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Möhneseher Nr. 19 - der SPD Möhnesee

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Der Möhneseher <br />

Ausgabe <strong>19</strong>, Dezember 2008<br />

2008<br />

Berlingsen, Büecke, Brüllingsen, Brüningsen, Delecke, Echtrop, Ellingsen, Günne, Hewingsen,<br />

Körbecke, Neuhaus, Stockum, Südufer, Theiningsen, Völlinghausen, Wamel, Westrich, Wippringsen<br />

Inhalt<br />

Inhalt und Impressum Seite 1<br />

Weihnachtsgrüße Gerhard Bruschke Seite 2<br />

Aus <strong>der</strong> Fraktion Gerhard Bruschke Seite 3<br />

Aus dem Kreistag Karl-Heinz Wilme Seite 4<br />

Wie tief sinkt die <strong>SPD</strong> ? Nein, Ortwin Gohr Seite 5-8<br />

lasst uns nach vorne schauen!<br />

Lörmecke-Trinkwasser in Gefahr!<br />

Steinabbau bedroht Wasserversorgung<br />

im Kreis Soest<br />

Die 20. Ausgabe von Der Möhneseher<br />

erscheint voraussichtlich im April 2009<br />

Impressum:<br />

Herausgeber:<br />

<strong>SPD</strong>-Möhnesee, Ortsvereinsvorstand<br />

Verantwortlich:<br />

Ortwin Gohr, Presse und<br />

Öffentlichkeitsarbeit im Ortsverein<br />

Redaktionsanschrift:<br />

<strong>SPD</strong>-Möhnesee<br />

-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit-<br />

Asternweg 1<br />

595<strong>19</strong> Möhnesee-Günne<br />

Tel.: 02924 / 5794<br />

E-Mail: ortwin.gohr@t-oneline.de<br />

Texte:<br />

Gehard Bruschke,<br />

Karl- Heinz Wilmes,<br />

Ortwin Gohr,<br />

Gabriele Winkin


<strong>SPD</strong>-Möhnesee Ausgabe <strong>19</strong> / Dezember 2008<br />

Liebe Genossinnen und Genossen,<br />

das Jahr 2008 neigt sich so langsam dem Ende zu. Da bleibt noch etwas Zeit, um auf die Aktivitäten<br />

des Ortsvereins in diesem Jahr zurückzublicken.<br />

Neben <strong>der</strong> politischen Arbeit – die ja überwiegend durch die Fraktion im Rat <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Möhnesee geleistet wird – hat auch <strong>der</strong> Ortsverein versucht, euch und weiteren <strong>der</strong> <strong>SPD</strong> nahe<br />

stehenden Personen durch ein „Rahmenprogramm“ das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Erlebnis zu bieten.<br />

Lei<strong>der</strong> waren dabei nicht nur positive Ergebnisse zu erzielen.<br />

So mussten wir das Sommerfest lei<strong>der</strong> absagen, da <strong>der</strong> Kreis <strong>der</strong> Genossinnen und Genossen,<br />

die daran teilnehmen wollten, einfach zu klein war. Da ein solches Sommerfest einen erheblichen<br />

organisatorischen Aufwand bereits vor <strong>der</strong> Veranstaltung erfor<strong>der</strong>lich macht, tat mir<br />

die kurzfristige Absage doppelt Leid. Nicht zuletzt, weil Teile des Vorstandes viel Arbeit in die<br />

Planung investierten.<br />

Besser besucht war da schon unser schon traditionelles Grünkohlessen in <strong>der</strong> Gaststätte<br />

Lüchtefeld. Bei dieser Veranstaltung – die ganz ohne Politik ausgekommen ist – wurde viel<br />

Wert auf die Geselligkeit und das gegenseitige Kennenlernen gelegt.<br />

Ein großer Erfolg war auch unsere Tagesfahrt nach Bonn. Mit immerhin 48 Personen haben<br />

wir dort das „Haus <strong>der</strong> Geschichte“ besichtigt und anschließend einen Bummel durch die<br />

schöne Stadt gemacht. Das Ganze ist in Kooperation mit den Sozialdemokraten aus Warstein<br />

erfolgt.<br />

Ansonsten konnten wir am Möhnesee im Jahr 2008 einiges an politischer Prominenz empfangen.<br />

