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und Heute - Lutherstadt Wittenberg

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wittenberg.de - 10 -<br />

Nr. 2/2009<br />

gen sind jedoch die im Boden verborgenen Spuren <strong>und</strong> Zeugnisse<br />

einer wechselvollen Geschichte dieses Gebäudes, dem eine herausragende<br />

Bedeutung innerhalb der mittelalterlichen <strong>und</strong> frühneuzeitlichen<br />

Geschichte von <strong>Wittenberg</strong> zukommt.<br />

Wenig bekannt dürfte sein, dass bereits durch Melanchthon im<br />

16. Jahrh<strong>und</strong>ert erste Dokumentationen an den in der damaligen<br />

Klosterkirche befindlichen Geschichtszeugnissen vorgenommen wurden,<br />

als er die Grabinschriften der Gräber der askanischen Kurfürsten<br />

erfasste <strong>und</strong> so der Nachwelt überlieferte. Erste archäologische<br />

Dokumentationen wurden zum Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts durch<br />

Herrn v. Hirschfeld durchgeführt <strong>und</strong> anschließend publiziert. Ziel<br />

dieser damaligen Untersuchungen waren zeitgemäß vor allem die<br />

kurfürstlichen Gräber, die durch den bevorstehenden Umbau des<br />

Gebäudes zu einer Kaserne aufs Äußerste gefährdet waren.<br />

Die jetzt anstehenden Bauarbeiten zur Errichtung des Stadthauses<br />

bieten nunmehr erstmals umfassende Möglichkeiten zur wissenschaftlichen<br />

Erk<strong>und</strong>ung <strong>und</strong> fachgerechten Dokumentation an diesem<br />

stadtgeschichtlich bedeutsamen Objekt, ohne das eine ggf.<br />

vorhandene Innenbebauung schmerzhafte Grenzen zöge.<br />

In den vergangenen Wochen konnten bereits wesentliche Erkenntnisse<br />

gewonnen werden, die im Rahmen des Pressetermins der<br />

Öffentlichkeit vorgestellt werden:<br />

Wichtigste Erkenntnis ist, dass die als Grablegung der Kurfürsten<br />

dienende Klosterkirche einen steinernen Vorgängerbau hatte, welcher<br />

etwa die gleiche Länge wie der noch heute stehende Bau aufweist.<br />

Dieser frühere Bau stammt aus den Jahren um 1270, als das<br />

Kloster gegründet wurde <strong>und</strong> war der erste sakrale Bau an dieser<br />

Stelle. Dieser frühe Kirchenbau wurde im 14. Jahrh<strong>und</strong>ert durch den<br />

Anbau eines südlichen Seitenschiffes bedeutend vergrößert, sodass<br />

die heute sichtbare Größe erreicht wurde.<br />

Der großflächig erhaltene rote Ziegelfußboden stammt zum größten<br />

Teil aus dieser Umbauphase.<br />

Nach Auflösung des Klosters erfolgte um 1540 der Umbau zu einem<br />

Kornspeicher. Aus dieser Bauphase sind einzelne <strong>und</strong> auch nur wenig<br />

erhaltene Säulenf<strong>und</strong>amente nachweisbar.<br />

Die kriegerischen Ereignisse des Jahres 1760 führten auch zu einer<br />

Zerstörung des Kornhauses, das in der Folgezeit jedoch wieder neu<br />

aufgebaut wurde. Aus dieser Bauphase stammen die regelmäßig angeordneten<br />

quadratischen Säulenf<strong>und</strong>amente, die dem Raum ein mehrschiffiges<br />

Gepräge geben. Zur Veranschaulichung wird auf ein Grabungsfoto<br />

verwiesen, welches von Höhe der heutigen Mauerkronen<br />

aufgenommen wurde <strong>und</strong> unter dem angegebenen Link abrufbar ist.<br />

Die gegenwärtigen Untersuchungen betreffen in erster Linie die Nachuntersuchung<br />

der von v. Hirschfeld angelegten Suchgräben, um die<br />

damaligen Untersuchungsergebnisse mit heutigen Methoden zu überprüfen.<br />

Es zeigte sich nämlich, dass der Umfang der durchgeführten<br />

Untersuchungen geringer war, als aus den seinerzeitigen Veröffentlichungen<br />

zu erschließen gewesen war. Die Grenzen der damaligen<br />

Untersuchungen zeigen sich heute noch an dem flächig vorhandenen<br />

roten Kirchenfußbodenpflaster. Die Bereiche darunter sind durch<br />

die bisherigen Untersuchungen unberührt <strong>und</strong> harren der Erforschung.<br />

Die zahlreichen Umbauten in der Franziskanerkirche führten dazu,<br />

dass wiederholt Bauteile eine erneute wenn auch eher zufällige Wiederverwendung<br />

fanden. Hierzu zählt insbesondere eine große Kalksteinplatte<br />

aus polierfähigem Knollenkalk, sog. „Rotmarmor“, Diese<br />

Platte war ehemals Teil einer großen Grabanlage oder eines Altares<br />

<strong>und</strong> stammt sicher aus dem späten Mittelalter. Die wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen zur Herkunft des Steines laufen noch, es wird<br />

jedoch eine Herkunft aus dem alpinen Raum angenommen. Das<br />

Material stellt diesen F<strong>und</strong> in eine Reihe mit dem Hochaltar aus dem<br />

Magdeburger Dom <strong>und</strong> verweist so auf die überaus große Bedeutung<br />

von <strong>Wittenberg</strong> bereits in jener Zeit. Die Platte wurde bereits<br />

geborgen <strong>und</strong> gesichert. Ein Situationsfoto ist unter dem angegebenen<br />

