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INTERVIEW Der Held des Romans wird aus dem Gefängnis entlassen und stolpert in allerhand turbulente Abenteuer. Man sieht die Geschichte wie einen Film vor sich. Hat Sie das, die visuelle Seite von Meiers Prosa, gereizt, wieder mit einem Roman von ihm auf Lesetour zu gehen? Ich mag seine Art, den Figuren Leben einzuhauchen – der liebt seine Charaktere wirklich. Einigen dieser Leute möchte ich im wahren Leben wirklich nicht begegnen, andere würde man vielleicht gar nicht wahrnehmen: ein Zimmermädchen, das alle Kamasutra-Stellungen ausprobiert und in einer Kommune gelebt hat, einen türkischen Jugendlichen, in dem plötzlich der Elvis erwacht. Kann sein, dass da viel Fantasie dabei ist, aber Georg ist jemand, der hinter die Fassaden der Menschen schauen kann und das auch gerne macht. Der Verlag schreibt, eine solche irrwitzige Geschichte könne nur einer erzählen, der die Siebzigerjahre und das »Leben abseits der Normen reichlich gekostet hat«. Wie haben Sie diese Zeit erlebt? Das Leben außerhalb der Normen kenne ich eigentlich nicht so. Alles was ich selber erlebt habe, war in den Siebzigerjahren relativ normal. Die Siebziger waren die große Zeit der Subkultur. Natürlich habe ich damals Drogen probiert und bin auch mit Martin Semmelrogge Martin Semmelrogge zählt zu den markantesten Stimmen des deutschen Films. Unvergessen ist der 1955 geborene Sohn des Schauspielers Willy Semmelrogge als spitzbübischer 2. Wachoffizier in »Das Boot«, in Steven Spielbergs »Schindlers Liste« spielte er mit, in »Tadellöser & Wolf« und in den »Vorstadtkrokodilen« (1977 und in der Neuauflage von 2009), mimte in unzähligen Krimis (»Tatort«, »Derrick«, »Polizeiruf 110« etc.) den jugendlichen Kriminellen oder den zwielichtigen Gauner. Auch neben der Leinwand sorgte er für Schlagzeilen, meist wegen Verkehrsdelikten, die ihn mehrfach vor Gericht brachten. Semmelrogge wohnt mit seiner Frau Sonja, einer Regisseurin, in Ventura/Kalifornien. In den letzten Jahren stand er vorwiegend auf Theaterbühnen oder wirkte als Synchronsprecher, unter anderem bei den Kinofilmen »Die Monster AG« (als Randall Boggs) und »Rango« (als Krötenechse Waffles). 10 streifzug 9/2012 dem Gesetz in Konflikt gekommen – zu Recht, wohlbemerkt, aber ich hab keine Banküberfälle gemacht oder anderen Leuten geschadet. Ich habe schon damals viel gearbeitet, hatte auch eine ganz disziplinierte, spießige Seite, die das Wilde in mir etwas ausgeglichen und mich vor Schlimmerem bewahrt hat. Trotzdem, solche Verrückten wie in »Das Jahr der wundersamen Elvis-Vermehrung« hab ich auch gekannt. Es war alles in allem auch eine tolle Zeit, aber ich lebe immer im Hier und Heute. Als Ihre Lieblingssongs haben sie einmal zwei Stücke der Rolling Stones angegeben. Haben Sie irgendeine Affinität zu Elvis Presley? Als ich ein Teenager war, hatte Elvis längst seinen Zenit überschritten, trat aufgeschwemmt in zu engen Glitzeranzügen in Las Vegas auf und spielte in unsäglich doofen Filmchen mit. Da waren mir die Beatles und die Rolling Stones lieber. Von Elvis mochte ich ein paar Lieder, komischerweise eher die traurigen, wie »In the Ghetto« oder »Are you lonesome tonight«, aber ein richtiger Fan war ich nie. Friedberg und die Altstadtkneipen spielen in dem