Tamara Staudt. BRD 1999 Film-Heft von Ingeborg Havran

dem, den Swetlana einzunehmen beginnt,
den des reif Werdens durch Individuation.
Sie lernt durch unterschiedliche Erfahrungen
ihren Wünschen und ihrer Lebenssituation
entsprechende Entscheidungen zu
treffen. Die Loslösung von Artur und Rückkehr
ins Elternhaus zeigen, dass sie eine
Entwicklung gemacht hat.
Aus einer anderen Perspektive betrachtet,
bilden die Paare Symmetrien: die beiden
Ehepaare, die Eltern von Swetlana und
Artur sind vergleichbar in Bezug auf ihr
problematisches Verhältnis zu den Kindern;
die Freundinnen Swetlana und Vika
und die Freunde Artur und Roman stellen
zwei gegensätzlich angelegte Freundschaften
dar, Vertrauen prägt die eine,
Rücksichtslosigkeit die andere. Geschwisterpaare
sind Swetlana und Andrej, sowie
Said und Abdel. Swetlanas hat Ärger
mit ihrem kleinen Bruder, ihr Verhältnis zu
ihm ist schwankend, dagegen verstehen
sich Said und Abdel durchweg gut; ein
dramaturgischer Kniff, die fast allseitigen
Probleme Swetlanas noch deutlicher in
den Blick zu rücken.
Nur selten werden Personen in Gruppen
gezeigt, was den Gesamteindruck von
Isolation dieser Randgruppe der Spätaussiedler
noch verstärkt, deren Mitglieder
meist sowieso nur unter sich sind; ganz
abgesehen davon, dass im Film fast ausschließlich
Ausländer gezeigt werden, die
Türken in der Maxstrasse oder auch die
beiden Marokkaner Said und Abdel. Einheimische
treten nur am Rande auf, der
Chef von Artur – er macht zunächst einen
guten Eindruck, erliegt am Ende aber
doch seinem Vorurteil gegen Russen und
entlässt Artur -, die Deutsche in Saids Laden
mäkelt an der Fleischware herum,
einzig die Lehrerin ist eine positive Figur
und sorgt in ihrem Rahmen für das Fortkommen
Swetlanas.
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