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Ausgabe 03-2008 - DHV-Deutscher Handels- und ...

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Nr. 3 - 2010 · 31. Mai 2010<br />

<strong>DHV</strong> – Die Berufsgewerkschaft C 2223 F<br />

Deutsche-Bank-Chef<br />

Ackermann beklagt, dass<br />

es zu wenige gute Broker<br />

gibt. Daher müssten sie gut bezahlt werden,<br />

sonst gingen sie zur Konkurrenz. Er<br />

rate daher jungen Leuten, diesen Beruf<br />

zu ergreifen, auch wenn er mit viel Stress<br />

verb<strong>und</strong>en sei. Sinngemäß war das die<br />

Antwort in einer Talkshow auf die Frage<br />

eines jungen Mannes, ob er – Ackermann<br />

– es richtig finde, dass ein Broker<br />

in einem Monat so viel Geld verdiene<br />

wie ein Arbeitnehmer im ganzen Leben.<br />

Ist diese Aussage ein Widerspruch zur<br />

Forderung, dass ein Mensch von seiner<br />

Hände Arbeit leben kann?<br />

Beim „normalen“ Arbeitnehmer<br />

sehen wir ein Ergebnis seinerArbeit:<br />

ob er ein Erzeugnis herstellt, es befördert,<br />

lagert oder verkauft, oder irgendeine<br />

Dienstleistung erbringt – er deckt<br />

damit immer ein Bedürfnis. Das gilt<br />

auch für den Bankangestellten, der unser<br />

Konto führt, den Geldautomaten auffüllt<br />

oder unseren Kreditantrag bearbeitet.<br />

Alle sind Teil des Wirtschaftsgeschehens.<br />

Gilt das auch für Broker? Falls ja: warum<br />

muss er dann so viel mehr verdienen als<br />

der „normale Arbeitnehmer“? Verfügt er<br />

vielleicht über eine Ausbildung, die<br />

höherwertiger ist als z. B. ein Ingenieuroder<br />

ein Medizinstudium?<br />

Diese auf die Person oder eine Ausbildung<br />

bezogenen Fragestellungen<br />

führen nicht weiter, denn keine kann mit<br />

„ja“ beantwortet werden. Man wird<br />

vielmehr fragen müssen, worin seine<br />

Arbeitsleistung eigentlich besteht <strong>und</strong> ob<br />

er ebenfalls ein Bedürfnis – oder einen<br />

Bedarf – der Menschheit deckt. Hier<br />

werden wir fündig: Broker sind Wertpapierhändler,<br />

die einem Bedürfnis des<br />

Menschen dienen, dem Geldhunger bis<br />

hin zur Geldgier. Sie machen Geldgeschäfte,<br />

handeln mit Wertpapieren <strong>und</strong><br />

Der Wert der Arbeit<br />

tragen dazu bei, dass der internationale<br />

Finanzmarkt funktioniert. Der Deutschen<br />

Bank ist das Ergebnis dieser<br />

Arbeitsleistung nach der Meinung<br />

Ackermanns so viel wert, dass die exorbitant<br />

hohen Einkommen gerechtfertigt<br />

sind. Das wiederum wirft die Frage auf,<br />

ob uns das Ergebnis ihrer Dienstleistung<br />

ebenso viel wert sein muss wie der<br />

Deutschen Bank.<br />

Ohne Zweifel: Die Wirtschaft bedarf<br />

eines funktionierenden Finanzsystems,<br />

mit dem der Zahlungsverkehr,<br />

auch weltweit, abgewickelt wird. Für<br />

die Versorgung der Wirtschaft mit<br />

Krediten ist ein (auch globaler)<br />

Finanzmarkt erforderlich. Ist aber auch<br />

das gewaltige Volumen der globalen<br />

Finanzmärkte, das ein Vielfaches der<br />

gesamten Realwirtschaft umfasst, für<br />

diese erforderlich? Das darf man<br />

bezweifeln, denn es entstand durch eine<br />

ungezügelte spekulative Vermehrung<br />

virtuellen Geldes, das real nicht benötigt<br />

wird. Die globale Finanzkrise, die<br />

sich bis heute als Krise der Realwirtschaft<br />

fortsetzt, hat ihren wesentlichen<br />

Gr<strong>und</strong> in der Entkoppelung von<br />

Realwirtschaft <strong>und</strong> Finanzmärkten.<br />

In den Finanzmärkten wurde mehr<br />

Geld verdient, als in der Realwirtschaft<br />

jemals möglich sein wird. Das<br />

führte nicht nur zu gigantischen Gewinnen<br />

der Investoren, sondern auch der<br />

darin handelnden Personen, zu denen<br />

auch die Broker gehören. Damit haben<br />

sie zwar ihren Banken gedient <strong>und</strong> deren<br />

Vorständen hohe Boni verschafft.<br />

Insoweit verw<strong>und</strong>ert es nicht, dass<br />

Ackermann eine Lanze für sie bricht:<br />

eine Hand wäscht die andere! Weltweit<br />

aber haben die Finanzmärkte den<br />

Volkswirtschaften geschadet.<br />

Und ebenso vielen<br />

Banken <strong>und</strong> Unternehmen,<br />

die Tausende von Arbeitnehmern<br />

entlassen mussten.<br />

Zugegeben: Diese Sicht der Dinge<br />

beruht auf dem christlich-sozialen<br />

Verständnis von Wirtschaft, die Mittel<br />

zum Zweck der Gesellschaft sein soll<br />

<strong>und</strong> eben kein Selbstzweck. Denn dann<br />

gehen die Maßstäbe verloren, die für<br />

erfolgreiches Wirtschaften zum Wohle<br />

der Menschheit erforderlich sind. Missbrauch<br />

aus persönlichem Egoismus, die<br />

Ausbeutung des Menschen <strong>und</strong> – wie ein<br />

Blick z. B. nach Russland zeigt – die<br />

Gefährdung der Demokratie – liegen<br />

dann nicht mehr fern.<br />

Die internationalen Finanzmärkte lebten<br />

von spekulativen Gewinnen,<br />

denen keine echte Wirtschaftsleistung<br />

zugr<strong>und</strong>e lag. Dafür müssen wir heute<br />

bezahlen. Die vielfach geforderte Regulierung<br />

der Finanzmärkte muss auch<br />

den Einkommensmissbrauch durch die<br />

darin handelnden Personen einschließen.<br />

Jörg Hebsacker ■<br />

<strong>DHV</strong>-B<strong>und</strong>esvorsitzender<br />

Aus dem Inhalt:<br />

5–6 Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

Ges<strong>und</strong>heitspolitik mit Schwarz-Gelb –<br />

Nachhaltige Reform oder kleine Schritte?<br />

10 –11 Bildung<br />

Ein nationaler Bildungspakt für Deutschland!<br />

12 medsonet<br />

Hauptvorstand informierte sich über<br />

Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />

13 Contterm<br />

Na super!<br />

1


2<br />

Von Teilen der Politik <strong>und</strong> hin <strong>und</strong> wieder<br />

auch von Arbeitgeberverbänden<br />

wird die Forderung erhoben, die bisher<br />

auf zwei Jahre befristeten Möglichkeiten<br />

der Befristung von Arbeitsverträgen<br />

im Interesse einer höheren<br />

Flexibilität zu verdoppeln oder wenigstens<br />

zu verlängern. Das kann durch<br />

Tarifverträge geschehen. Derzeit sind<br />

es die Bankarbeitgeber, die mit dieser<br />

Forderung in die diesjährige Tarifr<strong>und</strong>e<br />

gingen, was wir jedoch als nicht verhandelbar<br />

zurückgewiesen haben.<br />

Zu diesem Thema lasen wir mit großem<br />

Vergnügen am 17.3.2010 in der<br />

Braunschweiger Zeitung einen Beitrag,<br />

der uns aus dem Herzen spricht <strong>und</strong><br />

dem wir auch die Überschrift dieses<br />

Beitrags entliehen haben:<br />

Tarifarbeit<br />

Vom (Un)Sinn befristeter Arbeitsverträge<br />

Haustarifverhandlungen<br />

mit BARMER GEK<br />

Am 12.4.2010 fand in Wuppertal der<br />

Auftakt zu den Haustarifverhandlungen<br />

zwischen <strong>DHV</strong> <strong>und</strong> der BARMER GEK<br />

statt. Diese wurden durch die Fusion der<br />

Barmer <strong>und</strong> der GEK erforderlich.<br />

Abgesteckt wurden die Themen für die<br />

nächsten Verhandlungsr<strong>und</strong>en: Schwerpunkte<br />

werden die Neufassung des<br />

Privates Bankgewerbe:<br />

Kein Angebot der Arbeitgeber<br />

Am 19. April fand in Berlin der Auftakt<br />

der Tarifr<strong>und</strong>e 2010 Privatbanken statt.<br />

Die Verhandlungen werden am 17. Mai<br />

in Frankfurt fortgesetzt.<br />

Die <strong>DHV</strong>-Forderungen:<br />

✘ 3,5 % Gehaltserhöhung p.a.<br />

Die Gehälter der Beschäftigten der<br />

Privatbanken <strong>und</strong> öffentlichen Banken<br />

sind in den vergangenen zwei Jahren im<br />

Vergleich zur gesamtwirtschaftlichen<br />

Gehaltsentwicklung zurückgefallen. Es<br />

besteht ein Nachholbedarf, der mit<br />

einem akzeptablen Gehaltstarifabschluss<br />

zumindest zu einem großen Teil<br />

befriedigt werden muss.<br />

In der moderaten Tarifforderung hat die<br />

<strong>DHV</strong>-Tarifkommission die nach wie vor<br />

BefristeteArbeitsverträge treffen nicht<br />

nur den Einzelnen, auch wirtschaftlich<br />

gesehen richten sie Schaden an.<br />

Wer investiert in ein Haus, in eine<br />

Wohnung oder in ein Auto, wenn der<br />

Arbeitsplatz prekär ist? Und auch den<br />

sozialen Zusammenhalt schwächen<br />

befristete Arbeitsverhältnisse. Warum<br />

sollte jemand, der ständig auf gepackten<br />

Koffern sitzt, sich engagieren,<br />

einem Verein beitreten oder Kontakte<br />

aufbauen, wenn er nicht weiß, wie lange<br />

er noch an seinem Arbeitsort<br />

wohnt? Selbst Firmen kommen nicht<br />

ungeschoren davon, denn eine Befristung<br />

kann demotivierend auf den<br />

Mitarbeiter wirken.<br />

Dieser Beitrag beschreibt exakt, dass<br />

die Forderung der Arbeitgeber leis-<br />

Manteltarifvertrages <strong>und</strong> die Neugestaltung<br />

der Gehaltstabelle sein.<br />

Geklärt ist die Rechtstellung der Beschäftigten<br />

in der gkv-informatik. Dies<br />

ist eine zusammen mit Allgemeinen<br />

Ortskrankenkassen gebildete GmbH zur<br />

Auslagerung von IT-Aufgaben. Die dorthin<br />

gewechselten ehemaligen Beschäftigten<br />

der BARMER, stehen weiterhin<br />

unter dem Schutz der EKT-Regelungen,<br />

stellten die Arbeitgeber auf<br />

Nachfrage der <strong>DHV</strong>-Verhandlungskom-<br />

schwierige wirtschaftlicheSituation<br />

der Bankenbrancheberücksichtigt.<br />

Aber die<br />

Lage ist nicht so schlecht, wie sie<br />

manchmal geredet wird. Die sich<br />

abzeichnende wirtschaftliche Erholung<br />

<strong>und</strong> die in 2009 erwirtschafteten Überschüsse<br />

mancher Banken lassen einen<br />

Verteilungsspielraum für eine moderate<br />

Gehaltserhöhung zu.<br />

✘ Verlängerung des Altersteilzeitabkommens<br />

zu den bisherigen Konditionen<br />

Bei der Inanspruchnahme vonAltersteilzeit<br />

ist wie bisher das Regelarbeitsentgelt<br />

um mindestens 20 % aufzustocken.<br />

✘ Ein freier Tag für individuelle Ges<strong>und</strong>heitsvorsorgemaßnahmen<br />

Das Durchschnittsalter der Beschäftigten<br />

im Bankenbereich steigt infolge<br />

tungsfeindlich <strong>und</strong> damit der viel<br />

beschworenen Leistungsbezogenheit<br />

von Arbeitseinkommen zuwiderläuft.<br />

Dem Wunsch der Arbeitgeber nach der<br />

angeblich notwendigen höheren Flexibilität<br />

steht der Wunsch der Arbeitnehmer<br />

nach einem Mindestmaß an<br />

Sicherheit des Arbeitsplatzes diametral<br />

gegenüber. Wozu benötigt man nach<br />

4 Jahren noch eine Flexibilität? Gibt es<br />

nicht genügend andere flexible Arbeitsmarktinstrumente?<br />

Alleine schon die<br />

Zeitarbeit ermöglicht den Unternehmen<br />

den flexiblen Einsatz von Arbeitnehmern,<br />

wenn dies durch konjunkturelle<br />

oder betriebswirtschaftliche Entwicklungen<br />

geboten ist. Für die sinnlose<br />

Förderung prekärer Arbeitsverhältnisse<br />

steht die <strong>DHV</strong> nicht zur Verfügung.<br />

<strong>DHV</strong> – Hauptvorstand ■<br />

mission klar. Sie werden tarifvertraglich<br />

wie die in die BARMER GEK übergeleiteten<br />

Beschäftigten der ehemaligen<br />

BARMER behandelt.<br />

Die Arbeitgeberseite zeigte sich offen<br />

gegenüber der Verlängerung des Altersteilzeitabkommens.<br />

Mit einer Einigung<br />

ist deshalb im Laufe der nächsten<br />

Monate zu rechnen.<br />

■<br />

der demographischen Entwicklung <strong>und</strong><br />

der Rente mit 67. Das Thema Ges<strong>und</strong>heit<br />

am Arbeitsplatz wird in den nächsten<br />

Jahren einen immer größeren<br />

Stellenwert einnehmen. Deshalb fordert<br />

die <strong>DHV</strong> einen freien Tag für die<br />

Inanspruchnahme von individuellen<br />

Ges<strong>und</strong>heitsvorsorgemaßnahmen. Eine<br />

solche Vereinbarung steigert die<br />

Attraktivität des Arbeitsplatzes <strong>und</strong> leistet<br />

einen Beitrag zum Erhalt der<br />

Leistungsfähigkeit der Bankbeschäftigten.<br />

Die Arbeitgeber wiesen die Gehaltsforderung<br />

als der wirtschaftlichen<br />

Situation vollkommen unangemessen<br />

zurück. Die angeblich schwierige Lage<br />

der Banken lasse keinen Spielraum für<br />

einen Abschluss in einer solchen Höhe.<br />

Die Arbeitgeberseite war nicht bereit,<br />

ein Gehaltsangebot zu unterbreiten.<br />

■<br />

DAZ <strong>03</strong>/2010


CGZP Mindestlohntarifvertrag<br />

für die Zeitarbeit<br />

Der Tarifabschluss der CGZP mit dem<br />

AMP (siehe nebenstehenden Beitrag)<br />

enthält auch eine Übereinstimmung darüber,<br />

für die Zeitarbeit einen Mindestlohntarifvertrag<br />

anzustreben.<br />

Zum 1. Mai 2011 wird die Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />

aus den Mitgliedsstaaten<br />

der Europäischen Union (EU) in<br />

die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland unbegrenzt<br />

geöffnet. Das wird Auswirkungen<br />

auf den deutschen Arbeitsmarkt haben,<br />

denn die Lohnniveaus in den EU-Mitgliedsstaaten<br />

in Ost- <strong>und</strong> Mitteleuropa<br />

liegen teilweise um ein Vielfaches niedriger,<br />

als in Deutschland. Wir befürchten<br />

daher einen Verdrängungswettbewerb<br />

zu Lasten der deutschen Zeitarbeitnehmer,<br />

vor allem im Bereich der<br />

Niedrigqualifizierten. Ein Mindestlohntarifvertrag<br />

könnte das verhindern.<br />

Zum Schutze der deutschenArbeitnehmer<br />

vor Wettbewerbern aus dem europäischen<br />

Ausland kann der B<strong>und</strong>esarbeitsminister<br />

(derzeit die B<strong>und</strong>esarbeitsministerin<br />

DAZ <strong>03</strong>/2010<br />

CGB / CGZP<br />

Ursula von der Leyen) Mindestlohnverordnungen<br />

über das<br />

Arbeitnehmerentsendegesetz<br />

erlassen. Voraussetzung nach<br />

den derzeit rechtlichen <strong>und</strong> politischen<br />

Vorgaben wäre dafür ein Mindestlohntarifvertrag,<br />

der von allen oder zumindest<br />

von den wesentlichstenTarifpartnern<br />

in der Zeitarbeitsbranche abgeschlossen<br />

wird. Die CGZP hat daher die Tarifgemeinschaft<br />

des DGB sowie auf Arbeitgeberseite<br />

den BZA, die IGZ <strong>und</strong> den<br />

eigenenTarifpartnerAMP dazu aufgefordert,<br />

in Tarifverhandlungen über einen<br />

Mindestlohn einzutreten. Denn die geringen<br />

Unterschiede, in den unteren Einkommensgruppen<br />

könnten wahrscheinlich<br />

leicht eingeebnet werden <strong>und</strong> denWeg<br />

zu einem Mindestlohntarifvertrag öffnen.<br />

Für einige Branchen, in denen die DGB-<br />

Gewerkschaften unter sich sind, gibt es<br />

schon Mindestlöhne über Rechtsverordnungen<br />

des B<strong>und</strong>esarbeitsministers.<br />

Dort haben sie bewiesen, dass inländische<br />

Arbeitsplätze vor Lohndruck aus<br />

dem europäischen Ausland <strong>und</strong> damit<br />

auf Einkommensverluste der deutschen<br />

Arbeitnehmer schützen.<br />

Schrittmacher in der Zeitarbeit – die<br />

Tarifarbeit der Christlichen Gewerkschaften<br />

In der zurückliegenden <strong>Ausgabe</strong> berichteten<br />

wir über den Tarifabschluss, den<br />

unsere CGZP (Tarifgemeinschaft christlicher<br />

Gewerkschaften für die Zeitarbeit)<br />

mit ihrem Tarifpartner AMP<br />

(Arbeitgeberverband mittelständischer<br />

Personaldienstleister) abgeschlossen<br />

hat. Die mit uns konkurrierenden DGB-<br />

Gewerkschaften hatten ihren früheren<br />

Tarifabschluss widerrufen <strong>und</strong> eine<br />

„unbefristete Erklärungsfrist“ mit dem<br />

BZA (B<strong>und</strong>esverband Zeitarbeit) vereinbart.<br />

Wenige Tage nach unserem<br />

Abschluss erfolgte trotzdem mit den<br />

DGB-Gewerkschaften ein Tarifabschluss,<br />

der unserenTarifabschluss abbildet,<br />

in einigen wenigen Stufen auch eine<br />

wenige Cent höhere Vergütung vorsieht<br />

(im Gegensatz zum ursprünglichen<br />

DGB-Abschluss). Ohne die CGZP wäre<br />

es nie zu den Nachverhandlungen<br />

gekommen. Merke: auch zwischen<br />

Gewerkschaften fördert der Wettbewerb<br />

die Leistungsfähigkeit!<br />

Auch zwei andere wichtige Inhalte des<br />

CGZP-Tarifvertrages wurden von<br />

DGB & Co nachempf<strong>und</strong>en, man könnte<br />

auch sagen abgeschrieben:<br />

� Ausschluss Missbrauchsmöglichkeiten<br />

durch konzerninterner Überlassung<br />

(„Schleckerklausel“)<br />

� Im Gegensatz zur veröffentlichten<br />

Meinung kannte das alte DGB-<br />

Tarifwerk eine dauernde Absenkungsmöglichkeit<br />

auf die vereinbarten<br />

St<strong>und</strong>ensätze, <strong>und</strong> zwar durch<br />

Anrechnung von ausgezahlten Fahrtkosten<br />

zum Arbeitsort auf den Lohn.<br />

Im ersten, vom DGB widerrufenen<br />

Abschluss, sollten diese Möglichkeiten<br />

nur auf die Hälfte reduziert<br />

werden. Jetzt sind sie völlig gestrichen<br />

– Vorbild CGZP. Denn die in<br />

unserem alten Tarifwerk möglichen<br />

befristetenAbsenkungen entfallen im<br />

neuen Tarifvertrag völlig.<br />

Gäbe es unsere CGZP nicht, müsste<br />

man sie umgehend erfinden, um den<br />

DGB-Gewerkschaften Feuer unter<br />

den Hintern zu machen!<br />

Jörg Hebsacker ■<br />

<strong>DHV</strong>-B<strong>und</strong>esvorsitzender <strong>und</strong><br />

stellv. Vorsitzender der CGZP<br />

Bisher hat die CGZP auf ihre Aufforderung<br />

vom 24.3.2010 noch keine<br />

Antwort erhalten. Und leider steht zu<br />

befürchten, dass der gewerkschaftliche<br />

Monopolanspruch der DGB-Gewerkschaften<br />

den notwendigen Mindestlohntarifvertrag<br />

verhindert. Das wäre ein<br />

weiterer Beleg dafür, dass im Vordergr<strong>und</strong><br />

des DGB nicht das Wohl der<br />

Arbeitnehmer steht, sondern der eigene<br />

Machtanspruch. Dieser manifestiert sich<br />

auch in einer Klage, in der die DGB-<br />

Gewerkschaft verdi in trauter Gemeinsamkeit<br />

mit dem rot-roten Berliner Senat<br />

der CGZP ihre Tarifzuständigkeit <strong>und</strong><br />

-mächtigkeit absprechen will (siehe<br />

nebenstehenden Beitrag). Verdi hat wohl<br />

die nicht unberechtigte Sorge, dass eine<br />

gemeinsame Tarifverhandlung mit der<br />

beklagten CGZP ein prozessualer Nachteil<br />

sein könnte. Aber auch dieses<br />

Verhalten schadet den Interessen der<br />

Zeitarbeitnehmer!<br />

Noch aber bleibt die Hoffnung auf eine<br />

konstruktive gemeinsame Lösung.<br />

he ■<br />

In Gottes Hand<br />

Auf hoher<br />

See<br />

<strong>und</strong> vor Gericht, so sagt ein altes<br />

Sprichwort, ist man in Gottes Hand. So<br />

fühlen sich die christlichen Gewerkschaften,<br />

deren Tarifgemeinschaft für die<br />

Zeitarbeit, die CGZP, von ihrem Konkurrenten<br />

verdi vor Gericht gezerrt wird,<br />

um ihr die Tariffähigkeit abzusprechen.<br />

Man stelle sich vor, die Baumarktkette<br />

Praktiker wollte den Toom-Märkten den<br />

Verkauf verbieten. Ein Hohngelächter<br />

würde die Republik erschüttern. Zwischen<br />

Gewerkschaften aber ist das möglich,<br />

weil die von den Arbeitsgerichten<br />

entwickelte Rechtssprechung für<br />

Zuständigkeitsstreitigkeiten zwischen<br />

den DGB-Gewerkschaften nahtlos auf<br />

konkurrierende Gewerkschaftsblöcke<br />

übertragen wird.<br />

Fortsetzung auf Seite 4<br />

3<br />

Foto Claudia-Hautumm/pixelio.de


In 1. Instanz hat das Arbeitsgericht Berlin<br />

gegen die CGZP entschieden. Das<br />

Gericht wies aber darauf hin, dass der<br />

ehrenamtliche Richter der Arbeitnehmerseite<br />

einer DGB-Gewerkschaft angehört,<br />

<strong>und</strong> die Richterin der Arbeitgeberseite<br />

beim Land Berlin tätig ist, das die<br />

CGZP gemeinsam mit verdi beklagt.<br />

Das Gericht hat sogar entschieden, dass<br />

der klagende Berliner Senat dafür überhaupt<br />

keine Zuständigkeit besitzt. Dazu<br />

kann man nur sagen: In Gottes Hand!<br />

In der 2. Instanz ging das Landesarbeitsgericht<br />

auf die Beschlussbegründung<br />

der 1. Instanz fast nicht ein<br />

<strong>und</strong> entschied wiederum gegen die<br />

CGZP. Der Haupteinwand der Richter<br />

4<br />

Die gesetzliche Sozialversicherung ist<br />

zentraler Bestandteil der sozialen<br />

Marktwirtschaft in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland. Ihre Träger sind Solidargemeinschaften,<br />

