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01<br />
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01 / Januar Juli 2013 2015<br />
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GETESTET<br />
12 Lawinen-<br />
Airbags im<br />
großen<br />
Check<br />
| Alpinismus<br />
& große Reportage:<br />
30 Jahre ABS<br />
PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Ötztaler Alpen • Ammergauer Alpen • Tessin • Churfirsten<br />
Wanderungen<br />
Hochtouren<br />
Klettersteige<br />
Skitouren<br />
Klettergebiete<br />
52 mal<br />
<strong>Berglust</strong><br />
Die schönsten<br />
+ Exklusiver<br />
Urlaubsplaner<br />
Wanderführer verraten<br />
ihre Geheimtipps für 2015<br />
Kaisergebirge<br />
Sagenhafte Skitouren<br />
für die ganze Saison<br />
Großglockner<br />
Zum Mitnehmen: Bergsteigen<br />
in Zeiten des Internets<br />
Kolumbien<br />
Páramo: Trekking im artenreichsten<br />
Gebirge der Welt<br />
Mittenwald<br />
6 Top-Ziele für 4 Jahreszeiten<br />
Schneeschuhe<br />
Freude am Gehen: Wie Sie sich<br />
am Berg schnell sicher fühlen
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© 2014 W. L. Gore & Associates GmbH. GORE-TEX, GUARANTEED TO KEEP YOU DRY, Gore und Bildzeichen sind Marken von W. L. Gore & Associates
Zum Mitnehmen: Bergsteigen Páramo: Trekking im arten-<br />
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EDITORIAL<br />
Vorschlag für Ihren<br />
Tourenkalender: die<br />
Via Alta della Verzasca,<br />
hier auf dem Poncione<br />
di Piotta (2440 m)<br />
Quellen der<br />
Inspiration<br />
So ein Jahreswechsel taugt<br />
prima zur Rückschau. Man<br />
ist dann oft überrascht, was<br />
alles in ein Jahr gepasst hat (war das wirklich dieses Jahr?). Paradoxerweise<br />
hat man gleichzeitig das Gefühl, dass es wie im Fluge vorbeigerauscht ist.<br />
Also: innehalten und rekapitulieren. Der BERGSTEIGER hatte ein gutes<br />
Jahr, was auch an Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, lag. Wir hatten Sie<br />
im Aprilheft aufgerufen, aus zehn Vorschlägen den schönsten Berg der<br />
Welt zu wählen. Sie entschieden sich für den Watzmann als »Weltspitze«,<br />
was insofern prophetisch war, als (der spätere Fußball-Weltspitze-Kapitän)<br />
Philipp Lahm den Berg als seinen Favoriten auserkoren hatte.<br />
Apropos gutes Jahr: Wir Redakteure hatten uns in der Juni-Ausgabe vor<br />
Anpfiff der WM ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt, indem wir der deutschen<br />
Nationalmannschaft vorab den Titel zuerkannten – und fürs Team<br />
elf auf die Spielercharaktere passende Berge aussuchten. Das hat uns großen<br />
Spaß gemacht, unseren Kickern offenbar den Kick bis zum Titel und Ihnen<br />
hoffentlich schöne Tourenanregungen gegeben. Daran wollen wir fürs Bergjahr<br />
2015 anknüpfen, das ja wie ein (Touren-)Buch mit noch leeren Seiten<br />
vor uns liegt. Es ist doch eine herrliche Vorstellung, diese Seiten mit ganz<br />
persönlichen Bergerlebnissen füllen zu können. Das BERGSTEIGER-Team<br />
macht Ihnen für jede Woche einen Vorschlag (S. 20–33). Die Titelgeschichte<br />
liest sich somit wie eine Art <strong>Berglust</strong>-Kalender. Und unsere zwölf Favoriten<br />
können Sie sogar als Tourenkarten mit auf den Berg nehmen (S. 55–63).<br />
... im tiefen Schnee<br />
Foto: Snowtrail Dogcamp<br />
Go Husky<br />
Mit Hauser nach<br />
schwedisch Lappland<br />
□ Husky ABC - Fachkundige Einführung in<br />
die Welt der Schlittenhunde<br />
□ Mehrstündige Touren durch die Winterwelt<br />
mit einem Huskygespann<br />
□ Eislochfischen auf wärmenden Rentierfellen<br />
und mit heißem Kaffee<br />
□ Gemütlich eingerichtete Wildnislodge<br />
nördlich des Polarkreises<br />
Nun sind Sie an der Reihe. Weil ich keinen Zweifel daran habe,<br />
dass uns allen ein grandioses 2015 bevorsteht, möchte ich Sie<br />
animieren, selbst zum Fotoapparat und zur Feder zu greifen.<br />
Auf unserer neu gestalteten Internetseite (www.bergsteiger.de)<br />
veröffentlichen wir unter der Rubrik »Bergszene« gerne auch<br />
Ihre Tour. In diesem Sinne: Ein Prosit aufs neue Bergjahr!<br />
01 / Januar Juli 2015 2013<br />
PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Ötztaler Alpen • Ammergauer Alpen • Tessin • Churfirsten<br />
01<br />
<strong>Berglust</strong><br />
Die schönsten<br />
Wanderungen<br />
Hochtouren<br />
Klettersteige<br />
Skitouren<br />
Klettergebiete<br />
+<br />
ergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />
GETESTET<br />
12 Lawinen-<br />
Airbags im<br />
großen<br />
Check<br />
52 mal<br />
Exklusiver<br />
Urlaubsplaner<br />
Wanderführer verraten<br />
ihre Geheimtipps für 2015<br />
Großglockner<br />
Bayerns beste<br />
Nachtskitouren<br />
&<br />
Kaisergebirge<br />
Sagenhafte Skitouren<br />
für die ganze Saison<br />
große Reportage:<br />
30 Jahre ABS<br />
Kolumbien<br />
Perfektes Wochenende im Engadin<br />
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Michael Ruhland, Chefredakteur<br />
Cover-Motiv: Zustieg zum<br />
Pic Coolidge, Dauphiné-Alpen;<br />
Foto: Ralf Gantzhorn<br />
hauser-exkursionen.de<br />
Hauser Exkursionen int. GmbH,<br />
Spiegelstraße 9, 81241 München
INHALT<br />
20<br />
52 mal <strong>Berglust</strong><br />
Unsere Vorschläge für ein schönes<br />
Bergjahr 2015, sowohl in den Alpen<br />
als auch rund um die Welt<br />
34<br />
Bayerns beste<br />
Nachtskitouren<br />
Für alle, die nach Feierabend<br />
noch auffellen wollen<br />
TITELTHEMA<br />
20 Der Tourenkalender<br />
Jede Woche eine Tour: Der große Jahrespla<br />
ner klärt, wann welche Tour am besten<br />
geht und lässt keine Lücken im Kalender.<br />
BERGSZENE<br />
12 Neues aus der Welt der Berge<br />
12 BERGSZENE Neuer Versuch: K2 im Winter<br />
– Top-Leistungen im Yosemite<br />
16 UMWELT Aufgestiegen: Katharina Conradin<br />
ist neue CIPRA-Präsidentin<br />
18 MEDIEN Aktuelle Bücher, Filme, Apps und<br />
Webtipps zum Thema Berg<br />
84<br />
Breit gemacht<br />
Schneeschuhe sind uralt –<br />
und wieder voll im Trend.<br />
AUF TOUR<br />
34 Feierabend auf Fellen<br />
Nachtskitouren boomen wie nie. Zwar freuen<br />
sich nicht alle über die Tourengeher im<br />
Dunkeln – doch es gibt bereits Lösungen.<br />
40 Des Kaisers göttliche Radien<br />
Berühmt ist das Kaisergebirge in Tirol für<br />
seine Klettertouren. Dabei gibt es zwischen<br />
den steilen Wänden auch ideales Skigelände.<br />
4 Bergsteiger 01⁄15
40<br />
Kaisergebirge<br />
Pulver und Firn, Steilrinnen und<br />
weite Hänge: Bist im Kaiser, bist ein Kaiser.<br />
74<br />
Urlaubsplaner<br />
Von Island bis Gomera: die schönsten<br />
Wanderziele in ganz Europa<br />
12 TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />
Cima della Fradusta<br />
Watzmannkar, 3. Kind<br />
Großglockner<br />
Venter Runde<br />
Schellberg<br />
Rund um den Einser<br />
Via ferrata degli Alleghesi<br />
Piz Roseg<br />
Gleirschklamm<br />
Lamsenspitze<br />
Alp Tschingla<br />
Murnauer Moos<br />
54<br />
90<br />
Lawinen-Airbags<br />
Luftige Lebensretter: Wir haben<br />
12 aktuelle Modelle dem großen<br />
BERGSTEIGER-Test unterzogen.<br />
78<br />
Kolumbien<br />
Die Anden-Apotheke: Trekking<br />
im grünen Hochgebirge<br />
Fotos: A. Strauß, S. Zistl, S. Lode, B. Ritschel, ASI, Hersteller, Dynafi t Nachtspektakel, Cover-Einklinker (Mittenwald: Christoph Schober)<br />
70 Serie: Mit dem Zug ins Gebirg’<br />
Mit Touren für jede Jahreszeit ist der<br />
Geigenbauort Mittenwald ein ideales Ziel<br />
Familien-TIPP<br />
– auch und gerade in unsicheren Wintern.<br />
74 Wanderlust mal zwölf<br />
Planung mit Profis: Zwölf ASI-Bergführer<br />
verraten, welche Alpinziele 2015 in sind.<br />
78 Serie: Winterfluchten<br />
Kolumbiens Berge sind in vieler Hinsicht<br />
außergewöhnlich. Und dank kluger<br />
Projekte auch wieder sicher zu bereisen.<br />
84 Serie: Auf’s Dach der Alpen<br />
Allein in Süddeutschland gibt es 150 000<br />
Schneeschuhgeher. Was ist der Reiz der<br />
uralten und doch topmodernen Stapfer?<br />
104 Unter Geiern<br />
Über dem spanischen Klettergebiet El<br />
Chorro kreisen die Aasfresser. Nun wurde<br />
auch der gefährlichste Weg entschärft.<br />
110 Der Wettkönig<br />
Wetten, dass die Sonne scheint: Der Tourismus<br />
im Engadin begann, weil Engländer<br />
sich vor 150 Jahren verzockt hatten.<br />
SERVICE<br />
90 Rückendeckung<br />
Lawinen-Airbags sind die vierte Säule<br />
der Sicherheitsausrüstung. Vor dem Kauf<br />
gibt es jedoch einiges zu beachten.<br />
98 Serie: Hersteller im Profil<br />
Kinderhaus, Green Building, Umweltpreis:<br />
Die Allgäuer Firma Vaude setzt drinnen<br />
wie draußen auf gutes Klima.<br />
88 Schlafen Sie gut!<br />
Teil 2 unserer Winter-Fitness-Serie bringt<br />
die Übungen 4 bis 6 und erklärt, warum<br />
Regeneration Teil des Trainings ist.<br />
REPORTAGE<br />
48 Der Gams-Effekt<br />
30 Jahre Lawinen-Airbags: Wie eine tote<br />
Gams den Wintersport sicherer machte<br />
und eine eigene Industrie begründete.<br />
64 Zum Mitnehmen<br />
Im Internet findet man heutzutage<br />
alles – auch einen Tourenpartner für<br />
den Stüdlgrat. Kann das gut gehen?<br />
104 El Chorro: der<br />
Sonne hinterher<br />
El Chorro – schon der<br />
Name verheißt Süden,<br />
Sonne und Abenteuer.<br />
Das Klettergebiet<br />
bei<br />
Málaga ist<br />
genau jetzt<br />
eine Reise<br />
wert.<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial 3<br />
Bergbilder 6<br />
TV-Programm 19<br />
Davids Depeschen 46<br />
Härtetest 97<br />
Bergpredigt 112<br />
Briefe/Impressum 113<br />
Vorschau 114<br />
01⁄15 Bergsteiger 5
BERGBILDER<br />
Alle Fotos: Thomas Ulrich / visual impact<br />
6 Bergsteiger 01⁄15
Nagelprobe<br />
Am Eiger wie die Erstbesteiger: Ein alter Schuhmacher<br />
beschlug dafür die Stiefel von Stephan<br />
Siegrist und Michal Pitelka mit »Tricouni«-Nägeln.<br />
So trug sie auch Anderl Heckmair im Jahr 1938.<br />
In der Eiger-Nordwand (Berner Oberland), 2002
Pionierwege<br />
Auf ihrer Zeitreise am Eiger passierten Siegrist<br />
und Pitelka den Hinterstoißer-Quergang – ein<br />
Fixseil gab es 1936, als der abgeschnittene Rückweg<br />
vier Menschen das Leben kostete, noch nicht.<br />
Am Hinterstoißer-Quergang (Eiger-Nordwand)<br />
8 Bergsteiger 01⁄15
In das alte Hanfseil wurde<br />
zwar ein Nylonkern eingeflochten<br />
– im Test riss es<br />
dennoch beim ersten Sturz.<br />
Rauch im Todesbiwak:<br />
Auch in Sachen Ernährung<br />
hielten sich Siegrist und<br />
Pitelka an die Tradition.
Hoch über Grindelwald steigen Siegrist und Pitelka<br />
nicht nur aus der Eiger-Nordwand, sondern auch<br />
aus dem Jahr 1938. Gleich heißt es wieder: Fleece<br />
statt Filz, Nylon statt Hanf, Gore-Tex statt Leder.<br />
Am Gipfelgrat des Eiger (3970 m), Berner Oberland<br />
Zurück in die Zukunft<br />
10 Bergsteiger 01⁄15
Zeitreise am Eiger<br />
Können Bergsteiger mit der Ausrüstung<br />
von 1938 heute noch<br />
die Eiger-Nordwand bezwingen?<br />
Ein wenig Mitleid und viel Respekt –<br />
das empfindet, wer Stephan Siegrist am<br />
18. August 2002 im »Brüchigen Riss« wegen<br />
seiner kalten Finger beinahe heulen<br />
sieht. Mitleid, weil die Wollfetzen das Wort<br />
Handschuh kaum verdienen; Respekt, weil<br />
die Erstbesteiger mit solchem Material 64<br />
Jahre zuvor die Eiger-Nordwand bezwangen.<br />
Eiger retro: Für ihr einzigartiges Projekt<br />
klapperten Siegrist und Michal Pitelka<br />
alte Schuster, Seiler und Schmiede ab, lernten<br />
die Schultersicherung und holten sich<br />
Tipps von den damals noch lebenden Erstbegehern<br />
Anderl Heckmair (Bild oben) und<br />
Heinrich Harrer. Trotz Wetterbericht und<br />
Routenkenntnis »konnten wir das Gefühl<br />
ein bisschen nachvollziehen«, bilanzierte<br />
Siegrist. Fotograf Thomas Ulrich begleitete<br />
die beiden auf ihrer Zeitreise. Den sehenswerten<br />
Film dazu gibt’s in der Online-Mediathek<br />
von www.srf.ch.<br />
–te–<br />
01⁄15 Bergsteiger 11
Bergsteiger<br />
01/15 BERGSZENE<br />
Noch nie wurde<br />
der K2 (8611 m) im<br />
Winter bestiegen.<br />
Fotos: fl ickr / Maria Ly, Wikipedia<br />
Zitat des Monats<br />
»Bergsteiger denken mehrere<br />
Züge voraus, wie Schachspieler.<br />
Nur dass sie Figur<br />
und Spieler zugleich sind.«<br />
Stefan Glowacz Ende November beim<br />
Gore-Climb&Talk in der Kletterhalle Bad Tölz<br />
Die letzten zwei<br />
ERNEUT WINTEREXPEDITIONEN ZU K2 UND NANGA PARBAT<br />
Die Jagd auf die zwei letzten, im Winter unbestiegenen Achttausender<br />
geht in die nächste Runde. Am 16. Dezember brechen Artiom<br />
Braun, Dmitry Siniew, Adam Bielicki und Alex Txikon Richtung Karakorum<br />
auf. Unter der Führung von Denis Urubko wollen sie den Gipfel<br />
des K2 erreichen – mit dem Nordostgrat ist dabei sogar eine neue Route<br />
geplant. Urubko hatte sich bereits 2003 am K2 versucht, später gelangen<br />
ihm die Winter-Erstbesteigungen von Gasherbrum<br />
II und Makalu. Nach dem erfolglosen<br />
Versuch von Simone Moro und David<br />
Göttler steht auch der Nanga Parbat weiter<br />
im Fokus: Ein russisches Vier-Mann-Team<br />
aus St. Petersburg, eine internationale Expedition<br />
um Tomek Mackiewicz und Daniele<br />
Nardi sowie ein russisch-iranisches Team<br />
haben Permits beantragt. –te– Will zum K2: Denis Urubko<br />
Foto: Alpinmesse Innsbruck<br />
Viel junges Publikum<br />
12 000 BESUCHER BEI DER ALPINMESSE<br />
IN INNSBRUCK<br />
Innsbruck war am 15. und 16. November 2014 wieder<br />
Neu dabei: das Freeride Village für Tourengeher Welthauptstadt des Bergsports. Bis aus Neuseeland waren<br />
die Besucher gekommen, 2000 mehr als im Vorjahr. Das Ziel,<br />
auch die junge Skitouren- und Freeridefraktion mit kostenlosen Workshops zu Erster Hilfe, Spaltenbergung<br />
und Tourenplanung zu erreichen, ist aufgegangen. Programm-Höhepunkte waren die<br />
Vorträge von Simone Moro und Guido Unterwurzacher und der offene Bouldercup. 160 Hersteller,<br />
Händler, alpine Institutionen und Reiseveranstalter präsentierten ihre aktuellen Produkte. –pgk–<br />
12 Bergsteiger 01⁄15
▶ Ungelogen!<br />
Was Bergsteiger wirklich denken<br />
»Jetz druck endlich<br />
ab, i schwitz<br />
wia d ‘ Sau!«<br />
Mitte Mai: Toni Palzer<br />
sucht die Komfortzone<br />
seiner Ausrüstung für<br />
den Mount McKinley<br />
BEN LOMOND<br />
4 IN 1 JACKE<br />
Foto: Anton Palzer<br />
Foto: Pit Schubert<br />
Das andere Berglexikon<br />
»Was Sie schon immer über die Welt der Berge wissen wollten…«<br />
Hwie Holzkeile<br />
Keile aus Holz waren früher ein verbreitetes Sicherungsmittel<br />
extremer Kletterer. Dazu billig und mit handwerklichem<br />
Geschick für nahezu jede Rissbreite herstellbar. Vor allem<br />
bei Rissen, die für normale Felshaken zu breit waren, kamen<br />
sie zum Einsatz, auch dann noch, als es schon große Profi lhaken<br />
(Bongs) auf dem Markt gab. Leider<br />
hatten Holzkeile nicht besonders<br />
hohe Haltekräfte und suggerierten oft<br />
mehr Sicherheit, als sie wirklich boten<br />
– in Zeiten von Klemmkeilen und<br />
Friends sind sie endgültig überfl üssig<br />
geworden. –Uli Auffermann–<br />
BERGHAUS, and LIVE FOR ADVENTURE are registered trade marks of Berghaus Limited. HYDROLoft are trade marks of Berghaus Limited. © 2014 Berghaus Limited.<br />
Auch gut gegen Vampire: Holzkeile<br />
▶ AUFLÖSUNG GEWINNSPIEL<br />
Je eine DVD »Nicht den Hauch einer Chance« aus dem Heft 11/2014 gewannen:<br />
Hans L. aus Unterhaching, Hans E. aus Floss, Andrea H. aus Würzburg, Bernd K. aus Lemberg,<br />
Georg A. aus Oberaudorf, Harry T. aus München, Daniel H. aus Berlin, Peter D. aus Dunningen,<br />
Viola B. aus Böblingen, Maik B. aus Bretten, Johann M. aus Meckenbeuren, Herbert H. aus<br />
Kleinrinderfeld, Ernst M. aus Winhöring, Lothar H. aus Allendorf, Dietmar O. aus Bad Breisig.<br />
Die Karten für die Alpinmesse Innsbruck (Heft 11/2014) gingen an:<br />
Guido Unterwurzacher: Carmen K. aus Neuzeug, Nicole L. aus Salzburg<br />
Eintrittskarten Messe: Markus O. aus Rosenheim, Bartosz S. aus Mauern (Tirol)<br />
Simone Moro: Maximilian F. aus München, Caroline M. aus Schörfl ing<br />
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Die Ben Lomond 4 in 1 Jacke wurde für ganzjähriges Wandern<br />
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Bergsteiger<br />
12/11 01/15 AKTUELL<br />
BERGSZENE<br />
Notizen<br />
Zwei Spitzen, vier Kataloge<br />
Der DAV Summit Club hat sein Programm in<br />
vier Bereiche aufgefächert: Alpen, Europa- und<br />
Fernziele, Expeditionen und Bikereisen. Manfred<br />
Lorenz und Olaf Tabor – die neue Doppelspitze<br />
des Summit Clubs – stellten die Kataloge der<br />
Öffentlichkeit vor. (www.bergsteiger.de) –mr–<br />
In Sammellaune<br />
In den Alpen sammelt man 4000er, in<br />
Großbritannien »Marylins«: Rob Woodall begann<br />
in den 90er Jahren, alle Berge des Königreichs<br />
zu besteigen, die höher als 150 Meter sind.<br />
Jetzt erreichte er auf der abgelegenen Felsinsel<br />
St. Kilda den 1556. und letzten Gipfel. –te–<br />
Weit und breit kein Pub zum Feiern:<br />
Rob Woodall auf seinem letzten »Marylin«<br />
Neue Karten für Bayern<br />
Fünf neue Karten für je 8,90 Euro hat das<br />
Bayerische Landesamt für Vermessung<br />
herausgegeben. Die UK 50-50, 51, 52 und 54<br />
decken Werdenfels, Karwendel, Tölzer Land<br />
und Chiemgau in 1:50 000 ab, die ATK100-19<br />
reicht von Rosenheim bis Kitzbühel. –te–<br />
Neue Hallen im Münchner Norden<br />
Gleich zwei Kletterzentren im Norden<br />
Münchens könnten künftig die Staus in den<br />
Indoor-Routen verringern. Im November<br />
eröffnete Freising die Erweiterung der alten<br />
Halle, in Freimann wurde Richtfest gefeiert.<br />
Dort soll ab April 2015 geklettert werden. –te–<br />
Höhenweltrekord per Fahrrad<br />
Guido Kunze aus Thüringen hat am zweithöchsten<br />
Andengipfel, dem Ojos del Salado<br />
(6893 m), einen Höhenweltrekord aufgestellt.<br />
Mit seinem Fatbike strampelte der Mühlhausener<br />
bis auf 6233 Meter. Seinen Nachbericht<br />
und viele Bilder fi nden Sie auf bergsteiger.de/<br />
news/hoehenrekord-mit-dem-fahrrad –te–<br />
Foto: Pete Ellis<br />
Top-Leistungen am El Cap<br />
SPEED-REKORD, »NOSE« FREI, »DAWN WALL« GEKNACKT<br />
Spätestens seit dem Huberbuam-Film »Am Limit« ist »The Nose« auch hierzulande<br />
ein Begriff. Der Weltcupkletterer Jorg Verhoeven aus Holland nannte die<br />
30 Seillängen (8b+) am El Capitan sogar die »begehrteste Route der Welt« – im<br />
Herbst holte sich der Mineralogiestudent die erst vierte (!) rotpunkt-Begehung<br />
der Tour, die 1993 von Lynn Hill erstmals frei geklettert wurde. Nicht frei, aber<br />
schnell waren Libby Sauter (USA) und Mayan Smith-Gobat (Neuseeland) unterwegs:<br />
Am 31. Oktober stellten sie mit 4 Stunden und 43 Minuten den aktuellen<br />
Damen-Speedrekord an der Nase auf. Und Local hero<br />
Tommy Caldwell, der die »Nose« schon 2005 frei kletterte,<br />
knackte nebenan im steilsten Wandteil des El Cap die<br />
letzte Schlüsselstelle der »Dawn Wall«, die als schwerste<br />
Bigwall der Welt gilt. Nach sechs Jahren konnte sich<br />
Caldwell erstmals an den Mikrogriffen der 9a-Traverse<br />
festhalten. Eine freie Begehung der gesamten Route soll<br />
noch vor Jahresende folgen.<br />
–te–<br />
Die Speed-Rekorde an der »Nose«<br />
Damen<br />
10/2014 4:43 Std. Mayan Smith-Gobat und Libby Sauter<br />
09/2013 5:39 Std. Mayan Smith-Gobat und Libby Sauter<br />
09/2012 7:26 Std. Mayan Smith-Gobat und Chantel Astorga<br />
Herren<br />
06/2012 2:23:00 Hans Florine und Alex Honnold<br />
11/2010 2:36:45 Dean Potter und Sean Leary<br />
10/2010 2:37:05 Yuji Hirayama und Hans Florine<br />
Durchbruch an der<br />
Dawn Wall: Caldwell<br />
knackt die Crux.<br />
Kletterte die »Nose«<br />
als vierter frei:<br />
Jorg Verhoeven (29)<br />
Berg-Fundstück<br />
Das »Berg-Viagra« bringt Sie<br />
schnell zum Gipfel und wieder<br />
ins Tal. Drei Stunden soll<br />
die leistungssteigernde<br />
Wirkung anhalten.<br />
QCaps Body Performance, ausschließlich natürliche<br />
Inhaltsstoffe, drei für 27 Euro, www.qcaps.de<br />
Fotos: gripped.com, H. Mair<br />
14 Bergsteiger 01⁄15
»Munich Mountains<br />
2014«<br />
Bergluft in der Stadt: Bei den<br />
»Munich Mountains 2014« in der<br />
BMW Welt, veranstaltet vom DAV<br />
München & Oberland, Summit Club<br />
und Bruckmann Verlag, hatten die<br />
circa 15 000 Besucher die Wahl<br />
zwischen 32 kostenlosen (Multivisions-)Vorträgen,<br />
die sie mal in die<br />
Bayerischen Hausberge entführten,<br />
mal in die Sahara zum Klettern oder<br />
in die Cordillera Blanca Perus. Wer<br />
sein Wissen erweitern wollte, konnte<br />
sich von Profi s über Lawinenkunde<br />
aufklären lassen und die simulierte<br />
Verschüttetensuche üben. –mr–<br />
Mehr Infos unter www.bergsteiger.de/news/<br />
erfolgreiche-munich-mountains-2014<br />
+++ OUTDOOR-NEWS +++<br />
+++ Am 14. Dezember<br />
2014, 25. Januar, 1.<br />
und 22. März 2015 lädt<br />
Berghaus zu kostenlosen<br />
Schneeschuhtouren in den<br />
bayerischen Voralpen ein.<br />
In drei Leistungsgruppen<br />
wandern Gleichgesinnte<br />
auf eine Hütte. Berghaus<br />
verleiht dazu Schneeschuhe,<br />
Stöcke und Gamaschen. Infos zu berghaus<br />
on tour: www.berghaus.com. +++<br />
+++ Der bayerische Bergschuh-<br />
Spezialist Hanwag reagiert auf den<br />
Schneeschuh-Boom, indem er drei seiner<br />
robustesten Modelle – Torne GTX, Fjäll<br />
Extreme GTX und Abisko GTX – um<br />
eine Schneeschuh-Aufl age an den<br />
Fersen ergänzt. Die Gumminase<br />
soll sicheren Halt für<br />
den Bindungsriemen<br />
gewährleisten. +++<br />
+++ Odlo sucht mit einer Online-<br />
Kampagne nach Trainingsritualen von<br />
Leistungssportlern und Freizeitathleten.<br />
Auf der Website www.odlo-rituals.com<br />
können Sportler ihre Rituale mit einem<br />
Foto in Szene setzen und mit anderen<br />
Sportbegeisterten teilen. Ergänzend fi nden<br />
sich auf der Website Trainingsrituale und<br />
Tipps von Spitzenathleten. Unter allen Teilnehmern<br />
wird bis zum 31. Dezember ein<br />
komplettes Outfi t von Odlo verlost. +++<br />
+++ Patagonia ernennt<br />
einen neuen Geschäftsführer<br />
für Europa: Ryan Gellert folgt<br />
auf Stefan Whalen, der die<br />
Europageschäfte die vergangenen<br />
zwei Jahre leitete.<br />
Gellert war zuvor 15 Jahre<br />
lang bei Black Diamond. +++<br />
+++ Houdini präsentiert mit der<br />
Atmos Membran eine Innovation, die in<br />
den Bedrock Jackets und Pants<br />
zum Einsatz kommt. Die hydrophile<br />
Membran hat im Gegensatz<br />
zu herkömmlichen Membranen<br />
einen porenlosen Aufbau, ist<br />
100% wind- und wasserdicht und<br />
verspricht hohe Atmungsaktivität.<br />
Die Produkte sind aus recyceltem<br />
Polyester und recycelbar. +++
Bergsteiger<br />
12/11 AKTUELL<br />
01/15 BERGSZENE<br />
Umwelt und Nachhaltigkeit<br />
Neue Führung bei der CIPRA<br />
SCHWEIZERIN LÖST DOMINIK SIEGRIST AB<br />
Die internationale Alpenschutzkommission<br />
CIPRA hat eine neue Führung. In Annecy wählten die<br />
Delegierten die Schweizerin Katharina Conradin, die<br />
zuvor als Geschäftleiterin bei »mountain wilderness«<br />
tätig war, zur Präsidentin. Wie ihr Vorgänger Dominik<br />
Siegrist ist Conradin Geografin, in ihrer Dissertation<br />
erforschte sie die Auswirkungen des UNESCO-Welterbestatus<br />
auf Bergregionen. Schon bald wird sich Conradin<br />
mit der fast fertig formulierten »Makroregionalen<br />
Stra tegie für den Alpenraum« (EUSALP) auseinandersetzen<br />
müssen. Kritiker fürchten, dass die EU-Strategie<br />
die Alpen noch stärker als bisher der Industrie öffnen<br />
könnte. Mehr dazu lesen Sie in Ausgabe 02/2015. –te–<br />
Wechselt von »mountain<br />
wilderness« zur CIPRA:<br />
Katharina Conradin (33)<br />
Fotos: CIPRA / Claire Simon, Hans Peter Jost<br />
Stadt, Land, Ruß: Der Himmel über Turin<br />
Umwelt-Ticker<br />
+++ Seit Ende November 2014 gilt fast auf der<br />
gesamten Inntal-Autobahn Tempo 100.<br />
Hintergrund ist das Immissionsschutzgesetz Luft,<br />
bekannt als »IG-L«. +++ Gegen die Ableitung des<br />
Tuxbaches in den Stillupspeicher wehrt sich eine<br />
Bürgerinitiative im Zillertal: www.miarbrauchndi.<br />
at +++ Die Schweizer Gletscher sind zwischen<br />
1973 und 2010 um fast ein Drittel geschrumpft.<br />
Das ergab ein Vergleich des Schweizer Gletscherinventars.<br />
Die Schmelzwassermenge entspricht dem<br />
doppelten Inhalt des Vierwaldstätter Sees. +++<br />
Die Nationalparks Yosemite und Berchtesgaden<br />
arbeiten künftig zusammen. Da Landschaft und<br />
touristische Nutzung vergleichbar seien, wollen<br />
die beiden Parks in<br />
Sachen Naturschutz,<br />
Besucherprogramme<br />
und Fortbildung<br />
kooperieren. +++<br />
Bekam Yosemite<br />
als »Schwester«:<br />
der Nationalpark<br />
Berchtesgaden<br />
Foto: Nationalpark Berchtesgaden<br />
20 Jahre Skibergsteigen umweltfreundlich<br />
Ein Projekt in Zahlen<br />
»Natürlich auf Tour« heißt die neue Info-Kampagne des DAV, die das<br />
Langzeit-Projekt »Skibergsteigen umweltfreundlich« über verschiedene<br />
Medienkanäle noch stärker in den Köpfen der Tourengeher verankern<br />
will. Das leuchtet ein, wenn man sich den Aufwand vor Augen führt, mit<br />
dem der Verein – auf freiwilliger Basis – seit 20 Jahren versucht, den<br />
wachsenden Druck auf die Bayerischen Alpen abzumildern. –te–<br />
1994/95 Beginn des Projekts<br />
5000 180 Bestiegene Skitourenberge<br />
Überprüfte Fläche in Quadratkilometern<br />
150 Exkursionen vor Ort und 15 beteiligte Mitarbeiter<br />
500 Überprüfte Abfahrtsvarianten<br />
1/5 gesperrte<br />
70 Übersichtstafeln<br />
Fläche<br />
230 errichtete Wald-Wild-Schongebiete<br />
80 Stoppschilder<br />
350Wegweiser<br />
300 000 Skitourengeher im süddt. Raum<br />
150 000 Schneeschuhgeher im süddt. Raum<br />
16 Bergsteiger 01⁄15
HALT UND KOMFORT FÜR LANGSTRECKENGEHER.<br />
JEDES DETAIL EIN VORTEIL.<br />
Camino GTX ® I Trekking<br />
www.lowa.de<br />
MA<br />
DE IN N GERMANY<br />
Quality since 1923<br />
© www.fwa-muc.de, 2014
Bergsteiger<br />
12/11 AKTUELL<br />
01/15 BERGSZENE<br />
Medien<br />
BergBücher …<br />
Christian Weiermann, Martin Kriner<br />
»AUGENBLICKE – ZWISCHEN<br />
KARWENDEL UND ZUGSPITZE«<br />
184 Seiten, mehr als 150 Abbildungen,<br />
31,5 x 25 cm, gebunden mit Leinenrücken<br />
und Schuber, Eigenverlag,<br />
www.kriner-weiermann.de, 49,95 €<br />
16 lange Jahre hat es gedauert, bis die »Augenblicke« zu<br />
einem Buch wurden. Die Geschichte begann mit einer alljährlichen<br />
Diaschau von Christian Weiermann und Martin Kriner im<br />
heimatlichen Krün am oberen Isarlauf. Aus den stimmungsvollen<br />
Bildern, die die beiden hauptsächlich im Werdenfelser Land<br />
aufnahmen, wurden erst Kalender, dann Postkartensets – alles<br />
unter dem Motto »Augenblicke«. Und nun folgt endlich auch ein<br />
Bildband, bei dem weder inhaltlich noch bei der Aufmachung an<br />
Qualität gespart wurde. Details, Makro-Aufnahmen, Panoramen<br />
der Berglandschaft zu allen Tages- und Jahreszeiten, meistens<br />
in Farbe, hin und wieder in Schwarz-Weiß, mit kurzen, klaren<br />
Texten: herrlich zum Träumen an tristen Nebeltagen! –dst–<br />
Eugen E. Hüsler<br />
»DIE SCHÖNSTEN WANDERTOU-<br />
REN IN DEN ALPEN«<br />
288 Seiten, ca. 250 Abbildungen,<br />
16,5 × 23,5 cm, Klappenbroschur<br />
mit Fadenheftung, Bruckmann<br />
Verlag, München 2015, 32,99 €<br />
400 Touren in sechs Alpenländern<br />
verspricht der Untertitel:<br />
Gut, dass dieser zur<br />
Enzyklopädie tendierende<br />
Wanderführer wertig daherkommt<br />
– er wird eine Weile<br />
halten müssen. Menschen,<br />
die im ganzen Alpenbogen<br />
und auch abseits der Renommierziele<br />
unterwegs sind,<br />
finden in Hüslers Werk<br />
einen treuen Begleiter. –te–<br />
Udo Bernhart, Erwin Brunner<br />
»MIT DER ZEIT GEHEN. BAUERN-<br />
LEBEN AUF DEM SONNENBERG«<br />
184 Seiten mit zahlreichen<br />
Abbildungen, 21,5 × 30,5 cm,<br />
Hardcover mit Schutzumschlag,<br />
Edition Raetia 2014, 29,90 €<br />
Vierzig Jahre muten im digitalen<br />
Zeitalter wie Äonen an.<br />
Wie sich in dieser Zeitspanne<br />
auch das Bergbauernleben verändert<br />
hat, zeigen der Fotograf<br />
Udo Bernhart und der Journalist<br />
Erwin Brunner einfühlsam<br />
am Beispiel des Südtiroler<br />
Schnatzhofs. Bernhart hat dabei<br />
über all die Jahre das Hofleben<br />
fotografisch dokumentiert<br />
– ein Glücksfall. –mr–<br />
BergApp …<br />
BergFilm …<br />
BergWeb …<br />
Foto: Max Reichelt<br />
»ORTOVOX BERGTOUREN«<br />
Wofür? Umfangreiche App, die viele Funktionen<br />
bündelt: Höhenmesser, Hangneigung, LLB,<br />
GPS-Tracker, Topo-Karten, Touren-Community.<br />
Wie? Für die meisten Funktionen ist GPS-Empfang<br />
nötig. Passende Kartenausschnitte kann man<br />
dafür im Voraus zur Offl ine-Nutzung herunterladen.<br />
Warum? Gute Ergänzung bzw. Backup zur<br />
konventionellen Tourenplanung mit Papierkarte<br />
Wieviel? Kostenlos für Android und iOS –te–<br />
»CLOSE CALL WITH MOUNT ASGARD«<br />
Die kanadische Baffininsel ist mit ihren<br />
abgelegenen Bigwalls so etwas wie der<br />
geheime Rückzugsort der Kletterelite.<br />
Auch die Huberbuam verschlug es, mit<br />
Tiroler Begleitung, 2012 hierher. Der Film<br />
zu ihrem mutigen rotpunkt-Projekt am<br />
säulengleichen Mount Asgard ist dicht<br />
dran und kommt ohne schnelle Schnitte,<br />
Erzähler und Pathos aus – die Dramaturgie<br />
liefern die Kletterer ganz alleine. –te–<br />
Von: Ascot Elite, Red Bull Media House<br />
Mit: Alexander und Thomas Huber, Mario Walder<br />
Aus: Deutschland / USA, auf DVD erhältlich<br />
www.whiterisk.ch<br />
Die Komplexität von Lawinen auf Papier<br />
abzubilden, ist nur begrenzt möglich.<br />
Leider machten es auch die »Multimedia-<br />
Digitorials« im Internet bisher nicht<br />
besser. Die Schneeforscher vom SLF haben<br />
mit »White Risk« nun eine wunderbar<br />
interaktive Plattform geschaffen, die von<br />
der Gruppendynamik bis zum Wumm-<br />
Geräusch alle Faktoren im Blick hat. Nun<br />
wird man durch Mausklicks noch kein<br />
unfehlbarer Lawinenpapst. Wer über<br />
die Feiertage mit einem 24-Stunden-Testzugang<br />
die Zusammenhänge erforscht,<br />
ist aber auf einem guten Weg. –te–<br />
18 Bergsteiger 01⁄15
13.12. | 9.45 | Phoenix<br />
Gefahr aus den Bergen<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 45 Min.<br />
TV-Programm Dezember 2014 / Januar 2015<br />
19.12. | 14.15 | BR<br />
AH<br />
Oasen im Fels –<br />
Leben im Steinbruch<br />
Dauer: 45 Min.<br />
26.12. | 22.30 | Phoenix<br />
Die Eroberung der Alpen<br />
Der Durchbruch<br />
Dauer: 45 Min.<br />
3.1. | 11.30 | Phoenix<br />
In den Bergen Darjeelings<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 45 Min.<br />
13.12. | 14.35 | Servus TV<br />
Naturparadies Deutschland<br />
Thüringer Wald<br />
Dauer: 44 Min.<br />
13.12. | 19.00 | BR<br />
natur exclusiv<br />
Expedition 50° – ... über<br />
Amerika zurück nach Europa<br />
Dauer: 45 Min.<br />
J13.12. | 20.15 | Arte<br />
Die Alpen<br />
Unsere Berge von oben<br />
Dauer: 89 Min.<br />
AH<br />
14.12. | 6.40 | HR<br />
Gesichter Asiens<br />
Unbekanntes Afghanistan –<br />
Eine Reise durch ein<br />
wunderschönes Land<br />
Dauer: 30 Min.<br />
15.12. | 21.00 | Phoenix<br />
Australiens Nationalparks<br />
Die australischen Alpen<br />
Dokumentationsreihe<br />
Dauer: 45 Min.<br />
15.12. | 21.00 | alpha<br />
Die Alpen – Eine Reise in<br />
unsere Zeit: Salzberge<br />
Dauer: 45 Min.<br />
15.12. | 22.15 | RBB Berlin<br />
Von Strausberg<br />
zum Mount Everest<br />
Forschungsabenteuer im<br />
Hightech-Segler<br />
Dauer: 45 Min.<br />
16.12. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Europas hoher Norden –<br />
Südfinnland und Aland-Inseln<br />
Dauer: 56 Min.<br />
16.12. | 23.25 | ORF 1<br />
Reiseckers Reisen<br />
Almtal<br />
Dauer: 25 Min.<br />
21.12. | 13.00 | SWR<br />
Winterreise rund<br />
um die Zugspitze<br />
Dauer: 45 Min.<br />
21.12. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Das Magazin für Bergsteiger<br />
Dauer: 30 Min.<br />
22.12. | 14.00 | BR<br />
Unterwegs in den Alpen<br />
Hans Kammerlander –<br />
bergsüchtig<br />
Dauer: 15 Min.<br />
22.12. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Europas hoher Norden:<br />
Island – Reich der Vulkane<br />
Dauer: 56 Min.<br />
J23.12. | 6.45 | SWR<br />
Winterreise ins Allgäu<br />
Dauer: 45 Min.<br />
23.12. | 10.15 | MDR<br />
Tirol – Leben im Bergland<br />
Dauer: 43 Min.<br />
23.12. | 21.10 | ORF 2<br />
Universum<br />
Schladminger Bergwelten:<br />
Von Gipfeln und Gämsen<br />
Dauer: 50 Min.<br />
25.12. | 15.00 | SWR<br />
Der Südwesten von oben<br />
Unsere Berge<br />
Dauer: 45 Min.<br />
25.12. | 19.00 | alpha<br />
Durch Land und Zeit<br />
Eine Alpensymphonie<br />
Dauer: 10 Min.<br />
26.12. | 6.00 | 3sat<br />
Unbekanntes Paradies –<br />
Der Bisamberg und<br />
seine Schätze<br />
Dauer: 20 Min.<br />
27.12. | 19.00 | BR<br />
natur exclusiv<br />
Wildes Deutschland:<br />
Die Berchtesgadener Alpen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
27.12. | 20.15 | HR<br />
Wilde Pyrenäen<br />
Bären, Murmeltiere und<br />
Bartgeier – Berge des Lichts<br />
Dauer: 45 Min.<br />
29.12. | 11.15 | Phoenix<br />
Magisches Sibirien<br />
Reise durch Tuwa<br />
Dauer: 45 Min.<br />
30.12. | 13.50 | 3sat<br />
Grand Canyon –<br />
Amerikas Naturjuwel<br />
Dauer: 45 Min.<br />
31.12. | 10.30 | BR<br />
Die Alpen von oben<br />
Vom Isartal ins Inntal<br />
Dauer: 45 Min.<br />
1.1. | 6.35 | SWR<br />
Reiseziel: Auf dem Jakobsweg<br />
vom Bliesgau nach Metz<br />
Dauer: 20 Min.<br />
J1.1. | 16.00 | BR<br />
bergheimat<br />
Feridun Zaimoglu auf<br />
Sommerfrische in den Alpen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
1.1. | 16.15 | alpha<br />
Haßberge<br />
Dauer: 45 Min.<br />
1.1. | 19.15 | 3sat<br />
AH<br />
Reisen in ferne Welten:<br />
Äthiopien<br />
Dauer: 45 Min.<br />
2.1. | 19.30 | alpha<br />
Die große Odyssee –<br />
Unterwegs in<br />
Frankreichs Bergwelt<br />
Dauer: 30 Min.<br />
4.1. | 20.15 | Phoenix<br />
Rätsel der Berge<br />
Mont Blanc –<br />
Gefahr im Gletscher<br />
Dauer: 45 Min.<br />
5.1. | 16.35 | Arte<br />
Reise durch Amerika<br />
Chile: Land der Vulkane<br />
und der Einwanderer<br />
Dauer: 25 Min.<br />
7.1. | 15.15 | 3sat<br />
Die Wiege des Alpinismus<br />
Vom Ankogel auf<br />
die Berge der Welt<br />
Dauer: 50 Min.<br />
J7.1. | 16.05 | 3sat<br />
Unsere Alpen<br />
Der Schatz der Hohen Tauern<br />
Dauer: 50 Min.<br />
7.1. | 23.45 | N 3<br />
Der blinde Mann AH<br />
und der Berg<br />
Die faszinierende Welt<br />
des Andy Holzer<br />
Dauer: 45 Min.<br />
8.1. | 12.05 | Arte<br />
360° Geo Reportage<br />
In den Smaragdbergen<br />
von Bahia<br />
Dauer: 43 Min.<br />
12.1. | 23.15 | 3sat<br />
Berg und Geist:<br />
Martin Grubinger<br />
Porträtreihe<br />
Dauer: 30 Min.<br />
16.1. | 16.00 | Arte<br />
Reise durch Amerika<br />
USA – Der Yellowstone-<br />
Nationalpark im Winter<br />
Dauer: 25 Min.<br />
Das tagesaktuelle<br />
TV-Programm finden Sie<br />
auf bergsteiger.de<br />
01⁄15 Bergsteiger 19
TITELTHEMA<br />
Mit dem BERGSTEIGER voller Tatendrang ins neue Jahr<br />
52 mal <strong>Berglust</strong><br />
Wie wär‘s mit einem Dreitausender ohne Gletscherberührung?<br />
Oder einer grandiosen Grattour mit Lago Maggiore-Blick?<br />
Ach, Sie wollen lieber endlich die Karwendelreib’n anpacken?<br />
Dann lassen Sie sich von unseren persönlichen Tipps inspirieren!<br />
Foto: xxxxxxxxxxxxxxxxxxx<br />
Foto: Ralf Gantzhorn (Barre des Écrins)<br />
20 Bergsteiger 01⁄15
+<br />
Das große <strong>Berglust</strong>-Gewinnspiel –<br />
eine Woche Bergurlaub gewinnen<br />
Welcher Alpen-Typ sind Sie?<br />
Finden Sie es heraus und gewinnen Sie eine Woche Bergurlaub*<br />
mit FeWo-direkt.de, Deutschlands Nr. 1 in der Ferienhausvermietung.<br />
Einfach im Internet auf www.bergsteiger.de gehen<br />
und mitmachen. Viel Spaß!<br />
*Gesamtwochenpreis der Ferienunterkunft bis zu 500 Euro.<br />
Wochen mit ebenso vielen Wochenenden!<br />
Am Anfang des Jahres hört<br />
52<br />
sich das bombastisch an, was da wieder mal<br />
so an Zeit vor einem steht. Und es schreit<br />
geradezu danach, Pläne zu schmieden.<br />
Aber dann zieht das neue Jahr ins Land,<br />
und immer kommt etwas dazwischen: Der<br />
Winter ist zu kalt (oder zu nass) und der<br />
Sommer zu heiß (oder zu nass). Im Frühjahr<br />
liegt zu wenig Schnee zum Skitourengehen<br />
und noch zu viel zum Wandern. Ja,<br />
und der Herbst, ach, der macht irgendwie<br />
so lustlos. Und nass ist er außerdem.<br />
Geht’s eigentlich noch?<br />
Trotzdem: Wir sind überzeugt, dass jede<br />
Jahreszeit ihren Reiz hat – und jedes Wochenende<br />
im Jahr einen Bergbesuch wert<br />
ist. Wir stellen Ihnen deshalb 52 Touren an<br />
52 Orten rund um die Welt vor – wo Sie<br />
rund um das Jahr auf Berge steigen, klettern<br />
oder einfach wandern können. Der<br />
Schwerpunkt liegt dabei auf den Alpen.<br />
Doch auch wer in die Ferne fahren möchte,<br />
wird mit Sicherheit viele Anregungen finden.<br />
Und wenn das Wetter wirklich einmal<br />
gar nichts zulassen sollte, nehmen Sie doch<br />
einfach den Bergsteiger als Lektüre mit. Dafür<br />
gibt’s nun wirklich keine Ausrede.<br />
Auf ein neues, fantastisches Bergjahr!<br />
01⁄15 Bergsteiger 21
Januar 1<br />
Der Wind formt<br />
bizarre Skulpturen am<br />
Kamm zur Fradusta.<br />
Tourenkarte 1<br />
Heftmitte<br />
2 3 4 | 5 6 7 8 9 10 11 | 12 13 14 15 16 17 18 | 19 20 21 22 23 24 25 | 26 27 28 29 30 31<br />
Bekränzte Bergwelt<br />
1 Cima della Fradusta (2939 m),<br />
Pala-Hochebene im Trentino, Italien<br />
Über den Tellerrand blicken, das funktioniert im<br />
Zentrum der Pala nur schwer. An drei Seiten ist<br />
die Hochebene von einem Kranz aus Zacken und<br />
Kuppen umgeben, die teils an der 3000-Meter-<br />
Marke kratzen. Ihr Herzstück ist das frisch renovierte<br />
Rifugio Rosetta, das Hüttenwirtin Roberta<br />
Mariano neuerdings auch im Winter freischaufelt<br />
und für Übernachtungsgruppen auf Anfrage öffnet.<br />
Schneeschuhe taugen hier wesentlich besser<br />
zur Fortbewegung als Tourenski: Der Klassiker<br />
auf die Cima Fradusta führt in ständigem Auf und<br />
Ab über das wellige Hochplateau bis an dessen<br />
südliches Ende mit dem einzigen noch vorhandenen<br />
Gletscher in der Pala-Gruppe. Vom Gipfel aus<br />
erhascht man dann auch endlich mal einen Blick<br />
über den Tellerrand hinaus: ins Val Canali, eines<br />
der schönsten Alpentäler.<br />
–dst–<br />
Charakter: leichte Schneeschuhtour durch<br />
fantastische Bergwelt, 5 Std., 500 Hm<br />
Pulver unterm Grat<br />
2 Ponten (2044 m), Allgäuer Alpen,<br />
Deutschland<br />
Bei frischem Pulverschnee im Januar kann man<br />
die Skitour auf den Ponten nur empfehlen. Ein<br />
Stück steigt man am Rand des Skigebiets auf, es<br />
reicht also, wenn die gute Schneeunterlage erst<br />
ab 1400 Meter beginnt. Dann folgt ein großzügiger<br />
Nordhang, oben ein Abschnitt am aussichtsreichen<br />
Grat. Nach einer Gipfelpause geht es<br />
gute 1000 Höhenmeter hinab nach Schattwald.<br />
Im besten Pulverschnee hoffentlich. –ast–<br />
Charakter: mittelschwierige Skitour,<br />
4 Std., 1050 Hm<br />
Großes Fantasy-Kino<br />
4 Banks Peninsula, Neuseeland<br />
Neuseeland hat seine Alpen und die berühmten,<br />
oft stark frequentierten »Great Walks«. Eine<br />
Stunde von der Herr-der-Ringe-Fantasy-Hauptstadt<br />
Christchurch entfernt liegt die von vielen<br />
verkannte Banks Halbinsel mit türkisfarbenen<br />
Buchten, dem französischen Kolonialcharme<br />
atmenden Touri-Zentrum Akoroa samt toller<br />
Wandermöglichkeiten wie dem Banks Peninsula<br />
Track. In jeder Hinsicht großes Kino! –dp–<br />
Charakter: Einfache Mehrtageswanderung,<br />
35 Km, 2 bis 4 Tage<br />
Einsame Tracks gleich neben dem Auenland<br />
Traum im Allgäu<br />
3 Siplingerkopf (1746 m),<br />
Allgäuer Alpen, Deutschland<br />
Eine der schönsten Frühwintertouren ist der<br />
Siplingerkopf über dem Balderschwanger Tal.<br />
Knietiefer Pulverschnee und Fichten im weißen<br />
Mantel erwarten die Skitourengeher an den<br />
Hängen der Socheralp. Die Luft ist morgens<br />
eisig, an den sonnseitigen Hängen wird einem<br />
aber schnell warm. Nach zwei Stunden stehen<br />
wir am Gipfel, blicken auf das Nebelmeer, ziehen<br />
die Felle ab und sausen ins Tal. –ast–<br />
Charakter: leichte Skitour, 3½ Std.,<br />
680 Hm<br />
Ein Fall für Genusskletterer<br />
5 Pontresina-Fall, Engadin, Schweiz<br />
Das Engadin gilt als eine Landschaft für Genießer.<br />
Ein weites Tal, vom Klima begünstigt, überragt<br />
vom »Festsaal der Alpen« – als welche die<br />
Bernina-Gruppe mit dem einzigen Viertausender<br />
der Ostalpen oft bezeichnet wird. Wer dort einen<br />
Eisfall mit hohem Genussfaktor klettern möchte,<br />
ist mit dem Pontresina-Fall bestens beraten. Kurzer<br />
Zustieg plus Aussicht auf die Nordwandpfeiler<br />
des Piz Palü, im Anschluss Engadiner Nusstorte<br />
im nah gelegenen Dorf. –raga–<br />
Charakter: Eisklettertour (WI III+),<br />
3– 4 Std., 260 Hm<br />
Eiskaltes Vergnügen am Pontresina-Fall<br />
22 Bergsteiger 01⁄15
1 | 2 3 4 5 6 7 8 | 9 10 11 12 13 14 15 | 16 17 18 19 20 21 22 | 23 24 25 26 27 28<br />
Familie Watzmann<br />
wohnt abgelegen,<br />
aber lohnend.<br />
Februar<br />
Zu Besuch bei Familie Watzmann<br />
6 Watzmannkar, 3. Kind<br />
Familie Watzmann wurde, wie jeder weiß, von<br />
Gott zu Stein verwandelt, weil ihr Oberhaupt den<br />
Gaul einer Bäuerin zertrampelt hatte. Für uns<br />
Skitourengeher war das eines der günstigeren<br />
Kapitel der Erdentstehung. Besser noch: Gott<br />
vergaß, das Tischtuch zwischen Watzmann, -frau<br />
und -kindern in einen Gletscher zu verwandeln.<br />
Als Mitbringsel genügt also die LVS-Ausrüstung.<br />
Das ist ungewohnt, weil es im Wohnzimmer<br />
von Familie Watzmann aussieht wie in den<br />
Westalpen. Die Kinder Nummer drei und fünf<br />
sind ausgesprochen artig und aufgeschlossen.<br />
Anders als viele andere Kinder haben sie oft<br />
schon im Hochwinter gute Laune (dann aber<br />
dran denken, was unter dem Tischtuch liegt!).<br />
Das vierte Kind gilt dagegen als Problemkind,<br />
um das man besser einen Bogen macht. –te–<br />
Charakter: Schwierige Tagesskitour,<br />
4 Std., 1500 Hm, bereits<br />
im Hochwinter möglich<br />
Tourenkarte 2<br />
Heftmitte<br />
Südtiroler Qualen<br />
7 Ellesspitze (2661 m) und Agglsspitze (3194 m) Pflerschtal, Italien<br />
Ein Wochenende ist zu kurz für die Möglichkeiten, die das Pfl erschtal bietet. Die Touren im<br />
südlichen Teil der Stubaier Alpen reichen von mittellang bis richtig groß und von mittelschwer<br />
bis knackig, sie heißen Ellesspitze oder Agglsspitze. Dazu gibt es ein prächtiges Bergpanorama,<br />
aus dem die Felspyramiden der Tribulaune herausstechen. Abends, bei Südtiroler<br />
Köstlichkeiten, hat man die Qual der Wahl, welche Tour am nächsten Tag ansteht. –ast–<br />
Charakter: Skitouren Ellesspitze, 5 Std., 1300 Hm und Agglsspitze, 7 Std., 1800 Hm<br />
Fotos: Dagmar Steigenberger, Dominik Prantl, Ralf Gantzhorn, Andreas Strauß, Sandra Zistl, Ralf Gantzhorn (v.l.n.r.)<br />
Grüne Rutschbahnen<br />
8 Páramo-Trekking (3900m), Parque Nacional Natural Chingaza, Kolumbien<br />
Wer im kolumbianischen Nationalpark Chingaza unterwegs ist, sollte zunächst alles ignorieren,<br />
was er glaubte, über die eigene Trittsicherheit zu wissen. Felsen, die ihrer Zeichnung nach eine<br />
griffi ge Unterlage versprechen, sind hier eine unfassbar glitschige Rutschbahn. Moos, das<br />
dem Anschein nach allenfalls etwas nachgibt unter dem Schuh, entpuppt sich als saugende,<br />
bodenlose Falle. Warum das<br />
attraktiv sei soll? Weil der grüne<br />
Pàramo – Wasserspeicher für<br />
die Millionenstadt Bogotà –<br />
eine einzigartige Artenvielfalt<br />
in 3000 bis 4000 Metern<br />
Höhe bietet.<br />
–sz–<br />
Charakter: anspruchsvolle<br />
Höhenwanderung; 2 Tage;<br />
700 Hm auf, 2100 Hm ab<br />
Lesen Sie dazu die große<br />
Reportage auf Seite 78–83!<br />
Alles im grünen Bereich: unterwegs im Páramo<br />
Klassiker im Eis: die Schweizerführe<br />
Gewaltiger Eisbrocken<br />
9 Les Courtes (3856 m),<br />
Mont-Blanc-Gruppe, Frankreich<br />
Für die meisten klassischen Eistouren der<br />
Alpen ist der Sommer keine Option mehr. Das<br />
war einmal. Besser – und vor allen Dingen<br />
sicherer – ist es, auf den Spätwinter auszuweichen.<br />
Als einer der Mega-Klassiker schlechthin<br />
gilt die »Schweizerführe« in der Nordwand der<br />
Courtes. 800 Meter lang und bis zu 80° Grad<br />
steil ist sie für den Normalsterblichen schon<br />
ein ordentlicher Brocken. Erleichtert wird der<br />
Zustieg durch das auch im Winter bewirtschaftete<br />
Refuge d’Argentière. –raga–<br />
Charakter: Klassische Eiswand (bis 80°),<br />
10–12 h (6–8 h), Wandhöhe: 800 m<br />
01⁄15 Bergsteiger 23
März<br />
1 | 2 3 4 5 6 7 8 | 9 10 11 12 13 14 15 | 16 17 18 19 20 21 22 | 23 24 25 26 27 28 29 | 30 31<br />
Tauern-Doppel<br />
10 Romariswandkopf (3511 m) und<br />
Großglockner (3798 m), Hohe Tauern,<br />
Österreich<br />
Geringere Staugefahr, bessere Fernsicht, vor<br />
allem aber eine 1400 Höhenmeter lange Firnabfahrt.<br />
