräsentation, in der jeder<br />

seinen Kondensatortyp vorstellt. Folgende Fragen sollten d<strong>ab</strong>ei beantwortet<br />

werden:<br />

Wie und aus was wird der Kondensator hergestellt?<br />

Welche speziellen Eigenschaften hat er?<br />

Wo werden sie eingesetzt?<br />

Für das Vorbereiten des Vortrages stehen ca. 45 Minuten zur Verfügung. Als<br />

Informationsquelle dient das Internet oder Kopien vom Vogel Fachbuch Band<br />

2: Bauelemente.<br />

Folgende Kondensatortypen stehen für die Gruppenarbeit zur Auswahl:<br />

Papier- und Kunststoffkondensatoren (S.52)<br />

Metall-Papier und Metall-<br />

Kunststoffkondensatoren (S. 53)<br />

Keramikkondensatoren (S. 54)<br />

Elektrolyt-Kondensatoren (S. 55)<br />

Tantal-Elektrolytkondensatoren (S. 56)<br />

Einstellbare Kondensatoren (S. 57)<br />

Jonas<br />

Patrick<br />

Josua & Reto<br />

Sven & Sandro<br />

Thomas & Jan<br />

Alex & Marcel<br />

Viel Spass beim Erarbeiten des Vortrages!<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 10


Das RC-Glied im Gleichstromkreis<br />

Bis jetzt sind wir davon ausgegangen, ein Kondensator werde mit einem<br />

konstanten Strom geladen. Doch was geschieht, wenn der Kondensator über<br />

einen Widerstand an eine Spannungsquelle gehängt wird? Bei dieser<br />

Beschaltung verändert sich der Strom laufend, weil die Spannung über dem<br />

Widerstand den Stromfluss bestimmt.<br />

Lasst uns im Detail betrachten, was mit dieser Einleitung anzustellen ist, um<br />

auf die Ladekurve eines RC-Glieds zu kommen.<br />

Zunächst betrachten wir uns die<br />

Kurve für einen rein ohmschen<br />

Verbraucher. In ihm ist der Strom<br />

jederzeit proportional zur Spannung,<br />

so wie es das Ohmsche Gesetz<br />

beschreibt. D<strong>ab</strong>ei kann sowohl U als<br />

auch I sprunghaft ändern.<br />

Beim Kondensator verhält sich dies ein wenig anders. Die Formel, die den<br />

Kondensator im elektrischen Kreis beschreibt lautet:<br />

It = Q = CU<br />

Wir sehen bereits: wenn die Spannung am Kondensator sprunghaft ändern<br />

sollte müsste sich die Ladung ebenfalls sprunghaft ändern. Dafür müsste <strong>ab</strong>er<br />

der Strom unendlich gross werden, was natürlich nicht möglich ist. Daraus<br />

ergibt sich der Satz:<br />

Die Spannung an einem Kondensator kann nie<br />

sprunghaft ändern.<br />

In der Praxis ist der Strom an einem<br />

Kondensator durch einen Widerstand<br />

begrenzt. Aus dem gegebenen Schema<br />

ergibt sich die Lade- und Entladekurve<br />

des Kondensators. Der Anfangsstrom<br />

ist relativ einfach zu bestimmen. Ist der<br />

Kondensator ungeladen, beträgt er<br />

I 0 = U/R<br />

Würde er immer weiter fliessen, wäre der Kondensator, der ja der Formel<br />

Q = It = CU folgt, nach folgender Zeit geladen:<br />

t = CU/I = CU/(U/R) = RC<br />

Wir nennen diese Zeit die Zeitkonstante .<br />

= RC<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 11


Nun ist die Behauptung, dass der Kondensator tatsächlich nach dieser Zeit<br />

geladen sei, sehr theoretisch. Natürlich wissen wir, dass der Kondensator<br />

schon nach kurzer Zeit eine Eigenspannung U C aufgebaut hat, und damit nicht<br />

mehr die volle Spannung U am Widerstand R <strong>ab</strong>fällt. Damit wird <strong>ab</strong>er auch<br />

der Ladestrom I kleiner, die Ladekurve flacht also <strong>ab</strong>. Aus der Praxis können<br />

wir sagen:<br />

Ein Kondensator ist nach fünf Zeitkonstanten (5)<br />

nahezu vollständig geladen oder entladen.<br />

Aus diesem Exkurs in die Vorgänge des Ladens vom Kondensator lässt sich<br />

die Lade- und Entladekurve vom Kondensator skizzieren:<br />

Bevor wir uns den theoretischen Grundlagen widmen werden, möchte ich<br />

Euch die Wirkung des RC-Gliedes bei Schaltvorgängen in einer Excel-<br />

Simulation erleben lassen.<br />

Wir nehmen uns dazu folgendes Beispiel: Ein Kondensator C = 10 F wird<br />

über einen Widerstand R = 10 k auf 10 V geladen. Wie wir bereits wissen,<br />

können wir den aktuellen Strom in den Kondensator hinein berechnen, wenn<br />

wir wissen wie gross die Kondensatorspannung ist. Wenn wir den Strom<br />

kennen, können wir auch die Ladungszunahme im Kondensator und damit den<br />

Spannungsanstieg berechnen. So können wir eine Excel-T<strong>ab</strong>elle erzeugen, die<br />

uns die Spannungsveränderung am Kondensator darstellt. Wir müssen einzig<br />

darauf achten, dass wir die Zeit<strong>ab</strong>schnitte klein genug wählen, d.h. t < 0.05 .<br />