die einen wirksamen<br />

Schutz vor den großen Lebensrisiken<br />

<strong>und</strong> deren Folgen, wie z. B. Krankheit,<br />

Arbeitslosigkeit, Betriebsunfälle <strong>und</strong><br />

Pflegebedürftigkeit bietet.<br />

In Amerika will Präsident Barack Obama<br />

eine gesetzliche Krankenversicherung<br />

als Pflichtversicherung einführen.<br />

Die großen politischen Widerstände<br />

gegen diese Pläne zeigen uns: Selbst in<br />

der hochindustrialisierten Welt des<br />

Wohlstands ist ein solcher Schutz nicht<br />

selbstverständlich.<br />

Der CGB bekennt sich zur selbstverwalteten<br />

Sozialversicherung. Selbstverwaltung<br />

bedeutet, dass die Versicherten<br />

<strong>und</strong> die Arbeitgeber als Betroffene ge-<br />

CGB – Arbeitsgruppe<br />

Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />

Der CGB hat unter der Leitung seines<br />

Generalsekretärs Gunter Smits eine<br />

Arbeitsgruppe eingerichtet, die Vorschläge<br />

zur Zukunft des Ges<strong>und</strong>heitswesens<br />

in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

erarbeiten wird.<br />

Die Arbeitsgruppe setzt sich aus<br />

Fachleuten der CGB-Mitgliedsgewerkschaften<br />

zusammen. Diese sind in den<br />

gesetzlichen oder privaten Kranken-<br />

Fortsetzung von Seite 3<br />

CGB<br />

Maiaufruf zum 1. Mai 2010<br />

Mitverwalten – Mitgestalten<br />

Vorfahrt für die Selbstverwaltung!<br />

meinsam über die Zukunft unserer<br />

Sozialversicherung wachen. Die Politik<br />

gibt die Rahmenbedingungen vor, die<br />

Sozialpartner entscheiden in den einzelnen<br />

Versicherungsträgern der Kranken-,<br />

Renten- oder Unfallversicherung.<br />

In Ritualen wird die Zukunft dieser<br />

Selbstverwaltung immer wieder in<br />

Frage gestellt. Anlass dafür sind die<br />

Wahlen zu den „Parlamenten“ der<br />

Kranken-, Renten- oder Unfallversicherungen,<br />

die im kommenden Jahr<br />

vor der Türe stehen. Diese Angriffe<br />

sind unberechtigt. Schließlich bedarf es<br />

einer demokratischen Willensbildung<br />

darüber, wer über unsere Sozialversicherung<br />

wacht. Gerade hier brauchen<br />

wir kein Diktat durch die Politik.<br />

Die Politik hat in den vergangenen<br />

Jahren durch viele Reformen neue<br />

Chancen eröffnet, mit denen die Ver-<br />

versicherungen beschäftigt, arbeiten in<br />

Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen,<br />

in der Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge oder sie<br />

engagieren sich in der Selbstverwaltung<br />

der gesetzlichen Sozialversicherung.<br />

Erster thematischer Schwerpunkt ist die<br />

Finanzierung der Krankenversicherung,<br />

sowohl der gesetzlichen als auch der privaten.<br />

Der CGB will gr<strong>und</strong>sätzlich an<br />

einer beitragsbezogenen gesetzlichen<br />

Krankenversicherung festhalten. Es wird<br />

aber auch Komponenten geben müssen,<br />

die bei der Finanzierung der Krankenversicherung<br />

vom Faktor „Lohn“ abge-<br />

war freilich ein formaler: Nach ihrem<br />

Urteil hatten die CGB-Gewerkschaften<br />

ihren Tarifunterhändlern zuvor kein<br />

wirksames Mandat erteilt. Das haben die<br />

christlichen Gewerkschaften inzwischen<br />

durch formale Änderungen ausgeräumt,<br />

in dem sie künftige Tarifverträge in<br />

mehrgliedriger Form abschließt; das<br />

Wasser der „Hohen See des Gerichtes“<br />

hatte Balken, deren Tragfähigkeit die<br />

Zukunft beweisen muss.<br />

Unsere Rechtsbeschwerde ist jetzt vor<br />

dem B<strong>und</strong>esarbeitsgericht anhängig <strong>und</strong><br />

wird voraussichtlich frühestens im ersten<br />

Halbjahr 2011 entschieden.<br />

he ■<br />

waltungsräte <strong>und</strong> Vertreterversammlungen<br />

in ihrer Bedeutung gestärkt werden<br />

können. Das gilt z. B. für die Festlegung<br />

von Bonussystemen oder Hausarztmodellen<br />

in der gesetzlichen Krankenversicherung,<br />

oder auch für die ständigeVerbesserung<br />

der Maßnahmen zum<br />

Unfallschutz amArbeitplatz. Diese neuen<br />

Chancen müssen die „Parlamente“<br />

der Sozialversicherung für ihre Stärkung<br />

nutzen.<br />

Die Selbstverwaltung ist kein Modell<br />

von gestern, im Gegenteil! Sie ist die<br />

Gr<strong>und</strong>lage dafür, dass die Kompetenz<br />

von Versicherten <strong>und</strong> Arbeitgebern in<br />

unserer Sozialversicherung genutzt<br />

wird. Ja, erst sie legitimiert das Funktionieren<br />

der gesetzlichen Sozialversicherung.<br />

Und sie vereint die Gr<strong>und</strong>prinzipien<br />

der christlichen Soziallehre<br />

von Solidarität <strong>und</strong> Subsidiarität. Jeder<br />

Angriff auf die Selbstverwaltung zerstört<br />

diesen Einklang <strong>und</strong> ist damit<br />

auch ein Angriff auf die Soziale<br />

Marktwirtschaft.<br />

■<br />

koppelt sind. Das gilt nicht nur für die<br />

Arbeitgeber, sondern auch <strong>und</strong> gerade<br />

für die Arbeitnehmer, denn an einer<br />

paritätischen Finanzierung der Versichertenbeiträge<br />

durch Arbeitgeber <strong>und</strong><br />

Arbeitnehmer hält der CGB gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

fest.<br />

Auf der <strong>Ausgabe</strong>nseite wird es vor allem<br />

um Finanzierungsfragen von Kliniken<br />

<strong>und</strong> ambulanten Einrichtungen des<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesens gehen. Dabei spielt<br />

die Sicherstellung einer ausreichenden<br />

Gr<strong>und</strong>versorgung in allen Regionen der<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland eine zentrale<br />

Rolle. Zudem sind die seit Jahren<br />

besonders stark steigenden <strong>Ausgabe</strong>n bei<br />

den Arzneimitteln zu begrenzen.<br />

Ein dritter Schwerpunkt wird die Frage<br />

nach gutem, qualifiziertem <strong>und</strong> motiviertem<br />

Personal im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

sein. Eine angemessene Entlohnung<br />

gehört zu diesen Fragen ebenso wie die<br />

physische <strong>und</strong> psychische Stärkung von<br />

Beschäftigen, z. B. in der Altenpflege.<br />

„Wir werden Antworten darauf geben<br />

müssen, wie Pflegekräfte bis zum<br />

67. Lebensjahr in ihrem Beruf arbeiten<br />

können. Aufgr<strong>und</strong> der mitunter hohen<br />

physischen Belastungen sind Erwerbsminderungsrenten<br />

unter den Pflegeberufen<br />

heute keine Seltenheit mehr. Das<br />

muss sich ändern,“ stellt Gunter Smits<br />

abschließend fest.<br />

■<br />

DAZ <strong>03</strong>/2010


Die schwarz-gelbe B<strong>und</strong>esregierung hat<br />

mit ihrem Koalitionsvertrag deutlich<br />

gemacht, dass sie mit einer Umgestaltung<br />

der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

(GKV) Ernst machen<br />

will.<br />

Ges<strong>und</strong>heitsprämie<br />

Während jetzt die Liberalen auf Einhaltung<br />

der Koalitionsvereinbarung <strong>und</strong><br />

einkommensunabhängige Arbeitnehmerbeiträge<br />

dringen, kommt aus<br />

den Reihen der CSU ein klares NEIN<br />

zur Ges<strong>und</strong>heitsprämie. Die Bayern reagieren<br />

mit heftigen Protesten auf Ankündigungen<br />

von B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsminister<br />

Philipp Rösler, der noch<br />

in dieser Legislaturperiode den Einstieg<br />

in ein neues Finanzierungssystem erreichen<br />

möchte. Langfristig sollen<br />

die Krankenkassenbeiträge von<br />

den Löhnen entkoppelt werden.<br />

Die so genannte paritätische Finanzierung<br />

der Ges<strong>und</strong>heitsausgaben<br />

durch Arbeitgeber<br />

<strong>und</strong> Versicherte – eigentlich<br />

schon lange nicht mehr existent<br />

– soll dazu völlig aufgegeben<br />

<strong>und</strong> die Arbeitgeberbeiträge auf<br />

dem jetzigen Stand (7 %) „eingefroren“<br />

werden. Der<br />

Regierungspartner CDU <strong>und</strong><br />

Kanzlerin Merkel scheinen<br />

noch unentschlossen <strong>und</strong> verweisen<br />

auf die Einsetzung einer<br />

neuen Regierungskommission<br />

<strong>und</strong> die Umsetzung des Koalitionsvertrages.<br />

Dort aber steht klar <strong>und</strong> eindeutig:<br />

„Langfristig wird das bestehende<br />

Ausgleichssystem überführt in<br />

eine Ordnung mit mehr Beitragsautonomie,<br />

regionalen Differenzierungsmöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> einkommensunabhängigen<br />

Arbeitnehmerbeiträgen,<br />

die sozial ausgeglichen werden. Weil<br />

wir eine weitgehende Entkoppelung der<br />

Ges<strong>und</strong>heitskosten von den Lohnzusatzkosten<br />

wollen, bleibt der Arbeitgeberanteil<br />

fest“.<br />

Wie alle Fachleute <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsexperten<br />

fordert auch die <strong>DHV</strong>, dass eine<br />

erneute Reform des Ges<strong>und</strong>heitswesens<br />

spätestens zum 1. Januar 2011 in Kraft<br />

tritt <strong>und</strong> es dabei zu einer nachhaltigen<br />

Reform der Finanzierung der GKV<br />

kommt. Vehement fordert die <strong>DHV</strong> aber<br />

auch endlich echte Strukturreformen.<br />

Und die GKV braucht endlich wieder<br />

mehr echten Wettbewerb.<br />

DAZ <strong>03</strong>/2010<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

Ges<strong>und</strong>heitspolitik mit Schwarz-Gelb –<br />

Nachhaltige Reform oder kleine Schritte?<br />

Zankapfel Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />

Die vor allem aus der CSU erhobenen<br />

Bedenken gegen eine Ges<strong>und</strong>heitsprämie<br />

werden mittlerweile auch der<br />

CSU – Landesgruppe im Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estag zu laut, die darauf verweist,<br />

dass der Koalitionsvertrag auch von der<br />

CSU unterschrieben wurde <strong>und</strong> weiterhin<br />

gilt. „Bayerns Ges<strong>und</strong>heitsminister<br />

solle sich mäßigen <strong>und</strong> konstruktiv an<br />

der Ges<strong>und</strong>heitsdiskussion beteiligen“.<br />

So oder so ähnlich die Stimmen aus der<br />

CSU – Landesgruppe die sich über das<br />

schlechte Erscheinungsbild der Koalition<br />

sorgt. Erhöhte Wachsamkeit ist allerdings<br />

geboten. Denn einig ist sich die<br />

CSU mit der FDP in der Forderung, dass<br />

der Arbeitgeberbeitrag eingefroren werden<br />

solle. Für die <strong>DHV</strong> wäre die<br />

Aufgabe der Parität ein großes Übel.<br />

Und auch die Forderung der bayerischen<br />

Regionalpartei nach „verstärkten regionalen<br />

Komponenten“ muss hinterfragt<br />

werden <strong>und</strong> lässt nichts Gutes ahnen. Die<br />

<strong>DHV</strong> fordert die B<strong>und</strong>esregierung – <strong>und</strong><br />

damit auch die CSU – auf, die öffentliche<br />

Rauferei einzustellen <strong>und</strong> gemeinsam<br />

dem dringenden Reformbedarf<br />

nachzukommen, der sich aus dem demografischen<br />

Wandel <strong>und</strong> der medizinisch<br />

– technologischen Entwicklung<br />

ergibt.<br />

Rasche Korrekturen gefordert<br />

Das gewaltige Defizit der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung (GKV) <strong>und</strong> seine<br />

nachhaltige Finanzierung erfordern<br />

einen raschen, gemeinsamen Kraftakt<br />

<strong>und</strong> machen zugespitzte Diskussionen<br />

überflüssig. Dazu gehört auch, dass eine<br />

Pauschale – die es übrigens nach jetziger<br />

Gesetzeslage längst gibt – angstfrei<br />

diskutiert wird.<br />

Wie andere gesellschaftliche Organisationen<br />

fordert auch die <strong>DHV</strong> das bewährte,<br />

beitragsfinanzierte System<br />

nicht leichtfertig auf Kopfpauschalen<br />

umzustellen. Allerdings: Die mit dem<br />

Ges<strong>und</strong>heitsfonds durch die große<br />

Koalition eingeführten Zusatzbeiträge<br />

zeigen mittlerweile eine verheerende<br />

Wirkung. Dringender Handlungsbedarf<br />

ist gegeben. Nicht akzeptabel ist dabei,<br />

dass die Ges<strong>und</strong>heitsausgaben nur noch<br />

zu 95 % durch prozentuale Beiträge<br />

finanziert werden <strong>und</strong> keinerlei<br />

Sozialausgleich stattfindet. Es<br />

drängt daher die Frage, ob der<br />

Sozialausgleich überhaupt in<br />

den Sozialsystemen stattfinden<br />

muss oder ob er nicht doch besser<br />

steuerfinanziert erfolgen<br />

müsse. Niemand bestreitet heute,<br />

dass die Finanzierung der<br />

Deutschen Einheit über die<br />

Sozialkassen ein Riesenfehler<br />

war. Man sollte Fehler nicht<br />

wiederholen <strong>und</strong> historische<br />

Tatbestände auch in einer aufgeregten<br />

Diskussion berücksichtigen.<br />

Zukunft liegt im Dunkeln<br />

Das Ges<strong>und</strong>heitswesen <strong>und</strong> die<br />

Ges<strong>und</strong>heitsversorgung in<br />

Deutschland werden teurer. Die<br />

Gründe dafür sind bekannt. Sie brauchen<br />

an dieser Stelle nicht noch einmal<br />

wiederholt <strong>und</strong> beschrieben werden.<br />

Noch steht die Koalitionsvereinbarung<br />

zur Ges<strong>und</strong>heitsreform für programmatischen<br />

Nebel. Die schwarz-gelbe<br />

Koalition war bisher nicht in der Lage,<br />

unserem Ges<strong>und</strong>heitswesen die notwendige<br />

Orientierung für das kommende<br />

Jahrzehnt zu geben. Noch ist<br />

unklar, in welche Richtung sich die<br />

deutsche Ges<strong>und</strong>heitspolitik entwickelt.<br />

Doch eines ist sicher: Die Berufsgewerkschaft<br />

<strong>DHV</strong> wird auch weiterhin<br />

heftigen Widerstand leisten, sofern<br />

durch unvernünftige Politikentscheidungen<br />

eine bedarfsgerechte Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />

in Frage gestellt werden<br />

soll.<br />

<strong>DHV</strong> – Hauptvorstand ■<br />

(Siehe dazu auch einen Kommentar<br />

auf Seite 6)<br />

5


6<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

Kommentar von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Fremmer<br />

Ges<strong>und</strong>heitspolitik in der Wirtschaftskrise<br />

In der Antike wurden Überbringer<br />

schlechter Botschaften getötet. Von derart<br />

blutigen Ritualen werden die Boten<br />

unserer Tage zwar verschont. Dennoch<br />

muss die Rache der Betroffenen<br />

gefürchtet werden. Das gilt sowohl für<br />

die Politik als auch für die Experten aus<br />

Gewerkschaften, Verbänden <strong>und</strong><br />

Wissenschaft.<br />

Eine schlechte Botschaft ist: Ges<strong>und</strong>heit<br />

wird teurer. Und: Die Abhängigkeit<br />

der Beitragseinnahmen für die gesetzliche<br />

Krankenversicherung (GKV) von<br />

Löhnen <strong>und</strong> Gehältern ist weder krisensicher<br />

noch demokrafiefest.<br />

Die nationalen Volkswirtschaften erholen<br />

sich allmählich von der globalen<br />

Finanz- <strong>und</strong> Wirtschaftskrise. Nicht nur<br />

für die Banken <strong>und</strong> eine erlahmende<br />

Wirtschaft wurden Millionen ausgegeben.<br />

Auch die gesetzliche Krankenversicherung<br />

hat für 2010 einen um 3,9<br />

Milliarden Euro höheren Steuerzuschuss<br />

erhalten, um krisenbedingte<br />

Einnahmeausfälle auszugleichen. Eine<br />

Folge der Wirtschaftskrise ist auch die<br />

Erkenntnis, dass Beiträge zu den<br />

Sozialkassen mit ihrem Lohnbezug<br />

erheblich krisenanfällig sind. Eine<br />

Auswirkung der Finanzkrise ist also,<br />

dass die Ges<strong>und</strong>heitspolitik eine nachhaltige<br />

Reform der Finanzierung der<br />

Ges<strong>und</strong>heitsausgaben in Angriff nehmen<br />

muss.<br />

Der Koalitionsvertrag zwischen CDU,<br />

CSU <strong>und</strong> FDP für die laufende<br />

Legislaturperiode enthält Aussagen zur<br />

Ges<strong>und</strong>heitspolitik, deren Umsetzung<br />

gewaltige Auswirkungen auf die<br />

gesetzliche Krankenversicherung hat.<br />

Betrachtet man den Koalitionsvertrag<br />

der im letzten Jahr gewählten Regierung,<br />

erhalten die Bestrebungen der<br />

großen Koalition nach einer stärkeren<br />

Steuerungsfunktion des Staates ab<br />

sofort eine deutliche Absage.<br />

Es ist erfreulich, dass die schwarz-gelbe<br />

B<strong>und</strong>esregierung damit deutlich macht,<br />

dass sie den Ges<strong>und</strong>heitsfonds – ein<br />

grotesker Fehler deutscher Sozialpolitik<br />

– ändern möchte. Der staatlich fixierte<br />

Einheitsbeitrag ist gegen jeden Sinn<br />

von Wettbewerb <strong>und</strong> hat die Krankenkassen<br />

in ihrer Finanzautonomie<br />

deutlich eingeschränkt. Der Fonds mit<br />

seinem Einheitsbeitrag ist ein Verbrechen<br />

am Wettbewerbsmodell der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung. Er<br />

Ges<strong>und</strong>heitssysteme im Wandel<br />

Eine Beschreibung des Ges<strong>und</strong>heitsmarktes in der Praxis<br />

International wie national sind Ges<strong>und</strong>heitssysteme<br />

im Wandel. Systemvergleiche<br />

sind wegen der über Jahrzehnte<br />

gewachsenen kulturellen <strong>und</strong> rechtlichen<br />

Unterschiede oft schwierig <strong>und</strong> führen<br />

zu vorschnellen Bewertungen <strong>und</strong> politischen<br />

Schlussfolgerungen. Konkrete<br />

Analysen am Beispiel konkreter Instrumente<br />

sind daher gefragt. Das leistet die<br />

Deutsch-Schweizerische Gesellschaft für<br />

Ges<strong>und</strong>heitspolitik mit dieser aktuellen<br />

Publikation.<br />

Die aktuelle ges<strong>und</strong>heitspolitische Debatte<br />

wird von den wichtigen<br />

Entscheidungsträgern beider Ges<strong>und</strong>heitssysteme<br />

ebenso beleuchtet wie die<br />

Einzelinstrumente Risikostrukturausgleich<br />

<strong>und</strong> DRG – Finanzierung im<br />

Krankenhausbereich. Einzelanalysen zur<br />

Versorgungsforschung <strong>und</strong> Innovationsförderung<br />

in beiden Ländern, sowie die<br />

Chancen <strong>und</strong> Perspektiven von<br />

Managed-Care-Modellen in beiden<br />

Ländern verschaffen einen präzisen<br />

Überblick über gemeinsame Problemlagen,<br />

vergleichbaren Instrumenten-<br />

einsatz <strong>und</strong> unterschiedliches politischstrukturelles<br />

Umfeld. Also Systemvergleich<br />

aus erster Hand! Ein aktueller<br />

<strong>und</strong> wertvoller Beitrag die für Diskussion<br />

um notwendige Veränderungen<br />

im Ges<strong>und</strong>heitswesen.<br />

Jena Foto24.de/pixelio.de<br />

Herbert Rebscher/Stefan Kaufmann<br />

(Hrsg.): Ges<strong>und</strong>heitssysteme im<br />

Wandel<br />

331 Seiten, Preis: j 48,00<br />

Economica - Verlag<br />

ISBN 978 – 3 – 87081 – 770 –1<br />

fördert nicht Wettbewerb sondern führt<br />

zur Einheitskasse <strong>und</strong> in ein staatlich<br />

zentralistisches Ges<strong>und</strong>heitssystem.<br />

Der Weg vom Einheitsbeitrag zur Einheitskasse<br />

ist nicht weit. Mit Riesenschritten<br />

nähert sich die Zahl der<br />

Krankenkassen der Schwelle von 100<br />

Kassen. Der Zusatzbeitrag, den zum<br />

Jahresende die Hälfte der Kassen erheben<br />

dürfte, wird diesen Trend noch<br />

beschleunigen. Die gesetzlichen<br />

Krankenkassen brauchen wieder mehr<br />

Freiheiten bei der Beitragsgestaltung.<br />

Sie brauchen aber auch echte Strukturreformen,<br />

die auch die <strong>Ausgabe</strong>nseite<br />

im Blick haben. Und die GKV<br />

braucht noch mehr Qualität <strong>und</strong> einen<br />

innovativen Wettbewerb.<br />

Die weltweite Wirtschaftskrise hat nun<br />

auch das deutsche Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

erreicht. Die deutsche Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />

hat sie bisher noch nicht auf<br />

Trab gebracht. Bleibt die Hoffnung,<br />

dass die Ges<strong>und</strong>heitsversorgung in<br />

Deutschland auch zukünftig viel mit<br />

Vertrauen <strong>und</strong> Verlässlichkeit zu tun hat<br />

<strong>und</strong> nichts mit Schnäppchenjagd. Das<br />

aber wäre dann wieder eine gute<br />

Botschaft.<br />

■<br />

Vorankündigung<br />

Der 19. ordentliche Gewerkschaftstag<br />

der <strong>DHV</strong> wird am<br />

Samstag / Sonntag,<br />

13./14. November 2010<br />

in Hamburg<br />

stattfinden. Teilnahmeberechtigt<br />

sind alle <strong>DHV</strong>-Mitglieder,<br />

stimmberechtigt nur die von den<br />

Landesverbandstagen gewählten<br />

Abgeordneten.<br />

Alle Abgeordneten sowie deren<br />

Stellvertreter erhalten in den<br />

nächsten Tagen eine Einladung.<br />

<strong>DHV</strong> – Hauptvorstand<br />

DAZ <strong>03</strong>/2010


Staatliches Lohnausfallgeld<br />

ist das Gebot<br />

Die <strong>DHV</strong> beurteilt die Pläne der B<strong>und</strong>esfamilienministerin<br />

Schröder zur<br />

Einführung eines Anspruchs auf zweijährige<br />

Pflegeteilzeit mit großer Skepsis.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sind Pläne zur Verbesserung<br />

der Vereinbarkeit von Pflege<br />

naher Angehöriger <strong>und</strong> Beruf zu begrüßen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der demographischen<br />

