Agenda 21 in der Schule - Institut Futur
Agenda 21 in der Schule - Institut Futur
Agenda 21 in der Schule - Institut Futur
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BLK-Modellprogramm „<strong>21</strong>“<br />
Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
Helle Becker, Brigitte Bömer, Helmut Horstmeier, Klaus Jebb<strong>in</strong>k, Annette Kemper,<br />
Werner Kuth, Klaus Kurtz, Hans-Hermann Schra<strong>der</strong><br />
Lokale Strukturen<br />
Unterstützung und Beteiligung von <strong>Schule</strong>n im örtlichen Umfeld<br />
> Werkstattmaterialien<br />
„<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“
Impressum<br />
Herausgeber<br />
NRW-Modellversuch „<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“<br />
im BLK-Modellprogramm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e<br />
nachhaltige Entwicklung<br />
c/o Dr. Helle Becker<br />
Teichstr. 6<br />
45127 Essen<br />
Telefon: 0201/261337<br />
E-Mail: projekte@helle-becker.de<br />
im Auftrag des M<strong>in</strong>isteriums für <strong>Schule</strong>,<br />
Jugend und K<strong>in</strong><strong>der</strong> des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen,<br />
40190 Düsseldorf<br />
<strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> Natur- und Umweltschutz-Akademie<br />
des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen (NUA)<br />
Vertrieb NUA<br />
Postfach 100151<br />
45610 Reckl<strong>in</strong>ghausen<br />
Telefon: 02361/305331<br />
E-Mail: poststelle@nua.nrw.de<br />
Internet: www.nua.nrw.de<br />
Die NUA ist e<strong>in</strong>gerichtet bei <strong>der</strong> Landesanstalt für<br />
Ökologie, Bodenordnung und Forsten NRW (LÖBF).<br />
Sie arbeitet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kooperationsmodell mit drei<br />
anerkannten Naturschutzverbänden zusammen<br />
(BUND, LNU und NABU).<br />
Texte<br />
Helle Becker, Brigitte Bömer, Helmut Horstmeier,<br />
Klaus Jebb<strong>in</strong>k, Annette Kemper, Werner Kuth, Klaus<br />
Kurtz, Hans-Hermann Schra<strong>der</strong><br />
Die Publikation ist e<strong>in</strong> Produkt des nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen<br />
Modellversuchs „<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ im<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige<br />
Entwicklung“.<br />
Redaktionelle Bearbeitung<br />
Dr. Helle Becker, Essen<br />
Marita Kl<strong>in</strong>k, Wiesbaden<br />
Fotos und Grafiken<br />
Helle Becker, Roland Bergmann, Brigitte Bömer,<br />
Benno Dalhoff, Eduard Dohle, Christoph Honig/Akki<br />
e.V., Klaus Jebb<strong>in</strong>k, Klaus Kurtz, wiu e.V. sowie die<br />
Projektstellen und BLK-<strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Dortmund, Düsseldorf<br />
und GLOBE-<strong>Schule</strong>n und die GLOBE Germany<br />
Projektstelle NRW<br />
Gestaltung<br />
Bernhard Schnei<strong>der</strong>, Wiesbaden<br />
Satz<br />
Schäfer Druck GmbH, Düsseldorf<br />
Druck<br />
Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und<br />
Forsten NRW (LÖBF), Dezernat 24. Düsseldorf<br />
Auflage<br />
3.000<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum<br />
März 2004<br />
Geför<strong>der</strong>t aus Mitteln des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Bildung<br />
und Forschung, des M<strong>in</strong>isteriums für <strong>Schule</strong>,<br />
Jugend und K<strong>in</strong><strong>der</strong> des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />
und <strong>der</strong> Natur- und Umweltschutz-Akademie des Landes<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />
Copyright<br />
Dieses Heft darf im Rahmen des Urheberrechts auszugsweise<br />
für unterrichtliche Zwecke kopiert werden.<br />
Jede darüber h<strong>in</strong>ausgehende Vervielfältigung ist nur<br />
nach Absprache mit dem Herausgeber möglich. Das<br />
Copyright verbleibt bei den Autoren und Autor<strong>in</strong>nen<br />
sowie den Fotograf<strong>in</strong>nen und Fotografen. Für weitere<br />
Vervielfältigungsabsichten müssen die Urheberrechte<br />
<strong>der</strong> Copyright<strong>in</strong>haber beachtet bzw. <strong>der</strong>en Genehmigung<br />
e<strong>in</strong>geholt werden.
3<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
Helle Becker, Brigitte Bömer, Helmut Horstmeier, Klaus Jebb<strong>in</strong>k, Annette Kemper, Werner Kuth,<br />
Klaus Kurtz, Hans-Hermann Schra<strong>der</strong><br />
Lokale Strukturen<br />
Unterstützung und Beteiligung von <strong>Schule</strong>n<br />
im örtlichen Umfeld<br />
Helle Becker: Lokale Strukturen – globale Perspektiven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
Werner Kuth, Klaus Kurtz, Hans-Hermann Schra<strong>der</strong>:<br />
Grenzen überschreiten, neue Handlungsspielräume gew<strong>in</strong>nen . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
Brigitte Bömer: Wie e<strong>in</strong>e Sp<strong>in</strong>ne im Netz<br />
Netzwerkstrukturen im <strong>Agenda</strong>-Prozess Dortmund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . <strong>21</strong><br />
Klaus Jebb<strong>in</strong>k: Vom „Leuchtturm“ zum „Scheideweg“:<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> Duisburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
Helmut Horstmeier: Lokal erworbene Kompetenzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er global vernetzten Welt<br />
GLOBE GERMANY und <strong>der</strong> BLK-Modellversuch „<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ . . . . . . 44<br />
Annette Kemper, Helle Becker:<br />
„<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ - E<strong>in</strong>e Kampagne <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Art . . . . . . . . . . . . . 56
Lokale Stukturen – globale Perspektiven 4<br />
Helle Becker<br />
Lokale Strukturen – globale Perspektiven<br />
Auftrag, Organisation und Erfolg des BLK-Modellprogramms<br />
„<strong>21</strong>“ <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />
Die Aufgabe, die sich die Bund-Län<strong>der</strong>-Kommission<br />
1999 gestellt und für die sie e<strong>in</strong> Modellprogramm „<strong>21</strong><br />
– Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung“ aufgelegt<br />
hat, orientiert sich an <strong>der</strong> <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>, dem Schlussdokument<br />
<strong>der</strong> Konferenz <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen für<br />
Umwelt und Entwicklung 1992 <strong>in</strong> Rio de Janeiro. Das<br />
BLK-Programm will die Fragen beantworten: Wie<br />
könnte Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung aussehen?<br />
Welche Bildungsziele s<strong>in</strong>d für künftige Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
anzustreben?<br />
Die <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> for<strong>der</strong>t zwar e<strong>in</strong>e für nachhaltige<br />
Entwicklung för<strong>der</strong>liche und mit dieser vere<strong>in</strong>bare Bildung,<br />
liefert aber selbst ke<strong>in</strong>e Bildungstheorie, ke<strong>in</strong>e<br />
Bildungsziele o<strong>der</strong> -<strong>in</strong>halte und sie benennt auch<br />
ke<strong>in</strong>e eventuell erfor<strong>der</strong>lichen E<strong>in</strong>stellungen, Fähigkeiten<br />
und Verhaltensweisen, um nachhaltige Entwicklung<br />
voranzubr<strong>in</strong>gen. Aber die <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> trifft<br />
sich mit neueren Bildungsanalysen, die sich mit <strong>der</strong><br />
Frage nach e<strong>in</strong>er zukunftsfähigen Bildung beschäftigen,<br />
<strong>in</strong> zentralen Punkten:<br />
• <strong>in</strong> <strong>der</strong> Analyse des vermehrten Aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>treffens<br />
und <strong>der</strong> komplexen Verstrickungen ökologischer,<br />
ökonomischer und sozialer Interessen,<br />
• <strong>in</strong> <strong>der</strong> Annahme <strong>der</strong> Offenheit <strong>der</strong> Situation und<br />
<strong>der</strong> Zukunft, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prognose, dass die Befähigung<br />
(durch Bildung) und die Beteiligung <strong>der</strong><br />
Menschen <strong>der</strong> Schlüssel zur Lösung globaler<br />
Zukunftsfragen se<strong>in</strong> wird.<br />
Kompetent Zukunft entwickeln<br />
Als Konsequenz for<strong>der</strong>t die dem BLK-Programm „<strong>21</strong>“<br />
zu Grunde liegende Expertise von Harenberg/de Haan<br />
als Ziel e<strong>in</strong>er „Bildung für nachhaltige Entwicklung“<br />
die Ausbildung von „Gestaltungskompetenz“, i.e. „die<br />
Kompetenz, die Zukunft von Sozietäten, <strong>in</strong> denen man<br />
lebt, <strong>in</strong> aktiver Teilhabe im S<strong>in</strong>ne nachhaltiger Entwicklung<br />
modifizieren und modellieren zu können”<br />
(de Haan/Harenberg 1999, S. 60).<br />
Kompetenzen haben <strong>in</strong> <strong>der</strong> neueren Literatur und<br />
Forschung zum Thema Bildung e<strong>in</strong>en hohen Stellenwert.<br />
Sie bezeichnen e<strong>in</strong> Konglomerat aus Wissen,<br />
Können, Fertigkeiten, E<strong>in</strong>stellungen, Fähigkeiten. Im<br />
Unterschied zur Qualifikation, die klar zu def<strong>in</strong>ierende<br />
Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten me<strong>in</strong>t,<br />
über die jemand verfügen muss, um ebenso klar def<strong>in</strong>ierte<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen zu erfüllen, s<strong>in</strong>d die Anfor<strong>der</strong>ungen,<br />
auf die Kompetenzen antworten, (noch) nicht<br />
def<strong>in</strong>iert. Kompetent ist jemand, <strong>der</strong> die Ausstattung<br />
mitbr<strong>in</strong>gt, für noch unbekannte Probleme eigenständig<br />
situationsabhängige Lösungen zu f<strong>in</strong>den: „Kompetenzen<br />
bezeichnen (...) Selbstorganisationsdispositionen<br />
physischen und psychischen Handelns, wobei<br />
unter Dispositionen die bis zu e<strong>in</strong>em bestimmten<br />
Handlungszeitpunkt entwickelten <strong>in</strong>neren Voraussetzungen<br />
zur Regulation <strong>der</strong> Tätigkeit verstanden werden“,<br />
def<strong>in</strong>ieren die Kompetenzforscher John Erpenbeck<br />
und Lutz von Rosenstiel (Handbuch<br />
Kompetenzmessung, 2003, S. XXIX). An<strong>der</strong>s als<br />
Wissen o<strong>der</strong> Fertigkeiten s<strong>in</strong>d Kompetenzen<br />
• komplex (verschiedene Leistungen und Leistungsebenen<br />
werden angesprochen),
• situationsbezogen (sie haben e<strong>in</strong>en Anwendungs-<br />
und Lösungsbezug),<br />
• unabgeschlossen (Kompetenzen verän<strong>der</strong>n sich<br />
mit Erfahrungen),<br />
• offen und <strong>in</strong>novativ.<br />
Konsequent ist es daher auch, dass die Grundlage<br />
des BLK-Programms „<strong>21</strong>“ – an<strong>der</strong>s als bei an<strong>der</strong>en<br />
Modellversuchen – nicht von vornhere<strong>in</strong> Begriffsbestimmungen,<br />
Aufgabenstellungen und konkrete<br />
Bildungs<strong>in</strong>halte o<strong>der</strong> Lehr-Lernmodule festsetzt, die<br />
auszuprobieren wären. Stattdessen legt die<br />
Programmgrundlage Bildungsziele und Organisationspr<strong>in</strong>zipien<br />
fest, die konkrete Ausgestaltung aber überlässt<br />
sie den Beteiligten: <strong>der</strong> Schuladm<strong>in</strong>istration,<br />
<strong>Schule</strong>n, Lehrkräften, Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />
sowie <strong>der</strong> jeweiligen „Schulumgebung“.<br />
Beim Gehen laufen lernen<br />
Der Modellversuch lernt also beim Gehen laufen:<br />
Je<strong>der</strong> Entwurf <strong>der</strong> beteiligten <strong>Schule</strong>n ist als Beitrag<br />
zur Diskussion zu verstehen –angesichts des gängigen<br />
Schulbetriebs e<strong>in</strong> abenteuerlich anmutendes<br />
Unterfangen. Erschwert wird es dadurch, dass auch<br />
das oben genannte Bildungsziel „Gestaltungskompetenz“<br />
die <strong>Schule</strong> neu for<strong>der</strong>t. Es zw<strong>in</strong>gt sie dazu, sich<br />
selbst (als Betrieb) und ihr Anliegen, Bildung, neu zu<br />
denken und sehr weit gehend selbst zu gestalten.<br />
Die Herausfor<strong>der</strong>ungen s<strong>in</strong>d vielfältig:<br />
• Die zukunftsbestimmenden Problemlagen s<strong>in</strong>d<br />
komplex und sollen unter Berücksichtigung<br />
lokaler und globaler Gesichtspunkte im Unterricht<br />
behandelt werden. Bezogen auf Bildung<br />
bedeutet dies e<strong>in</strong>e hohe Anfor<strong>der</strong>ung, und zwar<br />
gleichzeitig an die didaktische Reduktion eben-<br />
5<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
so wie an die Verknüpfung von Wissen und<br />
Erfahrung.<br />
• Gesichertes und abfragbares Wissen tritt zurück<br />
und macht Platz für Interpretation, Vorläufigkeiten,<br />
Dilemmata. Deren Vermittlung verlangt e<strong>in</strong>e<br />
an<strong>der</strong>e Organisation des Lernens (zum Beispiel<br />
fächerübergreifen<strong>der</strong> und verb<strong>in</strong>den<strong>der</strong> Unterricht,<br />
Projektlernen, Exkursionen o<strong>der</strong> Szenarien),<br />
e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Form des Lehrmaterials (verschiedene<br />
Materialien zu e<strong>in</strong>er Sache,<br />
Recherche im Internet, E<strong>in</strong>bezug von außerschulischen<br />
Experten), e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Didaktik<br />
(komplexe und multiperspektivische Darstellung,<br />
Erfahrungs- und Handlungsorientierung,<br />
Diskussion).<br />
• Die Lernziele def<strong>in</strong>ieren Kompetenzen, nicht<br />
wünschenswertes Verhalten. Es geht nicht<br />
darum, die Lernenden auf e<strong>in</strong> bestimmtes Verhalten<br />
zu „konditionieren“. Generell muss<br />
Abschied von <strong>der</strong> Vorstellung genommen werden,<br />
dass zwischen Wissen (kognitive Vermittlung)<br />
und E<strong>in</strong>stellung (Wertorientierung) sowie<br />
Verhalten (Handlungsorientierung) e<strong>in</strong> herstellbarer<br />
und kontrollierbarer Zusammenhang<br />
besteht.<br />
• Die gefor<strong>der</strong>ten Kompetenzen können ausschließlich<br />
durch Partizipation und die aktive<br />
Bearbeitung <strong>der</strong> lernenden Subjekte erlangt<br />
werden. Konsequent spricht de Haan von e<strong>in</strong>em<br />
Lern“angebot“, von <strong>der</strong> Offerte für die Lernenden,<br />
Gestaltungskompetenz zu erwerben: „Ob<br />
sie das Angebot wahrnehmen und - noch entscheiden<strong>der</strong><br />
- was sie aus diesem Angebot<br />
machen, lässt sich nicht diktieren.“ (Gerhard de<br />
Haan: Die Kernthemen <strong>der</strong> Bildung für e<strong>in</strong>e<br />
nachhaltige Entwicklung, In: Zeitschrift für Entwicklungspädagogik<br />
Heft 01/2002). Akzeptiert<br />
man aber, dass Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
Akteure ihres eigenen Bildungsprozesses s<strong>in</strong>d<br />
und bestimmt Bildung als Selbstbildungsprozess,<br />
müssen fachliche Entscheidungen tatsächlich<br />
zur Disposition stehen. Dies bereitet folgerichtig<br />
Evaluationsprobleme (zum Beispiel die<br />
Benotung), denn damit än<strong>der</strong>n sich die Parameter<br />
für e<strong>in</strong>e Bewertung von Lernleistungen.
• Komplexe Problemlagen <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är zu<br />
lösen, bedeutet nicht nur e<strong>in</strong>e Verknüpfung verschiedener<br />
fachlicher Kompetenzen, son<strong>der</strong>n<br />
auch struktureller Allianzen, und hier nicht nur<br />
fächerübergreifenden o<strong>der</strong> fächerverb<strong>in</strong>denden<br />
Unterricht, son<strong>der</strong>n auch Expertenwissen und<br />
–handeln von außen, <strong>in</strong> Partnerschaft mit an<strong>der</strong>en<br />
Professionen.<br />
• Letztendlich setzt die For<strong>der</strong>ung nach Partizipation<br />
e<strong>in</strong>en Wechsel von Akteursperspektiven<br />
voraus und for<strong>der</strong>t die <strong>Schule</strong> als <strong>Institut</strong>ion <strong>in</strong><br />
ihrer Rolle <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> und für die Zivilgesellschaft.<br />
Innovative Strukturen<br />
Die genannten Herausfor<strong>der</strong>ungen erfor<strong>der</strong>n <strong>in</strong>novative<br />
Strukturen als notwendige Bed<strong>in</strong>gung für e<strong>in</strong>e<br />
Erweiterung <strong>der</strong> Bildungsziele und e<strong>in</strong>er Umgestaltung<br />
von Lehr-/Lernprozessen. Das grundlegende<br />
Konzept des BLK-Programms „<strong>21</strong>“ sah daher vor, die<br />
mitarbeitenden <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en unterstützenden<br />
Kontext e<strong>in</strong>zubetten und zu vernetzen. Diese Unterstützung<br />
und Vernetzung qua struktureller Hilfen geht<br />
über die sonst übliche För<strong>der</strong>ung <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />
Modellversuchs - zum Beispiel die Ausstattung mit<br />
zusätzlichen F<strong>in</strong>anzmitteln o<strong>der</strong> mit Fortbildung - h<strong>in</strong>aus.<br />
Deren Ziel ist es nicht, den <strong>Schule</strong>n e<strong>in</strong>e vorübergehende<br />
Hilfe zu geben, damit sie dann alle<strong>in</strong> weiterarbeiten<br />
können, son<strong>der</strong>n vielmehr, die zu<br />
schaffenden o<strong>der</strong> auszubauenden Strukturen selbst<br />
so zu stärken, dass sie auch nach dem Modellversuch<br />
erhalten bleiben. Für die <strong>Schule</strong> bedeutet das e<strong>in</strong>e<br />
Öffnung <strong>in</strong> Bezug auf die E<strong>in</strong>bettung des Unterrichts<br />
<strong>in</strong> die Lebenswelt <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler, auf<br />
die Gestaltung des Schulumfelds sowie die Kooperation<br />
mit außerschulischen Partnern und die E<strong>in</strong>mischung<br />
<strong>in</strong> das Geme<strong>in</strong>wesen. Zugleich werden damit<br />
die bewusste Bearbeitung von Schulprofilen sowie<br />
mehr Selbstständigkeit und Gestaltungsautonomie<br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelschule geför<strong>der</strong>t.<br />
Tradition <strong>in</strong> NRW<br />
Lokale Stukturen – globale Perspektiven 6<br />
In Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen haben diese Überlegungen<br />
Tradition. Seit 1988 för<strong>der</strong>t das <strong>Schule</strong>ntwicklungsprogramm<br />
„GÖS“ die „Gestaltung des Schullebens<br />
und Öffnung von <strong>Schule</strong>“. Dabei werden <strong>Schule</strong>n, die<br />
e<strong>in</strong>e stärkere Lebensweltorientierung ihrer Arbeit<br />
anstreben und <strong>Schule</strong> zum Lebens- und Erfahrungsraum<br />
entwickeln wollen, f<strong>in</strong>anziell und durch Beratung<br />
geför<strong>der</strong>t. Durch das GÖS-Programm hat sich<br />
über die Jahre e<strong>in</strong>e Lehr-Lern-Kultur gebildet, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
fachübergreifende Themen und projektorientiertes<br />
Arbeiten die Organisationsformen des Unterrichtsalltags<br />
differenzieren. Es haben sich verschiedene<br />
„Landschaften“ von Partnerschaften zwischen <strong>Schule</strong>n<br />
und außerschulischen E<strong>in</strong>richtungen o<strong>der</strong> Organisationen<br />
gebildet. Vor allem aber haben sich Erfahrungen<br />
angesammelt, wie sich <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong><br />
Partnerschaften und Netzwerken <strong>in</strong>nerhalb des<br />
Geme<strong>in</strong>wesens engagieren können und welche Ergebnisse<br />
das haben kann.<br />
Auf dieser Grundlage wurde 1998 mit dem Handlungskonzept<br />
„Umwelterziehung – e<strong>in</strong> Beitrag auf<br />
dem Weg zur nachhaltigen Entwicklung“ des damaligen<br />
Schulm<strong>in</strong>isteriums e<strong>in</strong> erstes Programm zur<br />
Umsetzung <strong>der</strong> Ziele e<strong>in</strong>er Bildung für nachhaltige<br />
Entwicklung <strong>in</strong> den allgeme<strong>in</strong> bildenden <strong>Schule</strong>n vorgelegt.<br />
Zu diesem Programm gehörten neben Handreichungen<br />
und Praxishilfen die För<strong>der</strong>ung von <strong>Schule</strong>n<br />
aus dem Landesprogramm (GÖS) und die<br />
Ausgestaltung <strong>der</strong> bundesweiten Auszeichnungskam-
pagne „Umweltschule <strong>in</strong> Europa“. Die Organisation<br />
<strong>der</strong> Kampagne erfolgte - nach e<strong>in</strong>er Pilotphase <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zelnen Schulbezirk – von Beg<strong>in</strong>n an dezentral<br />
<strong>in</strong>nerhalb nordrhe<strong>in</strong>-westfälischer Schulbezirke<br />
mit Unterstützung <strong>der</strong> Schulaufsicht und außerschulischer<br />
Partner.<br />
Konsequenzen<br />
7<br />
Es lag nahe, die Systematik des nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen<br />
BLK-Modellversuchs im Programm „<strong>21</strong>“ -<br />
„<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ – an die vorhandenen<br />
Strukturen anzulegen. So wurden die verschiedenen<br />
Projektstellen und Schul-Sets regional und bei außerschulischen<br />
Projektpartnern angesiedelt: den Pädagogischen<br />
Diensten <strong>der</strong> Stadt Dortmund, <strong>der</strong> Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
Regenwald und Artenschutz (ARA) <strong>in</strong><br />
Bielefeld und dem Umweltamt <strong>der</strong> Stadt Düsseldorf.<br />
Daneben wurden zwei weiterführende Programme<br />
e<strong>in</strong>bezogen: Umweltschule <strong>in</strong> Europa, angesiedelt bei<br />
<strong>der</strong> Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA)<br />
und GLOBE Germany beim Deutschen Zentrum für<br />
Luft- und Raumfahrt (DLR). Im Modellversuch sollten<br />
die vorhandenen Ansätze <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>wesenarbeit,<br />
<strong>der</strong> Umweltbildung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> entwicklungspolitischen<br />
Bildung <strong>in</strong>nerhalb von Schul-Sets, die e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames<br />
Netz mit außerschulischen Partnern bildeten,<br />
weitergeführt werden.<br />
Ke<strong>in</strong>e leichte Aufgabe, wie sich herausstellte. Die<br />
Bed<strong>in</strong>gungen „vor Ort“ – die Organisation und das<br />
Engagement kommunaler Verwaltung, von Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
und an<strong>der</strong>en Nichtregierungsorganisationen,<br />
aber auch von <strong>Schule</strong>n - erwiesen sich als<br />
recht unterschiedlich. Die für zusätzliches Engagement<br />
notwendigen Entlastungen (etwa durch freie<br />
Lehrerstunden o<strong>der</strong> Geldmittel) waren regional unterschiedlich<br />
verteilt, je nachdem, welche Unterstützung<br />
die jeweilige Schulaufsicht o<strong>der</strong> die Kommune boten.<br />
Zudem boten die oft kle<strong>in</strong>en, aber zahlreichen Unterstützungsangebote<br />
für <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Nordhre<strong>in</strong>-Westfalen,<br />
vor allem im Bereich <strong>der</strong> Umweltbildung, e<strong>in</strong> so<br />
vielfältiges Bild, dass es e<strong>in</strong>igen <strong>Schule</strong>n schwer fiel,<br />
sie zu unterscheiden und zu gewichten. Die Kernerarbeit<br />
des Modellversuchs lag also a) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterstützung<br />
und Beratung von <strong>Schule</strong>n, um ihnen e<strong>in</strong>e Orientierung<br />
und Erarbeitung von Schulschwerpunkten,<br />
neuen Unterrichts<strong>in</strong>halten und –formen und <strong>der</strong>en<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
Umsetzung zu ermöglichen, und b) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sondierung<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Unterstützungsmöglichkeiten <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen,<br />
ihrer Vernetzung und Erweiterung.<br />
Erfolge<br />
Trotzdem erwies sich die Entscheidung als richtig. In<br />
Anbetracht <strong>der</strong> oben genannten Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
haben die Akteure im BLK-Modellversuch <strong>in</strong> Nordhre<strong>in</strong>-Westfalen<br />
nämlich beachtliche Arbeit geleistet:<br />
• Die <strong>Schule</strong>n haben eigene Arbeitsfel<strong>der</strong> gesucht<br />
und gefunden, Unterrichtsthemen und -methoden<br />
probiert, Unterrichtsmaterial, Dokumentationen<br />
und Erfahrungsberichte erstellt. Sie<br />
haben Überzeugungsarbeit bei Kolleg<strong>in</strong>nen und<br />
Kollegen, bei Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern, bei<br />
Eltern und außerschulischen Partnern, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Adm<strong>in</strong>istration und <strong>der</strong> Politik geleistet.<br />
• Auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Arbeit <strong>in</strong> den <strong>Schule</strong>n<br />
wurden didaktische und politische Vorschläge<br />
gemacht, Strukturmodelle entworfen und umgesetzt.<br />
Es wurden örtliche und überregionale<br />
Netzwerke geschaffen.<br />
• Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen hat „Umweltschule <strong>in</strong><br />
Europa“ zu e<strong>in</strong>er neuen, landeseigenen Kampagne<br />
„<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ weiterentwickelt,<br />
die auf den Ergebnissen des Modellversuchs<br />
aufbaut. Mit dem Zertifikat<br />
„<strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Projekt <strong>in</strong> NRW“ und „<strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-<br />
NRW-<strong>Schule</strong>n“ bietet sie seit 2003 Anreiz und -<br />
durch e<strong>in</strong> Netz von Partnerschaften - Unterstüt-
Lokale Stukturen – globale Perspektiven 8<br />
zung sowohl für Lehrkräfte, die E<strong>in</strong>zelprojekte<br />
durchführen, als auch für <strong>Schule</strong>n, die ihr<br />
Gesamtprogramm <strong>der</strong> nachhaltigen Entwicklung<br />
verschreiben wollen.<br />
• Der Leitfaden zur Teilnahme an <strong>der</strong> Kampagne<br />
bietet <strong>in</strong> Form von Checklisten e<strong>in</strong>en Überblick<br />
über die erprobten M<strong>in</strong>destanfor<strong>der</strong>ungen an<br />
e<strong>in</strong>e „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Schule</strong>.<br />
• Die Organisation <strong>der</strong> Kampagne baut auf den<br />
guten Erfahrungen mit „lokalen Strukturen“ auf,<br />
<strong>in</strong>dem sie <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Schulbezirke Netzwerke<br />
mit schulischen und außerschulischen Partnern<br />
schafft, die die Entwicklungen <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n<br />
begleiten. Sie bündelt bisherige E<strong>in</strong>zelangebote<br />
unter dem Dach e<strong>in</strong>er „Bildung für nachhaltige<br />
Entwicklung“.<br />
• Darüber h<strong>in</strong>aus wird im Rahmen <strong>der</strong> Kampagne<br />
und weiter gehen<strong>der</strong> Unterstützungsarbeit<br />
unter an<strong>der</strong>em durch das Landes<strong>in</strong>stitut für<br />
<strong>Schule</strong> NRW und die Natur- und Umweltschutz-<br />
Akademie des Landes angestrebt:<br />
– Etablierung regionaler und landesweiter, kont<strong>in</strong>uierlich<br />
ansprechbarer Unterstützungsstrukturen<br />
(Netzwerke, E<strong>in</strong>richtungen, Arbeitsgruppen<br />
und Gremien, För<strong>der</strong>programme) für<br />
die <strong>Schule</strong>n<br />
– Unterstützung <strong>in</strong> Lehreraus- und -fortbildung<br />
für e<strong>in</strong>e Verstetigung und Weiterentwicklung<br />
tragfähiger Unterrichts- und Didaktikmodelle<br />
– Entwicklung von geeigneten Lehr-/Lernmaterialien<br />
– Verzahnung mit bildungspolitischen Entscheidungen<br />
für die allgeme<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong>ntwicklung<br />
Die bisherigen Ergebnisse des Modellversuchs s<strong>in</strong>d<br />
gute Beispiele, helfen, Untaugliches von Bewährtem<br />
zu scheiden und Umwege zu meiden, sie bieten Material<br />
und machen Lust, e<strong>in</strong>zusteigen. Aber sie entlasten<br />
nicht von <strong>der</strong> Notwendigkeit, „Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige<br />
Entwicklung“ immer wie<strong>der</strong> neu zu legitimieren<br />
und zu gestalten.<br />
Vor allem aber haben alle Akteure des Modellversuchs<br />
Kompetenzen gewonnen, allen voran die Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schüler, aber auch die Lehrkräfte, das<br />
Schulpersonal, Eltern und die Unterstützer:<br />
Sie haben für neue Bildungsansätze sowie für Aktivitäten<br />
im Geme<strong>in</strong>wesen Verantwortung übernommen<br />
und die Initiative ergriffen:<br />
• Sie haben geme<strong>in</strong>sam – schulübergreifend und<br />
<strong>in</strong> Partnerschaften mit Adm<strong>in</strong>istration o<strong>der</strong> Wirtschaft<br />
- Unterrichts- und Schulprojekte organisiert<br />
und durchgeführt.<br />
• Sie haben recherchiert, analysiert und Lösungsvorschläge<br />
für Geme<strong>in</strong>wesenprobleme erarbeitet<br />
und sie <strong>in</strong> kommunalen Gremien vorgebracht.<br />
• Sie haben <strong>in</strong> Verhandlungen mit <strong>der</strong> städtischen<br />
Verwaltung o<strong>der</strong> dem Rat die Umgestaltung von<br />
<strong>Schule</strong> und Schulumfeld nach eigenen Vorstellungen<br />
durchgesetzt.<br />
• Sie haben dauerhafte Partnerschaften zwischen<br />
Bildungse<strong>in</strong>richtungen und Nichtregierungsorganisationen<br />
mit <strong>Schule</strong> organisiert.<br />
• Sie haben Know-how-Transfer mit <strong>der</strong> Wirtschaft<br />
erreicht.<br />
• Sie haben Gremien wie Runde Tische und <strong>Agenda</strong>-Foren<br />
gebildet und verantwortlich getragen.<br />
• Sie haben kommunale und landesweite <strong>Agenda</strong>-Projekte<br />
etabliert.<br />
Sie haben Gestaltungskompetenz erlangt, bewiesen<br />
und umgesetzt.<br />
Zum Werkstattbericht<br />
„Lokale Strukturen“<br />
Das vorliegende Heft vere<strong>in</strong>t Berichte zu nordrhe<strong>in</strong>westfälischen<br />
Erfahrungen mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong><br />
schulischen Arbeit <strong>in</strong> „lokale Strukturen“. Aus verschiedenen<br />
Perspektiven werden die Unterschiedlichkeiten<br />
und Schwierigkeiten struktureller örtlicher<br />
Anb<strong>in</strong>dung und Unterstützung deutlich. Vor allem<br />
aber werden die Erfolgsfaktoren aufgezeigt, die die<br />
örtliche horizontale Vernetzung zu e<strong>in</strong>em Gew<strong>in</strong>n für<br />
<strong>Schule</strong>n und Partner und nicht zuletzt für e<strong>in</strong>e „Bildung<br />
für nachhaltige Entwicklung“ machen. Dabei<br />
zeigt sich, dass externe Partner den <strong>Schule</strong>n Motivation,<br />
neue Sichtweisen, fachliches Know-how o<strong>der</strong><br />
politische Unterstützung bieten können. Es zeigt sich<br />
umgekehrt, dass die Gew<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> beteiligten außerschulischen<br />
Partner <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er größeren öffentlichen<br />
Anerkennung ihrer Arbeit (zum Beispiel Werbeffekt
9<br />
für Unternehmen) o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em größeren Verständnis<br />
für die Arbeit <strong>der</strong> Verwaltung und damit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er besseren<br />
Zusammenarbeit bestehen. Vor allem aber wird<br />
deutlich, dass Formen und Arten <strong>der</strong> möglichen Allianzen<br />
ke<strong>in</strong>e Grenzen gesetzt s<strong>in</strong>d und sich an den<br />
Gegebenheiten und Möglichkeiten vor Ort ausrichten<br />
müssen. Und nicht zuletzt beweisen die aufgeführten<br />
Beispiele, dass <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, <strong>Schule</strong> als<br />
Lebensraum zu gestalten und dafür unterschiedliche<br />
Professionen und Zugänge zu bündeln, sich kommunalpolitisch<br />
zu beteiligen, <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är und lebensweltorientiert<br />
zu arbeiten – mit dem Ziel, Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schülern die notwendigen Kompetenzen zu<br />
vermitteln, um Perspektiven zu entwickeln, die e<strong>in</strong>e<br />
globale nachhaltige Entwicklung beför<strong>der</strong>n helfen.<br />
Ganz im S<strong>in</strong>ne des alten Mottos: „global denken,<br />
lokal handeln“.<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung
Ablauf e<strong>in</strong>es Nachhaltigkeits-Audits<br />
Grenzen überschreiten, neue Handlungsspielräume gew<strong>in</strong>nen 10<br />
Werner Kuth, Klaus Kurtz, Hans-Hermann Schra<strong>der</strong><br />
Grenzen überschreiten, neue Handlungsspielräume<br />
gew<strong>in</strong>nen<br />
Die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler aus <strong>der</strong> Neusser und<br />
den Düsseldorfer BLK-<strong>Schule</strong>n haben <strong>in</strong>zwischen bei<br />
vielen Gelegenheiten Ergebnisse ihrer Öko- und Nachhaltigkeits-Audits<br />
präsentiert, zum Beispiel vor Vertreter<strong>in</strong>nen<br />