Allein diese drei Gründe reichen schon<br />
aus, den höchsten Berg Österreichs mit Ski zu<br />
besteigen. Zugegeben: Der ausgesetzte Gipfelanstieg<br />
kann im Winter etwas anspruchsvoller sein.<br />
Die Aussicht vom Großglockner gilt übrigens als<br />
die weiteste aller Berge der Ostalpen und reicht<br />
220 Kilometer weit. Der Romariswandkopf<br />
ist dafür der perfekte Akklimatisations-Gipfel.<br />
Da die Tage im März schon recht lang sind, kann<br />
man den Gipfel sogar nach dem Einchecken<br />
auf der Stüdlhütte noch dranhängen. Genuss-<br />
Tourengeher teilen das Glockner-Double freilich<br />
auf zweieinhalb Tage auf.<br />
–mp–<br />
Charakter: Anspruchsvolle Skihochtour,<br />
1. Tag: 6 Std., 1600 Hm auf, 700 Hm ab;<br />
2.Tag: 6½ Std., 1000 Hm auf, 1900 Hm ab<br />
Tourenkarte 3<br />
Heftmitte<br />
Abmarsch von der<br />
Stüdlhütte zum<br />
Dach Österreichs<br />
Südtiroler Doppel<br />
12 Fünfte Hornspitze (3148 m) und<br />
Großer Möseler (3480 m), Ahrntal,<br />
Italien<br />
80 Dreitausender soll es rund um das Ahrntal<br />
geben. Auch wenn sie nicht alle als Skitourenberge<br />
taugen, sind ein paar wunderschöne<br />
Klassiker dabei: Fünfte Hornspitze, Großer Möseler,<br />
Dreiherrenspitze… Gemeinsam ist ihnen,<br />
dass man hier in weiter Landschaft und Stille<br />
schwelgen kann. An ein paar Gipfeln kann man<br />
sich sogar die Zähne ausbeißen. Macht sie das<br />
nicht erst recht attraktiv?<br />
–ast–<br />
Charakter: Skitourenwochenende,<br />
Fünfte Hornspitze, 7 Std., 1750 Hm und<br />
Großer Möseler, 7 Std., 1600 Hm<br />
Multiklettern<br />
13 El Chorro, Spanien<br />
Mit inzwischen über 2000 Routen hat sich El<br />
Chorro nordwestlich der andalusischen Stadt<br />
Malaga zu einem der europäischen Sportklettergebiete<br />
schlechthin vor allem als Winterziel<br />
etabliert. Die Felswände entlang der atemberaubenden<br />
Schlucht des Guadalorce bieten<br />
vielseitige Platten-, Wand- oder Ausdauerklettereien<br />
an überhängendem Sinter sowie etliche<br />
Mehrseillängenrouten, sodass Anfänger und<br />
Könner ihrer Kletterleidenschaft frönen können<br />
(siehe auch Seite 104). –pgk–<br />
Charakter: Sportklettern an festem Kalkstein/Sinter,<br />
Schwierigkeit 3a bis 8c+<br />
Gipfelpanorama am Großen Möseler<br />
Ammergauer Doppel<br />
11 Upsspitze (2332 m), und Daniel (2340 m) Ammergauer Alpen, Österreich<br />
Ob es am einzigartigen Zugspitzblick oder der bei ausreichender Schneelage grandiosen<br />
Abfahrt nach Lermoos liegt, lässt sich schwer sagen. Jedenfalls zieht die Upsspitze gestandene<br />
Alpinjournalisten auch nach bald 40 Skitourenjahren geradezu magisch an. Wer will, kann<br />
den spannenden Gipfelgrat hinüber zum Daniel als Bonustrack dranhängen, muss dann<br />
aber noch etwas früher aufstehen. Schließlich darf man den perfekten März-Firn des<br />
südexponierten Gipfelrückens nicht verpassen.<br />
–mp–<br />
Charakter: Mittelschwieriger Skitourenklassiker, 4 Std., 1360 Hm<br />
El Chorro, Ziel für Winterflüchtlinge<br />
24 Bergsteiger 01⁄15
1 2 3 4 5 | 6 7 8 9 10 11 12 | 13 14 15 16 17 18 19 | 20 21 22 23 24 25 26 | 27 28 29 30<br />
April<br />
Dreitausender sammeln<br />
14 Venter Runde, Ötztal, Österreich<br />
Vielen gilt sie als Königsdisziplin auf Ski: Die<br />
Durchquerung. Oben bleiben, während alle<br />
anderen heimfahren. Große, weite Landschaft<br />
erwandern, die Stille der winterlichen Berge,<br />
Hüttenromantik oder auch Kampf mit dem Holzofen<br />
im Winterraum, durchbeißen, Weg fi nden.<br />
Das alles gehört dazu. Bei der Durchquerung der<br />
Ötztaler Alpen steht man außerdem noch auf<br />
drei der höchsten Gipfel dieser Gebirgsgruppe:<br />
Wildspitze, Weißkugel und Similaun. Mit Finailspitze<br />
und Fluchtkogel kommen zwei weitere<br />
Dreitausender hinzu. Wenn das kein Abenteuer<br />
ist! Die Streckenführung ist großzügig, die<br />
Szenerie vom Feinsten und nach vier oder fünf<br />
Tagen kommt man ohne Probleme wieder am<br />
Ausgangspunkt Vent an. Vielleicht mit Sonnenbrand<br />
und müden Muskeln, aber glücklich. –ast–<br />
Charakter: Haute-Route<br />
auf Ski, 5 Tage, 6300 Hm<br />
Tourenkarte 4<br />
Heftmitte<br />
Kurz vor dem<br />
Höhepunkt:<br />
an der Weißkugel<br />
Fotos: Andreas Strauß, Michael Pröttel, Silke Lode, Tourismusverband Tirol West, Andreas Strauß, Siegfried Garnweidner (v.l.n.r.)<br />
Griffiger Fels, aber steil<br />
Felsparadies im Oberinntal<br />
15 Klettergarten Affenhimmel<br />
Eines der größten Klettergebiete in Tirol<br />
punktet mit zahlreichen Superlativen: fester,<br />
griffi ger Kalkfels, je nach Gusto an geneigten<br />
Platten oder senkrechter Wand, verteilt auf 15<br />
Sektoren mit insgesamt weit über 300 Routen.<br />
Die Absicherung ist perfekt, die Verteilung der<br />
Schwierigkeiten reicht von 4c bis 8a mit dem<br />
Schwerpunkt im sechsten Franzosengrad. Ganz<br />
zu schweigen vom grandiosen Blick auf die<br />
Kaunertaler Berge – Klettererherz, was willst du<br />
mehr?<br />
–ak–<br />
Charakter: vorwiegend Wandkletterei<br />
an steilen Platten; Schwierigkeit:<br />
4c bis 8a<br />
Naturerbe-Berg<br />
16 Monte San Giorgio (1109 m), Tessin, Schweiz<br />
Südseitige Berghänge im Tessin bekommen normalerweise nicht besonders viel Schnee. Im<br />
Frühling, wenn sich der Schnee auf die Schattenhänge der hohen Berge zurückgezogen hat, ist<br />
eines der ersten Wander-Ziele der Monte San Giorgio südlich des Luganer Sees. Er hat sich die<br />
Auszeichnung als Welt-Naturerbe verdient, denn auf und in ihm gibt es jede Menge Fossilien.<br />
Mitnehmen darf man sie allerdings nicht. Die<br />
schönsten Exemplare fi ndet man ohnehin am Fuß<br />
des Berges, im Fossilienmuseum Meride. –sg–<br />
Charakter: leichte Wanderung auf alten<br />
Militärwegen, z.T. unmarkiert, 4 Std., 700 Hm<br />
Unaussprechlich gut<br />
17 Vaganski Vrh (1757 m),<br />
Velebit-Gebirge, Kroatien<br />
Zugegeben, sein Name ist schwierig zu merken.<br />
Und für den Höchsten im Velebit-Gebirge sind<br />
seine Höhe und Form recht mau. Aber das ist<br />
egal. Hauptsache, man schafft es, sich an den<br />
Massen von Kletterern in der Velika Paklenica<br />
vorbei zu zwängen. Durch die Schlucht bis<br />
zur Paklenica-Hütte (Nachtquartier) werden<br />
die Menschen weniger, die Wildnis und die Aussicht<br />
mehr. Am Gipfel reicht sie vom Meer bis<br />
zu den Julischen Alpen. Absolut empfehlenswert!<br />
Wie hieß der Berg nochmal? –dst–<br />
Charakter: Bergtour für Konditionsstarke,<br />
9 Std., 1720 Hm<br />
Steinernes Welt-Naturerbe mit Fossilien<br />
01⁄15 Bergsteiger 25
Mai<br />
Heimat von<br />
seltenen Blumen<br />
und Tieren<br />
1 2 3 | 4 5 6 7 8 9 10 | 11 12 13 14 15 16 17 | 18 19 20 21 22 23 24 | 25 26 27 28 29 30 31<br />
Einsame Blüten<br />
18 Schellkopf (1832 m)<br />
Ammergauer Alpen, Deutschland<br />
Ist es verwegen, schon im Mai auf einen 1800<br />
Meter hohen Berg zu wandern? Noch dazu in<br />
einem Gebiet ohne markierte Wege, wo es kaum<br />
andere Wanderer und viel Einsamkeit gibt. In diesem<br />
Gebiet kann man noch den Auerhahn balzen<br />
hören, den Kuckuck rufen und mit etwas Glück<br />
auf den feuchten Wiesen in Gipfelnähe ein in unseren<br />
Breiten höchst seltenes, kleines Blümchen<br />
fi nden: die Kleinste Troddelblume (Soldanella minima),<br />
die erst vor 60 Jahren in Bayern entdeckt<br />
worden ist. Sie blüht dort oben Anfang Mai direkt<br />
nach der Schneeschmelze. Ganz einfach geht<br />
der Berg aber nicht her. Vor allem im Latschengebüsch<br />
des langen Gipfelrückens führen etliche<br />
Spuren in die Irre. Da heißt es aufpassen, damit<br />
man nicht vom richtigen Weg abkommt. –sg–<br />
Charakter: stille Wanderung<br />
auf unmarkierten Pfaden,<br />
6½ Std., 1230 Hm<br />
Tourenkarte 5<br />
Heftmitte<br />
Das Beste zum Schluss<br />
19 Skitour Karwendelreib’n<br />
Um sechs Uhr abends bei 23 Grad die Tourenski<br />
im Karwendelbach waschen – gibt es einen<br />
besseren Saisonabschluss? Davor geht’s per<br />
Bike, Hike & Ski über Birkkar-, Ödkar- und Gr.<br />
Seekarspitze und in die Premium-Firnpfannen<br />
Schlauch-, Marxen- und Neunerkar. Lange Tour,<br />
aber es ist ja auch lange hell. Sehr zu empfehlen<br />
in Kombination mit Tipp 46.<br />
–te–<br />
Charakter: Frühjahrsskitour mit langem Zu- und<br />
Abstieg. Mit MTB bis zur Wildfütterung im<br />
Karwendeltal. Optional: Übernachtung auf<br />
dem Karwendelhaus. 12 Std., 2800 Hm<br />
Aufwärm-Programm<br />
20 Rio Sallagoni (390 m),<br />
Gardaseeberge im Trentino, Italien<br />
Zum Aufwärmen ist der Sallagoni-Klettersteig gerade<br />
recht, auch wenn die Sonne die enge Klamm<br />
nördlich von Arco eher selten beehrt. Der Einstieg<br />
nahe der Straße zwischen Dro und Drena wird<br />
öfter entdeckt als vermutet: Der Fels ist zu Beginn<br />
extrem speckig. Danach steigt man auf Eisenstangen<br />
und über eine Drahtseil-Brücke zwischen<br />
urwaldähnlichem Wildwuchs – ohne Lianen, dafür<br />
mit zwei Seilen als Handlauf. –dst–<br />
Charakter: mittelschwieriger Klettersteig<br />
(C), 1½ Std., 180 Hm<br />
Klettern mit großer Kulisse<br />
21 Sellajoch, Dolomiten<br />
Vor der Kulisse von Langkofel und Sellastock öffnet sich rund um das Sellajoch ein Paradies<br />
für Kletterer jedweder Couleur. Der Alpinkletterer freut sich über spärlich abgesicherte<br />
Klassiker, der Sportkletterer sucht Baseclimbs am Piz Ciavazes oder bohrhakengesicherte<br />
Mehrseillängen-Routen am Ciavazes, Brunecker Turm oder an den Sellatürmen, und der Boulderer<br />
ist an den Blöcken der Steinernen Stadt zu Hause – und das alles an bestem,<br />
schwarzgelbem Dolomit.<br />
–ak–<br />
Charakter: Sport- und Alpinkletterei an perfektem Dolomit; Schwierigkeit: IV bis X+<br />
Trekking mit Blick auf die ganz Großen<br />
Dem Himmel ach so nah<br />
22 Gokyo-Trek, Himalaya, Nepal<br />
Bergwanderer, die sich zum Nationalpark Sagarmatha<br />
im Everestgebiet aufmachen, erleben den<br />
ersten Adrenalinschub (in Form von Todesangst)<br />
beim Anfl ug auf den Mini-Flugplatz von Lukla.<br />
Zum Glück wird der gestresste Himalaya-Gast<br />
in den folgenden Tagen reichlich entschädigt.<br />
Frühmorgens vor die Tür der »Lodge« zu treten<br />
und von Eisriesen umringt zu sein, die in den<br />
stahlblauen Himmel aufragen, gehört bald zu<br />
einer suchtmachenden Übung. Manch 7000er<br />
mit schwer merkbaren Namen läuft den Platzhirschen<br />
Everest, Lhotse und Cho Oyu locker den<br />
Rang ab. Und beim Trekking kommt man aus<br />
dem Staunen eh nicht mehr heraus. –mr–<br />
Charakter: elf-tägige Trekkingtour bis auf<br />
5400 m, Gehzeiten von 3 bis 8 Std. täglich<br />
26 Bergsteiger 01⁄15
1 2 3 4 5 6 7 | 8 9 10 11 12 13 14 | 15 16 17 18 19 20 21 | 22 23 24 25 26 27 28 | 29 30<br />
Die Bödenseen<br />
unter der Drei-<br />
Zinnen-Hütte<br />
Juni<br />
Dreizack-Romantik<br />
23 Drei-Zinnen-Hütte (2405 m),<br />
Sextener Dolomiten, Italien<br />
Ja, ja, alle Welt macht sich auf, um nach dem<br />
berühmtesten Dreizack der Dolomiten zu schauen.<br />
Wir tun’s auch, aber nicht über die Wanderautobahn<br />
von der Drei-Zinnen-Straße herüber,<br />
sondern herauf aus dem Fischleintal. Das ist<br />
nicht nur fairer den Dreien gegenüber, sondern<br />
auch besser fürs bergsteigerische Ego. Die Runde<br />
bietet Sicht in fast alle Winkel der Sextener<br />
Dolomiten, von der Gipfelsonnenuhr Sextens<br />
bis zu den Cadinizacken. Und wer den etwa<br />
einstündigen Umweg über das Sandbüheljoch<br />
und den rekonstruierten Kriegssteig hinüber zum<br />
Oberbachernjoch unternimmt, wird mit sanftem<br />
Klettersteig-Feeling belohnt (K 1). –eeh–<br />
Charakter: mittelschwierige Wanderung,<br />
6½ Std., 850 m<br />
Tourenkarte 6<br />
Heftmitte<br />
Panorama-Grat zum Hochkalter-Gipfel<br />
Kanten-Zauber<br />
25 Tajakante (2450 m), Mieminger Kette, Österreich<br />
Es gibt selbst für den Klettersteig-Skeptiker einige Klettersteige, die man gemacht haben<br />
sollte. Die Tajakante (Schwierigkeit D) auf den Oberen Tajakopf gehört defi nitiv dazu. Das<br />
Problem: Über die Tajakante balancieren und hangeln sich nicht nur Klettersteigskeptiker,<br />
sondern auch Klettersteigprofi s und überforderte Klettersteiganfänger. Weil einen dabei<br />
Seeben- und Drachensee mit ihren türkisen Augen magisch anglotzen, kann man sich<br />
dem Zauber trotzdem nicht entziehen.<br />
–dp–<br />
Charakter: anspruchsvoller Klettersteig (D), 2½ Std, 580 Hm (insgesamt 1400 Hm)<br />
Fotos: Siegfried Garnweidner, Michael Ruhland, Eugen E. Hüsler, Anne Gabl, Thomas Ebert (v.l.n.r.)<br />
Watzmann-Schatten<br />
24 Hochkalter (2607 m), Berchtesgadener<br />
Alpen, Deutschland<br />
Der Hochkalter hat schon einige Bergstürze<br />
hinter sich, immer wieder brechen riesige Gesteinsmassen<br />
aus seinen Flanken. Einer davon<br />
staute vor ein paar tausend Jahren gar den<br />
Hintersee bei Ramsau auf. Also schnell hin zum<br />
Schattenberg des Watzmann, bevor er noch<br />
ganz zerbröselt! Ab der Blaueishütte (1680 m)<br />
ist der Hochkalter eine dieser fantastischen<br />
Wanderungen, die an der Schwelle zur alpinen<br />
Kletterei stehen: mit einigen Zweier-Stellen, einem<br />
panoramesken Grat und einem immerhin<br />
2607 Meter hohem Gipfel. –dp–<br />
Charakter: Alpine Wanderung, 6 Std.;<br />
1850 Hm<br />
Wächst kaum Gras drüber<br />
26 Benediktenwand, Rampe-Rippe<br />
»Früher sah ich nur Felsen und kein Gras, später<br />
nur noch Gras und keine Felsen«, befand<br />
Anderl Heckmair einst über die Benediktenwand-Nordwand.<br />
Das ist wohl der Nachteil,<br />
wenn man mal am Eiger war. Die Wahrheit ist:<br />
Ja, der Übergang von der »Rampe« zur »Rippe«<br />
ist grün. Die restlichen zwölf Seillängen bieten<br />
zur Entschädigung: Kamine, Sanduhren,<br />
Steinböcke, Platten, Quergänge, luftige Kanten,<br />
einen frustfreien Zustieg, gute Stände, festen<br />
Kalk, moderate, aber anhaltende Schwierigkeiten,<br />
eine tolle Linienführung und die schwerste<br />
Kletterstelle (IV+) am Ausstieg. –te–<br />
Charakter: Alpine Klettertour,<br />
Erstbe-gehung 1914, IV+,<br />
3 Std, 400 Hm<br />
Glücksgriff: in der »Rampe-Rippe«<br />
01⁄15 Bergsteiger 27
Juli<br />
Eisenweg zum Himmel<br />
27 Via degli Alleghesi<br />
(Civetta, 3220 m), Dolomiten, Italien<br />
In den Dolomiten geht’s zwar da und dort noch<br />
ein bisschen weiter himmelwärts, doch mehr<br />
Hochgefühl als am Gipfel der Civetta bringt<br />
das bestimmt nicht. Vor allem, wenn man die<br />
Gelegenheit nutzt und gleich im Rifugio Torrani<br />
übernachtet. Die Dämmerstunden mit Aussicht<br />
über fast die ganzen Dolomiten entschädigen<br />
reichlich für die eher spartanische Unterkunft.<br />
Und der Aufstieg über die Ferrata Alleghesi (K 3)<br />
bietet lang anhaltenden Klettersteig-Genuss vor<br />
einer fantastischen Felskulisse. Absolute Freaks,<br />
die vom Eisen nicht genug bekommen, können<br />
über den Tissi-Klettersteig in die Moiazza wechseln.<br />
Da wartet dann der ultimative Kracher: die<br />
Ferrata-Costantini, das Nonplusultra unter den<br />
Dolomiten-Eisenwegen. –eeh–<br />
Charakter: Klettersteig mittel,<br />
10 Std., 800 Hm<br />
Tourenkarte 7<br />
Heftmitte<br />
1 2 3 4 5 | 6 7 8 9 10 11 12 | 13 14 15 16 17 18 19 | 20 21 22 23 24 25 26 | 27 28 29 30 31<br />
Klettersteiggenuss<br />
vor<br />
Civetta-Kulisse<br />
Weiß auf Schwarz<br />
29 Schwarzenstein (3369 m), Zillertaler Alpen, Österreich<br />
Warum dieser weiße Rücken ausgerechnet den Namen Schwarzenstein bekommen hat, weiß kein<br />
Mensch. Aber die Berliner Hütte, von der aus die Tour startet, liegt ja auch nicht in Berlin. Auf den<br />
ersten Metern durchs Blockgestein sollte man nicht zu viel Zeit mit dem Einsammeln der blutroten<br />
Granatsteine vertrödeln. Denn der Aufstieg – wenn auch nicht schwierig – zieht sich. Die größten<br />
Anforderungen stellt eine Felsenstufe mit Leiter. Auf dem mäßig steilen, relativ spaltenarmen<br />
Gletscher geht es dann bis kurz unter den blockigen Gipfelaufbau gemütlich dahin. –dst–<br />
Charakter: leichte Gletschertour, 5 Std, 1300 Hm<br />
3000er ohne Gletscherberührung<br />
Gipfel des Wanderns<br />
28 Schönbichler Horn (3134 m),<br />
Zillertaler Alpen, Österreich<br />
Wer ohne Gletscherberührung hoch hinaus will,<br />
kann sich am hohen Wandergipfel versuchen,<br />
dem Schönbichler Horn. In zwei bis drei Tagen<br />
lässt sich vom Schlegeisspeicher diese prächtige,<br />
nicht ganz einfache Rundtour auf dem Berliner<br />
Höhenweg meistern. Mehrere Übernachtungsmöglichkeiten<br />
bieten sich an: Das Furtschaglhaus,<br />
die Berliner Hütte, die Alpenrosenhütte und<br />
die Grawandhütte. Und wer die Tour nach zwei,<br />
drei Tagen beendet, kann auch gleich noch Tour<br />
29 dranhängen. Dann mit Eisberührung. –sg–<br />
Charakter: anspruchsvolle Wanderung<br />
an der Grenze zur Hochtour, 9 Std.,<br />
1600 Hm<br />
Altehrwürdiger<br />
Stützpunkt:<br />
die Berliner Hütte<br />
Alpine Kontraste<br />
30 Lohner-Höhenweg, Berner Alpen, Schweiz<br />
Wer über den absolut sicheren Tritt, mentale Stabilität und eine ordentliche Kondition<br />
verfügt, wird an diesem Gang zwischen Tal und Gipfel seine Freude haben. Faszinierend<br />
der Kontrast zwischen der Bruchfelsenwelt des Lohners (auch Berge sind endlich!) und<br />
der grünen, sonnigen Talmulde des Engstligentals mit Adelboden mittendrin. Mit Übernachtung<br />
auf der Lohnerhütte noch schöner.<br />
–eeh–<br />
Charakter: Alpine Höhenroute, durchgehend markiert, aber nur auf kurzen<br />
Abschnitten gesichert. 6½ Std., 1230 Hm, K 2/T 5<br />
28 Bergsteiger 01⁄15
1 2 | 3 4 5 6 7 8 9 | 10 11 12 13 14 15 16 | 17 18 19 20 21 22 23 | 24 25 26 27 28 29 30 | 31<br />
August<br />
Das Sahneschnittchen<br />
31 Piz Roseg (3937 m), Engadin, Schweiz<br />
»Lass sie nur laufen.« Ich lächle entspannt. Die<br />
Stirnlampenlichter der Bergsteiger, die am frühen<br />
Morgen von der Tschierva-Hütte aufbrechen,<br />
tanzen wie Glühwürmchen gen Piz Bernina mit<br />
seinem berühmten Bianco-Grat. Mein Ziel liegt<br />
östlich davon und hat mit 3937 Metern die<br />
magische Vier knapp verpasst: der Piz Roseg.<br />
Ich weiß nicht genau, warum ich mich in diesen<br />
Berg verliebt habe. Vielleicht weil er zwischen<br />
den berühmten Gipfeln Bernina, Piz Palü und Piz<br />
Scerscen mit seiner beeindruckenden Eisnase<br />
eine Art Underdog ist. Vielleicht aber auch, weil<br />
er auf eben diese Nachbarn fantastische Ausblicke<br />
bietet. Auf jeden Fall ist es eine wunderschöne,<br />
kombinierte Tour aus knackigem Fels am<br />
Eselsgrat und Eis zu einem Understatement-Berg,<br />
ein Sahneschnittchen für Hochtouren-Fans. –nh–<br />
Charakter: Mittelschwierige<br />
Hochtour, 1400 Hm,<br />
10–11 Stunden<br />
Tourenkarte 8<br />
Heftmitte<br />
Piz Roseg, mit<br />
3937 Metern<br />
ein Underdog<br />
Fotos: Siegfried Garnweidner, Manfred Kostner, Wikipedia/Karsten Dörre, Wikipedia, Thomas Ebert, Südtirol Marketing/Clemens Zahn (v.l.n.r.)<br />
Viel Verkehr am Gran Paradiso<br />
Kombination mit Espresso<br />
33 Dolomiten-Höhenwege, Italien<br />
Zehn Höhenwege ziehen durch die Dolomiten,<br />
die sich gut kombinieren lassen (vor allem<br />
Weg 1 und 2). Vom Blau des Pragser Wildsees<br />
geht es zu den Weiten der Fanes Alpe. In den<br />
Stellungstunneln um Lagazuoi tauchen wir ein in<br />
ein trauriges Stück Geschichte, um dann wieder<br />
Trentino-Gastfreundschaft bei bestem Espresso<br />
zu genießen und das Sella-Massiv zu bestaunen.<br />
Das sind Erlebnisse, die zu Erinnerungen<br />
werden.<br />
–nh–<br />
Charakter: Mittelschwierige Mehrtagetouren,<br />
Länge und Höhenmeter variabel<br />
Sekunden des Glücks<br />
32 Gran Paradiso (4061 m),<br />
Grajische Alpen, Italien<br />
Die Realität am höchsten, ganz auf italienischem<br />
Boden liegenden Berg macht ihn nicht unbedingt<br />
zum Traumziel. Zu viele Seilschaften unterwegs,<br />
Schlange stehen, um zum ausgesetzten Gipfel zu<br />
kommen. Doch dann ist er plötzlich doch da: einer<br />
dieser magischen Momente. An der Madonna sind<br />
die Geräusche der anderen Bergsteiger plötzlich<br />
weit weg, man ist allein. Einige Sekunden allein<br />
mit dem Gran Paradiso. Großartig! –nh–<br />
Charakter: Leichte Gletschertour, 12 Std.,<br />
2100 Hm<br />
Die Geislerspitzen am Dolomiten-Weg Nr. 2<br />
Klettersteig-Könige<br />
34 Johann-Klettersteig,<br />
Dachsteinmassiv, Österreich<br />
Der »Johann«, 1999 eröffnet, gilt als absolute<br />
Toproute im Ramsauer Klettersteigparadies.<br />
An der Schlüsselstelle, dem überhängenden<br />
Einstieg, sind Aspiranten schon öfters ihre Grenzen<br />
aufgezeigt worden. Auch das Filetstück am<br />
senkrechten Pfeiler hat es ihn sich. Da braucht<br />
sich niemand zu schämen, am Dachstein gibt’s<br />
auch leichtere Klettersteigkost. –eeh–<br />
Charakter: Extrem anspruchsvoller, alpiner<br />
Klettersteig; 5½ Std., 900 Hm, K 6<br />
Fußkühlung garantiert<br />
35 Garnitzenklamm (1050 m),<br />
Gailtaler Alpen, Österreich<br />
Der perfekte Kompromiss aus Wasser und<br />
Bergen! In der vier Kilometer langen Klamm<br />
be kommen heiß gelaufene Fußsohlen genügend<br />
Chancen zum Abkühlen. Der Weg führt über diverse<br />
Brücken und verlangt gegen Ende auch ein<br />
bisschen Fingerfertigkeit. Am Rückweg kann man<br />
die Wasserspiele von der luftig gelegenen Kapelle<br />
St. Urban (879 m) aus betrachten oder das Auge<br />
auf den Gartnerkofel wandern lassen. –dst–<br />
Charakter: schattige Klammwanderung auf<br />
geologischem Lehrpfad, 4 Std., 560 Hm<br />
01⁄15 Bergsteiger 29
September<br />
1 2 3 4 5 6 | 7 8 9 10 11 12 13 | 14 15 16 17 18 19 20 | 21 22 23 24 25 26 27 | 28 29 30<br />
Tourenkarte 9<br />
Heftmitte<br />
Hoch überm Lago<br />
di Vogorno und<br />
Lago Maggiore<br />
Die Linie unter dem Blau<br />
36 Mehrtagewanderung Via Alta della<br />
Verzasca, Tessin, Schweiz<br />
Pathetische Titel können den Kern bisweilen<br />
ziemlich verfehlen und hinterlassen dann eher<br />
ein peinliches Gefühl. Manchmal treffen sie aber<br />
auch ins Schwarze. »Die Linie unter dem Blau<br />
des Himmels« heißt ein fulminanter Bildband,<br />
den einheimische Bergsteiger des Verzascatals<br />
kürzlich herausgegeben haben. Wer sich auf die<br />
Tour von der Capanna Borgna bis zur Capanna<br />
Barone begibt, wandelt auf schmalen Graten<br />
wie auf einer Linie – umgeben nur vom Himmel.<br />
Kaum zu fassen, dass man selbst in der besten<br />
Tourensaison meist alleine bleibt. Vielleicht<br />
liegt’s daran, dass man seine Verpfl egung im<br />
Rucksack tragen muss (Selbstversorgerhütten)<br />
– und das eben auch über heikle Stellen. –mr–<br />
Charakter: Schwierige Vier- bis Fünftagetour<br />
über Grate mit leichten, teils versicherten<br />
Kletterstellen (I bis II), 6 bis 8 Std. tägl.<br />
(800–1000 Hm), Aufstieg 1500 Hm<br />
Gelbe Verschneidung am Sass Maor<br />
Schön schwierig<br />
37 Biasin-Route Sass Maor (2812 m),<br />
Dolomiten, Italien<br />
Wer das erste Mal die Ostwand des Sass Maor<br />
erblickt, wird nicht umhin kommen, kurz zu<br />
schlucken. 1000 Meter hoch und unfassbar steil<br />
ragt der Turm wie eine Dolomitenausgabe des<br />
»Nameless Tower« in den Himmel. Und da soll<br />
man raufkommen? Ja, und das angeblich sogar<br />
auf einer traumhaft schönen Route! Wer die »Biasin«<br />
(IX) frei klettern möchte, sollte allerdings<br />
über einen gediegenen Bizeps verfügen und<br />
selbst mit technischer Hilfe Passagen bis VII+<br />
ohne Probleme frei klettern können – und das<br />
mit der üblichen Dolomitenabsicherung. –raga–<br />
Charakter: Schwierige Felstour (IX bzw.<br />
VI A2), 11–12 Std. (8 Std. Klettern),<br />
600 m Kletterlänge<br />
Hochwertige Immobilie<br />
38 Tierbergli-Hütte (2795 m), Berner Alpen, Schweiz<br />
Die Lage macht’s! Das gilt nicht nur für Immobilien, sondern auch für Klettersteige. Wie beispielsweise<br />
bei der Tierbergli-Route: Gletscher rundum, Dreitausender darüber und mittendrin ein richtiges Wolkenhaus,<br />
die Tierberglihütte. Die hat natürlich einen markierten Zustieg, doch Ferratisti wissen, dass es da<br />
auch einen spannenden Klettersteig gibt, Tiefblicke auf zerklüftetes Eis inklusive. –eeh–<br />
Charakter: langer Klettersteig; 2¾ Std., 700 Hm, Schlüsselstelle K 4, sonst K 3 und leichter,<br />
reichlich Blockwerk, T 3<br />
Grattour vor einer der großen Nordwände<br />
Allein unter Franzosen<br />
39 Ostgrat Pic Coolidge (3774 m),<br />
Dauphiné, Frankreich<br />
Der Pic Coolidge klingt englisch, steht aber<br />
auf französischem Terrain. Genauer gesagt, in<br />
der Dauphiné. Dort ist er bekannt für die gute<br />
Aussicht, die er auf seine berühmten Nachbarn<br />
bietet: auf die Barre des Écrins auf der einen<br />
Seite, auf die Nordwände von Mont Pelvoux,<br />
Ailefroide etc. auf der anderen Seite. Durch<br />
diesen Bergkessel – einem der wildesten<br />
in den Alpen – zieht sich der Ostgrat des Pic<br />
Coolidge, der seinen Namen in Erinnerung an<br />
den Erstbesteiger trägt.<br />
–raga–<br />
Charakter: Klassische Hochtour (ZS),<br />
10-11 Std. (davon 6–7 Std. Klettern),<br />
1300 Hm<br />
30 Bergsteiger 01⁄15
1 2 3 4 | 5 6 7 8 9 10 11 | 12 13 14 15 16 17 18 | 19 20 21 22 23 24 25 | 26 27 28 29 30 31<br />
Oktober<br />
Gelifteter Klassiker<br />
40 Nordostkante Lamsenspitze<br />
(2508 m), Karwendel, Österreich<br />
Früher war alles besser? Von wegen! Bis in<br />
die 90er-Jahre galt die Lamsenspitze als zwar<br />
schöne, aber unübersichtliche Leicht-Kletterei,<br />
bei der man Verhauer einkalkulieren musste.<br />
Seit der Sanierung gilt das nicht mehr. Dank<br />
Zwischen(bohr)haken bewegt man sich hier nun<br />
in der ersten Liga genussreicher Plaisirrouten.<br />
Ein alpines Greenhorn darf man allerdings nicht<br />
sein, denn im oberen Teil ist der Fels brüchig.<br />
Ebenso ist Aufpassen angesagt beim ungesicherten<br />
Übergang vom Ende der Kletterroute<br />
zum Hauptgipfel. Bei gutem Herbstwetter muss<br />
man sich vor keinem Gewitter fürchten, darf<br />
aber wegen der kürzeren Tageslänge auch nicht<br />
trödeln. Eine Übernachtung auf der Lamsenjochhütte,<br />
die bis Mitte des Monats geöffnet hat, ist<br />
eine willkommene Alternative. –mp–<br />
Charakter: Alpine Genusskletterei,<br />
8½ Std., 1250 Hm<br />
Tourenkarte 10<br />
Heftmitte<br />
Tiefblick von der<br />
Lamsenspitze<br />
ins Falzthurntal<br />
Ausgeluchst<br />
41 Kalkalpenweg, Nationalpark<br />
Kalkalpen, Österreich<br />
Luchs und Hase sagen sich im Nationalpark<br />
Kalkalpen gute Nacht. Damit auch Wanderer<br />
komfortabel ruhen, haben die Hütten am Kalkalpenweg<br />
bis Ende Oktober geöffnet. Der Weitwanderweg,<br />
der das Ennstal mit dem Stodertal<br />
verbindet, bleibt unterhalb der 2000-Meter-<br />
Marke; so stehen die Chancen, die wilden<br />
Wälder, Schluchten und Kalkfelsen im Oktober<br />
schneefrei anzutreffen, hoch. –dst–<br />
Charakter: Hüttentrekking, 11 Etappen,<br />
150 km, 6700 Hm<br />
Die Pedrotti-Hütte vor der Cima Brenta<br />
Wandern im Kletter-Refugium<br />
43 Rifugio Pedrotti (2491 m),<br />
Brenta-Dolomiten, Italien<br />
Die Dolomiten der Brenta sind ein Paradies für<br />
Kletterer, was aber nicht heißt, dass sich hier ehrgeizige<br />
Wanderer nicht auch austoben könnten.<br />
Wer vom Molveno-See über das Rifugio Selvata<br />
(1657 m) zum Rifugio Pedrotti marschiert und<br />
das Ganze per Sentiero Palmieri zum Rundweg<br />
ausbaut, hat am Ende nicht nur beinahe 2000<br />
Höhenmeter in den Beinen, sondern auch ganze<br />
Berge an Eindrücken.<br />
–dp–<br />
Charakter: konditionell fordernde Wanderung,<br />
7 Std., 1900 Hm<br />
Fotos: Roberto Buzzini, Ralf Gantzhorn, (2), Michael Pröttel, Wikipedia, Rolf Cosar (v.l.n.r.)<br />
Runde Sache<br />
42 Hochiss (2299 m), Rofangebirge<br />
Ein echter Dohlenberg hoch über dem Achensee.<br />
Kaum hat man sich zur Gipfelbrotzeit hingesetzt,<br />
fordern die kecken schwarzen Vögel ihren Anteil.<br />
Dann starten sie wieder furchtlos von der Abbruchkante<br />
über der fast senkrechten Nordwand<br />
– im Gegensatz zu den Wanderern, denen es<br />
beim Tiefblick hinunter zur Ampmoosalm gruselt.<br />
Mit der drahtseil-versicherten Passage über den<br />
Streichkopf und weiter zur Dalfazalm ergibt sich<br />
eine spannende Wanderrunde. –pgk–<br />
Charakter: anspruchsvolle Wanderung;<br />
5½ Std. (3 Std.); 1330 Hm (470 Hm)<br />
Feuerspucker<br />
44 Stromboli (926 m),<br />
Liparische Inseln, Italien<br />
Der Berg explodiert. Und zwar schön regelmäßig<br />
im Viertelstunden-Takt. Der Stromboli ist der<br />
aktivste Vulkan im Süden Italiens. Weil er so oft<br />
Lava speit, dürfen die Wanderer zu seinen Kratern<br />
nur unter fachkundiger Führung aufsteigen, die<br />
man im gleichnamigen Ort an seiner Nordfl anke<br />
buchen kann. Am beeindruckendsten ist das<br />
Jede Viertelstunde speit der Stromboli Lava.<br />
Feuerspektakel natürlich abends. Wer schon mal in der Gegend ist, für den lohnen sich<br />
auch Touren auf den schwefeligen Vulcano und den 3300 Meter hohen Ätna. –dst–<br />
Charakter: leichte Wanderung, 3 Std., 900 Hm<br />
01⁄15 Bergsteiger 31
November<br />
1 | 2 3 4 5 6 7 8 | 9 10 11 12 13 14 15 | 16 17 18 19 20 21 22 | 23 24 25 26 27 28 29 | 30<br />
Spätlese<br />
45 Alp Tschingla (1528 m), Churfirsten<br />
im Kanton St. Gallen, Schweiz<br />
Die 1800 Meter hohe Südfl anke der Churfi rsten<br />
beschützt das, was zu ihren Füßen liegt, wie eine<br />
fürsorgliche Mutter ihr Kind. Wolken, Stürmen<br />
oder verfrühten Wintereinbrüchen zeigt die<br />
Bergkette die kalte Nordschulter. Und so glühen<br />
im milden Spätherbstlicht die Blätter der Weinreben<br />
am Ufer des Walensees in herrlichem Rot,<br />
während die Einheimischen Aprikosen und Kiwis<br />
aus ihren Gärten zu Marmelade verkochen oder<br />
oben in der Sonnenwand ein Nickerchen halten.<br />
Erreichbar ist einer dieser Sehnsuchtsorte über<br />
die Felsstufen oberhalb von Walenstadtberg<br />
auf einem gut angelegten Wanderweg. Er endet<br />
an den sonnenverbrannten Brettern der Alp<br />
Tschingla. Den Winter, der zuvor schon gefährlich<br />
nahe gekommen ist, hat man hier fürs erste<br />
abgehängt.<br />
–dst–<br />
Charakter: Almwanderung in teils ausgesetztem<br />
Gelände, 5 Std., 1000 Hm<br />
Von der Sonne<br />
verwöhnt:<br />
die Churfirsten<br />
Tourenkarte 11<br />
Heftmitte<br />
Kleine ganz groß<br />
47 Wetterfahne (1284 m) und Rudersburg (1434 m),<br />
Chiemgauer Alpen, Deutschland<br />
Tagelang lichtet sich der Nebel nicht. Schon vor Wochen hat der Winter seine erste Kostprobe<br />
geschickt. Die Zeit für große Touren ist vorbei, die Tage sind zu kurz dafür. Aber auf den Höhen,<br />
selbst auf kleineren Gipfeln, gibt es Sonnenschein pur, die Fernsicht ist brillant. Das ist die<br />
rechte Zeit für die unbekannten Gipfel Wetterfahne und Rudersburg über Kössen, direkt vor<br />
der kolossalen Kulisse des Kaisergebirges mit schönen Wanderwegen für Fußgänger und<br />
einem Fahrwegenetz für Mountainbiker.<br />
–sg–<br />
Charakter: einfache Wanderung auf guten Pfaden, 4½ Std, 860 Hm<br />
Noch alle da? Skitourenauftakt am Hoadl<br />
Dabei sein ist alles<br />
46 Hoadl (2340 m), Österreich<br />
Eine Bergsaison braucht Rituale. Das Anklettern<br />
zur Schneeschmelze hat sein natürliches Pendant<br />
im Auffellen beim ersten Schnee – und<br />
auf den nordseitigen Pisten der Axamer Lizum<br />
reicht davon schon ganz wenig. Die Steinski-<br />
Besitzer kommen im Oktober, spätestens im<br />
November aber trifft sich halb Tirol am Hoadl,<br />
dem Austragungsort der Olympischen Spiele von<br />
1976, um gemeinsam die Kanten zu entrosten.<br />
Am Wochenende ist der Parkplatz oft voller als<br />
zur Skisaison. Dabei sein ist alles! –te–<br />
Charakter: einfache Skitour auf noch<br />
unpräparierten Pisten, 2 Std., 800 Hm<br />
Insel der seligen Kletterer<br />
48 Kalymnos, Griechenland<br />
Für Kletterer ist sie die Insel der Glückseligen!<br />
Zusammen mit der Nachbarinsel<br />
Telendos hat sich Kalymnos in den<br />
vergangenen zehn Jahren zu einem der<br />
beliebtesten Klettergebiete weltweit<br />
gemausert – und dies zu Recht! Das<br />
Ambiente: Löcher, wasserzerfressene<br />
Platten, Sintersäulen von teils<br />
gigantischen Ausmaßen, und stets der<br />
Blick übers Meer bis zum Horizont. Das<br />
Herrliches Ambiente, nicht nur zum Klettern<br />
Angebot mit weit über 2000 Routen ist schier grenzenlos und das Wetter perfekt. –ak–<br />
Charakter: Bestens gesicherte Sportkletterrouten an festem, griffi gem Kalk;<br />
Schwierigkeit: 4c bis 9a<br />
32 Bergsteiger 01⁄15
1 2 3 4 5 6 | 7 8 9 10 11 12 13 | 14 15 16 17 18 19 20 | 21 22 23 24 25 26 27 | 28 29 30 31<br />
Dezember<br />
Im Moos nix los<br />
49 Moos-Rundweg (680 m),<br />
Murnauer Moos, Deutschland<br />
Es gibt Ausfl ugsziele im oberbayerischen Alpenvorland,<br />
um die Kenner an schönen Sommerund<br />
Herbsttagen einen weiten Bogen machen.<br />
Das beliebte Murnauer Moos gehört dazu.<br />
Im Dezember teilt man die großartige Aussicht<br />
auf Herzogstand, Heimgarten und weitere<br />
oberbayerische Hausberge mit weitaus weniger<br />
Ausfl üglern. Auftakt dieser wunderschönen<br />
Rundtour, die man am besten an der Bahnhaltestelle<br />
Grafenaschau beginnt, ist das Moor-Juwel<br />
Lange Filze. Nach der Einkehr in der Traditionswirtschaft<br />
Ähndl können Zugfahrer über die<br />
schöne Kottmüllerallee zum Bahnhof Murnau<br />
spazieren. Wer mit dem Auto angereist ist, kehrt<br />
auf ebenfalls sehr schönem Weg zur Haltestelle<br />
Grafenaschau zurück.<br />
–mp–<br />
Charakter: Einfache<br />
Talwanderung, 3½ Std.,<br />
80 Hm<br />
Tourenkarte 12<br />
Heftmitte<br />
Winterzauber<br />
am Staffelsee<br />
Foto: Thomas Ebert, Dagmar Steigenberger, Claude Remy, Wikipedia, Axel Hoffmann/pixelio, Michael Pröttel (v.l.n.r.)<br />
Schön kurz: Skitour aufs Riedberger Horn<br />
Trenkers Liebling<br />
50 Riedberger Horn (1787 m), Allgäu,<br />
Deutschland<br />
Ein wolkenloser Tag kündigt sich an, die Schneeverhältnisse<br />
sind ideal. Eine Tour muss sein. Luis<br />
Trenker soll das Riedberger Horn als »schönsten<br />
Skiberg Deutschlands« bezeichnet haben. Aber<br />
es ist Montag, Arbeit wartet auf dich. Du düst<br />
zum Parkplatz des Skigebiets Grasgehren (1447<br />
m). Sanft ansteigend geht es zum Gipfel. Oben<br />
dann die Frage: Welche Abfahrt? Die Zeit drängt,<br />
also direkt zum Parkplatz. Nach 90 Minuten sitzt<br />
du lächelnd vor dem Computer, denkst an Luis<br />
Trenker und gibst ihm Recht. –nh–<br />
Charakter: schnelle, einfache Skitour,<br />
1½ Std., 330 Hm<br />
Garantiert schneefrei<br />
51 Faro de Anaga (255 m), Teneriffa, Spanien<br />
Wer die Wanderschuhe den Skistiefeln vorzieht, ist zum Jahresende auf Teneriffa sehr gut<br />
aufgehoben. Freilich nimmt man dann den 3718 Meter hohen Teide nicht unbedingt ins Visier.<br />
Garantiert schneefrei sind hingegen die wunderschönen Küstenwanderungen der Kanareninsel,<br />
von denen vor allem die Trecks<br />
im Anaga- und im Teno-Gebirge<br />
besonders zu empfehlen<br />
sind. Besonders schön ist der<br />
Küstentrek zum Leuchtturm<br />
Faro de Anaga. –mp–<br />
Charakter: Traumhafter<br />
Küstenpfad,<br />
4 Std., 400 Hm<br />
Wandern mit Blick auf Teneriffas Küste<br />
Abschluss mit Schuss<br />
52 Tutzinger Hütte (1327 m), Bayerische Voralpen<br />
»Warum nicht mal auf eine Hütte!« Haben Sie September-Silvestler in Ihrem Freundeskreis?<br />
Solche, die beim Erscheinen von Lebkuchen im Supermarktregal mit den Planungen beginnen<br />
(und dann doch wie jedes Jahr »rüberschlafen«)? Bleiben Sie gelassen. Rufen Sie beim Mayr<br />
Hans an, dem Wirt der Tutzinger Hütte unter der Benediktenwand. Oder einem anderen AV-<br />
Wirt, denn viele haben über den Jahreswechsel geöffnet. Beim Hans sind sogar ein paar<br />
Raketen erlaubt. Wenn die Schneedecke geschlossen ist.<br />
–te–<br />
Charakter: Winterwanderung auf gespurten Wegen, 3 Std., 700 Hm ◀<br />
01⁄15 Bergsteiger 33
AUF TOUR<br />
Großer Trend: Nachtskitouren<br />
Feierabend auf<br />
Die Tage im Winter sind zu kurz. Schon Stunden vor<br />
Feierabend sind die Fensterscheiben schwarz. Bleibt für<br />
Skitouren nur das Wochenende? Von wegen – überall<br />
in den Alpen boomt die Nachtskitour. Hütten öffnen ihre<br />
Stuben, Raupenfahrer machen Pause. Über den Feierabend<br />
auf Fellen Von Janek Schmidt<br />
34 Bergsteiger 01⁄15
Fellen<br />
Fotos: Dynafi t / Michael Meisl, Janek Schmidt<br />
Die Dunkelheit ist über den Gipfel<br />
gekrochen, die Piste liegt<br />
leer in der Kälte der Nacht. Das<br />
Kassenhäuschen hat längst geschlossen<br />
an diesem Winterabend,<br />
und dennoch fahren immer mehr<br />
Menschen auf den Parkplatz der Reuttener<br />
Seilbahnen. Vom unwirtlichen Wind lassen<br />
sie sich nicht aufhalten. Stattdessen<br />
schnallen sie ihre Tourenski an, setzen<br />
sich Stirnlampen auf und ziehen los in die<br />
Finsternis der Berge.<br />
Auf der hart gefrorenen Piste sind sie zwar<br />
weit entfernt von den Pulverschnee-Abfahrten<br />
im Sonnenlicht, von denen Skifahrer<br />
sonst träumen. Dennoch gibt es<br />
kaum einen Bergsport, der so boomt wie<br />
das Skitourengehen bei Nacht – und<br />
kaum einen Ort, der so gut geeignet ist,<br />
diesen Trend zu ergründen, wie den Reuttener<br />
Hahnenkamm, wo ein Pionier der<br />
Nachtskitour lebt.<br />
»Michi, bist du das?«<br />
Um ihn zu finden, muss man sich selbst<br />
einreihen in die Spur der Skibergsteiger<br />
und die Piste in Richtung Hahnenkamm<br />
hochgehen. Dort oben ist die Heimat von<br />
Markus Misslinger. Als Kind erkundete er<br />
die Hänge über der Ortschaft Höfen, inzwischen<br />
betreibt er dort die Singer Hütte,<br />
die sein Großvater nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg erbaut hat.<br />
Der Weg zu Misslinger ist mühsam. Auf<br />
der Info-Plattform www.pistentour.com<br />
ist der Anstieg mit »schwer« bewertet –<br />
schon bald zeigt sich warum. An mehreren<br />
Passagen wird die Piste steiler als 30<br />
Grad, und der eisige Untergrund ist nur<br />
mit dünnem Kunstschnee bedeckt, der so<br />
grobkörnig ist, dass er den Tourenski wenig<br />
Halt bietet. Zudem reicht das Licht der<br />
Stirnlampen bei dem dichten Schneefall<br />
kaum aus, um zu erkennen, wo eine etwas<br />
flachere Aufstiegsroute auf der Piste verläuft.<br />
Mit diesen Problemen kämpfen auch<br />
einige Tourengeher, manche verlieren<br />
Markus Misslinger<br />
bewirtet die Singer<br />
Hütte in der dritten<br />
Generation – Skitouren<br />
gingen und<br />
gehen sie alle.<br />
01⁄15 Bergsteiger 35
Blaue Stunde:<br />
Ein Reiz der Nachtskitouren<br />
sind ihre<br />
ungewöhnlichen<br />
Lichtstimmungen.<br />
Für die Raupenfahrer<br />
bedeutet<br />
das zwar eine noch<br />
längere Nachtschicht.<br />
Aber insgesamt<br />
hat sich<br />
die Situation<br />
stark verbessert.<br />
den Halt und rutschen ein paar Meter den<br />
Hang herunter.<br />
Thomas Ginther kommt bestens voran.<br />
Der 48-Jährige aus dem nahen Vorderhornbach<br />
kennt jeden Buckel dieser Abfahrt.<br />
Er arbeitet als Metaller in Reutte und geht<br />
zweimal pro Woche nach Feierabend auf<br />
Tour: dienstags auf den Hahnenkamm,<br />
freitags auf das Füssener Jöchle. »Im freien<br />
Gelände bin ich nie auf Skitour, dafür<br />
habe ich gar nicht die Ausrüstung oder das<br />
Fachwissen über Lawinen.« Umso lieber<br />
geht Ginther präparierte Skipisten hoch,<br />
denn da gebe es praktisch keine Lawinengefahr<br />
und die Route sei klar vorgegeben.<br />
So findet er Ausgleich nach der Arbeit<br />
und ein gutes Training für den Engadiner<br />
Langlauf-Marathon, an dem er kommenden<br />
März wieder teilnehmen will. »Oben<br />
im Restaurant treffe ich dann Kollegen<br />
und wir fahren zusammen wieder runter.«<br />
Die ersten Tourengeher, die in diesen<br />
frühen Abendstunden die Piste herunterfahren,<br />
sind nur als eine Gruppe tanzender<br />
Stirnlampen zu erkennen. Trotz der<br />
surrenden Schneekanonen hört man, wie<br />
die Stahlkanten bei jedem Schwung den<br />
harten Schnee durchschneiden. Plötzlich<br />
nähert sich eines dieser wedelnden<br />
Lichter immer mehr, kommt bedrohlich<br />
schnell auf einen zu und bleibt dann mit<br />
einer Vollbremsung stehen. »Michi, bist du<br />
Alles im Fluss:<br />
Wie heiße Lava<br />
ergießt sich der<br />
nächtliche Strom<br />
der Tourengeher<br />
den Berg hinauf.<br />
das?«, fragt eine Stimme aus Richtung der<br />
blendenden Lampe laut, um die Schneekanonen<br />
zu übertönen. »Ach so, nicht der<br />
Michi! Sorry, das sieht man hier ja nicht«,<br />
ruft die Stimme wieder und braust weiter.<br />
In der Dunkelheit zeichnet sich nun die<br />
Cilli-Hütte auf knapp 1600 Metern ab.<br />
Einige müde Nachtsportler schnallen ihre<br />
Ski hier schon ab, um sich zu stärken.<br />
Doch Marathon-Mann Ginther geht weiter<br />
und steht einige Minuten später an der<br />
36 Bergsteiger 01⁄15
Fotos: Dynafi t / Klaus Kranebitter (2), Markus Misslinger<br />
Singer Hütte. Dort ist die Stube voll von<br />
Menschen in Funktionskleidung, und die<br />
Holzski und Seehundfelle an der Wand<br />
zeugen von der langen Tradition des Tourengehens.<br />
»Die Felle hat mein Großvater<br />
noch benutzt«, erzählt Misslinger. Als die<br />
Hütte 1949 erbaut wurde, gab es noch keine<br />
Seilbahn in dem Gebiet, und so zogen<br />
ganze Kolonnen von Skifahrern am Waldrand<br />
den Berg nach oben, wie Fotos an der<br />
Hüttenwand zeigen – und wie es 60 Jahre<br />
später mit dem Tourenski-Boom wieder<br />
der Fall ist.<br />
Doppelte Nachtschicht<br />
Mit solchen Kindheitserfahrungen hat<br />
Misslinger Verständnis für Sportler, die<br />
auch nach der Arbeit auf den Berg wollen.<br />
Als sich manche Hüttenwirte noch<br />
über die vereinzelten abendlichen Tourengeher<br />
wunderten, versuchte Misslinger,<br />
nachdem er die Hütte vor knapp 20<br />
Jahren von seinen Eltern übernommen<br />
hatte, den Nachsportlern zu helfen. »Als<br />
abends immer mehr kamen, habe ich angefangen,<br />
die Fahrer der drei Pistenraupen<br />
anzurufen, um zu fragen, wo sie gerade<br />
unterwegs waren. Damit die Tourengeher<br />
wissen, wann sie nachts ungefährdet abfahren<br />
können.«<br />
So wuchs der abendliche Andrang auf der<br />
Singer Hütte weiter. »Irgendwann fanden<br />
die Leute von der Bergbahn das zu voll<br />
und zu riskant«, erzählt Misslinger. Vor<br />
allem die kaum sichtbaren Stahlseile, an<br />
denen die Pistenraupen über Winden die<br />
steileren Hänge hochgezogen werden,<br />
sind nachts eine Gefahr. »Also haben wir<br />
vor neun Jahren mit der Bergbahn ausgemacht,<br />
dass die Pistenraupen an einem<br />
Abend erst um zehn Uhr nachts die Abfahrt<br />
hier planieren«, sagt Misslinger. Die<br />
Wahl fiel auf den Dienstag – der damit<br />
INFO<br />
Auch nachts<br />
gelten Regeln<br />
Eine Nachtskitour im Vollmond- und Stirnlampenlicht<br />
ist für viele Aktive auch ein Freiheitsgefühl<br />
– sie können ihre Bergzeit selbst<br />
bestimmen, die Pisten sind leer, kritische<br />
Situationen mit Alpinskifahrern treten gar<br />
nicht erst auf. Ganz frei von Regeln ist das<br />
nächtliche Treiben jedoch nicht: Tourengeher<br />
sollten sich unbedingt an die ausgeschriebenen<br />
Tourenabende halten und an<br />
anderen Tagen auf andere Ziele ausweichen.<br />
Nicht nur, weil Kollisionen mit Pistenraupen<br />
oder dem Seil, an dem diese sich den<br />
Hang hinaufarbeiten, bisher selten glimpfl ich<br />
ausgingen. Wer zu Sperrzeiten Touren geht,<br />
gefährdet auch die bisher erreichten Regelungen<br />
und geschlossenen Kompromisse<br />
mit Bergbahnen und Pistenbetreibern.<br />
Nicht überall sind Nachtskitouren auf Pisten<br />
erlaubt – das Skigebiet Brauneck etwa<br />
sperrte der Lenggrieser Gemeinderat für<br />
diesen Winter pauschal von 18 bis 8 Uhr.<br />
Andernorts bestehen Einigungen für bestimmte<br />
Tage, an denen die Raupenfahrer<br />
erst tief in der Nacht anrücken. Daher<br />
sollten sich Tourengeher vorab im Internet<br />
informieren (www.pistentour.com,<br />
www.nachtskitouren.de) und vor Ort angebrachte<br />
Hinweise und Regelungen akzeptieren.<br />
der erste offizielle Pisten-Tourenabend der<br />
Region wurde.<br />
Für die Raupenfahrer bedeute das zwar eine<br />
noch längere Nachtschicht bis vier oder<br />
fünf Uhr in der Früh, räumt Betriebsleiter<br />
Norbert Müller ein. »Aber insgesamt hat<br />
sich die Situation mit dem Pistenabend<br />
stark verbessert«, sagt er. Da sich die Hüttenwirte<br />
mit den Seilbahnbetreibern abgestimmt<br />
haben, und jeden Abend ein anderes<br />
Skigebiet länger für Tourengeher<br />
Nachtskitouren<br />
sind nicht nur<br />
Sport – hier trifft<br />
man Menschen<br />
auf der gleichen<br />
Wellenlänge.<br />
Der Tourenspezialist<br />
in München<br />
www.sport-bittl.com<br />
K2 TalkBack 13/14 (Auslauf)<br />
Längen: 153, 160, 167 cm<br />
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+ FRITSCHI Eagle 12<br />
inkl. Stopper<br />
Artikel-Nr: 73800007<br />
864,95*<br />
488.-<br />
K2 WayBack 13/14 (Auslauf)<br />
Längen: 160, 167, 174, 181 cm<br />
Artikel-Nr: 70160301<br />
+ DYNAFIT Radical ST 92mm<br />
Artikel-Nr: 73885017<br />
