Ausgabe 03-2008 - DHV-Deutscher Handels- und ...
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Nr. 3 - 2010 · 31. Mai 2010<br />
<strong>DHV</strong> – Die Berufsgewerkschaft C 2223 F<br />
Deutsche-Bank-Chef<br />
Ackermann beklagt, dass<br />
es zu wenige gute Broker<br />
gibt. Daher müssten sie gut bezahlt werden,<br />
sonst gingen sie zur Konkurrenz. Er<br />
rate daher jungen Leuten, diesen Beruf<br />
zu ergreifen, auch wenn er mit viel Stress<br />
verb<strong>und</strong>en sei. Sinngemäß war das die<br />
Antwort in einer Talkshow auf die Frage<br />
eines jungen Mannes, ob er – Ackermann<br />
– es richtig finde, dass ein Broker<br />
in einem Monat so viel Geld verdiene<br />
wie ein Arbeitnehmer im ganzen Leben.<br />
Ist diese Aussage ein Widerspruch zur<br />
Forderung, dass ein Mensch von seiner<br />
Hände Arbeit leben kann?<br />
Beim „normalen“ Arbeitnehmer<br />
sehen wir ein Ergebnis seinerArbeit:<br />
ob er ein Erzeugnis herstellt, es befördert,<br />
lagert oder verkauft, oder irgendeine<br />
Dienstleistung erbringt – er deckt<br />
damit immer ein Bedürfnis. Das gilt<br />
auch für den Bankangestellten, der unser<br />
Konto führt, den Geldautomaten auffüllt<br />
oder unseren Kreditantrag bearbeitet.<br />
Alle sind Teil des Wirtschaftsgeschehens.<br />
Gilt das auch für Broker? Falls ja: warum<br />
muss er dann so viel mehr verdienen als<br />
der „normale Arbeitnehmer“? Verfügt er<br />
vielleicht über eine Ausbildung, die<br />
höherwertiger ist als z. B. ein Ingenieuroder<br />
ein Medizinstudium?<br />
Diese auf die Person oder eine Ausbildung<br />
bezogenen Fragestellungen<br />
führen nicht weiter, denn keine kann mit<br />
„ja“ beantwortet werden. Man wird<br />
vielmehr fragen müssen, worin seine<br />
Arbeitsleistung eigentlich besteht <strong>und</strong> ob<br />
er ebenfalls ein Bedürfnis – oder einen<br />
Bedarf – der Menschheit deckt. Hier<br />
werden wir fündig: Broker sind Wertpapierhändler,<br />
die einem Bedürfnis des<br />
Menschen dienen, dem Geldhunger bis<br />
hin zur Geldgier. Sie machen Geldgeschäfte,<br />
handeln mit Wertpapieren <strong>und</strong><br />
Der Wert der Arbeit<br />
tragen dazu bei, dass der internationale<br />
Finanzmarkt funktioniert. Der Deutschen<br />
Bank ist das Ergebnis dieser<br />
Arbeitsleistung nach der Meinung<br />
Ackermanns so viel wert, dass die exorbitant<br />
hohen Einkommen gerechtfertigt<br />
sind. Das wiederum wirft die Frage auf,<br />
ob uns das Ergebnis ihrer Dienstleistung<br />
ebenso viel wert sein muss wie der<br />
Deutschen Bank.<br />
Ohne Zweifel: Die Wirtschaft bedarf<br />
eines funktionierenden Finanzsystems,<br />
mit dem der Zahlungsverkehr,<br />
auch weltweit, abgewickelt wird. Für<br />
die Versorgung der Wirtschaft mit<br />
Krediten ist ein (auch globaler)<br />
Finanzmarkt erforderlich. Ist aber auch<br />
das gewaltige Volumen der globalen<br />
Finanzmärkte, das ein Vielfaches der<br />
gesamten Realwirtschaft umfasst, für<br />
diese erforderlich? Das darf man<br />
bezweifeln, denn es entstand durch eine<br />
ungezügelte spekulative Vermehrung<br />
virtuellen Geldes, das real nicht benötigt<br />
wird. Die globale Finanzkrise, die<br />
sich bis heute als Krise der Realwirtschaft<br />
fortsetzt, hat ihren wesentlichen<br />
Gr<strong>und</strong> in der Entkoppelung von<br />
Realwirtschaft <strong>und</strong> Finanzmärkten.<br />
In den Finanzmärkten wurde mehr<br />
Geld verdient, als in der Realwirtschaft<br />
jemals möglich sein wird. Das<br />
führte nicht nur zu gigantischen Gewinnen<br />
der Investoren, sondern auch der<br />
darin handelnden Personen, zu denen<br />
auch die Broker gehören. Damit haben<br />
sie zwar ihren Banken gedient <strong>und</strong> deren<br />
Vorständen hohe Boni verschafft.<br />
Insoweit verw<strong>und</strong>ert es nicht, dass<br />
Ackermann eine Lanze für sie bricht:<br />
eine Hand wäscht die andere! Weltweit<br />
aber haben die Finanzmärkte den<br />
Volkswirtschaften geschadet.<br />
Und ebenso vielen<br />
Banken <strong>und</strong> Unternehmen,<br />
die Tausende von Arbeitnehmern<br />
entlassen mussten.<br />
Zugegeben: Diese Sicht der Dinge<br />
beruht auf dem christlich-sozialen<br />
Verständnis von Wirtschaft, die Mittel<br />
zum Zweck der Gesellschaft sein soll<br />
<strong>und</strong> eben kein Selbstzweck. Denn dann<br />
gehen die Maßstäbe verloren, die für<br />
erfolgreiches Wirtschaften zum Wohle<br />
der Menschheit erforderlich sind. Missbrauch<br />
aus persönlichem Egoismus, die<br />
Ausbeutung des Menschen <strong>und</strong> – wie ein<br />
Blick z. B. nach Russland zeigt – die<br />
Gefährdung der Demokratie – liegen<br />
dann nicht mehr fern.<br />
Die internationalen Finanzmärkte lebten<br />
von spekulativen Gewinnen,<br />
denen keine echte Wirtschaftsleistung<br />
zugr<strong>und</strong>e lag. Dafür müssen wir heute<br />
bezahlen. Die vielfach geforderte Regulierung<br />
der Finanzmärkte muss auch<br />
den Einkommensmissbrauch durch die<br />
darin handelnden Personen einschließen.<br />
Jörg Hebsacker ■<br />
<strong>DHV</strong>-B<strong>und</strong>esvorsitzender<br />
Aus dem Inhalt:<br />
5–6 Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />
Ges<strong>und</strong>heitspolitik mit Schwarz-Gelb –<br />
Nachhaltige Reform oder kleine Schritte?<br />
10 –11 Bildung<br />
Ein nationaler Bildungspakt für Deutschland!<br />
12 medsonet<br />
Hauptvorstand informierte sich über<br />
Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />
13 Contterm<br />
Na super!<br />
1
2<br />
Von Teilen der Politik <strong>und</strong> hin <strong>und</strong> wieder<br />
auch von Arbeitgeberverbänden<br />
wird die Forderung erhoben, die bisher<br />
auf zwei Jahre befristeten Möglichkeiten<br />
der Befristung von Arbeitsverträgen<br />
im Interesse einer höheren<br />
Flexibilität zu verdoppeln oder wenigstens<br />
zu verlängern. Das kann durch<br />
Tarifverträge geschehen. Derzeit sind<br />
es die Bankarbeitgeber, die mit dieser<br />
Forderung in die diesjährige Tarifr<strong>und</strong>e<br />
gingen, was wir jedoch als nicht verhandelbar<br />
zurückgewiesen haben.<br />
Zu diesem Thema lasen wir mit großem<br />
Vergnügen am 17.3.2010 in der<br />
Braunschweiger Zeitung einen Beitrag,<br />
der uns aus dem Herzen spricht <strong>und</strong><br />
dem wir auch die Überschrift dieses<br />
Beitrags entliehen haben:<br />
Tarifarbeit<br />
Vom (Un)Sinn befristeter Arbeitsverträge<br />
Haustarifverhandlungen<br />
mit BARMER GEK<br />
Am 12.4.2010 fand in Wuppertal der<br />
Auftakt zu den Haustarifverhandlungen<br />
zwischen <strong>DHV</strong> <strong>und</strong> der BARMER GEK<br />
statt. Diese wurden durch die Fusion der<br />
Barmer <strong>und</strong> der GEK erforderlich.<br />
Abgesteckt wurden die Themen für die<br />
nächsten Verhandlungsr<strong>und</strong>en: Schwerpunkte<br />
werden die Neufassung des<br />
Privates Bankgewerbe:<br />
Kein Angebot der Arbeitgeber<br />
Am 19. April fand in Berlin der Auftakt<br />
der Tarifr<strong>und</strong>e 2010 Privatbanken statt.<br />
Die Verhandlungen werden am 17. Mai<br />
in Frankfurt fortgesetzt.<br />
Die <strong>DHV</strong>-Forderungen:<br />
✘ 3,5 % Gehaltserhöhung p.a.<br />
Die Gehälter der Beschäftigten der<br />
Privatbanken <strong>und</strong> öffentlichen Banken<br />
sind in den vergangenen zwei Jahren im<br />
Vergleich zur gesamtwirtschaftlichen<br />
Gehaltsentwicklung zurückgefallen. Es<br />
besteht ein Nachholbedarf, der mit<br />
einem akzeptablen Gehaltstarifabschluss<br />
zumindest zu einem großen Teil<br />
befriedigt werden muss.<br />
In der moderaten Tarifforderung hat die<br />
<strong>DHV</strong>-Tarifkommission die nach wie vor<br />
BefristeteArbeitsverträge treffen nicht<br />
nur den Einzelnen, auch wirtschaftlich<br />
gesehen richten sie Schaden an.<br />
Wer investiert in ein Haus, in eine<br />
Wohnung oder in ein Auto, wenn der<br />
Arbeitsplatz prekär ist? Und auch den<br />
sozialen Zusammenhalt schwächen<br />
befristete Arbeitsverhältnisse. Warum<br />
sollte jemand, der ständig auf gepackten<br />
Koffern sitzt, sich engagieren,<br />
einem Verein beitreten oder Kontakte<br />
aufbauen, wenn er nicht weiß, wie lange<br />
er noch an seinem Arbeitsort<br />
wohnt? Selbst Firmen kommen nicht<br />
ungeschoren davon, denn eine Befristung<br />
kann demotivierend auf den<br />
Mitarbeiter wirken.<br />
Dieser Beitrag beschreibt exakt, dass<br />
die Forderung der Arbeitgeber leis-<br />
Manteltarifvertrages <strong>und</strong> die Neugestaltung<br />
der Gehaltstabelle sein.<br />
Geklärt ist die Rechtstellung der Beschäftigten<br />
in der gkv-informatik. Dies<br />
ist eine zusammen mit Allgemeinen<br />
Ortskrankenkassen gebildete GmbH zur<br />
Auslagerung von IT-Aufgaben. Die dorthin<br />
gewechselten ehemaligen Beschäftigten<br />
der BARMER, stehen weiterhin<br />
unter dem Schutz der EKT-Regelungen,<br />
stellten die Arbeitgeber auf<br />
Nachfrage der <strong>DHV</strong>-Verhandlungskom-<br />
schwierige wirtschaftlicheSituation<br />
der Bankenbrancheberücksichtigt.<br />
Aber die<br />
Lage ist nicht so schlecht, wie sie<br />
manchmal geredet wird. Die sich<br />
abzeichnende wirtschaftliche Erholung<br />
<strong>und</strong> die in 2009 erwirtschafteten Überschüsse<br />
mancher Banken lassen einen<br />
Verteilungsspielraum für eine moderate<br />
Gehaltserhöhung zu.<br />
✘ Verlängerung des Altersteilzeitabkommens<br />
zu den bisherigen Konditionen<br />
Bei der Inanspruchnahme vonAltersteilzeit<br />
ist wie bisher das Regelarbeitsentgelt<br />
um mindestens 20 % aufzustocken.<br />
✘ Ein freier Tag für individuelle Ges<strong>und</strong>heitsvorsorgemaßnahmen<br />
Das Durchschnittsalter der Beschäftigten<br />
im Bankenbereich steigt infolge<br />
tungsfeindlich <strong>und</strong> damit der viel<br />
beschworenen Leistungsbezogenheit<br />
von Arbeitseinkommen zuwiderläuft.<br />
Dem Wunsch der Arbeitgeber nach der<br />
angeblich notwendigen höheren Flexibilität<br />
steht der Wunsch der Arbeitnehmer<br />
nach einem Mindestmaß an<br />
Sicherheit des Arbeitsplatzes diametral<br />
gegenüber. Wozu benötigt man nach<br />
4 Jahren noch eine Flexibilität? Gibt es<br />
nicht genügend andere flexible Arbeitsmarktinstrumente?<br />
Alleine schon die<br />
Zeitarbeit ermöglicht den Unternehmen<br />
den flexiblen Einsatz von Arbeitnehmern,<br />
wenn dies durch konjunkturelle<br />
oder betriebswirtschaftliche Entwicklungen<br />
geboten ist. Für die sinnlose<br />
Förderung prekärer Arbeitsverhältnisse<br />
steht die <strong>DHV</strong> nicht zur Verfügung.<br />
<strong>DHV</strong> – Hauptvorstand ■<br />
mission klar. Sie werden tarifvertraglich<br />
wie die in die BARMER GEK übergeleiteten<br />
Beschäftigten der ehemaligen<br />
BARMER behandelt.<br />
Die Arbeitgeberseite zeigte sich offen<br />
gegenüber der Verlängerung des Altersteilzeitabkommens.<br />
Mit einer Einigung<br />
ist deshalb im Laufe der nächsten<br />
Monate zu rechnen.<br />
■<br />
der demographischen Entwicklung <strong>und</strong><br />
der Rente mit 67. Das Thema Ges<strong>und</strong>heit<br />
am Arbeitsplatz wird in den nächsten<br />
Jahren einen immer größeren<br />
Stellenwert einnehmen. Deshalb fordert<br />
die <strong>DHV</strong> einen freien Tag für die<br />
Inanspruchnahme von individuellen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsvorsorgemaßnahmen. Eine<br />
solche Vereinbarung steigert die<br />
Attraktivität des Arbeitsplatzes <strong>und</strong> leistet<br />
einen Beitrag zum Erhalt der<br />
Leistungsfähigkeit der Bankbeschäftigten.<br />
Die Arbeitgeber wiesen die Gehaltsforderung<br />
als der wirtschaftlichen<br />
Situation vollkommen unangemessen<br />
zurück. Die angeblich schwierige Lage<br />
der Banken lasse keinen Spielraum für<br />
einen Abschluss in einer solchen Höhe.<br />
Die Arbeitgeberseite war nicht bereit,<br />
ein Gehaltsangebot zu unterbreiten.<br />
■<br />
DAZ <strong>03</strong>/2010
CGZP Mindestlohntarifvertrag<br />
für die Zeitarbeit<br />
Der Tarifabschluss der CGZP mit dem<br />
AMP (siehe nebenstehenden Beitrag)<br />
enthält auch eine Übereinstimmung darüber,<br />
für die Zeitarbeit einen Mindestlohntarifvertrag<br />
anzustreben.<br />
Zum 1. Mai 2011 wird die Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />
aus den Mitgliedsstaaten<br />
der Europäischen Union (EU) in<br />
die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland unbegrenzt<br />
geöffnet. Das wird Auswirkungen<br />
auf den deutschen Arbeitsmarkt haben,<br />
denn die Lohnniveaus in den EU-Mitgliedsstaaten<br />
in Ost- <strong>und</strong> Mitteleuropa<br />
liegen teilweise um ein Vielfaches niedriger,<br />
als in Deutschland. Wir befürchten<br />
daher einen Verdrängungswettbewerb<br />
zu Lasten der deutschen Zeitarbeitnehmer,<br />
vor allem im Bereich der<br />
Niedrigqualifizierten. Ein Mindestlohntarifvertrag<br />
könnte das verhindern.<br />
Zum Schutze der deutschenArbeitnehmer<br />
vor Wettbewerbern aus dem europäischen<br />
Ausland kann der B<strong>und</strong>esarbeitsminister<br />
(derzeit die B<strong>und</strong>esarbeitsministerin<br />
DAZ <strong>03</strong>/2010<br />
CGB / CGZP<br />
Ursula von der Leyen) Mindestlohnverordnungen<br />
über das<br />
Arbeitnehmerentsendegesetz<br />
erlassen. Voraussetzung nach<br />
den derzeit rechtlichen <strong>und</strong> politischen<br />
Vorgaben wäre dafür ein Mindestlohntarifvertrag,<br />
der von allen oder zumindest<br />
von den wesentlichstenTarifpartnern<br />
in der Zeitarbeitsbranche abgeschlossen<br />
wird. Die CGZP hat daher die Tarifgemeinschaft<br />
des DGB sowie auf Arbeitgeberseite<br />
den BZA, die IGZ <strong>und</strong> den<br />
eigenenTarifpartnerAMP dazu aufgefordert,<br />
in Tarifverhandlungen über einen<br />
Mindestlohn einzutreten. Denn die geringen<br />
Unterschiede, in den unteren Einkommensgruppen<br />
könnten wahrscheinlich<br />
leicht eingeebnet werden <strong>und</strong> denWeg<br />
zu einem Mindestlohntarifvertrag öffnen.<br />
Für einige Branchen, in denen die DGB-<br />
Gewerkschaften unter sich sind, gibt es<br />
schon Mindestlöhne über Rechtsverordnungen<br />
des B<strong>und</strong>esarbeitsministers.<br />
Dort haben sie bewiesen, dass inländische<br />
Arbeitsplätze vor Lohndruck aus<br />
dem europäischen Ausland <strong>und</strong> damit<br />
auf Einkommensverluste der deutschen<br />
Arbeitnehmer schützen.<br />
Schrittmacher in der Zeitarbeit – die<br />
Tarifarbeit der Christlichen Gewerkschaften<br />
In der zurückliegenden <strong>Ausgabe</strong> berichteten<br />
wir über den Tarifabschluss, den<br />
unsere CGZP (Tarifgemeinschaft christlicher<br />
Gewerkschaften für die Zeitarbeit)<br />
mit ihrem Tarifpartner AMP<br />
(Arbeitgeberverband mittelständischer<br />
Personaldienstleister) abgeschlossen<br />
hat. Die mit uns konkurrierenden DGB-<br />
Gewerkschaften hatten ihren früheren<br />
Tarifabschluss widerrufen <strong>und</strong> eine<br />
„unbefristete Erklärungsfrist“ mit dem<br />
BZA (B<strong>und</strong>esverband Zeitarbeit) vereinbart.<br />
Wenige Tage nach unserem<br />
Abschluss erfolgte trotzdem mit den<br />
DGB-Gewerkschaften ein Tarifabschluss,<br />
der unserenTarifabschluss abbildet,<br />
in einigen wenigen Stufen auch eine<br />
wenige Cent höhere Vergütung vorsieht<br />
(im Gegensatz zum ursprünglichen<br />
DGB-Abschluss). Ohne die CGZP wäre<br />
es nie zu den Nachverhandlungen<br />
gekommen. Merke: auch zwischen<br />
Gewerkschaften fördert der Wettbewerb<br />
die Leistungsfähigkeit!<br />
Auch zwei andere wichtige Inhalte des<br />
CGZP-Tarifvertrages wurden von<br />
DGB & Co nachempf<strong>und</strong>en, man könnte<br />
auch sagen abgeschrieben:<br />
� Ausschluss Missbrauchsmöglichkeiten<br />
durch konzerninterner Überlassung<br />
(„Schleckerklausel“)<br />
� Im Gegensatz zur veröffentlichten<br />
Meinung kannte das alte DGB-<br />
Tarifwerk eine dauernde Absenkungsmöglichkeit<br />
auf die vereinbarten<br />
St<strong>und</strong>ensätze, <strong>und</strong> zwar durch<br />
Anrechnung von ausgezahlten Fahrtkosten<br />
zum Arbeitsort auf den Lohn.<br />
Im ersten, vom DGB widerrufenen<br />
Abschluss, sollten diese Möglichkeiten<br />
nur auf die Hälfte reduziert<br />
werden. Jetzt sind sie völlig gestrichen<br />
– Vorbild CGZP. Denn die in<br />
unserem alten Tarifwerk möglichen<br />
befristetenAbsenkungen entfallen im<br />
neuen Tarifvertrag völlig.<br />
Gäbe es unsere CGZP nicht, müsste<br />
man sie umgehend erfinden, um den<br />
DGB-Gewerkschaften Feuer unter<br />
den Hintern zu machen!<br />
Jörg Hebsacker ■<br />
<strong>DHV</strong>-B<strong>und</strong>esvorsitzender <strong>und</strong><br />
stellv. Vorsitzender der CGZP<br />
Bisher hat die CGZP auf ihre Aufforderung<br />
vom 24.3.2010 noch keine<br />
Antwort erhalten. Und leider steht zu<br />
befürchten, dass der gewerkschaftliche<br />
Monopolanspruch der DGB-Gewerkschaften<br />
den notwendigen Mindestlohntarifvertrag<br />
verhindert. Das wäre ein<br />
weiterer Beleg dafür, dass im Vordergr<strong>und</strong><br />
des DGB nicht das Wohl der<br />
Arbeitnehmer steht, sondern der eigene<br />
Machtanspruch. Dieser manifestiert sich<br />
auch in einer Klage, in der die DGB-<br />
Gewerkschaft verdi in trauter Gemeinsamkeit<br />
mit dem rot-roten Berliner Senat<br />
der CGZP ihre Tarifzuständigkeit <strong>und</strong><br />
-mächtigkeit absprechen will (siehe<br />
nebenstehenden Beitrag). Verdi hat wohl<br />
die nicht unberechtigte Sorge, dass eine<br />
gemeinsame Tarifverhandlung mit der<br />
beklagten CGZP ein prozessualer Nachteil<br />
sein könnte. Aber auch dieses<br />
Verhalten schadet den Interessen der<br />
Zeitarbeitnehmer!<br />
Noch aber bleibt die Hoffnung auf eine<br />
konstruktive gemeinsame Lösung.<br />
he ■<br />
In Gottes Hand<br />
Auf hoher<br />
See<br />
<strong>und</strong> vor Gericht, so sagt ein altes<br />
Sprichwort, ist man in Gottes Hand. So<br />
fühlen sich die christlichen Gewerkschaften,<br />
deren Tarifgemeinschaft für die<br />
Zeitarbeit, die CGZP, von ihrem Konkurrenten<br />
verdi vor Gericht gezerrt wird,<br />
um ihr die Tariffähigkeit abzusprechen.<br />
Man stelle sich vor, die Baumarktkette<br />
Praktiker wollte den Toom-Märkten den<br />
Verkauf verbieten. Ein Hohngelächter<br />
würde die Republik erschüttern. Zwischen<br />
Gewerkschaften aber ist das möglich,<br />
weil die von den Arbeitsgerichten<br />
entwickelte Rechtssprechung für<br />
Zuständigkeitsstreitigkeiten zwischen<br />
den DGB-Gewerkschaften nahtlos auf<br />
konkurrierende Gewerkschaftsblöcke<br />
übertragen wird.<br />
Fortsetzung auf Seite 4<br />
3<br />
Foto Claudia-Hautumm/pixelio.de
In 1. Instanz hat das Arbeitsgericht Berlin<br />
gegen die CGZP entschieden. Das<br />
Gericht wies aber darauf hin, dass der<br />
ehrenamtliche Richter der Arbeitnehmerseite<br />
einer DGB-Gewerkschaft angehört,<br />
<strong>und</strong> die Richterin der Arbeitgeberseite<br />
beim Land Berlin tätig ist, das die<br />
CGZP gemeinsam mit verdi beklagt.<br />
Das Gericht hat sogar entschieden, dass<br />
der klagende Berliner Senat dafür überhaupt<br />
keine Zuständigkeit besitzt. Dazu<br />
kann man nur sagen: In Gottes Hand!<br />
In der 2. Instanz ging das Landesarbeitsgericht<br />
auf die Beschlussbegründung<br />
der 1. Instanz fast nicht ein<br />
<strong>und</strong> entschied wiederum gegen die<br />
CGZP. Der Haupteinwand der Richter<br />
4<br />
Die gesetzliche Sozialversicherung ist<br />
zentraler Bestandteil der sozialen<br />
Marktwirtschaft in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland. Ihre Träger sind Solidargemeinschaften,<br />
die einen wirksamen<br />
Schutz vor den großen Lebensrisiken<br />
<strong>und</strong> deren Folgen, wie z. B. Krankheit,<br />
Arbeitslosigkeit, Betriebsunfälle <strong>und</strong><br />