und Vertretern Düsseldorfer Unternehmen<br />
im Rahmen e<strong>in</strong>er Veranstaltung <strong>der</strong> Industrie- und<br />
Handelskammer zu Düsseldorf. Da stellten Sechstklässler<br />
e<strong>in</strong>es Gymnasiums anregende pantomimische<br />
Szenen zur Abfallvermeidung vor, Zehntklässler<br />
e<strong>in</strong>er Gesamtschule führten Lärmmessungen und<br />
Konzentrationstests vor, Berufsschüler e<strong>in</strong>en selbst<br />
produzierten Videofilm zu ihrem schulischen Öko-<br />
Audit, um den Unternehmensvertretern e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick<br />
<strong>in</strong> die schulische Mitarbeit am Modellversuch zu<br />
ermöglichen. Der Beifall <strong>der</strong> Unternehmensvertreter<strong>in</strong>nen<br />
und -vertreter war den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />
sicher.<br />
Ob bei großen schulischen Veranstaltungen mit<br />
Gästen aus Politik, Verwaltung und Kooperationspartnern,<br />
bei <strong>der</strong> Messe <strong>der</strong> Düsseldorfer Energiesparschulen,<br />
auf dem <strong>Agenda</strong>-Markt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Düsseldorfer<br />
Innenstadt o<strong>der</strong> vor Professoren <strong>der</strong> Universität, für<br />
die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler s<strong>in</strong>d solche öffentlichen<br />
Auftritte e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s motivierende Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />
Hier können sie mal zeigen, „was sie so drauf<br />
haben“: beachtliches fachliches Wissen, mo<strong>der</strong>ne
11<br />
Präsentationsmethoden, souveränes Auftreten – Kompetenzen<br />
also, mit denen sie ihre beie<strong>in</strong>druckenden<br />
Projektergebnisse vorstellen, zum Beispiel Schülerfirmen,<br />
Unterstützung von Entwicklungsprojekten <strong>in</strong><br />
Afrika o<strong>der</strong> die E<strong>in</strong>sparung von tausenden von Euro <strong>in</strong><br />
den Bereichen Abfall, Energie und Wasser <strong>in</strong> den<br />
Modellschulen, die jetzt für schulische Nachhaltigkeitsprojekte<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden können.<br />
Die mit den Auftritten verbundene öffentliche Wirkung<br />
war von Beg<strong>in</strong>n an e<strong>in</strong> erwünschter Effekt, um<br />
<strong>der</strong> Öffentlichkeit die Qualität <strong>der</strong> Projektergebnisse<br />
des Modellversuchs <strong>in</strong> Düsseldorf zu vermitteln und<br />
längerfristige Unterstützung zu erreichen. Wer könnte<br />
das überzeugen<strong>der</strong> als die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
selbst? Sicherlich ist es nicht zuletzt den Präsentationen<br />
zu verdanken, dass <strong>der</strong> Modellversuch <strong>in</strong> Düsseldorf<br />
von <strong>der</strong> Kommune und vom Schulm<strong>in</strong>isterium als<br />
erfolgreich bewertet wird.<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler haben geme<strong>in</strong>sam mit<br />
ihren Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrern sowie den außerschulischen<br />
Partnern viel bewegt. Grenzen wurden überschritten,<br />
neue Erfahrungen gewagt, Handlungsspielräume<br />
ausgeweitet, Strukturen <strong>in</strong> und außerhalb <strong>der</strong><br />
<strong>Schule</strong>n verän<strong>der</strong>t. Kooperation von <strong>Schule</strong>n mit Partnern<br />
aus dem gesellschaftspolitischen Umfeld war<br />
und ist e<strong>in</strong> wichtiger Erfolgfaktor. Verschiedene Formen<br />
und Ergebnisse <strong>der</strong> Kooperationen im Düsseldorfer<br />
Netzwerk „Öko-Audit/Nachhaltigkeits-Audit an<br />
<strong>Schule</strong>n“ werden hier vorgestellt.<br />
Geschwister-Scholl-Gymnasium und<br />
Hulda-Pankok-Gesamtschule:<br />
Gegenseitige Hilfe für nachhaltige Entwicklung<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />
Seit 1999 kooperieren die Hulda-Pankok-Gesamtschule<br />
(HPG) und das Geschwister-Scholl-Gymnasium<br />
(GSG) <strong>in</strong> Düsseldorf im Rahmen mehrerer Projekte.<br />
Die Kooperation entstand zunächst eher zufällig,<br />
wurde aber zunehmend zielgerichteter und systematischer<br />
– mit erfreulichen Erfolgen! Die beiden <strong>Schule</strong>n<br />
s<strong>in</strong>d Nachbarn <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es größeren Schulzentrums<br />
im Stadtteil.<br />
E<strong>in</strong>en ersten Anstoß gab e<strong>in</strong>e neu e<strong>in</strong>gestellte<br />
Biologielehrer<strong>in</strong> im Geschwister-Scholl-Gymnasium.<br />
Der Schulgarten <strong>der</strong> Hulda-Pankok-Gesamtschule<br />
hatte es ihr angetan und sie wollte wissen, wie man<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
so etwas e<strong>in</strong>richten könne. Es folgten Gespräche mit<br />
den Schulgartenlehrern <strong>der</strong> HPG und <strong>der</strong> Austausch<br />
von Unterlagen und bald konnte <strong>der</strong> erste Spatenstich<br />
im zukünftigen Schulgarten des GSG erfolgen.<br />
Die Hilfe aus <strong>der</strong> HPG wurde bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>weihungsrede<br />
dankend hervorgehoben.<br />
Den nächsten Schritt machte die Hulda-Pankok-<br />
Gesamtschule. Das E<strong>in</strong>e-Welt-Projekt des GSG, <strong>in</strong> dem<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler seit mehreren Jahren<br />
erfolgreich fair gehandelte Produkte wie Kaffee, Schokolade,<br />
Orangensaft etc. verkaufen und gleichzeitig<br />
über die globalen Zusammenhänge <strong>in</strong>formieren,<br />
weckte das Interesse von Audit-Akteuren <strong>in</strong> <strong>der</strong> HPG.<br />
Als Konsequenz aus Untersuchungen zum Papierverbrauch<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> HPG sollte dort nämlich e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> nachhaltigen<br />
Entwicklung verpflichtete Schülerfirma<br />
gegründet werden. Interessierte HPG-Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und –Schüler besuchten zusammen mit ihrem Lehrer<br />
das GSG-Projekt und ließen sich umfassend darüber<br />
<strong>in</strong>formieren, wie so e<strong>in</strong>e Firma ans Laufen zu br<strong>in</strong>gen<br />
sei. Zur E<strong>in</strong>weihungsfeier <strong>der</strong> HPG-Firma „Lucky tree –<br />
Papiercenter an <strong>der</strong> HPG“ waren die „Firmenkolleg<strong>in</strong>nen<br />
und -kollegen“ vom GSG natürlich Ehrengäste.<br />
Unabhängig vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> hatten sich beide <strong>Schule</strong>n<br />
im Jahre 1999 entschieden, dem Projekt „Öko-<br />
Audit/Nachhaltigkeits-Audit an <strong>Schule</strong>n“ <strong>der</strong> Lokalen<br />
<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> Düsseldorf sowie dem damit verbundenen<br />
Modellprogramm „<strong>21</strong>“ (Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige<br />
Entwicklung) beizutreten. Beide <strong>Schule</strong>n arbeiteten<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Arbeitskreis von <strong>Schule</strong>n<br />
und außerschulischen Partnern mit, um das Managementsystem<br />
„Umwelt-Audit“, das Wirtschaftsunternehmen<br />
zur freiwilligen Selbstkontrolle und Effizienzsteigerung<br />
<strong>in</strong> Umweltbelangen nutzen, für schulische<br />
Bildungsprozesse nutzbar zu machen. E<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiver<br />
Erfahrungsaustausch sowie die geme<strong>in</strong>same Planung<br />
und Durchführung von Teilprojekten begann.<br />
Beide <strong>Schule</strong>n hatten unabhängig vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
im Rahmen ihrer schulischen Audits Energiesparmaßnahmen<br />
e<strong>in</strong>geleitet. Geme<strong>in</strong>sam experimentierten sie<br />
nun mit Wettbewerben zu verhaltensabhängigem<br />
Energiesparen, um möglichst viele Personen <strong>in</strong> den<br />
<strong>Schule</strong>n zu motivieren. Sie entwickelten mit Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schülern verschiedene Verfahren zur<br />
effektiven Durchführung solcher Wettbewerbe sowie<br />
die Evaluation des methodischen Ansatzes mit und
Grenzen überschreiten, neue Handlungsspielräume gew<strong>in</strong>nen 12<br />
durch die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler. Durch kont<strong>in</strong>uierliche<br />
Kontakte über die Audit-Verantwortlichen <strong>der</strong><br />
beiden <strong>Schule</strong>n kam es zu e<strong>in</strong>em anregenden Erfahrungsaustausch<br />
während <strong>der</strong> Entwicklung des „Werkzeugs“,<br />
bei <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Wettbewerbe sowie<br />
<strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Ergebnisse. Beide <strong>Schule</strong>n verzeichnen<br />
<strong>in</strong>zwischen steigende f<strong>in</strong>anzielle Rückflüsse<br />
aus den E<strong>in</strong>sparungen bei den Heiz- und Stromkosten<br />
im Rahmen des städtischen 50:50-Programms. GSG<br />
und HPG haben die Managementerfahrungen <strong>in</strong>zwischen<br />
dokumentiert, sodass sie auch an<strong>der</strong>en <strong>Schule</strong>n<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Beson<strong>der</strong>e Ereignisse im Rahmen solcher Kooperationen<br />
s<strong>in</strong>d stets die Ergebnispräsentationen. Es<br />
versteht sich, dass die Kooperationspartner mitfeiern,<br />
wenn e<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong> beispielsweise ihre Umwelt- o<strong>der</strong><br />
Nachhaltigkeits-Erklärung öffentlich vorstellt. Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schüler, Lehrpersonal und Schulleitungen<br />
schauen sich an, was die Partnerschule so auf die<br />
Be<strong>in</strong>e gestellt hat und genießen geme<strong>in</strong>sam die Freude<br />
über den erreichten Stand <strong>der</strong> Projektarbeit.<br />
Besuche und Gegenbesuche <strong>der</strong> Literaturgruppen<br />
und Kollegien <strong>der</strong> beiden <strong>Schule</strong>n s<strong>in</strong>d schon fast normal.<br />
Sportler bei<strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n saßen sich zunächst<br />
skeptisch an e<strong>in</strong>em Runden Tisch gegenüber, um<br />
dann konstruktiv e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same, beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tengerechte<br />
Sporthalle zu planen – e<strong>in</strong> weiterer Kooperationserfolg.<br />
Der Lohn <strong>der</strong> Kooperation naht, denn es<br />
ist nicht nur das Investitionsvolumen <strong>in</strong> Höhe von 4,1<br />
Mio. Euro vom Stadtrat beschlossen worden, son<strong>der</strong>n<br />
es liegt <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>e Vorplanung auf dem Tisch.<br />
Die Vorstellungen <strong>der</strong> beiden <strong>Schule</strong>n s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die Planung<br />
e<strong>in</strong>gegangen und weitere Kooperationen mit<br />
dem beauftragten Architekten sowie den zuständigen<br />
Ämtern <strong>der</strong> Stadtverwaltung s<strong>in</strong>d zugesagt.<br />
Die Hausmeister <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n arbeiten ebenfalls<br />
zusammen, sodass durch die geme<strong>in</strong>same Nutzung<br />
von Ausrüstung sowohl Geld gespart als auch die
13<br />
Schalterbeschriftung zur zielgerichteten Ansteuerung<br />
<strong>der</strong> tatsächlich gebrauchten Leuchtstoffröhren<br />
Arbeitseffizienz gesteigert wird. So wurden zum Beispiel<br />
e<strong>in</strong> Traktor mit Kehrwalze, Anhänger etc.<br />
geme<strong>in</strong>sam angeschafft, den beide <strong>Schule</strong>n zur zeitsparenden<br />
Ausführung <strong>der</strong> üblichen Hausmeistertätigkeiten<br />
nutzen. Es wird Arbeitszeit gewonnen, die<br />
die beiden Hausmeister zur Unterstützung von Entwicklungsprojekten<br />
<strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n, aber auch für eigene<br />
Ideen e<strong>in</strong>setzen.<br />
Die Hausmeister haben mit Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrern<br />
sowie Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern geme<strong>in</strong>sam<br />
Ideen entwickelt, wie das Energiesparpotenzial <strong>der</strong><br />
<strong>Schule</strong>n auch technisch besser genutzt werden kann.<br />
Die Wege <strong>der</strong> Umsetzung s<strong>in</strong>d dann <strong>in</strong> je<strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />
an<strong>der</strong>s. Der Hausmeister des GSG <strong>in</strong>stallierte zum<br />
Beispiel energiesparende Vorschaltgeräte für die<br />
Leuchtstoffröhren, die durch ihre Flimmerfreiheit<br />
gleichzeitig auch ergonomischer s<strong>in</strong>d. Der Hausmeister<br />
<strong>der</strong> HPG hat zusammen mit den Techniklehrern<br />
und -lehrer<strong>in</strong>nen begonnen, die Schulflure mit Dämmerungssensoren<br />
auszustatten, die automatisch das<br />
Licht abschalten, wenn ausreichend Helligkeit vorhanden<br />
ist. In <strong>der</strong> Sporthalle hat er Bewegungsmel<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong>stalliert, die das Licht abschalten, wenn über e<strong>in</strong>en<br />
bestimmten Zeitraum ke<strong>in</strong>e Bewegung mehr im Raum<br />
erfolgt. Die gleichen Bewegungsmel<strong>der</strong> gibt es auch<br />
am GSG. Inzwischen ist auch beiden Hausmeistern<br />
die Heizungssteuerung über e<strong>in</strong> Computernetzwerk<br />
mit Zugriff auf alle Abläufe so möglich, dass unnötiger<br />
Energieverbrauch vermieden wird. Der Hausmeister<br />
<strong>der</strong> HPG hat außerdem e<strong>in</strong>e Reparatur-AG mit<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
<strong>in</strong>teressierten Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern gegründet.<br />
Die schulischen Leistungen dieser Schüler<strong>in</strong>nen und<br />
Schüler waren bislang schwach; durch ihre Hausmeisteraufgaben<br />
erhalten sie e<strong>in</strong>e Art vorberufliche „Ausbildung“,<br />
die ihre Motivation, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> zu lernen,<br />
steigert, und ihre Chancen auf den Abschluss e<strong>in</strong>es<br />
Ausbildungsvertrags erhöht.<br />
Die Zusammenarbeit <strong>der</strong> beiden <strong>Schule</strong>n hat sich<br />
schon <strong>in</strong> vielen Bereichen ausgezahlt. Von den Schulleitungen<br />
wird die Zusammenarbeit sowohl auf Projektebene<br />
als auch auf <strong>der</strong> Ebene persönlicher Kontakte<br />
weiter ausgebaut und gefestigt. Das Interesse<br />
daran, was <strong>der</strong> Nachbar kann und tut, am jeweiligen<br />
Umfeld und an <strong>der</strong> Frage, wie die <strong>Schule</strong>n für die<br />
Zukunft nachhaltig fit gemacht werden können,<br />
nimmt weiter zu.<br />
Fritz-Henkel-<strong>Schule</strong> und das Unternehmen<br />
Henkel: Geme<strong>in</strong>sam auf dem Weg<br />
zu e<strong>in</strong>er zukunftsfähigen Bildung<br />
Im Jahre 1996 übernahm die Fa. Henkel e<strong>in</strong>e Patenschaft<br />
für die Fritz-Henkel-<strong>Schule</strong> (ehemals GHS Stett<strong>in</strong>er<br />
Straße). Aus diesem Anlass wurde die <strong>Schule</strong><br />
umbenannt. Seitdem konnte sie mithilfe des Betriebes<br />
e<strong>in</strong>e Reihe von stadtteilbezogenen Aktionen organisieren,<br />
und auch im Rahmen von Unterricht Beson<strong>der</strong>es<br />
leisten.<br />
Das von den Klassen <strong>der</strong> Fritz-Henkel-<strong>Schule</strong><br />
durchgeführtes Öko-Audit stieß vielerorts auf großes<br />
Interesse und wurde auch von den Medien aufmerksam<br />
verfolgt und positiv gewürdigt. Schwerpunkte<br />
und Zielsetzungen des Öko-Audits waren zu Beg<strong>in</strong>n<br />
die systematische Untersuchung des Ist-Zustandes<br />
umweltbezogener Schulbereiche, die Offenlegung <strong>der</strong><br />
Resultate und Umweltkennzahlen, die Erstellung<br />
e<strong>in</strong>es Maßnahmenplanes zur Erreichung ökologischer<br />
Zielsetzungen im Schulbetrieb und die Entwicklung<br />
e<strong>in</strong>es umfassenden Umweltbewusstse<strong>in</strong>s.<br />
Die Projektidee geht zurück auf e<strong>in</strong>e Initiative <strong>der</strong><br />
Henkel KgaA. Die Motivation war zweierlei:<br />
1. Es sollten grundlegende Verhaltensdispositionen<br />
e<strong>in</strong>es für Industrie und Umwelt gleichermaßen<br />
bedeutsamen ökologischen Bewusstse<strong>in</strong>s<br />
im Schulalltag entwickelt werden.<br />
2. Die dabei gewonnenen praktischen Erfahrungsmomente<br />
<strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler sollten
Umwelt- und Nachhaltigkeits-Erklärung<br />
<strong>der</strong><br />
Fritz-Henkel-<strong>Schule</strong><br />
Grenzen überschreiten, neue Handlungsspielräume gew<strong>in</strong>nen 14<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge auch zu e<strong>in</strong>em gesellschaftsbezogenen<br />
Katalysator des Umweltschutzgedankens<br />
werden.<br />
Über die produkt- und handlungsorientierte praktische<br />
Arbeit, an <strong>der</strong> alle Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
sowie Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer beteiligt s<strong>in</strong>d, werden<br />
ökologische Erfahrungen im Schulalltag verankert.<br />
Resultate und Umweltkennzahlen werden planmäßig<br />
offen gelegt und gleichermaßen mit den vere<strong>in</strong>barten<br />
Zielsetzungen wie auch den ökonomischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
<strong>in</strong> Beziehung gesetzt. Angestrebte Zielvorgaben<br />
im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Schlüsselqualifikationen <strong>der</strong><br />
<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> werden gemäß dem Projektverlauf regelmäßig<br />
angepasst. Evaluation und Qualitätssicherung<br />
gehören damit zum ständigen Arbeitsfeld des Schullebens.<br />
Das Öko-Audit ist demnach ke<strong>in</strong>esfalls e<strong>in</strong><br />
abgeschlossenes E<strong>in</strong>zelprojekt, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e dauerhafte<br />
Aufgabe. Mit ihm werden über zielgerichtete<br />
Aktionen und Überprüfungen schrittweise sowohl die<br />
Umweltentlastung als auch die entsprechenden psychischen<br />
Dispositionen als grundsätzliches Anliegen<br />
im Schulprogramm verankert.<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n des Projekts erläuterten Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
und Mitarbeiter von Henkel wie e<strong>in</strong> Evaluationsverfahren<br />
im <strong>in</strong>dustriellen Umfeld durchgeführt wird.<br />
Geme<strong>in</strong>sam mit dem Schulkollegium bemühten sie<br />
sich dann, die organisatorischen Strukturen und<br />
methodischen Elemente s<strong>in</strong>nvoll auf den schulischen<br />
Rahmen und se<strong>in</strong>e Bed<strong>in</strong>gungen zu übertragen. Um<br />
den Ist-Zustand aufzunehmen und zu dokumentieren<br />
wurden die umweltsensiblen Bereiche Abfall, Papierverbrauch,<br />
Wasserverbrauch, elektrische Energie,<br />
Heizenergie, versiegelte Flächen (Schulhofgestaltung),<br />
Biotope und Verkehrsdaten von den Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schülern systematisch quantitativ untersucht.<br />
Die erhobenen Daten wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ersten<br />
Umwelterklärung (1998) gesammelt, die – basierend<br />
auf dieser Ergebnissicherung – schon e<strong>in</strong>en programmatischen<br />
Ziel- und Maßnahmenkatalog zur Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Ökobilanz enthielt. In allen Unterrichtsräumen<br />
s<strong>in</strong>d beispielsweise Behälter für e<strong>in</strong>e<br />
s<strong>in</strong>nvolle Abfalltrennung bereitgestellt worden.<br />
Mit <strong>der</strong> Herausgabe <strong>der</strong> zweiten Umwelterklärung<br />
(2002) wurde <strong>in</strong>zwischen das klassische Öko-Audit<br />
verlassen und die weiter reichenden Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
e<strong>in</strong>es Nachhaltigkeits-Audits erfüllt. Mitarbeiter <strong>der</strong><br />
Firma standen <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> dabei zur Seite, waren während<br />
<strong>der</strong> „heißen Phase“ vor <strong>der</strong> Veröffentlichung vor<br />
Ort und unterstützten die Arbeit durch wertvolle Tipps<br />
und Anregungen. Beson<strong>der</strong>s unter methodischen<br />
Gesichtspunkten konnten die Verfahrensschritte straffer<br />
organisiert und standardisiert werden. Die Mitglie<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Themengruppen (Schüler<strong>in</strong>nen und<br />
Schüler sowie Lehrkräfte) erstellen Arbeitspläne für<br />
die dreijährige Laufzeit bis zur Veröffentlichung <strong>der</strong><br />
nächsten Umwelterklärung. Dar<strong>in</strong> werden zum Beispiel<br />
Ziele, Maßnahmen, Dokumentations- und Evaluationsformen<br />
festgeschrieben. Alle Themengruppen<br />
s<strong>in</strong>d über e<strong>in</strong>en Gruppenleiter bzw. e<strong>in</strong>e Gruppenleiter<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Steuergruppe vertreten. Dort werden die
Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler leiten die Auswertung<br />
e<strong>in</strong>er Kartenabfrage im Wettbewerbs-Team<br />
15<br />
e<strong>in</strong>zelnen Arbeitspläne koord<strong>in</strong>iert, Problemstellungen<br />
geme<strong>in</strong>sam aufgegriffen und behandelt, die Integration<br />
neuer Themenfel<strong>der</strong> diskutiert und die Grobziele<br />
für die Richtungsgebung des Audits festgelegt.<br />
Über die Steuergruppe wird vor Veröffentlichung <strong>der</strong><br />
neuen Umwelterklärung auch die Abstimmung mit<br />
den Mitarbeitern <strong>der</strong> Henkel KGaA geregelt, die f<strong>in</strong>anziell<br />
und mit Know-how die Herausgabe unterstützt.<br />
Durch die erfolgreiche Zusammenarbeit im Öko-<br />
Audit angeregt, weitete sich die Kooperation zwischen<br />
<strong>Schule</strong> und Betrieb auf an<strong>der</strong>e Unterrichtszusammenhänge<br />
aus. Im Zuge <strong>der</strong> Öffnung von <strong>Schule</strong><br />
nach außen – über den Kontakt mit gesellschaftlichen<br />
<strong>Institut</strong>ionen und E<strong>in</strong>richtungen soll die E<strong>in</strong>führung<br />
<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen <strong>in</strong> ihre Lebensumwelt<br />
praxisgerecht und wirklichkeitsnah gestaltet werden –<br />
hat die Fritz-Henkel-<strong>Schule</strong> im Rahmen des Kooperationsnetzes<br />
<strong>Schule</strong> – Wirtschaft zum Schuljahr<br />
2000/2001 e<strong>in</strong>en Vertrag zur Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />
Henkel-Gruppe geschlossen. Gegenstand des Vertrags<br />
ist die Durchführung bestimmter Unterrichtse<strong>in</strong>heiten<br />
<strong>in</strong> den Betriebsräumen <strong>der</strong> Henkel KGaA, um<br />
den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern für ausgewählte<br />
Sachgebiete e<strong>in</strong>en direkten E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> technische<br />
Betriebsabläufe und <strong>in</strong>dustrielle Produktionsbed<strong>in</strong>gungen<br />
zu ermöglichen. Die anvisierten Unterrichtsprojekte<br />
betreffen die Themenfel<strong>der</strong> Wasser (Kreislauf,<br />
Zusammensetzung, Verbrauch, Re<strong>in</strong>igung,<br />
Waschmittel, Kostenentwicklung), soziale Aspekte <strong>der</strong><br />
Berufswelt (soziale Verantwortung, betriebliche Sozialleistungen<br />
und Absicherungen), Arbeitssicherheit<br />
(Schutzvorschriften, Schutzkleidung) und Werbung.<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
Der Kooperationsvertrag ermöglicht Erkundungsgänge<br />
und praktische Tätigkeiten <strong>in</strong> firmeneigenen<br />
Laborräumen, Zeichnungsbüros o<strong>der</strong> Fachabteilungen.<br />
So eröffnen sich für die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
bislang e<strong>in</strong>malige Perspektiven, um betriebliche<br />
Organisationsabläufe und den Umgang mit bestimmten<br />
Materialien unter sachgerechten Bed<strong>in</strong>gungen<br />
direkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis zu erleben. Die Teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />
und Teilnehmer bekommen über die unterrichtlichen<br />
Sachfragen h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>en direkten E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
<strong>in</strong>dustrieller Produktion und die<br />
damit verbundenen Berufsbil<strong>der</strong>. Die Firma Henkel<br />
beteiligt sich darüber h<strong>in</strong>aus an <strong>der</strong> schulspezifischen<br />
Berufswahlprojektwoche, unter an<strong>der</strong>em mit e<strong>in</strong>em<br />
Schülertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g zum Bewerbungsverfahren und bietet<br />
auch Betriebspraktika für Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer,<br />
Workshops zur Teambildung o<strong>der</strong> zur Recherchearbeit<br />
im firmeneigenen Intranet an.<br />
Der Schulleiter <strong>der</strong> Fritz-Henkel-<strong>Schule</strong> vom 4. bis<br />
8. März 2002 zusammen mit zwei weiteren Düsseldorfer<br />
Hauptschulrektoren an e<strong>in</strong>em Lehrerpraktikum <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Chemischen und Technischen Ausbildung bei <strong>der</strong><br />
Firma Henkel teil. Sie schlüpften dabei <strong>in</strong> die Rolle<br />
von Praktikanten, lernten und „handwerkten“<br />
geme<strong>in</strong>sam mit den Auszubildenden. Auch firmeneigene<br />
Lernprogramme konnten sie <strong>in</strong> Augensche<strong>in</strong><br />
nehmen. Die gesammelten E<strong>in</strong>blicke sollen dabei helfen,<br />
die stetigen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> den beruflichen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungsprofilen deutlich zu machen und die<br />
berufsvorbereitenden Aktivitäten an den <strong>Schule</strong>n<br />
genauer auf die betrieblichen Anfor<strong>der</strong>ungen abzustimmen.<br />
Für beson<strong>der</strong>s geeignete Schüler<strong>in</strong>nen und<br />
Schüler stellt <strong>der</strong> Betrieb während <strong>der</strong> Schulferien<br />
verschiedene Praktikumsplätze zur Verfügung.<br />
E<strong>in</strong> weiteres <strong>in</strong>novatives Moment ist die Kooperation<br />
im Rahmen des sog. BLIK-Projekts. Hierbei handelt<br />
es sich um die <strong>in</strong>ternetgestützte Vernetzung von<br />
Schulräumen mit Ausbildungsbetrieben <strong>der</strong> Region.<br />
Von <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> aus kann über e<strong>in</strong>e computergesteuerte<br />
Videoanlage direkt Kontakt zu e<strong>in</strong>zelnen Firmen<br />
hergestellt und auf diesem Wege e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teraktive<br />
Betriebsbesichtigung durchgeführt werden. Die Ausbildungswerkstätte<br />
kann sich per Telekommunikation<br />
vorstellen und Fragen <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
zu den unterschiedlichen Ausbildungsgängen beantworten.<br />
Die Jugendlichen können sich schon im Vor-
Grenzen überschreiten, neue Handlungsspielräume gew<strong>in</strong>nen 16<br />
feld über den Standort und die Angebote <strong>der</strong> Firma<br />
ausführlich <strong>in</strong>formieren und so sehr gezielt zu ihren<br />
persönlichen Anliegen Auskünfte e<strong>in</strong>holen. Diese<br />
Form <strong>der</strong> Informationsvermittlung wird begeistert aufgenommen.<br />
Die Technik kommt regelmäßig im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Berufswahlprojektwoche zum E<strong>in</strong>satz, kann<br />
aber nach Vere<strong>in</strong>barung auch während an<strong>der</strong>er Lernphasen<br />
<strong>in</strong> Unterrichtsprozessen, etwa zur Praktikumsvorbereitung,<br />
im Arbeitslehre- und Projektunterricht<br />
genutzt werden, um ausgewählte Unterrichts<strong>in</strong>halte<br />
medial zu begleiten.<br />
Die Erfahrungen mit den E<strong>in</strong>zelprojekten werden<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Arbeitskreis mit Mitarbeitern <strong>der</strong> Henkel<br />
KGaA analysiert und für geplante Folgeprojekte ausgewertet.<br />
Die Möglichkeiten, den Schulunterricht<br />
durch das Sammeln von Erfahrungen vor Ort zu<br />
ergänzen, werden <strong>in</strong> den Unterrichtsplänen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Fächer dauerhaft festgeschrieben.<br />
E<strong>in</strong>e didaktisch-methodisch hochwertige Umsetzung<br />
<strong>der</strong> Unterrichts<strong>in</strong>halte kann so langfristig etabliert<br />
werden.<br />
Schulnetzwerk und Kommune: Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
und för<strong>der</strong>liche Faktoren<br />
Im Jahre 1999 entschied <strong>der</strong> Stadtrat von Düsseldorf<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> das Angebot von<br />
Düsseldorfer Firmen Öko-Audits <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n durchzuführen,<br />
anzunehmen und daraus e<strong>in</strong> eigenständiges<br />
Projekt <strong>der</strong> Lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> Düsseldorf zu<br />
machen. Unterstützung dazu kam vom Lande NRW<br />
und dem Modellprogramm „<strong>21</strong>“, die zusätzlich den<br />
Aspekt „Nachhaltige Entwicklung“ e<strong>in</strong>brachten. Es<br />
entstand e<strong>in</strong> Arbeitskreis „Öko-Audit/Nachhaltigkeits-<br />
Audit an <strong>Schule</strong>n“. Sechzehn <strong>Schule</strong>n (e<strong>in</strong>e davon aus<br />
Neuss), zehn Firmen, drei städtische Ämter und weitere<br />
außerschulische Partner haben sich zusammengefunden,<br />
um das Managementsystem „Umwelt-Audit“,<br />
das Wirtschaftsunternehmen zur freiwilligen Selbstkontrolle<br />
und Effizienzsteigerung <strong>in</strong> Umweltbelangen<br />
nutzen, für schulische Bildungsprozesse und die<br />
<strong>Schule</strong>ntwicklung nutzbar zu machen.<br />
Politische Legitimation<br />
Die Chancen für effektive und erfolgreiche Arbeit steigen<br />
mit <strong>der</strong> Legitimation durch politische Beschlüsse,<br />
Gesetze, Verordnungen etc. und mit <strong>der</strong> persönlichen<br />
Unterstützung durch Entscheidungsträger <strong>in</strong> überordneten<br />
Behörden und bei e<strong>in</strong>flussreichen Kooperationspartnern.<br />
Die von Beg<strong>in</strong>n an vorhandene Unterstützung<br />
durch die Lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>, die<br />
Düsseldorfer Wirtschaft sowie durch weitere Partner<br />
und das M<strong>in</strong>isterium für <strong>Schule</strong>, Jugend und K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
NRW war deshalb auch entscheidend für Ergebnisse<br />
und Qualität <strong>der</strong> Entwicklungsarbeit im Projekt „Öko-<br />
Audit/Nachhaltigkeits-Audit an <strong>Schule</strong>n“. Legitimation<br />
und Unterstützung s<strong>in</strong>d unerlässliche Voraussetzungen<br />
für e<strong>in</strong> Projekt mit solchen Dimensionen.<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
Allen Beteiligten war klar, dass die <strong>Schule</strong>n, auf die<br />
e<strong>in</strong>e Fülle von Aufgaben zukam, die aber nur m<strong>in</strong>imale<br />
Ressourcen und wenig Personal zur Verfügung hatten,<br />
motivierende Unterstützung benötigten. Im<br />
Wesentlichen waren das fünf Angebote:<br />
1. E<strong>in</strong>e Projektkoord<strong>in</strong>ation im Umfang e<strong>in</strong>er halben<br />
Stelle stellte Information und Beratung<br />
sicher, brachte die geme<strong>in</strong>same Planung und<br />
Realisierung des Gesamtprojekts voran, organisierte<br />
den Erfahrungsaustausch, bemühte sich<br />
um zusätzliche Unterstützung und F<strong>in</strong>anzquellen<br />
und unterstützte die Dokumentation und<br />
Öffentlichkeitsarbeit. Die halbe Projektstelle<br />
wurde im Rahmen des BLK-Modellprogramms<br />
„<strong>21</strong>“ f<strong>in</strong>anziert, die Stadt Düsseldorf stellte e<strong>in</strong><br />
Büro im Umweltamt zur Verfügung.<br />
2. Das Landesprogramm „Gestaltung des Schullebens<br />
und Öffnung von <strong>Schule</strong> (GÖS)“ leiste e<strong>in</strong>e<br />
Anschubf<strong>in</strong>anzierung, mit <strong>der</strong> solchen Schulprojekten<br />
mit 500 bis 2000 Euro über die ersten<br />
Hürden geholfen wurde.<br />
3. Die <strong>Schule</strong>n beteiligten sich am städtischen<br />
50:50-Modell zur E<strong>in</strong>sparung von Heizenergie<br />
und Wasser sowie Mülltrennung und -vermeidung,<br />
das den <strong>Schule</strong>n längerfristig e<strong>in</strong> verlässliches<br />
f<strong>in</strong>anzielles Polster für <strong>Schule</strong>ntwikklungsprojekte<br />
sichert. E<strong>in</strong>geschlossen s<strong>in</strong>d<br />
auch Hilfeleistungen des Umweltamts <strong>in</strong> Düsseldorf<br />
wie beraten, Messgeräte zur Verfügung<br />
stellen, <strong>Schule</strong>n mit Abfalleimern für Abfalltrennung<br />
ausrüsten, Hausmeister zu Energiee<strong>in</strong>sparungsmöglichkeiten<br />
schulen etc.