Vorgehen:<br />

Bestimme t für unser Beispiel und erstelle ein entsprechendes Zeitraster<br />

in Excel.<br />

Setze die Anfangsspannung vom Kondensator auf 0.<br />

Berechne für die jeweilige Zeile den Strom in den Kondensator<br />

Berechne für die nächste Zeile die Anfangsspannung des Kondensators.<br />

Stelle das Ergebnis grafisch dar.<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 12


Laden des Kondensators<br />

Der Kondensator ist zu Beginn des Vorganges entladen (U C = 0) und wird<br />

gemäss Schema an eine Spannungsquelle gehängt. Es ergeben sich folgende<br />

Zusammenhänge:<br />

Entladen des Kondensators<br />

Der Kondensator ist zu Beginn des Vorganges auf die Spannung U C = U 0<br />

aufgeladen und beginnt sich über den Widerstand R zu entladen. Es ergeben<br />

sich folgende Zusammenhänge:<br />

Merke: Da der Kondensator beim Entladen wie eine Quelle Strom <strong>ab</strong>gibt, ist<br />

der Strom I C negativ!<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 13


Nützliche Anwendungen von RC-Schaltungen im Gleichspannungsbetrieb:<br />

Glätten von Spannungen und Strömen<br />

Kurzzeit-Energiespeicher (z.B. Stützkondensator)<br />

Zeitverzögerungsschaltungen<br />

Schaltfunken-Entstörung<br />

Übung: Westermann S. 114 Nr. 1 – 5, 7, 8<br />

L<strong>ab</strong>orversuch RC-Glieder<br />

Die Versuchsresultate sollen in einem zweiten Schritt mit der Theorie<br />

verglichen werden, deshalb ist es un<strong>ab</strong>dingbar, die Messresultate in einem<br />

Versuchsbericht festzuhalten.<br />

Aufg<strong>ab</strong>e: Messe die Lade- und Entladekurve (Spannung u(t) wie auch Strom<br />

I(t)) eines RC Gliedes. Verwende dazu eine (ungeerdete) Spannungsquelle<br />

sowie einen Digitalspeicher-KO, um die Spannungen/Ströme zu bestimmten<br />

Zeitpunkten herauslesen zu können.<br />

Wie sieht die Beschaltung aus, damit wir gleichzeitig den Ladestrom wie<br />

auch die Ladespannung am Kondensator messen können?<br />

Stelle die Spannungsquelle auf U = 10V und nehme die Ladekurven<br />

eines RC-Gliedes mit R=10k und C=100 F auf. Stelle sicher, dass C<br />

vor dem Messvorgang auch wirklich entladen ist!<br />

Schreibe den Anfangsstrom sowie die Ladeströme/Spannungen bei t =<br />

0.5s, 1s, 1.5s, 2s, 3s, 4s und 5s auf. Nutze dafür die Cursorfunktionen des<br />

Oszilloskops.<br />

Zeichne die Ladefunktion mit der Exponentialfunktion in Excel auf und<br />

stelle in der Grafik Deine Messpunkte als Punkte dar. Begründe<br />

eventuelle Abweichungen zwischen Theorie und Messung.<br />

Wie sieht die Entladekurve dieses RC-Gliedes aus? (U C vor Versuch auf<br />

10V)<br />

Zusatzaufg<strong>ab</strong>en:<br />

Mache denselben Versuch mit R=10k und C=10 F. Was können wir<br />

im Vergleich zum vorherigen Experiment feststellen?<br />

<br />

<br />

Nehme die Ladekurve eines RC Gliedes mit R=1k und C=100 F auf.<br />

Berechne zu diesen Beispielen die Ladespannung nach t = und<br />

vergleiche mit der Messung. Wie viel Prozent beträgt dann der<br />

Ladestrom und die Ladespannung im Vergleich der Startwerte?<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 14


Allgemeine Formeln zur Berechnung von RC-Gliedern<br />

Bis jetzt h<strong>ab</strong>en wir vom Laden und Entladen von RC Gliedern gesprochen. Es<br />

ist <strong>ab</strong>er auch denkbar, dass ein bereits teilweise geladener Kondensator an eine<br />

Spannungsquelle gehängt wird.<br />

Mit unseren Erkenntnissen ist es ein kleiner Schritt, allgemein gültige Formeln<br />

für diese Problematik herzuleiten: Wir berechnen die Anfangsgrösse, die beim<br />

Kondensator sprunghaft ändern kann und setzen das Ergebnis in unsere bereits<br />

bekannte e-Funktion ein:<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 15


Zusätzliche Übungsaufg<strong>ab</strong>en zu RC Gliedern<br />

1. Ein RC-Integrierglied mit C = 10F und R = 10 k wird mit einem<br />

Spannungspuls von U = 10V und der Dauer t = 50 ms gespiesen. Danach<br />

liegt wieder U = 0V am Eingang. Der Kondensator sei zum Zeitpunkt t=0<br />

ungeladen.<br />

a) Wie gross ist die Spannung U C am Kondensator nach 50 ms?<br />

b) Wie gross ist die Spannung am Kondensator nach 150 ms (vom Beginn<br />

des Spannungspulses an gemessen)?<br />

<strong>2.</strong> Skizziere den Zeitbereich 0 .. 250 ms, wenn wir annehmen das obige<br />

Integrierglied erhalte eine gepulste Rechteckspannung mit Û = 10 V und<br />

Tastgrad g = 0.5 und einer Frequenz f = 10 Hz. (Aus diesen Ang<strong>ab</strong>en ergibt<br />

sich eine Rechteckspannung, die 50 ms auf 10 V ist und die nächsten 50 ms<br />

auf 0 V usw.)<br />

Kondensator mit Isolationswiderstand<br />

Ein Glimmerkondensator ( r = 8) hat folgende Kenngrössen:<br />

Wirksame Oberfläche A = 500 cm 2 , Platten<strong>ab</strong>stand d = 0.1 mm. a) Wie gross<br />

ist die Kapazität C dieses Kondensators? b) Wie gross ist der<br />

Isolationswiderstand der Glimmerschicht dieses Kondensators ( Glimmer =<br />

510 14 m)<br />

Wie gross ist die Zeitkonstante der Selbstentladung dieses Kondensators?<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 16