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Georg-Reismüller-Str. 5, 80999 München-Allach
TOUREN<br />
Fünf Tipps für Nachtaktive<br />
Immer mehr Hütten veranstalten<br />
spezielle Abende für Tourengeher.<br />
Wir zeigen fünf Tipps für<br />
bayerische Nachtschwärmer.<br />
1 Drehmöser 9 (1310 m)<br />
▶ leicht 1½ Std.<br />
600 Hm Di., Do.<br />
Talort: Garmisch-Partenkirchen (707 m)<br />
Charakter: Legendärer Tourenabend im<br />
Garmischer Classic-Skigebiet. Ausschankschluss<br />
ist um 21.30 Uhr.<br />
Route: Vom Hausbergparkplatz über die<br />
untere Hornabfahrt auf die Skiroute Toni-<br />
Hütte (Nr. 3). Kurz vor der Talstation des<br />
Tröglliftes geht es links in Richtung Drehmöser<br />
9. Durch den Tourengehertunnel<br />
kann man auch weiter bis zum Kreuzeck.<br />
2 Kolbensattelhütte (1270 m)<br />
▶ leicht 1 Std.<br />
400 Hm Di., Do.<br />
Talort: Oberammergau (850 m)<br />
Charakter: Schöner und bestens beschilderter<br />
Aufstieg auf der alpenweit ersten<br />
Tourengeherroute mit Tunnel. Die Hütte hat<br />
bis 23 Uhr geöffnet.<br />
Route: Von der Talstation Kolbensesselbahn<br />
parallel zur Skipiste zur Kolbensattelhütte.<br />
Mit LVS-Ausrüstung alternativ noch<br />
weiter über den Stockhang bis zum Zahn<br />
(1615 m). Abfahrt wie Aufstieg.<br />
3 Blomberghaus (1203 m)<br />
▶ mittel 1½ Std.<br />
520 Hm dienstags<br />
Talort: Bad Tölz (705 m)<br />
Charakter: Verkehrsgünstige Nachtskitour<br />
auf guter, kurz steiler Piste; mit Nachtrodel-Option.<br />
Bewirtung bis 21.30 Uhr.<br />
Route: Vom Parkplatz der Blombergbahnen<br />
am linken Pistenrand in den Wald hinein.<br />
Der teils steilen Schneise bis zu einer<br />
freien Alm folgen. Links vom Gipfel in den<br />
Wald und fl ach zum Blomberghaus.<br />
4 Taubensteinhaus (1567 m)<br />
▶ mittel 1½ Std.<br />
500 Hm Mo., Di., Mi.<br />
Talort: Spitzingsee (1084 m)<br />
Charakter: Schöne Skitour am ruhigen<br />
Spitzingsee, bei unpräparierter Piste Lawinengefahr<br />
beachten. Geöffnet bis 22 Uhr.<br />
Route: Von der Taubensteinbahn am<br />
Spitzingsee folgt man der Skipiste<br />
stets rechtshaltend bis zu einem Sattel<br />
(1601 m) und leicht bergab zum<br />
Taubensteinhaus. Abfahrt wie Aufstieg.<br />
5 Grüntenhütte (1477 m)<br />
▶ mittel 1 Std.<br />
500 Hm mittwochs<br />
Talort: Rettenberg bei Sonthofen (806 m)<br />
Charakter: Beliebte Afterwork-Skitour zum<br />
Sonthofener Hausberg auf aufgelassener<br />
und daher unpräparierter Piste. Die Hütte<br />
hat mittwochs bis 22 Uhr geöffnet.<br />
Route: Vom Parkplatz der mittlerweile<br />
geschlossenen Kammeregg-Skilifte auf<br />
der ehemaligen Skipiste recht steil zur<br />
Mittelstation. Von hier fl acher zum oberen<br />
Schlepplift und nach links zur Grüntenhütte<br />
queren. Abfahrt wie Aufstieg.<br />
Die meisten Hütten öffnen bis 22 Uhr.<br />
Dann ist die Stube voll mit Tourengehern.<br />
geöffnet ist, verirren sich an den restlichen<br />
Abenden kaum mehr Tourengeher auf die<br />
Reuttener Piste. Zur Verständigung tragen<br />
auch die Sparschweine bei, die einige Hüttenwirte<br />
in ihren Stuben für die Raupenfahrer<br />
aufgestellt haben.<br />
Von 8 auf 56<br />
Da dieses Nachtsystem gut funktioniert,<br />
und zunehmend Tourengeher abends auf<br />
die Pisten drängen, beteiligen sich auch<br />
immer mehr Hütten an dem Programm.<br />
So erinnert sich Martin Osterried, der<br />
Gründer der Internetseite pistentour.com,<br />
wie ihm 2008 noch ein kleiner Flyer als<br />
Übersicht für acht Nachtskitourenhütten<br />
ausreichte. Inzwischen stehen auf seiner<br />
Webseite 56 Hütten, die an mindestens einem<br />
Abend länger für Tourengeher geöffnet<br />
haben. Zugleich verdoppelten sich die<br />
Aufrufe seiner Webseite fast jährlich und<br />
erreichten im vergangenen Winter mehr<br />
als 140 000. »Auch die Gäste am Tourenabend<br />
haben sich geändert«, konstatiert<br />
Hüttenwirt Misslinger. Viele, die abends<br />
kommen, seien keine langjährigen Tourenfans,<br />
die sonst im Gelände unterwegs<br />
sind. »Das sind reine Pistengeher, die können<br />
ja oft nicht einmal eine Spitzkehre«,<br />
sagt er, »aber das ist auch gut so, weil so hat<br />
jeder seinen Platz.«<br />
◀<br />
Foto: Nachtspektakel<br />
38 Bergsteiger 01⁄15
DYNAMIC PERFORMANCE<br />
WATERPROOF BREATHABLE WINDPROOF<br />
SYMPATEX.COM
AUF TOUR<br />
Skitourenparadies Kaisergebirge<br />
Des Kaisers<br />
göttliche Radien<br />
Manchmal ist das Leben eben doch ein Wunschkonzert.<br />
Das Kaisergebirge bietet für Skitourengeher eine lange<br />
Liste an traumhaften Touren, die man wunderbar über<br />
die ganze Wintersaison streuen kann. Als Krönung<br />
darf natürlich das »Schönwetterfensterl« nicht fehlen.<br />
Von Andrea (Text) und Andreas Strauß (Fotos)<br />
40 Bergsteiger 01⁄15
Kaiserwetter:<br />
»Herrenstein«-Panorama<br />
mit Leoganger Steinbergen,<br />
Kitzbüheler<br />
Horn und Hohe Tauern<br />
Carver für den Kübel<br />
Dann stapfen sie los, Dampfwolken vor<br />
dem Gesicht. Noch auf der ersten flachen<br />
Wiesenrampe wird Bertl sagen: »Kannst<br />
ruhig zugehen. Bist eh schneller.« Nichts<br />
entspannt bei der ersten Tour im Winter<br />
so sehr wie dieser Satz. Natürlich bleiben<br />
sie zusammen, gehen denselben Schritt.<br />
An der Großpointneralm halten sie kurz,<br />
ziehen eine Kleiderschicht aus. Bevor sie<br />
die Rucksäcke wieder schultern, wird Bertl<br />
nochmals sagen: »Geh ruhig zu.« Wie jedes<br />
Jahr. Dann ziehen sie mit langen Schritten<br />
den ersten Steilhang hinauf, ver-<br />
Anfang April wird sich Toni auch<br />
heuer wieder die Ski seiner Tochter<br />
ausleihen. Mit 1,60 Meter sind<br />
sie kurz genug, um in seiner<br />
Lieblings-Steilrinne von oben<br />
weg zu schwingen. In Tonis Skisaison gibt<br />
es neben vielen Variablen einige wenige<br />
Fixpunkte – und fast alle führen ihn in<br />
den Kaiser. Ein paar Tage vor Weihnachten<br />
ruft Bertl an: »Morgen? Ins Winkelkar? Hast<br />
Zeit?« Warum er ausgerechnet das schattigste,<br />
kälteste Kaiserkar in der schattigsten<br />
Periode des Jahres geht, ist ihm selbst nicht<br />
klar. Vielleicht als Härtetraining: Wer in<br />
Sibirien war, findet auch Finnland nicht<br />
mehr so kalt. Vielleicht auch, weil hier unter<br />
der Pyramidenspitze im Dezember der<br />
beste Pulverschnee zu finden ist. Windgeschützt<br />
und sonnenabgewandt, von hohen<br />
Felsen eingerahmt und – außer von Toni<br />
und seinen Freunden – selten befahren.<br />
Natürlich aber auch, weil es schon Tradition<br />
ist, vor Weihnachten mit Bertl zusammen<br />
nach Durchholzen in den Zahmen Kaiser zu<br />
fahren, das eisige Sträßchen zum Parkplatz<br />
hinaufzukurven, dann die Felle aufzuziehen<br />
und schelmisch in die Runde zu fragen:<br />
»Hamma alles? Beide Skischuhe?«<br />
01⁄15 Bergsteiger 41
Südseitiger Aufstieg: durchs Kübelkar zum Ellmauer Tor<br />
»Kuhle« Sitze<br />
Nach gut zwei Stunden sitzt er im Ellmauer<br />
Tor. Die Dohlen dort kennen ihn<br />
schon, fressen ihm fast aus der Hand.<br />
Auch ein Ratsch mit einem der anderen<br />
Tourengeher(innen) geht fast immer. Die<br />
Atmosphäre hier heroben ist entspannt,<br />
der Horizont weit. Man sitzt bequem in<br />
einer der Schneekuhlen, die man selbst<br />
oder ein Vorgänger ausgeschaufelt hat und<br />
lehnt sich am rauhen Fels an. Wenn nicht<br />
der Eiswind über den Sattel pfeift, kann<br />
man es hier ewig aushalten.<br />
Einen Dohlenflügelschlag zur Rechten befindet<br />
sich die Rote-Rinn-Scharte, einen zur<br />
Linken liegt der Herrenstein. Für das Kaisergebirge<br />
eine ungewöhnliche Skitour, führt<br />
sie nicht durch ein steiles Kar oder eine wilde<br />
Rinne, sondern einfach über einen schönen,<br />
sonnigen Südhang. Fünf Euro kostet<br />
Toni die Tour auf den Herrenstein. Zahlbar<br />
ins Familiensparschwein. Dort wirft jeder<br />
ein, der sich mit dummen Sprüchen, Zuspätkommen<br />
oder ähnlichem etwas hat zu<br />
Schulden kommen lassen. Fünf Euro für<br />
seine Bemerkung »ausnahmsweise« auf den<br />
Wunsch von Frau und Tochter die gemütliche<br />
Firntour zum Herrenstein mitzugehen.<br />
Ende März. Tonis Terminplan für Kaisertouren<br />
wird jetzt immer voller. Allein in die<br />
Griesenau »muss« er mindestens zwei Mal.<br />
An einem Schönwettersonntag steht die Familientour<br />
auf die Fritz-Pflaum-Hütte auf<br />
dem Programm. Auch um Bertls Fahrzeug<br />
wuselt am Parkplatz eine Großfamilie.<br />
schnaufen ein wenig in der Querung zur<br />
Winkelalm und nehmen den letzten langen<br />
Hang in Angriff, der hinaufleitet bis<br />
unter den Felsansatz der Pyramidenspitze.<br />
Später im Jahr könnte man den versicherten<br />
Steig bis zum Gipfel hinaufwühlen.<br />
Aber eine Skitour ist das keine mehr, eher<br />
ein alpines Unternehmen. Nichts für Toni<br />
und Bertl. Die machen sich am Umkehrpunkt<br />
über die ersten Vanillekipferl von<br />
Bertls Frau her, dann geht es im kniehohen<br />
Pulverschnee hinab.<br />
Wenn die letzten Vanillekipferl aufgegessen<br />
sind, meist Mitte Januar, ist es an der<br />
Zeit, ins Ellmauer Tor zu gehen. Anders als<br />
das Winkelkar ist das Ellmauer Tor schon<br />
aus dem Tal gut einzusehen. Sobald das erste<br />
Zickzack einer Aufstiegsspur im Kübelkar<br />
zu entdecken ist, hält auch Toni nichts<br />
mehr. Für den breiten Kübel sind Tonis<br />
eigene Carver genau richtig. Beim Bau der<br />
Rinnen und Hänge hat der Herrgott am Radius<br />
seiner Ski Maß genommen. Sagt Toni.<br />
Bertl sagt: »Kannst<br />
ruhig zugehen.<br />
Bist eh schneller.«<br />
Nichts entspannt<br />
bei der ersten Tour<br />
im Winter so sehr<br />
wie dieser Satz.<br />
KOMPAKT<br />
Auf Skitour im<br />
Kaisergebirge<br />
Talorte: Kufstein: www.kufstein.at,<br />
Tel. 00 43/(0)53 72/6 22 07; Ellmau:<br />
www.ellmau.at, Tel. 00 43/(0)53 58/23 01;<br />
Going: www.going.at, Tel. 00 43/(0)53 58/<br />
24 38; Scheffau: www.scheffau.at,<br />
Tel. 00 43/(0)53 58/8 10 90<br />
Anfahrt: Von Norden über die Inntalautobahn<br />
bis Kufstein oder von Südwesten<br />
bis Wörgl. Oder Anfahrt über Kössen oder<br />
St. Johann, je nachdem ob man auf die<br />
Kaisersüdseite oder die -nordseite möchte.<br />
Beste Jahreszeit: Einige Touren sind<br />
im Hochwinter bereits möglich, besonders<br />
zu empfehlen sind die Monate März bis Mai.<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000,<br />
Nr. 8 »Kaisergebirge«<br />
Literatur: Sepp Brandl »Skitouren Berchtesgadener<br />
und Chiemgauer Alpen mit<br />
Kaisergebirge und Steinberge«, Bergverlag<br />
Rother, München 2012; Markus Stadler<br />
»Skitourenführer Bayerische Alpen« (das<br />
Kaisergebirge ist aber dennoch enthalten!),<br />
Panico Verlag, Köngen 2012<br />
Von wegen zahm<br />
Zweieinhalb Stunden wird der Anstieg zur<br />
Fritz-Pflaum dauern. Obwohl es ein paar<br />
Steilstufen gibt, werden im weichen Vormittagsfirn<br />
alle problemlos dort oben ankommen.<br />
Wer mag, kann noch in eine von<br />
vier Scharten steigen. Zu erwarten ist das<br />
aber an diesem Tag nicht. Die Frauen haben<br />
Ripperl und frisches Bauernbrot dabei,<br />
Toni hat ein paar Flaschen Bier in seinen<br />
Rucksack geschmuggelt und seine Schwiegermama<br />
würde nie ohne Schmalzgebäck<br />
auf Skitour mitkommen. Eine sportlich ambitionierte<br />
Powertour wird der Ausflug zur<br />
Fritz-Pflaum nicht werden.<br />
»Mitte der Woche kommt Nachschub«, verspricht<br />
Bertl während der Brotzeit an der<br />
Fritz-Pflaum-Hütte. Damit meint er nicht<br />
das saftige Ripperl auf seinem Brot, sondern<br />
frischen Pulverschnee. Genüsslich<br />
schauen sie hinüber ins Schönwetterfensterl.<br />
Etliche Tourengeher steigen in das enge<br />
Kar auf. Am Sonntagmittag ist fast jeder<br />
Meter zerfahren, aber in ein paar Tagen,<br />
nach dem nächsten Schneefall …<br />
Steil und steiler wird es. Die Felswände<br />
wachsen zur Rechten und zur Linken in<br />
den Himmel. Seit Toni sich erinnern kann,<br />
gehört das Schönwetterfensterl zu seinen<br />
Lieblingstouren. Ein Spiel aus Licht und<br />
Schatten, aus glitzerndem Pulverschnee<br />
und düsteren Felszacken. Das Beste ist der<br />
Ausstieg durch den Felsspalt in die Scharte:<br />
sonnenverwöhnt, Blick nach Süden auf die<br />
Tauern – und das Gefühl, oben zu sein.<br />
Wirklich »oben« würde zwar heißen, auf<br />
die Westliche Hochgrubachspitze zu klettern,<br />
aber das gibt er sich nur alle paar Jahre,<br />
wenn die Verhältnisse wirklich gut sind<br />
und er sich wieder einmal beweisen<br />
42 Bergsteiger 01⁄15
Zauberwelt im Zahmen<br />
Kaiser: auf Skitour an<br />
der Naunspitze<br />
Wandspektakel im<br />
Wilden Kaiser: Aufstieg<br />
Rote-Rinn-Scharte<br />
01⁄15 Bergsteiger 43
Fordernd: Die Abfahrt vom Egersgrinn bleibt versierten Skifahrern vorbehalten.<br />
muss, dass er noch längst nicht zum alten<br />
Eisen gehört. Heute steigt er stattdessen in<br />
die kurzen Ski seiner Tochter und taucht<br />
ein in flockigen Pulver.<br />
Saisonabschluss. Eine letzte Tour, bevor die<br />
Ski auf den Dachboden kommen. Obwohl<br />
noch andere Touren auf Tonis Wunschliste<br />
stehen – der Kaiser muss es sein. Unweit<br />
seines Saisonstarts beginnt der Anstieg ins<br />
Egersgrinn. Dass dieses Kar im »Zahmen«<br />
Kaiser liegt, leuchtet nicht ein. Gute 45° hat<br />
die steilste Stelle in diesem Kaiserklassiker,<br />
jedes Jahr holen sich ein paar Tourengeher<br />
eine blutige Nase. In Tonis Rucksack klappert<br />
ein Paar Steigeisen. Zur Sicherheit. In<br />
ein paar Monaten wird ihn sein Freund<br />
Bertl anrufen und fragen: »Morgen? Ins<br />
Winkelkar? Hast Zeit?«<br />
◀<br />
TOUREN<br />
Die schönsten Skitouren im Kaiser<br />
Pulver oder Firn: Wir haben sechs Routen ausgesucht, die Suchtcharakter haben –<br />
vom lockeren Anstieg durch ein südseitiges Kar bis hin zum rassigen Schartenziel<br />
1 Winkelkar (ca. 1800 m)<br />
3 Herrenstein (1820 m)<br />
4 Fritz-Pflaum-Hütte (1866 m)<br />
5 Schönwetterfensterl (2195 m)<br />
▶ mittel 2½ Std.<br />
900 Hm 900 Hm<br />
▶ mittel 3 Std.<br />
1000 Hm 1000 Hm<br />
▶ mittel 2½ Std.<br />
900 Hm 900 Hm<br />
▶ schwierig 3 Std.<br />
1200 Hm 1200 Hm<br />
Charakter: Ruhige Skitour im Zahmen<br />
Kaiser ins schattige Winkelkar<br />
unter der Pyramidenspitze<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz südöstlich<br />
von Durchholzen (ca. 720 m)<br />
Einkehr: keine<br />
Route: Vom Parkplatz anfangs fl ach,<br />
dann steiler zur Winkelalm und im<br />
großen Winkelkar in wechselnder<br />
Steilheit bis zum Beginn des Felsansatzes<br />
der Pyramidenspitze.<br />
2 Ellmauer Tor (2006 m)<br />
Charakter: Schöne Firntour auf<br />
der Kaisersüdseite, allerdings ohne<br />
Gipfelbesteigung<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Wieser<br />
nördlich von Going (850 m)<br />
Einkehr: keine<br />
Route: Vom Parkplatz am Tannbichlbach<br />
entlang und rechts haltend<br />
bis ins freie Gelände zu den Hängen<br />
unter der Regalmspitze. Über den<br />
großen Südhang bis zum Beginn der<br />
Felsen am Herrenstein (ca. 1820 m).<br />
Charakter: Beliebter Frühjahrsklassiker<br />
von der Griesner Alm<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Griesner<br />
Alm (988 m, Mautstraße ab April<br />
bzw. vorher Taxidienst durch den Wirt<br />
der Griesner Alm)<br />
Einkehr: Griesner Alm (988 m), ganzjährig,<br />
Tel. 00 43/(0)53 52/6 44 43<br />
Route: Von der Griesner Alm auf dem<br />
Sommerweg der Fritz-Pfl aum-Hütte<br />
ins Griesener Kar. Um den Kleinkaiser<br />
östlich herum zur Hütte.<br />
Charakter: Wildes Schartenziel für<br />
sichere Verhältnisse<br />
Ausgangspunkt: Griesner Alm<br />
Einkehr: Griesner Alm (siehe li.)<br />
Route: Wie bei 4 zur Fritz-Pfl aum und<br />
von hier kurz hinab ins eigentliche<br />
Griesener Kar, von hier in die offensichtliche,<br />
enge Rinne direkt südlich<br />
der Hütte. Aufstieg meist zu Fuß.<br />
Zuletzt schmaler Felsdurchschlupf.<br />
6 Pyramidenspitze (1997 m)<br />
übers Egersgrinn<br />
▶ mittel 2½ Std.<br />
900 Hm 900 Hm<br />
▶ schwierig 3 Std.<br />
1050 Hm 1050 Hm<br />
Charakter: Beliebtes südseitiges<br />
Kar im Wilden Kaiser mit der Option,<br />
auf die Hintere Goinger Halt zu steigen<br />
Ausgangspunkt: Wochenbrunner Alm,<br />
1087 m, nördlich von Ellmau<br />
Einkehr: Wochenbrunner Alm (1087 m),<br />
ganzjährig, Tel. 00 43/(0)53 58/<br />
21 80, www.wochenbrunn.com<br />
Route: Von der Wochenbrunner Alm<br />
auf dem Sommerweg zur Gaudeamushütte<br />
und ins große Kübelkar.<br />
Über einige Steilstufen in die breite<br />
Scharte des Ellmauer Tors. (Für die<br />
Hintere Goinger Halt, 2192 m, in<br />
¾ Std. zuletzt zu Fuß über Schrofen<br />
nach NNO hinauf.)<br />
Charakter: Rassige, nordseitige Tour<br />
im Zahmen Kaiser mit 2 Felsriegeln<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz oberhalb<br />
des Hofes Kölnberg bei Ebbs<br />
Einkehr: Alpengasthof Kölnberg<br />
(880 m), privat, im Winter Montag<br />
Ruhetag, Tel. 00 43/(0)53 73/4 32 77<br />
Route: Vom Parkplatz auf einer Forststraße<br />
bis unter das Kar. Durch den<br />
Wald zum ersten Felsriegel, diesen zu<br />
Fuß links umgehen und in wechselnder<br />
Steilheit das Egersgrinn hinauf.<br />
Vor der Scharte folgt der zweite Felsriegel<br />
(steil, evtl. Steigeisen nötig).<br />
Von der Scharte links über welliges<br />
Gelände auf die Pyramidenspitze.<br />
44 Bergsteiger 01⁄15
KOLUMNE<br />
Blick aus dem<br />
Zimmerfenster<br />
im Lager 3<br />
am Nanga Parbat<br />
DAVIDS DEPESCHEN (11)<br />
Geschichten aus dem Basislager<br />
Mobile Immobilie<br />
Es muss keineswegs<br />
immer eine Doppelhaushälfte<br />
mit Gartenteich<br />
und Webergrill auf der<br />
Terrasse sein: Manchmal<br />
reichen als Zuhause auch<br />
ein paar Quadratmeter<br />
und ein bisschen Stoff.<br />
Von David Göttler<br />
Worauf freust du dich am meisten?«, fragt<br />
mich meine Mama, als wir in München vor<br />
dem Geländewagen stehen. Gleich werden<br />
wir auf eine Abenteuerreise in die Sahara<br />
auf brechen, nach Algerien. Ich bin etwa<br />
elf Jahre alt, und ich weiß nicht wirklich,<br />
was das heißen soll: auf brechen zu einem<br />
– in meinen Vorstellungen – monotonen<br />
und sehr heißen XXL-Sandkasten. Meine<br />
Antwort lautet: »Ich freue mich am meisten<br />
auf daheim!«<br />
Mein Lebensstil hat sich mittlerweile ein<br />
wenig geändert. Ich bin mehr unterwegs<br />
als jemals zuvor und ganz sicher – so<br />
hoffe ich doch – in vielerlei Hinsicht etwas<br />
anders unterwegs als mit elf Jahren.<br />
Und trotzdem brauche ich ein »Daheim«,<br />
ein »Zuhause«. Ich denke, dass nur ganz<br />
wenige Menschen ohne ein solches auskommen.<br />
Fast jeder schafft sich ein Zuhause<br />
auf seine ganz eigene Art. Es muss<br />
keineswegs immer eine Doppelhaushälfte<br />
mit Gartenteich und Webergrill auf der<br />
Terrasse sein. Und auch ich habe mein Zuhause<br />
gefunden.<br />
Es ist mein Zelt.<br />
Wo immer es steht, dieses Haus aus Stoff<br />
und Stangen und Reißverschlüssen: Ich<br />
kann hineinschlüpfen und fühle mich<br />
»daheim«. Klar, es ist ein anderes Daheimgefühl<br />
als in meiner Wohnung. Aber es ist<br />
ein gutes Gefühl.<br />
Mittlerweile ist eine richtige Routine entstanden.<br />
Im Basislager zum Beispiel, wo<br />
sich Bergsteiger in Dauercamper verwandeln,<br />
verfeinere ich das Zelt und dessen<br />
Umfeld im Stile eines Häuslebauers. Ich<br />
schaffe Treppen und Terrassen aus Steinplatten,<br />
hänge Bilder mit Hilfe von Klebeband<br />
auf, installiere Licht und richte meine<br />
Taschen wie Schränke rings um meine<br />
Schlafmatte her. Ich genieße den riesigen<br />
Platz, den ich hier im Vergleich zu den<br />
Hochlagerzelten habe.<br />
Tiefschlaf im Sitzen<br />
In den Hochlagern bedeutet mir das Zelt<br />
dagegen vor allem eines: nicht mehr schuften<br />
zu müssen. Denn der Berg bedeutet Arbeit,<br />
sei es das Spuren, das Schleppen des<br />
schweren Rucksacks oder das Atmen in der<br />
dünnen Luft (oft auch alles zusammen).<br />
Im Zelt, das weiß ich, kann ich mich ausruhen.<br />
Wir schmelzen Schnee, versuchen<br />
uns aufzuwärmen und uns zu erholen. Im<br />
Fotos: David Göttler<br />
46 Bergsteiger 01⁄15
Foto: Bernd Bachfischer<br />
Zelt ist das Draußen für kurze Zeit vergessen.<br />
Und ich bin immer wieder überrascht,<br />
wie gut ich schlafen kann, obwohl es rechts<br />
und links hunderte Meter in die Tiefe geht.<br />
Manchmal kann das Zeltaufstellen zur<br />
wahren Herausforderung werden, sei es wegen<br />
des Platzmangels, wegen eines Sturms<br />
oder höhenbedingter Atemlosigkeit beim<br />
Schneeschaufeln (oft auch alles zusammen).<br />
Wahrscheinlich auch dank der Erschöpfung<br />
finde ich mich dann schnell mit<br />
der Lage des Zeltes ab. An der Ama Dablam<br />
hing unser Zelt – nur gesichert mit Hilfe<br />
von Eisschrauben und Eispickeln – in der<br />
Nordwand. Ohne Zeltstangen. Aus Platzmangel<br />
saßen wir nur. Trotzdem fanden<br />
wir zwei Nächte lang Schlaf und Schutz.<br />
Am Grat des Gauri Shankar konnten wir<br />
uns anfangs gar nicht vorstellen, wie hier<br />
ein Zelt hinpassen sollte. Nach einer Weile<br />
war eine Plattform geschaufelt, die kaum<br />
mehr Wünsche offen ließ.<br />
Nach einer Zeit wird man mit seinem Zeltpartner<br />
automatisch zum eingespielten<br />
Team und zieht sich morgens an wie in einer<br />
Choreografie. Abwechselnd schlüpfen<br />
Besser als die Eishöhle: die kleine Plattform<br />
im hartgefrorenen Schnee von Lager 2<br />
wir in Daunenanzüge, Schuhe und Klettergurt,<br />
immer darauf bedacht, kein Loch<br />
in die Matten zu machen. Deshalb gilt die<br />
goldene Regel: im Zelt keine Eisschrauben,<br />
keine Steigeisen oder Stöckelschuhe.<br />
Die Enge eines Zelts widerspricht all unseren<br />
Vorstellungen von Luxus. Meiner<br />
Meinung nach ist das Zelt dennoch oft die<br />
bessere Wahl. Als Simone Moro und ich<br />
uns vergangenen Winter am Nanga Parbat<br />
versuchten, waren die Mitglieder einer<br />
polnischen Expedition in eine Eishöhle<br />
gezogen: In einem dunklen Loch ging es<br />
nach unten in den Berg in eine große, gruselige<br />
Höhle, wo sie zwischen Eis und Fel-<br />
sen ihr »Zuhause« hergerichtet hatten. Das<br />
Eis krachte und vibrierte in unregelmäßigen<br />
Abständen. Sowohl Simone als auch<br />
ich wussten beim Anblick dieses Platzes<br />
sofort: Zelt! So schaufelten und hackten<br />
wir vor dem Höhleneingang unsere kleine<br />
Plattform aus dem hartgefrorenen Schnee.<br />
Glücklich krochen wir nach einer Weile<br />
hinein – ohne die Angst, von Tonnen an<br />
Eis begraben zu werden.<br />
Ein Teil von mir antwortet auf die Frage,<br />
auf was ich mich beim Auf brechen am<br />
meisten freue, noch immer mit: daheim.<br />
Aber zum Glück ist das bei mir ziemlich<br />
mobil geworden.<br />
◀<br />
David Göttler, Jahrgang 1978, teilte sein<br />
Zelt an den Steilwänden und Achttausen -<br />
dern dieser Welt unter anderem schon<br />
mit Gerlinde Kaltenbrunner, Stefan<br />
Glowacz und Simone Moro. Der staatlich<br />
geprüfte Berg- und Skiführer sowie<br />
Trainer des DAV-Expedkaders schreibt<br />
exklusiv für den BERGSTEIGER<br />
über seine Erlebnisse auf Expedition.<br />
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REPORTAGE<br />
Im Falle eines<br />
Lawinenabgangs<br />
hat man mit<br />
Airbag mehr Überlebenschancen.<br />
48 Bergsteiger 01⁄15
30 Jahre Lawinenairbag<br />
Der Gams-Effekt<br />
Einer toten Gams haben Freerider und Skitourengeher<br />
es zu verdanken, dass ihre Überlebenswahrscheinlichkeit<br />
in einer Lawine inzwischen stark gestiegen ist.<br />
Vor 30 Jahren begann die Erfolgsgeschichte<br />
des Lawinenairbags mit der Firmengründung von ABS.<br />
Von Janek Schmidt<br />
Fotos: ABS/S. Malaun/Kaufmann<br />
Ein Zischen schneidet Ludwig<br />
Hallschmid das Wort ab. Für ihn<br />
ist das laute Geräusch erfreulich.<br />
Der Produktionsleiter von ABS,<br />
dem Hersteller von Lawinenairbags,<br />
durchquert gerade die Fabrik in<br />
Richtung neuer Forschungsbalkon. Noch<br />
bevor er dort ankommt, zischt es wieder,<br />
denn jeder Airbag muss bei der Endabnahme<br />
einmal aufgeblasen werden – und so<br />
viele Rucksäcke wie derzeit hat die Firma<br />
noch nie verbaut.<br />
Der Weg dorthin begann in den 1970er-<br />
Jahren mit einer toten Gams im Berchtesgadener<br />
Land. Der Förster Josef Hohenester<br />
hatte bemerkt, dass er im rutschenden<br />
Schnee weniger einsank, wenn er Wildbret<br />
trug. In Tests erkannte er, dass auch leere<br />
Kanister in Lawinen oben bleiben, und<br />
so ließ er diese Entdeckung patentieren.<br />
Als er zusammen mit der Fraunhofer Gesellschaft<br />
einen Investor suchte, der aus<br />
seiner Idee ein Produkt für Wintersportler<br />
entwickeln könnte, stieß Hohenester<br />
auf den Hobby-Skifahrer Peter Aschauer.<br />
Der Unternehmer, der sein Geld mit Straßenpfosten<br />
verdiente, hatte gerade beim<br />
Heliskiing in Kanada eine Lawine an sich<br />
vorbeirauschen sehen. Noch bewegt von<br />
dieser Grenz-Erfahrung, kaufte Aschauer<br />
das Airbag-Patent für 50 000 Mark.<br />
Kinderkrankheiten<br />
»Viel teurer war für mich aber das Tüfteln<br />
danach«, erzählt Aschauer in seiner Fabrik.<br />
Fünf Jahre lang experimentierte er mit<br />
Gasen, Mechanismen für den Auslöser und<br />
Material für die Airbags, bis er 1985 den<br />
ersten ABS-Rucksack auf der Sportmesse<br />
Ispo präsentierte: mit einem rundlichen<br />
Ballon, der sich aus dem Rucksack öffnete<br />
– und den fast alle verschmähten. »Die<br />
Gurte waren zu eng, der Ballon hatte die<br />
falsche Form, und die Zeit war noch nicht<br />
reif«, bekennt Aschauer 30 Jahre später. Also<br />
forschte er weiter – vor allem an einer<br />
Frage: Wie helfen Airbags in der Lawine?<br />
Zur Erklärung legt er einen Stein und einen<br />
Tischtennisball in eine Schüssel.<br />
Ein unabhängiges<br />
Schweizer Institut<br />
testet die Lawinen-<br />
Airbags seit 1995.<br />
01⁄15 Bergsteiger 49
ABS verleiht Flügel,<br />
die lebensrettend<br />
sein können.<br />
Mit geringem<br />
Volumen gibt es im<br />
Schnee keinen<br />
Auftrieb. Egal, wie leicht<br />
du bist.<br />
Fotos: ABS/Sandra Lahnsteiner, ABS<br />
Darüber gießt er Salz; der Stein und der<br />
Ball bleiben verschüttet. »So ist es auch<br />
im Schnee, da gibt es keinen Auftrieb,<br />
egal wie leicht du bist.« Dafür gibt es den<br />
Müsli-Effekt, den Experten inverse Segregation<br />
nennen: Hierfür rüttelt Aschauer<br />
nun an der Schüssel. Langsam rutschen<br />
die Salzkörner unter den Ball und den<br />
Stein, die damit an die Oberfläche gelangen<br />
– so wie große Stücke im Müsli. »Bei<br />
der Lawine passiert das Gleiche: Leute mit<br />
Airbag bleiben eher oben, weil ihr Volumen<br />
größer ist.«<br />
Bei der Vorwärtsbewegung in der Lawine<br />
hat ein Mensch zusätzlich Auftrieb, wie<br />
ein Wasserski bei schneller Fahrt. Deswegen<br />
beschlossen Aschauer und sein<br />
Produktionsleiter Hallschmid 1996, den<br />
runden Airbag vom hinteren Teil des<br />
30 Jahre ABS Lawinenairbag<br />
1970er-Jahre: Die Idee<br />
Ein bayerischer Forstmeister entdeckt, dass<br />
er mit erlegtem Wild auf den Schultern in<br />
Schneebrettern an der Oberfl äche bleibt, testet<br />
das Phänomen mit großen Kanistern und<br />
Ballons und meldet es schließlich als Patent<br />
an: die Geburtsstunde des Lawinenairbags.<br />
1980: Der Unternehmer<br />
Der begeisterte Skifahrer und<br />
Unternehmer Peter Aschauer<br />
erwirbt das Patent. Er gründet die<br />
Firma ABS Peter Aschauer GmbH<br />
(ABS steht für »avalanche balloon<br />
securesystem«) und beginnt mit der<br />
Entwicklung eines Systems, das innerhalb<br />
von Sekunden das Volumen<br />
eines Lawinenopfers vergrößert.<br />
1985: Das System<br />
Das erste voll funktionsfähige<br />
Airbagsystem wird auf<br />
der ISPO vorgestellt.<br />
1970<br />
1980<br />
50 Bergsteiger 01⁄15
Rucksacks zu entfernen und auf zwei flügelartige<br />
Luftkammern an der Seite zu verlegen.<br />
Die länglichen Luftkissen boten eine<br />
größere Auftriebsfläche und eine eher<br />
horizontale Position in der Lawine, bei der<br />
sich die Beine seltener in trägen Schneeschichten<br />
in der Tiefe verankern.<br />
Trügerische Sicherheit?<br />
Dennoch dauerte es ein weiteres Jahrzehnt,<br />
bis die Nachfrage plötzlich stieg. 1996 rüstete<br />
ABS nur 800 Rucksäcke mit Airbags<br />
aus – in diesem Jahr waren es bereits<br />
50 000. Dieser Wandel hat vor allem drei<br />
Ursachen: Immer mehr Menschen gehen<br />
auf Skitour und zum Varianten-Fahren,<br />
darunter auch jüngere Sportler, die sich<br />
für neue Technik begeistern und eher Geld<br />
dafür ausgeben. Zweitens lief Aschauers<br />
Patent nach 20 Jahren aus, und die wachsende<br />
Konkurrenz von Snowpulse, BCA<br />
und Black Diamond belebt das Geschäft.<br />
Zuletzt erlebten die Airbags eine Entwicklung,<br />
die zuvor den Verkauf von Skihelmen<br />
angetrieben hatte und dort als »Althaus-Effekt«<br />
bekannt wurde. So war der<br />
holländische Prinz Friso 2012 am Arlberg<br />
in einen Schneerutsch geraten und starb<br />
später an den Folgen von Sauerstoffmangel.<br />
Sein Begleiter hingegen trug einen<br />
Lawinen-Airbag und blieb unverletzt.<br />
Ähnlich erging es dem Freeskier Aymar<br />
Navarro. Dessen spektakulärer Lawinen-<br />
Wie das Prinzip funktioniert: Mit Airbag schwimmt man, ohne taucht man in der Lawine ab.<br />
Unfall mit Airbag verlief glimpflich und<br />
wurde zum Youtube-Hit.<br />
Kritiker bemängeln, dass die Verbreitung<br />
solcher Videos ein falsches Sicherheitsgefühl<br />
vermittelt und zu Risiko verleitet.<br />
Andererseits zeigen die Filme auch, dass<br />
selbst Experten Lawinen nie ganz vermeiden<br />
können. Und sie werfen eine entscheidende<br />
Frage auf: Wie viel hilft ein Airbag?<br />
Die Antwort darauf war lange umstritten.<br />
Denn nachgestellte Experimente mit Lawinen<br />
sind teuer, teils gefährlich und<br />
kaum vergleichbar, da jeder Schneerutsch<br />
anders verläuft. Pläne, ein überdachtes<br />
Versuchslabor mit riesiger Lawinenrampe<br />
in Österreich zu bauen, scheiterten<br />
bislang an den Kosten von mehr als zwei<br />
Millionen Euro.<br />
1989: Die ersten Fans<br />
Der DAV Summit Club<br />
rüstet alle Variantenskifahrer,<br />
die an den<br />
»Ski-Plus Wochen« teilnehmen,<br />
mit ABS aus.<br />
1995: Weitere Fans<br />
Das Eidgenössische Institut für<br />
Schnee- und Lawinenforschung<br />
(SLF) startet umfangreiche Testserien<br />
mit dem ABS-System.<br />
1990: Limitierter Vertrieb<br />
Das ABS-System ist über Bergund<br />
Skischulen sowie Veranstalter<br />
von Tiefschneekursen<br />
und –reisen erhältlich (allerdings<br />
noch nicht im Fachhandel).<br />
1996: Feilen am System<br />
Das erste ABS® System mit Doppelairbag<br />
(TwinBag), eingebaut in<br />
Rucksackmodelle von Vaude, wird<br />
vorgestellt. Die pyrotechnischpneumatische<br />
Auslösung des Systems<br />
löst den bisherigen Bowdenzug ab.<br />
1998: Neuer Partner<br />
Die Firma Deuter übernimmt<br />
die Fortentwicklung der ABS-<br />
Rucksäcke und verhilft dem<br />
System zu einem weiteren<br />
Durchbruch. 4000 ABS-Systeme<br />
werden in diesem Jahr in<br />
Rucksäcke verbaut.<br />
2002: Nochmal Partnerwechsel<br />
Dynafi t übernimmt den Vertrieb<br />
der ABS-Rucksäcke weltweit.<br />
Mit dem Verkauf der Firma Dynafi t<br />
an Salewa geht der Vertrieb der<br />
Rucksäcke wieder zurück an ABS.<br />
2003: Neue Kundschaft<br />
Ein spezieller Airbag<br />
für die Freeride-Szene<br />
wird entwickelt.<br />
1990 2000
In einer Lawine ist die<br />
Todeswahrscheinlichkeit<br />
für einen Skifahrer<br />
mit Airbag halb so groß<br />
wie ohne.<br />
Spitze: ABS kooperiert mit Rucksack-Herstellern aus dem Freeride- und Skitourenbereich.<br />
Übung hilft beim Überleben<br />
Der Schneeforscher Pascal Haegeli konnte<br />
mithilfe weltweiter Umfallstatistiken<br />
mehr Klarheit in die Sache bringen. In<br />
einer allgemein anerkannten Studie von<br />
2014 zeigt er: Wenn zwei Fahrer in dieselbe,<br />
große Lawine geraten, ist die Todeswahrscheinlichkeit<br />
für denjenigen mit<br />
Airbag halb so groß (11 %) wie für denjenigen<br />
ohne (22 %). Jedoch offenbart die<br />
Studie auch eine Schwäche der Ausrüstung.<br />
Bei jedem fünften Unfallopfer war<br />
der Airbag nicht aufgeblasen. Dafür gab es<br />
verschiedene Ursachen: Wartungsfehler<br />
wie falsches Einsetzen der Patrone (12 %),<br />
Zerstörung des Luftsacks in der Lawine<br />
(12 %) oder auch Gerätefehler (17 %). Am<br />
häufigsten aber hatten die Fahrer in der<br />
Hektik schlicht nicht am Auslöser gezogen,<br />
um den Airbag aufzublasen. Für Benutzer<br />
der Rucksäcke heißt das: Sie sollten<br />
das Auslösen üben.<br />
Für Aschauer und sein Team hingegen bedeutet<br />
es: Weiter tüfteln! Deswegen steigt<br />
Produktionsleiter Hallschmid jetzt wieder<br />
auf seinen Balkon, den er in der 2011 neu<br />
bezogenen Fabrik im niederbayerischen<br />
Gottfrieding zum Forschen eingerichtet<br />
hat. Dort stehen etliche Maschinen: eine<br />
Drehbank, eine Fräse, ein Hydraulikaggregat<br />
für Zugkraft-Tests und eine Kühltruhe<br />
mit bis zu 40 Grad unter Null. »Unser<br />
derzeitiges System optimieren wir seit 20<br />
Jahren«, sagt er, »daher sind wir jetzt dran,<br />
neue Möglichkeiten zu entwickeln.«<br />
In Zukunft sollen die Luftsäcke aus leichterem,<br />
stabilerem Material bestehen und<br />
effizientere Formen erhalten. Vor allem<br />
sollen sich die Airbags in Lawinen von<br />
selbst auf blasen. Die Technik ist kompliziert,<br />
und bis sie fertig ist, wird Hallschmid<br />
wohl noch viele, laute Zischgeräusche ertragen<br />
– und sich weiterhin über diesen<br />
Lärm freuen.<br />
◀<br />
2004: Das Outfit<br />
Neues Design der<br />
gesamten Rucksackpalette<br />
mit der<br />
Bezeichnung ESCAPE<br />
2009: Mit Fernbedienung<br />
Die Wireless Activation, die<br />
funkgesteuerte Fernauslösung<br />
der Airbags, ist die Innovation<br />
speziell für Gruppen.<br />
2008: Mit Reißverschluss<br />
Die ABS® Vario-Line mit<br />
Zip-on-System für die<br />
individuellen Ansprüche von<br />
Freeridern, Skitourengehern<br />
und Bergführern kommt auf<br />
den Markt.<br />
2005: Kompakter<br />
Ein neues Airbag-<br />
Material verbessert die<br />
Faltung und Unterbringung<br />
des Airbags.<br />
2010: Leichter<br />
Die neue Carbonpatrone<br />
bringt eine Gewichtsersparnis<br />
von knapp 50 Prozent.<br />
2011: Noch mehr Partner<br />
Industriepartner integrieren<br />
das ABS-System in ihre Rucksäcke<br />
(Inside Partner) oder<br />
produzieren entsprechende<br />
Zip-ons für die ABS Base Units<br />
(ABS Compatible Partner).<br />
2012: Mit Panzer<br />
Die Vario Base-Unit<br />
kann nun mit einem<br />
zertifi zierten Rückenprotektor<br />
ausgestattet<br />
werden.<br />
2015: 30 Jahre ABS<br />
ABS produziert 50 000 ABS-<br />
Systeme im Jahr und ist<br />
nach wie vor Marktführer in<br />
diesem Bereich.<br />
2010<br />
52 Bergsteiger 01⁄15
Fotos: ABS/Matthias Vigl (links), ABS, pixelio<br />
BERGSTEIGER: Herr Aschauer, sind Sie selbst schon mal in<br />
eine Lawine geraten?<br />
PETER ASCHAUER: Nein, aber vor 35 Jahren war es mal sehr knapp:<br />
Beim Heliskiing in Kanada hat sich bei einer Abfahrt über uns der halbe<br />
Hang in Bewegung gesetzt. Vor Schock standen wir wie angewurzelt auf<br />
einer Kuppe – das war unser Glück: Die Schneemassen sind rechts und<br />
links an uns vorbeigerauscht.<br />
Kamen Sie so auch zu den Lawinenrucksäcken?<br />
Das war aufgrund einer Zeitungsannonce: »Patent für Lawinen-Airbags<br />
zu verkaufen.« Nach meiner Erfahrung in Kanada war ich gerade ziemlich<br />
sensibilisiert für das Thema und habe zugegriffen.<br />
Der Airbag-Pionier<br />
Peter Aschauer, 72,<br />
hat das Unternehmen<br />
ABS vor 30 Jahren<br />
gegründet. Er war<br />
einer von wenigen,<br />
die damals an<br />
die Idee der Lawinen-<br />
Airbags glaubten.<br />
Trotz der allgemeinen Skepsis?<br />
Ich fand das System einleuchtend. Auch wenn es frustrierend war, als<br />
wir fünf Jahre daran getüftelt haben und sich dann kaum jemand für<br />
unsere ersten Airbags interessiert hat. Aber es gab auch immer wieder<br />
Leute, die mit Airbags Lawinen überlebten, während andere verschüttet<br />
wurden. Deren Geschichten und Dank haben mir Mut gemacht.<br />
Gab es auch Phasen, in denen Sie überlegt haben, aufzugeben?<br />
Eine Zeit lang hatte ich fast resigniert und mir gedacht: Dann muss die<br />
Menschheit halt verschüttet bleiben. Zum Glück kam dann Günter Sturm …<br />
… der langjährige Chef des DAV Summit Clubs …<br />
und ein Freund von mir, mit dem war ich immer wieder Rennradeln.<br />
Der hat an unsere Airbags geglaubt und dann die Regel eingeführt, dass<br />
seine DAV-Kunden beim Varianten-Fahren einen Airbag tragen mussten<br />
– sonst durften die nicht mit.<br />
War das Ihr Durchbruch?<br />
Es war auf jeden Fall ein Mega-Auftrag für uns: mit einem Schlag 140<br />
Airbags. Außerdem sahen es damals viele gute Skifahrer als Muss,<br />
mal mit dem Summit Club wegzufahren. So haben die unsere Airbags<br />
kennengelernt – auch teils gegen ihren Willen, weil sich einige gegen<br />
Rucksäcke beim Skifahren gesträubt hatten.<br />
Haben Sie dann heute wieder mehr Zeit, um selbst in die<br />
Berge zu gehen?<br />
Das erlaubt mein Job leider nicht. Ich fahre alle paar Wochen mal in unsere<br />
Wohnung bei Kitzbühel und gehe dort gemächlich Variantenfahren.<br />
Zum Tourengehen fehlt mir inzwischen leider die Kondition, da ich auch<br />
sonst gemütlichere Hobbys gefunden habe.<br />
Bereiten Sie sich so auch langsam auf Ihren Ruhestand vor?<br />
Jetzt noch nicht. Wir arbeiten gerade an neuen Entwicklungen, bei<br />
denen ich noch voll mitziehen will. Aber natürlich mache ich mir schon<br />
Gedanken. Man kann die Uhr ja schlecht aufhalten.<br />
Und für wen soll die Uhr bei ABS dann künftig laufen?<br />
Das weiß ich noch nicht. Ich bin ja spät Vater geworden. Meine Tochter<br />
ist erst 20 und hat andere Interessen als das Geschäft weiterzuführen.<br />
Deswegen müssen wir da eine andere Lösung fi nden.<br />
Interview: Janek Schmidt<br />
TUBBS Snowshoes – Welcoming Winter<br />
NEU: Flex VRT<br />
» DynamicFit Bindung mit Boa®-System – mit einem Handgriff zu fixieren<br />
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Händlerliste und Infos www.kochalpin.at
TIPP<br />
12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />
Die besten Touren aus Bergsteiger 01/15<br />
Dolomiten, Karwendel, Churfirsten,<br />
Pala-, Bernina-, Glocknergruppe, Tessin<br />
Abtrennen<br />
Falten<br />
Einstecken<br />
11 Alp Tschingla, gut<br />
5 Schellkopf, teils<br />
12 Murnauer Moos,<br />
10 Lamsenspitze,<br />
2 Watzmannkar,<br />
3 Großglockner,<br />
ausgebauter Wanderweg,<br />
teils ausgesetzt<br />
weglose Wanderung;<br />
Abstieg mit Steiganlage<br />
Winterwanderung mit<br />
geringer Steigung<br />
typische Karwendelkletterei,<br />
langer Anmarsch<br />
großartige anspruchsvolle<br />
und lange Skitour<br />
hochalpine Tour für erfahrene<br />
Skitourengeher<br />
9 Via Alta Verzasca, 8 Piz Roseg, lange,<br />
4 Venter Runde,<br />
1 Cima della Fradusta, 7 Via ferrata Alleghesi,<br />
anspruchsvolle Mehrtagetour,<br />
Gipfel bis 2700 m<br />
konditionsfordernde<br />
Hochtour, Klettern III/IV<br />
spannende Skitourenwoche<br />
im Hochgebirge<br />
technisch einfache,<br />
lange Schneeschuhtour alpiner Klettersteig-<br />
Klassiker für Erfahrene<br />
6 Drei-Zinnen-<br />
Hütte, leichte, aber<br />
lange Wanderrunde<br />
GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />
Tourenart<br />
Schwierigkeit<br />
Wandern<br />
Schneeschuh<br />
Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />
Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig
TIPP<br />
Palagruppe Cima della Fradusta (2939 m)<br />
1<br />
Aussichts-Klassiker im Süden der Pala<br />
Zwischen den Zacken und Türmen, die die Pala-Hochebene einrahmen,<br />
bildet die Kuppe der Cima della Fradusta eine – für Schneeschuhwanderer<br />
sehr angenehme – Ausnahme. Ihr Gipfel ist einfach zu erreichen,<br />
die Aussicht von dort ins berühmte Val Canali einfach unschlagbar.<br />
500 Hm | 5 Std.<br />
Winterwanderausrüstung,<br />
Schneeschuhe und Stöcke<br />
aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />
Talort: San Martino di Castrozza (1526 m)<br />
Ausgangspunkt: Seilbahn Colverde – Rosetta (2633 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bus von Bf. Trento<br />
(110 km) und Feltre (45 km) bis San Martino di Castrozza<br />
Gehzeiten: Bergstation Rosetta – Rifugio Rosetta<br />
(20 Min.) – Passo Pradidali Basso (2621 m; 1½ Std.)<br />
– Passo della Fradusta (2670 m; 20 Min.) – Cima della<br />
Fradusta (1 Std.) – Rifugio Rosetta (2 Std.); gesamt 5 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Januar bis April (je nach Schneelage)<br />
Karten: Kompass 1:25 000, Blatt 622 »Pale di San Martino«;<br />
Tabacco 1:25 000, Blatt 022 »Pale di San Martino«<br />
Informationen: Azienda per il Tourismo, Via Passo Rolle 165,<br />
38054 San Martino di Castrozza, www.sanmartino.com<br />
Hütte: Rifugio Rosetta, auf Anfrage für Gruppen geöffnet,<br />
80 Betten in 4- bis 8-Bett-Zimmern, Tel. 00 39/04 39/<br />
6 83 08 oder 00 39/04 39/6 82 49, www.rifugiorosetta.it<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Der Weg über die Pala-<br />
Hochebene ist technisch einfach und ohne allzu viele Höhenmeter.<br />
Die Distanz und vor allem die Wegfi ndung sollten allerdings<br />
nicht unterschätzt werden. Am Gipfel Wächtengefahr!<br />
Bei Nebel oder schlechter Sicht ist die Tour nicht zu empfehlen.<br />
TIPP<br />
Berchtesgadener Alpen Watzmannkar, 3. Kind (2165 m)<br />
2<br />
Fantastische Skitour in traumhafter Kulisse<br />
Wer als Tourengeher im Winter nach Berchtesgaden kommt, wird vom Kar zwischen Watzmann<br />
und seinem kleinen Nachbarn magisch angezogen. Kaum zu glauben, dass man inmitten dieser<br />
Steilwände ohne Skiabschnallen auf wunderbare Skigipfel steigen kann.<br />
aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />
1500 Hm | 4 Std.<br />
normale<br />
Skitourenausrüstung<br />
Talort: Ramsau bei Berchtesgaden (670 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Hammerstiel bzw. Parkplatz<br />
an der Wimbachbrücke<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: RVO-Bus vom Bahnhof<br />
Berchtesgaden bis zum Parkplatz Hammerstiel bzw.<br />
zur Wimbachbrücke in Ramsau<br />
Gehzeit: ca. 4 Std. (nur Aufstieg)<br />
Beste Jahreszeit: Dezember bis Mai<br />
Karten: Kompass 1:50 000, Nr. 14 »Berchtesgadener<br />
Land, Chiemgauer Alpen«, AV-Karte BY21 »Nationalpark Berchtesgaden,<br />
Watzmann«<br />
Führer: Andrea und Andreas Strauß »Die schönsten Skitouren<br />
Chiemgau und Berchtesgaden«, Bruckmann Verlag, 2007<br />
Tourist-Info: Im Tal 2, 83486 Ramsau bei Berchtesgaden,<br />
Tel. 00 49/86 57/98 89 20, www.ramsau.de<br />
Charakter/Schwierigkeit: Landschaftlich nimmt es diese<br />
Skitour problemlos mit mancher Westalpenunternehmung auf –<br />
obwohl man weder Steigeisen noch Gletscherausrüstung aufpacken<br />
muss. Noch dazu ist das Watzmannkar keine reine Frühjahrstour,<br />
sondern kann fast den ganzen Winter über begangen<br />
werden. Ein kleiner Wermutstropfen ist der relativ lange Zustieg zu<br />
den spannenden Hängen oberhalb der Waldschneise, die aber<br />
für die Aufstiegsmühen mehr als entlohnen. Neben der Länge<br />
können schlechte, eisige Verhältnisse die Tour erschweren; unbedingt<br />
sind die Gipfelwechten am 3. Watzmannkind zu beachten.<br />
TIPP<br />
Glocknergruppe Großglockner (3798 m)<br />
3<br />
Skihochtour auf den höchsten Gipfel Österreichs<br />
Den Großglockner muss ein Alpinist einmal in seinem Leben bestiegen haben. Wer gut auf den Ski<br />
steht, sollte das im Winter tun, da beim richtigen Timing zusätzlich zum Gipfelglück eine gewaltige<br />
Firnabfahrt winkt.<br />
aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />
↑ 1000/↓ 1880 Hm |<br />
6½ Std.<br />
Skihochtourenausrüstung<br />
mit Pickel und Steigeisen<br />
Talort: Kals (1324 m)<br />
Ausgangspunkt: Stüdlhütte (2802 m)<br />
Endpunkt: Lucknerhaus (1918 m)<br />
Anfahrt: Über Kufstein und Kitzbühel nach Mittersill.<br />
Der Felbertauernstraße folgen (Maut) und über Matrei nach<br />
Huben. Links nach Kals abzweigen und weiter bis zum Lucknerhaus<br />
(Schneeketten sehr empfehlenswert).<br />
Gehzeiten: Stüdlhütte – Glocknerleitl 3 Std., Glocknerleitl<br />
- Großglockner 1 Std., Großglockner – Lucknerhaus 2½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Mitte Februar bis April<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Nr. 40 »Glocknergruppe«<br />
Informationen: Gemeinde Kals am Großglockner, Ködnitz 6,<br />
A-9981 Kals am Großglockner, Tel. 0 48 76/82 10, www.kals.at<br />
Charakter/Schwierigkeit: Hochalpine Skibesteigung, die<br />
alpine Erfahrung sowie absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit<br />
erfordert. Sicherungsstangen erleichtern den Gipfelanstieg,<br />
jedoch Staugefahr an Wochenenden an der schmalen Glocknerscharte.
