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Zwischen Familie und Beruf ist kein Platz für ein ... - Wert.Arbeit GmbH

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

Im Rahmen des Projekts<br />

„Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong> als zentraler Schlüssel betrieblicher Gleichstellungspolitik<br />

– Pilotprozess des Networking im IG Metall Bezirk Berlin-<br />

Brandenburg-Sachsen“


<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

Wir danken der BGAG-Stiftung Walter Hesselbach <strong>für</strong> die fre<strong>und</strong>liche<br />

finanzielle Unterstützung.<br />

Impressum<br />

IG Metall Bezirk Berlin-Brandenburg Sachsen<br />

Jutta Ehlers (jutta.ehlers@igmetall.de)<br />

IG Metall Vorstand – Funktionsbereich Frauen- <strong>und</strong> Gleichstellungspolitik<br />

Chr<strong>ist</strong>iane Wilke (chr<strong>ist</strong>iane.wilke@igmetall.de)<br />

In Kooperation mit <strong>Wert</strong>.<strong>Arbeit</strong> <strong>GmbH</strong>, Berlin<br />

Mechthild Kopel (mechthild.kopel@wertarbeitgmbh.de)<br />

Annemarie Weber (annemarie.weber@wertarbeitgmbh.de)<br />

Oktober 2010<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort 4<br />

1 .... ArcelorMittal Eisenhüttenstadt: <strong>Familie</strong>nfre<strong>und</strong>lichkeit wird<br />

großgeschrieben – nicht nur auf dem Papier 6<br />

2 .... BMW AG: Unterschiedliche Standort-Situationen erfordern<br />

unterschiedliche Lösungen 11<br />

3 .... Bombardier Transportation <strong>GmbH</strong>: Nicht nur gute Lösungen<br />

<strong>für</strong> den Schienenverkehr 16<br />

4 .... Bosch Sebnitz: Ges<strong>und</strong>heit wie auch Balance zwischen<br />

<strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> Privatleben dürfen nicht auf der Strecke bleiben! 22<br />

5 .... Daimler AG: Wir brauchen mehr Akteure auf allen Ebenen! 26<br />

6 .... IAV <strong>GmbH</strong>: Positives Klima beim Thema Ver<strong>ein</strong>barkeit,<br />

auch wenn öfter mal Überzeugungsarbeit notwendig <strong>ist</strong> 31<br />

7 .... Porsche <strong>GmbH</strong> Leipzig: Thema Ver<strong>ein</strong>barkeit aus<br />

vielen Gründen wichtig! 34<br />

8 .... Rolls-Royce Dahlewitz: Vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

zwischen Betriebsrat <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>geber <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> Erfolgsfaktor 38<br />

9 .... Siemens AG Berlin: Gegenseitige Hilfe durch<br />

überbetriebliches Netzwerk 42<br />

10 .. Volkswagen Sachsen <strong>GmbH</strong>: Ver<strong>ein</strong>barkeitsfragen sind<br />

nicht frauenspezifisch! 46<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

Vorwort<br />

Die Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/ Privatleben <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> Schlüsselfaktor <strong>für</strong> die<br />

Gleichstellung von Frauen in Unternehmen. Ebenso <strong>ist</strong> das Thema Ver<strong>ein</strong>barkeit <strong>für</strong><br />

die Frage „Was <strong>ist</strong> gute <strong>Arbeit</strong>?“ von hoher Bedeutung – <strong>für</strong> Frauen wie Männer.<br />

Denn Frauen <strong>und</strong> Männer wollen beides: Erwerbstätig s<strong>ein</strong> <strong>und</strong> ihr <strong>Familie</strong>n- <strong>und</strong><br />

Privatleben leben. Deshalb gilt es, die <strong>Arbeit</strong>swelt mit sozialen Innovationen zu ge-<br />

stalten. Von Seiten der Gewerkschaften <strong>und</strong> der betrieblichen Interessenvertretun-<br />

gen können hier wichtige Impulse gesetzt, Maßnahmen <strong>ein</strong>geführt <strong>und</strong> so die zent-<br />

ralen Anliegen der Beschäftigten <strong>und</strong> (potenziellen) Mitglieder offensiv angegangen<br />

werden.<br />

Engagierte Frauen <strong>und</strong> aktive Betriebsräte in Berlin, Brandenburg <strong>und</strong> Sachsen ha-<br />

ben bereits viele Aktivitäten zur Förderung der Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/<br />

Privatleben in ihren Unternehmen auf den Weg gebracht. „Dranbleiben!“ war <strong>und</strong> <strong>ist</strong><br />

dabei <strong>für</strong> viele die Devise. Die Wege der Betriebsräte zum Ziel sind vielfältig. Einige<br />

setzen auf Individuallösungen, andere auf unternehmensübergreifende oder kon-<br />

zernweite Kooperationen <strong>und</strong> Netzwerke. Nicht nur Betriebsräte anderer Standorte<br />

werden mit ins Boot geholt, sondern zum Teil auch kommunale Träger in Maßnah-<br />

men <strong>ein</strong>geb<strong>und</strong>en. Zum Beispiel um geeignete Lösungen <strong>für</strong> die Kinderbetreuung<br />

zu finden, Informationen <strong>und</strong> Beratung r<strong>und</strong> um das Thema Pflege von Angehörigen<br />

bereitzustellen oder gar, um nicht nur das Unternehmen, sondern die komplette<br />

Region familienfre<strong>und</strong>licher zu gestalten.<br />

Mit dieser Vielzahl an Aktivitäten beweisen die betrieblichen Interessenvertretungen<br />

im Bezirk: Vieles geht <strong>und</strong> noch mehr kann auch in anderen Unternehmen er-<br />

reicht werden! Um dies stärker ins Bewussts<strong>ein</strong> zu rücken, Beispiele guter Praxis<br />

darzustellen, (neue) Impulse zu setzen <strong>und</strong> Nachahmerinnen <strong>und</strong> Nachahmer in<br />

anderen Unternehmen zu motivieren, <strong>ist</strong> diese Publikation entstanden. Sie <strong>ist</strong> Teil<br />

des Pilotprojekts „Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong> als zentraler Schlüssel<br />

betrieblicher Gleichstellungspolitik“, das von der BGAG-Stiftung Walter-<br />

Hesselbach finanziell gefördert wird.<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

Die vorliegende Publikation stellt 10 (konzernabhängige) Unternehmen aus dem IG<br />

Metall Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen vor, die durch gute Praxis die Frage der<br />

Ver<strong>ein</strong>barkeit im Betrieb aktiv gestalten. Die dargestellten Beispiele zeigen, wie viel<br />

betrieblich – trotz schwerer Zeiten – <strong>für</strong> die Ver<strong>ein</strong>barkeit getan werden kann.<br />

Denn auch in <strong>und</strong> nach der Krise <strong>ist</strong> zwischen <strong>Familie</strong>/ Privatleben <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong><br />

<strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „ODER“!<br />

Olivier Höbel Helga Schwitzer<br />

(Bezirksleiter IG Metall, Bezirk (Geschäftsführendes Vorstands-<br />

Berlin-Brandenburg-Sachsen) mitglied der IG Metall)<br />

5


<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

1 ArcelorMittal Eisenhüttenstadt: <strong>Familie</strong>nfre<strong>und</strong>lichkeit wird<br />

großgeschrieben – nicht nur auf dem Papier<br />

Motor <strong>für</strong> industrielle Entwicklung in der ostbrandenburger Region<br />

Vor genau 60 Jahren entstand an der deutsch-polnischen Grenze das Eisenhütten-<br />

kombinat Ost, <strong>ein</strong> Roheisenwerk mit sechs Hochöfen. Heute <strong>ist</strong> ArcelorMittal Eisen-<br />

hüttenstadt <strong>ein</strong> modernes integriertes Hüttenwerk.<br />

Der Standort gilt als größter industrieller Entwicklungskern in Ostbrandenburg <strong>und</strong><br />

<strong>ist</strong> bedeutend <strong>für</strong> die regionale Beschäftigung. Mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter sind bei ArcelorMittal Eisenhüttenstadt beschäftigt. Mehr als zwei Drittel<br />

davon im Produktionsbereich, wo nicht nur Roheisen, sondern auch hochwertige<br />

Flachstahlprodukte hergestellt werden. Der Frauenanteil im Unternehmen liegt bei<br />

23 Prozent, in Führungspositionen bei immerhin 14 Prozent.<br />

Ein bedeutender Absatzbereich <strong>für</strong> Produkte des Standorts <strong>ist</strong> die Automobilindust-<br />

rie. Oberflächenveredelte Karosseriebleche aus Eisenhüttenstadt findet man heute<br />

in vielen Automarken. Zudem zählen zu den K<strong>und</strong>en namhafte Unternehmen der<br />

Haushaltsgeräte- <strong>und</strong> Bauindustrie. Mit s<strong>ein</strong>en Produkten beliefert der Standort die<br />

Märkte in Zentral- <strong>und</strong> Osteuropa.<br />

In Sachen <strong>Familie</strong>nfre<strong>und</strong>lichkeit <strong>ist</strong> ArcelorMittal Eisenhüttenstadt klarer Vorreiter<br />

in der ostbrandenburgischen Region. So wurde das Unternehmen bereits 2006 von<br />

der Hertiestiftung als familienfre<strong>und</strong>licher Betrieb zertifiziert. Die betrieblichen An-<br />

gebote wurden seitdem weiter verbessert <strong>und</strong> ausgebaut. Kaum verw<strong>und</strong>erlich also,<br />

dass auch nach dem Re-Audit in 2009/2010 der Standort weiter das Gütesiegel<br />

„familienfre<strong>und</strong>licher Betrieb“ tragen darf.<br />

ArcelorMittal Gruppe: Weltmarktführer in der Stahlproduktion<br />

ArcelorMittal Eisenhüttenstadt gehört zur ArcelorMittal Gruppe. Diese <strong>ist</strong> seit der<br />

Fusion der beiden führenden Stahlproduzenten Arcelor <strong>und</strong> Mittal Steel im Jahr<br />

2007 der größte Stahlkonzern der Welt mit insgesamt r<strong>und</strong> 310.000 Mitarbeiterin-<br />

nen <strong>und</strong> Mitarbeiter in mehr als 60 Ländern.<br />

Auf vier Kontinenten <strong>ist</strong> das Unternehmen Marktführer im Bereich Stahlproduktion<br />

<strong>und</strong> nimmt in wichtigen K<strong>und</strong>ensegmenten wie Automobilindustrie, Bauwesen,<br />

Haushaltsgeräte- <strong>und</strong> Verpackungsindustrie die Spitzenposition <strong>ein</strong>. Der Konzern <strong>ist</strong><br />

6


<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

richtungsweisend in Forschung, Entwicklung <strong>und</strong> Technik <strong>und</strong> verfügt zudem über<br />

beträchtliche firmeneigene Rohstoffreserven sowie <strong>ein</strong> ausgedehntes Vertriebsnetz.<br />

Trotz <strong>ein</strong>setzender Weltwirtschaftskrise im Jahr 2008 konnte ArcelorMittal <strong>ein</strong> gutes<br />

Jahresergebnis verzeichnen. Im Jahr 2009 gingen die Umsätze deutlich zurück.<br />

Das Produktionsvolumen an Roheisen, Rohstahl, Warmband <strong>und</strong> Flachstahl lag<br />

speziell am Standort Eisenhüttenstadt zwischen 22 <strong>und</strong> 28 Prozent unter dem des<br />

Vorjahres. Kurzarbeit war angesagt. Für 2010 <strong>ist</strong> <strong>ein</strong>e deutliche Erholung der Bran-<br />

che zu erkennen, die sich auch an der Auftragslage <strong>und</strong> den Umsatzzahlen des<br />

Konzerns widerspiegelt. In Eisenhüttenstadt konnte die Kurzarbeit zum Beginn<br />

2010 wieder <strong>ein</strong>gestellt werden. Die jetzige Situation schätzt Esther Block, Mitglied<br />

des Betriebsrats in Eisenhüttenstadt, als gut <strong>ein</strong>. Zufrieden kann man am Standort<br />

auch mit den bereits umgesetzten Maßnahmen zur Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Familie</strong> s<strong>ein</strong>. Denn in diesem Bereich sind Betriebsrat wie auch die <strong>Arbeit</strong>geberseite<br />

seit langem aktiv.<br />

Ver<strong>ein</strong>barkeit am Standort Eisenhüttenstadt: K<strong>ein</strong> Buch mit 7 Siegeln<br />

Das Thema Ver<strong>ein</strong>barkeit steht in Eisenhüttenstadt sowohl bei der Geschäftsfüh-<br />

rung wie dem Betriebsratsgremium hoch im Kurs. Seit 2006 gehört <strong>Familie</strong>nfre<strong>und</strong>-<br />

lichkeit offiziell mit zum Unternehmensleitbild. Gem<strong>ein</strong>sam wird an der Gestaltung<br />

<strong>und</strong> Umsetzung von konkreten Maßnahmen zur Ver<strong>ein</strong>barkeit gearbeitet. Unterstüt-<br />

zung holen sich Betriebsrat <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>geberseite dabei auch bei der Kommune,<br />

regional angesiedelten Ver<strong>ein</strong>en <strong>und</strong> freien Trägern, wie beispielsweise der AWO.<br />

Dazu bildet das vom Unternehmen mit initiierte lokale Bündnis "Forum <strong>Familie</strong> Ei-<br />

senhüttenstadt" <strong>ein</strong>e gute Plattform. Hier beraten Unternehmen mit Vertreterinnen<br />

<strong>und</strong> Vertretern der Stadt, wie die Rahmenbedingungen in Eisenhüttenstadt <strong>für</strong> die<br />

Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong> verbessert werden können.<br />

Unternehmensintern beraten <strong>Arbeit</strong>geber <strong>und</strong> Betriebsrat in der Projektgruppe „Be-<br />

ruf <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>“ wie <strong>und</strong> welche Maßnahmen man im Betrieb zum Thema umsetzen<br />

kann. Die Projektgruppe trifft sich alle drei Monate. Zusätzlich werden <strong>ein</strong> bis zwei-<br />

mal im Jahr mit den Vertrauensleuten sowie interessierten Beschäftigten Treffen<br />

organisiert, in denen über die aktuelle Situation sowie neue Ideen diskutiert wird. So<br />

hat jede(r) im Unternehmen die Möglichkeit, eigene Interessen <strong>und</strong> Vorschläge <strong>ein</strong>-<br />

zubringen.<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

Ver<strong>ein</strong>barkeit <strong>und</strong> Chancengleichheit im Konzern<br />

Der Konzern arbeitet nach den Prinzipien der Corporate Social Responsibility<br />

(CSR). CSR hat zum Ziel, das Nachhaltigkeit im Unternehmen sowohl unter öko-<br />

nomischen wie ökologische Gesichtspunktunkten gedacht <strong>und</strong> soziales Engage-<br />

ment sowie <strong>ein</strong> fairer Umgang mit Beschäftigten gepflegt wird.<br />

Im Bereich Personal hat sich der Konzern deshalb dazu verpflichtet, die Chancen-<br />

gleichheit, Weiterbildung <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>ssicherheit wie auch -zufriedenheit s<strong>ein</strong>er Be-<br />

schäftigten zu fördern. Denn das Unternehmen <strong>ist</strong> sich darüber im Klaren, dass es<br />

auch in Zukunft nur langfr<strong>ist</strong>ig erfolgreich s<strong>ein</strong> kann, wenn es die Talente s<strong>ein</strong>er Be-<br />

schäftigten fördert <strong>und</strong> erhält <strong>und</strong> dadurch auch die Attraktivität <strong>für</strong> potenzielle neue<br />

Beschäftigte steigert. Dass die Frage der Ver<strong>ein</strong>barkeit hierbei <strong>ein</strong> wichtiger Bau-<br />

st<strong>ein</strong> <strong>ist</strong> <strong>und</strong> es viele Möglichkeiten <strong>für</strong> betriebliche Maßnahmen gibt, wird in Eisen-<br />

hüttenstadt <strong>ein</strong>drucksvoll bewiesen.<br />

Ver<strong>ein</strong>barkeit <strong>ist</strong> mit <strong>ein</strong> Gr<strong>und</strong>st<strong>ein</strong> <strong>für</strong> gute, motivierte <strong>Arbeit</strong><br />

Für Esther Block, die seit 2006 dem 23-köpfigen Betriebsratsgremium von<br />

ArcelorMittal Eisenhüttenstadt angehört, <strong>ist</strong> die Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong><br />

mit <strong>ein</strong> Gr<strong>und</strong>st<strong>ein</strong> <strong>für</strong> gute, motivierte <strong>Arbeit</strong>. Deshalb war das Thema <strong>für</strong> sie <strong>und</strong><br />

das Betriebsratsgremium immer von Relevanz, seit 2008 beschäftigt sie persönlich<br />

sich besonders intensiv damit. Die betrieblichen Handlungsfelder, mit denen sie in<br />

ihrer <strong>Arbeit</strong> hauptsächlich zu tun hat, sind <strong>Arbeit</strong>szeitregelungen sowie Betreuungs-<br />

fragen der Beschäftigten – sowohl in Bezug auf Kinder wie zu pflegende Angehöri-<br />

ge.<br />

Die Möglichkeit auf unterschiedliche <strong>Arbeit</strong>szeitmodelle <strong>für</strong> den Schichtbetrieb <strong>ist</strong><br />

seit 1992 durch <strong>ein</strong>e Betriebsver<strong>ein</strong>barung geregelt. Zur Umsetzung flexible Ar-<br />

beits(zeit)modelle, wie Teilzeit- <strong>und</strong> Telearbeit, besteht seit 1998 <strong>ein</strong>e betriebliche<br />

Regelung. Am Standort wird r<strong>und</strong> um die Uhr an sieben Tagen in der Woche gear-<br />

beitet. Zeitliche Probleme <strong>für</strong> Beschäftigte mit Betreuungspflichten sind dadurch<br />

quasi vorprogrammiert. Viele der Beschäftigte arbeiten im durchgehenden 3-<br />

Schicht-System. Allerdings besteht auch die Möglichkeit <strong>für</strong> andere <strong>Arbeit</strong>szeitfor-<br />

men (2-Schicht-Betrieb, „Normalschicht“, verkürzte <strong>Arbeit</strong>szeit). Geeignete Lösun-<br />

gen werden hierbei zwischen Beschäftigten, Betriebsrat <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>geberseite indi-<br />

viduell ver<strong>ein</strong>bart. Flexibilität gewährt auch die am Standort angewendete <strong>Arbeit</strong>s-<br />

zeitkontenregelung. Durch den durchgängigen Schichtbetrieb bedingt fallen regulär<br />

mehr <strong>Arbeit</strong>sst<strong>und</strong>en an, als die vertraglich festgelegte Wochenarbeitszeit vorsieht.<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

Diese Mehrst<strong>und</strong>en werden auf dem <strong>Arbeit</strong>szeitkonto gutgeschrieben <strong>und</strong> können<br />

von den Beschäftigten bei Bedarf genutzt werden. So etwa, wenn sich <strong>ein</strong>e akute<br />

familiäre Pflegesituation <strong>ein</strong>stellt. Beschäftigte können sich hier kurzfr<strong>ist</strong>ig fre<strong>ist</strong>ellen<br />

lassen, um Pflegeaufgaben nachzugehen oder alternative Pflege- <strong>und</strong> Betreuungs-<br />

formen <strong>für</strong> betroffene Angehörige zu organisieren. Da das Thema „Pflege“ im Un-<br />

ternehmen immer mehr an Bedeutung gewinnt, laufen momentan Diskussionen<br />

über die Gestaltung <strong>und</strong> Umsetzung <strong>ein</strong>er konkreten Betriebsver<strong>ein</strong>barung.<br />

Hilfe durch Beratung <strong>und</strong> Information werden großgeschrieben<br />