Induktivität und Magnetismus<br />

In diesem Kapitel wollen wir uns dem Wesen und den Zusammenhängen des<br />

Magnetismus mit mathematischen Formeln nähern. Lasst uns zunächst einmal<br />

den magnetischen Kreis berechnen:<br />

Grundgrössen des magnetischen Kreises<br />

Der magnetische Kreis hat ähnliches Verhalten wie ein elektrischer Kreis. Wir<br />

brauchen nur die magnetischen den elektrischen Grundgrössen zuzuordnen.<br />

Danach können wir eigentlich ein Schema vom magnetischen Kreis zeichnen,<br />

so wie wir ein Elektro-Schema für eine Schaltung zeichnen. Mithilfe der<br />

mathematischen Beziehungen können wir schlussendlich die fehlenden<br />

Grössen berechnen. Betrachten wir diesen Sachverhalt in einer einfachen<br />

Gegenüberstellung:<br />

Wir können folgende Grössen gegenüberstellen:<br />

elektrischer Kreis<br />

magnetischer Kreis<br />

Quelle Batterie / Generator Spule, Dauermagnet<br />

Durchflutung [A]<br />

Verbraucher Widerstand R [] magn. Widerstand Rm<br />

[A/Vs], Luftspalt<br />

Fluss Strom I [A] magn. Fluss [Vs]<br />

Feldstärke el. Feldstärke E [V/m] magn. Feldstärke H<br />

[A/m]<br />

Flussdichte Sromdichte J [A/mm 2 ] Induktion B [Vs/m 2 = T]<br />

Perme<strong>ab</strong>ilität [Vs/Am]<br />

Leiter Kupferdraht Eisenkern<br />

Strömungsursache<br />

elektrische Spannung U<br />

[V]<br />

Materialkonstante<br />

spez. Widerstand <br />

[mm 2 /m oder m]<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 17


Wir können also mit unserem bereits eingeprägten Modell "elektrischer<br />

Stromkreis" auch den magnetischen Kreis angehen und in den Griff kriegen!<br />

Lasst es uns gleich versuchen:<br />

Durchflutung (Theta)<br />

Die magnetische Durchflutung ist treibende Kraft in einem Magnetkreis.<br />

Üblicherweise wird sie durch eine Spule erzeugt es kann <strong>ab</strong>er auch ein<br />

Permanentmagnet die treibende Kraft sein (z.B. in einem Dynamo).<br />

Wir berechnen sie mit folgender Beziehung:<br />

: magnetische Durchflutung [A]<br />

= IN<br />

I: elektrischer Strom [A]<br />

N: Anzahl Windungen der Spule [einheitenlos]<br />

Feldstärke H<br />

Die magnetische Feldstärke können wir nach der Substitution der elektrischen<br />

Formelzeichen durch die magnetischen direkt berechnen:<br />

<br />

H= <br />

l<br />

H: magnetische Feldstärke [A/m]<br />

: magnetische Durchflutung [A]<br />

l: Feldlinienlänge [m]<br />

Magnetische Induktion B (Flussdichte)<br />

Wir betrachten hier zuerst die magnetische Flussdichte, weil eine einfache<br />

Beziehung existiert, wie man sie aus den bisher bekannten Grössen berechnen<br />

kann:<br />

B = H wobei<br />

= 0 r<br />

B: magnetische Induktion<br />

[Vs/m 2 = T = Tesla]<br />

: magnetische Leitfähigkeit [Vs/Am]<br />

H: magnetische Feldstärke [A/m]<br />

Die Beziehung = 0 r zeigt uns denselben Sachverhalt wie das mit bei den<br />

Kondensatoren der Fall war: 0 ist eine Naturkonstante und beschreibt die<br />

Verhältnisse in Vakuum oder Luft. Sie beträgt 0 = 1.25710 -6 Vs/Am.<br />

r hingegen sagt aus, wieviel mal besser der verwendete Werkstoff die<br />

Feldlinien leitet wie das in Luft der Fall ist. Da Magnetwerkstoffe praktisch<br />

immer nichtlineares Verhalten zeigen. gibt es für den Zusammenhang B =<br />

f(H) meistens Diagramme anstelle fixer Zahlen.<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 18


Magnetischer Fluss (Phi)<br />

Der magnetische Fluss hängt mit der Flussdichte genau gleich zusammen wie<br />

die Stromdichte mit dem Strom:<br />

: magnetischer Fluss [Vs oder Wb (Weber)]<br />

= BA B: magnetische Flussdichte [T = Vs/m 2 ]<br />

A: Querschnitt des Kerns [m 2 ]<br />

In der Regel wird der magnetische Fluss durch einen Eisenkern geleitet. Der<br />

magnetische Fluss beschreibt also die Gesamtzahl aller Feldlinien einer<br />

stromdurchflossenen Spule oder eines Dauermagneten (Analog zum Strom I<br />

im Stromkreis).<br />

Lasst uns zu diesem Sachverhalt zwei Beispiele lösen:<br />

1. In einer Spule fliesst ein Strom I = 8 A. a) Wie viele Windungen muss sie<br />

h<strong>ab</strong>en, um in einem 5 mm breiten Luftspalt eine magnetische Induktion von<br />

0.4 T zu erzeugen? b) Wie gross ist der magnetische Fluss, wenn der Kern<br />

einen Querschnitt von 1 cm 2 aufweist?<br />

<strong>2.</strong> Gegeben ist ein einzelner stromdurchflossener Leiter. Wie verhält sich die<br />