Pflegebedürftigkeit bietet.<br />
In Amerika will Präsident Barack Obama<br />
eine gesetzliche Krankenversicherung<br />
als Pflichtversicherung einführen.<br />
Die großen politischen Widerstände<br />
gegen diese Pläne zeigen uns: Selbst in<br />
der hochindustrialisierten Welt des<br />
Wohlstands ist ein solcher Schutz nicht<br />
selbstverständlich.<br />
Der CGB bekennt sich zur selbstverwalteten<br />
Sozialversicherung. Selbstverwaltung<br />
bedeutet, dass die Versicherten<br />
<strong>und</strong> die Arbeitgeber als Betroffene ge-<br />
CGB – Arbeitsgruppe<br />
Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />
Der CGB hat unter der Leitung seines<br />
Generalsekretärs Gunter Smits eine<br />
Arbeitsgruppe eingerichtet, die Vorschläge<br />
zur Zukunft des Ges<strong>und</strong>heitswesens<br />
in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />
erarbeiten wird.<br />
Die Arbeitsgruppe setzt sich aus<br />
Fachleuten der CGB-Mitgliedsgewerkschaften<br />
zusammen. Diese sind in den<br />
gesetzlichen oder privaten Kranken-<br />
Fortsetzung von Seite 3<br />
CGB<br />
Maiaufruf zum 1. Mai 2010<br />
Mitverwalten – Mitgestalten<br />
Vorfahrt für die Selbstverwaltung!<br />
meinsam über die Zukunft unserer<br />
Sozialversicherung wachen. Die Politik<br />
gibt die Rahmenbedingungen vor, die<br />
Sozialpartner entscheiden in den einzelnen<br />
Versicherungsträgern der Kranken-,<br />
Renten- oder Unfallversicherung.<br />
In Ritualen wird die Zukunft dieser<br />
Selbstverwaltung immer wieder in<br />
Frage gestellt. Anlass dafür sind die<br />
Wahlen zu den „Parlamenten“ der<br />
Kranken-, Renten- oder Unfallversicherungen,<br />
die im kommenden Jahr<br />
vor der Türe stehen. Diese Angriffe<br />
sind unberechtigt. Schließlich bedarf es<br />
einer demokratischen Willensbildung<br />
darüber, wer über unsere Sozialversicherung<br />
wacht. Gerade hier brauchen<br />
wir kein Diktat durch die Politik.<br />
Die Politik hat in den vergangenen<br />
Jahren durch viele Reformen neue<br />
Chancen eröffnet, mit denen die Ver-<br />
versicherungen beschäftigt, arbeiten in<br />
Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen,<br />
in der Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge oder sie<br />
engagieren sich in der Selbstverwaltung<br />
der gesetzlichen Sozialversicherung.<br />
Erster thematischer Schwerpunkt ist die<br />
Finanzierung der Krankenversicherung,<br />
sowohl der gesetzlichen als auch der privaten.<br />
Der CGB will gr<strong>und</strong>sätzlich an<br />
einer beitragsbezogenen gesetzlichen<br />
Krankenversicherung festhalten. Es wird<br />
aber auch Komponenten geben müssen,<br />
die bei der Finanzierung der Krankenversicherung<br />
vom Faktor „Lohn“ abge-<br />
war freilich ein formaler: Nach ihrem<br />
Urteil hatten die CGB-Gewerkschaften<br />
ihren Tarifunterhändlern zuvor kein<br />
wirksames Mandat erteilt. Das haben die<br />
christlichen Gewerkschaften inzwischen<br />
durch formale Änderungen ausgeräumt,<br />
in dem sie künftige Tarifverträge in<br />
mehrgliedriger Form abschließt; das<br />
Wasser der „Hohen See des Gerichtes“<br />
hatte Balken, deren Tragfähigkeit die<br />
Zukunft beweisen muss.<br />
Unsere Rechtsbeschwerde ist jetzt vor<br />
dem B<strong>und</strong>esarbeitsgericht anhängig <strong>und</strong><br />
wird voraussichtlich frühestens im ersten<br />
Halbjahr 2011 entschieden.<br />
he ■<br />
waltungsräte <strong>und</strong> Vertreterversammlungen<br />
in ihrer Bedeutung gestärkt werden<br />
können. Das gilt z. B. für die Festlegung<br />
von Bonussystemen oder Hausarztmodellen<br />
in der gesetzlichen Krankenversicherung,<br />
oder auch für die ständigeVerbesserung<br />
der Maßnahmen zum<br />
Unfallschutz amArbeitplatz. Diese neuen<br />
Chancen müssen die „Parlamente“<br />
der Sozialversicherung für ihre Stärkung<br />
nutzen.<br />
Die Selbstverwaltung ist kein Modell<br />
von gestern, im Gegenteil! Sie ist die<br />
Gr<strong>und</strong>lage dafür, dass die Kompetenz<br />
von Versicherten <strong>und</strong> Arbeitgebern in<br />
unserer Sozialversicherung genutzt<br />
wird. Ja, erst sie legitimiert das Funktionieren<br />
der gesetzlichen Sozialversicherung.<br />
Und sie vereint die Gr<strong>und</strong>prinzipien<br />
der christlichen Soziallehre<br />
von Solidarität <strong>und</strong> Subsidiarität. Jeder<br />
Angriff auf die Selbstverwaltung zerstört<br />
diesen Einklang <strong>und</strong> ist damit<br />
auch ein Angriff auf die Soziale<br />
Marktwirtschaft.<br />
■<br />
koppelt sind. Das gilt nicht nur für die<br />
Arbeitgeber, sondern auch <strong>und</strong> gerade<br />
für die Arbeitnehmer, denn an einer<br />
paritätischen Finanzierung der Versichertenbeiträge<br />
durch Arbeitgeber <strong>und</strong><br />
Arbeitnehmer hält der CGB gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
fest.<br />
Auf der <strong>Ausgabe</strong>nseite wird es vor allem<br />
um Finanzierungsfragen von Kliniken<br />
<strong>und</strong> ambulanten Einrichtungen des<br />
Ges<strong>und</strong>heitswesens gehen. Dabei spielt<br />
die Sicherstellung einer ausreichenden<br />
Gr<strong>und</strong>versorgung in allen Regionen der<br />
B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland eine zentrale<br />
Rolle. Zudem sind die seit Jahren<br />
besonders stark steigenden <strong>Ausgabe</strong>n bei<br />
den Arzneimitteln zu begrenzen.<br />
Ein dritter Schwerpunkt wird die Frage<br />
nach gutem, qualifiziertem <strong>und</strong> motiviertem<br />
Personal im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />
sein. Eine angemessene Entlohnung<br />
gehört zu diesen Fragen ebenso wie die<br />
physische <strong>und</strong> psychische Stärkung von<br />
Beschäftigen, z. B. in der Altenpflege.<br />
„Wir werden Antworten darauf geben<br />
müssen, wie Pflegekräfte bis zum<br />
67. Lebensjahr in ihrem Beruf arbeiten<br />
können. Aufgr<strong>und</strong> der mitunter hohen<br />
physischen Belastungen sind Erwerbsminderungsrenten<br />
unter den Pflegeberufen<br />
heute keine Seltenheit mehr. Das<br />
muss sich ändern,“ stellt Gunter Smits<br />
abschließend fest.<br />
■<br />
DAZ <strong>03</strong>/2010
Die schwarz-gelbe B<strong>und</strong>esregierung hat<br />
mit ihrem Koalitionsvertrag deutlich<br />
gemacht, dass sie mit einer Umgestaltung<br />
der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
(GKV) Ernst machen<br />
will.<br />
Ges<strong>und</strong>heitsprämie<br />
Während jetzt die Liberalen auf Einhaltung<br />
der Koalitionsvereinbarung <strong>und</strong><br />
einkommensunabhängige Arbeitnehmerbeiträge<br />
dringen, kommt aus<br />
den Reihen der CSU ein klares NEIN<br />
zur Ges<strong>und</strong>heitsprämie. Die Bayern reagieren<br />
mit heftigen Protesten auf Ankündigungen<br />
von B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsminister<br />
Philipp Rösler, der noch<br />
in dieser Legislaturperiode den Einstieg<br />
in ein neues Finanzierungssystem erreichen<br />
möchte. Langfristig sollen<br />
die Krankenkassenbeiträge von<br />
den Löhnen entkoppelt werden.<br />
Die so genannte paritätische Finanzierung<br />
der Ges<strong>und</strong>heitsausgaben<br />
durch Arbeitgeber<br />
<strong>und</strong> Versicherte – eigentlich<br />
schon lange nicht mehr existent<br />
– soll dazu völlig aufgegeben<br />
<strong>und</strong> die Arbeitgeberbeiträge auf<br />
dem jetzigen Stand (7 %) „eingefroren“<br />
werden. Der<br />
Regierungspartner CDU <strong>und</strong><br />
Kanzlerin Merkel scheinen<br />
noch unentschlossen <strong>und</strong> verweisen<br />
auf die Einsetzung einer<br />
neuen Regierungskommission<br />
<strong>und</strong> die Umsetzung des Koalitionsvertrages.<br />
Dort aber steht klar <strong>und</strong> eindeutig:<br />
„Langfristig wird das bestehende<br />
Ausgleichssystem überführt in<br />
eine Ordnung mit mehr Beitragsautonomie,<br />
regionalen Differenzierungsmöglichkeiten<br />
<strong>und</strong> einkommensunabhängigen<br />
Arbeitnehmerbeiträgen,<br />
die sozial ausgeglichen werden. Weil<br />
wir eine weitgehende Entkoppelung der<br />
Ges<strong>und</strong>heitskosten von den Lohnzusatzkosten<br />
wollen, bleibt der Arbeitgeberanteil<br />
fest“.<br />
Wie alle Fachleute <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsexperten<br />
fordert auch die <strong>DHV</strong>, dass eine<br />
erneute Reform des Ges<strong>und</strong>heitswesens<br />
spätestens zum 1. Januar 2011 in Kraft<br />
tritt <strong>und</strong> es dabei zu einer nachhaltigen<br />
Reform der Finanzierung der GKV<br />
kommt. Vehement fordert die <strong>DHV</strong> aber<br />
auch endlich echte Strukturreformen.<br />
Und die GKV braucht endlich wieder<br />
mehr echten Wettbewerb.<br />
DAZ <strong>03</strong>/2010<br />
Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />
Ges<strong>und</strong>heitspolitik mit Schwarz-Gelb –<br />
Nachhaltige Reform oder kleine Schritte?<br />
Zankapfel Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />
Die vor allem aus der CSU erhobenen<br />
Bedenken gegen eine Ges<strong>und</strong>heitsprämie<br />
werden mittlerweile auch der<br />
CSU – Landesgruppe im Deutschen<br />
B<strong>und</strong>estag zu laut, die darauf verweist,<br />
dass der Koalitionsvertrag auch von der<br />
CSU unterschrieben wurde <strong>und</strong> weiterhin<br />
gilt. „Bayerns Ges<strong>und</strong>heitsminister<br />
solle sich mäßigen <strong>und</strong> konstruktiv an<br />
der Ges<strong>und</strong>heitsdiskussion beteiligen“.<br />
So oder so ähnlich die Stimmen aus der<br />
CSU – Landesgruppe die sich über das<br />
schlechte Erscheinungsbild der Koalition<br />
sorgt. Erhöhte Wachsamkeit ist allerdings<br />
geboten. Denn einig ist sich die<br />
CSU mit der FDP in der Forderung, dass<br />
der Arbeitgeberbeitrag eingefroren werden<br />
solle. Für die <strong>DHV</strong> wäre die<br />
Aufgabe der Parität ein großes Übel.<br />
Und auch die Forderung der bayerischen<br />
Regionalpartei nach „verstärkten regionalen<br />
Komponenten“ muss hinterfragt<br />
werden <strong>und</strong> lässt nichts Gutes ahnen. Die<br />
<strong>DHV</strong> fordert die B<strong>und</strong>esregierung – <strong>und</strong><br />
damit auch die CSU – auf, die öffentliche<br />
Rauferei einzustellen <strong>und</strong> gemeinsam<br />
dem dringenden Reformbedarf<br />
nachzukommen, der sich aus dem demografischen<br />
Wandel <strong>und</strong> der medizinisch<br />
– technologischen Entwicklung<br />
ergibt.<br />
Rasche Korrekturen gefordert<br />
Das gewaltige Defizit der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung (GKV) <strong>und</strong> seine<br />
nachhaltige Finanzierung erfordern<br />
einen raschen, gemeinsamen Kraftakt<br />
<strong>und</strong> machen zugespitzte Diskussionen<br />
überflüssig. Dazu gehört auch, dass eine<br />
Pauschale – die es übrigens nach jetziger<br />
Gesetzeslage längst gibt – angstfrei<br />
diskutiert wird.<br />
Wie andere gesellschaftliche Organisationen<br />
fordert auch die <strong>DHV</strong> das bewährte,<br />
beitragsfinanzierte System<br />
nicht leichtfertig auf Kopfpauschalen<br />
umzustellen. Allerdings: Die mit dem<br />
Ges<strong>und</strong>heitsfonds durch die große<br />
Koalition eingeführten Zusatzbeiträge<br />
zeigen mittlerweile eine verheerende<br />
Wirkung. Dringender Handlungsbedarf<br />
ist gegeben. Nicht akzeptabel ist dabei,<br />
dass die Ges<strong>und</strong>heitsausgaben nur noch<br />
zu 95 % durch prozentuale Beiträge<br />
finanziert werden <strong>und</strong> keinerlei<br />
Sozialausgleich stattfindet. Es<br />
drängt daher die Frage, ob der<br />
Sozialausgleich überhaupt in<br />
den Sozialsystemen stattfinden<br />
muss oder ob er nicht doch besser<br />
steuerfinanziert erfolgen<br />
müsse. Niemand bestreitet heute,<br />
dass die Finanzierung der<br />
Deutschen Einheit über die<br />
Sozialkassen ein Riesenfehler<br />
war. Man sollte Fehler nicht<br />
wiederholen <strong>und</strong> historische<br />
Tatbestände auch in einer aufgeregten<br />
Diskussion berücksichtigen.<br />
Zukunft liegt im Dunkeln<br />
Das Ges<strong>und</strong>heitswesen <strong>und</strong> die<br />
Ges<strong>und</strong>heitsversorgung in<br />
Deutschland werden teurer. Die<br />
Gründe dafür sind bekannt. Sie brauchen<br />
an dieser Stelle nicht noch einmal<br />
wiederholt <strong>und</strong> beschrieben werden.<br />
Noch steht die Koalitionsvereinbarung<br />
zur Ges<strong>und</strong>heitsreform für programmatischen<br />
Nebel. Die schwarz-gelbe<br />
Koalition war bisher nicht in der Lage,<br />
unserem Ges<strong>und</strong>heitswesen die notwendige<br />
Orientierung für das kommende<br />
Jahrzehnt zu geben. Noch ist<br />
unklar, in welche Richtung sich die<br />
deutsche Ges<strong>und</strong>heitspolitik entwickelt.<br />
Doch eines ist sicher: Die Berufsgewerkschaft<br />
<strong>DHV</strong> wird auch weiterhin<br />
heftigen Widerstand leisten, sofern<br />
durch unvernünftige Politikentscheidungen<br />
eine bedarfsgerechte Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />
in Frage gestellt werden<br />
soll.<br />
<strong>DHV</strong> – Hauptvorstand ■<br />
(Siehe dazu auch einen Kommentar<br />
auf Seite 6)<br />
5
6<br />
Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />
Kommentar von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Fremmer<br />
Ges<strong>und</strong>heitspolitik in der Wirtschaftskrise<br />
In der Antike wurden Überbringer<br />
schlechter Botschaften getötet. Von derart<br />
blutigen Ritualen werden die Boten<br />
unserer Tage zwar verschont. Dennoch<br />
muss die Rache der Betroffenen<br />
gefürchtet werden. Das gilt sowohl für<br />
die Politik als auch für die Experten aus<br />
Gewerkschaften, Verbänden <strong>und</strong><br />
Wissenschaft.<br />
Eine schlechte Botschaft ist: Ges<strong>und</strong>heit<br />
wird teurer. Und: Die Abhängigkeit<br />
der Beitragseinnahmen für die gesetzliche<br />
Krankenversicherung (GKV) von<br />
Löhnen <strong>und</strong> Gehältern ist weder krisensicher<br />
noch demokrafiefest.<br />
Die nationalen Volkswirtschaften erholen<br />
sich allmählich von der globalen<br />
Finanz- <strong>und</strong> Wirtschaftskrise. Nicht nur<br />
für die Banken <strong>und</strong> eine erlahmende<br />
Wirtschaft wurden Millionen ausgegeben.<br />
Auch die gesetzliche Krankenversicherung<br />
hat für 2010 einen um 3,9<br />
Milliarden Euro höheren Steuerzuschuss<br />
erhalten, um krisenbedingte<br />
Einnahmeausfälle auszugleichen. Eine<br />
Folge der Wirtschaftskrise ist auch die<br />
Erkenntnis, dass Beiträge zu den<br />
Sozialkassen mit ihrem Lohnbezug<br />
erheblich krisenanfällig sind. Eine<br />
Auswirkung der Finanzkrise ist also,<br />
dass die Ges<strong>und</strong>heitspolitik eine nachhaltige<br />
Reform der Finanzierung der<br />
Ges<strong>und</strong>heitsausgaben in Angriff nehmen<br />
muss.<br />
Der Koalitionsvertrag zwischen CDU,<br />
CSU <strong>und</strong> FDP für die laufende<br />
Legislaturperiode enthält Aussagen zur<br />
Ges<strong>und</strong>heitspolitik, deren Umsetzung<br />
gewaltige Auswirkungen auf die<br />
gesetzliche Krankenversicherung hat.<br />
Betrachtet man den Koalitionsvertrag<br />
der im letzten Jahr gewählten Regierung,<br />
erhalten die Bestrebungen der<br />
großen Koalition nach einer stärkeren<br />
Steuerungsfunktion des Staates ab<br />
sofort eine deutliche Absage.<br />
Es ist erfreulich, dass die schwarz-gelbe<br />
B<strong>und</strong>esregierung damit deutlich macht,<br />
dass sie den Ges<strong>und</strong>heitsfonds – ein<br />
grotesker Fehler deutscher Sozialpolitik<br />
– ändern möchte. Der staatlich fixierte<br />
Einheitsbeitrag ist gegen jeden Sinn<br />
von Wettbewerb <strong>und</strong> hat die Krankenkassen<br />
in ihrer Finanzautonomie<br />
deutlich eingeschränkt. Der Fonds mit<br />
seinem Einheitsbeitrag ist ein Verbrechen<br />
am Wettbewerbsmodell der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung. Er<br />
Ges<strong>und</strong>heitssysteme im Wandel<br />
Eine Beschreibung des Ges<strong>und</strong>heitsmarktes in der Praxis<br />
International wie national sind Ges<strong>und</strong>heitssysteme<br />
im Wandel. Systemvergleiche<br />
sind wegen der über Jahrzehnte<br />
gewachsenen kulturellen <strong>und</strong> rechtlichen<br />
Unterschiede oft schwierig <strong>und</strong> führen<br />
zu vorschnellen Bewertungen <strong>und</strong> politischen<br />
Schlussfolgerungen. Konkrete<br />
Analysen am Beispiel konkreter Instrumente<br />
sind daher gefragt. Das leistet die<br />
Deutsch-Schweizerische Gesellschaft für<br />
Ges<strong>und</strong>heitspolitik mit dieser aktuellen<br />
Publikation.<br />
Die aktuelle ges<strong>und</strong>heitspolitische Debatte<br />
wird von den wichtigen<br />
Entscheidungsträgern beider Ges<strong>und</strong>heitssysteme<br />
ebenso beleuchtet wie die<br />
Einzelinstrumente Risikostrukturausgleich<br />
<strong>und</strong> DRG – Finanzierung im<br />
Krankenhausbereich. Einzelanalysen zur<br />
Versorgungsforschung <strong>und</strong> Innovationsförderung<br />
in beiden Ländern, sowie die<br />
Chancen <strong>und</strong> Perspektiven von<br />
Managed-Care-Modellen in beiden<br />
Ländern verschaffen einen präzisen<br />
Überblick über gemeinsame Problemlagen,<br />
vergleichbaren Instrumenten-<br />
einsatz <strong>und</strong> unterschiedliches politischstrukturelles<br />
Umfeld. Also Systemvergleich<br />
aus erster Hand! Ein aktueller<br />
<strong>und</strong> wertvoller Beitrag die für Diskussion<br />
um notwendige Veränderungen<br />
im Ges<strong>und</strong>heitswesen.<br />
Jena Foto24.de/pixelio.de<br />
Herbert Rebscher/Stefan Kaufmann<br />
(Hrsg.): Ges<strong>und</strong>heitssysteme im<br />
Wandel<br />
331 Seiten, Preis: j 48,00<br />
Economica - Verlag<br />
ISBN 978 – 3 – 87081 – 770 –1<br />
fördert nicht Wettbewerb sondern führt<br />
zur Einheitskasse <strong>und</strong> in ein staatlich<br />
zentralistisches Ges<strong>und</strong>heitssystem.<br />
Der Weg vom Einheitsbeitrag zur Einheitskasse<br />
ist nicht weit. Mit Riesenschritten<br />
nähert sich die Zahl der<br />
Krankenkassen der Schwelle von 100<br />
Kassen. Der Zusatzbeitrag, den zum<br />
Jahresende die Hälfte der Kassen erheben<br />
dürfte, wird diesen Trend noch<br />
beschleunigen. Die gesetzlichen<br />
Krankenkassen brauchen wieder mehr<br />
Freiheiten bei der Beitragsgestaltung.<br />
Sie brauchen aber auch echte Strukturreformen,<br />
die auch die <strong>Ausgabe</strong>nseite<br />
im Blick haben. Und die GKV<br />
braucht noch mehr Qualität <strong>und</strong> einen<br />
innovativen Wettbewerb.<br />
Die weltweite Wirtschaftskrise hat nun<br />
auch das deutsche Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />
erreicht. Die deutsche Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />
hat sie bisher noch nicht auf<br />
Trab gebracht. Bleibt die Hoffnung,<br />
dass die Ges<strong>und</strong>heitsversorgung in<br />
Deutschland auch zukünftig viel mit<br />
Vertrauen <strong>und</strong> Verlässlichkeit zu tun hat<br />
<strong>und</strong> nichts mit Schnäppchenjagd. Das<br />
aber wäre dann wieder eine gute<br />
Botschaft.<br />
■<br />
Vorankündigung<br />
Der 19. ordentliche Gewerkschaftstag<br />
der <strong>DHV</strong> wird am<br />
Samstag / Sonntag,<br />
13./14. November 2010<br />
in Hamburg<br />
stattfinden. Teilnahmeberechtigt<br />
sind alle <strong>DHV</strong>-Mitglieder,<br />
stimmberechtigt nur die von den<br />
Landesverbandstagen gewählten<br />
Abgeordneten.<br />
Alle Abgeordneten sowie deren<br />
Stellvertreter erhalten in den<br />
nächsten Tagen eine Einladung.<br />
<strong>DHV</strong> – Hauptvorstand<br />
DAZ <strong>03</strong>/2010
Staatliches Lohnausfallgeld<br />
ist das Gebot<br />