4. Düsseldorfer Firmen stellten den <strong>Schule</strong>n fachliche<br />
Unterstützung während des Audit-Prozesses<br />
zur Verfügung. Es handelt sich dabei um<br />
Unternehmen, die das Umwelt-Managementsystem<br />
e<strong>in</strong>geführt haben, validieren ließen und<br />
zertifiziert bekamen o<strong>der</strong> sich <strong>in</strong>zwischen auch<br />
mit „Nachhaltigkeitsberichterstattung“ beschäftigen.<br />
5. Notwendige Lehrerfortbildungen wurden durch<br />
die zuständige Schulaufsicht unterstützt.<br />
Die <strong>Schule</strong>n brachten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel schon zahlreiche<br />
Erfahrungen mit <strong>der</strong> Durchführung von Projekten <strong>in</strong><br />
ihren <strong>Schule</strong>n e<strong>in</strong>. Ob es sich um Schulumfeldgestaltungen,<br />
E<strong>in</strong>e-Welt-Projekte, Streitschlichtungs- o<strong>der</strong><br />
Energiesparvorhaben handelte, war dabei nebensächlich.<br />
E<strong>in</strong>e offene Haltung gegenüber Innovationen <strong>in</strong><br />
den beteiligten <strong>Schule</strong>n sowie Erfahrung mit partizipativen<br />
Vorgehensweisen, mo<strong>der</strong>nen Lehr- und Lernmethoden<br />
und Managementverfahren hat sich <strong>in</strong> den<br />
Projekten als sehr för<strong>der</strong>lich erwiesen. In <strong>der</strong> Regel<br />
wurde <strong>in</strong> den Modellschulen– wo immer dies möglich<br />
war - von Anfang an auf Teamarbeit und Steuergruppen<br />
gesetzt, es wurden Audit-Teams zusammengestellt,<br />
die den Kern für die spätere Installation e<strong>in</strong>es<br />
Managementsystems bildeten. Auch die Synergien<br />
fächerübergreifenden Unterrichtens wurden systematisch<br />
genutzt. Kooperation spielte also auch <strong>in</strong> den<br />
<strong>Schule</strong>n e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle.<br />
Kooperationsebenen und -prozesse<br />
17<br />
Der Arbeitskreis „Öko-Audit/Nachhaltigkeits-Audit an<br />
<strong>Schule</strong>n“ trifft sich regelmäßig etwa vier- bis sechsmal<br />
pro Schuljahr jeweils im Haus e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Kooperationspartner,<br />
die sich so auch näher kennen lernen.<br />
Die Partner <strong>in</strong> diesem Netzwerk tauschen Informationen<br />
und Erfahrungen aus, e<strong>in</strong>zelne <strong>Schule</strong>n präsentieren<br />
ihre Arbeitsergebnisse, es werden geme<strong>in</strong>sam <strong>der</strong><br />
momentane Stand <strong>der</strong> Arbeit ausgewertet, weitere<br />
Schritte geplant und Aufgaben verteilt. Alle Partner<br />
s<strong>in</strong>d per E-Mail erreichbar. Mit e<strong>in</strong>em regelmäßigen<br />
Informationsdienst hält <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ator alle über<br />
<strong>in</strong>teressante Angebote, Veröffentlichungen, Wettbewerbsausschreibungen,<br />
Websites, Aktionen und Veranstaltungen,<br />
Fortbildungsangebote, etc auch von<br />
außerhalb des Netzwerks, auf dem Laufenden.<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler präsentieren ihr Nachhaltigkeits-Audit<br />
Im Arbeitskreis entstehen dann Ideen, wie das<br />
zum Beispiel ursprünglich nur für den Bereich Energie<br />
und Wasser geltende 50:50-Modell <strong>der</strong> Stadt Düsseldorf<br />
auch auf den Bereich Mülltrennung und -vermeidung<br />
ausgedehnt werden kann, wie <strong>der</strong> Weg vom<br />
Öko-Audit zum Nachhaltigkeits-Audit aussehen könnte,<br />
wie e<strong>in</strong> Benchmark<strong>in</strong>g von <strong>Schule</strong>ntwicklungsprozessen<br />
zu bewerkstelligen ist etc. Aus diesen Ideen<br />
entstehen dann konkrete Initiativen wie zum Beispiel<br />
• <strong>der</strong> Stadt vorzuschlagen, e<strong>in</strong>e Ausweitung des<br />
50:50-Modells auf den Bereich Abfall zu prüfen<br />
Abfalltrennung am<br />
Geschwister-Scholl-<br />
Gymnasium
Korkensammlung des<br />
E<strong>in</strong>e-Welt-Projekts im<br />
Geschwister-Scholl-<br />
Gymnasium<br />
Grenzen überschreiten, neue Handlungsspielräume gew<strong>in</strong>nen 18<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en bestimmten schulbezogenen Passus<br />
<strong>in</strong> die städtische Dienstanweisung Abfallmanagement<br />
aufzunehmen usw.,<br />
• e<strong>in</strong>e Fortbildungsveranstaltung zu organisieren,<br />
• e<strong>in</strong> Beschluss zur Teilnahme des Arbeitskreises<br />
am <strong>in</strong>ternationalen Austausch von Informationen<br />
und Erfahrungen im Rahmen von Kongressen<br />
o<strong>der</strong> EU-Entwicklungsprojekten.<br />
Neben dieser übergreifenden Ebene haben sich kle<strong>in</strong>ere<br />
Netzwerke und Kooperationen gebildet:<br />
• Lehrkräfte sowie Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler verschiedener<br />
<strong>Schule</strong>n arbeiten für begrenzte Zeiträume<br />
geme<strong>in</strong>sam an konkreten Themen wie<br />
zum Beispiel Schülerfirmen (Schüler bilden<br />
Schüler, Schüler bilden Lehrer fort).<br />
• <strong>Schule</strong>n kooperieren systematisch und <strong>in</strong> vielen<br />
Themenbereichen mit an<strong>der</strong>en <strong>Schule</strong>n, führen<br />
zum Beispiel ihre Audits zusammen durch und<br />
veröffentlichen die Ergebnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen<br />
Umwelt- o<strong>der</strong> Nachhaltigkeitserklärung,<br />
• Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler sowie Lehrer<strong>in</strong>nen<br />
und Lehrer arbeiten mit außerschulischen <strong>Institut</strong>ionen<br />
wie <strong>der</strong> Verbraucherzentrale NRW <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Projektwoche „Abfallvermeidung“ zusammen,<br />
die zeitlich begrenzt, aber jedes Schuljahr<br />
im jeweils sechsten Jahrgang stattf<strong>in</strong>det.<br />
• <strong>Schule</strong>n arbeiten mit Firmen zusammen, von<br />
gelegentlicher Beratung zur Durchführung von<br />
Audits bis h<strong>in</strong> zu langjährigen Kooperationsverträgen,<br />
um zum Beispiel mo<strong>der</strong>ne Unterrichte<strong>in</strong>heiten<br />
und neue Ausbildungsgänge zu entwikkeln.<br />
• <strong>Schule</strong>n kooperieren viel enger als früher mit<br />
städtischen Ämtern, um etwa geme<strong>in</strong>sam das<br />
Gebäudemanagement nachhaltig zu verbessern<br />
und die schulischen Ressourcene<strong>in</strong>sparungen<br />
zu vergrößern o<strong>der</strong> das Schulgelände naturnah<br />
umzugestalten.<br />
• Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler arbeiten im Rahmen<br />
wissenschaftlicher Kooperationen mit. So präsentierten<br />
sie auf e<strong>in</strong>em Kongress <strong>der</strong> Uni Köln<br />
Untersuchungsergebnisse zum E<strong>in</strong>fluss von<br />
Lärm auf Lernprozesse beim Thema Integration<br />
beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler <strong>in</strong> das<br />
Regelschulsystem.<br />
Mit dem Düsseldorfer Netzwerk „Öko-Audit/Nachhaltigkeits-Audit“<br />
kooperieren auch etwa fünfzig E<strong>in</strong>zelpersonen.<br />
Sie repräsentieren, genau wie die kle<strong>in</strong>eren<br />
Gruppen, e<strong>in</strong>en Pool unterschiedlichster Fähigkeiten<br />
und Kenntnisse. Kooperationen erschließen solche<br />
wertvolle Quellen. H<strong>in</strong>zu kommen noch das verfügbare<br />
Wissen sowie die Fähigkeiten und Ressourcen <strong>der</strong><br />
<strong>Institut</strong>ionen, <strong>in</strong> denen die E<strong>in</strong>zelnen arbeiten und die<br />
sie für das Projekt nutzen können. Gegenseitige fachliche<br />
Hilfe und Qualifizierung ist das Arbeitspr<strong>in</strong>zip<br />
e<strong>in</strong>es solchen Netzwerks. In Düsseldorf f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong><br />
Austausch nach dem Motto „Je<strong>der</strong> nimmt, aber je<strong>der</strong><br />
gibt auch!“ statt, e<strong>in</strong>e vorbildlich Basis für e<strong>in</strong>e längerfristige,<br />
fruchtbare Zusammenarbeit.<br />
Hilfe zur Selbsthilfe<br />
Aufgabe des Projektkoord<strong>in</strong>ators ist es, die Netzwerksarbeit<br />
zu managen. Nach den Erfahrungen <strong>in</strong><br />
Düsseldorf ist die Koord<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> Kooperationen<br />
e<strong>in</strong>e umfassende, selbstständige Aufgabe, die nicht<br />
„nebenbei“ erledigt werden kann. Dies ist jedoch ke<strong>in</strong><br />
Plädoyer für e<strong>in</strong>e Dauersubvention. Wichtig ist es vielmehr,<br />
Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, denn nach<br />
e<strong>in</strong>em (f<strong>in</strong>anziellen) Anschub und e<strong>in</strong>er angemessenen<br />
Qualifizierung s<strong>in</strong>d die <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, auf<br />
eigenen Be<strong>in</strong>en zu stehen und die Prozesse eigenverantwortlich<br />
weiter zu führen.
Ergebnisse<br />
19<br />
• Viele <strong>Schule</strong>n haben <strong>in</strong>zwischen m<strong>in</strong>destens<br />
e<strong>in</strong>en vollständigen Audit-Zyklus durchlaufen<br />
und die Ergebnisse <strong>in</strong> Form von Umwelt- o<strong>der</strong><br />
Nachhaltigkeits-Erklärungen als Broschüren<br />
und/o<strong>der</strong> im Internet veröffentlicht. Zwei <strong>Schule</strong>n<br />
haben <strong>in</strong>zwischen schon e<strong>in</strong>en zweiten<br />
Durchgang absolviert.<br />
• Innerhalb von nur dreie<strong>in</strong>halb Jahren haben 12<br />
<strong>der</strong> 16 <strong>Schule</strong>n des Projekts <strong>in</strong>sgesamt <strong>21</strong>0.000<br />
Euro E<strong>in</strong>sparungen <strong>in</strong> den Bereichen Heizenergie,<br />
Strom, Wasser und Abfalltrennung und -vermeidung<br />
erzielt. Und dies ist noch nicht e<strong>in</strong>mal<br />
das <strong>in</strong>sgesamt erreichbare E<strong>in</strong>sparvolumen.<br />
105.000 Euro fließen durch die 50:50-Vere<strong>in</strong>barung<br />
mit <strong>der</strong> Stadt an die <strong>Schule</strong>n zurück:<br />
Mittel, mit denen die <strong>Schule</strong>n nicht nur ihre Projekte<br />
weiterh<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzieren können, son<strong>der</strong>n die<br />
ihnen darüber h<strong>in</strong>aus zusätzlichen Spielraum<br />
für Investitionen <strong>in</strong> die Qualitätssteigerung<br />
ihres Bildungsangebots verschaffen.<br />
• Zunehmend erhalten <strong>Schule</strong>n des Öko-Audit-<br />
Projekts Auszeichnungen für ihre Arbeit o<strong>der</strong><br />
gew<strong>in</strong>nen Preise <strong>in</strong> Wettbewerben. Das<br />
Geschwister-Scholl-Gymnasium zum Beispiel<br />
wurde kurz vor den Sommerferien durch die<br />
NRW-Schulm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> für ihr Audit-Projekt<br />
„Erziehung zur Nachhaltigkeit“ mit dem 1. Preis<br />
für Gymnasien im Landeswettbewerb „Qualität<br />
<strong>der</strong> Bildung“ ausgezeichnet. Der Titel des Wettbewerbs<br />
ist <strong>in</strong> den Audit-<strong>Schule</strong>n <strong>in</strong>zwischen<br />
Programm.<br />
• Das Netzwerk hat seit ungefähr zwei Jahren<br />
e<strong>in</strong>en Internetauftritt realisiert, <strong>in</strong> dem das<br />
Gesamtprojekt beschrieben wird und die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Partner, vor allem die schulischen Projekte,<br />
vorgestellt werden. Der Auftritt wird regelmäßig<br />
aktualisiert:<br />
www.umweltschulen.de/audit/duesseldorf.<br />
Über den Internetauftritt s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong>ternationale<br />
Kontakte entstanden. So hat sich beispielsweise<br />
e<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>nische Delegation, unter<br />
an<strong>der</strong>em mit Vertretern des Bildungsm<strong>in</strong>isteriums,<br />
bei e<strong>in</strong>em Besuch <strong>in</strong> den Modellschulen<br />
e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck von <strong>der</strong> Arbeit verschafft. Auch<br />
hier bahnt sich e<strong>in</strong>e Kooperation an.<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
• Das Netzwerk wird bis Ende des Schuljahrs im<br />
Sommer 2004 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong>, die wesentlichen<br />
Faktoren und för<strong>der</strong>lichen Strukturen für<br />
erfolgreiche <strong>Schule</strong>ntwicklungsprozesse mit<br />
Fakten zu belegen, um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art Benchmark<strong>in</strong>g<br />
die beteiligten <strong>Schule</strong>n auch vergleichen<br />
zu können. Es geht dabei nicht um e<strong>in</strong> Rank<strong>in</strong>g<br />
<strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n, son<strong>der</strong>n darum, erfolgreiche und<br />
weniger erfolgreiche Strategien von Schulreform<br />
zu ermitteln. Aus den Schlussfolgerungen<br />
werden Empfehlungen entwickelt, die als<br />
„Handreichung für <strong>Schule</strong>ntwicklung – Themenbereich<br />
Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwikklung“<br />
veröffentlicht werden und den Akteuren<br />
<strong>in</strong> den <strong>Schule</strong>n bei ihrem <strong>in</strong>neren Schulreform-<br />
Aktionstag zur Bepflanzung des Teichs
Grenzen überschreiten, neue Handlungsspielräume gew<strong>in</strong>nen 20<br />
prozess helfen sollen. Die Handreichung wird<br />
Interessenten <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n und Kommunen angeboten.<br />
Das Projekt „Öko-Audit/Nachhaltigkeits-<br />
Audit an <strong>Schule</strong>n“ könnte so auf weitere Düsseldorfer<br />
<strong>Schule</strong>n, auf <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> ganz NRW<br />
sowie bei entsprechendem Interesse auch auf<br />
an<strong>der</strong>e Bundeslän<strong>der</strong> ausgeweitet werden. Weitere<br />
Kooperationsprojekte, vor allem auf kommunaler<br />
Ebene, könnten so <strong>in</strong>itiiert und geför<strong>der</strong>t<br />
werden.<br />
Bewertung<br />
Das Projekt <strong>der</strong> Lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> Düsseldorf, das<br />
ursprünglich als Umweltprojekt gestartet ist, hat sich<br />
<strong>in</strong>zwischen zu e<strong>in</strong>em respektablen <strong>Schule</strong>ntwikklungsprojekt<br />
im S<strong>in</strong>ne nachhaltiger Entwicklung<br />
„gemausert“. Es ist e<strong>in</strong> ermutigen<strong>der</strong> Beitrag zur <strong>der</strong>zeitigen<br />
Debatte um die PISA-Ergebnisse des deutschen<br />
Bildungswesens, <strong>in</strong> <strong>der</strong> um die richtigen Wege<br />
zur Qualitätssteigerung <strong>in</strong> deutschen <strong>Schule</strong>n gerungen<br />
wird. Die Audit-<strong>Schule</strong>n s<strong>in</strong>d für diese Reformen<br />
gut aufgestellt, weil sie bereits Erfahrungen gesammelt<br />
haben mit <strong>der</strong> Orientierung an Standards, präziser<br />
Ist-Analyse, geme<strong>in</strong>samer Zieldef<strong>in</strong>ition, E<strong>in</strong>richtung<br />
e<strong>in</strong>es Managements zur Umsetzung <strong>der</strong><br />
anvisierten Verbesserungen und Evaluation <strong>der</strong><br />
Ergebnisse. Genau solche Kenntnisse und Fähigkeiten<br />
werden die <strong>Schule</strong>n auf dem Weg <strong>der</strong> Reform brauchen.<br />
Es ist nicht nur gelungen, den <strong>Schule</strong>n zu helfen,<br />
auf eigenen Be<strong>in</strong>en zu stehen, son<strong>der</strong>n das Netzwerk<br />
ist zum<strong>in</strong>dest partiell politikfähig geworden. Es wird<br />
von außen als kompetent wahrgenommen und als<br />
Kooperationspartner geschätzt. Den Akteuren gel<strong>in</strong>gt<br />
es, Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zu bee<strong>in</strong>flussen und Strukturen<br />
zu verän<strong>der</strong>n. Das Netzwerk mischt sich <strong>in</strong>zwischen<br />
auch <strong>in</strong> die aktuelle Debatte um die Schulreform<br />
e<strong>in</strong> und kann <strong>in</strong>teressante Teillösungen<br />
anbieten.<br />
In e<strong>in</strong>em Projekt wie dem beschriebenen spielt<br />
die kommunale Ebene e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. E<strong>in</strong> Schulnetzwerk,<br />
das zeigen die Erfahrungen, lebt vom persönlichen<br />
Austausch zwischen den Menschen und da<br />
spielt die räumliche Nähe e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. In ihrer<br />
Rolle als Schulträger bestimmt die Kommune wesentliche<br />
Parameter <strong>der</strong> pädagogischen Arbeit durch Aus-<br />
stattung, Gebäudeangebot und Beratung, und auch<br />
Arbeitsfel<strong>der</strong> von <strong>Schule</strong>n werden <strong>in</strong> <strong>in</strong>direkter, aber<br />
nachdrücklicher Weise von kommunaler Politik bee<strong>in</strong>flusst.<br />
Ist zum Beispiel e<strong>in</strong>e Stadt an wirklicher Partizipation<br />
ihrer Bürger nicht <strong>in</strong>teressiert, werden auch<br />
<strong>Schule</strong>n kaum Chancen haben, am Beispiel und im<br />
Rahmen <strong>der</strong> kommunalen Politik mit ihren Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schülern Lernprozesse zu organisieren.<br />
Wenn e<strong>in</strong>e Stadt wie Düsseldorf die Planung von<br />
Schulwegsicherheit zusammen mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n vornimmt,<br />
ist dies sicherlich nicht das bekannte Vorgehen von<br />
Kommunen, aber genau hier bieten sich den <strong>Schule</strong>n<br />
hervorragende Ansatzpunkte, um das „wirkliche“<br />
Leben <strong>in</strong> die <strong>Schule</strong> zu holen und am spannenden<br />
Leben außerhalb <strong>der</strong> Schulmauern teilzunehmen. Vernetzungen,<br />
Ansatzpunkte und Anreize lassen sich hier<br />
e<strong>in</strong>facher f<strong>in</strong>den als man zunächst vermuten würde.<br />
Nachhaltige Entwicklungsprozesse brauchen jedoch<br />
Zeit. Und ohne Investitionsbereitschaft und e<strong>in</strong> wenig<br />
Geduld wird es kaum gel<strong>in</strong>gen, Erfolge zu erzielen.<br />
Die gute Kooperation zwischen allen Beteiligten<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Lokalen <strong>Agenda</strong> ist mit Sicherheit e<strong>in</strong>e<br />
entscheidende Voraussetzung für den beschriebenen<br />
qualitativen Schub im Audit-Projekt. Auch wenn im<br />
deutschen Bildungssystem die Kommunen für Bildungspolitik<br />
nicht zuständig s<strong>in</strong>d, muss diese beson<strong>der</strong>e<br />
Art „kommunaler Bildungspolitik“ <strong>in</strong> Düsseldorf<br />
deutlich gewürdigt werden, die durch die Zusammenarbeit<br />
von Stadt, Firmen und <strong>Schule</strong>n möglich geworden<br />
ist. Lokale Netzwerke von <strong>Schule</strong>n und außerschulischen<br />
Partnern, die <strong>in</strong> klar umrissenen Fel<strong>der</strong>n<br />
ihre Erfahrungen austauschen und geme<strong>in</strong>same Entwicklungsarbeit<br />
leisten, s<strong>in</strong>d für das Gel<strong>in</strong>gen von<br />
Schulreform unbed<strong>in</strong>gt notwendig. Der Beitrag <strong>der</strong><br />
Kommunen für die örtliche Reformarbeit sollte daher<br />
nicht unterschätzt werden. Der „Standort Düsseldorf“<br />
erreicht im Interesse von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, Eltern, Unternehmen<br />
und aller se<strong>in</strong>er Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger auch im<br />
Bereich Bildung e<strong>in</strong>e gute Position.
Im Schuljahr 1999/2000 startete <strong>der</strong> BLK-Modellversuch<br />
„<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>" <strong>in</strong> Dortmund mit dem<br />
Set „Partizipation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lokalen <strong>Agenda</strong>". In den folgenden<br />
Jahren sollten die schulischen <strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-<br />
Aktivitäten mit dem lokalen <strong>Agenda</strong>-Prozess verknüpft<br />
und Partizipationsmöglichkeiten für<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler <strong>in</strong> den BLK-Modellschulen<br />
entwickelt werden.<br />
E<strong>in</strong>e Landkarte von Kooperationspartnern<br />
<strong>21</strong><br />
Zunächst mussten potenzielle Kooperationspartner<br />
gefunden werden. Dafür setzten sich die BLK-Modellschulen<br />
zusammen und überlegten: „Wer kennt<br />
wen?“ Die Flipchart füllte sich mit Namen, Ämtern<br />
und <strong>Institut</strong>ionen. Bei diesen stellten sich die <strong>Schule</strong>n<br />
dann vor, ließen sich über die Arbeit <strong>der</strong> möglichen<br />
Partner berichten und <strong>in</strong>formierten ihrerseits über<br />
den BLK-Modellversuch. Die Namen auf <strong>der</strong> Flipchart<br />
verbanden sich mit Gesichtern. Erste Möglichkeiten<br />
e<strong>in</strong>er Kooperation wurden ausgelotet. E<strong>in</strong>e Landkarte<br />
entstand.<br />
Und Fragen über Fragen gesellten sich dazu:<br />
• Welches Interesse haben die e<strong>in</strong>zelnen <strong>Institut</strong>ionen<br />
an <strong>der</strong> <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>?<br />
• Mit welchen Themen wollen sie den lokalen<br />
<strong>Agenda</strong>-Prozess unterstützen?<br />
• Welche speziellen Schwerpunkte haben sie?<br />
Nach jedem Besuch bei den potenziellen Kooperationspartnern<br />
wurden unser Fragen konkreter:<br />
• Welche Aktivitäten entwickelt die Stadt Dortmund<br />
auf dem Gebiet <strong>der</strong> Lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>?<br />
• In welchen Bereichen unterstützt uns das Schulverwaltungsamt?<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
Brigitte Bömer<br />
Wie e<strong>in</strong>e Sp<strong>in</strong>ne im Netz<br />
Netzwerkstrukturen im Lokalen <strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Prozess<br />
Dortmund<br />
• Wie sieht es mit dem Schulamt aus? Wer<br />
befasst sich dort mit <strong>der</strong> <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>?<br />
• Ist das Umweltamt an e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit<br />
<strong>in</strong>teressiert?<br />
• Welche Aktivitäten unternimmt das Jugendamt?<br />
• Wird uns das vom Oberbürgermeister e<strong>in</strong>gesetzte<br />
<strong>Agenda</strong>-Büro unterstützen o<strong>der</strong> hat es<br />
zurzeit an<strong>der</strong>e Schwerpunkte?<br />
• Was macht die Verbraucherzentrale?<br />
• Gibt es an <strong>der</strong> Universität Forschungsprojekte<br />
zur <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>?<br />
• Wie steht die Dortmun<strong>der</strong> Energie und Wasser<br />
GmbH zur <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>?<br />
• Ist e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Entsorgungsgesellschaft<br />
Dortmund möglich?<br />
• Gibt es <strong>in</strong> Dortmund e<strong>in</strong>e Greenpeace-Gruppe?<br />
Lokale Strukturen s<strong>in</strong>d vielfältig und von Ort zu Ort<br />
unterschiedlich. Städtische Strukturen kann man<br />
nicht mit den Möglichkeiten auf dem Land vergleichen.<br />
Sogar von Stadt zu Stadt s<strong>in</strong>d die Kooperationsmöglichkeiten<br />
unterschiedlich. Die Beson<strong>der</strong>heiten<br />
<strong>der</strong> eigenen Stadt zu nutzen kann im Lokalen <strong>Agenda</strong>-<br />
<strong>21</strong>-Prozess zur Chance werden.<br />
Auf <strong>der</strong> Suche nach möglichen Partnern entdekkten<br />
wir viele <strong>in</strong>teressante Ansätze für e<strong>in</strong>e <strong>Agenda</strong>-<br />
<strong>21</strong>-Arbeit vor Ort. E<strong>in</strong> Blick auf unsere „Landkarte“<br />
zeigt, was wir herausgefunden hatten und wie es uns<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> weiteren Arbeit dienlich war.<br />
Kooperationsverhandlungen
Mögliche Kooperationspartner auf städtischer Verwaltungsebene<br />
Das <strong>Agenda</strong>-Büro <strong>der</strong> Stadt Dortmund<br />
• ist seit Anfang 1999 e<strong>in</strong>gesetzt,<br />
• hat <strong>Agenda</strong>-Beauftragte <strong>in</strong> den städtischen Ämtern,<br />
• bemüht sich um Kommunikation zwischen den Ämtern,<br />
• br<strong>in</strong>gt die <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> im <strong>in</strong>nerstädtischen Bereich e<strong>in</strong>,<br />
• knüpft für <strong>Schule</strong>n erste Kontakte zu Verbraucherberatung, EDG und DEW,<br />
• ist <strong>in</strong>teressiert an eigenständigen Projekten,<br />
• hat im Jahr 2000 den 1. Dortmun<strong>der</strong> <strong>Agenda</strong>-Kongress organisiert,<br />
• ist über die Landes-<strong>Agenda</strong> mit an<strong>der</strong>en Städten und Kommunen verbunden,<br />
• ist erfreut über e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit.<br />
Inzwischen hat das <strong>Agenda</strong>-Büro bereits den 2. <strong>Agenda</strong>-Kongress organisiert, war erfolgreicher Initiator <strong>der</strong><br />
Dortmun<strong>der</strong> Nachhaltigkeitswoche, ist Initiator <strong>der</strong> Aktivitäten zur „Hauptstadt des Fairen Handels“ und<br />
spielt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landes-<strong>Agenda</strong> e<strong>in</strong>e maßgebliche Rolle. BLK-Modellversuch und <strong>Agenda</strong>-Büro arbeiten Hand <strong>in</strong><br />
Hand.<br />
Das Umweltamt <strong>der</strong> Stadt Dortmund<br />
• hat von Amts wegen großes Interesse an <strong>der</strong> <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>,<br />
• entwickelte 1998 den Dortmun<strong>der</strong> Energiesparwettbewerb <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n,<br />
• kooperiert über das Energiesparprojekt mit dem Hochbauamt,<br />
• betreut mehrere <strong>Schule</strong>n im Bereich von Naturpatenschaften,<br />
• lobt den Dortmun<strong>der</strong> Umweltpreis aus,<br />
• ist zur Zusammenarbeit bereit,<br />
• möchte se<strong>in</strong>e Eigenständigkeit wahren.<br />
Inzwischen haben das Schulverwaltungsamt und die Städtische Immobiliengesellschaft den Energiesparwettbewerb<br />
für <strong>Schule</strong>n übernommen. Im Rahmen des 1. Dortmun<strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen- und Schülerkongress<br />
„Power für die Zukunft“ bot das Umweltamt <strong>in</strong>teressante Workshops an.<br />
Das Schulverwaltungsamt<br />
Wie e<strong>in</strong>e Sp<strong>in</strong>ne im Netz 22<br />
• stellt dem BLK-Modellversuch Büro- und Tagungsräume zur Verfügung,<br />
• strukturiert zurzeit die Schulgebäudebetreuung um, Schulgebäude werden künftig von <strong>der</strong> Städtischen<br />
Immobiliengesellschaft gewartet,<br />
• die Leitung des Schulverwaltungsamtes möchte <strong>Agenda</strong>-Aktivitäten unterstützen.<br />
Inzwischen nimmt das Schulverwaltungsamt maßgeblich am Runden Tisch „Energie und Müll“ teil und stellt<br />
Geld für erfolgreiche Energiesparschulen und müllvermeidende <strong>Schule</strong>n zur Verfügung. Der Kontakt zwischen<br />
BLK-Modellversuch und Amt ist sehr eng und vertrauensvoll.
Die Städtische Immobiliengesellschaft<br />
• ermittelt Gebäudebestand und Betriebskosten,<br />
• hat Interesse an Kostensenkungen im Bereich von Energie und Müll,<br />
• ist deshalb ansprechbar für e<strong>in</strong>en Runden Tisch „Energie und Müll“,<br />
• ist an Zusammenarbeit <strong>in</strong>teressiert.<br />
Inzwischen arbeitet die Städtische Immobilienwirtschaft am Runden Tisch „Müll“ mit und <strong>in</strong>itiierte geme<strong>in</strong>sam<br />
mit dem <strong>Agenda</strong>-Büro und dem BLK-Set den Runden Tisch „Energie“. Sie setzt <strong>in</strong> Kooperation mit dem<br />
Schulverwaltungsamt e<strong>in</strong> neues Energiesparmodell für Dortmun<strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n um.<br />
Das Jugendamt<br />
23<br />
• ist noch nicht endgültig als Partner im Boot,<br />
• arbeitet am Projekt „Respekt“,<br />
• führt im Mai 2004 geme<strong>in</strong>sam mit an<strong>der</strong>en Kooperationspartnern e<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>gipfel im Dortmun<strong>der</strong> Rathaus<br />
durch,<br />
• ist auf allen Gebieten, bei denen es um Partizipationsmöglichkeiten von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen geht,<br />
ansprechbar.<br />
Inzwischen gibt es erste Kontakte zum „Respekt“-Büro. Der K<strong>in</strong><strong>der</strong>gipfel im Mai 2004 wird unsere Aktivitäten<br />
auf dem Gebiet <strong>der</strong> Partizipation von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen zusammenführen. Schwierig ist die mangelnde<br />
Kommunikation zwischen Schulverwaltung und Jugendamt.<br />
Das Schulamt für die Stadt Dortmund<br />
• ist als untere Schulaufsicht ke<strong>in</strong>e städtische Instanz, son<strong>der</strong>n dem Regierungspräsidenten <strong>in</strong> Arnsberg<br />
zugeordnet,<br />
• hat e<strong>in</strong>e Generalist<strong>in</strong> für den Bereich <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>,<br />
• wünscht die Zusammenarbeit mit dem BLK-Modellversuch.<br />
Inzwischen gehört die Generalist<strong>in</strong> für den Bereich <strong>Agenda</strong> zum Kernteam des schulischen <strong>Agenda</strong>-Prozesses.<br />
Die Zusammenarbeit ist eng und vertrauensvoll.<br />
Das Schulbiologische Zentrum Dortmund<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
• ist als Umweltzentrum seit Jahren im Umweltbereich erfolgreich tätig,<br />
• macht Unterrichtsangebote zu Themen wie Boden, Wald, Wasser,<br />
• def<strong>in</strong>iert die eigenen Unterrichtsangebote als Teil <strong>der</strong> Lokalen <strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Aktivitäten,<br />
• ist kooperationsbereit.<br />
Das Schulbiologische Zentrum ist <strong>in</strong>zwischen auf allen zentralen <strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Veranstaltungen <strong>in</strong> Dortmund<br />
vertreten und e<strong>in</strong> verlässlicher Kooperationspartner.
Weitere potenzielle Kooperationspartner <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt:<br />
Die Verbraucherzentrale Dortmund<br />
• leistet eigenständige Arbeit auf folgenden Gebieten: Gesunde Ernährung, Energiesparen, fair gehandelte<br />
Produkte, Recycl<strong>in</strong>gpapier,<br />
• unterstützt die Initiative 2000 plus (Vergrößerung des Marktanteils für Recycl<strong>in</strong>gpapier),<br />
• bietet Unterrichtssequenzen an (Papierschöpfen, Informationen über die Abholzung borealer<br />
Nadelwäl<strong>der</strong>),<br />
• ist an e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit sehr <strong>in</strong>teressiert.<br />
Inzwischen ist die Verbraucherberatung ständiges Mitglied im Arbeitskreis Bildung und <strong>Schule</strong>, betreut mehrere<br />
Dortmun<strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n im Bereich Recycl<strong>in</strong>gpapiernutzung, hat e<strong>in</strong>en Marktführer durch die Dortmun<strong>der</strong><br />
Schreibwarengeschäfte <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Greenpeace Dortmund und Dortmun<strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n erstellt und<br />
ist Mitorganisator e<strong>in</strong>er großen Aktion zu diesem Thema <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dortmun<strong>der</strong> Innenstadt. Sie unterstützt darüber<br />
h<strong>in</strong>aus tatkräftig die Aktionen zum Fairen Handel.<br />
Die Universität Dortmund<br />
Wie e<strong>in</strong>e Sp<strong>in</strong>ne im Netz 24<br />
• ist noch nicht endgültig als Partner im Boot,<br />
• hat Interesse durch die Abteilung Umwelttechnik bekundet,<br />
• hat im Fachbereich Geografie e<strong>in</strong>en sehr <strong>in</strong>teressierten Dozenten,<br />
• arbeitet für die Entsorgungsgesellschaft Dortmund Unterrichtsmaterialien zum Thema Müllvermeidung <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Schule</strong> aus,<br />
• ist an e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit am Runden Tisch „Müll“ <strong>in</strong>teressiert.<br />
Vertreter <strong>der</strong> Abteilung Umwelttechnik organisierten e<strong>in</strong>en Workshop auf dem 1. Dortmun<strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nenund<br />
Schülerkongress „Power für die Zukunft“, e<strong>in</strong> Vertreter des Fachbereichs Geografie erstellte <strong>in</strong> Kooperation<br />
mit <strong>der</strong> EDG Unterrichtsmaterialien zur Müllvermeidung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> und ist Mitglied des Runden<br />
Tisches „Müll“.<br />
Die Dortmun<strong>der</strong> Energie und Wasser GmbH (DEW)<br />
• möchte sich als umweltfreundlicher Energieversorger profilieren,<br />
• beschäftigt e<strong>in</strong>e sehr engagierte Kooperationspartner<strong>in</strong> für Öffentlichkeitsarbeit,<br />
• engagiert sich für Solarenergie auf Dortmunds Dächern,<br />
• erbr<strong>in</strong>gt Sachleistungen wie die Bereitstellung von Thermometern zum Thema Energiesparen.<br />
Inzwischen ist die DEW fester Kooperationspartner im Arbeitskreis Bildung und <strong>Schule</strong> und auf lokaler Ebene<br />
an zahlreichen Aktionen im Stadtgebiet beteiligt.
Die Entsorgungsgesellschaft Dortmund (EDG)<br />
• ichtete Initiativen zu Abfalltrennung und Abfallvermeidung e<strong>in</strong>,<br />
• beschäftigt e<strong>in</strong>en sehr engagierten pädagogischen Mitarbeiter,<br />
• bietet Beratung bei <strong>der</strong> Organisation von Mülltrennung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> an,<br />
• macht Unterrichtangebote zu den Themen „Umweltfreundliche Schultasche“, Müllvermeidung an <strong>der</strong><br />
<strong>Schule</strong>,<br />
• bietet Unterrichtsmaterialien und zahlreiche Medien zum Thema Müll an,<br />
• bietet Unterrichtsgänge zu den Themen Mülldeponie und Kompostwerk an,<br />
• unterhält e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Dortmun<strong>der</strong> Universität,<br />
• <strong>in</strong>itiiert mit dem Dortmun<strong>der</strong> Umweltamt Müllsammelaktionen mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen und sehr<br />
großer <strong>in</strong>nerstädtischer Resonanz.<br />
Inzwischen fehlte die EDG bei ke<strong>in</strong>er <strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Aktivität. Sie unterstützt die Aktionen mit Know-how, Unterrichtsmaterialien<br />
und ihrem Infomobil. Im Arbeitskreis <strong>Schule</strong> und Bildung arbeitet sie regelmäßig mit.<br />
Greenpeace Dortmund<br />
• arbeitet seit drei Jahren mit zwei Gruppen <strong>in</strong> Dortmund,<br />
• startete die zentrale Kampagne „<strong>Schule</strong> für den Urwald“,<br />
• stellt Medien und Unterrichtsmaterial zur Verfügung,<br />
• ist an e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit <strong>in</strong>teressiert.<br />
Inzwischen ist Greenpeace Dortmund über se<strong>in</strong> aktives 50+ Team (Greenpeace-Aktivisten über 50 Jahre) im<br />
Arbeitskreis Bildung und <strong>Schule</strong> vertreten. Aktionen werden geme<strong>in</strong>sam mit an<strong>der</strong>en Kooperationspartnern<br />
zum Thema Recycl<strong>in</strong>gpapier/Schluss mit <strong>der</strong> Urwaldzerstörung durchgeführt. E<strong>in</strong>ige Dortmun<strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n<br />
wurden bereits als „<strong>Schule</strong> für den Urwald“ von Greenpeace ausgezeichnet.<br />
Die Volkshochschule<br />
25<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
• hat Vertreter aus dem Umweltbereich <strong>in</strong> den AK Bildung und <strong>Schule</strong> entsandt,<br />
• stellt Möglichkeiten für Vorträge, Exkursionen und Veranstaltungen zur Verfügung.<br />
Die Zusammenarbeit im Arbeitskreis Bildung und <strong>Schule</strong> <strong>in</strong>tensivierte sich mit dem Umweltbereich <strong>der</strong> Volkshochschule<br />
über die Durchführung e<strong>in</strong>er Zukunftswerkstatt.
