18.03.2015 Aufrufe

Gischtgeboren Bayrischer Abend

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Bleibt nur zu hoffen, dass in Deutschland nicht wegen der unausweichlichen<br />

Massenvergewaltigung die Todesstrafe wieder eingeführt wird.<br />

Damit habe ich endlich eine Basis für den Umgang mit Problemfrau Nummer zwei<br />

gefunden...<br />

...nämlich gar keine.<br />

Ich überlasse ihnen die Insel, bleibe im Poseidon und genieße die letzte Woche meines<br />

Urlaubs zusammen mit Madeleine am Pool. Exkursionen in den Inseldschungel beschränke<br />

ich auf ein unvermeidbares Minimum. Um zu überleben muss man Prioritäten setzen.<br />

Obwohl sie etwas in mir berührt hat.<br />

Die wenigen Momente und Sätze, die sie mit mir geteilt hat, fühlen sich ein wenig wie mit<br />

Agnes an...<br />

...nicht genau wie mit ihr, eher wie ein schwaches Echo oder ein leises Nebelhorn, das<br />

verzweifelt versucht die ferne Küste zu erreichen...<br />

Seltsam, dass mir schon wieder Vergleiche mit Meer und Wasser bei ihr einfallen.<br />

Sie hat etwas in mir zum Schwingen gebracht, unbestreitbar, aber das ist mir zu schwierig,<br />

komplex und verdreht.<br />

Eine Beziehung darf mich durchaus mal auf eine Insel katapultieren aber bitte nicht in eine<br />

Nervenheilanstalt.<br />

Auf der anderen Seite, ist es nicht das Wesen der von mir so ersehnten großen Liebe, dass sie<br />

immer kompliziert ist?<br />

Habe ich nicht vor kurzem noch über brennende Städte und Barfußtouren durch die Sahara<br />

schwadroniert?<br />

Zweifellos.<br />

Halten wir also fest, dass mein Hirn etwas anderes möchte als ein etwas tiefer liegendes<br />

Organ, damit muss ich nur noch herausfinden ob es in der Herzgegend oder noch weiter<br />

südlich lokalisiert ist.<br />

In letzterem Fall werde ich mich eindeutig für die Einschätzung meines Verstandes<br />

entscheiden.<br />

Und im anderen Fall...<br />

...nun, das ist ein Gedanke, den ich nicht wirklich zu Ende verfolgen möchte, ich freue mich<br />

lieber auf ein Candle Light Dinner mit Madeleine.<br />

Das Hotelrestaurant Calypso leistet mir gute Dienste, die Karte ist groß genug, dass ich auch<br />

nach mehrmaligem Besuch noch etwas Neues finden kann und die Gerichte sind lecker genug<br />

um sie auch ein zweites oder drittes Mal zu bestellen.<br />

Jeden Dienstag ist dann noch Eventabend: Zu Gast in fremden Ländern. Letzte Woche hatten<br />

sie in der großen Kochinsel in der Mitte des Calypso einen riesigen Marlin aufgebaut, der vor<br />

den Augen der Gäste zubereitet wurde. Das Restaurant war in den kenianischen Farben<br />

Schwarz, Rot, Grün dekoriert, an den Wänden hingen Maasaischilder und ein CD Player<br />

dudelte leise im Hintergrund "Jambo, jambo Safari".<br />

Man könnte es ein wenig kitschig nennen aber der Marlin mit gebackenem Maniok war<br />

weltklasse und der Sundowner als Absacker hat mich fast so ausgeknockt, dass ich beinahe<br />

Madeleine verschlafen hätte.<br />

Heute ist wieder Dienstag, Thomas meinte gestern noch etwas von "vielleicht Indien" und ich<br />

habe mich riesig gefreut. Ein indischer <strong>Abend</strong>, das hört sich nach einer kulinarischen Reise<br />

der Extraklasse an und könnte den Schwertfisch glatt noch toppen.<br />

Entsprechend groß ist der Schock als ich jetzt ich vor dem Restaurant stehe, das über und über<br />

mit blau weiß karierten Fahnen im Rautenmuster zugehängt ist und die schwarze Tafel an der<br />

Tür "Zu Gast in Fremden Ländern: <strong>Bayrischer</strong> <strong>Abend</strong>" verkündet.<br />

Zugegeben die Bajuwaren sind ein eingenes Völkchen, aber Bayern als Ausland zu<br />

bezeichnen finde ich dann doch etwas schräg.<br />

Aber das ist nicht mein größtes Problem, ich habe wenig Zweifel, dass der Koch


hervorragende süddeutsche Schmankerl zaubern wird, nur...<br />

...die Vorstellung im Calypso Schweinshaxe mit Sauerkraut und Semmelknödel zu essen<br />

während ich den atemberaubenden Ausblick über die Dünen auf das Meer genieße passt für<br />

mich ungefähr so zusammen wie eine Frau, die rückwärts einparken kann.<br />

Konsequenterweise kann man während der Eventabende auch nichts von der normalen Karte<br />

bestellen.<br />

Toll!<br />

Zu Kasspatzen in maritimen Ambiente kann ich mich wirklich nicht durchringen. Die Sea<br />

Side Bar bietet noch kleinere Snacks an, aber auf eine halbe Tonne Flutes oder Minibaguettes<br />

habe ich auch keinen großen Appetit.<br />

Ich weiß nicht warum ich auf der Suche nach einer Lösung für mein Nahrungsproblem an der<br />

Rezeption anhalte und Thomas mein Leid klage. Wahrscheinlich weil ich hoffe, dass der<br />

grenzlegale Drogendealer mir ein <strong>Abend</strong>essen aufs Zimmer ordern kann, ich bin auch<br />

bescheiden geworden und wäre mit ein paar Spiegeleiern und Bratkartoffeln zufrieden. Aber<br />

offensichtlich trägt das gesamte Küchenteam heute Dirndl und Lederhosen und ist so blau<br />

weiß fokussiert, dass es mit ein paar Eiern ohne solidem Leberkäsfundament stumpf<br />

überfordert ist.<br />

Was solls.<br />

Natürlich stelle ich mich gerade ein wenig an, Restaurants gibt es auf der Insel genug, ich<br />

werde wohl kaum verhungern, allerdings muss ich dann das Poseidon verlassen und laufe<br />

Gefahr über Karl und Sheeba zu stolpern.<br />

Schmerzlich gestehe ich mir ein, dass ich mein Leben extrem von den Beiden beeinflussen<br />

lasse. Ich kann es mir schönreden wie ich will, ich keckere mich gerade selbst ein um sie nicht<br />

zu treffen.<br />

Nein, nicht ganz, um SIE nicht zu treffen, Karl ist mir egal.<br />

Gesundes Verhalten hört sich anders an.<br />

Thomas schwärmt vom Da Mario und zugegeben, eine Pizza wäre was feines, hatte ich schon<br />

lange nicht mehr. Die Frutti di Mare speciale soll eine Offenbarung sein, Mario verwendet bei<br />

ihr für den Grundbelag echte sonnengetrocknete Tomaten, die er mindestens vierundzwanzig<br />

Stunden in italienischem Landwein einlegt und als Käse Auflage nimmt er nur echten<br />

Büffelmozzarella. Die Meeresfrüchte stammen ausschließlich aus der Nordsee und werden bei<br />

einem kleinen Fischgeschäft im Ort jeden Tag frisch gekauft.<br />

Wüsste ich es nicht besser, würde ich denken, dass ich schwul bin, so gebannt wie ich<br />

Thomas an den Lippen hänge.<br />

Mir läuft das Wasser Mund zusammen.<br />

Endgültig überzeugt mich dann der Satz: "...und ich würde sie mir einpacken lassen und am<br />

Strand in den Dünen essen".<br />

Gekauft.<br />

Der Kerl war in einem vorherigen Leben Gebrauchtwagenhändler oder Puffmutter.<br />

Garantiert.<br />

Die Pizza lass ich ihn bestelle, wahrscheinlich bekommt er noch Provision dafür.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!