TIPP<br />
Palagruppe Cima della Fradusta (2939 m)<br />
TIPP<br />
Route: Die ersten 1200 Höhenmeter überwindet man<br />
dank der Gondelbahn Colverde und daran anschließend<br />
der Seilbahn Rosetta fl ott und ganz ohne Anstrengung.<br />
An der Bergstation angelangt, kann man sich bei einem<br />
kurzen Aufstieg (50 Hm) zur Cima Rosetta akklimatisieren<br />
und einen Überblick verschaffen, was angesichts der<br />
weiten, hügeligen Hochebene in jedem Fall von Vorteil ist.<br />
Zu schnell kann es in der Pala passieren, dass Wolken die<br />
Sicht verhüllen (ebenso schnell kann es auch wieder aufreißen).<br />
Der Weg zum Rifugio Rosetta führt auf einem ausgetrampelten<br />
Pfad abwärts, die Hütte ist bei freier Sicht<br />
nicht zu verfehlen. Von dort geht es weglos Richtung Osten<br />
am Rand einer Mulde entlang und schließlich durch die<br />
Hügel, links der höheren Gipfel, nach Südosten immer auf<br />
und ab bis zum Passo Pradidali Basso. Von dort nach links<br />
und in einem weiten Rechtsbogen um einen Hügel herum<br />
zum Passo della Fradusta. Hier genießt man freie Sicht<br />
ins Val Pradidali, einem Seitental des größeren Val Canali,<br />
und diverse spektakuläre Zacken ringsum. Nun quert man<br />
die Nordfl anke der Cima della Fradusta und berührt dabei<br />
kurz deren Gletscher, einen der letzten in den Dolomiten.<br />
An der Nordostkante beginnt der eigentliche Gipfelanstieg in mäßiger<br />
Steigung immer an der Kante entlang bis zum fl achen Gipfel<br />
(ohne Kreuz, dafür eventuell mit einer Wächte!). Nach Genuss der<br />
fantastischen Aussicht kehrt man den Aufstiegsspuren folgend<br />
(um Verirrungen zu vermeiden) zurück zur Rosetta-Hütte und weiter<br />
zur Bergstation.<br />
Dagmar Steigenberger<br />
Bizarre Schneeskulpturen am Weg<br />
zur Cima della Fradusta<br />
Berchtesgadener Alpen Watzmannkar, 3. Kind (2165 m)<br />
Route: Vom Parkplatz Hammerstiel auf der Forststraße<br />
(Schild: »Kühroint«) in südwestlicher, später südöstlicher<br />
Richtung bis zu einer Wegkreuzung, wo der alternative<br />
Zustieg von der Wimbachbrücke kreuzt. Dieser führt ebenfalls<br />
über eine Forststraße, ist ein wenig länger, apert aber<br />
erst später aus.<br />
Von der Kreuzung folgt man entweder der Forststraße,<br />
vorbei an der sonnigen Schapbachalm bis zur markanten<br />
Linkskurve auf etwa 1200 Metern, genannt Benzinkurve.<br />
Bis hierher im Frühjahr oft schneefrei, also auch mit MTB<br />
zu verkürzen. Ortskundige (nur diese) verlassen die Forststraße<br />
bereits kurz nach genannter Kreuzung nach rechts<br />
in den Wald, um über den Schapbachboden abzukürzen.<br />
In der Benzinkurve verlässt man den Forstweg nach rechts<br />
und steigt nun über steile Waldschneisen durch das sogenannte<br />
Wasserbeet empor, bis sich der dichte Wald lichtet<br />
und von einem schönen Lärchenwald abgelöst wird.<br />
Leicht linkshaltend, unter der gewaltigen Westwand des<br />
Kleinen Watzmann vorbei, gelangt man nun in den eigentlichen<br />
Karboden, von wo auch erstmals das eigentliche Ziel<br />
sichtbar wird. Das weite Kar wird vom 4. Watzmannkind<br />
(die Watzmann-Jungfrau), einem markanten Felssporn, in zwei<br />
Kare geteilt – das westliche gipfelt im 5. Kind (2125 m), das östliche<br />
im 3. Kind, beides zwei relativ unscheinbare Schneegipfel,<br />
deren Gipfelhänge aber ideales Skigelände bieten. Spätestens<br />
unter der Jungfrau muss man sich entscheiden, welcher Spur<br />
man folgt. An beiden Gipfeln müssen die meist großen Wächten<br />
beachtet werden – auch wenn der Tiefblick hinab zum Königssee<br />
noch so reizvoll scheint!<br />
Abfahrt wie Aufstieg.<br />
Thomas Ebert<br />
Schattiger Anstieg ins Watzmannkar<br />
Foto: Andreas Strauß Foto: Dagmar Steigenberger<br />
TIPP<br />
Glocknergruppe Großglockner (3798 m)<br />
Aufstieg: Von der Stüdlhütte quert man leicht ansteigend<br />
nach Südosten um die felsigen Ausläufer der sogenannten<br />
Schere herum in eine steile Mulde. Man erreicht<br />
die weiten Gletscherfl ächen des Ködnitzkees. Über diese<br />
steigt man weiter nach Norden, dann leicht rechts halten<br />
zu den oberen steilen Hängen des Ködnitzkeees bergan.<br />
Auf ca. 3300 m Höhe hat man zwei Möglichkeiten:<br />
Variante 1: Entweder man hält sich rechts und steigt zum<br />
sogenannten »Kampl«, einem mit Drahtseilen versicherten<br />
Felsgrat (entweder hier bereits Skidepot oder man nimmt<br />
die Ski auf den Rucksack), der hinauf zur Adlersruhe führt.<br />
Von der Adlersruhe geht es dann in nordwestlicher Richtung<br />
recht fl ach zu den zunehmend steileren Osthängen<br />
des sogenannten Glocknerleitl.<br />
Variante 2: Wenn genug Schnee liegt und man über eine<br />
sichere Spitzkehrentechnik verfügt, kann man sich links<br />
halten und über die sehr steile Südfl anke (Spaltengefahr)<br />
direkt in Richtung Glocknerleitl steigen. Hierbei benutzt<br />
man für den Ausstieg aus der Flanke ein Felsband, das<br />
nach rechts führt.<br />
Über den steiler werdenden Osthang geht es je nach Verhältnissen<br />
noch ein Stück mit Ski oder bei Vereisung mit Steigeisen<br />
zum Beginn einer steilen Rinne. Hier Skidepot. Durch die<br />
Rinne hinauf zu einer Scharte und rechts entlang des teils ausgesetzten<br />
Grats auf den Kleinglockner (Sicherungsstangen). An einem<br />
Fixseil geht es wenige Meter hinab in die Glocknerscharte.<br />
Auf der anderen Seite steigt man zuletzt über Felsen (II/UIAA)<br />
zum »Top of Austria« hinauf.<br />
Abfahrt: Die Abfahrt erfolgt zunächst auf dem Anstiegsweg. Am<br />
Ködnitzkeees quert man dann aber nicht nach rechts zur Stüdlhütte,<br />
sondern kann direkt zu Lucknerhütte (auf Steilstufen achten)<br />
und Lucknerhaus hinab fahren. Michael Pröttel<br />
Start an der Stüdlhütte<br />
Foto: Michael Pröttel
TIPP<br />
Ötztaler Alpen Venter Runde<br />
4<br />
Ski-Haute-Route mit Weißkugel und Wildspitze<br />
Die großartige Runde führt auf fünf mächtige Dreitausender und bleibt auf langen Abschnitten<br />
im vergletscherten Gelände. Die Landschaftseindrücke sind großzügig, und großzügig sollte auch<br />
die eigene Kondition bemessen sein: Die Tagesetappen snd überwiegend lang.<br />
aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />
6300 Hm | 5 Tage<br />
komplette Skihochtourenausrüstung<br />
Talort: Vent (1895 m)<br />
Ausgangspunkt: P am Ortseingang von Vent (1890 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Ötztal-<br />
Bahnhof, weiter mit dem Bus über Sölden nach Vent<br />
Gehzeiten: Etappe 1: 7 Std., Etappe 2: 3–4 Std.,<br />
Etappe 3: 6–7 Std., Etappe 4: 5 Std., Etappe 5: 6 Std.<br />
Beste Jahreszeit: März bis Mai<br />
Karten: AV-Karte 1:25 000, Nr. 30/1 »Ötztaler Alpen,<br />
Gurgl«, Nr. 30/2 »Ötztaler Alpen, Weißkugel«<br />
Fremdenverkehrsamt: Ötztal Tourismus, Gemeindestr. 4,<br />
A-6450 Sölden, Tel. 00 43/(0)5 72 00, www.oetztal.com<br />
Hütten: Similaunhütte (3019 m), Tel. 00 39/04 73/66 97 11,<br />
www.vent-hotel-post.com; Schutzhütte Schöne Aussicht (2845 m),<br />
Tel. 00 39/04 73/66 21 40, www.goldenerose.it;<br />
Hochjochhospiz (2413 m), Tel. 00 43/(0)6 76/6 3059 98,<br />
www.hochjoch.at; Vernagthütte (2768 m), Tel. 00 43/(0)6 64/<br />
1 41 21 19, www.wieshof.at<br />
Charakter/Besonderheiten: Lange, anspruchsvolle Unternehmung<br />
im hochalpinen, vergletscherten Gelände, die einen<br />
versierten Skihochtourengeher verlangt, der nicht nur auf sichere<br />
Lawinenverhältnisse und gute Sichtbedingungen achtet, sondern<br />
auch Kondition mitbringt und sich sowohl im Gletschergelände<br />
wie an kurzen, aber ausgesetzten Graten (z. B. Weißkugel) sicher<br />
bewegen kann. Lässt man die Gipfelanstiege aus, so fallen zumindest<br />
die Kletterfertigkeiten weg.<br />
TIPP<br />
Ammergauer Alpen Schellkopf (1832 m)<br />
5<br />
Im Schatten der Schellschlicht<br />
Kaum ein Weglein führt zum unbedeutenden Schellkopf-Gipfel hinauf, der seit 2014 wieder ein<br />
kleines, aber schönes Gipfelkreuz trägt. Vom Brandjoch aus gesehen gibt der Berg ein eigenständiges,<br />
beachtenswertes Ziel ab. Wegen der sonnseitigen Lage ist diese Tour schon früh im Jahr möglich.<br />
aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />
1220 Hm | 5½ Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung;<br />
Stöcke empfehlenswert<br />
Talort: Garmisch-Partenkirchen (707 m)<br />
Ausgangspunkt: Griesen (816 m)<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />
Breite N 47.482910° Länge E 010.940504°<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bahnverbindung<br />
ab München/Garmisch-Partenkirchen<br />
Entfernung: 11,50 km<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3¼ Std.; Abstieg 2¼ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Sommer und Herbst<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt BY 7 »Ammergebirge-<br />
Ost, Pürschling, Hörnle«; Kompass Wander- und Radtourenkarte<br />
1:50 000, Blatt 5 »Wettersteingebirge, Zugspitzgebiet«<br />
Informationen: Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen,<br />
Rathausplatz 1, D-82457 Garmisch-Partenkirchen,<br />
Tel. 00 49/(0)88 21/91 00, www.gapa.de<br />
Einkehr: keine<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Die Wanderung ist im Aufstieg<br />
einfach, wenn auch nicht markiert und teilweise sogar weglos.<br />
Die Abstiegsvariante ist anspruchsvoller, denn sie führt am Hohen<br />
Brand über eine kurze Steiganlage mit Krampen und Drahtseilen.<br />
Hinweis: für Kinder ab ca. 13 Jahren geeignet.<br />
TIPP<br />
Dolomiten Rund um den Einser (Zsigmondyhütte – Drei-Zinnen-Hütte)<br />
6<br />
Die schönste Sextener Wanderung<br />
An der Runde um den Einser, die über drei Scharten und vorbei an vier bewirtschafteten Hütten<br />
führt, stehen sie alle Parade, die Vorzeigegipfel der Region, vom Elfer über den Zwölfer bis zu den<br />
Drei Zinnen und der Dreischusterspitze. Was für eine Kulisse!<br />
aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />
1200 Hm | 6½ Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung,<br />
evtl. Teleskopstöcke<br />
Talort: Sexten (1316 m)<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Fischleinboden<br />
(1454 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Linienbus ab Innichen<br />
(Bahnhof) via Sexten<br />
Gehzeiten: Fischleinboden – Zsigmondyhütte 2½ Std.,<br />
Zsigmondyhütte – Drei-Zinnen-Hütte 2 Std.,<br />
Drei-Zinnen-Hütte – Fischleinboden 2 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis zum ersten Schnee<br />
Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 010 »Sextener<br />
Dolomiten«. Eugen E. Hüsler »Wanderklassiker in den Dolomiten«,<br />
Bruckmann Verlag, München<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismusverein, Dolomitenstraße 45,<br />
I-39030 Sexten, Tel. 00 39/04 74/71 03 10, www.sexten.it<br />
Hütten: Talschlusshütte, bew. Mitte Mai bis Ende Oktober,<br />
Tel. 00 39/04 74/71 06 06; Zsigmondyhütte, bew. 20. Juni bis<br />
Ende September, Tel. 00 39/04 74/71 03 58; Büllelejochhütte,<br />
bew. Mitte Juni bis Anfang Oktober, Tel. 00 39/3 37/45 15 17;<br />
Drei-Zinnen-Hütte, bew. 20. Juni bis 20. September, Tel. 00 39/<br />
04 74/97 20 02<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Landschaftlich einmalige<br />
Runde auf ordentlichen, durchwegs gut markierten und viel<br />
begangenen Wegen. Mehrere Einkehrmöglichkeiten am Weg,<br />
besonders empfehlenswert eine Übernachtung in der Büllelejochhütte<br />
(klein, aber fein!).
TIPP<br />
Ötztaler Alpen Venter Runde<br />
TIPP<br />
Etappe 1: Von den Parkplätzen in Vent durchs Dorf und<br />
auf der Trasse der Almstraße durchs Niedertal bis zur<br />
Martin-Busch-Hütte. Nach Südwesten und auf der rechten<br />
Seite des Marzellkamms bleiben, der das Tal teilt. Nach<br />
weiteren 500 Höhenmetern ist das Niederjoch mit der<br />
Similaunhütte erreicht. Von der Hütte am rechten Rand<br />
des westlichen Niederjochferners nach Südosten zum<br />
Similaun hinauf, bis man entweder vor dem letzten Steilaufschwung<br />
(ca. 3500 m) Skidepot macht oder bis zum<br />
Gipfel mit Ski aufsteigt. Abfahrt entlang der Aufstiegslinie<br />
bis zur Similaunhütte.<br />
Etappe 2: Von der Hütte kurz hinab Richtung Martin-<br />
Busch-Hütte, bis man nach links ansteigen kann zum<br />
Tisenjoch und über dieses zum Hauslabjoch. Optional<br />
über den Ostrücken und den Ostgrat auf die Fineilspitze.<br />
Ansonsten den Gletscher nach Nordwesten abfahren<br />
bis zumindest 3100 m (oder niedriger, dann fl acheres<br />
Gelände). Hier nach Westen ins Skigebiet und zuletzt kurz<br />
ansteigend zur Schönen Aussicht.<br />
Etappe 3: Von der Schönen Aussicht Richtung Im Hintern<br />
Eis (Skigebiet) und in die Scharte zwischen Im Hintern Eis<br />
Ammergauer Alpen Schellkopf (1832 m)<br />
Aufstieg: Von Griesen auf einem breiten Fahrweg<br />
eben neben der Naidernach nach Nordwesten, bis nach<br />
rund 10 Minuten an beschilderter Stelle nach rechts<br />
(gegen Norden) ein breiter Weg Richtung Schellschlicht<br />
abzweigt. Er schnürt sich im Wald zu einem schmalen<br />
Pfad zusammen, der zu einem Rücken westlich der<br />
Schelllaine ansteigt. Bei der nächsten beschilderten<br />
Wegverzweigung auf die linke Wegspur und sogleich auf<br />
einer Stahlbrücke über die tief eingeschnittene, enge<br />
Klamm der Schelllaine. Auf Bergpfad zu Fahrweg. Dort<br />
die Anstiegsroute zur Schellschlicht verlassen und auf<br />
dem Fahrweg knapp 100 Meter weit aufsteigen.<br />
Aufpassen! Nach rechts zweigt ein alter Viehweg ab, der<br />
etwas verbreitert worden ist. Auf ihm anfangs über dem<br />
Fahrweg dahin und weiter oben in Steiletappen durch<br />
die Lawinengräben Kellerlaine und Böse Laine. Dahinter<br />
ziemlich steil über eine freie Rippe hinauf, bis man auf<br />
der Höhe von etwa 1600 m in eine freie Hangmulde<br />
kommt. In den folgenden Wiesenhängen verliert sich der<br />
Weg. Nun relativ steil, aber nicht schwierig über die freie<br />
Grasfl anke hinauf und rund 50 Höhenmeter weiter oben<br />
und Egg. Nach Norden hinab auf den Hintereisferner und diesen<br />
nach Westen hinauf bis ins Hintereisjoch. Nun rechts über eine<br />
kurze Steilstufe hinauf zum Südgrat der Weißkugel (Skidepot)<br />
und über den ausgesetzten Grat zum Gipfel. Vom Depot über das<br />
Hintereisjoch und den Hintereisferner hinab bis auf Höhe des<br />
Hochjochhospizes und kurz ansteigend zu diesem hinauf.<br />
Etappe 4: Von der Hütte nach Nordwesten hinauf und anfangs<br />
über den Südwestrand des Kesselwandferners, dann direkt über<br />
den Ferner ins Obere Guslarjoch und über den Südrücken auf den<br />
Fluchtkogel. Zurück zum Oberen Guslarjoch und jenseits hinab<br />
auf den Guslarferner und über diesen zur Vernagthütte.<br />
Etappe 5: Von der Vernagthütte nach Norden hinauf und etwas<br />
oberhalb von 2900 m nach Nordosten auf den Kleinen Vernagtferner<br />
und über diesen ins Brochkogeljoch (zuletzt sehr steil). Jenseits<br />
unter der Brochkogel-Nordseite hindurch queren, am Mitterkarjoch<br />
vorbei und links ausholend in das Flachstück unter dem<br />
Wildspitz-Westrücken (Skidepot). Von Westen auf die Wildspitze.<br />
Vom Depot zurück zum Mitterkarjoch, sehr steil nach Süden hinab<br />
(versichert) und über den Mitterkarferner und das Mitterkar zur<br />
Breslauer Hütte. Hier nach Südosten hinab bzw. querend bis ins<br />
Skigebiet und nach Vent zurück.<br />
Andrea Strauß<br />
in einen breiten Wiesensattel. Dort links halten und über den<br />
Latschenrücken auf Wegspuren im Wesentlichen auf der Scheitelstrecke<br />
des Rückens nach Südwesten hinauf. Etliche der<br />
Spuren enden im Latschenverhau, weshalb man etwas Glück<br />
und Spürsinn braucht, um gleich den richtigen zu erwischen.<br />
Vor einer Senke auf dem Rücken nochmals etwas abwärts und<br />
dann im freien, aussichtsreichen Hang zum Gipfel hinauf.<br />
Abstieg: Bis in den breiten Wiesensattel auf der Höhe von ca.<br />
1650 m entlang der Aufstiegsroute. Dann geradeaus weiter und<br />
bei der Verzweigung nicht dem rechten, deutlichen Weg folgen,<br />
weil dieser im Latschendickicht endet. Links halten und entlang<br />
der Wasserleitung bis fast zur Wasserfassung hinauf. Auf einem<br />
freien Stück der Route, noch vor der Quelle, rechts halten und<br />
in geringem Auf und Ab über Wurzelwerk, Felsen und Kies zum<br />
Anstiegsweg zur Schellschlicht. Dort rechts abbiegen, wieder<br />
ein wenig auf und ab in die eindrucksvolle Felsenlandschaft auf<br />
dem Hohen Brand. Von ihm über eine kurze, gute Steiganlage<br />
nach Südosten hinunter und auf einem Bergweg zur Forstdiensthütte<br />
Schellalm hinab. Unter der Hütte auf Pfad in den<br />
Wald und über das Schelleck zur Aufstiegsroute hinunter, der<br />
man zum Ausgangspunkt folgt. Siegfried Garnweidner<br />
Auf Ski und mit Hund durch die Ötztaler Alpen<br />
Blick vom Schellkopf auf die Geierköpfe<br />
Foto: Siegfried Garnweidner Foto: Andreas Strauß<br />
TIPP<br />
Dolomiten Rund um den Einser (Zsigmondyhütte – Drei-Zinnen-Hütte)<br />
Aufstieg zum Büllelejoch: Vom Parkplatz Fischleinboden<br />
auf einer Sandstraße ganz sanft ansteigend zur<br />
Talschlusshütte (1528 m). Am Eingang zum Altensteintal<br />
gabelt sich der Weg. Sein linker Ast führt über den Bach<br />
und schräg aufwärts zu einer Geländeschulter. Es folgt<br />
eine Gruppe von Kehren, dann geht’s unter den Felsen<br />
des Einsers weniger steil taleinwärts. Links hat man das<br />
Elfermassiv, vor sich die elegante Pyramide des Hochleist<br />
(2413 m). Nach einer kurzen, aber recht ruppigen Steigung<br />
kommt der Zwölfer (3094 m) ins Bild. Er bleibt auch<br />
auf den letzten Serpentinen zur Zsigmondyhütte (2224 m)<br />
absoluter Blickfang.<br />
Der Weiterweg führt über offenes Alm- und Karrengelände<br />
in Schleifen hinauf zum Oberbachernjoch (2519 m) und<br />
fl ach am Kamm entlang zur kleinen Büllelejochhütte<br />
(2528 m). Dahinter um ein felsiges Eck herum und kurz<br />
etwas abwärts zum Büllelejoch (2522 m) mit freier Sicht<br />
zum Dreischustermassiv und zur Marmarole.<br />
Weiter zur Drei-Zinnen-Hütte: Aus der Scharte<br />
leitet eine ausgetretene Spur im Geröll hinunter gegen die<br />
Bödenalpe mit ihren Seeaugen. Die bleiben rechts unterhalb;<br />
der Weg quert fl ach nach Westen und steigt dann wieder<br />
an zum Toblinger Riedl, in dem die Drei-Zinnen-Hütte (2405 m)<br />
steht. Überwältigend: der Blick in die Nordwände der Drei Zinnen<br />
(2999 m).<br />
Abstieg: Der Abstiegsweg führt in einem weiten Bogen an den<br />
beiden nördlichen Bödenseen vorbei ins Altensteintal. Dabei<br />
kommt bald ein Berg ins Blickfeld, der im Herbst 2007 Schlagzeilen<br />
machte: der Einser (2698 m). Damals lösten sich aus seiner<br />
Gipfelfl anke rund 60 000 Kubikmeter Fels und donnerten ins<br />
Tal. Zu Schaden kam niemand; das Gestein riss aber eine breite<br />
Schneise in Latschen und Wald.<br />
Oberhalb der Talschlusshütte stößt man wieder auf den Anstiegsweg.<br />
Mit ihm hinunter ins Fischleintal und zurück zum Wanderparkplatz.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Die Bödenalpe mit ihren Seeaugen;<br />
im Hintergrund das Dreischustermassiv<br />
Foto: Eugen E. Hüsler
TIPP<br />
Dolomiten Via ferrata degli Alleghesi (Civetta, 3220 m)<br />
7<br />
Klettersteig-Klassiker auf Top-Dolomiten-Gipfel<br />
Es gibt schwierigere Klettersteige und höhere Gipfel in den Dolomiten, die Überschreitung der Civetta<br />
bleibt trotzdem eine der lohnendsten Unternehmungen im Reich der »Bleichen Berge«. Sportliche<br />
Herausforderung und die einmalige Felskulisse ergeben zusammen ein Bergerlebnis der Spitzenklasse.<br />
aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />
1600 Hm | 10 Std.<br />
K 3; komplette Klettersteigausrüstung,<br />
Helm<br />
Talort: Forno di Zoldo (858 m)<br />
Ausgangspunkt: Malga della Grava (1627 m), Anfahrt<br />
von Chiesa an der Nordrampe der Duràn-Passstraße<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: keine<br />
Gehzeiten: Malga della Grava – Einstieg 2½ Std.,<br />
»Via ferrata degli Alleghesi« 3½ Std., Civetta – Abstieg<br />
über den Normalweg – Malga della Grava 4 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis zum ersten Schnee im Herbst<br />
Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 015 »Marmo-<br />
lada – Pelmo – Civetta«. Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner<br />
»Top-Klettersteige Dolomiten«, Bruckmann Verlag, München<br />
Fremdenverkehrsamt: Consorzio Val di Zoldo Turismo,<br />
Via Balestra 1, I-32010 Zoldo Alto, Tel. 00 39/3 33/279 66 33,<br />
www.valdizoldo.net<br />
Hütte: Rifugio Torrani, bew. Anfang Juli bis Mitte September,<br />
Tel. 00 39/04 37/78 91 50<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Top-Tour auf einen der schönsten<br />
Dolomitengipfel! Ausgeprägt alpine Unternehmung, die<br />
Bergerfahrung und gute Kondition voraussetzt. Die »Alleghesi«<br />
ist mäßig schwierig, aber sehr lang (K 3), am Abstieg ebenfalls<br />
mehrere gesicherte Passagen. Übernachtung auf der Torranihütte<br />
empfehlenswert, als Tagespensum nur für Konditionsbolzen.<br />
TIPP<br />
Berninagruppe Piz Roseg (3937 m)<br />
8<br />
Fels und Gletscher in Traumlage<br />
In Nachbarschaft der Himmelsleiter zum Piz Bernina gelegen, ist der Piz Roseg deutlich seltener<br />
begangen. Dabei verspricht er nicht nur traumhafte Ausblicke auf die berühmten Nachbarn, sondern<br />
ist selbst eine Alpin-Schönheit mit feiner Felskletterei am Nordgrat und langen Gletscherpassagen.<br />
aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />
1400 Hm | 10–11 Std.<br />
Hochtourenausrüstung<br />
mit Steigeisen, Pickel, Seil<br />
Talort: Pontresina (1805 m)<br />
Ausgangspunkt: Tschiervahütte (2584 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Es lohnt sich, die Fahrt<br />
mit dem Glacier Express ab/bis Chur nach Pontresina zu<br />
unternehmen.<br />
Gehzeiten: Zustieg zur Tschiervahütte von Pontresina<br />
aus ca. 3½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />
Karte: swisstopo 1:25 000, Blatt 1277 »Piz Bernina«<br />
Fremdenverkehrsamt: Pontresina Tourist Information,<br />
Tel. 00 41/81/8 38 83 00, www.engadin.stmoritz.ch<br />
Hütte: Chamanna da Tschierva (2573 m), 100 Schlafplätze,<br />
Tel. 00 41/(0)81/8 42 63 91 (Hütte), Tel. 0 81/8 33 02 64;<br />
www.tschierva.ch<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Hochtour ZS. Mit dem Eselsgrat,<br />
der Kletterei im III bis IV. Schwierigkeitsgrad verlangt, hat<br />
auch der Piz Roseg einen echten alpinen Klassiker vorzuweisen.<br />
Gute Sicherung mit Bohrhaken, sehr gute Abseilmöglichkeiten<br />
vorhanden. Lange Tour, ausreichend Kondition unbedingt erforderlich.<br />
TIPP<br />
Tessin Via Alta Verzasca (VAV)<br />
9<br />
Anspruchsvolle Höhenwanderung mit Blick auf den Lago Maggiore<br />
Eine der reizvollsten Mehrtagetouren in den Alpen: Die VAV führt in vier Etappen (plus je ein Tag<br />
Zu- und Abstieg) am Kamm oberhalb des Verzasca-Tals entlang. Lange, meist exponierte Etappen<br />
fordern Physis und Psyche geübter Bergsteiger.<br />
aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />
800–1000 Hm/Tag | 4 Tage<br />
Bergwanderausrüstung für<br />
mehrtägige Tour über 2000 m;<br />
Klettersteigset nicht nötig<br />
Talorte/Ausgangspunkte: Gordola, Vogorno (Zustieg<br />
von Süden), Sonogno (Zustieg von Norden)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn nach Bellinzona,<br />
Gordola oder Tenero, von dort Bus nach Vogorno<br />
Gehzeiten: 4 Tage plus zwei Tage für Zu- und Abstieg<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober je nach Schneehöhe<br />
Karte/Führer: »Panoramakarte Via alta I/D, Ausgabe<br />
2014«, erhältl. in der Tourist-Info Tenero e valle Verzasca,<br />
Bestellungen aus dem Ausland nur über Tel. 00 41/<br />
(0)9 17 45 02 61 oder 00 41/(0)9 17 45 16 61;<br />
Swisstopo 1:25 000, Blätter LK 1313 »Bellinzona«, LK 1293<br />
»Osogna«, LK 1273 »Biasca«, LK 1272 »Pizzo Campo Tencia«,<br />
LK1292 »Maggia«;<br />
Kompasskarte 1:50 000, WK 110 »Valle Maggia, Val Verzasca«<br />
Zur Vorbereitung: www.map.geo.admin.ch<br />
Informationen: Tourist-Info Tenero, Via ai Giardini, CH-6598<br />
Tenero, Tel. 00 41/(0) 9 17 45 16 61, www.tenero-tourism.ch<br />
Hütten: Infos zu den einzelnen Hütten der VAV inkl. Telefonnummern<br />
(auf die jeweilige Hütte klicken, z. T. Online-Reservierung:<br />
prenotazione): www.verzasca.com. Reservierung empfohlen.<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Anspruchsvolle Mehrtagetour<br />