Feldstärke H und die magnetische Induktion B in Funktion vom Abstand zum<br />

Leiter?<br />

Zahlenbeispiel: Der Strom ist I = 10 A, der Abstand r = 10 cm. H = ?, B = ?<br />

Zur Übung: Westermann S. 120 Nr. 1-8, 10-12 (Achtung Lösungen z.T falsch)<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 19


Der Magnetwiderstand Rm<br />

Als einzige noch unbehandelte Grösse ist uns der Magnetwiderstand Rm<br />

geblieben. Wenn wir diesen definiert h<strong>ab</strong>en, können wir den magnetischen<br />

Kreis genau gleich wie den elektrischen betrachten:<br />

Das „ohmsche Gesetz“ für den Magnetkreis lautet:<br />

= Rm Rm = / <br />

Wenn es uns gelingt, rechnerisch von auf zu kommen, sollten wir Rm aus<br />

rein geometrischen Grössen berechnen können:<br />

H = / l<br />

B = H = / l<br />

= BA = A / l<br />

Wenn wir nun das Ergebnis für in unsere Formel für Rm einsetzen, erhalten<br />

wir:<br />

Rm = / = / (A / l)<br />

Rm = l / (A)<br />

Aufg<strong>ab</strong>e: Berechne den Magnetwiderstand vom Luftspalt mit folgenden<br />

Dimensionen (aus Aufg. 1, vom letzten Blatt):<br />

Breite = 5 mm, Querschnitt = 1 cm 2<br />

Berechne die magn. Durchflutung, wenn = 40 Vs beträgt.<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 20


Strom im Magnetfeld<br />

Wir h<strong>ab</strong>en gesehen, dass einzelne Magnete sich je nach Lage zueinander<br />

anziehen/<strong>ab</strong>stossen können. Besonders beim Hufeisenmagnet stellten wir fest,<br />

dass diese Kräfte ganz beachtlich sein können. Wenn wir nun<br />

stromdurchflossene Leiter h<strong>ab</strong>en, werden diese ebenfalls zum Magneten. Wir<br />

werden in den folgenden Abschnitten sehen, wie genau dies zu erklären und<br />

zu berechnen ist.<br />

Stromdurchflossener Leiter im Magnetfeld<br />

Lasst uns zuerst nur ein Leiter in einem Magnetfeld betrachten, indem wir die<br />

Feldlinien dieser Anordnung aufzeichnen:<br />

N<br />

S<br />

Die Kraft wirkt unserer Skizze folgend quer zum Magnetfeld und auch quer<br />

zur Stromrichtung.<br />

Nachdem wir nun die Kraftrichtung kennen, interessiert uns natürlich auch die<br />

Stärke dieser Kraft. Sie hängt <strong>ab</strong> von:<br />

F = IBl<br />

Wenn wie bei einer Spule mehr als ein vom<br />

Strom durchflossener Leiter im Magnetfeld ist,<br />

beträgt die Kraft natürlich für jeden Leiter<br />

separat obigen Wert. Wir können dann die<br />

Gesamtkraft mit der erweiterten Formel<br />

berechnen:<br />

Lasst uns nun noch die Einheiten kontrollieren:<br />

F = IBl = [AVs/m 2 m = VAs/m = Nm/m = N]<br />

Übung: Westermann S. 121 Nr. 1 - 5<br />

F: Kraft in [N]<br />

I: Strom in [A]<br />

B: Flussdichte [T]<br />

l: Länge des Leiters im<br />

Magnetfeld [m]<br />

N: Anzahl Leiter im<br />

Magnetfeld<br />

F = IBlN<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 21


Stromdurchflossene Spule im Magnetfeld<br />

Wir h<strong>ab</strong>en uns noch gar keine Gedanken über den technischen Nutzen dieser<br />

Kraft auf einen stromdurchflossenen Leiter gemacht. Wir können mit diesem<br />

Effekt nämlich Motoren mit einem hohen Wirkungsgrad (ca. 75 - 95 %)<br />

bauen. Allerdings verwendet man dort anstelle von einzelnen Leitern ganze<br />

Leiterpakete oder eben Spulen. Lasst uns einige dieser Feldlinienbilder<br />

betrachten:<br />

In nebenstehender Skizze stellen wir fest, wie<br />

auf die Spule ein Drehmoment entsteht. Sie hat N<br />

das Bestreben, siech um die eigene Achse zu<br />

drehen, bis die beiden Felder gleich ausgerichtet<br />

sind. Bei einem Elektromotor muss die<br />

Stromrichtung dann jeweils umgepolt werden,<br />

um den Drehvorgang fortzusetzen. Dies<br />

geschieht mit dem Kollektor oder Kommutator.<br />

Wir können dieses Drehmoment auch<br />

berechnen:<br />

M Max = 2Fr = 2rIBlN = dIBlN<br />

Lasst uns noch einige weitere Feldlinienbilder betrachten, um festzustellen, ob<br />

wir die Gesetzmässigkeit verstanden h<strong>ab</strong>en.<br />

S<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 22


Das Hallelement<br />

Hallelemente können wir zur Messung von der magnetischen Flussdichte B<br />

verwenden. Es sind dünne Halbleiterplättchen mit folgender Form:<br />

Schicken wir nun einen Strom I durch dieses Plättchen, würde dieses im<br />

Magnetfeld genauso eine Kraft erfahren, wie dies bei einem normalen Leiter<br />

der Fall wäre. Wir erahnen es schon: Die Kraft wirkt natürlich auf die<br />

einzelnen Ladungsträger, d.h. die bewegten Ladungen werden im Magnetfeld<br />

<strong>ab</strong>gelenkt. Das heisst wiederum, dass sich an der einen Plattenseite positive<br />