Seit April 2007 gibt es am Standort <strong>ein</strong>e feste Informations- <strong>und</strong> Servicestelle <strong>für</strong><br />

<strong>Familie</strong>n. Hier können Beschäftigte persönliche Auskünfte zu fast allen Themen<br />

<strong>ein</strong>holen, die die Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong> betreffen: Etwa zu (Frei-<br />

zeit)Angeboten <strong>und</strong> finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten <strong>für</strong> <strong>Familie</strong>n, über die<br />

aktuellen gesetzlichen Regelungen zum Thema Angehörigenpflege, Mutterschutz<br />

<strong>und</strong> Elterngeld, bis hin zu Teilzeitmöglichkeiten <strong>und</strong> Mutter-Kind-Kuren. Die Ser-<br />

vicestelle hat an zwei Tagen in der Woche <strong>für</strong> zwei St<strong>und</strong>en geöffnet. Zusätzlich<br />

werden die Beschäftigten im Intranet, durch Flyer, auf Betriebsversammlungen so-<br />

wie durch die Betriebszeitung über Aktivitäten am Standort oder wichtige (gesetzli-<br />

che) Änderungen auf dem Laufenden gehalten. Zu den Themen Pflege <strong>und</strong> Ren-<br />

tenrecht gab es Anfang 2010 eigene Informationsveranstaltungen, die auf große<br />

Resonanz bei den Beschäftigten stießen. Sie sollen nun in regelmäßigen Abstän-<br />

den von 6 Monaten immer wieder angeboten werden.<br />

Betreuungszuschuss, Kinderhotel <strong>und</strong> Ferienangebote<br />

Einen betriebseigenen Kindergarten hat der Standort zwar nicht, aber das Unter-<br />

nehmen fördert das von der AWO betriebene Kinderhotel in Eisenhüttenstadt. Hier<br />

können Eltern ihre Kinder bei Bedarf über Nacht, vor sechs Uhr morgens oder auch<br />

am Wochenende betreuen lassen. Zudem werden seit 2007 vom Unternehmen die<br />

Kosten <strong>für</strong> die Kindertagesbetreuung mit 50 EUR monatlich bezuschusst. Über die<br />

AWO sowie das lokale Bündnis „Forum <strong>Familie</strong> Eisenhüttenstadt“ werden auch Fe-<br />

rienprogramme angeboten. In den Herbstferien 2010 soll sogar – organisiert durch<br />

die AWO – <strong>ein</strong> Ferienlager <strong>für</strong> Kinder von ArcelorMittal-Beschäftigten stattfinden. Ist<br />

die Resonanz gut, wird <strong>ein</strong> solches Angebot auch <strong>für</strong> die nächsten Sommerferien<br />

angedacht.<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

Gute betriebliche Lösungen erfordern aktive Mitarbeit aller<br />

Zwar gibt es am Standort schon viel Unterstützung <strong>und</strong> gute betriebliche Lösungen<br />

zur besseren Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/ Privatleben, aber noch mehr ak-<br />

tive Mitarbeit wäre gut, so Esther Block, um weitere Maßnahmen auf den Weg zu<br />

bringen. Gerne würde sie mehr Beschäftigte mobilisieren, die sich <strong>für</strong> das Thema<br />

<strong>ein</strong>setzen. Denn wie sie aus eigener (betrieblicher) Erfahrung weiß, geht die Frage<br />

der Ver<strong>ein</strong>barkeit alle an.<br />

Auch die Gewerkschaften könnten, z.B. durch tarifliche Regelungen, noch mehr<br />

Unterstützungen bieten. Schulungen zum Thema würde Esther Block ebenfalls <strong>für</strong><br />

sinnvoll halten – <strong>für</strong> alle im Unternehmen! Die Schulungen sollten das Ziel haben,<br />

sowohl zu informieren als auch <strong>für</strong> das Thema zu sensibilisieren. Denn die Akzep-<br />

tanz in der Belegschaft <strong>ist</strong> <strong>für</strong> sie ganz generell <strong>ein</strong> zentraler Erfolgsfaktor bei der<br />

Umsetzung von Maßnahmen. Hier<strong>für</strong> müssen alle an <strong>ein</strong>em Strang ziehen <strong>und</strong> sich<br />

bewusst darüber s<strong>ein</strong>, wie wichtig das Thema im <strong>und</strong> <strong>für</strong> das Unternehmen <strong>ist</strong>.<br />

Kontakt<br />

ArcelorMittal Eisenhüttenstadt<br />

Esther Block/ Hans-Joachim Domachowski<br />

Werkstr. 1<br />

15890 Eisenhüttenstadt<br />

E-Mail: esther.block@arcelormittal.com/<br />

hans-joachim.domachowksi@arcelormittal.com<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

2 BMW AG: Unterschiedliche Standort-Situationen erfordern unterschiedliche<br />

Lösungen<br />

BMW am Standort Leipzig: Entwicklungsmotor <strong>für</strong> die Region<br />

Erst seit fünf Jahren wird am BMW Standort in Leipzig produziert, aber nicht nur <strong>für</strong><br />

den Konzern, sondern <strong>für</strong> die gesamte Region, trägt der Standort in Sachsen be-<br />

reits reiche Früchte. Wie Studien belegen, sind durch die Produktion des BMW-<br />

Werks Leipzig im Umkreis von ca. 50 Kilometern bereits über 9.000 zusätzliche Ar-<br />

beitsplätze entstanden. Ein <strong>Arbeit</strong>splatz im BMW-Werk Leipzig sorgt so <strong>für</strong> knapp<br />

drei weitere in der umliegenden Region. Die Prognosen stehen gut <strong>für</strong> <strong>ein</strong>e anhal-<br />

tend positive Entwicklung. Denn BMW will auch in Zukunft weiter in s<strong>ein</strong>en Standort<br />

in Leipzig investieren. Eine lange Automobiltradition <strong>und</strong> gut qualifizierte Mitarbeite-<br />

rinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter werden als Gründe da<strong>für</strong> genannt. Dass zur Sicherung des<br />

Fachkräftebedarfs nicht nur (finanzielle) Entwicklungsmöglichkeiten im Unterneh-<br />

men wichtig sind, beweisen die zahlreichen Aktivitäten zur besseren Ver<strong>ein</strong>barkeit<br />

von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong> am Standort.<br />

BMW Leipzig: Belegschaft, Betriebsrat <strong>und</strong> Vertrauensleute bewegen was!<br />

Im BMW-Werk in Leipzig, das zu den modernsten s<strong>ein</strong>er Art zählt, sind insgesamt<br />

2.800 Beschäftigte tätig. Hinzu kommen 880 Beschäftigte aus Leiharbeitsfirmen.<br />

Der überwiegende Teil aller Beschäftigten (r<strong>und</strong> 2.000) arbeitet im Produktionsbe-<br />

trieb. Alle sind froh, dass die Krise (fast) überw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die Produktion wieder zu<br />

120 Prozent ausgelastet <strong>ist</strong>. Damit <strong>ist</strong> das Niveau von vor der Krise fast wieder er-<br />

reicht.<br />

Der Frauenanteil am Standort liegt bei 12,5 Prozent. Die Mehrzahl von ihnen <strong>ist</strong> im<br />

sogenannten „indirekten“, nicht der Produktion zuzurechnenden Bereich tätig (260<br />

von insgesamt 350). Das Durchschnittsalter am Standort <strong>ist</strong> mit 38 Jahren relativ<br />

jung. Eine Konsequenz hieraus <strong>ist</strong>, dass viele der Beschäftigten sich mitten in der<br />

„Rush-Hour des Lebens“ befinden, in der Betreuungspflichten <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> immer<br />

wieder mit<strong>ein</strong>ander kollidieren.<br />

Dies <strong>ist</strong> <strong>ein</strong>er der Gründe, warum sich der Betriebsrat am Standort Leipzig schon<br />

seit langem mit dem Thema „Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/ Privatleben“ be-<br />

schäftigt. „Unsere Belegschaft hat uns immer wieder dazu angesprochen“, so Jens<br />

Köhler, Betriebsratsvorsitzender am Standort in Leipzig. Seitdem <strong>ist</strong> „Dranbleiben!“<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

Motto <strong>und</strong> Erfolgsfaktor bei der Umsetzung von Maßnahmen zu Ver<strong>ein</strong>barkeitsfra-<br />

gen. Dies bewe<strong>ist</strong> die Ausdauer beim Bau <strong>ein</strong>er betriebsnahen Kindertagesstätte,<br />

die seit zwei Jahren in Planung <strong>ist</strong> <strong>und</strong> 2011 endlich ihren Betrieb aufnehmen soll.<br />

Zudem stehen momentan die Umsetzung von Teilzeit im Produktionsbereich sowie<br />

die Einführung von <strong>Arbeit</strong>szeitmodellen mit längeren Erholungsblöcken ganz oben<br />

auf der Agenda der Betriebsratsarbeit. Neue Ansätze <strong>und</strong> Modelle zur <strong>Arbeit</strong>szeit-<br />

regelung werden seit Anfang Juli 2010 innerhalb des Projekts „Verschiedene Teil-<br />

zeitmodelle“ diskutiert <strong>und</strong> entwickelt <strong>und</strong> noch im zweiten Halbjahr 2010 <strong>ein</strong>geführt.<br />

Für Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter im Angestelltenbereich gibt es bereits seit 2002<br />

Gleitzeitregelungen.<br />

Belegschaft, Betriebsrat <strong>und</strong> Vertrauensleute bewegen etwas – denn <strong>ein</strong>e Balance<br />

zwischen <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/ Privatleben wollen alle Beschäftigte. Jens Köhler <strong>ist</strong><br />

überzeugt, dass noch viel mehr auf betrieblicher Ebene in Deutschland getan wer-<br />

den könnte, wenn <strong>Arbeit</strong>geber mehr da<strong>für</strong> tun würden <strong>und</strong> die Umsetzung von<br />

Maßnahmen <strong>für</strong> die Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/ Privatleben nicht als fi-<br />

nanzielle Last, sondern als Investition in die Zukunft verstehen würden! Die BMW<br />

Group könnte da in <strong>ein</strong>igen Bereichen vielleicht <strong>ein</strong> Vorbild s<strong>ein</strong>, wie die unter-<br />

schiedlichen Maßnahmen im Rahmen der Förderung von Ver<strong>ein</strong>barkeit <strong>und</strong> Chan-<br />

cengleichheit belegen.<br />

Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> – fester Bestandteil der Personalpolitik<br />

bei BMW<br />

Denn nicht nur am Standort in Leipzig, sondern auch in der Unternehmensphiloso-<br />

phie des BMW-Konzerns <strong>ist</strong> <strong>Familie</strong>npolitik fest im Bereich Personalpolitik veran-<br />

kert. Das Ziel <strong>ist</strong> „Mitarbeiter dabei zu unterstützen, die Balance zwischen berufli-<br />

chen <strong>und</strong> privaten Zielsetzungen zu finden <strong>und</strong> ihr Le<strong>ist</strong>ungspotenzial zu erhalten<br />

<strong>und</strong> zu fördern“. Die Ver<strong>ein</strong>barkeit zwischen <strong>Arbeit</strong>szeit <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>nzeit aktiv zu<br />

unterstützen, <strong>ist</strong> <strong>ein</strong>e der konkreten Maßnahmen, die in der BMW Group hierzu<br />

ex<strong>ist</strong>ieren. Dies zeigt sich an den r<strong>und</strong> 300 praktizierten <strong>Arbeit</strong>szeitmodellen, dem<br />

Angebot an Telearbeit, Sabbaticals <strong>und</strong> zusätzlichen unbezahlten Urlaubstagen, die<br />

mehr zeitlichen Spielraum <strong>für</strong> die Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> Betreuungspflichten<br />

geben sollen. Bereits seit 1992 ermöglicht der „<strong>Familie</strong>nservice“ von BMW den Mit-<br />

arbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern mit Kindern, <strong>ein</strong>e auf ihre individuellen Bedürfnisse<br />

zugeschnittene Kinderbetreuung zu finden. Zudem unterstützt das Unternehmen die<br />

ebenfalls im Jahr 1992 gegründete Elterninitiative „BMW Strolche e.V.“, die mittler-<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

weile vier betriebsnahe Kindertagesstätten an deutschen Standorten <strong>ein</strong>gerichtet<br />

hat. In den südafrikanischen Unternehmensstandorten Rosslyn <strong>und</strong> Midrand ermög-<br />

lichen zwei "Early Learning Centres“ <strong>ein</strong>e Ganztagesbetreuung <strong>für</strong> Kinder der Mit-<br />

arbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter direkt auf dem Betriebsgelände.<br />

Der BMW-Konzern: Mit Premium-Marken <strong>und</strong> Frauenförderung auf Erfolgs-<br />

kurs<br />

Das Unternehmen BMW besteht bereits seit 1916 <strong>und</strong> hat sich seitdem zu <strong>ein</strong>em<br />

„Global Player“ in der Automobilbranche entwickelt. Neben Autos werden auch Mo-<br />

torräder entwickelt, produziert <strong>und</strong> vermarktet. In beiden Produktbereichen wird <strong>ein</strong>e<br />

Premiummarken-Strategie verfolgt. Die produzierten <strong>und</strong> angebotenen Motorräder<br />

<strong>und</strong> Automobile, zu denen neben der Marke BMW auch Mini <strong>und</strong> Rolls Royce gehö-<br />

ren, zählen zum oberen (Preis- <strong>und</strong> Qualitäts-)Segment. Darüber hinaus bietet die<br />

BMW Group Finanzdienstle<strong>ist</strong>ungen <strong>für</strong> Geschäfts- als auch Privatk<strong>und</strong>en an.<br />

Der „Vierzylinder“ am Olympiapark in München <strong>ist</strong> Wahrzeichen <strong>und</strong> Sitz der Unter-<br />

nehmenszentrale. Hier laufen die geschäftlichen Fäden der BMW Group aus mehr<br />

als 150 Ländern zusammen. Neben der Verwaltungszentrale in München gibt es u.<br />

a. 10 Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungszentren, drei davon in Deutschland, sowie 17<br />

Produktionsstätten, von diesen sind 8 in Deutschland. In 2009 hatte BMW mehr als<br />

96.000 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter weltweit, 13 Prozent von ihnen waren weib-<br />

lich. Mehr Frauen <strong>für</strong> das Unternehmen zu gewinnen <strong>und</strong> ihren Weg von der Aus-<br />

bildung bis in Führungspositionen zu begleiten, <strong>ist</strong> <strong>ein</strong>s der langfr<strong>ist</strong>igen Unterneh-<br />

mensziele. Dazu fördert BMW Frauen gezielt im Bereich Ausbildung <strong>und</strong> <strong>für</strong> Füh-<br />

rungsaufgaben, unter anderem mit verschiedenen Mentoring-Programmen <strong>und</strong> un-<br />

ternehmensinternen Netzwerken.<br />

Der Umsatz des Konzerns lag in 2009 bei knapp 50,7 Mrd. Euro. Damit war er im<br />

Jahr der weltweiten Wirtschafts- <strong>und</strong> Finanzkrise, die die deutsche Automobilindust-<br />

rie hart traf, „nur“ etwa 3 Mrd. Euro niedriger als im Jahr 2008. Neben der Automo-<br />

bilsparte war bei BMW auch das Motorrad- <strong>und</strong> Finanzdienstle<strong>ist</strong>ungssegment von<br />

Nachfrage- <strong>und</strong> Umsatzrückgängen betroffen. Erste Anzeichen der Stabilisierung<br />

zeigten sich <strong>für</strong> alle BMW-Segmente aber bereits im letzten Quartal 2009. Bis Juni<br />

2010 konnte <strong>ein</strong> kräftiger Gewinnanstieg um mehr als 18 Prozent gegenüber dem<br />

Vorjahr verzeichnet werden. Damit zeigt sich das Unternehmen klar auf Erholungs-<br />

kurs.<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

BMW AG Standort Berlin: Ver<strong>ein</strong>barkeit geht uns alle an!<br />

Das merkt Rainer Schnitker daran, dass immer mehr Beschäftigte – egal ob Frauen<br />

oder Männer – die gesetzlichen Möglichkeiten zur Ver<strong>ein</strong>barkeit nutzen. „Immer<br />

mehr Männer nehmen Erziehungsurlaub. Bei den Frauen <strong>ist</strong> die Babypause so<br />

„lang“, dass sich organisatorisch <strong>ein</strong>iges verändert hat“, so Schnitker. Seit r<strong>und</strong> acht<br />

Jahren <strong>ist</strong> er ordentliches Betriebsratsmitglied am BMW-Standort in Berlin, seit ei-<br />

nem halben Jahr zudem Vertrauenskörperleiter.<br />

Im Berliner Werk, in dem bereits seit 1969 alle BMW-Motorräder des Unternehmens<br />

produziert werden, arbeiten insgesamt knapp 1.900 Beschäftigte. Im Juni 2010 wa-<br />

ren zudem r<strong>und</strong> 300 Leiharbeitnehmerinnen <strong>und</strong> -nehmer sowie r<strong>und</strong> 90 Beschäftig-<br />

te in „Ausbildungsverhältnissen“ am Standort tätig – hierzu zählen Auszubildende,<br />

Praktikanten, Diplomanden wie auch Doktoranden. Wirtschaftlich geht es deutlich<br />

aufwärts. Das „Tal der Wirtschaftskrise“ <strong>ist</strong> durchlaufen, so Rainer Schnitker. Gute<br />

Aussichten also <strong>für</strong> die Beschäftigten, von denen zwei Drittel in der Produktion <strong>und</strong><br />

<strong>ein</strong> Drittel im Verwaltungsbereich tätig sind. Frauen sind am Standort– selbst <strong>für</strong> die<br />

„normalen“ Verhältnisse in Industriebranchen – in der Minderheit: Der Frauenanteil<br />

liegt bei nur 6,7 Prozent (127 weibliche Beschäftigte). Teilzeittätige gibt es (bisher)<br />

kaum, <strong>und</strong> wenn doch, dann sind sie fast ausschließlich weiblich.<br />

Wieder<strong>ein</strong>gliederung <strong>und</strong> Teilzeit gerade im Produktionsbetrieb schwierig<br />

Die Wieder<strong>ein</strong>gliederung nach der Babypause <strong>ist</strong> <strong>ein</strong>es der zentralen Themen, mit<br />

denen sich Rainer Schnitker in s<strong>ein</strong>er Betriebsratsarbeit beschäftigt. Hier sieht er<br />

auch deutlichen Verbesserungsbedarf <strong>und</strong> zwar, was die Wieder<strong>ein</strong>arbeitungsmög-<br />

lichkeiten nach der Babypause angeht. Bei den männlichen Kollegen, die in den<br />

me<strong>ist</strong>en Fällen „nur“ von der zweimonatigen Elternzeit Gebrauch machen, gibt es<br />

dabei wenig Probleme. Schwieriger <strong>ist</strong> es, wenn weibliche Beschäftigte, nach länge-<br />

rer Betreuungsphase in ihr altes Tätigkeitsfeld zurückkehren wollen. Denn Technik<br />

<strong>und</strong> Produktionsabläufe verändern sich schnell. Oftmals müssen sie ganz neu an<br />

ihren alten <strong>Arbeit</strong>splatz herangeführt werden. Hier<strong>für</strong> sind gute Einarbeitungspläne<br />

notwendig. Ein wichtiger Punkt, der momentan aber noch in der Entwicklungsphase<br />

steckt. Schwierig wird es auch gerade dann, wenn die Beschäftigten nach der El-<br />

ternzeit in Teilzeit arbeiten wollen. Denn solche <strong>Arbeit</strong>splätze sind gerade in der<br />