Die <strong>DHV</strong> beurteilt die Pläne der B<strong>und</strong>esfamilienministerin<br />
Schröder zur<br />
Einführung eines Anspruchs auf zweijährige<br />
Pflegeteilzeit mit großer Skepsis.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich sind Pläne zur Verbesserung<br />
der Vereinbarkeit von Pflege<br />
naher Angehöriger <strong>und</strong> Beruf zu begrüßen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der demographischen<br />
Entwicklung wird die Pflege von älteren<br />
Menschen in den nächsten Jahrzehnten<br />
ein großes Problem werden. Deutschland<br />
wird immer älter, <strong>und</strong> es gibt immer<br />
weniger junge Menschen, die sich um<br />
die Pflege ihrer nahen Angehörigen<br />
kümmern können.<br />
Der von B<strong>und</strong>esfamilienministerin<br />
Schröder ins Spiel gebrachte Vorschlag<br />
einer zweijährigen Pflegeteilzeit ist aber<br />
nach Ansicht der <strong>DHV</strong> nicht der geeignete<br />
Weg. Die schwarz-gelbe B<strong>und</strong>esregierung<br />
ist mit dem Anspruch angetreten,<br />
die Kostenbelastungen für die<br />
Wirtschaft zu senken. Diesem Anspruch<br />
wird die B<strong>und</strong>esfamilienministerin<br />
Schröder mit ihrem Vorhaben nicht<br />
gerecht.<br />
Neue Pflegemodelle<br />
sind bereits Realität<br />
B<strong>und</strong>esfamilienministerin Schröder hat<br />
viel Kritik für ihren Vorschlag zur<br />
Pflegeteilzeit geerntet. Zu Recht. Anstatt<br />
sich eine neue Gesetzesinitiative auszudenken,<br />
sollte Schröder mehr Vertrauen<br />
darin setzen, dass die Tarif- <strong>und</strong><br />
Betriebspartner das Problem erkennen <strong>und</strong><br />
gemeinsam den betrieblichen Erfordernissen<br />
besser entsprechende Lösungen<br />
entwickeln. Dazu gibt es schon eine ganze<br />
Reihe positiver Beispiele:<br />
Im hessischen Melsungen gibt es z. B.<br />
Menschen, die halbtags arbeiten, aber für<br />
eine Vollzeitstelle bezahlt werden. Ihr<br />
Arbeitgeber, der Medizintechnik-Hersteller<br />
B. Braun zahlt die Differenz. Seit<br />
r<strong>und</strong> drei Jahren gilt bei B. Braun die<br />
„Konzernbetriebsvereinbarung zur Familienteilzeit“,<br />
die Beschäftigten mit<br />
kleinen Kindern ebenso helfen soll wie<br />
Mitarbeitern, die kranke Angehörige<br />
pflegen. Die Firma richtet auch<br />
Telearbeitsplätze ein, damit Pflegende<br />
von zu Hause aus arbeiten können. Der<br />
Personalleiter nennt als Gr<strong>und</strong> für diese<br />
Maßnahme: Familienfre<strong>und</strong>lichkeit ist<br />
ein handfestes Argument für potentielle<br />
DAZ <strong>03</strong>/2010<br />
Pflegeversicherung<br />
Den Unternehmen werden für<br />
die Dauer der Inanspruchnahme<br />
der zweijährigen Pflegeteilzeit<br />
zusätzliche Kosten auferlegt. Der<br />
Arbeitnehmer erhält 75 % seines<br />
Gehalts, obwohl er nur 50 % arbeitet.<br />
Hinzu kommen die Kosten für die von<br />
B<strong>und</strong>esfamilienministerin Schröder ins<br />
Spiel gebrachte Ausfallversicherung für<br />
den Fall, dass die Beschäftigten nach der<br />
Pflegeteilzeit nicht mehr in ihren alten<br />
Beruf zurückkehren, nicht durch Gehaltsverzicht<br />
den Gehaltsvorschuss abarbeiten<br />
<strong>und</strong> die Unternehmen damit auf<br />
ihren Mehrkosten sitzen bleiben.<br />
Die B<strong>und</strong>esfamilienministerin Schröder<br />
schlägt den für die B<strong>und</strong>esregierung<br />
bequemsten Weg vor – sozusagen einen<br />
„Vertrag zu Lasten Dritter“: Für einen<br />
sozialpolitisch durchaus sinnvollen Vorschlag<br />
sollen mit den Unternehmen<br />
andere als die öffentliche Hand zahlen.<br />
Bereits heute haben die Arbeitnehmer<br />
gemäß dem Pflegezeitgesetz das Recht,<br />
sich zur Pflege von Angehörigen für die<br />
Dauer von 6 Monaten von der Arbeit<br />
freistellen zu lassen. Die B<strong>und</strong>esregierung<br />
kann die maximale Dauer der<br />
Freistellung durchaus verlängern. Sie<br />
sollte den Unternehmen aber keine<br />
finanziellen Belastungen in Form von<br />
Mitarbeiter, nach Melsungen zu ziehen<br />
<strong>und</strong> sich für die Firma B. Braun als<br />
Arbeitgeber zu entscheiden.<br />
Die Bausparkasse Schwäbisch Hall leistet<br />
sich ein betriebseigenes Seniorenwohnstift,<br />
in das auch pflegebedürftige<br />
Angehörige der Beschäftigten aufgenommen<br />
werden können.<br />
Die Deutsche Bank stellt pflegende<br />
Mitarbeiter auf Wunsch für bis zu zwei<br />
Jahre frei – die derzeitige gesetzliche<br />
Vorgabe beträgt lediglich sechs Monate.<br />
Und der Autokonzern Ford sowie der<br />
Konsumgüterhersteller Henkel bieten in<br />
ihren Bereichen „Elder Care“ Beratungsnetzwerke<br />
für Betroffene an, organisieren<br />
Selbsthilfegruppen <strong>und</strong> Infoabende.<br />
Bei der Ergo-Versicherungsgruppe können<br />
sich Betroffene für maximal ein Jahr<br />
komplett freistellen lassen, erhalten während<br />
dieser Zeit aber ein Teilzeitgehalt.<br />
Nach Ablauf des Jahres arbeiten die<br />
Beschäftigten in Vollzeit zum<br />
Teilzeitgehalt, bis das Gehaltskonto wieder<br />
ausgeglichen ist.<br />
Schon einfache Maßnahmen können<br />
pflegenden Angestellten helfen. So wandelt<br />
das Klinikum Bremen Ost bei<br />
Bedarf das jährliche Weihnachtsgeld in<br />
Freizeit um. Und in der Region Rhein-<br />
Main haben sich sieben Unternehmen,<br />
darunter Commerzbank, Telekom <strong>und</strong><br />
zusätzlichen Gehaltszahlungsverpflichtungen<br />
auferlegen.<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung kann vielmehr<br />
anstelle einer von den Unternehmen zu<br />
finanzierenden Pflegeteilzeit ein<br />
Lohnausfallgeld für Arbeitnehmer schaffen,<br />
das zusätzlich zu dem bereits existierenden<br />
Pflegegeld gezahlt wird. Diese<br />
Lösung wäre ordnungspolitisch der sauberere<br />
Weg. Denn die Kosten für die<br />
Pflege von Menschen ist nicht Sache der<br />
Wirtschaft, sondern des Staates. Diese<br />
muss ihn auch nicht vor unfinanzierbare<br />
Kosten stellen. Denn jeder Arbeitnehmer,<br />
der aufgr<strong>und</strong> dieses finanziellen<br />
Anreizes einen Angehörigen zu<br />
Hause pflegt <strong>und</strong> nicht in eine Einrichtung<br />
gibt, erspart dem Staat mehr<br />
Kosten als er durch die Zahlung eines<br />
Lohnausfallgeldes verursacht.<br />
<strong>DHV</strong> – Hauptvorstand ■<br />
Rike/pixelio.de<br />
Merz Pharma, zu einem Netzwerk<br />
zusammengeschlossen, das gemeinsam<br />
Schulungen für Mitarbeiter mit kranken<br />
Angehörigen anbietet.<br />
Die Beispiele zeigen, dass sich das<br />
Bewusstsein in der Wirtschaft wandelt.<br />
Die Unterstützung von Arbeitnehmern,<br />
die ihre kranken Arbeitnehmer pflegen<br />
müssen, rückt allmählich in den Fokus<br />
einer auch am Wohl der Mitarbeiter<br />
orientierten Firmenpolitik. Es braucht<br />
also keines gesetzgeberischen Beglückungszwanges,<br />
um auf das Problem<br />
aufmerksam zu machen.<br />
rö ■<br />
7
OECD-Studie bescheinigt<br />
beste Berufschancen<br />
Die Organisation für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit <strong>und</strong> Entwicklung<br />
(OECD) berichtet in einer Studie, dass<br />
Deutschland bei der Jugendarbeitslosigkeit<br />
im Vergleich zu anderen europäischen<br />
Ländern noch gut dasteht <strong>und</strong><br />
damit bisher recht glimpflich durch<br />
die Wirtschaftskrise gekommen ist.<br />
Die Arbeitslosigkeit junger <strong>Deutscher</strong> sei<br />
8<br />
Besser, aber noch nicht gut<br />
Die OECD-Studie ist erfreulich. Zeigt<br />
sie doch, dass Deutschland in Sachen<br />
Jugendarbeitslosigkeit gegen den Trend<br />
schwimmt. Der Gr<strong>und</strong> liegt laut OECD<br />
vor allem beim vergleichsweise krisenfesten<br />
dualen Ausbildungssystem, das<br />
oft wie ein Steigbügelhalter für einen<br />
festen Job wirkt. Es ist aber sicherlich<br />
auch ein Erfolg einer auf die Stärkung<br />
der Ausbildung orientierten Tarifpolitik.<br />
In vielen Tarifverträgen haben <strong>DHV</strong> <strong>und</strong><br />
die Arbeitgeber den gemeinsamen<br />
Willen bek<strong>und</strong>et, die Ausbildungsquote<br />
zu halten oder gar zu steigern bzw. junge<br />
Arbeitnehmer aus der Ausbildung in<br />
befristete oder unbefristete Ausbildungsverhältnisse<br />
zu übernehmen.<br />
Deutschland hebt sich in der Jugendarbeitslosigkeit<br />
positiv von anderen<br />
europäischen Ländern ab. Das ist aber<br />
kein Gr<strong>und</strong> zum Ausruhen auf irgendwelchen<br />
Lorbeeren. Denn es gibt eine<br />
Sozialstaat<br />
von Ende 2007 bis Ende 2009 sogar<br />
von 10 auf 9,2 Prozent gefallen. Im<br />
Gegensatz dazu gab es im<br />
Durchschnitt der 30 OECD-Länder<br />
einen Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit<br />
um 6 Prozentpunkte auf fast 19 Prozent.<br />
Fast 15 Millionen junge Menschen sind<br />
derzeit in den OECD-Ländern arbeitslos.<br />
In Ländern wie Frankreich <strong>und</strong> Italien hat<br />
ein Viertel der Jugend weder eine Arbeit,<br />
noch befinde es sich in einerAusbildung.<br />
In Spanien hat sich die Jugendarbeitslosigkeit<br />
in den vergangenen Jahren<br />
erschreckend hohe Zahl<br />
von Jugendlichen, die<br />
nicht ausbildungsfähig sind <strong>und</strong> damit<br />
von vornherein geringe oder keine<br />
Chancen haben, einen Beruf zu erlernen<br />
<strong>und</strong> ein Leben frei von staatlicher Stütze<br />
zu führen.<br />
Die Ausbildungsumfrage 2010 des<br />
Deutschen Industrie- <strong>und</strong> <strong>Handels</strong>kammertages<br />
(DIHK) zeigt dieses<br />
Manko eindringlich: Im vergangenen<br />
Jahr konnte jeder fünfte Betrieb nicht<br />
alle Ausbildungsplätze besetzen. Vor<br />
drei Jahren betrug der Anteil nur 12<br />
Prozent. 63 Prozent der Betriebe mit frei<br />
gebliebenen Plätzen nannten als Gr<strong>und</strong>,<br />
dass die Bewerber nicht geeignet gewesen<br />
seien. Es mangele den Jugendlichen<br />
oft nicht nur an gr<strong>und</strong>legenden Fähigkeiten<br />
wie Lesen, Schreiben oder<br />
Rechnen. Die Unternehmen beklagen<br />
sich auch über fehlende persönliche<br />
Tugenden wie Leistungsbereitschaft,<br />
Disziplin <strong>und</strong> Belastbarkeit.<br />
Alleinerziehende leben mit Hartz IV besser!<br />
Für allein erziehende Mütter lohnt es<br />
sich nicht, eine Berufstätigkeit zu ergreifen,<br />
wenn sie Hartz IV-Leistungen erhalten.<br />
Das hat eine Studie des Kieler<br />
Instituts für Weltwirtschaft ergeben. Für<br />
die Mütter wäre es verantwortungslos,<br />
eine reguläre Arbeit anzunehmen, so der<br />
Kieler Forscher Klaus Schrader. Denn<br />
dann hätten sie häufig weniger Geld in<br />
der Tasche als mit dem staatlichen<br />
Sozialtransfers.<br />
Nach Berechnungen der Giessener Ökonomin<br />
Uta Meier-Gräwe erhält eine<br />
allein erziehende Mutter mit zwei<br />
Kindern, die nie arbeitet, bis zu ihrem<br />
50. Lebensjahr 445.000 Euro – ein<br />
Betrag, den dem Bericht zufolge zwei<br />
regulär Arbeitende mit ihren Steuerzahlungen<br />
finanzieren müssten.<br />
Besonders stark ausgeprägt ist der fehlende<br />
Arbeitsanreiz für Alleinerziehende<br />
mit geringer Qualifikation, die in der<br />
Regel nur für gering entlohnte Tätig-<br />
Sonja-Mahr/pixelio.de<br />
auf mehr als 40 Prozent verdoppelt.<br />
Dennoch: Allzu rosig sind die Berufsaussichten<br />
junger Menschen auch in<br />
Deutschland nicht. Es sei laut OECD keine<br />
rascheVerbesserung zu erwarten.Viele<br />
Unternehmen hätten in der Krise zwar ihre<br />
Mitarbeiter behalten, doch auf Kurzarbeit<br />
gesetzt. Die wirtschaftliche Erholung würde<br />
jetzt erst einmal zu einer Arbeitszeiterhöhung<br />
führen, nicht aber zu Neueinstellungen.<br />
■<br />
Es sind erhebliche Anstrengungen notwendig,<br />
dass auch dieser Teil von Jugendlichen<br />
die Ausbildungsfähigkeit<br />
erlangt <strong>und</strong> damit Perspektiven auf dem<br />
Arbeitsmarkt bekommt. Das Manko,<br />
dass in einer nicht unerheblichenAnzahl<br />
von Familien die Eltern einen geregelten<br />
Tagesablauf nicht vorleben, kann der<br />
Staat nur durch eine intensivere schulisch-erzieherische<br />
Begleitung dieser<br />
Jugendlichen versuchen wettzumachen.<br />
Dafür sind aber Mehrausgaben in der<br />
Bildung notwendig, vor allem für den<br />
Ausbau von Ganztageskindergärten <strong>und</strong><br />
-schulen <strong>und</strong> für eine bessere pädagogische<br />
Betreuung von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
aus Problemfamilien. Wenn<br />
dies nicht geschieht, wird mit jeder<br />
nachwachsenden Generation der Anteil<br />
der ausbildungsunwilligen <strong>und</strong> nicht<br />
ausbildungsfähigen Jugendlichen weiter<br />
anwachsen, <strong>und</strong> die Jugendarbeitslosigkeit<br />
wird nicht sinken, sondern weiter<br />
wachsen.<br />
Henning Röders ■<br />
keiten in Betracht kommen. Ein Lohnabstand<br />
besteht nicht, denn die ALG II-<br />
Zahlung übersteigt den potentiellen<br />
Arbeitslohn. Doch selbst bei höherer<br />
Qualifikation können Anreizprobleme<br />
auftreten, z. B. bei Arbeitsplätzen im<br />
Dienstleistungssektor <strong>und</strong>/oder in der<br />
Arbeitsmarktregion Ost.<br />
rö ■<br />
Redaktionsschluss<br />
für die <strong>Ausgabe</strong><br />
4/2010:<br />
18. Juni 2010<br />
DAZ <strong>03</strong>/2010
Kinder, die aus Familien mit einem starken<br />
inneren Zusammenhalt kommen,<br />
fühlen sich gesünder als Kinder aus sozial<br />
schwachen Familien. Laut Berechnungen<br />
des Instituts der deutschen<br />
Wirtschaft (IW) in Köln haben das<br />
Einkommen, der Bildungsstand sowie<br />
das Ges<strong>und</strong>heitsbewusstsein der Eltern<br />
starke Auswirkungen auf deren Kinder.<br />
In Familien mit einem monatlichen<br />
Einkommen von weniger als 1.000 j ist<br />
der Anteil der Eltern, die rauchen oder<br />
übergewichtig sind, größer als in<br />
Familien mit höherem Einkommen. Das<br />
zeigt sich auch bei ihren Kindern. Sie<br />
rauchen oft selbst, fühlen sich subjektiv<br />
weniger ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> haben häufiger ein<br />
mangelndes Ges<strong>und</strong>heitsbewusstsein, so<br />
die Studie des IW.<br />
Damit beginnt ein Teufelskreis. Denn<br />
kranke Kinder werden oftmals später<br />
eingeschult, bringen schlechtere schulische<br />
Leistungen <strong>und</strong> besuchen seltener<br />
ein Gymnasium als ges<strong>und</strong>e Sprösslinge.<br />
Dazu kommt, dass diese Kinder ihre<br />
Freizeit größtenteils vor dem Fernseher<br />
verbringen, anstatt sportlichen Aktivitäten<br />
nachzugehen. Auch hier sind<br />
Kinder, die sich ges<strong>und</strong> fühlen, viel häufiger<br />
anzutreffen.<br />
Festzustellen ist darüber hinaus, dass<br />
Kinder, die psychische Auffälligkeiten<br />
zeigen, häufig aus sozial schwachen<br />
Familien kommen. Solche Auffälligkeiten<br />
verringern die Lernfähigkeit <strong>und</strong><br />
somit die Chance auf eine gute Bildung.<br />
Eine Verbesserung der Situation kann<br />
nur in Zusammenarbeit erreicht werden:<br />
Alle Institutionen, angefangen bei den<br />
Kindergärten <strong>und</strong> –tagesstätten bis hin<br />
zu weiterführenden Schulen sollten dazu<br />
beitragen, das Ges<strong>und</strong>heitsbewusstsein<br />
von Familien positiv zu beeinflussen.<br />
Diese könnten Kinder aus sozial schwachen<br />
Familien, z. B. mit Essensgutscheinen,<br />
persönlicher Beratung <strong>und</strong> vor<br />
allem durch Hilfe vor Ort unterstützen.<br />
Hier wären Familienhebammen oder<br />
Sozialarbeiter, die die Kinder oder sogar<br />
die ganze Familie eine Zeitlang begleiten,<br />
eine gute Lösung.<br />
Darüber hinaus sind Investitionen in eine<br />
familienfre<strong>und</strong>liche Infrastruktur nötig,<br />
die den natürlichen Spiel- <strong>und</strong> Bewe-<br />
DAZ <strong>03</strong>/2010<br />
Sozialstaat<br />
Das soziale Umfeld hat Einfluss<br />
auf die Ges<strong>und</strong>heit der Kinder<br />
gungsdrang von<br />
Kindern fördern.<br />
Moderne Turnhallen,Spielplätze<br />
<strong>und</strong> Jugendclubs<br />
lassen st<strong>und</strong>enlanges Fernsehen<br />
zur schlechten Alternative werden.<br />
Wir entnahmen diesen Beitrag den<br />
„Sozialpolitische Kurzinformation des<br />
Arbeitgeberverbandes der Versicherungsunternehmen<br />
in Deutschland“.<br />
Dieser zutreffenden Bestandsaufnahme<br />
Schwerbehinderten-<br />
Pflichtquote beträgt 5 %<br />
In Deutschland müssen Arbeitgeber, die<br />
im Jahresdurchschnitt über mindestens<br />
20 Arbeitsplätze verfügen, wenigstens<br />
fünf Prozent davon mit schwerbehinderten<br />
Menschen besetzen. Tun sie es nicht,<br />
ist für jeden nicht besetzten Pflichtplatz<br />
eine Ausgleichsabgabe<br />
von mindestens 105 Euro<br />
pro Monat fällig. Öffentliche<br />
Arbeitgeber erreichten<br />
zuletzt (<strong>2008</strong>) im<br />
Schnitt eine Beschäftigungsquote<br />
von 6,1 Prozent,<br />
private Arbeitgeber<br />
blieben mit 3,7 Prozent<br />
weiterhin unter der Vorgabe<br />
– viele zahlen lieber.<br />
Denn mit der Einstellung<br />
Schwerbehinderter übernehmen<br />
die Arbeitgeber<br />
zusätzliche Pflichten <strong>und</strong><br />
Risiken, u. a. stark erschwerte Kündigungsmöglichkeiten.<br />
Es ist – vor allem für kleinere Arbeitgeber<br />
– vielleicht billiger <strong>und</strong> auf jeden<br />
Fall risikoärmer, keine Behinderten einzustellen.<br />
Die berechtigten Schutzbe-<br />
Sozialstaatliche Blüte<br />
Unser Sozialsystem treibt seltsame<br />
Blüten: Weil der Haupteingang eines<br />
Berliner Betriebes im Osten lag, erhält<br />
ein Arbeitsloser jetzt weniger Geld,<br />
obwohl der größte Teil seines früheren<br />
Betriebes auf Westberliner Gelände lag<br />
<strong>und</strong> die Arbeit im Westen erbracht wurde!<br />
Er unterliegt also den „Ost-Bestimmungen“,<br />
<strong>und</strong> dort ist der Höchstsatz<br />
des Arbeitslosengeldes 200 Euro<br />
niedriger als im Westen. Wo der arme<br />
Tropf wohnt, spielt für Sozialrichter keine<br />
Rolle. Ihnen kann man keinen<br />
Vorwurf machen, denn Arbeitslosen-<br />
*Jahresdurchschnitt <strong>2008</strong> (Stand: April 2010) **Monatlich je un-<br />
104 0510 Quelle: BA besetztem Pflichtplatz<br />
können auch wir Gewerkschafter uneingeschränkt<br />
zustimmen. Allerdings fehlt<br />
ein nicht unbedeutender Aspekt, nämlich<br />
der Appell an die soziale Verantwortung<br />
der Unternehmen, ihren Beschäftigten<br />
ein angemessenes Einkommen zu bieten.<br />
Dumpinglöhne treffen nicht nur die<br />
Arbeitnehmer. Sie sind auch schädlich<br />
für die Allgemeinheit, da sie die<br />
Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> die Bildungschancen<br />
von Kindern einkommensschwacher<br />
Haushalte beeinträchtigen.<br />
rö ■<br />
stimmungen wenden sich für<br />
viele Behinderte in das<br />
Gegenteil: sie finden keinen<br />
Arbeitsplatz. Mit Geld alleine<br />
wird das Problem kaum zu lösen sein,<br />
denn die Ausgleichsabgabe kann man<br />
nicht wesentlich erhöhen, wenn man die<br />
Dämpfung von Lohnnebenkosten als<br />
wirtschafts- <strong>und</strong> sozialpolitisches Prinzip<br />
ernst nimmt. Vielleicht sollte der<br />
Beschäftigung Schwerbehinderter ist Pflicht<br />
Beschäftigungsquoten<br />
Schwerbehinderter*<br />
6,1%<br />
Öffentliche<br />
Arbeitgeber<br />
3,7%<br />
Private<br />
Arbeitgeber<br />
Arbeitgeber, die im Jahresdurchschnitt<br />
monatlich über mind. 20 Arbeitsplätze<br />
verfügen, sind verpflichtet,<br />
5% dieser Plätze<br />
oder mehr mit Schwerbehinderten<br />
zu<br />
besetzen<br />
Für jeden unbesetzten<br />
Pflichtplatz muss<br />
eine Ausgleichsabgabe<br />
gezahlt<br />
werden<br />
***Beschäftigungsquote<br />
Schwerbehinderter<br />
Ausgleichsabgabe<br />
nach Betriebsgröße**<br />
20 bis unter 40 Arbeitsplätze<br />
105<br />
40 bis unter 60 Arbeitsplätze<br />
105 wenn weniger als<br />