Entwicklung wird die Pflege von älteren<br />

Menschen in den nächsten Jahrzehnten<br />

ein großes Problem werden. Deutschland<br />

wird immer älter, <strong>und</strong> es gibt immer<br />

weniger junge Menschen, die sich um<br />

die Pflege ihrer nahen Angehörigen<br />

kümmern können.<br />

Der von B<strong>und</strong>esfamilienministerin<br />

Schröder ins Spiel gebrachte Vorschlag<br />

einer zweijährigen Pflegeteilzeit ist aber<br />

nach Ansicht der <strong>DHV</strong> nicht der geeignete<br />

Weg. Die schwarz-gelbe B<strong>und</strong>esregierung<br />

ist mit dem Anspruch angetreten,<br />

die Kostenbelastungen für die<br />

Wirtschaft zu senken. Diesem Anspruch<br />

wird die B<strong>und</strong>esfamilienministerin<br />

Schröder mit ihrem Vorhaben nicht<br />

gerecht.<br />

Neue Pflegemodelle<br />

sind bereits Realität<br />

B<strong>und</strong>esfamilienministerin Schröder hat<br />

viel Kritik für ihren Vorschlag zur<br />

Pflegeteilzeit geerntet. Zu Recht. Anstatt<br />

sich eine neue Gesetzesinitiative auszudenken,<br />

sollte Schröder mehr Vertrauen<br />

darin setzen, dass die Tarif- <strong>und</strong><br />

Betriebspartner das Problem erkennen <strong>und</strong><br />

gemeinsam den betrieblichen Erfordernissen<br />

besser entsprechende Lösungen<br />

entwickeln. Dazu gibt es schon eine ganze<br />

Reihe positiver Beispiele:<br />

Im hessischen Melsungen gibt es z. B.<br />

Menschen, die halbtags arbeiten, aber für<br />

eine Vollzeitstelle bezahlt werden. Ihr<br />

Arbeitgeber, der Medizintechnik-Hersteller<br />

B. Braun zahlt die Differenz. Seit<br />

r<strong>und</strong> drei Jahren gilt bei B. Braun die<br />

„Konzernbetriebsvereinbarung zur Familienteilzeit“,<br />

die Beschäftigten mit<br />

kleinen Kindern ebenso helfen soll wie<br />

Mitarbeitern, die kranke Angehörige<br />

pflegen. Die Firma richtet auch<br />

Telearbeitsplätze ein, damit Pflegende<br />

von zu Hause aus arbeiten können. Der<br />

Personalleiter nennt als Gr<strong>und</strong> für diese<br />

Maßnahme: Familienfre<strong>und</strong>lichkeit ist<br />

ein handfestes Argument für potentielle<br />

DAZ <strong>03</strong>/2010<br />

Pflegeversicherung<br />

Den Unternehmen werden für<br />

die Dauer der Inanspruchnahme<br />

der zweijährigen Pflegeteilzeit<br />

zusätzliche Kosten auferlegt. Der<br />

Arbeitnehmer erhält 75 % seines<br />

Gehalts, obwohl er nur 50 % arbeitet.<br />

Hinzu kommen die Kosten für die von<br />

B<strong>und</strong>esfamilienministerin Schröder ins<br />

Spiel gebrachte Ausfallversicherung für<br />

den Fall, dass die Beschäftigten nach der<br />

Pflegeteilzeit nicht mehr in ihren alten<br />

Beruf zurückkehren, nicht durch Gehaltsverzicht<br />

den Gehaltsvorschuss abarbeiten<br />

<strong>und</strong> die Unternehmen damit auf<br />

ihren Mehrkosten sitzen bleiben.<br />

Die B<strong>und</strong>esfamilienministerin Schröder<br />

schlägt den für die B<strong>und</strong>esregierung<br />

bequemsten Weg vor – sozusagen einen<br />

„Vertrag zu Lasten Dritter“: Für einen<br />

sozialpolitisch durchaus sinnvollen Vorschlag<br />

sollen mit den Unternehmen<br />

andere als die öffentliche Hand zahlen.<br />

Bereits heute haben die Arbeitnehmer<br />

gemäß dem Pflegezeitgesetz das Recht,<br />

sich zur Pflege von Angehörigen für die<br />

Dauer von 6 Monaten von der Arbeit<br />

freistellen zu lassen. Die B<strong>und</strong>esregierung<br />

kann die maximale Dauer der<br />

Freistellung durchaus verlängern. Sie<br />

sollte den Unternehmen aber keine<br />

finanziellen Belastungen in Form von<br />

Mitarbeiter, nach Melsungen zu ziehen<br />

<strong>und</strong> sich für die Firma B. Braun als<br />

Arbeitgeber zu entscheiden.<br />

Die Bausparkasse Schwäbisch Hall leistet<br />

sich ein betriebseigenes Seniorenwohnstift,<br />

in das auch pflegebedürftige<br />

Angehörige der Beschäftigten aufgenommen<br />

werden können.<br />

Die Deutsche Bank stellt pflegende<br />

Mitarbeiter auf Wunsch für bis zu zwei<br />

Jahre frei – die derzeitige gesetzliche<br />

Vorgabe beträgt lediglich sechs Monate.<br />

Und der Autokonzern Ford sowie der<br />

Konsumgüterhersteller Henkel bieten in<br />

ihren Bereichen „Elder Care“ Beratungsnetzwerke<br />

für Betroffene an, organisieren<br />

Selbsthilfegruppen <strong>und</strong> Infoabende.<br />

Bei der Ergo-Versicherungsgruppe können<br />

sich Betroffene für maximal ein Jahr<br />

komplett freistellen lassen, erhalten während<br />

dieser Zeit aber ein Teilzeitgehalt.<br />

Nach Ablauf des Jahres arbeiten die<br />

Beschäftigten in Vollzeit zum<br />

Teilzeitgehalt, bis das Gehaltskonto wieder<br />

ausgeglichen ist.<br />

Schon einfache Maßnahmen können<br />

pflegenden Angestellten helfen. So wandelt<br />

das Klinikum Bremen Ost bei<br />

Bedarf das jährliche Weihnachtsgeld in<br />

Freizeit um. Und in der Region Rhein-<br />

Main haben sich sieben Unternehmen,<br />

darunter Commerzbank, Telekom <strong>und</strong><br />

zusätzlichen Gehaltszahlungsverpflichtungen<br />

auferlegen.<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung kann vielmehr<br />

anstelle einer von den Unternehmen zu<br />

finanzierenden Pflegeteilzeit ein<br />

Lohnausfallgeld für Arbeitnehmer schaffen,<br />

das zusätzlich zu dem bereits existierenden<br />

Pflegegeld gezahlt wird. Diese<br />

Lösung wäre ordnungspolitisch der sauberere<br />

Weg. Denn die Kosten für die<br />

Pflege von Menschen ist nicht Sache der<br />

Wirtschaft, sondern des Staates. Diese<br />

muss ihn auch nicht vor unfinanzierbare<br />

Kosten stellen. Denn jeder Arbeitnehmer,<br />

der aufgr<strong>und</strong> dieses finanziellen<br />

Anreizes einen Angehörigen zu<br />

Hause pflegt <strong>und</strong> nicht in eine Einrichtung<br />

gibt, erspart dem Staat mehr<br />

Kosten als er durch die Zahlung eines<br />

Lohnausfallgeldes verursacht.<br />

<strong>DHV</strong> – Hauptvorstand ■<br />

Rike/pixelio.de<br />

Merz Pharma, zu einem Netzwerk<br />

zusammengeschlossen, das gemeinsam<br />

Schulungen für Mitarbeiter mit kranken<br />

Angehörigen anbietet.<br />

Die Beispiele zeigen, dass sich das<br />

Bewusstsein in der Wirtschaft wandelt.<br />

Die Unterstützung von Arbeitnehmern,<br />

die ihre kranken Arbeitnehmer pflegen<br />

müssen, rückt allmählich in den Fokus<br />

einer auch am Wohl der Mitarbeiter<br />

orientierten Firmenpolitik. Es braucht<br />

also keines gesetzgeberischen Beglückungszwanges,<br />

um auf das Problem<br />

aufmerksam zu machen.<br />

rö ■<br />

7


OECD-Studie bescheinigt<br />

beste Berufschancen<br />

Die Organisation für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit <strong>und</strong> Entwicklung<br />

(OECD) berichtet in einer Studie, dass<br />

Deutschland bei der Jugendarbeitslosigkeit<br />

im Vergleich zu anderen europäischen<br />

Ländern noch gut dasteht <strong>und</strong><br />

damit bisher recht glimpflich durch<br />

die Wirtschaftskrise gekommen ist.<br />

Die Arbeitslosigkeit junger <strong>Deutscher</strong> sei<br />

8<br />

Besser, aber noch nicht gut<br />

Die OECD-Studie ist erfreulich. Zeigt<br />

sie doch, dass Deutschland in Sachen<br />

Jugendarbeitslosigkeit gegen den Trend<br />

schwimmt. Der Gr<strong>und</strong> liegt laut OECD<br />

vor allem beim vergleichsweise krisenfesten<br />

dualen Ausbildungssystem, das<br />

oft wie ein Steigbügelhalter für einen<br />

festen Job wirkt. Es ist aber sicherlich<br />

auch ein Erfolg einer auf die Stärkung<br />

der Ausbildung orientierten Tarifpolitik.<br />

In vielen Tarifverträgen haben <strong>DHV</strong> <strong>und</strong><br />

die Arbeitgeber den gemeinsamen<br />

Willen bek<strong>und</strong>et, die Ausbildungsquote<br />

zu halten oder gar zu steigern bzw. junge<br />

Arbeitnehmer aus der Ausbildung in<br />

befristete oder unbefristete Ausbildungsverhältnisse<br />

zu übernehmen.<br />

Deutschland hebt sich in der Jugendarbeitslosigkeit<br />

positiv von anderen<br />

europäischen Ländern ab. Das ist aber<br />

kein Gr<strong>und</strong> zum Ausruhen auf irgendwelchen<br />

Lorbeeren. Denn es gibt eine<br />

Sozialstaat<br />

von Ende 2007 bis Ende 2009 sogar<br />

von 10 auf 9,2 Prozent gefallen. Im<br />

Gegensatz dazu gab es im<br />

Durchschnitt der 30 OECD-Länder<br />

einen Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit<br />

um 6 Prozentpunkte auf fast 19 Prozent.<br />

Fast 15 Millionen junge Menschen sind<br />

derzeit in den OECD-Ländern arbeitslos.<br />

In Ländern wie Frankreich <strong>und</strong> Italien hat<br />

ein Viertel der Jugend weder eine Arbeit,<br />

noch befinde es sich in einerAusbildung.<br />

In Spanien hat sich die Jugendarbeitslosigkeit<br />

in den vergangenen Jahren<br />

erschreckend hohe Zahl<br />

von Jugendlichen, die<br />

nicht ausbildungsfähig sind <strong>und</strong> damit<br />

von vornherein geringe oder keine<br />

Chancen haben, einen Beruf zu erlernen<br />

<strong>und</strong> ein Leben frei von staatlicher Stütze<br />

zu führen.<br />

Die Ausbildungsumfrage 2010 des<br />

Deutschen Industrie- <strong>und</strong> <strong>Handels</strong>kammertages<br />

(DIHK) zeigt dieses<br />

Manko eindringlich: Im vergangenen<br />

Jahr konnte jeder fünfte Betrieb nicht<br />

alle Ausbildungsplätze besetzen. Vor<br />

drei Jahren betrug der Anteil nur 12<br />

Prozent. 63 Prozent der Betriebe mit frei<br />

gebliebenen Plätzen nannten als Gr<strong>und</strong>,<br />

dass die Bewerber nicht geeignet gewesen<br />

seien. Es mangele den Jugendlichen<br />

oft nicht nur an gr<strong>und</strong>legenden Fähigkeiten<br />

wie Lesen, Schreiben oder<br />

Rechnen. Die Unternehmen beklagen<br />

sich auch über fehlende persönliche<br />

Tugenden wie Leistungsbereitschaft,<br />

Disziplin <strong>und</strong> Belastbarkeit.<br />

Alleinerziehende leben mit Hartz IV besser!<br />

Für allein erziehende Mütter lohnt es<br />

sich nicht, eine Berufstätigkeit zu ergreifen,<br />

wenn sie Hartz IV-Leistungen erhalten.<br />

Das hat eine Studie des Kieler<br />

Instituts für Weltwirtschaft ergeben. Für<br />

die Mütter wäre es verantwortungslos,<br />

eine reguläre Arbeit anzunehmen, so der<br />

Kieler Forscher Klaus Schrader. Denn<br />

dann hätten sie häufig weniger Geld in<br />

der Tasche als mit dem staatlichen<br />

Sozialtransfers.<br />

Nach Berechnungen der Giessener Ökonomin<br />

Uta Meier-Gräwe erhält eine<br />

allein erziehende Mutter mit zwei<br />

Kindern, die nie arbeitet, bis zu ihrem<br />

50. Lebensjahr 445.000 Euro – ein<br />

Betrag, den dem Bericht zufolge zwei<br />

regulär Arbeitende mit ihren Steuerzahlungen<br />

finanzieren müssten.<br />

Besonders stark ausgeprägt ist der fehlende<br />

Arbeitsanreiz für Alleinerziehende<br />

mit geringer Qualifikation, die in der<br />

Regel nur für gering entlohnte Tätig-<br />

Sonja-Mahr/pixelio.de<br />

auf mehr als 40 Prozent verdoppelt.<br />

Dennoch: Allzu rosig sind die Berufsaussichten<br />

junger Menschen auch in<br />

Deutschland nicht. Es sei laut OECD keine<br />

rascheVerbesserung zu erwarten.Viele<br />

Unternehmen hätten in der Krise zwar ihre<br />

Mitarbeiter behalten, doch auf Kurzarbeit<br />

gesetzt. Die wirtschaftliche Erholung würde<br />

jetzt erst einmal zu einer Arbeitszeiterhöhung<br />

führen, nicht aber zu Neueinstellungen.<br />

■<br />

Es sind erhebliche Anstrengungen notwendig,<br />

dass auch dieser Teil von Jugendlichen<br />

die Ausbildungsfähigkeit<br />

erlangt <strong>und</strong> damit Perspektiven auf dem<br />

Arbeitsmarkt bekommt. Das Manko,<br />

dass in einer nicht unerheblichenAnzahl<br />

von Familien die Eltern einen geregelten<br />

Tagesablauf nicht vorleben, kann der<br />

Staat nur durch eine intensivere schulisch-erzieherische<br />

Begleitung dieser<br />

Jugendlichen versuchen wettzumachen.<br />

Dafür sind aber Mehrausgaben in der<br />

Bildung notwendig, vor allem für den<br />

Ausbau von Ganztageskindergärten <strong>und</strong><br />

-schulen <strong>und</strong> für eine bessere pädagogische<br />

Betreuung von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

aus Problemfamilien. Wenn<br />

dies nicht geschieht, wird mit jeder<br />

nachwachsenden Generation der Anteil<br />

der ausbildungsunwilligen <strong>und</strong> nicht<br />

ausbildungsfähigen Jugendlichen weiter<br />

anwachsen, <strong>und</strong> die Jugendarbeitslosigkeit<br />

wird nicht sinken, sondern weiter<br />

wachsen.<br />

Henning Röders ■<br />

keiten in Betracht kommen. Ein Lohnabstand<br />

besteht nicht, denn die ALG II-<br />

Zahlung übersteigt den potentiellen<br />

Arbeitslohn. Doch selbst bei höherer<br />

Qualifikation können Anreizprobleme<br />

auftreten, z. B. bei Arbeitsplätzen im<br />

Dienstleistungssektor <strong>und</strong>/oder in der<br />

Arbeitsmarktregion Ost.<br />

rö ■<br />

Redaktionsschluss<br />

für die <strong>Ausgabe</strong><br />

4/2010:<br />

18. Juni 2010<br />

DAZ <strong>03</strong>/2010


Kinder, die aus Familien mit einem starken<br />

inneren Zusammenhalt kommen,<br />

fühlen sich gesünder als Kinder aus sozial<br />

schwachen Familien. Laut Berechnungen<br />

des Instituts der deutschen<br />

Wirtschaft (IW) in Köln haben das<br />

Einkommen, der Bildungsstand sowie<br />

das Ges<strong>und</strong>heitsbewusstsein der Eltern<br />

starke Auswirkungen auf deren Kinder.<br />

In Familien mit einem monatlichen<br />

Einkommen von weniger als 1.000 j ist<br />

der Anteil der Eltern, die rauchen oder<br />

übergewichtig sind, größer als in<br />

Familien mit höherem Einkommen. Das<br />

zeigt sich auch bei ihren Kindern. Sie<br />

rauchen oft selbst, fühlen sich subjektiv<br />

weniger ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> haben häufiger ein<br />

mangelndes Ges<strong>und</strong>heitsbewusstsein, so<br />

die Studie des IW.<br />

Damit beginnt ein Teufelskreis. Denn<br />

kranke Kinder werden oftmals später<br />

eingeschult, bringen schlechtere schulische<br />

Leistungen <strong>und</strong> besuchen seltener<br />

ein Gymnasium als ges<strong>und</strong>e Sprösslinge.<br />

Dazu kommt, dass diese Kinder ihre<br />

Freizeit größtenteils vor dem Fernseher<br />

verbringen, anstatt sportlichen Aktivitäten<br />

nachzugehen. Auch hier sind<br />

Kinder, die sich ges<strong>und</strong> fühlen, viel häufiger<br />

anzutreffen.<br />

Festzustellen ist darüber hinaus, dass<br />

Kinder, die psychische Auffälligkeiten<br />

zeigen, häufig aus sozial schwachen<br />

Familien kommen. Solche Auffälligkeiten<br />

verringern die Lernfähigkeit <strong>und</strong><br />

somit die Chance auf eine gute Bildung.<br />

Eine Verbesserung der Situation kann<br />

nur in Zusammenarbeit erreicht werden:<br />

Alle Institutionen, angefangen bei den<br />

Kindergärten <strong>und</strong> –tagesstätten bis hin<br />

zu weiterführenden Schulen sollten dazu<br />

beitragen, das Ges<strong>und</strong>heitsbewusstsein<br />

von Familien positiv zu beeinflussen.<br />

Diese könnten Kinder aus sozial schwachen<br />

Familien, z. B. mit Essensgutscheinen,<br />

persönlicher Beratung <strong>und</strong> vor<br />

allem durch Hilfe vor Ort unterstützen.<br />

Hier wären Familienhebammen oder<br />

Sozialarbeiter, die die Kinder oder sogar<br />

die ganze Familie eine Zeitlang begleiten,<br />

eine gute Lösung.<br />

Darüber hinaus sind Investitionen in eine<br />

familienfre<strong>und</strong>liche Infrastruktur nötig,<br />

die den natürlichen Spiel- <strong>und</strong> Bewe-<br />

DAZ <strong>03</strong>/2010<br />

Sozialstaat<br />

Das soziale Umfeld hat Einfluss<br />

auf die Ges<strong>und</strong>heit der Kinder<br />

gungsdrang von<br />

Kindern fördern.<br />

Moderne Turnhallen,Spielplätze<br />

<strong>und</strong> Jugendclubs<br />

lassen st<strong>und</strong>enlanges Fernsehen<br />

zur schlechten Alternative werden.<br />

Wir entnahmen diesen Beitrag den<br />

„Sozialpolitische Kurzinformation des<br />

Arbeitgeberverbandes der Versicherungsunternehmen<br />

in Deutschland“.<br />

Dieser zutreffenden Bestandsaufnahme<br />

Schwerbehinderten-<br />

Pflichtquote beträgt 5 %<br />

In Deutschland müssen Arbeitgeber, die<br />

im Jahresdurchschnitt über mindestens<br />

20 Arbeitsplätze verfügen, wenigstens<br />

fünf Prozent davon mit schwerbehinderten<br />

Menschen besetzen. Tun sie es nicht,<br />

ist für jeden nicht besetzten Pflichtplatz<br />

eine Ausgleichsabgabe<br />

von mindestens 105 Euro<br />

pro Monat fällig. Öffentliche<br />

Arbeitgeber erreichten<br />

zuletzt (<strong>2008</strong>) im<br />

Schnitt eine Beschäftigungsquote<br />

von 6,1 Prozent,<br />

private Arbeitgeber<br />

blieben mit 3,7 Prozent<br />

weiterhin unter der Vorgabe<br />

– viele zahlen lieber.<br />

Denn mit der Einstellung<br />

Schwerbehinderter übernehmen<br />

die Arbeitgeber<br />

zusätzliche Pflichten <strong>und</strong><br />

Risiken, u. a. stark erschwerte Kündigungsmöglichkeiten.<br />

Es ist – vor allem für kleinere Arbeitgeber<br />

– vielleicht billiger <strong>und</strong> auf jeden<br />

Fall risikoärmer, keine Behinderten einzustellen.<br />

Die berechtigten Schutzbe-<br />

Sozialstaatliche Blüte<br />

Unser Sozialsystem treibt seltsame<br />

Blüten: Weil der Haupteingang eines<br />

Berliner Betriebes im Osten lag, erhält<br />

ein Arbeitsloser jetzt weniger Geld,<br />

obwohl der größte Teil seines früheren<br />

Betriebes auf Westberliner Gelände lag<br />

<strong>und</strong> die Arbeit im Westen erbracht wurde!<br />

Er unterliegt also den „Ost-Bestimmungen“,<br />

<strong>und</strong> dort ist der Höchstsatz<br />

des Arbeitslosengeldes 200 Euro<br />

niedriger als im Westen. Wo der arme<br />

Tropf wohnt, spielt für Sozialrichter keine<br />

Rolle. Ihnen kann man keinen<br />

Vorwurf machen, denn Arbeitslosen-<br />

*Jahresdurchschnitt <strong>2008</strong> (Stand: April 2010) **Monatlich je un-<br />