Ladungsträger konzentrieren, auf der anderen die Negativen.<br />

Es entsteht eine Ladungstrennung, was wiederum auf eine Spannung<br />

schliessen lässt. Wie gross ist nun diese Spannung? Dazu müssen wir die Kraft<br />

auf einen Ladungsträger im elektrischen Feld heranziehen und dafür schauen,<br />

dass die magnetische und die elektrische Kraft im Gleichgewicht sind:<br />

F = 0 = F Mag + F el = IBl + QE E = -IBl/Q<br />

Bleibt nur noch herauszufinden, wie gross dass Q ist. Die Ladungsmenge im<br />

Plättchen entspricht dem Produkt der Ladungsträgerdichte und dem<br />

Plattenvolumen:<br />

Q = El lbdq<br />

E = -IBl/( El lbdq)<br />

E = -IB/( El bdq)<br />

Uns interessiert anstelle der Feldstärke die Hallspannung U H .<br />

U H = Eb = -IBb/( El bdq)<br />

U H = -IB/( El dq) R H = 1/( El q)<br />

Wenn wir nur den Betrag der Hallspannung wissen wollen und die<br />

Hallkonstante einsetzen, erhalten wir die Formel:<br />

U H = IBR H /d<br />

I: Stromstärke im Hallelement<br />

B: magnetische Flussdichte<br />

R H : Hallkonstante<br />

d: Dicke des Hallplättchens<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 23


Spannungserzeugung durch Induktion<br />

Wir wissen bereits, dass wir mit Generatoren elektrische Energie erzeugen<br />

können. Wir erzeugen Spannung durch Induktion. Wie dies genau vor sich<br />

geht, wollen wir in diesem Kapitel betrachten.<br />

Ein Magnetfeld bewirkt Kräfte auf<br />

bewegte Ladungen. Dies h<strong>ab</strong>en wir im<br />

vorigen Kapitel herausgefunden, als wir<br />

stromdurchflossene Leiter im<br />

Magnetfeld betrachteten. Nun versuchen<br />

wir einmal, den Leiter selber durch das<br />

Magnetfeld zu bewegen und zu<br />

betrachten, was mit den Ladungsträgern<br />

im Leiter passiert:<br />

Ein bewegter Leiter im Magnetfeld<br />

bewirkt Magnetkräfte auf dessen<br />

Ladungsträger, die senkrecht zum<br />

Magnetfeld und senkrecht zur<br />

Bewegungsrichtung des Leiters wirken.<br />

Wie gross ist nun diese magnetische<br />

Kraft?<br />

Wir kennen bereits die Beziehung F = IsB Wenn wir für I = Q/t einsetzen<br />

erhalten wir:<br />

F M = QBs/t F M = QBv<br />

Durch diese Kraft wandern die Ladungsträger ans eine Leiterende, es gibt eine<br />

Ladungskonzentration. Dadurch baut sich im Leiter ein elektrisches Feld auf,<br />

die Gegenkraft zur Magnetkraft. Es ergibt sich:<br />

F M + F El = 0<br />

F El = -F M<br />

QE = - QBv E = - Bv<br />

Wenn wir nun die Induktionsspannung suchen setzen wir ein:<br />

U ind = El = - Bvl<br />

Das Minuszeichen sagt aus, dass die<br />

Induktionsspannung der magnetischen<br />

Kraft entgegengerichtet ist. Die<br />

Induktionsspannung entsteht in jeder Windung<br />

einer Spule, also entsteht die Hauptformel:<br />

Zur Übung: Westermann S. 122 Nr. 4<br />

B: magnetische Flussdichte<br />

v: Geschwindigkeit des Leiters<br />

l: Länge des Leiters im Magnetfeld<br />

N: Windungszahl der Spule<br />

U ind = - BvlN<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 24


Mir selbst ist das aus der Herleitung hervorgegangene Minuszeichen auch<br />

immer etwas suspekt. Vielleicht ist es einfacher es wegzulassen und uns die<br />

Richtung der Spannung jeweils im Diagramm herauszulesen. Ein Merksatz,<br />

die Lenzsche Regel, sagt zudem:<br />

Der durch die induzierte Spannung verursachte Strom<br />

ist stets so gerichtet, dass sein Feld der Flussänderung<br />

entgegenwirkt.<br />

Ist ein Leiter im Magnetfeld in Bewegung, wird in ihm eine Spannung<br />

induziert. Hänge ich einen<br />

Lastwiderstand an diesen<br />

Leiter so beginnt ein Strom<br />

zu fliessen. Dieser ist so<br />

gerichtet, dass er wiederum<br />

eine Kraft im Magnetfeld<br />

bewirkt, die ihn in seiner<br />

Bewegung <strong>ab</strong>bremsen.<br />

Folgende Bilder sollen diesen<br />

Sachverhalt unterstreichen:<br />

Wir können <strong>ab</strong>er nicht nur in einem bewegten Leiter mit einem Magnetfeld<br />

eine Spannung induzieren. In einem Trafo z.B. h<strong>ab</strong>en wir keine beweglichen<br />