2 Schwerbehinderte beschäftigt sind<br />
180 wenn weniger als<br />
1 Schwerbehinderter beschäftigt ist<br />
60 <strong>und</strong> mehr Arbeitsplätze<br />
105 (BQ*** 3 bis unter 5%)<br />
180 (BQ 2 bis unter 3%)<br />
260 (BQ unter 2%)<br />
Gesetzgeber darüber nachdenken, die<br />
Schutzbestimmungen für Behinderte in<br />
eine neue Balance zu bringen, in der ein<br />
Teil der Arbeitsplatzrisiken vom Staat<br />
übernommen wird.<br />
he ■<br />
geld ist beitragsbezogen, vom Arbeitseinkommen<br />
abhängig <strong>und</strong> damit auch<br />
vom niedrigeren Ost-Tarif. Mit Gerechtigkeit<br />
hat dieser Richterspruch nichts<br />
zu tun; er ist eines sozialen Rechtsstaates<br />
unwürdig! Trotzdem sind die<br />
Richter an das Gesetz geb<strong>und</strong>en. Wenn<br />
die Anwendung von Gesetzen zu ungerechten<br />
Ergebnissen führt, muss der<br />
Gesetzgeber sie ändern. Und es ist<br />
höchste Zeit, dass im Zeichen deutscher<br />
Einheit auch die Einkommens- <strong>und</strong><br />
Rentenunterschiede eingeebnet werden.<br />
he ■<br />
9
10<br />
Bildung<br />
Ein nationaler Bildungspakt für Deutschlands Zukunft!<br />
Anfang Februar haben die Spitzenverbände<br />
der Wirtschaft, die B<strong>und</strong>esagentur<br />
für Arbeit <strong>und</strong> die B<strong>und</strong>esregierung<br />
beschlossen, den Ausbildungspakt<br />
über das Jahr 2010 hinaus um weitere<br />
zwei Jahre zu verlängern. Die Paktpartner<br />
werden bis zum Herbst die Modalitäten<br />
der neuen Paktvereinbarung festlegen.<br />
Der Ausbildungspakt war 2004 als Alternative<br />
zur damals von der rotgrünen<br />
B<strong>und</strong>esregierung in Erwägung gezogenen<br />
Ausbildungsplatzabgabe für nicht<br />
genügend ausbildende Unternehmen<br />
vereinbart worden. Die in dem Pakt vereinbarten<br />
Verpflichtungen wurden seitens<br />
der Wirtschaft weitgehend eingehalten.<br />
So wurden im vergangenen Jahr<br />
72.600 neue Ausbildungsplätze <strong>und</strong><br />
46.300 neue Ausbildungsbetriebe gewonnen.<br />
Vereinbart waren 60.000 neue<br />
Ausbildungsplätze <strong>und</strong> 30.000 neue<br />
Ausbildungsbetriebe. Insgesamt wurden<br />
gut 566.000 Ausbildungsverträge geschlossen,<br />
das waren allerdings r<strong>und</strong><br />
8,2 Prozent weniger.<br />
Diese Verringerung war zum einen der<br />
Wirtschaftskrise geschuldet, zum anderen<br />
macht sich aber auch der demographische<br />
Wandel auf dem Ausbildungsmarkt<br />
bemerkbar. Denn trotz der geringeren<br />
Zahl derAusbildungsverträge sank<br />
die Zahl der Jugendlichen ohne<br />
Ausbildungsplatz: Von 14.500 Ende September<br />
<strong>2008</strong> auf 9.600 Ende September<br />
2009. Bis zum Januar 2010 verringerte<br />
sich die Zahl um mehr als die Hälfte auf<br />
4.400 Bewerber. Für diese jungen Leute<br />
gibt es aber genügend Angebote. Unter<br />
anderem seien mehr als 11.000 Stellen<br />
zur Einstiegsqualifizierung frei.<br />
Diese Statistiken sind erfreulich. Sie zeigen,<br />
dass der Ausbildungspakt erfolgreich<br />
ist. Er ist auf jeden Fall wirksamer<br />
als die Erhebung einer Ausbildungsplatzabgabe<br />
für Unternehmen.<br />
Die positive Nachricht darf aber nicht<br />
darüber hinwegtäuschen, dass ein<br />
Ausbildungspakt mit dem Ziel, mehr<br />
Ausbildungsplätze zu schaffen, nicht<br />
mehr ausreicht.<br />
Das Problem wird in Zukunft nicht mehr<br />
sein, dass für die Jugendlichen nicht<br />
genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung<br />
stehen, sondern dass es aufgr<strong>und</strong><br />
des demographischen Wandels nicht<br />
mehr genügend qualifizierte Jugendliche<br />
für die Ausbildungsplätze gibt.<br />
Die Anzeichen für eine solche Problemverlagerung<br />
sind schon da, <strong>und</strong> sie sind<br />
durchaus besorgniserregend. Der Deutsche<br />
Industrie- <strong>und</strong> <strong>Handels</strong>kammertag<br />
(DIHK) führt jährlich eine Online-<br />
Unternehmensbefragung zur Ausbildungssituation<br />
in den Unternehmen<br />
durch. In 2007 gaben gut 15 % von<br />
12.072 befragten Unternehmen an, dass<br />
sie nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze<br />
besetzen konnten – trotz<br />
ausreichend hoher Zahlen von Bewerbern.<br />
57 % der Unternehmen gaben<br />
als Gr<strong>und</strong> für die Nichtbesetzung von<br />
Ausbildungsplätzen an, dass keine geeigneten<br />
Bewerbungen vorlagen. 55 % aller<br />
befragten Unternehmen sahen in der<br />
mangelnden Ausbildungsreife von<br />
Schulabgängern das mit Abstand wichtigsteAusbildungshemmnis.<br />
2007 schlug<br />
vor allem in den neuen<br />
B<strong>und</strong>esländern die<br />
demographische Entwicklung<br />
durch: Ein<br />
Drittel der ostdeutschen<br />
Unternehmen<br />
registrierten rückläufige<br />
Bewerberzahlen.<br />
In <strong>2008</strong> verschlimmerte<br />
sich die Situation<br />
noch: Von 13.784<br />
befragten Unternehmen<br />
gaben nun 21 %<br />
an, dass sie nicht alle<br />
a n g e b o t e n e n<br />
Ausbildungsplätze<br />
besetzen konnten. Bei<br />
den ostdeutschen Unternehmen<br />
liegt der<br />
Anteil mit Besetzungsschwierigkeiten<br />
sogar bereits bei<br />
30 %. Gar 64 % aller<br />
befragten Unternehmen<br />
gaben Defizite<br />
bei Schulabgängern<br />
als Ausbildungshemmnis<br />
an.<br />
Inzwischen liegen<br />
auch die Zahlen für 2009 vor. Weiterhin<br />
klagt jeder 5. Betrieb, also r<strong>und</strong> 20 %<br />
darüber, nicht alle Ausbildungsplätze<br />
besetzen zu können. Jetzt sehen aber<br />
schon 74 % die mangelnde Ausbildungsreife<br />
vieler Bewerber als entscheidend<br />
an.<br />
Der Rückgang der Bewerberzahlen <strong>und</strong><br />
die steigenden Bildungsdefizite decken<br />
sich mit den Beobachtungen des Verfassers.<br />
So ist in der mecklenburgvorpommerschen<br />
Landeshauptstadt<br />
Schwerin der Anteil der jungen Leute<br />
gering; das Durchschnittsalter der<br />
Bevölkerung liegt mittlerweile bei über<br />
46 Jahren.<br />
Bei nicht wenigen der verbliebenen jungen<br />
Menschen sind jedoch die Aus-<br />
sichten auf einen erfolgreichen Einstieg<br />
ins Berufsleben nicht gerade rosig: R<strong>und</strong><br />
ein Drittel der Kinder lebt in Hartz IV-<br />
Familien, oft sind nicht nur deren Eltern,<br />
sondern auch die Großeltern Hartz IV-<br />
Empfänger. In manchen Gr<strong>und</strong>schulen<br />
sind Kinder, deren Eltern einer geregelten<br />
Arbeit nachgehen, in einer verschwindend<br />
geringen Minderheit. Wie<br />
wird nur die Zukunft solcher Hartz IV-<br />
Kinder aussehen? Werden sie den<br />
Sprung ins Berufsleben schaffen?<br />
Zweifel sind durchaus angebracht, denn<br />
die Vorbildswirkung der Eltern oder<br />
sogar der Großeltern ist nicht vorhanden.<br />
Die Zahlen zeigen: Die Konzentration<br />
des Ausbildungspaktes auf die Erweiterung<br />
des Ausbildungsplatzangebots<br />
reicht nicht aus. Der Ausbildungspakt<br />
muss ergänzt oder zu einem nationalen<br />
Bildungspakt erweitert werden.<br />
! Es muss die Attraktivität der Ausbildung<br />
verbessert werden, <strong>und</strong> da<br />
sind vor allem die Unternehmen <strong>und</strong><br />
die Tarifpartner in der Pflicht: In vielen<br />
Ausbildungsberufen sind die<br />
Ausbildungsvergütungen noch zu niedrig.<br />
! Es gibt auch sicherlich noch genügend<br />
Kreativitätspotential bei der<br />
Fortsetzung auf Seite 11<br />
DAZ <strong>03</strong>/2010
Fortsetzung von Seite 10<br />
unternehmerischen Unterstützung<br />
von Auszubildenden: z. B. Fahrtkostenzuschüsse,<br />
Finanzierung von<br />
außerbetrieblichen Weiterbildungskursen,<br />
Unterstützung bei der Wohnungssuche<br />
von auswärtigen Auszubildenden<br />
etc. Wenn die Betriebe<br />
jetzt nichts tun, um junge Arbeitnehmer<br />
dauerhaft an sich zu binden,<br />
werden sie in 10 Jahren das Nachsehen<br />
haben, wenn die geburtenstarken<br />
Jahrgänge in Rente sind <strong>und</strong> der<br />
Fachkräftemarkt leergefegt sein<br />
wird.<br />
! Vor allem aber ist die Politik gefordert,<br />
<strong>und</strong> dort vor allem die B<strong>und</strong>esländer<br />
<strong>und</strong> die Kommunen, die für die<br />
Bildung zuständig sind. Es ist erschreckend,<br />
wie viel Potential von jungen<br />
Menschen in Deutschland verschwendet<br />
wird. Wenn derAnteil von Kindern<br />
in Hartz IV-Familien so hoch ist, <strong>und</strong><br />
wenn immer mehr Unternehmen das<br />
Fehlen elementarer Schreib- <strong>und</strong><br />
Rechenfertigkeiten beklagen, dann<br />
muss dringend gehandelt werden.<br />
Beispiele: Die Kinder in Problemfamilien<br />
müssen möglichst schon vom<br />
Kindergarten an eine besonders intensive<br />
Förderung erfahren.<br />
Sozialbetreuer müssen Problemfamilien<br />
begleiten.<br />
DAZ <strong>03</strong>/2010<br />
Bildung<br />
Länger gemeinsam lernen –<br />
bildungspolitische Falle<br />
Bildungspolitiker, die die Einheitsschule<br />
durchsetzen wollen, werben dafür mit dem<br />
Slogan „länger gemeinsam lernen“. Der<br />
Begriff ist kuschelig <strong>und</strong> weckt die Illusion<br />
einer schulischen Wärmestube, in der<br />
Kinder unterschiedlichen Alters zusammenbleiben<br />
<strong>und</strong> lernen können. Damit<br />
wird auch die sechsjährige Gr<strong>und</strong>schule<br />
propagiert, auch Primarschule genannt.<br />
Die sechsjährige Gr<strong>und</strong>schule, wie sie in<br />
Berlin praktiziert wird, hat nie den<br />
Nachweis besseren Lernens erbracht.<br />
Eltern schicken – wenn sie können – ihre<br />
begabten Kinder nach Möglichkeit nach<br />
dem 4. Schuljahr auf eine Privatschule.<br />
„Gemeinsames Lernen“ zur besseren<br />
Förderung ist eine Ideologie. Kinder sind<br />
verschieden, sie lernen verschieden <strong>und</strong><br />
bedürfen unterschiedlicher Aufgabenstellungen<br />
<strong>und</strong> Methoden.<br />
Es ist nachgewiesen, dass „gemeinsames<br />
Lernen“ begabte Kinder benachteiligt<br />
<strong>und</strong> schwache<br />
Schüler weniger<br />
fördert.<br />
Diese wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse werden bewusst nicht<br />
wahrgenommen <strong>und</strong> einer Einheitsideologie<br />
geopfert.<br />
Eine sechsjährige Gr<strong>und</strong>schule nimmt<br />
den begabteren Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern<br />
Bildungschancen <strong>und</strong> zwingt sie zu<br />
einem verlangsamten „Lern-Spargang“.<br />
Gleichzeitig werden den weiterführenden<br />
Schulen Lernzeiten entzogen, weil<br />
Bildungsgänge um zwei Jahre gekürzt<br />
werden.<br />
Der Schulwechsel wird in eine psychologische<br />
Entwicklungsphase verschoben,<br />
in der viele Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />
mit persönlichen Problemen zu tun<br />
haben <strong>und</strong> das schulische Lernen für sie<br />
zeitweise nicht im Vordergr<strong>und</strong> steht.<br />
Durch die Verkürzung der Bildungsgänge<br />
aller Schulformen der Sek<strong>und</strong>arstufe<br />
I (auch der Hauptschule <strong>und</strong> der<br />
Realschule) werden deren Abschlüsse<br />
gemindert <strong>und</strong> verlieren an Bildungs-<br />
Lernschwache Kinder müssen in der<br />
Schule Nachhilfe erhalten.<br />
Den Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen müssen<br />
genügend Sport- <strong>und</strong> Freizeitangebote<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Vor allem muss das länderspezifische<br />
Experimentieren in der Schulpolitik ein<br />
Ende finden. Es kann nicht angehen,<br />
dass mit jedem Regierungswechsel neue<br />
Schulexperimente folgen. Das verunsichert<br />
Schüler <strong>und</strong> Eltern.<br />
Leider ist in Deutschland eine gegenläufige<br />
Entwicklung zu beobachten:<br />
Angesichts des Zwanges zum Sparen<br />
werden vor allem auf kommunaler<br />
Ebene <strong>Ausgabe</strong>n im Kinder- <strong>und</strong><br />
Jugendhilfebereich gestrichen. Die<br />
Länder pochen eifersüchtig auf ihre ausschließliche<br />
Zuständigkeit in der<br />
Schulpolitik.<br />
Not tut ein nationaler Bildungspakt zwischen<br />
B<strong>und</strong>, Ländern <strong>und</strong> Kommunen,<br />
in dem die Rahmenbedingungen für die<br />
Maßnahmen <strong>und</strong> deren Finanzierung<br />
klar <strong>und</strong> verbindlich festgelegt werden.<br />
Die Ausbildungsreife muss durch eine<br />
geeignete Pädagogik <strong>und</strong> Unterstützungsmaßnahmen<br />
auf das erforderliche<br />
Niveau angehoben werden.<br />
Nur dann kann der bisherige Ausbildungspakt<br />
seine erfolgreiche Arbeit fortsetzen<br />
<strong>und</strong> mehr Schulabgängern einen<br />
Ausbildungsplatz verschaffen.<br />
Henning Röders ■<br />
gehalt. Das schädigt nicht nur die<br />
Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler, sondern auch<br />
Wirtschaft, Berufsfähigkeit <strong>und</strong> Studierfähigkeit<br />
– ein enormer Schaden für<br />
das Bildungswesen <strong>und</strong> die Wirtschaft!<br />
Der VkdL fordert deshalb:<br />
✖ Beibehaltung der vierjährigen Gr<strong>und</strong>schule!<br />
✖ Keine Kuschelpädagogik, sondern<br />
Wissensvermittlung, Lernen <strong>und</strong> echte<br />
Bildung!<br />
✖ Fördern <strong>und</strong> Fordern zur rechten Zeit<br />
<strong>und</strong> im richtigen Alter!<br />
Nur das gegliederte Schulwesen ist nachweislich<br />
in der Lage, jeden Schüler nach<br />
seinen Fähigkeiten <strong>und</strong> Begabungen<br />
optimal zu fördern. Die Einheitsschule<br />
schädigt Kinder, Familien <strong>und</strong> Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> damit die Zukunft unseres Landes!<br />
VkdL – Verband katholischer ■<br />
deutscher Lehrerinnen<br />
Der VkdL ist eine<br />
Mitgliedsgewerkschaft des CGB<br />
Ausbildungslose<br />
Schulabgänger<br />
Nach der jährlich stattfindenden Online-<br />
Unternehmensbefragung des DIHT<br />
konnte 2009 mehr als jedes fünfte<br />
Unternehmen nicht alle angebotenen<br />
Ausbildungsplätze besetzen, meist weil<br />
keine geeigneten Bewerbungen vorlagen.<br />
Über die Hälfte der Betriebe klagte<br />
über Ausbildungshemmnisse. Nach wie<br />
vor größtes Hindernis ist danach die<br />
mangelnde Ausbildungsreife vieler Bewerber.<br />
Dieses Problem kann nur über eine<br />
inhaltliche Verbesserung der Gr<strong>und</strong>bildung<br />
gelöst werden. Vor allem müssen<br />
die „bildungsfernen“ Jugendlichen<br />
<strong>und</strong> Eltern motiviert werden, einige<br />
Vorschläge enthält der Beitrag über einen<br />
nationalen Bildungspakt.<br />
Änderungen der Schulorganisation, wie<br />
z. B. derzeit in Hamburg die Einführung<br />
einer 6-jährigen Primarschule oder die<br />
Einschränkung der Hauptschule in<br />
Baden-Württemberg helfen nichts. Geboten<br />
sind Schulen, die ihre Schüler für<br />
Bildungsziele motivieren, sie bei ihren<br />
Bemühungen so unterstützen, dass sie<br />
den für eine betriebliche Ausbildung<br />
erforderlichen Wissensstand <strong>und</strong><br />
menschliche Reife erreichen.<br />
Jörg Hebsacker ■<br />
11
Hauptvorstand informierte<br />
sich über Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />
Der mesonet-Hauptvorstand hatte im<br />
Dezember beschlossen, seine turnusmäßige<br />
Frühjahrssitzung mit dem<br />
ges<strong>und</strong>heitspolitischen Symposium der<br />
Konrad Adenauer Stiftung Mecklen -<br />
burg-Vor pommern <strong>und</strong> der Gesell -<br />
schaft für internationale Sozialpolitik<br />
(GefiS) zu verbinden (siehe den Bericht<br />
auf Seite 21). Somit fanden sich die<br />
Mitglieder des Hauptvorstandes vom<br />
19. bis 20. März in Schwerin ein, um<br />
sich auf den aktuellen Stand der<br />
ges<strong>und</strong>heitspolitischen Diskussion zu<br />
bringen. Verschiedene Akteure des<br />
Ges<strong>und</strong>heitswesens trugen aus ihren<br />
jeweiligen Blickwinkeln vor. Dabei<br />
R<strong>und</strong> jeder zehnte Euro, der in Deutsch land erwirtschaftet<br />
wird, fließt in das Ges<strong>und</strong>heitswesen. Das geht aus der neuen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsausgabenrechnung hervor, die das Statistische<br />
B<strong>und</strong>esamt veröffentlicht hat. Die Aufwendungen beliefen sich<br />
im Jahr <strong>2008</strong> auf insgesamt 263 Milliarden Euro; das waren<br />
10,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das meiste Geld verschlangen<br />
die Krankenhäuser, nämlich 66,7 Milliarden Euro.<br />
Für die Behandlung beim Arzt oder Zahnarzt wurden<br />
57 Milliarden Euro fällig. An die Apotheken gingen über 38<br />
Milliarden Euro. Über die Hälfte der Ges<strong>und</strong>heitsausgaben –<br />
151,5 Mil liar den Euro – trugen die gesetzlichen<br />
Krankenkassen, also letztlich die Beitragszahler. Jeden siebten<br />
Euro, insgesamt 35,3 Milliarden Euro, mussten die privaten<br />
Haushalte aufbringen (für Zuzahlungen oder für<br />
Selbstmedikation).<br />
Globus ■<br />
Seminare für Betriebsräte im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />
Nr. 05/2010<br />
Dienstplangestaltung <strong>und</strong> Mitbestimmung für neue <strong>und</strong> wiedergewählte<br />
Betriebsräte<br />
Termin: 15.06.2010–18.06.2010<br />
Ort: Freital / Sachsen<br />
Nr. <strong>03</strong>/2010<br />
Betriebsverfassungsgesetz I für neue <strong>und</strong> wiedergewählte Betriebsräte<br />
Termin: 21.09.2010–24.09.2010<br />
Ort: Bosen<br />
Informationen <strong>und</strong> Anmeldungen beim<br />
<strong>DHV</strong>-Bildungswerk e.V., Bildungsstätte Nordwest<br />
Breitenweg 25, 28195 Bremen<br />
Tel: 0421. 32 33 31, Fax 0421. 32 33 21<br />
E-Mail: dhv.bremen@dhv-cgb.de<br />
12<br />
reichte das Spek -<br />
trum von Ver tretern<br />
der gesetzlichen <strong>und</strong><br />
privaten Kassen<br />
über private Klinikbetreiber bis zu wissenschaftlichen<br />
Beiträgen aus der<br />
Ges<strong>und</strong>heitsökonomie. Auch wenn bei<br />
den Symposiumsbeiträgen der Schwer -<br />
punkt auf der Finanzierung des<br />
Ges<strong>und</strong> heitswesens lag, zeigten sich die<br />
Vor standsmitglieder beeindruckt von<br />
den hochwertigen Vorträgen. Der Stell -<br />
ver tretende B<strong>und</strong>esvorsitzende Bert<br />
Selle lobte daher die r<strong>und</strong>um gelungene<br />
Veranstaltung.<br />
Im Anschluss an das Symposium hatte<br />
der Hauptvorstand die Gelegenheit,<br />
sich mit dem Vorstandsvorsitzenden<br />
der AMEOS-Gruppe, Dr. Axel Paeger,<br />
Die Ges<strong>und</strong>heits-Gesamtrechnung<br />
Droopweg 31 | 20537 Hamburg<br />
Postfach 26 13 51 | 205<strong>03</strong> Hamburg<br />
Tel.: 040 / 63280227<br />
E-Mail: info@medsonet.de<br />
www.medsonet.de<br />
zu einem Gedankenaustausch zu treffen.<br />
AMEOS, mit Sitz in Zürich, ist<br />
ein international tätiger Klinik-<br />
Betreiber, der in der letzten Zeit in<br />
Deutschland mehrere Einrichtungen<br />
von öffentlichen Trägern übernommen<br />
hatte.<br />
Am Samstagabend traf der Haupt -<br />
vorstand auf einem kleinen Empfang<br />
der GefiS mit dem Co-Veranstalter<br />
Jürgen Fremmer zusammen. Der medsonet-Hauptvorstand<br />
<strong>und</strong> die GefiS<br />
zogen dabei eine ausgesprochen positive<br />
Bilanz der letzten beiden Tage <strong>und</strong><br />
verabredeten eine künftige Zu sam -<br />
menarbeit bei ges<strong>und</strong>heitspolitischen<br />
Veranstaltungen.<br />
■<br />
Die Ges<strong>und</strong>heits-Gesamtrechnung<br />
<strong>Ausgabe</strong>n <strong>2008</strong> in Milliarden Euro<br />
Wer zahlt?<br />
Gesetzliche Krankenversicherung<br />
Private Haushalte<br />
Private Krankenversicherung<br />
Soziale Pflegeversicherung<br />
Staat<br />
Arbeitgeber<br />
Gesetzliche Unfallversicherung<br />
Rentenversicherung<br />
35,3<br />
24,9<br />
19,2<br />
13,0<br />
11,2<br />
4,3<br />
3,9<br />
66,7<br />
57,0<br />
38,5<br />
28,5<br />
17,0<br />
15,1<br />
8,9<br />
8,1<br />
8,0<br />
2,8<br />
1,9<br />
Wofür?<br />