Projektmanagement<br />
Es ist äußerst hilfreich, sich e<strong>in</strong>e solche „Landkarte“<br />
<strong>der</strong> potenziellen Kooperationspartner bildlich vor<br />
Augen zu führen. Sie zeigt Interessensüberschneidungen<br />
und Schnittmengen. Stück für Stück ergibt sich<br />
so e<strong>in</strong>e differenzierte Abbildung lokaler Strukturen.<br />
Mit diesem Bild vor Augen ist es im Projektablauf<br />
leichter, die geeigneten Kooperationspartner zu f<strong>in</strong>den.<br />
Die Landkarte potenzieller Kooperationspartner<br />
ist e<strong>in</strong> Instrument erfolgreichen Projektmanagements.<br />
Es hilft die Arbeit zu strukturieren, planmäßiger zu<br />
gestalten und im alltäglichen Betrieb die geme<strong>in</strong>same<br />
Vision vor Augen zu behalten.<br />
1. Dortmun<strong>der</strong> <strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-<br />
Kongress<br />
Wie e<strong>in</strong>e Sp<strong>in</strong>ne im Netz 26<br />
Wegen des großen Interesses an e<strong>in</strong>er<br />
Zusammenarbeit berief das <strong>Agenda</strong>-Büro<br />
Dortmund im April 2001 den 1. Dortmun<strong>der</strong><br />
<strong>Agenda</strong>-Kongress e<strong>in</strong>. Er wurde von vielen<br />
lokalen Initiativen, Kooperationspartnern<br />
und Privatpersonen besucht.<br />
Vertreter<strong>in</strong>nen und Vertreter von Universität, EDG,<br />
DEW, städtischen Ämtern und freien <strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Gruppen,<br />
E<strong>in</strong>e-Welt-Gruppen, Volkshochschule, Seniorenbildungszentren,<br />
<strong>Schule</strong>n und Verbraucherzentrale<br />
wollten e<strong>in</strong>en Beitrag zur <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> Dortmund leisten.<br />
Es gründeten sich mehrere Arbeitskreise, die<br />
heute noch aktiv s<strong>in</strong>d:<br />
• Nachhaltiger Umgang mit Ressourcen<br />
• Nachhaltiges Wirtschaften<br />
• Bauen, Wohnen, Leben<br />
• Nachhaltige Mobilität<br />
• Leitbil<strong>der</strong> und Indikatoren<br />
• Bildung und <strong>Schule</strong>.<br />
(Nachzulesen <strong>in</strong>: Dortmun<strong>der</strong> Berichte, 10/2001, 1.<br />
Dortmun<strong>der</strong> <strong>Agenda</strong> - Kongress, S. 44)<br />
Die Lage nach dem 1. Dortmun<strong>der</strong><br />
<strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Kongress<br />
Wie die Abbildung zeigt, entwickelten sich aus dem 1.<br />
Dortmun<strong>der</strong> <strong>Agenda</strong>-Kongress viele thematische<br />
Schwerpunkte. Zahlreiche Arbeitskreise wurden gebildet.<br />
Je<strong>der</strong> Arbeitskreis wählte Sprecher<strong>in</strong>nen und<br />
Sprecher. Sie treffen sich alle zwei bis drei Monate im<br />
so genannten „Konsultationskreis“. Dieser dient <strong>der</strong><br />
Kommunikation unter den Arbeitskreisen und<br />
bestimmt auch die Schwerpunkte <strong>der</strong> Arbeit.<br />
E<strong>in</strong>ige BLK-Modellschulen und die Projektkoord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong><br />
des BLK-Sets „Partizipation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lokalen<br />
<strong>Agenda</strong>" arbeiten im Arbeitskreis Bildung und <strong>Schule</strong><br />
sowie im Konsultationskreis <strong>der</strong> Lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong><br />
mit. Die Arbeit <strong>der</strong> BLK-<strong>Schule</strong>n konnte so mit den<br />
Aktivitäten <strong>der</strong> Lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> verzahnt werden.<br />
Neue Kooperationspartner wurden gefunden, neue<br />
Gesprächspartner lernten sich kennen.<br />
In Dortmund f<strong>in</strong>det <strong>in</strong>zwischen jedes Jahr e<strong>in</strong><br />
<strong>Agenda</strong>-Kongress zu Themen wie Fairer Handel,<br />
erneuerbare Energiequellen etc. im Rathaus statt. Er<br />
bündelt die Aktivitäten vor Ort und för<strong>der</strong>t so Synergieeffekte.<br />
Schnittmengen mit<br />
<strong>der</strong> Verbraucherzentrale<br />
NRW
Schnittmengen <strong>der</strong> Interessen f<strong>in</strong>den<br />
Schaute man sich die Aktivitäten <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Partner auf <strong>der</strong> Landkarte an, so zeigten sich deutlich<br />
die Möglichkeiten e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit. Schnell<br />
wurde jedoch auch klar: Was auf <strong>der</strong> Flipchart e<strong>in</strong>fach<br />
ersche<strong>in</strong>t, gestaltete sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis viel schwieriger.<br />
In den Arbeitskreisen <strong>der</strong> Lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong><br />
saßen zwar die Vertreter <strong>der</strong> lokalen <strong>Institut</strong>ionen<br />
zusammen. Doch die Sitzungen <strong>der</strong> viel beschäftigten<br />
Menschen gerieten <strong>in</strong> die Gefahr, e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>er Austausch<br />
zu werden. Sie gestalteten sich zäh und die Mitarbeit<br />
wurde zur Last.<br />
So war es auch im Arbeitskreis Bildung und <strong>Schule</strong>.<br />
Der beschloss schließlich, zur Jahreswende<br />
2002/2003 e<strong>in</strong>e Zukunftswerkstatt durchzuführen,<br />
um e<strong>in</strong> weiteres geme<strong>in</strong>sames Vorhaben zu<br />
f<strong>in</strong>den und zu planen. Die Zukunftswerkstatt<br />
war e<strong>in</strong> voller Erfolg. Die Teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />
und Teilnehmer wurden wirklich „warm“ mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />
E<strong>in</strong>e praktische Schnittmenge war<br />
gefunden. Es galt, sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folgezeit mit<br />
Leben zu füllen.<br />
Als Ergebnis wurden geme<strong>in</strong>same Projektziele<br />
gefunden:<br />
• Wir unterstützen mit vere<strong>in</strong>ten Kräften<br />
die Initiative 2000 plus.<br />
• Wir kurbeln den Verkauf von Recycl<strong>in</strong>gpapierheften<br />
im Dortmun<strong>der</strong> Stadtgebiet<br />
an.<br />
• Wir tragen das Problem <strong>in</strong> die <strong>Schule</strong>n<br />
und an<strong>der</strong>e Bildungse<strong>in</strong>richtungen.<br />
Dortmun<strong>der</strong> Schnittmengen:<br />
Recycl<strong>in</strong>gpapier/Schluss mit <strong>der</strong><br />
Abholzung von Urwäl<strong>der</strong>n<br />
Zeitgleich fand <strong>in</strong> den BLK-Modellschulen<br />
e<strong>in</strong>e Projektf<strong>in</strong>dungsphase statt. Ziel war es,<br />
Schritte <strong>in</strong> Richtung auf e<strong>in</strong>e abfallarme<br />
<strong>Schule</strong> zu gehen. Das Thema Papierverbrauch<br />
<strong>in</strong> den Industrielän<strong>der</strong>n, Abholzung<br />
<strong>der</strong> Regenwäl<strong>der</strong> für die Papierproduktion<br />
und Klimaverän<strong>der</strong>ungen wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />
<strong>der</strong> Modellschulen aufgegriffen. Nicht nur die<br />
BLK-Modellschulen, son<strong>der</strong>n auch weitere<br />
Dortmun<strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n griffen die Angebote<br />
<strong>der</strong> Verbraucherzentrale zum Papierschöpfen<br />
27<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
und zur detaillierten Schüler<strong>in</strong>formation auf. Die Aktivitäten<br />
wurden mit <strong>der</strong> Greenpeace-Kampagne „<strong>Schule</strong><br />
für den Urwald" verbunden. In den Modellschulen<br />
fanden Schülerschulungen zum Thema „Unsere<br />
Lebensweise hier - Müll für die 3. Welt“ statt. So<br />
konnte die Arbeit <strong>der</strong> BLK-<strong>Schule</strong>n und des Arbeitskreises<br />
Bildung und <strong>Schule</strong> praktisch mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verknüpft<br />
werden. Zwei BLK-<strong>Schule</strong>n arbeiten im Arbeitskreis<br />
mit und br<strong>in</strong>gen die neuen Ideen wie<strong>der</strong> <strong>in</strong>s<br />
BLK-Team Dortmund e<strong>in</strong>.<br />
Schnittmenge: Recycl<strong>in</strong>gpapier/<br />
Schluss mit <strong>der</strong> Abholzung <strong>der</strong> Urwäl<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Erde
Der Runde Tisch „Müll“<br />
Wie e<strong>in</strong>e Sp<strong>in</strong>ne im Netz 28<br />
Zur gleichen Zeit wurde auf Anregung von <strong>Agenda</strong>-<br />
Büro und BLK-Projektkoord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Run<strong>der</strong> Tisch<br />
„Müll“ <strong>in</strong>s Leben gerufen. Für Dortmund sollte e<strong>in</strong><br />
Konzept für e<strong>in</strong>e abfallarme <strong>Schule</strong> entwickelt werden.<br />
Bis zu diesem Zeitpunkt war <strong>in</strong> Dortmun<strong>der</strong><br />
<strong>Schule</strong>n von Amts wegen praktisch ke<strong>in</strong>e Mülltrennung<br />
vorgesehen. Vertreter<strong>in</strong>nen und Vertreter von<br />
<strong>Agenda</strong>-Büro, BLK-Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong>, Schulverwaltungsamt,<br />
städtischer Immobiliengesellschaft, Umweltamt,<br />
Liegenschaftsamt, <strong>der</strong> Entsorgungsgesellschaft Dortmund<br />
und vierzehn <strong>in</strong>teressierten <strong>Schule</strong>n kamen für<br />
diese Arbeit zusammen. Sie entwickelten e<strong>in</strong> Konzept<br />
und e<strong>in</strong>igten sich auf e<strong>in</strong> Anreizsystem. Das Schulver-<br />
waltungsamt brachte die Ideen mit e<strong>in</strong>er Vorlage <strong>in</strong><br />
den Schulausschuss des Rates e<strong>in</strong> und stimmte mit<br />
dem Kämmerer e<strong>in</strong> Anreizsystem für e<strong>in</strong>e Pilotphase<br />
ab. Wie<strong>der</strong> war es das konkrete Projektziel, dass die<br />
Arbeit bestimmte. Wie<strong>der</strong> war e<strong>in</strong>e praktische Schnittmenge<br />
<strong>der</strong> Interessen gefunden.<br />
Schnittmenge: Run<strong>der</strong> Tisch „Müll“<br />
Die Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> füllte sich immer<br />
mehr mit Leben: e<strong>in</strong>e Schnittmenge f<strong>in</strong>den im konkreten<br />
Tun, <strong>in</strong> <strong>der</strong> konkreten Aktion mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Dieser<br />
Weg wird <strong>in</strong> Dortmund weiter beschritten werden,<br />
weil er sich als gangbar und Erfolg versprechend<br />
erwiesen hat.
1. Dortmun<strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen- und<br />
Schülerkongress „Power für die<br />
Zukunft“<br />
29<br />
Ähnlich wie beim Schwerpunkt Recycl<strong>in</strong>gpapier bündelte<br />
<strong>der</strong> 1. Dortmun<strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen- und Schülerkongress<br />
„Power für die Zukunft" die Angebote <strong>der</strong><br />
Kooperationspartner. Themen waren damals Energiesparen,<br />
Umgang mit den Brennstoffressourcen <strong>der</strong><br />
Erde, Treibhauseffekt und Klimaverän<strong>der</strong>ungen, Chancen<br />
für regenerative Energiequellen. Das Dortmun<strong>der</strong><br />
Umweltamt betreute damals die so genannten Energiesparschulen,<br />
darunter auch die BLK-<strong>Schule</strong>n. In<br />
den Modellschulen wurden Partizipationsmöglichkeiten<br />
für Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler ausprobiert. Die<br />
Klassen wählten so genannte Energiesparbeauftragte.<br />
Diese trafen sich regelmäßig <strong>in</strong> Versammlungen zum<br />
Austausch ihrer Erfahrungen. Spezielle Schüler-Schulungen<br />
wurden durchgeführt. Im Rollenspiel wurde<br />
e<strong>in</strong>e „Weltklimakonferenz“ simuliert. Im Rathaus sollte<br />
e<strong>in</strong> großer Schülerkongress organisiert werden.<br />
Wer konnte den <strong>Schule</strong>n mit Angeboten zu <strong>in</strong>teraktiven<br />
Workshops helfen? E<strong>in</strong> Bündnis von zwanzig<br />
Kooperationspartnern unterstützte den Kongress mit<br />
ihren Angeboten. (Nachzulesen <strong>in</strong>: Dortmun<strong>der</strong><br />
Berichte 4/2002 „Power für die Zukunft“ und <strong>in</strong> den<br />
NRW-Werkstattmaterialien „Power für die Zukunft“)<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
Schnittmenge: 1. Dortmun<strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen-<br />
und Schülerkongress „Power<br />
für die Zukunft“<br />
Am 1. Dortmun<strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen- und Schülerkongress<br />
nahmen etwa 300 Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
aus Dortmun<strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n teil. In <strong>in</strong>teraktiven Workshops,<br />
die von Kooperationspartnern und vielen Dortmun<strong>der</strong><br />
Künstler<strong>in</strong>nen und Künstlern zu e<strong>in</strong>em wahren<br />
Happen<strong>in</strong>g im Dortmun<strong>der</strong> Rathaus ausgestaltet<br />
wurden, gelang es, konkrete Schnittmengen zu f<strong>in</strong>den.<br />
Der Schüler<strong>in</strong>nen- und<br />
Schüler-Kongress im<br />
Dortmun<strong>der</strong> Rathaus
Schüler<strong>in</strong>nen verkaufen<br />
den fair gehandelten<br />
„Dortmund Kaffee“<br />
„Der Pott kocht fair“<br />
Wie e<strong>in</strong>e Sp<strong>in</strong>ne im Netz 30<br />
E<strong>in</strong>e ähnliche Schnittmenge wurde bei e<strong>in</strong>er Aktion<br />
<strong>der</strong> Verbraucherzentrale NRW gefunden, als durch<br />
ganz Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen e<strong>in</strong> Son<strong>der</strong>zug zum Thema<br />
„Der Pott kocht fair" fuhr und für den Verbrauch von<br />
fair gehandeltem Kaffee warb. Die Aktion wurde von<br />
den lokalen <strong>Agenda</strong>-Büros <strong>in</strong> NRW unterstützt. In<br />
Dortmund kam es zu e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit von Verbraucherberatung,<br />
<strong>Agenda</strong>-Büro, BLK-Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong>,<br />
BLK-Modellschulen und dem Informationszentrum 3.<br />
Welt. E<strong>in</strong>e BLK-<strong>Schule</strong> baute e<strong>in</strong>en Kaffee-Parcours im<br />
Dortmun<strong>der</strong> Bahnhof auf. Die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
<strong>in</strong>formierten die Passanten über den Kaffeeanbau<br />
<strong>in</strong> Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> 3. Welt und warben für fair gehandelten<br />
Kaffee. Engagierte Mitarbeiter<strong>in</strong>nen aus mehreren<br />
E<strong>in</strong>e-Welt-Läden verkauften im Bahnhof fair gehandelte<br />
Produkte, e<strong>in</strong>e Netzwerkschule bot vor dem Bahnhof<br />
geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> Verbraucherberatung Kostproben<br />
des fair gehandelten „Dortmund-Kaffees“ an. Als<br />
<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>zug dann im Dortmun<strong>der</strong> Bahnhof e<strong>in</strong>fuhr,<br />
bereiteten ihm alle e<strong>in</strong>en bee<strong>in</strong>druckenden Empfang.<br />
„Woche <strong>der</strong> Nachhaltigkeit“<br />
Von <strong>der</strong> <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />
als Schwerpunktaktion ausgewiesen und vom <strong>Agenda</strong>-Büro<br />
Dortmund für den Stadtbezirk organisiert,<br />
stellten die <strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Arbeitskreise unterschiedliche<br />
Aspekte ihrer Arbeit vor. In <strong>der</strong> Dortmun<strong>der</strong> Innenstadt<br />
wurde e<strong>in</strong>e große Aktion zum Fairen Handel<br />
durchgeführt, bei <strong>der</strong> die Verbraucherzentrale, die<br />
Schülerfirma e<strong>in</strong>es Dortmun<strong>der</strong> Gymnasiums, die<br />
BLK-Modellschulen und Mitarbeiter <strong>der</strong> E<strong>in</strong>e-Welt-<br />
Läden zusammenarbeiteten.<br />
„Recycl<strong>in</strong>gpapier kaufen – Gegen die<br />
Urwaldzerstörung auf <strong>der</strong> Erde“<br />
Unter diesem Motto f<strong>in</strong>det im Mai 2004 e<strong>in</strong>e große<br />
Aktion <strong>in</strong> <strong>der</strong> Innenstadt von Dortmund zum Thema<br />
Recycl<strong>in</strong>gpapier statt. Verbraucherberatung, Entsorgungsgesellschaft<br />
Dortmund, Greenpeace, das <strong>Agenda</strong>-Büro,<br />
Vertreter <strong>der</strong> Volkshochschule, die Dortmun<strong>der</strong><br />
Energie und Wasser GmbH und mehrere<br />
Schulklassen werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt für den Verkauf und<br />
Kauf von Recycl<strong>in</strong>gpapier werben. Interaktive Stände<br />
werden zum Mitmachen auffor<strong>der</strong>n. Die beteiligten
Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler werden ihre Unterrichtsergebnisse<br />
zu diesem Thema präsentieren. E<strong>in</strong>e Liste<br />
mit Geschäften, die Recycl<strong>in</strong>ghefte verkaufen, wird an<br />
die Bevölkerung verteilt. E<strong>in</strong> Greenpeace-Spot zeigt,<br />
wie für die Produktion von Frischfaserpapier riesige<br />
Urwaldflächen gerodet werden. Als große Puppen verkleidet,<br />
stellen Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler die betroffenen<br />
Urwaldtiere dar.<br />
Strukturen schaffen<br />
E<strong>in</strong>e Lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> muss mit konkreten Zielen und<br />
geme<strong>in</strong>samen Aktionen erfahrbar gemacht und lebendig<br />
gehalten werden. Ebenso darf es nicht vergessen<br />
werden, Strukturen zu schaffen. Durch die Landeskampagne<br />
„<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ ist e<strong>in</strong> geeignetes<br />
Dissem<strong>in</strong>ations<strong>in</strong>strument geschaffen worden. Die<br />
Erfahrungen <strong>der</strong> Modellschulen werden auf diese<br />
Weise <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e <strong>Schule</strong>n getragen. Dreißig Dortmun<strong>der</strong><br />
<strong>Schule</strong>n beteiligen sich <strong>in</strong>zwischen mit eigenen<br />
Projekten an <strong>der</strong> Kampagne „<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“.<br />
Es gibt e<strong>in</strong> funktionierendes Gremium aus Schulamt,<br />
<strong>Agenda</strong>-Büro und BLK-Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong>, das die<br />
weitere Arbeit koord<strong>in</strong>iert, Treffen <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n organisiert,<br />
zwei Runde Tische zu den Themen „Müll“ und<br />
„Energie“ betreut, die Aktivitäten <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Kooperationspartner wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die <strong>Schule</strong>n trägt und<br />
so Kommunikation und Zusammenarbeit för<strong>der</strong>t.<br />
Wie e<strong>in</strong>e Sp<strong>in</strong>ne im Netz<br />
31<br />
E<strong>in</strong> Netzwerk von <strong>Schule</strong>n und Kooperationspartnern<br />
ist geschaffen worden. Unterschiedliche Ebenen s<strong>in</strong>d<br />
verzahnt. Die Netzwerkarbeit entlastet die e<strong>in</strong>zelnen<br />
<strong>Agenda</strong>-Aktiven. Engagierte Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer<br />
erfahren durch Runde Tische, lokale Arbeitskreise und<br />
die Landeskampagne „<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“<br />
Unterstützung und lernten Kooperationspartner kennen.<br />
Netzwerkarbeit besteht jedoch nicht nur aus den<br />
e<strong>in</strong>zelnen Mitglie<strong>der</strong>n. Der Prozess muss immer wie<strong>der</strong><br />
gesteuert und koord<strong>in</strong>iert werden. In Dortmund<br />
s<strong>in</strong>d es drei <strong>Institut</strong>ionen, die den schulischen <strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Prozess<br />
immer wie<strong>der</strong> neu beleben: das <strong>Agenda</strong>-Büro,<br />
die Generalist<strong>in</strong> des Schulamtes und die<br />
BLK-Projektstelle. Sie bilden so etwas wie die „Sp<strong>in</strong>ne<br />
im Netz“. Ohne e<strong>in</strong>e solche Schaltstelle und e<strong>in</strong>en<br />
Verknüpfungspunkt würde <strong>der</strong> schulische <strong>Agenda</strong>-<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
Prozess möglicherweise wie<strong>der</strong> versanden.<br />
Abschließend lässt sich sagen: Obwohl natürlich jede<br />
Stadt an<strong>der</strong>s ist, kann auf an<strong>der</strong>e Lokale-<strong>Agenda</strong>-Prozesse<br />
übertragen werden:<br />
• E<strong>in</strong>e Landkarte <strong>der</strong> ortsansässigen Kooperationspartner<br />
ist für die lokale <strong>Agenda</strong>-Arbeit<br />
sehr nützlich, weil <strong>der</strong> Zusammenschluss mit<br />
außerschulischen Partnern zum gegenseitigem<br />
Vorteil ist. So war Greenpeace Dortmund beispielsweise<br />
froh, Dienstleistungen kommunaler<br />
Partner nutzen zu können. Der kommunale<br />
<strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Arbeitskreis Bildung und <strong>Schule</strong><br />
wie<strong>der</strong>um freute sich, die vielfältigen Medien<br />
von Greenpeace <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Arbeit e<strong>in</strong>beziehen zu<br />
können.<br />
• Konkrete Projektziele als praktische Schnittmengen<br />
helfen, die Akteure im konkreten Tun<br />
zusammenzubr<strong>in</strong>gen. Das geme<strong>in</strong>same Projekt<br />
ist die Triebfe<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeit, ohne geme<strong>in</strong>same<br />
Projekte versandet die Arbeit schnell.<br />
• Geme<strong>in</strong>same Aktionen beleben die Arbeit und<br />
geben den Mitwirkenden Freude und Kraft.<br />
Arbeit muss Spaß machen. Auf geme<strong>in</strong>same<br />
Treffen sollten sich alle freuen können. Gleichzeitig<br />
schaffen solche Aktionen auch e<strong>in</strong>e Präsentationsplattform.<br />
Die Aktionen halten die<br />
Akteure zusammen, gleichzeitig können sich<br />
alle auch selbstständig präsentieren.<br />
• Ohne klare Strukturen und regelmäßige Treffen<br />
<strong>der</strong> Haupt<strong>in</strong>itiatoren wird die Arbeit nicht<br />
zusammenwachsen. Wie e<strong>in</strong>e Sp<strong>in</strong>ne ihr Netz<br />
immer weiter sp<strong>in</strong>nt, so müssen alle Beteiligten<br />
<strong>in</strong> diesem Sp<strong>in</strong>nennetz ihren Platz f<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong>e<br />
umfassende Koord<strong>in</strong>ation verstetigt die<br />
Zusammenarbeit.<br />
Literatur<br />
– Dortmun<strong>der</strong> Berichte 10/2001, 1. Dortmun<strong>der</strong><br />
<strong>Agenda</strong>-Kongress, hg. von <strong>der</strong> Stadt Dortmund<br />
– Dortmun<strong>der</strong> Berichte 4/2002, Power für die<br />
Zukunft, 1. Dortmun<strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen- und Schülerkongress,<br />
hg. von <strong>der</strong> Stadt Dortmund<br />
– Werkstattmaterialien: Power für die Zukunft. Vom<br />
Energiesparen zum <strong>Agenda</strong>-Projekt, hg. vom BLK-<br />
Modellversuch „<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“, März<br />
2004
Vom „Leuchtturm“ zum „Scheideweg“ 32<br />
Klaus Jebb<strong>in</strong>k<br />
Vom „Leuchtturm“ zum „Scheideweg“:<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> Duisburg<br />
Vom „Leuchtturm“ zum „Scheideweg“<br />
Je<strong>der</strong> Lokale <strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Prozess ist von Kommune zu<br />
Kommune unterschiedlich. Der Blick auf die Entwikklung<br />
<strong>der</strong> Lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> am Beispiel <strong>der</strong> Stadt<br />
Duisburg lohnt aus zwei Gründen:<br />
1. Die Stadt Duisburg gehörte mit zu den ersten<br />
Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Deutschland, die sich auf den<br />
Weg e<strong>in</strong>er Lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> gemacht haben.<br />
Diese ersten Schritte waren sehr viel versprechend.<br />
Aus heutiger Sicht lassen sich jedoch<br />
Wendepunkte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung ausmachen, <strong>in</strong><br />
denen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Entscheidungen über die<br />
Struktur und die Organisation <strong>der</strong> Lokalen<br />
<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> dazu geführt haben, dass <strong>der</strong> Prozess<br />
heute als „akut gefährdet“ e<strong>in</strong>gestuft werden<br />
kann.<br />
2. Die Entwicklung des Lokalen <strong>Agenda</strong>-Prozesses<br />
<strong>in</strong> Duisburg hatte (und hat) deutliche Wechselwirkungen<br />
mit dem Engagement <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n<br />
vor Ort. In e<strong>in</strong>er Phase, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sowohl Lokale<br />
<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> als auch das <strong>Schule</strong>ngagement für<br />
Nachhaltigkeit ihren Höhepunkt erreicht hatten,<br />
im Jahr 2000, sah die damalige Bildungsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />
von Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen Duisburg auf<br />
dem besten Wege zu e<strong>in</strong>er Modellregion für<br />
e<strong>in</strong>e Bildung für nachhaltige Entwicklung (Freer<br />
2000, S. 53ff.). Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach hatte das<br />
Beispiel <strong>der</strong> Duisburger <strong>Schule</strong>n das Potenzial,<br />
wie e<strong>in</strong> „Leuchtturm“ <strong>in</strong> die Bildungslandschaft<br />
auszustrahlen und an<strong>der</strong>norts nachgeahmt zu<br />
werden. Diese Strategie wurde auch im Rahmen<br />
des BLK-Versuchs „<strong>21</strong> – Bildung für nachhaltige<br />
Entwicklung“ aufgegriffen. Der Umgang mit<br />
dem Thema Nachhaltigkeit an Duisburger Schu-<br />
len seit 1997 kann deshalb auch als e<strong>in</strong>e Vorstufe<br />
für die Arbeit <strong>der</strong> Schulsets des BLK-Versuchs<br />
betrachtet werden, zumal sich e<strong>in</strong>ige Duisburger<br />
<strong>Schule</strong>n auch direkt an <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Sets<br />
beteiligten, beispielsweise am Set „Öko-/Nachhaltigkeitsaudit“.<br />
Bei den Entwicklungen <strong>in</strong> Duisburg konnte man beobachten,<br />
dass die <strong>Schule</strong>n sowohl e<strong>in</strong>e aktive Rolle<br />
<strong>in</strong>ne hatten, nämlich als Mitgestalter des Lokalen<br />
<strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Prozesses, als auch e<strong>in</strong>e passive, da die<br />
Aktivitäten <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n im Bereich Nachhaltigkeit<br />
maßgeblich vom Auf- und Abschwung des städtischen<br />
Prozesses bee<strong>in</strong>flusst wurden. Am Beispiel Duisburgs<br />
wird diese gegenseitige Bee<strong>in</strong>flussung sehr gut deutlich.<br />
Struktur und Organisation des <strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Prozesses<br />
<strong>in</strong> Duisburg hatten unmittelbaren E<strong>in</strong>fluss auf die<br />
<strong>in</strong>haltliche Arbeit, bezogen sowohl auf die ganze<br />
Stadt als auch auf den Bildungsbereich. Der nachfolgende<br />
Beitrag beschreibt die wichtigsten Etappen <strong>der</strong><br />
Entstehung des Lokalen <strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Prozesses <strong>in</strong> Duisburg<br />
sowie se<strong>in</strong>e weitere Entwicklung und bewertet<br />
beides rückblickend. Dabei soll deutlich werden, welche<br />
Entscheidungen den Prozess voran gebracht und<br />
welche ihn beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t haben. Der Beitrag will das Beispiel<br />
e<strong>in</strong>es erfolgreich gestarteten Prozesses schil<strong>der</strong>n.<br />
Er wird aber auch analysieren, warum strukturelle<br />
Entscheidungen sowie <strong>der</strong> Wechsel von<br />
Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten dazu<br />
geführt haben, dass <strong>der</strong> gesamtstädtische <strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-<br />
Prozess heute an e<strong>in</strong>em Scheideweg steht.
Umweltschutz und Dritte-Welt-Arbeit <strong>in</strong><br />
Duisburg vor 1992<br />
Die Diskussion, ob <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> und Nachhaltigkeit<br />
neue Themen s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> lediglich alter We<strong>in</strong> <strong>in</strong> neuen<br />
Schläuchen, soll an dieser Stelle nicht geführt werden.<br />
Unbestritten ist, dass es bereits vor dem Weltgipfel<br />
<strong>in</strong> Rio de Janeiro viel Engagement gab, das den<br />
Stempel „für nachhaltige Entwicklung“ verdient<br />
gehabt hätte, auch wenn es damals noch niemand so<br />
bezeichnete. Dies gilt sowohl für Umweltschutzgruppen<br />
etc., als auch für den Bildungsbereich, wo es<br />
schon vor 1992 Umwelt-AG, Dritte-Welt-Gruppen und<br />
Projektwochen zum Umweltschutz gab. Richtig ist<br />
auch, dass die <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> viele Schwerpunkte und<br />
Akzente neu gesetzt hat. Viel Tatkraft, die vorher<br />
parallel wirkte, konnte nun mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbunden<br />
und damit gestärkt werden. Das Problem, dass viele<br />
für Nachhaltigkeit positive Aktionen parallel<br />
und unverbunden stattfanden, traf auch <strong>in</strong><br />
Duisburg für die schulische Arbeit wie für<br />
die Tätigkeit städtischer Ämter zu.<br />
Ratsbeschluss zur Lokalen<br />
<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong><br />
Auch im Stadtrat <strong>der</strong> Stadt Duisburg wurde<br />
es als großes Defizit empfunden, dass auf<br />
lokaler Ebene viel positives, aber nicht verknüpftes<br />
Engagement existierte. Der Stadtrat<br />
wollte dieses Problem lösen o<strong>der</strong> wenigstens<br />
verr<strong>in</strong>gern, <strong>in</strong>dem für Duisburg e<strong>in</strong>e<br />
Lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> aufgestellt werden sollte.<br />
33<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
Man versprach sich davon, Aktivitäten zu vernetzen,<br />
Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger stärker für die Zukunft ihrer<br />
Stadt zu <strong>in</strong>teressieren, um sie <strong>in</strong> wichtige Entscheidungen<br />
e<strong>in</strong>zubeziehen, und – etwas hochtrabend formuliert<br />
– Duisburg für „die Zukunft fit zu machen“.<br />
Im Jahr 1996 stimmte <strong>der</strong> Rat <strong>der</strong> Stadt Duisburg<br />
e<strong>in</strong>stimmig dafür, e<strong>in</strong>e Lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> aufzustellen.<br />
Damit gehörte Duisburg zu den ersten Kommunen <strong>in</strong><br />
Deutschland, die e<strong>in</strong>en solchen Ratsbeschluss vorweisen<br />
konnten. Der Stadtrat beauftragte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Funktion als Auftraggeber und Vorgesetzter die städtische<br />
Verwaltung damit, e<strong>in</strong> Konzept <strong>der</strong> Lokalen<br />
<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> zu konkretisieren und umzusetzen. Um<br />
diese Ziele zu erreichen, wurde als Koord<strong>in</strong>ierungsstelle<br />
e<strong>in</strong> <strong>Agenda</strong>-Büro e<strong>in</strong>gerichtet. Es wurde organisatorisch<br />
<strong>in</strong>nerhalb des Amtes für kommunalen<br />
Umweltschutz angesiedelt (vgl. Abb.).