Mit Anette Fasse war die tourismuspolitische Sprecherin <strong>der</strong> <strong>SPD</strong>-Bundestagsfraktion zu<br />

Gast. Nach einem Rundgang haben wir im Beisein des <strong>SPD</strong>-Bundestagskandidaten Wolfgang<br />

Hellmich ein sehr informelles Gespräch über die mögliche Entwicklung des Tourismus hier am<br />

See geführt.<br />

Wenig später war <strong>der</strong> Umweltausschuss des Landtages hier zu Gast. In einer Veranstaltung<br />

mit dem Ruhrverband haben sich die <strong>SPD</strong>-Mitglie<strong>der</strong> des Ausschusses ein Bild über die Wassergewinnung<br />

und die Klärung von Abwässern durch den RV verschafft. Mit dabei waren auch<br />

hier Wolfgang Hellmich sowie unser Landtagsabgeordneter Norbert Römer.<br />

Zum Schluss bleibt mir nur noch ein wichtiger Hinweis: Die <strong>SPD</strong> Möhnesee braucht dringend<br />

aktive Mitglie<strong>der</strong>. Das gilt insbeson<strong>der</strong>e auch für die kommende Kommunalwahl. Gerade hier<br />

brauchen wir (Neu-) Mitglie<strong>der</strong>, die sich den Zielen <strong>der</strong> <strong>SPD</strong> allgemein und <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> <strong>SPD</strong><br />

Möhnesee im Beson<strong>der</strong>en verbunden fühlen und mit uns an einer Verbesserung <strong>der</strong> Wohnund<br />

Lebensqualität in Möhnesee arbeiten wollen. Sprecht doch bitte eure Freunde und Bekannte<br />

an – ein Einsatz für die Allgemeinheit lohnt sich immer.<br />

In diesem Sinne wünsche ich euch und euren Familien ein frohes und harmonisches Weihnachtsfest<br />

und ein gutes und erfolgreiches neues Jahr 2009.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Euer<br />

Gerhard Bruschke


<strong>SPD</strong>-Möhnesee Ausgabe <strong>19</strong> / Dezember 2008<br />

<strong>SPD</strong>-Fraktion im Rat <strong>der</strong> Gemeinde Möhnesee,<br />

Gerhard Bruschke, Fraktionsvorsitzen<strong>der</strong><br />

Aus <strong>der</strong> Fraktion:<br />

Die meisten unserer Ziele, die wir uns vor<br />

<strong>der</strong> letzten Kommunalwahl gesetzt hatten,<br />

wurden abgearbeitet. Dabei können wir mit<br />

Stolz feststellen, dass wir uns in fast allen<br />

Punkten durchgesetzt haben – auch wenn<br />

<strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Kompromiss notwendig<br />