Krankenhaus<br />
Arzt, Zahnarzt<br />
Apotheken<br />
Pflege<br />
Verwaltung<br />
Investitionen<br />
Rettungsdienste<br />
10,7 sonstiges<br />
Quelle: Stat. B<strong>und</strong>esamt r<strong>und</strong>ungsbed. Diff. © Globus 3500<br />
Tarifabschlüsse medsonet<br />
Vorsorge, Rehabilitation<br />
Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />
AWO Arbeitgeberverband Thüringen e.V.<br />
Anerkennungstarifvertrag (Anerkennung des bisherigen <strong>DHV</strong>-Tarifvertrages gleichen Inhalts in<br />
der Fassung zum 01.01.<strong>2008</strong>)<br />
AWO Soziale Dienste Rügen gemeinnützige GmbH<br />
Anerkennungstarifvertrag (Anerkennung des bisherigen <strong>DHV</strong>-Tarifvertrages gleichen Inhalts vom<br />
28.10.20<strong>03</strong>, in der Fassung des 2. Änderungsvertrages vom 23.02.2007)<br />
Abschlüsse gemeinsam mit der <strong>DHV</strong><br />
AWO Soziale Dienste Rügen gemeinnützige GmbH<br />
3. Änderungsvertrag vom 16.11.2009 zum Entgelttarifvertrag<br />
Ges<strong>und</strong>heitshandwerk/-einzelhandel<br />
med. Praxen (ohne Arztpraxen)<br />
International Neuroscience Institute Hannover GmbH (INI)<br />
Vergütungstarifvertrag (einschl. Urlaubsgeld / Entgeltgruppen / Funktionszulagen / Zuschläge /<br />
Leistungszulagen / Vermögenswirksame Leistungen / Sonderzahlungen)<br />
151,5<br />
DAZ <strong>03</strong>/2010
Na Super!<br />
Die Tarifver -<br />
hand lungen für<br />
uns Hafenarbeiter sind mal wieder toll<br />
gelaufen: 1 % mit Einmalzahlung! Wir<br />
Hafenarbeiter wurden nicht gefragt!<br />
In einem unserer ersten Schreiben, das<br />
wir nach unserer Gründung veröffentlicht<br />
hatten, haben wir verdi vorgeworfen, ihre<br />
Gewerkschaftsarbeit anonym zu betreiben.<br />
Daraufhin hielt man uns vor, verdi<br />
habe 2,4 Millionen Mitglieder <strong>und</strong> sei keineswegs<br />
anonym. Jetzt fragen wir uns,<br />
❋ Wo waren die verdi-Mitglieder bei<br />
den zurückliegenden Tarifverhand -<br />
lungen für die Hafenwirtschaft?<br />
Wurden sie befragt?<br />
❋ Wo waren die verdi- Vertrauensleute,<br />
die in den Tarifverhandlungen beteiligt<br />
gewesen sind <strong>und</strong> dort die<br />
Interessen ihrer Mitglieder vertreten<br />
sollten?<br />
Betriebsratswahlen 2010<br />
Zum Zeitpunkt der Contterm-Gründung<br />
im Dezember 2009 liefen die Vor -<br />
bereitungen für die Betriebsratswahlen in<br />
den Hamburger Hafenbetrieben schon auf<br />
Hochtouren. Trotzdem war es noch möglich,<br />
bei zwei Terminals Contterm-<br />
Vorschlagslisten einzureichen. Es wurde<br />
jeweils ein Betriebsratsmitglied gewählt:<br />
CTT: Thomas Ringleb<br />
Eurogate: Elko Sziedat<br />
Der Contterm-Vorstand gratuliert <strong>und</strong><br />
wünscht den beiden Kollegen viel Erfolg<br />
bei ihrer Interessenvertretung für die<br />
Hafenarbeiter.<br />
■<br />
Außerordentlicher Gewerkschaftstag<br />
der Contterm<br />
Contterm führte am 10.5.2010 in<br />
Hamburg einen außerordentlichen<br />
Gewerkschaftstag durch, auf dem die<br />
Satzung <strong>und</strong> der Name geändert wurden.<br />
Wie der Vorsitzende Wolfgang<br />
Kurz ausführte, hätten sich schon kurz<br />
nach der Gründung im Dezember 2009<br />
zahlreiche Kollegen aus Bremerhaven<br />
um eine Mitgliedschaft bemüht, die<br />
jedoch wegen der Satzung nicht hätten<br />
aufgenommen werden können. Die<br />
negativen Entwicklungen für die<br />
Hafenarbeiter seien dort noch stärker<br />
DAZ <strong>03</strong>/2010<br />
Contterm<br />
Fachgewerkschaft<br />
Deutsche Seehäfen<br />
❋ Wann <strong>und</strong> wie haben sie ihre Mit -<br />
glieder informiert oder befragt?<br />
Das Ergebnis der zurückliegenden<br />
Tarifr<strong>und</strong>e scheint schon beschlossene<br />
Sache gewesen zu sein, bevor die<br />
Tarifverhandlung überhaupt begonnen<br />
hatte. Bleibt die interessante Frage, wer<br />
in den vorhergegangen Gesprächs -<br />
r<strong>und</strong>en für die Hafenarbeiter verhandelt<br />
hat, oder welche Interessen wurden von<br />
verdi dort vertreten?<br />
Gewerkschaften müssen gegnerfrei sei,<br />
d. h. sie dürfen von Arbeitgebern keine<br />
Zuwendungen erhalten. Nun sitzen aber<br />
der verdi-Landesvorsitzende Wolfgang<br />
Rose, sein Sekretär Uwe Schröder <strong>und</strong><br />
HHLA-GBR-Vorsitzender Arno Müns -<br />
ter im Aufsichtsrat der HHLA. Dort<br />
kassieren sie zwischen 20.000 <strong>und</strong><br />
30.000 Euro jährlich an Aufsichts -<br />
ratstantiemen <strong>und</strong> „kontrollieren“ dafür<br />
Geschäft im Hafen<br />
normalisiert sich wieder,<br />
schrieb DIE WELT am 19.5.2010. Der<br />
Verein Hafen Hamburg Marketing<br />
(HHM) meldete, dass die Um schlags -<br />
zahlen im März, in dem in Hamburg<br />
642.000 TEU abgefertigt wurden, „mit<br />
10,9 % wieder deutlich über dem Vor -<br />
jahresergebnis liegen“. Der Januar lag<br />
noch unter dem Vorjahresergebnis.<br />
Insgesamt liegt der Zuwachs im<br />
1. Quartal 2010 bei einem Plus von<br />
1,6 %. Das ist nach Meinung der HHM<br />
noch nicht der große Durchbruch, weil<br />
ausgeprägt als im Hafen<br />
Hamburg. Deshalb seien<br />
eine Erweiterung der<br />
Zuständigkeit <strong>und</strong> ein<br />
geänderter Name erforderlich. Der<br />
Gewerkschaftstag nahm den vorliegenden<br />
Satzungs änderungs antrag einstimmig<br />
an. Der neue Name lautet:<br />
Contterm – Fachgewerkschaft<br />
Deutsche Seehäfen<br />
Künftig können Mitarbeiter aller deutschen<br />
Seehafenbetriebe Mitglieder der<br />
Contterm werden, die jetzt für sie<br />
zuständig ist.<br />
Wie Wolfgang Kurz weiterhin ausführ-<br />
Contterm<br />
Fachgewerkschaft Deutsche Seehäfen<br />
Droopweg 31, 20537 Hamburg<br />
Postfach 26 13 51, 205<strong>03</strong> Hamburg<br />
Telefon: 040-63 28 02 50<br />
E-Mail: info@contterm.com<br />
den Vorstand unter Heinz Brandt. Und<br />
nebenbei führen sie auch Tarif ver hand -<br />
lungen für die Hafenarbeiter! Vertreten<br />
Sie darin wirklich die Interessen der<br />
Hafenarbeiter?<br />
Die 1-%-ige Lohnerhöhung ist keine<br />
gewerkschaftliche Glanztat! Die an geb -<br />
lich mit 2,4 Millionen Mitgliedern so<br />
mächtige Gewerkschaft verdi hat für<br />
die Hafenarbeiter nichts bewirkt. Der<br />
jämmerliche Tarifabschluss ist weder<br />
durch die wirtschaftliche Lage der<br />
HHLA gerechtfertigt noch durch die<br />
Entwicklung der Hafenwirtschaft, die<br />
die Talsohle der Wirtschaftskrise inzwischen<br />
wohl durchschritten hat (siehe<br />
nebenstehenden Beitrag). Erfolgreiche<br />
Gewerkschaftsarbeit sieht anders aus!<br />
Thomas Ringleb ■<br />
Stellv. contterm-Vorsitzender<br />
die Vorjahreszahl bereits von der Krise<br />
geprägt war. Die Zahlen sind jedoch ein<br />
deutlicher Hinweis auf einen Auf -<br />
schwung im Jahr 2010. Auch wenn das<br />
Rekordergebnis von <strong>2008</strong> noch nicht<br />
erreicht werden kann, scheint die<br />
Talsohle durchschritten <strong>und</strong> kein Anlass<br />
zum Jammern mehr zu sein. Auch die<br />
HHLA sollte aufhören, die Krise zum<br />
Anlass zu nehmen, die Einkommen der<br />
Hafenarbeitereinkommen abzusenken.<br />
Mit der Senkung der Arbeitseinkommen<br />
kann die Wettbewerbsfähigkeit des Ham -<br />
burger Hafens nicht erreicht werden.<br />
he ■<br />
te, schreckt die verdi-Konkurrenz vor<br />
nichts zurück, um die Entwicklung von<br />
Contterm zu behindern. So wurden u.a.<br />
Gremienmitglieder von verdi-<br />
Betriebsratsvertretern so unter Druck<br />
gesetzt, dass sie sich gezwungen sahen,<br />
ihre Mandate niederzulegen <strong>und</strong> sogar<br />
ihre contterm-Mitgliedschaft zu beenden.<br />
Daher wurden Nachwahlen für<br />
Vorstand <strong>und</strong> Gewerkschaftsrat erforderlich.<br />
Gewählt wurden<br />
in den Vorstand<br />
Heiko Kienzler,<br />
in den Gewerkschaftsrat<br />
Matthias Franz <strong>und</strong><br />
Nuno Vitorino. ■<br />
13
WOW-Seminar in Wien:<br />
„Work-life-balance“<br />
Berufstätige Eltern müssen bei der<br />
Organisation des Alltags viele Heraus -<br />
forderungen bewältigen, die sich aus<br />
dem Spannungsfeld zwischen Familie<br />
<strong>und</strong> Beruf ergeben. Heutzutage besitzen<br />
Frauen <strong>und</strong> Männer gleiche berufliche<br />
Qualifikationen für Arbeit <strong>und</strong><br />
Karriere, wogegen die Arbeits teilung in<br />
der Familie sich nicht im gleichen<br />
Ausmaße verändert hat.<br />
Mit diesem Spannungsverhältnis be fass -<br />
te sich das Seminar der World Orga -<br />
nisation of Workers (WOW) in Wien<br />
vom 07.–09.04.2010. In Vor trägen <strong>und</strong><br />
In einem Workshop des Seminars ging<br />
es um Vorschläge für Maßnahmen zur<br />
Verbesserung der Vereinbarkeit von<br />
Familie <strong>und</strong> Beruf. Eine der prämierten<br />
Vorschläge war ein freier Tag für die<br />
Geburtstagsfeier des Kindes.<br />
Verw<strong>und</strong>ert stellte ich mir die Frage:<br />
Gibt es nicht drängendere Probleme, die<br />
in unserer praktischen Arbeit angegangen<br />
werden müssen? Damit kein falscher<br />
Eindruck entsteht: Die Vorträge <strong>und</strong><br />
Diskussionen bewegten sich überwiegend<br />
auf hohem <strong>und</strong> informativem<br />
Niveau. Es war bereichernd, über die<br />
Probleme in den anderen europäischen<br />
Ländern bezüglich der Vereinbarkeit von<br />
Familie <strong>und</strong> Beruf zu erfahren.<br />
Aber dennoch habe ich den Eindruck aus<br />
dem Seminar mitgenommen, dass<br />
„work-life-balance“ nicht allein auf die<br />
diskutierte Vereinbarkeit von Familie mit<br />
Kindern <strong>und</strong> Beruf reduziert werden<br />
kann. In Deutschland sind die gesetzlichen<br />
Regelungen für Beschäftigte mit<br />
Kindern überwiegend gut: Mutterschutz,<br />
Erziehungsurlaub, Elterngeld, Anspruch<br />
auf Teilzeit, Kindergeld – es gibt ein<br />
Instrumentarium vielfältiger Förderungs -<br />
möglichkeiten. Die Herausforderung be -<br />
steht darin, die Akzeptanz in den Unter -<br />
nehmen bezüglich der Vereinbarkeit von<br />
Familien mit Kindern <strong>und</strong> Beruf zu fördern<br />
<strong>und</strong> evtl. Missstände zu beseitigen.<br />
Angesichts des demographischen Wan -<br />
dels in Deutschland verstellt die Fokus -<br />
sierung von „work-life-balance“ auf die<br />
Vereinbarkeit von Kindern <strong>und</strong> Beruf<br />
den Blick auf bedeutsamere Ent -<br />
wicklungen <strong>und</strong> Herausforderungen.<br />
14<br />
Europa<br />
Workshops diskutierten Teil -<br />
nehmer aus verschiedenen eu -<br />
ro päischen Län dern die Heraus -<br />
forde run gen <strong>und</strong> Mög lich keiten<br />
der Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong><br />
Beruf. Mit Skan dinavien, Ost europa,<br />
Mitteleuropa bis hin zu Süd osteuropa<br />
<strong>und</strong> Südeuropa war fast die gesamte<br />
europäische Bandbreite unterschiedlicher<br />
Rege lungen zur Ver einbarkeit<br />
von Familie <strong>und</strong> Beruf in der Gesetz -<br />
gebung <strong>und</strong> in der Praxis vertreten.<br />
Die Referenten kamen aus Dänemark,<br />
Italien <strong>und</strong> Österreich. Mit der Christ -<br />
demokratin Hella Ranner trat eine Ver -<br />
treterin des Europäischen Parlamentes<br />
als Rednerin auf. Die Unterschiede traten<br />
vor allem in den Diskussionen auf.<br />
„Work-life-balance“ ist nicht nur eine Frage<br />
der Vereinbarkeit von Kindern <strong>und</strong> Beruf<br />
� Die Vereinbarkeit von Kindern <strong>und</strong><br />
Beruf betrifft einen immer geringer<br />
werdenden Anteil von Arbeit -<br />
nehmern, die sich um Kinder kümmern<br />
müssen. Immer mehr Arbeit -<br />
nehmer haben keine Kinder mehr<br />
bzw. wollen keine mehr bekommen.<br />
� Für diese ist aber „work-life-balance“<br />
ein ebenso wichtiges Thema, nämlich<br />
unter dem Aspekt der Vereinbarkeit<br />
von Beruf <strong>und</strong> Privatleben. Ange -<br />
sichts der durch Rationali sierungs -<br />
maßnahmen immer größeren Arbeits -<br />
verdichtung ist es wichtig, Arbeit <strong>und</strong><br />
Privatleben in einen vernünftigen<br />
Ausgleich zu bringen <strong>und</strong> drohendem<br />
burn out rechtzeitig zu begegnen.<br />
� Mit dem heraufgesetzten Rentenalter<br />
von 65 auf 67 Jahre stellt sich auch<br />
die Frage, wie „work life balance“ im<br />
hohen Arbeitsalter so ausgestaltet<br />
werden kann, dass auch ältere Arbeit -<br />
nehmer ihren Beruf noch ausüben<br />
können. Hier stellt sich vor allem die<br />
Frage von Maßnahmen zur Ges<strong>und</strong> -<br />
erhaltung <strong>und</strong> zur Schaffung altersgerechter<br />
Arbeitsplätze.<br />
� Die geburtenstarken Jahrgänge gehen<br />
in den nächsten Jahren in Rente. In<br />
weiteren 10 bis 15 Jahren wird die<br />
Zahl der Pflegefälle stark zunehmen.<br />
Immer mehr Arbeitnehmer werden<br />
mit einem Pflegefall in der Familie<br />
konfrontiert werden <strong>und</strong> müssen sich<br />
dann die Frage stellen, ob sie ihre<br />
Angehörigen in eine Pflege einrich -<br />
Die südeuropäischen Länder haben die<br />
größten Probleme bei der Vereinbarkeit<br />
von Familie <strong>und</strong> Beruf. Dort sind die<br />
gesetzlichen Regelungen noch längst<br />
nicht ausreichend. Dagegen haben die<br />
Gewerk schaften in den osteuropäischen<br />
Län dern, z. B. Mazedonien, vor allem<br />
mit organisatorischen Problemen zu<br />
kämpfen. In Deutschland <strong>und</strong> in den<br />
skandinavischen Ländern sind die<br />
gesetzlichen Regelungen zur Verein -<br />
barkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf verhältnismäßig<br />
gut. Unterschiede gibt es aber<br />
in der Mentalität, denn in Dänemark<br />
z. B. ist die Akzeptanz, dass beide<br />
Elternteile arbeiten, noch höher als in<br />
Deutsch land.<br />
rö ■<br />
tung geben oder die Pflege voll oder<br />
zumindest teilweise übernehmen wollen.<br />
Was kann getan werden, um<br />
berufliche Nachteile für diese Per -<br />
sonen zu vermeiden? Auch dies ist<br />
eine Frage der „Work-life-balance“.<br />
� Die Herausforderung der Zukunft ist<br />
weniger die Frage, wie Arbeitnehmer<br />
mit Kindern so in das Arbeitsleben<br />
integriert werden, dass keine beruflichen<br />
Nachteile entstehen. In spätestens<br />
10–15 Jahren wird angesichts<br />
des dann herrschenden dramatischen<br />
Fachkräftemangels jede geeignete<br />
Kraft im Arbeitsleben gebraucht. Die<br />
Wirtschaft wird dafür Lösungen entwickeln,<br />
um ihren Arbeitskräftebedarf<br />
zu decken; die Politik muss dies fördernd<br />
begleiten.<br />
Die Herausforderung wird vielmehr sein,<br />
wie die Arbeitnehmer mit dem aus vielen<br />
Aspekten resultierenden Druck zu -<br />
rechtkommen werden: Kinder, möglichst<br />
schnelle Rückkehr in den Beruf, Pflege<br />
von Angehörigen <strong>und</strong> vor allem die<br />
zunehmende Arbeitsbelastung. Die Zu -<br />
nahme von aus Berufstätigkeit stammenden<br />
psychischen Krankheiten sind<br />
ein warnendes Beispiel.<br />
Wie angesichts dieser Herausforde run -<br />
gen die „work-life-balance“ der Zukunft<br />
aussehen wird, das ist eine drängende<br />
Frage, auf die wir beginnen müssen,<br />
Antworten zu geben. Die Schaffung<br />
eines freien Tages für die Ge burts -<br />
tagsfeier von Kindern leistet dazu wohl<br />
keinen Beitrag.<br />
Henning Röders ■<br />
DAZ <strong>03</strong>/2010
Neues aus dem EU-Tollhaus!<br />
Das wird der wahre Fortschritt: Die EU-<br />
Kommission erwägt, Unternehmen<br />
künftig für eine schlechtere Bezahlung<br />
von Frauen zu bestrafen. Angesichts der<br />
nach wie vor großen Differenzen in der<br />
Entlohnung von Frauen <strong>und</strong> Männern in<br />
der EU müsse sie alle Optionen prüfen,<br />
teilte die Behörde Anfang März mit.<br />
Dazu gehöre auch, Sanktionen zu verhängen,<br />
wenn eine Frau für dieselbe<br />
Arbeit nicht den gleichen Lohn erhalte<br />
wie ein Mann.<br />
Unabhängig davon prüft die Brüsseler<br />
Kommission, ob sie Unternehmen oder<br />
Verbänden künftig vorschreiben<br />
soll, regelmäßig über die<br />
Entwicklung <strong>und</strong> die Höhe der<br />
Differenzen bei der Entloh -<br />
nung zu berichten.<br />
Zugleich werde sich die EU-<br />
Kom mis sion in den kommenden<br />
Monaten genau anschauen,<br />
wie „gleiche Arbeit“ in den<br />
Mitgliedsstaaten definiert sei,<br />
kündigte die Justizkom mis -<br />
sarin Viviane Reding an. Die<br />
Kommission hat schon in den<br />
vergangenen Jahren darauf<br />
hingewiesen, dass sie zum<br />
Beispiel die Arbeit einer<br />
Kassiererin <strong>und</strong> eines Lager -<br />
arbeiters in einem Supermarkt für gleichwertig<br />
hält, obwohl die beiden Tätig -<br />
keiten meist unterschiedlich entlohnt<br />
werden.<br />
Der Lohnunterschied zwischen Männern<br />
<strong>und</strong> Frauen beträgt derzeit in der EU im<br />
Durchschnitt 18 Prozent. Reding gibt zu,<br />
dass ungleiche Entlohnung von Männern<br />
<strong>und</strong> Frauen für dieselbe Arbeit dabei keine<br />
herausragende Rolle spiele. Diese<br />
Form der Diskriminierung sei von der<br />
EU schon vor längerer Zeit verboten<br />
worden.<br />
Die Pläne der EU-Justizkommissarin<br />
sind wieder einmal ein anschauliches<br />
Beispiel aus dem EU-Tollhaus. Die EUkommission<br />
will anscheinend ein<br />
Problem schaffen, das eigentlich nicht<br />
existiert. In Deutschland sind r<strong>und</strong> 70 %<br />
aller Unternehmen tarifgeb<strong>und</strong>en oder<br />
wenden Tarifverträge an. Für diese gilt<br />
der tarifvertragliche Gr<strong>und</strong>satz, dass<br />
gleiche Arbeit gleich zu vergüten ist,<br />
unabhängig davon, ob es sich um<br />
Männer oder Frauen handelt. Für alle<br />
DAZ <strong>03</strong>/2010<br />
Europa<br />
EU-Kommission will gleichen Lohn für Frauen<br />
anderen nicht tarifgeb<strong>und</strong>enen bzw.<br />
einen Tarifvertrag nicht anwendenden<br />
Unternehmen ergibt sich das Dis -<br />
kriminierungsverbot aus den Bestim -<br />
mungen des allgemeinen Gleich behand -<br />
lungs gesetzes (AGG). Dieses verbietet<br />
gemäß § 2 Abs. 1 Nr. 2 AGG ausdrücklich<br />
bei den Arbeitsentgelten eine Dis -<br />
kriminierung aufgr<strong>und</strong> der Geschlech -<br />
terzugehörigkeit. Was also will die EU<br />
in Deutschland noch verbessern?<br />
Besonders drollig ist die Ankündigung<br />
der Justizkommissarin, genau anzuschauen,<br />
wie „gleiche Arbeit“ in den<br />
Mitgliedsstaaten definiert wird. In tausenden<br />
von Tarifverträgen haben die<br />
Tarifpartner in Deutschland die Tätig -<br />
keiten in unterschiedliche Gehalts -<br />
gruppen klassifiziert <strong>und</strong> damit einen<br />
Teil der betrieblichen Wirklichkeit im<br />
Tarifvertrag abgebildet. Meinen die EU-<br />
Bürokraten etwa, dass sie weiser sind als<br />
die Akteure vor Ort? Wollen sie von<br />
ihrem Schreibtisch aus etwa den<br />
Betrieben vorschreiben, wie gleiche<br />
Arbeit in ihren Betrieben auszusehen<br />
hat? Oder sollen die EU-Bürokraten z. B.<br />
in die europäischen Supermärkte ausschwärmen,<br />
um zu beobachten, ob eine<br />
Kassiererin wirklich eine gegenüber dem<br />
Lagerarbeiter gleichwertige Tätigkeit<br />
verrichtet? Am Beispiel des Lager -<br />
arbeiters <strong>und</strong> der Kassiererin: Der verantwortliche<br />
Umgang mit Geld wurde<br />
schon immer höher bewertet als das<br />
Tragen eines Kartons. Will die EU diese<br />
Bewertungen tatsächlich ändern?<br />
Die Überlegung der Justizkommissarin,<br />
Unternehmen oder Verbänden künftig<br />
eine regelmäßige Berichtspflicht über die<br />
Entwicklung <strong>und</strong> die Höhe der<br />
Dif ferenzen bei der Entlohnung<br />
aufzuerlegen, ruft einmal mehr<br />
die schlimmsten Befürchtungen<br />
in puncto Bürokratie hervor. Will die<br />
Justizkommissarin im Ernst Millionen<br />
von Unternehmen in der EU verpflichten,<br />
in regelmäßigen Abständen an die<br />
EU-Kommission zu berichten? Die<br />