über die Wasserscheide zwischen Verzasca-Tal und den Bezirken<br />
Riviera und Leventina (z. T. T5 und T6). 800 bis 1000 Hm und 6 bis<br />
10 Std. Gehzeit pro Etappe. Gipfel zwischen 2500 und 2700 m.
TIPP<br />
Dolomiten Via ferrata degli Alleghesi (Civetta, 3220 m)<br />
TIPP<br />
Zustieg: Von der Malga della Grava (1627 m) zunächst<br />
auf einer Sandstraße sanft bergan in das gleichnamige<br />
Joch, wenig weiter, bei der Talstation der Hüttenseilbahn,<br />
rechts, am Col Grand (1927 m) wieder links und hoch über<br />
dem Valle Civetta bergan. Unter dem Felsfuß der Crepa<br />
Busa ins Hochkar Busa del Zuitón und über Schrofen zum<br />
Einstieg der »Ferrata Alleghesi«.<br />
Via ferrata degli Alleghesi: Der Auftakt ist senkrecht,<br />
aber bestens gesichert; dann leiten die Drahtseile in den<br />
ersten langen Kamin. In der Folge wechseln Steilpassagen<br />
ab mit kurzen Querungen; ein enger, gut fünfzig Meter hoher<br />
Kamin wird an Eisenbügeln durchstiegen. Nach oben hin<br />
nimmt die Steilheit allmählich ab; man quert in eine Geröllmulde,<br />
aus der eine Spur hinauf zum Hauptkamm des Massivs<br />
leitet. Packender Tiefblick auf Álleghe und seinen See.<br />
Den Drahtseilen folgend in die Westfl anke des Massivs,<br />
unter der Punta Tissi (2992 m) hindurch, dann auf den<br />
Grat und über die letzten leichten Felsstufen zum Gipfel<br />
der Civetta.<br />
Abstieg: Er führt (Spuren, Steinmännchen) über den<br />
ostseitigen Gipfelhang hinunter zum Rifugio Torrani (2984<br />
Berninagruppe Piz Roseg (3937 m)<br />
Aufstieg: Von der Tschiervahütte (2584 m) durch<br />
Blockgelände, den Tschiervagletscher kurzzeitig queren.<br />
Nun geht es über Felsen Richtung Piz Umur. Von hier Abstieg<br />
auf den Gletscher. Achtung: Spalten weiträumig<br />
umgehen!<br />
Nach etwa 3 Stunden Gehzeit erfolgt nun der Einstieg<br />
zum Eselsgrat. Es folgen 2 bis 2½ Stunden Kletterei in<br />
festem Fels bei guter Absicherung.<br />
Weitere ca. 1½ Stunden geht es über Schnee und Eis<br />
hinauf zur Schneekuppe (3918 m), dem Vorgipfel des<br />
Piz Roseg. Bei optimalen Verhältnissen führt ein weiterer<br />
scharfer Grat auf den Hauptgipfel (3937 m).<br />
Abstieg: Rückweg am Eselsgrat über sehr gute Abseilstellen,<br />
ansonsten mit dem Aufstieg identisch.<br />
Nina Hölmer<br />
m), zuletzt am sichernden Drahtseil direkt auf die Hüttenterrasse.<br />
Hier links (Schild) in das Kar unterhalb des Pian della Tenda. Über<br />
eine Folge von Felsstufen, zwischen denen bis in den Hochsommer<br />
Schneereste liegen, steigt die Route ab, an mehreren Stellen<br />
mit Drahtseilen gesichert. Über ein abschüssiges Band (Passo<br />
Grünwald) und plattige Felsen gelangt man schließlich auf den<br />
mächtigen Geröllhang am Wandfuß. Auf dem ziemlich instabilen<br />
Untergrund geht’s hinunter zum Anstiegweg, der knapp unterhalb<br />
der 2200-m-Höhenkote erreicht ist. Auf ihm über die Forcella della<br />
Grava hinunter zum Ausgangspunkt der großen Tour.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Eisenbügel leiten in der Via ferrata degli<br />
Alleghesi zum Gipfel der Civetta.<br />
Foto: Thomas Ebert Foto: Manfred Kostner<br />
Die formschöne Pyramide des Piz Roseg<br />
TIPP<br />
Tessin Via Alta Verzasca (VAV)<br />
Zustieg (T2–T3), Gehzeit ca. 6 Std.: Vom ersten Dorf des<br />
Verzasca-Tals, Vogorno (496 m), folgt man für ca. 1 Kilometer<br />
der Asphaltstraße zur Fraktion Pinello (600 m), von<br />
dort fl acher, auf rot-weiß markiertem Weg ins Porta-Tal.<br />
Nach Colletta-Kirche Abstieg zum Bach, danach steiler<br />
Aufstieg (ca. 2 Std.) zum Monte Rienza (1391 m). Danach<br />
fl ach, über Bach, dann Aufstieg zur Alpe Mognora (1592<br />
m). Weiter auf Naturstraße zur Capanna Borgna (1912 m).<br />
Alternative Zustiege von Gordola oder Sonogno.<br />
1. Etappe, Cap. Borgna – Cap. Cornavosa (T6), Gehzeit<br />
ca. 6–8 Std.: Von der Borgna-Hütte nach Norden zur Bocchetta<br />
die Cazzane (2104 m), durch kleine Ebene zum Anstieg<br />
der Bocchetta di Leis (2215 m). Über Grate und<br />
Grasnaben zum Poncione die Piotta (2439 m). Über Grate<br />
und Gipfel – Cima del Picoll (2440 m), Poncione dei Laghetti<br />
(2445 m) und Poncione del Venn (2477 m) – danach<br />
Abstieg über Gras- und Steinhalden zur Capanna<br />
Cornavosa (1991 m).<br />
2. Etappe, Cap. Cornavosa – Cap. Efra (T5), Gehzeit ca.<br />
8–9 Std.: Zunächst auf bequemem Weg zur Alpe Fümegna<br />
(1810 m). Dann wieder über Grate und Gipfel – Cima<br />
Longa (2487 m), Cima di Bri (2521 m), Bocchetta di Rierna<br />
(2461 m), Cima del Gagnone (2518 m), Bocchetta die Scaiee<br />
(2453 m) – zum Efra-See und von dort zur Efra-Hütte (2039 m).<br />
3. Etappe, Cap.Efra– Cap. Cognora (T5–T6), Gehzeit ca. 8–10<br />
Std.: Über verlassene Alp Furnà (2148 m) über stark ansteigende<br />
Weiden und danach große Steinhalden und Platten auf den Gipfel<br />
des Pizzo Cramosino (2717 m). In felsigem Gelände weiter<br />
über Passo del Gatto (2615 m) zum Madom Gröss (2741 m).<br />
Ca. 200 Hm Abstieg, dann auf und ab über Grate und Gipfel –<br />
Bocchetta die Cramosino (2549 m), Pizzo di Mezzodì (2708 m) –<br />
dann Abstieg über Geröll und Weiden zur Capanna Cognora<br />
(1938 m).<br />
4. Etappe, Cap. Cognora – Cap. Barone (T4), Gehzeit ca. 4 Std.:<br />
Unter der Cima Bianco hindurch zum Passo Piatto (2108 m), weiter<br />
unter mehreren Gipfeln hindurch zur Barone-Hütte. Variante:<br />
Aufstieg zum Pizzo Barone (2864 m), dem höchsten Gipfel des<br />
Verzasca-Tals (weitere 1½ Std. Aufstieg). Sandra Zistl<br />
Blick auf den Lago Maggiore<br />
Foto: Sandra Zistl
TIPP<br />
Karwendelgebirge Lamsenspitze (2508 m), Nordostkante<br />
10<br />
aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />
Großes Genusskletter-Kino<br />
Die Lamsenspitze bietet für Karwendel-Verhältnisse eine angenehme Kletterei an erstaunlich<br />
festem Fels mit großartigen Tiefblicken. Wegen der Gesamtlänge mit dem Anmarsch vom Tal aus<br />
ist im Herbst eine Übernachtung auf der Lamsenjochhütte anzuraten.<br />
1250/500 Hm | 8½ Std.<br />
alpine<br />
Kletterausrüstung<br />
Talort: Pertisau (930 m)<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Gramaialm (1263 m)<br />
Anfahrt: Über Bad Tölz und den Sylvensteinspeicher<br />
zum Achensee. Hier über Pertisau auf der Mautstraße ins<br />
Falzthurntal und am Ende an der Gramaialm parken.<br />
Gehzeiten: Gramaialm – Einstieg 2 Std.,<br />
Einstieg – Gipfel 3½ Std., Gipfel – Gramaialm 3½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Anfang Juli bis Mitte Oktober<br />
Hütte: Lamsenjochhütte (1953 m), Anfang Juni bis<br />
Mitte Oktober, www.davplus.de/lamsenjochhuette,<br />
Tel. 00 43/52 44/6 20 63<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, Nr. 5/3 »Karwendelgebirge Ost«<br />
Führer: Kletterführer »Karwendel«, Panico Alpinverlag, Köngen<br />
Informationen: Tourismusverband Achensee,<br />
A-6215 Achensee,<br />
Tel. 00 43/52 46/53 00,<br />
www.achensee.info<br />
Charakter/Schwierigkeit:<br />
Schöne Genusskletterei, bei der<br />
sich kompakte Felspassagen und<br />
Schrofenstellen abwechseln.<br />
Die Schlüsselstelle (IV+) befi ndet<br />
sich gleich beim Einstieg.<br />
Kletterführer<br />
Karwendel<br />
Klettergärten im Isartal<br />
Mittenwald<br />
Hinterriß<br />
Ahornboden<br />
Lamsenjochhütte<br />
Gramaialpe<br />
Ha leranger<br />
Zentrales Karwendel<br />
Nordkette<br />
Inntal<br />
panico Alpinverlag<br />
13<br />
12<br />
11<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
30 m / 3<br />
30 m / 3<br />
40 m / 1-2<br />
45 m / 2-3<br />
40 m / 3<br />
40 m / 3+<br />
45 m / 4<br />
40 m / 2-3<br />
35 m / 3+<br />
40 m / 2<br />
30 m / 2<br />
50 m / 2 (meist Gehgelände)<br />
Knebel-Puchta<br />
Kaspurz-Hitthaler<br />
2 - 3<br />
4+<br />
Schwarzer Riss<br />
7<br />
8<br />
8<br />
8 m / 4+<br />
NO-Kante<br />
Homeopatix<br />
Pfeilerkamin<br />
Originalausstieg (4)<br />
Kante<br />
TIPP<br />
Churfirsten Alp Tschingla (1528 m)<br />
11<br />
Zwischen See und Steilwand<br />
Im Tal glühen die Blätter der Weinreben, auf der Bergseite strebt<br />
eine schroffe Felswand in den Himmel. Die steilen Südhänge der<br />
Churfirsten über dem Walensee, der Schweizer Riviera, gelten auch<br />
im Spätherbst noch als sonnenverwöhntes Plätzchen.<br />
↑ 1000/↓ 760 Hm |<br />
5 Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung,<br />
Stöcke empfehlenswert<br />
aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />
Talort: Walenstadt (426 m)<br />
Ausgangspunkt: Untersäss in Walenstadtberg (754 m),<br />
Postauto-Haltestelle Stauffacher<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Zug bis Walenstadt,<br />
von dort stündlich per Postauto nach Walenstadtberg<br />
Gehzeiten: Untersäss – Alp Tschingla 1½ Std. – Palis<br />
(1641 m) ½ Std. – Chlaffenboden (1662 m) ½ Std. –<br />
Schrina-Obersäss (1717 m) ½ Std. – Alp Schrina (1290 m) 1 Std.<br />
– Pax Mal ¼ Std. – Rehaklinik Knoblisbüel (967 m)<br />
Beste Jahreszeit: Mai bis November, sofern schneefrei<br />
Karte: Landeskarte der Schweiz 1:25 000, Blatt 1134 »Walensee«<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourist Information Walenstadt, Bahnhofstraße<br />
19, 8880 Walenstadt, Tel. 00 41/(0)81/7 20 17 17,<br />
www.tourismus-walenstadt.ch<br />
Einkehr: Restaurants in Walenstadt, zwischen Ende Mai und<br />
Mitte September auch Alp Tschingla und Alp Schrina<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Auch wenn es auf den ersten<br />
Blick fraglich scheint, wo durch diese Felswände ein Wanderweg<br />
aufwärts führen soll, winden sich die Serpentinen gut ausgebaut<br />
nach oben. Der Weg ist ausgeschildert und markiert,<br />
an wenigen Stellen bis zur Alp Tschingla allerdings ausgesetzt.<br />
TIPP<br />
Oberbayerisches Alpenvorland Murnauer Moos<br />
12<br />
Winterwanderung vor toller Bergkulisse<br />
Im Sommer und Herbst ist das Murnauer Moos bei Ausflüglern – sowohl Wanderer als auch Radfahrer<br />
– sehr beliebt. Von November bis März sind hingegen weitaus weniger in dieser großartigen<br />
Landschaft unterwegs.<br />
aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />
80 Hm | 3½ Std.<br />
Winterwanderausrüstung,<br />
Gamaschen und Stöcke<br />
Talort: Murnau (700 m)<br />
Ausgangspunkt: Westried/Zughaltestelle Grafenaschau<br />
(670 m)<br />
Endpunkt: Bf. Murnau (700 m), bzw. Westried<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Von München Hbf.<br />
mit Umsteigen in Murnau zum Bf. Grafenaschau;<br />
zurück vom Bf. Murnau<br />
Gehzeiten: Westried – Ähndl 2½ Std., Ähndl –<br />
Bf. Murnau 1 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Den ganzen Winter über zu empfehlen.<br />
Karte/Führer: Landesamt für Vermessung und Geoinformation<br />
Bayern 1:50 000, UK50-49 »Pfaffenwinkel/Staffelsee«.<br />
M. Pröttel »Wintertouren mit dem Bayernticket«, J.Berg Verlag<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourist-Information Murnau,<br />
Tel. 0 88 41/61 41 21, www.murnau.de<br />
Einkehr: Gasthaus Ähndl, ab Anfang Dezember geöffnet;<br />
www.aehndl.de<br />
Charakter/Schwierigkeit: Sonnige Winterwanderung<br />
mit Traumblicken auf den Bayerischen Alpenrand. Nur geringe<br />
Steigungen.<br />
Hinweis: Im Naturschutzgebiet Murnauer Moos muss man auch<br />
im Winter auf den ausgewiesenen Wegen bleiben.<br />
E
TIPP<br />
Karwendelgebirge Lamsenspitze (2508 m), Nordostkante<br />
Zustieg: Von der Gramaialm den Schildern zur Lamsenhütte<br />
zum Talschluss folgen und über diesen nun steiler<br />
zur Hütte. Von dort auf dem Normalweg nach Westen<br />
(nicht in den Brudertunnel!) über freie Hänge bergan und<br />
dann nach rechts auf einem Steiglein zum Fuß der gut<br />
sichtbaren Nordostkante aufsteigen.<br />
Route: 1. SL: Gleich zu Beginn die Schlüsselstelle über<br />
eine glatte Platte rechts zu Absatz (IV+). 2–4. SL: Über<br />
leichte Platten und Risse gerade bergan (II– III). 5. SL:<br />
einem Riss folgend nach links (III). 6. SL. Über wieder<br />
kompakteren Fels erst nach links dann gerade und<br />
schließlich nach rechts zu Stand (IV). 7. SL: Flacher nach<br />
links zu einem kleinen Kamin queren und über diesen und<br />
eine Rinne wieder rechtshaltend in eine markante Scharte<br />
(III+). 8. u. 9. SL. Etwas links der Kante gerade bergan (III).<br />
10. Direkt an der Kante zuletzt ein Türmchen rechts umgehend<br />
zum Vorgipfel (II–III).<br />
Übergang zum Hauptgipfel: Dem Grat zu einer ersten<br />
scharte folgen und den Felsturm dahinter rechts ansteigend<br />
umgehen (II). Wieder fl acher in eine breitere Scharte<br />
und ohne größere Schwierigkeiten (II) zum Gipfel.<br />
Abstieg: Durch Schutt zunächst nach Westen, dann drahtseilversichert<br />
steiler nach Süden absteigen (Vorsicht auf Steinschlag).<br />
Am Fuß der Südfl anke quert man nun in Gehgelände<br />
nach Osten zur Lamsenscharte. Unterhalb der Ostfl anke quert<br />
man weiter nach Osten, in dem man Drahtseilen folgt, und steht<br />
bald darauf kurz unterhalb des Einstiegs (Nicht vorher nach<br />
rechts Wegspuren folgen, welche die Schuttreiße hinabführen.)<br />
Michael Pröttel<br />
Immer an der Kante entlang zum<br />
Gipfel der Lamsenspitze<br />
Foto: Michael Pröttel<br />
TIPP<br />
Churfirsten Alp Tschingla (1528 m)<br />
Route: Der Postbus von Walenstadt nach Walenstadtberg<br />
bringt die Wanderer beinahe stündlich an den Ausgangspunkt<br />
bei der Haltestelle Stauffacher im Ortsteil Untersäss.<br />
Eine lange Treppe kurbelt den Organismus an, bis es<br />
in steilen Kehren durch die Berger Laui, eine Lawinenrinne<br />
zwischen baumdurchsetzten Felsen, aufwärts geht zur<br />
Bergschulter mit der Alp Tschingla. Der erste Schnee ist<br />
in den Mulden bereits liegen geblieben; hier heißt es<br />
gut aufpassen, dass man darauf nicht aus- und in die<br />
Tiefe rutscht. Weit unten glitzert der Walensee, an dessen<br />
Nordufer – im Schutz der mächtigen Wände – Kiwis und<br />
Weintrauben gedeihen. Hinter den Almhütten erhebt sich<br />
die senkrechte Felswand bis zum Schibenstoll, einem<br />
der vielen Zacken im Kamm der Churfi rsten. Ob es nun<br />
sechs oder eher 13 Gipfel sind, darüber herrschen geteilte<br />
Meinungen. Wer schon an der Alp Tschingla mit Schnee zu<br />
kämpfen hat, der sollte den unteren Weg Richtung Westen<br />
nehmen, der sich durch die Felsen stetig abwärts schlängelt<br />
bis zum Pax Mal, einem Friedensmal des Künstlers<br />
Karl Bickel (Alp Tschingla – Pax Mal 1½ Std.).<br />
Alle anderen nehmen den oberen Weg zur Schrina Obersäss.<br />
Auf die Lawinenrinne und die steile Querung mit herrlichen<br />
Tiefblicken folgt nun völlig unerwartet eine Art Hochebene auf der<br />
Bergschulter: mit viel Geröll, Almweiden und einem kleinen See.<br />
Mit der Obersäss ist der höchste Punkt der Tour erreicht. Der Weg<br />
führt nun von der Bergschulter über steile Wiesenhänge hinab bis<br />
zur Alp Schrina, die wie die Alp Tschingla in den Sommermonaten<br />
von Mai bis September bewirtschaftet ist. Auf einem Teersträßchen<br />
geht es – immer der oberen Abzweigung folgend – zum Pax<br />
Mal und von dort zurück auf die Straße, die in breiten Kehren bis<br />
zur Bushaltestelle an der Rehaklinik Knoblisbüel führt.<br />
Dagmar Steigenberger<br />
Der Blick zu den Churfirsten begleitet<br />
den Weg zur Alp Tschingla.<br />
Foto: Dagmar Steigenberger<br />
TIPP<br />
Oberbayerisches Alpenvorland Murnauer Moos<br />
Route: Man folgt der parallel zu den Gleisen verlaufenden<br />
Straße nach rechts. Beim Schild »Moosrundweg« zweigt<br />
man nach links ab und geht auf einem Fahrweg auf den<br />
Wald zu und an Gabelung geradeaus. Vor einem Holzhaus<br />
wendet sich der Weg nach rechts und wieder nach links ins<br />
Hochmoor der sogenannten »Langen Filze«.<br />
Wieder im Hochwald erreicht man eine Forststraße, der<br />
man nach links, dann nach rechts folgt. In einer Rechtskurve<br />
verlässt man den Fahrweg, indem man geradeaus<br />
geht und einem schmäleren Forstweg absteigend aus dem<br />
Wald folgt. Nun steht man direkt vor dem Murnauer Moos.<br />
Der Weg wendet sich nach links und folgt dem Ramsach-<br />
Bach, den er mittels einer Brücke quert. Nach der Brücke<br />
geht es nach links und weiter den Bach begleitend auf einem<br />
breiten Weg immer nach Norden. Schließlich trifft man<br />
am Rande des Moores auf das Gasthaus Ähndl.<br />
Rückweg für Bahnfahrer: Direkt hinter der benachbarten<br />
Kapelle beginnt der Fußweg zum Bf. Murnau, der leicht<br />
ansteigend nach Norden führt. An einer Gabelung folgt<br />
man der Beschilderung »Münter-Haus/Murnau Ort« nach<br />
rechts und gelangt über die Kottmüllerallee zum Gabriele-<br />
Münter-Haus. An der Hauptstraße geht man nach links und folgt<br />
der Beschilderung zum Bahnhof. Zuletzt überquert man eine Fußgängerbrücke<br />
und wendet sich nach rechts zum Bahnhof.<br />
Rückweg für Autofahrer: Vom Ähndl folgt man dem beschilderten<br />
Moor-Rundweg nach Westen. Zunächst auf einer Teerstraße,<br />
dann auf Fahrweg geht es leicht ansteigend zu einem Waldrand.<br />
Dahinter folgt der gut beschilderte Weg den Gleisen, um über die<br />
Siedlung Moosrain den Ausgangspunkt zu erreichen.<br />
Michael Pröttel<br />
Die Wanderung durch das Murnauer Moos führt<br />
durch offenes Gelände und Hochwald.<br />
Foto: Michael Pröttel
Aussicht, soweit das Auge reicht!<br />
Bruckmann Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
Zweiwöchiges Kalendarium<br />
mit 27 Motiven und den<br />
schönsten Touren auf den<br />
Kalenderblattrückseiten<br />
Bergsteiger Kalender 2015<br />
Das gesamte Spektrum des Alpinismus<br />
in einem faszinierenden Kalender mit den<br />
leuchtenden Farben des Sommers und<br />
dem glitzernden Weiß des Winters – wunderschöne,<br />
beeindruckende Aufnahmen<br />
von Bernd Ritschel und Xandi Kreuzeder.<br />
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27 Blätter / 25,5 x 36,5 cm<br />
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ISBN 978-3-7654-8712-5 € 15,99<br />
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XXL-Format<br />
60 x 48 cm<br />
Wandkalender »Alpen 2015«<br />
Die Alpen sind groß, stark und schön. Lassen Sie sich einladen zu<br />
einem optischen Ausflug in die gewaltigen Gebirgskulissen des<br />
gesamten Alpenraums.<br />
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Die Welt neu entdecken<br />
2 Bergsteiger 01⁄15<br />
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Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)
REPORTAGE<br />
Der Schein trügt: Die<br />
Schattseite des Stüdlgrates<br />
war voller Rauhreif<br />
– und stellte die Online-<br />
Seilschaft auf die Probe.<br />
Bergpartner aus dem Internet<br />
Zum Mitnehmen<br />
Die Bergkameradschaft ist der Gegenentwurf zum Social Network: Verbindlich,<br />
vertrauensvoll, langjährig. Jetzt verabreden sich wildfremde Menschen im<br />
Internet zu gemeinsamen Bergtouren. Kann das gut gehen? Von Thomas Ebert<br />
64 Bergsteiger 01⁄15
Ich habe keine Freunde. Ich habe kein<br />
Herz. Ich habe keine Ziele. Daniel Ilg<br />
hat drei Herzen, sieben Freunde und<br />
zwölf Ziele. Eins davon ist der Großglockner,<br />
3798 Meter hoch, der höchste<br />
Berg Österreichs. Linke Maustaste. Jetzt ist<br />
es unser Ziel.<br />
Ein paar SMS und zwei Anrufe später warte<br />
ich an einem Pendlerparkplatz an der<br />
A8 auf den Mann mit den drei Herzen, mit<br />
dem ich eine Matratze teilen, um halb fünf<br />
aufstehen, mich ans Seil binden, einen<br />
Gletscher queren, an die Grenzen kommen,<br />
eine Entscheidung treffen werde.<br />
Wir haben uns über »mountix« gefunden,<br />
einem sozialen Netzwerk für Bergsteiger.<br />
Bergkameradschaft ist schon ohne Internet<br />
ein heikles Thema. Wer ins Kino geht,<br />
sieht entweder Reinhold Messner seinen<br />
verschollenen Bruder am Schicksalsberg<br />
suchen oder Simon Yates unter Höllenqualen<br />
ein Seil durchschneiden, an dem<br />
ihn der gestürzte Joe Simpson langsam<br />
mit in den Abgrund zieht. Alles ist hoch<br />
dramatisch und meistens auch pathetisch,<br />
großes Gefühlskino. Solche Filme sind es,<br />
Daniel Ilg hat drei Herzen,<br />
sieben Freunde und zwölf<br />
Ziele. Eins davon ist<br />
der Großglockner. Klick.<br />
Jetzt ist es unser Ziel.<br />
mountix-Mitglied Daniel Ilg am Stüdlgrat:<br />
»Die Westseite ist heute die Bitch.«<br />
die in den Köpfen der Menschen hängenbleiben.<br />
Vielleicht empfinden deshalb so<br />
viele die Seilschaft als einzig verbliebene<br />
menschliche Beziehung, die erst der Tod<br />
scheidet. Umso größer sind die Vorbehalte<br />
gegenüber dem Kameraden per Klick.<br />
»Als Bergsteiger merkst du doch gleich, ob<br />
du dich von dem sichern lassen willst«. Das<br />
sagten die Kollegen am Vorabend, und ich<br />
rede es mir ein, als der rote BMW mit dem<br />
vereinbarten Kennzeichen auf den Parkplatz<br />
rollt, einem trostlosen Ort, den außer<br />
Pendlern höchstens die Kripo zu Gesicht<br />
bekommt. Allzu lang bleiben wir nicht.<br />
Hallo, Servus, tut mir leid der Stau, fester<br />
Handschlag, gelbes T-Shirt, wir fahren los.<br />
Drei Stunden bis nach Kals am Großglockner,<br />
drei Stunden Kennenlernzeit.<br />
Es ist nicht so, dass Daniel Ilg niemanden<br />
hätte. Da sind Ludwig, Anne, Michl, Dennis,<br />
Gabor, Sebastian und noch ein<br />
Fotos: Mauritius Images / Gerhard Wild, Thomas Ebert<br />
01⁄15 Bergsteiger 65
Sollte passen:<br />
neuer Partner,<br />
neue Schuhe<br />
paar andere mehr, mit denen er sonst seine<br />
Hochtouren geht, etwa den Brochkogel<br />
oder den Similaun. »Aber die haben unter<br />
der Woche nie Zeit«, sagt Daniel. Er promoviert<br />
gerade in BWL zum Thema Kreditausfälle,<br />
hat ein Bett im Büro und kann<br />
sich die Zeit einteilen. Wenn also offline<br />
nichts geht, stellt er Tourenwünsche ins<br />
Als Stüdl das erste Mal<br />
nach Kals kam, eilte der<br />
Pfarrer Lercher noch persönlich<br />
aus seiner Kirche.<br />
Netz. Daniel nennt es »die online-Quellen<br />
anzapfen«. Wünsche von anderen ignoriert<br />
er, denn »wenn mich Leute aktiv anschreiben,<br />
bin ich mir sicherer, dann kann<br />
ich wählen.« Daniels erste Wahl ging daneben.<br />
Es war Fußball-WM, sein Seilpartner<br />
hatte sich über Nacht besoffen. Trotzdem<br />
sucht Daniel weiter online, wenn offline<br />
nichts geht, denn er findet: »Zu zweit kann<br />
ich Gletscher besser überqueren und auch<br />
mal Leasingkilometer sparen.« Großes Gefühlskino.<br />
Am Abend steht Johann Stüdl in der Stüdlhütte<br />
und blickt durch seine Gaststube. 20,<br />
vielleicht 25 Bergsteiger löffeln Schokoladenmousse<br />
mit Minzblättchen. Ein Mann<br />
fotografiert sich mit dem Käse-Buffet. Auf<br />
der Terrasse kochen vier Polen, denen die<br />
Halbpension zu teuer war, eine Tütensuppe<br />
auf ihrem Gaskocher. Stüdl verzieht<br />
keine Miene. Gerne würde ich wissen, was<br />
Stüdl über die zwei Gäste an Tisch eins<br />
denkt, an dem Daniel Ilg, 30 Jahre alt, aus<br />
Ingolstadt, mit der Frisur des jungen Harry<br />
Potter vor seinem Radler sitzt und die Anstiegsskizze<br />
des Stüdlgrats auf sein Smartphone<br />
lädt, beinahe so, wie er mich aus<br />
dem Internet geholt hat. Wir kennen uns<br />
seit fünf Stunden. An den Nebentischen<br />
schwelgen ältere Bergsteiger in Erinnerungen<br />
oder schweigen sich an, weil sie schon<br />
alles gesagt haben. Stüdls Gesicht bleibt<br />
regungslos. Auch die Nachfrage erübrigt<br />
sich, denn Johann Stüdl ist ein Holzkopf.<br />
Sie haben dem Prager Kaufmann ein Denkmal<br />
gesetzt in der Hütte, die er 1868 auf<br />
2800 Metern errichten ließ. Siebeneinhalb<br />
mal viereinhalb Meter, aus Kalkmörtel,<br />
für zwölf Personen. So groß ist die Edelstahlküche<br />
der neuen Hütte, die 1996 als<br />
Fertighaus am Hubschrauber hinaufgeflogen<br />
wurde. Bis zu 120 Gäste bekommen<br />
warmes Wasser, abends vier Gänge und<br />
eine Zusatzrechnung, wenn sie mit Bergstiefeln<br />
in die Stube laufen (20 Euro), duschen<br />
wollen (4 Euro) oder nach 7:30 Uhr<br />
66 Bergsteiger 01⁄15
zum Frühstück erscheinen (5 Euro). Es gibt<br />
Menschen, die sich über die Ankunft der<br />
Moderne im Gebirge aufregen. Ilg aber,<br />
der in der Uni wäscht und in seiner Studentenbude<br />
über die Ski stolpert, wenn<br />
er zum Fenster will, hat nichts dagegen,<br />
dass die alte Hüttenromantik im Sterben<br />
liegt. »Warum soll ich mir in der Früh eisig<br />
kaltes Wasser ins Gesicht schlagen? Es gibt<br />
keinen Grund dafür.«<br />
Die Berge bleiben gleich, aber die Zeiten<br />
ändern sich. Als Stüdl das erste Mal nach<br />
Kals am Großglockner kam, eilte der Pfarrer<br />
Lercher persönlich aus seiner Kirche,<br />
um ihn mit seinem Bergführer bekannt zu<br />
machen. Dann zogen die drei zum Dorfwirt<br />
und verbrachten den restlichen Tag<br />
mit Singen, Saufen und Wettschießen.<br />
Heute gibt Daniel dem Mautmenschen einen<br />
Zehn-Euro-Schein, klappt den Außenspiegel<br />
ein und fragt sich, warum ich in<br />
»Nur Seilpartner, die ich kenne«<br />
Auf der Stüdlhütte baut das Personal das<br />
Frühstücksbuffet auf, es ist noch hell draußen.<br />
Daniel und ich kennen uns seit sechs<br />
Stunden, noch immer ist die mountix-<br />
Frage nicht ganz ausgeräumt. mountix<br />
schaltet Werbung auf facebook, darauf<br />
sieht man eine Blondine, die aus einem<br />
Steinschlaghelm herauslacht: »Partner für<br />
die nächste Tour findest du auf mountix.«<br />
Marc Kästle kommentiert: »danke, aber<br />
nur seilpartner die ich kenne :D«. Zwei<br />
Likes. Tina Irgendwer schreibt: »A noblere<br />
partnersuchbörse«. Vier Likes. Und<br />
Roberto Il Russo Castelli findet, dass der<br />
Slogan »Die Outdoor-Community« auf<br />
englisch nicht wirklich anziehend wirkt.<br />
Menschen, die ihren Lebenspartner von<br />
Algorithmen suchen lassen, bekommen<br />
mehr Zuspruch. Die mountix-Frage lautet:<br />
Mit wem bin ich da eigentlich unterwegs?<br />
WIE<br />
GEZWICKTE<br />
MACHART<br />
Das Internet passt gut zum gegenwärtigen Zustand des Bergsteigens. Man kann<br />
das Topo beim Frühstück checken, Käse-Selfies auf facebook teilen und sich einen<br />
Partner für den Stüdlgrat organisieren.<br />
Fotos: Thomas Ebert<br />
der Eile die Hälfte meiner Ausrüstung am<br />
Pendlerparkplatz vergessen habe. Nichts<br />
Unersetzbares, aber zweifellos fahrlässig.<br />
Jetzt liegt die Entscheidung bei Daniel:<br />
Will er mit so jemandem klettern? Er steht<br />
abmarschbereit in seinen fetten Bergstiefeln<br />
und textmarkerfarbenen Funktionsklamotten,<br />
das Seil in der Hand. Dann sagt<br />
er: »Ich versteh gar nicht, warum du einen<br />
Pulli mitnehmen wolltest. Mir ist immer<br />
total warm. Kannst du das Seil nehmen?<br />
Mein Rucksack ist voll.«<br />
Daniel Ilg ist, so viel steht fest, ein Pragmatiker.<br />
Wenn er nach dem Tanken ins Auto<br />
steigt, vibriert sein Handy, das ihn über die<br />
Abbuchung an der Kreditkarte informiert.<br />
Wenn in einer Newsmeldung die Begriffe<br />
»Bergunfall« und »Lawine« vorkommen,<br />
wird Daniel, dem Sicherheit sehr wichtig<br />
ist, informiert. »Die Unfälle interessieren<br />
mich, daraus kann man lernen«. Seine Brille<br />
gehört eigentlich seinem Bruder. »Meine<br />
ist im 2. Semester kaputt gegangen«. Das<br />
war 2004.<br />
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Hanwag fertigt alle Schuhmodelle<br />
konsequent in „gezwickter Machart“<br />
– vermutlich als einziger Hersteller<br />
weltweit.<br />
Die Vorteile des klebegezwickten<br />
Schuhwerks sind eine dauerhafte<br />
Formstabilität, Langlebigkeit sowie<br />
die Möglichkeit einer problemlosen<br />
Wiederbesohlung.<br />
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Daniel Ilg klettert die letzten Meter des Stüdlgrates ab. Das für August recht<br />
üppig vorhandene Eis verhinderte das eigentliche Ziel der Kennenlerntour.<br />
Robert Jacobi wäre das zu pragmatisch.<br />
Der Mitgründer von mountix sitzt am<br />
Münchner Leonrodplatz in einem zehnstöckigen<br />
Haus, von dessen Dach man vermutlich<br />
die ganzen Alpen sieht. mountix<br />
hat seine Räume im ersten Stock. Ein ausgedrucktes<br />
Firmenlogo klebt mit Tesa am<br />
Eingang. Start-Up-Feeling auch drinnen,<br />
wo sich Marketing, Programmierer<br />
und Content-Manager zu acht ein<br />
Büro teilen. Eine junge Frau ist gerade<br />
dabei, die User zu mehr Kommentaren<br />
zu motivieren, denn mountix soll<br />
nicht nur digitale Infrastruktur sein<br />
wie eine Mitfahrzentrale, sondern<br />
»einen emotionalen Mehrwert bieten«,<br />
sagt Jacobi. »Wichtig ist, dass<br />
es einen aktiven Teil gibt, der sich<br />
selbst darstellt, damit die passiven<br />
Nutzer zufrieden sind«. Jacobi<br />
kommentiert gerne, »Nächstes Mal<br />
bin ich dabei!« oder »Viel Vergnügen,<br />
was auch immer Ihr macht!«.<br />
Als Daniel Ilg, den Jacobi flüchtig<br />
kennt (»Guter Typ, verlässlich!«),<br />
einmal die Weißseespitze solo bestieg,<br />
schrieb Jacobi: »Und das alleine? Crazy<br />
man«. Mit der Gründung, sagt Jacobi, wollte<br />
er so etwas eigentlich verhindern: «Auf<br />
mountix finden Leute Anschluss, anstatt<br />
alleine da oben rumzustiefeln.«<br />
Kein Satz zum Mit-ins-Bett-nehmen<br />
Auf dem Weg ins Matratzenlager bleibt<br />
Daniel vor einer Tafel stehen, sie zeigt die<br />
Anstiege zum Großglockner. Der Normalweg<br />
sieht langweilig aus, »dafür bin ich<br />
nicht hergefahren.« Wir prägen uns den<br />
Stüdlgrat ein: Einstieg, Frühstücksplatz,<br />
Kanzel, Ausbruch, Glatte Kante, Platte,<br />
Gipfel. Darunter der Zusatz: »Bei schlechten<br />
Witterungsbedingungen können sich<br />
die Kletterschwierigkeiten bis zu zwei Grade<br />
erhöhen. Bringen Sie durch unüberlegte<br />
Handlungen und Selbstüberschätzung<br />
nicht andere (event. Ihre Retter) in Gefahr.«<br />
Daniel reibt sich die Brust. »Im Internet haben<br />
sie das aber leichter bewertet, oder?«<br />
Ein letztes Mal frage ich nach den Skrupeln,<br />
mit einem Unbekannten zu klet-<br />
68 Bergsteiger 01⁄15
Fotos: Thomas Ebert<br />
Herzen und Ziele: Würden Sie sich mit<br />
diesem Mann ans Seil binden?<br />
tern. »Ich gehe das analytisch an. Es gibt<br />
Indikatoren: Wenn jemand bestimmte<br />
Touren gemacht hat, so wie du, oder nicht<br />
fragt, welche Ausrüstung man braucht,<br />
ist das schon mal ein gutes Zeichen.« Ein<br />
gutes Zeichen ist auch, dass Daniel den<br />
Stüdlgrat zur Not solo gehen würde. Das<br />
hatte er mir geschrieben. Die große Blase<br />
an seiner Ferse ist ein schlechtes Zeichen.<br />
Ein älterer Bergsteiger fragt im Vorbeigehen<br />
nach unserem Ziel. »Stüdlgrat? Letztes<br />
Jahr hat’s zwei Tschechen im Neuschnee<br />
runtergewichst, gleiche Verhältnisse wie<br />
jetzt«. Es ist kein Satz, den man unbedingt<br />
mit ins Bett nehmen möchte.<br />
»Die Westseite ist heute die Bitch«, sagt Daniel<br />
am nächsten Morgen. Er hängt auf der<br />
Westseite und verschnauft, etwa drei Meter<br />
unterhalb der Gratschneide des Stüdlgrats<br />
auf knapp 3600 Meter. Unser Seil<br />
hängt an einer daumendicken Eisenstange,<br />
die im Fels verankert ist. Wir sind in der<br />
Kanzel. Wir kennen uns seit 19 Stunden,<br />
und jetzt wird es ernst. Alles ist voller Eis<br />
und Raureif, schlechte Bedingungen also.<br />
Weiter oder nicht weiter?<br />
Seit dem Aufstehen haben wir keine fünf<br />
Sätze gewechselt. Nicht über den Sonnenaufgang,<br />
der den unter uns liegenden<br />
Gletscher vergoldet, nicht über die zehn<br />
oder zwölf Seilschaften, die am Normalweg<br />
schnell vorankommen. Wir funktionieren<br />
ohne Worte. Den Frühstücksplatz<br />
erreichen wir eine Stunde schneller als<br />
geplant. Die Blase ist weg. Wir müssen keine<br />
Seilkommandos ausmachen, benutzen<br />
das gleiche Sicherungsgerät. »Endlich mal<br />
einer, der ganz normal HMS sichert«, sagt<br />
Daniel, als er die erste Seillänge hinaufklettert.<br />
Es läuft gut. Bis zur Kanzel.<br />
Ab hier wird es schwieriger. Für uns zu<br />
schwierig, um ungesichert weiterzuklettern.<br />
Ob wir unter dem Eis die nötigen Haken<br />
finden? Es ist die erste nicht planbare<br />
Situation unserer Tour, und auch das Internet,<br />
so weit sein Segen reicht, kann uns<br />
darauf keine Antwort geben. Ich denke an<br />
die Tschechen. Daniel denkt an den Gipfel,<br />
erst vor zwei Wochen musste er auf einer<br />
Klettertour umkehren. Wortlose Minuten<br />
vergehen, Daniel zögert. Dann schaut er<br />
noch einmal auf die Skizze im Smartphone,<br />
als würde dadurch das Eis verschwinden.<br />
Was nicht passiert. Wir seilen ab. Lieber<br />
pragmatisch als dramatisch.<br />
Stüdls Miene ist wieder regungslos, als<br />
wir die Stüdlhütte erreichen. Der Wirt ist<br />
froh. »Richtige Entscheidung Jungs, da<br />
bricht euch kein Zacken aus der Krone.<br />
Kommt wieder, wenn’s weniger Eis hat.«<br />
Beim Abstieg steht die Hitze im Tal. Helm,<br />
Seil und Steigeisen baumeln am Rucksack.<br />
Die nassen Socken werfen Falten und reiben<br />
die Füße wund, es ist der Rückzug<br />
der Geschlagenen. Die Sonne strahlt über<br />
dem Großglockner, als würde sie uns auslachen.<br />
Man sieht sein Kreuz mit bloßem<br />
Auge, aber auch das Eis, das an seinen<br />
Flanken klebt. »Daniel, was bedeuten eigentlich<br />
die Herzen auf mountix?« – »Das<br />
ist sowas wie ein Like bei facebook.« Zum<br />
Abschied dreht sich Daniel um und zeigt<br />
dem Gipfel den Mittelfinger. Emotionaler<br />
Mehrwert. Es stimmt schon: Mit mountix<br />
stiefelt man nicht alleine durch die Berge.<br />
Es kann aber passieren, dass dabei trotzdem<br />
jeder für sich bleibt.<br />
◀<br />
INFO<br />
Finde deinen Weg:<br />
über mountix<br />
Die Outdoor-Community mountix ist der erste<br />
breit angelegte Versuch, eine Tourenpartnerbörse<br />
im Internet zu installieren. Gegründet<br />
haben das Portal die Schlierseer Freunde<br />
Robert Jacobi (38) und Ex-Langlaufprofi Peter<br />
Schlickenrieder (45). Ziel war das Finden von<br />
Gleichgesinnten. www.mountix.com ist seit<br />
2012 online, heute gibt es mehr als 15 000<br />
Accounts und 11 000 eingetragene Touren.<br />
Auch das erste Pärchen hat sich schon<br />
über mountix gefunden. Jacobis Vision geht<br />
aber weit über eine Partnerbörse hinaus:<br />
»Unser Ziel ist eine one-stop-Lösung für alles,<br />
was mit Bergsteigen zu tun hat«, also auch<br />
zur Inspiration, Planung und Kommunikation.<br />
»Es soll ein Lebensgefühl vermitteln.«<br />
Der neue Claim von mountix lautet dementsprechend:<br />
»Find your tour«.<br />
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dauerhaft wasserdicht sowie<br />
kälteisoliert bis -25°C.<br />
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AUF TOUR<br />
SERIE: Mit dem Zug ins Gebirg’<br />
Teil 4: Vier Jahreszeiten rund um Mittenwald<br />
Zwischen<br />
zwei Zügen<br />
Familien-TIPP<br />
Der Bahnhof des Geigenbaudorfs ist ein idealer Ausgangspunkt<br />
für unterschiedlichste Touren zwischen Wetterstein und Karwendel,<br />
egal ob Schnee liegt oder nicht. Von Eugen E. Hüsler
EINE INITIATIVE VON<br />
+<br />
Vom idyllischen Barmsee<br />
bieten sich Prachtblicke auf<br />
das Karwendelgebirge.<br />
Kalendarisch beginnt der Winter<br />
am 21. Dezember, die Meteorologen<br />
sehen den Anfang der kalten<br />
Jahreszeit bereits am ersten des<br />
Monats. Da kämen für Arthur<br />
Schnee auf den Bergen und Kälte an den<br />
Ohren gerade recht, ist er doch ein passionierter<br />
Skitourengeher, der fürs Leben<br />
gern elegante Schwünge im pulverigen<br />
Tiefschnee zieht. Nur: Ohne Schnee geht<br />
natürlich gar nichts. Und Kunstschnee auf<br />
allen Bergen zu verstreuen, das ist den Tourismusleuten<br />
(noch) nicht eingefallen. Also<br />
bleibt ihm nichts anderes übrig, als auf<br />
die weiße Pracht zu warten, Klimawandel<br />
hin oder her. So eine nordalpine Staulage<br />
wäre jetzt ideal, kalte Luft, feucht dazu,<br />
das ist viel besser als jede Schneekanone.<br />
Und tausendmal wirkungsvoller, was –<br />
nur nebenbei gesagt – wieder einmal<br />
beweist, wie überlegen die Natur doch ist.<br />
Während wir uns mit immensem Aufwand<br />
bemühen, ein paar hundert Kubikmeter<br />
Halbgefrorenes zu produzieren, reicht ein<br />
leichter Dreh der großen Windmaschine,<br />
um tausende Quadratkilometer mit biozertifiziertem<br />
Schnee zu versorgen. Und<br />
das auch noch ganz umsonst. Bravo!<br />
Foto: Eugen E. Hüsler<br />
Winterweiß?<br />
Leider ist das große Ganze, hierzulande als<br />
Wetter bekannt, recht launisch und keineswegs<br />
gewillt, sich an Urlaubszeiten oder die<br />
Wünsche von Skitourenfreaks zu halten.<br />
Da fällt dann schon mal ein Skirennen ins<br />
Wasser, buchstäblich, oder – wie paradox!<br />
– ein Zuviel der weißen Pracht zwingt Veranstalter<br />
zur Absage ihres Events.<br />
In diesem Winter jedenfalls drohen wieder<br />
einmal grüne Weihnachten, die Berge sind<br />
zwar verschneit, aber richtig weiß ist es<br />
bloß oberhalb der Waldgrenze. Was soll’s?<br />
Die Wetterfrösche haben fürs anstehende<br />
Wochenende Sonne und angenehme Temperaturen<br />
versprochen, als passendes Ziel<br />
bietet sich deshalb ein »Ganzjahresmugel«<br />
mit waldfreien Flächen an der Südflanke<br />
an. Zum Beispiel der Hohe Kranzberg bei<br />
Mittenwald. Der hat sogar ein Gipfelhaus<br />
mit Terrasse – Aussicht auf Sonne im Gesicht<br />
und eine kühle Weiße.<br />
Also sitzen Arthur und Christian im DB-Regio.<br />
Der Bertone verbringt in einer Scheune<br />
auf dem Land seinen Winterschlaf, er<br />
01⁄15 Bergsteiger 71
Ein Zug der DB Regio bei<br />
Klais an der Bahnstrecke<br />
Garmisch–Mittenwald<br />
INFO<br />
Das Bayern-Ticket<br />
Mit dem Bayern-Ticket fahren Sie und bis<br />
zu vier weitere Personen bequem, umweltfreundlich<br />
und schnell an Ihr Ausfl ugsziel.<br />
Für 23 Euro kann man mit dem Ticket kreuz<br />
und quer durch Bayern fahren. Beim Lösen<br />
der Fahrkarte können bis zu vier weitere<br />
Personen zu je 5 Euro auf ein Ticket hinzugebucht<br />
werden.<br />
Besonders interessant ist das Bayern-Ticket<br />
für Eltern bzw. Großeltern. Eine Person<br />
zahlt 23 Euro und darf beliebig viele eigene<br />
Kinder oder Enkel unter 15 Jahren kostenlos<br />
mitnehmen. Zusätzlich kann dann noch<br />
eine weitere Person für nur 5 Euro mitfahren.<br />
Das Bayern-Ticket gilt bayernweit in allen<br />
Nahverkehrszügen, Verbundverkehrsmitteln<br />
(S-, U-, Straßenbahnen, Bussen) und fast<br />
allen Linienbussen.<br />
Von Montag bis Freitag gilt das Bayern-Ticket<br />
von 9 Uhr bis 3 Uhr des Folgetages,<br />
an Wochenenden und Feiertagen sowie am<br />
15. August schon ab 0 Uhr.<br />
Das Ticket ist nur gültig, soweit der Geltungstag<br />
sowie Name und Vorname aller reisenden<br />
Personen unauslöschlich eingetragen sind.<br />
Weitere Informationen, Ausflugstipps und<br />
Kauf unter www.bahn.de/bayern<br />
mag weder Kälte noch Streusalzspritzer.<br />
Da ist er offensichtlich eher die automobile<br />
Ausnahme; der Verkehrsfunk, den Christian<br />
gerade abhört auf seiner Stau-App, meldet<br />
am Ende der Garmischer Autobahn einen<br />
veritablen Tatzelwurm aus Blech, der<br />
sich höchstens im Schritttempo vorwärts<br />
bewegt. »Immer das Gleiche«, meint er,<br />
»Wochenende plus Sonne gleich Stau.«<br />
Bei unserem launischen Wetter muss der moderne<br />
Bergsteiger vor allem flexibel sein. Ob Schnee oder<br />
nicht, um Mittenwald geht (fast) alles.<br />
Arthur legt seine Zeitung beiseite, schaut<br />
sich die Bergkulisse an. Die Sonne steht<br />
direkt über den Karwendelgipfeln, das<br />
Dammkar liegt im Schatten. Da ist er<br />
schon mehr als einmal hinuntergerauscht,<br />
eine weiß-pulverige Fahne hinter sich, den<br />
nächsten Schwung vor sich. Schön war’s.<br />
Am Mittenwalder Klettersteig<br />
»Schön wird’s«, meint Christian, wie sie<br />
aus dem Geigenbaudorf hinaufsteigen<br />
zur Talstation des Kranzberg-Liftes. Der<br />
wurde 1950 eröffnet, ist also noch älter<br />
als Arthurs Bertone und fast schon museumsreif.<br />
Doch Nostalgie ist en vogue, man<br />
fühlt sich in unserer Turbozeit gerne an<br />
vergangene Epochen erinnert. Die Zwei<br />
gehen natürlich zu Fuß, legen ein zügiges<br />
Tempo vor, da ist der Lift gar nicht so viel<br />
schneller. Und im finalen Anstieg zu Einkehr<br />
und Aussicht überholen sie dann einige<br />
der LiftfahrerInnen, denen die knapp<br />
150 Höhenmeter schwer zu schaffen machen.<br />
Dazu kommt, dass hier schon etwas<br />
Schnee liegt, so manches Schuhwerk sich<br />
als eher unpraktisch erweist. Die Weiße<br />
auf der Terrasse schmeckt köstlich, der Kuchen<br />
auch, und der Blick auf die bayrischtirolerische<br />
Bergkulisse rundet das alpin-<br />
kulinarische Kleinerlebnis angemessen ab.<br />
»Erinnerst du dich«, fragt Christian, und<br />
deutet nach Osten, »letztes Jahr am Mittenwalder<br />
Klettersteig?« Arthur nickt. Der<br />
Hohe Kranzberg bietet Aussicht auf die<br />
westlichste Karwendelkette, vom Wörner<br />
bis zur Brunnensteinspitze. Nicht zu übersehen<br />
ist die Karwendelbahn, die den Aufstieg<br />
zum Klettersteig angenehm verkürzt,<br />
und das »Fernrohr«, das ein Museum ist<br />
und über die Bergwelt des Karwendels<br />
informiert. Bei der Eröffnung im Sommer<br />
2008 und danach sorgte das 34 Meter lange<br />
Bauwerk in der Karwendelgrube für viel<br />
Aufregung, von Verschandelung der Berge<br />
war die Rede. Inzwischen haben sich die<br />
Mittenwalder an »Deutschlands höchstgelegene<br />
Umweltausstellung« gewöhnt, den<br />
meisten Ausflüglern gefällt’s sowieso.<br />
Arthur bestellt einen Kaffee, plaudert mit<br />
seiner Tischnachbarin, deren blaue Augen<br />
ihm sehr gefallen, während Christian, technisch<br />
stets auf dem neuesten Stand, das<br />
Panorama des kleinen Hohen Kranzberges<br />
aufs Display seines Smartphones zaubert.<br />
Der Abstieg nach Mittenwald führt am<br />
Lautersee vorbei. Der ist erstaunlicherweise<br />
zum Teil zugefroren. Vielleicht kommt<br />
er ja doch noch, der Winter.<br />
◀<br />
Foto: Josef Mauerer<br />
72 Bergsteiger 01⁄15
TOUREN<br />
Sechs Ziele für vier Jahreszeiten<br />
Von Mittenwald aus kann man bequem Touren in zwei Gebirgsgruppen unternehmen:<br />
im westlichen Teil des Karwendels und in den Ausläufern des Wettersteins<br />
1 Um den Barmsee (885 m)<br />
▶ leicht 2¼ Std.<br />
100 Hm 100 Hm<br />
Charakter: Ausgedehnter Spaziergang<br />
rund um den idyllischen See<br />
auf guten Wegen, das ganze Jahr über<br />
möglich. Besonderes Merkmal: die<br />
weitgehend unverbauten Ufer, dazu<br />
die Prachtblicke aufs Karwendel.<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Bahnstation<br />
Klais (933 m)<br />
Rückfahrt: stündlich um XX:43 Uhr<br />
ohne Umsteigen in Garmisch<br />
Einkehr: Gasthof Barmsee (892 m)<br />
Route: Klais – Grubsee (901 m) –<br />
Barmsee – Hinter’m See – Bannwald<br />
– Gh. Barmsee – Grubsee – Klais<br />
2 Hoher Kranzberg (1391 m)<br />
▶ leicht 3½ Std.<br />
500 Hm 500 Hm<br />
Charakter: Kleine Gipfeltour mit<br />
viel Aussicht auf die umliegenden<br />
Berge, dazu zwei idyllische Seen und<br />
ein paar Einkehrmöglichkeiten. Die<br />
Mühen halten sich in Grenzen. Wer’s<br />
ganz gemütlich mag, benützt den<br />
Kranzberg-Sessellift. Die Wege sind<br />
auch im Winter meistens begehbar.<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Bf Mittenwald<br />
(912 m)<br />
Rückfahrt: stündlich um XX:36 Uhr<br />
ohne Umsteigen Garmisch<br />
Einkehr: Gh. St. Anton, Kranzberghaus;<br />
weitere Einkehrmöglichkeiten<br />
am Ferchen- und am Lautersee<br />
Route: Bf Mittenwald – Talstation Sessellift<br />
(980 m) – Gh. St. Anton – Hoher<br />
Kranzberg – Ferchensee (1059 m) –<br />
Lautersee (1013 m) – Mittenwald<br />
3 Leutaschklamm – Ederkanzel<br />
(1184 m)<br />
▶ mittel 2¾ Std.<br />
270 Hm 270 Hm<br />
Charakter: Rund anderthalb Kilometer<br />
lang ist die Klamm an der Mündung<br />
der Leutasch. Seit 2006 kann<br />
sie gefahrlos besucht werden, auf<br />
einem aufwendig konstruierten Steig.<br />
Besonders lohnend für Familien<br />
(Koboldpfad, Klammgeisterweg). Der<br />
Schluchtweg ist im Winter gesperrt.<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Bf Mittenwald<br />
(912 m)<br />
Rückfahrt: stündlich um XX:36 Uhr<br />
ohne Umsteigen in Garmisch<br />
Einkehr: Gh. Ederkanzel (1184 m)<br />
Route: Bf Mittenwald – Klammeingang<br />
– Klammsteig – Parkplatz<br />
Klammbrücke – Gh. Ederkanzel –<br />
Naturlehrpfad – Bf Mittenwald<br />
4 Isar-Natur-Erlebnisweg<br />
▶ leicht 2½ Std.<br />
200 Hm 200 Hm<br />
Charakter: Interessanter, sehr schön<br />
angelegter Weg, auf dem man ganz<br />
beiläufi g so einiges über Natur und<br />
Geschichte der Isar, ihrer Menschen<br />
und der Region lernen kann. Der Weg<br />
ist fast das ganze Jahr über begehbar,<br />
in der Hüttleklamm im Winter<br />
Vorsicht wegen Vereisung!<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Ortsmitte<br />
Krün (875 m), Anreise mit der<br />
DB-Regio nach Mittenwald, dann<br />
Linienbus (RVO 9608)<br />
Rückfahrt: stündlich um XX:36 Uhr<br />
ohne Umsteigen in Garmisch<br />
Einkehr: in Krün<br />
Route: Krün – Isarbrücke – Isar-<br />
Natur-Erlebnisweg – Hüttleklamm<br />
(970 m, Abstecher) – Isar-Stausee<br />
(870 m) – Krün<br />
5 Dammkar<br />
▶ mittel 3 Std.<br />
1200 Hm 1200 Hm<br />
Charakter: Tolle Skitour mit lohnenden<br />
Hängen, für die man früh<br />
aufstehen und eine lange Forststraße<br />
als Anmarsch in Kauf nehmen muss.<br />
Im Dammkar wird bei Lawinengefahr<br />
gesprengt, dann ist das Kar gesperrt.<br />
Vorher bei der Bahn informieren. Bei<br />
schönem Wetter ähnlich frequentiert<br />
wie in den 50er-Jahren, als halb<br />
München im »Dammkarwurm« die<br />
Hänge hinauf zog.<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Parkplatz<br />
an der Talstation der Karwendelbahn/<br />
Bf Mittenwald (912 m), ca. 10 Min.<br />
zu Fuß oder mit dem Wanderbus<br />
Rückfahrt: stündlich um XX:36 Uhr<br />
ohne Umsteigen in Garmisch<br />
Einkehr: Bergstation der Karwendel-<br />
Seilbahn (2244 m)<br />
Route: Talstation – Forstweg bis zum<br />
»Bankerl« – Rinne »Kanonenrohr«<br />
– Bergwachthütte – Hint. Dammkar<br />
– Dammkarscharte – Tunneleingang<br />
(hier Skidepot) – optional zu Fuß<br />
durch den Tunnel und zur Bergstation<br />
der Seilbahn – Abfahrt wie Aufstieg<br />
6 Mittenwalder Klettersteig<br />
▶ K 1–2 6½ Std.<br />
500 Hm 1830 Hm<br />
Charakter: Mehr Höhenweg als<br />
echter Klettersteig, trotz der vielen<br />
Sicherungen, ideal für Einsteiger.<br />
Landschaftlich sehr reizvoll mit viel<br />
Aussicht und packenden Tiefblicken<br />
auf Mittenwald und ins Karwendeltal.<br />
Ausgangspunkt: Bergstation der<br />
Karwendel-Seilbahn (2244 m)<br />
Endpunkt: Talstation Karwendelbahn<br />
bzw. Bf Mittenwald (912 m), ca. 10<br />
Min. zu Fuß oder mit dem Wanderbus<br />
Rückfahrt: stündlich um XX:36 Uhr<br />
ohne Umsteigen in Garmisch<br />
Einkehr: Brunnsteinhütte (1523 m)<br />
Route: Seilbahnstation – Nördliche<br />
Linderspitze (2374 m) – Südliche<br />
Linderspitze (2305 m) – Gamsangerl<br />
(2188 m) – Sulzleklammspitze (2321<br />
m) – Kirchlspitze (2301 m) – Brunnsteinanger<br />
(2080 m) – Brunnsteinhütte<br />
– Hängebrücke – Mittenwald<br />
Anfahrt (gültig für alle Touren)<br />