Teile. Folgende Formelumstellung soll uns zeigen, wie dies zu interpretieren<br />

ist. Wir nehmen zuerst die Formel für nur eine Windung:<br />

U ind = - Bvl = -B(s/t)l<br />

U ind = -Bls/t = -BA/t<br />

U ind = -/t<br />

Für eine Spule mit N Windungen ergibt sich:<br />

Was für Anwendungen der Spannungserzeugung durch Induktion kennen wir?<br />

Generatoren<br />

Induktionsmotoren<br />

(Drehstrom-<br />

Asynchronmaschine)<br />

Transformatoren<br />

Zur Übung: Westermann S. 122 Nr. 1-3<br />

/t: magnetische Flussänderung<br />

pro Zeiteinheit.<br />

N: Windungszahl der Spule<br />

U ind = -N/t<br />

magnetische<br />

Ton<strong>ab</strong>nehmer<br />

Drosselspulen<br />

(Selbstinduktion)<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 25


Die Induktivität L einer Spule (Selbstinduktion)<br />

Wir stellten fest, dass eine Flussänderung eine Induktionsspannung in einer<br />

Spule bewirkt. Was geschieht nun, wenn wir dieselbe Spule als Erzeuger des<br />

Magnetfeldes und als Induktionsspule betrachten? Wir beobachten die<br />

sogenannte Selbstinduktion. Sie beträgt<br />

<br />

U ind<br />

- N<br />

t<br />

Wir wollen nun versuchen, diese Formel so umzubiegen, dass nur noch<br />

elektrische Grössen als Veränderliche vorkommen. Bekanntlich wird der<br />

magnetische Fluss letztendlich vom Spulenstrom erzeugt:<br />

= IN<br />

= / Rm = IN/Rm<br />

Daraus ergibt sich für die Selbstinduktionsspannung:<br />

U ind = -N/t = -NIN/(tRm)<br />

U ind = -(N 2 / Rm) I / t<br />

Die Selbstinduktionsspannung hemmt die den Strom verursachende<br />

Spulenspannung U L . Bei der idealen Spule können wir sagen: U L + U ind = 0.<br />

Daraus ergibt sich U L = -U ind , oder anders gesagt, wir werden nun endlich das<br />

negative Vorzeichen wieder los…<br />

U L = (N 2 / Rm) I/t<br />

Nun, der Formelteil N 2 /Rm wird auch die<br />

Induktivität L der Spule genannt:<br />

N: Windungszahl der Spule<br />

Rm: Widerstand des Magnetkreises<br />

(Siehe auch Seite 20)<br />

I/t: Stromänderung in der Spule<br />

pro Zeiteinheit.<br />

L: Induktivität der Spule in<br />

Henry [H = Vs/A]<br />

A L : Spulenkonstante<br />

L = N 2 / Rm = N 2 A L<br />

In Bestellkatalogen wird häufig anstelle vom Rm<br />

die Spulenkonstante A L angegeben. Wir wissen ja<br />

nun: A L = 1/Rm Durch Einfügen von L ergibt sich<br />

die Grundformel für die Spulenspannung:<br />

U L = L I/t<br />

Zur Übung: Westermann S. 123 Nr. 1 - 5<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 26


Die gespeicherte Energie in einer Spule<br />

Offensichtlich kann mit einer Spannung an der Spule eine<br />

Stromstärkenänderung in dieser bewirkt werden. Umgekehrt bekommen wir<br />

beim Ausschalten einer Spule hohe Induktionsspannungen. Damit dies<br />

überhaupt möglich ist, muss in der stromdurchflossenen Spule ähnlich wie im<br />

Kondensator Energie gespeichert sein. Die Beziehung der Induktivität zu<br />

Spannung und Strom bringt uns auf die richtige Fährte:<br />

I<br />

U L<br />

t<br />

Bei gleichbleibender Spannung an einer idealen Induktivität ist die<br />

Stromstärkenzuname konstant:<br />

Zeichnen wir zunächst einmal den Strom der Spule in Funktion der<br />

Einschaltzeit auf.<br />

Der Strom verhält sich gemäss der<br />

Beziehung<br />

U<br />

I t<br />

L<br />

wenn die Spannung an der idealen<br />

Spule konstant gehalten wird.<br />

Betrachten wir nun, wie wir aus dieser Darstellung auf die in der Spule<br />

gespeicherte Energie schliessen können.<br />

Wir kennen die Beziehung für die elektrische Arbeit resp. Energie:<br />

W = Pt = UIt<br />

Die Spannung h<strong>ab</strong>en wir beim Einschalten der Spule konstant gehalten, wir<br />

müssen also noch einen Wert für das Produkt It h<strong>ab</strong>en.<br />

Dieses Produkt entspricht der Fläche des Dreiecks unter der Kurve, ähnlich<br />

wie bei der Energieberechnung beim Kondensator. Der Grund liegt darin, dass<br />

sich der Strom ja kontinuierlich verändert, also nicht konstant bleibt:<br />

W = 1/2UIt t = IL/U<br />

W = 1/2LI 2<br />

Übungen zum Thema: Rechenbuch für Elektroniker S. 84 Nr. 3 - 5<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 27


Zusatzaufg<strong>ab</strong>en<br />

1. Eine Ringspule hat folgende Kennwerte: N = 400, r i = 25 mm, r a = 45 mm,<br />

h = 20 mm Wie gross ist die Induktivität L dieser Spule a) als Luftspule b) mit<br />

einem Ferritkern mit r = 500 ausgeführt<br />

<strong>2.</strong> Eine Spule mit N = 300 Windungen ist auf einen Eisenkern (Querschnitt 16<br />

x 16 mm) mit unendlich hoher Perme<strong>ab</strong>ilität gewickelt Wie gross ist die<br />

Induktivität L, wenn die beiden Teilkerne durch einen Luftspalt s = 0.15 mm<br />

getrennt sind.<br />

3. Nehmen wir an, eine ideale Spule mit L=0.15 H werde an eine Spannung<br />

U = 1V angeschlossen. a) Wie gross ist I/t? b) Wie gross ist der Strom I<br />

nach t=0.5s? c) Zeichne ein Diagramm der Stromzunahme in Funktion der<br />

Zeit.<br />

d) Wie gross ist die in der Spule gespeicherte Energie bei einem Endstrom von<br />