Produktion schwer umsetzbar. Zusammen mit den Beschäftigten müssen deshalb<br />

jeweils ganz individuelle Lösungen zur Balance zwischen <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/ Privat-<br />

leben gef<strong>und</strong>en werden. Hier<strong>für</strong> setzen sich Schnitker <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Betriebsratskolle-<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

gen <strong>ein</strong>. Unterstützt werden sie dabei vom Personalwesen am Standort in Berlin<br />

sowie dem Gesamtbetriebsrat von BMW.<br />

Erfolgsquote liegt bei 80 bis 90 Prozent<br />

Das Angebot wie auch die Akzeptanz gegenüber Teilzeit <strong>für</strong> Männer am Standort<br />

bewertet Schnitker noch als deutlich ausbaufähig. Als Zeichen des Erfolgs in Sa-<br />

chen Ver<strong>ein</strong>barkeit wertet er ganz klar, wenn bei der plötzlichen Erkrankung <strong>ein</strong>es<br />

Kindes das Unternehmen schnell <strong>und</strong> reibungslos auf Veränderungen reagiert. Ein<br />

klarer Erfolg <strong>ist</strong> auch, wenn die Eltern nach der Babypause auf ihren ursprünglichen<br />

<strong>Arbeit</strong>splatz zurückkehren können. Der Erfolgsfaktor liegt dabei momentan bei 80<br />

bis 90 Prozent. Eine Quote auf die der Betriebsrat am Berliner BMW-Standort zu<br />

Recht stolz s<strong>ein</strong> kann!<br />

Kontakt<br />

BMW AG Werk Leipzig<br />

Jens Köhler<br />

BMW Allee 1<br />

04349 Leipzig<br />

E-Mail: jens.koehler@bmw.de<br />

BMW AG Werk Berlin<br />

Rainer Schnitker<br />

Am Juliusturm 14-38<br />

13599 Berlin<br />

E-Mail: rainer.schnitker@bmw.de<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

3 Bombardier Transportation <strong>GmbH</strong>: Nicht nur gute Lösungen<br />

<strong>für</strong> den Schienenverkehr<br />

Bombardier Transportation <strong>GmbH</strong> Bautzen: Ver<strong>ein</strong>barkeit <strong>ein</strong> wichtiges The-<br />

ma, aber mit schwierigem Stand<br />

Das <strong>ist</strong> der Tenor des Betriebsrats am Bombardier-Produktionsstandort in Bautzen.<br />

Wenig Personal, Mehrarbeit, die Zunahme von Leiharbeit <strong>und</strong> die Angst vor Ar-<br />

beitsplatzverlust führen dazu, dass <strong>ein</strong>e gute Lösung von Ver<strong>ein</strong>barkeitsfragen im-<br />

mer schwieriger wird – <strong>und</strong> dies nicht erst seit jüngster Zeit. Bereits Ende der<br />

1990er Jahre sind erste Leiharbeitskräfte am Standort beschäftigt gewesen. Der<br />

Druck auf die Belegschaft hat seitdem zugenommen. Eine Aufgabe <strong>ist</strong> es deshalb,<br />

so Michael Bacher, die Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter ab <strong>und</strong> an auch vor sich<br />

selbst zu schützen.<br />

Die Bemühungen dazu sind momentan leider zwangsweise in den Hintergr<strong>und</strong> ge-<br />

rückt. Denn die Überschwemmungen Anfang August in Ostsachsen haben auch<br />

den Bombardier-Standort in Bautzen hart getroffen. Alle Leiharbeitsbeschäftigten<br />

mussten entlassen werden. Für den Rest gilt seit der Flut Kurzarbeit. Alle sind da-<br />

rum bemüht, den Standort <strong>und</strong> damit auch die Beschäftigung zu sichern. So schnell<br />

wie möglich soll der „Normalbetrieb“ wieder aufgenommen werden. Gelingt dies,<br />

wird auch das Thema Ver<strong>ein</strong>barkeit wieder Bestandteil der Betriebsagenda s<strong>ein</strong>.<br />

Momentan, so Michael Bacher, liegen die bereits vorhandenen betrieblichen Lö-<br />

sungen zum Thema leider auf Eis.<br />

Bombardier Transportation <strong>GmbH</strong> Görlitz: „Eine Balance zwischen <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Familie</strong> <strong>ist</strong> gerade in der heutigen, schnelllebigen Zeit von immenser Wichtig-<br />

keit“<br />

So bewertet der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende am Standort in Görlitz,<br />

Thomas Fellmann, die Situation. Auch in Zusammenhang mit der „Rente mit 67“<br />

sollte die Balance Thema s<strong>ein</strong>, um ges<strong>und</strong> in die Rentenzeit starten zu können.<br />

Deshalb steht <strong>für</strong> Thomas Fellmann die Ver<strong>ein</strong>barkeit seit Beginn s<strong>ein</strong>er freigestell-<br />

ten Betriebsratstätigkeit im Jahr 2002 auf der Tagesordnung – auch wenn oder ge-<br />

rade weil die Umsetzung von entsprechenden Maßnahmen in den letzten Jahren<br />

problematischer geworden <strong>ist</strong>.<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

Am Görlitzer Bombardier-Standort sind insgesamt 1.187 Menschen beschäftigt. Der<br />

Frauenanteil liegt bei 13,4 Prozent. Knapp zwei Drittel aller Beschäftigten arbeiten<br />

im Produktionsbereich, Frauen sind hier allerdings in der Unterzahl. Das gängige<br />

<strong>Arbeit</strong>sverhältnis <strong>ist</strong> <strong>ein</strong>e Beschäftigung in Vollzeit. Nur 13 Personen am Standort<br />

arbeiten in Teilzeit – alle sind weiblich. Eine von diesen bekleidet <strong>ein</strong>e Führungspo-<br />

sition.<br />

Die weltweite Wirtschafts- <strong>und</strong> Finanzkrise <strong>ist</strong> am Bombardier-Standort in Görlitz<br />

nicht ohne Spuren vorbeigegangen. Lange Zeit stand Kurzarbeit auf dem Pro-<br />

gramm. Allerdings hat sich die wirtschaftliche Lage durch Auftrags<strong>ein</strong>gänge in den<br />

letzten Monaten positiv entwickelt. Eine Tendenz, die nicht nur am Görlitzer Stand-<br />

ort, sondern insgesamt bei Bombardier Transportation zu beobachten <strong>ist</strong>.<br />

Modernste Flugzeuge <strong>und</strong> Züge – Markenzeichen von Bombardier<br />

Bombardier <strong>ist</strong> <strong>ein</strong>er der weltweit größten Anbieter von Verkehrslösungen in über 60<br />

Ländern auf fünf Kontinenten der Welt. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Montreal<br />

(Kanada) gliedert sich in zwei große Produktsparten: Zum <strong>ein</strong>en in den Schienen-<br />

verkehr, repräsentiert von Unternehmensbereich Bombardier Transportation, zu<br />

dem auch die Standorte in Bautzen <strong>und</strong> Görlitz zählen. Zum anderen gibt es die<br />

Sparte Luftfahrt, repräsentiert durch Bombardier Aerospace. In Deutschland sind<br />

nur Standorte von Bombardier Transportation angesiedelt. 25 Prozent der mehr als<br />

30.000 Beschäftigten dieser Unternehmenssparte arbeiten hier. Die deutsche Zent-<br />

rale <strong>ist</strong> in Berlin.<br />

Insgesamt entwickeln, bauen, vertreiben <strong>und</strong> warten r<strong>und</strong> 63.000 Bombardier-<br />

Beschäftigte Tag <strong>für</strong> Tag r<strong>und</strong> um den Globus modernste Flugzeuge <strong>und</strong> Züge <strong>für</strong><br />

den Personen- <strong>und</strong> Güterverkehr. Der Umsatz des gesamten Konzerns belief sich<br />

in 2009 auf r<strong>und</strong> 19,4 Mrd. US-Dollar.<br />

Auftragslage nach Krisenjahr 2009 wieder stabilisiert<br />

Trotz schwieriger Zeiten im weltweiten Krisenjahr, denen das Unternehmen mit um-<br />

fangreichen Einsparmaßnahmen <strong>und</strong> auch Entlassungen begegnete, konnte Bom-<br />

bardier <strong>ein</strong>e relativ gute Bilanz ziehen. Auch die Ausgangslage zum Jahresbeginn<br />

2010 war positiv – in beiden Unternehmensparten. So konnte speziell Bombardier<br />

Transportation im ersten Halbjahr 2010 mehrere lukrative Aufträge abschließen,<br />

u.a. <strong>für</strong> die Herstellung von U-Bahnwagen <strong>für</strong> Delhi (Indien), Niederflurstraßenbah-<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

nen <strong>für</strong> Krakau (Polen), Doppelstockzügen <strong>für</strong> den Fernverkehr in der Schweiz so-<br />

wie die Herstellung von Straßenbahnwagen <strong>für</strong> Toronto (Kanada.). Dies sch<strong>ein</strong>en<br />

gute Voraussetzungen – nicht nur, aber gerade auch <strong>für</strong> die Produktionsstandorte in<br />

Deutschland.<br />

Vielfalt, Chancengleichheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit: Die drei tragenden Säulen der<br />

Personalpolitik bei Bombardier<br />

Vielfalt wird laut des Nachhaltigkeitsberichts 2009 bei Bombardier großgeschrieben.<br />

R<strong>und</strong> 90 Nationalitäten <strong>und</strong> mehr als 20 Sprachen werden durch die Belegschaft<br />

des Unternehmens repräsentiert. Im Geschäfts- <strong>und</strong> Ehrenkodex verpflichtet sich<br />

Bombardier in den jeweiligen Ländern gleiche Einstellungs- <strong>und</strong> Aufstiegschancen<br />

<strong>für</strong> alle zu bieten „ohne Rücksicht auf Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Be-<br />

hinderung, Rasse, Religion, Staatsangehörigkeit, <strong>Familie</strong>nstand, familiäre Situation,<br />

Herkunftsland oder sonstige Faktoren“. Besonderer Fokus der in 2009 neu ausge-<br />

richteten Personalstrategie <strong>ist</strong> die Einrichtung <strong>ein</strong>es globalen Talent-Management-<br />

Systems. Unter anderem soll der Frauenanteil im Unternehmen (momentan 15 Pro-<br />

zent) <strong>und</strong> vor allem in den Führungsebenen gesteigert werden.<br />

Betriebliche Ges<strong>und</strong>heitsförderung, Sicherheit am <strong>Arbeit</strong>splatz <strong>und</strong> Minimierung des<br />

Unfallrisikos sind weitere wichtige Elemente in der Personalpolitik des Unterneh-<br />

mens. <strong>Arbeit</strong>sgruppen auf unterschiedlichen Unternehmensebenen arbeiten an Op-<br />

timierungsprozessen. Die M<strong>ein</strong>ung <strong>und</strong> Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mit-<br />

arbeiter über die Aktivitäten in allen aufgeführten Bereichen wird durch regelmäßige<br />

Befragungen bilanziert. So hofft Bombardier langfr<strong>ist</strong>ig <strong>ein</strong>e hohe Beschäftigtenzu-<br />

friedenheit zu erzielen <strong>und</strong> Fachkräfte an sich zu binden bzw. zu werben.<br />

In Bautzen hat man schon lange erkannt, wie wichtig hier<strong>für</strong> auch betriebliche Lö-<br />

sungen zur Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> sind.<br />

Flexibles Schichtsystem <strong>und</strong> Gleitzeit bereits seit 1996 am Bautzener Standort<br />

umgesetzt<br />

Insgesamt sind 1.082 Menschen bei Bombardier Transportation <strong>GmbH</strong> Bautzen<br />

beschäftigt – r<strong>und</strong> zwei Drittel davon in der Produktion. Zusätzliche Leiharbeitskräf-<br />

te werden je nach Bedarf <strong>ein</strong>gestellt – Im Juli 2010 waren 230 Leiharbeitnehmerin-<br />

nen <strong>und</strong> -nehmer in Bautzener Standort von Bombardier tätig. Der Frauenanteil an<br />

allen Beschäftigten liegt bei r<strong>und</strong> 14 Prozent, die me<strong>ist</strong>en von ihnen, nämlich 128<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

von 155 weiblichen Beschäftigten, sind im Angestelltenbereich tätig. Eine Beschäf-<br />

tigung in Vollzeit <strong>ist</strong> das Normalarbeitsverhältnis. In Teilzeit Tätige gibt es so gut wie<br />

<strong>k<strong>ein</strong></strong>e.<br />

Durch <strong>ein</strong> flexibles Schichtsystem sowie Gleitzeitregelungen <strong>für</strong> die Stammbeleg-<br />

schaft wurden bereits 1996 wichtige <strong>Arbeit</strong>szeitinstrumente <strong>ein</strong>geführt, die <strong>für</strong> die<br />

Ver<strong>ein</strong>barkeit von großer Bedeutung sind. Auf Basis der bei Bombardier ex<strong>ist</strong>ieren-<br />

den Gesamtbetriebsver<strong>ein</strong>barung zur Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong> soll auch<br />

am Bautzener Standort <strong>ein</strong>e Betriebsver<strong>ein</strong>barung abgeschlossen werden. Hierzu<br />

muss aber noch vom Betriebsrat abschließend geprüft werden, welche konkreten<br />

Maßnahmen <strong>für</strong> den Standort wichtig sind <strong>und</strong> an welchen Stellen noch Ergänzun-<br />

gen <strong>und</strong> Veränderungen notwendig sind.<br />

Professionelle Beratung <strong>und</strong> Unterstützung, gerade <strong>für</strong> Beschäftigte, die die Pflege<br />

von Angehörigen übernehmen, bietet am Bautzener Standort seit kurzem die Fami-<br />

lienservices <strong>GmbH</strong>. Beschäftigte können sich dort – befr<strong>ist</strong>et <strong>für</strong> <strong>ein</strong> Jahr – Rat-<br />

schläge <strong>ein</strong>holen <strong>und</strong> sich umfassend zum Thema informieren lassen. Geplant war,<br />

dass noch <strong>ein</strong>mal über <strong>ein</strong>e Verlängerung diskutiert wird, sollte sich dieses „System<br />

auf Probe“ bewähren. Weil viele Beschäftigte vor der Flutkatastrophe im August<br />

angaben, überlastet zu s<strong>ein</strong>, war zudem die Einstellung zusätzlicher Beschäftigter<br />

<strong>ein</strong> Thema, <strong>für</strong> das sich der Betriebsrat in Bautzen <strong>ein</strong>setzte. Wie die Situation nach<br />

Beseitigung aller Schäden aussieht, bleibt momentan abzuwarten.<br />

<strong>Arbeit</strong>sgruppe „<strong>Familie</strong>nfre<strong>und</strong>liches Unternehmen“ unterstützt in Görlitz den<br />

Betriebsrat in s<strong>ein</strong>er <strong>Arbeit</strong> zum Ver<strong>ein</strong>barkeitsthema<br />

Die konkreten Themen die momentan auf der Ver<strong>ein</strong>barkeits-Agenda des Betriebs-<br />

rats in Görlitz stehen, sind die Nutzung von Gleitzeit <strong>und</strong> Teilzeit, Überst<strong>und</strong>en- so-<br />

wie Urlaubsregelungen <strong>und</strong> das Thema Kindererziehung/ Kindergartenplätze. So<br />

hat sich der Betriebsrat da<strong>für</strong> <strong>ein</strong>gesetzt, dass im betriebseigenen Kindergarten der<br />

Siemens Turbinenwerke, die sich auf demselben Gelände wie der Bombardier-<br />

Standort befinden, ca. 10 Plätze <strong>für</strong> Kinder von Bombardierbeschäftigten zu Verfü-<br />

gung stehen werden. Der Kindergarten befindet sich gerade im Bau <strong>und</strong> soll in 2011<br />

fertiggestellt s<strong>ein</strong>. Thomas Fellmann <strong>ist</strong> sich noch nicht sicher, wie das Angebot von<br />

den Beschäftigten aufgenommen wird, hofft aber auf rege Nutzung.<br />

Die Regelung der Elternzeit stellt – nach anfänglichen Schwierigkeiten <strong>für</strong> junge<br />

Väter – am Standort <strong>k<strong>ein</strong></strong> Problem mehr dar. Auch <strong>ein</strong>e Fre<strong>ist</strong>ellung <strong>für</strong> die Pflege<br />

von Angehörigen <strong>ist</strong> ohne Weiteres möglich. Teilweise wird sie durch <strong>ein</strong>e Verkür-<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

zung der täglichen <strong>Arbeit</strong>szeit realisiert. Durch die Einführung flexibler <strong>Arbeit</strong>szeit-<br />

modelle wurde zudem Anfang 2010 die Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> mehr zeitlichen Gestaltungs-<br />

spielraum gelegt.<br />

Neben diesen Maßnahmen nutzt <strong>und</strong> unterstützt der Betriebsrat am Standort in<br />

Görlitz die Bemühungen der <strong>Arbeit</strong>geberseite von Bombardier Transportation<br />

Deutschland, mehr <strong>für</strong> die Ver<strong>ein</strong>barkeit zu tun <strong>und</strong> als familienfre<strong>und</strong>liches Unter-<br />

nehmen zertifiziert zu werden. Um dies zu erreichen, wurde <strong>ein</strong>e <strong>Arbeit</strong>sgruppe <strong>ein</strong>-<br />

gerichtet, bestehend aus Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertretern der <strong>Arbeit</strong>geberseite wie<br />

Betriebsratsmitgliedern verschiedener Standorte. Neben dem Betriebsrat des Stan-<br />

dorts in Görlitz, sind auch die der Standorte Braunschweig, Mannheim <strong>und</strong> Siegen<br />

in der <strong>Arbeit</strong>sgruppe vertreten. Gem<strong>ein</strong>sam mit der <strong>Arbeit</strong>geberseite <strong>und</strong> mit exter-<br />

ner Unterstützung durch die pme <strong>Familie</strong>nservice <strong>GmbH</strong> wird versucht, verschiede-<br />

ne Maßnahmen zur familienfre<strong>und</strong>licheren Gestaltung des Unternehmens auf den<br />

Weg zu bringen. So wurden etwa im Frühjahr 2010 verschiedene Informationsmate-<br />

rialien erarbeitet, u.a. zu Themen wie Kinderbetreuung, Beratung in familiären/ ehe-<br />

lichen Problemsituationen oder der Pflege von Angehörigen. Auch wurde <strong>ein</strong> Web-<br />

portal <strong>ein</strong>gerichtet, auf dem sich die Beschäftigten mit Informationen versorgen<br />

können.<br />

<strong>Arbeit</strong>szeit <strong>ist</strong> wichtiges Feld <strong>für</strong> die Verbesserung der Ver<strong>ein</strong>barkeit<br />

Beim Thema <strong>Arbeit</strong>szeit hat Thomas Fellmann konkrete Vorschläge <strong>für</strong> weitere<br />

Maßnahmen, die unterstützend bei der familienfre<strong>und</strong>licheren Gestaltung s<strong>ein</strong>es<br />

Standorts wirken würden. So müsste versucht werden, Überst<strong>und</strong>en wie auch<br />

Samstags-<strong>Arbeit</strong> zu vermeiden. Zusätzlich wäre es hilfreich, so der stellvertretende<br />

Betriebsratsvorsitzende, wenn die Nutzung der Gleitzeit – gerade im Produktionsbe-<br />

trieb – erleichtert würde.<br />

Finanzielle Unterstützungen bei Kindern, wie zum Beispiel in Form von Steuervor-<br />

teilen oder Kita-Zuschüssen, hält er zudem generell <strong>für</strong> <strong>ein</strong> wichtiges Instrument,<br />

um die Ver<strong>ein</strong>barkeitsprobleme von Beschäftigten zu dämpfen.<br />

Beharrlichkeit aber auch Sinn <strong>für</strong> die betriebliche Realität sind der Schlüssel<br />

zum Erfolg<br />

Zur Förderung der Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/ Privatleben sieht es Micha-<br />

el Bacher als besonders wichtig an, Forderungen immer wieder gezielt auf die Ta-<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

gesordnung zu setzen <strong>und</strong> die Unterstützung des <strong>Arbeit</strong>gebers <strong>ein</strong>zufordern. Dabei<br />

hält er es aber auch <strong>für</strong> wichtig, die Realitäten nicht aus den Augen zu verlieren.<br />