war, um die erfor<strong>der</strong>lichen Mehrheiten<br />

zu sichern.<br />

Beson<strong>der</strong>s stolz sind wir auf die Tatsache,<br />

dass es uns gelungen ist, das letzte Stück<br />

des Fuß- und Radweges um den See herum<br />

fertig zu stellen. Damit wird die touristische<br />

Situation in Möhnesee erheblich aufgewertet.<br />

Jetzt gilt es nur noch, auch die<br />

weiteren Schritte kontinuierlich umzusetzen.<br />

Beson<strong>der</strong>es Augenmerk verdient dabei<br />

sicherlich die gemeinsame Bewerbung <strong>der</strong><br />

Stadt Soest, <strong>der</strong> Gemeinde Bad Sassendorf<br />

und <strong>der</strong> Gemeinde Möhnesee um die<br />

Landesgartenschau 2017. Auch wenn bis<br />

dahin noch viel Wasser die Möhne herabfließen<br />

wird, müssen wir dieses Ziel schon<br />

jetzt im Auge haben. Aus den Gesprächen<br />

mit Bürgern ist bereits klar erkennbar, dass<br />

schon die Bewerbung um die Landesgartenschau<br />

ungeahnte Kräfte frei macht.<br />

Auch wenn wir vielleicht im Ergebnis nicht<br />

den Zuschlag erhalten, muss diese positive<br />

Grundstimmung mitgenommen und genutzt<br />

werden. Hier kommt wie<strong>der</strong> unsere<br />

alte Prämisse zum Tragen, dass alles was<br />

auch für den Tourismus gut ist, auch unseren<br />

Bürgerinnen und Bürgern nutzt. Im<br />

Klartext heißt das, dass Entscheidungen<br />

<strong>der</strong> <strong>SPD</strong> Möhnesee nie einseitig auf die<br />

Belange des Tourismus ausgerichtet sind,<br />

son<strong>der</strong>n sich immer und vorrangig auch an<br />

den Bedürfnissen unserer Bürger orientieren.<br />

Mit einer gewissen Sorge sehen wir die<br />

Entwicklung des Schulstandortes Möhnesee.<br />

Zuerst muss man hier allerdings mit<br />

einer Mär aufräumen. Die Hauptschule<br />

Möhnesee ist aufgrund ihrer Schülerzahlen<br />

gesichert, unabhängig davon, ob hier ein<br />

Realschulzweig angedockt wird o<strong>der</strong> nicht.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite ist ein Realschulzweig<br />

am Möhnesee sicherlich eine Erweiterung<br />

des örtlichen Schulangebotes. Allerdings<br />

befürchten wir, dass mit dieser Lösung letztlich<br />

kein positiver Effekt für die Schülerinnen<br />

und Schüler verbunden ist.<br />

Eine einzügige Realschule kann niemals die<br />

Breite an Wissen vermitteln, wie dies eine<br />

größere Einheit kann. Das gilt auch dann,<br />

wenn eine engagierte Lehrerschaft dahinter<br />

steht. Kursangebote, bilingualer Unterricht<br />

und beson<strong>der</strong>e Leistungsgruppen können<br />

sicherlich in einer einzügigen Realschule<br />

nicht im erfor<strong>der</strong>lichen Umfang mit angeboten<br />

werden. Darüber hinaus muss man berücksichtigen,<br />

dass in Möhnesee wahrscheinlich<br />

ab 2010 erhebliche Geld-mittel in<br />

die Erweiterung des Schulgebäudes gesteckt<br />

und quasi im Gegenzug in Soest Schulgebäude<br />

ganz o<strong>der</strong> teilweise aufgegeben werden<br />

müssen.<br />

Bedauerlich dabei ist auch, dass es nicht<br />

gelungen ist, zwischen Möhnesee und Soest<br />

eine vernünftige Zusammenarbeit zur Schulfrage<br />

auf die Reihe zu bekommen. Was bei<br />

<strong>der</strong> Landesgartenschau noch interkommunal<br />

klappt, ist bei <strong>der</strong> Schulentwicklung<br />

lei<strong>der</strong> nicht möglich gewesen.<br />

Darüber hinaus treibt uns die Sorge, dass wir<br />

mit dem Realschulzweig auf das falsche<br />

Pferd setzen. Wenn man <strong>der</strong> Meinung von<br />

Fachleuten folgen darf, dann handelt es sich<br />

sowohl bei <strong>der</strong> Hauptschule als auch bei <strong>der</strong><br />