Abfahrt ab München Hbf stündlich<br />
um XX:32 Uhr durchgehend.<br />
Tipp: Bei Nutzung des Zuges<br />
um 8:32 Uhr ein MVV-Ticket bis<br />
Tutzing lösen. Ab Tutzing dann<br />
mit dem Bayern-Ticket fahren,<br />
da das Bayern-Ticket erst ab<br />
9:00 Uhr gilt. Abfahrt des Zuges<br />
in Tutzing ist 9:02 Uhr.<br />
Erlebnis<br />
Reisen<br />
Weltweit<br />
Natur + Kultur + Abenteuer<br />
Trekking<br />
Bergwandern<br />
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Tiersafaris<br />
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individuell zu über<br />
500 Traumzielen<br />
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www.at-reisen.de
AUF TOUR<br />
Gutes Mittel gegen Fernweh:<br />
ASI-Geschäftsführer Ambros Gasser<br />
hoch über der Küste Teneriffas<br />
74 Bergsteiger 01⁄15
Die schönsten Ziele in und um Europa<br />
Wanderlust<br />
mal zwölf<br />
Was sind die schönsten<br />
Wanderziele Europas?<br />
50 Jahre Erfahrung in<br />
diesem Metier sollten<br />
ausreichen, um diese<br />
Frage fachmännisch zu<br />
beantworten. So dachte<br />
der BERGSTEIGER<br />
und fand die gesuchten<br />
Experten bei der Alpinschule<br />
Innsbruck.<br />
Ein junger Mann mit frisch gebräuntem<br />
Gesicht und Dreitagebart<br />
schüttelt uns herzlich die<br />
Hand. Der 30-jährige Ambros<br />
Gasser ist gerade zurückgekehrt<br />
von einer Wüstenwanderung in Marokko.<br />
Er hat die Geschäfte der Alpinschule Innsbruck<br />
(ASI) nach dem Tod seines Vaters<br />
übernommen. Hannes Gasser war Bergführer<br />
und Leiter mehrerer spektakulärer<br />
Südamerika-Expeditionen. Als er die Bergschule<br />
1963 gründete, waren die Alpen das<br />
vorrangige Ziel der Touren-Angebote von<br />
ihm und seinen zwei Mitstreitern; erst in<br />
den 70er-Jahren begannen ausländische<br />
Destinationen eine immer wichtigere Rolle<br />
zu spielen. Über die Mittelmeer-Insel<br />
Foto: ASI / Ambros Gasser<br />
Korsika zog ASI in die weite Welt und hat<br />
mittlerweile mehr als 450 Wanderreisen<br />
in alle fünf Kontinente im Programm.<br />
Der Schwerpunkt der Wanderreisen ist<br />
dennoch nahe der Heimat geblieben.<br />
»Europa liegt nach wie vor voll im Trend,<br />
gerade bei unseren Individualreisen«, bestätigt<br />
Ambros Gasser. »Man kommt mit<br />
Englisch bequem durch, die Anreise ist<br />
umweltfreundlicher und angesichts der<br />
Krisen fühlen sich unsere Gäste in Europa<br />
oftmals am besten aufgehoben.«<br />
Auf der folgenden Doppelseite präsentieren<br />
der junge ASI-Chef und drei weitere Bergwanderführer<br />
aus seinem Team ihre zwölf<br />
Lieblingsziele. Was alle diese Destinationen<br />
gemeinsam haben: Man kann sie bequem<br />
auch individuell bereisen – mit organisatorischer<br />
Unterstützung des 30-köpfigen<br />
Teams aus der Zentrale, welches sich um die<br />
Buchung der Unterkünfte, um Karten- und<br />
Infomaterial, Transfers oder Mietwägen<br />
und den Gepäcktransport kümmert. »Wir<br />
stellen unser Netzwerk und unsere Erfahrung<br />
zu den besten Wegen und Unterkünften<br />
zur Verfügung. Auf der Reise selbst halten<br />
wir uns aber im Hintergrund«, erklärt<br />
Gasser das Konzept der Individualreisen.<br />
»So können die Wanderer größtmöglich an<br />
ihrem Erlebnis mitwirken, ohne auf den<br />
Komfort einer gebuchten Reise verzichten<br />
zu müssen.«<br />
–dst–<br />
01⁄15 Bergsteiger 75
Exklusiver Urlaubsplaner<br />
Die Lieblingsziele der ASI-Bergwanderführer<br />
Rock‘n‘Rolling Hills: quer durch England<br />
MATTHIAS LEUZE<br />
From coast to coast (England):<br />
Beim Durchqueren Englands von Küste<br />
zu Küste wechseln sich faszinierende<br />
Landschaften ab. Der Lake District mit seinen<br />
ungeahnt schroffen Felsen und zauberhaften<br />
Seen geht sanft über in die »Rolling Hills« der<br />
Yorkshire Dales. Höhepunkt ist der Blick auf das<br />
Meer am Ende der Tour.<br />
Britannien-Fan<br />
Infos zu den<br />
Individual-Reisen von ASI<br />
unter www.asi.at<br />
oder per Telefon:<br />
+43(0)5 12 54 60 00 (Österreich),<br />
+49(0)30 31 87 79 33<br />
(Deutschland),<br />
+41(0)43 508 47 58<br />
(Schweiz).<br />
Irische Reichtümer: Natur und Einsamkeit<br />
Kerry Way (Irland): Der Kerry<br />
Way gilt als Irlands berühmtester<br />
Fernwanderweg. Mit 215 Kilometern<br />
ist er nicht nur der längste, sondern<br />
auch der abwechslungsreichste<br />
in Irland. Beginnend im Killarney<br />
Nationalpark, passiert der Weg<br />
glasklare Bergseen, steile Felswände,<br />
waldgesäumte Bäche und einsame<br />
Täler – begleitet von Panoramablicken<br />
über den Atlantischen Ozean.<br />
Hochprozentig: Genuss in Schottland<br />
Speyside Whisky Trail (Schottland): Die<br />
Landschaften der Speyside – mal lieblich, mal<br />
schroff – zeigen ein typisches Bild von Schottland.<br />
Die Wanderungen durch die Hügellandschaften<br />
und entlang des Flusses sind nicht<br />
allzu schwierig, ein wenig mühsam werden sie<br />
erst nach dem dritten oder vierten Besuch in<br />
einer der Whisky-Destillerien am Wegesrand.<br />
EGON KOHLER<br />
La Gomera (Kanarische Inseln):<br />
La Gomera gehört zu den »kleinen«<br />
Kanaren, die etwas im Schatten der<br />
großen, intensiv beworbenen Inseln<br />
stehen. Und das ist gut so! Ein Kleinod<br />
mit einer (fast) vergessenen Sprache,<br />
dem Silbo.<br />
Meerwanderer<br />
Ruta de pendra en sec (Mallorca):<br />
Eine Wanderwoche durch ein UNESCO<br />
Weltnaturerbe ist für sich genommen schon<br />
eine Seltenheit. Dass diese Strecke entlang<br />
alter Verbindungswege der Köhler und Hirten<br />
Mallorcas führt und immer wieder Blicke auf die<br />
Küste frei gibt, ist das Tüpfelchen auf dem i.<br />
Karpathos (Griechenland): Einst bildete<br />
Karpathos eine Brücke zwischen Kreta und<br />
Rhodos. Heute schaut nur noch der Rücken der<br />
Insel aus dem Mittelmeer. Spektakuläre Küsten,<br />
steile Flanken und Dörfer, die lange Zeit nur auf<br />
dem Eselpfad erreichbar waren: Ursprünglicher<br />
kann Griechenland nicht erlebt werden.<br />
Brücke zwischen Kreta und Rhodos<br />
Kanareninsel abseits des Rummels<br />
Wandersmann statt Ballermann<br />
76 Bergsteiger 01⁄15
Individualist<br />
AMBROS GASSER<br />
Lykischer Weg (Türkei):<br />
Abseits der türkischen Bade-Hot-Spots eröffnet<br />
sich eine einmalig wilde Landschaft mit grandiosen<br />
Ausblicken auf die sich ständig ändernde<br />
Küste. In den vielfach sehr kleinen und familiär<br />
geführten Unterkünften im Hinterland erlebt man<br />
besonders herzliche Gastfreundschaft.<br />
Monti e Mare (Korsika): Eine besonders<br />
abwechslungsreiche Reise von den Bergen bis<br />
ans Meer eröffnet dem Wanderer die schönsten<br />
Seiten von Korsika: wilde Berge im Landesinneren,<br />
natürliche Pools und Gumpen am Wegesrand<br />
und eine spektakuläre Küste mit der Halbinsel<br />
Scandola, einem UNESCO Weltnaturerbe.<br />
Ursprüngliche Siedlungen in der Türkei<br />
Mein Afrika-Tipp: Kilimanjaro (Tansania) mit<br />
der Besteigung des Kilis und anschließender Safari<br />
mit Badevergnügen. Mit privatem ASI-Guide<br />
kann man zum persönlichen Wunschtermin<br />
unter anderem die Lemosho Route mit Safari im<br />
Ngorongoro Krater und Urlaubsausklang beim<br />
Baden auf Sansibar planen.<br />
Wilde Wege auf Korsika<br />
Hohe Ziele in Zentral-Afrika<br />
Heiße Quellen & karge Natur: Island<br />
GUSTAV FRAEDRICH<br />
Amalfi-Küste (Italien): An der<br />
frischen Luft sein, tut einfach gut. Sich<br />
an der frischen Luft bewegen, ist doppelt gut.<br />
An der frischen Luft in mediterranem Klima zu<br />
wandern, ist das Beste! Am Ende des Tages, wenn<br />
man sich nach einem Bad im salzigen Wasser<br />
mit Vino & Co verwöhnt, ist alles klar: Bella Italia.<br />
Entdecker<br />
Dolomiten (Italien): Die geschichts- und<br />
traditionsträchtigen Dolomiten sind ein Mekka für<br />
Bergsteiger und Alpinisten. Dank der weit über<br />
die Landesgrenzen hinaus bekannten Küche der<br />
Regionen Südtirol und Trentino kann man sich<br />
nach einem anstrengenden Tag mit hausgemachten<br />
Schmankerln bestens regenerieren.<br />
Fotos: ASI, Illu: fotolia.de<br />
Wein & Wandern: Verwöhnkur in Bella Italia<br />
Gipfel & Gastronomie: die Dolomiten<br />
Island: In Island wandern ist an und für<br />
sich schon ein Hochgenuss an Landschaftserlebnissen.<br />
Die Tatsache, dass<br />
man auch einen verregneten Wandertag<br />
bei einem gemütlichen Bad in einer der<br />
unzähligen Thermalquellen ausklingen<br />
lassen kann, macht diese Insel zu meinem<br />
ganz persönlichen Highlight.<br />
◀<br />
01⁄15 Bergsteiger 77
REPORTAGE<br />
Winterfluchten | Teil 4: Kolumbien<br />
Fortsetzung<br />
der Serie aus<br />
dem Winter<br />
2014<br />
Edelweiß Kolumbiens:<br />
Den Nationalpark<br />
Chingaza<br />
bevölkern kuriose<br />
Rosettenpflanzen.<br />
Páramo – Trekking durchs<br />
78 Bergsteiger 01⁄15
Als die Nebel sich doch noch lichten,<br />
senkt sich die Dunkelheit<br />
herab. Der weiße Dunst, der<br />
die Bergsteiger den Tag über<br />
immer wieder eingehüllt<br />
hatte, zieht sich wie ein Theatervorhang<br />
sachte zurück. Und gibt den Blick gerade<br />
noch rechtzeitig frei in eine einsame Landschaft,<br />
die seltsame Wesen bewohnen.<br />
Eine Armee dürrer, langer Gestalten mit<br />
wuchtigen Kronen auf dem Kopf bevölkert<br />
die Hänge. Luftlinie nur knapp 80 Kilometer<br />
von der kolumbianischen Hauptstadt<br />
Bogotà entfernt, ist der Bergwanderer hier<br />
mitten in der Wildnis: mitten im Páramo<br />
und mitten im Nationalpark Chingaza.<br />
Die Anden-<br />
Apotheke<br />
Die silbrige Stunde<br />
In anderen Regionen trägt der Moment, in<br />
dem sich das Tageslicht verabschiedet, den<br />
Namen »blaue Stunde«. Für den Páramo<br />
bedarf es eines neuen Namens. »Silbrige<br />
Stunde«? Denn jetzt leuchten die haarigen,<br />
fleischigen Blätter der Espeletiinae, wie die<br />
eigenartigen Pflanzen heißen, die hier zuhause<br />
sind, besonders hell vor dem in vielen<br />
Facetten dunkelgrünen Hintergrund<br />
der Berghänge, an denen sie wachsen.<br />
»Nebel der Hölle« nannten spanische Eroberer<br />
in Reiseberichten die Schwaden, die<br />
ihnen das Durchqueren dieser sumpfigen,<br />
unwegsamen Landschaft auf über 3000<br />
Metern noch schwerer machten, als es Kälte<br />
und Schlamm ohnehin schon taten. 20<br />
Mann und Pferde verlor ein Gesandter der<br />
kastilischen Krone an einem einzigen Tag.<br />
Er hatte den direkten Weg von den Llanos,<br />
den Ebenen des ost-kolumbianischen Tieflandes,<br />
über den östlichen Ausläufer der<br />
Anden nach Bogotá gesucht. Gefunden<br />
hatte er eine von Gletschern geformte<br />
Landschaft und ein einzigartiges Ökosystem.<br />
Er wusste es nur nicht zu schätzen.<br />
Zunächst. Bis er beobachtete, wie die indigene<br />
Bevölkerung in den Lagunen Goldschätze<br />
als Opfergaben versenkte.<br />
artenreichste Hochgebirge der Welt<br />
Die spanischen Eroberer hatten Angst vor den<br />
»Nebeln der Hölle« des Páramo in den Anden.<br />
Heute sind Biologen von dem Gebiet zwischen<br />
3000 und 4000 Metern nahe Bogotá begeistert<br />
und nennen es »Himmelsinseln«. Autorin Sandra<br />
Zistl war auf Trekking-Tour in der Zauberwelt.<br />
Alle Fotos: Sandra Zistl<br />
Frailejones – Pflanzen in Mönchsgestalt<br />
Heute ist es ein Biologe, der dort noch immer<br />
ungeahnte Schätze birgt. »Die Páramos<br />
sind – oberhalb der Baumgrenze – das<br />
diverseste Ökosystem der Welt.« Mauricio<br />
Diazgranados macht eine rhetorische Pause,<br />
bevor er den nächsten Trumpf zieht:<br />
»Hier leben mehr als 4500 unterschiedliche<br />
Pflanzen. Es ist eine einzige, große<br />
Apotheke.« Auch er hat einen Namen für<br />
die Region: »Himmelsinseln«. Denn nur in<br />
isolierten Bergregionen der Welt, die über<br />
feuchtes Klima verfügen, konnte sich<br />
01⁄15 Bergsteiger 79
Kolumbianische Bergsteiger haben die<br />
Rosettenpflanzen, die wie Leute mit<br />
kuriosen Kopfbedeckungen aussehen,<br />
als Wahrzeichen auserkoren. Die Frailejones<br />
sind das Edelweiß der Anden.<br />
»Pocho«, Pionier des sanften Tourismus<br />
der Páramo entwickeln: ein Ökosystem der<br />
nördlichen Anden, oberhalb der Baumgrenze,<br />
aber unterhalb der Gletscher.<br />
Diazgranados, ein schlanker Mann mit lockigem,<br />
dunkelblondem Haar, gepflegtem<br />
Bart und Intellektuellenbrille, ist Direktor<br />
des Botanischen Gartens in Bogotá und<br />
Páramo-Spezialist. Er beschäftigt sich seit<br />
Jahren mit dem Ökosystem. Aktuell erforscht<br />
er für das Smithonian Institut die<br />
Auswirkungen des Klimawandels auf die<br />
sensible Familie der Espeletiinae: besagter<br />
Rosettenpflanze, die in der Dämmerung<br />
menschenähnliche Züge annimmt. Die<br />
Spanier gaben ihr in ihrer Unwissenheit einen<br />
menschelnden Namen: »Frailejones«,<br />
nach dem spanischen Wort für Mönch,<br />
»fraile«. Sie dachten offenbar an Ordensleute,<br />
die große, geschwungene Kopf bedeckungen<br />
trugen. Kolumbianische Alpinisten<br />
haben die kuriosen Kerle zu ihrem<br />
Wahrzeichen gemacht. Die Frailejones sind<br />
das Edelweiß der Anden.<br />
Die immense Nässe ihres Zuhauses, des<br />
Páramo, die den Spaniern zum Verhängnis<br />
wurde, ist für Bogotá ein Segen. 80 Prozent<br />
des Wassers der Metropole mit acht Millionen<br />
Einwohnern stammt von hier. Von<br />
der Quelle des Flusses Guatiquía wird es<br />
unterirdisch durch Tunnel und Kanäle 38<br />
Kilometer weit transportiert.<br />
Wasserreservoir für die Metropole<br />
Das Wasser, das Gräser, Farne, Moose, Büsche,<br />
Stauden und Frailejones aus der Luft<br />
aufnehmen, stammt aus dem Orinoco-<br />
Delta und dem Amazonas-Gebiet. Mächtige<br />
Luftströmungen tragen die feuchte Luft<br />
an die Cordillera Oriental heran, den östlichen<br />
Ausläufer der Anden, wo sie zu Nebel<br />
kondensiert. Die Pflanzen nehmen es auf<br />
und geben es ab, permanent. Sie überziehen<br />
die Höhenzüge der Páramos mit einem<br />
dichten, unterschiedlich grünen Teppich.<br />
»Es sieht aus wie im Lake District«, sagt der<br />
Waliser Gareth, der gerade den höchsten<br />
Punkt eines zweitägigen Páramo-Trekkings<br />
erreicht hat. Blickt er zurück, staffeln sich<br />
die grünen Hügel hintereinander, die ihn<br />
an den Nationalpark in Großbritannien erinnern.<br />
Blickt er nach vorne, sieht er auch<br />
Bergrücken, aber bevölkert von Frailejones.<br />
Dass hier überhaupt Pflanzen gedeihen, ist<br />
eigentlich unlogisch. »Der Boden ist wahnsinnig<br />
sauer«, erklärt Mauricio Diazgranados,<br />
»außerdem sehr nährstoffarm«. Es gebe<br />
nur wenige Mikroorganismen, und die<br />
verwesten sehr langsam. »Physiologisch ist<br />
das eine Wüste.« Umso komplexer sind die<br />
Pflanzen, die sich dort entwickelt haben.<br />
Und desto weniger erstaunlich, dass sie<br />
Formen haben, wie ihre Verwandten in der<br />
Wüste: Rosetten, dicke Stämme, fleischige,<br />
manchmal haarige Blätter – selbst, wenn<br />
es einen Monat lang nicht geregnet hat,<br />
sind sie noch nass.<br />
Für Bergsteiger, die in den Alpen sozialisiert<br />
wurden, bedeutet ein Trekking im Chingaza-Nationalpark<br />
zunächst einmal, ein Gut-<br />
Willkommen im saugenden Untergrund: Nur am höchsten Punkt des Trekkings ist kurz Pause von der Schlammschlacht.<br />
80 Bergsteiger 01⁄15
Wanderer unter dem<br />
Wolkenmeer mit Blick<br />
auf die Hänge, an<br />
denen sich einst die<br />
Guerilla versteckte<br />
teil des Wissens um die eigene Trittsicherheit<br />
zu verabschieden. Stiefel flutschen zur<br />
Seite, als wolle sich ein Marionettenspieler<br />
einen Spaß mit seinen Figuren machen, indem<br />
er ihnen die Füße unter dem Körper<br />
wegzieht. Wer Glück hat, fängt sich mit<br />
seinen Teleskop-Stöcken auf. Wer seinen<br />
Fuß jedoch auf einen der vermeintlichen<br />
Moosballen setzt, dem helfen auch die Stöcke<br />
nicht mehr. Er versinkt im saugenden<br />
Schlamm-Schlund bis zum Schritt.<br />
Das wäre nun alles andere als reizvoll,<br />
wenn das Ganze nicht in so sagenhafter<br />
Landschaft passieren würde. »Brilliant«,<br />
lautet der Kommentar einer weiteren Bergsteigerin<br />
aus England, die zum ersten Mal<br />
im Páramo unterwegs ist und gerade einen<br />
wenige Zentimeter hohen Farn entdeckt<br />
hat, der seinen gekringelten Kopf keck aus<br />
dem ihn umgebenden Moos streckt wie<br />
den Krummstab eines kirchlichen Würdenträgers.<br />
Gemeinsam mit neun anderen<br />
Wanderern verschiedener Nationalitäten<br />
ist sie auf einem zweitägigen Trekking unterwegs.<br />
Von der Lagune Chingaza (3200m)<br />
im gleichnamigen Nationalpark führt es<br />
auf einer alten Transportroute über einen<br />
3900 Meter hohen Pass und am nächsten<br />
Tag durch mehrere Klima-Zonen hinab in<br />
das Dorf San Juanito (1800 m).<br />
Noch vor 20 Jahren war der sumpfige Pfad<br />
die einzige Verbindung der kleinen Siedlung<br />
mit der Außenwelt. Heute ist der einsame,<br />
etwa 28 Kilometer lange Weg Sinnbild<br />
einer neuen Ära in Kolumbien.<br />
Sanfter Bergtourismus statt Guerilla<br />
»Bei Kolumbien denken die Leute immer<br />
noch: Drogen, Geiseln, Guerilla.« Die<br />
dunkelbraunen Augen von Wanderführer<br />
Carlos Avellaneda Valcárcel, genannt<br />
»Pocho«, glühen, als er das am Abend des<br />
ersten Trekking-Tages beim Schein von<br />
Stirnlampen erzählt. Er ist seit 30 Jahren<br />
im Geschäft und kann beurteilen, wie gefährlich<br />
es denn nun wirklich ist oder war,<br />
sich in Kolumbien in die Bergbüsche zu<br />
schlagen – per se ein bevorzugtes FARC-<br />
Gebiet. »Mitte der Neunziger konnten wir<br />
nicht raus aus Bogotà, zu gefährlich. Aber<br />
diese Zeiten sind: pasados.« Pochos Hände<br />
ziehen einen Schlussstrich in der Luft.<br />
Gemeinsam mit seinen Kollegen der Guide-<br />
Vereinigung »Caminantes del Retorno« ist<br />
er dabei, eine neue Form des sanften Bergtourismus<br />
zu etablieren. Die Tour, auf der<br />
er gerade mit einer Trekkinggruppe aus<br />
England und Deutschland unterwegs ist,<br />
gibt es offiziell eigentlich noch gar nicht.<br />
Doch da Pocho schon seit Jahren mit stetem<br />
Überzeugungstropfen den Stein der extrem<br />
auf Naturschutz bedachten Parkverwaltung<br />
höhlt, hat er zwar viel Aufwand, um<br />
Touristen auf diesen Weg bringen zu dürfen<br />
– aber auch jedes Mal Erfolg. Zum achten<br />
Mal ist er hier unterwegs, zum zweiten<br />
Mal mit Nicht-Kolumbianern.<br />
Tourismus in Kolumbien, das war lange<br />
Zeit etwas für Möchtegern-Desperados.<br />
Dann, mit verschwindendem Einfluss der<br />
Guerilla, begann die Karibik-Küste zu locken<br />
mit der Leichtigkeit und Sinnlichkeit<br />
von Shakira-Songs; die Kaffee-Anbaugebiete<br />
fanden ihre Fans, allmählich auch wieder<br />
die Berge. Und zwar was für Berge! Die<br />
Anden teilen sich ziemlich genau an der<br />
Grenze zwischen Kolumbien und Ecuador<br />
auf in drei dicke Arme: drei lange Kordilleren<br />
voller Gipfel, Grate, Täler, Ebenen und<br />
unterschiedlichster Landschaften. Kolumbien<br />
hat sowohl eine Küste in der Karibik,<br />
als auch eine am Atlantik. Es birgt ewiges<br />
Eis und schwerfeuchte, tropische Regionen.<br />
Es ist das Zuhause kluger Wissen-<br />
01⁄15 Bergsteiger 81
schaftler, geheimnisvoller indigener<br />
Völker, des von Gabriel García<br />
Márquez erfundenen magischen<br />
Realismus in der Literatur, Heimat<br />
sehr zugewandter Menschen<br />
in einfachen Dörfern, unfassbar<br />
reicher Großstadtbewohner und<br />
unfassbar armer Bauern. Und gigantischer<br />
Berge. Der Tourismus<br />
dort ist erst im Entstehen begriffen.<br />
(s. Bergsteiger KOMPAKT).<br />
Die Guides sind professionell ausgebildet,<br />
die Infrastruktur ist vielerorts<br />
rudimentär. Dafür umso<br />
authentischer. Wer in Kolumbien<br />
wandert, klettert oder hohe Gipfel<br />
besteigt, schläft viel in Privatunterkünften,<br />
einfachen Pensionen<br />
oder im Zelt.<br />
Uribe räumte im Dschungel auf<br />
Pocho und seine Kollegen legen<br />
großen Wert darauf, die lokale<br />
Bevölkerung in ihr touristisches<br />
Angebot zu integrieren. Einen<br />
seiner größten Glücksgriffe hat<br />
er mit Miller León gemacht. Der 26-jährige<br />
Hilfsarbeiter stammt aus dem Dorf San Juanito,<br />
dem Endpunkt des Páramo-Trekkings,<br />
und verdient als Guide das Fünffache seines<br />
Feldarbeiter-Lohns. Miller mag hinter<br />
mehr als sieben Bergen aufgewachsen sein,<br />
doch sein Intellekt, seine Wissbegierde,<br />
sein Wunsch, Dinge mitzuteilen, ist global.<br />
Während die Gruppe 1800 Höhenmeter absteigt,<br />
erzählt er von seiner Heimat; deutet<br />
auf Bromelien, die mit jedem Meter, den<br />
die Touristen weiter in den Nebelwald vordringen,<br />
größer werden. Entdeckt Vögel,<br />
Orchideen – und erzählt der Reporterin<br />
davon, wie es war, als die Guerilla an diesen<br />
Hängen Unterschlupf suchte.<br />
Die FARC nahm hier keine Geiseln, dafür<br />
sind die Menschen zu arm. Die Guerilleros<br />
Einst lagen Schätze am Seegrund. Heute sprießen sie davor.<br />
zogen sich hierher zurück, um zu entspannen<br />
und neue Soldaten zu rekrutieren.<br />
Miller widerstand der Versuchung. Seine<br />
Mutter hatte ihm das Versprechen abgenommen,<br />
dass er erst einmal die Schule<br />
fertig macht. Auf dem Weg zum Unterricht<br />
fingen sie ihn ab. »Sorry, ich mach<br />
erst meinen Abschluss«, war seine Antwort.<br />
»Die Guerilla, das waren Leute wie<br />
ich«, sagt er jetzt mit gesenkter Stimme. Er<br />
hat das noch nie einem Fremden erzählt.<br />
»Die wollten nicht töten. Die wollten einfach<br />
nur überleben.«<br />
Weniger gut zu sprechen ist er auf das Militär<br />
– obwohl das ab 2002 im Auftrag von<br />
Präsident Álvaro Uribe aufräumte. »Als ich<br />
sie sah, waren sie schon im Dorf«, erinnert<br />
sich Miller. Die Soldaten des Staates horchten<br />
die Bewohner aus und schossen<br />
in den Dschungel, wo sie die<br />
FARC vermuteten. Niemand starb,<br />
aber die müden Krieger zerstoben<br />
in alle Himmelsrichtungen.<br />
Jungfräuliche Banane<br />
Heute sind es wenn, dann Bergsteiger,<br />
die wie im Western nach<br />
dem Abstieg mit schweren Schritten<br />
ins Dorf einlaufen. Leute blicken<br />
von ihren Empanadas auf,<br />
Kinder rennen hinterher, Hunde<br />
kläffen. Im Dorfrestaurant erwartet<br />
die müde Truppe eine Auswahl<br />
an vier verschiedenen, frischen<br />
Säften: Brombeere, Mango, Lulo,<br />
Guave. Die Dorfältesten schlürfen<br />
sie aus Halbliter-Krügen.<br />
San Juanito liegt auf 1800 Metern,<br />
doch seine Vegetation ist<br />
tropisch. Die Fruchtbarkeit dürfte<br />
der Grund gewesen sein, weshalb<br />
ein Padre vor gut 100 Jahren<br />
überhaupt ein Dorf hier gründete:<br />
mitten in den Bergen, ohne Straße,<br />
umgeben von grünem Dickicht. »Ein<br />
Verrückter«, sagt Miller und schüttelt den<br />
Kopf. Die Fertilität hat sich auch in die<br />
Volkslieder eingeschlichen – auf die in<br />
aller Welt gängige, volkstümliche Art und<br />
Weise der wenig sensiblen Doppeldeutigkeit.<br />
Don Carlos, ein Dorf barde, dessen<br />
Sangeskunst Troubadix aus den »Asterix<br />
und Obelix«-Comics ernsthafte Konkurrenz<br />
macht, singt mit Inbrunst von der Banane,<br />
die ein Mann gerne in die Passionsfrucht<br />
einer schönen Frau stecken möchte. Als er<br />
bemerkt, dass ein Teil der Touristen-Gruppe<br />
Spanisch versteht und die Stirn runzelt,<br />
schiebt er flugs ein Kirchenlied hinterher,<br />
das von einer anderen Jungfrau handelt.<br />
Jener mit der unbefleckten Empfängnis.<br />
(Video auf www.bergsteiger.de)<br />
◀<br />
Widerstand gegen die Guerilla: Miller León<br />
Die Guides sind gut ausgebildet, oft ist die<br />
Infrastruktur aber einfach. Dafür umso<br />
authentischer. Bergwandern und Klettern<br />
in Kolumbien heißt: in kleinen Pensionen,<br />
bei Privat oder im Zelt schlafen.<br />
82 Bergsteiger 01⁄15
KOMPAKT<br />
Der Páramo und Kolumbien<br />
Trekkingtour in der Wildnis des Nationalparks<br />
Chingaza und viele weitere Berg-Höhepunkte<br />
Nationalpark Chingaza:<br />
Charakter: Gehtechnisch anspruchsvolle,<br />
zweitägige Höhenwanderung<br />
durch fantastische<br />
Páramo-Landschaft, rutschiges,<br />
nasses und unwegsames Gelände.<br />
Übernachtung auf Hütte, Ausrüstung<br />
muss selbst getragen werden.<br />
Route: Transfer von Bogotá nach<br />
Fómeque (ca. 4 Std.), Übernachtung<br />
– Jeep-Transfer zur Laguna Chingaza<br />
(3200m) – Aufstieg zum Alto de<br />
las Lagunas (3900m) – Abstieg zur<br />
Hütte (3600m), Übernachtung –<br />
Abstieg nach San Juanito (1800m),<br />
Übernachtung – Transfer nach<br />
Fómeque und Bogotá (5-6 Std.)<br />
Anbieter: Das zweitägige Páramo-<br />
Trekking ist buchbar inklusive<br />
Transfer, Genehmigungen, Verpfl e-<br />
gung und Übernachtung in<br />
Hütte, Fómeque und San Juanito,<br />
ab ca. 300 Euro pro Person:<br />
www.caminantesdelretorno.com,<br />
retorno@caminantesdelretorno.com<br />
Weitere lohnende Ziele:<br />
Nationalpark Los Nevados,<br />
Cordillera Occidental, südwestlich<br />
der Stadt Manizales. Der Nevados-<br />
Nationalpark ist ideale Wanderregion,<br />
hat aber auch drei hohe<br />
Gipfel: Nevado del Ruiz (5311m),<br />
Nevado de Tolima (5215m),<br />
Nevado de Santa Isabel (4965m).<br />
Anbieter: Manuel Espejo Hoyos<br />
und sein Team organisieren bis<br />
zu zwölftägige Touren. Tel.: 00 57/<br />
31 36 57 98 63, 00 57/31 36 57<br />
98 63, manuel.espejo@gmail.com<br />
Nationalpark Sierra Nevada<br />
de Santa Marta<br />
Das alleinstehende Bergmassiv<br />
nahe der Karibikküste hat mit dem<br />
Pico Simón Bolívar und dem Pico<br />
Cristóbal Colón die höchsten Gipfel<br />
Kolumbiens. Allerdings dürfen sie<br />
nicht bestiegen werden, das sie heilig<br />
sind. Reizvolle Trekking-Region.<br />
Nationalpark Cocuy<br />
Eine Kette von 25 Gletschern – das<br />
bietet der Nationalpark Cocuy in der<br />
Sierra Oriental. Nichts für Wanderer,<br />
umso mehr für Höhenbergsteiger.<br />
Suesca<br />
Größter Klettergarten Südamerikas<br />
mit bis zu 150 Meter hohen Wänden<br />
und Ausgangspunkt für Bergund<br />
Mountainbike-Touren, nur eine<br />
Autostunde von Bogotà entfernt<br />
(www.suesca.com). Das Klettergebiet<br />
mit Routen bis zum 9. Schwierigkeitsgrad<br />
wurde einst von Erwin<br />
Krauss eröffnet. Der Sohn deutscher<br />
Eltern wurde 1911 in Bogotá geboren,<br />
lernte während Aufenthalten<br />
in Deutschland und der Schweiz<br />
klettern und wurde zum Wegbereiter<br />
des Alpinismus in Kolumbien.<br />
Spitzenbergsteiger Fernando<br />
Gonzalez Rubio, der auf sieben der<br />
höchsten Gipfel der Welt stand,<br />
hat dort eine Stiftung gegründet:<br />
Guide-Ausbildung, soziale Projekte.<br />
Fernando ist Bergführer und hat<br />
mit Freunden diverse Big Walls in<br />
der Cordillera Oriental eröffnet.<br />
www.fernandogonzalezrubio.com,<br />
info@fernandogonzalezrubio.com,<br />
Tel.: 00 57/31 42 99 37 09<br />
Bergsteigerin Katty Guzman betreibt<br />
in Suesca Hostal und Campingplatz<br />
»El Vivac« (www.elvivachostal.com)<br />
und bietet Kletterkurse und Touren<br />
an (inklusive Verleih von Ausrüstung).<br />
hostalelvivac@yahoo.com,<br />
Tel.: 00 57/31 12 84 53 13<br />
Sozialprojekt Miquelina<br />
Der britische Ausrüster Páramo<br />
(www.paramo-clothing.com) bietet<br />
nicht nur die richtige Kleidung, in der<br />
Bergsteiger im Páramo warm und<br />
trocken bleiben (s. Härtetest S. 97).<br />
Firmengründer Nick Brown (Erfi nder<br />
von Nikwax, www.nikwax.de) lässt<br />
auch im Sozialprojekt Miquelina in<br />
Bogotà produzieren: Schwestern<br />
des Ordens Religiosas Adoratrices<br />
del Santísimo Sacramento nehmen<br />
Frauen mit Missbrauchs-Hintergrund<br />
auf, bilden sie als Schneiderinnen<br />
aus und vermitteln sie auf<br />
den Arbeitsmarkt.<br />
Sie haben es gut.<br />
Weiße Wochen:<br />
Sanft urlauben<br />
Zum Jahresanfang: Natur pur! Im 4-Sterne-Superior Travel Charme<br />
Bergresort Werfenweng sind Schneegipfel nah, Kulinarikfreuden<br />
grün, Aktivitäten sanft. Hier ist Bergluft frisch, Tradition gelebt,<br />
Wellness entspannt. Da sind Gastfreundschaft echt und Winterhighlights<br />
des Salzburger Landes nicht weit.<br />
Länger bleiben lohnt sich: Jetzt unsere Alpenpreise buchen!<br />
Die Preise gelten für alle DZ-Kategorien: Je früher Sie buchen,<br />
desto größer die Auswahl – und um so schöner die Aussicht.<br />
Bleiben Sie länger, beginnt das Arrangement von vorn.<br />
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77,00 € für die 2. Nacht 44,00 € für die 4. Nacht<br />
Buchbar sind die Alpenpreise von 06. bis 31.01. und vom 01.03. bis 02.04.2015<br />
auf Anfrage und nach Verfügbarkeit. Das Angebot ist nicht kombinierbar mit anderen<br />
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AUF TOUR<br />
SERIE:<br />
Von Null aufs Dach der Alpen<br />
Breit<br />
gemacht<br />
Schneeschuh-Touren halten fit – und<br />
sorgen dafür, dass Hochtouristen<br />
die Gehtechniken mit Steigeisen den<br />
Winter über nicht ganz vergessen.<br />
Von Moritz Baumstieger<br />
84 Bergsteiger 01⁄15
EINE INITIATIVE VON +<br />
Preiswertes Vergnügen:<br />
Schneeschuhe<br />
sind wesentlich günstiger<br />
als eine komplette<br />
Skitourenausrüstung.<br />
Zugegeben: Im vergangenen Jahr<br />
hätte man keine Schneeschuhe<br />
gebraucht, um in den kalten<br />
Monaten die Kondition hoch<br />
zu halten. Viele Wanderwege<br />
waren frei, Schnee wochenlang nur da zu<br />
finden, wo ihn Skigebietsbetreiber mit ihren<br />
Kanonen hingepustet hatten.<br />
In normalen Wintern aber – wie dieser<br />
hoffentlich einer wird – bieten Schneeschuhtouren<br />
eine gute Alternative zu<br />
Wanderungen auf gespurten Forststraßen.<br />
Schneeschuhe? Ja, diese Dinger, die riesige<br />
Krater in der Skispur hinterlassen (was man<br />
fairerweise vermeiden sollte). Diese Dinger,<br />
die ziemlich sicher das älteste technische<br />
Fortbewegungsmittel der Welt sind und<br />
mehrere tausend Jahre benutzt worden<br />
waren, bevor der erste Skitourengeher sein<br />
Seehundfell aufzog. Und heute? Entdecken<br />
immer mehr Skitourengeher das, was sie<br />
vor einigen Jahren noch als »Laufen mit<br />
Tennisschlägern unter den Füßen« verspottet<br />
haben, als Ergänzung der Tourenmöglichkeiten<br />
in der kalten Jahreszeit. Warum?<br />
Weil sich mit Schneeschuhen ganz andere<br />
Geländearten erschließen lassen, weil man<br />
mit ihnen auch dann Spaß haben kann,<br />
wenn das Skifahren eher eine Qual ist, weil<br />
kaum Pulver, aber viel Bruchharsch oder<br />
Sulz zu finden ist.<br />
An solchen Tagen ist Christian Schneeweiß<br />
mit seinen Schneeschuhen unterwegs. Der<br />
51-Jährige wurde nicht etwa wegen seines<br />
Nachnamens zum Schneeschuh-Experten,<br />
sondern schnallte sich die Dinger das erste<br />
Mal unter die Füße, als sein Vater in den<br />
Siebzigerjahren ein Paar als Souvenir von<br />
einer Reise nach Kanada mitbrachte. »Das<br />
waren so richtige Bilderbuch-Schneeschuhe<br />
aus Holz und Haut, die nur eine Saison<br />
lang hielten«, erinnert sich Schneeweiß,<br />
der inzwischen Bücher über das Thema<br />
geschrieben hat (etwa »Outdoor-Praxis:<br />
Schneeschuh-Gehen«, Bruckmann Verlag<br />
2012). »Die heutigen Schneeschuhe sind<br />
ganz anders: stabiler, leichter und praktischer.«<br />
▶ Alu statt Tennisschläger<br />
Nostalgische Schneeschuhe aus Holz werden<br />
zwar immer noch hergestellt, deutlich<br />
moderner und haltbarer. Für Geher mit<br />
Ambitionen empfiehlt Schneeweiß aber<br />
eher andere Modelle: »Die klassischen<br />
Schneeschuhe haben heute einen Alurahmen,<br />
der bespannt ist. Es gibt sie in verschiedenen<br />
Größen – die längeren eignen<br />
sich sehr gut für Pulverschnee, weil man<br />
mit ihnen nicht so tief einsinkt. Die kürzeren<br />
eher für Bergtouren, weil man mit<br />
ihnen beweglicher ist.« Mit solchen Modellen<br />
lassen sich etwa hügelige Gelände<br />
und Flusstäler wunderbar erkunden, Landschaften,<br />
die auch Schneeweiß inzwischen<br />
für sich entdeckt hat.<br />
Wer jedoch richtig in die Berge will – wo<br />
es steiler wird und der Wind den Schnee<br />
oft zu Harsch presst, dem empfiehlt der<br />
Experte Schneeschuhe aus Kunststoff: »Die<br />
sind längs und quer verstrebt und haben<br />
am Rahmen Krallen, die im Harsch greifen.<br />
Zudem sind sie meist kompakter, was im<br />
alpinen Gelände von Vorteil ist.« Bei der<br />
Tourenplanung gilt es, die alpinen Gefahren<br />
des Winters zu beachten – eine La-<br />
Foto: visual impact / Thomas Ulrich<br />
Teil 1 – Gehschule<br />
Teil 2 – Leichter Klettersteig<br />
Teil 3 – Berglauf<br />
Teil 4 – Erste leichte Hochtour<br />
Teil 5 – Erster »Zweier«<br />
Teil 6 – Ausrüstung<br />
Teil 7 – Ernährung<br />
Teil 8 – Schneeschuhtour<br />
Teil 9 – Erst Halle, dann Fels<br />
Teil 10 – Hochtourentechnik<br />
Teil 11 – Wetterkunde<br />
Teil 12 – Hochtourentaktik<br />
01⁄15 Bergsteiger 85
TRAININGSPLAN<br />
von der Mammut Alpine School<br />
1 Ökonomischer auf den Berg<br />
Ziel: Kraft sparen<br />
Umsetzung: Das Gehen in tiefem Schnee ist anstrengend,<br />
besonders, wenn Sie spuren müssen.<br />
Ein bisschen weniger anstrengend ist es aber,<br />
wenn Sie schlurfen, anstatt die Beine bei jedem<br />
Schritt wie im Storchengang anzuheben. Ziehen<br />
Sie den Schneeschuh also über den Schnee.<br />
Besonders beachten: Versuchen Sie einen<br />
gleichmäßigen Geh-Rhythmus zu fi nden – auch<br />
das spart Kraft.<br />
2 Genüsslich bergab gehen<br />
Ziel: In den Gleitschritt kommen<br />
Umsetzung: Auch, wenn es sich ungewohnt anfühlt:<br />
Um bergab in einen Gleitschritt zu kommen,<br />
hilft eine leichte Rückenlage. Winkeln Sie die<br />
Beine leicht an, um das Ende des Schneeschuhs<br />
zuerst aufzusetzen – so kommen Sie automatisch<br />
in ein leichtes Gleiten. Fühlt sich gut an? Dann<br />
trauen Sie sich jetzt, ein wenig schneller zu gehen.<br />
Besonders beachten: Beim Gleitschritt ist es<br />
einfacher, im unverspurten Schnee zu gehen, als<br />
den Spuren eines Vorgängers zu folgen.<br />
Von wegen »Hoch das Bein«: Wer nicht<br />
stakst, sondern schlurft, spart viel Kraft.<br />
3 Wendig werden<br />
Ziel: Kehren ohne Stürze<br />
Umsetzung: Probieren Sie, was mit Schneeschuhen<br />
eigentlich nur Profi s können: Rückwärts gehen.<br />
Und, hingefallen? Nicht schlimm. Um das in Zukunft<br />
zu vermeiden, üben Sie die Spitzkehre: Den<br />
hangseitigen Stock gut setzen, dann das hangseitige<br />
Bein anheben und den Schneeschuh um<br />
fast 180 Grad gedreht aufsetzen. Bein und Stock<br />
belasten – und dann das andere Bein drehen.<br />
Besonders beachten: Spitzkehren sind<br />
mit Schneeschuhen eher umständlich.<br />
Beim Aufstieg sind sie nicht zu<br />
empfehlen, nur in Situationen,<br />
in denen man sonst rückwärts<br />
gehen müsste.<br />
COUPON 8<br />
wine macht keinen Bogen um einen Bergsteiger,<br />
nur weil der Schneeschuhe anstelle<br />
von Tourenski an den Füßen hat. Darum<br />
sind für Ausflüge ins Hochgebirge Grundkenntnisse<br />
in der Lawinenkunde und eine<br />
entsprechende Ausrüstung Pflicht. Aber<br />
auch für den, der nicht mit dem Thema<br />
vertraut ist, gibt es genügend lohnende<br />
Ziele: »Im Sommer und Herbst sind Touren<br />
unterhalb der Baumgrenze ja oft etwas<br />
eintönig. Fahrwege sind langweilig,<br />
das Laufen durch den Wald mühsam, weil<br />
man sich über Geäst und die Wurzeln quälen<br />
muss«, meint Schneeweiß. Wenn aber<br />
Schnee fällt, ändert sich das schlagartig:<br />
»Der Wald verwandelt sich in eine Winter-<br />
Wunderwelt, so dass sogar das Gehen auf<br />
Forststraßen ein Erlebnis wird. Und selbst<br />
ein Querfeldein durch den Wald geht ab<br />
einer gewissen Schneehöhe plötzlich auch<br />
ganz problemlos – weil man über das Geäst<br />
einfach drüber geht.« Sonst gelte es bei<br />
der Planung nur zu beachten, dass man<br />
sich vielleicht nicht gleich zu Beginn die<br />
allersteilsten Hänge aussucht, dass es im<br />
Winter früher dunkel wird und vor allem,<br />
»dass das Spuren im frischen Schnee ziemlich<br />
anstrengend ist.«<br />
▶ Mehr Ente, weniger Storch<br />
Dann kann es schon losgehen. Da selbst<br />
die schmalsten Schneeschuhe etwa zwanzig<br />
Zentimeter breit sind, »ist beim Schneeschuhgehen<br />
ein leichter Watschelgang<br />
angesagt«, so Schneeweiß. Für den, der<br />
diesen Sommer fleißig mit den Steigeisen<br />
geübt hat, dürfte das gar kein Problem<br />
sein. Und für den, der nicht ganz so fleißig<br />
war, ist es eine gute Übung.<br />
Wichtig ist beim Schneeschuhgehen, die<br />
Spur dem Gelände anzupassen – und<br />
den Schneeverhältnissen. Ist der Schnee<br />
weich, kann man in gemächlichen Serpentinen<br />
dem Ziel entgegenschlurfen: »Im<br />
Pulver geben die Kanten der Schneeschuhe<br />
nämlich äußerst guten Halt«. In wirklich<br />
tiefem Schnee wird das ab einer gewissen<br />
Steilheit aber zu mühsam. Dann empfiehlt<br />
Schneeweiß das, was er den »Duckstep«<br />
nennt: Man steigt senkrecht in der Falllinie<br />
auf, die Fußspitzen nach außen gedreht.<br />
Der Bewegungsablauf ähnelt dem, mit<br />
dem man beim Skifahren manchmal ein<br />
paar Meter im V-Schritt nach oben stapft.<br />
Ist der Schnee angeblasen oder eisig, ist mit<br />
gemütlichen Serpentinen schon bei viel<br />
»Was lange als<br />
›Laufen mit<br />
Tennisschlägern<br />
unter den Füßen‹<br />
verspottet wurde,<br />
entdecken immer<br />
mehr als tolle<br />
Ergänzung.«<br />
Schneeschuh-<br />
Experte und<br />
BERGSTEIGER-<br />
Tester Christian<br />
Schneeweiß<br />
Das große 4000er-Gewinnspiel<br />
Ausschneiden, sammeln und mit<br />
allen 12 Coupons eine Besteigung<br />
des Mont Blanc mit der Mammut<br />
Alpine School gewinnen.<br />
✂
Mangels Tempo bleibt<br />
ein Stolperer beim<br />
Schneeschuhgehen<br />
meist folgenlos.<br />
TOUR<br />
TOURENTIPP zum Nachgehen<br />
Hochschergen, Ammergauer<br />
Alpen (1396 m)<br />
Fotos: Bernd Ritschel (2), Iverson, Grafik: Georg Sojer<br />
geringerer Hangneigung Schluss – denn<br />
die Kanten im harten Schnee richtig einzusetzen,<br />
ist wegen der Breite der Schneeschuhe<br />
und der teils nicht torsionssteifen<br />
Bindungen fast unmöglich. »Sobald der<br />
Hang steiler als 25 Grad ist, geht man besser<br />
senkrecht nach oben.« Natürlich kann<br />
es passieren, dass ab und zu eine steilere<br />
Querung ansteht – denn auch bei der geschicktesten<br />
Routenwahl diktiert der Berg<br />
die Spur. Dann rät Schneeweiß, die Schneeschuhe<br />
voreinander in eine Linie zu setzten.<br />
»Ich nenne das Line Step. Im Prinzip<br />
ist das ein bisschen so, als würde man auf<br />
dem Schwebebalken balancieren.« Um<br />
das Gleichgewicht zu halten, helfen die<br />
Teleskopstöcke, die Schneeweiß auf jeder<br />
Tour empfiehlt. Und die ungewohnte<br />
Anforderung an die Sprunggelenke, sich<br />
entsprechend der Hangneigung ein wenig<br />
zu biegen, ist wie der Watschelgang vom<br />
Steigeisen-Gehen bekannt – oder ein willkommenes<br />
Training.<br />
▶ Abrollen ist nicht<br />
Den meisten Anstiegen folgt irgendwann<br />
ein Abstieg. Während das Hochgehen mit<br />
Schneeschuhen für die meisten Bergsteiger<br />
fast selbsterklärend ist, fühlt sich Berg-<br />
abgehen anfangs meist befremdlich an.<br />
»Mit der Ferse auftreten und dann den Fuß<br />
abrollen ist nicht möglich«, sagt Christian<br />
Schneeweiß, »denn hinter der Ferse geht<br />
der Schneeschuh ja noch weiter.« Deshalb<br />
heißt es gehen, ohne abzurollen – eine<br />
weiteres Element, was Steigeisenliebhabern<br />
bekannt vorkommen dürfte. Queren<br />
ist da eher mühsam, am besten geht das in<br />
der Falllinie. Wenn der Schnee weich ist,<br />
kann man versuchen, den Schwung des<br />
Schrittes mitzunehmen und ein wenig zu<br />
gleiten, im Prinzip ähnlich, wie man das<br />
im Sommer bei einem Abstieg in einem<br />
Schotterkar macht. »Wenn es schneller<br />
geht und Spaß macht, sollte man nur aufpassen,<br />
dass sich die Schneeschuhe nicht<br />
beim Schritt verhaken«, sagt Schneeweiß<br />
– »sonst taucht man schnell mal mit dem<br />
Gesicht in den Schnee«.<br />
So eine unfreiwillige Erfrischung im Tiefschnee<br />
ist nur kalt, aber nicht gefährlich.<br />
Dem, der für das Dach der Alpen trainiert,<br />
wird sie trotzdem nie passieren. Denn unkontrollierte<br />
Stürze, nur weil man sich<br />
beim Gehen nicht konzentriert und deshalb<br />
mit den Geräten an den Füßen verhakt,<br />
unterlaufen einem Steigeisen-Profi<br />
einfach nicht. Oder?<br />
◀<br />
▶ mittel 3½ Std.<br />
570 Hm 6 km<br />
Charakter: Einsame Waldtour mit<br />
ordentlich Platz für Varianten und großer<br />
Gipfelrundschau<br />
Anfahrt: Von München über die A95 bis<br />
Ausfahrt Murnau, über Bad Kohlgrub<br />
nach Altenau<br />
Ausgangspunkt: großer Parkplatz am<br />
Forsthaus Unternogg (840 m), von Altenau<br />
über Unternogg- bzw. Königsstraße<br />
Route: Auf der Straße ein Stück zurück<br />
Richtung Altenau. Noch bevor man den<br />
Abzweig zum fast parallel zur Straße verlaufenden<br />
Forstweg erreicht, stapft man<br />
direkt in südlicher Richtung hinauf zum<br />
Weg. Gleich die Straße überquerend<br />
und relativ steil über einen Kahlschlag<br />
hinauf, bis man erneut auf den Forstweg<br />
trifft (alternativ kann man auch die<br />
weite Kehre ausgehen). Diesem kann<br />
man nun bis zu seinem Ende folgen,<br />
der daran anschließende Sommerwanderweg<br />
führt direkt zum Hochschergen.<br />
Oder man sucht sich in Eigenregie<br />
einen Weg durch den lichten Wald des<br />
Vorbergs: Der markante Nordwestrücken<br />
des Hochschergen ist im Aufstieg deutlich<br />
interessanter. Als grobe Richtung<br />
hält man dabei Südost ein. Abstieg wie<br />
Aufstieg.<br />
Karten: Kompass Nr. 4 »Füssen,<br />
Außerfern«, 1:50 000 «, AV-Karte BY7<br />
»Ammergebirge Ost«, 1:25 000<br />
Infos zur Region: www.<br />
ammergauer-alpen.de<br />
Führer: Christian Schneeweiß<br />
»Leichte Schneeschuhtouren.<br />
Allgäuer<br />
bis Kitzbüheler Alpen«,<br />
Bruckmann Verlag 2013,<br />
München<br />
01⁄15 Bergsteiger 87
SERVICE<br />
Teil 2: Fitness für Bergsteiger<br />
Schlafen Sie gut!<br />
Unsere vierteilige Serie bereitet Sie schon im Winter auf die neue<br />
Berg-Saison vor. In Teil 2 erfahren Sie, warum nicht nur Workouts,<br />
sondern auch Ruhephasen Teil des Trainings sind. Von Julian Galinski<br />
Warum auf den Frühling warten,<br />
wenn es sich auch schon<br />
im Winter hervorragend und<br />
mit geringem Aufwand für die<br />
neue Berg-Saison trainieren lässt? In der<br />
vorigen Ausgabe haben wir Ihnen die ersten<br />
drei Übungen für Ihr Winter-Workout<br />
vorgestellt. Mit dieser und den folgenden<br />
beiden Ausgaben erweitern Sie Monat für<br />
Monat Ihr Workout, so dass Sie am Ende<br />
durch die vollen zwölf Übungen gehen.<br />
Tonia la Prova, Cheftrainerin bei der Premium-Fitnesskette<br />
Elements, hat das Programm<br />
zusammengestellt.<br />
La Prova setzt voll auf Übungen mit dem<br />
eigenen Körpergewicht. Weil sie praktisch<br />
sind und überall durchführbar, klar. Aber<br />
vor allem, weil Geräte im Studio die Bewegungen<br />
exakt vorgeben und keinerlei<br />
Abweichungen zulassen. Der Körper lernt<br />
so nicht, Bewegungen zu stabilisieren.<br />
Dabei ist das am Berg ganz entscheidend:<br />
wenn wir stolpern, uns mit den Händen<br />
schnell abstützen oder den Fuß in einem<br />
ungewohnten Winkel aufsetzen müssen.<br />
Unser Workout kräftigt nicht nur die Muskulatur,<br />
es schult auch Koordination und<br />
Balance – am Berg zählt nicht Kraft allein.<br />
Daher macht es einen großen Unterschied,<br />
ob Sie Ihre Beine an einer Maschine festzurren<br />
oder einen Ausfallschritt ausführen,<br />
den Sie selbst abfangen müssen.<br />
INFO<br />
Guter Rat: nicht teuer!<br />
Wer sich mit dem Thema Fitnesstraining<br />
ein bisschen beschäftigt, der wird schnell<br />
der Marketing-Maschinerie der Fitnessund<br />
Gesundheitsindustrie ausgesetzt. Da<br />
werden Riegel, Drinks, Pulver und was sich<br />
sonst noch alles mit künstlichen Zusatzstoffen<br />
versetzen lässt, als die Garanten<br />
für erfolgreiches Training und ein gesundes<br />
Leben angepriesen. Nun – alles, was diese<br />
Produkte können, kann die Natur besser<br />
und günstiger. Sie wollen Vitamine? Essen<br />
Sie Gemüse und Obst! Sie wollen den<br />
Muskelaufbau unterstützen? Essen Sie<br />
täglich Eiweiß (Fisch, Fleisch, Eier, Quark,<br />
Käse, Hülsenfrüchte). Das Gleiche gilt<br />
für allerlei Fitness-Gerätschaften vom elektrostimulierenden<br />
Gürtel bis hin zur intelligenten<br />
Hantel. Nicht das Zubehör macht’s<br />
– sondern die Kontinuität! Nicht der<br />
Geldbeutel – sondern die Hartnäckigkeit!<br />
Übrigens: Wer schnell Fortschritte mit dem<br />
Training machen möchte, der sollte zudem<br />
großzügig das beste Regenerationsprogramm<br />
nutzen, das es gibt: Schlaf! Denn<br />
Wachstum, Reparatur und Kräftigung der<br />
Muskeln finden nicht während des Trainings<br />
statt, sondern in den Ruhephasen.<br />
Wer trainiert, sollte seinem Körper diese<br />
Ruhephasen auch geben – sonst droht<br />
Übertraining. Als Faustregel gilt: Sieben<br />
Stunden Schlaf sind für Männer das Minimalziel,<br />
acht für Frauen. Viele Zivilisationskrankheiten<br />
werden begünstigt, weil wir<br />
nicht genügend schlafen, und weil Schlaf<br />
mancherorts immer noch nur als notwendiges<br />
Übel zwischen zwei Tagen angesehen<br />
wird. Aber dauernde Müdigkeit und fehlende<br />
Regeneration schwächen nicht nur das<br />
Immunsystem, natürlich leidet auch die<br />
Leistungsfähigkeit darunter. In der Freizeit<br />
wie auch im Job.<br />
Also: Trainieren Sie gut – am besten alle<br />
von uns vorgestellten Übungen mindestens<br />
zweimal pro Woche, gerne dreimal. Und<br />
schlafen Sie gut – damit der Trainingseffekt<br />
auch wirklich seine maximale Wirkung<br />
entfalten kann.<br />
◀<br />
Fotos: Uli Ertle<br />
88 Bergsteiger 01⁄15
4<br />
Unterarmstütz mit Lift: Diese Übung ist ein wahres Multitalent – sie stärkt die<br />
Schulter-, Brust- und Bauchmuskulatur. Legen Sie sich aus dem Liegestütz auf<br />
beide Unterarme ab. Heben Sie nun abwechselnd die um 90 Grad angewinkelten<br />
Arme so weit wie möglich an, ohne mit dem Oberkörper zu rotieren. Spannen<br />
Sie Ihre Bauchmuskeln an, damit Ihr Körper von den Füßen bis zum Kopf eine<br />
möglichst gerade Linie darstellt. Zwei bis drei Sätze à zehn Wiederholungen.<br />
5<br />
Urlaub in den Alpen<br />
Ob in Österreich, Südtirol, der Lombardei, im<br />
Trentino oder im Schwarzwald, wir bieten<br />
Ihnen die 66 schönsten Basislager, Krafträume<br />
und Inspirationsquellen!<br />
Unser Motto: Die Natur mit allen<br />
Sinnen erleben!<br />
Ausfallschritt: Zum Training der Beinmuskulatur und der Beweglichkeit der<br />
Schultern machen Sie einen weiten Schritt nach vorne. Strecken Sie die Arme bis<br />
in die Finger gerade über den Kopf – für den Rest der Übung. Spannen Sie den<br />
Bauch an und gehen Sie in die Knie, bis das hintere Knie fast den Boden berührt.<br />
Achten Sie darauf, dass das vordere Knie nicht über die Zehen schiebt. Drücken<br />