I = 5A?<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 28


Das RL-Glied im Gleichstromkreis<br />

Nachdem wir nun den<br />

Kondensator am<br />

Gleichstromkreis untersucht<br />

h<strong>ab</strong>en, betrachten wir uns die<br />

Induktivität an Gleichspannung.<br />

Schauen wir uns zunächst das<br />

Schema an, mit dem wir das<br />

Verhalten eines LR-Kreises<br />

beobachten können.<br />

Wir kennen noch die Formel,<br />

welche die Induktivität L im elektrischen Kreis beschreibt: U L = L I/t<br />

Wenn die Stromstärke in einer Spule eine <strong>ab</strong>rupte Änderung erfahren sollte,<br />

müsste die Stromänderung pro Zeiteinheit I/t sehr gross sein. Dies<br />

wiederum ergibt eine sehr grosse Spulenspannung U L . Könnte der Strom in<br />

der Spule sprunghaft ändern, müsste die Spulenspannung unendlich gross<br />

werden. Dies heisst für uns:<br />

Der Strom in einer Induktivität kann nie sprunghaft<br />

ändern!<br />

Wir können nun wieder eine ähnliche Betrachtung wie beim Kondensator<br />

machen: Schalten wir die noch stromlose Spule an die Spannung U, h<strong>ab</strong>en wir<br />

zu Beginn die volle Spannung an der Induktivität: U L = U<br />

Zur Begründung: Die Spule ist im Einschaltmoment noch stromlos, folglich<br />

fliesst auch durch den Widerstand noch kein Strom, er verursacht also noch<br />

keinen Spannungs<strong>ab</strong>fall.<br />

Die Stromzuname in der Spule beträgt im ersten Moment:<br />

I/t = U L / L<br />

Der Maximalstrom, der irgendwann nach dem Einschalten einmal erreicht<br />

wird, nur durch den Widerstand R begrenzt. Sobald der Strom konstant ist<br />

wird I/t = 0, folglich ist auch U L = L0 = 0<br />

Es ergibt sich der maximale Strom I LMax = U/R<br />

Wenn wir annehmen, dass die Spulenspannung konstant bleiben würde finden<br />

wir die Zeitkonstante heraus (= die Zeit, bis der Maximalstrom bei konstantem<br />

U L = U fliessen würde):<br />

I LMax / = U / L<br />

= I LMax L / U = UL/(RU)<br />

= L/R<br />

Auch hier gilt <strong>ab</strong>er wieder die Einschränkung, dass die Spulenspannung U L ja<br />

gar nicht konstant bleibt.<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 29


Durch den<br />

zunehmenden Strom<br />

in der Spule ergibt<br />

sich über dem<br />

Widerstand ein<br />

Spannungs<strong>ab</strong>fall, der<br />

die Spulenspannung<br />

U L verringert.<br />

Dadurch verkleinert<br />

sich <strong>ab</strong>er auch die<br />

Stromzunahme, es<br />

ergibt sich wieder eine<br />

gekrümmte<br />

"Ladekurve":<br />

Was können wir gegen die Überspannungsspitzen tun?<br />

Wir schalten Widerstände, Kondensatoren oder<br />

Freilaufdioden parallel zur Induktivität, damit die<br />

Spulenenergie unterbruchslos <strong>ab</strong>fliessen kann.<br />

Wir können die Selbstinduktionsspannung <strong>ab</strong>er auch nutzbringend einsetzen:<br />

Zündspannungserzeuger zum Zünden von<br />

Gasentladungslampen oder von Benzinmotoren.<br />

DC-DC Konverter mit Zerhacker<br />

Viehütapparat<br />

Beispiele für induktive Verbraucher (Bei all diesen Bauteilen können also<br />

Überspannungspitzen beobachtet werden, die ohne Vorkehrungen durchaus<br />

zerstörerisch wirken können):<br />

Drosselspulen<br />

Motoren und<br />

Generatoren<br />

Transformatoren<br />

Relaisspulen<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 30


Formeln fürs RL-Glied<br />

Ganz ähnlich wie ein RC Glied verhält sich auch das RL-Glied. Beim RL-<br />

Glied kann <strong>ab</strong>er der Strom nicht sprunghaft ändern (beim RC-Glied war es die<br />

Spannung) Auf diesem Blatt wollen wir die notwendigen Berechnungsformeln<br />

zusammenstellen.<br />

Einschalten der Spule<br />

In der Spule fliesst zu Beginn des Vorganges kein Strom (I L = 0). Es ergeben<br />

sich folgende Zusammenhänge:<br />

Ausschalten der Spule<br />

Durch die Spule fliesst zu Beginn des Vorganges der Strom I L = I 0 . Es ergeben<br />

sich folgende Zusammenhänge:<br />

Merke: Da die Spule beim Ausschalten den Strom halten möchte, wird die<br />

Spulenspannung U L negativ!<br />

Übung: Westermann S.125 Nr. 1, 2, 4, 5, (10)<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 31


Allgemeine Formeln zur Berechnung von RL Gliedern<br />

Bis jetzt h<strong>ab</strong>en wir vom Ein- und Ausschalten von RL Gliedern gesprochen.<br />

Es ist <strong>ab</strong>er auch denkbar, dass eine Spule eingeschaltet wird, deren Strom I L<br />

(noch) nicht 0 ist.<br />

Mit unseren Erkenntnissen ist es <strong>ab</strong>er ein kleiner Schritt, allgemein gültige<br />