Besonderer Erfolgsfaktor bei der Umsetzung von Maßnahmen <strong>ist</strong> nämlich, wenn<br />

Betriebsrat, IG Metall <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>geber zusammenarbeiten. Wenn die Schäden, die<br />

die Überschwemmung Anfang August am Bautzener Standort angerichtet hat, be-<br />

seitigt sind <strong>und</strong> man wieder zum „Normalbetrieb“ zurückkehren kann, wird sich der<br />

Betriebsrat am Standort auch hier wieder <strong>für</strong> <strong>ein</strong>setzen!<br />

Kontakt<br />

Bombardier Transportation <strong>GmbH</strong> – Standort Bautzen<br />

Michael Bacher<br />

Fabrikstr. 41<br />

02625 Bautzen<br />

E-Mail: michael.bacher@de.transport.bombardier.com<br />

Bombardier Transportation <strong>GmbH</strong> – Standort Görlitz<br />

Thomas Fellmann<br />

Chr<strong>ist</strong>oph-Lüders-Str. 24<br />

02826 Görlitz<br />

E-Mail: thomas.fellmann@de.transport.bombardier.com<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

4 Bosch Sebnitz: Ges<strong>und</strong>heit wie auch Balance zwischen <strong>Beruf</strong><br />

<strong>und</strong> Privatleben dürfen nicht auf der Strecke bleiben!<br />

Bosch-Gruppe: Weltweit aktiv, aber mit starker Verwurzelung in Deutschland<br />

1886 als „Werkstätte <strong>für</strong> F<strong>ein</strong>mechanik <strong>und</strong> Elektrotechnik“ von Robert Bosch in<br />

Stuttgart gegründet, hat sich das Unternehmen Bosch zu <strong>ein</strong>em weltweit führenden<br />

Technologie- <strong>und</strong> Dienstle<strong>ist</strong>ungsunternehmen entwickelt. Es bietet Produkte <strong>für</strong> die<br />

Kraftfahrzeug- <strong>und</strong> Industrietechnik sowie Gebrauchsgüter <strong>und</strong> Gebäudetechnik.<br />

Die heutige Bosch-Gruppe umfasst die Robert Bosch <strong>GmbH</strong> <strong>und</strong> mehr als 300<br />

Tochter- <strong>und</strong> Regionalgesellschaften in über 60 Ländern. R<strong>und</strong> 275.000 Mitarbeite-<br />

rinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter erwirtschafteten laut Geschäftsbericht 2009 <strong>für</strong> Bosch <strong>ein</strong>en<br />

Umsatz von 38,2 Milliarden Euro. 112.000 der Bosch-Beschäftigten arbeiten in<br />

Deutschland an mehr als 70 Standorten. Acht befinden sich im IG Metall Bezirk Ber-<br />

lin-Brandenburg-Sachsen, <strong>ein</strong>er davon <strong>ist</strong> die Robert Bosch Elektrowerkzeuge<br />

<strong>GmbH</strong> in Sebnitz. Hier weiß der Betriebsrat ganz genau, dass es sehr wichtig <strong>ist</strong>,<br />

die Balance zwischen <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> Privatleben zu halten, damit die Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

somit auch <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> private Interessen nicht auf der Strecke bleiben!<br />

Robert Bosch Elektrowerkzeuge <strong>GmbH</strong> Sebnitz: Den Spagat mitgestalten<br />

Den Spagat zwischen <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong> schaffen <strong>und</strong> berufliche Anforderungen in<br />

Einklang bringen mit den Pflichten, die Kindererziehung oder die Betreuung von<br />

Angehörigen mit sich bringen – das <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> schwieriges Unterfangen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong> ge-<br />

nug <strong>für</strong> den Betriebsrat in Sebnitz, sich mit Ver<strong>ein</strong>barkeitsfragen zu beschäftigen.<br />

Unterstützt wird er dabei von der Werkleitung wie auch der Werksärztin des Stan-<br />

dorts.<br />

Für Betriebsräte, so die Einschätzung von Ruth Wauer <strong>und</strong> Annegret Frühauf, <strong>ist</strong> es<br />

allgem<strong>ein</strong> nicht <strong>ein</strong>fach die alltäglichen Probleme bei der Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/ Privatleben zu klären. Aber betriebliche Lösungen sind gefragt. Vor<br />

allem was die <strong>Arbeit</strong>szeit angeht. Deshalb wurden im Laufe der letzten Jahre Be-<br />

triebsver<strong>ein</strong>barungen zu Telearbeit, Veränderungen der <strong>Arbeit</strong>szeit <strong>für</strong> Beschäftigte<br />

mit Betreuungspflichten sowie <strong>ein</strong>e (Gesamt)Betriebsver<strong>ein</strong>barung zur Pflegezeit<br />

<strong>ein</strong>geführt. Über erweiterte Regelungen bzw. Möglichkeiten zur Integration <strong>und</strong> Um-<br />

setzung von Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen wird mit der Werkleitung diskutiert.<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

Die bereits bestehenden Ver<strong>ein</strong>barungen ergänzen die in 1996 <strong>ein</strong>geführte Zeitkon-<br />

tenregelung. Beschäftigten im Schichtbetrieb werden dabei die (bei Auftragsspitzen)<br />

zusätzlich anfallenden <strong>Arbeit</strong>sst<strong>und</strong>en oder -tage (z.B. durch Zusatzschichten am<br />

Samstag) auf <strong>ein</strong>em Zeitkonto gutgeschrieben, das sie flexibel „abbummeln“ dürfen.<br />

So können auch mal private Termine oder familiäre Verpflichtungen während der<br />

normalen <strong>Arbeit</strong>szeit erledigt werden.<br />

Am Standort Sebnitz arbeiten insgesamt 408 Beschäftigte, von denen 57 in <strong>ein</strong>em<br />

befr<strong>ist</strong>eten <strong>Arbeit</strong>sverhältnis stehen. Leiharbeitnehmerinnen <strong>und</strong> -nehmer gibt es<br />

am Standort nicht, auch wenn die Werkleitung bereits öfters Interesse daran hatte.<br />

R<strong>und</strong> 36 Prozent der Beschäftigten sind Frauen. Sie arbeiten – wie ihre männlichen<br />

Kollegen – zum größten Teil im Produktionsbereich. Nur 86 Beschäftigte sind im<br />

Angestelltenbereich tätig. Vollzeit <strong>ist</strong> die gängige <strong>Arbeit</strong>szeitform. Nur 13 Beschäf-<br />

tigte sind in Teilzeit tätig, 11 von ihnen sind weiblich. Der Altersdurchschnitt <strong>ist</strong> ge-<br />

rade bei Frauen mit 46 Jahren hoch. Männer sind im Schnitt 42 Jahre alt. Neben<br />

Kinderbetreuungsfragen wird <strong>für</strong> viele Beschäftigte das Thema „Pflege von Angehö-<br />

rigen“ immer wichtiger. Die Bosch-Gruppe hat darauf mit <strong>ein</strong>er Gesamtbetriebsver-<br />

<strong>ein</strong>barung „Pflegezeit“ sowie <strong>ein</strong>em entsprechenden Informationsflyer reagiert. Seit<br />

Februar 2010 <strong>ist</strong> diese Betriebsver<strong>ein</strong>barung auch am Standort in Sebnitz gültig.<br />

Damit sind wichtige Schritte zur Verbesserung der Ver<strong>ein</strong>barkeitssituation <strong>für</strong> Be-<br />

schäftigte mit Pflegeaufgaben auf den Weg gebracht worden. Schritte, die Lebens-<br />

qualität verbessern können – genau der Weg, den Bosch auch mit s<strong>ein</strong>en Produk-<br />

ten geht.<br />

Bosch Gruppe: Mit Produkten Lebensqualität verbessern<br />

Das <strong>ist</strong> das Unternehmensziel der Bosch-Gruppe. Die Kraftfahrzeugtechnik <strong>ist</strong> der<br />

größte Unternehmensbereich <strong>und</strong> deckt die Felder Einspritztechnik <strong>für</strong> Verbren-<br />

nungsmotoren, Fahrzeugsicherheit, elektrische Maschinen <strong>und</strong> Kommunikations-<br />

technik ab. Zusätzlich werden Konzepte, Technik <strong>und</strong> Service <strong>für</strong> den Kraftfahr-<br />

zeughandel (z.B. Produktschulungen) angeboten. Im Unternehmensbereich Ge-<br />

brauchsgüter entwickelt <strong>und</strong> produziert Bosch in <strong>ein</strong>em Gem<strong>ein</strong>schaftsunternehmen<br />

mit Siemens diverse Hausgeräte. Auch die Elektrowerkzeugsparte zählt zum Unter-<br />

nehmensbereich Gebrauchsgüter 1 . Am Standort in Sebnitz, der zur Elektrowerk-<br />

zeugsparte gehört, werden Bohrhämmer <strong>und</strong> Winkelschleifer hergestellt. Damit<br />

Bosch s<strong>ein</strong>en eigenen Ansprüchen, nämlich „Lebensqualität verbessern“ auch wei-<br />

1 Sicherheitssparte, Verpackungsmaschinensparte, Bosch-Siemens Hausgeräte<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

terhin gerecht bleibt, investiert das Unternehmen pro Jahr mehr als 3,5 Milliarden<br />

Euro in Forschung <strong>und</strong> Entwicklung <strong>und</strong> meldet jährlich r<strong>und</strong> 3800 Patente weltweit<br />

an. Um Lebensqualität auch <strong>für</strong> die Beschäftigten zu verbessern <strong>und</strong> als attraktiver<br />

<strong>Arbeit</strong>geber zu gelten, sind die Förderung der Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/<br />

Privatleben sowie der Chancengleichheit von Frauen <strong>und</strong> Männern wichtige perso-<br />

nalpolitische Ziele des Unternehmens.<br />

Gut versorgt <strong>und</strong> gut vernetzt zu mehr Chancengleichheit <strong>und</strong> besseren Lö-<br />

sungen in der Ver<strong>ein</strong>barkeitsfrage<br />

„Ein gutes mit<strong>ein</strong>ander zu ver<strong>ein</strong>baren“ zwischen <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong> <strong>ist</strong> erklärtes Ziel<br />

von Bosch. Beschäftigte sollen ihre Angehörigen – ob Kinder oder pflegebedürftige<br />

<strong>Familie</strong>nmitglieder – versorgt wissen, damit sie <strong>für</strong> das Unternehmen produktiv s<strong>ein</strong><br />

können. Deshalb unterstützt Bosch die Ver<strong>ein</strong>barkeit durch flexible <strong>Arbeit</strong>szeitmo-<br />

delle <strong>und</strong> Telearbeit sowie zahlreiche Informations- <strong>und</strong> Unterstützungsle<strong>ist</strong>ungen<br />

(z.B. Vermittlung von Ferienbetreuung von Kindern). Bosch-Mütter <strong>und</strong> -Väter kön-<br />

nen sich so etwa auf der Internetplattform family@bosch austauschen <strong>und</strong> vernet-<br />

zen. Beschäftigten mit Pflegeaufgaben werden durch die Betriebsver<strong>ein</strong>barung zur<br />

Pflegezeit viele Möglichkeiten geboten, die <strong>Arbeit</strong>szeit an die privaten Anforderun-<br />

gen anzupassen (durch Teilzeit, alternierende Telearbeit, Fre<strong>ist</strong>ellung vom Schicht-<br />

betrieb) oder durch <strong>ein</strong>e Auszeit vom <strong>Beruf</strong> von bis zu drei<strong>ein</strong>halb Jahren sich voll<br />

<strong>und</strong> ganz auf die Pflegesituation zu konzentrieren.<br />

Um Chancengleichheit zu fördern <strong>und</strong> Frauen stärker ins Unternehmen <strong>und</strong> hier vor<br />

allem auch in Führungspositionen zu bringen, gibt es ebenfalls viele Maßnahmen<br />

<strong>und</strong> Instrumente. Angehenden weiblichen Fach- <strong>und</strong> Führungskräften werden so<br />

etwa Bosch-Mentorinnen <strong>und</strong> -Mentoren aus der Führungsebene zur Seite gestellt,<br />

die sie beraten <strong>und</strong> anleiten. Auch gibt es <strong>ein</strong> Cross-Company-Mentoring-<br />

Programm mit anderen Unternehmen. Durch <strong>ein</strong> spezielles Weiterbildungspro-<br />

gramm <strong>für</strong> Frauen, das ebenfalls an Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte adressiert <strong>ist</strong>, sollen<br />

bessere Verhandlungs- <strong>und</strong> Karriereplanungsstrategien vermittelt werden. Karriere<br />

fördern soll auch das Frauen-Netzwerk „women@bosch“. Seit 1995 können weibli-<br />

che Bosch-Beschäftigte hier ihr Wissen austauschen, sich über Geschäftsbereiche<br />

<strong>und</strong> Hierarchieebenen hinaus unterstützen <strong>und</strong> ihre Interessen mit <strong>ein</strong>er hörbaren<br />

Stimme vertreten.<br />

Diese Beispiele in Sachen Ver<strong>ein</strong>barkeit <strong>und</strong> Chancengleichheit sind nur <strong>ein</strong>e Aus-<br />

wahl der bei Bosch umgesetzten Maßnahmen. Bosch zählt hierdurch zu <strong>ein</strong>em der<br />

24


<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

deutschen Vorreiter-Unternehmen <strong>und</strong> wurde <strong>für</strong> s<strong>ein</strong> Engagement u.a. mit dem<br />

deutschen Zertifikat „beruf<strong>und</strong>familie“ sowie dem „Total E-Quality“-Preis <strong>für</strong> Fami-<br />

lienfre<strong>und</strong>lichkeit <strong>und</strong> Chancengleichheit ausgezeichnet. Trotzdem sind noch nicht<br />

auf alle Ver<strong>ein</strong>barkeitsfragen Antworten gef<strong>und</strong>en worden. Verbesserungsbedarf<br />

<strong>und</strong> -möglichkeiten gibt es immer. Das weiß auch der Betriebsrat des Standorts in<br />

Sebnitz aus eigener Erfahrung.<br />

Bosch-Standort in Sebnitz: Geeignete <strong>Arbeit</strong>szeitmodelle <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>splätze<br />

schaffen<br />

Dies sieht der Betriebsrat am Standort in Sebnitz als weitere Maßnahmen bzw.<br />

Möglichkeiten, die Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> Privatleben besser zu unterstützen.<br />

Deshalb setzt er sich da<strong>für</strong> <strong>ein</strong>, dass <strong>ein</strong>e Betriebsver<strong>ein</strong>barung zur Integration <strong>und</strong><br />

Förderung von Teilzeitmöglichkeiten im <strong>Arbeit</strong>salltag umgesetzt wird. Auch möchte<br />

er mehr <strong>Arbeit</strong>splätze <strong>ein</strong>führen, an denen auch werdende Mütter, ältere <strong>und</strong> leis-<br />

tungsgeminderte <strong>Arbeit</strong>nehmerinnen <strong>und</strong> -nehmer ohne Be<strong>ein</strong>trächtigungen arbei-<br />

ten können. Allerdings hängt dies immer auch mit davon ab, was am Standort pro-<br />

duziert wird. Eine Umsetzung <strong>ist</strong> also nicht ganz <strong>ein</strong>fach.<br />

Große (zeitliche) Probleme stellen immer wieder Abweichungen von der Schicht-<br />

systemfolge <strong>für</strong> Beschäftigte bei flexibler Fertigung wie auch taktgeb<strong>und</strong>e <strong>Arbeit</strong>s-<br />

plätze dar. Auch hier <strong>ist</strong> wieder das Problem, dass es zu wenige alternative <strong>Arbeit</strong>s-<br />

plätze gibt. Folge <strong>ist</strong>, dass die Planbarkeit von Terminen <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>npflichten er-<br />

schwert wird.<br />

Förderlich wäre <strong>für</strong> das Thema Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/ Privatleben am<br />

Standort Sebnitz, wenn <strong>ein</strong> aktiver <strong>Arbeit</strong>skreis zum Thema, in dem auch der Be-<br />

triebsrat vertreten <strong>ist</strong>, <strong>ein</strong>geführt würde. Darüber hinaus würde es der Betriebsrat<br />

begrüßen, wenn mehr <strong>und</strong> bessere Regelungen vom Gesetzgeber oder den Tarif-<br />

partnern zum Thema beschlossen würden.<br />

Kontakt<br />

Robert Bosch Elektrowerkzeuge <strong>GmbH</strong><br />

Ruth Wauer/ Annegret Frühauf<br />

Siedlerstr. 2<br />

01855 Sebnitz<br />

E-Mail: ruth.wauer@de.bosch.com/ annegret.fruehauf@de.bosch.de<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

5 Daimler AG: Wir brauchen mehr Akteure auf allen Ebenen!<br />

Eine Balance von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/ Privatleben wollen alle Beschäftigte – das<br />

steht <strong>für</strong> Ute Hass, Betriebsratsvorsitzende am Daimler-Standort Berlin-Marienfelde,<br />

außer Frage. Allerdings braucht es allgem<strong>ein</strong> noch mehr Akteurinnen <strong>und</strong> Akteure,<br />

die das Thema aktiv be- <strong>und</strong> antreiben. Insbesondere männliche Funktionsträger,<br />

so die Betriebsratsvorsitzende, müssten noch stärker <strong>ein</strong>en Schwerpunkt darauf<br />

legen – sowohl solche in den Betrieben als auch die in den Gewerkschaften! Dass<br />

sich am Daimler-Standort in Berlin-Marienfelde etwas zum Thema bewegt, da<strong>für</strong><br />

setzt sich der Betriebsrat seit langem <strong>ein</strong>. Unterstützt wird er dabei auch von Ge-<br />

samtbetriebsrat, der Projektgruppe Frauen sowie der Personal- <strong>und</strong> Bildungskom-<br />

mission.<br />

Daimler AG: Von der Erfindung des Automobils bis heute – Eine Erfolgsge-<br />

schichte<br />

Die Daimler AG <strong>ist</strong> <strong>ein</strong>es der erfolgreichsten Automobilunternehmen der Welt. Die<br />

Firmengründer Gottlieb Daimler <strong>und</strong> Carl Benz haben mit der Erfindung des Auto-<br />

mobils im Jahr 1886 Geschichte geschrieben. Seitdem hat sich der Erfolg des Un-<br />

ternehmens weiter fortgesetzt. Mit den Geschäftsfeldern Mercedes-Benz Cars,<br />

Daimler Trucks, Mercedes-Benz Vans <strong>und</strong> Daimler Buses gehört der Fahrzeugpro-<br />

duzent zu den größten Anbietern von Premium-Pkw‘s <strong>und</strong> <strong>ist</strong> der größte weltweit<br />

aufgestellte Nutzfahrzeug-Hersteller. Zum heutigen Markenportfolio des Konzerns<br />

zählen neben Mercedes-Benz die Marken smart, Maybach, Freightliner, Western<br />

Star, Fuso, Setra, Orion <strong>und</strong> Thomas Built Buses. Darüber hinaus bietet die Daimler<br />

AG mit dem Unternehmensbereich „Financial Services“ <strong>ein</strong> umfassendes Finanz-<br />

dienstle<strong>ist</strong>ungsangebot. Dieses reicht von Finanzierung <strong>und</strong> Leasing, über Versi-<br />

cherungen bis hin zum Flottenmanagement.<br />

Als Pionier der Automobilbranche gestaltet der Konzern auch heute die Zukunft der<br />

Mobilität mit. Die Herstellung sicherer <strong>und</strong> hochwertiger Fahrzeuge zeichnet das<br />