Realschule um sterbende Schulformen. Auch<br />

NRW – das bisher aus ideologischen Gründen<br />

am dreigliedrigen Schulsystem festhält –<br />

wird sich sicherlich nach <strong>der</strong> nächsten Landtagswahl<br />

umorientieren.<br />

Ich wünsche euch - auch im Namen <strong>der</strong> <strong>SPD</strong><br />

Fraktion - ein schönes Weihnachtsfest und<br />

einen guten Rutsch in das neue Jahr 2009.<br />

Euer<br />

Gerhard Bruschke<br />

Fraktionsvorsitzen<strong>der</strong>


<strong>SPD</strong>-Möhnesee Ausgabe <strong>19</strong> / Dezember 2008<br />

PFT im Trinkwasser rückläufig<br />

Ich habe mehrfach über die Trinkwasserverunreinigung<br />

durch die Industrie Chemikalie PFT<br />

berichtet. Auf meinen Vorschlag hat <strong>der</strong> Umweltausschuss,<br />

seit 2006, in je<strong>der</strong> Sitzung, die<br />

Belastungszahlen <strong>der</strong> verschiedenen Messpunkte<br />

an Möhne und Ruhr beraten. Die zuständigen<br />

Behörden informierten den Ausschuss über alle<br />

angeordneten Maßnahmen. Nach den neuesten<br />

Zahlen zeigt sich die Wirkung <strong>der</strong> Aktivkohle<br />

Filteranlage in Scharfenberg. Die Messpunkte<br />

vor <strong>der</strong> Möhnetalsperre, in <strong>der</strong> Möhnetalsperre<br />

und am Ausgleichsweiher zeigen Werte unter<br />

100 Nanogramm / Liter. Dieser Wert ist nach<br />

Feststellungen des Bundesgesundheitsamtes als<br />

unbedenklich anzusehen. Dauerhaft unter<br />

100 Nanogramm liegen auch die Werte bei den<br />

Wassergewinnungsanlagen in Echthausen.<br />

Man kann also feststellen, dass die akute Gefahr<br />

nicht mehr vorhanden ist. Endgültig gelöst<br />

ist das Problem aber erst dann, wenn nach mehreren<br />

Jahren die Messergebnisse dauerhaft unter<br />

den unbedenklichen Werten liegen.<br />

Die mit PFT verseuchte Fläche in Rüthen (Der<br />

Möhneseher 18/2007) wird zur Zeit saniert. Der<br />

vergiftete Boden – ca. 30 000 t - wird abgefahren<br />

und auf einer zugelassenen Deponie im<br />

Ruhrgebiet entsorgt.<br />

Eine Folge des PFT-Skandals stellte sich jetzt<br />

bei Untersuchungen von Anglern heraus, die<br />

über längere Zeit Fische aus dem Möhnesee<br />

verzehrt haben. Das Blutbild zeigt deutlich<br />

überhöhte Werte. Die Langzeitfolgen sind hier<br />

noch unbekannt.<br />

Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“<br />

In diesem Jahr wurde wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kreiswettbewerb<br />

durchgeführt. Als Mitglied <strong>der</strong> Bewertungskommission<br />

habe ich an <strong>der</strong> Bereisung<br />

teilgenommen. Für den Bereich „Dörfer bis zu<br />

800 Einwohnern“ konnte aus <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Möhnesee Brüllingsen einen 5. Platz<br />