Aus dem Umweltamt heraus wurde <strong>der</strong> stadtweite<br />
Lokale <strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Prozess zum Leben erweckt: Es<br />
wurden unter an<strong>der</strong>em Bürgerforen e<strong>in</strong>berufen, e<strong>in</strong><br />
Projektwettbewerb durchgeführt und e<strong>in</strong> gesamtstädtischer<br />
Diskussionsprozess angeregt, an dessen Ende<br />
die „Leitl<strong>in</strong>ien für die Lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>“ standen, mit<br />
denen die langfristigen Ziele des Prozesses vere<strong>in</strong>bart<br />
wurden. Innerhalb <strong>der</strong> Stadtverwaltung wurden <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Ämtern Ansprechpartner für die Lokale<br />
<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> benannt. Es bildeten sich Ämter übergreifende<br />
Arbeitsgruppen, um die Kommunikation <strong>der</strong><br />
verschiedenen Ämter untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu ermöglichen –<br />
etwas, was ansonsten oft nicht passiert. Der Start <strong>der</strong><br />
Lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> wurde allgeme<strong>in</strong> als sehr viel versprechend<br />
beurteilt.<br />
Engagement des Duisburger<br />
Frauenbüros<br />
Vom „Leuchtturm“ zum „Scheideweg“ 34<br />
Das städtische Umweltamt war durch die Organisation<br />
des <strong>Agenda</strong>-Prozesses <strong>in</strong>tensiv mit dem Thema<br />
<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> beschäftigt. Gleichzeitig tat sich e<strong>in</strong> weiterer<br />
Akteur <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Stadtverwaltung hervor, das<br />
Duisburger Frauenbüro. Jede Kommune <strong>in</strong> Deutschland<br />
hat e<strong>in</strong>e Frauenbeauftragte, die sich um die<br />
Gleichberechtigung <strong>der</strong> Geschlechter <strong>in</strong> Politik, Verwaltung<br />
und Bürgerschaft e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de kümmert.<br />
Die Frauenbüros s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>despitze unmittelbar<br />
unterstellt und haben im Verwaltungsgefüge e<strong>in</strong>e<br />
Son<strong>der</strong>stellung.<br />
In Duisburg wurde das Frauenbüro gleichzeitig mit<br />
dem Ratsbeschluss <strong>in</strong> Sachen Nachhaltigkeit und<br />
<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> außerordentlich aktiv. Im Dokument <strong>der</strong><br />
<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> fand das Frauenbüro diverse Anknüpfungspunkte<br />
für die eigene Arbeit. Geschlechtergerechtigkeit<br />
und Chancengleichheit von Mann und Frau ziehen<br />
sich schließlich als Querschnittsaufgaben durch alle<br />
Handlungsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>. Mit dem Frauenbüro<br />
entwickelte sich e<strong>in</strong>e weitere städtische <strong>Institut</strong>ion zu<br />
e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> treibenden Kräfte des Prozesses <strong>in</strong> Duisburg.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs muss an dieser Stelle betont werden,<br />
dass das Frauenbüro <strong>in</strong> die Organisation <strong>der</strong> Lokalen<br />
<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> formal nicht e<strong>in</strong>gebunden worden war. Auf<br />
diese Weise wurde die Kompetenz und Tatkraft e<strong>in</strong>es<br />
wichtigen Akteurs im offiziellen <strong>Agenda</strong>prozess nicht<br />
ausreichend berücksichtigt und verankert.<br />
Um besser mit den <strong>Schule</strong>n zu kommunizieren,<br />
rief das Frauenbüro zu Beg<strong>in</strong>n des Jahres 1997 e<strong>in</strong>en<br />
Arbeitskreis <strong>in</strong>s Leben, <strong>der</strong> den Titel „Duisburger<br />
<strong>Agenda</strong>-<strong>Schule</strong>n – <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> aus Frauensicht“ trug.<br />
Se<strong>in</strong>e Bezeichnung zeigt bereits, dass bei <strong>der</strong> Gründung<br />
des Arbeitskreises <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltliche Schwerpunkt<br />
auf <strong>der</strong> Geschlechtergerechtigkeit lag. Themen wie<br />
„Mädchenför<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> Umweltberufen“ o<strong>der</strong> „Reflexive<br />
Koedukation“, prägten zunächst die <strong>in</strong>haltliche<br />
Arbeit. Das Frauenbüro lud zum regelmäßigen Erfahrungs-<br />
und Informationsaustausch e<strong>in</strong> und koord<strong>in</strong>ierte<br />
geme<strong>in</strong>same Projekte. Zehn bis fünfzehn <strong>Schule</strong>n<br />
aller Schulformen und weitere E<strong>in</strong>richtungen, wie die<br />
Regionalstelle „Frau und Beruf“, die „Infostelle 3.<br />
Welt“ und Vertreter <strong>der</strong> Universität Duisburg, beteiligten<br />
sich regelmäßig. Innerhalb <strong>der</strong> Stadtverwaltung<br />
engagierten sich zunehmend zwei Akteure, das<br />
Umweltamt und das Frauenbüro.<br />
<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> – Modethema o<strong>der</strong> neuer<br />
Impuls?<br />
Außerhalb <strong>der</strong> Stadtverwaltung wurde die Idee, e<strong>in</strong>e<br />
Lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> aufzustellen, von e<strong>in</strong>igen ehrenamtlich<br />
Engagierten im ökologischen o<strong>der</strong> sozialen Bereich<br />
auch kritisch bewertet. E<strong>in</strong>ige Vere<strong>in</strong>e und Verbände<br />
formulierten offen ihre Skepsis gegenüber <strong>der</strong> <strong>Agenda</strong><br />
<strong>21</strong> und lehnten diesen Ansatz ab. Sie werteten das<br />
Konzept als „Modethema“, weshalb sie sich vom<br />
<strong>Agenda</strong>-Prozess distanzierten o<strong>der</strong> sich von vornhere<strong>in</strong><br />
gar nicht erst beteiligten. Man argumentierte<br />
auch, dass man schon immer <strong>in</strong> dieser Richtung aktiv<br />
gewesen sei und ke<strong>in</strong>e Notwendigkeit sähe, die eigene<br />
Arbeit umzubenennen und sie unter die Überschrift<br />
<strong>der</strong> <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> zu stellen. Außerdem sei <strong>der</strong> Vorteil<br />
e<strong>in</strong>es weiteren Runden Tisches nicht erkennbar. Die<br />
dafür aufzubr<strong>in</strong>gende Zeit könne man besser nutzen.
An<strong>der</strong>e Akteure empfanden h<strong>in</strong>gegen den Ansatz<br />
<strong>der</strong> <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> tatsächlich als Innovation. Sie sahen<br />
vor allem die <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> formulierten For<strong>der</strong>ungen<br />
nach Partizipation und Konsens als Chance, mit<br />
Gleichges<strong>in</strong>nten und Entscheidungsträgern, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
Stadtrat und Stadtverwaltung, <strong>in</strong>s Gespräch zu<br />
kommen. Viele Engagierte, die vorher für sich alle<strong>in</strong><br />
gearbeitet hatten, fanden auf diese Weise neue Partner,<br />
mit denen sie sich für e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Ziel verbündeten.<br />
Es bildeten sich auch Koalitionen zwischen<br />
Vere<strong>in</strong>en, zum Beispiel aus dem Bereich Umweltschutz<br />
und <strong>der</strong> Stadtverwaltung o<strong>der</strong> dem städtischen<br />
Umweltamt. E<strong>in</strong>e solche Zusammenarbeit war<br />
vor <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> oft problematisch.<br />
E<strong>in</strong> gutes Beispiel für den Erfolg dieser Strategie ist<br />
die Ansiedlung e<strong>in</strong>er biologischen Station im westlichen<br />
Ruhrgebiet mit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>er Außenstelle <strong>in</strong> Duisburg.<br />
Dieses Ziel wurde geme<strong>in</strong>sam vom ehrenamtlichen<br />
Umweltschutz (BUND, Naturschutzbund etc.),<br />
vom hauptamtlichen Umweltschutz (kommunales<br />
Umweltamt) sowie <strong>der</strong> Lokalpolitik verfolgt und<br />
schließlich erreicht.<br />
Beide E<strong>in</strong>schätzungen –<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> als Modethema<br />
o<strong>der</strong> als neuer Ansatz – dürfen jedoch nicht darüber<br />
h<strong>in</strong>weg täuschen, dass die gesamte Diskussion um<br />
Nachhaltigkeit und ihre Umsetzung vor Ort nur e<strong>in</strong>en<br />
kle<strong>in</strong>en Teil <strong>der</strong> Bevölkerung erreichte. Dies war und<br />
ist jedoch ke<strong>in</strong> spezifisches Problem <strong>in</strong> Duisburg, son<strong>der</strong>n<br />
gilt für die meisten Kommunen <strong>in</strong> Deutschland,<br />
die e<strong>in</strong>e Lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> umsetzen.<br />
<strong>Agenda</strong>-Aktivitäten konkretisieren<br />
35<br />
E<strong>in</strong>e Hauptschwierigkeit des <strong>Agenda</strong>-Prozesses war<br />
von Anfang an, dass die theoretischen Ansprüche<br />
nicht ohne weiteres im Alltag konkretisiert werden<br />
konnten. Daran än<strong>der</strong>te auch nichts, dass sich mit <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>richtung des <strong>Agenda</strong>-Büros Arbeitskreise bildeten,<br />
die sich spezialisierten und bestimmte Themen aus<br />
<strong>der</strong> <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> auswählten. Auf diese Weise entstanden<br />
Arbeitskreise zu den Themen Naturschutz, Verkehr,<br />
Energie und Klima etc. Auch <strong>der</strong> bereits erwähnte<br />
Arbeitskreis des Frauenbüros brachte sich als<br />
eigener Arbeitskreis <strong>in</strong> den Lokalen <strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Prozess<br />
e<strong>in</strong>. Da man <strong>in</strong>nerhalb dieses Arbeitskreises<br />
jedoch bald merkte, dass die Beschränkung auf<br />
geschlechtsspezifische Themen vielen Teilnehmer<strong>in</strong>-<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
nen und Teilnehmern nicht weit genug g<strong>in</strong>g, wurde er<br />
umbenannt: Aus dem „Arbeitskreis Duisburger <strong>Agenda</strong>-<strong>Schule</strong>n<br />
– <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> aus Frauensicht“ wurde<br />
„Arbeitskreis Duisburger <strong>Schule</strong>n und <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>“.<br />
Neben dem Titel verän<strong>der</strong>ten sich auch die Inhalte<br />
zum gesamten Themenspektrum <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> und<br />
<strong>Schule</strong>. Dadurch wurde aber – rückblickend beurteilt<br />
– <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltliche Bezug zu den Themen, die <strong>in</strong> den<br />
Aufgabenbereich des Frauenbüros fielen, ger<strong>in</strong>ger. Zu<br />
diesem Zeitpunkt nahm man aber noch nicht wahr,<br />
dass die Schnittmenge <strong>der</strong> Themen zwischen dem<br />
Arbeitskreis und dem Frauenbüro kle<strong>in</strong>er wurde. Dies<br />
sollte sich später massiv negativ auswirken.<br />
Lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> und Lokalpolitik<br />
Trotz e<strong>in</strong>zelner Erfolge führte <strong>der</strong> <strong>Agenda</strong>-Prozess <strong>in</strong><br />
Duisburg <strong>in</strong> den ersten Jahren eher e<strong>in</strong> Schattendase<strong>in</strong>.<br />
Es wurde schnell deutlich, dass die Idee <strong>der</strong><br />
Lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> breite Bevölkerungsschichten<br />
nicht erreichte. Auch politisch ließ <strong>der</strong> anfängliche<br />
Schwung <strong>der</strong> Initiative nach und man g<strong>in</strong>g zum Tagesgeschäft<br />
über. Man konnte den E<strong>in</strong>druck gew<strong>in</strong>nen,<br />
dass <strong>der</strong> Stadtrat wenig <strong>in</strong>haltliche Überschneidungen<br />
zwischen <strong>der</strong> aktuellen Lokalpolitik und dem<br />
<strong>Agenda</strong>-Engagement <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Stadt sah. Diese<br />
E<strong>in</strong>schätzung wurde von vielen ehrenamtlich Engagierten<br />
geteilt.
Vom „Leuchtturm“ zum „Scheideweg“ 36<br />
Die F<strong>in</strong>anzlage und ihre Auswirkungen<br />
Wie viele Städte und Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> NRW und<br />
Deutschland hatte (und hat) die Stadt Duisburg mit<br />
enormen f<strong>in</strong>anziellen Problemen zu kämpfen. Hohe<br />
Schulden und Ausgaben, die die E<strong>in</strong>nahmen <strong>der</strong> Kommune<br />
bei weitem übersteigen, haben dazu geführt,<br />
dass alle f<strong>in</strong>anziellen Aufwändungen <strong>der</strong> Stadtverwaltung<br />
vom Regierungspräsidenten auf ihre Notwendigkeit<br />
geprüft werden. Dabei achtet das Land<br />
beson<strong>der</strong>s darauf, dass die Stadt nur die Leistungen<br />
erfüllt, die notwendig s<strong>in</strong>d, das heißt solche, zu<br />
denen sie als Kommune gesetzlich verpflichtet ist.<br />
Freiwillige Leistungen werden gestrichen. Da das<br />
Engagement für die Lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> zu den freiwilligen<br />
Leistungen gezählt wird, hatten die Streichungen<br />
massive Konsequenzen für den lokalen Prozess. Zwei<br />
Auswirkungen sollen hier beson<strong>der</strong>s hervorgehoben<br />
werden.<br />
Schul-Arbeitskreis ohne Frauenbüro<br />
Es wurde bereits dargestellt, dass die Umbenennung<br />
des Schul-Arbeitskreises und die Ausweitung se<strong>in</strong>er<br />
Themen dazu geführt hatten, dass sich die <strong>in</strong>haltliche<br />
Schnittmenge mit Themen, die für das Frauenbüro<br />
relevant waren, verkle<strong>in</strong>ert hatte. Durch die f<strong>in</strong>anzielle<br />
Lage <strong>der</strong> Stadt wurden auch <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Stadtverwaltung<br />
alle Aktivitäten daraufh<strong>in</strong> geprüft, ob sie<br />
nicht e<strong>in</strong>gespart werden konnten. Das Frauenbüro <strong>der</strong><br />
Stadt konnte das Engagement für e<strong>in</strong>en Arbeitskreis<br />
Duisburger <strong>Schule</strong>n, <strong>der</strong> sich mit <strong>Agenda</strong>-Themen<br />
beschäftigte, nicht mehr länger rechtfertigen. Deshalb<br />
gab es den Vorsitz des Arbeitskreises ab. Der Arbeitskreis<br />
musste sich nun durch se<strong>in</strong>e Mitglie<strong>der</strong> selbst<br />
organisieren. Obwohl das Frauenbüro anfänglich noch<br />
regelmäßig bei den Treffen vertreten war, verr<strong>in</strong>gerte<br />
sich diese Teilnahme im Laufe <strong>der</strong> Zeit bis h<strong>in</strong> zur faktischen<br />
Aufgabe <strong>der</strong> Mitgliedschaft. Der Arbeitskreis<br />
und <strong>der</strong> gesamte <strong>Agenda</strong>-Prozess hatten damit e<strong>in</strong>e<br />
se<strong>in</strong>er wichtigsten Triebfe<strong>der</strong>n verloren.<br />
Der <strong>Agenda</strong>-Prozess wird<br />
umstrukturiert<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus kündigte die Stadt Duisburg 1999 an,<br />
dass für das <strong>Agenda</strong>-Büro aus Kostengründen e<strong>in</strong>e<br />
neue Trägerschaft außerhalb <strong>der</strong> Stadtverwaltung<br />
gesucht werde. Allerd<strong>in</strong>gs wollte man den Prozess<br />
trotzdem am Leben erhalten. Die Stadt Duisburg<br />
bemühte sich deshalb, e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Träger für das<br />
<strong>Agenda</strong>-Büro und die Fortsetzung <strong>der</strong> <strong>Agenda</strong>-Arbeit<br />
zu f<strong>in</strong>den. Dabei war übrigens nicht vorgesehen, die<br />
bisher zuständige Person mit zu versetzen, denn <strong>der</strong><br />
ehemalige <strong>Agenda</strong>-Koord<strong>in</strong>ator verblieb <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadtverwaltung<br />
und bekam e<strong>in</strong> neues Aufgabengebiet.<br />
Die Stadt argumentierte, dass man die Lokale <strong>Agenda</strong><br />
<strong>21</strong> <strong>in</strong> Duisburg ohneh<strong>in</strong> nur während <strong>der</strong> Initiierungsphase<br />
so stark hätte stützen wollen. Es sei stets deutlich<br />
gewesen, dass sich <strong>der</strong> Prozess nach e<strong>in</strong>er Phase<br />
<strong>der</strong> breiten Unterstützung durch die Stadt Duisburg<br />
anschließend selbst hätte tragen sollen.<br />
Pro und Contra Umsiedlung<br />
Viele ehrenamtliche <strong>Agenda</strong>-Akteure fürchteten, dass<br />
sich die Stadt mit dieser Entscheidung von ihrer aktiven<br />
Rolle im <strong>Agenda</strong>-Prozess verabschieden wollte.<br />
Trotz aller Bedenken bei den beteiligten Gruppen und<br />
Initiativen sahen sie aber auch die positiven Aspekte<br />
e<strong>in</strong>es solchen Umzugs des <strong>Agenda</strong>-Büros. In <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
war es zeitweilig problematisch gewesen,<br />
wenn „<strong>der</strong> <strong>Agenda</strong>-Prozess“ e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Stellungnahme<br />
zu Aktivitäten <strong>der</strong> Duisburger Stadtver-
waltung o<strong>der</strong> zur Kommunalpolitik abgeben wollte,<br />
denn <strong>der</strong> <strong>Agenda</strong>-Koord<strong>in</strong>ator musste <strong>der</strong>artige E<strong>in</strong>schätzungen<br />
stets mit se<strong>in</strong>en Vorgesetzten abstimmen.<br />
Es ist leicht vorstellbar, dass es <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Fällen zu Interessenkonflikten kam, sodass <strong>der</strong><br />
Koord<strong>in</strong>ator ke<strong>in</strong>en Kommentar abgeben konnte und<br />
„<strong>der</strong> <strong>Agenda</strong>-Prozess“ deshalb nicht öffentlich mit<br />
e<strong>in</strong>er Stimme sprechen konnte. Von <strong>der</strong> Ausglie<strong>der</strong>ung<br />
des <strong>Agenda</strong>-Büros aus <strong>der</strong> Stadtverwaltung<br />
erhofften sich die ehrenamtlich Aktiven, dass die<br />
Lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> Zukunft deutlicher Position<br />
beziehen und als Gesprächspartner neben Stadtverwaltung<br />
und Politik an Profil gew<strong>in</strong>nen werde.<br />
<strong>Agenda</strong>-Büro, woh<strong>in</strong>?<br />
Lange hatte man sich Gedanken gemacht, wo und wie<br />
das <strong>Agenda</strong>-Büro außerhalb <strong>der</strong> Stadtverwaltung<br />
f<strong>in</strong>anziell überleben könnte. Man diskutierte verschiedene<br />
Modelle, zum Beispiel e<strong>in</strong>e freie Trägerschaft,<br />
bei <strong>der</strong> sich das Büro über e<strong>in</strong>e Stiftung selbst getragen<br />
hätte und aus den Z<strong>in</strong>sen des Stiftungskapitals<br />
f<strong>in</strong>anziert worden wäre. Schnell wurde jedoch klar,<br />
dass die dafür notwenigen enormen f<strong>in</strong>anziellen<br />
Mittel mittelfristig nicht zu beschaffen gewesen<br />
wären. E<strong>in</strong>zige Alternative schien die Suche nach<br />
e<strong>in</strong>em neuen Träger zu se<strong>in</strong>, das heißt e<strong>in</strong>em Unternehmen,<br />
Vere<strong>in</strong> o<strong>der</strong> <strong>Institut</strong>ion, <strong>der</strong> das <strong>Agenda</strong>-Büro<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Organisationsstruktur e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>n könnte.<br />
Das <strong>Agenda</strong>-Büro an <strong>der</strong> Gerhard-Mercator-Universität<br />
Duisburg (2000 bis<br />
2003)<br />
37<br />
E<strong>in</strong> solcher Träger fand sich schließlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Universität<br />
Duisburg. Die Universität und hier beson<strong>der</strong>s<br />
e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe am <strong>Institut</strong> für Geografie hatte<br />
sich bereits seit Beg<strong>in</strong>n des <strong>Agenda</strong>-Prozesses <strong>in</strong>tensiv<br />
e<strong>in</strong>gebracht. Die Arbeitsgruppe „Nachhaltige Bildung<br />
und Informationstechnologie (NABIT)“ war<br />
unter an<strong>der</strong>em Mitglied im Schul-Arbeitskreis des<br />
Frauenbüros, arbeitete <strong>in</strong> verschiedenen Duisburger<br />
Stadtteilen mit <strong>Schule</strong>n zusammen und führte diverse<br />
Schulprojekte zur Nachhaltigkeit durch. Dem Engagement<br />
von NABIT war es zu verdanken, dass schließlich<br />
<strong>in</strong>tensive Gespräche zwischen <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong><br />
Universität Duisburg und <strong>der</strong> Duisburger Stadtspitze<br />
geführt wurden. Die Universität versprach sich von<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Ansiedlung des <strong>Agenda</strong>-Büros e<strong>in</strong>e verbesserte<br />
Kommunikation mit <strong>der</strong> Stadt Duisburg und e<strong>in</strong>e stärkere<br />
Wahrnehmung <strong>der</strong> Universität <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />
Stadt, denn bei entsprechenden Aktivitäten würde<br />
stets das Engagement <strong>der</strong> Universität für ihren Standort<br />
Duisburg deutlich werden.<br />
Das <strong>Agenda</strong>-Büro zieht um<br />
Die Universität Duisburg nahm Ende 1999 das <strong>Agenda</strong>-Büro<br />
formell <strong>in</strong>nerhalb des <strong>Institut</strong>s für Geografie<br />
auf (s. Abb.).<br />
Sie stellte zwei Büros zur Verfügung, richtetet diese<br />
mit <strong>der</strong> notwendigen Ausstattung e<strong>in</strong> (PC, Telefon,<br />
etc.) und gewährleistete die Nutzung <strong>der</strong> universitären<br />
Infrastruktur (Portokosten, Internet- und E-Mail-<br />
Nutzung). Das <strong>Agenda</strong>-Büro wurde mit e<strong>in</strong>er vollen<br />
Stelle für e<strong>in</strong>en <strong>Agenda</strong>-Koord<strong>in</strong>ator und e<strong>in</strong>er Halbtagsstelle<br />
für e<strong>in</strong>e Schreibkraft ausgestattet. Beide<br />
Stellen wurden auf ABM-Basis f<strong>in</strong>anziert. Laufende<br />
Kosten, wie für Telefon, Anschaffung von Büromaterialien,<br />
Kopierkosten etc., konnten aus Projektgel<strong>der</strong>n<br />
getragen werden, die das Land NRW je<strong>der</strong> Kommune<br />
zur Verfügung stellte. Diese Landesmittel <strong>in</strong> Höhe von<br />
50 Pfennig/26 Cent pro E<strong>in</strong>wohner wurden auf <strong>der</strong><br />
Grundlage des Geme<strong>in</strong>def<strong>in</strong>anzierungsgesetzes zur<br />
För<strong>der</strong>ung kommunaler Projekte zur Entwicklungszusammenarbeit<br />
ausgezahlt.
Vom „Leuchtturm“ zum „Scheideweg“ 38<br />
Der Koord<strong>in</strong>ierungskreis entsteht<br />
Um den <strong>Agenda</strong>-Prozess zu stärken und die Aktivitäten<br />
<strong>der</strong> verschiedenen Arbeitskreise, die sich <strong>in</strong>zwischen<br />
gebildet hatten, besser aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abzustimmen,<br />
wurde <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ierungskreis <strong>der</strong> Lokalen<br />
<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> gegründet (s. Abb.). In den Koord<strong>in</strong>ierungskreis<br />
entsandte je<strong>der</strong> Arbeitskreis e<strong>in</strong>e Sprecher<strong>in</strong><br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Sprecher. Auch die Stadt Duisburg, <strong>in</strong><br />
Person <strong>der</strong> Leiter<strong>in</strong> des Umweltamtes, die Universität,<br />
die Infostelle 3. Welt und, mit beraten<strong>der</strong> Stimme, das<br />
Frauenbüro <strong>der</strong> Stadt waren am Koord<strong>in</strong>ierungskreis<br />
beteiligt. Vertreter von politischen Parteien o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
im Stadtrat vertretenen Fraktionen gehörten dem<br />
Koord<strong>in</strong>ierungskreis nicht an, da man e<strong>in</strong>e politische<br />
Vere<strong>in</strong>nahmung befürchtete. Der Koord<strong>in</strong>ierungskreis<br />
traf sich regelmäßig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Universität und diente dem<br />
Erfahrungsaustausch sowie <strong>der</strong> Absprache geme<strong>in</strong>samer<br />
Aktivitäten und Projekte.<br />
Fehlende personelle Kont<strong>in</strong>uität<br />
In den ersten zwei Jahren unter neuer Trägerschaft<br />
wurde <strong>der</strong> <strong>Agenda</strong>-Prozess durch die Tatsache<br />
erschwert, dass <strong>der</strong> neu e<strong>in</strong>gestellte <strong>Agenda</strong>-Koord<strong>in</strong>ator<br />
se<strong>in</strong>e Aufgabe aus gesundheitlichen Gründen<br />
längere Zeit nicht wahrnehmen konnte. Im Jahr 2002<br />
wurde die Stelle erneut ausgeschrieben und <strong>der</strong> Autor<br />
als neuer <strong>Agenda</strong>-Koord<strong>in</strong>ator e<strong>in</strong>gestellt. Als im Frühjahr<br />
2003 die Verlängerung <strong>der</strong> ABM-Stellen für e<strong>in</strong><br />
zweites Jahr anstand, wurde dies vom Arbeitsamt<br />
Duisburg zunächst abgelehnt. Die ABM-Stellen sollten<br />
aus Kostengründen gestrichen werden. Nur durch die<br />
Mithilfe vieler Engagierter aus dem <strong>Agenda</strong>-Prozess,<br />
aus <strong>der</strong> Stadtverwaltung und <strong>der</strong> Lokalpolitik gelang<br />
es e<strong>in</strong>en Kompromiss auszuhandeln und e<strong>in</strong>e Existenz<br />
des <strong>Agenda</strong>-Büros wenigstens bis Mitte 2003 zu<br />
gewährleisten.<br />
Die Lokomotive „<strong>Agenda</strong>“<br />
verlor an Fahrt<br />
Zwischen den Jahren 2000 und 2002 stagnierten die<br />
Aktivitäten <strong>der</strong> Lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> wegen des Ausfalls<br />
des Koord<strong>in</strong>ators. Der enge Zusammenhang zwischen<br />
<strong>in</strong>haltlicher Arbeit und e<strong>in</strong>zelnen Personen wurde hier<br />
noch e<strong>in</strong>mal schmerzlich deutlich. Zwischen 2002 und<br />
2003 gab es durchaus e<strong>in</strong>ige Aktivitäten. So wurden<br />
<strong>in</strong> zwei Duisburger Stadtteilen Zukunftskonferenzen<br />
erfolgreich durchgeführt sowie zahlreiche Schulprojekte<br />
angeregt und mit Mitteln des Landes NRW auch<br />
f<strong>in</strong>anziell unterstützt. Es gab Vorträge auswärtiger<br />
Referenten und Workshops wurden durchgeführt, die<br />
dem lokalen <strong>Agenda</strong>-Prozess neuen Schwung verleihen<br />
sollten. Alle<strong>in</strong>, <strong>der</strong> Schwung blieb aus.<br />
Mehr Freiheiten,<br />
weniger Aufmerksamkeit<br />
Durch die Abkoppelung des <strong>Agenda</strong>-Büros von <strong>der</strong><br />
Stadtverwaltung hatte sich <strong>der</strong> Handlungs- und Verhandlungs-Spielraum<br />
des <strong>Agenda</strong>-Büros vergrößert.<br />
E<strong>in</strong>e unerwünschte Nebenwirkung war jedoch, dass<br />
<strong>der</strong> <strong>Agenda</strong>-Prozess nahezu vollständig aus dem<br />
Bewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommunalpolitik verschwand. Die<br />
Ratsparteien hatten die Lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> aus dem<br />
Blick verloren. Nach <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Aufbruchstimmung<br />
zu Beg<strong>in</strong>n des <strong>Agenda</strong>-Prozesses 1996 stellte<br />
sich auch bei vielen ehrenamtlich Aktiven Resignation
e<strong>in</strong>. Die <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>, die man als Schlüssel zu den Problemen<br />
des <strong>21</strong>. Jahrhun<strong>der</strong>ts empfunden hatte, und<br />
ihre Umsetzung vor Ort wurden von <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong><br />
Bevölkerung nicht wahrgenommen o<strong>der</strong> nicht wie<br />
erhofft unterstützt.<br />
Die Zukunft <strong>der</strong> Lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong><br />
Duisburg (2003 bis ?)<br />
39<br />
Mit <strong>der</strong> Schließung des <strong>Agenda</strong>-Büros an <strong>der</strong> Universität<br />
Duisburg Mitte 2003 ist die Verantwortung wie<strong>der</strong><br />
an die Stadt Duisburg gegangen, die Ziele <strong>der</strong><br />
Lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> Duisburg weiter zu verfolgen.<br />
Die <strong>Agenda</strong>-Aktivitäten wurden formell wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> das<br />
Umweltamt <strong>der</strong> Stadt e<strong>in</strong>geglie<strong>der</strong>t.<br />
Da <strong>der</strong> <strong>Agenda</strong>-Koord<strong>in</strong>tor, <strong>der</strong> während <strong>der</strong> Initiierungsphase<br />
im Umweltamt tätig war, <strong>in</strong>zwischen<br />
se<strong>in</strong>e Stelle gewechselt hatte, wurde se<strong>in</strong>e Stelle<br />
<strong>in</strong>tern neu ausgeschrieben. Durch die mehr als angespannten<br />
f<strong>in</strong>anziellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Stadt<br />
Duisburg wird <strong>der</strong> neue Koord<strong>in</strong>ator nur e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen<br />
Teil se<strong>in</strong>er Arbeitszeit auf die Lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong><br />
verwenden können.<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
Arbeitskreise und Koord<strong>in</strong>ierungskreis<br />
lösen sich auf<br />
Zwischenzeitlich haben viele Arbeitskreise ihre Aktivitäten<br />
stark e<strong>in</strong>geschränkt o<strong>der</strong> ganz e<strong>in</strong>gestellt.<br />
Auch <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ierungskreis hat sich aus Mangel an<br />
konkreten Perspektiven aufgelöst – könnte jedoch<br />
unter günstigeren Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>es Tages wie<strong>der</strong><br />
reaktiviert werden könnte. Die Akteure sahen ke<strong>in</strong>e<br />
Notwendigkeit mehr, Zeit mit Treffen und Gesprächen<br />
zu verbr<strong>in</strong>gen, da es zu wenige o<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />
Projekte gab.<br />
Der Lokale <strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Prozess am<br />
Scheideweg<br />
Es wurde bereits angedeutet,<br />
warum die Voraussetzungen<br />
für den Lokalen <strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-<br />
Prozess <strong>in</strong> Duisburg zurzeit<br />
nicht günstig s<strong>in</strong>d. Es besteht<br />
deshalb die aktuelle Gefahr,<br />
dass es die Lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong><br />
<strong>in</strong> Zukunft <strong>in</strong> Duisburg nicht<br />
mehr geben wird. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
besteht auch noch immer die<br />
Möglichkeit, aus den <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Vergangenheit gemachten<br />
Fehlern zu lernen und dem<br />
<strong>Agenda</strong>-Prozess neuen<br />
Schwung zu verleihen.<br />
Es wäre wenig s<strong>in</strong>nvoll,<br />
an dieser Stelle e<strong>in</strong>fach<br />
f<strong>in</strong>anzielle Mittel e<strong>in</strong>zufor<strong>der</strong>n,<br />
um den <strong>Agenda</strong>-Prozess<br />
wie<strong>der</strong> zu beleben, denn<br />
dieses Verlangen ist lei<strong>der</strong> unrealistisch. Das Land<br />
NRW hat <strong>in</strong>zwischen die f<strong>in</strong>anziellen Mittel zur För<strong>der</strong>ung<br />
kommunaler Projekte <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />
gestrichen. Mittelfristig werden Kommunen<br />
eher noch weniger als mehr Gel<strong>der</strong> zur Verfügung stehen,<br />
was verstärkt für Duisburg gelten wird. Der Duisburger<br />
<strong>Agenda</strong>-Prozess war außerdem zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>en Anfängen f<strong>in</strong>anziell ausreichend ausgestattet<br />
und hat trotzdem nicht richtig Fuß fassen können.<br />
E<strong>in</strong>e Möglichkeit, aus den Fehlern <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
zu lernen, besteht dar<strong>in</strong>, die Struktur des <strong>Agenda</strong>-Prozesses<br />
zu verän<strong>der</strong>n. Wie e<strong>in</strong>e solche Verän<strong>der</strong>ung
Vom „Leuchtturm“ zum „Scheideweg“ 40<br />
aussehen könnte und welche Vorteile sie brächte, soll<br />
an e<strong>in</strong>ige Beispielen exemplarisch erläutert werden.<br />
• Hauptakteur e<strong>in</strong>es Lokalen <strong>Agenda</strong>-<br />
<strong>21</strong>-Prozesses<br />
Die erste Frage, die sich stellt, ist die Frage<br />
nach dem Hauptverantwortlichen. Im Duisburger<br />
<strong>Agenda</strong>-Prozess war dies zu Beg<strong>in</strong>n die<br />
Stadt, anschließend die Universität, schließlich<br />
wie<strong>der</strong> die Stadt. Man muss zunächst fragen:<br />
„Ist die Stadt Duisburg <strong>der</strong> bestmögliche Ort für<br />
das <strong>Agenda</strong>-Büro?“ Die Erfahrungen seit 1996<br />
lassen nur e<strong>in</strong>e Antwort zu: Ja! Die Stadt Duisburg<br />
repräsentiert über den Stadtrat e<strong>in</strong>en<br />
Großteil <strong>der</strong> Duisburger Bevölkerung, nämlich<br />
den wahlberechtigten Teil, und kann sich auf<br />
diese Legitimation berufen. Stadtrat und Stadtverwaltung<br />
def<strong>in</strong>ieren mit ihren getroffenen Entscheidungen<br />
und gesteckten Zielen die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
<strong>in</strong> vielen Bereichen, die für<br />
die Lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> unerlässlich s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadtplanung. Die Stadt Duisburg<br />
ist <strong>in</strong> diesem Bereich <strong>der</strong> Hauptakteur. In<br />
<strong>der</strong> Zeit, als das Duisburger <strong>Agenda</strong>-Büro an <strong>der</strong><br />
Universität angesiedelt war, fehlte die direkte<br />
Anb<strong>in</strong>dung an wichtige Entscheidungsträger.<br />
Die Folge war e<strong>in</strong> weitgehendes Nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
von Lokalem <strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Prozess und Entscheidungen<br />
durch die Stadt.<br />
Nicht vergessen darf man <strong>in</strong> diesem<br />
Zusammenhang, dass die Stadt Duisburg von<br />
e<strong>in</strong>em funktionierenden <strong>Agenda</strong>-Prozess enorm<br />
profitieren würde. Zum e<strong>in</strong>en ermöglicht es e<strong>in</strong>e<br />
Lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>, dass Verwaltung und Politik<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en direkten Dialog mit <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
e<strong>in</strong>treten können. In <strong>der</strong> Realität erweisen sich<br />
die gesetzlichen Instrumente <strong>der</strong> Mitbestimmung<br />
für die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger oft als<br />
außerordentlich „stumpf“: Bebauungspläne<br />
werden zwar ausgelegt, von <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
aber kaum wahrgenommen. Wenn Umbauarbeiten<br />
bereits angefangen haben und Anwohner<br />
gegen das Vorhaben protestieren, können Politik<br />
und Verwaltung nur noch auf den bereits<br />
gefassten Beschluss verweisen. Dieser Zustand<br />
ist für beide Seiten unbefriedigend. Die Folgen<br />