Unternehmen dabei ebenso aus wie die Anwendung <strong>und</strong> Umsetzung „grüner Tech-<br />

nologien“ in der Antriebsentwicklung. Als <strong>ein</strong>ziger Automobilhersteller setzt Daimler<br />

dabei sowohl auf den Hybrid- <strong>und</strong> Elektromotor als auch auf die Brennstoffzelle. Ziel<br />

<strong>ist</strong> es, langfr<strong>ist</strong>ig das emissionsfreie Fahren zu ermöglichen.<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

S<strong>ein</strong>e Produkte – Fahrzeuge wie auch Dienstle<strong>ist</strong>ungen – vertreibt der Konzern in<br />

nahezu allen Ländern der Welt. In den zahlreichen Produktionsstätten auf insge-<br />

samt fünf Kontinenten arbeiteten Ende 2009 mehr als 256.000 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter, mehr als 162.000 davon in Deutschland. Sie erwirtschafteten <strong>für</strong> Daim-<br />

ler 2009 <strong>ein</strong>en Jahresumsatz von 78,9 Mrd. Euro. Die Verkaufs- <strong>und</strong> Umsatzzahlen<br />

waren zwar – bedingt durch die weltweite Finanz- <strong>und</strong> Wirtschaftskrise – niedriger<br />

als im Vorjahr. Die Situation hat sich aber bereits in der ersten Jahreshälfte 2010<br />

wieder normalisiert. Ein Zeichen da<strong>für</strong> <strong>ist</strong> – neben steigenden Umsatzzahlen – die<br />

Neu<strong>ein</strong>stellung von 400 Beschäftigten am Standort im badischen Rastatt – <strong>und</strong><br />

zwar in unbefr<strong>ist</strong>eten Festanstellungen.<br />

Auch im Mercedes-Benz Werk in Berlin-Marienfelde wird die Auftragslage im Som-<br />

mer 2010 als gut bewertet. Kurzarbeit <strong>und</strong> die Sorge um die Beschäftigungssiche-<br />

rung am Standort gehören erst mal der Vergangenheit an. Gute Bedingungen um<br />

noch mehr betriebliche Akteurinnen <strong>und</strong> Akteure <strong>für</strong> das Thema Ver<strong>ein</strong>barkeit von<br />

<strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong> zu gewinnen. Denn die braucht es unbedingt, findet Ute Hass.<br />

Mercedes-Benz Werk Berlin-Marienfelde: Ver<strong>ein</strong>barkeit spielte 1998 am<br />

Standort noch kaum <strong>ein</strong>e Rolle<br />

In Marienfelde arbeiten insgesamt r<strong>und</strong> 2.800 Beschäftigte <strong>für</strong> die Daimler AG. 246<br />

davon waren im Sommer 2010 Frauen. Ihr Anteil an allen Beschäftigten lag damit<br />

bei knapp 9 Prozent. Mehr als die Hälfte der weiblichen Beschäftigten (143 Frauen)<br />

waren im Angestelltenbereich tätig, der Rest im Produktionsbereich. Von den männ-<br />

lichen Beschäftigten arbeiteten hingegen fast 75 Prozent im Produktionsbereich.<br />

Der Betriebsrat am Standort, dem Ute Hass seit 1990 als freigestelltes Mitglied an-<br />

gehört <strong>und</strong> dessen Vorsitzende sie seit 2002 <strong>ist</strong>, hat 1998 begonnen, sich mit be-<br />

trieblichen Ver<strong>ein</strong>barkeitsfragen zu befassen. Stück <strong>für</strong> Stück wurde das Thema<br />

bearbeitet <strong>und</strong> der Handlungsrahmen definiert. 1998 spielte das Thema noch kaum<br />

<strong>ein</strong>e Rolle am Standort. Dies hat sich mittlerweile massiv verändert. Mit entschei-<br />

dend war dabei wohl auch, dass 1999 auf Ebene des Gesamtbetriebsrats <strong>ein</strong>e Pro-<br />

jektgruppe Frauen entstanden <strong>ist</strong>. Diese war maßgeblich daran beteiligt, dass sich<br />

was im Bereich Chancengleichheit <strong>und</strong> Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/ Privat-<br />

leben getan hat.<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

Ver<strong>ein</strong>barkeit <strong>und</strong> Chancengleichheit in der Daimler AG: Die Projektgruppe<br />

Frauen macht’s (mit) möglich<br />

Ver<strong>ein</strong>barkeit <strong>und</strong> Chancengleichheit werden bei Daimler als elementare Bestand-<br />

teile <strong>ein</strong>er guten Personalpolitik gesehen. Die Möglichkeit auf Flexibilität bei Ar-<br />

beitszeit <strong>und</strong> -ort wird dabei als <strong>ein</strong>e wesentliche Voraussetzung erachtet. Deshalb<br />

gehören über 300 flexible <strong>Arbeit</strong>szeitmodelle vom mobilen <strong>Arbeit</strong>en über verschie-<br />

dene Teilzeitvarianten bis hin zu Job Sharing bei Daimler dazu – so die Auskunft<br />

auf der Unternehmenshomepage.<br />

Dass dies so <strong>ist</strong> bzw. in der Praxis <strong>und</strong> an den Standorten auch so umgesetzt wird,<br />

daran haben die Daimler-Betriebsräte <strong>und</strong> speziell die Projektgruppe Frauen <strong>ein</strong>en<br />

maßgeblichen Anteil. Seit nunmehr fast 12 Jahren gibt es die Projektgruppe Frauen<br />

des Gesamtbetriebsrates der Daimler AG. Seit der Aufnahme ihrer <strong>Arbeit</strong> hat sie<br />

vier Gesamtbetriebsver<strong>ein</strong>barungen (GBV) zur Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong><br />

<strong>und</strong> zur Frauenförderung initiiert, verhandelt <strong>und</strong> mit der Geschäftsführung von<br />

Daimler abgeschlossen. Nur wenige Unternehmen sind dadurch so gut aufgestellt<br />

wie Daimler.<br />

Seit 2001 gilt so etwa die Gesamtbetriebsver<strong>ein</strong>barung „Frauenförderung“. Durch<br />

sie sind Zielkorridore ver<strong>ein</strong>bart, an denen sich <strong>ein</strong>e erfolgreiche Frauenförderung<br />

im Unternehmen messen lässt. In den letzten zehn Jahren gelang es so etwa, den<br />

Frauenanteil an den Auszubildenden von 16 Prozent auf 20 Prozent zu steigern.<br />

Der Anteil der weiblichen Führungskräfte konnte mit <strong>ein</strong>em Anstieg von ehemals 6,5<br />

Prozent auf heute 11,2 Prozent fast verdoppelt werden. Spezielle Mentoring-<br />

programme unterstützen zudem weibliche Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte auf ihrem Weg<br />

bei Daimler. Einziger Wehmutstropfen: Der Anteil der Frauen an der Gesamtbeleg-<br />

schaft konnte aufgr<strong>und</strong> der zahlreichen Abbauprogramme nicht erreicht werden.<br />

Hier muss sich noch deutlicher etwas bewegen, damit die festgelegte Zielver<strong>ein</strong>ba-<br />

rung erreicht wird.<br />

Zudem wurde 2001 die Gesamtbetriebsver<strong>ein</strong>barung „<strong>Familie</strong>nzeit“ beschlossen,<br />

die die alte GBV „<strong>Familie</strong>npause“ ablöste. In ihr wird seitdem festgelegt, welche<br />

Möglichkeiten der flexiblen Gestaltung der <strong>Familie</strong>nzeit es gibt. So können etwa<br />

Eltern- <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>nzeit unterbrochen werden. Wieder<strong>ein</strong>stiegsqualifizierungen die-<br />

nen dazu, <strong>ein</strong>en guten Neustart nach der Eltern- <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>nzeit zu ermöglichen.<br />

Auch in Sachen Kinderbetreuung hat sich in den letzten Jahren <strong>ein</strong>iges bewegt. An<br />

vielen deutschen Standorten, u. a. in Untertürkheim, Sindelfingen, Bremen <strong>und</strong> Ber-<br />

lin stehen in den betriebseigenen Kindertagesstätten mit Namen „Sternchen“ Be-<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

treuungsmöglichkeiten <strong>für</strong> Kinder zu Verfügung – an allen Standorten ab <strong>ein</strong>em Al-<br />

ter von 8 Wochen. Bis 2012 möchte das Unternehmen die Zahl der Plätze auf ins-<br />

gesamt 569 erhöhen. Am Daimler-Standort in Marienfelde gibt es die „Sternchen“<br />

seit 2008. Neben 24 Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren werden hier auch<br />

36 Kl<strong>ein</strong>kinder zwischen zwei Monate <strong>und</strong> 3 Jahren betreut. Die Resonanz auf das<br />

Betreuungsangebot <strong>ist</strong> gut <strong>und</strong> die Nachfrage hoch.<br />

Unterstützung des Themas durch viele Maßnahmen möglich<br />

Das Aufgaben- <strong>und</strong> Tätigkeitsspektrum von Uta Hass <strong>und</strong> ihrem Betriebsratsgremi-<br />

um zum Thema Ver<strong>ein</strong>barkeit <strong>ist</strong> breit. Neben <strong>Familie</strong>nzeit <strong>und</strong> Kinderbetreuung<br />

sind so auch flexible <strong>Arbeit</strong>szeiten, mobiles <strong>Arbeit</strong>en, Qualifizierung <strong>und</strong> häusliche<br />

Krankenpflege wichtige Punkte, mit denen sie sich in ihrer <strong>Arbeit</strong> beschäftigen. Zu<br />

vielen der Themen werden regelmäßig Informationsveranstaltungen durchgeführt.<br />

Zudem stehen zu vielen Fragen <strong>und</strong> Aspekten, die das Thema Ver<strong>ein</strong>barkeit <strong>und</strong><br />

Chancengleichheit betreffen, Informationsmaterialien zu Verfügung.<br />

Da die Pflege von Angehörigen <strong>ein</strong> immer wichtigeres Thema wird, wurde 2008<br />

durchgesetzt, dass sich Beschäftigte zur häuslichen Krankenpflege ihrer Angehöri-<br />

gen unbezahlt bis zu 12 Monate beurlauben lassen können – mit Garantie auf Wie-<br />

der<strong>ein</strong>stellung! Alternativ besteht auch die Möglichkeit <strong>für</strong> <strong>ein</strong>e bestimmte Zeit von<br />

Vollzeit auf Teilzeit umzusteigen, um so die Pflegetätigkeit neben der beruflichen<br />

Tätigkeit besser regeln zu können.<br />

Weitere Maßnahmen <strong>und</strong> Möglichkeiten, die Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/<br />

Privatleben zu unterstützen <strong>und</strong> das Thema betrieblich besser zu verankern, sieht<br />

Ute Hass viele. Für wichtig hält sie so etwa, Netzwerke aufzubauen <strong>und</strong> zu pflegen<br />

sowie breit zum Thema zu sensibilisieren – sowohl unter Führungskräften, als auch<br />

Betriebsräten <strong>und</strong> Vertrauensleuten. Ver<strong>ein</strong>barungen müssen abgeschlossen, ihre<br />

Einhaltung aber auch ständig kontrolliert werden. Ebenso <strong>ist</strong> es wichtig, so Ute<br />

Hass, <strong>ein</strong>e transparente Datenbasis zu schaffen, um die Situation im Unternehmen<br />

richtig <strong>ein</strong>schätzen <strong>und</strong> bewerten zu können.<br />

Darüber hinaus hält sie es generell <strong>für</strong> wichtig <strong>und</strong> sinnvoll, Best-Practice-Beispiele<br />

zu betrieblichen Aktivitäten zu veröffentlichen, um zu sehen, was alles schon geht<br />

<strong>und</strong> was <strong>für</strong> Ideen <strong>und</strong> Maßnahmen in anderen Betrieben vorhanden sind. Auch<br />

könnten <strong>und</strong> sollten, so die Betriebsratsvorsitzende, IG Metall Gremien aktiv zur<br />

Diskussion <strong>und</strong> zum Austausch genutzt werden.<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

Ver<strong>ein</strong>barungen sind bekannt <strong>und</strong> werden gelebt<br />

Dies <strong>ist</strong> <strong>für</strong> Ute Hass Gr<strong>und</strong>voraussetzung <strong>und</strong> Erfolgsfaktor <strong>für</strong> die Umsetzung von<br />

Maßnahmen zur Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/ Privatleben. Zeichen da<strong>für</strong>,<br />

dass Maßnahmen erfolgreich waren <strong>und</strong> sind, sieht sie z.B. darin, dass der Frauen-<br />

anteil an der Belegschaft <strong>und</strong> bei den Auszubildenden ansteigt <strong>und</strong> Männer häufiger<br />

Teilzeit sowie Elternzeit <strong>für</strong> sich in Anspruch nehmen.<br />

Klare Hürden, die die Aktivitäten <strong>für</strong> die betriebliche Umsetzung der Ver<strong>ein</strong>barkeit<br />

von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/ Privatleben erschweren, sind Ängste um den <strong>Arbeit</strong>splatz,<br />

hoher <strong>Arbeit</strong>sdruck <strong>und</strong> zu wenig Aktive, die sich <strong>für</strong> das Thema <strong>ein</strong>setzen. Zudem<br />

hat das Thema häufig leider nicht die Priorität, die eigentlich notwendig wäre.<br />

Generell wünscht sich Ute Hass deshalb <strong>ein</strong>e bessere Öffentlichkeitsarbeit <strong>und</strong><br />

dass auf politische Entscheidungen mehr Einfluss genommen werden kann. So z.B.<br />

darauf, dass die Bildungsarbeit in Kindergärten <strong>und</strong> Schulen verbessert wird. Auch<br />

dürfe die Kl<strong>ein</strong>kindbetreuung nicht vom jeweiligen Bürgerme<strong>ist</strong>er/ der jeweiligen<br />

Bürgerme<strong>ist</strong>erin abhängen, sondern müsse b<strong>und</strong>esweit verbessert werden.<br />

Kontakt<br />

Daimler AG Mercedes-Benz Werk Berlin<br />

Ute Hass<br />

Daimlerstr. 143<br />

12274 Berlin<br />

E-Mail: ute.hass@daimler.com<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

6 IAV <strong>GmbH</strong>: Positives Klima beim Thema Ver<strong>ein</strong>barkeit, auch<br />

wenn öfter mal Überzeugungsarbeit notwendig <strong>ist</strong><br />

Mit Innovationen die Zukunft der Automobilindustrie mitgestalten<br />

Innovative Fahrzeugantriebe werden als <strong>ein</strong>s der Zukunftsthemen im Berlin-<br />

Brandenburgischen Automotive-Cluster gehandelt. Ein wichtiger Impulsgeber im<br />

Bereich Elektromobilität <strong>ist</strong> dabei das 1983 gegründete Entwicklungsunternehmen<br />

IAV. S<strong>ein</strong>en Hauptsitz hat das Unternehmen in Berlin. Zwei s<strong>ein</strong>er drei Entwick-<br />

lungszentren haben ihren Standort im IG Metall-Bezirk Berlin-Brandenburg-<br />

Sachsen <strong>und</strong> zwar in Chemnitz <strong>und</strong> Berlin. All<strong>ein</strong> in Chemnitz sind 465 der weltweit<br />

knapp 4.000 Beschäftigten von IAV tätig. Insgesamt sind 11 der 21 Unternehmens-<br />

standorte in Deutschland.<br />

IAV <strong>ist</strong> <strong>ein</strong>er der führenden Engineering-Partner der Automobilindustrie. <strong>Arbeit</strong>sbe-<br />

reiche des Entwicklungsunternehmens sind die Antriebsstrang-, Elektronik- <strong>und</strong><br />

Fahrzeugentwicklung. Vom ersten Konzept über die Berechnung <strong>und</strong> Konstruktion,<br />

bis hin zum Prototypbau <strong>und</strong> dessen Prüfung geht dabei die Servicele<strong>ist</strong>ung von<br />

IAV. Zu den Auftraggebern gehören viele namhafte Automobilhersteller <strong>und</strong> Zuliefe-<br />

rer weltweit, so zum Beispiel Volkswagen, Audi, General Motors, Daimler, BMW,<br />

ZF, Conti, Bentley oder auch Bugatti.<br />

Ver<strong>ein</strong>barkeit wichtige Voraussetzung <strong>für</strong> Motivation <strong>und</strong> Mitarbeiterbindung<br />

Mit Innovationskraft <strong>und</strong> hoher Servicequalität bindet das Unternehmen s<strong>ein</strong>e Kun-<br />

den langfr<strong>ist</strong>ig <strong>und</strong> konnte so auch im krisengeschüttelten Geschäftsjahr 2009 Um-<br />

sätze in Höhe vom 375 Mio. Euro verbuchen. Für <strong>ein</strong>e langfr<strong>ist</strong>ige Bindung <strong>und</strong> Mo-<br />

tivation der Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter <strong>ist</strong> die Umsetzung <strong>und</strong> Förderung der<br />

Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong> <strong>ein</strong>e wichtige Voraussetzung. Deshalb setzt<br />

sich der Betriebsrat am Standort in Chemnitz seit s<strong>ein</strong>er Gründung 1991 gezielt <strong>für</strong><br />

Maßnahmen zur Ver<strong>ein</strong>barkeit <strong>ein</strong>. Unterstützt wird er dabei vom Personalwesen<br />

<strong>und</strong> der Geschäftsführung des Unternehmens – auch wenn öfters mal Überzeu-<br />

gungsarbeit notwendig <strong>ist</strong>, so Peter Schulz, Betriebsratsvorsitzender des Standorts<br />

in Chemnitz.<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

Mit flexiblen <strong>Arbeit</strong>szeit- <strong>und</strong> Schichtsystemen zu mehr Balance von <strong>Beruf</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/ Privatleben<br />

465 Beschäftigte <strong>und</strong> 33 Mitarbeiter aus Leiharbeitsfirmen arbeiten im Entwick-<br />

lungszentrum in Chemnitz, davon sind 73 Frauen (14,7 Prozent aller Beschäftigten).<br />

Viele der Beschäftigten kommen aus dem Ingenieurbereich, sind ausgebildete<br />

Techniker oder haben <strong>ein</strong>en (Fach)Hochschulabschluss. Sie zählen somit zu den<br />

hochqualifizierten Beschäftigten. Befr<strong>ist</strong>ungen bei Einstellungen sowie der Einsatz<br />

von Leiharbeit sind im Chemnitzer Entwicklungszentrum Standard, um die erforder-<br />

liche Flexibilität bei Konjunkturschwankungen zu gewährle<strong>ist</strong>en. Bislang wurden<br />

zeitlich befr<strong>ist</strong>ete <strong>Arbeit</strong>sverhältnisse in der Regel nach Ablauf der zulässigen 2 Jah-<br />

re (nach TzBfG) in unbefr<strong>ist</strong>ete überführt.<br />

Nicht <strong>ein</strong>mal 5 Prozent der Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter arbeiten in Teilzeit, kei-<br />

ne(r) der Teilzeittätigen bekleidet <strong>ein</strong>e Führungsposition. Dennoch oder gerade<br />

deswegen <strong>ist</strong> die Gestaltung flexibler <strong>Arbeit</strong>szeitregelungen <strong>ein</strong> wichtiges Kernthe-<br />

ma der Betriebsratsarbeit – <strong>und</strong> das bereits seit den Anfängen in 1991. Durch-<br />

schnittlich sind die Beschäftigten im Unternehmen 39,5 Jahre alt, das Durch-<br />

schnittsalter der weiblichen Beschäftigten liegt bei 40,3 Jahren. Regelungen, die<br />

gerade den vielen Beschäftigten mit Kindern <strong>ein</strong>e bessere Ver<strong>ein</strong>barkeit ermögli-<br />

chen, sind deshalb besonders wichtig.<br />

Neben flexiblen <strong>Arbeit</strong>szeitmodellen wurden so direkt nach Gründung des Betriebs-<br />

rats in Chemnitz auch flexiblere Schichtsysteme <strong>ein</strong>geführt. Über Gleitzeitregelun-<br />

gen, Zeitausgleichkonten, Freizeitausgleich bei auftragsbedingter Mehrarbeit bis hin<br />

zu rollierenden Schichtsystemen reicht die Palette der am IAV-Standort in Chemnitz<br />

möglichen Modelle <strong>und</strong> Instrumente zur flexibleren <strong>Arbeit</strong>szeitgestaltung. Gewähr-<br />

le<strong>ist</strong>et wird hierdurch, dass während oder im Anschluss an Auftragsspitzen der zeit-<br />

liche Spagat zwischen <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/ Privatleben erfolgreich umgesetzt wird.<br />