zusätzliche Bürokratie, die den Unter -<br />
nehmen auferlegt werden soll, ist schon<br />
mehr als ärgerlich. Wie aber stellt sich<br />
die Kommissarin die Analyse <strong>und</strong><br />
Kontrolle der millionenfachen Berichte<br />
vor? Soll etwa eine zusätzliche EU-<br />
Behörde mit tausenden von Mitarbeitern,<br />
Direktoren <strong>und</strong> Abteilungsleitern ge -<br />
schaffen werden? Die Kosten scheinen<br />
in den Überlegungen von Frau Reding<br />
keine Rolle zu spielen.<br />
Gemäß der EU-Kommissarin<br />
liegen die Gründe für die<br />
Ungleichbehandlung von<br />
Frauen <strong>und</strong> Männern hauptsächlich<br />
darin, dass Frauen<br />
häufiger schlechter bezahlte<br />
Berufe wählen, öfters in<br />
Teilzeitstellen arbeiten <strong>und</strong><br />
längere Auszeiten für die<br />
Betreuung ihrer Kinder nehmen.<br />
Das mag für die EU<br />
bedauerlich sein, wird aber<br />
durch die in Aussicht genommenen<br />
Maßnahmen nicht<br />
geändert. Denn die von der<br />
Kommissarin genannten<br />
Gründe sind ja auch Ausdruck der individuellen<br />
Entscheidung der Frauen, die<br />
sich ihre Familienplanung kaum von der<br />
EU vorschreiben lassen. Man kann aber<br />
auch kein Unternehmen dafür bestrafen,<br />
dass Frauen wegen der Erziehung ihrer<br />
Kinder länger zu Hause bleiben wollen.<br />
Wenn die Justiz kom missarin hier<br />
Lohngleichheit schaffen will, dann ist sie<br />
willens, diejenigen zu diskriminieren, die<br />
Vollzeit arbeiten oder keine berufliche<br />
Auszeit nehmen. Eine solche Politik<br />
kann die EU-Kommission doch nicht<br />
ernsthaft anstreben.<br />
Foto Europa Klaus-Rupp/pixelio.de<br />
Justizkommissarin Reding sollte ihre<br />
Pläne schleunigst beerdigen <strong>und</strong> darauf<br />
vertrauen, dass in den Mitgliedsstaaten<br />
Diskriminierungen aufgr<strong>und</strong> des Ge -<br />
schlechts mit der geltenden Rechtslage<br />
<strong>und</strong> unter Berücksichtigung der branchen-<br />
<strong>und</strong> unternehmensspezifischen<br />
Besonderheiten bekämpft bzw. von vornherein<br />
verhindert werden.<br />
Henning Röders ■<br />
15
Sozialversicherung heute Teil 1<br />
Gr<strong>und</strong>lage der deutschen Sozial ver -<br />
sicherung ist der im Gr<strong>und</strong>gesetz verankerte<br />
Sozialstaatsgedanke: In Artikel 20<br />
Abs. 1 heißt es: „Die B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland ist ein demokratischer <strong>und</strong><br />
sozialer B<strong>und</strong>esstaat.“ Allerdings ist die<br />
Sozialversicherung wesentlich älter als<br />
das Gr<strong>und</strong>gesetz, das ja erst im Jahr<br />
1948 verkündet wurde. Durch die<br />
Kaiserlichen Botschaften in den Jahren<br />
1883 <strong>und</strong> 1884 wurden die Kranken -<br />
versicherung <strong>und</strong> die Unfallversicherung<br />
gegründet, 1889 folgte die Renten -<br />
versicherung, 1927 die Arbeitslosen -<br />
versicherung. Jüngstes Kind der So zial -<br />
versicherungsfamilie ist die Pflege -<br />
versicherung, die 1995 eingeführt wurde.<br />
Allen gemeinsam ist, dass durch sie der<br />
Sozialstaatsgedanke verwirklicht wird.<br />
Lebensrisiken, die der einzelne Bürger<br />
nicht selbst verantworten kann, übernimmt<br />
In der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
(GKV) sichern die gesetzlichen Kran -<br />
kenkassen ihre Mitglieder <strong>und</strong> deren<br />
Familie im Krankheitsfall ab. Arbeit -<br />
nehmer sind in der Regel versicherungspflichtig.<br />
Die Versicherungspflicht<br />
richtet sich nach einer bestimmten Höhe<br />
des Bruttoeinkommens. Wer diese<br />
Grenze überschreitet, kann sich jedoch<br />
freiwillig in der gesetzlichen Kran ken -<br />
versicherung versichern, etwa als<br />
Selbstständiger oder „Besser verdiener“.<br />
Die Wahl der Kasse ist den Versicherten<br />
freigestellt. Die gesetzliche Kranken -<br />
versicherung übernimmt die Kosten der<br />
ärztlichen Behandlung <strong>und</strong> der Medi -<br />
kamente, der Früherkennung, der Vor -<br />
beugung <strong>und</strong> des Krankenhaus aufent -<br />
halts. Bei längerer Krankheit zahlen die<br />
16<br />
Soziale Selbstverwaltung<br />
Die Träger der Sozialversicherung sind als<br />
Körperschaften des öffentlichen Rechts<br />
organisiert. Schon mit der Ein führung der<br />
ersten Sozialver siche rungen in der<br />
Kaiserzeit wurden deren Träger mit einer<br />
Selbstverwaltung ausgestattet: Die Be -<br />
troffenen sollten ihre Ange le genheiten im<br />
Rahmen der ihnen gesetzlich zugewiesenen<br />
Aufgaben in eigener Verantwortung<br />
regeln. Die Selbst verwaltung wird heute<br />
durch ein eigenes Sozialgesetzbuch, das<br />
SGB IV, geregelt.<br />
Alle Steuerungsaufgaben werden von den<br />
Versicherungsträgern in Eigen verant -<br />
Risiko Krankheit<br />
Sozialwahlen<br />
der Staat. Dieser delegiert<br />
die ihm eigene<br />
Verant wor tung zurück an die Be troffenen,<br />
die zu Solidar gemein schaf ten zu sammen -<br />
geschlossen werden. Dazu schafft der<br />
Staat einen gesetzlichen Rah men, der die<br />
jeweiligen Zu stän digkeiten <strong>und</strong> Verant -<br />
wortungsbereiche regelt.<br />
Dafür wurde das Sozialgesetzbuch<br />
(SGB) geschaffen, das die gesetzliche<br />
Sozialversiche rung in fünf Zweige gliedert,<br />
für das es jeweils ein eigenes Buch<br />
gibt:<br />
✔ Arbeitslosenversicherung, SGB III<br />
✔ Krankenversicherung, SGB V<br />
✔ Altersvorsorge, SGB VI<br />
✔ Unfallversicherung, SGB VII<br />
✔ Pflegeversicherung, SGB XI<br />
Die Einhaltung der gesetzlichen Vor -<br />
schriften wird durch das B<strong>und</strong>es -<br />
versicherungsamt überwacht, das zum<br />
Geschäftsbereich des B<strong>und</strong>esminis te riums<br />
für Arbeit <strong>und</strong> Sozialordnung gehört.<br />
wortung unter der Rechts -<br />
aufsicht des Staates erfüllt.<br />
Sie sind organisatorisch <strong>und</strong> finanziell<br />
selbstständig. Das besondere an diesem<br />
Prinzip ist, dass Arbeitgeber <strong>und</strong> Ver -<br />
sicherte unmittelbar an der Selbst ver wal -<br />
tung beteiligt sind.<br />
Die Selbstverwaltungsorgane werden alle<br />
sechs Jahre durch eine Wahl legitimiert. In<br />
diesen Sozialwahlen werden die Vertreter<br />
der Versicherten <strong>und</strong> der Ar beitgeber<br />
bestimmt, die in den Vertreter ver -<br />
sammlungen <strong>und</strong> Vorstän den als Ver -<br />
sicherte die Interessen der Ver sicherten<br />
wahrnehmen.<br />
■<br />
Krankenkassen aber auch Krankengeld.<br />
Zusätzlich sollen die Kassen auch den<br />
Erhalt der Ges<strong>und</strong>heit fördern.<br />
Die gesetzlichen Kassen finanzieren sich<br />
weitgehend selbst, insbesondere durch<br />
die Beiträge von Arbeitnehmern <strong>und</strong><br />
Arbeitgebern. Die Beiträge hängen vom<br />
individuellen Einkommen der Ver sicher -<br />
ten ab. Besonders hier greift das Solidar -<br />
prinzip: Der finanziell Stärkere unterstützt<br />
den Schwächeren. Neben den<br />
Versicherungsbeiträgen erhält die GKV<br />
auch Zuschüsse des Staates, u. a. zum<br />
Ausgleich so genannter versicherungsfremder<br />
Leistungen. Das Finanzie rungs -<br />
modell der GKV soll jedoch alsbald<br />
geändert werden.<br />
Wie alle Träger der Sozialversicherung<br />
verfügen die gesetzlichen Kranken -<br />
Aufgabe der Sozialversicherung ist, den<br />
Bürgern die finanziellen Lebensrisiken<br />
wie Krankheit, Arbeitslosigkeit, Alter,<br />
Betriebsunfällen <strong>und</strong> Pflegebedürftigkeit<br />
abzunehmen bzw. zu erleichtern.<br />
Das Sozialversicherungssystem ist von<br />
verschiedenen Prinzipien geprägt.<br />
So sorgt das Prinzip der Ver siche rungs -<br />
pflicht dafür, dass nahezu 90 Prozent der<br />
Bevölkerung in der Sozialversicherung<br />
pflicht- oder freiwillig versichert sind.<br />
Arbeitnehmer unterhalb einer bestimmten<br />
Einkom mens grenze sind in der Regel<br />
automatisch pflichtversichert.<br />
Nach dem Prinzip der Beitrags finan -<br />
zierung werden die Sozialver siche -<br />
rungen überwiegend aus Beiträgen der<br />
Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitgeber gemeinsam<br />
finanziert. In der Unfall ver siche -<br />
rung legt die Selbstverwaltung, in der<br />
Renten-, Arbeitslosen-, Kranken- <strong>und</strong><br />
Pflegeversicherung legt der Gesetzgeber<br />
die Beitragssätze fest. Dabei orientieren<br />
sich die Beiträge am Einkommen der<br />
Arbeitnehmer.<br />
Unsere gesetzlichen Sozialversiche -<br />
rungs träger sind Solidargemeinschaften.<br />
Dem Prinzip der Solidarität folgend werden<br />
die Risiken von allen Versicherten<br />
gemeinsam getragen, die alle in umfassendem<br />
Maße abgesichert sind. Durch<br />
das Solidaritätsprinzip wird ein Aus -<br />
gleich zwischen Jung <strong>und</strong> Alt, Ges<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> Kranken sowie zwischen unterschiedlichen<br />
Einkommensgruppen ge -<br />
schaffen.<br />
Lucas Breuckmann ■<br />
Jörg Hebsacker<br />
kassen über eine Selbstverwaltung, die<br />
finanziell selbstständig die ihnen zugewiesenen<br />
Aufgaben eigenverantwortlich<br />
durchführen. Als Organe der Selbst -<br />
verwaltung gibt es den Verwaltungsrat<br />
<strong>und</strong> den Vorstand bei Orts-, Betriebs-,<br />
Innungs- <strong>und</strong> Ersatzkassen. Der Ver -<br />
waltungsrat ist in der Regel paritätisch<br />
mit Vertretern der Versicherten <strong>und</strong> der<br />
Arbeitgeber besetzt. Bei den Ersatz -<br />
kassen besteht der Verwaltungsrat nur<br />
aus den Vertretern der Versicherten, bei<br />
den Betriebskrankenkassen gehört der<br />
Arbeitgeber oder sein Vertreter dem<br />
Verwaltungsrat an. Der Verwaltungsrat<br />
wählt die Mitglieder des Vorstands. Der<br />
hauptamtliche Vorstand leitet das laufende<br />
Geschäft der Kranken ver siche -<br />
rung.<br />
■<br />
DAZ <strong>03</strong>/2010
Risiko Arbeitslosigkeit<br />
Die Arbeitslosenversicherung ist eine<br />
Pflichtversicherung, welche die Folgen<br />
der Arbeitslosigkeit abfedern soll.<br />
Versichert sind alle Personen, die einer<br />
bezahlten, mehr als geringfügigen Be -<br />
schäftigung nachgehen. Das gilt sowohl<br />
für Arbeitnehmer als auch für Auszu -<br />
bildende. Für besondere Personen -<br />
gruppen, etwa Beamte, Soldaten oder<br />
Personen, die das 65. Lebensjahr vollendet<br />
haben, besteht hingegen Ver siche -<br />
rungsfreiheit. Im Rahmen der Arbeits -<br />
losenversicherung wird durch die<br />
B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit (BA) als einzigem<br />
Träger eine Vielzahl von Leis tungen<br />
erbracht, von Arbeitslosengeld über Zu -<br />
schüsse bis zur aktiven Arbeits förderung.<br />
Im Gegensatz zu den anderen Zweigen<br />
der Sozialversicherung sind die finanziellen<br />
Leistungen der Arbeits losen -<br />
versicherung für Zeiten der Arbeits -<br />
losigkeit befristet: Das Arbeitslosen -<br />
geld I wird nur für 12 Monate gezahlt;<br />
für ältere Arbeitnehmer wurde diese Frist<br />
gestaffelt. Überschreitet die Arbeits -<br />
losigkeit diese Zeiten, erhalten die<br />
Arbeitslosen das Arbeitslosengeld II,<br />
Risiko<br />
Pflegebedürftigkeit<br />
Die Pflegeversicherung ist der jüngste<br />
Zweig der Sozialversicherung. Sie schließt<br />
seit 1995 eine Lücke in der sozialen Ver -<br />
sorgung. R<strong>und</strong> 80 Millionen Menschen in<br />
Deutschland haben somit einen Ver siche -<br />
rungsschutz bei Pflege bedürftigkeit. Für<br />
die derzeit mehr als zwei Millionen<br />
Leistungsbezieher bietet die Pflege -<br />
versicherung eine Absicherung gegen die<br />
finanziellen Folgen der Pflege bedürf -<br />
tigkeit. Die Pflege bedürf tigkeit selbst ist<br />
gesetzlich definiert. Sowohl die Leis -<br />
tungen als auch die Beiträge werden vom<br />
B<strong>und</strong>estag be schlossen. Die Beiträge<br />
wiederum werden von Versicherten <strong>und</strong><br />
Arbeitgebern paritätisch geleistet, wobei<br />
Versicherte ohne eigene Kinder einen<br />
erhöhten Beitrag zu leisten haben.<br />
Träger der sozialen Pflegeversicherung<br />
sind die Pflegekassen, die unter dem<br />
Dach der Krankenkassen angesiedelt<br />
sind. Jeder Krankenkasse ist eine<br />
Pflegekasse angeschlossen.<br />
Einerseits sind die Pflegekassen ebenfalls<br />
selbstständige Körperschaften des<br />
öffentlichen Rechts <strong>und</strong> verfügen daher<br />
über eine Selbstverwaltung. Da die<br />
Pflegekassen aber organisatorisch mit<br />
den Krankenkassen verknüpft sind, sind<br />
andererseits die Organe der Kran -<br />
DAZ <strong>03</strong>/2010<br />
Sozialwahlen<br />
besser bekannt als Hartz IV. Dieses<br />
wird nicht aus den Versicher ten -<br />
beiträgen gezahlt, sondern aus dem<br />
Steuer aufkommen des B<strong>und</strong>es. Die<br />
Arbeits losenversicherung ist also nur<br />
eine Versicherung auf Zeit.<br />
Die Finanzierung erfolgt vornehmlich<br />
durch Beiträge der Arbeitnehmer <strong>und</strong> der<br />
Arbeitgeber. Hinzu kommen Umlagen,<br />
Mittel des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> sonstige Ein -<br />
nahmen. Die Beiträge sind zusammen<br />
mit den Beiträgen zur Kranken-, Pflege<strong>und</strong><br />
Rentenversicherung als Gesamt -<br />
sozialversicherungsbeitrag von den<br />
Arbeitgebern an die Krankenkassen als<br />
Einzugsstelle zu zahlen. Die Einzugs -<br />
stellen leiten die für die Arbeits losen -<br />
versicherung bestimmten Beiträge an die<br />
B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit weiter.<br />
Die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit nimmt<br />
unter den Sozialversicherungsträgern<br />
eine Sonderstellung ein. Sie ist zwar eine<br />
b<strong>und</strong>esunmittelbare öffentlich-rechtliche<br />
Körperschaft, trägt aber aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
Organisation den Charakter einer öffentlich-rechtlichen<br />
Anstalt. Sie verfügt über<br />
Selbstverwaltungsorgane, welche die<br />
Erledigung der eigenen Angelegenheiten<br />
übernehmen, jedoch hat das B<strong>und</strong>es -<br />
kenkassen zugleich die Selbstver wal -<br />
tungsorgane der Pflegekassen. Die<br />
Verflechtung der beiden Kassen zeigt<br />
sich auch dadurch, dass der Arbeitgeber<br />
der Pflegekassenbeschäftigten ebenfalls<br />
die Krankenkassen sind.<br />
■<br />
Sozialwahl 2011<br />
Richtig. Wichtig.<br />
Risiko Berufsunfall<br />
<strong>und</strong> Berufskrankheit<br />
Die gesetzliche Unfallversicherung bietet<br />
Arbeitnehmern, Unternehmern, Kin -<br />
dern in Tageseinrichtungen, Schülern,<br />
Studenten <strong>und</strong> weiteren Personen einen<br />
umfassenden Versicherungsschutz. Die -<br />
ser tritt bei einem Arbeitsunfall oder<br />
einer Berufskrankheit ein. Die Ver sicher -<br />
ten sind durch ein umfassendes System<br />
der Rehabilitation <strong>und</strong> Entschädigung<br />
abgesichert. Aber auch bei der Unfall -<br />
versicherung sollen die Träger Ver -<br />
sicherungsfällen durch eine effektive<br />
Prävention vorbeugen.<br />
Als Besonderheit finanziert sich die<br />
gesetzliche Unfallversicherung allein aus<br />
ministerium für Arbeit in einigen Be -<br />
reichen ein Weisungsrecht. Diese Be son -<br />
derheit wird auch dadurch deutlich, dass<br />
der Verwaltungsrat der B<strong>und</strong>esagentur<br />
nicht bei den Sozialwahlen gewählt wird,<br />
sondern dass seine Mitglieder durch den<br />
B<strong>und</strong>esminister für Arbeit <strong>und</strong> Soziales<br />
ernannt werden.<br />
Zentrales Selbstverwaltungsorgan der<br />
B<strong>und</strong>esagentur ist der Verwaltungsrat. Der<br />
Verwaltungsrat besteht in drittelparitätischer<br />
Zusammensetzung aus je sieben<br />
ehrenamtlichen Vertretern der Arbeit -<br />
nehmer, der Arbeitgeber <strong>und</strong> der öffentlichen<br />
Körperschaften. Hierdurch sind die<br />
Gruppen der Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeit -<br />
geber als Vertreter der Beitrags zahler in<br />
die Gestaltung der geschäftspolitischen<br />
Belange eingeb<strong>und</strong>en. Der Ver waltungs -<br />
rat überwacht als Aufsichts- <strong>und</strong> Legis -<br />
lativorgan die Arbeit des hauptamtlichen<br />
Vorstands. Der Vorstand be richtet dem<br />
Ver waltungsrat regelmäßig. In jeder<br />
Agentur für Arbeit existiert ein ebenfalls<br />
drittelparitätisch besetzter Verwaltungs -<br />
ausschuss, der die Ge schäfts führung überwacht<br />
<strong>und</strong> sie bei der Erfüllung ihrer<br />
Aufgaben berät.<br />
■<br />
den Beiträgen der Arbeitgeber. Die Höhe<br />
der Beiträge wird über ein Umlage -<br />
verfahren ermittelt <strong>und</strong> vom Unfallrisiko<br />
beeinflusst. Im Bereich der öffentlichen<br />
Hand tragen B<strong>und</strong>, Länder <strong>und</strong> Ge -<br />
meinden die Kosten.<br />
Die Träger sind die gewerblichen <strong>und</strong><br />
landwirtschaftlichen Berufs genossen -<br />
schaften sowie die Unfallversiche rungs -<br />
träger der staatlichen Einrichtungen, die<br />
Gemeindeunfallversicherungsverbände<br />
<strong>und</strong> die Unfallkassen. Während die Be -<br />
rufsgenossenschaften nach Branchen<br />
gegliedert sind, sind die Unfall versi che -<br />
rungsträger des Staates weitgehend re -<br />
gional organisiert.<br />
Bei den Berufsgenossenschaften <strong>und</strong><br />
Unfallversicherungsträgern der öffentlichen<br />
Hand haben sich unterschiedliche<br />
Organisationsstrukturen gebildet, die<br />
aber alle das Prinzip der paritätischen<br />
Selbstverwaltung von Arbeitnehmern<br />
<strong>und</strong> Arbeitgebern gemeinsam haben.<br />
In den Selbstverwaltungsgremien aller<br />
Träger der Unfallversicherung sind<br />
sowohl die Arbeitgeber als auch die<br />
Arbeitnehmer als Versicherte mit jeweils<br />
gleicher Stimmenzahl vertreten. Ar -<br />
beitgeber <strong>und</strong> Beschäftigte wählen je -<br />
weils die paritätisch besetzte Vertreter -<br />
versammlung, die wiederum den ebenfalls<br />
paritätischen Vorstand bestimmt.<br />
■<br />
17
Beschäftigungszeiten <strong>und</strong><br />
Kündigungsfristen<br />
Die Regelung in § 622 Abs. 2 Satz 2<br />
BGB, nach der vor Vollendung des 25.<br />
Lebensjahrs liegende Beschäftigungs -<br />
zeiten des Arbeitnehmers bei der<br />
Berechnung der Kündigungsfrist nicht<br />
berücksichtigt werden, verstößt gegen<br />
das europäische Recht. Hierin liegt nach<br />
Auffassung des Europäischen<br />
Ge richtshofes (EUGH) eine<br />
unzulässige Diskriminierung<br />
wegen des Alters.<br />
Sachverhalt<br />
Die Klägerin war seit ihrem<br />
vollendeten 18. Lebensjahr<br />
bei dem beklagten Unter -<br />
nehmen beschäftigt. Im Alter<br />
von 28 Jahren wurde sie<br />
unter Einhaltung einer Kün -<br />
digungs frist von einem<br />
Monat entlassen. Der Ar -<br />
beitgeber berechnete die<br />
Kündigungsfrist unter<br />
Zugr<strong>und</strong>e legung einer Be -<br />
schäftigungsdauer von drei<br />
Jahren, obwohl die Arbeitnehmerin seit<br />
zehn Jahren bei ihm beschäftigt war.<br />
Wie in § 622 Abs. 2 Satz 2 BGB vorgesehen,<br />
hatte er die vor der Vollendung<br />
des 25. Lebensjahrs liegenden Beschäf -<br />
ti gungszeiten der Klägerin bei der<br />
Berechnung der Kündigungsfrist nicht<br />
berücksichtigt. Die Klägerin klagte<br />
gegen ihre Entlassung <strong>und</strong> machte geltend,<br />
dass diese Regelung eine unzulässige<br />
<strong>und</strong> gemeinschaftsrechtswidrige<br />
Diskriminierung wegen des Alters<br />
darstelle. Die Kündigungsfrist hätte<br />
18<br />
Arbeitsrecht<br />
4 Monate betragen müssen,<br />
was einer Betriebszuge hörig -<br />
keit von 10 Jahren entspreche.<br />
Das als Berufungs gericht<br />
angerufene LAG Düsseldorf<br />
hat das Verfahren ausgesetzt <strong>und</strong> dem<br />
EUGH zur Entscheidung vorgelegt.<br />
Gründe<br />