Sie sich aus der vorderen Ferse wieder nach oben. Zweimal zehn Wiederholungen.<br />
Bewegung. AlpineWellness. Hochgenuss.<br />
Unser ganzheitliches Wohlfühlkonzept für<br />
Ihre Auszeit in den Alpen.<br />
6<br />
V-Sitz mit Rotation: Mit dem V-Sitz sprechen Sie vor allem die vordere Rumpfmuskulatur<br />
an. Setzen Sie sich auf den Boden und stellen Sie die Füße ab. Senken<br />
Sie Ihren Oberkörper so weit ab, dass Oberschenkel und Rumpf ein V bilden.<br />
Drücken Sie die Fäuste leicht aneinander und drehen Sie den Oberkörper jeweils<br />
so weit zur Seite, dass der Ellbogen fast den Boden berührt. Halten Sie derweil<br />
stets die Spannung im Bauch. Zwei mal 20 Wiederholungen.<br />
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Tragesystem und die oft<br />
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Rucksack in der Lawine<br />
am Körper bleibt.<br />
90 Bergsteiger 01⁄15
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das Risiko, unter den Schneemassen begraben zu werden. Neuerdings gibt<br />
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Modelle unter die Lupe genommen. Von Christian Schneeweiß<br />
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Der Skitourenrucksack<br />
sollte dicht am Rücken<br />
anliegen, ohne sich bei den<br />
Abfahrtsbewegungen zu<br />
verschieben.<br />
ERHEBEND<br />
Der Twinbag von ABS hat<br />
mehr Volumen und hebt den<br />
ganzen Körper, die kleineren<br />
Mono-Airbags der anderen<br />
Hersteller heben den<br />
Oberkörper an.<br />
Foto: Hans Johansson/Haglöfs<br />
Ein dumpfer Knall. Ein Riss geht<br />
durch die Schneedecke, plötzlich<br />
gleitet der Boden unter den Füßen<br />
weg. Eine Ausweichabfahrt<br />
misslingt, die Schneedecke löst<br />
sich in Schollen auf, ein Sog zerrt die Ski<br />
nach unten, Arme und Beine wirbeln. Als<br />
sie zur Ruhe kommen, herrscht Finsternis.<br />
Jetzt heißt es, in der Atemhöhle warten<br />
und hoffen, dass man möglichst innerhalb<br />
einer Viertelstunde gefunden wird. Denn<br />
in dieser Zeitspanne liegt die Überlebenswahrscheinlichkeit<br />
bei 93 Prozent; dauert<br />
die Rettung länger, sinken die Chancen rapide.<br />
Trotz moderner LVS-Geräte sterben<br />
bei einem Lawinenunfall immer noch 22<br />
Prozent der Opfer, wie eine aktuelle Studie<br />
des SLF (Schweizer Institut für Lawinenforschung)<br />
in Europa und Nordamerika<br />
ergab. Trägt das Lawinenopfer hingegen<br />
einen Rucksack mit Lawinen-Airbag und<br />
löst diesen aus, sinkt das Todesrisiko auf<br />
elf Prozent.<br />
Der aufgeblasene Airbag vergrößert das<br />
Körpervolumen, lässt den Körper auf dem<br />
Schnee schwimmen und hält idealerweise<br />
den Kopf frei. Diesen Vorteilen stehen<br />
zwar hohes Rucksackgewicht und hoher<br />
Preis gegenüber. Aber angesichts der Aussicht,<br />
beim Abgang einer Lawine nicht<br />
komplett darin verschüttet zu werden,<br />
sind Lawinen-Airbags eine überlegenswerte<br />
Investition.<br />
▶ Was Lawinen-Airbags kennzeichnet<br />
Stabile Metallschnallen, ein Sicherungsriemen<br />
im Schritt sowie Skifixierungen<br />
an der Rucksackfront, wo sie das Auslösen<br />
der Airbags nicht behindern, kennzeichnen<br />
einen Rucksack mit Lawinen-Airbag.<br />
Durch Ziehen des Griffs am Schultergurt<br />
bläst eine Gaskartusche die Airbags explosionsartig<br />
auf.<br />
Das System des Originalherstellers ABS (seit<br />
1985, siehe S. 48–53) entfaltet sich auf<br />
beiden Seiten hinterm Rumpf (Twinbag),<br />
so dass der Skifahrer voll manövrierfähig<br />
bleibt, der gesamte Körper in der Lawine<br />
hochgehoben wird und bei Beschädigung<br />
eines Airbags der zweite die Luft hält.<br />
01⁄15 Bergsteiger 91
»Der K2 Float sitzt so<br />
perfekt, dass sich am<br />
Rücken gar nichts bewegt.«<br />
Georg Steinbichler, Tester<br />
fen ist, haben nun auch andere Firmen<br />
wie BCA und K2, Mammut zusammen mit<br />
Snow Pulse, Black Diamond in Verbindung<br />
mit Pieps und Alpride zusammen mit Scott<br />
Systeme auf dieser Basis ausgetüftelt. Bei<br />
diesen Airbags bläst sich ein überdimensionales<br />
Kissen aus einem RV-Zwischenfach<br />
auf; in der Mammut Protection-Serie sogar<br />
mit schützender Halskrause. So wird in<br />
Es lässt sich mit komplettem Tragesystem<br />
als eigenständige Vario Base Unit an Rucksäcke<br />
in fünf Volumengrößen anzippen<br />
– Varianten-, Freeride-, Tages- oder Mehrtagemodelle<br />
mit acht, 18, 24, 32 oder 45+5<br />
Litern –, ist aber auch kompatibel mit diversen<br />
Rucksäcken anderer Hersteller oder<br />
sogar in deren Rückensystem eingebaut.<br />
Nachdem das Patent von ABS ausgelauder<br />
Lawine der Oberkörper mitsamt Kopf<br />
angehoben. Mammut bietet sechs Modelle<br />
von vier bis 45 Litern plus zwei Kurzversionen<br />
für kleinere Personen, bei denen die<br />
beiden unterschiedlichen Airbag-Systeme<br />
abnehmbar und die Rucksäcke damit auch<br />
im Sommer verwendbar sind. Airbag-<br />
System und Skitourenrucksack sind im<br />
Handel separat oder in Kombination erhältlich.<br />
Ortovox verwendet das kompakte<br />
MASS-System von ABS in fünf verschiedenen<br />
Rucksäcken, die sich ebenfalls für den<br />
Sommer umrüsten lassen. Scott bietet mit<br />
640 Euro das günstigste System, dessen<br />
Kartuschen auch ins Flugzeug mitgenommen<br />
werden dürfen.<br />
Die Druckkartuschen aller Systeme lassen<br />
sich beim Händler austauschen. Die<br />
▶ Die Lawinen-Airbags im Vergleich …<br />
ABS<br />
Vario 32 (L/S)<br />
TIPP<br />
Variabilität<br />
Info: www.abs-airbag.com<br />
Preis: 688,90 € + 110 € bzw. 215 € (mit<br />
Stahl-/Karbonkartusche); Base Unit 599 €<br />
Gewicht: 2580 + 360 = 2940 g (S/Karbon)<br />
bis 2740 + 590 = 3330 g (L/Stahl)<br />
Rucksackvolumen: 30 L<br />
Airbag: Angezipptes ABS-System mit zwei<br />
Airbags à 85 L Argon plus ausführlicher<br />
Anleitung/CD inkl. Kundendienst-Hinweise<br />
Funktion: Der bei Lawinengefahr zu<br />
entsichernde Griff sprengt sich bei leichtem<br />
Zug ab, das Zusammenlegen nach der<br />
Auslösung erfolgt überlappend (+ neuer Griff).<br />
Rucksack: Vielseitiges Modell mit fl exiblem<br />
Antischnee-Rücken und weichen Gurten,<br />
kleine Deckelöffnung, dafür Seiteneingriff<br />
Ausstattung: Hauptfach 20 L, Notfallfach<br />
innen, Wert-, Karten-, Kopf-, Hüft-Tasche, Clip,<br />
Pfeife, Fixierungen, Schlaufen und Netz<br />
AUSLÖSUNG AIRBAG<br />
HANDHABUNG AIRBAG<br />
HALT RUCKSACK<br />
TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />
▶ VIELSEITIGES ANZIPP-MODELL<br />
Der neue Rucksack des originalen Airbag-<br />
Herstellers mit Schwerpunkt im Beckenbereich<br />
sitzt optimal, drückt nirgends und bietet<br />
etwas Lüftung. Die Ausstattung ist multifunktionell,<br />
die Beladung suboptimal. Der sensible<br />
Auslöse-Griff ist abnehmbar.<br />
BERGHAUS<br />
Arete Couloir 25 Rucsac<br />
Info: www.berghaus.com<br />
Preis: 100 € + 599 + 110 bzw. 215 € (mit<br />
Stahl-/ Karbonkartusche) = 809 / 914 €<br />
Gewicht: 585 (Rucksack 1030 g) + 2035 =<br />
2620 g + 360/590 g für Kartuschen<br />
Rucksackvolumen: 25 L<br />
Airbag: An Rucksack zippbares ABS-System<br />
mit zwei seitlichen Airbags à 85 L Argon plus<br />
einfacher Anleitung<br />
Funktion: Der Auslösegriff sprengt sich bei<br />
leichtem Zug ab, das Zusammenlegen nach<br />
der Auslösung erfolgt überlappend.<br />
Rucksack: Puristisches Modell mit fl exiblem,<br />
ungelüftetem Antischnee-Rücken und weichen<br />
Gurten, weite Hauptfach-Deckelöffnung<br />
Ausstattung: Hauptfach 21 L, Notfalltasche,<br />
Brillentasche, Hüftfach, Pfeife, allseitige<br />
Kompression; Fixierungen für Ski/Board/<br />
Snowshoes, Pickel/Stöcke; Schlaufen/Netz<br />
AUSLÖSUNG AIRBAG<br />
HANDHABUNG AIRBAG<br />
HALT RUCKSACK<br />
TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />
▶ SKITOUREN- UND ALPINPURIST<br />
Der schlanke Rucksack mit anzippbarem ABS<br />
Base Unit und sehr fl exiblem Rücken ist leicht<br />
und puristisch. Mit Schwerpunkt im Beckenbereich<br />
sitzt er sehr bequem, drückt nirgends<br />
und bietet mit ABS Unit mehr Lüftung, aber<br />
auch weniger Halt als mit Originalrücken.<br />
DEUTER<br />
On Top 30<br />
Info: www.deuter.com<br />
Preis: 699,95 + 110 € bzw. 215 € (mit<br />
Stahl-/Karbonkartusche)<br />
Gewicht: 2710 + 360 = 3070 g komplett<br />
(Stahlkart. + 230 g)<br />
Rucksackvolumen: 30 L<br />
Airbag: Fixes ABS-System mit zwei seitlichen<br />
Airbags à 85 L Argon plus ausführlicher<br />
Anleitung/CD inkl. Kundendienst-Hinweise.<br />
Funktion: Der Auslösegriff sprengt sich bei<br />
leichtem Zug ab, das Zusammenlegen nach<br />
der Auslösung erfolgt überlappend.<br />
Rucksack: Der teilanliegende Rucksack mit<br />
breitem Schultergurt und Schwerpunkt Hüfte<br />
ist durch 3D-Schaum gut belüftet, das<br />
Hauptfach ganz aufklappbar.<br />
Ausstattung: Hauptfach 20 L, Notfalltasche,<br />
Brillentasche, 2 Wert-, 2 Hüftfächer, Clip,<br />
Pfeife, Kompression, Fixierungen<br />
AUSLÖSUNG AIRBAG<br />
HANDHABUNG AIRBAG<br />
HALT RUCKSACK<br />
TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />
▶ LUFTIGES KOMFORTMODELL<br />
Optimale Belüftung für Skitouren und hoher<br />
Tragekomfort dank Lüftungskanal und dicken<br />
Meshpolstern, die allerdings nicht nur<br />
Schweiß, sondern auch Pulverschnee<br />
aufnehmen. Der ideale Begleiter für Frühjahrstouren<br />
hat sogar Stöckehalter.<br />
92 Bergsteiger 01⁄15
▶ So testet der Bergsteiger<br />
Fotos: Hersteller (6), Christian Schneeweiß (4)<br />
Alle Rucksäcke wurden mit speziellen Messbeuteln<br />
ausgelitert. Weicht das gemessene Volumen<br />
stark (mehr als zwei Liter) vom angegebenen<br />
Volumen ab, vermaß der Hersteller das Volumen<br />
vor Installation des Airbagsystems. Das Gewicht<br />
wurde mit Airbag plus Kartusche gemessen,<br />
bei entfernbarem Airbag auch ohne diesen.<br />
Für den Komfort- und Funktionstest wurden die<br />
Rucksäcke mit 5330 Gramm beladen (komplett<br />
ca. 8,5 bis neun Kilogramm).<br />
Da die Auftriebswirkung der Airbags nicht praktisch<br />
(d. h. bei Lawinenabgang) getestet werden<br />
konnte, wurden diese »trocken« ausgelöst.<br />
Dabei wurde bewertet, wie leicht das System<br />
auszulösen war und wie gut sich der Airbag<br />
entfaltete.<br />
Zusätzlich wurde bewertet, wie leicht das<br />
Airbag-System sich im Normalfall (v. a. Ladung,<br />
Sicherung) bzw. beim Zusammenlegen nach<br />
der Auslösung handhaben ließ. Mammut und<br />
Scott erhielten einen Sicherheits-Punktabzug,<br />
weil äußerlich nicht erkennbar ist, ob der Auslöser<br />
geladen ist, während bei ABS das Einund<br />
Ausstecken des Griffs bei jeder Tour nervt.<br />
Beim Halt der Skitourenrucksäcke wurde<br />
bewertet, wie nah und fest das Tragesystem<br />
beim Seitenschwenk und beim Hochhüpfen<br />
den Rucksack an den Rücken drückte,<br />
Die Kartusche bläst mit Luft vermischtes<br />
Gas in die Lawinen-Airbags und faltet sie<br />
innerhalb von drei Sekunden auf.<br />
damit er nicht bei Abfahrtsschwüngen verrutscht.<br />
Außerdem fl oss die Fliehkraft in die Bewertung<br />
ein. Letztere war bei Kompression und gleichmäßiger<br />
Gewichtsverteilung geringer.<br />
In die Prüfung des Tragekomforts fl ossen ein:<br />
Effekt der Polsterung, Anpassungsmöglichkeiten<br />
von Gurten und Rückenlänge sowie die Lüftung,<br />
die bei Kälte weniger wichtig ist, bei Aufstiegen<br />
im Frühjahr mehr.<br />
TIPP<br />
Allround<br />
HAGLÖFS<br />
Vojd 30 L<br />
K2<br />
Float 30<br />
MAMMUT<br />
Pro Short R.A.S. 33<br />
Info: www.haglofs.se<br />
Preis: 950 € inkl. Karbonkartusche<br />
Gewicht: 2710 + 360 = 3070 g komplett<br />
(Option Stahlk. + 230 g)<br />
Rucksackvolumen: 31 L<br />
Airbag: Fest installiertes ABS-System mit zwei<br />
seitlichen Airbags à 85 L Argon plus ausführlicher<br />
Anleitung/CD, Kundendienst-Hinweise<br />
Funktion: Auslösegriff sprengt sich bei<br />
leichtem Zug ab, das Zusammenlegen nach<br />
der Auslösung erfolgt überlappend.<br />
Rucksack: Einfaches Modell mit Deckelöffnung,<br />
schneeabweisendem Rücken und<br />
breitem Tragsystem. Das Notfallfach ist innen.<br />
Ausstattung: Hauptfach 29 L, Notfallfach<br />
innen, Deckel-, Brillentasche, 2 Wert-, 2<br />
Hüftfächer, Clip, Pfeife, Kompression;<br />
Fixierungen: Ski seitl./schräg, Board/<br />
Snowshoes, Schlaufenleiste, Pickel, Stöcke<br />
Info: www.k2skis.com<br />
Preis: 599,95 + 144,95 €<br />
Gewicht: 2770 + 670 = 3440 g komplett<br />
Rucksackvolumen: 25 L (plus Airbag-System)<br />
Airbag: Abnehmbares BCA-System mit<br />
Kopfkissen-Airbag (150 L Druckluft) plus<br />
Rucksack- und ausführlicher Airbag-Anleitung,<br />
Kartusche kompliziert + schwer.<br />
Funktion: Der ausgezippte Faust-Griff löst<br />
leicht aus, der Airbag wird nach Auslösung im<br />
Akkordeonstil zusammengefaltet.<br />
Rucksack: Vielseitiges Modell mit langem<br />
Schnitt + Antischnee-Hartschaumrücken. Das<br />
Hauptfach ist sehr variabel zu öffnen (3 RVs).<br />
Ausstattung: Hauptfach 20 L, Notfalltasche,<br />
Brillen-, 2 Wert-, 2 Hüftfächer, Karabinerschlaufen,<br />
Pfeife, Kompression; Fixierungen für<br />
Ski/Board/Snowshoes, Pickel, Stöcke, Helm<br />
Info: www.mammut.ch<br />
Preis: 620 € + Stahlkartusche 100 €<br />
(Karbon 200 €) = 720 €<br />
Gewicht: 2675 + 335 = 3010 g (Stahlk.<br />
+200 g) / nur Rucksack 1765 g<br />
Rucksackvolumen: 26 L (ohne Airbag 31 L)<br />
Airbag: Leicht abnehmbares Snow Pulse-<br />
System mit Kopfkissen-Airbag (150 L<br />
Stickstoff) plus ausführlicher Anleitung<br />
Funktion: Ausgezippter, entsicherter Griff wird<br />
leicht gezogen, Airbag nach Auslösung an der<br />
Taschenkante gefaltet und System geladen.<br />
Rucksack: Der anliegende schmale Rücken<br />
weist Schnee ab, Tragsystem für Frauen geeignet.<br />
Hauptfach öffnet an Front und Rücken.<br />
Ausstattung: Hauptfach 20 L, Notfalltasche,<br />
Brillen-, Deckel-, Hüftfach, 2 Wertfächer,<br />
Karabinerschlaufe, Pfeife, Kompression; Fix. für<br />
Ski/Board/Snowshoes, Pickel, Stöcke, Helm<br />
AUSLÖSUNG AIRBAG<br />
HANDHABUNG AIRBAG<br />
HALT RUCKSACK<br />
TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />
AUSLÖSUNG AIRBAG<br />
HANDHABUNG AIRBAG<br />
HALT RUCKSACK<br />
TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />
AUSLÖSUNG AIRBAG<br />
HANDHABUNG AIRBAG<br />
HALT RUCKSACK<br />
TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />
▶ SPARTANISCHES LEICHTGEWICHT<br />
Die spartanische Konstruktion mit Notfallfach<br />
im Hauptfach, nur einem Auslöser-Kanal und<br />
ohne Trinksystem trägt sich trotz unbelüftetem<br />
Rücken bequem. Das Gewicht liegt auf dem<br />
Becken, der Halt ist perfekt. Super Springschnallen,<br />
mühsame Hüftgurtverstellung.<br />
▶ SKIRUCKSACK MIT BESTEM HALT<br />
Der abfahrtsorientierte Rucksack hält perfekt<br />
am Rücken, ist aber nicht belüftet. Die gut<br />
durchdachte Komplett-Ausstattung des<br />
schlichten und schlanken Modells ist großteils<br />
versteckt. Der Kartuschenanschluss ist wie<br />
das isolierte Trinksystem etwas kompliziert.<br />
▶ ANSCHMIEGSAMER BERGRUCKSACK<br />
Der bequeme Rucksack sitzt wie angegossen,<br />
besitzt aber keine Lüftung. Er lässt sich<br />
problemlos in einen Sommerrucksack<br />
umfunktionieren oder in ein anderes<br />
Airbagmodell einbauen. Hüftgurt abnehmbar,<br />
Trinksystem unisoliert, verwirrend viele Bänder<br />
01⁄15 Bergsteiger 93
ALLES IM GRIFF<br />
Fotos: Hersteller (6), ABS/Xavier<br />
Der Auslösegriff sollte<br />
sich bei Rechtshändern auf<br />
dem linken Schultergurt<br />
befinden, bei Linkshändern<br />
auf dem<br />
rechten.<br />
MAMMUT<br />
Light P.A.S. 30 L<br />
Info: www.mammut.ch<br />
Preis: 700 € + Stahlkartusche<br />
100 € (Karbon 200 €) = 720 €<br />
Gewicht: 2200 + 325 = 2525 g (Stahlk. +<br />
200 g)/ nur Rucksack 1290 g<br />
Rucksackvolumen: 27 L (ohne Airbag 30 L)<br />
Airbag: Leicht abnehmbares Snow Pulse-<br />
System mit Kopfschutz-Airbag (150 L<br />
Stickstoff) teils in den Traggurten plus<br />
Rucksack- und Airbag-Anleitung.<br />
Funktion: Ausgezippter, zu entsichernder Griff;<br />
der Airbag wird nach Auslösung äußerst<br />
knapp gefaltet und das System geladen.<br />
Rucksack: Toploader mit kompletter seitlicher<br />
RV-Öffnung, schneeabweisendem 3D-Rücken<br />
Ausstattung: Hauptfach bis 25 L, Notfallfach<br />
innen, Deckel-, Wertfach, Hüftfach groß, Clip,<br />
Materialschlaufen, Kompression; Fixierungen<br />
für Ski/Board/Snowshoes, Pickel/Stöcke<br />
AUSLÖSUNG AIRBAG<br />
HANDHABUNG AIRBAG<br />
HALT RUCKSACK<br />
TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />
▶ SUPERLEICHTER BEGLEITER IM SCHNEE<br />
Am elastischen Hüftgurt des gut lüftenden<br />
Leichtrucksacks lässt sich die Rückenlänge<br />
verstellen. Die durch den Airbag gepolsterten,<br />
breiten Schultergurte sind sehr bequem, aber<br />
stören bei Bewegung. Zusammenlegen der Airbags<br />
übt man am besten vorher beim Händler.<br />
ORTOVOX Tour 30+7<br />
W ABS (Tour 32+7 ABS)<br />
Info: www.ortovox.com<br />
Preis: 749,95 + 110 € bzw. 215 € (mit<br />
Stahl-/ Karbonkartusche)<br />
Gewicht: 1775 g Rucksack + 1385 g MASS<br />
+ Karbonk. = 3520 g (Stahl + 230 g)<br />
Rucksackvolumen: 27 L mit MASS, 31 L<br />
ohne (ohne Airbag-Fächer); Männer: + 2 L<br />
Airbag: Abnehmbares ABS-System mit zwei<br />
seitlichen Airbags à 85 L Argon + Anleitung<br />
Funktion: Gut gegen Fehlauslösung<br />
gesicherter Griff, das Zusammenlegen des<br />
Airbags erfolgt überlappend.<br />
Rucksack: Rucksack mit weichen Gurten und<br />
verteiltem Gewicht, durch Mesh-Lochung<br />
belüftet, kleines Hauptfach erweiterbar<br />
Ausstattung: Hauptfach bis 17 L, große<br />
Notfalltasche, Brillentasche, Wert-, Karten-,<br />
Hüft-, Steigeisen-Fach, Pfeife, diverse Fixierungen,<br />
Hebelzug, Trinkschlauch isoliert<br />
AUSLÖSUNG AIRBAG<br />
HANDHABUNG AIRBAG<br />
HALT RUCKSACK<br />
TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />
▶ KOMFORTABLER HOCHTOURIST<br />
Der Rucksack für Ski- und Gletschertouren<br />
sitzt perfekt am Rücken, auch wenn es v. a. bei<br />
RV-Volumenerweiterung an Kompression<br />
mangelt. Vielfältige Ausstattung mit sehr<br />
sicheren Fixierungen. Den mühsamen Umbau<br />
der MASS-Unit übernimmt besser der Händler.<br />
PIEPS<br />
Jetforce Tour Rider 24<br />
Info: www.pieps.com<br />
Preis: 849,- €<br />
Gewicht: 3430 g<br />
Rucksackvolumen: 25 L<br />
Airbag: Fest installiertes Jetforce-System mit<br />
aufl adbarem Akku statt Kartusche und<br />
Kopfkissen-Airbag + ausführlicher Bedienungs-<br />
und aufgedruckter Pack-Anleitung<br />
Funktion: Faust-Griff mit Ladeanzeige/<br />
Entsicherung/Abschaltung per Knopfdruck ist<br />
leicht zu ziehen, der Airbag nach Gebrauch<br />
einfach zu stopfen.<br />
Rucksack: Fest anliegender Rucksack mit gut<br />
verteiltem Gewicht und unbelüftetem Rücken,<br />
an dem die Hauptfachöffnung liegt.<br />
Ausstattung: Hauptfach 13 L, Notfallfach<br />
groß, Brillentasche, Wert-, Hüftfach,<br />
Kompression; Fixierungen: Board/Snowshoes<br />
frontal, Ski schräg, 2 Pickel, Helm, Karabiner<br />
AUSLÖSUNG AIRBAG<br />
HANDHABUNG AIRBAG<br />
HALT RUCKSACK<br />
TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />
▶ SYSTEM MIT MEHRFACHAUSLÖSUNG<br />
Der Airbag mit Luftturbine lässt sich beliebig<br />
oft aufblasen, der Auslöser mit Diodenanzeige<br />
ist gut zu bedienen, aber der Schulterträger<br />
mit dem Auslöse-Mechanismus drückt bei<br />
Belastung. Der Rucksack liegt perfekt an,<br />
ermöglicht aber kaum Rückenkrümmung.<br />
94 Bergsteiger 01⁄15
Kosten variieren: ABS 24,90 € inkl. Griff,<br />
Mammut 0 bis 10 €, BCA 10–20 €, Scott<br />
40 €. Das neue System von Black Diamond<br />
in Zusammenarbeit mit Pieps besitzt gar<br />
keine Kartusche, sondern einen Akku, der<br />
eine Luftturbine antreibt, und lässt sich<br />
beliebig oft kostenfrei auslösen.<br />
▶ Sicherheit und Komfort am Rücken<br />
Skitourenrucksäcke sollten körpernah am<br />
Rücken anliegen und bei den Abfahrtsschwüngen<br />
nicht verrutschen – was bei<br />
K2, Scott, The North Face, Mammut R.A.S.<br />
und Haglöfs hervorragend funktioniert.<br />
Am komfortabelsten ist aber die Vario<br />
Base Unit von ABS, die sich flexibel einem<br />
gekrümmten Rücken anpasst. Für<br />
Lüftung an wärmeren Tagen kann das<br />
Rückenteil leicht konkav geformt sein<br />
(z. B. Vaude) oder lüftende 3D-Meshpolsterung<br />
besitzen (Deuter, Ortovox). Da im<br />
Winter die Schweißableitung eine geringere<br />
Rolle spielt und sich im großporigen<br />
Mesh Schnee festsetzen kann, verwenden<br />
die Hersteller meist glatten, schneedichten<br />
Bezugstoff auf mehr oder weniger festem<br />
Schaumstoff. Wegen der mäßigen Traglast<br />
sind Skitouren-Tagesrucksäcke meist mit<br />
kürzeren, dünneren Hüftflossen und dünneren<br />
breiten Traggurten ausgestattet und<br />
stützen sich auf den unteren Rücken. Das<br />
Resultat ist beeindruckend: Kein Rucksack<br />
fühlte sich bei Beladung unbequem an;<br />
nur die breiten Schulterträger konnten<br />
beim Heben der Arme lästig sein (v. a. Scott,<br />
Vaude).<br />
TIPP<br />
Der Airbag-Knigge<br />
• Vor der ersten Verwendung eines Airbag-<br />
Systems eine Testauslösung vornehmen!<br />
Bei Mammut, Scott und Black Diamond<br />
reicht ein Trockentest ohne Kartusche.<br />
• Die sensiblen Auslösegriffe sollten erst im<br />
Risikogelände entsichert werden.<br />
• Nach dem Ausgraben aus der Lawine den<br />
Airbag so lange aufgeblasen lassen, bis<br />
man das gefährdete Gelände verlassen hat<br />
und das Gas über ein Ventil ablässt.<br />
• Alle Hersteller empfehlen, nach einem<br />
Lawinenabgang den Airbag-Rucksack vom<br />
Händler prüfen zu lassen.<br />
• Vor der Abfahrt Schulterriemen und Schrittgurt<br />
festziehen, damit der Rucksack sich im<br />
Fall einer Lawine nicht löst.<br />
TIPP<br />
Preis/Lstg.<br />
SCOTT<br />
Air Free AP 30<br />
Info: www.scott-sports.com<br />
Preis: 639,95 € (inkl. Kartuschen-Set!)<br />
Gewicht: 2530 + 450 g = 2980 g<br />
Rucksackvolumen: 26 L<br />
Airbag: Eingenähtes Alpride-System mit<br />
Kissen-Seiten-Airbag (150 L Argon + CO 2<br />
)<br />
plus ausführliche Airbag-Anleitung, 2 kleine<br />
Flugzeug-Kartuschen.<br />
Funktion: Der ausgezippte Griff löst sehr<br />
leicht aus. Gewöhnungsbedürftiges<br />
Zusammenlegen des Airbags (am besten<br />
durch Händler)<br />
Rucksack: Der gerade anliegende Rücken mit<br />
3D-Polsterung weist Schnee ab, das<br />
Hauptfach ohne abgetrenntes Airbagfach<br />
lässt sich vollständig öffnen.<br />
Ausstattung: Hauptfach 20 L, Notfalltasche,<br />
Brillen-, Wert-, Hüftfach, Kompression;<br />
Fixierungen für Ski, Pickel, Helm, Karabiner<br />
AUSLÖSUNG AIRBAG<br />
HANDHABUNG AIRBAG<br />
HALT RUCKSACK<br />
TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />
▶ PREISWERTER SKITOURENFREUND<br />
Der günstige Rucksack schmiegt sich an den<br />
Rücken, ermöglicht aber kaum Rückenkrümmung.<br />
Die breiten Schulterträger sind kaum<br />
spürbar, aber können bei Bewegung stören.<br />
Praktisch: Springschnallen; der untere<br />
Drahtloop für Skifi xierung kann verhängen.<br />
THE NORTH FACE<br />
Patrol 24 ABS<br />
Info: www.thenorthface.com<br />
Preis: 800 € (inkl. Katusche)<br />
Gewicht: 2585 + 590 g = 3175 g (Option<br />
Karbon - 230 g)<br />
Rucksackvolumen: 21 L<br />
Airbag: Fest installiertes ABS-System mit zwei<br />
seitlichen Airbags à 85 L Argon + ausführlicher<br />
Anleitung inkl. Kundendienst-Hinweise<br />
Funktion: Der bei Lawinengefahr zu<br />
entsichernde Griff sprengt sich bei leichtem<br />
Zug ab, das Zusammenlegen nach der<br />
Auslösung erfolgt überlappend.<br />
Rucksack: Der 3D-Rücken ist wie die<br />
Tragpolster mit Schweiß absorbierendem<br />
Trikotstoff bezogen, der RV öffnet vollständig.<br />
Ausstattung: Hauptfach 17 L, Notfalltasche,<br />
Brillentasche, Wert-, 2 Hüftfächer, Kompression;<br />
Fixierungen für Ski schräg, Pickel und<br />
Helmschlaufen.<br />
AUSLÖSUNG AIRBAG<br />
HANDHABUNG AIRBAG<br />
HALT RUCKSACK<br />
TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />
▶ BEQUEMER ABFAHRTSRUCKSACK<br />
Das abfahrtsorientierte Modell sitzt trotz<br />
Lüftung wie angegossen, behindert aber bei<br />
Rückenkrümmung. Der angenehm weich<br />
gepolsterte Hüftgurt ist äußerst einfach zu<br />
handhaben, die Schultergurte nicht für große<br />
Personen geeignet.<br />
VAUDE<br />
ABScond Tour 36+4<br />
Info: www.vaude.com<br />
Preis: 760,- + 110 € bzw. 215 € (mit Stahl-/<br />
Karbonkartusche)<br />
Gewicht: 2980 + 360 = 3340 komplett<br />
(Stahlkart. + 230 g)<br />
Rucksackvolumen: 32 + 10<br />
Airbag: Fest installiertes ABS-System mit zwei<br />
seitlichen Airbags à 85 L Argon + ausführlicher<br />
Anleitung/CD inkl. Kundendienst-Hinweise<br />
Funktion: Der bei Lawinengefahr zu<br />
entsichernde Griff sprengt sich bei leichtem<br />
Zug ab, das Zusammenlegen nach der<br />
Auslösung erfolgt überlappend.<br />
Rucksack: Anliegender, belüfteter, schneeabweisender<br />
Rücken; längenverstellbares<br />
Tragesystem, ausziehbarer Toploader-Deckel<br />
Ausstattung: 26 + 10 L Hauptfach, Notfall-,<br />
Deckeltasche, Wert-, Hüftfach, Pfeife, Clip,<br />
Kompression, Topriemen, diverse Fixierungen<br />
AUSLÖSUNG AIRBAG<br />
HANDHABUNG AIRBAG<br />
HALT RUCKSACK<br />
TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />
▶ VARIABLER MEHRTAGERUCKSACK<br />
Das belüftete Variationswunder besitzt simple<br />
Längenverstellungen an Rücken und Hüftgurt,<br />
das Volumen erweiterbar und der ausziehbare<br />
Deckel bietet Stauraum fürs Seil. Mit dem<br />
RV-Seiteneingriff von Saum bis Boden ist das<br />
die perfekte Ausstattung für Ski-Hochtouren.<br />
01⁄15 Bergsteiger 95
▶ Passendes Volumen<br />
Rucksäcke mit weniger als 20 Litern Volumen<br />
sind nur für Spritztouren oder Freeriding<br />
geeignet, v. a. falls das Airbagsystem<br />
in der Volumenangabe enthalten ist (5 Liter<br />
unbrauchbar!) – wie in dieser Übersicht<br />
bei K2 und Modellen mit herausnehmbarem<br />
System. Für Skihochtouren mit Seil<br />
eignet sich nur der große, Volumen- und<br />
Rückenlängen-variable Rucksack mit Riemenverschluss<br />
von Vaude (32 + 10 L). Die<br />
Hauptfächer der anderen vorgestellten Modelle<br />
besitzen Bogenreißverschlüsse (außer<br />
Mammut P.A.S.), die bis zum Boden durchgehen<br />
sollten (bei K2 sehr variabel). Bei Mammut<br />
R.A.S. und Pieps sitzen sie auf der Rückseite.<br />
Bei Haglöfs und ABS ist die Öffnung<br />
relativ klein. Ein voll ausgestatteter Airbag-<br />
Rucksack mit 30 Litern Inhalt wie beispielsweise<br />
der ABS mit Karbonkartusche wiegt<br />
in Leichtversion drei Kilogramm. Der Mammut<br />
P.A.S. bringt sogar nur 2,5 Kilogramm<br />
auf die Waage. Am meisten wiegt das Ortovox-Modell<br />
(ab 3,5 Kilogramm).<br />
◀<br />
▶ Resümee<br />
Nach dem Auslaufen des ABS-Patents für<br />
Airbag-Rucksäcke hat sich deren Angebot<br />
explosionsartig erweitert. Nicht nur, indem nun<br />
vier weitere Produzenten hinzugekommen sind,<br />
sondern auch weil ABS seine Airbag-Einheit<br />
inzwischen auch anderen Rucksackherstellern<br />
zur Verfügung stellt. Außerdem bietet die Firma<br />
Base Units an, die wie bei ihren eigenen Rucksäcken<br />
mittels genial einfachem Rundumreißverschluss<br />
an kompatible Rucksäcke anzippbar<br />
sind. Bei Mammut mit dem Snow Pulse-System<br />
und Ortovox mit ABS lassen sich die Airbags<br />
aus dem Rucksack herausnehmen und in ein<br />
anderes Modell setzen oder über den Sommer<br />
im Keller lagern und der Rucksack fürs Bergsteigen<br />
nutzen. Zukunftsträchtig ist auch das<br />
System von Black Diamond, das ausschließlich<br />
durch Ansaugen der Umgebungsluft funktioniert;<br />
und das selbst bei großer Kälte einige<br />
Male, bevor der Akku für die Miniturbine wieder<br />
aufgeladen werden muss. Angesichts des akzeptablen<br />
Gewichts der Airbag-Rucksäcke, dem<br />
für Skitouren perfektionierten Tragesystem und<br />
einer ebenfalls dafür spezialisierten Ausstattung<br />
steht nur noch der hohe Preis dem Kauf eines<br />
Airbag-Rucksacks entgegen.<br />
Im nächsten Heft: Skitourenbindungen<br />
In Sachen Sicherheit waren die Rahmenbindungen den<br />
Dorn-bindungen bisher haushoch überlegen. Das ändert sich<br />
mit den neuen Modellen. Wir haben verschiedene<br />
Systeme getestet und miteinander verglichen.<br />
Fotos: Christian Schneeweiß (3), Marker KingPin<br />
Gut kombiniert: Rucksäcke von ABS und<br />
kompatible Modelle anderer Hersteller<br />
bestehen aus der Vario Base Unit mit dem<br />
Airbag und einem anzippbaren Rucksack<br />
(8 bis 45 L; hier ABS Vario 32 Zip On).<br />
Volle Ladung: Nachdem die mit Argon bzw.<br />
Kohlendioxid unter 173 Bar Druck gefüllten<br />
Gaskartuschen eingeschraubt wurden, muss<br />
das Alpride-System mit einem Spezial<br />
schlüssel geladen werden (Loch links; Scott).<br />
Zugkräftig: Egal ob der Auslösegriff T-Form<br />
(für Fingerhandschuh) oder Tropfenform<br />
(auch für Fausthandschuh) hat: An ihm sollte<br />
man bei einem Lawinenabgang kräftig ziehen,<br />
damit sich der Airbag sicher aufbläst (K2).
Was aktuelle Hightech-Produkte<br />
wirklich können, zeigen sie meist<br />
erst beim Praxistest am Berg.<br />
Hier berichtet die Redaktion, was<br />
sie im Einsatz hatte und wie sie<br />
damit zufrieden war.<br />
GPS-Gerät<br />
Falk Lux 32<br />
▶ Das sagt der Hersteller: Eine Bergwanderung<br />
im Urlaub, eine Mountainbiketour oder<br />
Geocachen beim Familienausfl ug – das LUX 32<br />
lässt keine Wünsche offen.<br />
Gewicht: 230 g Ausstattung: Wasserdicht (IPX7),<br />
Farbdisplay (Touch), Barometer, 4 GB Speicher,<br />
Batterielaufzeit 5 Std. Preis: 399,95 €<br />
Info: www.falk-outdoor.com<br />
▶ Das sagen wir: Top im Kartenmaterial, Abzüge<br />
bei der Bedienung: Das Falk führte als MTB-Navi<br />
souverän von München nach Hamburg und bringt<br />
mit aufgespieltem Hochtouren-Track Sicherheit bei<br />
Nebel. Der Touchscreen ist nicht so sensibel wie<br />
der eines Smartphones. Schön wäre eine interne<br />
Ladefunktion gewesen. Insgesamt ein robustes<br />
und fl ottes GPS für viele Anwendungsbereiche.<br />
Design<br />
Funktion<br />
Preis/Leistung<br />
■■■<br />
■■■■■<br />
■■■<br />
Thomas, 26<br />
Fingerhandschuhe Outdoor<br />
Research Afterburner Gloves<br />
Neuartiger Wetterschutz<br />
Páramo Ladies Andina Jacket<br />
Innovative Eisschrauben<br />
Salewa Quick Screw<br />
Fotos: Dagmar Steigenberger, Hersteller, privat (4)<br />
▶ Das sagt der Hersteller: Wasser- und windabweisende<br />
Fingerhandschuhe, die Feuchtigkeit<br />
transportieren und isolieren. Touchscreenkompatibel,<br />
Temperaturbereich -17 bis -7° C.<br />
Gewicht: 115 g Material: 92 % Polyamid, 8 %<br />
Elasthan (Handrücken außen), 100 % Polyester<br />
(Handfl äche, Futter, Isolierung) Farbe: black<br />
Preis: 49,95 € Info: www.outdoorresearch.com<br />
▶ Das sagen wir: Es gab mal den Werbeslogan<br />
»Reinschlüpfen und wohlfühlen« – hier passt er<br />
genau. Der Outdoor-Handschuh fühlt sich leicht<br />
und luftig an, sitzt aber sicher ohne zu<br />
verrutschen. Genial ist das Bündchen konstruiert:<br />
leicht zum Anziehen mit großer Schlaufe, und<br />
seitlichen Aussparungen, die durch dünnen<br />
Stretchstoff ersetzt sind, damit das Handgelenk<br />
nicht so schwitzig wird.<br />
Funktion<br />
Passform<br />
Preis/Leistung<br />
■■■■■<br />
■■■■■<br />
■■■■<br />
Petra, 55<br />
▶ Das sagt der Hersteller: Haltbare, direktionale<br />
wasserdichte Jacke für alle Outdoor-Aktivitäten,<br />
ausgestattet mit Nikwax Analogy® Waterproof-<br />
System. Sie kombiniert maximale Belüftung mit<br />
komfortablem weiblichem Schnitt und verstärktem<br />
Rücken. Auch als Herrrenmodell erhältlich.<br />
Gewicht: 624 g Farben: rot, blau Preis: 320 €<br />
Info: www.paramo-clothing.com<br />
▶ Das sagen wir: In den Bergen will man trocken<br />
und auch warm bleiben. Dass eine Regenjacke<br />
ohne Membran das schafft, grenzt an ein Wunder.<br />
Das direktionale System, getestet unter extremen<br />
Bedingungen im kolumbianischen Páramo,<br />
funktioniert: Es leitet nicht nur Dampf, sondern<br />
auch Flüssigkeit nach außen. In der Jacke ist es<br />
nie zu heiß und nie zu kalt, man kommt trocken<br />
an. Extra-Bonus: Die Jacke ist recycelbar.<br />
Funktion ■■■■■<br />
Tragekomfort ■■■■■<br />
Preis/Leistung ■■■■■<br />
Sandra, 35<br />
▶ Das sagt der Hersteller: Die »schnelle<br />
Schraube« zum Eisklettern lässt sich beim Ansetzen<br />
dank ergonomischem Kopf leicht umgreifen und<br />
verfügt über einen fi xen Zahnschutz, der sich zudem<br />
mit einer Hand entfernen lässt. Innovativ in Sachen<br />
Handling und Performance.<br />
Material: Stahl, POM, PA Längen: 130/160/<br />
180 mm Gewicht: 180/195/210 g Preis:<br />
84,95/89,95/94,95 € Info: www.salewa.com<br />
▶ Das sagen wir: Dank integrierter Expresse ist<br />
man tatsächlich schneller als mit den bisherigen<br />
Eisschrauben. Die Quick Screw lässt sich<br />
einhändig auch mit Fäustlingen setzen und kann<br />
nicht verloren gehen, solange sie am Seil hängt.<br />
Skeptiker mögen zweifeln, wie viele Einsätze im Eis<br />
der Kunststoffkopf und der zum Patent angemeldete<br />
Spitzenschutz aus Plastik überstehen.<br />
Funktion/Design<br />
Handling<br />
Preis/Leistung<br />
■■■■<br />
■■■■■■<br />
■■■■■<br />
Dagmar, 37<br />
01⁄15 Bergsteiger 97
SERVICE<br />
Hersteller im Profil<br />
Vaude<br />
Klimafreundlich<br />
Firmen-Steckbrief<br />
Gegründet: 1974<br />
Hauptsitz: Obereisenbach bei Tettnang<br />
Weiterer Produktionsort: Vietnam<br />
Geschäftsführerin: Dr. Antje von Dewitz<br />
Mitarbeiter: 500 (Obereisenbach), mit<br />
Edelrid (Markenverbund) und der Produktionsstätte<br />
in Vietnam insgesamt 1800<br />
Vaude ist 40 Jahre alt geworden, hat als familien-,<br />
sozial- und umweltfreundliches Unternehmen<br />
jede Menge Preise bekommen. Doch von Midlife-<br />
Crisis keine Spur. Im Gegenteil: Es wird kräftig<br />
aufgerüstet für die Zukunft. Von Gaby Funk<br />
98 Bergsteiger 01⁄15
Vaude-Chefin Antje von Dewitz<br />
legt Wert auf gutes Klima – in der<br />
Natur ebenso wie bei der Arbeit.<br />
Fotos: Vaude<br />
Wer zum ersten Mal nach<br />
Obereisenbach bei Tettnang<br />
reist, der gerät mitten<br />
hinein ins oberschwäbische<br />
Hopfenanbauidyll,<br />
dessen Felder mit langen Spalieren des<br />
weltweit geschätzten »grünen Goldes« nur<br />
von lichten Wäldchen oder einzelnen Höfen<br />
unterbrochen werden. Das Dorf mit<br />
rund 1000 Einwohnern liegt etwas erhöht<br />
über dem 15 Kilometer entfernten Bodensee<br />
und bietet – vor allem bei Föhnlage<br />
– einen wunderschönen Panoramablick<br />
auf die nahen Schweizer Berge jenseits des<br />
Sees, wie Säntis, Churfirsten, Kreuzberge,<br />
Hoher Kasten – ein sehr attraktives Revier<br />
für Bergwanderer, Alpin-Kletterer, Mountain-Biker<br />
und Skitourengeher: Der Berg<br />
ruft hier fast täglich.<br />
Vaude und seine Mitarbeiter, darunter 40<br />
Prozent Teilzeitkräfte, sind omnipräsent<br />
in Obereisenbach: Viele vom Dorf, aus der<br />
Umgebung oder aus Tettnang arbeiten in<br />
der Firma. Etwa 200 Meter von der stattlichen<br />
Firmenzentrale entfernt befindet<br />
sich der stets gut besuchte Vaude-Outlet-<br />
Store mit der kleinen Kantine im Bistro-<br />
Café mit Bio-Produkten aus der Region.<br />
Nordöstlich vom Firmenstandort liegt das<br />
Freibad von Obereisenbach, das Vaude seit<br />
2006 erfolgreich als Pächter betreibt, nachdem<br />
das »Bädle« hätte geschlossen werden<br />
müssen. Auf dem Betriebsgelände von<br />
Vaude befindet sich auch noch das schön<br />
Die Reparatur-<br />
Abteilung kümmert<br />
sich um defekte<br />
Kleidungsstücke,<br />
Zelte, Taschen etc.<br />
gestaltete, 2001 eröffnete Vaude-Kinderhaus,<br />
wo derzeit 31 Kinder im Alter von<br />
sechs Monaten bis zehn Jahren professionell<br />
in zwei Gruppen betreut werden. Aufgenommen<br />
werden übrigens auch Kinder,<br />
deren Eltern nicht bei Vaude arbeiten.<br />
Die One-Man-Show<br />
1974 wurde die Firma von Albrecht von<br />
Dewitz in einer alten Hopfenscheuer<br />
nicht in Ober-, sondern in Untereisenbach<br />
gegründet, 1980 zog die Firma nach<br />
Obereisenbach um. Zunächst war Vaude<br />
eine One-Man-Show unter Mitarbeit von<br />
Familie und Freunden, 2009 übernahm<br />
schließlich Antje von Dewitz, die mittlere<br />
seiner drei Töchter, die Geschäftsleitung.<br />
Zum Markenverbund gehören neben dem<br />
Standort in Tettnang auch die heute noch<br />
von Albrecht von Dewitz geleitete Firma<br />
Edelrid in Isny (seit 2006) und die Vaude-<br />
Produktionsstätte in Vietnam, obwohl der<br />
70-Jährige, der 2013 auf der Outdoor-Messe<br />
zur Celebrity of the Year gewählt wurde,<br />
zweifellos genügend Hobbys hätte für seinen<br />
»Unruhestand«: Zur Pressekonferenz<br />
auf der Outdoor-Messe 2014 kam er mit<br />
wettergegerbtem Gesicht, Vollbart und so<br />
rauen Handflächen von einem längeren<br />
Segeltörn zurück, dass man bei der Begrüßung<br />
meinte, man habe ein Reibeisen in<br />
der Hand. Am Tag der Jubiläumsfeier war<br />
der Bart dann wieder ab. Insgesamt kommt<br />
Vaude, zu 100 Prozent ein Familienunternehmen,<br />
weltweit auf rund 1800 Mitarbeiter,<br />
die meisten davon sind in Asien.<br />
Wohlfühlort für optimale Leistungen<br />
Seit Mitte 2013 wird der Gebäudekomplex<br />
am Standort Obereisenbach komplett umgebaut<br />
und um ein zentrales Verbindungsgebäude<br />
zwischen den bestehenden Gebäuden<br />
erweitert. Für die Mitarbeiter-/innen<br />
werden neue, großzügig gestaltete Großraumbüros<br />
geschaffen mit gemütlichen<br />
Ruhe- und Rückzugsinseln sowie verglasten<br />
Besprechungsräumen. Die einzelnen Arbeitsplätze<br />
werden nach den individuellen<br />
Bedürfnissen und Wünschen ergonomisch<br />
gestaltet, spezielle Licht-, Beleuchtungs- und<br />
Belüftungskonzepte der Räume mit moderner<br />
Schallakustik sollen ebenfalls dafür sorgen,<br />
dass das Arbeitsklima in jeglicher<br />
01⁄15 Bergsteiger 99
»Nur wer sich wohlfühlt in einem<br />
Unternehmen, kann gut arbeiten.«<br />
FIRMENCHEFIN ANTJE VON DEWITZ<br />
Hinsicht stimmt. Eine Kletter- und Boulderwand<br />
am neuen Eingangsbereich wird es<br />
auch geben und eine große Cafeteria, die<br />
an eine Kantine mit Biokost angeschlossen<br />
ist. Vier bis fünf Millionen wird der Umbau<br />
kosten. Gemäß der Firmenphilosophie werden<br />
ökologische Materialien verwendet und<br />
es wird auf die Energieeffizienz geachtet.<br />
Es soll nämlich ein nach den Richtlinien<br />
der Deutschen Gesellschaft des Nachhaltigen<br />
Bauens zertifiziertes »Green Building«<br />
werden. Schon seit 2012 arbeitet Vaude in<br />
Obereisenbach klimaneutral.<br />
Antje von Dewitz hat zweifellos die schier<br />
unendliche Energie des Vaters, die rasche<br />
Auffassungsgabe und die erforderliche<br />
Leidenschaft sowohl für den Outdoorsport<br />
als auch für das Management geerbt. Und<br />
sie geht als Unternehmerin ihren eigenen<br />
Weg. Als Mutter von vier Kindern legte sie<br />
von Anfang an viel Wert auf die Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie in ihrer Firma,<br />
unter anderem durch das Angebot von Teilzeitarbeit,<br />
Elternzeit für Männer und Frauen,<br />
Home-Office-Tage und andere moderne<br />
Arbeitszeit-Modelle, selbst für Führungskräfte,<br />
von denen übrigens 35 Prozent<br />
INFO<br />
Geschäftsbereiche<br />
Mountain Sports: Funktionsbekleidung,<br />
Schuhe, Rucksäcke, Zelte, Schlafsäcke,<br />
Kinderbekleidung, Kinderausrüstung,<br />
Accessoires<br />
Bike Sports: Bike-Bekleidung, Bike-Schuhe,<br />
Rucksäcke, Radtaschen, Accessoires,<br />
Bike-Bekleidung/-Rucksäcke für Kinder<br />
Packs ’n Bags: Taschen, Rucksäcke, Reisegepäck,<br />
Kinderrucksäcke und -taschen<br />
Frauen sind. »Nur wer sich wohlfühlt in<br />
einem Unternehmen, kann gut arbeiten«,<br />
lautet ihr Credo. In ihrer Familie kümmert<br />
sich derzeit ihr Mann um die Kinder.<br />
»Während sich in vielen Firmen Männer<br />
nicht einmal trauen, sich die gesetzlich<br />
verbriefte Elternzeit zu nehmen, aus<br />
Angst um ihren Arbeitsplatz, ist Elternzeit<br />
bei uns selbstverständlich. Allein im vergangenen<br />
Jahr gab es 20 Babys bei Mitarbeitern.<br />
Wir liegen damit weit über dem<br />
Bundesdurchschnitt«, erklärt Benedikt<br />
Tröster, der zuständig ist für die Pressearbeit<br />
im Bergsportbereich. Und fügt dann<br />
lächelnd hinzu: »Beeindruckend ist eher,<br />
dass im vergangenen Jahr unser Vertriebsleiter<br />
im Bike-Bereich für sechs Monate ein<br />
Sabbatical einlegen und so mit seiner Frau<br />
eine längere Radreise durch Asien machen<br />
konnte. Das geht in Deutschland doch<br />
sonst nur bei Beamten«, fährt er fort und<br />
man sieht ihm deutlich an, wie toll er das<br />
findet. Tröster, seit September 2013 stolzer<br />
Papa von Elias, nahm die ihm zustehende<br />
Elternzeit in mehreren Abschnitten wie<br />
im September, als er an zwei Wochen Sommerurlaub<br />
noch vier Wochen Elternzeit<br />
anhängte und so auf eine sechswöchige<br />
Auszeit vom Job kam. Seine Kollegin Birgit<br />
Weber, die viele Jahre lang die Pressearbeit<br />
von Vaude verantwortete, hat nach der Geburt<br />
ihrer Tochter auf 60 Prozent Arbeitszeit<br />
reduziert und nutzt bei Bedarf auch<br />
das Home-Office-Angebot. Warum geht<br />
das alles bei Vaude und nicht bei anderen<br />
Firmen, fragt man sich da zu Recht.<br />
Moderne Kommunikation<br />
Antje von Dewitz redet übrigens so gut wie<br />
nie von sich selbst, wenn es um die Firmenerfolge<br />
geht, sondern stellt dabei immer ihr<br />
hochmotiviertes Team in den Vordergrund.<br />
Dabei hat sie aber stets alle Fäden fest in<br />
der Hand und ist auch über kleinste Details<br />
der diversen Geschäftsbereiche informiert.<br />
Sie verlangt viel von sich, aber auch vollen<br />
Einsatz von ihrem Team. Seit sie das Unternehmen<br />
leitet, hat sie auch dafür ge-<br />
100 Bergsteiger 01⁄15
Die Kältekammer sorgt für vergleichbare<br />
Bedingungen (ganz links). Nachhaltiger<br />
Messeauftritt mit kombinierbaren Holzmodulen<br />
(Mitte). Für faire und sichere<br />
Arbeitsbedingungen in den Produktionsstätten<br />
(hier bei Vaude Vietnam) ist gesorgt.<br />
Ein Tag,<br />
der bleibt.<br />
Fotos: Vaude<br />
sorgt, dass die mit hohem Energieeinsatz<br />
verfolgten und erreichten Ziele im Bereich<br />
der Nachhaltigkeit auf breiter Ebene und<br />
mit allen modernen Medien kommuniziert<br />
werden, weit intensiver als die teils sogar<br />
größeren Mitbewerber das bisher getan haben.<br />
Mit der stringenten Nachhaltigkeitsstrategie,<br />
die auch die Produktionsstätte<br />
in Vietnam umfasst, und dem Tempo, das<br />
Antje von Dewitz mit ihrem Team vorlegt,<br />
hat sie sich als Unternehmerin im Outdoor-<br />
Ausrüstungsbereich längst den Respekt<br />
ihrer fast ausschließlich männlichen Unternehmerkollegen<br />
erarbeitet. Leicht hat es<br />
eine Frau in dieser Branche nämlich auch<br />
heute noch nicht… Dass sie sich auf ihren<br />
Lorbeeren ausruhen könnte, käme für dieses<br />
Energiebündel aber eh nicht in Frage. ◀<br />
IM MÄRZ-HEFT:<br />
Die amerikanische Firma Patagonia<br />
INFO<br />
Auszeichnungen<br />
2014 Das Bundesministerium für Umwelt,<br />
Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit ehrt<br />
Vaude für seinen innovativen Umweltschutz<br />
als EMAS-Unternehmen.<br />
2014 DAV-Panorama-Award 2014 –<br />
Leserwahl der DAV-Mitgliederzeitung<br />
»DAV Panorama«: Vaude auf Platz 1 in der<br />
Kategorie »Nachhaltigkeit«, Platz 2 in der<br />
Kategorie »Lieblingsmarke«, Platz 3 in der<br />
Kategorie »Trendfi rma«<br />
2013 Vaude-Gründer Albrecht von Dewitz<br />
wird OutDoor Celebrity 2013<br />
2013 Vaude wird zum zweiten Mal (2012)<br />
für den CSR-Preis der Bundesregierung<br />
nominiert.<br />
2012 Dr. Antje von Dewitz erhält den<br />
B.A.U.M. Umweltpreis 2012 aus den<br />
Händen von Bundesumweltminister Peter<br />
Altmaier und wird von Bundespräsident<br />
Joachim Gauck empfangen.<br />
2012 Finalist beim Unternehmenswettbewerb<br />
»Erfolgsfaktor Familie 2012« des<br />
Bundesfamilienministeriums<br />
2011 Verleihung der Wirtschaftsmedaille an<br />
Antje von Dewitz für herausragende Verdienste<br />
um die Wirtschaft Baden-Württembergs<br />
2011 Top 3 beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis<br />
2011 in der Kategorie »Deutschlands<br />
nachhaltigste Zukunftsstrategien«<br />
unter der Schirmherrschaft der Bundeskanzlerin<br />
2011 ISPO Eco Responsibility Award: Vaude<br />
wird als nachhaltigstes Unternehmen der<br />
Sportbranche ausgezeichnet. ISPO Eco<br />
Award für das umweltfreundlich hergestellte<br />
Zelt Blue One<br />
2011 Financial Times Deutschland:<br />
Antje von Dewitz unter den Top 3 Unternehmerinnen<br />
und Top 25 Businessfrauen<br />
2010 Utopia Award: Vaude<br />
wird mit dem Publikumspreis<br />
als das nachhaltigste<br />
Unternehmen in Deutschland<br />
ausgezeichnet.<br />
2001 bis 2008 Mehrere Ehrungen<br />
als eines der familienfreundlichsten<br />
Unternehmen<br />
Deutschlands bei Landesund<br />
Bundeswettbewerben<br />
Bundespräsident Joachim<br />
Gauck verlieh Antje von<br />
Dewitz 2012 den Umweltpreis.<br />
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01⁄15 Bergsteiger 103
AUF TOUR<br />
Klettern in Südspanien<br />
Unter Geiern<br />
Das Klettergebiet El Chorro bei Málaga ist für<br />
Anfänger wie Könner die perfekte Destination<br />
für die Wintersaison. Einziges Problem:<br />
Zu manchem Felsen führt ein gefährlicher Pfad.<br />
Von Silke Lode<br />
Das Paradies auf einen<br />
Blick: im Vordergrund<br />
die Hauptwand, hinten<br />
der Eingang zur Schlucht<br />
104 Bergsteiger 01⁄15
Der Zug von Málagas geschäftigem<br />
Hauptbahnhof »Maria<br />
Zambrano« nach El Chorro<br />
braucht 42 Minuten. Verpassen<br />
sollte man das schon etwas<br />
ältere Gefährt besser nicht, denn an dem<br />
winzigen Bahnhof im andalusischen Hinterland<br />
hält der Triebwagen nur einmal<br />
am Tag. Der Kontrast zwischen der Hafenmetropole,<br />
die immerhin Spaniens sechstgrößte<br />
Stadt ist, und dem verschlafenen<br />
Bergnest könnte kaum größer sein – auch<br />
deshalb ist die Bahn eine besonders schöne,<br />
weil entschleunigende Möglichkeit,<br />
um in El Chorro anzukommen.<br />
Foto: Silke Lode<br />
Gleich beim Aussteigen sind die beiden<br />
wichtigsten Attraktionen des Orts nicht<br />
zu übersehen: die gigantischen, mehrere<br />
hundert Meter hohen Felswände samt dem<br />
Eingang zu einer tief eingeschnittenen<br />
Schlucht. Sie haben El Chorro zu einem<br />
der bedeutendsten Sportklettergebiete in<br />
Europa gemacht. Und Isabellas Bar, die<br />
aus wenig mehr als ein paar Plastikstühlen<br />
auf dem Bahnsteig besteht und sich jeden<br />
Abend zum Treffpunkt der Kletterszene<br />
verwandelt.<br />
Der erste Eindruck täuscht nicht: Fast alle<br />
Klettergebiete sind auf einem schönen<br />
Spaziergang durch Pinien- und Kiefern-<br />
wälder problemlos zu Fuß erreichbar. Ein<br />
Auto braucht man eigentlich nur, um El<br />
Chorro für einen Großeinkauf oder für<br />
Ausflüge nach Granada, Sevilla, Cordoba<br />
oder ans Meer zu verlassen. Oder natürlich<br />
der Bequemlichkeit wegen, denn das<br />
Reisegepäck sonnenhungriger Kletterer<br />
umfasst doch schnell mehr als einen Tagesrucksack.