Geringe zeitliche Planungssicherheit tritt allgem<strong>ein</strong> aber immer wieder im Entwick-<br />

lungsdienstle<strong>ist</strong>ungsbereich auf, wo die schnelle Bearbeitung von K<strong>und</strong>enaufträgen<br />

hohe zeitliche Flexibilität von den Beschäftigten verlangt. <strong>Arbeit</strong> im Mehrschichtbe-<br />

trieb <strong>und</strong> auch am Wochenende können hier zeitweise vorkommen, „Normalarbeits-<br />

form“ <strong>ist</strong> aber <strong>für</strong> die me<strong>ist</strong>en der Beschäftigten die 5-Tage-Woche im Einschichtbe-<br />

trieb.<br />

Neben der flexiblen <strong>Arbeit</strong>szeitgestaltung setzt sich der Betriebsrat mit s<strong>ein</strong>er <strong>Arbeit</strong><br />

auch da<strong>für</strong> <strong>ein</strong>, dass sowohl der Mitarbeiter<strong>ein</strong>satz außerhalb des Dienstorts (also<br />

bei K<strong>und</strong>en) sowie die Schicht- <strong>und</strong> Rufbereitschaft im Sinne <strong>ein</strong>er besseren Ver-<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/ Privatleben geregelt werden. (Werdende) Mütter<br />

<strong>und</strong> Väter können sich an den Betriebsrat bei Fragen r<strong>und</strong> um Mutterschutz, Eltern-<br />

zeit <strong>und</strong> Wieder<strong>ein</strong>gliederung nach der Babypause wenden – auch oder gerade<br />

dann, wenn familienfre<strong>und</strong>lichere <strong>Arbeit</strong>smodelle, wie zum Beispiel Teilzeit, umge-<br />

setzt werden sollen.<br />

Akzeptanz <strong>und</strong> Zufriedenheit sind Messlatte <strong>für</strong> Erfolge<br />

Messlatte <strong>für</strong> die erfolgreiche Umsetzung von Maßnahmen zur Ver<strong>ein</strong>barkeit von<br />

<strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> sind <strong>für</strong> den Betriebsrat von IAV am Chemnitzer Standort, wenn<br />

die Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter diese akzeptieren <strong>und</strong> zufrieden sind. Manch-<br />

mal würde er sich dabei aber auch wünschen, dass sich die Beschäftigten bewuss-<br />

ter über ihre Rechte sind <strong>und</strong> diese aktiver <strong>ein</strong>fordern. So könnte noch mehr <strong>für</strong> ei-<br />

ne bessere Ver<strong>ein</strong>barkeit erreicht werden – zum Beispiel in Bezug auf Urlaubsrege-<br />

lungen <strong>und</strong> Begrenzung der Mehrarbeit. Aber nicht nur im Unternehmen selbst wird<br />

Verbesserungsbedarf beim Thema Ver<strong>ein</strong>barkeit gesehen. Mit flexibler gestalteten<br />

Betreuungszeiten in den kommunalen Kinderbetreuungs<strong>ein</strong>richtungen könnten die<br />

umliegenden Städte <strong>und</strong> Region <strong>ein</strong>en entscheidenden Beitrag zur Unterstützung<br />

der IAV-Beschäftigte mit Kindern le<strong>ist</strong>en – so die M<strong>ein</strong>ung des Chemnitzer Betriebs-<br />

rats.<br />

Kontakt:<br />

IAV <strong>GmbH</strong><br />

Peter Schulz<br />

Kauffahrtei 25<br />

09120 Chemnitz<br />

E-Mail: peter.schulz@iav.de<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

7 Porsche <strong>GmbH</strong> Leipzig: Thema Ver<strong>ein</strong>barkeit aus vielen Gründen<br />

wichtig!<br />

Das Thema Ver<strong>ein</strong>barkeit <strong>ist</strong> <strong>für</strong> Knut Lofski, den Betriebsratsvorsitzenden der Por-<br />

sche <strong>GmbH</strong> Leipzig, aus vielen Gründen wichtig: Weil es dabei hilft, <strong>ein</strong> ausgewo-<br />

genes Verhältnis <strong>für</strong> die Lebenssituation der Beschäftigten zu schaffen, Schichtplä-<br />

ne auch auf die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter anzupassen <strong>und</strong><br />

Akzeptanz zu fördern <strong>für</strong> Väter, die in Elternzeit gehen möchten. Aber bei der Um-<br />

setzung gibt es immer wieder Hürden <strong>und</strong> Probleme. Denn als <strong>GmbH</strong> geführte<br />

Tochtergesellschaft gelten <strong>für</strong> den Standort nicht immer dieselben Regelungen wie<br />

<strong>für</strong> die Porsche AG.<br />

Porsche <strong>GmbH</strong> in Leipzig: Gute infrastrukturelle Bedingungen sprachen <strong>für</strong><br />

den Standort<br />

Wer Porsche hört, denkt sofort an schnelle Autos, Agentenfilme <strong>und</strong>: Das<br />

„Schwabenländle“. Denn das Unternehmen, das 1931 von Ferdinand Porsche in<br />

Stuttgart gegründete wurde, <strong>ist</strong> mit <strong>ein</strong>s der traditionsreichsten Wahrzeichen der<br />

baden-württembergischen Region <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e international renommierte Sportwagen-<br />

Marke. Aber nicht nur in Stuttgart Zuffenhausen, Weissach, Bietigheim <strong>und</strong> Lud-<br />

wigsburg <strong>ist</strong> Porsche ansässig, sondern an über 61 Standorte weltweit. 2002 wurde<br />

im IG Metall-Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen die Porsche <strong>GmbH</strong> Leipzig eröff-<br />

net. Hier werden nicht nur verschiedene Porsche-Serien produziert (aktuell Cayen-<br />

ne <strong>und</strong> Panamera, zwischen 2003 <strong>und</strong> 2006 auch in limitierter Stückzahl der<br />

Carrera GT), sondern es gibt auch <strong>ein</strong>e Einfahr- <strong>und</strong> Prüf- sowie Geländestrecke <strong>für</strong><br />

Fahrsicherheitstrainings. Viel Raum also, den das Firmengelände benötigt. Bewusst<br />

viel die Wahl auf Leipzig, das mit 17 anderen Städten in der engeren Auswahl<br />

stand. Schlussendlich gaben die guten infrastrukturellen Rahmenbedingungen vor<br />

Ort den Ausschlag. Ein Gewinn sowohl <strong>für</strong> das Unternehmen als auch die Beschäf-<br />

tigung in der Region. Denn durch Porsche Leipzig wurden insgesamt r<strong>und</strong> 900 Ar-<br />

beitsplätze auf dem Werksgelände geschaffen. Gut die Hälfte dieser Beschäftigten<br />

sind direkt bei der Porsche <strong>GmbH</strong> Leipzig tätig, die anderen bei kooperierenden<br />

Dienstle<strong>ist</strong>ungsunternehmen. Hinzu kommen noch <strong>ein</strong>mal r<strong>und</strong> 200 Beschäftigte<br />

aus Leiharbeitsfirmen.<br />

Luxus <strong>und</strong> hohe Qualität sprechen <strong>für</strong> Produkte der Marke Porsche. Damit auch die<br />

Lösung der Ver<strong>ein</strong>barkeitsfrage am Standort in Leipzig dieses Gütesiegel bekommt,<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

muss noch viel getan werden, findet der Betriebsratsvorsitzende Knut Lofski.<br />

Ver<strong>ein</strong>barkeit nicht bewusst Thema am Standort Leipzig<br />

Die Umsetzung spezifischer Maßnahmen zur Förderung der Ver<strong>ein</strong>barkeit von Be-<br />

ruf <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/ Privatleben <strong>ist</strong> bisher noch <strong>k<strong>ein</strong></strong> großes Thema bei Porsche in Leip-<br />

zig. Den größten Bezug, den der Betriebsrat in s<strong>ein</strong>er <strong>Arbeit</strong> zu Ver<strong>ein</strong>barkeitsfra-<br />

gen sieht, <strong>ist</strong> die Gestaltung von Schichtplanregelungen. Seit Beginn der Montage<br />

im August 2002 wird in der Produktion im 2-Schicht-System gearbeitet. Samstag <strong>ist</strong><br />

Regelarbeitstag. Flexikonten helfen, die Belange der Beschäftigten im Schichtsys-<br />

tem zu berücksichtigen <strong>und</strong> <strong>ein</strong> ausgewogeneres Verhältnis zwischen <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong><br />

Freizeit herzustellen. Im Angestelltenbereich gibt es Gleitzeitregelungen.<br />

Nachfrage <strong>und</strong> Ideen zu weiteren Maßnahmen gibt es bei Porsche Leipzig genug,<br />

aber Knut Lofski schätzt die Chancen <strong>für</strong> <strong>ein</strong>e Umsetzung schlecht <strong>ein</strong>, wenn die<br />

Bemühungen hierzu von Konzernseite nicht unterstützt werden – sowohl im ideellen<br />

wie finanziellen Sinne. Die Aussichten darauf sind in den als <strong>GmbH</strong> geführten Toch-<br />

tergesellschaften, zu denen der Standort Leipzig zählt, allerdings schlechter als in<br />

der Porsche AG selbst.<br />

Nach turbulenter Zeit Beschäftigungssicherung in der Porsche AG bis 2015<br />

fest zugesagt<br />

Am 30. Juni 2009 beschäftigte Porsche insgesamt 12.652 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mit-<br />

arbeiter . 85,8 Prozent von diesen (absolut: 10.861 Beschäftigte) waren in Deutsch-<br />

land tätig. <strong>Zwischen</strong> 2008 <strong>und</strong> 2009 konnten insgesamt 450 neue <strong>Arbeit</strong>splätze ge-<br />

schaffen werden. Zusätzliche Stellen entstanden dabei vor allem im Werk Leipzig.<br />

Nach <strong>ein</strong>er turbulenten Geschäftszeit, die sowohl durch die weltweite Wirtschafts-<br />

<strong>und</strong> Finanzkrise als auch die langwierigen Übernahmeverhandlungen zwischen<br />

Porsche <strong>und</strong> Volkswagen be<strong>ein</strong>flusst wurde, <strong>ein</strong>igten sich Vorstand <strong>und</strong> Betriebsrat<br />

der Porsche AG Ende Juli 2010 auf <strong>ein</strong>e Ver<strong>ein</strong>barung zur langfr<strong>ist</strong>igen Sicherung<br />

der Porsche AG-Standorte. Die neue Regelung hat <strong>ein</strong>e Laufzeit bis zum 31. Juli<br />

2015. Ziel <strong>ist</strong>, die Voraussetzung zur weiteren Steigerung von Produktivität <strong>und</strong> Fle-<br />

xibilität <strong>und</strong> <strong>ein</strong>er nachhaltig positiven Geschäftsentwicklung zu schaffen. Die zent-<br />

ralen Ergebnisse der Ver<strong>ein</strong>barung sind u.a. die Beschäftigungssicherung <strong>für</strong> die<br />

gesamte Belegschaft der Porsche AG bis 2015 <strong>und</strong> die Einstellung von 100 Auszu-<br />

bildenden pro Geschäftsjahr <strong>für</strong> technische <strong>und</strong> kaufmännische <strong>Beruf</strong>e oder Studie-<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

rende der Dualen Hochschule. Außerdem verpflichtet sich das Unternehmen, bis<br />

2015 jeden Absolventen nach erfolgreichem Abschluss in <strong>ein</strong> unbefr<strong>ist</strong>etes <strong>Arbeit</strong>s-<br />

verhältnis zu übernehmen. Darüber hinaus wurde ver<strong>ein</strong>bart, dass die Porsche AG<br />

in den nächsten fünf Jahren <strong>ein</strong>en hohen dre<strong>ist</strong>elligen Millionenbetrag in Infrastruk-<br />

tur <strong>und</strong> Innovationsprojekte investiert.<br />

Ges<strong>und</strong>heit, Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>szufriedenheit Ziele der Personal-<br />

politik<br />

Das Unternehmen setzt ausdrücklich auf s<strong>ein</strong>e Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter,<br />

dessen Motivation <strong>und</strong> Zufriedenheit zu <strong>ein</strong>er starken Identifikation mit dem Unter-<br />

nehmen führen soll. Dies <strong>ist</strong> <strong>für</strong> Porsche <strong>ein</strong> unverzichtbarer Erfolgsfaktor. Porsche<br />

wirbt dabei <strong>für</strong> sich durch vielfältige Fördermaßnahmen, gerade im Bereich Qualifi-<br />

zierung. So wird versucht, die Abläufe in der <strong>Beruf</strong>sausbildung sowie Entwick-<br />

lungswege <strong>für</strong> Facharbeiterinnen <strong>und</strong> Facharbeitern sowie Hochschulabsolventin-<br />

nen <strong>und</strong> Hochschulabsolventen zu verbessern <strong>und</strong> das fachlichen Know-how zu<br />

steigern.<br />

Die Ges<strong>und</strong>heit der Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter wird durch Ges<strong>und</strong>heitstage<br />

gefördert. Porsche AG-Beschäftigten über 55 wird Altersteilzeit angeboten. Weiter<br />

werden <strong>Arbeit</strong>sabläufe systematisch analysiert <strong>und</strong> das Sicherheitsbewussts<strong>ein</strong><br />

durch regelmäßige Seminare <strong>und</strong> Schulungen gesteigert. Diese Maßnahmen führ-<br />

ten im Berichtjahr 2007/2008 zu <strong>ein</strong>er 25prozentigen Abnahme der Zahl der Unfälle<br />

im Vergleich zum Vorjahr.<br />

Was die Förderung von Chancengleichheit <strong>und</strong> die Erhöhung des Frauenanteils an<br />

den Beschäftigten angeht, pflegt Porsche Kooperationen wie etwa mit der Femtec<br />

<strong>GmbH</strong> in Berlin, das speziell Studentinnen in Studiengängen der Natur- <strong>und</strong> Ingeni-<br />

eurswissenschaften unterstützt <strong>und</strong> fördert.<br />

Porsche <strong>GmbH</strong> Leipzig: Durch Teilzeitmöglichkeiten <strong>und</strong> Betriebskindergar-<br />

ten <strong>für</strong> mehr Ver<strong>ein</strong>barkeit sorgen<br />

Dies sind die Vorschläge des Betriebsrats der Porsche <strong>GmbH</strong> Leipzig, um die Ver-<br />

<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/ Privatleben am Standort aktiv zu unterstützen.<br />

Momentan sind nur 10 Beschäftigte am Standort in Teilzeit tätig, die restlichen sind<br />

in Vollzeit beschäftigt. Der Aufbau von Teilzeit im Produktionsbetrieb wurde ange-<br />

regt, konnte aber bisher nicht umgesetzt werden.<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

Das Interesse an <strong>ein</strong>em betriebseigenen Kindergarten <strong>ist</strong> von Beschäftigtenseite<br />

hoch, wird aber vom Konzern abgelehnt. Dabei <strong>ist</strong> das Durchschnittsalter der Be-<br />

schäftigten mit 36,8 Jahren im Vergleich zum Durchschnitt in der Automobilindustrie<br />

sehr niedrig. Viele der Beschäftigten stecken gerade in <strong>ein</strong>er Phase ihres Lebens, in<br />

der es Karriere- wie <strong>Familie</strong>nplanung unter <strong>ein</strong>en Hut zu kriegen gilt. Die bestehen-<br />

den Regelungen zur Elternzeit werden deswegen auch rege genutzt, so Knut<br />

Lofski.<br />

Bessere Chancen <strong>für</strong> mehr (finanziellen) Handlungsspielraum zum Thema Ver<strong>ein</strong>-<br />

barkeit am Porsche-Standort in Leipzig werden nur gesehen, wenn auch die Toch-<br />

tergesellschaften vom Konzern mehr Unterstützung erhalten. Denn der Konzern<br />

muss die Gr<strong>und</strong>lagen legen, damit auch die <strong>GmbH</strong>-Standorte gezielte Maßnahmen<br />

umsetzen können, so der Betriebsrat.<br />

Kontakt<br />

Porsche Leipzig <strong>GmbH</strong><br />

Knut Lofski<br />

Porschestr. 1<br />

04158 Leipzig<br />

E-Mail: knut.lofski@porsche.de<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

8 Rolls-Royce Dahlewitz: Vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen<br />

Betriebsrat <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>geber <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> Erfolgsfaktor<br />

Rolls-Royce Dahlewitz: Leuchtturm in der deutschen Luft- <strong>und</strong> Raumfahrttechnologie<br />

mit Schubkraft <strong>für</strong> den Wirtschaftsstandort Brandenburg<br />

Seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten <strong>ist</strong> Rolls-Royce Deutschland, <strong>ein</strong>e Tochter des<br />

britischen Rolls-Royce Konzerns, <strong>ein</strong> wichtiger Motor der deutschen Luft- <strong>und</strong><br />

Raumfahrtindustrie. Mit s<strong>ein</strong>em Standort in Dahlewitz hat es <strong>ein</strong>en Leuchtturm in<br />

der deutschen Luft- <strong>und</strong> Raumfahrttechnologie geschaffen <strong>und</strong> Brandenburgs Ruf<br />

als hochkarätige Region <strong>für</strong> diese Branche gestärkt.<br />

Rolls-Royce Deutschland <strong>ist</strong> der <strong>ein</strong>zige behördlich genehmigte Triebwerksherstel-<br />

ler mit Entwicklungs-, Herstellungs- <strong>und</strong> Instandhaltungsbetriebszulassung <strong>für</strong> mo-<br />

derne zivile <strong>und</strong> militärische Turbinentriebwerke in Deutschland. Zwei Standorte hat<br />

das Unternehmen, <strong>ein</strong>en in Dahlewitz (Brandenburg) <strong>und</strong> <strong>ein</strong>en in Oberursel (Hes-<br />

sen). Am Rolls-Royce Standort in Dahlewitz sind gleich mehrere Kompetenzzentren<br />

des Gesamtkonzerns angesiedelt, so u. a. <strong>für</strong> Zwei-Wellen-Triebwerke <strong>und</strong><br />

Verdichtertechnologien. Ganz neu wurde im Mai 2010 das Mechanical Test Opera-<br />

tions Centre (MTOC) eröffnet. Hier sind nun alle Aktivitäten des Konzerns zur Un-<br />

tersuchung <strong>und</strong> Evaluierung des mechanischen Verhaltens von Gasturbinenkom-<br />

ponenten gebündelt.<br />

Rolls-Royce – Weltweit führender Anbieter von Gasturbinen <strong>und</strong> Antriebsys-<br />

temen<br />

Das britische Unternehmen Rolls-Royce <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> weltweit führender Anbieter von<br />

Gasturbinen, Antriebssystemen sowie den damit zusammenhängenden Dienstleis-<br />

tungen. Er hat sich besonders auf vier Produktbereiche spezialisiert: zivile Luftfahrt,<br />

militärische Luftfahrt, Schiffstechnik <strong>und</strong> Energie. Zum soliden K<strong>und</strong>enstamm des<br />

Unternehmens zählen mehr als 600 Airlines, 4.000 Betreiber von Hubschraubern,<br />