Formeln für diese Problematik herzuleiten: Wir berechnen die Anfangsgrösse,<br />

die beim jeweiligen Element sprunghaft ändern kann und setzen das Ergebnis<br />

in unsere bereits bekannte e-Funktion ein:<br />

Übung: Rechenbuch für Elektroniker S. 78 Nr. 21, 23<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 32


Zusätzliche Übungsaufg<strong>ab</strong>en zu RL Gliedern<br />

Ein RL-Integrierglied wird zum Dämpfen des Wechselstromanteiles einer<br />

Rechteckspannung verwendet. L = 1.5H und R=50. Sie wird mit einer<br />

Rechteckspannung mit U=5V und f=50Hz gespiesen (Tastgrad G=0.5)<br />

a) Zeichne den Spannungsverlauf am Widerstand R für die ersten 3 Perioden<br />

(I L (t=0)=0) vom Eingangssignal auf.<br />

b) Wie würde der Spannungsverlauf am Widerstand R aussehen, wenn zum<br />

Zeitpunkt t=0 eine Gleichspannung U=<strong>2.</strong>5 V angelegt würde. (Vergleiche die<br />

Kurven aus a) und b))<br />

(Lösung siehe RL-Glied Aufg<strong>ab</strong>e<strong>2.</strong>xls)<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 33


Simulation des Verhaltens von RC/RL-Gliedern<br />

Wir h<strong>ab</strong>en es nun im Griff, das Ein- und Ausschaltverhalten von Spulen und<br />

Kondensatoren zu berechnen. Ja wir können noch mehr: Wir wissen bereits<br />

wie wir die Spannung oder den Strom an diesen Elementen nach einer<br />

bestimmten Zeitdauer berechnen können, auch wenn der Kondensator nicht<br />

ungeladen oder die Spule nicht stromlos war.<br />

Mit diesen allgemeinen Formeln für RL/RC Glieder können wir zum<br />

Abschluss dieses Kapitels noch etwas hochinteressantes ausprobieren:<br />

Wir versuchen, die Spannung/den Strom an diesen Bauteilen jeweils nach<br />

fixen Zeit<strong>ab</strong>ständen neu zu berechnen. Wir werden jeweils von den Werten zu<br />

Beginn der Zeitperiode ausgehen und so die Werte am Ende der Zeitperiode<br />

bestimmen. Wenn wir nun noch zulassen, dass sich die Eingangsspannung im<br />

Verlaufe der Zeit ändert, können wir mit Hilfe von Excel einen kleinen<br />

Simulator bauen, der das Verhalten unserer RC/RL Glieder an beliebigen<br />

Spannungsformen darstellt. Auf ganz ähnliche Weise funktioniert z.B.<br />

Electronics Workbench. Lasst uns also die Grundlagen für dieses Thema<br />

erarbeiten und uns das Ganze schlussendlich auf Excel ausprobieren.<br />

Simulation RC-Glied an beliebiger Eingangsspannungsform<br />

Zunächst scheint uns obiger Text wohl noch etwas hypothetisch. Lasst uns<br />

also zunächst im Diagramm betrachten, was wir überhaupt genau berechnen<br />

wollen:<br />

Wir 'hangeln' uns quasi von<br />

Zeitperiode zu Zeitperiode, wobei die<br />

Spannung des Kondensators zu<br />

Beginn einer Berechnungsperiode<br />

dieselbe ist wie am Ende der<br />

vorherigen Periode. Die Spannung am<br />

Kondensator kann ja nicht sprunghaft<br />

ändern.<br />

Wenn wir nun unsere allgemeine Formel fürs RC Glied noch so umschreiben,<br />

dass wir nur noch eine zeit<strong>ab</strong>hängige e-Funktion drinh<strong>ab</strong>en, können wir diese<br />

später in EXCEL verwenden, um aus den Anfangswerten jeweils die neuen<br />

Endwerte zu berechnen:<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 34


Lasst uns nun das Ganze einmal so vorbereiten, dass wir im Excel das<br />

Verhalten des RC-Gliedes an einer Sinusspannung simulieren können. Dazu<br />

dient folgendes Beispiel:<br />

Ein RC-Glied mit C = 10 F und R = 3.3 k liegt an einer Wechselspannung<br />

mit einer Periodendauer von 200 ms und Û = 10 V. Berechne die Spannungen<br />

U C und U R jeweils im Abstand von 1 ms (t = 1 ms).<br />

Wir erstellen uns dazu eine T<strong>ab</strong>elle mit folgenden Kolonnen und tragen unten<br />

ein, wie wir die entsprechenden Werte berechnen können:<br />

t UEingang UC UR IC<br />

[ms] [V] [V] [V] [mA]<br />

0 0 0.000 0 0<br />

1 0.314108 0.000 0.314 9.52E-05<br />

2 0.627905 0.009 0.619 0.000187<br />

3 0.941083 0.028 0.913 0.000277<br />

4 1.253332 0.055 1.198 0.000363<br />

5<br />

Simulation RL-Glied an beliebiger Eingangsspannungsform<br />

Genau gleich können wir vorgehen, wenn wir ein RL-Glied simulieren<br />

möchten. Hier kann sich allerdings der Strom nicht sprunghaft ändern, d.h. wir<br />

müssen sicher nach jeder Zeitperiode den Spulenstrom bestimmen: Der<br />

Endwert der vorigen Periode wird der Startwert der folgenden.<br />

Auch hier hilft zur Simulation die umgestellte allgemeine Formel für RL<br />

Glied:<br />

Beispiel: Ein RL-Glied mit L = 1.5 H und R = 50 liegt an einer<br />

Sinusspannung mit Û = 10 V und Periodendauer T = 200 ms.<br />

Berechne in 1 ms Schritten U L und U R .<br />

<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 35


<strong>Elektrotechnik</strong> Alexander Wenk Seite 36

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