Der kleine Bahnhof von El Chorro mit der Hauptwand (Frontales)<br />
In der Route »Bladerunner« (6a) im Sektor Escalera Arabe.<br />
Wenn zwischen Oktober und April Seile,<br />
Gurte und Karabiner in Deutschland meist<br />
im Keller landen, herrscht in Andalusien<br />
Hochsaison. Kein Wunder, denn in den<br />
Sommermonaten ist es viel zu heiß, um<br />
ernsthaft Ausflüge an den Fels in Betracht<br />
zu ziehen. Über Weihnachten oder Ostern<br />
wird es in den Fincas und Bungalows, die<br />
als Unterkünfte in und um den Ort zur<br />
Verfügung stehen, jedoch eng. Die beeindruckende<br />
Hauptwand »Frontales«, die<br />
schon bei der Anreise auffällt, liegt fast<br />
den ganzen Tag in der Sonne. Erfrischung<br />
an heißen Tagen bieten die wilden Wände<br />
in der Schlucht oder die kleineren Felsen<br />
rund um die Stauseen, die oberhalb des<br />
Örtchens schon vor fast 100 Jahren angelegt<br />
wurden.<br />
Die Vögel ziehen ihre Kreise<br />
Trotz seines in Kletterkreisen großen Namens<br />
ist El Chorro keines dieser Gebiete, in<br />
dem nur die Elite auf ihre Kosten kommt.<br />
Zwar sind auch die Routen im fünften oder<br />
sechsten Grad oft senkrecht, doch damit<br />
haben zumindest Kletterer, die bereits in<br />
der Halle Erfahrung gesammelt haben,<br />
meist kein Problem. Umso großzügiger fallen<br />
dafür die Griffe in dem wasserzerfressenen,<br />
hellgrau bis tieforange gefärbten<br />
Kalk aus. Lange Routen, die sich zehn oder<br />
mehr Seillängen durch die Wände hinaufziehen,<br />
gibt es in allen Schwierigkeitsgraden.<br />
Doch meist werden nur die untersten<br />
30 bis 40 Meter der Frontales-Wand beklettert,<br />
während die tief zerklüfteten Strukturen<br />
darüber das Reich der Vögel sind.<br />
Die Abendstunden in der Poema-Höhle,<br />
die innerhalb der Hauptwand einen eigenen<br />
Sektor bildet, sind auch ihretwegen<br />
ein besonderes Erlebnis: Wer die nötige<br />
Armkraft für überhängende Sintersäulen<br />
mitbringt, kann sich hier austoben, bis<br />
selbst das Heben eines kleinen Bierglases<br />
in Isabellas Bar wenig später zur veritablen<br />
Belastung wird. Für weniger muskulöse<br />
Sicherungspartner oder gemütliche<br />
Kletterer sind die eigentliche Attraktion<br />
hunderte Dohlen und Raben, die gegen<br />
die Schwerkraft kämpfende Menschen mit<br />
ihren Flugmanövern verspotten und unter<br />
wilden Schreien um den besten Platz für<br />
die Nacht streiten.<br />
Noch eine Etage weiter oben ziehen derweil<br />
Gänsegeier und Adler unbeeindruckt<br />
von dem Spektakel ihre weiten Kreise. Man<br />
muss sich vergegenwärtigen, wie hoch die<br />
Wände gen Himmel ragen, um die Größe<br />
dieser Vögel, die von unten wie schwarze<br />
Schatten am Himmel wirken, zu begreifen.<br />
Manchmal ist nur ein einzelner Geier<br />
zu sehen, manchmal – vermutlich mit<br />
Aussicht auf frisches Aas – ganze Schwärme<br />
von fast 20 Tieren. Steif segeln sie über<br />
das Tal, direkt von der Sierra de Huma hinüber<br />
zu den Stauseen, nur gelegentlich lassen<br />
sie sich zu einem Flügelschlag herab.<br />
Für die Kletterer sind die Vögel schnell ein<br />
vertrauter Anblick. Nur weit oben in den<br />
Wänden haben sie ganz selten einmal die<br />
Gelegenheit, den langen Hals eines Geiers<br />
aus der Nähe zu bewundern.<br />
Nervenkitzel am Königspfad<br />
Während die Begegnungen mit der Tierwelt<br />
trotz des eher gruseligen Rufs der Geier<br />
in der Regel harmlos verlaufen, wartete<br />
am Rande der Schlucht lange Zeit ein nicht<br />
ganz ungefährlicher Nervenkitzel. Als die<br />
Spanier zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
die Staudämme und Seen über El Chorro<br />
anlegten, um mit Wasserkraftwerken<br />
Selbst das Heben<br />
eines Bierglases<br />
in Isabellas Bar<br />
kann abends<br />
zum Test für den<br />
strapazierten<br />
Bizeps werden.<br />
106 Bergsteiger 01⁄15
Es geht auch einfach.<br />
Die Pfeiler-Route »Edelweiß« (4)<br />
im Sektor Austria der Frontales<br />
Vom Plastik in die Natur<br />
Nach Schätzungen des Deutschen<br />
Alpenvereins beginnt etwa die<br />
Hälfte aller Kletterer an einer Kunstwand<br />
mit dem Sport in der Vertikalen.<br />
Markus Fleischmann ist staatlich<br />
geprüfter Bergführer sowie Mitarbeiter<br />
des Deutschen Alpenvereins und<br />
bietet mit seiner Kletterschule »Bergprojekt« Kurse an,<br />
bei denen reine Hallenkletterer ihre ersten Erfahrungen<br />
am Naturfels machen können.<br />
Welche zusätzliche Ausrüstung braucht man zum<br />
Sportklettern am Fels?<br />
Auf jeden Fall einen Kletterhelm wegen eventueller Steinschlaggefahr.<br />
Ob man den Helm tatsächlich braucht, ist Einschätzungssache.<br />
Außerdem braucht man Expressschlingen für die Zwischensicherungen<br />
– die sind in der Kletterhalle in der Regel schon installiert. Sehr hilfreich<br />
kann ein Abseilgerät sein, ebenso Zusatzausrüstung wie Bandschlingen,<br />
Reepschnüre oder Verschlusskarabiner. Und eventuell braucht man<br />
auch ein längeres Seil.<br />
Können sich Hallenkletterer auch ohne speziellen<br />
Felskletterkurs nach draußen wagen?<br />
Ich würde empfehlen, zumindest mit jemanden mitzugehen, der draußen<br />
Erfahrung hat. Wobei auch dann die Gebiets- und Routenauswahl<br />
wichtig ist. Es sollten gute Sicherungsmöglichkeiten und Umlenkungen<br />
vorhanden sein. Aber da sind wir schon bei einer zusätzlichen Thematik,<br />
die es am Fels immer am Ende der Route gibt: das Umbauen am Stand.<br />
In der Halle ist das mit fi x eingehängten Karabinern nicht nötig. Deshalb<br />
kann ich gerade bezüglich der höheren Ansprüche an die Sicherungstechnik<br />
nicht empfehlen, ohne Anleitung nach draußen zu gehen.<br />
Sind auch andere Klettertechniken nötig?<br />
Ja, in der Summe sind die Klettertechniken vielfältiger. In der Halle<br />
ist die Kletterei eher athletisch geprägt. Natürlich kommt es darauf an,<br />
wie viele Routenschrauber unterwegs sind – und wie gut die sind.<br />
Aber es überwiegt die senkrechte bis überhängende Kletterei mit mehr<br />
oder weniger guten Griffen. Am Fels hängt die Kletterei vom Gestein<br />
ab, sie stellt auch höhere Anforderungen an die Psyche, als man das<br />
von der Halle gewohnt ist. Der Charakter kann sich schon innerhalb<br />
einer Route ändern – und es gibt Klettertechniken, die in der Halle<br />
fast gar nicht umsetzbar sind. Dazu gehören zum Beispiel Rissklettern<br />
oder Platten- und Reibungskletterei.<br />
Fotos: Silke Lode (2), Markus Fleischmann (2)<br />
Auf welche Unterschiede zur Halle müssen sich Kletterer<br />
einstellen, die zum ersten Mal an echten Fels wollen?<br />
Die Hakenabstände sind deutlich weiter. Außerdem muss man die<br />
vorhandenen Haken und Sicherungspunkte am Fels selber bewerten.<br />
Deren Qualität kann sehr stark variieren. Wichtig in der Natur ist<br />
auch der Umwelt- und Biotopschutz. Inzwischen wollen relativ viele<br />
Kletterer draußen unterwegs sein. Durch viele Menschen kann leicht<br />
etwas zerstört werden, was dann zu Problemen im Lebensraum<br />
von Pfl anzen und Tieren führen kann. Das ist dem Hallenkletterer in<br />
der Regel nicht automatisch bewusst.<br />
Interview: Silke Lode<br />
01⁄15 Bergsteiger 107
KOMPAKT<br />
Klettern, Kultur und Kinderwände<br />
Der Ort Ronda steht felsenfest, auch der<br />
bröckelige Caminito del Rey wurde saniert.<br />
Fotos: Silke Lode, oh<br />
Anreise: El Chorro liegt etwa<br />
60 Kilometer von Málaga<br />
entfernt im bergigen Hinterland<br />
von Spaniens Süden. Von mehreren<br />
deutschen Flughäfen gibt<br />
es Direktfl üge nach Málaga.<br />
Besonders günstig sind häufi g<br />
die Angebote von Ryanair.<br />
Mietautos sind in Spanien<br />
gerade in den Wintermonaten<br />
günstig zu haben. Die Anfahrt<br />
nach El Chorro erfolgt über<br />
Pizarra und Alóra. Alternativ<br />
fährt ab Málaga ein Zug am<br />
Tag, der in El Chorro hält. Informationen<br />
unter www.renfe.com<br />
(auch auf Englisch).<br />
Beste Jahreszeit: Oktober<br />
bis April. Im Sommer ist es<br />
in Andalusien in der Regel zu<br />
heiß zum Klettern, an Weihnachten<br />
und Neujahr oder<br />
über Ostern ist Hochsaison.<br />
Unterkünfte: Campingplatz<br />
in El Chorro (www.<br />
alberguecampingelchorro.es;<br />
im Drei-Kilometer-Umkreis von<br />
El Chorro gibt es zahlreiche<br />
Fincas, die Zimmer oder<br />
Ferienwohnungen an Kletterer<br />
vermieten. Die Climbing Lodge<br />
(www.klettern-in-spanien.de)<br />
wird von Deutschen geführt,<br />
andere Kletterer-Treffpunkte<br />
sind die Finca La Campana<br />
(www.fi ncalacampana.com),<br />
die Finca Rocabella (www.<br />
fi ncarocabella.com) oder das<br />
Olive Branch Guesthouse (www.<br />
olivebranchelchorro.co.uk).<br />
Absicherung/Material:<br />
Die Routen sind generell gut<br />
mit Bohrhaken abgesichert.<br />
Lediglich bei einigen Mehrseillängenrouten<br />
und Routen in<br />
der Schlucht sind Camalots,<br />
Keile und Schlingen nützlich.<br />
Im Rockfax-Kletterführer gibt<br />
es Hinweise zu allen Routen,<br />
die nicht vollständig mit<br />
Bohrhaken abgesichert sind.<br />
Wegen der Länge der Routen<br />
sind ein 70-Meter-Seil sowie<br />
bis zu 18 Expressschlingen<br />
empfehlenswert.<br />
Kletterführer: Mark Glaister<br />
»El Chorro: Rock Climbing<br />
Guide«, Rockfax 2008. Mit<br />
Wandfotos und Zustiegsbeschreibungen,<br />
Englisch. Lokale<br />
Kletterführer auf Spanisch und<br />
Englisch sind im Kletterladen<br />
in El Chorro erhältlich.<br />
Routenübersicht: In den<br />
Sektoren in und um El Chorro<br />
gibt es etwa 1000 erschlossene<br />
Routen. Für Anfänger sind<br />
die Sektoren Escalera Arabe<br />
und Frontales geeignet, dort<br />
gibt es viele einfache und<br />
mittelschwere Routen.<br />
Für die ersten Meter am echten<br />
Fels – ob für Kinder oder Erwachsene<br />
– ist das Gebiet Valle<br />
de Abdalajis mit eingebohrten<br />
Routen im dritten und vierten<br />
Schwierigkeitsgrad gut geeignet.<br />
An heißen Tagen bietet sich<br />
ein Ausfl ug nach Desplomilandia<br />
an. Die Sektoren dort<br />
bekommen mehr Schatten als<br />
die Hauptwände von El Chorro;<br />
die Stauseen laden zum Baden<br />
ein. Besonders beeindruckend<br />
ist der Sektor Poema an der<br />
Frontales-Hauptwand. Durch<br />
die gigantische Höhle ziehen<br />
vor allem schwere Routen,<br />
doch es gibt auch wenige<br />
Touren im Bereich 5+ bis 6b.<br />
Ausflüge: Städte wie Granada,<br />
Cordoba oder Sevilla sind<br />
von El Chorro mit dem Auto<br />
in zwei Stunden erreichbar.<br />
Jeweils knapp eine Stunde<br />
fährt man in die hübschen<br />
Orte Ronda und Antequera.<br />
Der Nationalpark El Torcal ist<br />
ebenfalls nicht weit entfernt.<br />
Auf 1300 Metern Höhe kann<br />
es hier deutlich frischer sein,<br />
im Gipfelbereich des Parks<br />
kann man zwischen bizarren<br />
Felsformationen wandern. An<br />
den Nadeln und Kegeln darf<br />
sogar geklettert werden!<br />
Strom zu gewinnen, musste ein Versorgungspfad<br />
durch die extrem abweisende<br />
Schlucht gebaut werden. Aus Ziegeln,<br />
Zement und Stahlträgern, die gerade einmal<br />
so breit wie Eisenbahnschienen sind,<br />
bauten die Arbeiter einen abenteuerlichen<br />
Pfad durch die Schlucht. 200 Meter<br />
und mehr fallen die Wände senkrecht ab<br />
und enden im Wasser. Etwa auf halber<br />
Höhe schlängelt sich der Pfad die Wand<br />
entlang. An der schmalsten Stelle quert er<br />
die Schlucht über einem Wasserrohr und<br />
führt parallel zu den Bahntunnels der alten<br />
Trasse von Málaga nach Ronda bis hinauf<br />
zu einem der Staudämme.<br />
Der Besuch von König Alfonso XIII, der<br />
1921 den Staudamm eröffnete, gab dem<br />
wilden Weg seinen Namen: Caminito del<br />
Rey. Längst hat die Zeit ihre Spuren hinterlassen:<br />
Zahlreiche Löcher im Boden des<br />
Steigs eröffnen schwindelerregende Tiefblicke.<br />
Manchmal ist über mehrere Meter<br />
nur noch das Skelett eines Stahlträgers übrig.<br />
Effektheischend wurde der Königspfad<br />
deshalb immer wieder als »gefährlichster<br />
Weg der Welt« bezeichnet. Fakt aber sind<br />
mehrere schwere Unfälle, die die lokalen<br />
Behörden veranlasst haben, den vier<br />
Kilometer langen Weg zu sanieren. Jetzt<br />
säumt ein neuer Steg aus Holzbohlen die<br />
Felswand und ein Geländer aus Stahlseilen<br />
sichert den Camino ab. Anfang 2015 soll<br />
die neue Attraktion für klettersteigerfahrene<br />
Wanderer eröffnet werden. Auch die<br />
Kletterer bekommen damit endlich wieder<br />
einen sicheren Zustieg zu den Routen in<br />
der Schlucht – um auf dem bröckeligen<br />
Pfad nicht doch irgendwann auf dem Speiseplan<br />
der Geier zu landen.<br />
◀<br />
108 Bergsteiger 01⁄15
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www.engadin.stmoritz.ch<br />
Sie hatten gedacht, der Urlaub würde<br />
günstig hergehen. Doch dann<br />
mussten sich die Briten eines Besseren<br />
belehren lassen. Im Herbst<br />
1864, gegen Ende ihrer Sommerfrische<br />
in St. Moritz, hatte sie der Hotelier Johannes<br />
Badrutt um eine scheinbar waghalsige<br />
Wette gebeten: Er schwärmte von den<br />
sonnigen Wintertagen im Engadin und bot<br />
ihnen einen kostenlosen Aufenthalt, sollte<br />
er nicht Recht haben. Die Briten kamen<br />
skeptisch, staunten, bräunten – und zahlten.<br />
Und der Gründer des Kulm-Hotel hatte<br />
den Wintertourismus in den Alpen erfunden.<br />
150 Jahre später ist das Engadin, ein<br />
fast 60 Kilometer langes Hochtal auf<br />
1800 Metern Höhe, bekannt für mondänes<br />
Schaulaufen in St. Moritz,<br />
unendliche Loipenkilometer über<br />
Seen und Wiesen, sympathisches<br />
Engadiner Dorfleben in Pontresina (1805<br />
m) und bombastische Bergziele für Skiund<br />
Schneeschuhtouren. Mit dem Morteratsch<br />
nennt es einen der mächtigsten<br />
Gletscher der Ostalpen sein Eigen und<br />
mit dem Piz Bernina (4049 m) deren<br />
einzigen Viertausender. ◀<br />
110 Bergsteiger 01⁄15
Fotos: swiss-image.ch/Andreas Badrutt/Daniel Martinek, Grandhotel Kronenhof, Wikipedia, Max Frisch-Archiv (Zürich)<br />
»Ein köstlicher Tag, alles<br />
voll Sonne, klar und gewiss,<br />
und wir stehen kaum hundert<br />
Meter unter dem weissen Gipfelkreuz.« So beginnt<br />
ein Tagebucheintrag von Max Frisch aus<br />
dem Jahr 1947. Der Schweizer Autor war als<br />
Hobby-Alpinist gerne im Engadin unterwegs.<br />
Selbst die Erinnerung an ein Lawinenunglück<br />
wird bei ihm zu Literatur. »Plötzlich ein Krach<br />
in der blauen Luft (...), fast wie ein Sprung<br />
in einer Vase; (...) Alles geht sehr rasch,<br />
und zugleich ist es so, als wären Jahrzehnte<br />
vergangen seit den Ferien, die wir eben begonnen<br />
haben und die keine Erinnerung mehr<br />
erreicht.« Jahrzehnte später begab sich seine<br />
Enkelin Katja auf seine Spuren: »Da stehe<br />
ich nun, am Fuss des 3418 Meter hohen Piz<br />
Kesch und probiere deine Geschichte an wie<br />
meine neue Wanderhose. Wird sie mir gut<br />
passen oder wird sie mir unbequem sein?«<br />
Basiswissen<br />
Ankommen: Per Bahn von München<br />
über St. Margarethen, Chur nach St.<br />
Moritz oder Pontresina. Per Auto übers<br />
Inntal (Abfahrt Landeck) ins Engadin.<br />
Sich orientieren: Swisstopo<br />
1:100 000, »Prättigau – Engadin«;<br />
Kompass 1:50 000, WK 93 »Bernina<br />
– Valmalenco – Sondrio«<br />
Mehr erfahren: Rudolf und Siegrun<br />
Weiss »Engadin – 50 Skitouren«,<br />
Bergverlag Rother, 2011<br />
Über den Biancograt zum Piz Bernina<br />
Was essen?<br />
Engadiner Nusstorte<br />
Die Nusstorte wurde von Zuckerbäckern aus<br />
dem Süden nach Graubünden gebracht und<br />
wird zum »Zvieri« gegessen, einer Zwischenmahlzeit<br />
am Nachmittag.<br />
Das Rezept: 300 g Mehl, 150 g Zucker,<br />
150 g Butter, 1 Ei, 1 Prise Salz zu einem Teig<br />
verarbeiten. 250 g für den Deckel aufbewahren.<br />
Mit dem übrigen Teig die Kuchenform belegen,<br />
3 cm hoher Rand. Für die Füllung 300 g Zucker<br />
bräunen, 250 g Nusskerne darunter mengen,<br />
2 dl Rahm beifügen und zweimal aufkochen<br />
lassen. Masse in die Form geben und Deckel<br />
darauf legen. Form in kalten Ofen schieben<br />
und 10 Min. auf heiß, nachher<br />
auf mittel stellen. Torte<br />
hellgelb backen.<br />
(www.graubuenden.ch)<br />
Nicht versäumen!<br />
Wo Nietzsche sich inspirieren ließ<br />
1881 kam Friedrich Nietzsche das erste Mal nach Sils. Er kehrte<br />
immer wieder zurück an diesen Ort, der ihm Ruhe und Konzentration<br />
ermöglichte. Die Landschaft empfand der Philosoph als<br />
»blutsverwandt«. Hier arbeitete er in sieben Sommern zahlreiche<br />
seiner Werke aus, darunter den zweiten Teil von »Also sprach<br />
Zarathustra«. Dessen tragender Gedanke von der Ewigen Wiederkunft<br />
des Gleichen kam ihm am Ufer des Silvaplana-Sees. Heute<br />
ist das Haus, in dem er zu Gast war, für die Öffentlichkeit zugänglich. Es beinhaltet eine umfangreiche<br />
Ausstellung und Bibliothek und beherbergt Künstler und Forscher. (www.nietzschehaus.ch)<br />
Tourentipps: Gletscher und Grat<br />
1 Gletscherwanderung zum<br />
Morteratsch (2495 m)<br />
Wertung: Einfache Panoramawanderung<br />
mit Blick auf Gletscherströme<br />
und Bergkulisse<br />
Start- und Endpunkt: Bahnhof und<br />
Hotel Morteratsch (1896 m)<br />
Route: Bahnhof – Aufstieg Richtung<br />
Chamanna da Boval (Bovalhütte,<br />
2495 m) – entlang der Seitenmoränen<br />
des Vadret da Morteratsch –<br />
Chamanna da Boval – auf demselben<br />
Weg zurück<br />
Wo wohnen? Grandhotel<br />
Kronenhof<br />
Der Oberkellner im Frack klappert<br />
leise mit dem Silbergeschirr, der Pianist<br />
klimpert dazu zart auf dem Klavier. Der<br />
Blick schweift. Hinab nach St. Moritz, wo<br />
neureiches Treiben herrscht. Hinüber zu<br />
den weißen Gipfeln mit den klangvollen<br />
Namen. Hier ist wenig neu, fast alles hat<br />
Tradition: original Stuckornamente, Deckenmalereien,<br />
Arventäfelungen. 1848 hatte<br />
Andreas Gredig das Gasthaus in Pontresina<br />
gekauft. Knapp 50 Jahre später zählte das<br />
Grandhotel Kronenhof 300 Betten. Über<br />
die Kriege rettete es sich dank einer im<br />
Keller eingerichteten Weinhandlung für<br />
Veltliner. Heute ist es ein Ort für besondere<br />
Momente. Saison-<br />
Angebote für Wanderer<br />
machen den Luxus im<br />
altehrwürdigen Haus<br />
erschwinglich.<br />
(www.kronenhof.com)<br />
2 Piz Bernina (4049 m)<br />
Wertung: Sehr anspruchsvolle Hochtour<br />
auf den einzigen Viertausender<br />
der Ostalpen, inklusive dem Klassiker<br />
Biancograt<br />
Start- und Endpunkte: Pontresina<br />
(1805 m), Diavolezza (2978 m)<br />
Route: Pontresina – Val Roseg –<br />
Tschiervahütte – Normalweg Richtung<br />
Biancograt – Fuorcla Prievlusa –<br />
Gipfel – Marco e Rosa-Hütte – Fortezzagrat<br />
– Morteratsch – Diavolezza<br />
– Pontresina<br />
01⁄15 Bergsteiger 111
KOLUMNE<br />
Arschgeil!<br />
Es gibt jetzt endlich eine ultramoderne Sporthose,<br />
die ihren Träger überwacht. Für nur 800 Euro. Aber was<br />
passiert eigentlich, wenn ein Fremder darauf Zugriff hat?<br />
Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />
Axel Klemmer<br />
ist im Alter von fünf Jahren von<br />
Berlin nach München gezogen.<br />
Seither lassen ihn die Berge<br />
nicht mehr los. In den 1990er-<br />
Jahren war er Redakteur beim<br />
BERGSTEIGER. Der 50-Jährige<br />
schreibt im Wechsel mit Billi<br />
Bierling, Eugen E. Hüsler und<br />
Sandra Zistl über das Geschehen<br />
in den Bergen.<br />
Jedes Jahr dasselbe. Alles muss raus:<br />
Weihnachtsgeld, Boni, Stütze. Aber<br />
wofür? Noch bevor die Glühweinschwaden<br />
sich über das Land legten,<br />
präsentierte eine Pressemitteilung die<br />
»intelligente Sporthose«. Diese ist »mit einem<br />
kabellosen System zur Erfassung der<br />
Muskelbelastung« ausgestattet. Das intelligente<br />
Hosensystem misst die von den Muskeln<br />
erzeugte elektrische Aktivität und<br />
überwacht Muskelbelastung, Herz- und<br />
Schrittfrequenz. Und schon bald wird sie<br />
mir sagen, was ich tun muss, um meine<br />
Technik, Muskelbalance und Effizienz zu<br />
optimieren. Ja, die Hose wird sprechen.<br />
Die Techno-Hose aus dem visionären<br />
Wallace & Gromit-Film von 1993 kommt<br />
mir in den Sinn: Das nenne ich eine Hose!<br />
Damit kann man senkrechte Wände hinaufsteigen<br />
und ohne Anstrengung kopfunter<br />
an Zimmerdecken entlang spazieren.<br />
Schon das beeindruckt mich etwas mehr<br />
als die untertechnisierten Kletterkünste<br />
von Sharma, Ondra, Lama und Huba (Alexanda).<br />
So oder so: Mit diesem intelligenten<br />
Textil schaffe ich weder das eine noch das<br />
andere. Klettern kann ich damit schon deshalb<br />
nicht, weil ich mir mit beiden Händen<br />
die Ohren zuhalten muss.<br />
Will man das wirklich sehen?<br />
Doch die Hose wird ihre Käufer finden,<br />
auch lange nach Weihnachten. Da bin ich<br />
mir sicher. Vielleicht programmiert der<br />
Hersteller schon eine neue App, basierend<br />
auf einem Algorithmus, der aus der Zusammensetzung<br />
der emittierten Darmgase<br />
und des, nun ja, Resttröpfchens errechnet,<br />
welche Lebensmittelderivate der Träger<br />
wann und in welcher Konzentration zu<br />
sich nehmen muss, um den Gipfel schneller<br />
zu erreichen als dieser Angeber aus der<br />
Hosen-Gruppe bei Facebook.<br />
Ich betrachte das Produktfoto in der Pressemitteilung<br />
genauer. Die intelligente<br />
Hose ist zwar noch enger geschnitten und<br />
hat andere Applikationen, ähnelt aber<br />
ansonsten ein bisschen der Lederhose, die<br />
Andreas Gabalier anhat, wenn er auf der<br />
Bühne steht und mit dem Oasch wackelt.<br />
Laptop und Lederhose waren einander nie<br />
näher, das könnte ein Grund zur Freude<br />
sein. Andererseits: Will man das wirklich<br />
sehen? Einen Volksmusik-Rock’n’Roller,<br />
der intelligent oaschwackelt?<br />
Ferngesteuert durch die Straßen<br />
Unbestreitbare Intelligenz beweist in jedem<br />
Fall die Outdoorindustrie. Sie bringt<br />
zusammen, was noch vor wenigen Jahren<br />
undenkbar erschien: Konsumenten, die ihre<br />
Herzfrequenz im Schritt messen wollen<br />
und dafür rund 800 Euro ausgeben, sowie<br />
Akademiker, die in PR-Agenturen sitzen<br />
und solche Pressemitteilungen schreiben.<br />
Wahrscheinlich tragen die in den Agenturen<br />
alle solche sprechenden Hosen, und<br />
wer darüber lacht, den haben sie sofort an<br />
den Ei…, also im Schritt. Schauen Sie sich<br />
Wallace & Gromit an. Sehen Sie, wie die<br />
Techno-Hose von dem bösen Pinguin »Feathers«<br />
McGraw ferngesteuert wird. Wallace<br />
steckt in der Hose fest und wird kreuz und<br />
quer über die Straßen gejagt und kann<br />
nichts dagegen tun. Nicht auszudenken,<br />
wenn jemand Ihre Hose hackt.<br />
◀<br />
112 Bergsteiger 01⁄15
Juli 2013<br />
D 5.90 €<br />
A 6.50 €<br />
CH 9.90 sFr<br />
I 7.50 €<br />
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LESERBRIEF/IMPRESSUM<br />
12<br />
12 / Dezember 2014<br />
PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: A lgäuer Alpen • Ammergauer Alpen • Kitzbüheler Alpen<br />
Exklusiv<br />
Bene Böhm über den<br />
Tod seines Freundes<br />
| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />
Unbekannte<br />
Dolomiten<br />
Karwendel<br />
Stoff für Helden:<br />
Pleisenhütte im Porträt<br />
Tennengebirge<br />
Wo die Berge<br />
noch einsam sind<br />
Neue Serie<br />
»Kultur am Berg«<br />
Schneekünstler Beck<br />
Bayern<br />
Die schönsten Winterwanderungen<br />
per Bahn<br />
Matterhorn vor dem Jubiläum<br />
ten<br />
Naturpark<br />
▶ 10 Top-Touren ▶ Wilde Wege ▶ Naturpark<br />
Korsika<br />
Duft der Freiheit: Der Kultweg<br />
GR 20 und seine Varianten<br />
Psychologie<br />
Service<br />
24<br />
24<br />
Geschenke<br />
im Wert von<br />
10.000 Euro zu<br />
gewinnen<br />
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im Wert von<br />
10.000 Euro zu<br />
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Männer und Frauen<br />
am Berg: Wo hakt’s?<br />
Welche Herste ler Daune mit<br />
fairen Methoden produzieren<br />
bs_2014_12_u1_u1.in d 1 30.10.14 13:46<br />
30.10.14 13:46<br />
BERGSTEIGER 12/2014<br />
Die Frauen holen auf<br />
Betrifft: Serie »Berge im Kopf«<br />
bs_2014_12_u1_u1.indd 1 30.10.14 13:46<br />
Liebe Redaktion,<br />
nachdem ich den Artikel<br />
»Gender im Gebirge« gelesen<br />
hatte, war ich wieder einmal<br />
froh, in der heutigen Zeit zu<br />
leben, in der eine Frau sich<br />
›<br />
BERGSTEIGER unter der Lupe: Leserbrief des Monats<br />
nicht wie Henriette D’Angeville<br />
1838 nach der Besteigung<br />
des Mont Blanc anhören<br />
muss, den Berg dadurch gedemütigt<br />
zu haben. Dies ist natürlich<br />
ein extremes Beispiel,<br />
aber auch die Nachfrage eines<br />
Teamkollegen bei der Höhenbergsteigerin<br />
Alix von Melle,<br />
ob sie denn fit genug sei, einen<br />
8000er zu besteigen,<br />
zeigt, dass das Thema immer<br />
noch aktuell ist. Zum Glück<br />
ist es inzwischen besonders<br />
bei der jungen Generation angekommen,<br />
dass – trotz der<br />
rein körperlichen Unterschiede<br />
zwischen Männern und<br />
Frauen – Bergsteigerinnen<br />
den Männern in Zähigkeit<br />
und Willenskraft in nichts<br />
nachstehen. Frauen holen in<br />
allen Disziplinen auf, sei es<br />
beim Bergsteigen, beim Sportklettern<br />
und Bouldern. Das<br />
Thema im BERGSTEIGER zu<br />
besprechen, lohnt sich. Trotzdem<br />
wäre es der Idealfall,<br />
wenn solch ein Artikel gar<br />
nicht mehr benötigt würde,<br />
wenn Chancengleichheit einfach<br />
Normalität wäre, und das<br />
nicht nur im Gebirge.<br />
Marianne Rösler, per Mail<br />
Sagen Sie uns Ihre Meinung zum BERGSTEIGER, wir freuen uns über jede Zuschrift!<br />
Je kürzer ein Leserbrief, desto größer die Chance auf Veröffentlichung. Alle Zuschriften bitte an<br />
BERGSTEIGER, Postfach 40 02 09, D-80702 München oder E-Mail: bergsteiger@bruckmann.de<br />
Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die abgedruckten Leserbriefe nicht die Meinung der Redaktion,<br />
sondern die der Unterzeichnenden wiedergeben. Wir behalten uns vor, Briefe vor Abdruck zu kürzen.<br />
01/15 | 82. Jahrgang<br />
Internet: www.bergsteiger.de<br />
Redaktionsanschrift<br />
BERGSTEIGER<br />
Postfach 40 02 09, 80702 München<br />
Tel. +49 (0) 89.13 06 99.658<br />
Fax +49 (0) 89.13 06 99.690<br />
bergsteiger@bruckmann.de<br />
Chefredakteur Michael Ruhland<br />
Redaktion Thomas Ebert, Petra Gössl-Kubin,<br />
Dominik Prantl, Dagmar Steigenberger<br />
Chefi n vom Dienst Sandra Kho<br />
Assistenz Thomas Ebert<br />
Layout Tanja Beyerle, Susanne Bukvic<br />
Kartographie Heidi Schmalfuß, München<br />
Illustrationen Max Baitinger<br />
Aboservice/Leserservice<br />
BERGSTEIGER-Aboservice, Postfach 1280,<br />
82197 Gilching, DEUTSCHLAND<br />
Tel. 01 80-5 32 16 17*<br />
Fax 01 80-5 32 16 20*<br />
(* 14 Cent pro Minute)<br />
leserservice@bergsteiger.de<br />
Gesamtleitung Media<br />
Rudolf Gruber, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.527,<br />
rudolf.gruber@verlagshaus.de<br />
Anzeigenverkauf<br />
Peter Schachtl (Bergsport), Tel. +49 (0) 80 64.<br />
90 59 75, medienservice@schachtl.de<br />
Leitung Tourismuskooperationen & Genuss<br />
Angelika Genat, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.550<br />
angelika.genat@verlagshaus.de<br />
Anzeigendisposition<br />
Johanna Eppert, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />
johanna.eppert@verlagshaus.de<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 51, gültig ab<br />
1. Januar 2015, www.verlagshaus-media.de<br />
Repro ludwig:media, Zell am See<br />
Druck Stürtz, Würzburg<br />
Fotos: Clif Bar, Silberregion Karwendel (Ahornboden), privat (V. Hingerl)<br />
↗<br />
↘<br />
MITARBEITERIN DES MONATS<br />
AUFSTEIGER DES MONATS<br />
ABSTEIGER DES MONATS<br />
Viktoria Hingerl<br />
Es ist nur ein kleines Wort, doch dahinter steckt großer Aufwand. Relaunch heißt<br />
der Fachbegriff, wenn man etwas neu, moderner, frischer gestaltet. Seit Mitte<br />
November hat der Internetauftritt des BERGSTEIGER (www.bergsteiger.de) ein<br />
neues Gesicht. Viktoria Hingerl, 28, ist das Gesicht dahinter. Die leidenschaftliche<br />
Boulderin hat die neue Webseite maßgeblich gestaltet. Vielen Dank dafür!<br />
Der Große Ahornboden<br />
… ist der schönste Platz Tirols. Zumindest für die Zuschauer des ORF, der in<br />
seinem Voting-Wettbewerb »9 Plätze, 9 Schätze« den jeweils beliebtesten Fleck<br />
der österreichischen Bundesländer ermitteln ließ. Unwissentlich manipuliert wurde<br />
die Wahl durch den BERGSTEIGER, der die »Eng«, wie der Talschluss im Karwendel<br />
vom Volksmund genannt wird, in der Novemberausgabe auf die Titelseite hob.<br />
Nur für brave Kletterer<br />
Was macht man mit unartigen Kindern? Man streicht ihnen das Taschengeld.<br />
So ähnlich hat der US-Riegelhersteller Clif Bar reagiert: Er kündigte die Sponsorenverträge<br />
mit fünf namhaften Kletterern wie Alex Honnold und Dean Potter wegen<br />
ihrer Vorliebe für Free Solo und Basejumping. Brave Kletterer bekommen einen<br />
Riegel, böse kommen überall hin – bisweilen zetteln sie sogar Revolutionäres an.<br />
Verlag Bruckmann Verlag GmbH,<br />
Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
www.bruckmann.de<br />
Geschäftsführer Clemens Schüssler<br />
Herstellungsleitung Olaf Wendenburg<br />
Leitung Marketing und Sales Zeitschriften<br />
Andreas Thorey<br />
Vertriebsleitung Dr. Regine Hahn<br />
Vertrieb/Auslieferung<br />
Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel<br />
MZV, Unterschleißheim<br />
Preise Einzelheft ¤ 5,90 (D), ¤ 6,50 (A),<br />
sfr 9,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Versandkosten;<br />
Jahresabonnement (12 Hefte) ¤ 63,72 (D)<br />
inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />
Für Studenten mit Bescheinigung ¤ 49,56<br />
inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />
Die Abogebühren werden unter der Gläubiger-<br />
Identifi kationsnummer DE63ZZZ00000314764<br />
des GeraNova Bruckmann Verlagshauses eingezogen.<br />
Der Einzug erfolgt jeweils zum Erscheinungstermin<br />
der Ausgabe, der mit der Vorausgabe<br />
ankündigt wird. Der aktuelle Abopreis ist hier im<br />
Impressum angegeben. Die Mandatsreferenznummer<br />
ist die auf dem Adressetikett eingedruckte<br />
Kundennummer.<br />
ISSN 1435–8905 • 1681<br />
Erscheinen und Bezug BERGSTEIGER erscheint<br />
monatlich. Erhältlich in Deutschland, Österreich<br />
und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel,<br />
an gut sortierten Zeitschriftenkiosken, im Fachhandel<br />
sowie direkt beim Verlag.<br />
© 2015 by Bruckmann Verlag GmbH<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />
und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts<br />
erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />
zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte<br />
Fotos und Manuskripte wird keine Haftung<br />
übernommen. Gerichtsstand ist München.<br />
100%-Gesellschafterin der Bruckmann Verlag<br />
GmbH ist die GeraNova Bruckmann Verlagshaus<br />
GmbH. Geschäftsführender Gesellschafter:<br />
Clemens Schüssler.<br />
Verantwort lich für den redak tionellen Inhalt<br />
Michael Ruhland, Infanteriestraße 11a,<br />
80797 München.<br />
Verantwort lich für Anzeigen<br />
Rudolf Gruber, Infanteriestraße<br />
11a, 80797 München<br />
01⁄15 Bergsteiger 113
VORSCHAU FEBRUAR 2015<br />
ALPINISMUS<br />
Erschwindelte Höhen<br />
Neben den grandiosen Erfolgen haben<br />
auch Lügen die Alpingeschichte geprägt.<br />
Cesare Maestris Lebenslüge am Cerro<br />
Torre wirkt bis heute nach. Wir haben<br />
die größten Skandale aufgearbeitet.<br />
&<br />
AUF<br />
Touren zum Träumen<br />
Täler auf Ski zu durchqueren und Gipfel zu überschreiten,<br />
gehört zu den schönsten Winterfreuden. Wir haben<br />
neun vorzügliche Ziele in den Alpen für Sie ausgesucht.<br />
REPORTAGE<br />
Ligurischer Frühjahrszauber<br />
Inspiration für Sonnenverwöhnte: Eine<br />
fünftägige Genusstour führt vom Piemont<br />
über die Seealpen direkt an die<br />
ligurische Küste. Sie macht schon jetzt<br />
Lust auf die nächste Bergwandersaison.<br />
TOUR Pala-Gala: Mit Schneeschuhen durch die Dolomiten<br />
HÜTTENPORTRÄT Jamtalhütte: 15 Jahre nach dem Unglück<br />
SERIE Winterfluchten: La Palma – Tanz auf den Vulkanen<br />
Der nächste Bergsteiger erscheint am 17. Januar 2015<br />
SERVICE<br />
Skitourenbindungen im Test<br />
Rahmenbindungen wiegen zwar<br />
deutlich mehr, bieten dafür aber<br />
einen maximalen Bedienungs kom -<br />
fort. Seit vergangenem Winter<br />
gehört es bei den Herstellern zum<br />
guten Ton, eine Pinbindung als<br />
Komfortmodell mit moderner Sicherheitsauslösung<br />
anzubieten. Ob<br />
die Kombination vom Bedienungskomfort<br />
der Rahmenbindung<br />
mit dem Leichtgewicht der<br />
Pinbindung funktioniert,<br />
sagt Ihnen die Kaufberatung.<br />
SERIE<br />
Zwischen Himmel und Halle<br />
Seit Jahresbeginn sind die Kletterhallen<br />
wieder voll mit guten<br />
Vorsätzen. Wie der Schritt vom<br />
Kunststoff an den Fels klappt,<br />
zeigt Teil 9 unserer Serie.<br />
Fotos: Andreas Strauß (2; großes Bild: Skitour Gamskarscharte, Lechtaler Alpen, kleines Bild: Klettern an der Multerkawand, Wilder Kaiser), Hersteller<br />
Jetzt schon aufs Weiterlesen freuen<br />
und den digitalen BERGSTEIGER entdecken!<br />
NEU: ePaper gratis<br />
zum Kennenlernen<br />
für Abonnenten!<br />
Bruckmann Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
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Derzeit leider nur auf iOS verfügbar; weitere<br />
Plattformen sind in Vorbereitung – wir bitten<br />
um Geduld! * ab Ausgabe 07/2010<br />
Abo inklusive ePaper sichern unter www.bergsteiger.de/abo<br />
Foto: Andreas Strauß
Photo: Bastian Morell Location: Allgäuer Alpen<br />
Men’s Tacul 3L Jacket ABScond Tour 36+4<br />
Eins mit der Natur – unsere Produktphilosophie Green Shape ist Deine VAUDE Garantie für umweltfreundliche<br />
Produkte – aus nachhaltigen Materialien und ressourcenschonender Herstellung. Wir unterstützen die Naturschutzarbeit<br />
unserer Partner WWF und DAV und setzen uns als Mitglied der Fair Wear Foundation für faire<br />
Arbeitsbedingungen in unseren Produktionsstätten ein. vaude.com<br />
116 Bergsteiger 01⁄15