Geschäfts- <strong>und</strong> Nutzflugzeugen, 160 Streitkräfte, über 2.000 Marine- <strong>und</strong> Schiff-<br />

fahrtsk<strong>und</strong>en sowie Energiek<strong>und</strong>en in fast 120 Ländern der Erde. 39.000 Mitarbeiter<br />

sind in 50 Ländern bei Rolls-Royce beschäftigt. Unternehmenszentralen befinden<br />

sich neben Großbritannien in den Ver<strong>ein</strong>igten Staaten von Amerika, Kanada,<br />

Deutschland, Skandinavien <strong>und</strong> China. Der Jahresumsatz 2009 betrug 10,1 Milliar-<br />

den britische Pf<strong>und</strong>. Ende 2009 hatte das Unternehmen <strong>ein</strong>en Gesamtauftragsbe-<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

stand von 58,3 Milliarden britischen Pf<strong>und</strong> <strong>und</strong> somit gute Aussichten auf <strong>ein</strong>e posi-<br />

tive wirtschaftliche Entwicklung in den nächsten Jahren.<br />

Förderung von Vielfalt, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Qualifikation wichtig <strong>für</strong> Rolls-Royce<br />

Die Vielfalt der Belegschaft, ihre Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Sicherheit sowie der Erhalt <strong>und</strong><br />

die Förderung von Qualifikationen sind wichtige Punkte in der Personalpolitik von<br />

Rolls-Royce. Vielfalt heißt <strong>für</strong> das Unternehmen dabei nicht nur, Menschen aus<br />

mittlerweile 44 Ländern der Welt zu beschäftigen, sondern auch mehr junge Men-<br />

schen <strong>für</strong> technische <strong>Beruf</strong>e oder <strong>ein</strong>e Ingenieurskarriere zu bege<strong>ist</strong>ern. Hierzu bie-<br />

tet das Unternehmen u.a. <strong>ein</strong> weltweites Graduiertenprogramm an. An den briti-<br />

schen Rolls-Royce Standorten wurde 2006 <strong>ein</strong> „Women’s Network“ gegründet <strong>und</strong><br />

mittlerweile auch an den deutschen Standorten etabliert, das durch Netzwerkarbeit<br />

<strong>und</strong> Mentoringprogramme Frauen auf ihrem Karriereweg bei Rolls-Royce begleitet<br />

<strong>und</strong> unterstützt.<br />

Der Erhalt <strong>und</strong> die Förderung der Ges<strong>und</strong>heit werden zum <strong>ein</strong>en durch Maßnahmen<br />

zur Sicherheit <strong>und</strong> zum Schutz am <strong>Arbeit</strong>splatz gefördert. Zum anderen werden In-<br />

formationskampagnen (z.B. zum Thema „Cholesterin- <strong>und</strong> Blutzuckerwerte“) durch-<br />

geführt. Gezielte Personalentwicklung bietet den Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />

die Möglichkeit, mittels Schulungen <strong>und</strong> Trainings oder auch im computergestützten<br />

Eigenstudium, das eigene Qualifikationsniveau zu erhalten <strong>und</strong> weiter auszubauen.<br />

Mit den genannten Maßnahmen in den unterschiedlichen Bereichen versucht das<br />

Unternehmen aktiv, s<strong>ein</strong>en Ruf als guter <strong>Arbeit</strong>geber zu festigen, die Mitarbeiterin-<br />

nen <strong>und</strong> Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden sowie potenzielle (hoch qualifi-<br />

zierte) Beschäftigte <strong>für</strong> Rolls-Royce zu gewinnen.<br />

Rolls-Royce – wichtiger <strong>und</strong> wachsender <strong>Arbeit</strong>geber <strong>für</strong> die Region<br />

Viele der insgesamt 1.750 Beschäftigten am Standort Dahlewitz verfügen über <strong>ein</strong><br />

hohes Qualifikationsniveau. Ein hoher Anteil hat <strong>ein</strong>e (Fach-)Hochschulausbildung<br />

im Ingenieursbereich absolviert. Auch die bei MTOC geschaffenen <strong>Arbeit</strong>splätze<br />

werden durch hochqualifizierte Beschäftigte besetzt. 14 Prozent der Beschäftigten<br />

am Standort sind weiblich, der Frauenanteil in Führungspositionen beträgt aller-<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

dings nur 5 Prozent. Vollzeit <strong>ist</strong> die Normalarbeitszeitform am Standort. In Teilzeit<br />

<strong>ist</strong> nur etwa 1 % der Beschäftigten tätig, davon <strong>ist</strong> der überwiegende Teil weiblich.<br />

Neben den Kompetenzzentren befindet sich auch die Endmontage BR700, Tay <strong>und</strong><br />

V2500 Triebwerke in Dahlewitz. Außerdem <strong>ist</strong> der Standort Hauptsitz des Ge-<br />

schäftsbereiches Corporate & Regional Engines von Rolls-Royce.<br />

Damit dieses Know-how am Standort gehalten <strong>und</strong> Fachkräfte hinzugewonnen<br />

werden, engagieren sich Betriebsrat, Vertrauensleute, das „Women’s Network“ <strong>und</strong><br />

auch der Ortsbürgerme<strong>ist</strong>er von Dahlewitz in Kooperation mit der Unternehmenslei-<br />

tung <strong>für</strong> die bessere Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/Privatleben. Denn das<br />

Thema Ver<strong>ein</strong>barkeit <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> wichtiges Thema <strong>für</strong> alle Beschäftigten.<br />

Ver<strong>ein</strong>barkeit <strong>ein</strong> wichtiges Thema<br />

„Auf der <strong>ein</strong>en Seite steht der <strong>Beruf</strong>, auf der anderen Seite die <strong>Familie</strong>. Die Beleg-<br />

schaft soll möglichst flexibel s<strong>ein</strong>, Schwankungen im Produktionszyklus sollen ab-<br />

gefedert werden“, so beschreibt der Betriebsratsvorsitzende Guido Höhn die Anfor-<br />

derungen am Standort Dahlewitz. Eine bessere Ver<strong>ein</strong>barkeit wird dadurch gewähr-<br />

le<strong>ist</strong>et, dass man <strong>ein</strong> flexibles 3-Schicht-System im Produktionsbereich sowie Gleit-<br />

zeitregelungen <strong>und</strong> Gleitzeitkonten <strong>ein</strong>geführt hat. Flexible <strong>Arbeit</strong>szeitmodelle gibt<br />

es bereits seit 1994 am Standort. 2005 wurde – mit Umstellung von 2- auf 3-<br />

Schicht-Betrieb – <strong>ein</strong> spezielles „<strong>Arbeit</strong>szeitmodell Dahlewitz“ <strong>ein</strong>geführt. Dieses<br />

zeichnet sich dadurch aus, dass die Gestaltung des 3-Schicht-Betriebs im Produkti-<br />

onsbereich abteilungsspezifisch ausgehandelt <strong>und</strong> geregelt wird. Jede Produktions-<br />

abteilung kann individuell entscheiden, welche Regelungen dabei am sinnvollsten<br />

sind. So wird zum Beispiel darauf geachtet, dass Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

ab 55 Jahren nicht in allen drei Schichten im Wechsel arbeiten müssen. Mittlerweile<br />

haben sich so r<strong>und</strong> 50 unterschiedliche Systeme entwickelt. Eine <strong>Arbeit</strong>sgruppe <strong>ist</strong><br />

gerade damit befasst, das „<strong>Arbeit</strong>szeitmodell Dahlewitz“ weiter zu optimieren.<br />

Eigenes Kita-<strong>Platz</strong>-Kontingent <strong>und</strong> <strong>ein</strong> neu vorgestelltes Ferienprogramm un-<br />

terstützen Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong><br />

Zur Unterstützung von Eltern mit Kindern im Vorschulalter besteht <strong>ein</strong>e Ver<strong>ein</strong>ba-<br />

rung mit der Dahlewitzer Kindertagesstätte „Blausternchen“. Diese stellt jährlich 10<br />

Betreuungsplätze <strong>für</strong> Kinder von Rolls-Royce Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern zu<br />

Verfügung. Seit diesem Jahr wird zudem – koordiniert durch das „Women’s Net-<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

work“ – <strong>ein</strong>e Ferienbetreuung <strong>für</strong> Kinder durch die Berliner „Großstadttiger“ angebo-<br />

ten.<br />

Information <strong>und</strong> Unterstützung bietet der Betriebsrat auch bei der Regelung von<br />

Elternzeit <strong>und</strong> der Fre<strong>ist</strong>ellung <strong>für</strong> die Pflege von Angehörigen. Neben speziellem<br />

Informationsmaterial werden auch Informationsveranstaltungen angeboten.<br />

Weitere Möglichkeiten <strong>und</strong> Maßnahmen, die Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> Fami-<br />

lie/Privatleben zu unterstützen, sieht der Betriebsrat in der Förderung der Möglich-<br />

keit, bei Bedarf von zu Hause aus zu arbeiten.<br />

Vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>geber<br />

Die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>geber <strong>ist</strong> <strong>ein</strong><br />

Erfolgsfaktor zur Umsetzung von Maßnahmen zur besseren Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Familie</strong>. Wichtig findet der Betriebsrat aber auch die <strong>Arbeit</strong>splatzsicherung am<br />

Standort. „Denn diese“, so Guido Höhn, „<strong>ist</strong> die Voraussetzung <strong>für</strong> das Wohl der<br />

Belegschaft in Bezug auf <strong>Familie</strong>, Freizeit <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong>.“<br />

Kontakt<br />

Rolls-Royce Deutschland Ltd & Co KG<br />

Standort Dahlewitz<br />

Guido Höhn<br />

Eschenweg 11<br />

15827 Dahlewitz<br />

E-Mail: guido.hoehn@rolls-royce.com<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

9 Siemens AG Berlin: Gegenseitige Hilfe durch überbetriebliches<br />

Netzwerk<br />

Siemens: wichtiger deutscher <strong>Arbeit</strong>geber <strong>und</strong> Ausbildungsbetrieb<br />

Siemens in Deutschland: Das sind etwa 128.000 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

<strong>und</strong> mehrere tausend Auszubildende. Damit <strong>ist</strong> Siemens <strong>ein</strong>er der größten privaten<br />

<strong>Arbeit</strong>geber <strong>und</strong> Ausbildungsbetriebe. Im IG Metall-Bezirk Berlin-Brandenburg-<br />

Sachsen hat das Unternehmen gleich mehrere Standorte. Bettina Haller <strong>und</strong> ihre 6<br />

Kolleginnen sowie 9 Kollegen aus dem Betriebsratsgremium betreuen in Berlin in<br />

der Elsenstr. die Siemens-Sparte Mobility sowie Teile der Verwaltung in der Sie-<br />

mensstadt. Insgesamt sind sie so <strong>für</strong> r<strong>und</strong> 1.112 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

verantwortlich. Hinzu kommen 41 Beschäftigte aus Leiharbeitsfirmen. Der Frauen-<br />

anteil liegt bei r<strong>und</strong> 30 Prozent, in den Führungsebenen bei mehr als 15 Prozent.<br />

Besser als der Durchschnitt im Konzern – <strong>ein</strong> Tatbestand, der sich vielleicht auch<br />

auf die Bemühungen r<strong>und</strong> um das Thema Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/ Pri-<br />

vatleben zurückführen lässt.<br />

„Ver<strong>ein</strong>barkeit <strong>ist</strong> <strong>ein</strong>e wichtige Voraussetzung <strong>und</strong> wird sich angesichts von<br />

Fachkräftemangel verstärken“<br />

Das <strong>ist</strong> die feste Überzeugung von Bettina Haller, stellvertretende Betriebsratsvor-<br />

sitzende bei Siemens Mobility in Berlin, Mitglied des Siemens-Gesamtbetriebsrats<br />

<strong>und</strong> Vorsitzende des Konzernbetriebsrates. Bereits seit Beginn ihrer Betriebsratsar-<br />

beit in 1990 beschäftigt sie sich mit dem Thema. Ihre Position als Betroffene mit<br />

drei (mittlerweile erwachsenen) Kindern sowie ihre <strong>Arbeit</strong> im Gleichstellungsau-<br />

schuss des Gesamtbetriebsrats bestärken sie in ihren Bemühungen, gute Lösungen<br />

<strong>für</strong> die Beschäftigten bei Siemens zu finden <strong>und</strong> umzusetzen. <strong>Arbeit</strong>szeit, Kinderbe-<br />

treuung <strong>und</strong> Qualifizierung sind dabei wichtige Themen, mit denen sich der Be-<br />

triebsrat <strong>und</strong> auch der Gesamtbetriebsrat des Unternehmens beschäftigen. An Bet-<br />

tina Hallers Standort in Berlin wurden so bereits vor Jahren flexible <strong>Arbeit</strong>szeitmo-<br />

delle, in Form von Gleitzeit <strong>und</strong> Telearbeit <strong>ein</strong>geführt. In Teilzeit arbeiten gerade<br />

knapp 200 aller Beschäftigten – vorwiegend Männer, von denen viele die Altersteil-<br />

zeitregelung nutzen.<br />

Die Frage der Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> Kindern wird durch Ferienangebote so-<br />

wie feste Absprachen zur Organisation <strong>und</strong> Ablauf der Elternzeit geregelt. Eine im<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

Intranet des Unternehmens zugängliche Babysitterbörse hilft bei der Suche nach<br />

<strong>ein</strong>er kurzfr<strong>ist</strong>igen Betreuungslösung. Dieses Unterstützungsangebot ex<strong>ist</strong>iert seit<br />

2000 <strong>und</strong> <strong>ist</strong> das Ergebnis <strong>ein</strong>er Promoting-Diversity-Initiative. Auch Fre<strong>ist</strong>ellungen<br />

zur Pflege von Angehörigen sind Thema am Standort <strong>und</strong> werden vom Betriebsrat<br />

unterstützt. Zudem werden Informationsmaterialien <strong>und</strong> -veranstaltungen zu unter-<br />

schiedlichen Themen angeboten. Bereits seit den 1970er Jahren gibt es darüber<br />

hinaus aufgr<strong>und</strong> <strong>ein</strong>er Gesamtbetriebsver<strong>ein</strong>barung <strong>ein</strong> Sozialberatungsangebot,<br />

das die Beschäftigten in Anspruch nehmen können.<br />

Das Thema Ver<strong>ein</strong>barkeit spiegelt sich so in ganz unterschiedlichen Facetten in der<br />

betrieblichen <strong>Arbeit</strong> am Standort wieder. Die angebotene Unterstützung <strong>ist</strong> breit ge-<br />

fächert – fast so breit wie die Produktpalette, mit denen Siemens seit mehr als 160<br />

Jahren s<strong>ein</strong>e K<strong>und</strong>en überzeugt.<br />

Siemens: Deutsches Traditionsunternehmen mit 160jähriger Geschichte<br />

Siemens, mit Firmensitzen in Berlin <strong>und</strong> München, zählt zu den weltweit größten<br />

<strong>und</strong> traditionsreichsten Firmen der Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik. In mittlerweile<br />

über 190 Ländern unterstützt das im Jahr 1847 von Werner von Siemens gegründe-<br />

te deutsche Unternehmen s<strong>ein</strong>e K<strong>und</strong>en. R<strong>und</strong> 400.000 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitar-<br />

beiter arbeiten dabei weltweit <strong>für</strong> Siemens. Sie entwickeln <strong>und</strong> fertigen Produkte,<br />

projektieren <strong>und</strong> erstellen Systeme <strong>und</strong> Anlagen <strong>und</strong> erbringen dazugehörige<br />

Dienstle<strong>ist</strong>ungen. Im Geschäftsjahr 2009 erzielte Siemens damit <strong>ein</strong>en Umsatz von<br />

76,65 Mrd. Euro. Bei s<strong>ein</strong>er Gründung noch auf den Bereich Nachrichtenvermittlung<br />

spezialisiert, <strong>ist</strong> das Unternehmen heute auf den Gebieten Industrie, Energie <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit tätig. Der Bereich „Energie“ wendet sich mit s<strong>ein</strong>en Produkten an Kun-<br />

den aus der Produktions-, Transport- <strong>und</strong> Gebäudetechnik. Das Angebot des Un-<br />

ternehmensbereichs „Energie“ reicht von Lösungen <strong>für</strong> die Öl- <strong>und</strong> Gasindustrie bis<br />

hin zu Produkten <strong>und</strong> Lösungen <strong>für</strong> die Erzeugung, Übertragung <strong>und</strong> Verteilung<br />

elektrischer Energie. In s<strong>ein</strong>er Produktsparte „Ges<strong>und</strong>heit“ kann Siemens die ge-<br />

samte <strong>Wert</strong>schöpfungskette des Ges<strong>und</strong>heitswesens von medizinischer<br />

Bildgebung, über Labordiagnostik bis hin zu klinischer IT abdecken. Nach den Zu-<br />

käufen von DPC, Bayer Diagnostics <strong>und</strong> Dade Behring <strong>ist</strong> Siemens damit der erste<br />

voll integrierte Diagnostikanbieter der Welt.<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

Siemens soll weiblicher werden<br />

Das <strong>ist</strong> die Aussage des Siemens-Chefs Peter Löscher. Bereits vor zwei Jahren<br />

hatte er öffentlich erklärt, dass die Chefetagen s<strong>ein</strong>es Konzerns zu weiß, zu<br />

deutsch <strong>und</strong> zu männlich seien. So waren Ende 2009 von den weltweit 49.000 Be-<br />

schäftigten mit Führungsaufgaben nur knapp 13,6 Prozent weiblich. Dies soll sich<br />

ändern. Deshalb wurde mit der Österreicherin Brigitte Ederer im Mai 2010 die zwei-<br />

te Frau in den Siemens-Vorstand berufen. Sie <strong>ist</strong> <strong>für</strong> den Bereich Personal zustän-<br />

dig <strong>und</strong> soll zusammen mit der neuen Diversity-Beauftragten des Unternehmens,<br />

der Amerikanerin Denice Kronau, <strong>für</strong> mehr Frauen <strong>und</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong>e größere ethnische<br />

Vielfalt in den Chefetagen von Siemens sorgen. Ein Ziel, dass Maßnahmen zur<br />

Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>/ Privatleben mit zur Basis hat. Denn qualifizier-<br />

te Frauen <strong>und</strong> Männer lassen sich heute nicht mehr nur durch <strong>ein</strong>en interessanten<br />

<strong>Arbeit</strong>splatz <strong>für</strong> <strong>ein</strong> Unternehmen gewinnen. Auch das <strong>Arbeit</strong>sumfeld muss stimmen<br />

<strong>und</strong> Antworten auf Ver<strong>ein</strong>barkeitsfragen bieten – so das Selbstbekenntnis von Sie-<br />

mens.<br />

Komplettlösungen <strong>für</strong> Ver<strong>ein</strong>barkeitsfragen<br />

Dies bietet Siemens s<strong>ein</strong>en Beschäftigten zwar nicht, aber versucht durch verschie-<br />

dene Maßnahmen die Ver<strong>ein</strong>barkeitsfrage aktiv <strong>für</strong> alle Beschäftigten zu gestalten.<br />

Dabei wird darauf geachtet, die Unterschiedlichkeit der Lebenslagen zu berücksich-<br />

tigen <strong>und</strong> auf die vielseitigen Anforderungen der Beschäftigten flexibel zu reagieren.<br />

So zum Beispiel durch verschiedene Möglichkeiten zur flexiblen Ar-<br />

beits(zeit)gestaltung. Diese reichen bei Siemens von unterschiedlichen Gleitzeitmo-<br />

dellen, über Job-Sharing bis hin zu längeren berufsfreien Zeiten, auch „Sabbaticals“<br />

genannt. Zudem gibt es die Möglichkeit auf Tele- <strong>und</strong> Teilzeitarbeit – auch <strong>für</strong> Be-<br />

schäftigte in Führungspositionen.<br />

Durch betriebsnahe Kinderbetreuungsmöglichkeiten, spezielle Ferienprogramme,<br />

die Förderung des Kontakts während der Elternzeit, die Unterstützung <strong>für</strong> <strong>ein</strong>en<br />

schnellen Wieder<strong>ein</strong>stieg danach sowie Ges<strong>und</strong>heitskuren mit Kinderbetreuung<br />

reagiert das Unternehmen auf die Bedürfnisse speziell der Beschäftigten mit Kin-<br />

dern. Für Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter, die Angehörige pflegen, bietet Siemens<br />

an verschiedenen Standorten in Kooperation mit externen Vermittlungsagenturen<br />

