REPORT - Akademie für Politische Bildung Tutzing
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en enge Verbindungen zu Großunternehmen.<br />
Auch widerstreitende Interessen<br />
innerhalb dieser Führungsclique<br />
muss Putin ausgleichen, doch genau<br />
diese unterschiedlichen Interessen<br />
sichern Putins Macht. Als „geheimes<br />
Machtkartell“ oder „Partei der dritten<br />
Amtszeit“ im Hinblick auf eine Rückkehr<br />
Putins ins Präsidentenamt nach<br />
seinem verfassungsmäßigen Abtritt<br />
2008 wird dieser Zirkel oft bezeichnet.<br />
Im Hinblick auf den eigenen Machterhalt<br />
betreibt der Präsident seit 2007 die<br />
Stabübergabe an seinen Amtsnachfolger.<br />
Jede Profilierung seiner möglichen<br />
Nachfolger sei bisher zur Farce<br />
geworden, meinte Mommsen, und mit<br />
seiner Zusage, die Liste von „Einiges<br />
Russland“ bei der kommenden Wahl<br />
anzuführen, habe Putin bereits klar gemacht,<br />
wer auch in Zukunft die Zügel<br />
der Macht fest in den Händen halten<br />
werde.<br />
18<br />
Jakob Deffner: ein 1929 geborener<br />
Penzberger Bergarbeiterssohn<br />
mit steiler Karriere.<br />
Vom Verwaltungsangestellten<br />
seiner Heimatstadt nahm er den<br />
Weg über den Gewerkschaftssekretär<br />
bis zum allseits respektierten<br />
Vorsitzenden des Landesverbands<br />
Bayern des DGB. Von 1978<br />
bis 1990 hat er dieses Amt erfolgreich<br />
ausgeübt.<br />
Gewerkschafter ist er seit seinem<br />
17. Lebensjahr, der Idee verpflichtet,<br />
die Gesellschaft sozial und<br />
gerecht zu gestalten. Im Landtag<br />
saß Deffner von 1974 bis 1984, im<br />
Senat von 1983 bis 1991. Die Auflösung<br />
dieser originellen bayerischen<br />
Verfassungsinstitution hat<br />
er nicht begrüßt. Gerade die Gewerkschaften<br />
sahen den Senat als<br />
Chance an, frühzeitig in Informations-<br />
und Konsensbildungsprozesse<br />
eingebunden zu werden.<br />
Unterstützt werde dies von der hohen<br />
Popularität, die Putin in der Bevölkerung<br />
genießt. „Putins Reden von Großmachtideen<br />
tragen Früchte“, betonte<br />
Mommsen, die eine Zustimmung zu<br />
seiner Liste bei der Wahl auf bis zu<br />
80 Prozent prognostiziert. Dazu aber<br />
brauche Putin den Plebiszit 2008, um<br />
die oligarchischen Clans mit dieser<br />
Demonstration seine Macht auch weiterhin<br />
im Zaum halten zu können.<br />
Nationaler „Leader“<br />
Wenn es Putin gelingt, sein Bild vom<br />
„Volkszaren“, der in Anlehnung an die<br />
Romanow-Dynastie sein Land in ruhiges<br />
Fahrwasser bringen kann, zu verfestigen,<br />
wird er seinen Einfluss auf<br />
die Politik Russlands auf lange Sicht<br />
festigen können. Nicht zuletzt basiere<br />
die Zustimmung zu Putin auf einem<br />
seit Stalin-Zeiten nicht mehr gekann-<br />
Gesellschaft sozial gestalten<br />
Jakob Deffner als Kurator verabschiedet<br />
Jakob Deffner: Engagiert, geradlinig,<br />
konstruktiv und der Idee<br />
verpflichtet, die Gesellschaft<br />
sozial und gerecht zu gestalten<br />
Foto: Langguth<br />
In all seinen Mandaten und Aufgaben<br />
hat man Jakob Deffner als höchst engagiert,<br />
geradlinig und konstruktiv<br />
wahrgenommen: ein Mann des klugen<br />
Rats mit leisen Tönen. Auf diese Wei-<br />
ten Personenkult. Ganz selbstverständlich<br />
wird er dabei mit dem englischen<br />
Begriff als nationaler „Leader“ (Führer)<br />
bezeichnet. Eigene Massenbewegungen<br />
wie der „Sa Putin“ (<strong>für</strong> Putin)<br />
propagieren zudem in ganz Russland<br />
dessen System.<br />
Davon leitet Mommsen eine Vermutung<br />
ab: „Sollte Putin 2008 deutlich<br />
über 70 Prozent der Stimmen erhalten,<br />
wären vorgezogene Präsidentschaftswahlen<br />
denkbar.“ Der sichere Kandidat<br />
würde dann Wladimir Putin heißen.<br />
Doch im verwirrenden Machtgefüge,<br />
das hinter den hohen Kremlmauern die<br />
Fäden im gesamten Riesenreich zieht,<br />
ist nur eines sicher: Es könnte alles<br />
auch ganz anders kommen. �<br />
Siehe Presseschau Seite 36<br />
Gerald Schneider<br />
se hat er seit November 1994 auch<br />
sein Amt als Kurator der <strong>Akademie</strong><br />
ausgeübt, vom Kuratorium zusätzlich<br />
seit 1995 immer wieder als<br />
dessen Schriftführer bestätigt, bis<br />
er sich nun im Herbst 2007 zurückzog.<br />
Ein Jüngerer solle nun Amt<br />
und Aufgabe übernehmen, der aktiv<br />
inmitten der gesellschaftlichen<br />
und politischen Entwicklungen stehe,<br />
meinte er.<br />
Faire und kompetente<br />
Förderung<br />
Die <strong>Akademie</strong> hat allen Anlass,<br />
Jakob Deffner <strong>für</strong> fast eineinhalb<br />
Jahrzehnte verlässlicher, fairer und<br />
kompetenter Förderung zu danken,<br />
in die er seine politische und verbandspolitische<br />
Erfahrung, nicht<br />
zuletzt aber auch seinen honorigen<br />
und verbindlichen Stil einbrachte.<br />
�<br />
Heinrich Oberreuter<br />
<strong>Akademie</strong>-Report 1/2008