erringen. Brüllingsen bekam zusätzlich einen<br />

Son<strong>der</strong>preis für die Dorfteichgestaltung. Sieger<br />

in dieser Gruppe wurde Oberense. Bei den<br />

„Dörfern 801 – 3000 Einwohner“ errang Völlinghausen<br />

ebenfalls einen 5. Platz und einen<br />

zusätzlichen Einzelpreis für die Aktivitäten im<br />

Musikbereich aller Altersklassen. In dieser<br />

Gruppe konnte Mönninghausen, Stadt Geseke<br />

den 1. Platz belegen. Insgesamt haben 31 Dörfer<br />

am Wettbewerb 2008 teilgenommen.<br />

Trinkwasser in Gefahr<br />

Der Konflikt zwischen dem Lörmecke Wasserwerk<br />

und <strong>der</strong> Warsteiner Kalksteinindustrie wird<br />

uns vermutlich noch längere Zeit beschäftigen.<br />

Bekanntlich hat die Kalksteinindustrie die Absicht,<br />

beim Abbau in ihren Steinbrüchen weiter in<br />

die Tiefe zu gehen (Der Möhneseher 17/2007). Sollten<br />

diese Pläne genehmigt werden, ist die Lörmecke<br />

Quelle in höchster Gefahr.<br />

info@initiative-trinkwasser.de<br />

Inzwischen hat die Kreisverwaltung in einer Sitzung<br />

des Umweltausschusses Vermutungen bestätigt,<br />

nach denen die Steinindustrie bereits jetzt<br />

tiefer abbaut als durch Genehmigungen erlaubt.<br />

Der Umweltausschuss hat einstimmig festgestellt:<br />

„das Trinkwasser im Warsteiner Massenkalk hat<br />

Vorrang vor den Interessen <strong>der</strong> Steinindustrie“.<br />

Der „Unteren Wasserbehörde“ wird aufgegeben,<br />

konsequent dafür zu sorgen, das Grundwasser im<br />

Warsteiner Massenkalk zu schützen und durch<br />

enge Kontrollen die Genehmigungen, Nebenbestimmungen<br />

und Schutzgebietsverordnungen<br />

zu überwachen. Bereits vorhandene, nicht erlaubte<br />

Beeinträchtigungen sind zu beseitigen.<br />

Zur nächsten Sitzung des Ausschusses, im Februar<br />

2009, werde ich weitere Berichte und Untersuchungsergebnisse<br />

anfor<strong>der</strong>n und dem Ausschuss<br />

vorlegen.<br />

Karl-Heinz Wilmes, Vorsitzen<strong>der</strong> des Ausschusses für Umwelt<br />

im Kreistag des Kreises Soest


<strong>SPD</strong>-Möhnesee Ausgabe <strong>19</strong> / Dezember 2008<br />

Wie tief sinkt die <strong>SPD</strong> ?<br />

Von Bernd Ulrich, Historiker und Autor<br />

Die <strong>SPD</strong> ist eine seltsame Partei. Eigentlich<br />

hat sie viele gute Gründe, stolz zu sein<br />

auf ihre Geschichte. Von den Arbeiterrechten<br />

über den Wi<strong>der</strong>stand gegen das Ermächtigungsgesetz,<br />

die Ostpolitik und die<br />

Bildungsreformen, die Krisenfestigkeit gegen<br />

Terrorismus und arabischen Ölboykott<br />

bis hin zum Irakkriegs-Nein und <strong>der</strong> Agenda<br />

2010 – eine beeindruckende Reihe heraus-ragen<strong>der</strong><br />

politischer Leistungen, die<br />

sich leicht verlängern ließe.<br />

Dennoch leidet die Sozialdemokratie seit je<br />

unter einem Min<strong>der</strong>wertigkeitskomplex.<br />

Immer schämte sie sich ein wenig, zumindest,<br />

wenn sie regierte. Es waren nicht nur<br />

die an<strong>der</strong>en, die bürgerlich-konservativen<br />

Parteien, die arrogant und polemisch behaupteten,<br />

sie, Union und FDP, seien die<br />

eigentlichen Regierungs-parteien. Es war<br />

immer auch die <strong>SPD</strong> selbst, die sich nicht<br />

genügte, weil das praktische Regierungshandeln<br />

stets hinter den hochfliegenden<br />

sozialistischen Idealen zurückbleiben<br />

musste.<br />

Die großen Führer <strong>der</strong> <strong>SPD</strong> verstanden es<br />

in den besseren Zeiten <strong>der</strong> Parteigeschichte,<br />

den Genossinnen und Genossen<br />

diesen Min<strong>der</strong>wertigkeitskomplex zu nehmen,<br />

auch kraft eigener Persönlichkeit,<br />

seien es Kurt Schumacher, Willy Brandt,<br />

Helmut Schmidt o<strong>der</strong> Gerhard Schrö<strong>der</strong>.<br />

Die weniger großen Sozialdemokraten<br />

schafften das nicht, sie ließen die <strong>SPD</strong> zu<br />

einer im Herzen kleinen Partei werden,<br />

dazu zählen Erich Ollenhauer, Rudolf Scharping<br />

und wohl Kurt Beck. Jene fielen mehr<br />

auf durch ihren Stolz, diese oft durch ihren<br />

Trotz.<br />

Wer die gute alte <strong>SPD</strong> in diesen Wochen<br />

beobachtet, den beschleicht das traurige Gefühl:<br />

So klein wie heute war die Partei noch<br />

nie. Das hat weniger zu tun mit Mitglie<strong>der</strong>zahlen,<br />

Wahlergebnissen o<strong>der</strong> gar Umfragen;<br />

es ist eher ein mentales o<strong>der</strong> auch: seelisches<br />

Problem. Die <strong>SPD</strong> ist kleinmütig, verängstigt<br />

und desorientiert. Und das zu einem<br />

Zeitpunkt, da sie sich angeblich wie<strong>der</strong> mit<br />

sich selbst versöhnt hat. Irgendetwas stimmt<br />

offenbar nicht an dieser Selbstfindung links<br />

von Schrö<strong>der</strong>, Müntefering, Steinbrück und<br />

Steinmeier, links von Schmidt, Schiller und<br />

Rau. .......................................Um die <strong>SPD</strong><br />

müsste man sich nicht sorgen, nicht einmal,<br />

wenn sie sich zur Linken hin öffnet, wäre die<br />

Partei damit beschäftigt, an etwas zu arbeiten,<br />

was sie in <strong>der</strong> Zukunft wie<strong>der</strong> stolz machen<br />

könnte. Etwas, das sich <strong>der</strong> langen Liste<br />

herausragen<strong>der</strong> politischer Leistungen<br />

hinzufügen ließe.<br />

Das wäre vielleicht die Gerechtigkeit in <strong>der</strong><br />

Globalisierung, eine kluge Kombination aus<br />

mehr sozialer Politik und zugleich mehr Wirt-


<strong>SPD</strong>-Möhnesee Ausgabe <strong>19</strong> / Dezember 2008<br />

schaftsreformen. Eine hektische Öffnung<br />

zur Linkspartei jedenfalls wird nicht in die<br />

große Geschichte <strong>der</strong> <strong>SPD</strong> eingehen, o<strong>der</strong><br />

höchstens als falscher Zug zur-falschen-<br />

Zeit. DIE ZEIT, 13.03.2008 <strong>Nr</strong>. 12<br />

www.zeit.de/audio<br />

Ortwin Gohr, <strong>SPD</strong>-Möhnesee, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Seit Bernd Ulrich diesen Artikel am<br />

13.03.2008 schrieb hat sich ja noch Einiges-ereignet:<br />

Kurt Beck ist nicht mehr <strong>SPD</strong>-Vorsitzen<strong>der</strong><br />

dafür aber wie<strong>der</strong> Franz Müntefering.<br />

Frank-Walter Steinmeier ist Kanzlerkandidat,<br />

Andrea Ypsilanti nicht Hessens Ministerpräsidentin<br />

und Wolfgang Clement<br />

nicht mehr <strong>SPD</strong>-Mitglied. Wir könnten weiter<br />

über die Agenda 2010 schimpfen<br />

und....und.....und.....aber<br />

den und schützenden Handeln des Staates<br />

und wandte sich scharf gegen Kritik an dessen<br />

Funktion: "Mancher putzt sich gerne die<br />

Füße an ihm ab und macht ihn zum Synonym<br />

für eine Krake und Bonzen, für Bürokratie<br />

und für Unfähigkeit." Ohne einen Adressaten<br />

für seinen Vorwurf zu nennen, fügte<br />

er hinzu: "Manche (...) for<strong>der</strong>n den schlanken<br />

Staat und wären doch nicht böse, wenn er<br />

denn verhungerte. Ja, sie legen es darauf<br />

an." Im Denken und Handeln <strong>der</strong> Ökonomie<br />

scheine staatliches Handeln oft unnötig und<br />

kontraproduktiv.<br />

lasst uns nach vorne schauen!<br />

61 Prozent <strong>der</strong> <strong>SPD</strong>-Wähler sind nach einer<br />

Emnid-Umfrage davon überzeugt, dass<br />

Franz Müntefering ein besserer <strong>SPD</strong>-<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> ist. Schon am 13. April 2005<br />