104 0510 Quelle: BA besetztem Pflichtplatz<br />

können auch wir Gewerkschafter uneingeschränkt<br />

zustimmen. Allerdings fehlt<br />

ein nicht unbedeutender Aspekt, nämlich<br />

der Appell an die soziale Verantwortung<br />

der Unternehmen, ihren Beschäftigten<br />

ein angemessenes Einkommen zu bieten.<br />

Dumpinglöhne treffen nicht nur die<br />

Arbeitnehmer. Sie sind auch schädlich<br />

für die Allgemeinheit, da sie die<br />

Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> die Bildungschancen<br />

von Kindern einkommensschwacher<br />

Haushalte beeinträchtigen.<br />

rö ■<br />

stimmungen wenden sich für<br />

viele Behinderte in das<br />

Gegenteil: sie finden keinen<br />

Arbeitsplatz. Mit Geld alleine<br />

wird das Problem kaum zu lösen sein,<br />

denn die Ausgleichsabgabe kann man<br />

nicht wesentlich erhöhen, wenn man die<br />

Dämpfung von Lohnnebenkosten als<br />

wirtschafts- <strong>und</strong> sozialpolitisches Prinzip<br />

ernst nimmt. Vielleicht sollte der<br />

Beschäftigung Schwerbehinderter ist Pflicht<br />

Beschäftigungsquoten<br />

Schwerbehinderter*<br />

6,1%<br />

Öffentliche<br />

Arbeitgeber<br />

3,7%<br />

Private<br />

Arbeitgeber<br />

Arbeitgeber, die im Jahresdurchschnitt<br />

monatlich über mind. 20 Arbeitsplätze<br />

verfügen, sind verpflichtet,<br />

5% dieser Plätze<br />

oder mehr mit Schwerbehinderten<br />

zu<br />

besetzen<br />

Für jeden unbesetzten<br />

Pflichtplatz muss<br />

eine Ausgleichsabgabe<br />

gezahlt<br />

werden<br />

***Beschäftigungsquote<br />

Schwerbehinderter<br />

Ausgleichsabgabe<br />

nach Betriebsgröße**<br />

20 bis unter 40 Arbeitsplätze<br />

105<br />

40 bis unter 60 Arbeitsplätze<br />

105 wenn weniger als<br />

2 Schwerbehinderte beschäftigt sind<br />

180 wenn weniger als<br />

1 Schwerbehinderter beschäftigt ist<br />

60 <strong>und</strong> mehr Arbeitsplätze<br />

105 (BQ*** 3 bis unter 5%)<br />

180 (BQ 2 bis unter 3%)<br />

260 (BQ unter 2%)<br />

Gesetzgeber darüber nachdenken, die<br />

Schutzbestimmungen für Behinderte in<br />

eine neue Balance zu bringen, in der ein<br />

Teil der Arbeitsplatzrisiken vom Staat<br />

übernommen wird.<br />

he ■<br />

geld ist beitragsbezogen, vom Arbeitseinkommen<br />

abhängig <strong>und</strong> damit auch<br />

vom niedrigeren Ost-Tarif. Mit Gerechtigkeit<br />

hat dieser Richterspruch nichts<br />

zu tun; er ist eines sozialen Rechtsstaates<br />

unwürdig! Trotzdem sind die<br />

Richter an das Gesetz geb<strong>und</strong>en. Wenn<br />

die Anwendung von Gesetzen zu ungerechten<br />

Ergebnissen führt, muss der<br />

Gesetzgeber sie ändern. Und es ist<br />

höchste Zeit, dass im Zeichen deutscher<br />

Einheit auch die Einkommens- <strong>und</strong><br />

Rentenunterschiede eingeebnet werden.<br />

he ■<br />

9


10<br />

Bildung<br />

Ein nationaler Bildungspakt für Deutschlands Zukunft!<br />

Anfang Februar haben die Spitzenverbände<br />

der Wirtschaft, die B<strong>und</strong>esagentur<br />

für Arbeit <strong>und</strong> die B<strong>und</strong>esregierung<br />

beschlossen, den Ausbildungspakt<br />

über das Jahr 2010 hinaus um weitere<br />

zwei Jahre zu verlängern. Die Paktpartner<br />

werden bis zum Herbst die Modalitäten<br />

der neuen Paktvereinbarung festlegen.<br />

Der Ausbildungspakt war 2004 als Alternative<br />

zur damals von der rotgrünen<br />

B<strong>und</strong>esregierung in Erwägung gezogenen<br />

Ausbildungsplatzabgabe für nicht<br />

genügend ausbildende Unternehmen<br />

vereinbart worden. Die in dem Pakt vereinbarten<br />

Verpflichtungen wurden seitens<br />

der Wirtschaft weitgehend eingehalten.<br />

So wurden im vergangenen Jahr<br />

72.600 neue Ausbildungsplätze <strong>und</strong><br />

46.300 neue Ausbildungsbetriebe gewonnen.<br />

Vereinbart waren 60.000 neue<br />

Ausbildungsplätze <strong>und</strong> 30.000 neue<br />

Ausbildungsbetriebe. Insgesamt wurden<br />

gut 566.000 Ausbildungsverträge geschlossen,<br />

das waren allerdings r<strong>und</strong><br />

8,2 Prozent weniger.<br />

Diese Verringerung war zum einen der<br />

Wirtschaftskrise geschuldet, zum anderen<br />

macht sich aber auch der demographische<br />

Wandel auf dem Ausbildungsmarkt<br />

bemerkbar. Denn trotz der geringeren<br />

Zahl derAusbildungsverträge sank<br />

die Zahl der Jugendlichen ohne<br />

Ausbildungsplatz: Von 14.500 Ende September<br />

<strong>2008</strong> auf 9.600 Ende September<br />

2009. Bis zum Januar 2010 verringerte<br />

sich die Zahl um mehr als die Hälfte auf<br />

4.400 Bewerber. Für diese jungen Leute<br />

gibt es aber genügend Angebote. Unter<br />

anderem seien mehr als 11.000 Stellen<br />

zur Einstiegsqualifizierung frei.<br />

Diese Statistiken sind erfreulich. Sie zeigen,<br />

dass der Ausbildungspakt erfolgreich<br />

ist. Er ist auf jeden Fall wirksamer<br />

als die Erhebung einer Ausbildungsplatzabgabe<br />

für Unternehmen.<br />

Die positive Nachricht darf aber nicht<br />

darüber hinwegtäuschen, dass ein<br />

Ausbildungspakt mit dem Ziel, mehr<br />

Ausbildungsplätze zu schaffen, nicht<br />

mehr ausreicht.<br />

Das Problem wird in Zukunft nicht mehr<br />

sein, dass für die Jugendlichen nicht<br />

genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung<br />

stehen, sondern dass es aufgr<strong>und</strong><br />

des demographischen Wandels nicht<br />

mehr genügend qualifizierte Jugendliche<br />

für die Ausbildungsplätze gibt.<br />

Die Anzeichen für eine solche Problemverlagerung<br />

sind schon da, <strong>und</strong> sie sind<br />

durchaus besorgniserregend. Der Deutsche<br />

Industrie- <strong>und</strong> <strong>Handels</strong>kammertag<br />

(DIHK) führt jährlich eine Online-<br />

Unternehmensbefragung zur Ausbildungssituation<br />

in den Unternehmen<br />

durch. In 2007 gaben gut 15 % von<br />

12.072 befragten Unternehmen an, dass<br />

sie nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze<br />

besetzen konnten – trotz<br />

ausreichend hoher Zahlen von Bewerbern.<br />

57 % der Unternehmen gaben<br />

als Gr<strong>und</strong> für die Nichtbesetzung von<br />

Ausbildungsplätzen an, dass keine geeigneten<br />

Bewerbungen vorlagen. 55 % aller<br />

befragten Unternehmen sahen in der<br />

mangelnden Ausbildungsreife von<br />

Schulabgängern das mit Abstand wichtigsteAusbildungshemmnis.<br />

2007 schlug<br />

vor allem in den neuen<br />

B<strong>und</strong>esländern die<br />

demographische Entwicklung<br />

durch: Ein<br />

Drittel der ostdeutschen<br />

Unternehmen<br />

registrierten rückläufige<br />

Bewerberzahlen.<br />

In <strong>2008</strong> verschlimmerte<br />

sich die Situation<br />

noch: Von 13.784<br />

befragten Unternehmen<br />

gaben nun 21 %<br />

an, dass sie nicht alle<br />

a n g e b o t e n e n<br />

Ausbildungsplätze<br />

besetzen konnten. Bei<br />

den ostdeutschen Unternehmen<br />

liegt der<br />

Anteil mit Besetzungsschwierigkeiten<br />

sogar bereits bei<br />

30 %. Gar 64 % aller<br />

befragten Unternehmen<br />

gaben Defizite<br />

bei Schulabgängern<br />

als Ausbildungshemmnis<br />

an.<br />

Inzwischen liegen<br />

auch die Zahlen für 2009 vor. Weiterhin<br />

klagt jeder 5. Betrieb, also r<strong>und</strong> 20 %<br />

darüber, nicht alle Ausbildungsplätze<br />

besetzen zu können. Jetzt sehen aber<br />

schon 74 % die mangelnde Ausbildungsreife<br />

vieler Bewerber als entscheidend<br />

an.<br />

Der Rückgang der Bewerberzahlen <strong>und</strong><br />

die steigenden Bildungsdefizite decken<br />

sich mit den Beobachtungen des Verfassers.<br />

So ist in der mecklenburgvorpommerschen<br />

Landeshauptstadt<br />

Schwerin der Anteil der jungen Leute<br />

gering; das Durchschnittsalter der<br />

Bevölkerung liegt mittlerweile bei über<br />

46 Jahren.<br />

Bei nicht wenigen der verbliebenen jungen<br />

Menschen sind jedoch die Aus-<br />

sichten auf einen erfolgreichen Einstieg<br />

ins Berufsleben nicht gerade rosig: R<strong>und</strong><br />

ein Drittel der Kinder lebt in Hartz IV-<br />

Familien, oft sind nicht nur deren Eltern,<br />

sondern auch die Großeltern Hartz IV-<br />

Empfänger. In manchen Gr<strong>und</strong>schulen<br />

sind Kinder, deren Eltern einer geregelten<br />

Arbeit nachgehen, in einer verschwindend<br />

geringen Minderheit. Wie<br />

wird nur die Zukunft solcher Hartz IV-<br />

Kinder aussehen? Werden sie den<br />

Sprung ins Berufsleben schaffen?<br />

Zweifel sind durchaus angebracht, denn<br />

die Vorbildswirkung der Eltern oder<br />

sogar der Großeltern ist nicht vorhanden.<br />

Die Zahlen zeigen: Die Konzentration<br />

des Ausbildungspaktes auf die Erweiterung<br />

des Ausbildungsplatzangebots<br />

reicht nicht aus. Der Ausbildungspakt<br />

muss ergänzt oder zu einem nationalen<br />

Bildungspakt erweitert werden.<br />

! Es muss die Attraktivität der Ausbildung<br />

verbessert werden, <strong>und</strong> da<br />

sind vor allem die Unternehmen <strong>und</strong><br />

die Tarifpartner in der Pflicht: In vielen<br />

Ausbildungsberufen sind die<br />

Ausbildungsvergütungen noch zu niedrig.<br />

! Es gibt auch sicherlich noch genügend<br />

Kreativitätspotential bei der<br />

Fortsetzung auf Seite 11<br />

DAZ <strong>03</strong>/2010


Fortsetzung von Seite 10<br />

unternehmerischen Unterstützung<br />

von Auszubildenden: z. B. Fahrtkostenzuschüsse,<br />

Finanzierung von<br />

außerbetrieblichen Weiterbildungskursen,<br />

Unterstützung bei der Wohnungssuche<br />

von auswärtigen Auszubildenden<br />

etc. Wenn die Betriebe<br />

jetzt nichts tun, um junge Arbeitnehmer<br />

dauerhaft an sich zu binden,<br />

werden sie in 10 Jahren das Nachsehen<br />

haben, wenn die geburtenstarken<br />

Jahrgänge in Rente sind <strong>und</strong> der<br />

Fachkräftemarkt leergefegt sein<br />

wird.<br />

! Vor allem aber ist die Politik gefordert,<br />

<strong>und</strong> dort vor allem die B<strong>und</strong>esländer<br />

<strong>und</strong> die Kommunen, die für die<br />

Bildung zuständig sind. Es ist erschreckend,<br />

wie viel Potential von jungen<br />

Menschen in Deutschland verschwendet<br />

wird. Wenn derAnteil von Kindern<br />

in Hartz IV-Familien so hoch ist, <strong>und</strong><br />

wenn immer mehr Unternehmen das<br />

Fehlen elementarer Schreib- <strong>und</strong><br />

Rechenfertigkeiten beklagen, dann<br />

muss dringend gehandelt werden.<br />

Beispiele: Die Kinder in Problemfamilien<br />

müssen möglichst schon vom<br />

Kindergarten an eine besonders intensive<br />

Förderung erfahren.<br />

Sozialbetreuer müssen Problemfamilien<br />

begleiten.<br />

DAZ <strong>03</strong>/2010<br />

Bildung<br />

Länger gemeinsam lernen –<br />

bildungspolitische Falle<br />

Bildungspolitiker, die die Einheitsschule<br />

durchsetzen wollen, werben dafür mit dem<br />

Slogan „länger gemeinsam lernen“. Der<br />

Begriff ist kuschelig <strong>und</strong> weckt die Illusion<br />

einer schulischen Wärmestube, in der<br />

Kinder unterschiedlichen Alters zusammenbleiben<br />

<strong>und</strong> lernen können. Damit<br />

wird auch die sechsjährige Gr<strong>und</strong>schule<br />

propagiert, auch Primarschule genannt.<br />

Die sechsjährige Gr<strong>und</strong>schule, wie sie in<br />

Berlin praktiziert wird, hat nie den<br />

Nachweis besseren Lernens erbracht.<br />

Eltern schicken – wenn sie können – ihre<br />

begabten Kinder nach Möglichkeit nach<br />

dem 4. Schuljahr auf eine Privatschule.<br />

„Gemeinsames Lernen“ zur besseren<br />

Förderung ist eine Ideologie. Kinder sind<br />

verschieden, sie lernen verschieden <strong>und</strong><br />

bedürfen unterschiedlicher Aufgabenstellungen<br />

<strong>und</strong> Methoden.<br />

Es ist nachgewiesen, dass „gemeinsames<br />

Lernen“ begabte Kinder benachteiligt<br />

<strong>und</strong> schwache<br />

Schüler weniger<br />

fördert.<br />

Diese wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse werden bewusst nicht<br />

wahrgenommen <strong>und</strong> einer Einheitsideologie<br />

geopfert.<br />

Eine sechsjährige Gr<strong>und</strong>schule nimmt<br />

den begabteren Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern<br />

Bildungschancen <strong>und</strong> zwingt sie zu<br />

einem verlangsamten „Lern-Spargang“.<br />

Gleichzeitig werden den weiterführenden<br />

Schulen Lernzeiten entzogen, weil<br />

Bildungsgänge um zwei Jahre gekürzt<br />

werden.<br />

Der Schulwechsel wird in eine psychologische<br />

Entwicklungsphase verschoben,<br />

in der viele Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

mit persönlichen Problemen zu tun<br />

haben <strong>und</strong> das schulische Lernen für sie<br />

zeitweise nicht im Vordergr<strong>und</strong> steht.<br />

Durch die Verkürzung der Bildungsgänge<br />

aller Schulformen der Sek<strong>und</strong>arstufe<br />

I (auch der Hauptschule <strong>und</strong> der<br />

Realschule) werden deren Abschlüsse<br />

gemindert <strong>und</strong> verlieren an Bildungs-<br />

Lernschwache Kinder müssen in der<br />

Schule Nachhilfe erhalten.<br />

Den Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen müssen<br />

genügend Sport- <strong>und</strong> Freizeitangebote<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Vor allem muss das länderspezifische<br />

Experimentieren in der Schulpolitik ein<br />

Ende finden. Es kann nicht angehen,<br />

dass mit jedem Regierungswechsel neue<br />

Schulexperimente folgen. Das verunsichert<br />

Schüler <strong>und</strong> Eltern.<br />

Leider ist in Deutschland eine gegenläufige<br />

Entwicklung zu beobachten:<br />

Angesichts des Zwanges zum Sparen<br />

werden vor allem auf kommunaler<br />

Ebene <strong>Ausgabe</strong>n im Kinder- <strong>und</strong><br />

Jugendhilfebereich gestrichen. Die<br />

Länder pochen eifersüchtig auf ihre ausschließliche<br />

Zuständigkeit in der<br />

Schulpolitik.<br />

Not tut ein nationaler Bildungspakt zwischen<br />

B<strong>und</strong>, Ländern <strong>und</strong> Kommunen,<br />

in dem die Rahmenbedingungen für die<br />

Maßnahmen <strong>und</strong> deren Finanzierung<br />

klar <strong>und</strong> verbindlich festgelegt werden.<br />

Die Ausbildungsreife muss durch eine<br />

geeignete Pädagogik <strong>und</strong> Unterstützungsmaßnahmen<br />

auf das erforderliche<br />

Niveau angehoben werden.<br />

Nur dann kann der bisherige Ausbildungspakt<br />

seine erfolgreiche Arbeit fortsetzen<br />

<strong>und</strong> mehr Schulabgängern einen<br />

Ausbildungsplatz verschaffen.<br />

Henning Röders ■<br />

gehalt. Das schädigt nicht nur die<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler, sondern auch<br />

Wirtschaft, Berufsfähigkeit <strong>und</strong> Studierfähigkeit<br />

– ein enormer Schaden für<br />

das Bildungswesen <strong>und</strong> die Wirtschaft!<br />

Der VkdL fordert deshalb:<br />

✖ Beibehaltung der vierjährigen Gr<strong>und</strong>schule!<br />

✖ Keine Kuschelpädagogik, sondern<br />

Wissensvermittlung, Lernen <strong>und</strong> echte<br />

Bildung!<br />

✖ Fördern <strong>und</strong> Fordern zur rechten Zeit<br />

<strong>und</strong> im richtigen Alter!<br />

Nur das gegliederte Schulwesen ist nachweislich<br />

in der Lage, jeden Schüler nach<br />

seinen Fähigkeiten <strong>und</strong> Begabungen<br />

optimal zu fördern. Die Einheitsschule<br />

schädigt Kinder, Familien <strong>und</strong> Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> damit die Zukunft unseres Landes!<br />

VkdL – Verband katholischer ■<br />

deutscher Lehrerinnen<br />

Der VkdL ist eine<br />

Mitgliedsgewerkschaft des CGB<br />

Ausbildungslose<br />

Schulabgänger<br />

Nach der jährlich stattfindenden Online-<br />

Unternehmensbefragung des DIHT<br />

konnte 2009 mehr als jedes fünfte<br />

Unternehmen nicht alle angebotenen<br />

Ausbildungsplätze besetzen, meist weil<br />

keine geeigneten Bewerbungen vorlagen.<br />

Über die Hälfte der Betriebe klagte<br />

über Ausbildungshemmnisse. Nach wie<br />

vor größtes Hindernis ist danach die<br />

mangelnde Ausbildungsreife vieler Bewerber.<br />

Dieses Problem kann nur über eine<br />

inhaltliche Verbesserung der Gr<strong>und</strong>bildung<br />

gelöst werden. Vor allem müssen<br />

die „bildungsfernen“ Jugendlichen<br />

<strong>und</strong> Eltern motiviert werden, einige<br />

Vorschläge enthält der Beitrag über einen<br />

nationalen Bildungspakt.<br />

Änderungen der Schulorganisation, wie<br />

z. B. derzeit in Hamburg die Einführung<br />

einer 6-jährigen Primarschule oder die<br />

Einschränkung der Hauptschule in<br />

Baden-Württemberg helfen nichts. Geboten<br />

sind Schulen, die ihre Schüler für<br />

Bildungsziele motivieren, sie bei ihren<br />

Bemühungen so unterstützen, dass sie<br />

den für eine betriebliche Ausbildung<br />

erforderlichen Wissensstand <strong>und</strong><br />

menschliche Reife erreichen.<br />

Jörg Hebsacker ■<br />

11


Hauptvorstand informierte<br />

sich über Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />

Der mesonet-Hauptvorstand hatte im<br />

Dezember beschlossen, seine turnusmäßige<br />

Frühjahrssitzung mit dem<br />

ges<strong>und</strong>heitspolitischen Symposium der<br />

Konrad Adenauer Stiftung Mecklen -<br />

burg-Vor pommern <strong>und</strong> der Gesell -<br />

schaft für internationale Sozialpolitik<br />

(GefiS) zu verbinden (siehe den Bericht<br />

auf Seite 21). Somit fanden sich die<br />

Mitglieder des Hauptvorstandes vom<br />

19. bis 20. März in Schwerin ein, um<br />

sich auf den aktuellen Stand der<br />

ges<strong>und</strong>heitspolitischen Diskussion zu<br />

bringen. Verschiedene Akteure des<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesens trugen aus ihren<br />

jeweiligen Blickwinkeln vor. Dabei<br />

R<strong>und</strong> jeder zehnte Euro, der in Deutsch land erwirtschaftet<br />

wird, fließt in das Ges<strong>und</strong>heitswesen. Das geht aus der neuen<br />

Ges<strong>und</strong>heitsausgabenrechnung hervor, die das Statistische<br />

B<strong>und</strong>esamt veröffentlicht hat. Die Aufwendungen beliefen sich<br />

im Jahr <strong>2008</strong> auf insgesamt 263 Milliarden Euro; das waren<br />

10,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das meiste Geld verschlangen<br />

die Krankenhäuser, nämlich 66,7 Milliarden Euro.<br />

Für die Behandlung beim Arzt oder Zahnarzt wurden<br />

57 Milliarden Euro fällig. An die Apotheken gingen über 38<br />

Milliarden Euro. Über die Hälfte der Ges<strong>und</strong>heitsausgaben –<br />

151,5 Mil liar den Euro – trugen die gesetzlichen<br />

Krankenkassen, also letztlich die Beitragszahler. Jeden siebten<br />

Euro, insgesamt 35,3 Milliarden Euro, mussten die privaten<br />

Haushalte aufbringen (für Zuzahlungen oder für<br />

Selbstmedikation).<br />

Globus ■<br />

Seminare für Betriebsräte im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

Nr. 05/2010<br />

Dienstplangestaltung <strong>und</strong> Mitbestimmung für neue <strong>und</strong> wiedergewählte<br />

Betriebsräte<br />

Termin: 15.06.2010–18.06.2010<br />

Ort: Freital / Sachsen<br />

Nr. <strong>03</strong>/2010<br />

Betriebsverfassungsgesetz I für neue <strong>und</strong> wiedergewählte Betriebsräte<br />

Termin: 21.09.2010–24.09.2010<br />

Ort: Bosen<br />

Informationen <strong>und</strong> Anmeldungen beim<br />

<strong>DHV</strong>-Bildungswerk e.V., Bildungsstätte Nordwest<br />

Breitenweg 25, 28195 Bremen<br />

Tel: 0421. 32 33 31, Fax 0421. 32 33 21<br />

E-Mail: dhv.bremen@dhv-cgb.de<br />

12<br />

reichte das Spek -<br />

trum von Ver tretern<br />

der gesetzlichen <strong>und</strong><br />

privaten Kassen<br />

über private Klinikbetreiber bis zu wissenschaftlichen<br />

Beiträgen aus der<br />

Ges<strong>und</strong>heitsökonomie. Auch wenn bei<br />

den Symposiumsbeiträgen der Schwer -<br />

punkt auf der Finanzierung des<br />

Ges<strong>und</strong> heitswesens lag, zeigten sich die<br />

Vor standsmitglieder beeindruckt von<br />

den hochwertigen Vorträgen. Der Stell -<br />

ver tretende B<strong>und</strong>esvorsitzende Bert<br />

Selle lobte daher die r<strong>und</strong>um gelungene<br />

Veranstaltung.<br />

Im Anschluss an das Symposium hatte<br />

der Hauptvorstand die Gelegenheit,<br />

sich mit dem Vorstandsvorsitzenden<br />

der AMEOS-Gruppe, Dr. Axel Paeger,<br />

Die Ges<strong>und</strong>heits-Gesamtrechnung<br />

Droopweg 31 | 20537 Hamburg<br />

Postfach 26 13 51 | 205<strong>03</strong> Hamburg<br />

Tel.: 040 / 63280227<br />

E-Mail: info@medsonet.de<br />

www.medsonet.de<br />

zu einem Gedankenaustausch zu treffen.<br />

AMEOS, mit Sitz in Zürich, ist<br />

ein international tätiger Klinik-<br />

Betreiber, der in der letzten Zeit in<br />

Deutschland mehrere Einrichtungen<br />

von öffentlichen Trägern übernommen<br />

hatte.<br />

Am Samstagabend traf der Haupt -<br />

vorstand auf einem kleinen Empfang<br />

der GefiS mit dem Co-Veranstalter<br />

Jürgen Fremmer zusammen. Der medsonet-Hauptvorstand<br />

<strong>und</strong> die GefiS<br />

zogen dabei eine ausgesprochen positive<br />

Bilanz der letzten beiden Tage <strong>und</strong><br />

verabredeten eine künftige Zu sam -<br />

menarbeit bei ges<strong>und</strong>heitspolitischen<br />

Veranstaltungen.<br />

■<br />

Die Ges<strong>und</strong>heits-Gesamtrechnung<br />

<strong>Ausgabe</strong>n <strong>2008</strong> in Milliarden Euro<br />

Wer zahlt?<br />

Gesetzliche Krankenversicherung<br />

Private Haushalte<br />

Private Krankenversicherung<br />

Soziale Pflegeversicherung<br />

Staat<br />

Arbeitgeber<br />

Gesetzliche Unfallversicherung<br />

Rentenversicherung<br />

35,3<br />

24,9<br />

19,2<br />

13,0<br />

11,2<br />

4,3<br />

3,9<br />

66,7<br />

57,0<br />

38,5<br />

28,5<br />

17,0<br />

15,1<br />

8,9<br />

8,1<br />

8,0<br />

2,8<br />

1,9<br />

Wofür?<br />

Krankenhaus<br />

Arzt, Zahnarzt<br />

Apotheken<br />

Pflege<br />

Verwaltung<br />

Investitionen<br />

Rettungsdienste<br />

10,7 sonstiges<br />

Quelle: Stat. B<strong>und</strong>esamt r<strong>und</strong>ungsbed. Diff. © Globus 3500<br />

Tarifabschlüsse medsonet<br />

Vorsorge, Rehabilitation<br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />

AWO Arbeitgeberverband Thüringen e.V.<br />

Anerkennungstarifvertrag (Anerkennung des bisherigen <strong>DHV</strong>-Tarifvertrages gleichen Inhalts in<br />

der Fassung zum 01.01.<strong>2008</strong>)<br />

AWO Soziale Dienste Rügen gemeinnützige GmbH<br />

Anerkennungstarifvertrag (Anerkennung des bisherigen <strong>DHV</strong>-Tarifvertrages gleichen Inhalts vom<br />

28.10.20<strong>03</strong>, in der Fassung des 2. Änderungsvertrages vom 23.02.2007)<br />

Abschlüsse gemeinsam mit der <strong>DHV</strong><br />

AWO Soziale Dienste Rügen gemeinnützige GmbH<br />

3. Änderungsvertrag vom 16.11.2009 zum Entgelttarifvertrag<br />

Ges<strong>und</strong>heitshandwerk/-einzelhandel<br />

med. Praxen (ohne Arztpraxen)<br />

International Neuroscience Institute Hannover GmbH (INI)<br />

Vergütungstarifvertrag (einschl. Urlaubsgeld / Entgeltgruppen / Funktionszulagen / Zuschläge /<br />

Leistungszulagen / Vermögenswirksame Leistungen / Sonderzahlungen)<br />

151,5<br />

DAZ <strong>03</strong>/2010


Na Super!<br />

Die Tarifver -<br />

hand lungen für<br />

uns Hafenarbeiter sind mal wieder toll<br />

gelaufen: 1 % mit Einmalzahlung! Wir<br />

Hafenarbeiter wurden nicht gefragt!<br />

In einem unserer ersten Schreiben, das<br />

wir nach unserer Gründung veröffentlicht<br />

hatten, haben wir verdi vorgeworfen, ihre<br />

Gewerkschaftsarbeit anonym zu betreiben.<br />

Daraufhin hielt man uns vor, verdi<br />

habe 2,4 Millionen Mitglieder <strong>und</strong> sei keineswegs<br />

anonym. Jetzt fragen wir uns,<br />

❋ Wo waren die verdi-Mitglieder bei<br />

den zurückliegenden Tarifverhand -<br />

lungen für die Hafenwirtschaft?<br />

Wurden sie befragt?<br />

❋ Wo waren die verdi- Vertrauensleute,<br />

die in den Tarifverhandlungen beteiligt<br />

gewesen sind <strong>und</strong> dort die<br />

Interessen ihrer Mitglieder vertreten<br />

sollten?<br />

Betriebsratswahlen 2010<br />

Zum Zeitpunkt der Contterm-Gründung<br />

im Dezember 2009 liefen die Vor -<br />

bereitungen für die Betriebsratswahlen in<br />

den Hamburger Hafenbetrieben schon auf<br />

Hochtouren. Trotzdem war es noch möglich,<br />

bei zwei Terminals Contterm-<br />

Vorschlagslisten einzureichen. Es wurde<br />

jeweils ein Betriebsratsmitglied gewählt:<br />

CTT: Thomas Ringleb<br />

Eurogate: Elko Sziedat<br />

Der Contterm-Vorstand gratuliert <strong>und</strong><br />

wünscht den beiden Kollegen viel Erfolg<br />

bei ihrer Interessenvertretung für die<br />

Hafenarbeiter.<br />

■<br />

Außerordentlicher Gewerkschaftstag<br />

der Contterm<br />

Contterm führte am 10.5.2010 in<br />

Hamburg einen außerordentlichen<br />

Gewerkschaftstag durch, auf dem die<br />

Satzung <strong>und</strong> der Name geändert wurden.<br />

Wie der Vorsitzende Wolfgang<br />

Kurz ausführte, hätten sich schon kurz<br />

nach der Gründung im Dezember 2009<br />

zahlreiche Kollegen aus Bremerhaven<br />

um eine Mitgliedschaft bemüht, die<br />

jedoch wegen der Satzung nicht hätten<br />

aufgenommen werden können. Die<br />

negativen Entwicklungen für die<br />

Hafenarbeiter seien dort noch stärker<br />

DAZ <strong>03</strong>/2010<br />

Contterm<br />

Fachgewerkschaft<br />

Deutsche Seehäfen<br />

❋ Wann <strong>und</strong> wie haben sie ihre Mit -<br />

glieder informiert oder befragt?<br />

Das Ergebnis der zurückliegenden<br />

Tarifr<strong>und</strong>e scheint schon beschlossene<br />

Sache gewesen zu sein, bevor die<br />

Tarifverhandlung überhaupt begonnen<br />

hatte. Bleibt die interessante Frage, wer<br />

in den vorhergegangen Gesprächs -<br />

r<strong>und</strong>en für die Hafenarbeiter verhandelt<br />

hat, oder welche Interessen wurden von<br />

verdi dort vertreten?<br />

Gewerkschaften müssen gegnerfrei sei,<br />

d. h. sie dürfen von Arbeitgebern keine<br />

Zuwendungen erhalten. Nun sitzen aber<br />

der verdi-Landesvorsitzende Wolfgang<br />

Rose, sein Sekretär Uwe Schröder <strong>und</strong><br />

HHLA-GBR-Vorsitzender Arno Müns -<br />

ter im Aufsichtsrat der HHLA. Dort<br />

kassieren sie zwischen 20.000 <strong>und</strong><br />

30.000 Euro jährlich an Aufsichts -<br />

ratstantiemen <strong>und</strong> „kontrollieren“ dafür<br />

Geschäft im Hafen<br />

normalisiert sich wieder,<br />

schrieb DIE WELT am 19.5.2010. Der<br />

Verein Hafen Hamburg Marketing<br />

(HHM) meldete, dass die Um schlags -<br />

zahlen im März, in dem in Hamburg<br />

642.000 TEU abgefertigt wurden, „mit<br />

10,9 % wieder deutlich über dem Vor -<br />

jahresergebnis liegen“. Der Januar lag<br />

noch unter dem Vorjahresergebnis.<br />

Insgesamt liegt der Zuwachs im<br />

1. Quartal 2010 bei einem Plus von<br />

1,6 %. Das ist nach Meinung der HHM<br />

noch nicht der große Durchbruch, weil<br />

ausgeprägt als im Hafen<br />

Hamburg. Deshalb seien<br />

eine Erweiterung der<br />

Zuständigkeit <strong>und</strong> ein<br />

geänderter Name erforderlich. Der<br />

Gewerkschaftstag nahm den vorliegenden<br />

Satzungs änderungs antrag einstimmig<br />

an. Der neue Name lautet:<br />

Contterm – Fachgewerkschaft<br />

Deutsche Seehäfen<br />

Künftig können Mitarbeiter aller deutschen<br />

Seehafenbetriebe Mitglieder der<br />

Contterm werden, die jetzt für sie<br />

zuständig ist.<br />

Wie Wolfgang Kurz weiterhin ausführ-<br />

Contterm<br />

Fachgewerkschaft Deutsche Seehäfen<br />

Droopweg 31, 20537 Hamburg<br />

Postfach 26 13 51, 205<strong>03</strong> Hamburg<br />

Telefon: 040-63 28 02 50<br />

E-Mail: info@contterm.com<br />

den Vorstand unter Heinz Brandt. Und<br />

nebenbei führen sie auch Tarif ver hand -<br />

lungen für die Hafenarbeiter! Vertreten<br />

Sie darin wirklich die Interessen der<br />

Hafenarbeiter?<br />

Die 1-%-ige Lohnerhöhung ist keine<br />

gewerkschaftliche Glanztat! Die an geb -<br />

lich mit 2,4 Millionen Mitgliedern so<br />

mächtige Gewerkschaft verdi hat für<br />

die Hafenarbeiter nichts bewirkt. Der<br />

jämmerliche Tarifabschluss ist weder<br />

durch die wirtschaftliche Lage der<br />

HHLA gerechtfertigt noch durch die<br />

Entwicklung der Hafenwirtschaft, die<br />

die Talsohle der Wirtschaftskrise inzwischen<br />

wohl durchschritten hat (siehe<br />

nebenstehenden Beitrag). Erfolgreiche<br />

Gewerkschaftsarbeit sieht anders aus!<br />

Thomas Ringleb ■<br />

Stellv. contterm-Vorsitzender<br />

die Vorjahreszahl bereits von der Krise<br />

geprägt war. Die Zahlen sind jedoch ein<br />

deutlicher Hinweis auf einen Auf -<br />

schwung im Jahr 2010. Auch wenn das<br />

Rekordergebnis von <strong>2008</strong> noch nicht<br />

erreicht werden kann, scheint die<br />

Talsohle durchschritten <strong>und</strong> kein Anlass<br />

zum Jammern mehr zu sein. Auch die<br />

HHLA sollte aufhören, die Krise zum<br />

Anlass zu nehmen, die Einkommen der<br />

Hafenarbeitereinkommen abzusenken.<br />

Mit der Senkung der Arbeitseinkommen<br />

kann die Wettbewerbsfähigkeit des Ham -<br />

burger Hafens nicht erreicht werden.<br />

he ■<br />

te, schreckt die verdi-Konkurrenz vor<br />

nichts zurück, um die Entwicklung von<br />

Contterm zu behindern. So wurden u.a.<br />

Gremienmitglieder von verdi-<br />

Betriebsratsvertretern so unter Druck<br />

gesetzt, dass sie sich gezwungen sahen,<br />

ihre Mandate niederzulegen <strong>und</strong> sogar<br />

ihre contterm-Mitgliedschaft zu beenden.<br />

Daher wurden Nachwahlen für<br />

Vorstand <strong>und</strong> Gewerkschaftsrat erforderlich.<br />

Gewählt wurden<br />

in den Vorstand<br />

Heiko Kienzler,<br />

in den Gewerkschaftsrat<br />

Matthias Franz <strong>und</strong><br />

Nuno Vitorino. ■<br />

13


WOW-Seminar in Wien:<br />

„Work-life-balance“<br />

Berufstätige Eltern müssen bei der<br />

Organisation des Alltags viele Heraus -<br />

forderungen bewältigen, die sich aus<br />

dem Spannungsfeld zwischen Familie<br />

<strong>und</strong> Beruf ergeben. Heutzutage besitzen<br />

Frauen <strong>und</strong> Männer gleiche berufliche<br />

Qualifikationen für Arbeit <strong>und</strong><br />

Karriere, wogegen die Arbeits teilung in<br />

der Familie sich nicht im gleichen<br />

Ausmaße verändert hat.<br />

Mit diesem Spannungsverhältnis be fass -<br />

te sich das Seminar der World Orga -<br />

nisation of Workers (WOW) in Wien<br />

vom 07.–09.04.2010. In Vor trägen <strong>und</strong><br />

In einem Workshop des Seminars ging<br />

es um Vorschläge für Maßnahmen zur<br />

Verbesserung der Vereinbarkeit von<br />

Familie <strong>und</strong> Beruf. Eine der prämierten<br />

Vorschläge war ein freier Tag für die<br />

Geburtstagsfeier des Kindes.<br />

Verw<strong>und</strong>ert stellte ich mir die Frage:<br />

Gibt es nicht drängendere Probleme, die<br />

in unserer praktischen Arbeit angegangen<br />

werden müssen? Damit kein falscher<br />

Eindruck entsteht: Die Vorträge <strong>und</strong><br />

Diskussionen bewegten sich überwiegend<br />

auf hohem <strong>und</strong> informativem<br />

Niveau. Es war bereichernd, über die<br />

Probleme in den anderen europäischen<br />

Ländern bezüglich der Vereinbarkeit von<br />

Familie <strong>und</strong> Beruf zu erfahren.<br />

Aber dennoch habe ich den Eindruck aus<br />

dem Seminar mitgenommen, dass<br />

„work-life-balance“ nicht allein auf die<br />

diskutierte Vereinbarkeit von Familie mit<br />

Kindern <strong>und</strong> Beruf reduziert werden<br />

kann. In Deutschland sind die gesetzlichen<br />

Regelungen für Beschäftigte mit<br />

Kindern überwiegend gut: Mutterschutz,<br />

Erziehungsurlaub, Elterngeld, Anspruch<br />

auf Teilzeit, Kindergeld – es gibt ein<br />

Instrumentarium vielfältiger Förderungs -<br />

möglichkeiten. Die Herausforderung be -<br />

steht darin, die Akzeptanz in den Unter -<br />

nehmen bezüglich der Vereinbarkeit von<br />

Familien mit Kindern <strong>und</strong> Beruf zu fördern<br />

<strong>und</strong> evtl. Missstände zu beseitigen.<br />

Angesichts des demographischen Wan -<br />

dels in Deutschland verstellt die Fokus -<br />

sierung von „work-life-balance“ auf die<br />

Vereinbarkeit von Kindern <strong>und</strong> Beruf<br />

den Blick auf bedeutsamere Ent -<br />

wicklungen <strong>und</strong> Herausforderungen.<br />

14<br />

Europa<br />

Workshops diskutierten Teil -<br />

nehmer aus verschiedenen eu -<br />

ro päischen Län dern die Heraus -<br />

forde run gen <strong>und</strong> Mög lich keiten<br />

der Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong><br />

Beruf. Mit Skan dinavien, Ost europa,<br />

Mitteleuropa bis hin zu Süd osteuropa<br />

<strong>und</strong> Südeuropa war fast die gesamte<br />

europäische Bandbreite unterschiedlicher<br />

Rege lungen zur Ver einbarkeit<br />

von Familie <strong>und</strong> Beruf in der Gesetz -<br />

gebung <strong>und</strong> in der Praxis vertreten.<br />

Die Referenten kamen aus Dänemark,<br />

Italien <strong>und</strong> Österreich. Mit der Christ -<br />

demokratin Hella Ranner trat eine Ver -<br />

treterin des Europäischen Parlamentes<br />

als Rednerin auf. Die Unterschiede traten<br />

vor allem in den Diskussionen auf.<br />

„Work-life-balance“ ist nicht nur eine Frage<br />

der Vereinbarkeit von Kindern <strong>und</strong> Beruf<br />

� Die Vereinbarkeit von Kindern <strong>und</strong><br />

Beruf betrifft einen immer geringer<br />

werdenden Anteil von Arbeit -<br />

nehmern, die sich um Kinder kümmern<br />

müssen. Immer mehr Arbeit -<br />

nehmer haben keine Kinder mehr<br />

bzw. wollen keine mehr bekommen.<br />

� Für diese ist aber „work-life-balance“<br />

ein ebenso wichtiges Thema, nämlich<br />

unter dem Aspekt der Vereinbarkeit<br />

von Beruf <strong>und</strong> Privatleben. Ange -<br />

sichts der durch Rationali sierungs -<br />

maßnahmen immer größeren Arbeits -<br />

verdichtung ist es wichtig, Arbeit <strong>und</strong><br />

Privatleben in einen vernünftigen<br />

Ausgleich zu bringen <strong>und</strong> drohendem<br />

burn out rechtzeitig zu begegnen.<br />

� Mit dem heraufgesetzten Rentenalter<br />

von 65 auf 67 Jahre stellt sich auch<br />

die Frage, wie „work life balance“ im<br />

hohen Arbeitsalter so ausgestaltet<br />

werden kann, dass auch ältere Arbeit -<br />

nehmer ihren Beruf noch ausüben<br />

können. Hier stellt sich vor allem die<br />

Frage von Maßnahmen zur Ges<strong>und</strong> -<br />

erhaltung <strong>und</strong> zur Schaffung altersgerechter<br />

Arbeitsplätze.<br />

� Die geburtenstarken Jahrgänge gehen<br />

in den nächsten Jahren in Rente. In<br />

weiteren 10 bis 15 Jahren wird die<br />

Zahl der Pflegefälle stark zunehmen.<br />

Immer mehr Arbeitnehmer werden<br />

mit einem Pflegefall in der Familie<br />

konfrontiert werden <strong>und</strong> müssen sich<br />

dann die Frage stellen, ob sie ihre<br />

Angehörigen in eine Pflege einrich -<br />

Die südeuropäischen Länder haben die<br />

größten Probleme bei der Vereinbarkeit<br />

von Familie <strong>und</strong> Beruf. Dort sind die<br />

gesetzlichen Regelungen noch längst<br />

nicht ausreichend. Dagegen haben die<br />

Gewerk schaften in den osteuropäischen<br />

Län dern, z. B. Mazedonien, vor allem<br />

mit organisatorischen Problemen zu<br />

kämpfen. In Deutschland <strong>und</strong> in den<br />

skandinavischen Ländern sind die<br />

gesetzlichen Regelungen zur Verein -<br />

barkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf verhältnismäßig<br />

gut. Unterschiede gibt es aber<br />

in der Mentalität, denn in Dänemark<br />

z. B. ist die Akzeptanz, dass beide<br />

Elternteile arbeiten, noch höher als in<br />

Deutsch land.<br />

rö ■<br />

tung geben oder die Pflege voll oder<br />

zumindest teilweise übernehmen wollen.<br />

Was kann getan werden, um<br />

berufliche Nachteile für diese Per -<br />

sonen zu vermeiden? Auch dies ist<br />

eine Frage der „Work-life-balance“.<br />

� Die Herausforderung der Zukunft ist<br />

weniger die Frage, wie Arbeitnehmer<br />

mit Kindern so in das Arbeitsleben<br />

integriert werden, dass keine beruflichen<br />

Nachteile entstehen. In spätestens<br />

10–15 Jahren wird angesichts<br />

des dann herrschenden dramatischen<br />

Fachkräftemangels jede geeignete<br />

Kraft im Arbeitsleben gebraucht. Die<br />

Wirtschaft wird dafür Lösungen entwickeln,<br />

um ihren Arbeitskräftebedarf<br />

zu decken; die Politik muss dies fördernd<br />

begleiten.<br />

Die Herausforderung wird vielmehr sein,<br />

wie die Arbeitnehmer mit dem aus vielen<br />

Aspekten resultierenden Druck zu -<br />

rechtkommen werden: Kinder, möglichst<br />

schnelle Rückkehr in den Beruf, Pflege<br />

von Angehörigen <strong>und</strong> vor allem die<br />

zunehmende Arbeitsbelastung. Die Zu -<br />

nahme von aus Berufstätigkeit stammenden<br />

psychischen Krankheiten sind<br />

ein warnendes Beispiel.<br />

Wie angesichts dieser Herausforde run -<br />

gen die „work-life-balance“ der Zukunft<br />

aussehen wird, das ist eine drängende<br />

Frage, auf die wir beginnen müssen,<br />

Antworten zu geben. Die Schaffung<br />

eines freien Tages für die Ge burts -<br />

tagsfeier von Kindern leistet dazu wohl<br />

keinen Beitrag.<br />

Henning Röders ■<br />

DAZ <strong>03</strong>/2010


Neues aus dem EU-Tollhaus!<br />

Das wird der wahre Fortschritt: Die EU-<br />

Kommission erwägt, Unternehmen<br />

künftig für eine schlechtere Bezahlung<br />

von Frauen zu bestrafen. Angesichts der<br />

nach wie vor großen Differenzen in der<br />

Entlohnung von Frauen <strong>und</strong> Männern in<br />

der EU müsse sie alle Optionen prüfen,<br />

teilte die Behörde Anfang März mit.<br />

Dazu gehöre auch, Sanktionen zu verhängen,<br />

wenn eine Frau für dieselbe<br />

Arbeit nicht den gleichen Lohn erhalte<br />

wie ein Mann.<br />

Unabhängig davon prüft die Brüsseler<br />

Kommission, ob sie Unternehmen oder<br />

Verbänden künftig vorschreiben<br />

soll, regelmäßig über die<br />

Entwicklung <strong>und</strong> die Höhe der<br />

Differenzen bei der Entloh -<br />

nung zu berichten.<br />

Zugleich werde sich die EU-<br />

Kom mis sion in den kommenden<br />

Monaten genau anschauen,<br />

wie „gleiche Arbeit“ in den<br />

Mitgliedsstaaten definiert sei,<br />

kündigte die Justizkom mis -<br />

sarin Viviane Reding an. Die<br />

Kommission hat schon in den<br />

vergangenen Jahren darauf<br />

hingewiesen, dass sie zum<br />

Beispiel die Arbeit einer<br />

Kassiererin <strong>und</strong> eines Lager -<br />

arbeiters in einem Supermarkt für gleichwertig<br />

hält, obwohl die beiden Tätig -<br />

keiten meist unterschiedlich entlohnt<br />

werden.<br />

Der Lohnunterschied zwischen Männern<br />

<strong>und</strong> Frauen beträgt derzeit in der EU im<br />

Durchschnitt 18 Prozent. Reding gibt zu,<br />

dass ungleiche Entlohnung von Männern<br />

<strong>und</strong> Frauen für dieselbe Arbeit dabei keine<br />

herausragende Rolle spiele. Diese<br />

Form der Diskriminierung sei von der<br />

EU schon vor längerer Zeit verboten<br />

worden.<br />

Die Pläne der EU-Justizkommissarin<br />

sind wieder einmal ein anschauliches<br />

Beispiel aus dem EU-Tollhaus. Die EUkommission<br />

will anscheinend ein<br />

Problem schaffen, das eigentlich nicht<br />

existiert. In Deutschland sind r<strong>und</strong> 70 %<br />

aller Unternehmen tarifgeb<strong>und</strong>en oder<br />

wenden Tarifverträge an. Für diese gilt<br />

der tarifvertragliche Gr<strong>und</strong>satz, dass<br />

gleiche Arbeit gleich zu vergüten ist,<br />

unabhängig davon, ob es sich um<br />

Männer oder Frauen handelt. Für alle<br />

DAZ <strong>03</strong>/2010<br />

Europa<br />

EU-Kommission will gleichen Lohn für Frauen<br />

anderen nicht tarifgeb<strong>und</strong>enen bzw.<br />

einen Tarifvertrag nicht anwendenden<br />

Unternehmen ergibt sich das Dis -<br />

kriminierungsverbot aus den Bestim -<br />

mungen des allgemeinen Gleich behand -<br />

lungs gesetzes (AGG). Dieses verbietet<br />

gemäß § 2 Abs. 1 Nr. 2 AGG ausdrücklich<br />

bei den Arbeitsentgelten eine Dis -<br />

kriminierung aufgr<strong>und</strong> der Geschlech -<br />

terzugehörigkeit. Was also will die EU<br />

in Deutschland noch verbessern?<br />

Besonders drollig ist die Ankündigung<br />

der Justizkommissarin, genau anzuschauen,<br />

wie „gleiche Arbeit“ in den<br />

Mitgliedsstaaten definiert wird. In tausenden<br />

von Tarifverträgen haben die<br />

Tarifpartner in Deutschland die Tätig -<br />

keiten in unterschiedliche Gehalts -<br />

gruppen klassifiziert <strong>und</strong> damit einen<br />

Teil der betrieblichen Wirklichkeit im<br />

Tarifvertrag abgebildet. Meinen die EU-<br />

Bürokraten etwa, dass sie weiser sind als<br />

die Akteure vor Ort? Wollen sie von<br />

ihrem Schreibtisch aus etwa den<br />

Betrieben vorschreiben, wie gleiche<br />

Arbeit in ihren Betrieben auszusehen<br />

hat? Oder sollen die EU-Bürokraten z. B.<br />

in die europäischen Supermärkte ausschwärmen,<br />

um zu beobachten, ob eine<br />

Kassiererin wirklich eine gegenüber dem<br />

Lagerarbeiter gleichwertige Tätigkeit<br />

verrichtet? Am Beispiel des Lager -<br />

arbeiters <strong>und</strong> der Kassiererin: Der verantwortliche<br />

Umgang mit Geld wurde<br />

schon immer höher bewertet als das<br />

Tragen eines Kartons. Will die EU diese<br />

Bewertungen tatsächlich ändern?<br />

Die Überlegung der Justizkommissarin,<br />

Unternehmen oder Verbänden künftig<br />

eine regelmäßige Berichtspflicht über die<br />

Entwicklung <strong>und</strong> die Höhe der<br />

Dif ferenzen bei der Entlohnung<br />

aufzuerlegen, ruft einmal mehr<br />

die schlimmsten Befürchtungen<br />

in puncto Bürokratie hervor. Will die<br />

Justizkommissarin im Ernst Millionen<br />

von Unternehmen in der EU verpflichten,<br />

in regelmäßigen Abständen an die<br />

EU-Kommission zu berichten? Die<br />

zusätzliche Bürokratie, die den Unter -<br />

nehmen auferlegt werden soll, ist schon<br />

mehr als ärgerlich. Wie aber stellt sich<br />

die Kommissarin die Analyse <strong>und</strong><br />

Kontrolle der millionenfachen Berichte<br />

vor? Soll etwa eine zusätzliche EU-<br />

Behörde mit tausenden von Mitarbeitern,<br />

Direktoren <strong>und</strong> Abteilungsleitern ge -<br />

schaffen werden? Die Kosten scheinen<br />

in den Überlegungen von Frau Reding<br />

keine Rolle zu spielen.<br />

Gemäß der EU-Kommissarin<br />

liegen die Gründe für die<br />

Ungleichbehandlung von<br />

Frauen <strong>und</strong> Männern hauptsächlich<br />

darin, dass Frauen<br />

häufiger schlechter bezahlte<br />

Berufe wählen, öfters in<br />

Teilzeitstellen arbeiten <strong>und</strong><br />

längere Auszeiten für die<br />

Betreuung ihrer Kinder nehmen.<br />

Das mag für die EU<br />

bedauerlich sein, wird aber<br />

durch die in Aussicht genommenen<br />

Maßnahmen nicht<br />

geändert. Denn die von der<br />

Kommissarin genannten<br />

Gründe sind ja auch Ausdruck der individuellen<br />

Entscheidung der Frauen, die<br />

sich ihre Familienplanung kaum von der<br />

EU vorschreiben lassen. Man kann aber<br />

auch kein Unternehmen dafür bestrafen,<br />

dass Frauen wegen der Erziehung ihrer<br />

Kinder länger zu Hause bleiben wollen.<br />

Wenn die Justiz kom missarin hier<br />

Lohngleichheit schaffen will, dann ist sie<br />

willens, diejenigen zu diskriminieren, die<br />

Vollzeit arbeiten oder keine berufliche<br />

Auszeit nehmen. Eine solche Politik<br />

kann die EU-Kommission doch nicht<br />

ernsthaft anstreben.<br />

Foto Europa Klaus-Rupp/pixelio.de<br />

Justizkommissarin Reding sollte ihre<br />

Pläne schleunigst beerdigen <strong>und</strong> darauf<br />

vertrauen, dass in den Mitgliedsstaaten<br />

Diskriminierungen aufgr<strong>und</strong> des Ge -<br />

schlechts mit der geltenden Rechtslage<br />

<strong>und</strong> unter Berücksichtigung der branchen-<br />

<strong>und</strong> unternehmensspezifischen<br />

Besonderheiten bekämpft bzw. von vornherein<br />

verhindert werden.<br />

Henning Röders ■<br />

15


Sozialversicherung heute Teil 1<br />

Gr<strong>und</strong>lage der deutschen Sozial ver -<br />

sicherung ist der im Gr<strong>und</strong>gesetz verankerte<br />

Sozialstaatsgedanke: In Artikel 20<br />

Abs. 1 heißt es: „Die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland ist ein demokratischer <strong>und</strong><br />