Roman eine nicht unerhebliche Rolle. Sie haben hier im vergangenen Jahr Theater gespielt. Hat man auf einer Theatertournee überhaupt Zeit, um sich die Städte anzuschauen? Doch, ab und zu laufe ich auch mal durch die Altstadt oder ich jogge durch den Wald, aber damit lernt man eine Stadt oder Gegend natürlich nicht wirklich kennen. Da ich keinen Alkohol mehr trinke, bin ich auch nicht so ein Fan von Altstadtkneipen – aber die Taunustherme in Bad Homburg und tolle Fitnesscenter mit Spa besuche ich eigentlich immer, wenn ich in der Nähe bin. Sie haben große Rollen im deutschen und internationalen Film gespielt, von »Tadellöser & Wolf« bis »Schindlers Liste«. In letzter Zeit sind Sie mehr auf Theaterbühnen zu sehen. Was macht mehr Spaß? Beides macht Spaß – aber ganz ehrlich, ich kann und darf auf der Bühne viel mehr zeigen als auf der Leinwand. Die Rollen, die ich in den letzten Jahren auf der Bühne gespielt habe (einen Börsenhai in »Enron«, einen mephistolischen KZ-Leiter in »Zipf oder die dunkle Seite des Mondes«, den sinistren Piratenjäger Stede Bonnet beim Piraten-Open-Air-Theater oder den trennungsgeschädigten Oliver Rose in »Der Rosenkrieg«), diese Rollen gibt es im Deutschen Film gar nicht, zumindest nicht für Bloß kein Klischee. mich. Den blöden Klischeebösewicht in einer Vorabendserie zu geben, macht mir keinen Spaß. Hab ich auch schon mal gemacht, aber es nervt mich zusehends. Außerdem liebe ich das direkte Feedback des Publikums, und das gibt es nur auf der Bühne. In Filmen spielen Sie meist bösbubige Schurken und zwielichtige Typen. Welche ganz andere Rolle würde Sie reizen? Ich hab gar nichts gegen zwielichtige Typen, solange sie in den Drehbüchern nicht so eindimensional daherkommen. Klar, so einen schrulligen Typen wie den Hans in Georg Meiers »Jahr der wundersamen Elvis- Vermehrung«, den würde ich schon gerne spielen. Mal sehen, ob sich jemand findet, der diese krasse Geschichte verfilmen mag. Ansonsten entwickle ich gemeinsam mit meiner Frau gerade einen eigenen Serienstoff, den wir in den nächsten Jahren in den USA verwirklichen möchten. Das wäre mein großer Traum! Wie geht’s nach der Lesetour weiter? Mit Theater, Film, Fernsehen, Hörbüchern, Synchronsprecher-Rollen? Für nächstes Jahr steht ein neues Theaterprojekt an, »Die toten Augen von London« nach Edgar Wallace, und ein Kinofilm ist auch schon zugesagt. Darüber hinaus schreibe ich ja, wie schon erwähnt, mit meiner Frau an einem Drehbuch für eine Comedy-Serie. Das ist übrigens etwas, was ich wirklich mag: Rollen, in denen ich auch mal witzig sein darf! (jw)
Rock und Ravioli Die Sonne strahlt, Schweißperlen glitzern auf der Haut, in der Hand ein kühles Bier – und vorne auf der Bühne geht die Post ab: willkommen im Festivalsommer! Dass es nicht immer gleich Rock am Ring sein muss, zeigen die Line-ups des Soundgarden Festivals in Bad Nauheim (31. August und 1. September) und des Karbener Endless Summer Festivals (7. bis 9. September). Auch dieses Jahr wird sich der Goldsteinpark in ein Festivalgelände verwandeln, 16 Bands wollen in idyllischer Atmosphäre die Massen zum Schwitzen bringen. Der Umzug von der Friedberger Seewiese nach Bad Nauheim hat sich gelohnt: »Wir hatten fast nur positive Rückmeldungen, viele Anwohner haben sogar mitgefeiert«, erzählt