e<strong>in</strong>es solchen Vorgehens s<strong>in</strong>d oft Konflikte, die<br />
vermeidbar wären, wenn bereits im Vorfeld größerer<br />
Vorhaben <strong>der</strong> Dialog zwischen Stadt und<br />
Bevölkerung gesucht würde. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
würde e<strong>in</strong> Lokaler <strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Prozess auch die<br />
Kommunikation zwischen den Ämtern <strong>in</strong>nerhalb<br />
<strong>der</strong> Stadtverwaltung verbessern. Arbeitsabläufe<br />
ließen sich dadurch optimieren und Gel<strong>der</strong> e<strong>in</strong>sparen.<br />
• Personelle Ausstattung des<br />
<strong>Agenda</strong>-Büros<br />
Neben <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> f<strong>in</strong>anziellen Ausstattung<br />
des <strong>Agenda</strong>-Büros ist es wichtig, dass es e<strong>in</strong>en
hauptamtlichen Ansprechpartner o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Ansprechpartner<strong>in</strong> für den <strong>Agenda</strong>-Prozess gibt.<br />
Er o<strong>der</strong> sie muss dem Prozess „e<strong>in</strong> Gesicht<br />
geben“ und e<strong>in</strong>e gewisse personelle Kont<strong>in</strong>uität<br />
gewährleisten. Zurzeit steht e<strong>in</strong> Ansprechpartner<br />
des Umweltamtes für die Lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong><br />
zur Verfügung. Es ist jedoch vorgesehen, dass<br />
er diese Aufgabe nur nebenbei <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen<br />
Teil se<strong>in</strong>er Arbeitszeit erfüllt. Die komplexe<br />
Aufgabe, e<strong>in</strong>e Lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> für e<strong>in</strong>e Stadt<br />
mit mehr als e<strong>in</strong>er halben Million E<strong>in</strong>wohner zu<br />
koord<strong>in</strong>ieren, ist jedoch nicht „nebenbei“ zu<br />
erfüllen. Diese For<strong>der</strong>ung wirft Fragen zur F<strong>in</strong>anzierung<br />
auf, die im nachfolgenden Punkt beantwortet<br />
werden.<br />
• Anb<strong>in</strong>dung des <strong>Agenda</strong>-Büros<br />
In <strong>der</strong> Zeit, als die Stadt Duisburg den <strong>Agenda</strong>-<br />
Prozess steuerte, war das <strong>Agenda</strong>-Büro <strong>in</strong>nerhalb<br />
<strong>der</strong> Stadtverwaltung <strong>in</strong> das städtische<br />
Umweltamt <strong>in</strong>tegriert. Wie beschrieben war<br />
dadurch e<strong>in</strong> weiterer wichtiger Akteur <strong>in</strong>nerhalb<br />
<strong>der</strong> Stadtverwaltung, das Frauenbüro, nicht <strong>in</strong><br />
die Struktur e<strong>in</strong>bezogen. Es ist jedoch sowohl<br />
organisatorisch als auch <strong>in</strong>haltlich vorteilhaft,<br />
das <strong>Agenda</strong>-Büro nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Amt e<strong>in</strong>zuglie<strong>der</strong>n,<br />
son<strong>der</strong>n es mit dem Know-how und den –<br />
auch f<strong>in</strong>anziellen – Ressourcen mehrerer Ämter<br />
zu unterstützen. Denkbar ist e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit<br />
zwischen Umweltamt, Frauenbüro und dem<br />
Amt für Stadtplanung. Durch die Struktur des<br />
Prozesses würden auch die engen <strong>in</strong>haltlichen<br />
Bezüge <strong>der</strong> Ämter untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> deutlich werden.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus könnten sich die beteiligten<br />
Ämter stärker mit <strong>der</strong> <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> identifizieren<br />
und die Bemühungen geme<strong>in</strong>sam<br />
„schultern“, wovon e<strong>in</strong> solch komplexer Prozess<br />
nur profitieren kann.<br />
• Lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> als Thema <strong>der</strong><br />
politischen Parteien<br />
41<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n des Duisburger <strong>Agenda</strong>-Prozesses<br />
wollte man verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, dass sich die Lokale<br />
<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> zu e<strong>in</strong>em Spielball <strong>der</strong> politischen<br />
Parteien entwickelt. Dieses Anliegen ist verständlich.<br />
Die Konsequenz war jedoch, dass die<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
Ratsparteien nicht aktiv <strong>in</strong> den Prozess e<strong>in</strong>bezog.<br />
Die Lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> blieb deshalb unpolitisch<br />
und spielte aus diesem Grund auch ke<strong>in</strong>e<br />
Rolle für die Arbeit <strong>der</strong> Parteien. Ke<strong>in</strong>e <strong>der</strong> im<br />
Stadtrat vertretenden Parteien hat das Thema<br />
Lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> als „ihr“ Thema betrachtet<br />
und deutlich unterstützt. Um allen Beteiligten,<br />
das heißt Lokalpolitik, Stadtverwaltung, Vere<strong>in</strong>en,<br />
Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern, jedoch die<br />
Ernsthaftigkeit und die Bedeutung des Prozesses<br />
für Duisburg deutlich zu machen, wäre<br />
genau dies nötig gewesen. Beispiele aus an<strong>der</strong>en<br />
Städten belegen, dass e<strong>in</strong> Lokaler <strong>Agenda</strong>-<br />
<strong>21</strong>-Prozess von politischem Interesse gestützt<br />
werden kann, ohne dabei gleich durch politische<br />
Differenzen gefährdet zu werden. Mit diesen<br />
Vorbil<strong>der</strong>n sollte <strong>der</strong> ehemalige Koord<strong>in</strong>ierungskreis<br />
wie<strong>der</strong> belebt werden, <strong>in</strong> dem dann<br />
auch politische Parteien vertreten se<strong>in</strong> sollten.<br />
Auch dies kann den Prozess stärken.<br />
• <strong>Agenda</strong>-Arbeit konkret<br />
E<strong>in</strong> wichtiges Kriterium sowohl für lokales als<br />
auch für schulisches <strong>Agenda</strong>-Engagement sollten<br />
geme<strong>in</strong>same Projekte und sichtbare Arbeitsergebnisse<br />
se<strong>in</strong>. Runde Tische, Koord<strong>in</strong>ierungsund<br />
Arbeitskreise werden sich früher o<strong>der</strong> später<br />
auflösen, wenn sie sich zu re<strong>in</strong>en<br />
Gesprächstreffen entwickeln. So wichtig Infor-
Vom „Leuchtturm“ zum „Scheideweg“ 42<br />
mations- und Erfahrungsaustausch sowie<br />
Absprachen s<strong>in</strong>d, alle<strong>in</strong> reichen sie nicht aus.<br />
Geme<strong>in</strong>same Arbeit muss auch <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samen<br />
Erfolgen – im wahrsten S<strong>in</strong>ne des Wortes –<br />
„sichtbar“ werden. Komplexe Prozesse, wie solche,<br />
die sich mit nachhaltiger Entwicklung<br />
beschäftigen, brauchen sichtbare Ergebnisse,<br />
um die Akteure <strong>in</strong> ihrem Handeln zu bestärken.<br />
Wer aktiv ist, will auch Erfolge haben, das gilt<br />
für Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler, Lehrer<strong>in</strong>nen und<br />
Lehrer, Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger genauso wie für<br />
Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter <strong>der</strong> Stadtverwaltung<br />
o<strong>der</strong> politische Mitglie<strong>der</strong> des Stadtrats.<br />
• Engagement <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n<br />
Ob mit o<strong>der</strong> ohne Lokalen-<strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Prozess,<br />
es wird immer <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Duisburg geben, die<br />
sich mit Nachhaltigkeit und Bildung für e<strong>in</strong>e<br />
nachhaltige Entwicklung beschäftigen werden.<br />
Der Vorteil e<strong>in</strong>es funktionierenden <strong>Agenda</strong>-Pro-<br />
zesses liegt jedoch für <strong>Schule</strong>n auf <strong>der</strong> Hand:<br />
Feste Ansprechpartner können die Arbeit <strong>der</strong><br />
<strong>Schule</strong>n erleichtern und Kooperationen mit<br />
außerschulischen Partnern vere<strong>in</strong>fachen.<br />
Dennoch sollten <strong>Schule</strong>n nicht auf optimierte<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen warten. Vielmehr wäre<br />
es ratsam, sich vom städtischen Prozess unabhängig<br />
zu machen, und e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen<br />
Runden Tisch <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n wie<strong>der</strong> zu aktivieren.<br />
Viele <strong>Schule</strong>n haben ähnliche Probleme, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
bezogen auf die knappen Ressourcen<br />
Arbeitszeit und Geld. E<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Run<strong>der</strong><br />
Tisch kann helfen, Engagement zu koord<strong>in</strong>ieren<br />
und effektiver e<strong>in</strong>zusetzen. Die Erfahrungen <strong>in</strong><br />
Duisburg aus <strong>der</strong> Zeit, als <strong>der</strong> Arbeitskreis <strong>der</strong><br />
<strong>Schule</strong>n noch existierte, haben gezeigt, dass<br />
die Lobby e<strong>in</strong>es solchen Arbeitskreises deutlich<br />
größer war, als die e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zelnen <strong>Schule</strong>. Für<br />
För<strong>der</strong>anträge und Gespräche mit Sponsoren<br />
kann dieses Gewicht entscheidend se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong><br />
geme<strong>in</strong>samer Erfahrungs- und Interessenaus-
tausch ermöglicht es auch, sich gegenseitig auf<br />
Ideen zu br<strong>in</strong>gen und aus Erfahrungen zu lernen;<br />
auch das spart Zeit und Energie.<br />
Um solche Chancen zu nutzen, müssen die<br />
<strong>Schule</strong>n <strong>in</strong>itiativ werden und geme<strong>in</strong>same Treffen<br />
organisieren. In an<strong>der</strong>en Städten wird dies<br />
bereits erfolgreich praktiziert, zum Beispiel <strong>in</strong><br />
Dortmund. Als Anstoß, e<strong>in</strong>en solchen Runden<br />
Tisch für <strong>Schule</strong>n wie<strong>der</strong> <strong>in</strong>s Leben zu rufen,<br />
könnte die Teilnahme Duisburgs an <strong>der</strong> Kampagne<br />
„<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ dienen.<br />
Hoffnung für die Zukunft des <strong>Agenda</strong>-<br />
Prozesses<br />
43<br />
Am Beispiel von Duisburg wurden die Erfolge und die<br />
Schwierigkeiten e<strong>in</strong>es Lokalen <strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Prozesses<br />
aufgezeigt. Die Erfahrungen <strong>in</strong> Duisburg seit 1996<br />
haben deutlich gemacht, dass sich <strong>der</strong> strukturelle<br />
und organisatorische Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>Agenda</strong>-Prozesses<br />
unmittelbar auf die <strong>in</strong>haltlichen Erfolge auswirkt.<br />
Der Prozess <strong>der</strong> Lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> Duisburg bef<strong>in</strong>det<br />
sich dabei zurzeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Krise, über <strong>der</strong>en Ausgang<br />
die Weichenstellungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> nahen Zukunft entscheiden<br />
werden. E<strong>in</strong>e Wie<strong>der</strong>belebung des<br />
Prozesses jedoch ersche<strong>in</strong>t durchaus möglich.<br />
Es konnte gezeigt werden, dass es Wechselwirkungen<br />
zwischen dem Lokalen <strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Prozess<br />
und dem Engagement von <strong>Schule</strong>n gibt. Von e<strong>in</strong>em<br />
erfolgreichen <strong>Agenda</strong>-Prozess können <strong>Schule</strong>n deutlich<br />
profitieren. An<strong>der</strong>erseits soll an dieser Stelle noch<br />
e<strong>in</strong>mal betont werden, dass <strong>Schule</strong>n durchaus von<br />
<strong>der</strong> lokalen Situation unabhängig s<strong>in</strong>d und ke<strong>in</strong>e passive<br />
Rolle e<strong>in</strong>nehmen sollten. Vielmehr können sie<br />
Projekte zur Nachhaltigkeit auch ohne e<strong>in</strong>en Lokalen-<br />
<strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Prozess umsetzen. Wichtig dabei ist, sich<br />
mit Partnern <strong>in</strong>nerhalb und außerhalb <strong>der</strong> Bildungslandschaft<br />
zu koord<strong>in</strong>ieren, die helfen können,<br />
Ressourcen e<strong>in</strong>zusparen und Erfahrungen zu nutzen.<br />
<strong>Schule</strong>n, die sich für e<strong>in</strong>e Bildung für nachhaltige<br />
Entwicklung engagieren, sprechen e<strong>in</strong>en großen<br />
Adressatenkreis an und konfrontieren ihn mit diesem<br />
Thema. Damit können sie e<strong>in</strong>en lokalen <strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-<br />
Prozess entscheidend unterstützen. In Duisburg hat<br />
das große Engagement von <strong>Schule</strong>n die Anfangsphase<br />
des <strong>Agenda</strong>-Prozesses gestärkt. Der Arbeitskreis<br />
<strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n hat mit dazu beigetragen, dass die Idee<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Nachhaltigkeit auf lokaler Ebene Verbreitung fand<br />
– e<strong>in</strong>e Entwicklung, die sich sowohl <strong>in</strong> Duisburg als<br />
auch an<strong>der</strong>norts sicher wie<strong>der</strong>holen ließe.<br />
Literatur<br />
– Freer, D./ Habrich, W./ Jebb<strong>in</strong>k, K. und M. Raffelsiefer<br />
(2000): Umweltbildung mit <strong>der</strong> Lokalen <strong>Agenda</strong><br />
<strong>21</strong> – Duisburg auf dem Weg zu e<strong>in</strong>er „Modellregion“?<br />
In: Habrich, W. und W. Hoppe (Hrsg.):<br />
Strukturwandel im Ruhrgebiet – Perspektiven und<br />
Prozesse. Dortmund (= Duisburger Geografische<br />
Studien; 23), S. 52-69.<br />
– Habrich, W. und W. Hoppe (Hrsg.)(2001): Abschlussbericht<br />
des Projektes „Initialisierung, Betreuung<br />
und Evaluation schulischer Projekte zur Lokalen<br />
<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>“. Duisburg (druckfertiges Manuskript).<br />
– Stadt Duisburg (Hrsg.) (2000): 3 Jahre Lokale<br />
<strong>Agenda</strong> 12 – e<strong>in</strong>e Bilanz. Duisburg.
Lokal erworbene Kompetenzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er global vernetzten Welt 44<br />
Helmut Horstmeier<br />
Lokal erworbene Kompetenzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er global vernetzten<br />
Welt: GLOBE GERMANY und <strong>der</strong><br />
BLK-Modellversuch „<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“<br />
GLOBE und<br />
Syndrome des<br />
Globalen<br />
Wandels<br />
Das GLOBE-GERMANY-<br />
Programm ist e<strong>in</strong> Umweltbeobachtungs-Programm,<br />
das Bildung und Wissenschaft vere<strong>in</strong>t.<br />
450 <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> ganz Deutschland erheben <strong>in</strong><br />
ihrem näheren Umfeld systematisch Umweltdaten<br />
nach wissenschaftlichen Standards. GLOBE Germany<br />
ist Teil des weltweiten GLOBE-Programms<br />
www.globe.gov mit über 15 000 <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> über 100<br />
Län<strong>der</strong>n. E<strong>in</strong> globaler Speicher dient als Gedächtnis<br />
für alle seit 1995 erhobenen Daten, die auf zeitlichen<br />
o<strong>der</strong> räumlichen Skalen betrachtet, <strong>in</strong>teressante<br />
Erkenntnisse zum Beispiel über den Klimawandel<br />
ermöglichen. So s<strong>in</strong>d auch Schlussfolgerungen möglich,<br />
die zu aktivem E<strong>in</strong>treten für die Umwelt führen.<br />
Als e<strong>in</strong> Dissem<strong>in</strong>ations-Instrument im Kontext e<strong>in</strong>er<br />
Bildung für nachhaltige Entwicklung trägt GLOBE den<br />
globalen Ansatz e<strong>in</strong>er Betrachtung des Systems Erde<br />
bereits im Titel.<br />
Die Erfahrungen <strong>der</strong> BLK-Projektstelle „<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ bei GLOBE Germany <strong>in</strong> NRW und an den<br />
NRW-GLOBE-<strong>Schule</strong>n zeigen, dass Lernende globale<br />
Empathie und Verantwortung dann zeigen und leben,<br />
wenn sie zuvor o<strong>der</strong> gleichzeitig lokal <strong>in</strong> ihrem persönlichen<br />
und schulischen Umfeld verantwortlich<br />
und möglichst selbstständig Erfahrungen sammeln<br />
und agieren konnten: Ke<strong>in</strong>e globale ohne<br />
lokale Verantwortung!<br />
Zukunftsfähiges Denken setzt vernetztes mehrdimensionales<br />
Denken voraus: Zur Korrektur e<strong>in</strong>er<br />
nichtnachhaltigen Entwicklung s<strong>in</strong>d zugleich ökologische,<br />
ökonomische, soziale und daneben globale E<strong>in</strong>flüsse<br />
und Wirkungen zu berücksichtigen.<br />
Für e<strong>in</strong>e effektive Sichtweise des globalen Wandels<br />
<strong>der</strong> Erde als Ökosystem unter menschlichem E<strong>in</strong>fluss<br />
ist <strong>der</strong> Syndromansatz hilfreich. Auf e<strong>in</strong>em Grundraster<br />
von neun Sphären lässt sich e<strong>in</strong> dynamisches<br />
Modell e<strong>in</strong>er realen Fehlentwicklung entwerfen, das<br />
anschaulich die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen<br />
den Symptomen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Sphären und<br />
mögliche E<strong>in</strong>flusspunkte aufzeigt:
45<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
Der Syndromansatz zur Beschreibung des Globalen Wandels (GW)<br />
Das Syndromkonzept wurde vom wissenschaftlichen Rat <strong>der</strong> Bundesregierung „Globale Umweltverän<strong>der</strong>ungen“<br />
WBGU als e<strong>in</strong> Instrument für die Analyse des Globalen Wandels entwickelt, das e<strong>in</strong>e vernetzte Betrachtungsweise<br />
erlaubt.<br />
Unter Syndromen werden typische funktionale Muster problematischer Mensch-Umwelt-Interaktionen verstanden,<br />
die durch Komb<strong>in</strong>ationen e<strong>in</strong>zelner Trends und Teilaspekte des globalen Wandels, <strong>der</strong> Symptome,<br />
die wichtigsten Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> Zivilisation und Natur verdeutlichen. Ziel des Syndromkonzeptes ist die<br />
Beschreibung und Vorhersage <strong>der</strong> Problemlagen des anthropogenen globalen Wandels sowie die Identifikation<br />
und Erhebung globaler und regionaler Handlungsoptionen für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung.<br />
Die Grundthese des Syndromansatzes lautet:<br />
Der globale Wandel lässt sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Dynamik auf e<strong>in</strong>e überschaubare Zahl von Kausalmustern <strong>in</strong> den<br />
Mensch-Umwelt-Beziehungen zurückführen. Die nichtnachhaltigen Verläufe dieser dynamischen Muster<br />
werden Syndrome des GW genannt. Diese Muster ähneln Krankheitsbil<strong>der</strong>n mit e<strong>in</strong>em häufig nur <strong>in</strong> Teilen<br />
verstandenen Verlauf. Verschiedene wichtige Trends können im Rahmen des globalen Wandels – ähnlich<br />
Symptomen als Teil verschiedener Krankheitsbil<strong>der</strong> –- <strong>in</strong> verschiedenen nichtnachhaltigen Entwicklungsmustern<br />
(Syndromen) auftreten.<br />
Symptome s<strong>in</strong>d demnach die Grundelemente <strong>der</strong> systemanalytischen Beschreibung <strong>der</strong> Dynamik des<br />
Globalen Wandels im Rahmen des Syndromansatzes. Sie s<strong>in</strong>d durch Indikatoren messbar und lassen sich<br />
e<strong>in</strong>zelnen Sphären zuordnen. Wechselwirkungen s<strong>in</strong>d die Verknüpfungselemente, sie spezifizieren die Form<br />
<strong>der</strong> Kausalbeziehungen zwischen den Symptomen. Syndrome s<strong>in</strong>d demnach charakteristische Konstellationen<br />
von Symptomen und ihren Wechselwirkungen.<br />
16 Standardsyndrome s<strong>in</strong>d als nichtnachhaltige Entwicklungsmuster („Krankheiten“) unseres Systems<br />
Erde mit jeweils charakteristischen Konstellationen von Symptomen beschrieben worden. Diese wie<strong>der</strong>um<br />
lassen sich den neun Sphären des Systems zuordnen: So ist etwa „Artenverlust“ e<strong>in</strong> Symptom <strong>der</strong> „Biosphäre“<br />
und „zunehmen<strong>der</strong> Energieverbrauch“ e<strong>in</strong> Symptom <strong>der</strong> „Wirtschaftssphäre“ im Kontext des<br />
„Raubbau-Syndroms“ (Übernutzung nachwachsen<strong>der</strong> Ressourcen).<br />
(nach: Mart<strong>in</strong> Cassels-G<strong>in</strong>tz und Dorothee Harenberg, Syndrome des Globalen Wandels als Ansatz <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />
Lernens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sekundarstufe, BLK-Programm „<strong>21</strong>“, Berl<strong>in</strong> 2002)
Lokal erworbene Kompetenzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er global vernetzten Welt 46<br />
Globaler Wandel: Handlungsoptionen,<br />
Qualifizierung und Kompetenzen<br />
Für alle bisher benannten Syndrome des Globalen<br />
Wandels gilt: Lokale und globale Strukturen und Prozesse<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Natur wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anthroposphäre ähneln<br />
e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> (fraktales Pr<strong>in</strong>zip). Sie können daher <strong>in</strong> idealer<br />
Weise lokal – im Umfeld – gelernt und e<strong>in</strong>geübt<br />
werden: Familie - <strong>Schule</strong> – Kommune – Region – Land<br />
– Kont<strong>in</strong>ent – Erde.<br />
Das gel<strong>in</strong>gt mit teils an den e<strong>in</strong>zelnen GLOBE-<br />
<strong>Schule</strong>n selbst entwickelten Naturschutz-, Klimaschutz-,<br />
Ressourcenschutz-, Artenschutz- und sogar<br />
Handelsschutz-Projekten. Sie haben als Bauste<strong>in</strong>e<br />
E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die Schulprogramme vieler <strong>Schule</strong>n gefunden<br />
und GLOBE-<strong>Schule</strong>n auf den Weg h<strong>in</strong> zu <strong>Agenda</strong>-<br />
<strong>Schule</strong>n geführt. In diesen Schulprojekten wird<br />
anschauliches Wissen darüber vermittelt, welche Vernetzungen<br />
zwischen <strong>der</strong> Natursphäre (Atmosphäre,<br />
Hydrosphäre, Pedosphäre, Biosphäre) und <strong>der</strong><br />
Anthroposphäre (Wirtschaft, Wissenschaft und Technik,<br />
gesellschaftliche Organisation, psychosoziale<br />
Sphäre, Bevölkerung) bestehen, um im Bild des Syndromansatzes<br />
zu bleiben.<br />
Klimaschutz- o<strong>der</strong> Energiesparprogramme mit<br />
Lernpartnern, Gewässerschutz- o<strong>der</strong> auch Müllvermeidungs-<br />
und Recycl<strong>in</strong>g-Projekte mit Partizipationselementen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>, Schulgarten-Projekte<br />
sowie schließlich auch <strong>der</strong> Verkauf<br />
umweltschonen<strong>der</strong> und fair gehandelter Produkte<br />
s<strong>in</strong>d heute <strong>in</strong> etlichen GLOBE-<strong>Schule</strong>n die adäquaten<br />
Qualifizierungs<strong>in</strong>strumente, die bei den Grund<strong>in</strong>formationen<br />
über unsere Erde ansetzen und so die<br />
Grundangebote von GLOBE nutzen. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
ermöglichen sie jedoch den Erwerb von Kompetenzen<br />
<strong>in</strong> den Bereichen Verständigung, Planung, Vernetzung<br />
und Fähigkeit zur (globalen) Solidarität als Teilbereiche<br />
e<strong>in</strong>er anzustrebenden Gestaltungskompetenz.<br />
<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>: Wissenschaftliche<br />
Standards und Lernen im Kontext<br />
Die bisherige Beschreibung kennzeichnet grob Ansätze<br />
und Ziele e<strong>in</strong>er Entwicklung des GLOBE-Programms<br />
<strong>in</strong> NRW, an <strong>der</strong>en Anfang <strong>in</strong>haltliche, methodische<br />
und strukturelle Neuerungen standen, die von <strong>der</strong><br />
Projektstelle GLOBE<strong>21</strong> (GLOBE <strong>in</strong> NRW & <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Schule</strong>) <strong>in</strong>itiiert und mit dem BLK-Set <strong>der</strong> GLOBE-<br />
<strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> NRW erprobt wurden. Zu Beg<strong>in</strong>n standen<br />
unter an<strong>der</strong>em folgende Überlegungen:<br />
<strong>Schule</strong>n nehmen mehr als je zuvor Entwicklungen<br />
<strong>in</strong> ihrer Umgebung wahr. Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
werden vermehrt angeleitet, ihre Um-Welt selbst zu<br />
erfassen und nach wissenschaftlichen Maßstäben zu<br />
verstehen (also förmlich zu begreifen). Hier ist GLOBE<br />
e<strong>in</strong> geeignetes Instrument, was die Umweltbeobachtung<br />
betrifft. Es ermöglicht zudem den globalen Austausch<br />
und e<strong>in</strong>en hervorragenden Blick auf zeitliche<br />
und räumliche Entwicklungen nach neuesten wissenschaftlichen<br />
und technologischen Standards.<br />
Wetterbeobachtung, hydrologische Untersuchungen,<br />
Bodenanalysen, phänologische Beobachtung<br />
(Beobachtung <strong>der</strong> Wachstumsphasen von Pflanzen im<br />
Jahresablauf) und Landbedeckungsvergleiche s<strong>in</strong>d<br />
Grundanliegen von GLOBE. Weltweit füllen und nutzen<br />
die GLOBE-<strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> über 100 Län<strong>der</strong>n seit 1995<br />
e<strong>in</strong> globales Gedächtnis mit Daten <strong>der</strong> GLOBE-Protokolle<br />
Atmosphäre/Klima, Hydrologie, Boden, Landbedeckung/Biologie,<br />
Phänologie und kooperieren mit<br />
vielen wissenschaftlichen E<strong>in</strong>richtungen, die diese<br />
Daten nutzen. Mit den im GLOBE-Programm ermittelten<br />
Indikatoren lassen sich auf diese Weise wichtige<br />
E<strong>in</strong>blicke speziell <strong>in</strong> die Symptome des Erdsystems<br />
gew<strong>in</strong>nen, die den e<strong>in</strong>zelnen Sphären <strong>der</strong> Natursphäre<br />
zuzuordnen s<strong>in</strong>d.<br />
Von <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> wird erwartet, dass sie auch e<strong>in</strong><br />
Verständnis für Zusammenhänge und Abhängigkeiten,<br />
Notwendigkeiten und E<strong>in</strong>flussnahmen vermittelt,<br />
das über e<strong>in</strong> naturwissenschaftliches Begreifen h<strong>in</strong>ausgeht<br />
und alle an<strong>der</strong>en Bereiche <strong>der</strong> Entwicklung<br />
e<strong>in</strong>er Region (und <strong>der</strong> ganzen Erde) mit ihrer Flora,<br />
Fauna und ihren Menschen e<strong>in</strong>bezieht: Ökonomie,<br />
Soziales, Politik, Kultur, Geschichte, Technologie etc.<br />
In <strong>der</strong> „<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>“ ist die Verpflichtung <strong>der</strong> beteiligten<br />
Staaten formuliert, Bildungspolitik, -planung und<br />
-praxis am Leitbild „nachhaltige Entwicklung“ auszurichten.<br />
Die „Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung“,<br />
wie sie im BLK-Modellprogramm „<strong>21</strong>“ umgesetzt<br />
wird, erfor<strong>der</strong>t und schafft e<strong>in</strong>e Qualität von<br />
Unterricht, die diesen Erwartungen gerecht wird.<br />
Dadurch kann schließlich die notwendige Aneignung<br />
unserer Umwelt <strong>in</strong> Verantwortung stattf<strong>in</strong>den - e<strong>in</strong>e<br />
wichtige Voraussetzung für die Bildung e<strong>in</strong>er demo-
47<br />
kratischen, <strong>in</strong>formierten Gesellschaft.<br />
Neue Richtl<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> nahezu allen Unterrichtszusammenhängen<br />
gründen auf diesen Grundanliegen.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e Empfehlungen für den fächerübergreifenden<br />
Unterricht bilden endlich das passende<br />
Gegenüber zu vermehrt <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Ansätzen <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Forschung. So orientiert sich die Entwicklung und<br />
Erprobung <strong>der</strong> neuen Richtl<strong>in</strong>ien für den <strong>in</strong>tegrierten<br />
Unterricht <strong>in</strong> Naturwissenschaften <strong>in</strong> den Jahrgangsstufen<br />
5 und 6 <strong>in</strong> den weiterführenden <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong><br />
NRW stark an abgestuften Katalogen konzept- und<br />
prozessbezogener Kompetenzen im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Lernens<br />
im Kontext: „Pflanzen, Tiere, Lebensräume“ und<br />
„Sonne, Wetter, Jahreszeiten“ s<strong>in</strong>d Beispiele für <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre,<br />
das heißt fächerübergreifende Unterrichtse<strong>in</strong>heiten,<br />
<strong>in</strong> denen GLOBE-Protokolle und Projekte<br />
hervorragend e<strong>in</strong>gesetzt werden können. E<strong>in</strong>en<br />
Zugang zu an<strong>der</strong>en Fachbereichen außerhalb <strong>der</strong><br />
Naturwissenschaften kann das GLOBE-Programm<br />
alle<strong>in</strong> allerd<strong>in</strong>gs nicht vermitteln. Erst die Gesamtschau<br />
auf alle Symptome e<strong>in</strong>es Syndroms, also auch<br />
auf die Symptome <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Sphären <strong>der</strong> Anthroposphäre<br />
und schließlich auf die Vernetzung untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<br />
schafft die Basis für e<strong>in</strong> Instrument im Rahmen<br />
e<strong>in</strong>es Bildungsprogramms für nachhaltige Entwikklung.<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
GLOBE-Projekte als Basis für e<strong>in</strong>e<br />
regionale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong><br />
Die BLK-Projektstelle bei GLOBE hat seit 1999 Projekte<br />
<strong>in</strong>itiiert und geme<strong>in</strong>sam mit Lernpartnern aus Wissenschaft,<br />
Wirtschaft und Verwaltung entwickelt, die<br />
das herkömmliche GLOBE-Programm ergänzen. Sie<br />
haben zum Beispiel die schon angesprochenen <strong>Agenda</strong>-Themen<br />
Klimawandel und -schutz, Artenvielfalt,<br />
-schutz und -nutzung o<strong>der</strong> nachhaltige Ökonomie<br />
zum Inhalt.<br />
GLOBEs Phänologieprojekte zum Klimawandel<br />
und zur Artenvielfalt<br />
• BIRKE (Knospung <strong>der</strong> Birke; Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Vegetationsperiode)<br />
Seit 2000 e<strong>in</strong> jährlich wie<strong>der</strong>kehrendes Projekt<br />
zu den Themen Phänologie und Jahreszeiten,<br />
Klimaschutz und Globaler Wandel, Artenvielfalt<br />
und -nutzung <strong>in</strong> Kooperation mit dem Deutschen<br />
Wetterdienst und dem Bundesamt für<br />
Naturschutz. Thematisch verwandt s<strong>in</strong>d GLOBEs<br />
PHÄNOLOGISCHER GARTEN (mit acht Zeigerpflanzen)<br />
und demnächst GLOBEs OBSTGEHÖL-<br />
ZE-PHÄNOLOGIE, zwei Projekte <strong>in</strong> Kooperation<br />
mit wissenschaftlichen E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
und Bonn und mit Bezügen zur Agrarmeteorologie<br />
unter dem E<strong>in</strong>druck des Klimawandels und<br />
zu fächerübergreifenden <strong>in</strong>nerschulischen Themen<br />
<strong>in</strong> Kooperationen mit Fachbereichen wie
Lokal erworbene Kompetenzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er global vernetzten Welt 48<br />
Hauswirtschaft, Gesellschaftslehre etc. Während<br />
BIRKE-Daten schon Grundlage e<strong>in</strong>er wissenschaftlichen<br />
Arbeit waren, s<strong>in</strong>d die an<strong>der</strong>en<br />
beiden Projekte auf Anregung von Wissenschaftlern<br />
entstanden. Sie liefern Indikatoren<br />
für Symptome des Klimawandels und dienen<br />
zum Abgleich von Klimamodellen. (Näheres<br />
unter: www.lo-net.de/group/BIRKE,<br />
http://www.lo-net.de/group/GLOBST)<br />
• RHEIN<strong>21</strong>, e<strong>in</strong> NRW-Projekt im Rahmen des europäischen<br />
Netzwerks „Unser Rhe<strong>in</strong> – mehr als<br />
Wasser“ mit teilweise <strong>in</strong>stallierten Untergruppierungen<br />
an Wupper, Emscher, Mittel-Rhe<strong>in</strong><br />
und Ems <strong>in</strong> Kooperation mit Verbänden und<br />
Unternehmen. Ziel ist es, die gesamte zukünftige<br />
Entwicklung des Rhe<strong>in</strong>-E<strong>in</strong>zugsgebietes im<br />
Auge zu haben, und wo möglich aktiv zu begleiten.<br />
Das Projekt trägt Züge des europäischen<br />
Programms RHEIN 2010, das e<strong>in</strong>e nichtnachhaltige<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Rhe<strong>in</strong>region zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
sucht. Es sensibilisiert für e<strong>in</strong>e Beschäftigung<br />
mit dem Thema Wasser unter regionalen fächerübergreifenden<br />
Aspekten und sammelt und<br />
nutzt beispielsweise Indikatoren für Symptome<br />
e<strong>in</strong>er Übernutzung und Belastung von Wasser.<br />
(Näheres unter: www.lo-net.de/group/RHEIN<strong>21</strong>)<br />
• GLAS<strong>21</strong>, e<strong>in</strong> Projekt und Netzwerk von <strong>Schule</strong>n<br />
im Rhe<strong>in</strong>land <strong>in</strong> Kooperation mit dem Glashersteller<br />
SAINT-GOBAIN GLASS <strong>in</strong> Köln/Aachen<br />
Es beschäftigt sich mit den technologischen<br />
und ökonomischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen des<br />
Klimaschutzes durch Glas, <strong>der</strong> Solarenergie-<br />
Nutzung und allgeme<strong>in</strong> <strong>der</strong> Energieeffizienz. Es<br />
beleuchtet <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Indikatoren von ökonomischen,<br />
technologischen und auch psychosozialen<br />
(was ist uns Klimaschutz wert?) Symptomen.<br />
Angeschlossen ist die Schüler-Firma<br />
ökotec, die das Lernpaket für das Netzwerk<br />
(und darüber h<strong>in</strong>aus) herstellt und vertreibt und<br />
mittlerweile Themen wie nachhaltigen Konsum<br />
und fairen Handel aktiv betreibt. „GLAS<strong>21</strong> und<br />
ökotec“ s<strong>in</strong>d Best-Practice-Projekt 2003 <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> NRW und stehen <strong>in</strong> engem Kontakt<br />
zum REGIONALE-Prozess <strong>in</strong> NRW. (Näheres<br />
unter: www.lo-net.de/group/GLAS<strong>21</strong>,<br />
http://www.lo-net.de/class/helmut<strong>21</strong>-OEKOTEC)<br />
Die Phänologie-Projekte bei GLOBE bedienen <strong>in</strong><br />
ihrer jetzigen Ausprägung <strong>in</strong>haltlich und methodisch<br />
die drei Organisationspr<strong>in</strong>zipien zum Erwerb von<br />
Gestaltungskompetenz im Rahmen des BLK-Programms<br />
<strong>21</strong>:<br />
1. Interdiszipl<strong>in</strong>äres Wissen (Module Syndrome<br />
globalen Wandels, Umwelt & Entwicklung)<br />
2. Partizipatives Lernen (Module nachhaltige<br />
Region, Lokale <strong>Agenda</strong>)<br />
3. Innovative Strukturen (Module Schulprofil,<br />
externe Kooperationen)<br />
Die Projekte samt ihrer regionalen Themenstellungen<br />
und Strukturen, die sich im Ablauf <strong>der</strong> letzten drei<br />
Jahre als wirkungsvoll h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> beschriebenen<br />
Zielsetzungen erwiesen haben, werden hier näher<br />
vorgestellt.