sozialer B<strong>und</strong>esstaat.“ Allerdings ist die<br />

Sozialversicherung wesentlich älter als<br />

das Gr<strong>und</strong>gesetz, das ja erst im Jahr<br />

1948 verkündet wurde. Durch die<br />

Kaiserlichen Botschaften in den Jahren<br />

1883 <strong>und</strong> 1884 wurden die Kranken -<br />

versicherung <strong>und</strong> die Unfallversicherung<br />

gegründet, 1889 folgte die Renten -<br />

versicherung, 1927 die Arbeitslosen -<br />

versicherung. Jüngstes Kind der So zial -<br />

versicherungsfamilie ist die Pflege -<br />

versicherung, die 1995 eingeführt wurde.<br />

Allen gemeinsam ist, dass durch sie der<br />

Sozialstaatsgedanke verwirklicht wird.<br />

Lebensrisiken, die der einzelne Bürger<br />

nicht selbst verantworten kann, übernimmt<br />

In der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

(GKV) sichern die gesetzlichen Kran -<br />

kenkassen ihre Mitglieder <strong>und</strong> deren<br />

Familie im Krankheitsfall ab. Arbeit -<br />

nehmer sind in der Regel versicherungspflichtig.<br />

Die Versicherungspflicht<br />

richtet sich nach einer bestimmten Höhe<br />

des Bruttoeinkommens. Wer diese<br />

Grenze überschreitet, kann sich jedoch<br />

freiwillig in der gesetzlichen Kran ken -<br />

versicherung versichern, etwa als<br />

Selbstständiger oder „Besser verdiener“.<br />

Die Wahl der Kasse ist den Versicherten<br />

freigestellt. Die gesetzliche Kranken -<br />

versicherung übernimmt die Kosten der<br />

ärztlichen Behandlung <strong>und</strong> der Medi -<br />

kamente, der Früherkennung, der Vor -<br />

beugung <strong>und</strong> des Krankenhaus aufent -<br />

halts. Bei längerer Krankheit zahlen die<br />

16<br />

Soziale Selbstverwaltung<br />

Die Träger der Sozialversicherung sind als<br />

Körperschaften des öffentlichen Rechts<br />

organisiert. Schon mit der Ein führung der<br />

ersten Sozialver siche rungen in der<br />

Kaiserzeit wurden deren Träger mit einer<br />

Selbstverwaltung ausgestattet: Die Be -<br />

troffenen sollten ihre Ange le genheiten im<br />

Rahmen der ihnen gesetzlich zugewiesenen<br />

Aufgaben in eigener Verantwortung<br />

regeln. Die Selbst verwaltung wird heute<br />

durch ein eigenes Sozialgesetzbuch, das<br />

SGB IV, geregelt.<br />

Alle Steuerungsaufgaben werden von den<br />

Versicherungsträgern in Eigen verant -<br />

Risiko Krankheit<br />

Sozialwahlen<br />

der Staat. Dieser delegiert<br />

die ihm eigene<br />

Verant wor tung zurück an die Be troffenen,<br />

die zu Solidar gemein schaf ten zu sammen -<br />

geschlossen werden. Dazu schafft der<br />

Staat einen gesetzlichen Rah men, der die<br />

jeweiligen Zu stän digkeiten <strong>und</strong> Verant -<br />

wortungsbereiche regelt.<br />

Dafür wurde das Sozialgesetzbuch<br />

(SGB) geschaffen, das die gesetzliche<br />

Sozialversiche rung in fünf Zweige gliedert,<br />

für das es jeweils ein eigenes Buch<br />

gibt:<br />

✔ Arbeitslosenversicherung, SGB III<br />

✔ Krankenversicherung, SGB V<br />

✔ Altersvorsorge, SGB VI<br />

✔ Unfallversicherung, SGB VII<br />

✔ Pflegeversicherung, SGB XI<br />

Die Einhaltung der gesetzlichen Vor -<br />

schriften wird durch das B<strong>und</strong>es -<br />

versicherungsamt überwacht, das zum<br />

Geschäftsbereich des B<strong>und</strong>esminis te riums<br />

für Arbeit <strong>und</strong> Sozialordnung gehört.<br />

wortung unter der Rechts -<br />

aufsicht des Staates erfüllt.<br />

Sie sind organisatorisch <strong>und</strong> finanziell<br />

selbstständig. Das besondere an diesem<br />

Prinzip ist, dass Arbeitgeber <strong>und</strong> Ver -<br />

sicherte unmittelbar an der Selbst ver wal -<br />

tung beteiligt sind.<br />

Die Selbstverwaltungsorgane werden alle<br />

sechs Jahre durch eine Wahl legitimiert. In<br />

diesen Sozialwahlen werden die Vertreter<br />

der Versicherten <strong>und</strong> der Ar beitgeber<br />

bestimmt, die in den Vertreter ver -<br />

sammlungen <strong>und</strong> Vorstän den als Ver -<br />

sicherte die Interessen der Ver sicherten<br />

wahrnehmen.<br />

■<br />

Krankenkassen aber auch Krankengeld.<br />

Zusätzlich sollen die Kassen auch den<br />

Erhalt der Ges<strong>und</strong>heit fördern.<br />

Die gesetzlichen Kassen finanzieren sich<br />

weitgehend selbst, insbesondere durch<br />

die Beiträge von Arbeitnehmern <strong>und</strong><br />

Arbeitgebern. Die Beiträge hängen vom<br />

individuellen Einkommen der Ver sicher -<br />

ten ab. Besonders hier greift das Solidar -<br />

prinzip: Der finanziell Stärkere unterstützt<br />

den Schwächeren. Neben den<br />

Versicherungsbeiträgen erhält die GKV<br />

auch Zuschüsse des Staates, u. a. zum<br />

Ausgleich so genannter versicherungsfremder<br />

Leistungen. Das Finanzie rungs -<br />

modell der GKV soll jedoch alsbald<br />

geändert werden.<br />

Wie alle Träger der Sozialversicherung<br />

verfügen die gesetzlichen Kranken -<br />

Aufgabe der Sozialversicherung ist, den<br />

Bürgern die finanziellen Lebensrisiken<br />

wie Krankheit, Arbeitslosigkeit, Alter,<br />

Betriebsunfällen <strong>und</strong> Pflegebedürftigkeit<br />

abzunehmen bzw. zu erleichtern.<br />

Das Sozialversicherungssystem ist von<br />

verschiedenen Prinzipien geprägt.<br />

So sorgt das Prinzip der Ver siche rungs -<br />

pflicht dafür, dass nahezu 90 Prozent der<br />

Bevölkerung in der Sozialversicherung<br />

pflicht- oder freiwillig versichert sind.<br />

Arbeitnehmer unterhalb einer bestimmten<br />

Einkom mens grenze sind in der Regel<br />

automatisch pflichtversichert.<br />

Nach dem Prinzip der Beitrags finan -<br />

zierung werden die Sozialver siche -<br />

rungen überwiegend aus Beiträgen der<br />

Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitgeber gemeinsam<br />

finanziert. In der Unfall ver siche -<br />

rung legt die Selbstverwaltung, in der<br />

Renten-, Arbeitslosen-, Kranken- <strong>und</strong><br />

Pflegeversicherung legt der Gesetzgeber<br />

die Beitragssätze fest. Dabei orientieren<br />

sich die Beiträge am Einkommen der<br />

Arbeitnehmer.<br />

Unsere gesetzlichen Sozialversiche -<br />

rungs träger sind Solidargemeinschaften.<br />

Dem Prinzip der Solidarität folgend werden<br />

die Risiken von allen Versicherten<br />

gemeinsam getragen, die alle in umfassendem<br />

Maße abgesichert sind. Durch<br />

das Solidaritätsprinzip wird ein Aus -<br />

gleich zwischen Jung <strong>und</strong> Alt, Ges<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> Kranken sowie zwischen unterschiedlichen<br />

Einkommensgruppen ge -<br />

schaffen.<br />

Lucas Breuckmann ■<br />

Jörg Hebsacker<br />

kassen über eine Selbstverwaltung, die<br />

finanziell selbstständig die ihnen zugewiesenen<br />

Aufgaben eigenverantwortlich<br />

durchführen. Als Organe der Selbst -<br />

verwaltung gibt es den Verwaltungsrat<br />

<strong>und</strong> den Vorstand bei Orts-, Betriebs-,<br />

Innungs- <strong>und</strong> Ersatzkassen. Der Ver -<br />

waltungsrat ist in der Regel paritätisch<br />

mit Vertretern der Versicherten <strong>und</strong> der<br />

Arbeitgeber besetzt. Bei den Ersatz -<br />

kassen besteht der Verwaltungsrat nur<br />

aus den Vertretern der Versicherten, bei<br />

den Betriebskrankenkassen gehört der<br />

Arbeitgeber oder sein Vertreter dem<br />

Verwaltungsrat an. Der Verwaltungsrat<br />

wählt die Mitglieder des Vorstands. Der<br />

hauptamtliche Vorstand leitet das laufende<br />

Geschäft der Kranken ver siche -<br />

rung.<br />

■<br />

DAZ <strong>03</strong>/2010


Risiko Arbeitslosigkeit<br />

Die Arbeitslosenversicherung ist eine<br />

Pflichtversicherung, welche die Folgen<br />

der Arbeitslosigkeit abfedern soll.<br />

Versichert sind alle Personen, die einer<br />

bezahlten, mehr als geringfügigen Be -<br />

schäftigung nachgehen. Das gilt sowohl<br />

für Arbeitnehmer als auch für Auszu -<br />

bildende. Für besondere Personen -<br />

gruppen, etwa Beamte, Soldaten oder<br />

Personen, die das 65. Lebensjahr vollendet<br />

haben, besteht hingegen Ver siche -<br />

rungsfreiheit. Im Rahmen der Arbeits -<br />

losenversicherung wird durch die<br />

B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit (BA) als einzigem<br />

Träger eine Vielzahl von Leis tungen<br />

erbracht, von Arbeitslosengeld über Zu -<br />

schüsse bis zur aktiven Arbeits förderung.<br />

Im Gegensatz zu den anderen Zweigen<br />

der Sozialversicherung sind die finanziellen<br />

Leistungen der Arbeits losen -<br />

versicherung für Zeiten der Arbeits -<br />

losigkeit befristet: Das Arbeitslosen -<br />

geld I wird nur für 12 Monate gezahlt;<br />

für ältere Arbeitnehmer wurde diese Frist<br />

gestaffelt. Überschreitet die Arbeits -<br />

losigkeit diese Zeiten, erhalten die<br />

Arbeitslosen das Arbeitslosengeld II,<br />

Risiko<br />

Pflegebedürftigkeit<br />

Die Pflegeversicherung ist der jüngste<br />

Zweig der Sozialversicherung. Sie schließt<br />

seit 1995 eine Lücke in der sozialen Ver -<br />

sorgung. R<strong>und</strong> 80 Millionen Menschen in<br />

Deutschland haben somit einen Ver siche -<br />

rungsschutz bei Pflege bedürftigkeit. Für<br />

die derzeit mehr als zwei Millionen<br />

Leistungsbezieher bietet die Pflege -<br />

versicherung eine Absicherung gegen die<br />

finanziellen Folgen der Pflege bedürf -<br />

tigkeit. Die Pflege bedürf tigkeit selbst ist<br />

gesetzlich definiert. Sowohl die Leis -<br />

tungen als auch die Beiträge werden vom<br />

B<strong>und</strong>estag be schlossen. Die Beiträge<br />

wiederum werden von Versicherten <strong>und</strong><br />

Arbeitgebern paritätisch geleistet, wobei<br />

Versicherte ohne eigene Kinder einen<br />

erhöhten Beitrag zu leisten haben.<br />

Träger der sozialen Pflegeversicherung<br />

sind die Pflegekassen, die unter dem<br />

Dach der Krankenkassen angesiedelt<br />

sind. Jeder Krankenkasse ist eine<br />

Pflegekasse angeschlossen.<br />

Einerseits sind die Pflegekassen ebenfalls<br />

selbstständige Körperschaften des<br />

öffentlichen Rechts <strong>und</strong> verfügen daher<br />

über eine Selbstverwaltung. Da die<br />

Pflegekassen aber organisatorisch mit<br />

den Krankenkassen verknüpft sind, sind<br />

andererseits die Organe der Kran -<br />

DAZ <strong>03</strong>/2010<br />

Sozialwahlen<br />

besser bekannt als Hartz IV. Dieses<br />

wird nicht aus den Versicher ten -<br />

beiträgen gezahlt, sondern aus dem<br />

Steuer aufkommen des B<strong>und</strong>es. Die<br />

Arbeits losenversicherung ist also nur<br />

eine Versicherung auf Zeit.<br />

Die Finanzierung erfolgt vornehmlich<br />

durch Beiträge der Arbeitnehmer <strong>und</strong> der<br />

Arbeitgeber. Hinzu kommen Umlagen,<br />

Mittel des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> sonstige Ein -<br />

nahmen. Die Beiträge sind zusammen<br />

mit den Beiträgen zur Kranken-, Pflege<strong>und</strong><br />

Rentenversicherung als Gesamt -<br />

sozialversicherungsbeitrag von den<br />

Arbeitgebern an die Krankenkassen als<br />

Einzugsstelle zu zahlen. Die Einzugs -<br />

stellen leiten die für die Arbeits losen -<br />

versicherung bestimmten Beiträge an die<br />

B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit weiter.<br />

Die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit nimmt<br />

unter den Sozialversicherungsträgern<br />

eine Sonderstellung ein. Sie ist zwar eine<br />

b<strong>und</strong>esunmittelbare öffentlich-rechtliche<br />

Körperschaft, trägt aber aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

Organisation den Charakter einer öffentlich-rechtlichen<br />

Anstalt. Sie verfügt über<br />

Selbstverwaltungsorgane, welche die<br />

Erledigung der eigenen Angelegenheiten<br />

übernehmen, jedoch hat das B<strong>und</strong>es -<br />

kenkassen zugleich die Selbstver wal -<br />

tungsorgane der Pflegekassen. Die<br />

Verflechtung der beiden Kassen zeigt<br />

sich auch dadurch, dass der Arbeitgeber<br />

der Pflegekassenbeschäftigten ebenfalls<br />

die Krankenkassen sind.<br />

■<br />

Sozialwahl 2011<br />

Richtig. Wichtig.<br />

Risiko Berufsunfall<br />

<strong>und</strong> Berufskrankheit<br />

Die gesetzliche Unfallversicherung bietet<br />

Arbeitnehmern, Unternehmern, Kin -<br />

dern in Tageseinrichtungen, Schülern,<br />

Studenten <strong>und</strong> weiteren Personen einen<br />

umfassenden Versicherungsschutz. Die -<br />

ser tritt bei einem Arbeitsunfall oder<br />

einer Berufskrankheit ein. Die Ver sicher -<br />

ten sind durch ein umfassendes System<br />

der Rehabilitation <strong>und</strong> Entschädigung<br />

abgesichert. Aber auch bei der Unfall -<br />

versicherung sollen die Träger Ver -<br />

sicherungsfällen durch eine effektive<br />

Prävention vorbeugen.<br />

Als Besonderheit finanziert sich die<br />

gesetzliche Unfallversicherung allein aus<br />

ministerium für Arbeit in einigen Be -<br />

reichen ein Weisungsrecht. Diese Be son -<br />

derheit wird auch dadurch deutlich, dass<br />

der Verwaltungsrat der B<strong>und</strong>esagentur<br />

nicht bei den Sozialwahlen gewählt wird,<br />

sondern dass seine Mitglieder durch den<br />

B<strong>und</strong>esminister für Arbeit <strong>und</strong> Soziales<br />

ernannt werden.<br />

Zentrales Selbstverwaltungsorgan der<br />

B<strong>und</strong>esagentur ist der Verwaltungsrat. Der<br />

Verwaltungsrat besteht in drittelparitätischer<br />

Zusammensetzung aus je sieben<br />

ehrenamtlichen Vertretern der Arbeit -<br />

nehmer, der Arbeitgeber <strong>und</strong> der öffentlichen<br />

Körperschaften. Hierdurch sind die<br />

Gruppen der Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeit -<br />

geber als Vertreter der Beitrags zahler in<br />

die Gestaltung der geschäftspolitischen<br />

Belange eingeb<strong>und</strong>en. Der Ver waltungs -<br />

rat überwacht als Aufsichts- <strong>und</strong> Legis -<br />

lativorgan die Arbeit des hauptamtlichen<br />

Vorstands. Der Vorstand be richtet dem<br />

Ver waltungsrat regelmäßig. In jeder<br />

Agentur für Arbeit existiert ein ebenfalls<br />

drittelparitätisch besetzter Verwaltungs -<br />

ausschuss, der die Ge schäfts führung überwacht<br />

<strong>und</strong> sie bei der Erfüllung ihrer<br />

Aufgaben berät.<br />

■<br />

den Beiträgen der Arbeitgeber. Die Höhe<br />

der Beiträge wird über ein Umlage -<br />

verfahren ermittelt <strong>und</strong> vom Unfallrisiko<br />

beeinflusst. Im Bereich der öffentlichen<br />

Hand tragen B<strong>und</strong>, Länder <strong>und</strong> Ge -<br />

meinden die Kosten.<br />

Die Träger sind die gewerblichen <strong>und</strong><br />

landwirtschaftlichen Berufs genossen -<br />

schaften sowie die Unfallversiche rungs -<br />

träger der staatlichen Einrichtungen, die<br />

Gemeindeunfallversicherungsverbände<br />

<strong>und</strong> die Unfallkassen. Während die Be -<br />

rufsgenossenschaften nach Branchen<br />

gegliedert sind, sind die Unfall versi che -<br />

rungsträger des Staates weitgehend re -<br />

gional organisiert.<br />

Bei den Berufsgenossenschaften <strong>und</strong><br />

Unfallversicherungsträgern der öffentlichen<br />

Hand haben sich unterschiedliche<br />

Organisationsstrukturen gebildet, die<br />

aber alle das Prinzip der paritätischen<br />

Selbstverwaltung von Arbeitnehmern<br />

<strong>und</strong> Arbeitgebern gemeinsam haben.<br />

In den Selbstverwaltungsgremien aller<br />

Träger der Unfallversicherung sind<br />

sowohl die Arbeitgeber als auch die<br />

Arbeitnehmer als Versicherte mit jeweils<br />

gleicher Stimmenzahl vertreten. Ar -<br />

beitgeber <strong>und</strong> Beschäftigte wählen je -<br />

weils die paritätisch besetzte Vertreter -<br />

versammlung, die wiederum den ebenfalls<br />

paritätischen Vorstand bestimmt.<br />

■<br />

17


Beschäftigungszeiten <strong>und</strong><br />

Kündigungsfristen<br />

Die Regelung in § 622 Abs. 2 Satz 2<br />

BGB, nach der vor Vollendung des 25.<br />

Lebensjahrs liegende Beschäftigungs -<br />

zeiten des Arbeitnehmers bei der<br />

Berechnung der Kündigungsfrist nicht<br />

berücksichtigt werden, verstößt gegen<br />

das europäische Recht. Hierin liegt nach<br />

Auffassung des Europäischen<br />

Ge richtshofes (EUGH) eine<br />

unzulässige Diskriminierung<br />

wegen des Alters.<br />

Sachverhalt<br />

Die Klägerin war seit ihrem<br />

vollendeten 18. Lebensjahr<br />

bei dem beklagten Unter -<br />

nehmen beschäftigt. Im Alter<br />

von 28 Jahren wurde sie<br />

unter Einhaltung einer Kün -<br />

digungs frist von einem<br />

Monat entlassen. Der Ar -<br />

beitgeber berechnete die<br />

Kündigungsfrist unter<br />

Zugr<strong>und</strong>e legung einer Be -<br />

schäftigungsdauer von drei<br />

Jahren, obwohl die Arbeitnehmerin seit<br />

zehn Jahren bei ihm beschäftigt war.<br />

Wie in § 622 Abs. 2 Satz 2 BGB vorgesehen,<br />

hatte er die vor der Vollendung<br />

des 25. Lebensjahrs liegenden Beschäf -<br />

ti gungszeiten der Klägerin bei der<br />

Berechnung der Kündigungsfrist nicht<br />

berücksichtigt. Die Klägerin klagte<br />

gegen ihre Entlassung <strong>und</strong> machte geltend,<br />

dass diese Regelung eine unzulässige<br />

<strong>und</strong> gemeinschaftsrechtswidrige<br />

Diskriminierung wegen des Alters<br />

darstelle. Die Kündigungsfrist hätte<br />

18<br />

Arbeitsrecht<br />

4 Monate betragen müssen,<br />

was einer Betriebszuge hörig -<br />

keit von 10 Jahren entspreche.<br />

Das als Berufungs gericht<br />

angerufene LAG Düsseldorf<br />

hat das Verfahren ausgesetzt <strong>und</strong> dem<br />

EUGH zur Entscheidung vorgelegt.<br />

Gründe<br />

Der EUGH folgte der Argumentation der<br />

Klägerin. Der Gerichtshof stellt fest, dass<br />

§ 622 Abs. 2 Satz 2 BGB eine<br />

Ungleichbehandlung enthält, die auf<br />

dem Kriterium des Alters beruht. Sie<br />

behandelt Personen, die die gleiche<br />

Betriebszugehörigkeitsdauer aufweisen,<br />

unterschiedlich, je nachdem, in welchem<br />

Alter sie in den Betrieb eingetreten sind.<br />

Sie benachteiligt Arbeitnehmer, die ihre<br />

Beschäftigung bei einem Arbeitgeber vor<br />

Vollendung des 25. Lebensjahrs auf -<br />

genommen haben. Diese Ungleich -<br />

behand lung ist, so die europäischen<br />

Rich ter, zudem nicht durch das legitime<br />

Ziel der Schaffung höherer „personal-<br />

Über die Höhe der Löhnung darf<br />

mit Kollegen gesprochen werden<br />

Eine Vertragsklausel, die einen Arbeit -<br />

nehmer verpflichtet, über seine vereinbarte<br />

Vergütung auch gegenüber den<br />

Arbeitskollegen Verschwiegenheit zu<br />

bewahren, ist unwirksam, weil ein solches<br />

Redeverbot die verfassungsrechtliche<br />

Gleichbehandlung ad absurdum<br />

führt. Das hat das Landesarbeitsgericht<br />

Mecklenburg-Vorpommern entschieden.<br />

Ein Arbeitnehmer werde damit gehindert,<br />

Verstöße gegen den Gleich -<br />

behandlungsgr<strong>und</strong>satz im Rahmen der<br />

Lohngestaltung gegenüber dem Ar -<br />

beitgeber erfolgreich geltend zu machen,<br />

was gegen das Gr<strong>und</strong>gesetz verstößt.<br />

Ein Ange stell -<br />

ter hatte sich<br />

mit seinem<br />

Arbeitskol le -<br />

gen über die Höhe der Bezüge in der<br />

Firma <strong>und</strong> von der Unter nehmens -<br />

führung in Aussicht gestellte Änderungen<br />

unterhalten. Daraufhin erhielt er<br />

einer Abmahnung von der Fir men -<br />

leitung, weil er gegen die entsprechende<br />

Verschwie gen heits klau sel in seinem<br />

Arbeitsvertrag verstoßen habe. Dort war<br />

als Ver pflichtung formuliert, auch gegenüber<br />

anderen Firmenangehörigen die<br />

Höhe seiner Bezüge „im Interesse des<br />

Betriebsfriedens“ vertraulich zu behandeln.<br />

Das sei ein Redeverbot, das nach<br />

Auffassung der Rostocker Landes -<br />

arbeitsrichter mit der b<strong>und</strong>esdeutschen<br />

wirtschaftlicher Flexibilität“ ge recht -<br />

fertigt.<br />

Auswirkungen<br />

Der EUGH hat die deutschen Gerichte<br />

angewiesen, die Regelung in laufenden<br />

Prozessen vor Arbeitsgerichten „erforderlichenfalls<br />

unangewendet zu lassen“.<br />

Die Entscheidung des EUGH zu § 622<br />

Abs. 2 Satz 2 BGB wird aber nicht nur<br />

von Gerichten zu beachten sein, sondern<br />

auch von den Arbeitgebern <strong>und</strong><br />

Tarifvertragsparteien, die in<br />

zahlreichen Fällen die<br />

Regelung des § 622 BGB in<br />

Arbeits- oder Tarifverträge<br />

übernommen haben.<br />

Anne Kiesow, ■<br />

Quelle: EuGH vom<br />

19.1.2010,<br />

Az: C-555/07<br />

Aus gewerkschaftlicher Sicht<br />

kann man dieser Ent -<br />

scheidung nur zustimmen.<br />

Problematisch ist aber, dass<br />

der EUGH deutsche Gerichte<br />

anweist. Das ist neu, denn es<br />

gibt nach deutschem Recht<br />

kein Weisungsrecht gegenüber<br />

den nach unserer Verfassung unabhängigen<br />

Gerichten. Das gilt auch für die<br />

Arbeits gerichte.<br />

Der EUGH hat seinem berechtigten<br />

Anliegen mit seiner „Anweisung“ keinen<br />

Gefallen getan, weil er sich vielleicht<br />

den Widerstand so manchen Richters<br />

zuzieht. Statt einer Anweisung an unabhängige<br />

Gerichte hätte der EUGH die<br />

deutsche Regierung bzw. den Gesetz -<br />

geber zu einer Änderung der Rechtslage<br />

auffordern sollen.<br />

he ■<br />

Verfassung kollidiert, denn jeder Ar -<br />

beitgeber ist auch bei der Lohngestaltung<br />

dem Gleichbehandlungsgr<strong>und</strong>satz verpflichtet.<br />

Die einzige Möglichkeit für<br />

den Arbeitnehmer jedoch, seine gesetzlichen<br />

Lohnansprüche entsprechend dem<br />

Gleichbehandlungsgr<strong>und</strong>satz feststellen<br />

zu können, ist das Gespräch über die<br />

konkreten Bezüge mit den Ar beits -<br />

kollegen. Dürfte man ihm derartige<br />

Gespräche wirksam verbieten, hätte er<br />

kein Erfolg versprechendes Mittel mehr,<br />

solche Ansprüche gerichtlich geltend zu<br />

machen. Deshalb ist das Verbot unwirksam<br />

<strong>und</strong> eine Abmahnung wegen des<br />

Verstoßes dagegen unrechtmäßig.<br />

LAG MV vom 21.10.2009, ■<br />

Az. 2 Sa 237/09<br />

DAZ <strong>03</strong>/2010


Dividende ist mehr als Zinsen<br />

Neben möglichen Kursgewinnen sind<br />

die Dividenden die zweite Ein nahme -<br />

chance aus einer Aktienanlage. Wäh -<br />

rend Kursgewinne nur durch den völligen<br />

oder teilweisen Verkauf der Aktien<br />

realisiert werden können, fließen<br />

Dividenden automatisch, bei deutschen<br />

Aktien einmal jährlich, wenn sie von<br />

der Hauptversammlung der Ak tien -<br />

gesellschaft denn beschlossen werden.<br />

Risiko<br />

Eine hohe Dividende ist aber nicht<br />

automatisch ein „guter“ Gewinn – hier<br />

gilt: Dividendensicherheit geht vor<br />

Dividendenrendite! Denn nach der<br />

Dividendenzahlung sinkt der Aktien -<br />

kurs in der Regel ab (Dividen den -<br />

abschlag). Er wird nicht bei allen<br />

Gesellschaften wieder aufgeholt sondern<br />

führt zu einem dauernden Kurs -<br />

verlust. Benötigt man das angelegte<br />

Geld kurzfristig, kann die Geldanlage<br />

trotz einer hohen Dividendenrendite zu<br />

einem Verlust führen.<br />

Gesellschaften verwenden den erwirtschafteten<br />

Gewinn einerseits, um daraus<br />

eine Dividende an die Aktionäre<br />

auszuschütten, andererseits aber auch<br />

zur Innenfinanzierung des künftigen<br />

Geschäfts. Positiv ist es, wenn nur ein<br />

Teil des Gewinns als Dividende gezahlt<br />

wird, weil der Rest in die Zukunft der<br />

Gesellschaft investiert wird <strong>und</strong> deren<br />

inneren Wert erhöht. Der Dividen den -<br />

✁<br />

DAZ <strong>03</strong>/2010<br />

Aktionärvereinigung<br />

Auftrag zur Ausstellung von Eintritts- u. Stimmkarten für<br />

Hauptversammlungen<br />

(für Inhaberaktien)<br />

Absender:<br />

Depot-Nummer:<br />

Datum:<br />

Unterschrift:<br />

abschlag wird dann<br />

meist schnell wieder<br />

aufgeholt, man könnte ohne Kurs -<br />

verlust auch wieder verkaufen.<br />

Vorsicht ist aber geboten, wenn der<br />

ganze Gewinn ausgeschüttet wird, denn<br />

durch die völlige Ausschüttung wird<br />

jedenfalls verhindert, dass der innere<br />

Wert des Unternehmens steigt. Das verhindert<br />

eine positive Kursentwicklung.<br />

Wird aber eine Dividende ausgeschüttet,<br />

die im zurückliegenden Ge schäfts -<br />

jahr gar nicht verdient wurde, sollte<br />

man die Finger von dieser Aktie lassen.<br />

Dividende ist auch mehr als Zinsen<br />

Die Formel für die Dividendenrendite<br />

lautet „Dividende x 100 geteilt durch Ak -<br />

tien kurs“, der Faktor Zeit bleibt außen<br />

vor. Das bedeutet, dass die Dividen den -<br />

rendite im Vergleich mit einer allgemeinen<br />

Jahreszinsrechnung viel höher ist:<br />

Wir kaufen Anfang Mai <strong>und</strong> erhalten<br />

die Dividende schon Ende Mai, also für<br />

einen Zeitraum von vier Wochen.<br />

Theoretisch könnten wir nach dem<br />

Dividendenzahltag die Aktie sofort verkaufen<br />

<strong>und</strong> eine neue dividendenträchtige<br />

kaufen. Das klappt in der Regel<br />

wegen des Dividendenabschlags nicht,<br />

vielleicht aber in einigen Monaten.<br />

Aktien sind also eine gute, wenn auch<br />

nicht risikofreie Geldanlage.<br />

Jörg Hebsacker ■<br />

Stellv. Vorsitzender der<br />

<strong>DHV</strong>-Aktionärvereinigung<br />

Hiermit beauftrage ich Sie, alle Stimmkarten<br />

(Eintrittskarten) für meine im Depot Ihres Instituts<br />

verwahrten Aktien zu den Hauptversammlungen<br />

auf die<br />

<strong>DHV</strong>-Aktionärvereinigung e. V.<br />

Postfach 261351<br />

205<strong>03</strong> Hamburg<br />

auszustellen <strong>und</strong> der Aktionärvereinigung ohne<br />

weitere Aufforderung zu übersenden. Ich bin<br />

damit einverstanden, dass Sie der Aktionärvereinigung<br />

meinen Namen mit Adresse sowie den<br />

Nominalbetrag der Stimmkarten bekannt geben.<br />

Der Aktionärvereinigung habe ich gleichzeitig<br />

Vollmacht zur Ausübung der Stimmrechte erteilt.<br />

Sollte ich die Vollmacht widerrufen, verpflichte<br />

ich mich, Ihnen dies unverzüglich<br />

mitzuteilen.<br />

Private Equity –<br />

Kapitalbeteiligung an<br />

aufstrebenden Firmen<br />

Private Equity nennt man die Kapitalbe -<br />

teiligung an einem Unternehmen mit<br />

einem erfolgversprechenden Konzept,<br />

das für seine Entwicklung zunächst<br />

Kapital von Investoren be nötigt, um zu<br />

einem späteren Zeitpunkt den wirtschaftlichen<br />

Erfolg mit den Kapital -<br />

gebern zu teilen. Das Konzept Private<br />

Equity ist in der Regel eine Kapitalunter -<br />

stützung auf Zeit.<br />

Diese Form der Kapitalbeteiligung unterscheidet<br />

sich vom Venture Capital.<br />

Dieses wird Unternehmen in der Grün -<br />

dungsphase zur Verfügung gestellt <strong>und</strong><br />

ist daher mit einem vergleichsweise<br />

höheren Risiko behaftet. Private Equity<br />

hingegen wird das In vestment in erfahrene,<br />

bereits etablier te Unternehmungen<br />

genannt, die zur Verwirklichung ihres<br />

Geschäftsmodells Kapital benötigen.<br />

Viele aufstrebende Unternehmen sind<br />

(noch) nicht börsen notiert. Sie können<br />

sich also das benötigte Kapital nicht über<br />

eine Kapitalerhöhung am Finanzmarkt<br />

beschaffen. Auch eine Beteiligung an<br />

diesen Un ternehmen ist nicht ohne weiteres<br />

möglich. Hier liegt die Aufgabe der<br />

Private-Equity-Beteiligungen. Sie erfolgen<br />

nicht über die Börsen, sondern im<br />

direkten Kontakt mit den Unternehmen.<br />

Spekulative Effekte spielen daher für<br />

Private Equity keine Rolle; die Ent -<br />

wicklung des Unternehmens selbst steht<br />

im Mittelpunkt.<br />

Durch die Bereitstellung von Kapital für<br />

Unternehmen nehmen Private- Equity-<br />

Kapitalgeber eine wichtige Rol le in der<br />

Wirtschaft bzw. in der wirt schaftlichen<br />

Entwicklung ein. Häufig wird dieses<br />

Kapital zur Unterstützung von Inves ti -<br />

tionen eingesetzt, die die nachhaltige<br />

Entwicklung eines Unter nehmens fördern<br />

<strong>und</strong> dadurch nicht nur Arbeitsplätze<br />

sichern, sondern die Schaffung neuer<br />

Arbeitsplätze erst ermöglicht.<br />

In jüngster Vergangenheit wurden<br />

Private-Equity-Fonds als Arbeitsplatz<strong>und</strong><br />

Unternehmensvernichter bezeich -<br />

net. Sicherlich gibt es auch in der Be -<br />

teiligungsbranche schwarze Schafe. Eine<br />

pauschale Verurteilung wäre jedoch<br />

falsch. Unternehmen, an denen sich<br />

Private -Equity-Gesellschaften beteiligen,<br />

stei gern in der Regel die Anzahl der Ar -<br />

beitsplätze <strong>und</strong> steigern den Unterneh -<br />

menswert.<br />

■<br />

19


20<br />

<strong>DHV</strong>-Tarifabschlüsse<br />

Branchen-/ Flächentarifverträge<br />

(alphabetisch):<br />

Ersatzkassen:<br />

Barmer GEK<br />

Ergänzungstarifvertrag Nr. 1 zum<br />

Vereinigungstarifvertrag<br />

KKH – Allianz<br />

Tarifliche Regelungen für Regionalleiter<br />

– Anlage 1 zum KKH-Allianz<br />

Tarifvertrag für den Vertrieb<br />

TK – Techniker Krankenkasse<br />

Änderungstarifvertrag <strong>03</strong>/09 zum TV<br />

Gestaltung der Lebensarbeitszeit<br />

Änderungstarifvertrag 01/10 zum TV<br />

Altersteilzeit<br />

Änderungstarifvertrag 02/10 zum TKT<br />

AWO Arbeitgeberverband Thüringen<br />

e.V.<br />

Rahmentarifvertrag mit Anlagen 1–6<br />

Zusatztarifvertrag Nr. 1 über eine<br />

Sonderzahlung<br />

Zusatztarifvertrag Nr. 2 über die<br />

Qualifizierung<br />

Gewerkschaftsarbeit<br />

Groß- <strong>und</strong> Außenhandel<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Lohn- sowie Gehaltstarifvertrag einschl.<br />

Ausbildungsvergütungen,<br />

Holz- <strong>und</strong> kunststoffverarbeitendes<br />

Handwerk<br />

(Tischlerhandwerk) Bayern<br />

Gehaltstarif- <strong>und</strong> Lohntarifvertrag,<br />

Tarifvertrag für Auszubildende<br />

Metall- <strong>und</strong> Elektroenergie<br />

des Saarlandes<br />

Tarifvertrag „Zukunft Arbeit“<br />

Entgelttarifvertrag einschl.<br />

Ausbildungsvergütungen<br />

Haus-/ Firmen- u. Verbandstarifverträge:<br />

Norisbank GmbH<br />

Manteltarifvertrag, Gehaltstarifvertrag,<br />

Vermögensbildungs-Tarifvertrag<br />

Tarifgemeinschaft Christlicher<br />

Gewerkschaften für Zeitarbeit <strong>und</strong><br />

PSA<br />

AMP – Arbeitgeberverband<br />

Mittelständischer Personaldienstleister<br />

e.V., Berlin<br />

Information für die Mitglieder der<br />

CGB-<strong>DHV</strong>-Gruppensterbegeldversicherung<br />

In den Zeitungen war viel über die<br />

Reform des Versicherungs vertrags -<br />

gesetzes zu lesen. In diesem Zusam -<br />

menhag haben wir mit unserem<br />

Vertragspartner, der DBV (Deutsche<br />

Beamtenversicherung Lebens ver -<br />

sicherung AG), vereinbart, dass wir<br />

unseren Informationsservice zur<br />

Sterbegeldversicherung weiter verbessern.<br />

Bisher mussten Sie sich bei der<br />

DBV nach dem aktuellen Stand ihrer<br />

Sterbegeldversicherung erk<strong>und</strong>igen.<br />

Jetzt können Sie sich direkt an uns<br />

wenden, wenn Sie etwas über Ihre<br />

Versicherung erfahren möchten.<br />

Bezirkspersonalrat des<br />

DAK Geschäftsgebietes<br />

Nord<br />

Bei der Wahl zum Bezirkspersonalrat des<br />

Geschäftsgebietes Nord der DAK erzielte<br />

die <strong>DHV</strong> zwei Sitze. Dieses ist im<br />

Zuge der Umstrukturierungen bei der<br />

DAK neu gebildet worden <strong>und</strong> umfasst<br />

die B<strong>und</strong>esländer Niedersachsen,<br />

Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein<br />

Schicken Sie uns einen Brief, ein Fax<br />

oder eine Email. Sie erhalten dann<br />

umgehend die gewünschte Infor ma -<br />

tion von uns.<br />

CGB-DBV-Vertragsverwaltung,<br />

CGB-DBV Vertragsverwaltung<br />

Rudolf Hausruckinger<br />

Wiesengr<strong>und</strong> 2,<br />

83620 Feldkirchen-Westerham<br />

Telefon: 0171-3338868<br />

Fax: 08063/8531;<br />

E-mail:<br />

Rudolf.Hausruckinger@gcgot.de<br />

<strong>und</strong> Mecklenburg-Vorpommern. Auf -<br />

gr<strong>und</strong> der Neubildung waren Perso -<br />

nalratswahlen außerhalb des erst für<br />

2012 anstehenden Personalrats wahl -<br />

termins notwendig geworden. Die <strong>DHV</strong>-<br />

Liste mit dem Motto „persönlich, partnerschaftlich,<br />

praxisnah!“ konnte einen<br />

Stimmenanteil von r<strong>und</strong> 17 % erzielen<br />

<strong>und</strong> entsendet mit Anette Brandt-Siegert<br />

aus Hameln <strong>und</strong> Volker Battermann aus<br />

Oldenburg zwei Vertreter in den<br />

Bezirkspersonalrat.<br />

■<br />

■<br />

Manteltarifvertrag<br />

Manteltarifvertrag f. Auszubildende<br />

Entgeltrahmentarifvertrag<br />

Entgelttarifvertrag – West<br />

Entgelttarifvertrag – Ost<br />

Beschäftigungssicherungstarifvertrag<br />

PDZ Personaldienste & Zeitarbeit<br />

GmbH, Darmstadt<br />

Manteltarifvertrag <strong>und</strong> Entgelttarifvertrag<br />

Der Umfang <strong>und</strong> der organisatorische<br />

Ablauf unserer Tarifarbeit führen dazu,<br />

dass die abgeschlossenen Tarifverträge nur<br />

mit einer zeitlichen Verzögerung <strong>und</strong> auch<br />

nicht immer vollständig veröffentlicht werden<br />

können. Dafür bitten wir um<br />

Verständnis.<br />

<strong>DHV</strong>- <strong>und</strong> medsonet-Mitglieder können die<br />

Tarifverträge bei ihrer zuständigen<br />

Landesgeschäftsstelle, bzw. bei unserer<br />

Hauptgeschäftsstelle in Hamburg anfordern.<br />

Alle Mitglieder, die ihren Arbeitgeber<br />

gewechselt haben, bitten wir, uns dies<br />

unverzüglich mitzuteilen. Nur dann sind wir<br />

in der Lage, ihnen die richtigen<br />

Tarifverträge bzw. Tarifinformationen zuzustellen.<br />

Abt. Tarifpolitik ■<br />

Metro: <strong>DHV</strong> mit histori -<br />

schem Wahlergebnis bei<br />

GBR-Wahlen<br />

Das beste Ergebnis seit Bestehen des<br />

Betriebsrates konnte die <strong>DHV</strong> bei den<br />

Wahlen zum Gesamtbetriebsrat bei der<br />

METRO verbuchen:<br />

Im 25-köpfigen Gesamtbetriebsrat<br />

sind 7 <strong>DHV</strong>-Mitglieder vertreten! Das<br />

ergibt einen Stimmenanteil von 28 %!<br />

Die <strong>DHV</strong>-Mitglieder im Gesamt betriebs -<br />

rat: Matthias Kolberg, HH-Altona<br />

Paul Loyo, Koblenz<br />

Christian Brüggemann, Frankfurt<br />

Angelika Will, Düsseldorf<br />

Dieter Steinbach, Köln-Godorf<br />

Heike Süllwold, Krefeld<br />

Andreas Stöhr, Siegen<br />

Zusätzlich wurden Dieter Steinbach <strong>und</strong><br />

Angelika Will in den Konzernbetriebsrat<br />

der METRO AG entsandt.<br />

Die Wahlen zum Gesamtbetriebsrat sind<br />

der Abschluss der Betriebsratswahlen<br />

beim Metro-Konzern. Zumeist wurden<br />

die zahlreichen <strong>DHV</strong>-Mitglieder in<br />

Persönlichkeitswahlen neu bzw. wiedergewählt.<br />

■<br />

DAZ <strong>03</strong>/2010


Ges<strong>und</strong>heitspolitisches<br />

Symposium in Schwerin<br />

Zum mittlerweile dritten Mal hatte das<br />

Bildungswerk der Konrad-Adenauer-<br />

Stiftung (KAS) in Mecklenburg-Vor -<br />

pommern am 19. <strong>und</strong> 20. März 2010<br />

zum Ges<strong>und</strong>heitspolitischen Symposium<br />

nach Schwerin geladen. Auch in diesem<br />

Jahr fand die Veranstaltung in Zusam -<br />

menarbeit mit der Gesellschaft für internationale<br />

Sozialpolitik (GefiS) statt.<br />

Der stellvertretende <strong>DHV</strong>-Aufsichts -<br />

ratsvorsitzende Jügen Fremmer für die<br />

GefiS <strong>und</strong> die Leiterin des KAS in<br />

Mecklenburg-Vorpommern begrüßten<br />

die zahlreichen Gäste aus nahezu allen<br />

Bereichen des Ges<strong>und</strong>heitswesens. Die<br />

Teilnehmer hatten sich in diesem Jahr<br />

zum Ziel gesetzt, über die Weichen -<br />

† Helmut Stein<br />

Nach langer, geduldig <strong>und</strong> mit großem<br />

Mut ertragener Krankheit ist am<br />

28.4.2010 unser Kollege <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong><br />

DAZ <strong>03</strong>/2010<br />

Helmut Stein<br />

verstorben. Als Diplomkaufmann war<br />

er Studiendirektor <strong>und</strong> stellvertretender<br />

Leiter einer Berufsschule. Im<br />

ersten Nebenberuf war er Herausgeber<br />

verschiedener berufsbezogener Zeit -<br />

schrif ten <strong>und</strong> Autor mehrer Bücher<br />

<strong>und</strong> zahlreicher Veröffentlichungen,<br />

die zumeist in dem kaufmännischen<br />

Fachverlag Gabler erschienen.<br />

Seinen zweiten Nebenberuf fand er in<br />

der <strong>DHV</strong>, vor ungefähr 35 Jahren in<br />

der Redaktion unserer Verbands-/Ge -<br />

werk schaftszeitschrift – zuerst der<br />

Deut schen <strong>Handels</strong>wacht <strong>und</strong> später in<br />

unserer Deutschen Angestellten -<br />

zeitung. Er war der Fachautor für<br />

HJAV-Wahl BARMER GEK<br />

Bei der Wahl zur Hauptjugend- <strong>und</strong> Aus -<br />

zubildendenvertretung (HJAV) der BAR-<br />

MER GEK hat die <strong>DHV</strong> ein gutes Er -<br />

gebnis erzielt. Unsere Liste mit dem Motto<br />

„<strong>DHV</strong> – Gemeinsam für Deine Sicherheit<br />

bei der BARMER GEK“ erreichte mit 94<br />

von 455 gültigen Stimmen einen Anteil<br />

von 20,65 %. Mit Corina Gassner <strong>und</strong><br />

Sebastian Fritzlar aus der Haupt ver -<br />

waltung Wuppertal sitzen zwei <strong>DHV</strong>-<br />

Vertreter in der elfköpfigen HJAV.<br />

■<br />

Gewerkschaftsarbeit<br />

stellung einer neuen Ges<strong>und</strong> -<br />

heitspolitik nach der B<strong>und</strong>es -<br />

tagswahl zu diskutieren.<br />

Höhepunkt der Veranstaltung war<br />

eine Podiumsdiskussion, zu der<br />

Ges<strong>und</strong> heits politiker verschiedener<br />

Parteien geladen waren. Im Mittelpunkt<br />

des Streitgespräches stand einmal mehr<br />

die Finanzierung, wobei die allseits<br />

bekannten Positionen aufeinander trafen.<br />

Harald Terpe von den Grünen sah neben<br />

der Finanzierung ein weiteres Problem<br />

im Ärztemangel. Der CDU-Politiker<br />

Diet rich Monstadt plädierte dafür, die<br />

Ergebnisse der Ges<strong>und</strong> heitskommission<br />

abzuwarten <strong>und</strong> dann unter Berück -<br />

sichtigung der wirtschaftlichen Gesamt -<br />

entwicklung flexibel zu agieren. Armin<br />

Lang, SPD, nahm die Ges<strong>und</strong>heitskosten<br />

als Zukunfts inves titionen wahr, wogegen<br />

Martina Bunge von den „Linken“ Frauen<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich benachteiligt sah.<br />

Fragen der beruflichen Bildung <strong>und</strong><br />

darüber hinaus vieler Veröffent -<br />

lichungen mit berufs- <strong>und</strong> gesellschaftspolitischen<br />

Themen. An fangs<br />

der 70-er-Jahre entwickelte er gemeinsam<br />

mit dem heutigen B<strong>und</strong>es -<br />

vorsitzenden Jörg Hebsacker den<br />

modernen <strong>DHV</strong>-Berufswettkampf.<br />

Seit her war er der pädagogische Leiter<br />

dieses b<strong>und</strong>esweiten freiwilligen<br />

Leistungswettbewerbs für den kaufmännischen<br />

Nachwuchs. In An er -<br />

kennung seines umfangreichen ehrenamtlichen<br />

Einsatzes wurde er mit dem<br />

B<strong>und</strong>esverdienstkreuz ausgezeichnet.<br />

Dieses Nachwort trifft auf unseren<br />

Kollegen Helmut Stein uneingeschränkt<br />

zu. So wurde er zum Vorbild<br />

für viele der ehren- <strong>und</strong> hauptamtlichen<br />

Mitarbeiter der <strong>DHV</strong>, mit denen<br />

er zu tun hatte. Wir werden ihm ein<br />

ehrendes Andenken bewahren.<br />

<strong>DHV</strong> – Hauptvorstand ■<br />

Glückwunsch<br />

Aus Platz gründen können wir an dieser<br />

Stelle nicht jede erfolgreiche Betriebsoder<br />

Personal ratswahl dokumentieren,<br />

denn es wird ja derzeit landauf landab in<br />

den Betrieben <strong>und</strong> Verwaltungen<br />

gewählt; <strong>und</strong> unzählige <strong>DHV</strong>-Kandi -<br />

daten sind daran beteiligt oder bereits<br />

gewählt.<br />

Unser Glückwunsch an die hier er -<br />

wähnten Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen gilt<br />

daher auch für die vielen ungenannten<br />

Betriebs- <strong>und</strong> Personalräte. Wir wün-<br />

Einig waren sich alle Politiker in dem<br />

Punkt, dass Ges<strong>und</strong>heit teurer wird, die<br />

Finanzierungsfrage hingegen völlig<br />

offen sei.<br />

Im Fazit des Symposiums lässt sich feststellen,<br />

dass die Finanzierung das<br />

Gr<strong>und</strong>problem des Ges<strong>und</strong>heitswesens ist.<br />

Insgesamt überwogen die Positionen,<br />

lohnabhängige Beiträge in der Kran -<br />

kenversicherung beizubehalten. Mög -<br />

licherweise ergibt sich hieraus aber auch<br />

ein Zusammenspiel von Zwangssystem<br />

<strong>und</strong> persönlicher Beteiligung, aus einer<br />

Gr<strong>und</strong>versorgung <strong>und</strong> freiwilliger Zu -<br />

satzvorsorge. Die gegenwärtige Plan -<br />

wirtschaft im Ges<strong>und</strong>heitswesen führt<br />

jedenfalls zu einer Blockade statt zu<br />

einer Entfaltung des Ges<strong>und</strong> heits -<br />

systems.<br />

LBr ■<br />

schen ihnen für ihre verantwortungsvolle<br />

Arbeit im Interesse ihrer Kollegen viel<br />

Erfolg <strong>und</strong> eine allzeit glückliche Hand!<br />

Wir wollen ihnen als Gewerkschaft ein<br />

verlässlicher Partner bei der Erfüllung<br />

ihrer Aufgaben sein <strong>und</strong> ihnen mit Rat<br />

<strong>und</strong> Tat zur Verfügung stehen. Dazu<br />

gehört auch das umfangreiche Bildungs -<br />

angebot unserer Bildungsstätten in ganz<br />

Deutschland. Die Arbeitgeber sind zur<br />

Übernahme der Kosten verpflichtet!<br />

Stichwort unbekannte<br />

Betriebs-/ Personalräte<br />

Zumeist haben wir von den Kandi da -<br />

turen unserer Mitglieder für Be triebsoder<br />

Personalratsseminare keine Kennt -<br />

nis, es sei denn, sie hätten uns um Hilfe<br />

gebeten oder es wären Listenwahlen, an<br />

denen eine <strong>DHV</strong>-Liste beteiligt ist. Im<br />

Klartext: Von unseren Seminar- <strong>und</strong><br />

Betreuungs angeboten können wir nur<br />

die Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen informieren,<br />

die sich bei uns gemeldet haben.<br />

Also:<br />

Wir bitten alle neu- oder wiedergewählten<br />

Betriebs- <strong>und</strong> Personalräte um eine<br />

kurze Nachricht über ihre Wahl, formlos:<br />

schriftlich, per Fax oder Mail oder<br />

auch telefonisch! Dies gilt auch für<br />

Jugend- oder Behindertenvertreter oder<br />

andere Mandate innerhalb der Betriebs<strong>und</strong><br />

Personalräte.<br />

<strong>DHV</strong> – die Berufsgewerkschaft<br />

Droopweg 31, 20537 Hamburg<br />

Telefon 040 – 632802–0<br />

Telefax 040 – 632802–25<br />

Mail <strong>DHV</strong>@dhv-cgb.de ■<br />

21


Bares Geld für die Renten:<br />

Jahresmeldung prüfen!<br />

Bis Mitte April müssten alle Arbeit -<br />

nehmer von ihrem Arbeitgeber die<br />

„Jahresmeldung 2009“ erhalten haben,<br />

deren Daten auch dem zuständigen<br />

Rentenversicherungsträger übermittelt<br />

werden. Sie ist der Nachweis über den<br />

Bruttoverdienst <strong>und</strong> die Beschäfti gungs -<br />

zeiten des zurückliegenden Jahres. Aus<br />

den Daten der Jahresmeldung wird die<br />

spätere Rente berechnet. Fehlerhafte<br />

Angaben können sich somit unmittelbar<br />

auf die Rentenhöhe auswirken.<br />

Für Sie gelesen<br />

Weiße Kittel – Dunkle Geschäfte / Im<br />

Kampf gegen die Ges<strong>und</strong>heitsmafia<br />

Dina Michels, Chefermittlerin einer großen<br />

Krankenkasse (KKH-Allianz: die<br />

Redaktion), deckt mit einem neunköpfigen<br />

Team – wenn nötig <strong>und</strong>ercover – die<br />

illegalen Machenschaften von Leistungs -<br />

anbietern auf. In ihrem Buch berichtet<br />

sie von kriminellen Netzwerken im<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesen. Von Betrug, Be -<br />

stechung <strong>und</strong> Korruption bei Ärzten,<br />

Apotheken, Physiotherapeuten, Sanitäts<strong>und</strong><br />

Krankenhäusern.<br />

Niemand trauen wir so sehr wie Men -<br />

schen in weißen Kitteln – es muss wohl<br />

am Ruf des selbstlosen Heilers liegen, so<br />

das Buch. Die Wahrheit, so Dina<br />

- Anzeige -<br />

An die<br />

<strong>DHV</strong>-Aktionärvereinigung e.V.<br />

Droopweg 31, 20537 Hamburg, Postfach 26 13 51, 205<strong>03</strong> Hamburg<br />

http://www.dhv-cgb.de/aktionaervereinigung • eMail: aktie@dhv-cgb.de<br />

22<br />

Forum<br />

Ich erkläre hiermit ab meinen Beitritt zur<br />

<strong>DHV</strong>-Aktionärvereinigung e.V.<br />

Den Jahresbeitrag von Euro 6,00:<br />

■ überweise ich auf das Konto 435 856<br />

bei der Evangelischen Darlehensgenossenschaft (BLZ: 210 602 37)<br />

■ bitte ich von meinem Konto abzubuchen:<br />

Kto.-Nr.: bei: BLZ:<br />

Zuname/Vorname: geb. am:<br />

Anschrift Tel. (priv.):<br />

tätig in Firma/Dienststelle:<br />

als: Tel. (gesch.): Fax:<br />

Ort/Datum Unterschrift<br />

Die Deutsche Rentenversicherung<br />

(DRV) empfiehlt, alle Angaben in<br />

der Jahresmeldung zu prüfen; wichtig<br />

sind dabei:<br />

◆ der Name<br />

◆ das Geburtsdatum<br />

◆ die Anschrift<br />

◆ die Versicherungsnummer<br />

◆ die Beschäftigungsdauer<br />

◆ die Höhe des Verdienstes<br />

Aus der Verdiensthöhe <strong>und</strong> der<br />

Beschäftigungsdauer wird die spätere<br />

Rente berechnet, die anderen Daten dienen<br />

der exakten Zuordnung, damit nichts<br />

Michels ist: Viele Profis in Weiß verfolgen<br />

ihre ganz eigenen Interessen <strong>und</strong><br />

schrecken, so Michels, auch vor kriminellen<br />

Methoden nicht zurück. Ein spannendes<br />

<strong>und</strong> angesichts der Finanzkrise<br />

im Ges<strong>und</strong>heitswesen auch aktuelles<br />

Buch darüber, wie Krankheit <strong>und</strong><br />

mensch liches Schicksal zu Geld ge -<br />

macht werden. Laut Transparency<br />

International streichen die Täter in<br />

Deutschland jährlich mehrere Milliarden<br />

Euro ein.<br />

Dina Michels, Weiße Kittel – Dunkle<br />

Geschäfte/Im Kampf gegen die<br />

Ges<strong>und</strong>heitsmafia<br />

Rowohlt – Berlin Verlag GmbH, Berlin<br />

208 Seiten – Preis: j 16,90<br />

ISBN: 978 3 87134 6439<br />

■<br />

AUFNAHMEANTRAG<br />

falsch läuft. Unstimmigkeiten sollten<br />

daher umgehend dem Arbeitgeber oder<br />

der zuständigen Krankenkasse mitgeteilt<br />

werden, denn über diese werden die<br />

Meldungen an den Renten versiche -<br />

rungsträger übermittelt.<br />

Der Versicherungsnachweis ist für die<br />

Arbeitnehmer die Bestätigung, dass die<br />

für die spätere Rentenversicherung wichtigen<br />

Daten an die DRV gemeldet worden<br />

sind. Er sollte deshalb bei den<br />

Rentenunterlagen aufbewahrt werden.<br />

Leserbrief<br />

zu „Armer, alter Blüm“<br />

„Ich habe ihren kurzen Artikel mit großer<br />

Freude gelesen, was ich in diesem<br />

Fall nicht unerwähnt lassen will.<br />

Meine – seit längeren gegenüber dem<br />

„Rentenlügner“ Herrn Blüm – bestehende<br />

Abneigung bestätigt sich wieder<br />

einmal.<br />

Ich hoffe wie Sie, dass er endlich von<br />

der Bildfläche (im wahrsten Sinne des<br />

Wortes) verschwindet, da ich es schon<br />

nicht verstehen kann, dass er immer<br />

wieder mal von den (Fernseh-) Medien<br />

eingeladen wird, seine unpassenden<br />

Kommentare <strong>und</strong> Meinungen zu verbreiten.<br />

H.J.K.<br />

(Name <strong>und</strong> Anschrift der Redaktion<br />

bekannt)<br />

Deutsche<br />

Angestellten<br />

Zeitung<br />

Herausgeber:<br />

<strong>DHV</strong> – Die Berufsgewerkschaft im CGB (Sitz Hamburg)<br />

Droopweg 31, 20537 Hamburg<br />

Schriftleitung: Jörg Hebsacker (he)<br />

Mitarbeit: Lucas Breuckmann (LBr), Jürgen Fremmer,<br />

Anne Kiesow, Thomas Ringleb, Hening Röders (rö)<br />

Verlag <strong>und</strong> Anzeigenverwaltung:<br />

<strong>DHV</strong>-Dienstleistungs GmbH<br />

Telefon: (0 40 ) 63 28 020<br />

Telefax: (0 40 ) 63 28 0218<br />

eMail: GmbH@dhv-cgb.de<br />

Internet: www.dhv-cgb.de<br />

Satz: Copy-Druck GmbH, Hamburg<br />

Druck: WL-Druck, Seevetal<br />

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.<br />

Bezugspreis: Jährlich 12 Euro.<br />

Für <strong>DHV</strong>-Mitglieder durch den Verbandsbeitrag<br />

abgegolten.<br />

Gültige Anzeigenpreisliste Nr. 6 vom 1. Juli 20<strong>03</strong>.<br />

■<br />

DAZ <strong>03</strong>/2010


<strong>DHV</strong> – Die Berufsgewerkschaft Nr. 3 · Mai 2010<br />

<strong>DHV</strong>-Berufswettkampf in Zahlen / BWK-Statistik: 2010<br />

Teilnehmerzahlen (2006 bis 2010) 2009 2010<br />

insgesamt 9.186 9.091<br />

davon weiblich 69,90 % 66,40 %<br />

davon männlich 30,10 % 33,60 %<br />

Aufteilung nach Wirtschaftssparten (Ausbildungsberufe)<br />

Einzelhandel 6,76 % 9,05 %<br />

Großhandel 13,70 % 11,16 %<br />

Industrie 31,23 % 32,63 %<br />

Banken/Sparkassen 13,14 % 10,99 %<br />

Versicherungen 1,56 % 2,68 %<br />

Spedition 10,14 % 9,05 %<br />

Bürokaufmann/-frau 15,27 % 15,83 %<br />

Kaufmann -frau f. Bürokommunikation 7,32 % 7,75 %<br />

Reiseverkehr 0,88 % 0,86 %<br />

Ausbildungsstand (Ausbildungsende der Teilnehmer)<br />

Juli–September 2012 (1. Ausbildungsj.) 14,32 % 9,56 %<br />

Januar–Februar 2012 (1. Ausbildungsj.) 6,73 % 7,76 %<br />

Juli–September 2012 (2. Ausbildungsj.) 37,95 % 37,28 %<br />

Januar–Februar 2011 (2. Ausbildungsj.) 6,04 % 12,65 %<br />

Juli–September 2010 (3. Ausbildungsj.) 34,85 % 32,63 %<br />

Januar–Februar 2010 (3. Ausbildungsj.) 0,11 % 0,12 %<br />

251 Teilnehmer am Berufswettkampf in Bremen<br />

Zum traditionellen Leistungstest für kaufmännische Auszu -<br />

bildende, der im Hörsaalgebäude der Universität Bremen stattfand,<br />

konnte Wettkampfleiterin Susanne Beringhoff 251<br />

Teilnehmer aus 123 Ausbildungsbetrieben begrüßen. 118<br />

kamen aus Bremen, 132 aus 57 Städten <strong>und</strong> Gemeinden des<br />

niedersächsischen Umlandes. Sie nahmen Anfahrtswege von<br />

bis zu 70 Kilometern in Kauf, um sich vor der Zwischen- oder<br />

Abschlussprüfung der IHK einen Überblick über ihren<br />

Leistungsstand zu verschaffen.<br />

Die <strong>DHV</strong> sieht hierin einen deutlichen Beleg der Mobilität<br />

<strong>und</strong> der Leistungsbereitschaft der Jugendlichen; Tugenden, die<br />

gerade angesichts der problematischen Wirtschafts- <strong>und</strong><br />

Arbeits marktlage von wachsender Bedeutung sind.<br />

Der diesjährige Berufswettkampf fand am 25. Mai seinen krönenden<br />

Abschluss mit dem Empfang der Wettkampfsieger<br />

durch den Präsidenten der Bremischen Bürgerschaft.<br />

■<br />

Impressum:<br />

Blätter für junge Kaufleute-<br />

Stimme der <strong>DHV</strong>-Jugend<br />

Herausgeber:<br />

B<strong>und</strong> der Kaufmannsjugend im <strong>DHV</strong><br />

B<strong>und</strong>esjugendführung<br />

20537 Hamburg<br />

kaufmannsjugend@dhv-cgb.de<br />

Für den Inhalt<br />

verantwortlich:<br />

Henning Röders<br />

DAZ <strong>03</strong>/2010<br />

B<strong>und</strong> der Kaufmannsjugend im <strong>DHV</strong><br />

BLÄTTER FÜR<br />

JUNGE KAUFLEUTE<br />

Berufswettkampf<br />

2010<br />

Ein sehr gutes BWK-Ergebnis in Bamberg<br />

In der Graf-Staufenberg-Wirtschafts schule haben dieses Jahr<br />

wieder 140 Berufsbewerber aus sechs Abschluss klassen am<br />

Berufs wettkampf der <strong>DHV</strong> teilgenommen.<br />

Die Teilnehmer, die gute <strong>und</strong> sehr gute Ergebnisse erzielt<br />

hatten, wurden mit Sachpreisen ausgezeichnet.<br />

So erhielt der beste Teilnehmer aus dem Wettkampfort<br />

Bamberg nicht nur einen Buchpreis der Stadt Bamberg, sondern<br />

auch eine Fahrt zum Landtag nach München. Die<br />

besten Teilnehmer aus dem Landkreis Bamberg wurden mit<br />

Buchpreisen vom Landrat geehrt. Auch der Landkreisbeste<br />

erhielt eine Ein ladung zum Landtagsbesuch nach München.<br />

Der Bezirksvorsitzende der <strong>DHV</strong> Willi Kaiser betonte, dass<br />

der Wettbewerb die ideale Vorbereitung auf Prüfungen sei.<br />

■<br />

23


Deutsche Angestellten Zeitung<br />

Verlag: <strong>DHV</strong>-Dienstleistungs GmbH<br />

Postfach 261351, 205<strong>03</strong> Hamburg<br />

Postvertriebsstück C 2223 F, Deutsche Post AG<br />

Entgelt bezahlt<br />

ISSN 0178-6717<br />

Betriebsratsseminare<br />

Gr<strong>und</strong>lagenseminare für Betriebsräte<br />

Betriebverfassungsgesetz<br />

Termin: 15.06.2010 - 18.06.2010<br />

Ort: Bremerhaven Bildungsstätte<br />

Nordwest (Bremen)<br />

Termin: 16.06.2010 - 18.06.2010<br />

Ort: Genthin<br />

Bildungsstätte Mitteldeutschland<br />

Termin: 16.06.2010 - 18.06.2010<br />

Ort: Nürnberg, Bildungsstätte Bayern<br />

Termin: 16.06.2010 - 18.06.2010<br />

Ort: München, Bildungsstätte Bayern<br />

Termin: 23.06.2010 - 25.06.2010<br />

Ort: Elzach-Oberprechtal<br />

Bildungsstätte Südwest<br />

Termin: 23.06.2010 - 25.06.2010<br />

Ort: Würzburg, Bildungsstätte Bayern<br />

Termin: 23.06.2010 - 25.06.2010<br />

Ort: Regensburg, Bildungsstätte Bayern<br />

Termin: 30.06.2010 - 02.07.2010<br />

Ort: Fürstenberg<br />

Bildungsstätte Südwest<br />

Termin: 05.07.2010 - 09.07.2010<br />

Ort: Hamburg, Bildungsstätte<br />

Rheinland-Pfalz/Saar<br />

Termin: 07.07.2010 - 09.07.2010<br />

Ort: Fürstenberg<br />

Bildungsstätte Südwest<br />

Termin: 21.07.2010 - 23.07.2010<br />

Ort: Elzach-Oberprechtal<br />

Bildungsstätte Südwest<br />

Termin: 08.09.2010 - 10.09.2010<br />

Ort: Fürstenberg<br />

Bildungsstätte Südwest<br />

Termin: 22.09.2010 - 24.09.2010<br />

Ort: Fürstenberg<br />

Bildungsstätte Südwest<br />

Termin: 22.09.2010 - 24.09.2010<br />

Alle vier Jahre wieder –<br />

könnte man in Anlehnung an Weih nachten sagen, denn ebenso<br />

sicher wie dieses Fest jährlich kommt, werden die<br />

Betriebsräte der gewerblichen Wirt schaft alle vier Jahre<br />

gewählt. Diese tausendfache Wahlhandlung ist abgeschlossen,<br />

denn die Wahlen sollen bis 31. Mai abgeschlossen sein.<br />

Für die <strong>DHV</strong> heißt das: Seminare – Seminare – Seminare!<br />

Denn Betriebs räte benötigen für ihre verantwortungsvolle<br />

Aufgabe ein umfangreiches Fachwissen, das wir ihnen in<br />

unseren Seminaren vermitteln wollen. Die Kosten dafür<br />

muss der Arbeitgeber tragen. Der Schwerpunkt der Seminare<br />

24<br />

Ausgewählte Betriebs- <strong>und</strong><br />

Personalrats-Seminare<br />

Ort: Leipzig<br />

Bildungsstätte Mitteldeutschland<br />

Termin: 28.09.2010 - 30.09.2010<br />

Ort: Nürnberg, Bildungsstätte Bayern<br />

Termin: 20.10.2010 - 22.10.2010<br />

Ort: Bamberg, Bildungsstätte Bayern<br />

Termin: 27.10.2010 - 29.10.2010<br />

Ort: Wulkow, Jerichower Land<br />

Bildungsstätte Nordost<br />

Termin: 11.11.2010 - 13.11.2010<br />

Ort: Sittensen, Bildungsstätten<br />

Nordmark <strong>und</strong> Niedersachsen<br />

Arbeitsrecht I – Individualrecht<br />

Termin: 28.06.2010 - 30.06.2010<br />

Ort: Sittensen, Bildungsstätten<br />

Nordmark <strong>und</strong> Niedersachsen<br />

Aufbauseminare für Betriebsräte<br />

Termin: 22.09.2010 - 24.09.2010<br />

Ort: Nürnberg, Bildungsstätte Bayern<br />

Termin: 29.09.2010 - 01.10.2010<br />

Ort: Elzach-Oberprechtal<br />

Bildungsstätte Südwest<br />

Aufbauseminar für Jugend- <strong>und</strong><br />

Auszubildendenvertreter<br />

Termin: 22.09.2010 - 24.09.2010<br />

Ort: Würzburg, Bildungsstätte Bayern<br />

Personalratsseminare<br />

Gr<strong>und</strong>lagenseminar für Personalräte<br />

(LPVG BW)<br />

Termin: 16.06.2010 - 18.06.2010<br />

Ort: Fürstenberg<br />

Bildungsstätte Südwest<br />

Gr<strong>und</strong>lagenseminar für Personalräte<br />

(LPVG BW)<br />

Termin: 14.07.2010 - 16.07.2010<br />

Ort: Elzach-Oberprechtal<br />

Bildungsstätte Südwest<br />

Gr<strong>und</strong>lagenseminar für Jungend- <strong>und</strong><br />

Auszubildendenvertreter (LPVG BW)<br />

Termin: 8.07.2010 - 30.07.2010<br />

Ort: Fürstenberg<br />

Bildungsstätte Südwest<br />

So erreichen Sie unsere Bildungsstätten:<br />

Bildungswerk Zentrale, Hamburg<br />

Tel.: (040) 63 28 02-0<br />

Fax: (040) 63 28 02-25<br />

eM: <strong>DHV</strong>@dhv-cgb.de<br />

Nordmark, Hamburg<br />

Tel.: (040) 63 28 02-22<br />

Fax: (040) 63 28 02 18<br />

eM: <strong>DHV</strong>.Nordmark@dhv-cgb.de<br />

Niedersachsen, Hannover<br />

Tel.: (0511) 34 17 98<br />

Fax: (0511) 34 17 58<br />

eM: <strong>DHV</strong>.Hannover@dhv-cgb.de<br />

Nordost, Berlin<br />

Tel.: (<strong>03</strong>0) 21 02 17 34<br />

Fax: (<strong>03</strong>0) 21 02 17 40<br />

eM: <strong>DHV</strong>.Berlin@dhv-cgb.de<br />

Nordwest, Bremen<br />

Tel.: (0421) 32 33 31<br />

Fax: (0421) 32 33 21<br />

eM: <strong>DHV</strong>.Bremen@dhv-cgb.de<br />

Nordrhein-Westfalen, Duisburg<br />

Tel.: (02<strong>03</strong>) 29 83 096<br />

Fax: (02<strong>03</strong>) 29 83 064<br />

eM: <strong>DHV</strong>.Duisburg@dhv-cgb.de<br />

Rheinland-Pfalz/Saar, Saarbrücken<br />

Tel.: (0681) 92 72 821<br />

Fax: (0681) 92 72 833<br />

eM: <strong>DHV</strong>.Saarbruecken@dhv-cgb.de<br />

Südwest, Lörrach<br />

Tel.: (07621) 93 91 11;<br />

Fax: (07621) 93 91 99;<br />

eM: <strong>DHV</strong>.Loerrach@dhv-cgb.de<br />

Bayern, München<br />

Tel.: (089) 59 11 50<br />

Fax: (089) 55 04 028<br />

eM: <strong>DHV</strong>.Muenchen@dhv-cgb.de<br />

Mitteldeutschland, Leipzig<br />

Tel.: (<strong>03</strong>41) 46 85 082<br />

Fax: (<strong>03</strong>41) 46 85 084<br />

eM: <strong>DHV</strong>.Leipzig@dhv-cgb.de<br />

ist im Wahljahr natürlich die Ausbildung neuer Betriebsräte;<br />

in etwas abgeschwächter Form bieten unsere Bil dungsstätten<br />

jedoch auch weiterführende oder Fachseminare an.<br />

Anfragen erbitten wir direkt an unsere Bildungsstätten oder<br />

an unsere Hamburger Anschrift:<br />

Droopweg 31, 20537 Hamburg, Postfach 261351,<br />

205<strong>03</strong> Hamburg, Telefon 040 – 632802-0,<br />

Fax 040 – 63280225,<br />

E-Mail: <strong>DHV</strong>@dhv.cgb.de.<br />

<strong>DHV</strong> – Bildungswerk e.V. ■<br />

DAZ <strong>03</strong>/2010

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