Beratung sowie Hilfe bei der Umsetzung von individuellen Pflegearrangements.<br />

Allerdings zielen diese Angebote schwerwiegend auf die Hochschulabsolventinnen,<br />

die sogenannten Top Talents.<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

In Bezug auf die Ges<strong>und</strong>heitsförderung verfolgt Siemens sowohl verhaltens- wie<br />

verhältnisorientierte Maßnahmen. Ergonomie des <strong>Arbeit</strong>splatzes <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>ssicher-<br />

heit sind deshalb ebenso Thema, wie Beratung <strong>und</strong> medizinische Hilfe durch Be-<br />

triebsärzte oder Ges<strong>und</strong>heitskuren <strong>und</strong> -seminare. Zudem gibt es an vielen Stan-<br />

dorten Fitnesscenter <strong>und</strong> Sportmöglichkeiten, darunter spezielle Sportgruppen <strong>für</strong><br />

bestimmte Krankheitsbilder.<br />

Fehlende Verantwortlichkeit <strong>und</strong> Einsicht<br />

Das sind <strong>für</strong> Bettina Haller die größten Hemmschuhe, wenn es um die Umsetzung<br />

betrieblicher Maßnahmen zum Ver<strong>ein</strong>barkeitsthema geht. Der Betriebsrat <strong>ist</strong> aus<br />

ihrer Sicht der Motor am Standort, wenn es um die Gestaltung konkreter Maßnah-<br />

men geht. Da das Unternehmen all<strong>ein</strong> in Berlin mehrere Standorte hat, haben die<br />

jeweiligen Betriebsratsvorsitzenden <strong>ein</strong> Netzwerk gebildet <strong>und</strong> unterstützen sich<br />

gegenseitig. Dies <strong>ist</strong> ebenfalls <strong>ein</strong>e große Hilfe, um Maßnahmen auf den Weg zu<br />

bringen. Auch konkrete Ver<strong>ein</strong>barungen zum Budget <strong>und</strong> Verbündete auf <strong>Arbeit</strong>ge-<br />

berseite sind unerlässlich, um gute betriebliche Lösungen umsetzen zu können.<br />

Was zudem helfen würde, so Bettina Haller, wären gezielte Schulungen auf der<br />

Führungsebene, um die Firmen- <strong>und</strong> Führungskultur am Standort noch sensibler <strong>für</strong><br />

Ver<strong>ein</strong>barkeitsfragen zu machen. Besonders wichtig findet sie, dass sich <strong>ein</strong> neues<br />

Le<strong>ist</strong>ungsverständnis etabliert, dass Le<strong>ist</strong>ung nicht nahezu ausschließlich von der<br />

zeitlichen Dauer der Präsenz am <strong>Arbeit</strong>splatz abhängig macht.<br />

Kontakt:<br />

Siemens AG<br />

Bettina Haller<br />

Elsenstr. 87-96<br />

12435 Berlin<br />

E-Mail: bettina.haller@siemens.com<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

10 Volkswagen Sachsen <strong>GmbH</strong>: Fragen zur Ver<strong>ein</strong>barkeit sind<br />

nicht frauenspezifisch!<br />

Das weiß Mandy Anding aus Erfahrung. Sie <strong>ist</strong> Mitglied des Betriebsrats <strong>und</strong> in die-<br />

ser Funktion Vorsitzende des Sozialausschusses sowie des Ausschusses „Gleich-<br />

stellung & Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong>“ am VW-Sachsen-Standort in Zwi-<br />

ckau. Der Ausschuss wurde in diesem Jahr neu <strong>ein</strong>gerichtet, denn das Thema Ver-<br />

<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong> bzw. Privatleben im Betrieb nimmt immer mehr an<br />

Bedeutung zu <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e gute Balance zwischen beiden Lebensbereichen wollen alle<br />

Beschäftigten am VW-Standort in Zwickau.<br />

Automobiles Zentrum in Sachsen<br />

Seit Mai 1990 wird im Zwickauer Stadtteil Mosel <strong>für</strong> Volkswagen produziert. Zu-<br />

sammen mit dem VW-Motorenwerk in Chemnitz bildet der Standort die Volkswagen<br />

Sachsen <strong>GmbH</strong> – <strong>ein</strong>es der wichtigsten Automobilzentren in Sachsen. Schrittweise<br />

wurden in Zwickau alle klassischen Fertigungsbereiche von Karosseriebau, über die<br />

Lackiererei bis hin zur Fahrzeugendmontage aufgebaut, so dass hier gebrauchsfer-<br />

tige Fahrzeuge der Serie VW Golf <strong>und</strong> VW Passat entstehen. Über 3,5 Millionen<br />

davon hat das Werk in Zwickau bisher produziert. Zusätzlich laufen seit 2003 Ka-<br />

rosserien <strong>für</strong> die automobile Luxusklasse im Zwickauer VW-Werk vom Band. All<strong>ein</strong><br />

in 2009 waren es 7.000 Stück, die fertig lackiert zur Endmontage nach Dresden<br />

bzw. ins englische Crewe weitertransportiert wurden. Außerdem verfügt der Stand-<br />

ort über <strong>ein</strong> Presswerk. Hier werden täglich 500 Tonnen Stahlblech zu 120.000<br />

Blechpressteilen verarbeitet, aus denen später weltweit Karosserien an VW-<br />

Standorten zusammengefügt werden. Außerdem gibt es in Zwickau Kompetenzzen-<br />

tren <strong>für</strong> Aluminium-Anbauteile <strong>und</strong> Sonderfahrzeugbau sowie <strong>ein</strong> Pilotzentrum, was<br />

zur Serienvorbereitung <strong>und</strong> -begleitung dient.<br />

Eine solch umfassende Produktpalette benötigt viel <strong>Platz</strong> <strong>und</strong> viele gut qualifizierte<br />

Beschäftigte. So sind am Zwickauer VW-Standort auf <strong>ein</strong>er Fläche von ca.<br />

1.800.000 m² r<strong>und</strong> 6.150 Frauen <strong>und</strong> Männer <strong>für</strong> Volkswagen tätig. Der Frauenan-<br />

teil liegt insgesamt bei r<strong>und</strong> 9 Prozent, drei Viertel von ihnen sind im Produktionsbe-<br />

reich tätig. Von den männlichen Beschäftigten arbeiten 88 Prozent in der Produkti-<br />

on. Der Altersdurchschnitt am Standort liegt bei ca.42 Jahre. In Teilzeit Tätige sind<br />

<strong>ein</strong>e klare Minderheit: Nur etwas mehr als <strong>ein</strong> Prozent aller Beschäftigten arbeiten<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

auf Teilzeitbasis. Flexibilität bei der <strong>Arbeit</strong>s(zeit)gestaltung <strong>ist</strong> deswegen <strong>ein</strong> wichti-<br />

ges Thema am Standort.<br />

Steigende Nachfrage nach flexibleren <strong>Arbeit</strong>szeitformen <strong>und</strong> -modellen<br />

Seit r<strong>und</strong> 10 Jahren <strong>ist</strong> der Betriebsrat treibende Kraft bei der Umsetzung <strong>und</strong> Ge-<br />

staltung konkreter betrieblicher Maßnahmen zum Thema Ver<strong>ein</strong>barkeit. Oftmals<br />

werden Lösungen <strong>für</strong> akute Probleme durch Einzelfallentscheidungen geregelt –<br />

wie etwa, wenn es um flexiblere <strong>Arbeit</strong>szeitmodelle geht oder alternative Ar-<br />

beits(zeit)formen innerhalb des Schichtbetriebs gef<strong>und</strong>en werden müssen. Sowohl<br />

um die Pflege von Angehörigen wie auch die Betreuung von Kindern besser mit<br />

dem <strong>Beruf</strong> ver<strong>ein</strong>baren zu können, hält es der Betriebsrat in Zwickau <strong>für</strong> wichtig,<br />

dass flexible <strong>Arbeit</strong>szeitmodelle weiter ausgebaut werden. Der Bedarf <strong>ist</strong> hier<strong>für</strong> am<br />

Standort groß genug. Auch wäre <strong>ein</strong> erweitertes Angebot an <strong>Arbeit</strong>splätzen in der<br />

sogenannten „Normalschicht“ (07:30 Uhr bis 16:15 Uhr) wichtig, da gerade <strong>für</strong> Be-<br />

schäftigte mit Kindern die Betreuung in den sogenannten „Randzeiten“ (vor 8 Uhr<br />

morgens <strong>und</strong> zwischen 18 <strong>und</strong> 22 Uhr abends) schwer zu organisieren <strong>ist</strong>.<br />

Flexible <strong>Arbeit</strong>szeiten <strong>und</strong> veränderte Schichten sind auch zwei der großen The-<br />

men, mit denen sich Mandy Anding in ihrer persönlichen <strong>Arbeit</strong> beschäftigt. Zudem<br />

koordiniert sie die Kooperation mit <strong>ein</strong>er der kommunalen Kindertagesstätten. Die<br />

Kooperation besteht seit 2005. Für Beschäftigte in Elternzeit <strong>ist</strong> erstmalig <strong>für</strong> dieses<br />

Jahr <strong>ein</strong> Elternzeittreffen geplant. Dass Treffen soll maßgeblich dazu dienen, den<br />

Kontakt zwischen Beschäftigten in Elternzeit <strong>und</strong> dem Unternehmen aufrecht zu<br />

erhalten. Momentan gibt es ca. 30 Beschäftigte am Standort, die sich in Elternzeit<br />

befinden. Das Treffen soll am Standort selbst stattfinden. Die Eltern dürfen ihre Kin-<br />

der mitbringen. Für diese wird <strong>ein</strong>e Betreuung während der Veranstaltung organi-<br />

siert. Neben lockerem Austausch wird bei dem Treffen die Personalabteilung über<br />

die unterschiedlichen <strong>Arbeit</strong>s(zeit)möglichkeiten bei der Rückkehr informieren. Zu-<br />

dem soll darüber berichtet werden, wie die Produktion zukünftig am Standort aus-<br />

sieht, ob es Veränderungen gibt <strong>und</strong> wie diese aussehen bzw. sich auf die <strong>Arbeit</strong><br />

auswirken. Mandy Anding <strong>ist</strong> sehr gespannt wie das Angebot von den Eltern in<br />

Auszeit aufgenommen wird. Bei guter Resonanz soll das Elternzeittreffen zukünftig<br />

mindestens <strong>ein</strong>mal im Jahr stattfinden. Damit wäre bei der Volkswagen Sachsen<br />

<strong>GmbH</strong> <strong>ein</strong> weiteres Instrument umgesetzt, dass zur Förderung der Ver<strong>ein</strong>barkeit<br />

beiträgt <strong>und</strong> im Mutterkonzern, der Volkwagen AG, bereits seit längerem etabliert<br />

<strong>ist</strong>.<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

Volkwagen AG: Größter Automobilhersteller Europas<br />

Die Volkswagen AG <strong>ist</strong> der größte Automobilhersteller Europas. Zum Konzern, des-<br />

sen Hauptsitz in Wolfsburg <strong>ist</strong>, gehören heute die Marken Audi, Bentley, Bugatti,<br />

Lamborghini, Seat, Škoda, Volkswagen, Volkswagen Nutzfahrzeuge <strong>und</strong> Scania.<br />

Neben der Automobilherstellung zählen auch Finanz- <strong>und</strong> Log<strong>ist</strong>ikdienstle<strong>ist</strong>ungen<br />

zum Produktangebot der Volkswagen AG.<br />

Die volkswirtschaftlichen <strong>und</strong> branchenspezifischen Rahmenbedingungen waren im<br />

Jahr 2009 nicht <strong>ein</strong>fach. Angesichts dessen wird der Geschäftsverlauf der Volkswa-<br />

gen AG <strong>für</strong> das zurückliegende Jahr positiv bewertet. Entgegen der Prognose aus<br />

dem Geschäftsbericht 2008 gelang es sogar, die Auslieferungen des Jahres 2008<br />

zu übertreffen.<br />

Weltweit produzierte der Volkswagen Konzern im Jahr 2009 etwa 6.055.000 Fahr-<br />

zeuge <strong>und</strong> lag damit nur 4,6 Prozent unter den Zahlen aus 2008. Der Anteil der in<br />

Deutschland produzierten Fahrzeuge betrug 32 Prozent. Der Bestand an Aufträgen<br />

aus Deutschland lag zum 31. Dezember 2009 bei r<strong>und</strong> 204.000 Fahrzeugen. Knapp<br />

306.000 Fahrzeugbestellungen lagen zudem zu diesem Zeitpunkt aus dem westeu-<br />

ropäischen Ausland vor. Der Auftragsbestand war damit um 52,2 % höher als 2008.<br />

Das <strong>ist</strong> gut <strong>für</strong> die r<strong>und</strong> 172.500 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter des Volkswagen-<br />

Konzerns in Deutschland. Die Zahl der Gesamtbelegschaft der AG belief sich Ende<br />

2009 auf etwa 368.500 Beschäftigte.<br />

2010 war bisher <strong>für</strong> die Volkswagen AG <strong>ein</strong> gutes Jahr. Der Konzern hat in der ers-<br />

ten Jahreshälfte 1,8 Milliarden EUR verdient – mehr als dreimal so viel wie im Vor-<br />

jahreszeitraum. Vor allem durch die angestiegene Nachfrage aus China, Brasilien<br />

<strong>und</strong> den USA hat der Konzern zwischen Januar <strong>und</strong> Juni 16 Prozent mehr Fahr-<br />

zeuge verkauft. Insgesamt waren es so 3,6 Millionen Stück. Für die zweite Jahres-<br />

hälfte hat der Vorstand der Volkswagen AG deswegen ehrgeizige Ziele: Der Ver-<br />

kauf an Neuwagen soll weiter gesteigert werden <strong>und</strong> das Unternehmen somit auch<br />

operativ mehr erwirtschaften. Auch in Sachen Ver<strong>ein</strong>barkeit hat sich das Unterneh-<br />

men mit s<strong>ein</strong>er Strategie “<strong>Familie</strong>n fördern, Zukunft gestalten“ <strong>ein</strong>iges vorgenom-<br />

men.<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

<strong>Familie</strong>n fördern, Zukunft gestalten<br />

Dieses Ziel möchte VW mit s<strong>ein</strong>er Unternehmensstrategie 2018 erreichen. Denn<br />

nicht nur im Wettbewerb um K<strong>und</strong>en möchte sich das Unternehmen an die Spitze<br />

setzen, sondern auch zum attraktivsten <strong>Arbeit</strong>geber <strong>für</strong> (potenzielle) Beschäftigte<br />

aufsteigen. <strong>Familie</strong>nfre<strong>und</strong>lichkeit <strong>ist</strong> dabei elementarer Bestandteil. Auch Frauen-<br />

förderung steht ganz hoch im Kurs. Ein Frauenförderplan ex<strong>ist</strong>iert bereits seit mehr<br />

20 Jahren – auch wenn es gerade am Anfang in der Praxis an der Umsetzung ha-<br />

perte. Mittlerweile hat sich aber vieles im Bereich Ver<strong>ein</strong>barkeit <strong>und</strong> Chancen-<br />

gleichheit verbessert.<br />

Bereits seit 1998 gibt es <strong>ein</strong> Mentoringprogramm. Hier werden weibliche Nach-<br />

wuchstalente von Führungskräften auf dem Weg ins Management unterstützt. Mehr<br />

als 290 Teilnehmerinnen wurden bisher mit diesem Programm gefördert. Das<br />

„Female Master Mentoring“ – <strong>ein</strong>er Aufstiegsqualifizierung <strong>für</strong> Facharbeiterinnen –<br />

soll den Me<strong>ist</strong>erinnenanteil erhöhen. Und mit dem Programm KICK werden bei der<br />

VW-Tochter „Volkswagen Nutzfahrzeuge“ schon in der Ausbildung gezielt Frauen in<br />

gewerblich-technischen <strong>Beruf</strong>en gefördert.<br />

Die Ver<strong>ein</strong>barkeit von <strong>Beruf</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong> wird bei Volkswagen durch verschiedene<br />

Instrumente unterstützt. So gibt es diverse <strong>Arbeit</strong>s(zeit)modelle, wie Telearbeit, fle-<br />

xible <strong>Arbeit</strong>szeiten <strong>und</strong> unterschiedliche Teilzeitmodelle. Für Eltern gibt es neben<br />

Elternzeittreffen <strong>und</strong> Angeboten zum qualifizierten Wieder<strong>ein</strong>stieg nach der Eltern-<br />

zeit u.a. auch <strong>ein</strong>e Kinderbetreuungsbörse im Intranet des Unternehmens.<br />

In Zukunft wird sich noch mehr zum Thema Ver<strong>ein</strong>barkeit in der Volkswagen AG<br />

tun, vertraut man auf die Unternehmensstrategie 2018. Auch bei der Volkswagen<br />

Sachsen <strong>GmbH</strong> <strong>ist</strong> bereits viel erreicht, aber gibt es noch <strong>ein</strong>iges zu tun, wie Mandy<br />

Anding zu berichten weiß.<br />

Bewussts<strong>ein</strong> schärfen <strong>und</strong> Budgetfragen klären<br />

Bei Vorgesetzten sowie Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen muss das Bewussts<strong>ein</strong> <strong>für</strong> die<br />

Bedeutung des Themas geschärft s<strong>ein</strong> – dann klappt es auch besser mit der Um-<br />

setzung von entsprechenden Maßnahmen. Wichtig sei auch, so Mandy Anding,<br />

Budgetfragen zum Thema <strong>ein</strong>deutig zu klären. Klare Hemmnisse <strong>für</strong> betriebliche<br />

Aktivitäten seien Kostenfragen, veraltete Denkweisen sowie b<strong>und</strong>espolitische Ver-<br />

säumnisse oder Fehlentscheidungen. Anding kritisiert: „Generell sind Kindergärten<br />

<strong>und</strong> Kindertagesstätten finanziell karg ausgestattet <strong>und</strong> haben oftmals zu wenig<br />

Personal <strong>und</strong> Ressourcen.“<br />

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<strong>Zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> <strong>ist</strong> <strong>k<strong>ein</strong></strong> <strong>Platz</strong> <strong>für</strong> <strong>ein</strong> „Oder“?! – Wie seht Ihr das?<br />

Der Betriebsrat am VW-Standort in Zwickau wünscht sich deshalb mehr Aufklärung<br />

zum Thema „Ver<strong>ein</strong>barkeit“. „Das darf nicht länger als r<strong>ein</strong> „frauenspezifisch“ abge-<br />

tan werden“, sagt Anding. Informationsveranstaltungen seien deshalb überaus<br />

wichtig, um <strong>für</strong> das Thema zu sensibilisieren. Auch politisch könne noch mehr Ein-<br />

fluss genommen werden, zum Beispiel was Angebot <strong>und</strong> zeitliche Lage von Kinder-<br />

betreuungsangeboten angehe, findet Anding <strong>und</strong> betont: „Das <strong>ist</strong> definitiv <strong>ein</strong> Fak-<br />

tor, der viele Ver<strong>ein</strong>barkeitsprobleme <strong>für</strong> die Beschäftigten am Standort in Zwickau<br />

aufwirft.“<br />

Kontakt<br />

Volkswagen Sachsen <strong>GmbH</strong><br />

Mandy Anding<br />

Glauchauer Straße 40<br />

08058 Zwickau<br />

E-Mail: mandy.anding@volkswagen.de<br />

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