Der EUGH folgte der Argumentation der<br />
Klägerin. Der Gerichtshof stellt fest, dass<br />
§ 622 Abs. 2 Satz 2 BGB eine<br />
Ungleichbehandlung enthält, die auf<br />
dem Kriterium des Alters beruht. Sie<br />
behandelt Personen, die die gleiche<br />
Betriebszugehörigkeitsdauer aufweisen,<br />
unterschiedlich, je nachdem, in welchem<br />
Alter sie in den Betrieb eingetreten sind.<br />
Sie benachteiligt Arbeitnehmer, die ihre<br />
Beschäftigung bei einem Arbeitgeber vor<br />
Vollendung des 25. Lebensjahrs auf -<br />
genommen haben. Diese Ungleich -<br />
behand lung ist, so die europäischen<br />
Rich ter, zudem nicht durch das legitime<br />
Ziel der Schaffung höherer „personal-<br />
Über die Höhe der Löhnung darf<br />
mit Kollegen gesprochen werden<br />
Eine Vertragsklausel, die einen Arbeit -<br />
nehmer verpflichtet, über seine vereinbarte<br />
Vergütung auch gegenüber den<br />
Arbeitskollegen Verschwiegenheit zu<br />
bewahren, ist unwirksam, weil ein solches<br />
Redeverbot die verfassungsrechtliche<br />
Gleichbehandlung ad absurdum<br />
führt. Das hat das Landesarbeitsgericht<br />
Mecklenburg-Vorpommern entschieden.<br />
Ein Arbeitnehmer werde damit gehindert,<br />
Verstöße gegen den Gleich -<br />
behandlungsgr<strong>und</strong>satz im Rahmen der<br />
Lohngestaltung gegenüber dem Ar -<br />
beitgeber erfolgreich geltend zu machen,<br />
was gegen das Gr<strong>und</strong>gesetz verstößt.<br />
Ein Ange stell -<br />
ter hatte sich<br />
mit seinem<br />
Arbeitskol le -<br />
gen über die Höhe der Bezüge in der<br />
Firma <strong>und</strong> von der Unter nehmens -<br />
führung in Aussicht gestellte Änderungen<br />
unterhalten. Daraufhin erhielt er<br />
einer Abmahnung von der Fir men -<br />
leitung, weil er gegen die entsprechende<br />
Verschwie gen heits klau sel in seinem<br />
Arbeitsvertrag verstoßen habe. Dort war<br />
als Ver pflichtung formuliert, auch gegenüber<br />
anderen Firmenangehörigen die<br />
Höhe seiner Bezüge „im Interesse des<br />
Betriebsfriedens“ vertraulich zu behandeln.<br />
Das sei ein Redeverbot, das nach<br />
Auffassung der Rostocker Landes -<br />
arbeitsrichter mit der b<strong>und</strong>esdeutschen<br />
wirtschaftlicher Flexibilität“ ge recht -<br />
fertigt.<br />
Auswirkungen<br />
Der EUGH hat die deutschen Gerichte<br />
angewiesen, die Regelung in laufenden<br />
Prozessen vor Arbeitsgerichten „erforderlichenfalls<br />
unangewendet zu lassen“.<br />
Die Entscheidung des EUGH zu § 622<br />
Abs. 2 Satz 2 BGB wird aber nicht nur<br />
von Gerichten zu beachten sein, sondern<br />
auch von den Arbeitgebern <strong>und</strong><br />
Tarifvertragsparteien, die in<br />
zahlreichen Fällen die<br />
Regelung des § 622 BGB in<br />
Arbeits- oder Tarifverträge<br />
übernommen haben.<br />
Anne Kiesow, ■<br />
Quelle: EuGH vom<br />
19.1.2010,<br />
Az: C-555/07<br />
Aus gewerkschaftlicher Sicht<br />
kann man dieser Ent -<br />
scheidung nur zustimmen.<br />
Problematisch ist aber, dass<br />
der EUGH deutsche Gerichte<br />
anweist. Das ist neu, denn es<br />
gibt nach deutschem Recht<br />
kein Weisungsrecht gegenüber<br />
den nach unserer Verfassung unabhängigen<br />
Gerichten. Das gilt auch für die<br />
Arbeits gerichte.<br />
Der EUGH hat seinem berechtigten<br />
Anliegen mit seiner „Anweisung“ keinen<br />
Gefallen getan, weil er sich vielleicht<br />
den Widerstand so manchen Richters<br />
zuzieht. Statt einer Anweisung an unabhängige<br />
Gerichte hätte der EUGH die<br />
deutsche Regierung bzw. den Gesetz -<br />
geber zu einer Änderung der Rechtslage<br />
auffordern sollen.<br />
he ■<br />
Verfassung kollidiert, denn jeder Ar -<br />
beitgeber ist auch bei der Lohngestaltung<br />
dem Gleichbehandlungsgr<strong>und</strong>satz verpflichtet.<br />
Die einzige Möglichkeit für<br />
den Arbeitnehmer jedoch, seine gesetzlichen<br />
Lohnansprüche entsprechend dem<br />
Gleichbehandlungsgr<strong>und</strong>satz feststellen<br />
zu können, ist das Gespräch über die<br />
konkreten Bezüge mit den Ar beits -<br />
kollegen. Dürfte man ihm derartige<br />
Gespräche wirksam verbieten, hätte er<br />
kein Erfolg versprechendes Mittel mehr,<br />
solche Ansprüche gerichtlich geltend zu<br />
machen. Deshalb ist das Verbot unwirksam<br />
<strong>und</strong> eine Abmahnung wegen des<br />
Verstoßes dagegen unrechtmäßig.<br />
LAG MV vom 21.10.2009, ■<br />
Az. 2 Sa 237/09<br />
DAZ <strong>03</strong>/2010
Dividende ist mehr als Zinsen<br />
Neben möglichen Kursgewinnen sind<br />
die Dividenden die zweite Ein nahme -<br />
chance aus einer Aktienanlage. Wäh -<br />
rend Kursgewinne nur durch den völligen<br />
oder teilweisen Verkauf der Aktien<br />
realisiert werden können, fließen<br />
Dividenden automatisch, bei deutschen<br />
Aktien einmal jährlich, wenn sie von<br />
der Hauptversammlung der Ak tien -<br />
gesellschaft denn beschlossen werden.<br />
Risiko<br />
Eine hohe Dividende ist aber nicht<br />
automatisch ein „guter“ Gewinn – hier<br />
gilt: Dividendensicherheit geht vor<br />
Dividendenrendite! Denn nach der<br />
Dividendenzahlung sinkt der Aktien -<br />
kurs in der Regel ab (Dividen den -<br />
abschlag). Er wird nicht bei allen<br />
Gesellschaften wieder aufgeholt sondern<br />
führt zu einem dauernden Kurs -<br />
verlust. Benötigt man das angelegte<br />
Geld kurzfristig, kann die Geldanlage<br />
trotz einer hohen Dividendenrendite zu<br />
einem Verlust führen.<br />
Gesellschaften verwenden den erwirtschafteten<br />
Gewinn einerseits, um daraus<br />
eine Dividende an die Aktionäre<br />
auszuschütten, andererseits aber auch<br />
zur Innenfinanzierung des künftigen<br />
Geschäfts. Positiv ist es, wenn nur ein<br />
Teil des Gewinns als Dividende gezahlt<br />
wird, weil der Rest in die Zukunft der<br />
Gesellschaft investiert wird <strong>und</strong> deren<br />
inneren Wert erhöht. Der Dividen den -<br />
✁<br />
DAZ <strong>03</strong>/2010<br />
Aktionärvereinigung<br />
Auftrag zur Ausstellung von Eintritts- u. Stimmkarten für<br />
Hauptversammlungen<br />
(für Inhaberaktien)<br />
Absender:<br />
Depot-Nummer:<br />
Datum:<br />
Unterschrift:<br />
abschlag wird dann<br />
meist schnell wieder<br />
aufgeholt, man könnte ohne Kurs -<br />
verlust auch wieder verkaufen.<br />
Vorsicht ist aber geboten, wenn der<br />
ganze Gewinn ausgeschüttet wird, denn<br />
durch die völlige Ausschüttung wird<br />
jedenfalls verhindert, dass der innere<br />
Wert des Unternehmens steigt. Das verhindert<br />
eine positive Kursentwicklung.<br />
Wird aber eine Dividende ausgeschüttet,<br />
die im zurückliegenden Ge schäfts -<br />
jahr gar nicht verdient wurde, sollte<br />
man die Finger von dieser Aktie lassen.<br />
Dividende ist auch mehr als Zinsen<br />
Die Formel für die Dividendenrendite<br />
lautet „Dividende x 100 geteilt durch Ak -<br />
tien kurs“, der Faktor Zeit bleibt außen<br />
vor. Das bedeutet, dass die Dividen den -<br />
rendite im Vergleich mit einer allgemeinen<br />
Jahreszinsrechnung viel höher ist:<br />
Wir kaufen Anfang Mai <strong>und</strong> erhalten<br />
die Dividende schon Ende Mai, also für<br />
einen Zeitraum von vier Wochen.<br />
Theoretisch könnten wir nach dem<br />
Dividendenzahltag die Aktie sofort verkaufen<br />
<strong>und</strong> eine neue dividendenträchtige<br />
kaufen. Das klappt in der Regel<br />
wegen des Dividendenabschlags nicht,<br />
vielleicht aber in einigen Monaten.<br />
Aktien sind also eine gute, wenn auch<br />
nicht risikofreie Geldanlage.<br />
Jörg Hebsacker ■<br />
Stellv. Vorsitzender der<br />
<strong>DHV</strong>-Aktionärvereinigung<br />
Hiermit beauftrage ich Sie, alle Stimmkarten<br />
(Eintrittskarten) für meine im Depot Ihres Instituts<br />
verwahrten Aktien zu den Hauptversammlungen<br />
auf die<br />
<strong>DHV</strong>-Aktionärvereinigung e. V.<br />
Postfach 261351<br />
205<strong>03</strong> Hamburg<br />
auszustellen <strong>und</strong> der Aktionärvereinigung ohne<br />
weitere Aufforderung zu übersenden. Ich bin<br />
damit einverstanden, dass Sie der Aktionärvereinigung<br />
meinen Namen mit Adresse sowie den<br />
Nominalbetrag der Stimmkarten bekannt geben.<br />
Der Aktionärvereinigung habe ich gleichzeitig<br />
Vollmacht zur Ausübung der Stimmrechte erteilt.<br />
Sollte ich die Vollmacht widerrufen, verpflichte<br />
ich mich, Ihnen dies unverzüglich<br />
mitzuteilen.<br />
Private Equity –<br />
Kapitalbeteiligung an<br />
aufstrebenden Firmen<br />
Private Equity nennt man die Kapitalbe -<br />
teiligung an einem Unternehmen mit<br />
einem erfolgversprechenden Konzept,<br />
das für seine Entwicklung zunächst<br />
Kapital von Investoren be nötigt, um zu<br />
einem späteren Zeitpunkt den wirtschaftlichen<br />
Erfolg mit den Kapital -<br />
gebern zu teilen. Das Konzept Private<br />
Equity ist in der Regel eine Kapitalunter -<br />
stützung auf Zeit.<br />
Diese Form der Kapitalbeteiligung unterscheidet<br />
sich vom Venture Capital.<br />
Dieses wird Unternehmen in der Grün -<br />
dungsphase zur Verfügung gestellt <strong>und</strong><br />
ist daher mit einem vergleichsweise<br />
höheren Risiko behaftet. Private Equity<br />
hingegen wird das In vestment in erfahrene,<br />
bereits etablier te Unternehmungen<br />
genannt, die zur Verwirklichung ihres<br />
Geschäftsmodells Kapital benötigen.<br />
Viele aufstrebende Unternehmen sind<br />
(noch) nicht börsen notiert. Sie können<br />
sich also das benötigte Kapital nicht über<br />
eine Kapitalerhöhung am Finanzmarkt<br />
beschaffen. Auch eine Beteiligung an<br />
diesen Un ternehmen ist nicht ohne weiteres<br />
möglich. Hier liegt die Aufgabe der<br />
Private-Equity-Beteiligungen. Sie erfolgen<br />
nicht über die Börsen, sondern im<br />
direkten Kontakt mit den Unternehmen.<br />
Spekulative Effekte spielen daher für<br />
Private Equity keine Rolle; die Ent -<br />
wicklung des Unternehmens selbst steht<br />
im Mittelpunkt.<br />
Durch die Bereitstellung von Kapital für<br />
Unternehmen nehmen Private- Equity-<br />
Kapitalgeber eine wichtige Rol le in der<br />
Wirtschaft bzw. in der wirt schaftlichen<br />
Entwicklung ein. Häufig wird dieses<br />
Kapital zur Unterstützung von Inves ti -<br />
tionen eingesetzt, die die nachhaltige<br />
Entwicklung eines Unter nehmens fördern<br />
<strong>und</strong> dadurch nicht nur Arbeitsplätze<br />
sichern, sondern die Schaffung neuer<br />
Arbeitsplätze erst ermöglicht.<br />
In jüngster Vergangenheit wurden<br />
Private-Equity-Fonds als Arbeitsplatz<strong>und</strong><br />
Unternehmensvernichter bezeich -<br />
net. Sicherlich gibt es auch in der Be -<br />
teiligungsbranche schwarze Schafe. Eine<br />
pauschale Verurteilung wäre jedoch<br />
falsch. Unternehmen, an denen sich<br />
Private -Equity-Gesellschaften beteiligen,<br />
stei gern in der Regel die Anzahl der Ar -<br />
beitsplätze <strong>und</strong> steigern den Unterneh -<br />
menswert.<br />
■<br />
19
20<br />
<strong>DHV</strong>-Tarifabschlüsse<br />
Branchen-/ Flächentarifverträge<br />
(alphabetisch):<br />
Ersatzkassen:<br />
Barmer GEK<br />
Ergänzungstarifvertrag Nr. 1 zum<br />
Vereinigungstarifvertrag<br />
KKH – Allianz<br />
Tarifliche Regelungen für Regionalleiter<br />
– Anlage 1 zum KKH-Allianz<br />
Tarifvertrag für den Vertrieb<br />
TK – Techniker Krankenkasse<br />
Änderungstarifvertrag <strong>03</strong>/09 zum TV<br />
Gestaltung der Lebensarbeitszeit<br />
Änderungstarifvertrag 01/10 zum TV<br />
Altersteilzeit<br />
Änderungstarifvertrag 02/10 zum TKT<br />
AWO Arbeitgeberverband Thüringen<br />
e.V.<br />
Rahmentarifvertrag mit Anlagen 1–6<br />
Zusatztarifvertrag Nr. 1 über eine<br />
Sonderzahlung<br />
Zusatztarifvertrag Nr. 2 über die<br />
Qualifizierung<br />
Gewerkschaftsarbeit<br />
Groß- <strong>und</strong> Außenhandel<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Lohn- sowie Gehaltstarifvertrag einschl.<br />
Ausbildungsvergütungen,<br />
Holz- <strong>und</strong> kunststoffverarbeitendes<br />
Handwerk<br />
(Tischlerhandwerk) Bayern<br />
Gehaltstarif- <strong>und</strong> Lohntarifvertrag,<br />
Tarifvertrag für Auszubildende<br />
Metall- <strong>und</strong> Elektroenergie<br />
des Saarlandes<br />
Tarifvertrag „Zukunft Arbeit“<br />
Entgelttarifvertrag einschl.<br />
Ausbildungsvergütungen<br />
Haus-/ Firmen- u. Verbandstarifverträge:<br />
Norisbank GmbH<br />
Manteltarifvertrag, Gehaltstarifvertrag,<br />
Vermögensbildungs-Tarifvertrag<br />
Tarifgemeinschaft Christlicher<br />
Gewerkschaften für Zeitarbeit <strong>und</strong><br />
PSA<br />
AMP – Arbeitgeberverband<br />
Mittelständischer Personaldienstleister<br />
e.V., Berlin<br />
Information für die Mitglieder der<br />
CGB-<strong>DHV</strong>-Gruppensterbegeldversicherung<br />
In den Zeitungen war viel über die<br />
Reform des Versicherungs vertrags -<br />
gesetzes zu lesen. In diesem Zusam -<br />
menhag haben wir mit unserem<br />
Vertragspartner, der DBV (Deutsche<br />
Beamtenversicherung Lebens ver -<br />
sicherung AG), vereinbart, dass wir<br />
unseren Informationsservice zur<br />
Sterbegeldversicherung weiter verbessern.<br />
Bisher mussten Sie sich bei der<br />
DBV nach dem aktuellen Stand ihrer<br />
Sterbegeldversicherung erk<strong>und</strong>igen.<br />
Jetzt können Sie sich direkt an uns<br />
wenden, wenn Sie etwas über Ihre<br />
Versicherung erfahren möchten.<br />
Bezirkspersonalrat des<br />
DAK Geschäftsgebietes<br />
Nord<br />
Bei der Wahl zum Bezirkspersonalrat des<br />
Geschäftsgebietes Nord der DAK erzielte<br />
die <strong>DHV</strong> zwei Sitze. Dieses ist im<br />
Zuge der Umstrukturierungen bei der<br />
DAK neu gebildet worden <strong>und</strong> umfasst<br />
die B<strong>und</strong>esländer Niedersachsen,<br />
Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein<br />
Schicken Sie uns einen Brief, ein Fax<br />
oder eine Email. Sie erhalten dann<br />
umgehend die gewünschte Infor ma -<br />
tion von uns.<br />
CGB-DBV-Vertragsverwaltung,<br />
CGB-DBV Vertragsverwaltung<br />
Rudolf Hausruckinger<br />
Wiesengr<strong>und</strong> 2,<br />
83620 Feldkirchen-Westerham<br />
Telefon: 0171-3338868<br />
Fax: 08063/8531;<br />
E-mail:<br />
Rudolf.Hausruckinger@gcgot.de<br />
<strong>und</strong> Mecklenburg-Vorpommern. Auf -<br />
gr<strong>und</strong> der Neubildung waren Perso -<br />
nalratswahlen außerhalb des erst für<br />
2012 anstehenden Personalrats wahl -<br />
termins notwendig geworden. Die <strong>DHV</strong>-<br />
Liste mit dem Motto „persönlich, partnerschaftlich,<br />
praxisnah!“ konnte einen<br />
Stimmenanteil von r<strong>und</strong> 17 % erzielen<br />
<strong>und</strong> entsendet mit Anette Brandt-Siegert<br />
aus Hameln <strong>und</strong> Volker Battermann aus<br />
Oldenburg zwei Vertreter in den<br />
Bezirkspersonalrat.<br />
■<br />
■<br />
Manteltarifvertrag<br />
Manteltarifvertrag f. Auszubildende<br />
Entgeltrahmentarifvertrag<br />
Entgelttarifvertrag – West<br />
Entgelttarifvertrag – Ost<br />
Beschäftigungssicherungstarifvertrag<br />
PDZ Personaldienste & Zeitarbeit<br />
GmbH, Darmstadt<br />
Manteltarifvertrag <strong>und</strong> Entgelttarifvertrag<br />
Der Umfang <strong>und</strong> der organisatorische<br />
Ablauf unserer Tarifarbeit führen dazu,<br />
dass die abgeschlossenen Tarifverträge nur<br />
mit einer zeitlichen Verzögerung <strong>und</strong> auch<br />
nicht immer vollständig veröffentlicht werden<br />
können. Dafür bitten wir um<br />
Verständnis.<br />
<strong>DHV</strong>- <strong>und</strong> medsonet-Mitglieder können die<br />
Tarifverträge bei ihrer zuständigen<br />
Landesgeschäftsstelle, bzw. bei unserer<br />
Hauptgeschäftsstelle in Hamburg anfordern.<br />
Alle Mitglieder, die ihren Arbeitgeber<br />
gewechselt haben, bitten wir, uns dies<br />
unverzüglich mitzuteilen. Nur dann sind wir<br />
in der Lage, ihnen die richtigen<br />
Tarifverträge bzw. Tarifinformationen zuzustellen.<br />
Abt. Tarifpolitik ■<br />
Metro: <strong>DHV</strong> mit histori -<br />
schem Wahlergebnis bei<br />
GBR-Wahlen<br />
Das beste Ergebnis seit Bestehen des<br />
Betriebsrates konnte die <strong>DHV</strong> bei den<br />
Wahlen zum Gesamtbetriebsrat bei der<br />
METRO verbuchen:<br />
Im 25-köpfigen Gesamtbetriebsrat<br />
sind 7 <strong>DHV</strong>-Mitglieder vertreten! Das<br />
ergibt einen Stimmenanteil von 28 %!<br />
Die <strong>DHV</strong>-Mitglieder im Gesamt betriebs -<br />
rat: Matthias Kolberg, HH-Altona<br />
Paul Loyo, Koblenz<br />
Christian Brüggemann, Frankfurt<br />
Angelika Will, Düsseldorf<br />
Dieter Steinbach, Köln-Godorf<br />
Heike Süllwold, Krefeld<br />
Andreas Stöhr, Siegen<br />
Zusätzlich wurden Dieter Steinbach <strong>und</strong><br />
Angelika Will in den Konzernbetriebsrat<br />
der METRO AG entsandt.<br />
Die Wahlen zum Gesamtbetriebsrat sind<br />
der Abschluss der Betriebsratswahlen<br />
beim Metro-Konzern. Zumeist wurden<br />
die zahlreichen <strong>DHV</strong>-Mitglieder in<br />
Persönlichkeitswahlen neu bzw. wiedergewählt.<br />
■<br />
DAZ <strong>03</strong>/2010
Ges<strong>und</strong>heitspolitisches<br />
Symposium in Schwerin<br />
Zum mittlerweile dritten Mal hatte das<br />
Bildungswerk der Konrad-Adenauer-<br />
Stiftung (KAS) in Mecklenburg-Vor -<br />
pommern am 19. <strong>und</strong> 20. März 2010<br />
zum Ges<strong>und</strong>heitspolitischen Symposium<br />
nach Schwerin geladen. Auch in diesem<br />
Jahr fand die Veranstaltung in Zusam -<br />
menarbeit mit der Gesellschaft für internationale<br />
Sozialpolitik (GefiS) statt.<br />
Der stellvertretende <strong>DHV</strong>-Aufsichts -<br />
ratsvorsitzende Jügen Fremmer für die<br />
GefiS <strong>und</strong> die Leiterin des KAS in<br />
Mecklenburg-Vorpommern begrüßten<br />
die zahlreichen Gäste aus nahezu allen<br />
Bereichen des Ges<strong>und</strong>heitswesens. Die<br />
Teilnehmer hatten sich in diesem Jahr<br />
zum Ziel gesetzt, über die Weichen -<br />
† Helmut Stein<br />
Nach langer, geduldig <strong>und</strong> mit großem<br />
Mut ertragener Krankheit ist am<br />
28.4.2010 unser Kollege <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong><br />
DAZ <strong>03</strong>/2010<br />
Helmut Stein<br />
verstorben. Als Diplomkaufmann war<br />
er Studiendirektor <strong>und</strong> stellvertretender<br />
Leiter einer Berufsschule. Im<br />
ersten Nebenberuf war er Herausgeber<br />
verschiedener berufsbezogener Zeit -<br />
schrif ten <strong>und</strong> Autor mehrer Bücher<br />
<strong>und</strong> zahlreicher Veröffentlichungen,<br />
die zumeist in dem kaufmännischen<br />
Fachverlag Gabler erschienen.<br />
Seinen zweiten Nebenberuf fand er in<br />
der <strong>DHV</strong>, vor ungefähr 35 Jahren in<br />
der Redaktion unserer Verbands-/Ge -<br />
werk schaftszeitschrift – zuerst der<br />
Deut schen <strong>Handels</strong>wacht <strong>und</strong> später in<br />
unserer Deutschen Angestellten -<br />
zeitung. Er war der Fachautor für<br />
HJAV-Wahl BARMER GEK<br />
Bei der Wahl zur Hauptjugend- <strong>und</strong> Aus -<br />
zubildendenvertretung (HJAV) der BAR-<br />
MER GEK hat die <strong>DHV</strong> ein gutes Er -<br />
gebnis erzielt. Unsere Liste mit dem Motto<br />
„<strong>DHV</strong> – Gemeinsam für Deine Sicherheit<br />
bei der BARMER GEK“ erreichte mit 94<br />
von 455 gültigen Stimmen einen Anteil<br />
von 20,65 %. Mit Corina Gassner <strong>und</strong><br />
Sebastian Fritzlar aus der Haupt ver -<br />
waltung Wuppertal sitzen zwei <strong>DHV</strong>-<br />
Vertreter in der elfköpfigen HJAV.<br />
■<br />
Gewerkschaftsarbeit<br />
stellung einer neuen Ges<strong>und</strong> -<br />
heitspolitik nach der B<strong>und</strong>es -<br />
tagswahl zu diskutieren.<br />
Höhepunkt der Veranstaltung war<br />
eine Podiumsdiskussion, zu der<br />
Ges<strong>und</strong> heits politiker verschiedener<br />
Parteien geladen waren. Im Mittelpunkt<br />
des Streitgespräches stand einmal mehr<br />
die Finanzierung, wobei die allseits<br />
bekannten Positionen aufeinander trafen.<br />
Harald Terpe von den Grünen sah neben<br />
der Finanzierung ein weiteres Problem<br />
im Ärztemangel. Der CDU-Politiker<br />
Diet rich Monstadt plädierte dafür, die<br />
Ergebnisse der Ges<strong>und</strong> heitskommission<br />
abzuwarten <strong>und</strong> dann unter Berück -<br />
sichtigung der wirtschaftlichen Gesamt -<br />
entwicklung flexibel zu agieren. Armin<br />
Lang, SPD, nahm die Ges<strong>und</strong>heitskosten<br />
als Zukunfts inves titionen wahr, wogegen<br />
Martina Bunge von den „Linken“ Frauen<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich benachteiligt sah.<br />
Fragen der beruflichen Bildung <strong>und</strong><br />
darüber hinaus vieler Veröffent -<br />
lichungen mit berufs- <strong>und</strong> gesellschaftspolitischen<br />
Themen. An fangs<br />
der 70-er-Jahre entwickelte er gemeinsam<br />
mit dem heutigen B<strong>und</strong>es -<br />
vorsitzenden Jörg Hebsacker den<br />
modernen <strong>DHV</strong>-Berufswettkampf.<br />
Seit her war er der pädagogische Leiter<br />
dieses b<strong>und</strong>esweiten freiwilligen<br />
Leistungswettbewerbs für den kaufmännischen<br />
Nachwuchs. In An er -<br />
kennung seines umfangreichen ehrenamtlichen<br />
Einsatzes wurde er mit dem<br />
B<strong>und</strong>esverdienstkreuz ausgezeichnet.<br />
Dieses Nachwort trifft auf unseren<br />
Kollegen Helmut Stein uneingeschränkt<br />
zu. So wurde er zum Vorbild<br />
für viele der ehren- <strong>und</strong> hauptamtlichen<br />
Mitarbeiter der <strong>DHV</strong>, mit denen<br />
er zu tun hatte. Wir werden ihm ein<br />
ehrendes Andenken bewahren.<br />
<strong>DHV</strong> – Hauptvorstand ■<br />
Glückwunsch<br />
Aus Platz gründen können wir an dieser<br />
Stelle nicht jede erfolgreiche Betriebsoder<br />
Personal ratswahl dokumentieren,<br />
denn es wird ja derzeit landauf landab in<br />
den Betrieben <strong>und</strong> Verwaltungen<br />
gewählt; <strong>und</strong> unzählige <strong>DHV</strong>-Kandi -<br />
daten sind daran beteiligt oder bereits<br />
gewählt.<br />
Unser Glückwunsch an die hier er -<br />
wähnten Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen gilt<br />
daher auch für die vielen ungenannten<br />
Betriebs- <strong>und</strong> Personalräte. Wir wün-<br />
Einig waren sich alle Politiker in dem<br />
Punkt, dass Ges<strong>und</strong>heit teurer wird, die<br />
Finanzierungsfrage hingegen völlig<br />
offen sei.<br />
Im Fazit des Symposiums lässt sich feststellen,<br />
dass die Finanzierung das<br />
Gr<strong>und</strong>problem des Ges<strong>und</strong>heitswesens ist.<br />
Insgesamt überwogen die Positionen,<br />
lohnabhängige Beiträge in der Kran -<br />
kenversicherung beizubehalten. Mög -<br />
licherweise ergibt sich hieraus aber auch<br />
ein Zusammenspiel von Zwangssystem<br />
<strong>und</strong> persönlicher Beteiligung, aus einer<br />
Gr<strong>und</strong>versorgung <strong>und</strong> freiwilliger Zu -<br />
satzvorsorge. Die gegenwärtige Plan -<br />
wirtschaft im Ges<strong>und</strong>heitswesen führt<br />
jedenfalls zu einer Blockade statt zu<br />
einer Entfaltung des Ges<strong>und</strong> heits -<br />
systems.<br />
LBr ■<br />
schen ihnen für ihre verantwortungsvolle<br />
Arbeit im Interesse ihrer Kollegen viel<br />
Erfolg <strong>und</strong> eine allzeit glückliche Hand!<br />
Wir wollen ihnen als Gewerkschaft ein<br />
verlässlicher Partner bei der Erfüllung<br />
ihrer Aufgaben sein <strong>und</strong> ihnen mit Rat<br />
<strong>und</strong> Tat zur Verfügung stehen. Dazu<br />
gehört auch das umfangreiche Bildungs -<br />
angebot unserer Bildungsstätten in ganz<br />
Deutschland. Die Arbeitgeber sind zur<br />
Übernahme der Kosten verpflichtet!<br />
Stichwort unbekannte<br />
Betriebs-/ Personalräte<br />
Zumeist haben wir von den Kandi da -<br />
turen unserer Mitglieder für Be triebsoder<br />
Personalratsseminare keine Kennt -<br />
nis, es sei denn, sie hätten uns um Hilfe<br />
gebeten oder es wären Listenwahlen, an<br />
denen eine <strong>DHV</strong>-Liste beteiligt ist. Im<br />
Klartext: Von unseren Seminar- <strong>und</strong><br />
Betreuungs angeboten können wir nur<br />
die Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen informieren,<br />
die sich bei uns gemeldet haben.<br />
Also:<br />
Wir bitten alle neu- oder wiedergewählten<br />
Betriebs- <strong>und</strong> Personalräte um eine<br />
kurze Nachricht über ihre Wahl, formlos:<br />
schriftlich, per Fax oder Mail oder<br />
auch telefonisch! Dies gilt auch für<br />
Jugend- oder Behindertenvertreter oder<br />
andere Mandate innerhalb der Betriebs<strong>und</strong><br />
Personalräte.<br />
<strong>DHV</strong> – die Berufsgewerkschaft<br />
Droopweg 31, 20537 Hamburg<br />
Telefon 040 – 632802–0<br />
Telefax 040 – 632802–25<br />
Mail <strong>DHV</strong>@dhv-cgb.de ■<br />
21
Bares Geld für die Renten:<br />
Jahresmeldung prüfen!<br />
Bis Mitte April müssten alle Arbeit -<br />
nehmer von ihrem Arbeitgeber die<br />
„Jahresmeldung 2009“ erhalten haben,<br />
deren Daten auch dem zuständigen<br />
Rentenversicherungsträger übermittelt<br />
werden. Sie ist der Nachweis über den<br />
Bruttoverdienst <strong>und</strong> die Beschäfti gungs -<br />
zeiten des zurückliegenden Jahres. Aus<br />
den Daten der Jahresmeldung wird die<br />
spätere Rente berechnet. Fehlerhafte<br />
Angaben können sich somit unmittelbar<br />
auf die Rentenhöhe auswirken.<br />
Für Sie gelesen<br />
Weiße Kittel – Dunkle Geschäfte / Im<br />
Kampf gegen die Ges<strong>und</strong>heitsmafia<br />
Dina Michels, Chefermittlerin einer großen<br />
Krankenkasse (KKH-Allianz: die<br />
Redaktion), deckt mit einem neunköpfigen<br />
Team – wenn nötig <strong>und</strong>ercover – die<br />
illegalen Machenschaften von Leistungs -<br />
anbietern auf. In ihrem Buch berichtet<br />
sie von kriminellen Netzwerken im<br />
Ges<strong>und</strong>heitswesen. Von Betrug, Be -<br />
stechung <strong>und</strong> Korruption bei Ärzten,<br />
Apotheken, Physiotherapeuten, Sanitäts<strong>und</strong><br />
Krankenhäusern.<br />
Niemand trauen wir so sehr wie Men -<br />
schen in weißen Kitteln – es muss wohl<br />
am Ruf des selbstlosen Heilers liegen, so<br />
das Buch. Die Wahrheit, so Dina<br />
- Anzeige -<br />
An die<br />
<strong>DHV</strong>-Aktionärvereinigung e.V.<br />
Droopweg 31, 20537 Hamburg, Postfach 26 13 51, 205<strong>03</strong> Hamburg<br />
http://www.dhv-cgb.de/aktionaervereinigung • eMail: aktie@dhv-cgb.de<br />
22<br />
Forum<br />
Ich erkläre hiermit ab meinen Beitritt zur<br />
<strong>DHV</strong>-Aktionärvereinigung e.V.<br />
Den Jahresbeitrag von Euro 6,00:<br />
■ überweise ich auf das Konto 435 856<br />
bei der Evangelischen Darlehensgenossenschaft (BLZ: 210 602 37)<br />
■ bitte ich von meinem Konto abzubuchen:<br />
Kto.-Nr.: bei: BLZ:<br />
Zuname/Vorname: geb. am:<br />
Anschrift Tel. (priv.):<br />
tätig in Firma/Dienststelle:<br />
als: Tel. (gesch.): Fax:<br />
Ort/Datum Unterschrift<br />
Die Deutsche Rentenversicherung<br />
(DRV) empfiehlt, alle Angaben in<br />
der Jahresmeldung zu prüfen; wichtig<br />
sind dabei:<br />
◆ der Name<br />
◆ das Geburtsdatum<br />
◆ die Anschrift<br />
◆ die Versicherungsnummer<br />
◆ die Beschäftigungsdauer<br />
◆ die Höhe des Verdienstes<br />
Aus der Verdiensthöhe <strong>und</strong> der<br />
Beschäftigungsdauer wird die spätere<br />
Rente berechnet, die anderen Daten dienen<br />
der exakten Zuordnung, damit nichts<br />
Michels ist: Viele Profis in Weiß verfolgen<br />
ihre ganz eigenen Interessen <strong>und</strong><br />
schrecken, so Michels, auch vor kriminellen<br />
Methoden nicht zurück. Ein spannendes<br />
<strong>und</strong> angesichts der Finanzkrise<br />
im Ges<strong>und</strong>heitswesen auch aktuelles<br />
Buch darüber, wie Krankheit <strong>und</strong><br />
mensch liches Schicksal zu Geld ge -<br />
macht werden. Laut Transparency<br />
International streichen die Täter in<br />
Deutschland jährlich mehrere Milliarden<br />
Euro ein.<br />
Dina Michels, Weiße Kittel – Dunkle<br />
Geschäfte/Im Kampf gegen die<br />
Ges<strong>und</strong>heitsmafia<br />
Rowohlt – Berlin Verlag GmbH, Berlin<br />
208 Seiten – Preis: j 16,90<br />
ISBN: 978 3 87134 6439<br />
■<br />
AUFNAHMEANTRAG<br />
falsch läuft. Unstimmigkeiten sollten<br />
daher umgehend dem Arbeitgeber oder<br />
der zuständigen Krankenkasse mitgeteilt<br />
werden, denn über diese werden die<br />
Meldungen an den Renten versiche -<br />
rungsträger übermittelt.<br />
Der Versicherungsnachweis ist für die<br />
Arbeitnehmer die Bestätigung, dass die<br />
für die spätere Rentenversicherung wichtigen<br />
Daten an die DRV gemeldet worden<br />
sind. Er sollte deshalb bei den<br />
Rentenunterlagen aufbewahrt werden.<br />
Leserbrief<br />
zu „Armer, alter Blüm“<br />
„Ich habe ihren kurzen Artikel mit großer<br />
Freude gelesen, was ich in diesem<br />
Fall nicht unerwähnt lassen will.<br />
Meine – seit längeren gegenüber dem<br />
„Rentenlügner“ Herrn Blüm – bestehende<br />
Abneigung bestätigt sich wieder<br />
einmal.<br />
Ich hoffe wie Sie, dass er endlich von<br />
der Bildfläche (im wahrsten Sinne des<br />
Wortes) verschwindet, da ich es schon<br />
nicht verstehen kann, dass er immer<br />
wieder mal von den (Fernseh-) Medien<br />
eingeladen wird, seine unpassenden<br />
Kommentare <strong>und</strong> Meinungen zu verbreiten.<br />
H.J.K.<br />
(Name <strong>und</strong> Anschrift der Redaktion<br />
bekannt)<br />
Deutsche<br />
Angestellten<br />
Zeitung<br />
Herausgeber:<br />
<strong>DHV</strong> – Die Berufsgewerkschaft im CGB (Sitz Hamburg)<br />
Droopweg 31, 20537 Hamburg<br />
Schriftleitung: Jörg Hebsacker (he)<br />
Mitarbeit: Lucas Breuckmann (LBr), Jürgen Fremmer,<br />
Anne Kiesow, Thomas Ringleb, Hening Röders (rö)<br />
Verlag <strong>und</strong> Anzeigenverwaltung:<br />
<strong>DHV</strong>-Dienstleistungs GmbH<br />
Telefon: (0 40 ) 63 28 020<br />
Telefax: (0 40 ) 63 28 0218<br />
eMail: GmbH@dhv-cgb.de<br />
Internet: www.dhv-cgb.de<br />
Satz: Copy-Druck GmbH, Hamburg<br />
Druck: WL-Druck, Seevetal<br />
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.<br />
Bezugspreis: Jährlich 12 Euro.<br />
Für <strong>DHV</strong>-Mitglieder durch den Verbandsbeitrag<br />
abgegolten.<br />
Gültige Anzeigenpreisliste Nr. 6 vom 1. Juli 20<strong>03</strong>.<br />
■<br />
DAZ <strong>03</strong>/2010
<strong>DHV</strong> – Die Berufsgewerkschaft Nr. 3 · Mai 2010<br />
<strong>DHV</strong>-Berufswettkampf in Zahlen / BWK-Statistik: 2010<br />
Teilnehmerzahlen (2006 bis 2010) 2009 2010<br />
insgesamt 9.186 9.091<br />
davon weiblich 69,90 % 66,40 %<br />
davon männlich 30,10 % 33,60 %<br />
Aufteilung nach Wirtschaftssparten (Ausbildungsberufe)<br />
Einzelhandel 6,76 % 9,05 %<br />
Großhandel 13,70 % 11,16 %<br />
Industrie 31,23 % 32,63 %<br />
Banken/Sparkassen 13,14 % 10,99 %<br />
Versicherungen 1,56 % 2,68 %<br />
Spedition 10,14 % 9,05 %<br />
Bürokaufmann/-frau 15,27 % 15,83 %<br />
Kaufmann -frau f. Bürokommunikation 7,32 % 7,75 %<br />
Reiseverkehr 0,88 % 0,86 %<br />
Ausbildungsstand (Ausbildungsende der Teilnehmer)<br />
Juli–September 2012 (1. Ausbildungsj.) 14,32 % 9,56 %<br />
Januar–Februar 2012 (1. Ausbildungsj.) 6,73 % 7,76 %<br />
Juli–September 2012 (2. Ausbildungsj.) 37,95 % 37,28 %<br />
Januar–Februar 2011 (2. Ausbildungsj.) 6,04 % 12,65 %<br />
Juli–September 2010 (3. Ausbildungsj.) 34,85 % 32,63 %<br />
Januar–Februar 2010 (3. Ausbildungsj.) 0,11 % 0,12 %<br />
251 Teilnehmer am Berufswettkampf in Bremen<br />
Zum traditionellen Leistungstest für kaufmännische Auszu -<br />
bildende, der im Hörsaalgebäude der Universität Bremen stattfand,<br />
konnte Wettkampfleiterin Susanne Beringhoff 251<br />
Teilnehmer aus 123 Ausbildungsbetrieben begrüßen. 118<br />
kamen aus Bremen, 132 aus 57 Städten <strong>und</strong> Gemeinden des<br />
niedersächsischen Umlandes. Sie nahmen Anfahrtswege von<br />
bis zu 70 Kilometern in Kauf, um sich vor der Zwischen- oder<br />
Abschlussprüfung der IHK einen Überblick über ihren<br />
Leistungsstand zu verschaffen.<br />
Die <strong>DHV</strong> sieht hierin einen deutlichen Beleg der Mobilität<br />
<strong>und</strong> der Leistungsbereitschaft der Jugendlichen; Tugenden, die<br />
gerade angesichts der problematischen Wirtschafts- <strong>und</strong><br />
Arbeits marktlage von wachsender Bedeutung sind.<br />
Der diesjährige Berufswettkampf fand am 25. Mai seinen krönenden<br />
Abschluss mit dem Empfang der Wettkampfsieger<br />
durch den Präsidenten der Bremischen Bürgerschaft.<br />
■<br />
Impressum:<br />
Blätter für junge Kaufleute-<br />
Stimme der <strong>DHV</strong>-Jugend<br />
Herausgeber:<br />
B<strong>und</strong> der Kaufmannsjugend im <strong>DHV</strong><br />
B<strong>und</strong>esjugendführung<br />
20537 Hamburg<br />
kaufmannsjugend@dhv-cgb.de<br />
Für den Inhalt<br />
verantwortlich:<br />
Henning Röders<br />
DAZ <strong>03</strong>/2010<br />
B<strong>und</strong> der Kaufmannsjugend im <strong>DHV</strong><br />
BLÄTTER FÜR<br />
JUNGE KAUFLEUTE<br />
Berufswettkampf<br />
2010<br />
Ein sehr gutes BWK-Ergebnis in Bamberg<br />
In der Graf-Staufenberg-Wirtschafts schule haben dieses Jahr<br />
wieder 140 Berufsbewerber aus sechs Abschluss klassen am<br />
Berufs wettkampf der <strong>DHV</strong> teilgenommen.<br />
Die Teilnehmer, die gute <strong>und</strong> sehr gute Ergebnisse erzielt<br />
hatten, wurden mit Sachpreisen ausgezeichnet.<br />
So erhielt der beste Teilnehmer aus dem Wettkampfort<br />
Bamberg nicht nur einen Buchpreis der Stadt Bamberg, sondern<br />
auch eine Fahrt zum Landtag nach München. Die<br />
besten Teilnehmer aus dem Landkreis Bamberg wurden mit<br />
Buchpreisen vom Landrat geehrt. Auch der Landkreisbeste<br />
erhielt eine Ein ladung zum Landtagsbesuch nach München.<br />
Der Bezirksvorsitzende der <strong>DHV</strong> Willi Kaiser betonte, dass<br />
der Wettbewerb die ideale Vorbereitung auf Prüfungen sei.<br />
■<br />
23
Deutsche Angestellten Zeitung<br />
Verlag: <strong>DHV</strong>-Dienstleistungs GmbH<br />
Postfach 261351, 205<strong>03</strong> Hamburg<br />
Postvertriebsstück C 2223 F, Deutsche Post AG<br />
Entgelt bezahlt<br />
ISSN 0178-6717<br />
Betriebsratsseminare<br />
Gr<strong>und</strong>lagenseminare für Betriebsräte<br />
Betriebverfassungsgesetz<br />
Termin: 15.06.2010 - 18.06.2010<br />
Ort: Bremerhaven Bildungsstätte<br />
Nordwest (Bremen)<br />
Termin: 16.06.2010 - 18.06.2010<br />
Ort: Genthin<br />
Bildungsstätte Mitteldeutschland<br />
Termin: 16.06.2010 - 18.06.2010<br />
Ort: Nürnberg, Bildungsstätte Bayern<br />
Termin: 16.06.2010 - 18.06.2010<br />
Ort: München, Bildungsstätte Bayern<br />
Termin: 23.06.2010 - 25.06.2010<br />
Ort: Elzach-Oberprechtal<br />
Bildungsstätte Südwest<br />
Termin: 23.06.2010 - 25.06.2010<br />
Ort: Würzburg, Bildungsstätte Bayern<br />
Termin: 23.06.2010 - 25.06.2010<br />
Ort: Regensburg, Bildungsstätte Bayern<br />
Termin: 30.06.2010 - 02.07.2010<br />
Ort: Fürstenberg<br />
Bildungsstätte Südwest<br />
Termin: 05.07.2010 - 09.07.2010<br />
Ort: Hamburg, Bildungsstätte<br />
Rheinland-Pfalz/Saar<br />
Termin: 07.07.2010 - 09.07.2010<br />
Ort: Fürstenberg<br />
Bildungsstätte Südwest<br />
Termin: 21.07.2010 - 23.07.2010<br />
Ort: Elzach-Oberprechtal<br />
Bildungsstätte Südwest<br />
Termin: 08.09.2010 - 10.09.2010<br />
Ort: Fürstenberg<br />
Bildungsstätte Südwest<br />
Termin: 22.09.2010 - 24.09.2010<br />
Ort: Fürstenberg<br />
Bildungsstätte Südwest<br />
Termin: 22.09.2010 - 24.09.2010<br />
Alle vier Jahre wieder –<br />
könnte man in Anlehnung an Weih nachten sagen, denn ebenso<br />
sicher wie dieses Fest jährlich kommt, werden die<br />
Betriebsräte der gewerblichen Wirt schaft alle vier Jahre<br />
gewählt. Diese tausendfache Wahlhandlung ist abgeschlossen,<br />
denn die Wahlen sollen bis 31. Mai abgeschlossen sein.<br />
Für die <strong>DHV</strong> heißt das: Seminare – Seminare – Seminare!<br />
Denn Betriebs räte benötigen für ihre verantwortungsvolle<br />
Aufgabe ein umfangreiches Fachwissen, das wir ihnen in<br />
unseren Seminaren vermitteln wollen. Die Kosten dafür<br />
muss der Arbeitgeber tragen. Der Schwerpunkt der Seminare<br />
24<br />
Ausgewählte Betriebs- <strong>und</strong><br />
Personalrats-Seminare<br />
Ort: Leipzig<br />
Bildungsstätte Mitteldeutschland<br />
Termin: 28.09.2010 - 30.09.2010<br />
Ort: Nürnberg, Bildungsstätte Bayern<br />
Termin: 20.10.2010 - 22.10.2010<br />
Ort: Bamberg, Bildungsstätte Bayern<br />
Termin: 27.10.2010 - 29.10.2010<br />
Ort: Wulkow, Jerichower Land<br />
Bildungsstätte Nordost<br />
Termin: 11.11.2010 - 13.11.2010<br />
Ort: Sittensen, Bildungsstätten<br />
Nordmark <strong>und</strong> Niedersachsen<br />
Arbeitsrecht I – Individualrecht<br />
Termin: 28.06.2010 - 30.06.2010<br />
Ort: Sittensen, Bildungsstätten<br />
Nordmark <strong>und</strong> Niedersachsen<br />
Aufbauseminare für Betriebsräte<br />
Termin: 22.09.2010 - 24.09.2010<br />
Ort: Nürnberg, Bildungsstätte Bayern<br />
Termin: 29.09.2010 - 01.10.2010<br />
Ort: Elzach-Oberprechtal<br />
Bildungsstätte Südwest<br />
Aufbauseminar für Jugend- <strong>und</strong><br />
Auszubildendenvertreter<br />
Termin: 22.09.2010 - 24.09.2010<br />
Ort: Würzburg, Bildungsstätte Bayern<br />
Personalratsseminare<br />
Gr<strong>und</strong>lagenseminar für Personalräte<br />
(LPVG BW)<br />
Termin: 16.06.2010 - 18.06.2010<br />
Ort: Fürstenberg<br />
Bildungsstätte Südwest<br />
Gr<strong>und</strong>lagenseminar für Personalräte<br />
(LPVG BW)<br />
Termin: 14.07.2010 - 16.07.2010<br />
Ort: Elzach-Oberprechtal<br />
Bildungsstätte Südwest<br />
Gr<strong>und</strong>lagenseminar für Jungend- <strong>und</strong><br />
Auszubildendenvertreter (LPVG BW)<br />
Termin: 8.07.2010 - 30.07.2010<br />
Ort: Fürstenberg<br />
Bildungsstätte Südwest<br />
So erreichen Sie unsere Bildungsstätten:<br />
Bildungswerk Zentrale, Hamburg<br />
Tel.: (040) 63 28 02-0<br />
Fax: (040) 63 28 02-25<br />
eM: <strong>DHV</strong>@dhv-cgb.de<br />
Nordmark, Hamburg<br />
Tel.: (040) 63 28 02-22<br />
Fax: (040) 63 28 02 18<br />
eM: <strong>DHV</strong>.Nordmark@dhv-cgb.de<br />
Niedersachsen, Hannover<br />
Tel.: (0511) 34 17 98<br />
Fax: (0511) 34 17 58<br />
eM: <strong>DHV</strong>.Hannover@dhv-cgb.de<br />
Nordost, Berlin<br />
Tel.: (<strong>03</strong>0) 21 02 17 34<br />
Fax: (<strong>03</strong>0) 21 02 17 40<br />
eM: <strong>DHV</strong>.Berlin@dhv-cgb.de<br />
Nordwest, Bremen<br />
Tel.: (0421) 32 33 31<br />
Fax: (0421) 32 33 21<br />
eM: <strong>DHV</strong>.Bremen@dhv-cgb.de<br />
Nordrhein-Westfalen, Duisburg<br />
Tel.: (02<strong>03</strong>) 29 83 096<br />
Fax: (02<strong>03</strong>) 29 83 064<br />
eM: <strong>DHV</strong>.Duisburg@dhv-cgb.de<br />
Rheinland-Pfalz/Saar, Saarbrücken<br />
Tel.: (0681) 92 72 821<br />
Fax: (0681) 92 72 833<br />
eM: <strong>DHV</strong>.Saarbruecken@dhv-cgb.de<br />
Südwest, Lörrach<br />
Tel.: (07621) 93 91 11;<br />
Fax: (07621) 93 91 99;<br />
eM: <strong>DHV</strong>.Loerrach@dhv-cgb.de<br />
Bayern, München<br />
Tel.: (089) 59 11 50<br />
Fax: (089) 55 04 028<br />
eM: <strong>DHV</strong>.Muenchen@dhv-cgb.de<br />
Mitteldeutschland, Leipzig<br />
Tel.: (<strong>03</strong>41) 46 85 082<br />
Fax: (<strong>03</strong>41) 46 85 084<br />
eM: <strong>DHV</strong>.Leipzig@dhv-cgb.de<br />
ist im Wahljahr natürlich die Ausbildung neuer Betriebsräte;<br />
in etwas abgeschwächter Form bieten unsere Bil dungsstätten<br />
jedoch auch weiterführende oder Fachseminare an.<br />
Anfragen erbitten wir direkt an unsere Bildungsstätten oder<br />
an unsere Hamburger Anschrift:<br />
Droopweg 31, 20537 Hamburg, Postfach 261351,<br />
205<strong>03</strong> Hamburg, Telefon 040 – 632802-0,<br />
Fax 040 – 63280225,<br />
E-Mail: <strong>DHV</strong>@dhv.cgb.de.<br />
<strong>DHV</strong> – Bildungswerk e.V. ■<br />
DAZ <strong>03</strong>/2010