geißelte er das Verhalten einiger Private-<br />

Equity-Gesellschaften. "´Unsere Kritik gilt<br />

<strong>der</strong> international wachsenden Macht des<br />

Kapitals und <strong>der</strong> totalen Ökonomisierung<br />

eines kurzatmigen Profit-Handelns.´ Durch<br />

diese Entwicklungen würden <strong>der</strong> einzelne<br />

Mensch aus dem Blick geraten und die<br />

Handlungsfähigkeit des Staates rücksichtslos<br />

reduziert, was sein Ansehen bei den<br />

Bürgern belaste." Der <strong>SPD</strong>-Vorsitzende<br />

bekannte sich ausdrücklich zum gestalten-<br />

Kostas Koufogiorgos Cartoonist <strong>der</strong> NRhZ, www.nrhz.de<br />

Er setzte dem das Staatsverständnis seiner<br />

Partei entgegen: "Die Staatsskepsis ist ein<br />

Irrweg. Die Staatsverachtung ist eine Gefahr",<br />

da <strong>der</strong> Staat die Demokratie ermögliche<br />

und das Zusammenleben <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

organisiere. "Staat muss gestalten",<br />

sagte er. "Das ist auch das sozialdemokratische-Verständnis-vom-Staat."<br />

Müntefering bezeichnete die Unterschiede im<br />

Staatsverständnis als Grundsatzentscheidung<br />

für die Entwicklung in Deutschland:


<strong>SPD</strong>-Möhnesee Ausgabe <strong>19</strong> / Dezember 2008<br />

"Damit ist eine Scheidelinie markiert für<br />

den politischen Weg unseres Landes."<br />

(Spiegel-online 13.05.2005)<br />

Kostas Koufogiorgos, Cartoonist <strong>der</strong> NRhZ, www.nrhz.de<br />

Das Finanzdrama zeigt in erschrecken<strong>der</strong><br />

Weise, wie Recht Franz Müntefering hatte.<br />

Die internationale Finanzkrise ist nach Ansicht<br />

von DGB-Chef Michael Sommer eine<br />

Chance für die Gewerkschaften. "Wir müssen<br />

sie nutzen, um deutlich zu machen:<br />

Marktwirtschaft ist ein sinnvolles System,<br />

aber man muss sie mit sozialen Werten<br />

und staatlicher Regulierung versehen",<br />

sagte <strong>der</strong> Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes<br />

<strong>der</strong> "Südwest Presse".<br />

«Wir wollen die politische Meinungsführerschaft<br />

wie<strong>der</strong>gewinnen», sagte Müntefering<br />

auf dem <strong>SPD</strong>-Son<strong>der</strong>parteitag in<br />

Berlin (18. Oktober), <strong>der</strong> ihn zum Parteichef<br />

wählte. Mit Blick auf die Union und<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)<br />

betonte er: «Die an<strong>der</strong>en haben die Kanzlerin,<br />

aber nicht die politische Meinungsführerschaft».<br />

Die Union mache «eine beliebige<br />

Politik» Die Zeit sei reif dafür,<br />

Deutschland sozial-demokratisch zu gestalten.<br />

Packen wir es an !<br />

Reden wir über das „sozialdemokratische-<br />

Verständnis-vom-Staat." und über „die Unterschiede<br />

im Staatsverständnis“ wie es<br />

Münte bezeichnet hat. Dieses Verständnis<br />

und diese Unterschiede sind es, die uns zu<br />

Sozialdemokraten machen.<br />

Wir haben die besseren Rezepte. Diese<br />

müssen wir über die Medien transportieren<br />

und nach außen Geschlossenheit zeigen.<br />

Die <strong>SPD</strong> in NRW hat auf 22 Seiten dokumentiert,<br />

wo die Unterschiede zur CDU und<br />

FDP liegen und welchen falschen Kurs Rüttgers<br />

fährt. Hier einige ausgewählte Beispiele:<br />

• Kürzen bei den Kurzen;<br />

• Privat vor Staat;<br />

• Politik zu Lasten <strong>der</strong> Kommunen;<br />

Schwarz-gelb rückt den Markt und nicht den<br />

Menschen in den Mittelpunkt des politischen<br />

Handelns.<br />

Die Mittel für Kin<strong>der</strong>gärten in NRW sind<br />

massiv um 156,9 Millionen Euro zurück gefahren<br />

worden.<br />

Die Regierung hält an den Sparplänen des<br />

Kibiz fest, das die Qualität in den Kin<strong>der</strong>einrichtungen<br />

verschlechtert.<br />

Bildungspolitik <strong>der</strong> sozialen Ausgrenzung,<br />

weniger statt mehr Durchlässigkeit im Schulsystem:


<strong>SPD</strong>-Möhnesee Ausgabe <strong>19</strong> / Dezember 2008<br />

Die Abschaffung <strong>der</strong> Grundschulbezirke,<br />

das Aushebeln des Elternwillens durch<br />

verbindliche Grundschulgutachten und<br />

Prognoseunterricht, die Einführung von<br />

Studiengebühren belegen:<br />

Dieser Regierung geht es nicht um mehr<br />

Teilhabe an Bildung in unserer Gesellschaft.<br />

Im Gegenteil: Diese Politik macht<br />

den Zugang zu Bildung enger, erschwert<br />

ihn.<br />

Durch das ideologisch motivierte Festhalten<br />

am geglie<strong>der</strong>ten Schulsystem werden<br />

bereits neunjährige Kin<strong>der</strong> in Schubladen<br />

gesteckt.<br />

Die Aufhebung <strong>der</strong> Grundschulbezirke<br />

führt bereits zu weiteren sozialen Spaltungen<br />

und Schulen für Arme und Schulen<br />

für Reiche.<br />

Schwarz-Gelb sperrt sich gegen ein flächendeckendes<br />

Angebot an Ganztagsschulen.<br />

Diese Landesregierung setzt auf<br />

Samstag statt Ganztag.<br />

Die Gesamtschulen werden für ihre innovative<br />

Arbeit gelobt und sollen den-noch<br />

ausbluten.<br />

Die Empfehlung für die Gesamtschule sollte<br />

im Grundschulgutachten gestrichen<br />

werden, trotz rasant wachsen<strong>der</strong> Beliebtheit<br />

dieser Schulform.<br />

Studiengebühren sind sozial ungerecht.<br />

Sie führen dazu, dass wissenschaftliche<br />

Ausbildung von einem öffentlichen zu einem<br />

privaten Gut umdefiniert wird. Die<br />

Teilhabe an Bildung wird damit bewusst eingegrenzt.<br />

Ein Studium können sich heute<br />

viele jungen Menschen nicht mehr leisten.<br />

Die Ideologie des „Privat vor Staat“ setzt sich<br />

über das Gemeinwohl hinweg. Die Handlungsfähigkeit<br />

von Städten, Gemeinden und<br />

Kreisen wird beschränkt. Die Privatisierung<br />

öffentlicher Dienstleistungen wird Bürgerinnen<br />

und Bürger über höhere Gebühren<br />

teuer zu stehen kommen und zu schlechterem<br />

Service führen.<br />

Die Krankenhausfinanzierung ist zu Lasten<br />

<strong>der</strong> Kommunen neu geregelt worden. Der<br />

Kommunalanteil an den Krankenhausinvestitionen<br />

wurde von 20 auf 40 Prozent<br />

erhöht. 2007 entstand den Kommunen in<br />

NRW dadurch eine Mehrbelastung von 102<br />

Millionen Euro.<br />

Die Abschaffung <strong>der</strong> Stichwahl bei <strong>der</strong><br />

Wahl <strong>der</strong> Bürgermeister und Landräte ist<br />

einmalig in Deutschland. In keinem Bundesland<br />

gibt es eine solche Beschneidung demokratischer<br />

Rechte <strong>der</strong> Bürgerinnen und<br />

Bürger. Demnächst werden wichtige Repräsentanten<br />

<strong>der</strong> Kommunen teilweise nur noch<br />

von rund 20 Prozent <strong>der</strong> Wahlberecht-igten<br />

gewählt.<br />

Der Regierungschef - nennt sich selber gerne<br />

einen Arbeiterführer- steht für den konsequenten<br />

Abbau von Arbeitnehmerrechten<br />

und trägt eine Mitschuld daran, dass<br />

es auch in NRW zu Lohndumping kommt.<br />

Aber lest selber nach: Klarer Kurs für NRW, <strong>SPD</strong>!<br />

http://www.spd-fraktion.landtag.nrw.de/spdinternet/www/startseite/ Presse/Publikationen/Halbzeitbilanz_rot_schwarz2.pdf

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