BIRKE<br />
49<br />
Vom Wetter (und Klima) abhängige Lebens- und<br />
Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d stark bee<strong>in</strong>flusst von se<strong>in</strong>en<br />
regionalen Beson<strong>der</strong>heiten und Entwicklungen. Phänologiedaten,<br />
also Daten über den Wachstumszustand<br />
von Pflanzen im Jahresablauf, s<strong>in</strong>d wichtige<br />
Indikatoren für das Wetter und zugleich für den Klimawandel.<br />
Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach zu ermitteln und sehr aussagekräftig<br />
– <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e was die Validierung von Klimamodellen<br />
betrifft. Sie sensibilisieren für die<br />
Erkenntnis <strong>der</strong> Vernetzung von Naturprozessen.<br />
GLOBE-<strong>Schule</strong>n erheben seit 2000 im Projekt BIRKE<br />
das Knospungsdatum ausgewählter Birken, das als<br />
Bio<strong>in</strong>dikator für den Frühl<strong>in</strong>gsbeg<strong>in</strong>n dient. Daneben<br />
werden Korrelationen zwischen Temperaturverlauf<br />
und Knospung analysiert. Die GLOBE-Protokolle Phänologie<br />
und Atmosphäre/Klima dienen als Anleitung.<br />
Für das Mikroklima relevante Parameter wie Breitengrad,<br />
Höhenlage, Nähe zum Rhe<strong>in</strong>tal, regionale Landbedeckung<br />
werden ebenfalls berücksichtigt. Mittlerweile<br />
beteiligen sich GLOBE-<strong>Schule</strong>n aus ganz<br />
Deutschland am Projekt, <strong>der</strong> Schwerpunkt liegt<br />
jedoch weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen.<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
Regionale und überregionale Kooperationen spielten<br />
von Anfang an e<strong>in</strong>e große Rolle:<br />
• Vorbereitungstreffen <strong>der</strong> Lehrenden im Deutschen<br />
Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) <strong>in</strong><br />
Köln, dem Sitz <strong>der</strong> GLOB E-NRW-Projektstelle<br />
• Kooperation mit <strong>der</strong> Agrarmeteorologischen<br />
Beratungsstelle des Deutschen Wetterdienstes<br />
(DWD) <strong>in</strong> Roleber bei Bonn (uns stehen langjährige<br />
Datenreihen des DWD zur Verfügung)<br />
• E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung und Betreuung von Grundschulen<br />
durch GLOBE-Leitschulen <strong>in</strong> Köln und Gummersbach<br />
• Schüler-Kongresse <strong>in</strong> Köln mit <strong>der</strong> Präsentation<br />
<strong>der</strong> Unterrichtsvorhaben, <strong>in</strong> die die Datenerhebung<br />
im BIRKE-Projekt e<strong>in</strong>gebettet waren<br />
• Seit 2000 kooperiert GLOBE <strong>in</strong> NRW mit dem<br />
Bundesamt für Naturschutz (BfN) <strong>in</strong> Bonn und<br />
ist Partner <strong>der</strong> Biodiversitäts-Plattform Naturdetektive<br />
(NatDet), siehe www.NaturDetektive.de.<br />
Das BIRKE-Projekt 2002 war anerkanntes Partnerprojekt<br />
<strong>der</strong> BMU-Kampagne „Leben braucht<br />
Vielfalt“ http://www.biologischeVielfalt.de. Der<br />
NatDet-Mo<strong>der</strong>ator des Bundesamts für Naturschutz<br />
war 2001, <strong>der</strong> Kampagne-Leiter 2002
Lokal erworbene Kompetenzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er global vernetzten Welt 50<br />
wissenschaftlicher Referent <strong>der</strong> Schülerkongresse<br />
zum BIRKE-Projekt. Sie ermöglichten<br />
den direkten Austausch über die Thematik Biologische<br />
Vielfalt und <strong>der</strong>en Erhalt und Nutzung.<br />
Die Schülerkongresse dienen neben dem Austausch<br />
mit Wissenschaftler<strong>in</strong>nen und Wissenschaftler auch<br />
dazu, e<strong>in</strong>e Zusammenschau <strong>der</strong> phänologischen Klima<strong>in</strong>dikatoren<br />
zum e<strong>in</strong>en auf e<strong>in</strong>er größeren räumlichen<br />
Skala (Europa, nördliche Hemisphäre), und<br />
zum an<strong>der</strong>en auf e<strong>in</strong>er zeitlichen Skala (eigene Daten<br />
seit 2000, an<strong>der</strong>e, zum Beispiel des DWD, seit mehreren<br />
Jahrzehnten) zu präsentieren und die Konsequenzen<br />
zu diskutieren.<br />
Die wissenschaftliche Relevanz <strong>der</strong> BIRKE-Daten<br />
wird beispielhaft deutlich<br />
• an <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> <strong>in</strong> NRW erhobenen BIRKE-<br />
Daten 2001 und 2002 für e<strong>in</strong>e wissenschaftliche<br />
Arbeit an e<strong>in</strong>er US-amerikanischen Hochschule<br />
(Budburst Analysis. Remote sens<strong>in</strong>g of tree<br />
budburst <strong>in</strong> Germany),<br />
• am neuesten Phänologieprojekt von GLOBE,<br />
das von e<strong>in</strong>em Doktoranden des Meteorologischen<br />
<strong>Institut</strong>s <strong>der</strong> Universität Bonn unter dem<br />
E<strong>in</strong>druck des Schülerkongresses 2003 im DLR <strong>in</strong><br />
Köln vorgeschlagen wurde: GLOBEs Obstbäume-Phänologie.<br />
Dieses Beobachtungsprogramm zur Erfassung phänologischer<br />
Daten von vier Obstbaumarten dient unter<br />
an<strong>der</strong>em <strong>der</strong> Validierung von Klimamodellen des <strong>Institut</strong>s<br />
(im Rahmen e<strong>in</strong>er Doktorarbeit). Forschungsbedarf<br />
ist entstanden aus <strong>der</strong> Notlage <strong>der</strong> Obstbauern<br />
<strong>der</strong> Region, die jedes Jahr mehr um das Erfrieren <strong>der</strong><br />
immer früher blühenden Obstbäume bangen müssen.<br />
Dies ist e<strong>in</strong>e Folge des Klimawandels, das heißt konkret<br />
<strong>der</strong> Verlängerung <strong>der</strong> Vegetationsperiode.<br />
Schulische Forschung nutzt so letztlich auch den<br />
berechtigten wirtschaftlichen Interessen von Obstbauern<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Region. Sie sensibilisiert für das Thema<br />
Klimawandel und die möglichen Ursachen, Folgen<br />
und Reaktionen darauf, ganz im S<strong>in</strong>ne des Syndrom-<br />
Ansatzes. Folgerichtig s<strong>in</strong>d an vielen GLOBE-<strong>Schule</strong>n<br />
<strong>in</strong> NRW Klimaschutzprogramme (Energiesparen) etabliert,<br />
<strong>in</strong> denen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong> praxisnaher Erfahrungsaustausch<br />
im Rahmen e<strong>in</strong>er Lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong><br />
stattf<strong>in</strong>det.<br />
Seit 2000 hat sich so e<strong>in</strong> Kompetenznetzwerk für<br />
angewandte Phänologie entwickelt. Es bezieht se<strong>in</strong>e<br />
Stärke aus den lokalen Strukturen (mo<strong>der</strong>iertes<br />
Schulnetz mit Partnern aus BfN, BMU und <strong>der</strong> Universität<br />
<strong>in</strong> Bonn, organisierter Austausch durch Kongresse<br />
zusammen mit Wissenschaftlern) und <strong>der</strong> Unterstützung<br />
durch die globale GLOBE-Plattform, die den<br />
Blick <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e Klimazonen ermöglicht.<br />
Dies wird noch unterstrichen durch die Tatsache,<br />
dass sich – <strong>in</strong>itiiert von GLOBE Germany auf Bundesebene<br />
und <strong>der</strong> Agrarmeteorologie <strong>der</strong> Humboldt-Universität<br />
Berl<strong>in</strong> – mittlerweile e<strong>in</strong> drittes, recht<br />
anspruchsvolles und aufwändiges Phänologieprojekt<br />
etabliert hat: GLOBEs Phänologischer Garten. Die<br />
Daten aus <strong>der</strong> Beobachtung von acht (genetisch identischen)<br />
Zeigerpflanzenarten über das ganze Jahr h<strong>in</strong>weg<br />
werden ebenfalls zur Validierung von Klimamodellen<br />
genutzt, die die Entwicklung des Klimas<br />
berechenbarer machen sollen. In NRW werden fünf<br />
GLOBEs Phänologische Gärten an GLOBE-<strong>Schule</strong>n<br />
unterhalten. GLOBE kooperiert 2004 auf <strong>der</strong> Plattform<br />
NatDet mit dem Bundesamt für Naturschutz im Themenbereich<br />
„Phänologische Gärten“: Naturformen<br />
<strong>der</strong> Zeigerpflanzen werden beobachtet und ihre Entwicklung<br />
mit denen aus den <strong>Schule</strong><strong>in</strong>richtungen verglichen.
RHEIN<strong>21</strong>, das Projekt zur Hydrologie<br />
und zur Entwicklung des Rhe<strong>in</strong>-E<strong>in</strong>zugsgebiets<br />
51<br />
Im <strong>Agenda</strong>-Projekt RHEIN<strong>21</strong> als NRW-Teil des europäischen<br />
Projekts „Unser Rhe<strong>in</strong> – mehr als Wasser“<br />
beobachten und begleiten GLOBE- und assoziierte<br />
<strong>Schule</strong>n den Zustand und die nachhaltige Entwikklung<br />
des Rhe<strong>in</strong>-E<strong>in</strong>zugsgebietes. Auch außerhalb<br />
dieses Gebietes werden GLOBE-<strong>Schule</strong>n unterstützt,<br />
beispielsweise im E<strong>in</strong>zugsgebiet <strong>der</strong> Ems.<br />
Das Projekt nutzt e<strong>in</strong>e Reihe regionaler Strukturen,<br />
<strong>in</strong>dem es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Regionen unterschiedliche<br />
Partner gefunden hat: Vere<strong>in</strong>igung Deutscher Gewässerschutz<br />
<strong>in</strong> Bonn, Staatliche Umweltämter<br />
Köln/Bonn und Herten, Talsperrenverband Wupper,<br />
regionale Umweltverbände und Umweltzentren,<br />
Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW, Bayer<br />
Leverkusen, Hochwasserzentralen, Rhe<strong>in</strong>-Laborschiff<br />
Köln etc.<br />
Zwei Säulen tragen das Projekt:<br />
• Das Hydrologie-Protokoll des GLOBE-Programms<br />
mit se<strong>in</strong>en vielfältigen Anknüpfungspunkten<br />
an Wasserthemen wie Gewässergüte,<br />
Fauna und Flora des Wassers, Tr<strong>in</strong>kwasser, Wasserkreislauf,<br />
Wasserwirtschaft, Gewässerbelastungen,<br />
Wassermangel, Hochwasser etc.<br />
• Der lokale Bezug vieler NRW-<strong>Schule</strong>n zum Rhe<strong>in</strong><br />
und se<strong>in</strong>en Zuflüssen: das Flusssystem als<br />
System von Lebensa<strong>der</strong>n mit se<strong>in</strong>en lebenserhaltenden<br />
Funktionen (Tr<strong>in</strong>kwasserreservoir<br />
und lebensbedrohenden Belastungen (Emscher,<br />
Lippe, Ruhr, Rhe<strong>in</strong> und <strong>der</strong>en Belastungen <strong>in</strong><br />
den letzten Jahrzehnten).<br />
Seit jeher haben sich so zugleich die wirtschaftlichen<br />
und sozialen Aspekte erschlossen. So ist ganz natürlich<br />
e<strong>in</strong> Projekt entstanden, das den Lebensraum<br />
Rhe<strong>in</strong> mit allen Facetten se<strong>in</strong>er Entwicklung erfassen<br />
will, ganz im S<strong>in</strong>ne des <strong>Agenda</strong>-Projekts RHEIN 2010<br />
<strong>der</strong> Rhe<strong>in</strong>anliegerstaaten.<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
Im Rahmen des GLOBE-Programms werden<br />
Gewässerdaten aus verschiedenen Flusssystemen <strong>der</strong><br />
Erde erhoben. So werden Indikatoren für e<strong>in</strong>e nichtnachhaltige<br />
Nutzung von Gewässern gesammelt, die<br />
e<strong>in</strong>e Analyse von Syndromen unseres Wasserplaneten<br />
erlauben. Für <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe e<strong>in</strong>es zusammenhängenden<br />
Flusssystems ergeben sich Fragestellungen<br />
von regionalem und überregionalem Interesse<br />
sozusagen von selbst, wie nun exemplarisch dargestellt<br />
werden soll.<br />
• Das Less<strong>in</strong>g-Gymnasium Köln hat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Unterrichtsvorhaben zur Tr<strong>in</strong>kwasserbelastung<br />
mit dem rechtsrhe<strong>in</strong>ischen Arbeitskreis aus<br />
Wasser- und Landwirtschaft „drüber und drunter“<br />
e<strong>in</strong>en Lernpartner gefunden, <strong>der</strong> durch<br />
gezielte, programmierte Düngung die Tr<strong>in</strong>kwasserbelastung<br />
<strong>der</strong> Region m<strong>in</strong>imiert.<br />
• <strong>Schule</strong>n entlang des Rhe<strong>in</strong>s haben ihre Hydrologie-Messungen<br />
koord<strong>in</strong>iert und so Aussagen zu<br />
f<strong>in</strong>den versucht, wie e<strong>in</strong>e Großstadt (Köln)<br />
Gewässerparameter verän<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> etwa auf<br />
die Hochwasserbedrohung reagiert.<br />
• Berufsbildende <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Aachen und Köln bieten<br />
im Netzwerk <strong>der</strong> NRW-RHEIN<strong>21</strong>-<strong>Schule</strong>n an,<br />
Schwermetallbelastungen des Rhe<strong>in</strong>s und se<strong>in</strong>er<br />
Zuflüsse zu messen. Das erfor<strong>der</strong>t zwar aufwändige<br />
Laboruntersuchungen, passt jedoch<br />
hervorragend <strong>in</strong>s Ausbildungsprogramm.<br />
• Direkt am Rhe<strong>in</strong> <strong>in</strong> Köln ist 2002 als Pilotprojekt<br />
des RHEIN-Projekts die „Weidenarena Köln“<br />
entstanden, an <strong>der</strong>en Planung und Umsetzung
Lokal erworbene Kompetenzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er global vernetzten Welt 52<br />
die Projektstelle entscheidend beteiligt war. E<strong>in</strong><br />
Netzwerk Kölner <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong><br />
Lokalen <strong>Agenda</strong> und Ämtern <strong>der</strong> Stadt Köln<br />
sowie dem Unternehmen Ford hat den Entwurf<br />
e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>ternational renommierten Architekten<br />
und Künstlers umgesetzt und nach dem Vorbild<br />
<strong>der</strong> „Köln-Arena“ e<strong>in</strong> lebendes und begehbares<br />
Natur-Kunst-Objekt erstellt. Das Projekt steht<br />
symbolisch für die Ästhetik <strong>der</strong> Nachhaltigkeit.<br />
Unterstützung kam von <strong>der</strong> Landesregierung.<br />
• Das Staatliche Umweltamt Köln/Bonn hat 2002<br />
anlässlich e<strong>in</strong>er Begegnung Kölner Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schüler mit Austauschschüler<strong>in</strong>nen<br />
und -schülern aus Namibia e<strong>in</strong>e chemisch-biologische<br />
Gewässergütebestimmung <strong>der</strong> Sieg bei<br />
Bonn durchgeführt und dazu e<strong>in</strong>en Messwagen<br />
zur Verfügung gestellt. Die Bestimmung war Teil<br />
e<strong>in</strong>es Unterrichtsvorhabens über die Bedeutung<br />
des Wassers <strong>in</strong> Deutschland und Namibia.<br />
• E<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> Dormagen hat <strong>in</strong> Kooperation mit<br />
Bayer Leverkusen mit e<strong>in</strong>em Messwagen des<br />
Bayer-Konzerns Kontrollmessungen nach amtlichen<br />
und GLOBE-Standards am Rhe<strong>in</strong>wasser<br />
vorgenommen.<br />
• Weiter flussabwärts an Wupper und Dhünn hat<br />
sich e<strong>in</strong> Netzwerk von <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Kooperation<br />
mit dem dortigen Wupper-Verband gebildet.<br />
• E<strong>in</strong> Netzwerk an <strong>der</strong> Emscher <strong>in</strong> Kooperation mit<br />
<strong>der</strong> Lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> Gelsenkirchen, dem<br />
Staatlichen Umweltamt Herten und dem<br />
Emscher-Verband ist <strong>in</strong> Vorbereitung.<br />
• An <strong>der</strong> Ems bildet sich zurzeit e<strong>in</strong> Netzwerk von<br />
<strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Kooperation mit dem dortigen Prozess<br />
REGIONALE 2004.<br />
2003 nahmen zum ersten Mal 12 Rhe<strong>in</strong>schulen am<br />
Schülerkongress <strong>in</strong> Köln teil – mit ähnlich großem<br />
Erfolg wie am BIRKE-Projekt seit 2000. E<strong>in</strong>e Chemiker<strong>in</strong><br />
des Rhe<strong>in</strong>laborschiffes Köln, mit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>ige <strong>Schule</strong>n<br />
schon zuvor kooperiert hatten, referierte über den<br />
E<strong>in</strong>satz des Schiffes. Auch <strong>Schule</strong>n außerhalb Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalens<br />
waren beteiligt<br />
GLAS<strong>21</strong>, e<strong>in</strong> Netzwerk zur Technologie<br />
und Ökonomie des Klimaschutzes<br />
E<strong>in</strong> auf den ersten Blick nur mittelbar mit GLOBE-Protokollen<br />
verbundenes und umfassend mo<strong>der</strong>iertes<br />
GLOBE-Projekt hat es schon <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em ersten Jahr<br />
zum Best-Practice-Projekt 2003 <strong>der</strong> <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> NRW<br />
gebracht: das Projekt und Netzwerk GLAS<strong>21</strong> <strong>in</strong> Kooperation<br />
mit <strong>der</strong> Schüler-Firma ökotec. Hauptanliegen<br />
des Netzwerks GLAS<strong>21</strong> s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> aktive Schutz und die<br />
Beobachtung unseres Klimas sowie die Vermittlung<br />
von Wissen über strukturelle, bauliche und ordnungspolitische<br />
Maßnahmen zum Energiesparen. So werden<br />
zum Beispiel Wärmedämmung und die Nutzung<br />
erneuerbarer Energien, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Sonnenenergie,<br />
thematisiert.<br />
Partner s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Dutzend GLOBE- und <strong>Schule</strong>n mit<br />
<strong>Agenda</strong>-Schwerpunkt und <strong>der</strong> Glasproduzent SAINT-<br />
GOBAIN GLASS Deutschland. Das Werk <strong>in</strong> Köln-Porz<br />
ist seit 1998 „Lernpartner“ <strong>der</strong> Lise-Meitner-Gesamtschule<br />
Köln-Porz im Rahmen des Netzwerks KURS<br />
beziehungsweise KURS<strong>21</strong> (Näheres unter: www.kurs-<br />
<strong>21</strong>.de). Dort ist die Partnerschaft als beispielhafte<br />
<strong>Agenda</strong>-Partnerschaft e<strong>in</strong>gestuft. An dieser <strong>Schule</strong><br />
hat sich die Schüler-Firma ökotec etabliert, die das<br />
Lernpaket GLAS<strong>21</strong> herstellt und vertreibt, e<strong>in</strong> Projekt<br />
des BLK- und GLOBE-Koord<strong>in</strong>ators. Das Lernpaket,<br />
bestehend aus e<strong>in</strong>em Modellhaus mit Musterscheiben<br />
und Handreichung, <strong>der</strong> GLOBE-H<strong>in</strong>tergrund (Klimawandel<br />
und dessen Beobachtung) sowie die<br />
Kooperation und Kommunikation im Netzwerk s<strong>in</strong>d<br />
die Basis des Projekts.<br />
GLAS<strong>21</strong> nutzt die regionale Struktur des Unter-
53<br />
nehmens (Zentrale und Musterscheiben-Fertigung <strong>in</strong><br />
Aachen, Glasproduktion aus den Rohstoffen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Floatanlage <strong>in</strong> Köln-Porz) und das technologische<br />
Wissen, mit hochwertigen Verglasungen durch<br />
Wärme- und Sonnenschutz zu E<strong>in</strong>sparungen bei Heizenergie<br />
und Energie für Klimaanlagen zu gelangen.<br />
Die beiden Standorte s<strong>in</strong>d hervorragende Lernorte.<br />
Innovationen werden mit den beteiligten <strong>Schule</strong>n ausgetauscht.<br />
Den Lernenden wird sehr e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich die<br />
Bedeutung <strong>der</strong> Energiee<strong>in</strong>sparverordnung von 2002<br />
und <strong>der</strong>en technologische Umsetzung vermittelt. Die<br />
Ressourcen- und Standortfrage wird ebenso thematisiert<br />
wie Fragen des Weltmarktes von Glas und an<strong>der</strong>en<br />
Dämmstoffen.<br />
ökotec hat seither se<strong>in</strong>e Aktivitäten auf Energieberatung<br />
und den Vertrieb umweltfreundlicher<br />
Schreibwaren und fair produzierter und gehandelter<br />
Produkte ausgeweitet. Seit Herbst 2003 gibt es den<br />
Beschluss <strong>der</strong> Schülerfirma, mit dem Re<strong>in</strong>gew<strong>in</strong>n aus<br />
dem Verkauf des Lernpakets GLAS<strong>21</strong> und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Waren e<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenprojekt <strong>in</strong> W<strong>in</strong>dhoek/Namibia<br />
zu unterstützen. Das Projekt unterhält die SV <strong>der</strong><br />
Lise-Meitner-Gesamtschule. In Rehoboth/Namibia<br />
liegt die GLOBE-Partnerschule. Für die Zukunft s<strong>in</strong>d<br />
Exkursionen <strong>der</strong> Lernenden zu den Standorten des<br />
Unternehmens und bilaterale Treffen sowie Kongresse<br />
mit Fachleuten geplant, die den Austausch sichern<br />
und die Qualifizierung <strong>der</strong> Lernenden verbessern helfen.<br />
Dazu trägt, was die Lernenden von ökotec<br />
betrifft, auch das Netzwerk Kölner Schülerfirmen bei,<br />
dem ökotec angehört. Es bietet regelmäßig Fortbildungen<br />
zu unternehmerischen Kompetenzen an.<br />
An zwei weiteren beteiligten <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Köln und<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
Frechen arbeiten ebenfalls Schülerfirmen mit vergleichbaren<br />
Anliegen aus den Bereichen fairer Handel<br />
und erneuerbare Energien. E<strong>in</strong> direkter Austausch ist<br />
geplant. E<strong>in</strong>e Kooperation mit <strong>der</strong> Energieagentur<br />
NRW im Rahmen <strong>der</strong> beruflichen Bildung ist im<br />
Gespräch.<br />
Mit <strong>der</strong> Partnerschule <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> des Projektkoord<strong>in</strong>ators<br />
<strong>in</strong> Rehoboth gibt es geme<strong>in</strong>same Erfahrungen<br />
beim Betrieb von Solarkochern, e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Themen<br />
des Lernpakets GLAS<strong>21</strong>. Solarkocher helfen<br />
Brennholz aus den gefährdeten Akazienwäl<strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Region Rehoboth sparen - anschaulicher Klima- und<br />
Ressourcenschutz. Beide <strong>Schule</strong>n haben schon zuvor<br />
Wetter- und Klimadaten und auch Kompetenzen im<br />
Rahmen des GLOBE-Programms ausgetauscht und<br />
globale Aspekte des Klimaschutzes ganz praktisch<br />
erlebt.<br />
Strukturelle Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zur<br />
Optimierung von GLOBE<strong>21</strong>-Aktivitäten<br />
mit regionalen Bezügen<br />
Die anschließend dargestellten Rahmenbed<strong>in</strong>gungen,<br />
Grundüberlegungen und Erfahrungen haben dazu<br />
geführt, dass GLOBE <strong>in</strong> NRW heute e<strong>in</strong> geeignetes<br />
Instrument zur Bildung für nachhaltige Entwicklung<br />
ist, und dass sich GLOBE Germany zu e<strong>in</strong>em solchen<br />
Instrument entwickelt.<br />
Mit fast 90 GLOBE-<strong>Schule</strong>n stellt NRW etwa e<strong>in</strong><br />
Fünftel <strong>der</strong> GLOBE-<strong>Schule</strong>n bundesweit.<br />
Der GLOBE-Landeskoord<strong>in</strong>ator und BLK-Projektkoord<strong>in</strong>ator<br />
hat auch aufgrund <strong>der</strong> großen Zahl stets e<strong>in</strong>e<br />
Vernetzung <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> den Regionen und <strong>in</strong>sge-
Lokal erworbene Kompetenzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er global vernetzten Welt 54<br />
samt im Land angestrebt, teilweise getrennt nach den<br />
Schwerpunktthemen <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n. Die Kooperation<br />
untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und mit Partnern aus Wissenschaft,<br />
Wirtschaft, kommunaler Verwaltung und Verbänden<br />
ist e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung, um die beteiligten<br />
Lernenden und auch die Lehrenden für realitätsnahe<br />
und praxisbezogene Gestaltungskompetenz zu qualifizieren<br />
– auch im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Berufs- und Lebensorientierung.<br />
Im Verlauf des BLK-Modellversuchs haben neu<br />
<strong>in</strong>stallierte Instrumente deshalb beson<strong>der</strong>s auf die<br />
verb<strong>in</strong>dliche Vermittlung von Kompetenzen an die Lernenden<br />
gezielt. Sie können auch als Evaluations<strong>in</strong>strumente<br />
angesehen werden, denn sie stellen e<strong>in</strong>e<br />
wichtige Informationsquelle für die Arbeit und Mo<strong>der</strong>ation<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netzwerk von <strong>Schule</strong>n dar. Dazu zählen<br />
beispielsweise:<br />
• Nutzung projektbezogener Netzwerke von<br />
GLOBE-<strong>Schule</strong>n und Lernpartnern<br />
• Projektberichte an die BLK-Projektstelle über<br />
Aktivitäten im Vorfeld o<strong>der</strong> Präsentationen<br />
anlässlich von Schüler-Kongressen<br />
• Regelmäßige Newsletter <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ierenden<br />
Projektstelle<br />
• Nutzung von E-Mail-Kontakten als Service-<br />
Instrument<br />
• Abgabe von GLOBE-Jahresberichten mithilfe<br />
e<strong>in</strong>es Berichtsformulars<br />
• Organisieren von regelmäßigen Schüler-Kongressen<br />
als Projektabschluss mit Gästen aus<br />
Wissenschaft, Forschung, Industrie und lokalen<br />
<strong>Agenda</strong>-Partnern<br />
• Nutzung virtueller Räume im Internet für Mo<strong>der</strong>ation<br />
und Austausch <strong>in</strong> regionalen, themenbezogenen<br />
GLOBE-Netzwerken (Plattform:<br />
www.lo-net.de).
Die Instrumente und die so gestützten regionalen und<br />
überregionalen Strukturen haben zu <strong>in</strong>tensiverem<br />
Austausch geführt und an e<strong>in</strong>zelnen GLOBE-<strong>Schule</strong>n<br />
die Entwicklung und Umsetzung eigener <strong>Agenda</strong>-Projekte<br />
auf <strong>der</strong> Grundlage erkennbarer Syndrome des<br />
Erdsystems erst möglich gemacht: Klimaschutzmaßnahmen,<br />
Aktionen zum Schutz <strong>der</strong> Artenvielfalt,<br />
Gewässerschutz-Aktionen, Ressourcenschutz-Projekte,<br />
Initiativen zum fairen Handel und viele mehr. Für<br />
<strong>Schule</strong>n, die sich bisher eher auf die Nutzung <strong>der</strong><br />
GLOBE-Protokolle beschränkt haben, wurde so e<strong>in</strong><br />
wichtiger Anreiz zu e<strong>in</strong>er erweiterten Nutzung dieser<br />
Beobachtungsanleitungen gegeben: von <strong>der</strong> Wetterbeobachtung<br />
zum Verfolgen des Klimawandels, von<br />
<strong>der</strong> Naturbeobachtung zur Thematisierung <strong>der</strong> Artenvielfalt,<br />
von <strong>der</strong> Wasseruntersuchung zu Sensibilisierung<br />
für Ernährung und Gesundheit.<br />
Die Erkenntnis, dass die Nutzung <strong>der</strong>artiger<br />
Instrumente und Strukturen erlernt und geübt werden<br />
muss, hat unter an<strong>der</strong>em zur Pflege von Kontakten zu<br />
Ausbildungssem<strong>in</strong>aren für Referendar<strong>in</strong>nen und Referendare<br />
<strong>der</strong> Region geführt. In Workshops mit unterschiedlicher<br />
<strong>in</strong>haltlicher und methodischer Ausrichtung<br />
hat die BLK-Projektstelle bei GLOBE so wertvolle<br />
Anregungen vermittelt und Erfahrungen gesammelt.<br />
Resümee<br />
55<br />
Dem GLOBE-Programm gel<strong>in</strong>gt es <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong><br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, im S<strong>in</strong>ne des Syndrom-Ansatzes<br />
zur Beschreibung nichtnachhaltiger Entwicklungen<br />
des Systems Erde, den Blick auf die lokale und globale<br />
Vernetzung <strong>der</strong> „Krankheits-Symptome“ zu lenken<br />
und so Anteilnahme und Reaktion anzuregen. Nutzen<br />
GLOBE-<strong>Schule</strong>n passende lokale Strukturen, verbessern<br />
sich die Erfahrungen <strong>in</strong> fächerübergreifenden<br />
<strong>Agenda</strong>-Unterrichtsvorhaben mit globalem H<strong>in</strong>tergrund<br />
entscheidend. Es werden zudem Qualifizierungsmöglichkeiten<br />
für die Lernenden geschaffen, die<br />
über die des GLOBE-Programms alle<strong>in</strong> weit h<strong>in</strong>aus reichen:<br />
• Methodisch didaktisch gesehen werden Bezüge<br />
und Zusammenhänge im Gefüge <strong>der</strong> Symptome<br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Sphären <strong>der</strong> „erkrankten“ Erde<br />
erst deutlich, wenn sie lokal erlebt werden. So<br />
werden sie im Worts<strong>in</strong>ne anschaulich. Gestaltungsmöglichkeiten<br />
und -grenzen werden so<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
konkreter erfahrbar; die Verantwortlichkeit für<br />
erlebte Entwicklungen o<strong>der</strong> Zustände, aber<br />
auch für soziale Systeme, stellt sich leichter e<strong>in</strong>.<br />
• Organisatorisch ergeben sich durch die Vielfalt<br />
<strong>der</strong> an e<strong>in</strong>em Projekt beteiligten Akteure und<br />
Lernpartner vielfältige Anregungen zur Interpretation<br />
des Erarbeiteten und nicht zuletzt zum<br />
Perspektivwechsel. Die Verb<strong>in</strong>dlichkeit wird<br />
deutlich als wichtige Grundlage für verantwortliches<br />
Handeln erlebt. Der ständige Austausch<br />
und die gegenseitige Unterstützung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
vernetzten Projekt erhöht die Motivation.<br />
• Die horizontale Ausrichtung auf regionale Bezüge<br />
und die Kooperation <strong>in</strong> entsprechenden Projekten<br />
und Netzwerken im Verbund mit Lernpartnern<br />
<strong>der</strong> Region ergänzt die ansonsten<br />
vertikale Ausrichtung des GLOBE-Programms<br />
(B<strong>in</strong>dung über die Plattform www.GLOBE.gov)<br />
ganz wesentlich. Sie unterstützt Lehrende wie<br />
Lernende beim Erwerb von Gestaltungskompetenz.<br />
Globale Verantwortung wird so erlebbar.<br />
GLOBE (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> NRW) stellt sich heute als<br />
Kompetenznetzwerk für e<strong>in</strong>e Bildung für nachhaltige<br />
Entwicklung dar. So werden wichtige Berufs- und<br />
Lebensperspektiven aufgezeigt, die anschaulich und<br />
praxisnah erfasst werden können.<br />
Literatur<br />
Helmut Horstmeier: GLOBE-Beitrag „Verantwortung,<br />
Emanzipation und Chancengleichheit“ <strong>in</strong>: „<strong>21</strong>“,Heft 3,<br />
September 2003
„<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ 56<br />
Annette Kemper, Helle Becker<br />
„<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ –<br />
E<strong>in</strong>e Kampagne <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Art<br />
30. Oktober 2002: Im Foyer und den Fluren des Kreishauses Reckl<strong>in</strong>ghausen bauen vormittags ungefähr 100<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> im Alter von 9 bis 19 Jahren mit ihren Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer e<strong>in</strong>e Ausstellung auf. Im Rahmen <strong>der</strong><br />
Auszeichnungsfeier „Umweltschule <strong>in</strong> Europa“ f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e „Mitmach-Aktion“ statt. 18 <strong>Schule</strong>n - von <strong>der</strong><br />
Grundschule über die Realschule bis zum Berufskolleg - haben kle<strong>in</strong>e, aber fe<strong>in</strong>e Aktionen vorbereitet, mit<br />
denen die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler altersgemäß angesprochen werden sollen. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen<br />
s<strong>in</strong>d für ihre Stände selbst verantwortlich.<br />
Zwei Stunden lang s<strong>in</strong>d alle beschäftigt und es herrscht e<strong>in</strong> ungewöhnlich geordnetes Gewusel <strong>in</strong> den<br />
Fluren.. E<strong>in</strong>geladene Politiker und kommunale Vertreter s<strong>in</strong>d begeistert. Mit <strong>der</strong> Präsentation zeigen die K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />
was sie gelernt haben. Um 13 Uhr begrüßt <strong>der</strong> Landrat als Schirmherr <strong>der</strong> Veranstaltung alle Beteiligten<br />
im großen Sitzungssaal. E<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Rahmenprogramm mit Musik, Gesang und Tanz wird das Engagement<br />
<strong>der</strong> 18 <strong>Schule</strong>n nun gewürdigt. Geme<strong>in</strong>sam zeichnen <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> NUA, <strong>der</strong> Landrat und <strong>der</strong> Sprecher<br />
<strong>der</strong> Kreissparkasse die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler aus. An <strong>der</strong> Auszeichnung beteiligen sich auch die beiden<br />
verantwortlichen M<strong>in</strong>isterien, das Schul- und Umweltm<strong>in</strong>isterium, mit Urkunden. Die Presse berichtet ausführlich<br />
über die Veranstaltung. Die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler erfahren auf <strong>der</strong> Veranstaltung Anerkennung<br />
für ihre Leistungen. Die Motivation ihrer Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer wird ebenfalls gestärkt.