Johannes Stamm, Vorsitzender des Stadtjugend- rings. Das Line-up für das Soundgarden Festival Den Auftakt machen am Freitag um 16 Uhr die französischen Ska-Musiker von P.O.Box. Weiter geht’s mit Captain Capa, Emma6, Mr. Irish Bastard, 5Bugs, den Ohrbooten und Max Prosa. Zum Abschluss gibt’s Indie, Elektro und Hip- Hop von Timid Tiger. Der Samstag beginnt lyrisch: Von 14 bis 16 Uhr steht ein Poetry Slam auf dem Programm. Den musikalischen Auftakt machen die Jungs von The Munitors, die spätestens seit ihrem Sieg beim Band Contest im »Junity« vielen <strong>Wetterauer</strong>n ein Begriff sein dürften. Weiter geht’s mit We save HipHop, The Jerks, Supershirt, My Glorious, We butter the bread with butter und Großstadtgeflüster. Zum Finale werden die Emil Bulls die Bühne rocken. Wer nur an einem der beiden Festivaltage kommt, zahlt im Vorverkauf 17,50 Euro. Das Zwei-Tages-Ticket kostet im Vorverkauf 28,50 Euro (beide Preise sind inklusive der VVK-Gebühr). Auch an der Abendkasse gibt es noch Karten. Weitere Infos gibt es auf der Internetseite www.soundgarden-festival.de. Das Festival sei jedoch nicht nur ein Ort zum Abrocken – »auch wenn das natürlich im Mittelpunkt steht«. Für die Zeit vor, nach und zwischen den Auftritten gibt es jede Menge Angebote abseits der beiden Bühnen, darunter einen Kletterpark und eine Chillout-Area. Neu ist das DJ-Zelt, in dem in den Abendstunden Elektro-Beats aus den Boxen dröhnen sollen. Auch beim Karbener Endless Summer Festival ist einiges neu. »Bisher war das Festival nach einem Tag vorbei, dieses Mal erstreckt es sich über drei Tage«, erklärt Hans Christian Arlt vom Organisationsteam der Kulturscheune. 26 Bands haben ihr Kommen angekündigt. Doch auch der <strong>Wetterauer</strong> Nachwuchs darf Festivalluft schnuppern. Bei der Rockademy Egotronic sind in Karben dabei. Headliner: die Emil Bulls. FESTIVAL der Musikschule können am Samstag Nachwuchsmusiker ihr Können beweisen, für die Besucher ist der Eintritt bis 15 Uhr frei. Gleiches gilt für den Sonntag. Arldt: »Da wird es eine Art Frühschoppen geben.« Für echtes Festival-Feeling dürfte vor allem eine weitere Neuerung sorgen: Es darf gecampt werden. Dosenbier, Isomatte und Ravioli gehören also zum Pflichtprogramm. (chh) Diese Bands rocken das Endless Summer Festival Fotos: pv/Agentur Supernova Plasmajets werden den Besuchern am Freitag um 18.35 Uhr auf der Hauptbühne einheizen. Danach gibt’s Musik von den Bestien und MBWTEYP. Auf der Nebenbühne spielen um 17.45 Uhr Megakick, es folgen 3ling, Inhuman und Stagewar. Auf der Hauptbühne geht es am Samstag weiter mit Fedora. Danach kommen Speedbottles, Evil Cavies, Egotronic und Exilia. Auf der Nebenbühne spielen ab 15 Uhr Angry Someones, Drop this, Drei Akkorde Superstars, Montreal und Elfmorgen. Am Sonntag treten um 15 Uhr How About Coffee auf die Nebenbühne, es folgen Stageflakes, Instant Liberty, Altedo und Skatastrophe. Auf der Hauptbühne rocken um 15.50 Uhr Elderstream, Cris Cosmo, Illectronic Rock und als Headliner 4Lyn. Die jeweiligen Tagestickets kosten zwischen 10 und 14 Euro, das Kombiticket zwischen 29 und 38 Euro. Wer campen will, zahlt dafür 10 Euro. Weitere Infos gibt’s auf der Homepage www.karbenopenair.de. 9/2012 streifzug 11
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