Link abrufbar.<br />

Von besonderem Interesse sind einige Nachweise von farbigem gotischem<br />

Maßwerk, welches in das späte 13. Jahrh<strong>und</strong>ert datiert <strong>und</strong><br />

damit aus der ersten Klosterkirche stammt. Auch hier ist ein Foto<br />

unter dem angegebenen Link abrufbar.<br />

Ein besonders schönes Relikt, das sich beim Rückbau der neuzeitlichen<br />

Säulenf<strong>und</strong>amente fand, ist ein Grabstein mit gotischen Schriftzeichen,<br />

welches aus dem frühen 15. Jahrh<strong>und</strong>ert stammt. Die Analyse<br />

der Grabinschrift ist noch nicht abgeschlossen. Ein Foto ist wiederum<br />

unter dem angegebenen Link abrufbar.<br />

Ein durch die Untersuchungen von v. Hirschfeld bereits bekanntes<br />

Grab wurde durch die jetzigen Untersuchungen ebenfalls erfasst <strong>und</strong><br />

nachuntersucht. Es stammt wohl aus dem späten 14. bzw. frühen<br />

15. Jahrh<strong>und</strong>ert. Eine zwischenzeitlich durchgeführte anthropologische<br />

Untersuchung der geborgenen Skelettreste ergab, dass in dieser<br />

stattlichen Gruft eine etwa 29 Jahre alte Frau bestattet wurde.<br />

Die in der Pressemitteilung genannten Grabungsfotos finden Sie<br />

unter:<br />

www.archlsa.de/franziskanerkloster_wittenberg/<br />

Dr. Andreas Hille<br />

Landesamt für Denkmalpflege <strong>und</strong> Archäologie LSA<br />

Tel.: 03 45/5 24 74 04<br />

Redaktionsschluss <strong>und</strong> Erscheinungstage<br />

des Amtsblattes „Die neue Brücke“<br />

für das Jahr 2009<br />

Ausgabe-Nr. Redaktionsschluss Erscheinungstag<br />

01/2009 Mo., 29.12.2008 Fr., 09.01.2009<br />

02/2009 Do., 15.01.2009 Fr., 23.01.2009<br />

03/2009 Do., 29.01.2009 Fr., 06.02.2009<br />

04/2009 Do., 12.02.2009 Fr., 20.02.2009<br />

05/2009 Do., 26.02.2009 Fr., 06.03.2009<br />

06/2009 Do., 12.03.2009 Fr., 20.03.2009<br />

07/2009 Do., 26.03.2009 Fr., 03.04.2009<br />

08/2009 Di., 07.04.2009 Fr., 17.04.2009<br />

(Ostern)<br />

09/2009 Mi., 22.04.2009 Do., 30.04.2009<br />

(Maifeiertag)<br />

10/2009 Do., 07.05.2009 Fr., 15.05.2009<br />

11/2009 Mi., 20.05.2009 Fr., 29.05.2009<br />

(Himmelfahrt)<br />

12/2009 Do., 04.06.2009 Fr., 12.06.2009<br />

13/2009 Do., 18.06.2009 Fr., 26.06.2009<br />

14/2009 Do., 02.07.2009 Fr., 10.07.2009<br />

15/2009 Do., 16.07.2009 Fr., 24.07.2009<br />

16/2009 Do., 30.07.2009 Fr., 07.08.2009<br />

17/2009 Do., 13.08.2009 Fr., 21.08.2009<br />

18/2009 Do., 27.08.2009 Fr., 04.09.2009<br />

19/2009 Do., 10.09.2009 Fr., 18.09.2009<br />

20/2009 Do., 24.09.2009 Fr., 02.10.2009<br />

21/2009 Do., 08.10.2009 Fr., 16.10.2009<br />

22/2009 Do., 22.10.2009 Fr., 30.10.2009<br />

23/2009 Do., 05.11.2009 Fr., 13.11.2009<br />

24/2009 Do., 19.11.2009 Fr., 27.11.2009<br />

25/2009 Do., 03.12.2009 Fr., 11.12.2009<br />

IMPRESSUM<br />

„Die neue Brücke“<br />

Amtsblatt für den kommunalen Bereich der <strong>Lutherstadt</strong> <strong>Wittenberg</strong><br />

Das Amtsblatt erscheint 14täglich,<br />

jeweils freitags in den geraden Wochen<br />

- Herausgeber, Druck <strong>und</strong> Verlag:<br />

VERLAG + DRUCK LINUS WITTICH KG,<br />

04916 Herzberg, An den Steinenden 10, Telefon: (03535) 4 89-0,<br />

Telefax: (03535) 4 89-1 15, Telefax-Redaktion: (03535) 4 89-1 55<br />

- Verantwortlich für den amtlichen <strong>und</strong> nichtamtlichen Teil:<br />

Der Oberbürgermeister der <strong>Lutherstadt</strong> <strong>Wittenberg</strong>,<br />

Herr Eckhard Naumann, Lutherstr. 56, 06886 <strong>Lutherstadt</strong> <strong>Wittenberg</strong><br />

Die veröffentlichten Meinungen <strong>und</strong> Beiträge der Rubriken Heimatgeschichte,<br />

Vereine <strong>und</strong> Verbände sowie Bürgermeinungen müssen nicht mit<br />

der Meinung der Redaktion „Die neue Brücke“ übereinstimmen. Namentlich<br />

gekennzeichnete Beiträge geben ausschließlich die Meinung des Verfassers<br />

wieder.<br />

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vertreten durch den Geschäftsführer Marco Müller<br />

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