„<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ ist <strong>der</strong> Titel <strong>der</strong> neuen Landeskampagne<br />
für <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> NRW im Kontext e<strong>in</strong>er<br />
Bildung für nachhaltige Entwicklung. Neu ist diese<br />
Kampagne - die ke<strong>in</strong> Wettbewerb im klassischen<br />
S<strong>in</strong>ne ist und auch nicht se<strong>in</strong> will – dadurch, dass sie<br />
e<strong>in</strong> neues Konzept <strong>in</strong> unsere Bildungslandschaft<br />
anbietet, das <strong>in</strong>haltliche Anfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>er Bildung<br />
für nachhaltige Entwicklung mit e<strong>in</strong>em lokal und<br />
regional verankerten Beratungsangebot verb<strong>in</strong>det.<br />
Die Kampagne führt die Vorläuferkampagne „Umweltschule<br />
<strong>in</strong> Europa“, den BLK-Modellversuch „<strong>Agenda</strong><br />
<strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ und das GÖS-Initiativprogramm<br />
(Gestaltung des Schullebens und Öffnung von <strong>Schule</strong>)<br />
zusammen.<br />
Von <strong>der</strong> „Umweltschule <strong>in</strong> Europa“ zur<br />
„<strong>Agenda</strong>-<strong>Schule</strong> <strong>in</strong> NRW“<br />
Auf bewährten Strukturen aufbauen<br />
57<br />
Die Entwicklung <strong>der</strong> Kampagne „<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Schule</strong>“ stützt sich auf Erfahrungen, die <strong>in</strong> NRW seit<br />
1996 mit <strong>der</strong> Ausschreibung „Umweltschule <strong>in</strong> Europa“<br />
gemacht wurden. Dabei hatten sich <strong>Schule</strong>n für<br />
e<strong>in</strong>en Zeitraum von zwei Jahren die Verbesserung von<br />
zwei Umweltaspekten <strong>in</strong> Unterricht und Schulleben<br />
vorgenommen.<br />
In Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen wurde die Kampagne<br />
„Umweltschule <strong>in</strong> Europa“, die bundesweit von <strong>der</strong><br />
Deutschen Gesellschaft für Umwelterziehung e.V. <strong>in</strong><br />
Hamburg angeboten wird, vom damaligen Schulm<strong>in</strong>isterium<br />
NRW <strong>in</strong>itiiert, vom nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen<br />
Umweltm<strong>in</strong>isterium unterstützt und von <strong>der</strong> Naturund<br />
Umweltschutz-Akademie NRW (NUA) koord<strong>in</strong>iert.<br />
Obwohl die Kampagne zunächst mit e<strong>in</strong>em, dann<br />
weiteren Schulbezirken aufgebaut wurde, stand von<br />
Anfang an fest, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Flächenland wie Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />
nur e<strong>in</strong>e dezentrale Organisation die<br />
Verbreitung <strong>der</strong> Ausschreibung ermöglichen würde.<br />
So baute die bei <strong>der</strong> NUA angesiedelte Landeskoord<strong>in</strong>ation<br />
Beratungsangebote für die <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> den<br />
Regionen auf. Die mittlere und untere Schulaufsicht<br />
(bei den Bezirksregierungen und <strong>in</strong> den Kommunen)<br />
wurde angesprochen und um Mithilfe bei <strong>der</strong> Werbung<br />
und Beratung zur Ausschreibung gebeten.<br />
Zusätzlich wurden regionale Unterstützer gewonnen.<br />
Die Interessen und Kompetenzen waren hier von<br />
Fall zu Fall unterschiedlich. Die Partner reichten vom<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
Landrat über Bildungse<strong>in</strong>richtungen bis zu kommunalen<br />
<strong>Agenda</strong>-Büros. Aktivitäten e<strong>in</strong>zelner Kommunen<br />
und des Kreises wurden gezielt mit <strong>der</strong> Ausschreibung<br />
verknüpft. So ließen sich im Kreis Ste<strong>in</strong>furt<br />
durch die Kooperation zwischen <strong>der</strong> Schulaufsicht<br />
beim Kreis und dem <strong>Agenda</strong>-Büro des Kreises diese<br />
Kräfte zu Gunsten <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n bündeln. E<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es<br />
Beispiel: In Bochum gibt es seit Jahren e<strong>in</strong>en beim<br />
<strong>Agenda</strong>-Büro angesiedelten Arbeitskreis <strong>Schule</strong>. Die<br />
<strong>Schule</strong>n, die sich an <strong>der</strong> Ausschreibung beteiligen,<br />
wurden gezielt <strong>in</strong> diesen Runden Tisch e<strong>in</strong>gebunden.<br />
Auch die Juries, die beurteilten, ob e<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong> ihre<br />
selbst gesteckten Ziele erreicht hatte und dafür die<br />
Auszeichnung „Umweltschule <strong>in</strong> Europa“ vergab,<br />
waren lokal angesiedelt und mit kundigen und zum<br />
Teil prom<strong>in</strong>enten Unterstützern aus <strong>der</strong> Region<br />
besetzt.<br />
Aufbau und E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von lokalen Strukturen<br />
hat die Kooperation <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen <strong>Schule</strong>n und <strong>der</strong>en<br />
Arbeit gezielt unterstützt. Im Laufe <strong>der</strong> Kampagne<br />
zeigte sich deutlich, dass sich Unterstützung vor Ort<br />
und Anerkennung <strong>der</strong> schulischen Leistungen durch<br />
die Auszeichnung gegenseitig verstärken.<br />
Die neue Kampagne<br />
„<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“<br />
Seit 1999 war „Umweltschule <strong>in</strong> Europa“ Teil des BLK-<br />
Modellversuchs „<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ im Rahmen<br />
des BLK-Modellprogramms „<strong>21</strong>“ - Bildung für<br />
e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung“. Im Modellversuch<br />
wurden Konzepte entwickelt, wie ökologische, ökonomische<br />
und soziale Dimensionen von Zukunftsfragen<br />
<strong>in</strong> Unterricht und Schulleben umgesetzt werden können.<br />
Dies verlangte sowohl e<strong>in</strong>e neue <strong>in</strong>haltliche und<br />
methodische Ausrichtung <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n, als auch <strong>der</strong>en<br />
Öffnung im H<strong>in</strong>blick auf Fach- und Kooperationspartner.<br />
Auch die an „Umweltschule <strong>in</strong> Europa“ teilnehmenden<br />
<strong>Schule</strong>n wurden im BLK-Modellversuch entsprechend<br />
beraten. Durch diese Beratung und die<br />
Unterstützung <strong>der</strong> beteiligen außerschulischen Akteure<br />
verän<strong>der</strong>te sich das Profil <strong>der</strong> Schulvorhaben bei<br />
„Umweltschule <strong>in</strong> Europa“ zusehends. Schon ab 2002<br />
zeigten die Anmeldungen <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n, dass sich die<br />
<strong>in</strong>haltliche und methodische Bandbreite im H<strong>in</strong>blick<br />
auf <strong>Agenda</strong>-Themen ausgeweitet hatte.
„<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ 58<br />
So zeichnete die Umweltm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> des Landes NRW<br />
e<strong>in</strong>e Bonner Realschule geme<strong>in</strong>sam mit ihrer Budapester<br />
Partnerschule aus. E<strong>in</strong>e Grundschule machte die<br />
Gestaltung von Schulgelände und Schulgarten zu<br />
e<strong>in</strong>em Partizipationsprojekt von Schüler<strong>in</strong>nen und<br />
Schüler und dem gesamten Wohnviertel. Mehr und<br />
mehr, so die Erfahrung <strong>der</strong> letzten Phase von<br />
„Umweltschule <strong>in</strong> Europa“, setzten sich <strong>Schule</strong>n mit<br />
dem ganzen Spektrum e<strong>in</strong>er Bildung für nachhaltige<br />
Entwicklung ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und verknüpften etwa ökologische<br />
Projekte mit sozialen o<strong>der</strong> globalen Fragen.<br />
Deutlich wurde jedoch auch, dass neue Anstrengungen<br />
und Anreize nötig wurden, um <strong>Schule</strong>n auf<br />
diesem Weg zu unterstützen. Die Ausschreibung<br />
„Umweltschule <strong>in</strong> Europa“ mitsamt ihrer zentral<br />
gedachten Organisation erwies sich dafür als nicht<br />
ausreichend zielführend. So entschieden sich das<br />
Schul- und Jugendm<strong>in</strong>isterium und das Umweltm<strong>in</strong>isterium<br />
des Landes, e<strong>in</strong>e eigene nordrhe<strong>in</strong>-westfälische<br />
Kampagne <strong>in</strong>s Leben zu rufen. Sie sollte auf den<br />
positiven Erfahrungen von „Umweltschule <strong>in</strong> Europa“<br />
aufbauen, <strong>in</strong> ihrem Gesamtanspruch jedoch den<br />
Erfahrungen aus dem BLK-Modellversuch und aus<br />
dem nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen Initiativprogramm GÖS<br />
(Gestaltung des Schullebens und Öffnung von <strong>Schule</strong>)<br />
folgen.<br />
Für die Teilnahme an <strong>der</strong> neuen Landeskampagne<br />
bewerben sich die <strong>Schule</strong>n im Zuge e<strong>in</strong>es unkomplizierten<br />
Ausschreibungsverfahrens. Sie erklären damit,<br />
welche Ziele sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zeitraum von zwei Jahren<br />
erreichen wollen. Im weiten Spektrum ökologischer,<br />
ökonomischer, sozialer und globaler Vorhaben<br />
bestimmen die <strong>Schule</strong>n ihre Schwerpunkte und<br />
Umsetzungspläne. Sowohl die Kohärenz <strong>der</strong> Themen<br />
als auch die des <strong>in</strong>dividuellen Prozesses <strong>in</strong>nerhalb<br />
<strong>der</strong> <strong>Schule</strong> s<strong>in</strong>d dabei von Bedeutung. Es geht nicht<br />
darum, additiv E<strong>in</strong>zelprojekte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jahrgang und<br />
mit e<strong>in</strong>em o<strong>der</strong> zwei Themenschwerpunkten durchzuführen.<br />
Vielmehr sollen langfristig <strong>in</strong> den Schulalltag<br />
<strong>in</strong>tegrierte thematische Schwerpunkte entwickelt werden.<br />
Zwei Jahre wird <strong>in</strong> den <strong>Schule</strong>n auf den unterschiedlichen<br />
Ebenen gearbeitet. Innerschulische Kommunikation,<br />
Managementstrukturen sowie die<br />
Partizipation von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern s<strong>in</strong>d<br />
ebenfalls Teil <strong>der</strong> Umsetzung. E<strong>in</strong>e Dokumentation<br />
mit dem Charakter e<strong>in</strong>er Selbstevaluation und Indikatorenprüfung<br />
dient e<strong>in</strong>er regionalen Jury als Vorlage<br />
für e<strong>in</strong>e abschließende Prüfung und Zertifizierung. Sie<br />
soll außerdem E<strong>in</strong>fluss auf den weiteren Prozess <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Schule</strong> haben.<br />
Zertifizierung<br />
Die NRW-Kampagne „<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ zeichnet<br />
<strong>Schule</strong>n - stellvertretend für alle Beteiligten, für<br />
Lehrkräfte, Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler, Hausmeister<br />
und Eltern - für ihre Leistungen im Bereich „Bildung<br />
für nachhaltige Entwicklung“ öffentlich aus. Ziel <strong>der</strong><br />
Kampagne ist es, über die Anerkennung und Zertifizierung<br />
Bildung für nachhaltige Entwicklung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Schule</strong> zu etablieren.<br />
Die Kampagne sieht e<strong>in</strong>e zweistufige Zertifizierung<br />
vor. Sie können als „<strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Schulprojekt<br />
NRW“ und als „<strong>Agenda</strong>-<strong>Schule</strong> <strong>in</strong> NRW“ ausgezeichnet<br />
werden. Beide Zertifikate richten sich nach dem<br />
<strong>in</strong>haltlichen Anspruch des Konzepts e<strong>in</strong>er Bildung für<br />
nachhaltige Entwicklung. Im Idealfall begeben sich<br />
die <strong>Schule</strong>n auf e<strong>in</strong>en längerfristigen Weg, beg<strong>in</strong>nen<br />
mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zelnen, thematisch und zeitlich begrenzten<br />
„<strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-Schulprojekt“ und verfolgen das Ziel,<br />
„<strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-<strong>Schule</strong>“ mit e<strong>in</strong>em entsprechendem<br />
umfassenden Leitbild und Schulprogramm zu werden.<br />
Es gibt bereits heute <strong>Schule</strong>n, die <strong>in</strong> diesem Prozess<br />
schon viele Schritte gemacht haben und <strong>der</strong>en Profil<br />
bereits stark durch die <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> geprägt wird. Diese<br />
<strong>Schule</strong>n können am Ende <strong>der</strong> Pilotphase im nächsten<br />
Jahr bereits das Prädikat „<strong>Agenda</strong>-<strong>21</strong>-<strong>Schule</strong>“ erhalten.<br />
Mit diesem differenzierten Angebot e<strong>in</strong>er Zertifizierung<br />
soll deutlich werden, dass die Kampagne auf
die Initiierung und Begleitung von langfristigen Prozessen<br />
<strong>in</strong> den <strong>Schule</strong>n setzt.<br />
Lokale und regionale Strukturen<br />
59<br />
Die Kampagne wird <strong>in</strong> den Regionen von <strong>der</strong> jeweils<br />
zuständigen Schulverwaltung <strong>in</strong> Kooperation mit<br />
an<strong>der</strong>en Partnern getragen und koord<strong>in</strong>iert. Tatsächlich<br />
wahrgenommen wird die Aufgabe von <strong>der</strong> Schulaufsicht<br />
mit <strong>der</strong> Generalie Umwelt/<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> auf <strong>der</strong><br />
Ebene <strong>der</strong> Bezirksregierung und <strong>der</strong> regionalen Schulaufsicht.<br />
Sie ist bei diesem Thema für alle <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong><br />
je<strong>der</strong> Schulform <strong>in</strong> ihrem E<strong>in</strong>zugsbereich verantwortlich.<br />
Die regionale Koord<strong>in</strong>ation übernimmt <strong>in</strong> Kooperation<br />
mit <strong>der</strong> Landeskoord<strong>in</strong>ation folgende Aufgaben:<br />
• Werbung und Versendung <strong>der</strong> Kampagneausschreibung<br />
an alle <strong>Schule</strong>n, Verwaltung <strong>der</strong><br />
Anmeldungen<br />
• Regelmäßiger Austausch <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Region<br />
• Dienstrechtliche Absicherung<br />
• Regelmäßige Arbeitskreise aller Koord<strong>in</strong>atoren<br />
auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> BR (gewährleisten den Informationsfluss<br />
und die Vergleichbarkeit <strong>der</strong> Arbeit<br />
<strong>in</strong> den Regionen)<br />
• Verantwortung für die Jury, die Zertifizierung<br />
und Abschlussveranstaltungen<br />
Die Person mit <strong>der</strong> Generalie Umwelt/<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> ist<br />
zudem Mittler zu den Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen <strong>der</strong><br />
Schulaufsicht. Durch die Schulaufsicht können die<br />
juristischen und organisatorischen Vorrausetzungen<br />
wie Versicherungen, Reisegenehmigungen und -<br />
kostenabrechnungen für alle Veranstaltungen<br />
gewährleistet werden.<br />
Der Landeskoord<strong>in</strong>ation bei <strong>der</strong> NUA s<strong>in</strong>d Berater<strong>in</strong>nen<br />
und Berater zugeordnet; es s<strong>in</strong>d Lehrkräfte,<br />
die zuvor im GÖS-Programm mit dem Schwerpunkt<br />
„Umwelt und Entwicklung“ tätig waren. Sie s<strong>in</strong>d<br />
Expert<strong>in</strong>nen und Experten für die Themenfel<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Bildung für nachhaltige Entwicklung und übernehmen<br />
folgende Aufgaben:<br />
• Projektbegleitung und Beratung <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n<br />
• Qualitätsentwicklung und -sicherung<br />
• Pflege <strong>der</strong> lokalen und regionalen Unterstüt-<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
zungsnetzwerke<br />
• Leitung von regionalen Arbeitskreisen<br />
Im Interesse <strong>der</strong> beteiligten <strong>Schule</strong>n ist es s<strong>in</strong>nvoll,<br />
dass die Berater<strong>in</strong>nen und Berater die <strong>Schule</strong>n von<br />
Beg<strong>in</strong>n an unterstützen und beraten. Sie begleiten sie<br />
von <strong>der</strong> Planung ihres Vorhabens über die Frage <strong>der</strong><br />
erreichbaren Zertifizierungsstufe bis zur Durchführung<br />
und Zielerreichung.<br />
Kommunen als zentrale Partner für die<br />
örtliche Verankerung<br />
Die Landeskoord<strong>in</strong>ation, das Landes<strong>in</strong>stitut für <strong>Schule</strong>,<br />
die Schulverwaltung, Berater<strong>in</strong>nen und Berater<br />
und natürlich die <strong>Schule</strong>n selbst arbeiten eng mit<br />
außerschulischen Partnern zusammen. Sie br<strong>in</strong>gen<br />
sowohl fachliches, als auch organisatorisches Knowhow<br />
<strong>in</strong> die Kampagne e<strong>in</strong>. Wichtige Partner auf Landesebene<br />
s<strong>in</strong>d:<br />
• das E<strong>in</strong>e-Welt-Netz <strong>der</strong> nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen<br />
E<strong>in</strong>e-Welt-Organisationen,<br />
• die Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong><br />
NRW, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die lokalen <strong>Agenda</strong>-Büros organisiert<br />
s<strong>in</strong>d,<br />
• die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Natur- und Umweltbildung<br />
(ANU) mit ihren Umweltbildungse<strong>in</strong>richtrungen,<br />
• Umwelt- und Naturschutzverbände,<br />
• Industrie- und Handelskammern,<br />
• Handwerkskammern.<br />
Weitere wichtige Partner vor Ort s<strong>in</strong>d <strong>Agenda</strong>-Büros.<br />
Die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter <strong>der</strong> <strong>Agenda</strong>-<br />
Büros können <strong>in</strong> allen kommunalen Ämtern als „Türöffner“<br />
wirken. Zum Beispiel arbeitet das <strong>Agenda</strong>-<br />
Büro D<strong>in</strong>slaken im Kreis Wesel seit Jahren mit e<strong>in</strong>igen
„<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ 60<br />
<strong>Schule</strong>n vor Ort zusammen. Die <strong>Agenda</strong>-Beauftragte<br />
war <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sitzung <strong>der</strong> Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong><br />
lokalen <strong>Agenda</strong>-Büros NRW durch die Landeskoord<strong>in</strong>ation<br />
auf das neue Konzept aufmerksam geworden.<br />
Sechs <strong>der</strong> örtlichen <strong>Schule</strong>n nehmen heute an <strong>der</strong><br />
Kampagne teil.<br />
Die <strong>Agenda</strong>-Beauftragten können mitunter mit<br />
Projektmitteln für Veranstaltungen helfen und sie verfügen<br />
über vielfältiges Expertenwissen. Anstelle o<strong>der</strong><br />
ergänzend zu den <strong>Agenda</strong>-Beauftragten s<strong>in</strong>d auch die<br />
an<strong>der</strong>en Ämter Ansprechpartner, etwa das Umweltamt.<br />
Sehr nützlich und effektiv ist die Beteiligung <strong>der</strong><br />
Schulverwaltungsämter als „Hausherren“. Nur mit<br />
ihrer Unterstützung s<strong>in</strong>d zum Beispiel bauliche Maßnahmen<br />
durchführbar.<br />
In den Regionen gibt es außerdem die unterschiedlichsten<br />
fachlichen Akteure. Manchmal s<strong>in</strong>d es<br />
außerschulische Umweltzentren o<strong>der</strong> Biologische Stationen,<br />
die mit ihrem fachlichen Wissen und ihren<br />
Experten hervorragende Unterstützung leisten können.<br />
O<strong>der</strong> es s<strong>in</strong>d die Aktiven <strong>der</strong> kommunalen E<strong>in</strong>e-<br />
Welt-Arbeit, die neue Perspektiven erschließen helfen.<br />
Daneben werden Fortbildungen zu spezifischen<br />
Themenschwerpunkten angeboten und Experten e<strong>in</strong>geladen.<br />
In verschiedenen regionalen und überregionalen<br />
Veranstaltungen wird themenbezogenes Fachund<br />
Methodenwissen vermittelt, aber auch Kernkompetenzen<br />
im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Bildung für nachhaltige Entwicklung<br />
stehen dort zur Verfügung.<br />
So vielfältig und differenziert die Arbeit <strong>in</strong> den<br />
<strong>Schule</strong>n ist, so zahlreich und breit gefächert s<strong>in</strong>d die<br />
Möglichkeiten zur Unterstützung. Viele gute Ideen<br />
scheitern manchmal nur daran, dass die Möglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Unterstützung vor Ort nicht genutzt werden.<br />
E<strong>in</strong> regionales Netz von Akteuren und Unterstützern<br />
<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Kampagne beteiligten <strong>Schule</strong> soll deshalb<br />
die vorhandene Vielfalt wi<strong>der</strong>spiegeln. Diese Form<br />
von Unterstützung kann auch die allseits gefor<strong>der</strong>te<br />
Öffnung von <strong>Schule</strong> beför<strong>der</strong>n. Täglich s<strong>in</strong>d die <strong>Schule</strong>n<br />
mit dem Problem e<strong>in</strong>er Überflutung durch Angebote<br />
und Möglichkeiten <strong>der</strong> Teilhabe von außen konfrontiert.<br />
Kommen alle Beteiligten regelmäßig an<br />
e<strong>in</strong>em „Runden Tisch“ zusammen, können Aktionen<br />
geme<strong>in</strong>sam geplant und die Doppelungen von Planungen<br />
o<strong>der</strong> Aktivitäten vermieden werden.<br />
Erfahrungsaustausch <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n<br />
Den <strong>Schule</strong>n ist <strong>der</strong> Austausch untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> sehr<br />
wichtig. In den e<strong>in</strong>zelnen Regionen wie größeren<br />
Kommunen o<strong>der</strong> Landkreisen treffen sich die <strong>Schule</strong>n<br />
regelmäßig zum Austausch. Bei dieser Gelegenheit<br />
können, neben positiven und negativen Erfahrungen,<br />
auch sachlich wertvolle H<strong>in</strong>weise für die Projekte ausgetauscht<br />
werden: welche Ansprechpartner bei <strong>der</strong><br />
Kommune bei e<strong>in</strong>er Schulhofentsiegelung Unterstützung<br />
leisten, wo F<strong>in</strong>anz- o<strong>der</strong> Sachmittel zu bekommen<br />
s<strong>in</strong>d, wer mit Know-how helfen kann. Das Rad<br />
muss nicht jedes Mal neu erfunden werden.<br />
Landesweite Träger <strong>der</strong> Kampagne<br />
Landesweite Träger <strong>der</strong> Kampagne <strong>in</strong> NRW s<strong>in</strong>d die<br />
Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA) und<br />
das Landes<strong>in</strong>stitut für <strong>Schule</strong> (LFS). Die Kampagne<br />
wird vom Schul- und Jugendm<strong>in</strong>isterium sowie vom<br />
Umweltm<strong>in</strong>isterium unterstützt. Durch die Trägere<strong>in</strong>richtungen<br />
werden unterschiedliche Fachkompetenzen<br />
gebündelt.<br />
• Die NUA ist e<strong>in</strong>e landesweit arbeitende Akademie<br />
für Fortbildung und Öffentlichkeitsarbeit <strong>in</strong><br />
den Bereichen Natur, Umweltschutz und Bildung<br />
für nachhaltige Entwicklung. Sie ist e<strong>in</strong><br />
Kooperationsmodell des Landes und <strong>der</strong> anerkannten<br />
Naturschutzverbände <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-<br />
Westfalen, e<strong>in</strong>gerichtet bei <strong>der</strong> Landesanstalt<br />
für Ökologie, Bodenordnung und Forsten NRW<br />
(LÖBF). Die NUA hat umfangreiche Erfahrungen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Konzeption und Durchführung von Kam-
61<br />
pagnen. Sie hat sich als Ansprechpartner<strong>in</strong> für<br />
<strong>Schule</strong>n etabliert, ergänzend zu den langjährigen<br />
Kooperationen mit außerschulischen Partnern<br />
wie Umweltzentren, Kommunen, Naturschutzverbänden,<br />
Land- und Forstwirtschaft.<br />
• Das Landes<strong>in</strong>stitut für <strong>Schule</strong> ist die zentrale<br />
E<strong>in</strong>richtung des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen für<br />
Curriculumentwicklung und Lehrerbildung. Es<br />
arbeitet im Auftrag des M<strong>in</strong>isteriums für <strong>Schule</strong>,<br />
Jugend und K<strong>in</strong><strong>der</strong> und hat die Aufgabe, die<br />
<strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> ihrem Erziehungs- und Bildungsauftrag<br />
zu unterstützen und sie bei <strong>der</strong> Weiterentwicklung<br />
von Unterricht und Schulleben zu för<strong>der</strong>n.<br />
Das Landes<strong>in</strong>stitut kooperiert dazu mit<br />
Vertretern <strong>der</strong> Bezirksregierungen und <strong>der</strong><br />
Schulämter. Durch die Durchführung des GÖS-<br />
Initiativprogramms, <strong>der</strong> Begleitung <strong>der</strong> nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen<br />
Schulprogrammarbeit sowie<br />
durch den eigenen Arbeitsbereich „Bildung für<br />
e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung“ (vorher „Schulstelle<br />
E<strong>in</strong>e-Welt“) s<strong>in</strong>d im Landes<strong>in</strong>stitut<br />
umfangreiche Kompetenzen gebündelt. Das<br />
Landes<strong>in</strong>stitut für <strong>Schule</strong> br<strong>in</strong>gt die nötige<br />
Expertise zur Qualitätsentwicklung und -sicherung<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> e<strong>in</strong>.<br />
• Schul- und Jugendm<strong>in</strong>isterium sowie das<br />
Umweltm<strong>in</strong>isterium arbeiten bei <strong>der</strong> Kampagne<br />
<strong>in</strong> enger Kooperation zusammen.<br />
Die landesweite Zusammenarbeit ist ebenso bedeutsam<br />
wie die regionale Kooperation, weil sie geme<strong>in</strong>same<br />
Qualitätskriterien entwickelt, die Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Kampagne an schulpolitische und fachliche Entwicklungen<br />
anb<strong>in</strong>det, den Informationsfluss über alle<br />
Ebenen <strong>der</strong> schulischen und außerschulischen Kooperationen<br />
garantiert und nicht zuletzt durch das Engagement<br />
<strong>der</strong> Landesregierung für politische Akzeptanz<br />
sorgt. Die NUA sorgt als außerschulische Fache<strong>in</strong>richtung<br />
mit Know-how im schulischen Bereich für den<br />
Brückenschlag zwischen landesweiten Gremien und<br />
örtlichen Partnern. Durch die Beteiligung des Landes<strong>in</strong>stituts<br />
wird strukturell die Anb<strong>in</strong>dung an die Schulaufsicht<br />
und fachlich die Verknüpfung mit Curriculum-<br />
und <strong>Schule</strong>ntwicklung gestärkt. Die landesweite<br />
Trägerschaft bildet ab, wie zwischen <strong>Schule</strong> und<br />
außerschulischen Partnern sowie zwischen verschie-<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
denen fachlichen Bereichen Kooperationen für e<strong>in</strong>e<br />
Bildung für nachhaltige Entwicklung nutzbar gemacht<br />
werden können.<br />
Qualitätssteigerung und <strong>Schule</strong>ntwikklung<br />
Die Motivation, sich an <strong>der</strong> Kampagne zu beteiligen,<br />
ist bei den <strong>Schule</strong>n unterschiedlich. E<strong>in</strong>ige s<strong>in</strong>d seit<br />
Jahren <strong>in</strong> diesem Zusammenhang aktiv, haben sich<br />
bereits an „Umweltschule für Europa“ beteiligt und<br />
schätzen die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> NUA und den<br />
Partnern vor Ort. An<strong>der</strong>e beteiligen sich seit Jahren<br />
am GÖS-Initiativprogramm und s<strong>in</strong>d von Berater<strong>in</strong>nen<br />
und Beratern des Landes<strong>in</strong>stituts für <strong>Schule</strong> unterstützt<br />
worden. Wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e <strong>Schule</strong>n habe bereits<br />
e<strong>in</strong> „<strong>Agenda</strong>-Schulprofil“ und sehen nun den Anreiz<br />
e<strong>in</strong>er Zertifizierung. Alle <strong>Schule</strong>n, die nach dem<br />
„Gesicht“ des neuen Zertifikats fragten, machten<br />
deutlich, dass ihnen die öffentliche Auszeichnung<br />
sehr wichtig ist. Sie macht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
bekannt, was sonst „im Verborgenen blühte“ und ist<br />
damit Imagewerbung für Schulqualität.<br />
Die Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kampagne bietet Chancen für die<br />
Qualitätssteigerung im Unterricht. Das Management<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> wird durch Tipps und Erfahrungen von<br />
Außen bereichert. Die Kampagne „<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Schule</strong>“ ist e<strong>in</strong> Qualifizierungs<strong>in</strong>strument für <strong>Schule</strong>,<br />
das <strong>Schule</strong>ntwicklung und Schulprogrammarbeit<br />
unterstützt.<br />
Perspektiven<br />
Die Kampagne wird <strong>in</strong> die Landesagenda<br />
„<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> NRW“ e<strong>in</strong>gebunden.<br />
Sie ist <strong>der</strong> zentrale Beitrag des Landes<br />
zur Dekade <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen zur<br />
Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung. Mit <strong>der</strong><br />
Kampagne „<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ als e<strong>in</strong>em<br />
wesentlichen Bauste<strong>in</strong> für e<strong>in</strong>e Umsetzung dieses<br />
politischen Programms ist NRW für das <strong>21</strong>. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
gut aufgestellt.<br />
Internet: www.agenda<strong>21</strong>schulen.nrw.de
Autor<strong>in</strong>nen und Autoren 62<br />
Autor<strong>in</strong>nen und Autoren<br />
Dr. Helle Becker, Projektleiter<strong>in</strong> des BLK-Modellversuchs<br />
„<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“, nordrhe<strong>in</strong>-westfälischer<br />
Programmteil des BLK-Programms „<strong>21</strong>“ –<br />
Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
Brigitte Bömer, BLK-Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> im BLK-Modellversuch<br />
„<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ im Set „Partizipation<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lokalen <strong>Agenda</strong>“ <strong>in</strong> Dortmund<br />
Helmut Horstmeier, BLK-Koord<strong>in</strong>ator im BLK-Modellversuch<br />
„<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ und Landeskoord<strong>in</strong>ator<br />
des Programms GLOBE Germany beim Deutschen<br />
Zentrum für Luft- und Raumfahrt <strong>in</strong> Köln-Porz<br />
Dr. Klaus Jebb<strong>in</strong>k, von 2002 bis 2003 Koord<strong>in</strong>ator für<br />
die Lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> Duisburg<br />
Annette Kemper, BLK-Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> im BLK-Modellversuch<br />
„<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ und Landeskoord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Kampagne „<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ bei<br />
<strong>der</strong> Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA)<br />
<strong>in</strong> Reckl<strong>in</strong>ghausen<br />
Werner Kuth, Audit-Projektleiter <strong>der</strong> Fritz-Henkel-<br />
<strong>Schule</strong> <strong>in</strong> Düsseldorf<br />
Klaus Kurtz, BLK-Koord<strong>in</strong>ator im BLK-Modellversuch<br />
„<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“ im Set „Öko-Audit/Nachhaltigkeits-Audit“<br />
sowie Audit-Projektleiter <strong>der</strong> Hulda-<br />
Pankok-Gesamtschule <strong>in</strong> Düsseldorf<br />
Hans-Hermann Schra<strong>der</strong>, Schulleiter des Geschwister-Scholl-Gymnasiums<br />
<strong>in</strong> Düsseldorf
63<br />
Das bundesweite BLK-Programm „<strong>21</strong>“<br />
und se<strong>in</strong>e Koord<strong>in</strong>ierungsstelle <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
Das BLK-Programm „<strong>21</strong>“ wurde vom Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />
für Bildung und Forschung (BMBF), <strong>der</strong> Bund-<br />
Län<strong>der</strong>-Kommission (BLK) für Bildungsplanung und<br />
Forschungs-för<strong>der</strong>ung und den 15 beteiligten Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
<strong>in</strong>itiiert. An dem auf fünf Jahre angelegten<br />
Programm beteiligen sich seit 1999 rund 180 <strong>Schule</strong>n<br />
– im Laufe des Jahres 2002 soll die Anzahl <strong>der</strong> Programmschulen<br />
erhöht werden. Durch Kooperationen<br />
und Partnerschaften s<strong>in</strong>d die <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> regionale<br />
und län<strong>der</strong>übergreifende Netze e<strong>in</strong>gebunden, <strong>der</strong>en<br />
Zusammensetzung, Struktur und Arbeitsweise<br />
<strong>in</strong>nerhalb des Programms ebenfalls geför<strong>der</strong>t und<br />
entwickelt wird. Ziel ist e<strong>in</strong>e Erweiterung <strong>der</strong> Schulbildung,<br />
um die Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwikklung<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> schulischen Regelpraxis zu verankern.<br />
Das Programm hat dabei nicht alle<strong>in</strong> den Transfer<br />
von Informationen zur Aufgabe, son<strong>der</strong>n auch, ganz<br />
im S<strong>in</strong>ne von susta<strong>in</strong>ability – hier übersetzt mit<br />
Zukunftsfähigkeit –, die Entwicklung von Schlüsselqualifikationen,<br />
die unter dem Begriff <strong>der</strong> „Gestaltungskompetenz“<br />
zusammengefasst wurden.<br />
Gestaltungskompetenz ist das Vermögen, die<br />
Zukunft von Sozietäten, <strong>in</strong> denen man lebt, <strong>in</strong> aktiver<br />
Teilhabe im S<strong>in</strong>ne nachhaltiger Entwicklung modifizieren<br />
und modellieren zu können. Der Erwerb von<br />
Gestaltungskompetenz für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwikklung<br />
soll im BLK-Programm „<strong>21</strong>“ auf Basis von drei<br />
Unterrichts- und Organisationspr<strong>in</strong>zipien verwirklicht<br />
werden:<br />
BLK-Programm „<strong>21</strong>“ – Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung<br />
Interdiszipl<strong>in</strong>äres Wissen knüpft an die Notwendigkeit<br />
„vernetzten Denkens“, an das Schlüsselpr<strong>in</strong>zip<br />
<strong>der</strong> Ret<strong>in</strong>ität, <strong>der</strong> Vernetzung von Natur und Kulturwelt<br />
und <strong>der</strong> Entwicklung entsprechen<strong>der</strong> Problemlösungskompetenzen<br />
an. Ziel ist u. a. die Etablierung<br />
solcher Inhalte und Arbeitsformen <strong>in</strong> die Curricula.<br />
Partizipatives Lernen greift die zentrale For<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> nach Teilhabe aller gesellschaftlichen<br />
Gruppen am Prozess nachhaltiger Entwicklung<br />
auf. Dieses Pr<strong>in</strong>zip verweist auf e<strong>in</strong>e För<strong>der</strong>ung lerntechnischer<br />
und lernmethodischer Kompetenzen und<br />
verlangt e<strong>in</strong>e Erweiterung schulischer Lernformen und<br />
-methoden.<br />
Das Pr<strong>in</strong>zip Innovative Strukturen geht davon<br />
aus, dass die <strong>Schule</strong> als Ganzheit bildungswirksam ist<br />
und Parallelen zu aktuellen schulischen Reformfel<strong>der</strong>n<br />
wie Schulprogrammentwicklung, Profilbildung,<br />
Öffnung <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> usw. thematisiert.<br />
Beson<strong>der</strong>s die strukturelle Verankerung <strong>der</strong> Bildung<br />
für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung kann als e<strong>in</strong>e<br />
<strong>der</strong> Voraussetzungen für das strategische Ziel des<br />
Programms – Integration <strong>in</strong> die Regelpraxis und Verstetigung<br />
– gelten. Die Koord<strong>in</strong>ierungsstelle für das<br />
gesamte Programm ist an <strong>der</strong> Freien Universität Berl<strong>in</strong><br />
angesiedelt und übernimmt folgende Aufgaben:<br />
Unterstützung und Beratung <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>n, Herausgabe<br />
von Materialien, Angebot übergreifen<strong>der</strong> Fortbildungen,<br />
Programmevaluation und Verbreitung <strong>der</strong><br />
Programm<strong>in</strong>halte.<br />
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:<br />
FU Berl<strong>in</strong>, BLK-Programm „<strong>21</strong>“<br />
Koord<strong>in</strong>ierungsstelle<br />
Arnimallee 9<br />
14 195 Berl<strong>in</strong><br />
Telefon: 030 · 83 85 25 15<br />
Fax: 030 · 83 87 54 94<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@blk<strong>21</strong>.de<br />
Geför<strong>der</strong>t durch das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung<br />
und Forschung und die Län<strong>der</strong> Baden-Württemberg,<br />
Bayern, Berl<strong>in</strong>, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen,<br />
Mecklenburg- Vorpommern, Nie<strong>der</strong>sachsen,<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, Saarland,<br />
Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holste<strong>in</strong> und Thür<strong>in</strong>gen.
M<strong>in</strong>isterium für<br />
<strong>Schule</strong>, Jugend und K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen