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Berglust

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01<br />

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01 / Januar Juli 2013 2015<br />

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12 Lawinen-<br />

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| Alpinismus<br />

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PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Ötztaler Alpen • Ammergauer Alpen • Tessin • Churfirsten<br />

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52 mal<br />

<strong>Berglust</strong><br />

Die schönsten<br />

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Wanderführer verraten<br />

ihre Geheimtipps für 2015<br />

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für die ganze Saison<br />

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Zum Mitnehmen: Bergsteigen<br />

in Zeiten des Internets<br />

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Páramo: Trekking im artenreichsten<br />

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Mittenwald<br />

6 Top-Ziele für 4 Jahreszeiten<br />

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EDITORIAL<br />

Vorschlag für Ihren<br />

Tourenkalender: die<br />

Via Alta della Verzasca,<br />

hier auf dem Poncione<br />

di Piotta (2440 m)<br />

Quellen der<br />

Inspiration<br />

So ein Jahreswechsel taugt<br />

prima zur Rückschau. Man<br />

ist dann oft überrascht, was<br />

alles in ein Jahr gepasst hat (war das wirklich dieses Jahr?). Paradoxerweise<br />

hat man gleichzeitig das Gefühl, dass es wie im Fluge vorbeigerauscht ist.<br />

Also: innehalten und rekapitulieren. Der BERGSTEIGER hatte ein gutes<br />

Jahr, was auch an Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, lag. Wir hatten Sie<br />

im Aprilheft aufgerufen, aus zehn Vorschlägen den schönsten Berg der<br />

Welt zu wählen. Sie entschieden sich für den Watzmann als »Weltspitze«,<br />

was insofern prophetisch war, als (der spätere Fußball-Weltspitze-Kapitän)<br />

Philipp Lahm den Berg als seinen Favoriten auserkoren hatte.<br />

Apropos gutes Jahr: Wir Redakteure hatten uns in der Juni-Ausgabe vor<br />

Anpfiff der WM ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt, indem wir der deutschen<br />

Nationalmannschaft vorab den Titel zuerkannten – und fürs Team<br />

elf auf die Spielercharaktere passende Berge aussuchten. Das hat uns großen<br />

Spaß gemacht, unseren Kickern offenbar den Kick bis zum Titel und Ihnen<br />

hoffentlich schöne Tourenanregungen gegeben. Daran wollen wir fürs Bergjahr<br />

2015 anknüpfen, das ja wie ein (Touren-)Buch mit noch leeren Seiten<br />

vor uns liegt. Es ist doch eine herrliche Vorstellung, diese Seiten mit ganz<br />

persönlichen Bergerlebnissen füllen zu können. Das BERGSTEIGER-Team<br />

macht Ihnen für jede Woche einen Vorschlag (S. 20–33). Die Titelgeschichte<br />

liest sich somit wie eine Art <strong>Berglust</strong>-Kalender. Und unsere zwölf Favoriten<br />

können Sie sogar als Tourenkarten mit auf den Berg nehmen (S. 55–63).<br />

... im tiefen Schnee<br />

Foto: Snowtrail Dogcamp<br />

Go Husky<br />

Mit Hauser nach<br />

schwedisch Lappland<br />

□ Husky ABC - Fachkundige Einführung in<br />

die Welt der Schlittenhunde<br />

□ Mehrstündige Touren durch die Winterwelt<br />

mit einem Huskygespann<br />

□ Eislochfischen auf wärmenden Rentierfellen<br />

und mit heißem Kaffee<br />

□ Gemütlich eingerichtete Wildnislodge<br />

nördlich des Polarkreises<br />

Nun sind Sie an der Reihe. Weil ich keinen Zweifel daran habe,<br />

dass uns allen ein grandioses 2015 bevorsteht, möchte ich Sie<br />

animieren, selbst zum Fotoapparat und zur Feder zu greifen.<br />

Auf unserer neu gestalteten Internetseite (www.bergsteiger.de)<br />

veröffentlichen wir unter der Rubrik »Bergszene« gerne auch<br />

Ihre Tour. In diesem Sinne: Ein Prosit aufs neue Bergjahr!<br />

01 / Januar Juli 2015 2013<br />

PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Ötztaler Alpen • Ammergauer Alpen • Tessin • Churfirsten<br />

01<br />

<strong>Berglust</strong><br />

Die schönsten<br />

Wanderungen<br />

Hochtouren<br />

Klettersteige<br />

Skitouren<br />

Klettergebiete<br />

+<br />

ergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />

GETESTET<br />

12 Lawinen-<br />

Airbags im<br />

großen<br />

Check<br />

52 mal<br />

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Urlaubsplaner<br />

Wanderführer verraten<br />

ihre Geheimtipps für 2015<br />

Großglockner<br />

Bayerns beste<br />

Nachtskitouren<br />

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Kaisergebirge<br />

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für die ganze Saison<br />

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30 Jahre ABS<br />

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Michael Ruhland, Chefredakteur<br />

Cover-Motiv: Zustieg zum<br />

Pic Coolidge, Dauphiné-Alpen;<br />

Foto: Ralf Gantzhorn<br />

hauser-exkursionen.de<br />

Hauser Exkursionen int. GmbH,<br />

Spiegelstraße 9, 81241 München


INHALT<br />

20<br />

52 mal <strong>Berglust</strong><br />

Unsere Vorschläge für ein schönes<br />

Bergjahr 2015, sowohl in den Alpen<br />

als auch rund um die Welt<br />

34<br />

Bayerns beste<br />

Nachtskitouren<br />

Für alle, die nach Feierabend<br />

noch auffellen wollen<br />

TITELTHEMA<br />

20 Der Tourenkalender<br />

Jede Woche eine Tour: Der große Jahrespla<br />

ner klärt, wann welche Tour am besten<br />

geht und lässt keine Lücken im Kalender.<br />

BERGSZENE<br />

12 Neues aus der Welt der Berge<br />

12 BERGSZENE Neuer Versuch: K2 im Winter<br />

– Top-Leistungen im Yosemite<br />

16 UMWELT Aufgestiegen: Katharina Conradin<br />

ist neue CIPRA-Präsidentin<br />

18 MEDIEN Aktuelle Bücher, Filme, Apps und<br />

Webtipps zum Thema Berg<br />

84<br />

Breit gemacht<br />

Schneeschuhe sind uralt –<br />

und wieder voll im Trend.<br />

AUF TOUR<br />

34 Feierabend auf Fellen<br />

Nachtskitouren boomen wie nie. Zwar freuen<br />

sich nicht alle über die Tourengeher im<br />

Dunkeln – doch es gibt bereits Lösungen.<br />

40 Des Kaisers göttliche Radien<br />

Berühmt ist das Kaisergebirge in Tirol für<br />

seine Klettertouren. Dabei gibt es zwischen<br />

den steilen Wänden auch ideales Skigelände.<br />

4 Bergsteiger 01⁄15


40<br />

Kaisergebirge<br />

Pulver und Firn, Steilrinnen und<br />

weite Hänge: Bist im Kaiser, bist ein Kaiser.<br />

74<br />

Urlaubsplaner<br />

Von Island bis Gomera: die schönsten<br />

Wanderziele in ganz Europa<br />

12 TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />

Cima della Fradusta<br />

Watzmannkar, 3. Kind<br />

Großglockner<br />

Venter Runde<br />

Schellberg<br />

Rund um den Einser<br />

Via ferrata degli Alleghesi<br />

Piz Roseg<br />

Gleirschklamm<br />

Lamsenspitze<br />

Alp Tschingla<br />

Murnauer Moos<br />

54<br />

90<br />

Lawinen-Airbags<br />

Luftige Lebensretter: Wir haben<br />

12 aktuelle Modelle dem großen<br />

BERGSTEIGER-Test unterzogen.<br />

78<br />

Kolumbien<br />

Die Anden-Apotheke: Trekking<br />

im grünen Hochgebirge<br />

Fotos: A. Strauß, S. Zistl, S. Lode, B. Ritschel, ASI, Hersteller, Dynafi t Nachtspektakel, Cover-Einklinker (Mittenwald: Christoph Schober)<br />

70 Serie: Mit dem Zug ins Gebirg’<br />

Mit Touren für jede Jahreszeit ist der<br />

Geigenbauort Mittenwald ein ideales Ziel<br />

Familien-TIPP<br />

– auch und gerade in unsicheren Wintern.<br />

74 Wanderlust mal zwölf<br />

Planung mit Profis: Zwölf ASI-Bergführer<br />

verraten, welche Alpinziele 2015 in sind.<br />

78 Serie: Winterfluchten<br />

Kolumbiens Berge sind in vieler Hinsicht<br />

außergewöhnlich. Und dank kluger<br />

Projekte auch wieder sicher zu bereisen.<br />

84 Serie: Auf’s Dach der Alpen<br />

Allein in Süddeutschland gibt es 150 000<br />

Schneeschuhgeher. Was ist der Reiz der<br />

uralten und doch topmodernen Stapfer?<br />

104 Unter Geiern<br />

Über dem spanischen Klettergebiet El<br />

Chorro kreisen die Aasfresser. Nun wurde<br />

auch der gefährlichste Weg entschärft.<br />

110 Der Wettkönig<br />

Wetten, dass die Sonne scheint: Der Tourismus<br />

im Engadin begann, weil Engländer<br />

sich vor 150 Jahren verzockt hatten.<br />

SERVICE<br />

90 Rückendeckung<br />

Lawinen-Airbags sind die vierte Säule<br />

der Sicherheitsausrüstung. Vor dem Kauf<br />

gibt es jedoch einiges zu beachten.<br />

98 Serie: Hersteller im Profil<br />

Kinderhaus, Green Building, Umweltpreis:<br />

Die Allgäuer Firma Vaude setzt drinnen<br />

wie draußen auf gutes Klima.<br />

88 Schlafen Sie gut!<br />

Teil 2 unserer Winter-Fitness-Serie bringt<br />

die Übungen 4 bis 6 und erklärt, warum<br />

Regeneration Teil des Trainings ist.<br />

REPORTAGE<br />

48 Der Gams-Effekt<br />

30 Jahre Lawinen-Airbags: Wie eine tote<br />

Gams den Wintersport sicherer machte<br />

und eine eigene Industrie begründete.<br />

64 Zum Mitnehmen<br />

Im Internet findet man heutzutage<br />

alles – auch einen Tourenpartner für<br />

den Stüdlgrat. Kann das gut gehen?<br />

104 El Chorro: der<br />

Sonne hinterher<br />

El Chorro – schon der<br />

Name verheißt Süden,<br />

Sonne und Abenteuer.<br />

Das Klettergebiet<br />

bei<br />

Málaga ist<br />

genau jetzt<br />

eine Reise<br />

wert.<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial 3<br />

Bergbilder 6<br />

TV-Programm 19<br />

Davids Depeschen 46<br />

Härtetest 97<br />

Bergpredigt 112<br />

Briefe/Impressum 113<br />

Vorschau 114<br />

01⁄15 Bergsteiger 5


BERGBILDER<br />

Alle Fotos: Thomas Ulrich / visual impact<br />

6 Bergsteiger 01⁄15


Nagelprobe<br />

Am Eiger wie die Erstbesteiger: Ein alter Schuhmacher<br />

beschlug dafür die Stiefel von Stephan<br />

Siegrist und Michal Pitelka mit »Tricouni«-Nägeln.<br />

So trug sie auch Anderl Heckmair im Jahr 1938.<br />

In der Eiger-Nordwand (Berner Oberland), 2002


Pionierwege<br />

Auf ihrer Zeitreise am Eiger passierten Siegrist<br />

und Pitelka den Hinterstoißer-Quergang – ein<br />

Fixseil gab es 1936, als der abgeschnittene Rückweg<br />

vier Menschen das Leben kostete, noch nicht.<br />

Am Hinterstoißer-Quergang (Eiger-Nordwand)<br />

8 Bergsteiger 01⁄15


In das alte Hanfseil wurde<br />

zwar ein Nylonkern eingeflochten<br />

– im Test riss es<br />

dennoch beim ersten Sturz.<br />

Rauch im Todesbiwak:<br />

Auch in Sachen Ernährung<br />

hielten sich Siegrist und<br />

Pitelka an die Tradition.


Hoch über Grindelwald steigen Siegrist und Pitelka<br />

nicht nur aus der Eiger-Nordwand, sondern auch<br />

aus dem Jahr 1938. Gleich heißt es wieder: Fleece<br />

statt Filz, Nylon statt Hanf, Gore-Tex statt Leder.<br />

Am Gipfelgrat des Eiger (3970 m), Berner Oberland<br />

Zurück in die Zukunft<br />

10 Bergsteiger 01⁄15


Zeitreise am Eiger<br />

Können Bergsteiger mit der Ausrüstung<br />

von 1938 heute noch<br />

die Eiger-Nordwand bezwingen?<br />

Ein wenig Mitleid und viel Respekt –<br />

das empfindet, wer Stephan Siegrist am<br />

18. August 2002 im »Brüchigen Riss« wegen<br />

seiner kalten Finger beinahe heulen<br />

sieht. Mitleid, weil die Wollfetzen das Wort<br />

Handschuh kaum verdienen; Respekt, weil<br />

die Erstbesteiger mit solchem Material 64<br />

Jahre zuvor die Eiger-Nordwand bezwangen.<br />

Eiger retro: Für ihr einzigartiges Projekt<br />

klapperten Siegrist und Michal Pitelka<br />

alte Schuster, Seiler und Schmiede ab, lernten<br />

die Schultersicherung und holten sich<br />

Tipps von den damals noch lebenden Erstbegehern<br />

Anderl Heckmair (Bild oben) und<br />

Heinrich Harrer. Trotz Wetterbericht und<br />

Routenkenntnis »konnten wir das Gefühl<br />

ein bisschen nachvollziehen«, bilanzierte<br />

Siegrist. Fotograf Thomas Ulrich begleitete<br />

die beiden auf ihrer Zeitreise. Den sehenswerten<br />

Film dazu gibt’s in der Online-Mediathek<br />

von www.srf.ch.<br />

–te–<br />

01⁄15 Bergsteiger 11


Bergsteiger<br />

01/15 BERGSZENE<br />

Noch nie wurde<br />

der K2 (8611 m) im<br />

Winter bestiegen.<br />

Fotos: fl ickr / Maria Ly, Wikipedia<br />

Zitat des Monats<br />

»Bergsteiger denken mehrere<br />

Züge voraus, wie Schachspieler.<br />

Nur dass sie Figur<br />

und Spieler zugleich sind.«<br />

Stefan Glowacz Ende November beim<br />

Gore-Climb&Talk in der Kletterhalle Bad Tölz<br />

Die letzten zwei<br />

ERNEUT WINTEREXPEDITIONEN ZU K2 UND NANGA PARBAT<br />

Die Jagd auf die zwei letzten, im Winter unbestiegenen Achttausender<br />

geht in die nächste Runde. Am 16. Dezember brechen Artiom<br />

Braun, Dmitry Siniew, Adam Bielicki und Alex Txikon Richtung Karakorum<br />

auf. Unter der Führung von Denis Urubko wollen sie den Gipfel<br />

des K2 erreichen – mit dem Nordostgrat ist dabei sogar eine neue Route<br />

geplant. Urubko hatte sich bereits 2003 am K2 versucht, später gelangen<br />

ihm die Winter-Erstbesteigungen von Gasherbrum<br />

II und Makalu. Nach dem erfolglosen<br />

Versuch von Simone Moro und David<br />

Göttler steht auch der Nanga Parbat weiter<br />

im Fokus: Ein russisches Vier-Mann-Team<br />

aus St. Petersburg, eine internationale Expedition<br />

um Tomek Mackiewicz und Daniele<br />

Nardi sowie ein russisch-iranisches Team<br />

haben Permits beantragt. –te– Will zum K2: Denis Urubko<br />

Foto: Alpinmesse Innsbruck<br />

Viel junges Publikum<br />

12 000 BESUCHER BEI DER ALPINMESSE<br />

IN INNSBRUCK<br />

Innsbruck war am 15. und 16. November 2014 wieder<br />

Neu dabei: das Freeride Village für Tourengeher Welthauptstadt des Bergsports. Bis aus Neuseeland waren<br />

die Besucher gekommen, 2000 mehr als im Vorjahr. Das Ziel,<br />

auch die junge Skitouren- und Freeridefraktion mit kostenlosen Workshops zu Erster Hilfe, Spaltenbergung<br />

und Tourenplanung zu erreichen, ist aufgegangen. Programm-Höhepunkte waren die<br />

Vorträge von Simone Moro und Guido Unterwurzacher und der offene Bouldercup. 160 Hersteller,<br />

Händler, alpine Institutionen und Reiseveranstalter präsentierten ihre aktuellen Produkte. –pgk–<br />

12 Bergsteiger 01⁄15


▶ Ungelogen!<br />

Was Bergsteiger wirklich denken<br />

»Jetz druck endlich<br />

ab, i schwitz<br />

wia d ‘ Sau!«<br />

Mitte Mai: Toni Palzer<br />

sucht die Komfortzone<br />

seiner Ausrüstung für<br />

den Mount McKinley<br />

BEN LOMOND<br />

4 IN 1 JACKE<br />

Foto: Anton Palzer<br />

Foto: Pit Schubert<br />

Das andere Berglexikon<br />

»Was Sie schon immer über die Welt der Berge wissen wollten…«<br />

Hwie Holzkeile<br />

Keile aus Holz waren früher ein verbreitetes Sicherungsmittel<br />

extremer Kletterer. Dazu billig und mit handwerklichem<br />

Geschick für nahezu jede Rissbreite herstellbar. Vor allem<br />

bei Rissen, die für normale Felshaken zu breit waren, kamen<br />

sie zum Einsatz, auch dann noch, als es schon große Profi lhaken<br />

(Bongs) auf dem Markt gab. Leider<br />

hatten Holzkeile nicht besonders<br />

hohe Haltekräfte und suggerierten oft<br />

mehr Sicherheit, als sie wirklich boten<br />

– in Zeiten von Klemmkeilen und<br />

Friends sind sie endgültig überfl üssig<br />

geworden. –Uli Auffermann–<br />

BERGHAUS, and LIVE FOR ADVENTURE are registered trade marks of Berghaus Limited. HYDROLoft are trade marks of Berghaus Limited. © 2014 Berghaus Limited.<br />

Auch gut gegen Vampire: Holzkeile<br />

▶ AUFLÖSUNG GEWINNSPIEL<br />

Je eine DVD »Nicht den Hauch einer Chance« aus dem Heft 11/2014 gewannen:<br />

Hans L. aus Unterhaching, Hans E. aus Floss, Andrea H. aus Würzburg, Bernd K. aus Lemberg,<br />

Georg A. aus Oberaudorf, Harry T. aus München, Daniel H. aus Berlin, Peter D. aus Dunningen,<br />

Viola B. aus Böblingen, Maik B. aus Bretten, Johann M. aus Meckenbeuren, Herbert H. aus<br />

Kleinrinderfeld, Ernst M. aus Winhöring, Lothar H. aus Allendorf, Dietmar O. aus Bad Breisig.<br />

Die Karten für die Alpinmesse Innsbruck (Heft 11/2014) gingen an:<br />

Guido Unterwurzacher: Carmen K. aus Neuzeug, Nicole L. aus Salzburg<br />

Eintrittskarten Messe: Markus O. aus Rosenheim, Bartosz S. aus Mauern (Tirol)<br />

Simone Moro: Maximilian F. aus München, Caroline M. aus Schörfl ing<br />

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Die Ben Lomond 4 in 1 Jacke wurde für ganzjähriges Wandern<br />

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Bergsteiger<br />

12/11 01/15 AKTUELL<br />

BERGSZENE<br />

Notizen<br />

Zwei Spitzen, vier Kataloge<br />

Der DAV Summit Club hat sein Programm in<br />

vier Bereiche aufgefächert: Alpen, Europa- und<br />

Fernziele, Expeditionen und Bikereisen. Manfred<br />

Lorenz und Olaf Tabor – die neue Doppelspitze<br />

des Summit Clubs – stellten die Kataloge der<br />

Öffentlichkeit vor. (www.bergsteiger.de) –mr–<br />

In Sammellaune<br />

In den Alpen sammelt man 4000er, in<br />

Großbritannien »Marylins«: Rob Woodall begann<br />

in den 90er Jahren, alle Berge des Königreichs<br />

zu besteigen, die höher als 150 Meter sind.<br />

Jetzt erreichte er auf der abgelegenen Felsinsel<br />

St. Kilda den 1556. und letzten Gipfel. –te–<br />

Weit und breit kein Pub zum Feiern:<br />

Rob Woodall auf seinem letzten »Marylin«<br />

Neue Karten für Bayern<br />

Fünf neue Karten für je 8,90 Euro hat das<br />

Bayerische Landesamt für Vermessung<br />

herausgegeben. Die UK 50-50, 51, 52 und 54<br />

decken Werdenfels, Karwendel, Tölzer Land<br />

und Chiemgau in 1:50 000 ab, die ATK100-19<br />

reicht von Rosenheim bis Kitzbühel. –te–<br />

Neue Hallen im Münchner Norden<br />

Gleich zwei Kletterzentren im Norden<br />

Münchens könnten künftig die Staus in den<br />

Indoor-Routen verringern. Im November<br />

eröffnete Freising die Erweiterung der alten<br />

Halle, in Freimann wurde Richtfest gefeiert.<br />

Dort soll ab April 2015 geklettert werden. –te–<br />

Höhenweltrekord per Fahrrad<br />

Guido Kunze aus Thüringen hat am zweithöchsten<br />

Andengipfel, dem Ojos del Salado<br />

(6893 m), einen Höhenweltrekord aufgestellt.<br />

Mit seinem Fatbike strampelte der Mühlhausener<br />

bis auf 6233 Meter. Seinen Nachbericht<br />

und viele Bilder fi nden Sie auf bergsteiger.de/<br />

news/hoehenrekord-mit-dem-fahrrad –te–<br />

Foto: Pete Ellis<br />

Top-Leistungen am El Cap<br />

SPEED-REKORD, »NOSE« FREI, »DAWN WALL« GEKNACKT<br />

Spätestens seit dem Huberbuam-Film »Am Limit« ist »The Nose« auch hierzulande<br />

ein Begriff. Der Weltcupkletterer Jorg Verhoeven aus Holland nannte die<br />

30 Seillängen (8b+) am El Capitan sogar die »begehrteste Route der Welt« – im<br />

Herbst holte sich der Mineralogiestudent die erst vierte (!) rotpunkt-Begehung<br />

der Tour, die 1993 von Lynn Hill erstmals frei geklettert wurde. Nicht frei, aber<br />

schnell waren Libby Sauter (USA) und Mayan Smith-Gobat (Neuseeland) unterwegs:<br />

Am 31. Oktober stellten sie mit 4 Stunden und 43 Minuten den aktuellen<br />

Damen-Speedrekord an der Nase auf. Und Local hero<br />

Tommy Caldwell, der die »Nose« schon 2005 frei kletterte,<br />

knackte nebenan im steilsten Wandteil des El Cap die<br />

letzte Schlüsselstelle der »Dawn Wall«, die als schwerste<br />

Bigwall der Welt gilt. Nach sechs Jahren konnte sich<br />

Caldwell erstmals an den Mikrogriffen der 9a-Traverse<br />

festhalten. Eine freie Begehung der gesamten Route soll<br />

noch vor Jahresende folgen.<br />

–te–<br />

Die Speed-Rekorde an der »Nose«<br />

Damen<br />

10/2014 4:43 Std. Mayan Smith-Gobat und Libby Sauter<br />

09/2013 5:39 Std. Mayan Smith-Gobat und Libby Sauter<br />

09/2012 7:26 Std. Mayan Smith-Gobat und Chantel Astorga<br />

Herren<br />

06/2012 2:23:00 Hans Florine und Alex Honnold<br />

11/2010 2:36:45 Dean Potter und Sean Leary<br />

10/2010 2:37:05 Yuji Hirayama und Hans Florine<br />

Durchbruch an der<br />

Dawn Wall: Caldwell<br />

knackt die Crux.<br />

Kletterte die »Nose«<br />

als vierter frei:<br />

Jorg Verhoeven (29)<br />

Berg-Fundstück<br />

Das »Berg-Viagra« bringt Sie<br />

schnell zum Gipfel und wieder<br />

ins Tal. Drei Stunden soll<br />

die leistungssteigernde<br />

Wirkung anhalten.<br />

QCaps Body Performance, ausschließlich natürliche<br />

Inhaltsstoffe, drei für 27 Euro, www.qcaps.de<br />

Fotos: gripped.com, H. Mair<br />

14 Bergsteiger 01⁄15


»Munich Mountains<br />

2014«<br />

Bergluft in der Stadt: Bei den<br />

»Munich Mountains 2014« in der<br />

BMW Welt, veranstaltet vom DAV<br />

München & Oberland, Summit Club<br />

und Bruckmann Verlag, hatten die<br />

circa 15 000 Besucher die Wahl<br />

zwischen 32 kostenlosen (Multivisions-)Vorträgen,<br />

die sie mal in die<br />

Bayerischen Hausberge entführten,<br />

mal in die Sahara zum Klettern oder<br />

in die Cordillera Blanca Perus. Wer<br />

sein Wissen erweitern wollte, konnte<br />

sich von Profi s über Lawinenkunde<br />

aufklären lassen und die simulierte<br />

Verschüttetensuche üben. –mr–<br />

Mehr Infos unter www.bergsteiger.de/news/<br />

erfolgreiche-munich-mountains-2014<br />

+++ OUTDOOR-NEWS +++<br />

+++ Am 14. Dezember<br />

2014, 25. Januar, 1.<br />

und 22. März 2015 lädt<br />

Berghaus zu kostenlosen<br />

Schneeschuhtouren in den<br />

bayerischen Voralpen ein.<br />

In drei Leistungsgruppen<br />

wandern Gleichgesinnte<br />

auf eine Hütte. Berghaus<br />

verleiht dazu Schneeschuhe,<br />

Stöcke und Gamaschen. Infos zu berghaus<br />

on tour: www.berghaus.com. +++<br />

+++ Der bayerische Bergschuh-<br />

Spezialist Hanwag reagiert auf den<br />

Schneeschuh-Boom, indem er drei seiner<br />

robustesten Modelle – Torne GTX, Fjäll<br />

Extreme GTX und Abisko GTX – um<br />

eine Schneeschuh-Aufl age an den<br />

Fersen ergänzt. Die Gumminase<br />

soll sicheren Halt für<br />

den Bindungsriemen<br />

gewährleisten. +++<br />

+++ Odlo sucht mit einer Online-<br />

Kampagne nach Trainingsritualen von<br />

Leistungssportlern und Freizeitathleten.<br />

Auf der Website www.odlo-rituals.com<br />

können Sportler ihre Rituale mit einem<br />

Foto in Szene setzen und mit anderen<br />

Sportbegeisterten teilen. Ergänzend fi nden<br />

sich auf der Website Trainingsrituale und<br />

Tipps von Spitzenathleten. Unter allen Teilnehmern<br />

wird bis zum 31. Dezember ein<br />

komplettes Outfi t von Odlo verlost. +++<br />

+++ Patagonia ernennt<br />

einen neuen Geschäftsführer<br />

für Europa: Ryan Gellert folgt<br />

auf Stefan Whalen, der die<br />

Europageschäfte die vergangenen<br />

zwei Jahre leitete.<br />

Gellert war zuvor 15 Jahre<br />

lang bei Black Diamond. +++<br />

+++ Houdini präsentiert mit der<br />

Atmos Membran eine Innovation, die in<br />

den Bedrock Jackets und Pants<br />

zum Einsatz kommt. Die hydrophile<br />

Membran hat im Gegensatz<br />

zu herkömmlichen Membranen<br />

einen porenlosen Aufbau, ist<br />

100% wind- und wasserdicht und<br />

verspricht hohe Atmungsaktivität.<br />

Die Produkte sind aus recyceltem<br />

Polyester und recycelbar. +++


Bergsteiger<br />

12/11 AKTUELL<br />

01/15 BERGSZENE<br />

Umwelt und Nachhaltigkeit<br />

Neue Führung bei der CIPRA<br />

SCHWEIZERIN LÖST DOMINIK SIEGRIST AB<br />

Die internationale Alpenschutzkommission<br />

CIPRA hat eine neue Führung. In Annecy wählten die<br />

Delegierten die Schweizerin Katharina Conradin, die<br />

zuvor als Geschäftleiterin bei »mountain wilderness«<br />

tätig war, zur Präsidentin. Wie ihr Vorgänger Dominik<br />

Siegrist ist Conradin Geografin, in ihrer Dissertation<br />

erforschte sie die Auswirkungen des UNESCO-Welterbestatus<br />

auf Bergregionen. Schon bald wird sich Conradin<br />

mit der fast fertig formulierten »Makroregionalen<br />

Stra tegie für den Alpenraum« (EUSALP) auseinandersetzen<br />

müssen. Kritiker fürchten, dass die EU-Strategie<br />

die Alpen noch stärker als bisher der Industrie öffnen<br />

könnte. Mehr dazu lesen Sie in Ausgabe 02/2015. –te–<br />

Wechselt von »mountain<br />

wilderness« zur CIPRA:<br />

Katharina Conradin (33)<br />

Fotos: CIPRA / Claire Simon, Hans Peter Jost<br />

Stadt, Land, Ruß: Der Himmel über Turin<br />

Umwelt-Ticker<br />

+++ Seit Ende November 2014 gilt fast auf der<br />

gesamten Inntal-Autobahn Tempo 100.<br />

Hintergrund ist das Immissionsschutzgesetz Luft,<br />

bekannt als »IG-L«. +++ Gegen die Ableitung des<br />

Tuxbaches in den Stillupspeicher wehrt sich eine<br />

Bürgerinitiative im Zillertal: www.miarbrauchndi.<br />

at +++ Die Schweizer Gletscher sind zwischen<br />

1973 und 2010 um fast ein Drittel geschrumpft.<br />

Das ergab ein Vergleich des Schweizer Gletscherinventars.<br />

Die Schmelzwassermenge entspricht dem<br />

doppelten Inhalt des Vierwaldstätter Sees. +++<br />

Die Nationalparks Yosemite und Berchtesgaden<br />

arbeiten künftig zusammen. Da Landschaft und<br />

touristische Nutzung vergleichbar seien, wollen<br />

die beiden Parks in<br />

Sachen Naturschutz,<br />

Besucherprogramme<br />

und Fortbildung<br />

kooperieren. +++<br />

Bekam Yosemite<br />

als »Schwester«:<br />

der Nationalpark<br />

Berchtesgaden<br />

Foto: Nationalpark Berchtesgaden<br />

20 Jahre Skibergsteigen umweltfreundlich<br />

Ein Projekt in Zahlen<br />

»Natürlich auf Tour« heißt die neue Info-Kampagne des DAV, die das<br />

Langzeit-Projekt »Skibergsteigen umweltfreundlich« über verschiedene<br />

Medienkanäle noch stärker in den Köpfen der Tourengeher verankern<br />

will. Das leuchtet ein, wenn man sich den Aufwand vor Augen führt, mit<br />

dem der Verein – auf freiwilliger Basis – seit 20 Jahren versucht, den<br />

wachsenden Druck auf die Bayerischen Alpen abzumildern. –te–<br />

1994/95 Beginn des Projekts<br />

5000 180 Bestiegene Skitourenberge<br />

Überprüfte Fläche in Quadratkilometern<br />

150 Exkursionen vor Ort und 15 beteiligte Mitarbeiter<br />

500 Überprüfte Abfahrtsvarianten<br />

1/5 gesperrte<br />

70 Übersichtstafeln<br />

Fläche<br />

230 errichtete Wald-Wild-Schongebiete<br />

80 Stoppschilder<br />

350Wegweiser<br />

300 000 Skitourengeher im süddt. Raum<br />

150 000 Schneeschuhgeher im süddt. Raum<br />

16 Bergsteiger 01⁄15


HALT UND KOMFORT FÜR LANGSTRECKENGEHER.<br />

JEDES DETAIL EIN VORTEIL.<br />

Camino GTX ® I Trekking<br />

www.lowa.de<br />

MA<br />

DE IN N GERMANY<br />

Quality since 1923<br />

© www.fwa-muc.de, 2014


Bergsteiger<br />

12/11 AKTUELL<br />

01/15 BERGSZENE<br />

Medien<br />

BergBücher …<br />

Christian Weiermann, Martin Kriner<br />

»AUGENBLICKE – ZWISCHEN<br />

KARWENDEL UND ZUGSPITZE«<br />

184 Seiten, mehr als 150 Abbildungen,<br />

31,5 x 25 cm, gebunden mit Leinenrücken<br />

und Schuber, Eigenverlag,<br />

www.kriner-weiermann.de, 49,95 €<br />

16 lange Jahre hat es gedauert, bis die »Augenblicke« zu<br />

einem Buch wurden. Die Geschichte begann mit einer alljährlichen<br />

Diaschau von Christian Weiermann und Martin Kriner im<br />

heimatlichen Krün am oberen Isarlauf. Aus den stimmungsvollen<br />

Bildern, die die beiden hauptsächlich im Werdenfelser Land<br />

aufnahmen, wurden erst Kalender, dann Postkartensets – alles<br />

unter dem Motto »Augenblicke«. Und nun folgt endlich auch ein<br />

Bildband, bei dem weder inhaltlich noch bei der Aufmachung an<br />

Qualität gespart wurde. Details, Makro-Aufnahmen, Panoramen<br />

der Berglandschaft zu allen Tages- und Jahreszeiten, meistens<br />

in Farbe, hin und wieder in Schwarz-Weiß, mit kurzen, klaren<br />

Texten: herrlich zum Träumen an tristen Nebeltagen! –dst–<br />

Eugen E. Hüsler<br />

»DIE SCHÖNSTEN WANDERTOU-<br />

REN IN DEN ALPEN«<br />

288 Seiten, ca. 250 Abbildungen,<br />

16,5 × 23,5 cm, Klappenbroschur<br />

mit Fadenheftung, Bruckmann<br />

Verlag, München 2015, 32,99 €<br />

400 Touren in sechs Alpenländern<br />

verspricht der Untertitel:<br />

Gut, dass dieser zur<br />

Enzyklopädie tendierende<br />

Wanderführer wertig daherkommt<br />

– er wird eine Weile<br />

halten müssen. Menschen,<br />

die im ganzen Alpenbogen<br />

und auch abseits der Renommierziele<br />

unterwegs sind,<br />

finden in Hüslers Werk<br />

einen treuen Begleiter. –te–<br />

Udo Bernhart, Erwin Brunner<br />

»MIT DER ZEIT GEHEN. BAUERN-<br />

LEBEN AUF DEM SONNENBERG«<br />

184 Seiten mit zahlreichen<br />

Abbildungen, 21,5 × 30,5 cm,<br />

Hardcover mit Schutzumschlag,<br />

Edition Raetia 2014, 29,90 €<br />

Vierzig Jahre muten im digitalen<br />

Zeitalter wie Äonen an.<br />

Wie sich in dieser Zeitspanne<br />

auch das Bergbauernleben verändert<br />

hat, zeigen der Fotograf<br />

Udo Bernhart und der Journalist<br />

Erwin Brunner einfühlsam<br />

am Beispiel des Südtiroler<br />

Schnatzhofs. Bernhart hat dabei<br />

über all die Jahre das Hofleben<br />

fotografisch dokumentiert<br />

– ein Glücksfall. –mr–<br />

BergApp …<br />

BergFilm …<br />

BergWeb …<br />

Foto: Max Reichelt<br />

»ORTOVOX BERGTOUREN«<br />

Wofür? Umfangreiche App, die viele Funktionen<br />

bündelt: Höhenmesser, Hangneigung, LLB,<br />

GPS-Tracker, Topo-Karten, Touren-Community.<br />

Wie? Für die meisten Funktionen ist GPS-Empfang<br />

nötig. Passende Kartenausschnitte kann man<br />

dafür im Voraus zur Offl ine-Nutzung herunterladen.<br />

Warum? Gute Ergänzung bzw. Backup zur<br />

konventionellen Tourenplanung mit Papierkarte<br />

Wieviel? Kostenlos für Android und iOS –te–<br />

»CLOSE CALL WITH MOUNT ASGARD«<br />

Die kanadische Baffininsel ist mit ihren<br />

abgelegenen Bigwalls so etwas wie der<br />

geheime Rückzugsort der Kletterelite.<br />

Auch die Huberbuam verschlug es, mit<br />

Tiroler Begleitung, 2012 hierher. Der Film<br />

zu ihrem mutigen rotpunkt-Projekt am<br />

säulengleichen Mount Asgard ist dicht<br />

dran und kommt ohne schnelle Schnitte,<br />

Erzähler und Pathos aus – die Dramaturgie<br />

liefern die Kletterer ganz alleine. –te–<br />

Von: Ascot Elite, Red Bull Media House<br />

Mit: Alexander und Thomas Huber, Mario Walder<br />

Aus: Deutschland / USA, auf DVD erhältlich<br />

www.whiterisk.ch<br />

Die Komplexität von Lawinen auf Papier<br />

abzubilden, ist nur begrenzt möglich.<br />

Leider machten es auch die »Multimedia-<br />

Digitorials« im Internet bisher nicht<br />

besser. Die Schneeforscher vom SLF haben<br />

mit »White Risk« nun eine wunderbar<br />

interaktive Plattform geschaffen, die von<br />

der Gruppendynamik bis zum Wumm-<br />

Geräusch alle Faktoren im Blick hat. Nun<br />

wird man durch Mausklicks noch kein<br />

unfehlbarer Lawinenpapst. Wer über<br />

die Feiertage mit einem 24-Stunden-Testzugang<br />

die Zusammenhänge erforscht,<br />

ist aber auf einem guten Weg. –te–<br />

18 Bergsteiger 01⁄15


13.12. | 9.45 | Phoenix<br />

Gefahr aus den Bergen<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 45 Min.<br />

TV-Programm Dezember 2014 / Januar 2015<br />

19.12. | 14.15 | BR<br />

AH<br />

Oasen im Fels –<br />

Leben im Steinbruch<br />

Dauer: 45 Min.<br />

26.12. | 22.30 | Phoenix<br />

Die Eroberung der Alpen<br />

Der Durchbruch<br />

Dauer: 45 Min.<br />

3.1. | 11.30 | Phoenix<br />

In den Bergen Darjeelings<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 45 Min.<br />

13.12. | 14.35 | Servus TV<br />

Naturparadies Deutschland<br />

Thüringer Wald<br />

Dauer: 44 Min.<br />

13.12. | 19.00 | BR<br />

natur exclusiv<br />

Expedition 50° – ... über<br />

Amerika zurück nach Europa<br />

Dauer: 45 Min.<br />

J13.12. | 20.15 | Arte<br />

Die Alpen<br />

Unsere Berge von oben<br />

Dauer: 89 Min.<br />

AH<br />

14.12. | 6.40 | HR<br />

Gesichter Asiens<br />

Unbekanntes Afghanistan –<br />

Eine Reise durch ein<br />

wunderschönes Land<br />

Dauer: 30 Min.<br />

15.12. | 21.00 | Phoenix<br />

Australiens Nationalparks<br />

Die australischen Alpen<br />

Dokumentationsreihe<br />

Dauer: 45 Min.<br />

15.12. | 21.00 | alpha<br />

Die Alpen – Eine Reise in<br />

unsere Zeit: Salzberge<br />

Dauer: 45 Min.<br />

15.12. | 22.15 | RBB Berlin<br />

Von Strausberg<br />

zum Mount Everest<br />

Forschungsabenteuer im<br />

Hightech-Segler<br />

Dauer: 45 Min.<br />

16.12. | 19.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise –<br />

durch Europa<br />

Europas hoher Norden –<br />

Südfinnland und Aland-Inseln<br />

Dauer: 56 Min.<br />

16.12. | 23.25 | ORF 1<br />

Reiseckers Reisen<br />

Almtal<br />

Dauer: 25 Min.<br />

21.12. | 13.00 | SWR<br />

Winterreise rund<br />

um die Zugspitze<br />

Dauer: 45 Min.<br />

21.12. | 21.15 | BR<br />

Bergauf-Bergab<br />

Das Magazin für Bergsteiger<br />

Dauer: 30 Min.<br />

22.12. | 14.00 | BR<br />

Unterwegs in den Alpen<br />

Hans Kammerlander –<br />

bergsüchtig<br />

Dauer: 15 Min.<br />

22.12. | 19.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise –<br />

durch Europa<br />

Europas hoher Norden:<br />

Island – Reich der Vulkane<br />

Dauer: 56 Min.<br />

J23.12. | 6.45 | SWR<br />

Winterreise ins Allgäu<br />

Dauer: 45 Min.<br />

23.12. | 10.15 | MDR<br />

Tirol – Leben im Bergland<br />

Dauer: 43 Min.<br />

23.12. | 21.10 | ORF 2<br />

Universum<br />

Schladminger Bergwelten:<br />

Von Gipfeln und Gämsen<br />

Dauer: 50 Min.<br />

25.12. | 15.00 | SWR<br />

Der Südwesten von oben<br />

Unsere Berge<br />

Dauer: 45 Min.<br />

25.12. | 19.00 | alpha<br />

Durch Land und Zeit<br />

Eine Alpensymphonie<br />

Dauer: 10 Min.<br />

26.12. | 6.00 | 3sat<br />

Unbekanntes Paradies –<br />

Der Bisamberg und<br />

seine Schätze<br />

Dauer: 20 Min.<br />

27.12. | 19.00 | BR<br />

natur exclusiv<br />

Wildes Deutschland:<br />

Die Berchtesgadener Alpen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

27.12. | 20.15 | HR<br />

Wilde Pyrenäen<br />

Bären, Murmeltiere und<br />

Bartgeier – Berge des Lichts<br />

Dauer: 45 Min.<br />

29.12. | 11.15 | Phoenix<br />

Magisches Sibirien<br />

Reise durch Tuwa<br />

Dauer: 45 Min.<br />

30.12. | 13.50 | 3sat<br />

Grand Canyon –<br />

Amerikas Naturjuwel<br />

Dauer: 45 Min.<br />

31.12. | 10.30 | BR<br />

Die Alpen von oben<br />

Vom Isartal ins Inntal<br />

Dauer: 45 Min.<br />

1.1. | 6.35 | SWR<br />

Reiseziel: Auf dem Jakobsweg<br />

vom Bliesgau nach Metz<br />

Dauer: 20 Min.<br />

J1.1. | 16.00 | BR<br />

bergheimat<br />

Feridun Zaimoglu auf<br />

Sommerfrische in den Alpen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

1.1. | 16.15 | alpha<br />

Haßberge<br />

Dauer: 45 Min.<br />

1.1. | 19.15 | 3sat<br />

AH<br />

Reisen in ferne Welten:<br />

Äthiopien<br />

Dauer: 45 Min.<br />

2.1. | 19.30 | alpha<br />

Die große Odyssee –<br />

Unterwegs in<br />

Frankreichs Bergwelt<br />

Dauer: 30 Min.<br />

4.1. | 20.15 | Phoenix<br />

Rätsel der Berge<br />

Mont Blanc –<br />

Gefahr im Gletscher<br />

Dauer: 45 Min.<br />

5.1. | 16.35 | Arte<br />

Reise durch Amerika<br />

Chile: Land der Vulkane<br />

und der Einwanderer<br />

Dauer: 25 Min.<br />

7.1. | 15.15 | 3sat<br />

Die Wiege des Alpinismus<br />

Vom Ankogel auf<br />

die Berge der Welt<br />

Dauer: 50 Min.<br />

J7.1. | 16.05 | 3sat<br />

Unsere Alpen<br />

Der Schatz der Hohen Tauern<br />

Dauer: 50 Min.<br />

7.1. | 23.45 | N 3<br />

Der blinde Mann AH<br />

und der Berg<br />

Die faszinierende Welt<br />

des Andy Holzer<br />

Dauer: 45 Min.<br />

8.1. | 12.05 | Arte<br />

360° Geo Reportage<br />

In den Smaragdbergen<br />

von Bahia<br />

Dauer: 43 Min.<br />

12.1. | 23.15 | 3sat<br />

Berg und Geist:<br />

Martin Grubinger<br />

Porträtreihe<br />

Dauer: 30 Min.<br />

16.1. | 16.00 | Arte<br />

Reise durch Amerika<br />

USA – Der Yellowstone-<br />

Nationalpark im Winter<br />

Dauer: 25 Min.<br />

Das tagesaktuelle<br />

TV-Programm finden Sie<br />

auf bergsteiger.de<br />

01⁄15 Bergsteiger 19


TITELTHEMA<br />

Mit dem BERGSTEIGER voller Tatendrang ins neue Jahr<br />

52 mal <strong>Berglust</strong><br />

Wie wär‘s mit einem Dreitausender ohne Gletscherberührung?<br />

Oder einer grandiosen Grattour mit Lago Maggiore-Blick?<br />

Ach, Sie wollen lieber endlich die Karwendelreib’n anpacken?<br />

Dann lassen Sie sich von unseren persönlichen Tipps inspirieren!<br />

Foto: xxxxxxxxxxxxxxxxxxx<br />

Foto: Ralf Gantzhorn (Barre des Écrins)<br />

20 Bergsteiger 01⁄15


+<br />

Das große <strong>Berglust</strong>-Gewinnspiel –<br />

eine Woche Bergurlaub gewinnen<br />

Welcher Alpen-Typ sind Sie?<br />

Finden Sie es heraus und gewinnen Sie eine Woche Bergurlaub*<br />

mit FeWo-direkt.de, Deutschlands Nr. 1 in der Ferienhausvermietung.<br />

Einfach im Internet auf www.bergsteiger.de gehen<br />

und mitmachen. Viel Spaß!<br />

*Gesamtwochenpreis der Ferienunterkunft bis zu 500 Euro.<br />

Wochen mit ebenso vielen Wochenenden!<br />

Am Anfang des Jahres hört<br />

52<br />

sich das bombastisch an, was da wieder mal<br />

so an Zeit vor einem steht. Und es schreit<br />

geradezu danach, Pläne zu schmieden.<br />

Aber dann zieht das neue Jahr ins Land,<br />

und immer kommt etwas dazwischen: Der<br />

Winter ist zu kalt (oder zu nass) und der<br />

Sommer zu heiß (oder zu nass). Im Frühjahr<br />

liegt zu wenig Schnee zum Skitourengehen<br />

und noch zu viel zum Wandern. Ja,<br />

und der Herbst, ach, der macht irgendwie<br />

so lustlos. Und nass ist er außerdem.<br />

Geht’s eigentlich noch?<br />

Trotzdem: Wir sind überzeugt, dass jede<br />

Jahreszeit ihren Reiz hat – und jedes Wochenende<br />

im Jahr einen Bergbesuch wert<br />

ist. Wir stellen Ihnen deshalb 52 Touren an<br />

52 Orten rund um die Welt vor – wo Sie<br />

rund um das Jahr auf Berge steigen, klettern<br />

oder einfach wandern können. Der<br />

Schwerpunkt liegt dabei auf den Alpen.<br />

Doch auch wer in die Ferne fahren möchte,<br />

wird mit Sicherheit viele Anregungen finden.<br />

Und wenn das Wetter wirklich einmal<br />

gar nichts zulassen sollte, nehmen Sie doch<br />

einfach den Bergsteiger als Lektüre mit. Dafür<br />

gibt’s nun wirklich keine Ausrede.<br />

Auf ein neues, fantastisches Bergjahr!<br />

01⁄15 Bergsteiger 21


Januar 1<br />

Der Wind formt<br />

bizarre Skulpturen am<br />

Kamm zur Fradusta.<br />

Tourenkarte 1<br />

Heftmitte<br />

2 3 4 | 5 6 7 8 9 10 11 | 12 13 14 15 16 17 18 | 19 20 21 22 23 24 25 | 26 27 28 29 30 31<br />

Bekränzte Bergwelt<br />

1 Cima della Fradusta (2939 m),<br />

Pala-Hochebene im Trentino, Italien<br />

Über den Tellerrand blicken, das funktioniert im<br />

Zentrum der Pala nur schwer. An drei Seiten ist<br />

die Hochebene von einem Kranz aus Zacken und<br />

Kuppen umgeben, die teils an der 3000-Meter-<br />

Marke kratzen. Ihr Herzstück ist das frisch renovierte<br />

Rifugio Rosetta, das Hüttenwirtin Roberta<br />

Mariano neuerdings auch im Winter freischaufelt<br />

und für Übernachtungsgruppen auf Anfrage öffnet.<br />

Schneeschuhe taugen hier wesentlich besser<br />

zur Fortbewegung als Tourenski: Der Klassiker<br />

auf die Cima Fradusta führt in ständigem Auf und<br />

Ab über das wellige Hochplateau bis an dessen<br />

südliches Ende mit dem einzigen noch vorhandenen<br />

Gletscher in der Pala-Gruppe. Vom Gipfel aus<br />

erhascht man dann auch endlich mal einen Blick<br />

über den Tellerrand hinaus: ins Val Canali, eines<br />

der schönsten Alpentäler.<br />

–dst–<br />

Charakter: leichte Schneeschuhtour durch<br />

fantastische Bergwelt, 5 Std., 500 Hm<br />

Pulver unterm Grat<br />

2 Ponten (2044 m), Allgäuer Alpen,<br />

Deutschland<br />

Bei frischem Pulverschnee im Januar kann man<br />

die Skitour auf den Ponten nur empfehlen. Ein<br />

Stück steigt man am Rand des Skigebiets auf, es<br />

reicht also, wenn die gute Schneeunterlage erst<br />

ab 1400 Meter beginnt. Dann folgt ein großzügiger<br />

Nordhang, oben ein Abschnitt am aussichtsreichen<br />

Grat. Nach einer Gipfelpause geht es<br />

gute 1000 Höhenmeter hinab nach Schattwald.<br />

Im besten Pulverschnee hoffentlich. –ast–<br />

Charakter: mittelschwierige Skitour,<br />

4 Std., 1050 Hm<br />

Großes Fantasy-Kino<br />

4 Banks Peninsula, Neuseeland<br />

Neuseeland hat seine Alpen und die berühmten,<br />

oft stark frequentierten »Great Walks«. Eine<br />

Stunde von der Herr-der-Ringe-Fantasy-Hauptstadt<br />

Christchurch entfernt liegt die von vielen<br />

verkannte Banks Halbinsel mit türkisfarbenen<br />

Buchten, dem französischen Kolonialcharme<br />

atmenden Touri-Zentrum Akoroa samt toller<br />

Wandermöglichkeiten wie dem Banks Peninsula<br />

Track. In jeder Hinsicht großes Kino! –dp–<br />

Charakter: Einfache Mehrtageswanderung,<br />

35 Km, 2 bis 4 Tage<br />

Einsame Tracks gleich neben dem Auenland<br />

Traum im Allgäu<br />

3 Siplingerkopf (1746 m),<br />

Allgäuer Alpen, Deutschland<br />

Eine der schönsten Frühwintertouren ist der<br />

Siplingerkopf über dem Balderschwanger Tal.<br />

Knietiefer Pulverschnee und Fichten im weißen<br />

Mantel erwarten die Skitourengeher an den<br />

Hängen der Socheralp. Die Luft ist morgens<br />

eisig, an den sonnseitigen Hängen wird einem<br />

aber schnell warm. Nach zwei Stunden stehen<br />

wir am Gipfel, blicken auf das Nebelmeer, ziehen<br />

die Felle ab und sausen ins Tal. –ast–<br />

Charakter: leichte Skitour, 3½ Std.,<br />

680 Hm<br />

Ein Fall für Genusskletterer<br />

5 Pontresina-Fall, Engadin, Schweiz<br />

Das Engadin gilt als eine Landschaft für Genießer.<br />

Ein weites Tal, vom Klima begünstigt, überragt<br />

vom »Festsaal der Alpen« – als welche die<br />

Bernina-Gruppe mit dem einzigen Viertausender<br />

der Ostalpen oft bezeichnet wird. Wer dort einen<br />

Eisfall mit hohem Genussfaktor klettern möchte,<br />

ist mit dem Pontresina-Fall bestens beraten. Kurzer<br />

Zustieg plus Aussicht auf die Nordwandpfeiler<br />

des Piz Palü, im Anschluss Engadiner Nusstorte<br />

im nah gelegenen Dorf. –raga–<br />

Charakter: Eisklettertour (WI III+),<br />

3– 4 Std., 260 Hm<br />

Eiskaltes Vergnügen am Pontresina-Fall<br />

22 Bergsteiger 01⁄15


1 | 2 3 4 5 6 7 8 | 9 10 11 12 13 14 15 | 16 17 18 19 20 21 22 | 23 24 25 26 27 28<br />

Familie Watzmann<br />

wohnt abgelegen,<br />

aber lohnend.<br />

Februar<br />

Zu Besuch bei Familie Watzmann<br />

6 Watzmannkar, 3. Kind<br />

Familie Watzmann wurde, wie jeder weiß, von<br />

Gott zu Stein verwandelt, weil ihr Oberhaupt den<br />

Gaul einer Bäuerin zertrampelt hatte. Für uns<br />

Skitourengeher war das eines der günstigeren<br />

Kapitel der Erdentstehung. Besser noch: Gott<br />

vergaß, das Tischtuch zwischen Watzmann, -frau<br />

und -kindern in einen Gletscher zu verwandeln.<br />

Als Mitbringsel genügt also die LVS-Ausrüstung.<br />

Das ist ungewohnt, weil es im Wohnzimmer<br />

von Familie Watzmann aussieht wie in den<br />

Westalpen. Die Kinder Nummer drei und fünf<br />

sind ausgesprochen artig und aufgeschlossen.<br />

Anders als viele andere Kinder haben sie oft<br />

schon im Hochwinter gute Laune (dann aber<br />

dran denken, was unter dem Tischtuch liegt!).<br />

Das vierte Kind gilt dagegen als Problemkind,<br />

um das man besser einen Bogen macht. –te–<br />

Charakter: Schwierige Tagesskitour,<br />

4 Std., 1500 Hm, bereits<br />

im Hochwinter möglich<br />

Tourenkarte 2<br />

Heftmitte<br />

Südtiroler Qualen<br />

7 Ellesspitze (2661 m) und Agglsspitze (3194 m) Pflerschtal, Italien<br />

Ein Wochenende ist zu kurz für die Möglichkeiten, die das Pfl erschtal bietet. Die Touren im<br />

südlichen Teil der Stubaier Alpen reichen von mittellang bis richtig groß und von mittelschwer<br />

bis knackig, sie heißen Ellesspitze oder Agglsspitze. Dazu gibt es ein prächtiges Bergpanorama,<br />

aus dem die Felspyramiden der Tribulaune herausstechen. Abends, bei Südtiroler<br />

Köstlichkeiten, hat man die Qual der Wahl, welche Tour am nächsten Tag ansteht. –ast–<br />

Charakter: Skitouren Ellesspitze, 5 Std., 1300 Hm und Agglsspitze, 7 Std., 1800 Hm<br />

Fotos: Dagmar Steigenberger, Dominik Prantl, Ralf Gantzhorn, Andreas Strauß, Sandra Zistl, Ralf Gantzhorn (v.l.n.r.)<br />

Grüne Rutschbahnen<br />

8 Páramo-Trekking (3900m), Parque Nacional Natural Chingaza, Kolumbien<br />

Wer im kolumbianischen Nationalpark Chingaza unterwegs ist, sollte zunächst alles ignorieren,<br />

was er glaubte, über die eigene Trittsicherheit zu wissen. Felsen, die ihrer Zeichnung nach eine<br />

griffi ge Unterlage versprechen, sind hier eine unfassbar glitschige Rutschbahn. Moos, das<br />

dem Anschein nach allenfalls etwas nachgibt unter dem Schuh, entpuppt sich als saugende,<br />

bodenlose Falle. Warum das<br />

attraktiv sei soll? Weil der grüne<br />

Pàramo – Wasserspeicher für<br />

die Millionenstadt Bogotà –<br />

eine einzigartige Artenvielfalt<br />

in 3000 bis 4000 Metern<br />

Höhe bietet.<br />

–sz–<br />

Charakter: anspruchsvolle<br />

Höhenwanderung; 2 Tage;<br />

700 Hm auf, 2100 Hm ab<br />

Lesen Sie dazu die große<br />

Reportage auf Seite 78–83!<br />

Alles im grünen Bereich: unterwegs im Páramo<br />

Klassiker im Eis: die Schweizerführe<br />

Gewaltiger Eisbrocken<br />

9 Les Courtes (3856 m),<br />

Mont-Blanc-Gruppe, Frankreich<br />

Für die meisten klassischen Eistouren der<br />

Alpen ist der Sommer keine Option mehr. Das<br />

war einmal. Besser – und vor allen Dingen<br />

sicherer – ist es, auf den Spätwinter auszuweichen.<br />

Als einer der Mega-Klassiker schlechthin<br />

gilt die »Schweizerführe« in der Nordwand der<br />

Courtes. 800 Meter lang und bis zu 80° Grad<br />

steil ist sie für den Normalsterblichen schon<br />

ein ordentlicher Brocken. Erleichtert wird der<br />

Zustieg durch das auch im Winter bewirtschaftete<br />

Refuge d’Argentière. –raga–<br />

Charakter: Klassische Eiswand (bis 80°),<br />

10–12 h (6–8 h), Wandhöhe: 800 m<br />

01⁄15 Bergsteiger 23


März<br />

1 | 2 3 4 5 6 7 8 | 9 10 11 12 13 14 15 | 16 17 18 19 20 21 22 | 23 24 25 26 27 28 29 | 30 31<br />

Tauern-Doppel<br />

10 Romariswandkopf (3511 m) und<br />

Großglockner (3798 m), Hohe Tauern,<br />

Österreich<br />

Geringere Staugefahr, bessere Fernsicht, vor<br />

allem aber eine 1400 Höhenmeter lange Firnabfahrt.<br />

Allein diese drei Gründe reichen schon<br />

aus, den höchsten Berg Österreichs mit Ski zu<br />

besteigen. Zugegeben: Der ausgesetzte Gipfelanstieg<br />

kann im Winter etwas anspruchsvoller sein.<br />

Die Aussicht vom Großglockner gilt übrigens als<br />

die weiteste aller Berge der Ostalpen und reicht<br />

220 Kilometer weit. Der Romariswandkopf<br />

ist dafür der perfekte Akklimatisations-Gipfel.<br />

Da die Tage im März schon recht lang sind, kann<br />

man den Gipfel sogar nach dem Einchecken<br />

auf der Stüdlhütte noch dranhängen. Genuss-<br />

Tourengeher teilen das Glockner-Double freilich<br />

auf zweieinhalb Tage auf.<br />

–mp–<br />

Charakter: Anspruchsvolle Skihochtour,<br />

1. Tag: 6 Std., 1600 Hm auf, 700 Hm ab;<br />

2.Tag: 6½ Std., 1000 Hm auf, 1900 Hm ab<br />

Tourenkarte 3<br />

Heftmitte<br />

Abmarsch von der<br />

Stüdlhütte zum<br />

Dach Österreichs<br />

Südtiroler Doppel<br />

12 Fünfte Hornspitze (3148 m) und<br />

Großer Möseler (3480 m), Ahrntal,<br />

Italien<br />

80 Dreitausender soll es rund um das Ahrntal<br />

geben. Auch wenn sie nicht alle als Skitourenberge<br />

taugen, sind ein paar wunderschöne<br />

Klassiker dabei: Fünfte Hornspitze, Großer Möseler,<br />

Dreiherrenspitze… Gemeinsam ist ihnen,<br />

dass man hier in weiter Landschaft und Stille<br />

schwelgen kann. An ein paar Gipfeln kann man<br />

sich sogar die Zähne ausbeißen. Macht sie das<br />

nicht erst recht attraktiv?<br />

–ast–<br />

Charakter: Skitourenwochenende,<br />

Fünfte Hornspitze, 7 Std., 1750 Hm und<br />

Großer Möseler, 7 Std., 1600 Hm<br />

Multiklettern<br />

13 El Chorro, Spanien<br />

Mit inzwischen über 2000 Routen hat sich El<br />

Chorro nordwestlich der andalusischen Stadt<br />

Malaga zu einem der europäischen Sportklettergebiete<br />

schlechthin vor allem als Winterziel<br />

etabliert. Die Felswände entlang der atemberaubenden<br />

Schlucht des Guadalorce bieten<br />

vielseitige Platten-, Wand- oder Ausdauerklettereien<br />

an überhängendem Sinter sowie etliche<br />

Mehrseillängenrouten, sodass Anfänger und<br />

Könner ihrer Kletterleidenschaft frönen können<br />

(siehe auch Seite 104). –pgk–<br />

Charakter: Sportklettern an festem Kalkstein/Sinter,<br />

Schwierigkeit 3a bis 8c+<br />

Gipfelpanorama am Großen Möseler<br />

Ammergauer Doppel<br />

11 Upsspitze (2332 m), und Daniel (2340 m) Ammergauer Alpen, Österreich<br />

Ob es am einzigartigen Zugspitzblick oder der bei ausreichender Schneelage grandiosen<br />

Abfahrt nach Lermoos liegt, lässt sich schwer sagen. Jedenfalls zieht die Upsspitze gestandene<br />

Alpinjournalisten auch nach bald 40 Skitourenjahren geradezu magisch an. Wer will, kann<br />

den spannenden Gipfelgrat hinüber zum Daniel als Bonustrack dranhängen, muss dann<br />

aber noch etwas früher aufstehen. Schließlich darf man den perfekten März-Firn des<br />

südexponierten Gipfelrückens nicht verpassen.<br />

–mp–<br />

Charakter: Mittelschwieriger Skitourenklassiker, 4 Std., 1360 Hm<br />

El Chorro, Ziel für Winterflüchtlinge<br />

24 Bergsteiger 01⁄15


1 2 3 4 5 | 6 7 8 9 10 11 12 | 13 14 15 16 17 18 19 | 20 21 22 23 24 25 26 | 27 28 29 30<br />

April<br />

Dreitausender sammeln<br />

14 Venter Runde, Ötztal, Österreich<br />

Vielen gilt sie als Königsdisziplin auf Ski: Die<br />

Durchquerung. Oben bleiben, während alle<br />

anderen heimfahren. Große, weite Landschaft<br />

erwandern, die Stille der winterlichen Berge,<br />

Hüttenromantik oder auch Kampf mit dem Holzofen<br />

im Winterraum, durchbeißen, Weg fi nden.<br />

Das alles gehört dazu. Bei der Durchquerung der<br />

Ötztaler Alpen steht man außerdem noch auf<br />

drei der höchsten Gipfel dieser Gebirgsgruppe:<br />

Wildspitze, Weißkugel und Similaun. Mit Finailspitze<br />

und Fluchtkogel kommen zwei weitere<br />

Dreitausender hinzu. Wenn das kein Abenteuer<br />

ist! Die Streckenführung ist großzügig, die<br />

Szenerie vom Feinsten und nach vier oder fünf<br />

Tagen kommt man ohne Probleme wieder am<br />

Ausgangspunkt Vent an. Vielleicht mit Sonnenbrand<br />

und müden Muskeln, aber glücklich. –ast–<br />

Charakter: Haute-Route<br />

auf Ski, 5 Tage, 6300 Hm<br />

Tourenkarte 4<br />

Heftmitte<br />

Kurz vor dem<br />

Höhepunkt:<br />

an der Weißkugel<br />

Fotos: Andreas Strauß, Michael Pröttel, Silke Lode, Tourismusverband Tirol West, Andreas Strauß, Siegfried Garnweidner (v.l.n.r.)<br />

Griffiger Fels, aber steil<br />

Felsparadies im Oberinntal<br />

15 Klettergarten Affenhimmel<br />

Eines der größten Klettergebiete in Tirol<br />

punktet mit zahlreichen Superlativen: fester,<br />

griffi ger Kalkfels, je nach Gusto an geneigten<br />

Platten oder senkrechter Wand, verteilt auf 15<br />

Sektoren mit insgesamt weit über 300 Routen.<br />

Die Absicherung ist perfekt, die Verteilung der<br />

Schwierigkeiten reicht von 4c bis 8a mit dem<br />

Schwerpunkt im sechsten Franzosengrad. Ganz<br />

zu schweigen vom grandiosen Blick auf die<br />

Kaunertaler Berge – Klettererherz, was willst du<br />

mehr?<br />

–ak–<br />

Charakter: vorwiegend Wandkletterei<br />

an steilen Platten; Schwierigkeit:<br />

4c bis 8a<br />

Naturerbe-Berg<br />

16 Monte San Giorgio (1109 m), Tessin, Schweiz<br />

Südseitige Berghänge im Tessin bekommen normalerweise nicht besonders viel Schnee. Im<br />

Frühling, wenn sich der Schnee auf die Schattenhänge der hohen Berge zurückgezogen hat, ist<br />

eines der ersten Wander-Ziele der Monte San Giorgio südlich des Luganer Sees. Er hat sich die<br />

Auszeichnung als Welt-Naturerbe verdient, denn auf und in ihm gibt es jede Menge Fossilien.<br />

Mitnehmen darf man sie allerdings nicht. Die<br />

schönsten Exemplare fi ndet man ohnehin am Fuß<br />

des Berges, im Fossilienmuseum Meride. –sg–<br />

Charakter: leichte Wanderung auf alten<br />

Militärwegen, z.T. unmarkiert, 4 Std., 700 Hm<br />

Unaussprechlich gut<br />

17 Vaganski Vrh (1757 m),<br />

Velebit-Gebirge, Kroatien<br />

Zugegeben, sein Name ist schwierig zu merken.<br />

Und für den Höchsten im Velebit-Gebirge sind<br />

seine Höhe und Form recht mau. Aber das ist<br />

egal. Hauptsache, man schafft es, sich an den<br />

Massen von Kletterern in der Velika Paklenica<br />

vorbei zu zwängen. Durch die Schlucht bis<br />

zur Paklenica-Hütte (Nachtquartier) werden<br />

die Menschen weniger, die Wildnis und die Aussicht<br />

mehr. Am Gipfel reicht sie vom Meer bis<br />

zu den Julischen Alpen. Absolut empfehlenswert!<br />

Wie hieß der Berg nochmal? –dst–<br />

Charakter: Bergtour für Konditionsstarke,<br />

9 Std., 1720 Hm<br />

Steinernes Welt-Naturerbe mit Fossilien<br />

01⁄15 Bergsteiger 25


Mai<br />

Heimat von<br />

seltenen Blumen<br />

und Tieren<br />

1 2 3 | 4 5 6 7 8 9 10 | 11 12 13 14 15 16 17 | 18 19 20 21 22 23 24 | 25 26 27 28 29 30 31<br />

Einsame Blüten<br />

18 Schellkopf (1832 m)<br />

Ammergauer Alpen, Deutschland<br />

Ist es verwegen, schon im Mai auf einen 1800<br />

Meter hohen Berg zu wandern? Noch dazu in<br />

einem Gebiet ohne markierte Wege, wo es kaum<br />

andere Wanderer und viel Einsamkeit gibt. In diesem<br />

Gebiet kann man noch den Auerhahn balzen<br />

hören, den Kuckuck rufen und mit etwas Glück<br />

auf den feuchten Wiesen in Gipfelnähe ein in unseren<br />

Breiten höchst seltenes, kleines Blümchen<br />

fi nden: die Kleinste Troddelblume (Soldanella minima),<br />

die erst vor 60 Jahren in Bayern entdeckt<br />

worden ist. Sie blüht dort oben Anfang Mai direkt<br />

nach der Schneeschmelze. Ganz einfach geht<br />

der Berg aber nicht her. Vor allem im Latschengebüsch<br />

des langen Gipfelrückens führen etliche<br />

Spuren in die Irre. Da heißt es aufpassen, damit<br />

man nicht vom richtigen Weg abkommt. –sg–<br />

Charakter: stille Wanderung<br />

auf unmarkierten Pfaden,<br />

6½ Std., 1230 Hm<br />

Tourenkarte 5<br />

Heftmitte<br />

Das Beste zum Schluss<br />

19 Skitour Karwendelreib’n<br />

Um sechs Uhr abends bei 23 Grad die Tourenski<br />

im Karwendelbach waschen – gibt es einen<br />

besseren Saisonabschluss? Davor geht’s per<br />

Bike, Hike & Ski über Birkkar-, Ödkar- und Gr.<br />

Seekarspitze und in die Premium-Firnpfannen<br />

Schlauch-, Marxen- und Neunerkar. Lange Tour,<br />

aber es ist ja auch lange hell. Sehr zu empfehlen<br />

in Kombination mit Tipp 46.<br />

–te–<br />

Charakter: Frühjahrsskitour mit langem Zu- und<br />

Abstieg. Mit MTB bis zur Wildfütterung im<br />

Karwendeltal. Optional: Übernachtung auf<br />

dem Karwendelhaus. 12 Std., 2800 Hm<br />

Aufwärm-Programm<br />

20 Rio Sallagoni (390 m),<br />

Gardaseeberge im Trentino, Italien<br />

Zum Aufwärmen ist der Sallagoni-Klettersteig gerade<br />

recht, auch wenn die Sonne die enge Klamm<br />

nördlich von Arco eher selten beehrt. Der Einstieg<br />

nahe der Straße zwischen Dro und Drena wird<br />

öfter entdeckt als vermutet: Der Fels ist zu Beginn<br />

extrem speckig. Danach steigt man auf Eisenstangen<br />

und über eine Drahtseil-Brücke zwischen<br />

urwaldähnlichem Wildwuchs – ohne Lianen, dafür<br />

mit zwei Seilen als Handlauf. –dst–<br />

Charakter: mittelschwieriger Klettersteig<br />

(C), 1½ Std., 180 Hm<br />

Klettern mit großer Kulisse<br />

21 Sellajoch, Dolomiten<br />

Vor der Kulisse von Langkofel und Sellastock öffnet sich rund um das Sellajoch ein Paradies<br />

für Kletterer jedweder Couleur. Der Alpinkletterer freut sich über spärlich abgesicherte<br />

Klassiker, der Sportkletterer sucht Baseclimbs am Piz Ciavazes oder bohrhakengesicherte<br />

Mehrseillängen-Routen am Ciavazes, Brunecker Turm oder an den Sellatürmen, und der Boulderer<br />

ist an den Blöcken der Steinernen Stadt zu Hause – und das alles an bestem,<br />

schwarzgelbem Dolomit.<br />

–ak–<br />

Charakter: Sport- und Alpinkletterei an perfektem Dolomit; Schwierigkeit: IV bis X+<br />

Trekking mit Blick auf die ganz Großen<br />

Dem Himmel ach so nah<br />

22 Gokyo-Trek, Himalaya, Nepal<br />

Bergwanderer, die sich zum Nationalpark Sagarmatha<br />

im Everestgebiet aufmachen, erleben den<br />

ersten Adrenalinschub (in Form von Todesangst)<br />

beim Anfl ug auf den Mini-Flugplatz von Lukla.<br />

Zum Glück wird der gestresste Himalaya-Gast<br />

in den folgenden Tagen reichlich entschädigt.<br />

Frühmorgens vor die Tür der »Lodge« zu treten<br />

und von Eisriesen umringt zu sein, die in den<br />

stahlblauen Himmel aufragen, gehört bald zu<br />

einer suchtmachenden Übung. Manch 7000er<br />

mit schwer merkbaren Namen läuft den Platzhirschen<br />

Everest, Lhotse und Cho Oyu locker den<br />

Rang ab. Und beim Trekking kommt man aus<br />

dem Staunen eh nicht mehr heraus. –mr–<br />

Charakter: elf-tägige Trekkingtour bis auf<br />

5400 m, Gehzeiten von 3 bis 8 Std. täglich<br />

26 Bergsteiger 01⁄15


1 2 3 4 5 6 7 | 8 9 10 11 12 13 14 | 15 16 17 18 19 20 21 | 22 23 24 25 26 27 28 | 29 30<br />

Die Bödenseen<br />

unter der Drei-<br />

Zinnen-Hütte<br />

Juni<br />

Dreizack-Romantik<br />

23 Drei-Zinnen-Hütte (2405 m),<br />

Sextener Dolomiten, Italien<br />

Ja, ja, alle Welt macht sich auf, um nach dem<br />

berühmtesten Dreizack der Dolomiten zu schauen.<br />

Wir tun’s auch, aber nicht über die Wanderautobahn<br />

von der Drei-Zinnen-Straße herüber,<br />

sondern herauf aus dem Fischleintal. Das ist<br />

nicht nur fairer den Dreien gegenüber, sondern<br />

auch besser fürs bergsteigerische Ego. Die Runde<br />

bietet Sicht in fast alle Winkel der Sextener<br />

Dolomiten, von der Gipfelsonnenuhr Sextens<br />

bis zu den Cadinizacken. Und wer den etwa<br />

einstündigen Umweg über das Sandbüheljoch<br />

und den rekonstruierten Kriegssteig hinüber zum<br />

Oberbachernjoch unternimmt, wird mit sanftem<br />

Klettersteig-Feeling belohnt (K 1). –eeh–<br />

Charakter: mittelschwierige Wanderung,<br />

6½ Std., 850 m<br />

Tourenkarte 6<br />

Heftmitte<br />

Panorama-Grat zum Hochkalter-Gipfel<br />

Kanten-Zauber<br />

25 Tajakante (2450 m), Mieminger Kette, Österreich<br />

Es gibt selbst für den Klettersteig-Skeptiker einige Klettersteige, die man gemacht haben<br />

sollte. Die Tajakante (Schwierigkeit D) auf den Oberen Tajakopf gehört defi nitiv dazu. Das<br />

Problem: Über die Tajakante balancieren und hangeln sich nicht nur Klettersteigskeptiker,<br />

sondern auch Klettersteigprofi s und überforderte Klettersteiganfänger. Weil einen dabei<br />

Seeben- und Drachensee mit ihren türkisen Augen magisch anglotzen, kann man sich<br />

dem Zauber trotzdem nicht entziehen.<br />

–dp–<br />

Charakter: anspruchsvoller Klettersteig (D), 2½ Std, 580 Hm (insgesamt 1400 Hm)<br />

Fotos: Siegfried Garnweidner, Michael Ruhland, Eugen E. Hüsler, Anne Gabl, Thomas Ebert (v.l.n.r.)<br />

Watzmann-Schatten<br />

24 Hochkalter (2607 m), Berchtesgadener<br />

Alpen, Deutschland<br />

Der Hochkalter hat schon einige Bergstürze<br />

hinter sich, immer wieder brechen riesige Gesteinsmassen<br />

aus seinen Flanken. Einer davon<br />

staute vor ein paar tausend Jahren gar den<br />

Hintersee bei Ramsau auf. Also schnell hin zum<br />

Schattenberg des Watzmann, bevor er noch<br />

ganz zerbröselt! Ab der Blaueishütte (1680 m)<br />

ist der Hochkalter eine dieser fantastischen<br />

Wanderungen, die an der Schwelle zur alpinen<br />

Kletterei stehen: mit einigen Zweier-Stellen, einem<br />

panoramesken Grat und einem immerhin<br />

2607 Meter hohem Gipfel. –dp–<br />

Charakter: Alpine Wanderung, 6 Std.;<br />

1850 Hm<br />

Wächst kaum Gras drüber<br />

26 Benediktenwand, Rampe-Rippe<br />

»Früher sah ich nur Felsen und kein Gras, später<br />

nur noch Gras und keine Felsen«, befand<br />

Anderl Heckmair einst über die Benediktenwand-Nordwand.<br />

Das ist wohl der Nachteil,<br />

wenn man mal am Eiger war. Die Wahrheit ist:<br />

Ja, der Übergang von der »Rampe« zur »Rippe«<br />

ist grün. Die restlichen zwölf Seillängen bieten<br />

zur Entschädigung: Kamine, Sanduhren,<br />

Steinböcke, Platten, Quergänge, luftige Kanten,<br />

einen frustfreien Zustieg, gute Stände, festen<br />

Kalk, moderate, aber anhaltende Schwierigkeiten,<br />

eine tolle Linienführung und die schwerste<br />

Kletterstelle (IV+) am Ausstieg. –te–<br />

Charakter: Alpine Klettertour,<br />

Erstbe-gehung 1914, IV+,<br />

3 Std, 400 Hm<br />

Glücksgriff: in der »Rampe-Rippe«<br />

01⁄15 Bergsteiger 27


Juli<br />

Eisenweg zum Himmel<br />

27 Via degli Alleghesi<br />

(Civetta, 3220 m), Dolomiten, Italien<br />

In den Dolomiten geht’s zwar da und dort noch<br />

ein bisschen weiter himmelwärts, doch mehr<br />

Hochgefühl als am Gipfel der Civetta bringt<br />

das bestimmt nicht. Vor allem, wenn man die<br />

Gelegenheit nutzt und gleich im Rifugio Torrani<br />

übernachtet. Die Dämmerstunden mit Aussicht<br />

über fast die ganzen Dolomiten entschädigen<br />

reichlich für die eher spartanische Unterkunft.<br />

Und der Aufstieg über die Ferrata Alleghesi (K 3)<br />

bietet lang anhaltenden Klettersteig-Genuss vor<br />

einer fantastischen Felskulisse. Absolute Freaks,<br />

die vom Eisen nicht genug bekommen, können<br />

über den Tissi-Klettersteig in die Moiazza wechseln.<br />

Da wartet dann der ultimative Kracher: die<br />

Ferrata-Costantini, das Nonplusultra unter den<br />

Dolomiten-Eisenwegen. –eeh–<br />

Charakter: Klettersteig mittel,<br />

10 Std., 800 Hm<br />

Tourenkarte 7<br />

Heftmitte<br />

1 2 3 4 5 | 6 7 8 9 10 11 12 | 13 14 15 16 17 18 19 | 20 21 22 23 24 25 26 | 27 28 29 30 31<br />

Klettersteiggenuss<br />

vor<br />

Civetta-Kulisse<br />

Weiß auf Schwarz<br />

29 Schwarzenstein (3369 m), Zillertaler Alpen, Österreich<br />

Warum dieser weiße Rücken ausgerechnet den Namen Schwarzenstein bekommen hat, weiß kein<br />

Mensch. Aber die Berliner Hütte, von der aus die Tour startet, liegt ja auch nicht in Berlin. Auf den<br />

ersten Metern durchs Blockgestein sollte man nicht zu viel Zeit mit dem Einsammeln der blutroten<br />

Granatsteine vertrödeln. Denn der Aufstieg – wenn auch nicht schwierig – zieht sich. Die größten<br />

Anforderungen stellt eine Felsenstufe mit Leiter. Auf dem mäßig steilen, relativ spaltenarmen<br />

Gletscher geht es dann bis kurz unter den blockigen Gipfelaufbau gemütlich dahin. –dst–<br />

Charakter: leichte Gletschertour, 5 Std, 1300 Hm<br />

3000er ohne Gletscherberührung<br />

Gipfel des Wanderns<br />

28 Schönbichler Horn (3134 m),<br />

Zillertaler Alpen, Österreich<br />

Wer ohne Gletscherberührung hoch hinaus will,<br />

kann sich am hohen Wandergipfel versuchen,<br />

dem Schönbichler Horn. In zwei bis drei Tagen<br />

lässt sich vom Schlegeisspeicher diese prächtige,<br />

nicht ganz einfache Rundtour auf dem Berliner<br />

Höhenweg meistern. Mehrere Übernachtungsmöglichkeiten<br />

bieten sich an: Das Furtschaglhaus,<br />

die Berliner Hütte, die Alpenrosenhütte und<br />

die Grawandhütte. Und wer die Tour nach zwei,<br />

drei Tagen beendet, kann auch gleich noch Tour<br />

29 dranhängen. Dann mit Eisberührung. –sg–<br />

Charakter: anspruchsvolle Wanderung<br />

an der Grenze zur Hochtour, 9 Std.,<br />

1600 Hm<br />

Altehrwürdiger<br />

Stützpunkt:<br />

die Berliner Hütte<br />

Alpine Kontraste<br />

30 Lohner-Höhenweg, Berner Alpen, Schweiz<br />

Wer über den absolut sicheren Tritt, mentale Stabilität und eine ordentliche Kondition<br />

verfügt, wird an diesem Gang zwischen Tal und Gipfel seine Freude haben. Faszinierend<br />

der Kontrast zwischen der Bruchfelsenwelt des Lohners (auch Berge sind endlich!) und<br />

der grünen, sonnigen Talmulde des Engstligentals mit Adelboden mittendrin. Mit Übernachtung<br />

auf der Lohnerhütte noch schöner.<br />

–eeh–<br />

Charakter: Alpine Höhenroute, durchgehend markiert, aber nur auf kurzen<br />

Abschnitten gesichert. 6½ Std., 1230 Hm, K 2/T 5<br />

28 Bergsteiger 01⁄15


1 2 | 3 4 5 6 7 8 9 | 10 11 12 13 14 15 16 | 17 18 19 20 21 22 23 | 24 25 26 27 28 29 30 | 31<br />

August<br />

Das Sahneschnittchen<br />

31 Piz Roseg (3937 m), Engadin, Schweiz<br />

»Lass sie nur laufen.« Ich lächle entspannt. Die<br />

Stirnlampenlichter der Bergsteiger, die am frühen<br />

Morgen von der Tschierva-Hütte aufbrechen,<br />

tanzen wie Glühwürmchen gen Piz Bernina mit<br />

seinem berühmten Bianco-Grat. Mein Ziel liegt<br />

östlich davon und hat mit 3937 Metern die<br />

magische Vier knapp verpasst: der Piz Roseg.<br />

Ich weiß nicht genau, warum ich mich in diesen<br />

Berg verliebt habe. Vielleicht weil er zwischen<br />

den berühmten Gipfeln Bernina, Piz Palü und Piz<br />

Scerscen mit seiner beeindruckenden Eisnase<br />

eine Art Underdog ist. Vielleicht aber auch, weil<br />

er auf eben diese Nachbarn fantastische Ausblicke<br />

bietet. Auf jeden Fall ist es eine wunderschöne,<br />

kombinierte Tour aus knackigem Fels am<br />

Eselsgrat und Eis zu einem Understatement-Berg,<br />

ein Sahneschnittchen für Hochtouren-Fans. –nh–<br />

Charakter: Mittelschwierige<br />

Hochtour, 1400 Hm,<br />

10–11 Stunden<br />

Tourenkarte 8<br />

Heftmitte<br />

Piz Roseg, mit<br />

3937 Metern<br />

ein Underdog<br />

Fotos: Siegfried Garnweidner, Manfred Kostner, Wikipedia/Karsten Dörre, Wikipedia, Thomas Ebert, Südtirol Marketing/Clemens Zahn (v.l.n.r.)<br />

Viel Verkehr am Gran Paradiso<br />

Kombination mit Espresso<br />

33 Dolomiten-Höhenwege, Italien<br />

Zehn Höhenwege ziehen durch die Dolomiten,<br />

die sich gut kombinieren lassen (vor allem<br />

Weg 1 und 2). Vom Blau des Pragser Wildsees<br />

geht es zu den Weiten der Fanes Alpe. In den<br />

Stellungstunneln um Lagazuoi tauchen wir ein in<br />

ein trauriges Stück Geschichte, um dann wieder<br />

Trentino-Gastfreundschaft bei bestem Espresso<br />

zu genießen und das Sella-Massiv zu bestaunen.<br />

Das sind Erlebnisse, die zu Erinnerungen<br />

werden.<br />

–nh–<br />

Charakter: Mittelschwierige Mehrtagetouren,<br />

Länge und Höhenmeter variabel<br />

Sekunden des Glücks<br />

32 Gran Paradiso (4061 m),<br />

Grajische Alpen, Italien<br />

Die Realität am höchsten, ganz auf italienischem<br />

Boden liegenden Berg macht ihn nicht unbedingt<br />

zum Traumziel. Zu viele Seilschaften unterwegs,<br />

Schlange stehen, um zum ausgesetzten Gipfel zu<br />

kommen. Doch dann ist er plötzlich doch da: einer<br />

dieser magischen Momente. An der Madonna sind<br />

die Geräusche der anderen Bergsteiger plötzlich<br />

weit weg, man ist allein. Einige Sekunden allein<br />

mit dem Gran Paradiso. Großartig! –nh–<br />

Charakter: Leichte Gletschertour, 12 Std.,<br />

2100 Hm<br />

Die Geislerspitzen am Dolomiten-Weg Nr. 2<br />

Klettersteig-Könige<br />

34 Johann-Klettersteig,<br />

Dachsteinmassiv, Österreich<br />

Der »Johann«, 1999 eröffnet, gilt als absolute<br />

Toproute im Ramsauer Klettersteigparadies.<br />

An der Schlüsselstelle, dem überhängenden<br />

Einstieg, sind Aspiranten schon öfters ihre Grenzen<br />

aufgezeigt worden. Auch das Filetstück am<br />

senkrechten Pfeiler hat es ihn sich. Da braucht<br />

sich niemand zu schämen, am Dachstein gibt’s<br />

auch leichtere Klettersteigkost. –eeh–<br />

Charakter: Extrem anspruchsvoller, alpiner<br />

Klettersteig; 5½ Std., 900 Hm, K 6<br />

Fußkühlung garantiert<br />

35 Garnitzenklamm (1050 m),<br />

Gailtaler Alpen, Österreich<br />

Der perfekte Kompromiss aus Wasser und<br />

Bergen! In der vier Kilometer langen Klamm<br />

be kommen heiß gelaufene Fußsohlen genügend<br />

Chancen zum Abkühlen. Der Weg führt über diverse<br />

Brücken und verlangt gegen Ende auch ein<br />

bisschen Fingerfertigkeit. Am Rückweg kann man<br />

die Wasserspiele von der luftig gelegenen Kapelle<br />

St. Urban (879 m) aus betrachten oder das Auge<br />

auf den Gartnerkofel wandern lassen. –dst–<br />

Charakter: schattige Klammwanderung auf<br />

geologischem Lehrpfad, 4 Std., 560 Hm<br />

01⁄15 Bergsteiger 29


September<br />

1 2 3 4 5 6 | 7 8 9 10 11 12 13 | 14 15 16 17 18 19 20 | 21 22 23 24 25 26 27 | 28 29 30<br />

Tourenkarte 9<br />

Heftmitte<br />

Hoch überm Lago<br />

di Vogorno und<br />

Lago Maggiore<br />

Die Linie unter dem Blau<br />

36 Mehrtagewanderung Via Alta della<br />

Verzasca, Tessin, Schweiz<br />

Pathetische Titel können den Kern bisweilen<br />

ziemlich verfehlen und hinterlassen dann eher<br />

ein peinliches Gefühl. Manchmal treffen sie aber<br />

auch ins Schwarze. »Die Linie unter dem Blau<br />

des Himmels« heißt ein fulminanter Bildband,<br />

den einheimische Bergsteiger des Verzascatals<br />

kürzlich herausgegeben haben. Wer sich auf die<br />

Tour von der Capanna Borgna bis zur Capanna<br />

Barone begibt, wandelt auf schmalen Graten<br />

wie auf einer Linie – umgeben nur vom Himmel.<br />

Kaum zu fassen, dass man selbst in der besten<br />

Tourensaison meist alleine bleibt. Vielleicht<br />

liegt’s daran, dass man seine Verpfl egung im<br />

Rucksack tragen muss (Selbstversorgerhütten)<br />

– und das eben auch über heikle Stellen. –mr–<br />

Charakter: Schwierige Vier- bis Fünftagetour<br />

über Grate mit leichten, teils versicherten<br />

Kletterstellen (I bis II), 6 bis 8 Std. tägl.<br />

(800–1000 Hm), Aufstieg 1500 Hm<br />

Gelbe Verschneidung am Sass Maor<br />

Schön schwierig<br />

37 Biasin-Route Sass Maor (2812 m),<br />

Dolomiten, Italien<br />

Wer das erste Mal die Ostwand des Sass Maor<br />

erblickt, wird nicht umhin kommen, kurz zu<br />

schlucken. 1000 Meter hoch und unfassbar steil<br />

ragt der Turm wie eine Dolomitenausgabe des<br />

»Nameless Tower« in den Himmel. Und da soll<br />

man raufkommen? Ja, und das angeblich sogar<br />

auf einer traumhaft schönen Route! Wer die »Biasin«<br />

(IX) frei klettern möchte, sollte allerdings<br />

über einen gediegenen Bizeps verfügen und<br />

selbst mit technischer Hilfe Passagen bis VII+<br />

ohne Probleme frei klettern können – und das<br />

mit der üblichen Dolomitenabsicherung. –raga–<br />

Charakter: Schwierige Felstour (IX bzw.<br />

VI A2), 11–12 Std. (8 Std. Klettern),<br />

600 m Kletterlänge<br />

Hochwertige Immobilie<br />

38 Tierbergli-Hütte (2795 m), Berner Alpen, Schweiz<br />

Die Lage macht’s! Das gilt nicht nur für Immobilien, sondern auch für Klettersteige. Wie beispielsweise<br />

bei der Tierbergli-Route: Gletscher rundum, Dreitausender darüber und mittendrin ein richtiges Wolkenhaus,<br />

die Tierberglihütte. Die hat natürlich einen markierten Zustieg, doch Ferratisti wissen, dass es da<br />

auch einen spannenden Klettersteig gibt, Tiefblicke auf zerklüftetes Eis inklusive. –eeh–<br />

Charakter: langer Klettersteig; 2¾ Std., 700 Hm, Schlüsselstelle K 4, sonst K 3 und leichter,<br />

reichlich Blockwerk, T 3<br />

Grattour vor einer der großen Nordwände<br />

Allein unter Franzosen<br />

39 Ostgrat Pic Coolidge (3774 m),<br />

Dauphiné, Frankreich<br />

Der Pic Coolidge klingt englisch, steht aber<br />

auf französischem Terrain. Genauer gesagt, in<br />

der Dauphiné. Dort ist er bekannt für die gute<br />

Aussicht, die er auf seine berühmten Nachbarn<br />

bietet: auf die Barre des Écrins auf der einen<br />

Seite, auf die Nordwände von Mont Pelvoux,<br />

Ailefroide etc. auf der anderen Seite. Durch<br />

diesen Bergkessel – einem der wildesten<br />

in den Alpen – zieht sich der Ostgrat des Pic<br />

Coolidge, der seinen Namen in Erinnerung an<br />

den Erstbesteiger trägt.<br />

–raga–<br />

Charakter: Klassische Hochtour (ZS),<br />

10-11 Std. (davon 6–7 Std. Klettern),<br />

1300 Hm<br />

30 Bergsteiger 01⁄15


1 2 3 4 | 5 6 7 8 9 10 11 | 12 13 14 15 16 17 18 | 19 20 21 22 23 24 25 | 26 27 28 29 30 31<br />

Oktober<br />

Gelifteter Klassiker<br />

40 Nordostkante Lamsenspitze<br />

(2508 m), Karwendel, Österreich<br />

Früher war alles besser? Von wegen! Bis in<br />

die 90er-Jahre galt die Lamsenspitze als zwar<br />

schöne, aber unübersichtliche Leicht-Kletterei,<br />

bei der man Verhauer einkalkulieren musste.<br />

Seit der Sanierung gilt das nicht mehr. Dank<br />

Zwischen(bohr)haken bewegt man sich hier nun<br />

in der ersten Liga genussreicher Plaisirrouten.<br />

Ein alpines Greenhorn darf man allerdings nicht<br />

sein, denn im oberen Teil ist der Fels brüchig.<br />

Ebenso ist Aufpassen angesagt beim ungesicherten<br />

Übergang vom Ende der Kletterroute<br />

zum Hauptgipfel. Bei gutem Herbstwetter muss<br />

man sich vor keinem Gewitter fürchten, darf<br />

aber wegen der kürzeren Tageslänge auch nicht<br />

trödeln. Eine Übernachtung auf der Lamsenjochhütte,<br />

die bis Mitte des Monats geöffnet hat, ist<br />

eine willkommene Alternative. –mp–<br />

Charakter: Alpine Genusskletterei,<br />

8½ Std., 1250 Hm<br />

Tourenkarte 10<br />

Heftmitte<br />

Tiefblick von der<br />

Lamsenspitze<br />

ins Falzthurntal<br />

Ausgeluchst<br />

41 Kalkalpenweg, Nationalpark<br />

Kalkalpen, Österreich<br />

Luchs und Hase sagen sich im Nationalpark<br />

Kalkalpen gute Nacht. Damit auch Wanderer<br />

komfortabel ruhen, haben die Hütten am Kalkalpenweg<br />

bis Ende Oktober geöffnet. Der Weitwanderweg,<br />

der das Ennstal mit dem Stodertal<br />

verbindet, bleibt unterhalb der 2000-Meter-<br />

Marke; so stehen die Chancen, die wilden<br />

Wälder, Schluchten und Kalkfelsen im Oktober<br />

schneefrei anzutreffen, hoch. –dst–<br />

Charakter: Hüttentrekking, 11 Etappen,<br />

150 km, 6700 Hm<br />

Die Pedrotti-Hütte vor der Cima Brenta<br />

Wandern im Kletter-Refugium<br />

43 Rifugio Pedrotti (2491 m),<br />

Brenta-Dolomiten, Italien<br />

Die Dolomiten der Brenta sind ein Paradies für<br />

Kletterer, was aber nicht heißt, dass sich hier ehrgeizige<br />

Wanderer nicht auch austoben könnten.<br />

Wer vom Molveno-See über das Rifugio Selvata<br />

(1657 m) zum Rifugio Pedrotti marschiert und<br />

das Ganze per Sentiero Palmieri zum Rundweg<br />

ausbaut, hat am Ende nicht nur beinahe 2000<br />

Höhenmeter in den Beinen, sondern auch ganze<br />

Berge an Eindrücken.<br />

–dp–<br />

Charakter: konditionell fordernde Wanderung,<br />

7 Std., 1900 Hm<br />

Fotos: Roberto Buzzini, Ralf Gantzhorn, (2), Michael Pröttel, Wikipedia, Rolf Cosar (v.l.n.r.)<br />

Runde Sache<br />

42 Hochiss (2299 m), Rofangebirge<br />

Ein echter Dohlenberg hoch über dem Achensee.<br />

Kaum hat man sich zur Gipfelbrotzeit hingesetzt,<br />

fordern die kecken schwarzen Vögel ihren Anteil.<br />

Dann starten sie wieder furchtlos von der Abbruchkante<br />

über der fast senkrechten Nordwand<br />

– im Gegensatz zu den Wanderern, denen es<br />

beim Tiefblick hinunter zur Ampmoosalm gruselt.<br />

Mit der drahtseil-versicherten Passage über den<br />

Streichkopf und weiter zur Dalfazalm ergibt sich<br />

eine spannende Wanderrunde. –pgk–<br />

Charakter: anspruchsvolle Wanderung;<br />

5½ Std. (3 Std.); 1330 Hm (470 Hm)<br />

Feuerspucker<br />

44 Stromboli (926 m),<br />

Liparische Inseln, Italien<br />

Der Berg explodiert. Und zwar schön regelmäßig<br />

im Viertelstunden-Takt. Der Stromboli ist der<br />

aktivste Vulkan im Süden Italiens. Weil er so oft<br />

Lava speit, dürfen die Wanderer zu seinen Kratern<br />

nur unter fachkundiger Führung aufsteigen, die<br />

man im gleichnamigen Ort an seiner Nordfl anke<br />

buchen kann. Am beeindruckendsten ist das<br />

Jede Viertelstunde speit der Stromboli Lava.<br />

Feuerspektakel natürlich abends. Wer schon mal in der Gegend ist, für den lohnen sich<br />

auch Touren auf den schwefeligen Vulcano und den 3300 Meter hohen Ätna. –dst–<br />

Charakter: leichte Wanderung, 3 Std., 900 Hm<br />

01⁄15 Bergsteiger 31


November<br />

1 | 2 3 4 5 6 7 8 | 9 10 11 12 13 14 15 | 16 17 18 19 20 21 22 | 23 24 25 26 27 28 29 | 30<br />

Spätlese<br />

45 Alp Tschingla (1528 m), Churfirsten<br />

im Kanton St. Gallen, Schweiz<br />

Die 1800 Meter hohe Südfl anke der Churfi rsten<br />

beschützt das, was zu ihren Füßen liegt, wie eine<br />

fürsorgliche Mutter ihr Kind. Wolken, Stürmen<br />

oder verfrühten Wintereinbrüchen zeigt die<br />

Bergkette die kalte Nordschulter. Und so glühen<br />

im milden Spätherbstlicht die Blätter der Weinreben<br />

am Ufer des Walensees in herrlichem Rot,<br />

während die Einheimischen Aprikosen und Kiwis<br />

aus ihren Gärten zu Marmelade verkochen oder<br />

oben in der Sonnenwand ein Nickerchen halten.<br />

Erreichbar ist einer dieser Sehnsuchtsorte über<br />

die Felsstufen oberhalb von Walenstadtberg<br />

auf einem gut angelegten Wanderweg. Er endet<br />

an den sonnenverbrannten Brettern der Alp<br />

Tschingla. Den Winter, der zuvor schon gefährlich<br />

nahe gekommen ist, hat man hier fürs erste<br />

abgehängt.<br />

–dst–<br />

Charakter: Almwanderung in teils ausgesetztem<br />

Gelände, 5 Std., 1000 Hm<br />

Von der Sonne<br />

verwöhnt:<br />

die Churfirsten<br />

Tourenkarte 11<br />

Heftmitte<br />

Kleine ganz groß<br />

47 Wetterfahne (1284 m) und Rudersburg (1434 m),<br />

Chiemgauer Alpen, Deutschland<br />

Tagelang lichtet sich der Nebel nicht. Schon vor Wochen hat der Winter seine erste Kostprobe<br />

geschickt. Die Zeit für große Touren ist vorbei, die Tage sind zu kurz dafür. Aber auf den Höhen,<br />

selbst auf kleineren Gipfeln, gibt es Sonnenschein pur, die Fernsicht ist brillant. Das ist die<br />

rechte Zeit für die unbekannten Gipfel Wetterfahne und Rudersburg über Kössen, direkt vor<br />

der kolossalen Kulisse des Kaisergebirges mit schönen Wanderwegen für Fußgänger und<br />

einem Fahrwegenetz für Mountainbiker.<br />

–sg–<br />

Charakter: einfache Wanderung auf guten Pfaden, 4½ Std, 860 Hm<br />

Noch alle da? Skitourenauftakt am Hoadl<br />

Dabei sein ist alles<br />

46 Hoadl (2340 m), Österreich<br />

Eine Bergsaison braucht Rituale. Das Anklettern<br />

zur Schneeschmelze hat sein natürliches Pendant<br />

im Auffellen beim ersten Schnee – und<br />

auf den nordseitigen Pisten der Axamer Lizum<br />

reicht davon schon ganz wenig. Die Steinski-<br />

Besitzer kommen im Oktober, spätestens im<br />

November aber trifft sich halb Tirol am Hoadl,<br />

dem Austragungsort der Olympischen Spiele von<br />

1976, um gemeinsam die Kanten zu entrosten.<br />

Am Wochenende ist der Parkplatz oft voller als<br />

zur Skisaison. Dabei sein ist alles! –te–<br />

Charakter: einfache Skitour auf noch<br />

unpräparierten Pisten, 2 Std., 800 Hm<br />

Insel der seligen Kletterer<br />

48 Kalymnos, Griechenland<br />

Für Kletterer ist sie die Insel der Glückseligen!<br />

Zusammen mit der Nachbarinsel<br />

Telendos hat sich Kalymnos in den<br />

vergangenen zehn Jahren zu einem der<br />

beliebtesten Klettergebiete weltweit<br />

gemausert – und dies zu Recht! Das<br />

Ambiente: Löcher, wasserzerfressene<br />

Platten, Sintersäulen von teils<br />

gigantischen Ausmaßen, und stets der<br />

Blick übers Meer bis zum Horizont. Das<br />

Herrliches Ambiente, nicht nur zum Klettern<br />

Angebot mit weit über 2000 Routen ist schier grenzenlos und das Wetter perfekt. –ak–<br />

Charakter: Bestens gesicherte Sportkletterrouten an festem, griffi gem Kalk;<br />

Schwierigkeit: 4c bis 9a<br />

32 Bergsteiger 01⁄15


1 2 3 4 5 6 | 7 8 9 10 11 12 13 | 14 15 16 17 18 19 20 | 21 22 23 24 25 26 27 | 28 29 30 31<br />

Dezember<br />

Im Moos nix los<br />

49 Moos-Rundweg (680 m),<br />

Murnauer Moos, Deutschland<br />

Es gibt Ausfl ugsziele im oberbayerischen Alpenvorland,<br />

um die Kenner an schönen Sommerund<br />

Herbsttagen einen weiten Bogen machen.<br />

Das beliebte Murnauer Moos gehört dazu.<br />

Im Dezember teilt man die großartige Aussicht<br />

auf Herzogstand, Heimgarten und weitere<br />

oberbayerische Hausberge mit weitaus weniger<br />

Ausfl üglern. Auftakt dieser wunderschönen<br />

Rundtour, die man am besten an der Bahnhaltestelle<br />

Grafenaschau beginnt, ist das Moor-Juwel<br />

Lange Filze. Nach der Einkehr in der Traditionswirtschaft<br />

Ähndl können Zugfahrer über die<br />

schöne Kottmüllerallee zum Bahnhof Murnau<br />

spazieren. Wer mit dem Auto angereist ist, kehrt<br />

auf ebenfalls sehr schönem Weg zur Haltestelle<br />

Grafenaschau zurück.<br />

–mp–<br />

Charakter: Einfache<br />

Talwanderung, 3½ Std.,<br />

80 Hm<br />

Tourenkarte 12<br />

Heftmitte<br />

Winterzauber<br />

am Staffelsee<br />

Foto: Thomas Ebert, Dagmar Steigenberger, Claude Remy, Wikipedia, Axel Hoffmann/pixelio, Michael Pröttel (v.l.n.r.)<br />

Schön kurz: Skitour aufs Riedberger Horn<br />

Trenkers Liebling<br />

50 Riedberger Horn (1787 m), Allgäu,<br />

Deutschland<br />

Ein wolkenloser Tag kündigt sich an, die Schneeverhältnisse<br />

sind ideal. Eine Tour muss sein. Luis<br />

Trenker soll das Riedberger Horn als »schönsten<br />

Skiberg Deutschlands« bezeichnet haben. Aber<br />

es ist Montag, Arbeit wartet auf dich. Du düst<br />

zum Parkplatz des Skigebiets Grasgehren (1447<br />

m). Sanft ansteigend geht es zum Gipfel. Oben<br />

dann die Frage: Welche Abfahrt? Die Zeit drängt,<br />

also direkt zum Parkplatz. Nach 90 Minuten sitzt<br />

du lächelnd vor dem Computer, denkst an Luis<br />

Trenker und gibst ihm Recht. –nh–<br />

Charakter: schnelle, einfache Skitour,<br />

1½ Std., 330 Hm<br />

Garantiert schneefrei<br />

51 Faro de Anaga (255 m), Teneriffa, Spanien<br />

Wer die Wanderschuhe den Skistiefeln vorzieht, ist zum Jahresende auf Teneriffa sehr gut<br />

aufgehoben. Freilich nimmt man dann den 3718 Meter hohen Teide nicht unbedingt ins Visier.<br />

Garantiert schneefrei sind hingegen die wunderschönen Küstenwanderungen der Kanareninsel,<br />

von denen vor allem die Trecks<br />

im Anaga- und im Teno-Gebirge<br />

besonders zu empfehlen<br />

sind. Besonders schön ist der<br />

Küstentrek zum Leuchtturm<br />

Faro de Anaga. –mp–<br />

Charakter: Traumhafter<br />

Küstenpfad,<br />

4 Std., 400 Hm<br />

Wandern mit Blick auf Teneriffas Küste<br />

Abschluss mit Schuss<br />

52 Tutzinger Hütte (1327 m), Bayerische Voralpen<br />

»Warum nicht mal auf eine Hütte!« Haben Sie September-Silvestler in Ihrem Freundeskreis?<br />

Solche, die beim Erscheinen von Lebkuchen im Supermarktregal mit den Planungen beginnen<br />

(und dann doch wie jedes Jahr »rüberschlafen«)? Bleiben Sie gelassen. Rufen Sie beim Mayr<br />

Hans an, dem Wirt der Tutzinger Hütte unter der Benediktenwand. Oder einem anderen AV-<br />

Wirt, denn viele haben über den Jahreswechsel geöffnet. Beim Hans sind sogar ein paar<br />

Raketen erlaubt. Wenn die Schneedecke geschlossen ist.<br />

–te–<br />

Charakter: Winterwanderung auf gespurten Wegen, 3 Std., 700 Hm ◀<br />

01⁄15 Bergsteiger 33


AUF TOUR<br />

Großer Trend: Nachtskitouren<br />

Feierabend auf<br />

Die Tage im Winter sind zu kurz. Schon Stunden vor<br />

Feierabend sind die Fensterscheiben schwarz. Bleibt für<br />

Skitouren nur das Wochenende? Von wegen – überall<br />

in den Alpen boomt die Nachtskitour. Hütten öffnen ihre<br />

Stuben, Raupenfahrer machen Pause. Über den Feierabend<br />

auf Fellen Von Janek Schmidt<br />

34 Bergsteiger 01⁄15


Fellen<br />

Fotos: Dynafi t / Michael Meisl, Janek Schmidt<br />

Die Dunkelheit ist über den Gipfel<br />

gekrochen, die Piste liegt<br />

leer in der Kälte der Nacht. Das<br />

Kassenhäuschen hat längst geschlossen<br />

an diesem Winterabend,<br />

und dennoch fahren immer mehr<br />

Menschen auf den Parkplatz der Reuttener<br />

Seilbahnen. Vom unwirtlichen Wind lassen<br />

sie sich nicht aufhalten. Stattdessen<br />

schnallen sie ihre Tourenski an, setzen<br />

sich Stirnlampen auf und ziehen los in die<br />

Finsternis der Berge.<br />

Auf der hart gefrorenen Piste sind sie zwar<br />

weit entfernt von den Pulverschnee-Abfahrten<br />

im Sonnenlicht, von denen Skifahrer<br />

sonst träumen. Dennoch gibt es<br />

kaum einen Bergsport, der so boomt wie<br />

das Skitourengehen bei Nacht – und<br />

kaum einen Ort, der so gut geeignet ist,<br />

diesen Trend zu ergründen, wie den Reuttener<br />

Hahnenkamm, wo ein Pionier der<br />

Nachtskitour lebt.<br />

»Michi, bist du das?«<br />

Um ihn zu finden, muss man sich selbst<br />

einreihen in die Spur der Skibergsteiger<br />

und die Piste in Richtung Hahnenkamm<br />

hochgehen. Dort oben ist die Heimat von<br />

Markus Misslinger. Als Kind erkundete er<br />

die Hänge über der Ortschaft Höfen, inzwischen<br />

betreibt er dort die Singer Hütte,<br />

die sein Großvater nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg erbaut hat.<br />

Der Weg zu Misslinger ist mühsam. Auf<br />

der Info-Plattform www.pistentour.com<br />

ist der Anstieg mit »schwer« bewertet –<br />

schon bald zeigt sich warum. An mehreren<br />

Passagen wird die Piste steiler als 30<br />

Grad, und der eisige Untergrund ist nur<br />

mit dünnem Kunstschnee bedeckt, der so<br />

grobkörnig ist, dass er den Tourenski wenig<br />

Halt bietet. Zudem reicht das Licht der<br />

Stirnlampen bei dem dichten Schneefall<br />

kaum aus, um zu erkennen, wo eine etwas<br />

flachere Aufstiegsroute auf der Piste verläuft.<br />

Mit diesen Problemen kämpfen auch<br />

einige Tourengeher, manche verlieren<br />

Markus Misslinger<br />

bewirtet die Singer<br />

Hütte in der dritten<br />

Generation – Skitouren<br />

gingen und<br />

gehen sie alle.<br />

01⁄15 Bergsteiger 35


Blaue Stunde:<br />

Ein Reiz der Nachtskitouren<br />

sind ihre<br />

ungewöhnlichen<br />

Lichtstimmungen.<br />

Für die Raupenfahrer<br />

bedeutet<br />

das zwar eine noch<br />

längere Nachtschicht.<br />

Aber insgesamt<br />

hat sich<br />

die Situation<br />

stark verbessert.<br />

den Halt und rutschen ein paar Meter den<br />

Hang herunter.<br />

Thomas Ginther kommt bestens voran.<br />

Der 48-Jährige aus dem nahen Vorderhornbach<br />

kennt jeden Buckel dieser Abfahrt.<br />

Er arbeitet als Metaller in Reutte und geht<br />

zweimal pro Woche nach Feierabend auf<br />

Tour: dienstags auf den Hahnenkamm,<br />

freitags auf das Füssener Jöchle. »Im freien<br />

Gelände bin ich nie auf Skitour, dafür<br />

habe ich gar nicht die Ausrüstung oder das<br />

Fachwissen über Lawinen.« Umso lieber<br />

geht Ginther präparierte Skipisten hoch,<br />

denn da gebe es praktisch keine Lawinengefahr<br />

und die Route sei klar vorgegeben.<br />

So findet er Ausgleich nach der Arbeit<br />

und ein gutes Training für den Engadiner<br />

Langlauf-Marathon, an dem er kommenden<br />

März wieder teilnehmen will. »Oben<br />

im Restaurant treffe ich dann Kollegen<br />

und wir fahren zusammen wieder runter.«<br />

Die ersten Tourengeher, die in diesen<br />

frühen Abendstunden die Piste herunterfahren,<br />

sind nur als eine Gruppe tanzender<br />

Stirnlampen zu erkennen. Trotz der<br />

surrenden Schneekanonen hört man, wie<br />

die Stahlkanten bei jedem Schwung den<br />

harten Schnee durchschneiden. Plötzlich<br />

nähert sich eines dieser wedelnden<br />

Lichter immer mehr, kommt bedrohlich<br />

schnell auf einen zu und bleibt dann mit<br />

einer Vollbremsung stehen. »Michi, bist du<br />

Alles im Fluss:<br />

Wie heiße Lava<br />

ergießt sich der<br />

nächtliche Strom<br />

der Tourengeher<br />

den Berg hinauf.<br />

das?«, fragt eine Stimme aus Richtung der<br />

blendenden Lampe laut, um die Schneekanonen<br />

zu übertönen. »Ach so, nicht der<br />

Michi! Sorry, das sieht man hier ja nicht«,<br />

ruft die Stimme wieder und braust weiter.<br />

In der Dunkelheit zeichnet sich nun die<br />

Cilli-Hütte auf knapp 1600 Metern ab.<br />

Einige müde Nachtsportler schnallen ihre<br />

Ski hier schon ab, um sich zu stärken.<br />

Doch Marathon-Mann Ginther geht weiter<br />

und steht einige Minuten später an der<br />

36 Bergsteiger 01⁄15


Fotos: Dynafi t / Klaus Kranebitter (2), Markus Misslinger<br />

Singer Hütte. Dort ist die Stube voll von<br />

Menschen in Funktionskleidung, und die<br />

Holzski und Seehundfelle an der Wand<br />

zeugen von der langen Tradition des Tourengehens.<br />

»Die Felle hat mein Großvater<br />

noch benutzt«, erzählt Misslinger. Als die<br />

Hütte 1949 erbaut wurde, gab es noch keine<br />

Seilbahn in dem Gebiet, und so zogen<br />

ganze Kolonnen von Skifahrern am Waldrand<br />

den Berg nach oben, wie Fotos an der<br />

Hüttenwand zeigen – und wie es 60 Jahre<br />

später mit dem Tourenski-Boom wieder<br />

der Fall ist.<br />

Doppelte Nachtschicht<br />

Mit solchen Kindheitserfahrungen hat<br />

Misslinger Verständnis für Sportler, die<br />

auch nach der Arbeit auf den Berg wollen.<br />

Als sich manche Hüttenwirte noch<br />

über die vereinzelten abendlichen Tourengeher<br />

wunderten, versuchte Misslinger,<br />

nachdem er die Hütte vor knapp 20<br />

Jahren von seinen Eltern übernommen<br />

hatte, den Nachsportlern zu helfen. »Als<br />

abends immer mehr kamen, habe ich angefangen,<br />

die Fahrer der drei Pistenraupen<br />

anzurufen, um zu fragen, wo sie gerade<br />

unterwegs waren. Damit die Tourengeher<br />

wissen, wann sie nachts ungefährdet abfahren<br />

können.«<br />

So wuchs der abendliche Andrang auf der<br />

Singer Hütte weiter. »Irgendwann fanden<br />

die Leute von der Bergbahn das zu voll<br />

und zu riskant«, erzählt Misslinger. Vor<br />

allem die kaum sichtbaren Stahlseile, an<br />

denen die Pistenraupen über Winden die<br />

steileren Hänge hochgezogen werden,<br />

sind nachts eine Gefahr. »Also haben wir<br />

vor neun Jahren mit der Bergbahn ausgemacht,<br />

dass die Pistenraupen an einem<br />

Abend erst um zehn Uhr nachts die Abfahrt<br />

hier planieren«, sagt Misslinger. Die<br />

Wahl fiel auf den Dienstag – der damit<br />

INFO<br />

Auch nachts<br />

gelten Regeln<br />

Eine Nachtskitour im Vollmond- und Stirnlampenlicht<br />

ist für viele Aktive auch ein Freiheitsgefühl<br />

– sie können ihre Bergzeit selbst<br />

bestimmen, die Pisten sind leer, kritische<br />

Situationen mit Alpinskifahrern treten gar<br />

nicht erst auf. Ganz frei von Regeln ist das<br />

nächtliche Treiben jedoch nicht: Tourengeher<br />

sollten sich unbedingt an die ausgeschriebenen<br />

Tourenabende halten und an<br />

anderen Tagen auf andere Ziele ausweichen.<br />

Nicht nur, weil Kollisionen mit Pistenraupen<br />

oder dem Seil, an dem diese sich den<br />

Hang hinaufarbeiten, bisher selten glimpfl ich<br />

ausgingen. Wer zu Sperrzeiten Touren geht,<br />

gefährdet auch die bisher erreichten Regelungen<br />

und geschlossenen Kompromisse<br />

mit Bergbahnen und Pistenbetreibern.<br />

Nicht überall sind Nachtskitouren auf Pisten<br />

erlaubt – das Skigebiet Brauneck etwa<br />

sperrte der Lenggrieser Gemeinderat für<br />

diesen Winter pauschal von 18 bis 8 Uhr.<br />

Andernorts bestehen Einigungen für bestimmte<br />

Tage, an denen die Raupenfahrer<br />

erst tief in der Nacht anrücken. Daher<br />

sollten sich Tourengeher vorab im Internet<br />

informieren (www.pistentour.com,<br />

www.nachtskitouren.de) und vor Ort angebrachte<br />

Hinweise und Regelungen akzeptieren.<br />

der erste offizielle Pisten-Tourenabend der<br />

Region wurde.<br />

Für die Raupenfahrer bedeute das zwar eine<br />

noch längere Nachtschicht bis vier oder<br />

fünf Uhr in der Früh, räumt Betriebsleiter<br />

Norbert Müller ein. »Aber insgesamt hat<br />

sich die Situation mit dem Pistenabend<br />

stark verbessert«, sagt er. Da sich die Hüttenwirte<br />

mit den Seilbahnbetreibern abgestimmt<br />

haben, und jeden Abend ein anderes<br />

Skigebiet länger für Tourengeher<br />

Nachtskitouren<br />

sind nicht nur<br />

Sport – hier trifft<br />

man Menschen<br />

auf der gleichen<br />

Wellenlänge.<br />

Der Tourenspezialist<br />

in München<br />

www.sport-bittl.com<br />

K2 TalkBack 13/14 (Auslauf)<br />

Längen: 153, 160, 167 cm<br />

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Längen: 160, 167, 174, 181 cm<br />

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Georg-Reismüller-Str. 5, 80999 München-Allach


TOUREN<br />

Fünf Tipps für Nachtaktive<br />

Immer mehr Hütten veranstalten<br />

spezielle Abende für Tourengeher.<br />

Wir zeigen fünf Tipps für<br />

bayerische Nachtschwärmer.<br />

1 Drehmöser 9 (1310 m)<br />

▶ leicht 1½ Std.<br />

600 Hm Di., Do.<br />

Talort: Garmisch-Partenkirchen (707 m)<br />

Charakter: Legendärer Tourenabend im<br />

Garmischer Classic-Skigebiet. Ausschankschluss<br />

ist um 21.30 Uhr.<br />

Route: Vom Hausbergparkplatz über die<br />

untere Hornabfahrt auf die Skiroute Toni-<br />

Hütte (Nr. 3). Kurz vor der Talstation des<br />

Tröglliftes geht es links in Richtung Drehmöser<br />

9. Durch den Tourengehertunnel<br />

kann man auch weiter bis zum Kreuzeck.<br />

2 Kolbensattelhütte (1270 m)<br />

▶ leicht 1 Std.<br />

400 Hm Di., Do.<br />

Talort: Oberammergau (850 m)<br />

Charakter: Schöner und bestens beschilderter<br />

Aufstieg auf der alpenweit ersten<br />

Tourengeherroute mit Tunnel. Die Hütte hat<br />

bis 23 Uhr geöffnet.<br />

Route: Von der Talstation Kolbensesselbahn<br />

parallel zur Skipiste zur Kolbensattelhütte.<br />

Mit LVS-Ausrüstung alternativ noch<br />

weiter über den Stockhang bis zum Zahn<br />

(1615 m). Abfahrt wie Aufstieg.<br />

3 Blomberghaus (1203 m)<br />

▶ mittel 1½ Std.<br />

520 Hm dienstags<br />

Talort: Bad Tölz (705 m)<br />

Charakter: Verkehrsgünstige Nachtskitour<br />

auf guter, kurz steiler Piste; mit Nachtrodel-Option.<br />

Bewirtung bis 21.30 Uhr.<br />

Route: Vom Parkplatz der Blombergbahnen<br />

am linken Pistenrand in den Wald hinein.<br />

Der teils steilen Schneise bis zu einer<br />

freien Alm folgen. Links vom Gipfel in den<br />

Wald und fl ach zum Blomberghaus.<br />

4 Taubensteinhaus (1567 m)<br />

▶ mittel 1½ Std.<br />

500 Hm Mo., Di., Mi.<br />

Talort: Spitzingsee (1084 m)<br />

Charakter: Schöne Skitour am ruhigen<br />

Spitzingsee, bei unpräparierter Piste Lawinengefahr<br />

beachten. Geöffnet bis 22 Uhr.<br />

Route: Von der Taubensteinbahn am<br />

Spitzingsee folgt man der Skipiste<br />

stets rechtshaltend bis zu einem Sattel<br />

(1601 m) und leicht bergab zum<br />

Taubensteinhaus. Abfahrt wie Aufstieg.<br />

5 Grüntenhütte (1477 m)<br />

▶ mittel 1 Std.<br />

500 Hm mittwochs<br />

Talort: Rettenberg bei Sonthofen (806 m)<br />

Charakter: Beliebte Afterwork-Skitour zum<br />

Sonthofener Hausberg auf aufgelassener<br />

und daher unpräparierter Piste. Die Hütte<br />

hat mittwochs bis 22 Uhr geöffnet.<br />

Route: Vom Parkplatz der mittlerweile<br />

geschlossenen Kammeregg-Skilifte auf<br />

der ehemaligen Skipiste recht steil zur<br />

Mittelstation. Von hier fl acher zum oberen<br />

Schlepplift und nach links zur Grüntenhütte<br />

queren. Abfahrt wie Aufstieg.<br />

Die meisten Hütten öffnen bis 22 Uhr.<br />

Dann ist die Stube voll mit Tourengehern.<br />

geöffnet ist, verirren sich an den restlichen<br />

Abenden kaum mehr Tourengeher auf die<br />

Reuttener Piste. Zur Verständigung tragen<br />

auch die Sparschweine bei, die einige Hüttenwirte<br />

in ihren Stuben für die Raupenfahrer<br />

aufgestellt haben.<br />

Von 8 auf 56<br />

Da dieses Nachtsystem gut funktioniert,<br />

und zunehmend Tourengeher abends auf<br />

die Pisten drängen, beteiligen sich auch<br />

immer mehr Hütten an dem Programm.<br />

So erinnert sich Martin Osterried, der<br />

Gründer der Internetseite pistentour.com,<br />

wie ihm 2008 noch ein kleiner Flyer als<br />

Übersicht für acht Nachtskitourenhütten<br />

ausreichte. Inzwischen stehen auf seiner<br />

Webseite 56 Hütten, die an mindestens einem<br />

Abend länger für Tourengeher geöffnet<br />

haben. Zugleich verdoppelten sich die<br />

Aufrufe seiner Webseite fast jährlich und<br />

erreichten im vergangenen Winter mehr<br />

als 140 000. »Auch die Gäste am Tourenabend<br />

haben sich geändert«, konstatiert<br />

Hüttenwirt Misslinger. Viele, die abends<br />

kommen, seien keine langjährigen Tourenfans,<br />

die sonst im Gelände unterwegs<br />

sind. »Das sind reine Pistengeher, die können<br />

ja oft nicht einmal eine Spitzkehre«,<br />

sagt er, »aber das ist auch gut so, weil so hat<br />

jeder seinen Platz.«<br />

◀<br />

Foto: Nachtspektakel<br />

38 Bergsteiger 01⁄15


DYNAMIC PERFORMANCE<br />

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SYMPATEX.COM


AUF TOUR<br />

Skitourenparadies Kaisergebirge<br />

Des Kaisers<br />

göttliche Radien<br />

Manchmal ist das Leben eben doch ein Wunschkonzert.<br />

Das Kaisergebirge bietet für Skitourengeher eine lange<br />

Liste an traumhaften Touren, die man wunderbar über<br />

die ganze Wintersaison streuen kann. Als Krönung<br />

darf natürlich das »Schönwetterfensterl« nicht fehlen.<br />

Von Andrea (Text) und Andreas Strauß (Fotos)<br />

40 Bergsteiger 01⁄15


Kaiserwetter:<br />

»Herrenstein«-Panorama<br />

mit Leoganger Steinbergen,<br />

Kitzbüheler<br />

Horn und Hohe Tauern<br />

Carver für den Kübel<br />

Dann stapfen sie los, Dampfwolken vor<br />

dem Gesicht. Noch auf der ersten flachen<br />

Wiesenrampe wird Bertl sagen: »Kannst<br />

ruhig zugehen. Bist eh schneller.« Nichts<br />

entspannt bei der ersten Tour im Winter<br />

so sehr wie dieser Satz. Natürlich bleiben<br />

sie zusammen, gehen denselben Schritt.<br />

An der Großpointneralm halten sie kurz,<br />

ziehen eine Kleiderschicht aus. Bevor sie<br />

die Rucksäcke wieder schultern, wird Bertl<br />

nochmals sagen: »Geh ruhig zu.« Wie jedes<br />

Jahr. Dann ziehen sie mit langen Schritten<br />

den ersten Steilhang hinauf, ver-<br />

Anfang April wird sich Toni auch<br />

heuer wieder die Ski seiner Tochter<br />

ausleihen. Mit 1,60 Meter sind<br />

sie kurz genug, um in seiner<br />

Lieblings-Steilrinne von oben<br />

weg zu schwingen. In Tonis Skisaison gibt<br />

es neben vielen Variablen einige wenige<br />

Fixpunkte – und fast alle führen ihn in<br />

den Kaiser. Ein paar Tage vor Weihnachten<br />

ruft Bertl an: »Morgen? Ins Winkelkar? Hast<br />

Zeit?« Warum er ausgerechnet das schattigste,<br />

kälteste Kaiserkar in der schattigsten<br />

Periode des Jahres geht, ist ihm selbst nicht<br />

klar. Vielleicht als Härtetraining: Wer in<br />

Sibirien war, findet auch Finnland nicht<br />

mehr so kalt. Vielleicht auch, weil hier unter<br />

der Pyramidenspitze im Dezember der<br />

beste Pulverschnee zu finden ist. Windgeschützt<br />

und sonnenabgewandt, von hohen<br />

Felsen eingerahmt und – außer von Toni<br />

und seinen Freunden – selten befahren.<br />

Natürlich aber auch, weil es schon Tradition<br />

ist, vor Weihnachten mit Bertl zusammen<br />

nach Durchholzen in den Zahmen Kaiser zu<br />

fahren, das eisige Sträßchen zum Parkplatz<br />

hinaufzukurven, dann die Felle aufzuziehen<br />

und schelmisch in die Runde zu fragen:<br />

»Hamma alles? Beide Skischuhe?«<br />

01⁄15 Bergsteiger 41


Südseitiger Aufstieg: durchs Kübelkar zum Ellmauer Tor<br />

»Kuhle« Sitze<br />

Nach gut zwei Stunden sitzt er im Ellmauer<br />

Tor. Die Dohlen dort kennen ihn<br />

schon, fressen ihm fast aus der Hand.<br />

Auch ein Ratsch mit einem der anderen<br />

Tourengeher(innen) geht fast immer. Die<br />

Atmosphäre hier heroben ist entspannt,<br />

der Horizont weit. Man sitzt bequem in<br />

einer der Schneekuhlen, die man selbst<br />

oder ein Vorgänger ausgeschaufelt hat und<br />

lehnt sich am rauhen Fels an. Wenn nicht<br />

der Eiswind über den Sattel pfeift, kann<br />

man es hier ewig aushalten.<br />

Einen Dohlenflügelschlag zur Rechten befindet<br />

sich die Rote-Rinn-Scharte, einen zur<br />

Linken liegt der Herrenstein. Für das Kaisergebirge<br />

eine ungewöhnliche Skitour, führt<br />

sie nicht durch ein steiles Kar oder eine wilde<br />

Rinne, sondern einfach über einen schönen,<br />

sonnigen Südhang. Fünf Euro kostet<br />

Toni die Tour auf den Herrenstein. Zahlbar<br />

ins Familiensparschwein. Dort wirft jeder<br />

ein, der sich mit dummen Sprüchen, Zuspätkommen<br />

oder ähnlichem etwas hat zu<br />

Schulden kommen lassen. Fünf Euro für<br />

seine Bemerkung »ausnahmsweise« auf den<br />

Wunsch von Frau und Tochter die gemütliche<br />

Firntour zum Herrenstein mitzugehen.<br />

Ende März. Tonis Terminplan für Kaisertouren<br />

wird jetzt immer voller. Allein in die<br />

Griesenau »muss« er mindestens zwei Mal.<br />

An einem Schönwettersonntag steht die Familientour<br />

auf die Fritz-Pflaum-Hütte auf<br />

dem Programm. Auch um Bertls Fahrzeug<br />

wuselt am Parkplatz eine Großfamilie.<br />

schnaufen ein wenig in der Querung zur<br />

Winkelalm und nehmen den letzten langen<br />

Hang in Angriff, der hinaufleitet bis<br />

unter den Felsansatz der Pyramidenspitze.<br />

Später im Jahr könnte man den versicherten<br />

Steig bis zum Gipfel hinaufwühlen.<br />

Aber eine Skitour ist das keine mehr, eher<br />

ein alpines Unternehmen. Nichts für Toni<br />

und Bertl. Die machen sich am Umkehrpunkt<br />

über die ersten Vanillekipferl von<br />

Bertls Frau her, dann geht es im kniehohen<br />

Pulverschnee hinab.<br />

Wenn die letzten Vanillekipferl aufgegessen<br />

sind, meist Mitte Januar, ist es an der<br />

Zeit, ins Ellmauer Tor zu gehen. Anders als<br />

das Winkelkar ist das Ellmauer Tor schon<br />

aus dem Tal gut einzusehen. Sobald das erste<br />

Zickzack einer Aufstiegsspur im Kübelkar<br />

zu entdecken ist, hält auch Toni nichts<br />

mehr. Für den breiten Kübel sind Tonis<br />

eigene Carver genau richtig. Beim Bau der<br />

Rinnen und Hänge hat der Herrgott am Radius<br />

seiner Ski Maß genommen. Sagt Toni.<br />

Bertl sagt: »Kannst<br />

ruhig zugehen.<br />

Bist eh schneller.«<br />

Nichts entspannt<br />

bei der ersten Tour<br />

im Winter so sehr<br />

wie dieser Satz.<br />

KOMPAKT<br />

Auf Skitour im<br />

Kaisergebirge<br />

Talorte: Kufstein: www.kufstein.at,<br />

Tel. 00 43/(0)53 72/6 22 07; Ellmau:<br />

www.ellmau.at, Tel. 00 43/(0)53 58/23 01;<br />

Going: www.going.at, Tel. 00 43/(0)53 58/<br />

24 38; Scheffau: www.scheffau.at,<br />

Tel. 00 43/(0)53 58/8 10 90<br />

Anfahrt: Von Norden über die Inntalautobahn<br />

bis Kufstein oder von Südwesten<br />

bis Wörgl. Oder Anfahrt über Kössen oder<br />

St. Johann, je nachdem ob man auf die<br />

Kaisersüdseite oder die -nordseite möchte.<br />

Beste Jahreszeit: Einige Touren sind<br />

im Hochwinter bereits möglich, besonders<br />

zu empfehlen sind die Monate März bis Mai.<br />

Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000,<br />

Nr. 8 »Kaisergebirge«<br />

Literatur: Sepp Brandl »Skitouren Berchtesgadener<br />

und Chiemgauer Alpen mit<br />

Kaisergebirge und Steinberge«, Bergverlag<br />

Rother, München 2012; Markus Stadler<br />

»Skitourenführer Bayerische Alpen« (das<br />

Kaisergebirge ist aber dennoch enthalten!),<br />

Panico Verlag, Köngen 2012<br />

Von wegen zahm<br />

Zweieinhalb Stunden wird der Anstieg zur<br />

Fritz-Pflaum dauern. Obwohl es ein paar<br />

Steilstufen gibt, werden im weichen Vormittagsfirn<br />

alle problemlos dort oben ankommen.<br />

Wer mag, kann noch in eine von<br />

vier Scharten steigen. Zu erwarten ist das<br />

aber an diesem Tag nicht. Die Frauen haben<br />

Ripperl und frisches Bauernbrot dabei,<br />

Toni hat ein paar Flaschen Bier in seinen<br />

Rucksack geschmuggelt und seine Schwiegermama<br />

würde nie ohne Schmalzgebäck<br />

auf Skitour mitkommen. Eine sportlich ambitionierte<br />

Powertour wird der Ausflug zur<br />

Fritz-Pflaum nicht werden.<br />

»Mitte der Woche kommt Nachschub«, verspricht<br />

Bertl während der Brotzeit an der<br />

Fritz-Pflaum-Hütte. Damit meint er nicht<br />

das saftige Ripperl auf seinem Brot, sondern<br />

frischen Pulverschnee. Genüsslich<br />

schauen sie hinüber ins Schönwetterfensterl.<br />

Etliche Tourengeher steigen in das enge<br />

Kar auf. Am Sonntagmittag ist fast jeder<br />

Meter zerfahren, aber in ein paar Tagen,<br />

nach dem nächsten Schneefall …<br />

Steil und steiler wird es. Die Felswände<br />

wachsen zur Rechten und zur Linken in<br />

den Himmel. Seit Toni sich erinnern kann,<br />

gehört das Schönwetterfensterl zu seinen<br />

Lieblingstouren. Ein Spiel aus Licht und<br />

Schatten, aus glitzerndem Pulverschnee<br />

und düsteren Felszacken. Das Beste ist der<br />

Ausstieg durch den Felsspalt in die Scharte:<br />

sonnenverwöhnt, Blick nach Süden auf die<br />

Tauern – und das Gefühl, oben zu sein.<br />

Wirklich »oben« würde zwar heißen, auf<br />

die Westliche Hochgrubachspitze zu klettern,<br />

aber das gibt er sich nur alle paar Jahre,<br />

wenn die Verhältnisse wirklich gut sind<br />

und er sich wieder einmal beweisen<br />

42 Bergsteiger 01⁄15


Zauberwelt im Zahmen<br />

Kaiser: auf Skitour an<br />

der Naunspitze<br />

Wandspektakel im<br />

Wilden Kaiser: Aufstieg<br />

Rote-Rinn-Scharte<br />

01⁄15 Bergsteiger 43


Fordernd: Die Abfahrt vom Egersgrinn bleibt versierten Skifahrern vorbehalten.<br />

muss, dass er noch längst nicht zum alten<br />

Eisen gehört. Heute steigt er stattdessen in<br />

die kurzen Ski seiner Tochter und taucht<br />

ein in flockigen Pulver.<br />

Saisonabschluss. Eine letzte Tour, bevor die<br />

Ski auf den Dachboden kommen. Obwohl<br />

noch andere Touren auf Tonis Wunschliste<br />

stehen – der Kaiser muss es sein. Unweit<br />

seines Saisonstarts beginnt der Anstieg ins<br />

Egersgrinn. Dass dieses Kar im »Zahmen«<br />

Kaiser liegt, leuchtet nicht ein. Gute 45° hat<br />

die steilste Stelle in diesem Kaiserklassiker,<br />

jedes Jahr holen sich ein paar Tourengeher<br />

eine blutige Nase. In Tonis Rucksack klappert<br />

ein Paar Steigeisen. Zur Sicherheit. In<br />

ein paar Monaten wird ihn sein Freund<br />

Bertl anrufen und fragen: »Morgen? Ins<br />

Winkelkar? Hast Zeit?«<br />

◀<br />

TOUREN<br />

Die schönsten Skitouren im Kaiser<br />

Pulver oder Firn: Wir haben sechs Routen ausgesucht, die Suchtcharakter haben –<br />

vom lockeren Anstieg durch ein südseitiges Kar bis hin zum rassigen Schartenziel<br />

1 Winkelkar (ca. 1800 m)<br />

3 Herrenstein (1820 m)<br />

4 Fritz-Pflaum-Hütte (1866 m)<br />

5 Schönwetterfensterl (2195 m)<br />

▶ mittel 2½ Std.<br />

900 Hm 900 Hm<br />

▶ mittel 3 Std.<br />

1000 Hm 1000 Hm<br />

▶ mittel 2½ Std.<br />

900 Hm 900 Hm<br />

▶ schwierig 3 Std.<br />

1200 Hm 1200 Hm<br />

Charakter: Ruhige Skitour im Zahmen<br />

Kaiser ins schattige Winkelkar<br />

unter der Pyramidenspitze<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz südöstlich<br />

von Durchholzen (ca. 720 m)<br />

Einkehr: keine<br />

Route: Vom Parkplatz anfangs fl ach,<br />

dann steiler zur Winkelalm und im<br />

großen Winkelkar in wechselnder<br />

Steilheit bis zum Beginn des Felsansatzes<br />

der Pyramidenspitze.<br />

2 Ellmauer Tor (2006 m)<br />

Charakter: Schöne Firntour auf<br />

der Kaisersüdseite, allerdings ohne<br />

Gipfelbesteigung<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Wieser<br />

nördlich von Going (850 m)<br />

Einkehr: keine<br />

Route: Vom Parkplatz am Tannbichlbach<br />

entlang und rechts haltend<br />

bis ins freie Gelände zu den Hängen<br />

unter der Regalmspitze. Über den<br />

großen Südhang bis zum Beginn der<br />

Felsen am Herrenstein (ca. 1820 m).<br />

Charakter: Beliebter Frühjahrsklassiker<br />

von der Griesner Alm<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Griesner<br />

Alm (988 m, Mautstraße ab April<br />

bzw. vorher Taxidienst durch den Wirt<br />

der Griesner Alm)<br />

Einkehr: Griesner Alm (988 m), ganzjährig,<br />

Tel. 00 43/(0)53 52/6 44 43<br />

Route: Von der Griesner Alm auf dem<br />

Sommerweg der Fritz-Pfl aum-Hütte<br />

ins Griesener Kar. Um den Kleinkaiser<br />

östlich herum zur Hütte.<br />

Charakter: Wildes Schartenziel für<br />

sichere Verhältnisse<br />

Ausgangspunkt: Griesner Alm<br />

Einkehr: Griesner Alm (siehe li.)<br />

Route: Wie bei 4 zur Fritz-Pfl aum und<br />

von hier kurz hinab ins eigentliche<br />

Griesener Kar, von hier in die offensichtliche,<br />

enge Rinne direkt südlich<br />

der Hütte. Aufstieg meist zu Fuß.<br />

Zuletzt schmaler Felsdurchschlupf.<br />

6 Pyramidenspitze (1997 m)<br />

übers Egersgrinn<br />

▶ mittel 2½ Std.<br />

900 Hm 900 Hm<br />

▶ schwierig 3 Std.<br />

1050 Hm 1050 Hm<br />

Charakter: Beliebtes südseitiges<br />

Kar im Wilden Kaiser mit der Option,<br />

auf die Hintere Goinger Halt zu steigen<br />

Ausgangspunkt: Wochenbrunner Alm,<br />

1087 m, nördlich von Ellmau<br />

Einkehr: Wochenbrunner Alm (1087 m),<br />

ganzjährig, Tel. 00 43/(0)53 58/<br />

21 80, www.wochenbrunn.com<br />

Route: Von der Wochenbrunner Alm<br />

auf dem Sommerweg zur Gaudeamushütte<br />

und ins große Kübelkar.<br />

Über einige Steilstufen in die breite<br />

Scharte des Ellmauer Tors. (Für die<br />

Hintere Goinger Halt, 2192 m, in<br />

¾ Std. zuletzt zu Fuß über Schrofen<br />

nach NNO hinauf.)<br />

Charakter: Rassige, nordseitige Tour<br />

im Zahmen Kaiser mit 2 Felsriegeln<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz oberhalb<br />

des Hofes Kölnberg bei Ebbs<br />

Einkehr: Alpengasthof Kölnberg<br />

(880 m), privat, im Winter Montag<br />

Ruhetag, Tel. 00 43/(0)53 73/4 32 77<br />

Route: Vom Parkplatz auf einer Forststraße<br />

bis unter das Kar. Durch den<br />

Wald zum ersten Felsriegel, diesen zu<br />

Fuß links umgehen und in wechselnder<br />

Steilheit das Egersgrinn hinauf.<br />

Vor der Scharte folgt der zweite Felsriegel<br />

(steil, evtl. Steigeisen nötig).<br />

Von der Scharte links über welliges<br />

Gelände auf die Pyramidenspitze.<br />

44 Bergsteiger 01⁄15


KOLUMNE<br />

Blick aus dem<br />

Zimmerfenster<br />

im Lager 3<br />

am Nanga Parbat<br />

DAVIDS DEPESCHEN (11)<br />

Geschichten aus dem Basislager<br />

Mobile Immobilie<br />

Es muss keineswegs<br />

immer eine Doppelhaushälfte<br />

mit Gartenteich<br />

und Webergrill auf der<br />

Terrasse sein: Manchmal<br />

reichen als Zuhause auch<br />

ein paar Quadratmeter<br />

und ein bisschen Stoff.<br />

Von David Göttler<br />

Worauf freust du dich am meisten?«, fragt<br />

mich meine Mama, als wir in München vor<br />

dem Geländewagen stehen. Gleich werden<br />

wir auf eine Abenteuerreise in die Sahara<br />

auf brechen, nach Algerien. Ich bin etwa<br />

elf Jahre alt, und ich weiß nicht wirklich,<br />

was das heißen soll: auf brechen zu einem<br />

– in meinen Vorstellungen – monotonen<br />

und sehr heißen XXL-Sandkasten. Meine<br />

Antwort lautet: »Ich freue mich am meisten<br />

auf daheim!«<br />

Mein Lebensstil hat sich mittlerweile ein<br />

wenig geändert. Ich bin mehr unterwegs<br />

als jemals zuvor und ganz sicher – so<br />

hoffe ich doch – in vielerlei Hinsicht etwas<br />

anders unterwegs als mit elf Jahren.<br />

Und trotzdem brauche ich ein »Daheim«,<br />

ein »Zuhause«. Ich denke, dass nur ganz<br />

wenige Menschen ohne ein solches auskommen.<br />

Fast jeder schafft sich ein Zuhause<br />

auf seine ganz eigene Art. Es muss<br />

keineswegs immer eine Doppelhaushälfte<br />

mit Gartenteich und Webergrill auf der<br />

Terrasse sein. Und auch ich habe mein Zuhause<br />

gefunden.<br />

Es ist mein Zelt.<br />

Wo immer es steht, dieses Haus aus Stoff<br />

und Stangen und Reißverschlüssen: Ich<br />

kann hineinschlüpfen und fühle mich<br />

»daheim«. Klar, es ist ein anderes Daheimgefühl<br />

als in meiner Wohnung. Aber es ist<br />

ein gutes Gefühl.<br />

Mittlerweile ist eine richtige Routine entstanden.<br />

Im Basislager zum Beispiel, wo<br />

sich Bergsteiger in Dauercamper verwandeln,<br />

verfeinere ich das Zelt und dessen<br />

Umfeld im Stile eines Häuslebauers. Ich<br />

schaffe Treppen und Terrassen aus Steinplatten,<br />

hänge Bilder mit Hilfe von Klebeband<br />

auf, installiere Licht und richte meine<br />

Taschen wie Schränke rings um meine<br />

Schlafmatte her. Ich genieße den riesigen<br />

Platz, den ich hier im Vergleich zu den<br />

Hochlagerzelten habe.<br />

Tiefschlaf im Sitzen<br />

In den Hochlagern bedeutet mir das Zelt<br />

dagegen vor allem eines: nicht mehr schuften<br />

zu müssen. Denn der Berg bedeutet Arbeit,<br />

sei es das Spuren, das Schleppen des<br />

schweren Rucksacks oder das Atmen in der<br />

dünnen Luft (oft auch alles zusammen).<br />

Im Zelt, das weiß ich, kann ich mich ausruhen.<br />

Wir schmelzen Schnee, versuchen<br />

uns aufzuwärmen und uns zu erholen. Im<br />

Fotos: David Göttler<br />

46 Bergsteiger 01⁄15


Foto: Bernd Bachfischer<br />

Zelt ist das Draußen für kurze Zeit vergessen.<br />

Und ich bin immer wieder überrascht,<br />

wie gut ich schlafen kann, obwohl es rechts<br />

und links hunderte Meter in die Tiefe geht.<br />

Manchmal kann das Zeltaufstellen zur<br />

wahren Herausforderung werden, sei es wegen<br />

des Platzmangels, wegen eines Sturms<br />

oder höhenbedingter Atemlosigkeit beim<br />

Schneeschaufeln (oft auch alles zusammen).<br />

Wahrscheinlich auch dank der Erschöpfung<br />

finde ich mich dann schnell mit<br />

der Lage des Zeltes ab. An der Ama Dablam<br />

hing unser Zelt – nur gesichert mit Hilfe<br />

von Eisschrauben und Eispickeln – in der<br />

Nordwand. Ohne Zeltstangen. Aus Platzmangel<br />

saßen wir nur. Trotzdem fanden<br />

wir zwei Nächte lang Schlaf und Schutz.<br />

Am Grat des Gauri Shankar konnten wir<br />

uns anfangs gar nicht vorstellen, wie hier<br />

ein Zelt hinpassen sollte. Nach einer Weile<br />

war eine Plattform geschaufelt, die kaum<br />

mehr Wünsche offen ließ.<br />

Nach einer Zeit wird man mit seinem Zeltpartner<br />

automatisch zum eingespielten<br />

Team und zieht sich morgens an wie in einer<br />

Choreografie. Abwechselnd schlüpfen<br />

Besser als die Eishöhle: die kleine Plattform<br />

im hartgefrorenen Schnee von Lager 2<br />

wir in Daunenanzüge, Schuhe und Klettergurt,<br />

immer darauf bedacht, kein Loch<br />

in die Matten zu machen. Deshalb gilt die<br />

goldene Regel: im Zelt keine Eisschrauben,<br />

keine Steigeisen oder Stöckelschuhe.<br />

Die Enge eines Zelts widerspricht all unseren<br />

Vorstellungen von Luxus. Meiner<br />

Meinung nach ist das Zelt dennoch oft die<br />

bessere Wahl. Als Simone Moro und ich<br />

uns vergangenen Winter am Nanga Parbat<br />

versuchten, waren die Mitglieder einer<br />

polnischen Expedition in eine Eishöhle<br />

gezogen: In einem dunklen Loch ging es<br />

nach unten in den Berg in eine große, gruselige<br />

Höhle, wo sie zwischen Eis und Fel-<br />

sen ihr »Zuhause« hergerichtet hatten. Das<br />

Eis krachte und vibrierte in unregelmäßigen<br />

Abständen. Sowohl Simone als auch<br />

ich wussten beim Anblick dieses Platzes<br />

sofort: Zelt! So schaufelten und hackten<br />

wir vor dem Höhleneingang unsere kleine<br />

Plattform aus dem hartgefrorenen Schnee.<br />

Glücklich krochen wir nach einer Weile<br />

hinein – ohne die Angst, von Tonnen an<br />

Eis begraben zu werden.<br />

Ein Teil von mir antwortet auf die Frage,<br />

auf was ich mich beim Auf brechen am<br />

meisten freue, noch immer mit: daheim.<br />

Aber zum Glück ist das bei mir ziemlich<br />

mobil geworden.<br />

◀<br />

David Göttler, Jahrgang 1978, teilte sein<br />

Zelt an den Steilwänden und Achttausen -<br />

dern dieser Welt unter anderem schon<br />

mit Gerlinde Kaltenbrunner, Stefan<br />

Glowacz und Simone Moro. Der staatlich<br />

geprüfte Berg- und Skiführer sowie<br />

Trainer des DAV-Expedkaders schreibt<br />

exklusiv für den BERGSTEIGER<br />

über seine Erlebnisse auf Expedition.<br />

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REPORTAGE<br />

Im Falle eines<br />

Lawinenabgangs<br />

hat man mit<br />

Airbag mehr Überlebenschancen.<br />

48 Bergsteiger 01⁄15


30 Jahre Lawinenairbag<br />

Der Gams-Effekt<br />

Einer toten Gams haben Freerider und Skitourengeher<br />

es zu verdanken, dass ihre Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

in einer Lawine inzwischen stark gestiegen ist.<br />

Vor 30 Jahren begann die Erfolgsgeschichte<br />

des Lawinenairbags mit der Firmengründung von ABS.<br />

Von Janek Schmidt<br />

Fotos: ABS/S. Malaun/Kaufmann<br />

Ein Zischen schneidet Ludwig<br />

Hallschmid das Wort ab. Für ihn<br />

ist das laute Geräusch erfreulich.<br />

Der Produktionsleiter von ABS,<br />

dem Hersteller von Lawinenairbags,<br />

durchquert gerade die Fabrik in<br />

Richtung neuer Forschungsbalkon. Noch<br />

bevor er dort ankommt, zischt es wieder,<br />

denn jeder Airbag muss bei der Endabnahme<br />

einmal aufgeblasen werden – und so<br />

viele Rucksäcke wie derzeit hat die Firma<br />

noch nie verbaut.<br />

Der Weg dorthin begann in den 1970er-<br />

Jahren mit einer toten Gams im Berchtesgadener<br />

Land. Der Förster Josef Hohenester<br />

hatte bemerkt, dass er im rutschenden<br />

Schnee weniger einsank, wenn er Wildbret<br />

trug. In Tests erkannte er, dass auch leere<br />

Kanister in Lawinen oben bleiben, und<br />

so ließ er diese Entdeckung patentieren.<br />

Als er zusammen mit der Fraunhofer Gesellschaft<br />

einen Investor suchte, der aus<br />

seiner Idee ein Produkt für Wintersportler<br />

entwickeln könnte, stieß Hohenester<br />

auf den Hobby-Skifahrer Peter Aschauer.<br />

Der Unternehmer, der sein Geld mit Straßenpfosten<br />

verdiente, hatte gerade beim<br />

Heliskiing in Kanada eine Lawine an sich<br />

vorbeirauschen sehen. Noch bewegt von<br />

dieser Grenz-Erfahrung, kaufte Aschauer<br />

das Airbag-Patent für 50 000 Mark.<br />

Kinderkrankheiten<br />

»Viel teurer war für mich aber das Tüfteln<br />

danach«, erzählt Aschauer in seiner Fabrik.<br />

Fünf Jahre lang experimentierte er mit<br />

Gasen, Mechanismen für den Auslöser und<br />

Material für die Airbags, bis er 1985 den<br />

ersten ABS-Rucksack auf der Sportmesse<br />

Ispo präsentierte: mit einem rundlichen<br />

Ballon, der sich aus dem Rucksack öffnete<br />

– und den fast alle verschmähten. »Die<br />

Gurte waren zu eng, der Ballon hatte die<br />

falsche Form, und die Zeit war noch nicht<br />

reif«, bekennt Aschauer 30 Jahre später. Also<br />

forschte er weiter – vor allem an einer<br />

Frage: Wie helfen Airbags in der Lawine?<br />

Zur Erklärung legt er einen Stein und einen<br />

Tischtennisball in eine Schüssel.<br />

Ein unabhängiges<br />

Schweizer Institut<br />

testet die Lawinen-<br />

Airbags seit 1995.<br />

01⁄15 Bergsteiger 49


ABS verleiht Flügel,<br />

die lebensrettend<br />

sein können.<br />

Mit geringem<br />

Volumen gibt es im<br />

Schnee keinen<br />

Auftrieb. Egal, wie leicht<br />

du bist.<br />

Fotos: ABS/Sandra Lahnsteiner, ABS<br />

Darüber gießt er Salz; der Stein und der<br />

Ball bleiben verschüttet. »So ist es auch<br />

im Schnee, da gibt es keinen Auftrieb,<br />

egal wie leicht du bist.« Dafür gibt es den<br />

Müsli-Effekt, den Experten inverse Segregation<br />

nennen: Hierfür rüttelt Aschauer<br />

nun an der Schüssel. Langsam rutschen<br />

die Salzkörner unter den Ball und den<br />

Stein, die damit an die Oberfläche gelangen<br />

– so wie große Stücke im Müsli. »Bei<br />

der Lawine passiert das Gleiche: Leute mit<br />

Airbag bleiben eher oben, weil ihr Volumen<br />

größer ist.«<br />

Bei der Vorwärtsbewegung in der Lawine<br />

hat ein Mensch zusätzlich Auftrieb, wie<br />

ein Wasserski bei schneller Fahrt. Deswegen<br />

beschlossen Aschauer und sein<br />

Produktionsleiter Hallschmid 1996, den<br />

runden Airbag vom hinteren Teil des<br />

30 Jahre ABS Lawinenairbag<br />

1970er-Jahre: Die Idee<br />

Ein bayerischer Forstmeister entdeckt, dass<br />

er mit erlegtem Wild auf den Schultern in<br />

Schneebrettern an der Oberfl äche bleibt, testet<br />

das Phänomen mit großen Kanistern und<br />

Ballons und meldet es schließlich als Patent<br />

an: die Geburtsstunde des Lawinenairbags.<br />

1980: Der Unternehmer<br />

Der begeisterte Skifahrer und<br />

Unternehmer Peter Aschauer<br />

erwirbt das Patent. Er gründet die<br />

Firma ABS Peter Aschauer GmbH<br />

(ABS steht für »avalanche balloon<br />

securesystem«) und beginnt mit der<br />

Entwicklung eines Systems, das innerhalb<br />

von Sekunden das Volumen<br />

eines Lawinenopfers vergrößert.<br />

1985: Das System<br />

Das erste voll funktionsfähige<br />

Airbagsystem wird auf<br />

der ISPO vorgestellt.<br />

1970<br />

1980<br />

50 Bergsteiger 01⁄15


Rucksacks zu entfernen und auf zwei flügelartige<br />

Luftkammern an der Seite zu verlegen.<br />

Die länglichen Luftkissen boten eine<br />

größere Auftriebsfläche und eine eher<br />

horizontale Position in der Lawine, bei der<br />

sich die Beine seltener in trägen Schneeschichten<br />

in der Tiefe verankern.<br />

Trügerische Sicherheit?<br />

Dennoch dauerte es ein weiteres Jahrzehnt,<br />

bis die Nachfrage plötzlich stieg. 1996 rüstete<br />

ABS nur 800 Rucksäcke mit Airbags<br />

aus – in diesem Jahr waren es bereits<br />

50 000. Dieser Wandel hat vor allem drei<br />

Ursachen: Immer mehr Menschen gehen<br />

auf Skitour und zum Varianten-Fahren,<br />

darunter auch jüngere Sportler, die sich<br />

für neue Technik begeistern und eher Geld<br />

dafür ausgeben. Zweitens lief Aschauers<br />

Patent nach 20 Jahren aus, und die wachsende<br />

Konkurrenz von Snowpulse, BCA<br />

und Black Diamond belebt das Geschäft.<br />

Zuletzt erlebten die Airbags eine Entwicklung,<br />

die zuvor den Verkauf von Skihelmen<br />

angetrieben hatte und dort als »Althaus-Effekt«<br />

bekannt wurde. So war der<br />

holländische Prinz Friso 2012 am Arlberg<br />

in einen Schneerutsch geraten und starb<br />

später an den Folgen von Sauerstoffmangel.<br />

Sein Begleiter hingegen trug einen<br />

Lawinen-Airbag und blieb unverletzt.<br />

Ähnlich erging es dem Freeskier Aymar<br />

Navarro. Dessen spektakulärer Lawinen-<br />

Wie das Prinzip funktioniert: Mit Airbag schwimmt man, ohne taucht man in der Lawine ab.<br />

Unfall mit Airbag verlief glimpflich und<br />

wurde zum Youtube-Hit.<br />

Kritiker bemängeln, dass die Verbreitung<br />

solcher Videos ein falsches Sicherheitsgefühl<br />

vermittelt und zu Risiko verleitet.<br />

Andererseits zeigen die Filme auch, dass<br />

selbst Experten Lawinen nie ganz vermeiden<br />

können. Und sie werfen eine entscheidende<br />

Frage auf: Wie viel hilft ein Airbag?<br />

Die Antwort darauf war lange umstritten.<br />

Denn nachgestellte Experimente mit Lawinen<br />

sind teuer, teils gefährlich und<br />

kaum vergleichbar, da jeder Schneerutsch<br />

anders verläuft. Pläne, ein überdachtes<br />

Versuchslabor mit riesiger Lawinenrampe<br />

in Österreich zu bauen, scheiterten<br />

bislang an den Kosten von mehr als zwei<br />

Millionen Euro.<br />

1989: Die ersten Fans<br />

Der DAV Summit Club<br />

rüstet alle Variantenskifahrer,<br />

die an den<br />

»Ski-Plus Wochen« teilnehmen,<br />

mit ABS aus.<br />

1995: Weitere Fans<br />

Das Eidgenössische Institut für<br />

Schnee- und Lawinenforschung<br />

(SLF) startet umfangreiche Testserien<br />

mit dem ABS-System.<br />

1990: Limitierter Vertrieb<br />

Das ABS-System ist über Bergund<br />

Skischulen sowie Veranstalter<br />

von Tiefschneekursen<br />

und –reisen erhältlich (allerdings<br />

noch nicht im Fachhandel).<br />

1996: Feilen am System<br />

Das erste ABS® System mit Doppelairbag<br />

(TwinBag), eingebaut in<br />

Rucksackmodelle von Vaude, wird<br />

vorgestellt. Die pyrotechnischpneumatische<br />

Auslösung des Systems<br />

löst den bisherigen Bowdenzug ab.<br />

1998: Neuer Partner<br />

Die Firma Deuter übernimmt<br />

die Fortentwicklung der ABS-<br />

Rucksäcke und verhilft dem<br />

System zu einem weiteren<br />

Durchbruch. 4000 ABS-Systeme<br />

werden in diesem Jahr in<br />

Rucksäcke verbaut.<br />

2002: Nochmal Partnerwechsel<br />

Dynafi t übernimmt den Vertrieb<br />

der ABS-Rucksäcke weltweit.<br />

Mit dem Verkauf der Firma Dynafi t<br />

an Salewa geht der Vertrieb der<br />

Rucksäcke wieder zurück an ABS.<br />

2003: Neue Kundschaft<br />

Ein spezieller Airbag<br />

für die Freeride-Szene<br />

wird entwickelt.<br />

1990 2000


In einer Lawine ist die<br />

Todeswahrscheinlichkeit<br />

für einen Skifahrer<br />

mit Airbag halb so groß<br />

wie ohne.<br />

Spitze: ABS kooperiert mit Rucksack-Herstellern aus dem Freeride- und Skitourenbereich.<br />

Übung hilft beim Überleben<br />

Der Schneeforscher Pascal Haegeli konnte<br />

mithilfe weltweiter Umfallstatistiken<br />

mehr Klarheit in die Sache bringen. In<br />

einer allgemein anerkannten Studie von<br />

2014 zeigt er: Wenn zwei Fahrer in dieselbe,<br />

große Lawine geraten, ist die Todeswahrscheinlichkeit<br />

für denjenigen mit<br />

Airbag halb so groß (11 %) wie für denjenigen<br />

ohne (22 %). Jedoch offenbart die<br />

Studie auch eine Schwäche der Ausrüstung.<br />

Bei jedem fünften Unfallopfer war<br />

der Airbag nicht aufgeblasen. Dafür gab es<br />

verschiedene Ursachen: Wartungsfehler<br />

wie falsches Einsetzen der Patrone (12 %),<br />

Zerstörung des Luftsacks in der Lawine<br />

(12 %) oder auch Gerätefehler (17 %). Am<br />

häufigsten aber hatten die Fahrer in der<br />

Hektik schlicht nicht am Auslöser gezogen,<br />

um den Airbag aufzublasen. Für Benutzer<br />

der Rucksäcke heißt das: Sie sollten<br />

das Auslösen üben.<br />

Für Aschauer und sein Team hingegen bedeutet<br />

es: Weiter tüfteln! Deswegen steigt<br />

Produktionsleiter Hallschmid jetzt wieder<br />

auf seinen Balkon, den er in der 2011 neu<br />

bezogenen Fabrik im niederbayerischen<br />

Gottfrieding zum Forschen eingerichtet<br />

hat. Dort stehen etliche Maschinen: eine<br />

Drehbank, eine Fräse, ein Hydraulikaggregat<br />

für Zugkraft-Tests und eine Kühltruhe<br />

mit bis zu 40 Grad unter Null. »Unser<br />

derzeitiges System optimieren wir seit 20<br />

Jahren«, sagt er, »daher sind wir jetzt dran,<br />

neue Möglichkeiten zu entwickeln.«<br />

In Zukunft sollen die Luftsäcke aus leichterem,<br />

stabilerem Material bestehen und<br />

effizientere Formen erhalten. Vor allem<br />

sollen sich die Airbags in Lawinen von<br />

selbst auf blasen. Die Technik ist kompliziert,<br />

und bis sie fertig ist, wird Hallschmid<br />

wohl noch viele, laute Zischgeräusche ertragen<br />

– und sich weiterhin über diesen<br />

Lärm freuen.<br />

◀<br />

2004: Das Outfit<br />

Neues Design der<br />

gesamten Rucksackpalette<br />

mit der<br />

Bezeichnung ESCAPE<br />

2009: Mit Fernbedienung<br />

Die Wireless Activation, die<br />

funkgesteuerte Fernauslösung<br />

der Airbags, ist die Innovation<br />

speziell für Gruppen.<br />

2008: Mit Reißverschluss<br />

Die ABS® Vario-Line mit<br />

Zip-on-System für die<br />

individuellen Ansprüche von<br />

Freeridern, Skitourengehern<br />

und Bergführern kommt auf<br />

den Markt.<br />

2005: Kompakter<br />

Ein neues Airbag-<br />

Material verbessert die<br />

Faltung und Unterbringung<br />

des Airbags.<br />

2010: Leichter<br />

Die neue Carbonpatrone<br />

bringt eine Gewichtsersparnis<br />

von knapp 50 Prozent.<br />

2011: Noch mehr Partner<br />

Industriepartner integrieren<br />

das ABS-System in ihre Rucksäcke<br />

(Inside Partner) oder<br />

produzieren entsprechende<br />

Zip-ons für die ABS Base Units<br />

(ABS Compatible Partner).<br />

2012: Mit Panzer<br />

Die Vario Base-Unit<br />

kann nun mit einem<br />

zertifi zierten Rückenprotektor<br />

ausgestattet<br />

werden.<br />

2015: 30 Jahre ABS<br />

ABS produziert 50 000 ABS-<br />

Systeme im Jahr und ist<br />

nach wie vor Marktführer in<br />

diesem Bereich.<br />

2010<br />

52 Bergsteiger 01⁄15


Fotos: ABS/Matthias Vigl (links), ABS, pixelio<br />

BERGSTEIGER: Herr Aschauer, sind Sie selbst schon mal in<br />

eine Lawine geraten?<br />

PETER ASCHAUER: Nein, aber vor 35 Jahren war es mal sehr knapp:<br />

Beim Heliskiing in Kanada hat sich bei einer Abfahrt über uns der halbe<br />

Hang in Bewegung gesetzt. Vor Schock standen wir wie angewurzelt auf<br />

einer Kuppe – das war unser Glück: Die Schneemassen sind rechts und<br />

links an uns vorbeigerauscht.<br />

Kamen Sie so auch zu den Lawinenrucksäcken?<br />

Das war aufgrund einer Zeitungsannonce: »Patent für Lawinen-Airbags<br />

zu verkaufen.« Nach meiner Erfahrung in Kanada war ich gerade ziemlich<br />

sensibilisiert für das Thema und habe zugegriffen.<br />

Der Airbag-Pionier<br />

Peter Aschauer, 72,<br />

hat das Unternehmen<br />

ABS vor 30 Jahren<br />

gegründet. Er war<br />

einer von wenigen,<br />

die damals an<br />

die Idee der Lawinen-<br />

Airbags glaubten.<br />

Trotz der allgemeinen Skepsis?<br />

Ich fand das System einleuchtend. Auch wenn es frustrierend war, als<br />

wir fünf Jahre daran getüftelt haben und sich dann kaum jemand für<br />

unsere ersten Airbags interessiert hat. Aber es gab auch immer wieder<br />

Leute, die mit Airbags Lawinen überlebten, während andere verschüttet<br />

wurden. Deren Geschichten und Dank haben mir Mut gemacht.<br />

Gab es auch Phasen, in denen Sie überlegt haben, aufzugeben?<br />

Eine Zeit lang hatte ich fast resigniert und mir gedacht: Dann muss die<br />

Menschheit halt verschüttet bleiben. Zum Glück kam dann Günter Sturm …<br />

… der langjährige Chef des DAV Summit Clubs …<br />

und ein Freund von mir, mit dem war ich immer wieder Rennradeln.<br />

Der hat an unsere Airbags geglaubt und dann die Regel eingeführt, dass<br />

seine DAV-Kunden beim Varianten-Fahren einen Airbag tragen mussten<br />

– sonst durften die nicht mit.<br />

War das Ihr Durchbruch?<br />

Es war auf jeden Fall ein Mega-Auftrag für uns: mit einem Schlag 140<br />

Airbags. Außerdem sahen es damals viele gute Skifahrer als Muss,<br />

mal mit dem Summit Club wegzufahren. So haben die unsere Airbags<br />

kennengelernt – auch teils gegen ihren Willen, weil sich einige gegen<br />

Rucksäcke beim Skifahren gesträubt hatten.<br />

Haben Sie dann heute wieder mehr Zeit, um selbst in die<br />

Berge zu gehen?<br />

Das erlaubt mein Job leider nicht. Ich fahre alle paar Wochen mal in unsere<br />

Wohnung bei Kitzbühel und gehe dort gemächlich Variantenfahren.<br />

Zum Tourengehen fehlt mir inzwischen leider die Kondition, da ich auch<br />

sonst gemütlichere Hobbys gefunden habe.<br />

Bereiten Sie sich so auch langsam auf Ihren Ruhestand vor?<br />

Jetzt noch nicht. Wir arbeiten gerade an neuen Entwicklungen, bei<br />

denen ich noch voll mitziehen will. Aber natürlich mache ich mir schon<br />

Gedanken. Man kann die Uhr ja schlecht aufhalten.<br />

Und für wen soll die Uhr bei ABS dann künftig laufen?<br />

Das weiß ich noch nicht. Ich bin ja spät Vater geworden. Meine Tochter<br />

ist erst 20 und hat andere Interessen als das Geschäft weiterzuführen.<br />

Deswegen müssen wir da eine andere Lösung fi nden.<br />

Interview: Janek Schmidt<br />

TUBBS Snowshoes – Welcoming Winter<br />

NEU: Flex VRT<br />

» DynamicFit Bindung mit Boa®-System – mit einem Handgriff zu fixieren<br />

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» Als Damen- und Herrenmodell in 3 Größen<br />

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TIPP<br />

12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />

Die besten Touren aus Bergsteiger 01/15<br />

Dolomiten, Karwendel, Churfirsten,<br />

Pala-, Bernina-, Glocknergruppe, Tessin<br />

Abtrennen<br />

Falten<br />

Einstecken<br />

11 Alp Tschingla, gut<br />

5 Schellkopf, teils<br />

12 Murnauer Moos,<br />

10 Lamsenspitze,<br />

2 Watzmannkar,<br />

3 Großglockner,<br />

ausgebauter Wanderweg,<br />

teils ausgesetzt<br />

weglose Wanderung;<br />

Abstieg mit Steiganlage<br />

Winterwanderung mit<br />

geringer Steigung<br />

typische Karwendelkletterei,<br />

langer Anmarsch<br />

großartige anspruchsvolle<br />

und lange Skitour<br />

hochalpine Tour für erfahrene<br />

Skitourengeher<br />

9 Via Alta Verzasca, 8 Piz Roseg, lange,<br />

4 Venter Runde,<br />

1 Cima della Fradusta, 7 Via ferrata Alleghesi,<br />

anspruchsvolle Mehrtagetour,<br />

Gipfel bis 2700 m<br />

konditionsfordernde<br />

Hochtour, Klettern III/IV<br />

spannende Skitourenwoche<br />

im Hochgebirge<br />

technisch einfache,<br />

lange Schneeschuhtour alpiner Klettersteig-<br />

Klassiker für Erfahrene<br />

6 Drei-Zinnen-<br />

Hütte, leichte, aber<br />

lange Wanderrunde<br />

GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />

Tourenart<br />

Schwierigkeit<br />

Wandern<br />

Schneeschuh<br />

Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />

Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig


TIPP<br />

Palagruppe Cima della Fradusta (2939 m)<br />

1<br />

Aussichts-Klassiker im Süden der Pala<br />

Zwischen den Zacken und Türmen, die die Pala-Hochebene einrahmen,<br />

bildet die Kuppe der Cima della Fradusta eine – für Schneeschuhwanderer<br />

sehr angenehme – Ausnahme. Ihr Gipfel ist einfach zu erreichen,<br />

die Aussicht von dort ins berühmte Val Canali einfach unschlagbar.<br />

500 Hm | 5 Std.<br />

Winterwanderausrüstung,<br />

Schneeschuhe und Stöcke<br />

aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />

Talort: San Martino di Castrozza (1526 m)<br />

Ausgangspunkt: Seilbahn Colverde – Rosetta (2633 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bus von Bf. Trento<br />

(110 km) und Feltre (45 km) bis San Martino di Castrozza<br />

Gehzeiten: Bergstation Rosetta – Rifugio Rosetta<br />

(20 Min.) – Passo Pradidali Basso (2621 m; 1½ Std.)<br />

– Passo della Fradusta (2670 m; 20 Min.) – Cima della<br />

Fradusta (1 Std.) – Rifugio Rosetta (2 Std.); gesamt 5 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Januar bis April (je nach Schneelage)<br />

Karten: Kompass 1:25 000, Blatt 622 »Pale di San Martino«;<br />

Tabacco 1:25 000, Blatt 022 »Pale di San Martino«<br />

Informationen: Azienda per il Tourismo, Via Passo Rolle 165,<br />

38054 San Martino di Castrozza, www.sanmartino.com<br />

Hütte: Rifugio Rosetta, auf Anfrage für Gruppen geöffnet,<br />

80 Betten in 4- bis 8-Bett-Zimmern, Tel. 00 39/04 39/<br />

6 83 08 oder 00 39/04 39/6 82 49, www.rifugiorosetta.it<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Der Weg über die Pala-<br />

Hochebene ist technisch einfach und ohne allzu viele Höhenmeter.<br />

Die Distanz und vor allem die Wegfi ndung sollten allerdings<br />

nicht unterschätzt werden. Am Gipfel Wächtengefahr!<br />

Bei Nebel oder schlechter Sicht ist die Tour nicht zu empfehlen.<br />

TIPP<br />

Berchtesgadener Alpen Watzmannkar, 3. Kind (2165 m)<br />

2<br />

Fantastische Skitour in traumhafter Kulisse<br />

Wer als Tourengeher im Winter nach Berchtesgaden kommt, wird vom Kar zwischen Watzmann<br />

und seinem kleinen Nachbarn magisch angezogen. Kaum zu glauben, dass man inmitten dieser<br />

Steilwände ohne Skiabschnallen auf wunderbare Skigipfel steigen kann.<br />

aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />

1500 Hm | 4 Std.<br />

normale<br />

Skitourenausrüstung<br />

Talort: Ramsau bei Berchtesgaden (670 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Hammerstiel bzw. Parkplatz<br />

an der Wimbachbrücke<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: RVO-Bus vom Bahnhof<br />

Berchtesgaden bis zum Parkplatz Hammerstiel bzw.<br />

zur Wimbachbrücke in Ramsau<br />

Gehzeit: ca. 4 Std. (nur Aufstieg)<br />

Beste Jahreszeit: Dezember bis Mai<br />

Karten: Kompass 1:50 000, Nr. 14 »Berchtesgadener<br />

Land, Chiemgauer Alpen«, AV-Karte BY21 »Nationalpark Berchtesgaden,<br />

Watzmann«<br />

Führer: Andrea und Andreas Strauß »Die schönsten Skitouren<br />

Chiemgau und Berchtesgaden«, Bruckmann Verlag, 2007<br />

Tourist-Info: Im Tal 2, 83486 Ramsau bei Berchtesgaden,<br />

Tel. 00 49/86 57/98 89 20, www.ramsau.de<br />

Charakter/Schwierigkeit: Landschaftlich nimmt es diese<br />

Skitour problemlos mit mancher Westalpenunternehmung auf –<br />

obwohl man weder Steigeisen noch Gletscherausrüstung aufpacken<br />

muss. Noch dazu ist das Watzmannkar keine reine Frühjahrstour,<br />

sondern kann fast den ganzen Winter über begangen<br />

werden. Ein kleiner Wermutstropfen ist der relativ lange Zustieg zu<br />

den spannenden Hängen oberhalb der Waldschneise, die aber<br />

für die Aufstiegsmühen mehr als entlohnen. Neben der Länge<br />

können schlechte, eisige Verhältnisse die Tour erschweren; unbedingt<br />

sind die Gipfelwechten am 3. Watzmannkind zu beachten.<br />

TIPP<br />

Glocknergruppe Großglockner (3798 m)<br />

3<br />

Skihochtour auf den höchsten Gipfel Österreichs<br />

Den Großglockner muss ein Alpinist einmal in seinem Leben bestiegen haben. Wer gut auf den Ski<br />

steht, sollte das im Winter tun, da beim richtigen Timing zusätzlich zum Gipfelglück eine gewaltige<br />

Firnabfahrt winkt.<br />

aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />

↑ 1000/↓ 1880 Hm |<br />

6½ Std.<br />

Skihochtourenausrüstung<br />

mit Pickel und Steigeisen<br />

Talort: Kals (1324 m)<br />

Ausgangspunkt: Stüdlhütte (2802 m)<br />

Endpunkt: Lucknerhaus (1918 m)<br />

Anfahrt: Über Kufstein und Kitzbühel nach Mittersill.<br />

Der Felbertauernstraße folgen (Maut) und über Matrei nach<br />

Huben. Links nach Kals abzweigen und weiter bis zum Lucknerhaus<br />

(Schneeketten sehr empfehlenswert).<br />

Gehzeiten: Stüdlhütte – Glocknerleitl 3 Std., Glocknerleitl<br />

- Großglockner 1 Std., Großglockner – Lucknerhaus 2½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Mitte Februar bis April<br />

Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Nr. 40 »Glocknergruppe«<br />

Informationen: Gemeinde Kals am Großglockner, Ködnitz 6,<br />

A-9981 Kals am Großglockner, Tel. 0 48 76/82 10, www.kals.at<br />

Charakter/Schwierigkeit: Hochalpine Skibesteigung, die<br />

alpine Erfahrung sowie absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit<br />

erfordert. Sicherungsstangen erleichtern den Gipfelanstieg,<br />

jedoch Staugefahr an Wochenenden an der schmalen Glocknerscharte.


TIPP<br />

Palagruppe Cima della Fradusta (2939 m)<br />

TIPP<br />

Route: Die ersten 1200 Höhenmeter überwindet man<br />

dank der Gondelbahn Colverde und daran anschließend<br />

der Seilbahn Rosetta fl ott und ganz ohne Anstrengung.<br />

An der Bergstation angelangt, kann man sich bei einem<br />

kurzen Aufstieg (50 Hm) zur Cima Rosetta akklimatisieren<br />

und einen Überblick verschaffen, was angesichts der<br />

weiten, hügeligen Hochebene in jedem Fall von Vorteil ist.<br />

Zu schnell kann es in der Pala passieren, dass Wolken die<br />

Sicht verhüllen (ebenso schnell kann es auch wieder aufreißen).<br />

Der Weg zum Rifugio Rosetta führt auf einem ausgetrampelten<br />

Pfad abwärts, die Hütte ist bei freier Sicht<br />

nicht zu verfehlen. Von dort geht es weglos Richtung Osten<br />

am Rand einer Mulde entlang und schließlich durch die<br />

Hügel, links der höheren Gipfel, nach Südosten immer auf<br />

und ab bis zum Passo Pradidali Basso. Von dort nach links<br />

und in einem weiten Rechtsbogen um einen Hügel herum<br />

zum Passo della Fradusta. Hier genießt man freie Sicht<br />

ins Val Pradidali, einem Seitental des größeren Val Canali,<br />

und diverse spektakuläre Zacken ringsum. Nun quert man<br />

die Nordfl anke der Cima della Fradusta und berührt dabei<br />

kurz deren Gletscher, einen der letzten in den Dolomiten.<br />

An der Nordostkante beginnt der eigentliche Gipfelanstieg in mäßiger<br />

Steigung immer an der Kante entlang bis zum fl achen Gipfel<br />

(ohne Kreuz, dafür eventuell mit einer Wächte!). Nach Genuss der<br />

fantastischen Aussicht kehrt man den Aufstiegsspuren folgend<br />

(um Verirrungen zu vermeiden) zurück zur Rosetta-Hütte und weiter<br />

zur Bergstation.<br />

Dagmar Steigenberger<br />

Bizarre Schneeskulpturen am Weg<br />

zur Cima della Fradusta<br />

Berchtesgadener Alpen Watzmannkar, 3. Kind (2165 m)<br />

Route: Vom Parkplatz Hammerstiel auf der Forststraße<br />

(Schild: »Kühroint«) in südwestlicher, später südöstlicher<br />

Richtung bis zu einer Wegkreuzung, wo der alternative<br />

Zustieg von der Wimbachbrücke kreuzt. Dieser führt ebenfalls<br />

über eine Forststraße, ist ein wenig länger, apert aber<br />

erst später aus.<br />

Von der Kreuzung folgt man entweder der Forststraße,<br />

vorbei an der sonnigen Schapbachalm bis zur markanten<br />

Linkskurve auf etwa 1200 Metern, genannt Benzinkurve.<br />

Bis hierher im Frühjahr oft schneefrei, also auch mit MTB<br />

zu verkürzen. Ortskundige (nur diese) verlassen die Forststraße<br />

bereits kurz nach genannter Kreuzung nach rechts<br />

in den Wald, um über den Schapbachboden abzukürzen.<br />

In der Benzinkurve verlässt man den Forstweg nach rechts<br />

und steigt nun über steile Waldschneisen durch das sogenannte<br />

Wasserbeet empor, bis sich der dichte Wald lichtet<br />

und von einem schönen Lärchenwald abgelöst wird.<br />

Leicht linkshaltend, unter der gewaltigen Westwand des<br />

Kleinen Watzmann vorbei, gelangt man nun in den eigentlichen<br />

Karboden, von wo auch erstmals das eigentliche Ziel<br />

sichtbar wird. Das weite Kar wird vom 4. Watzmannkind<br />

(die Watzmann-Jungfrau), einem markanten Felssporn, in zwei<br />

Kare geteilt – das westliche gipfelt im 5. Kind (2125 m), das östliche<br />

im 3. Kind, beides zwei relativ unscheinbare Schneegipfel,<br />

deren Gipfelhänge aber ideales Skigelände bieten. Spätestens<br />

unter der Jungfrau muss man sich entscheiden, welcher Spur<br />

man folgt. An beiden Gipfeln müssen die meist großen Wächten<br />

beachtet werden – auch wenn der Tiefblick hinab zum Königssee<br />

noch so reizvoll scheint!<br />

Abfahrt wie Aufstieg.<br />

Thomas Ebert<br />

Schattiger Anstieg ins Watzmannkar<br />

Foto: Andreas Strauß Foto: Dagmar Steigenberger<br />

TIPP<br />

Glocknergruppe Großglockner (3798 m)<br />

Aufstieg: Von der Stüdlhütte quert man leicht ansteigend<br />

nach Südosten um die felsigen Ausläufer der sogenannten<br />

Schere herum in eine steile Mulde. Man erreicht<br />

die weiten Gletscherfl ächen des Ködnitzkees. Über diese<br />

steigt man weiter nach Norden, dann leicht rechts halten<br />

zu den oberen steilen Hängen des Ködnitzkeees bergan.<br />

Auf ca. 3300 m Höhe hat man zwei Möglichkeiten:<br />

Variante 1: Entweder man hält sich rechts und steigt zum<br />

sogenannten »Kampl«, einem mit Drahtseilen versicherten<br />

Felsgrat (entweder hier bereits Skidepot oder man nimmt<br />

die Ski auf den Rucksack), der hinauf zur Adlersruhe führt.<br />

Von der Adlersruhe geht es dann in nordwestlicher Richtung<br />

recht fl ach zu den zunehmend steileren Osthängen<br />

des sogenannten Glocknerleitl.<br />

Variante 2: Wenn genug Schnee liegt und man über eine<br />

sichere Spitzkehrentechnik verfügt, kann man sich links<br />

halten und über die sehr steile Südfl anke (Spaltengefahr)<br />

direkt in Richtung Glocknerleitl steigen. Hierbei benutzt<br />

man für den Ausstieg aus der Flanke ein Felsband, das<br />

nach rechts führt.<br />

Über den steiler werdenden Osthang geht es je nach Verhältnissen<br />

noch ein Stück mit Ski oder bei Vereisung mit Steigeisen<br />

zum Beginn einer steilen Rinne. Hier Skidepot. Durch die<br />

Rinne hinauf zu einer Scharte und rechts entlang des teils ausgesetzten<br />

Grats auf den Kleinglockner (Sicherungsstangen). An einem<br />

Fixseil geht es wenige Meter hinab in die Glocknerscharte.<br />

Auf der anderen Seite steigt man zuletzt über Felsen (II/UIAA)<br />

zum »Top of Austria« hinauf.<br />

Abfahrt: Die Abfahrt erfolgt zunächst auf dem Anstiegsweg. Am<br />

Ködnitzkeees quert man dann aber nicht nach rechts zur Stüdlhütte,<br />

sondern kann direkt zu Lucknerhütte (auf Steilstufen achten)<br />

und Lucknerhaus hinab fahren. Michael Pröttel<br />

Start an der Stüdlhütte<br />

Foto: Michael Pröttel


TIPP<br />

Ötztaler Alpen Venter Runde<br />

4<br />

Ski-Haute-Route mit Weißkugel und Wildspitze<br />

Die großartige Runde führt auf fünf mächtige Dreitausender und bleibt auf langen Abschnitten<br />

im vergletscherten Gelände. Die Landschaftseindrücke sind großzügig, und großzügig sollte auch<br />

die eigene Kondition bemessen sein: Die Tagesetappen snd überwiegend lang.<br />

aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />

6300 Hm | 5 Tage<br />

komplette Skihochtourenausrüstung<br />

Talort: Vent (1895 m)<br />

Ausgangspunkt: P am Ortseingang von Vent (1890 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Ötztal-<br />

Bahnhof, weiter mit dem Bus über Sölden nach Vent<br />

Gehzeiten: Etappe 1: 7 Std., Etappe 2: 3–4 Std.,<br />

Etappe 3: 6–7 Std., Etappe 4: 5 Std., Etappe 5: 6 Std.<br />

Beste Jahreszeit: März bis Mai<br />

Karten: AV-Karte 1:25 000, Nr. 30/1 »Ötztaler Alpen,<br />

Gurgl«, Nr. 30/2 »Ötztaler Alpen, Weißkugel«<br />

Fremdenverkehrsamt: Ötztal Tourismus, Gemeindestr. 4,<br />

A-6450 Sölden, Tel. 00 43/(0)5 72 00, www.oetztal.com<br />

Hütten: Similaunhütte (3019 m), Tel. 00 39/04 73/66 97 11,<br />

www.vent-hotel-post.com; Schutzhütte Schöne Aussicht (2845 m),<br />

Tel. 00 39/04 73/66 21 40, www.goldenerose.it;<br />

Hochjochhospiz (2413 m), Tel. 00 43/(0)6 76/6 3059 98,<br />

www.hochjoch.at; Vernagthütte (2768 m), Tel. 00 43/(0)6 64/<br />

1 41 21 19, www.wieshof.at<br />

Charakter/Besonderheiten: Lange, anspruchsvolle Unternehmung<br />

im hochalpinen, vergletscherten Gelände, die einen<br />

versierten Skihochtourengeher verlangt, der nicht nur auf sichere<br />

Lawinenverhältnisse und gute Sichtbedingungen achtet, sondern<br />

auch Kondition mitbringt und sich sowohl im Gletschergelände<br />

wie an kurzen, aber ausgesetzten Graten (z. B. Weißkugel) sicher<br />

bewegen kann. Lässt man die Gipfelanstiege aus, so fallen zumindest<br />

die Kletterfertigkeiten weg.<br />

TIPP<br />

Ammergauer Alpen Schellkopf (1832 m)<br />

5<br />

Im Schatten der Schellschlicht<br />

Kaum ein Weglein führt zum unbedeutenden Schellkopf-Gipfel hinauf, der seit 2014 wieder ein<br />

kleines, aber schönes Gipfelkreuz trägt. Vom Brandjoch aus gesehen gibt der Berg ein eigenständiges,<br />

beachtenswertes Ziel ab. Wegen der sonnseitigen Lage ist diese Tour schon früh im Jahr möglich.<br />

aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />

1220 Hm | 5½ Std.<br />

normale Bergwanderausrüstung;<br />

Stöcke empfehlenswert<br />

Talort: Garmisch-Partenkirchen (707 m)<br />

Ausgangspunkt: Griesen (816 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />

Breite N 47.482910° Länge E 010.940504°<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahnverbindung<br />

ab München/Garmisch-Partenkirchen<br />

Entfernung: 11,50 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3¼ Std.; Abstieg 2¼ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Sommer und Herbst<br />

Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt BY 7 »Ammergebirge-<br />

Ost, Pürschling, Hörnle«; Kompass Wander- und Radtourenkarte<br />

1:50 000, Blatt 5 »Wettersteingebirge, Zugspitzgebiet«<br />

Informationen: Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen,<br />

Rathausplatz 1, D-82457 Garmisch-Partenkirchen,<br />

Tel. 00 49/(0)88 21/91 00, www.gapa.de<br />

Einkehr: keine<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Die Wanderung ist im Aufstieg<br />

einfach, wenn auch nicht markiert und teilweise sogar weglos.<br />

Die Abstiegsvariante ist anspruchsvoller, denn sie führt am Hohen<br />

Brand über eine kurze Steiganlage mit Krampen und Drahtseilen.<br />

Hinweis: für Kinder ab ca. 13 Jahren geeignet.<br />

TIPP<br />

Dolomiten Rund um den Einser (Zsigmondyhütte – Drei-Zinnen-Hütte)<br />

6<br />

Die schönste Sextener Wanderung<br />

An der Runde um den Einser, die über drei Scharten und vorbei an vier bewirtschafteten Hütten<br />

führt, stehen sie alle Parade, die Vorzeigegipfel der Region, vom Elfer über den Zwölfer bis zu den<br />

Drei Zinnen und der Dreischusterspitze. Was für eine Kulisse!<br />

aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />

1200 Hm | 6½ Std.<br />

normale Bergwanderausrüstung,<br />

evtl. Teleskopstöcke<br />

Talort: Sexten (1316 m)<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Fischleinboden<br />

(1454 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Linienbus ab Innichen<br />

(Bahnhof) via Sexten<br />

Gehzeiten: Fischleinboden – Zsigmondyhütte 2½ Std.,<br />

Zsigmondyhütte – Drei-Zinnen-Hütte 2 Std.,<br />

Drei-Zinnen-Hütte – Fischleinboden 2 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis zum ersten Schnee<br />

Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 010 »Sextener<br />

Dolomiten«. Eugen E. Hüsler »Wanderklassiker in den Dolomiten«,<br />

Bruckmann Verlag, München<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusverein, Dolomitenstraße 45,<br />

I-39030 Sexten, Tel. 00 39/04 74/71 03 10, www.sexten.it<br />

Hütten: Talschlusshütte, bew. Mitte Mai bis Ende Oktober,<br />

Tel. 00 39/04 74/71 06 06; Zsigmondyhütte, bew. 20. Juni bis<br />

Ende September, Tel. 00 39/04 74/71 03 58; Büllelejochhütte,<br />

bew. Mitte Juni bis Anfang Oktober, Tel. 00 39/3 37/45 15 17;<br />

Drei-Zinnen-Hütte, bew. 20. Juni bis 20. September, Tel. 00 39/<br />

04 74/97 20 02<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Landschaftlich einmalige<br />

Runde auf ordentlichen, durchwegs gut markierten und viel<br />

begangenen Wegen. Mehrere Einkehrmöglichkeiten am Weg,<br />

besonders empfehlenswert eine Übernachtung in der Büllelejochhütte<br />

(klein, aber fein!).


TIPP<br />

Ötztaler Alpen Venter Runde<br />

TIPP<br />

Etappe 1: Von den Parkplätzen in Vent durchs Dorf und<br />

auf der Trasse der Almstraße durchs Niedertal bis zur<br />

Martin-Busch-Hütte. Nach Südwesten und auf der rechten<br />

Seite des Marzellkamms bleiben, der das Tal teilt. Nach<br />

weiteren 500 Höhenmetern ist das Niederjoch mit der<br />

Similaunhütte erreicht. Von der Hütte am rechten Rand<br />

des westlichen Niederjochferners nach Südosten zum<br />

Similaun hinauf, bis man entweder vor dem letzten Steilaufschwung<br />

(ca. 3500 m) Skidepot macht oder bis zum<br />

Gipfel mit Ski aufsteigt. Abfahrt entlang der Aufstiegslinie<br />

bis zur Similaunhütte.<br />

Etappe 2: Von der Hütte kurz hinab Richtung Martin-<br />

Busch-Hütte, bis man nach links ansteigen kann zum<br />

Tisenjoch und über dieses zum Hauslabjoch. Optional<br />

über den Ostrücken und den Ostgrat auf die Fineilspitze.<br />

Ansonsten den Gletscher nach Nordwesten abfahren<br />

bis zumindest 3100 m (oder niedriger, dann fl acheres<br />

Gelände). Hier nach Westen ins Skigebiet und zuletzt kurz<br />

ansteigend zur Schönen Aussicht.<br />

Etappe 3: Von der Schönen Aussicht Richtung Im Hintern<br />

Eis (Skigebiet) und in die Scharte zwischen Im Hintern Eis<br />

Ammergauer Alpen Schellkopf (1832 m)<br />

Aufstieg: Von Griesen auf einem breiten Fahrweg<br />

eben neben der Naidernach nach Nordwesten, bis nach<br />

rund 10 Minuten an beschilderter Stelle nach rechts<br />

(gegen Norden) ein breiter Weg Richtung Schellschlicht<br />

abzweigt. Er schnürt sich im Wald zu einem schmalen<br />

Pfad zusammen, der zu einem Rücken westlich der<br />

Schelllaine ansteigt. Bei der nächsten beschilderten<br />

Wegverzweigung auf die linke Wegspur und sogleich auf<br />

einer Stahlbrücke über die tief eingeschnittene, enge<br />

Klamm der Schelllaine. Auf Bergpfad zu Fahrweg. Dort<br />

die Anstiegsroute zur Schellschlicht verlassen und auf<br />

dem Fahrweg knapp 100 Meter weit aufsteigen.<br />

Aufpassen! Nach rechts zweigt ein alter Viehweg ab, der<br />

etwas verbreitert worden ist. Auf ihm anfangs über dem<br />

Fahrweg dahin und weiter oben in Steiletappen durch<br />

die Lawinengräben Kellerlaine und Böse Laine. Dahinter<br />

ziemlich steil über eine freie Rippe hinauf, bis man auf<br />

der Höhe von etwa 1600 m in eine freie Hangmulde<br />

kommt. In den folgenden Wiesenhängen verliert sich der<br />

Weg. Nun relativ steil, aber nicht schwierig über die freie<br />

Grasfl anke hinauf und rund 50 Höhenmeter weiter oben<br />

und Egg. Nach Norden hinab auf den Hintereisferner und diesen<br />

nach Westen hinauf bis ins Hintereisjoch. Nun rechts über eine<br />

kurze Steilstufe hinauf zum Südgrat der Weißkugel (Skidepot)<br />

und über den ausgesetzten Grat zum Gipfel. Vom Depot über das<br />

Hintereisjoch und den Hintereisferner hinab bis auf Höhe des<br />

Hochjochhospizes und kurz ansteigend zu diesem hinauf.<br />

Etappe 4: Von der Hütte nach Nordwesten hinauf und anfangs<br />

über den Südwestrand des Kesselwandferners, dann direkt über<br />

den Ferner ins Obere Guslarjoch und über den Südrücken auf den<br />

Fluchtkogel. Zurück zum Oberen Guslarjoch und jenseits hinab<br />

auf den Guslarferner und über diesen zur Vernagthütte.<br />

Etappe 5: Von der Vernagthütte nach Norden hinauf und etwas<br />

oberhalb von 2900 m nach Nordosten auf den Kleinen Vernagtferner<br />

und über diesen ins Brochkogeljoch (zuletzt sehr steil). Jenseits<br />

unter der Brochkogel-Nordseite hindurch queren, am Mitterkarjoch<br />

vorbei und links ausholend in das Flachstück unter dem<br />

Wildspitz-Westrücken (Skidepot). Von Westen auf die Wildspitze.<br />

Vom Depot zurück zum Mitterkarjoch, sehr steil nach Süden hinab<br />

(versichert) und über den Mitterkarferner und das Mitterkar zur<br />

Breslauer Hütte. Hier nach Südosten hinab bzw. querend bis ins<br />

Skigebiet und nach Vent zurück.<br />

Andrea Strauß<br />

in einen breiten Wiesensattel. Dort links halten und über den<br />

Latschenrücken auf Wegspuren im Wesentlichen auf der Scheitelstrecke<br />

des Rückens nach Südwesten hinauf. Etliche der<br />

Spuren enden im Latschenverhau, weshalb man etwas Glück<br />

und Spürsinn braucht, um gleich den richtigen zu erwischen.<br />

Vor einer Senke auf dem Rücken nochmals etwas abwärts und<br />

dann im freien, aussichtsreichen Hang zum Gipfel hinauf.<br />

Abstieg: Bis in den breiten Wiesensattel auf der Höhe von ca.<br />

1650 m entlang der Aufstiegsroute. Dann geradeaus weiter und<br />

bei der Verzweigung nicht dem rechten, deutlichen Weg folgen,<br />

weil dieser im Latschendickicht endet. Links halten und entlang<br />

der Wasserleitung bis fast zur Wasserfassung hinauf. Auf einem<br />

freien Stück der Route, noch vor der Quelle, rechts halten und<br />

in geringem Auf und Ab über Wurzelwerk, Felsen und Kies zum<br />

Anstiegsweg zur Schellschlicht. Dort rechts abbiegen, wieder<br />

ein wenig auf und ab in die eindrucksvolle Felsenlandschaft auf<br />

dem Hohen Brand. Von ihm über eine kurze, gute Steiganlage<br />

nach Südosten hinunter und auf einem Bergweg zur Forstdiensthütte<br />

Schellalm hinab. Unter der Hütte auf Pfad in den<br />

Wald und über das Schelleck zur Aufstiegsroute hinunter, der<br />

man zum Ausgangspunkt folgt. Siegfried Garnweidner<br />

Auf Ski und mit Hund durch die Ötztaler Alpen<br />

Blick vom Schellkopf auf die Geierköpfe<br />

Foto: Siegfried Garnweidner Foto: Andreas Strauß<br />

TIPP<br />

Dolomiten Rund um den Einser (Zsigmondyhütte – Drei-Zinnen-Hütte)<br />

Aufstieg zum Büllelejoch: Vom Parkplatz Fischleinboden<br />

auf einer Sandstraße ganz sanft ansteigend zur<br />

Talschlusshütte (1528 m). Am Eingang zum Altensteintal<br />

gabelt sich der Weg. Sein linker Ast führt über den Bach<br />

und schräg aufwärts zu einer Geländeschulter. Es folgt<br />

eine Gruppe von Kehren, dann geht’s unter den Felsen<br />

des Einsers weniger steil taleinwärts. Links hat man das<br />

Elfermassiv, vor sich die elegante Pyramide des Hochleist<br />

(2413 m). Nach einer kurzen, aber recht ruppigen Steigung<br />

kommt der Zwölfer (3094 m) ins Bild. Er bleibt auch<br />

auf den letzten Serpentinen zur Zsigmondyhütte (2224 m)<br />

absoluter Blickfang.<br />

Der Weiterweg führt über offenes Alm- und Karrengelände<br />

in Schleifen hinauf zum Oberbachernjoch (2519 m) und<br />

fl ach am Kamm entlang zur kleinen Büllelejochhütte<br />

(2528 m). Dahinter um ein felsiges Eck herum und kurz<br />

etwas abwärts zum Büllelejoch (2522 m) mit freier Sicht<br />

zum Dreischustermassiv und zur Marmarole.<br />

Weiter zur Drei-Zinnen-Hütte: Aus der Scharte<br />

leitet eine ausgetretene Spur im Geröll hinunter gegen die<br />

Bödenalpe mit ihren Seeaugen. Die bleiben rechts unterhalb;<br />

der Weg quert fl ach nach Westen und steigt dann wieder<br />

an zum Toblinger Riedl, in dem die Drei-Zinnen-Hütte (2405 m)<br />

steht. Überwältigend: der Blick in die Nordwände der Drei Zinnen<br />

(2999 m).<br />

Abstieg: Der Abstiegsweg führt in einem weiten Bogen an den<br />

beiden nördlichen Bödenseen vorbei ins Altensteintal. Dabei<br />

kommt bald ein Berg ins Blickfeld, der im Herbst 2007 Schlagzeilen<br />

machte: der Einser (2698 m). Damals lösten sich aus seiner<br />

Gipfelfl anke rund 60 000 Kubikmeter Fels und donnerten ins<br />

Tal. Zu Schaden kam niemand; das Gestein riss aber eine breite<br />

Schneise in Latschen und Wald.<br />

Oberhalb der Talschlusshütte stößt man wieder auf den Anstiegsweg.<br />

Mit ihm hinunter ins Fischleintal und zurück zum Wanderparkplatz.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Die Bödenalpe mit ihren Seeaugen;<br />

im Hintergrund das Dreischustermassiv<br />

Foto: Eugen E. Hüsler


TIPP<br />

Dolomiten Via ferrata degli Alleghesi (Civetta, 3220 m)<br />

7<br />

Klettersteig-Klassiker auf Top-Dolomiten-Gipfel<br />

Es gibt schwierigere Klettersteige und höhere Gipfel in den Dolomiten, die Überschreitung der Civetta<br />

bleibt trotzdem eine der lohnendsten Unternehmungen im Reich der »Bleichen Berge«. Sportliche<br />

Herausforderung und die einmalige Felskulisse ergeben zusammen ein Bergerlebnis der Spitzenklasse.<br />

aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />

1600 Hm | 10 Std.<br />

K 3; komplette Klettersteigausrüstung,<br />

Helm<br />

Talort: Forno di Zoldo (858 m)<br />

Ausgangspunkt: Malga della Grava (1627 m), Anfahrt<br />

von Chiesa an der Nordrampe der Duràn-Passstraße<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: keine<br />

Gehzeiten: Malga della Grava – Einstieg 2½ Std.,<br />

»Via ferrata degli Alleghesi« 3½ Std., Civetta – Abstieg<br />

über den Normalweg – Malga della Grava 4 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis zum ersten Schnee im Herbst<br />

Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 015 »Marmo-<br />

lada – Pelmo – Civetta«. Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner<br />

»Top-Klettersteige Dolomiten«, Bruckmann Verlag, München<br />

Fremdenverkehrsamt: Consorzio Val di Zoldo Turismo,<br />

Via Balestra 1, I-32010 Zoldo Alto, Tel. 00 39/3 33/279 66 33,<br />

www.valdizoldo.net<br />

Hütte: Rifugio Torrani, bew. Anfang Juli bis Mitte September,<br />

Tel. 00 39/04 37/78 91 50<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Top-Tour auf einen der schönsten<br />

Dolomitengipfel! Ausgeprägt alpine Unternehmung, die<br />

Bergerfahrung und gute Kondition voraussetzt. Die »Alleghesi«<br />

ist mäßig schwierig, aber sehr lang (K 3), am Abstieg ebenfalls<br />

mehrere gesicherte Passagen. Übernachtung auf der Torranihütte<br />

empfehlenswert, als Tagespensum nur für Konditionsbolzen.<br />

TIPP<br />

Berninagruppe Piz Roseg (3937 m)<br />

8<br />

Fels und Gletscher in Traumlage<br />

In Nachbarschaft der Himmelsleiter zum Piz Bernina gelegen, ist der Piz Roseg deutlich seltener<br />

begangen. Dabei verspricht er nicht nur traumhafte Ausblicke auf die berühmten Nachbarn, sondern<br />

ist selbst eine Alpin-Schönheit mit feiner Felskletterei am Nordgrat und langen Gletscherpassagen.<br />

aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />

1400 Hm | 10–11 Std.<br />

Hochtourenausrüstung<br />

mit Steigeisen, Pickel, Seil<br />

Talort: Pontresina (1805 m)<br />

Ausgangspunkt: Tschiervahütte (2584 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Es lohnt sich, die Fahrt<br />

mit dem Glacier Express ab/bis Chur nach Pontresina zu<br />

unternehmen.<br />

Gehzeiten: Zustieg zur Tschiervahütte von Pontresina<br />

aus ca. 3½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />

Karte: swisstopo 1:25 000, Blatt 1277 »Piz Bernina«<br />

Fremdenverkehrsamt: Pontresina Tourist Information,<br />

Tel. 00 41/81/8 38 83 00, www.engadin.stmoritz.ch<br />

Hütte: Chamanna da Tschierva (2573 m), 100 Schlafplätze,<br />

Tel. 00 41/(0)81/8 42 63 91 (Hütte), Tel. 0 81/8 33 02 64;<br />

www.tschierva.ch<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Hochtour ZS. Mit dem Eselsgrat,<br />

der Kletterei im III bis IV. Schwierigkeitsgrad verlangt, hat<br />

auch der Piz Roseg einen echten alpinen Klassiker vorzuweisen.<br />

Gute Sicherung mit Bohrhaken, sehr gute Abseilmöglichkeiten<br />

vorhanden. Lange Tour, ausreichend Kondition unbedingt erforderlich.<br />

TIPP<br />

Tessin Via Alta Verzasca (VAV)<br />

9<br />

Anspruchsvolle Höhenwanderung mit Blick auf den Lago Maggiore<br />

Eine der reizvollsten Mehrtagetouren in den Alpen: Die VAV führt in vier Etappen (plus je ein Tag<br />

Zu- und Abstieg) am Kamm oberhalb des Verzasca-Tals entlang. Lange, meist exponierte Etappen<br />

fordern Physis und Psyche geübter Bergsteiger.<br />

aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />

800–1000 Hm/Tag | 4 Tage<br />

Bergwanderausrüstung für<br />

mehrtägige Tour über 2000 m;<br />

Klettersteigset nicht nötig<br />

Talorte/Ausgangspunkte: Gordola, Vogorno (Zustieg<br />

von Süden), Sonogno (Zustieg von Norden)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn nach Bellinzona,<br />

Gordola oder Tenero, von dort Bus nach Vogorno<br />

Gehzeiten: 4 Tage plus zwei Tage für Zu- und Abstieg<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober je nach Schneehöhe<br />

Karte/Führer: »Panoramakarte Via alta I/D, Ausgabe<br />

2014«, erhältl. in der Tourist-Info Tenero e valle Verzasca,<br />

Bestellungen aus dem Ausland nur über Tel. 00 41/<br />

(0)9 17 45 02 61 oder 00 41/(0)9 17 45 16 61;<br />

Swisstopo 1:25 000, Blätter LK 1313 »Bellinzona«, LK 1293<br />

»Osogna«, LK 1273 »Biasca«, LK 1272 »Pizzo Campo Tencia«,<br />

LK1292 »Maggia«;<br />

Kompasskarte 1:50 000, WK 110 »Valle Maggia, Val Verzasca«<br />

Zur Vorbereitung: www.map.geo.admin.ch<br />

Informationen: Tourist-Info Tenero, Via ai Giardini, CH-6598<br />

Tenero, Tel. 00 41/(0) 9 17 45 16 61, www.tenero-tourism.ch<br />

Hütten: Infos zu den einzelnen Hütten der VAV inkl. Telefonnummern<br />

(auf die jeweilige Hütte klicken, z. T. Online-Reservierung:<br />

prenotazione): www.verzasca.com. Reservierung empfohlen.<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Anspruchsvolle Mehrtagetour<br />

über die Wasserscheide zwischen Verzasca-Tal und den Bezirken<br />

Riviera und Leventina (z. T. T5 und T6). 800 bis 1000 Hm und 6 bis<br />

10 Std. Gehzeit pro Etappe. Gipfel zwischen 2500 und 2700 m.


TIPP<br />

Dolomiten Via ferrata degli Alleghesi (Civetta, 3220 m)<br />

TIPP<br />

Zustieg: Von der Malga della Grava (1627 m) zunächst<br />

auf einer Sandstraße sanft bergan in das gleichnamige<br />

Joch, wenig weiter, bei der Talstation der Hüttenseilbahn,<br />

rechts, am Col Grand (1927 m) wieder links und hoch über<br />

dem Valle Civetta bergan. Unter dem Felsfuß der Crepa<br />

Busa ins Hochkar Busa del Zuitón und über Schrofen zum<br />

Einstieg der »Ferrata Alleghesi«.<br />

Via ferrata degli Alleghesi: Der Auftakt ist senkrecht,<br />

aber bestens gesichert; dann leiten die Drahtseile in den<br />

ersten langen Kamin. In der Folge wechseln Steilpassagen<br />

ab mit kurzen Querungen; ein enger, gut fünfzig Meter hoher<br />

Kamin wird an Eisenbügeln durchstiegen. Nach oben hin<br />

nimmt die Steilheit allmählich ab; man quert in eine Geröllmulde,<br />

aus der eine Spur hinauf zum Hauptkamm des Massivs<br />

leitet. Packender Tiefblick auf Álleghe und seinen See.<br />

Den Drahtseilen folgend in die Westfl anke des Massivs,<br />

unter der Punta Tissi (2992 m) hindurch, dann auf den<br />

Grat und über die letzten leichten Felsstufen zum Gipfel<br />

der Civetta.<br />

Abstieg: Er führt (Spuren, Steinmännchen) über den<br />

ostseitigen Gipfelhang hinunter zum Rifugio Torrani (2984<br />

Berninagruppe Piz Roseg (3937 m)<br />

Aufstieg: Von der Tschiervahütte (2584 m) durch<br />

Blockgelände, den Tschiervagletscher kurzzeitig queren.<br />

Nun geht es über Felsen Richtung Piz Umur. Von hier Abstieg<br />

auf den Gletscher. Achtung: Spalten weiträumig<br />

umgehen!<br />

Nach etwa 3 Stunden Gehzeit erfolgt nun der Einstieg<br />

zum Eselsgrat. Es folgen 2 bis 2½ Stunden Kletterei in<br />

festem Fels bei guter Absicherung.<br />

Weitere ca. 1½ Stunden geht es über Schnee und Eis<br />

hinauf zur Schneekuppe (3918 m), dem Vorgipfel des<br />

Piz Roseg. Bei optimalen Verhältnissen führt ein weiterer<br />

scharfer Grat auf den Hauptgipfel (3937 m).<br />

Abstieg: Rückweg am Eselsgrat über sehr gute Abseilstellen,<br />

ansonsten mit dem Aufstieg identisch.<br />

Nina Hölmer<br />

m), zuletzt am sichernden Drahtseil direkt auf die Hüttenterrasse.<br />

Hier links (Schild) in das Kar unterhalb des Pian della Tenda. Über<br />

eine Folge von Felsstufen, zwischen denen bis in den Hochsommer<br />

Schneereste liegen, steigt die Route ab, an mehreren Stellen<br />

mit Drahtseilen gesichert. Über ein abschüssiges Band (Passo<br />

Grünwald) und plattige Felsen gelangt man schließlich auf den<br />

mächtigen Geröllhang am Wandfuß. Auf dem ziemlich instabilen<br />

Untergrund geht’s hinunter zum Anstiegweg, der knapp unterhalb<br />

der 2200-m-Höhenkote erreicht ist. Auf ihm über die Forcella della<br />

Grava hinunter zum Ausgangspunkt der großen Tour.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Eisenbügel leiten in der Via ferrata degli<br />

Alleghesi zum Gipfel der Civetta.<br />

Foto: Thomas Ebert Foto: Manfred Kostner<br />

Die formschöne Pyramide des Piz Roseg<br />

TIPP<br />

Tessin Via Alta Verzasca (VAV)<br />

Zustieg (T2–T3), Gehzeit ca. 6 Std.: Vom ersten Dorf des<br />

Verzasca-Tals, Vogorno (496 m), folgt man für ca. 1 Kilometer<br />

der Asphaltstraße zur Fraktion Pinello (600 m), von<br />

dort fl acher, auf rot-weiß markiertem Weg ins Porta-Tal.<br />

Nach Colletta-Kirche Abstieg zum Bach, danach steiler<br />

Aufstieg (ca. 2 Std.) zum Monte Rienza (1391 m). Danach<br />

fl ach, über Bach, dann Aufstieg zur Alpe Mognora (1592<br />

m). Weiter auf Naturstraße zur Capanna Borgna (1912 m).<br />

Alternative Zustiege von Gordola oder Sonogno.<br />

1. Etappe, Cap. Borgna – Cap. Cornavosa (T6), Gehzeit<br />

ca. 6–8 Std.: Von der Borgna-Hütte nach Norden zur Bocchetta<br />

die Cazzane (2104 m), durch kleine Ebene zum Anstieg<br />

der Bocchetta di Leis (2215 m). Über Grate und<br />

Grasnaben zum Poncione die Piotta (2439 m). Über Grate<br />

und Gipfel – Cima del Picoll (2440 m), Poncione dei Laghetti<br />

(2445 m) und Poncione del Venn (2477 m) – danach<br />

Abstieg über Gras- und Steinhalden zur Capanna<br />

Cornavosa (1991 m).<br />

2. Etappe, Cap. Cornavosa – Cap. Efra (T5), Gehzeit ca.<br />

8–9 Std.: Zunächst auf bequemem Weg zur Alpe Fümegna<br />

(1810 m). Dann wieder über Grate und Gipfel – Cima<br />

Longa (2487 m), Cima di Bri (2521 m), Bocchetta di Rierna<br />

(2461 m), Cima del Gagnone (2518 m), Bocchetta die Scaiee<br />

(2453 m) – zum Efra-See und von dort zur Efra-Hütte (2039 m).<br />

3. Etappe, Cap.Efra– Cap. Cognora (T5–T6), Gehzeit ca. 8–10<br />

Std.: Über verlassene Alp Furnà (2148 m) über stark ansteigende<br />

Weiden und danach große Steinhalden und Platten auf den Gipfel<br />

des Pizzo Cramosino (2717 m). In felsigem Gelände weiter<br />

über Passo del Gatto (2615 m) zum Madom Gröss (2741 m).<br />

Ca. 200 Hm Abstieg, dann auf und ab über Grate und Gipfel –<br />

Bocchetta die Cramosino (2549 m), Pizzo di Mezzodì (2708 m) –<br />

dann Abstieg über Geröll und Weiden zur Capanna Cognora<br />

(1938 m).<br />

4. Etappe, Cap. Cognora – Cap. Barone (T4), Gehzeit ca. 4 Std.:<br />

Unter der Cima Bianco hindurch zum Passo Piatto (2108 m), weiter<br />

unter mehreren Gipfeln hindurch zur Barone-Hütte. Variante:<br />

Aufstieg zum Pizzo Barone (2864 m), dem höchsten Gipfel des<br />

Verzasca-Tals (weitere 1½ Std. Aufstieg). Sandra Zistl<br />

Blick auf den Lago Maggiore<br />

Foto: Sandra Zistl


TIPP<br />

Karwendelgebirge Lamsenspitze (2508 m), Nordostkante<br />

10<br />

aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />

Großes Genusskletter-Kino<br />

Die Lamsenspitze bietet für Karwendel-Verhältnisse eine angenehme Kletterei an erstaunlich<br />

festem Fels mit großartigen Tiefblicken. Wegen der Gesamtlänge mit dem Anmarsch vom Tal aus<br />

ist im Herbst eine Übernachtung auf der Lamsenjochhütte anzuraten.<br />

1250/500 Hm | 8½ Std.<br />

alpine<br />

Kletterausrüstung<br />

Talort: Pertisau (930 m)<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Gramaialm (1263 m)<br />

Anfahrt: Über Bad Tölz und den Sylvensteinspeicher<br />

zum Achensee. Hier über Pertisau auf der Mautstraße ins<br />

Falzthurntal und am Ende an der Gramaialm parken.<br />

Gehzeiten: Gramaialm – Einstieg 2 Std.,<br />

Einstieg – Gipfel 3½ Std., Gipfel – Gramaialm 3½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Anfang Juli bis Mitte Oktober<br />

Hütte: Lamsenjochhütte (1953 m), Anfang Juni bis<br />

Mitte Oktober, www.davplus.de/lamsenjochhuette,<br />

Tel. 00 43/52 44/6 20 63<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000, Nr. 5/3 »Karwendelgebirge Ost«<br />

Führer: Kletterführer »Karwendel«, Panico Alpinverlag, Köngen<br />

Informationen: Tourismusverband Achensee,<br />

A-6215 Achensee,<br />

Tel. 00 43/52 46/53 00,<br />

www.achensee.info<br />

Charakter/Schwierigkeit:<br />

Schöne Genusskletterei, bei der<br />

sich kompakte Felspassagen und<br />

Schrofenstellen abwechseln.<br />

Die Schlüsselstelle (IV+) befi ndet<br />

sich gleich beim Einstieg.<br />

Kletterführer<br />

Karwendel<br />

Klettergärten im Isartal<br />

Mittenwald<br />

Hinterriß<br />

Ahornboden<br />

Lamsenjochhütte<br />

Gramaialpe<br />

Ha leranger<br />

Zentrales Karwendel<br />

Nordkette<br />

Inntal<br />

panico Alpinverlag<br />

13<br />

12<br />

11<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

30 m / 3<br />

30 m / 3<br />

40 m / 1-2<br />

45 m / 2-3<br />

40 m / 3<br />

40 m / 3+<br />

45 m / 4<br />

40 m / 2-3<br />

35 m / 3+<br />

40 m / 2<br />

30 m / 2<br />

50 m / 2 (meist Gehgelände)<br />

Knebel-Puchta<br />

Kaspurz-Hitthaler<br />

2 - 3<br />

4+<br />

Schwarzer Riss<br />

7<br />

8<br />

8<br />

8 m / 4+<br />

NO-Kante<br />

Homeopatix<br />

Pfeilerkamin<br />

Originalausstieg (4)<br />

Kante<br />

TIPP<br />

Churfirsten Alp Tschingla (1528 m)<br />

11<br />

Zwischen See und Steilwand<br />

Im Tal glühen die Blätter der Weinreben, auf der Bergseite strebt<br />

eine schroffe Felswand in den Himmel. Die steilen Südhänge der<br />

Churfirsten über dem Walensee, der Schweizer Riviera, gelten auch<br />

im Spätherbst noch als sonnenverwöhntes Plätzchen.<br />

↑ 1000/↓ 760 Hm |<br />

5 Std.<br />

normale Bergwanderausrüstung,<br />

Stöcke empfehlenswert<br />

aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />

Talort: Walenstadt (426 m)<br />

Ausgangspunkt: Untersäss in Walenstadtberg (754 m),<br />

Postauto-Haltestelle Stauffacher<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Zug bis Walenstadt,<br />

von dort stündlich per Postauto nach Walenstadtberg<br />

Gehzeiten: Untersäss – Alp Tschingla 1½ Std. – Palis<br />

(1641 m) ½ Std. – Chlaffenboden (1662 m) ½ Std. –<br />

Schrina-Obersäss (1717 m) ½ Std. – Alp Schrina (1290 m) 1 Std.<br />

– Pax Mal ¼ Std. – Rehaklinik Knoblisbüel (967 m)<br />

Beste Jahreszeit: Mai bis November, sofern schneefrei<br />

Karte: Landeskarte der Schweiz 1:25 000, Blatt 1134 »Walensee«<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourist Information Walenstadt, Bahnhofstraße<br />

19, 8880 Walenstadt, Tel. 00 41/(0)81/7 20 17 17,<br />

www.tourismus-walenstadt.ch<br />

Einkehr: Restaurants in Walenstadt, zwischen Ende Mai und<br />

Mitte September auch Alp Tschingla und Alp Schrina<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Auch wenn es auf den ersten<br />

Blick fraglich scheint, wo durch diese Felswände ein Wanderweg<br />

aufwärts führen soll, winden sich die Serpentinen gut ausgebaut<br />

nach oben. Der Weg ist ausgeschildert und markiert,<br />

an wenigen Stellen bis zur Alp Tschingla allerdings ausgesetzt.<br />

TIPP<br />

Oberbayerisches Alpenvorland Murnauer Moos<br />

12<br />

Winterwanderung vor toller Bergkulisse<br />

Im Sommer und Herbst ist das Murnauer Moos bei Ausflüglern – sowohl Wanderer als auch Radfahrer<br />

– sehr beliebt. Von November bis März sind hingegen weitaus weniger in dieser großartigen<br />

Landschaft unterwegs.<br />

aus Bergsteiger 01/2015 – Seite 20<br />

80 Hm | 3½ Std.<br />

Winterwanderausrüstung,<br />

Gamaschen und Stöcke<br />

Talort: Murnau (700 m)<br />

Ausgangspunkt: Westried/Zughaltestelle Grafenaschau<br />

(670 m)<br />

Endpunkt: Bf. Murnau (700 m), bzw. Westried<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Von München Hbf.<br />

mit Umsteigen in Murnau zum Bf. Grafenaschau;<br />

zurück vom Bf. Murnau<br />

Gehzeiten: Westried – Ähndl 2½ Std., Ähndl –<br />

Bf. Murnau 1 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Den ganzen Winter über zu empfehlen.<br />

Karte/Führer: Landesamt für Vermessung und Geoinformation<br />

Bayern 1:50 000, UK50-49 »Pfaffenwinkel/Staffelsee«.<br />

M. Pröttel »Wintertouren mit dem Bayernticket«, J.Berg Verlag<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourist-Information Murnau,<br />

Tel. 0 88 41/61 41 21, www.murnau.de<br />

Einkehr: Gasthaus Ähndl, ab Anfang Dezember geöffnet;<br />

www.aehndl.de<br />

Charakter/Schwierigkeit: Sonnige Winterwanderung<br />

mit Traumblicken auf den Bayerischen Alpenrand. Nur geringe<br />

Steigungen.<br />

Hinweis: Im Naturschutzgebiet Murnauer Moos muss man auch<br />

im Winter auf den ausgewiesenen Wegen bleiben.<br />

E


TIPP<br />

Karwendelgebirge Lamsenspitze (2508 m), Nordostkante<br />

Zustieg: Von der Gramaialm den Schildern zur Lamsenhütte<br />

zum Talschluss folgen und über diesen nun steiler<br />

zur Hütte. Von dort auf dem Normalweg nach Westen<br />

(nicht in den Brudertunnel!) über freie Hänge bergan und<br />

dann nach rechts auf einem Steiglein zum Fuß der gut<br />

sichtbaren Nordostkante aufsteigen.<br />

Route: 1. SL: Gleich zu Beginn die Schlüsselstelle über<br />

eine glatte Platte rechts zu Absatz (IV+). 2–4. SL: Über<br />

leichte Platten und Risse gerade bergan (II– III). 5. SL:<br />

einem Riss folgend nach links (III). 6. SL. Über wieder<br />

kompakteren Fels erst nach links dann gerade und<br />

schließlich nach rechts zu Stand (IV). 7. SL: Flacher nach<br />

links zu einem kleinen Kamin queren und über diesen und<br />

eine Rinne wieder rechtshaltend in eine markante Scharte<br />

(III+). 8. u. 9. SL. Etwas links der Kante gerade bergan (III).<br />

10. Direkt an der Kante zuletzt ein Türmchen rechts umgehend<br />

zum Vorgipfel (II–III).<br />

Übergang zum Hauptgipfel: Dem Grat zu einer ersten<br />

scharte folgen und den Felsturm dahinter rechts ansteigend<br />

umgehen (II). Wieder fl acher in eine breitere Scharte<br />

und ohne größere Schwierigkeiten (II) zum Gipfel.<br />

Abstieg: Durch Schutt zunächst nach Westen, dann drahtseilversichert<br />

steiler nach Süden absteigen (Vorsicht auf Steinschlag).<br />

Am Fuß der Südfl anke quert man nun in Gehgelände<br />

nach Osten zur Lamsenscharte. Unterhalb der Ostfl anke quert<br />

man weiter nach Osten, in dem man Drahtseilen folgt, und steht<br />

bald darauf kurz unterhalb des Einstiegs (Nicht vorher nach<br />

rechts Wegspuren folgen, welche die Schuttreiße hinabführen.)<br />

Michael Pröttel<br />

Immer an der Kante entlang zum<br />

Gipfel der Lamsenspitze<br />

Foto: Michael Pröttel<br />

TIPP<br />

Churfirsten Alp Tschingla (1528 m)<br />

Route: Der Postbus von Walenstadt nach Walenstadtberg<br />

bringt die Wanderer beinahe stündlich an den Ausgangspunkt<br />

bei der Haltestelle Stauffacher im Ortsteil Untersäss.<br />

Eine lange Treppe kurbelt den Organismus an, bis es<br />

in steilen Kehren durch die Berger Laui, eine Lawinenrinne<br />

zwischen baumdurchsetzten Felsen, aufwärts geht zur<br />

Bergschulter mit der Alp Tschingla. Der erste Schnee ist<br />

in den Mulden bereits liegen geblieben; hier heißt es<br />

gut aufpassen, dass man darauf nicht aus- und in die<br />

Tiefe rutscht. Weit unten glitzert der Walensee, an dessen<br />

Nordufer – im Schutz der mächtigen Wände – Kiwis und<br />

Weintrauben gedeihen. Hinter den Almhütten erhebt sich<br />

die senkrechte Felswand bis zum Schibenstoll, einem<br />

der vielen Zacken im Kamm der Churfi rsten. Ob es nun<br />

sechs oder eher 13 Gipfel sind, darüber herrschen geteilte<br />

Meinungen. Wer schon an der Alp Tschingla mit Schnee zu<br />

kämpfen hat, der sollte den unteren Weg Richtung Westen<br />

nehmen, der sich durch die Felsen stetig abwärts schlängelt<br />

bis zum Pax Mal, einem Friedensmal des Künstlers<br />

Karl Bickel (Alp Tschingla – Pax Mal 1½ Std.).<br />

Alle anderen nehmen den oberen Weg zur Schrina Obersäss.<br />

Auf die Lawinenrinne und die steile Querung mit herrlichen<br />

Tiefblicken folgt nun völlig unerwartet eine Art Hochebene auf der<br />

Bergschulter: mit viel Geröll, Almweiden und einem kleinen See.<br />

Mit der Obersäss ist der höchste Punkt der Tour erreicht. Der Weg<br />

führt nun von der Bergschulter über steile Wiesenhänge hinab bis<br />

zur Alp Schrina, die wie die Alp Tschingla in den Sommermonaten<br />

von Mai bis September bewirtschaftet ist. Auf einem Teersträßchen<br />

geht es – immer der oberen Abzweigung folgend – zum Pax<br />

Mal und von dort zurück auf die Straße, die in breiten Kehren bis<br />

zur Bushaltestelle an der Rehaklinik Knoblisbüel führt.<br />

Dagmar Steigenberger<br />

Der Blick zu den Churfirsten begleitet<br />

den Weg zur Alp Tschingla.<br />

Foto: Dagmar Steigenberger<br />

TIPP<br />

Oberbayerisches Alpenvorland Murnauer Moos<br />

Route: Man folgt der parallel zu den Gleisen verlaufenden<br />

Straße nach rechts. Beim Schild »Moosrundweg« zweigt<br />

man nach links ab und geht auf einem Fahrweg auf den<br />

Wald zu und an Gabelung geradeaus. Vor einem Holzhaus<br />

wendet sich der Weg nach rechts und wieder nach links ins<br />

Hochmoor der sogenannten »Langen Filze«.<br />

Wieder im Hochwald erreicht man eine Forststraße, der<br />

man nach links, dann nach rechts folgt. In einer Rechtskurve<br />

verlässt man den Fahrweg, indem man geradeaus<br />

geht und einem schmäleren Forstweg absteigend aus dem<br />

Wald folgt. Nun steht man direkt vor dem Murnauer Moos.<br />

Der Weg wendet sich nach links und folgt dem Ramsach-<br />

Bach, den er mittels einer Brücke quert. Nach der Brücke<br />

geht es nach links und weiter den Bach begleitend auf einem<br />

breiten Weg immer nach Norden. Schließlich trifft man<br />

am Rande des Moores auf das Gasthaus Ähndl.<br />

Rückweg für Bahnfahrer: Direkt hinter der benachbarten<br />

Kapelle beginnt der Fußweg zum Bf. Murnau, der leicht<br />

ansteigend nach Norden führt. An einer Gabelung folgt<br />

man der Beschilderung »Münter-Haus/Murnau Ort« nach<br />

rechts und gelangt über die Kottmüllerallee zum Gabriele-<br />

Münter-Haus. An der Hauptstraße geht man nach links und folgt<br />

der Beschilderung zum Bahnhof. Zuletzt überquert man eine Fußgängerbrücke<br />

und wendet sich nach rechts zum Bahnhof.<br />

Rückweg für Autofahrer: Vom Ähndl folgt man dem beschilderten<br />

Moor-Rundweg nach Westen. Zunächst auf einer Teerstraße,<br />

dann auf Fahrweg geht es leicht ansteigend zu einem Waldrand.<br />

Dahinter folgt der gut beschilderte Weg den Gleisen, um über die<br />

Siedlung Moosrain den Ausgangspunkt zu erreichen.<br />

Michael Pröttel<br />

Die Wanderung durch das Murnauer Moos führt<br />

durch offenes Gelände und Hochwald.<br />

Foto: Michael Pröttel


Aussicht, soweit das Auge reicht!<br />

Bruckmann Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Zweiwöchiges Kalendarium<br />

mit 27 Motiven und den<br />

schönsten Touren auf den<br />

Kalenderblattrückseiten<br />

Bergsteiger Kalender 2015<br />

Das gesamte Spektrum des Alpinismus<br />

in einem faszinierenden Kalender mit den<br />

leuchtenden Farben des Sommers und<br />

dem glitzernden Weiß des Winters – wunderschöne,<br />

beeindruckende Aufnahmen<br />

von Bernd Ritschel und Xandi Kreuzeder.<br />

www.bruckmann.de<br />

Ein Kalender der Zeitschrift<br />

27 Blätter / 25,5 x 36,5 cm<br />

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ISBN 978-3-7654-8712-5 € 15,99<br />

Ein Kalender der Zeitschrift<br />

XXL-Format<br />

60 x 48 cm<br />

Wandkalender »Alpen 2015«<br />

Die Alpen sind groß, stark und schön. Lassen Sie sich einladen zu<br />

einem optischen Ausflug in die gewaltigen Gebirgskulissen des<br />

gesamten Alpenraums.<br />

13 Blätter / 60,0 x 48,0 cm<br />

€ [A] 29,99 / sFr. 41,90<br />

ISBN 978-3-7654-8713-2 € 29,99<br />

Die Welt neu entdecken<br />

2 Bergsteiger 01⁄15<br />

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Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)


REPORTAGE<br />

Der Schein trügt: Die<br />

Schattseite des Stüdlgrates<br />

war voller Rauhreif<br />

– und stellte die Online-<br />

Seilschaft auf die Probe.<br />

Bergpartner aus dem Internet<br />

Zum Mitnehmen<br />

Die Bergkameradschaft ist der Gegenentwurf zum Social Network: Verbindlich,<br />

vertrauensvoll, langjährig. Jetzt verabreden sich wildfremde Menschen im<br />

Internet zu gemeinsamen Bergtouren. Kann das gut gehen? Von Thomas Ebert<br />

64 Bergsteiger 01⁄15


Ich habe keine Freunde. Ich habe kein<br />

Herz. Ich habe keine Ziele. Daniel Ilg<br />

hat drei Herzen, sieben Freunde und<br />

zwölf Ziele. Eins davon ist der Großglockner,<br />

3798 Meter hoch, der höchste<br />

Berg Österreichs. Linke Maustaste. Jetzt ist<br />

es unser Ziel.<br />

Ein paar SMS und zwei Anrufe später warte<br />

ich an einem Pendlerparkplatz an der<br />

A8 auf den Mann mit den drei Herzen, mit<br />

dem ich eine Matratze teilen, um halb fünf<br />

aufstehen, mich ans Seil binden, einen<br />

Gletscher queren, an die Grenzen kommen,<br />

eine Entscheidung treffen werde.<br />

Wir haben uns über »mountix« gefunden,<br />

einem sozialen Netzwerk für Bergsteiger.<br />

Bergkameradschaft ist schon ohne Internet<br />

ein heikles Thema. Wer ins Kino geht,<br />

sieht entweder Reinhold Messner seinen<br />

verschollenen Bruder am Schicksalsberg<br />

suchen oder Simon Yates unter Höllenqualen<br />

ein Seil durchschneiden, an dem<br />

ihn der gestürzte Joe Simpson langsam<br />

mit in den Abgrund zieht. Alles ist hoch<br />

dramatisch und meistens auch pathetisch,<br />

großes Gefühlskino. Solche Filme sind es,<br />

Daniel Ilg hat drei Herzen,<br />

sieben Freunde und zwölf<br />

Ziele. Eins davon ist<br />

der Großglockner. Klick.<br />

Jetzt ist es unser Ziel.<br />

mountix-Mitglied Daniel Ilg am Stüdlgrat:<br />

»Die Westseite ist heute die Bitch.«<br />

die in den Köpfen der Menschen hängenbleiben.<br />

Vielleicht empfinden deshalb so<br />

viele die Seilschaft als einzig verbliebene<br />

menschliche Beziehung, die erst der Tod<br />

scheidet. Umso größer sind die Vorbehalte<br />

gegenüber dem Kameraden per Klick.<br />

»Als Bergsteiger merkst du doch gleich, ob<br />

du dich von dem sichern lassen willst«. Das<br />

sagten die Kollegen am Vorabend, und ich<br />

rede es mir ein, als der rote BMW mit dem<br />

vereinbarten Kennzeichen auf den Parkplatz<br />

rollt, einem trostlosen Ort, den außer<br />

Pendlern höchstens die Kripo zu Gesicht<br />

bekommt. Allzu lang bleiben wir nicht.<br />

Hallo, Servus, tut mir leid der Stau, fester<br />

Handschlag, gelbes T-Shirt, wir fahren los.<br />

Drei Stunden bis nach Kals am Großglockner,<br />

drei Stunden Kennenlernzeit.<br />

Es ist nicht so, dass Daniel Ilg niemanden<br />

hätte. Da sind Ludwig, Anne, Michl, Dennis,<br />

Gabor, Sebastian und noch ein<br />

Fotos: Mauritius Images / Gerhard Wild, Thomas Ebert<br />

01⁄15 Bergsteiger 65


Sollte passen:<br />

neuer Partner,<br />

neue Schuhe<br />

paar andere mehr, mit denen er sonst seine<br />

Hochtouren geht, etwa den Brochkogel<br />

oder den Similaun. »Aber die haben unter<br />

der Woche nie Zeit«, sagt Daniel. Er promoviert<br />

gerade in BWL zum Thema Kreditausfälle,<br />

hat ein Bett im Büro und kann<br />

sich die Zeit einteilen. Wenn also offline<br />

nichts geht, stellt er Tourenwünsche ins<br />

Als Stüdl das erste Mal<br />

nach Kals kam, eilte der<br />

Pfarrer Lercher noch persönlich<br />

aus seiner Kirche.<br />

Netz. Daniel nennt es »die online-Quellen<br />

anzapfen«. Wünsche von anderen ignoriert<br />

er, denn »wenn mich Leute aktiv anschreiben,<br />

bin ich mir sicherer, dann kann<br />

ich wählen.« Daniels erste Wahl ging daneben.<br />

Es war Fußball-WM, sein Seilpartner<br />

hatte sich über Nacht besoffen. Trotzdem<br />

sucht Daniel weiter online, wenn offline<br />

nichts geht, denn er findet: »Zu zweit kann<br />

ich Gletscher besser überqueren und auch<br />

mal Leasingkilometer sparen.« Großes Gefühlskino.<br />

Am Abend steht Johann Stüdl in der Stüdlhütte<br />

und blickt durch seine Gaststube. 20,<br />

vielleicht 25 Bergsteiger löffeln Schokoladenmousse<br />

mit Minzblättchen. Ein Mann<br />

fotografiert sich mit dem Käse-Buffet. Auf<br />

der Terrasse kochen vier Polen, denen die<br />

Halbpension zu teuer war, eine Tütensuppe<br />

auf ihrem Gaskocher. Stüdl verzieht<br />

keine Miene. Gerne würde ich wissen, was<br />

Stüdl über die zwei Gäste an Tisch eins<br />

denkt, an dem Daniel Ilg, 30 Jahre alt, aus<br />

Ingolstadt, mit der Frisur des jungen Harry<br />

Potter vor seinem Radler sitzt und die Anstiegsskizze<br />

des Stüdlgrats auf sein Smartphone<br />

lädt, beinahe so, wie er mich aus<br />

dem Internet geholt hat. Wir kennen uns<br />

seit fünf Stunden. An den Nebentischen<br />

schwelgen ältere Bergsteiger in Erinnerungen<br />

oder schweigen sich an, weil sie schon<br />

alles gesagt haben. Stüdls Gesicht bleibt<br />

regungslos. Auch die Nachfrage erübrigt<br />

sich, denn Johann Stüdl ist ein Holzkopf.<br />

Sie haben dem Prager Kaufmann ein Denkmal<br />

gesetzt in der Hütte, die er 1868 auf<br />

2800 Metern errichten ließ. Siebeneinhalb<br />

mal viereinhalb Meter, aus Kalkmörtel,<br />

für zwölf Personen. So groß ist die Edelstahlküche<br />

der neuen Hütte, die 1996 als<br />

Fertighaus am Hubschrauber hinaufgeflogen<br />

wurde. Bis zu 120 Gäste bekommen<br />

warmes Wasser, abends vier Gänge und<br />

eine Zusatzrechnung, wenn sie mit Bergstiefeln<br />

in die Stube laufen (20 Euro), duschen<br />

wollen (4 Euro) oder nach 7:30 Uhr<br />

66 Bergsteiger 01⁄15


zum Frühstück erscheinen (5 Euro). Es gibt<br />

Menschen, die sich über die Ankunft der<br />

Moderne im Gebirge aufregen. Ilg aber,<br />

der in der Uni wäscht und in seiner Studentenbude<br />

über die Ski stolpert, wenn<br />

er zum Fenster will, hat nichts dagegen,<br />

dass die alte Hüttenromantik im Sterben<br />

liegt. »Warum soll ich mir in der Früh eisig<br />

kaltes Wasser ins Gesicht schlagen? Es gibt<br />

keinen Grund dafür.«<br />

Die Berge bleiben gleich, aber die Zeiten<br />

ändern sich. Als Stüdl das erste Mal nach<br />

Kals am Großglockner kam, eilte der Pfarrer<br />

Lercher persönlich aus seiner Kirche,<br />

um ihn mit seinem Bergführer bekannt zu<br />

machen. Dann zogen die drei zum Dorfwirt<br />

und verbrachten den restlichen Tag<br />

mit Singen, Saufen und Wettschießen.<br />

Heute gibt Daniel dem Mautmenschen einen<br />

Zehn-Euro-Schein, klappt den Außenspiegel<br />

ein und fragt sich, warum ich in<br />

»Nur Seilpartner, die ich kenne«<br />

Auf der Stüdlhütte baut das Personal das<br />

Frühstücksbuffet auf, es ist noch hell draußen.<br />

Daniel und ich kennen uns seit sechs<br />

Stunden, noch immer ist die mountix-<br />

Frage nicht ganz ausgeräumt. mountix<br />

schaltet Werbung auf facebook, darauf<br />

sieht man eine Blondine, die aus einem<br />

Steinschlaghelm herauslacht: »Partner für<br />

die nächste Tour findest du auf mountix.«<br />

Marc Kästle kommentiert: »danke, aber<br />

nur seilpartner die ich kenne :D«. Zwei<br />

Likes. Tina Irgendwer schreibt: »A noblere<br />

partnersuchbörse«. Vier Likes. Und<br />

Roberto Il Russo Castelli findet, dass der<br />

Slogan »Die Outdoor-Community« auf<br />

englisch nicht wirklich anziehend wirkt.<br />

Menschen, die ihren Lebenspartner von<br />

Algorithmen suchen lassen, bekommen<br />

mehr Zuspruch. Die mountix-Frage lautet:<br />

Mit wem bin ich da eigentlich unterwegs?<br />

WIE<br />

GEZWICKTE<br />

MACHART<br />

Das Internet passt gut zum gegenwärtigen Zustand des Bergsteigens. Man kann<br />

das Topo beim Frühstück checken, Käse-Selfies auf facebook teilen und sich einen<br />

Partner für den Stüdlgrat organisieren.<br />

Fotos: Thomas Ebert<br />

der Eile die Hälfte meiner Ausrüstung am<br />

Pendlerparkplatz vergessen habe. Nichts<br />

Unersetzbares, aber zweifellos fahrlässig.<br />

Jetzt liegt die Entscheidung bei Daniel:<br />

Will er mit so jemandem klettern? Er steht<br />

abmarschbereit in seinen fetten Bergstiefeln<br />

und textmarkerfarbenen Funktionsklamotten,<br />

das Seil in der Hand. Dann sagt<br />

er: »Ich versteh gar nicht, warum du einen<br />

Pulli mitnehmen wolltest. Mir ist immer<br />

total warm. Kannst du das Seil nehmen?<br />

Mein Rucksack ist voll.«<br />

Daniel Ilg ist, so viel steht fest, ein Pragmatiker.<br />

Wenn er nach dem Tanken ins Auto<br />

steigt, vibriert sein Handy, das ihn über die<br />

Abbuchung an der Kreditkarte informiert.<br />

Wenn in einer Newsmeldung die Begriffe<br />

»Bergunfall« und »Lawine« vorkommen,<br />

wird Daniel, dem Sicherheit sehr wichtig<br />

ist, informiert. »Die Unfälle interessieren<br />

mich, daraus kann man lernen«. Seine Brille<br />

gehört eigentlich seinem Bruder. »Meine<br />

ist im 2. Semester kaputt gegangen«. Das<br />

war 2004.<br />

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Hanwag fertigt alle Schuhmodelle<br />

konsequent in „gezwickter Machart“<br />

– vermutlich als einziger Hersteller<br />

weltweit.<br />

Die Vorteile des klebegezwickten<br />

Schuhwerks sind eine dauerhafte<br />

Formstabilität, Langlebigkeit sowie<br />

die Möglichkeit einer problemlosen<br />

Wiederbesohlung.<br />

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Daniel Ilg klettert die letzten Meter des Stüdlgrates ab. Das für August recht<br />

üppig vorhandene Eis verhinderte das eigentliche Ziel der Kennenlerntour.<br />

Robert Jacobi wäre das zu pragmatisch.<br />

Der Mitgründer von mountix sitzt am<br />

Münchner Leonrodplatz in einem zehnstöckigen<br />

Haus, von dessen Dach man vermutlich<br />

die ganzen Alpen sieht. mountix<br />

hat seine Räume im ersten Stock. Ein ausgedrucktes<br />

Firmenlogo klebt mit Tesa am<br />

Eingang. Start-Up-Feeling auch drinnen,<br />

wo sich Marketing, Programmierer<br />

und Content-Manager zu acht ein<br />

Büro teilen. Eine junge Frau ist gerade<br />

dabei, die User zu mehr Kommentaren<br />

zu motivieren, denn mountix soll<br />

nicht nur digitale Infrastruktur sein<br />

wie eine Mitfahrzentrale, sondern<br />

»einen emotionalen Mehrwert bieten«,<br />

sagt Jacobi. »Wichtig ist, dass<br />

es einen aktiven Teil gibt, der sich<br />

selbst darstellt, damit die passiven<br />

Nutzer zufrieden sind«. Jacobi<br />

kommentiert gerne, »Nächstes Mal<br />

bin ich dabei!« oder »Viel Vergnügen,<br />

was auch immer Ihr macht!«.<br />

Als Daniel Ilg, den Jacobi flüchtig<br />

kennt (»Guter Typ, verlässlich!«),<br />

einmal die Weißseespitze solo bestieg,<br />

schrieb Jacobi: »Und das alleine? Crazy<br />

man«. Mit der Gründung, sagt Jacobi, wollte<br />

er so etwas eigentlich verhindern: «Auf<br />

mountix finden Leute Anschluss, anstatt<br />

alleine da oben rumzustiefeln.«<br />

Kein Satz zum Mit-ins-Bett-nehmen<br />

Auf dem Weg ins Matratzenlager bleibt<br />

Daniel vor einer Tafel stehen, sie zeigt die<br />

Anstiege zum Großglockner. Der Normalweg<br />

sieht langweilig aus, »dafür bin ich<br />

nicht hergefahren.« Wir prägen uns den<br />

Stüdlgrat ein: Einstieg, Frühstücksplatz,<br />

Kanzel, Ausbruch, Glatte Kante, Platte,<br />

Gipfel. Darunter der Zusatz: »Bei schlechten<br />

Witterungsbedingungen können sich<br />

die Kletterschwierigkeiten bis zu zwei Grade<br />

erhöhen. Bringen Sie durch unüberlegte<br />

Handlungen und Selbstüberschätzung<br />

nicht andere (event. Ihre Retter) in Gefahr.«<br />

Daniel reibt sich die Brust. »Im Internet haben<br />

sie das aber leichter bewertet, oder?«<br />

Ein letztes Mal frage ich nach den Skrupeln,<br />

mit einem Unbekannten zu klet-<br />

68 Bergsteiger 01⁄15


Fotos: Thomas Ebert<br />

Herzen und Ziele: Würden Sie sich mit<br />

diesem Mann ans Seil binden?<br />

tern. »Ich gehe das analytisch an. Es gibt<br />

Indikatoren: Wenn jemand bestimmte<br />

Touren gemacht hat, so wie du, oder nicht<br />

fragt, welche Ausrüstung man braucht,<br />

ist das schon mal ein gutes Zeichen.« Ein<br />

gutes Zeichen ist auch, dass Daniel den<br />

Stüdlgrat zur Not solo gehen würde. Das<br />

hatte er mir geschrieben. Die große Blase<br />

an seiner Ferse ist ein schlechtes Zeichen.<br />

Ein älterer Bergsteiger fragt im Vorbeigehen<br />

nach unserem Ziel. »Stüdlgrat? Letztes<br />

Jahr hat’s zwei Tschechen im Neuschnee<br />

runtergewichst, gleiche Verhältnisse wie<br />

jetzt«. Es ist kein Satz, den man unbedingt<br />

mit ins Bett nehmen möchte.<br />

»Die Westseite ist heute die Bitch«, sagt Daniel<br />

am nächsten Morgen. Er hängt auf der<br />

Westseite und verschnauft, etwa drei Meter<br />

unterhalb der Gratschneide des Stüdlgrats<br />

auf knapp 3600 Meter. Unser Seil<br />

hängt an einer daumendicken Eisenstange,<br />

die im Fels verankert ist. Wir sind in der<br />

Kanzel. Wir kennen uns seit 19 Stunden,<br />

und jetzt wird es ernst. Alles ist voller Eis<br />

und Raureif, schlechte Bedingungen also.<br />

Weiter oder nicht weiter?<br />

Seit dem Aufstehen haben wir keine fünf<br />

Sätze gewechselt. Nicht über den Sonnenaufgang,<br />

der den unter uns liegenden<br />

Gletscher vergoldet, nicht über die zehn<br />

oder zwölf Seilschaften, die am Normalweg<br />

schnell vorankommen. Wir funktionieren<br />

ohne Worte. Den Frühstücksplatz<br />

erreichen wir eine Stunde schneller als<br />

geplant. Die Blase ist weg. Wir müssen keine<br />

Seilkommandos ausmachen, benutzen<br />

das gleiche Sicherungsgerät. »Endlich mal<br />

einer, der ganz normal HMS sichert«, sagt<br />

Daniel, als er die erste Seillänge hinaufklettert.<br />

Es läuft gut. Bis zur Kanzel.<br />

Ab hier wird es schwieriger. Für uns zu<br />

schwierig, um ungesichert weiterzuklettern.<br />

Ob wir unter dem Eis die nötigen Haken<br />

finden? Es ist die erste nicht planbare<br />

Situation unserer Tour, und auch das Internet,<br />

so weit sein Segen reicht, kann uns<br />

darauf keine Antwort geben. Ich denke an<br />

die Tschechen. Daniel denkt an den Gipfel,<br />

erst vor zwei Wochen musste er auf einer<br />

Klettertour umkehren. Wortlose Minuten<br />

vergehen, Daniel zögert. Dann schaut er<br />

noch einmal auf die Skizze im Smartphone,<br />

als würde dadurch das Eis verschwinden.<br />

Was nicht passiert. Wir seilen ab. Lieber<br />

pragmatisch als dramatisch.<br />

Stüdls Miene ist wieder regungslos, als<br />

wir die Stüdlhütte erreichen. Der Wirt ist<br />

froh. »Richtige Entscheidung Jungs, da<br />

bricht euch kein Zacken aus der Krone.<br />

Kommt wieder, wenn’s weniger Eis hat.«<br />

Beim Abstieg steht die Hitze im Tal. Helm,<br />

Seil und Steigeisen baumeln am Rucksack.<br />

Die nassen Socken werfen Falten und reiben<br />

die Füße wund, es ist der Rückzug<br />

der Geschlagenen. Die Sonne strahlt über<br />

dem Großglockner, als würde sie uns auslachen.<br />

Man sieht sein Kreuz mit bloßem<br />

Auge, aber auch das Eis, das an seinen<br />

Flanken klebt. »Daniel, was bedeuten eigentlich<br />

die Herzen auf mountix?« – »Das<br />

ist sowas wie ein Like bei facebook.« Zum<br />

Abschied dreht sich Daniel um und zeigt<br />

dem Gipfel den Mittelfinger. Emotionaler<br />

Mehrwert. Es stimmt schon: Mit mountix<br />

stiefelt man nicht alleine durch die Berge.<br />

Es kann aber passieren, dass dabei trotzdem<br />

jeder für sich bleibt.<br />

◀<br />

INFO<br />

Finde deinen Weg:<br />

über mountix<br />

Die Outdoor-Community mountix ist der erste<br />

breit angelegte Versuch, eine Tourenpartnerbörse<br />

im Internet zu installieren. Gegründet<br />

haben das Portal die Schlierseer Freunde<br />

Robert Jacobi (38) und Ex-Langlaufprofi Peter<br />

Schlickenrieder (45). Ziel war das Finden von<br />

Gleichgesinnten. www.mountix.com ist seit<br />

2012 online, heute gibt es mehr als 15 000<br />

Accounts und 11 000 eingetragene Touren.<br />

Auch das erste Pärchen hat sich schon<br />

über mountix gefunden. Jacobis Vision geht<br />

aber weit über eine Partnerbörse hinaus:<br />

»Unser Ziel ist eine one-stop-Lösung für alles,<br />

was mit Bergsteigen zu tun hat«, also auch<br />

zur Inspiration, Planung und Kommunikation.<br />

»Es soll ein Lebensgefühl vermitteln.«<br />

Der neue Claim von mountix lautet dementsprechend:<br />

»Find your tour«.<br />

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SIEGER<br />

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dauerhaft wasserdicht sowie<br />

kälteisoliert bis -25°C.<br />

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AUF TOUR<br />

SERIE: Mit dem Zug ins Gebirg’<br />

Teil 4: Vier Jahreszeiten rund um Mittenwald<br />

Zwischen<br />

zwei Zügen<br />

Familien-TIPP<br />

Der Bahnhof des Geigenbaudorfs ist ein idealer Ausgangspunkt<br />

für unterschiedlichste Touren zwischen Wetterstein und Karwendel,<br />

egal ob Schnee liegt oder nicht. Von Eugen E. Hüsler


EINE INITIATIVE VON<br />

+<br />

Vom idyllischen Barmsee<br />

bieten sich Prachtblicke auf<br />

das Karwendelgebirge.<br />

Kalendarisch beginnt der Winter<br />

am 21. Dezember, die Meteorologen<br />

sehen den Anfang der kalten<br />

Jahreszeit bereits am ersten des<br />

Monats. Da kämen für Arthur<br />

Schnee auf den Bergen und Kälte an den<br />

Ohren gerade recht, ist er doch ein passionierter<br />

Skitourengeher, der fürs Leben<br />

gern elegante Schwünge im pulverigen<br />

Tiefschnee zieht. Nur: Ohne Schnee geht<br />

natürlich gar nichts. Und Kunstschnee auf<br />

allen Bergen zu verstreuen, das ist den Tourismusleuten<br />

(noch) nicht eingefallen. Also<br />

bleibt ihm nichts anderes übrig, als auf<br />

die weiße Pracht zu warten, Klimawandel<br />

hin oder her. So eine nordalpine Staulage<br />

wäre jetzt ideal, kalte Luft, feucht dazu,<br />

das ist viel besser als jede Schneekanone.<br />

Und tausendmal wirkungsvoller, was –<br />

nur nebenbei gesagt – wieder einmal<br />

beweist, wie überlegen die Natur doch ist.<br />

Während wir uns mit immensem Aufwand<br />

bemühen, ein paar hundert Kubikmeter<br />

Halbgefrorenes zu produzieren, reicht ein<br />

leichter Dreh der großen Windmaschine,<br />

um tausende Quadratkilometer mit biozertifiziertem<br />

Schnee zu versorgen. Und<br />

das auch noch ganz umsonst. Bravo!<br />

Foto: Eugen E. Hüsler<br />

Winterweiß?<br />

Leider ist das große Ganze, hierzulande als<br />

Wetter bekannt, recht launisch und keineswegs<br />

gewillt, sich an Urlaubszeiten oder die<br />

Wünsche von Skitourenfreaks zu halten.<br />

Da fällt dann schon mal ein Skirennen ins<br />

Wasser, buchstäblich, oder – wie paradox!<br />

– ein Zuviel der weißen Pracht zwingt Veranstalter<br />

zur Absage ihres Events.<br />

In diesem Winter jedenfalls drohen wieder<br />

einmal grüne Weihnachten, die Berge sind<br />

zwar verschneit, aber richtig weiß ist es<br />

bloß oberhalb der Waldgrenze. Was soll’s?<br />

Die Wetterfrösche haben fürs anstehende<br />

Wochenende Sonne und angenehme Temperaturen<br />

versprochen, als passendes Ziel<br />

bietet sich deshalb ein »Ganzjahresmugel«<br />

mit waldfreien Flächen an der Südflanke<br />

an. Zum Beispiel der Hohe Kranzberg bei<br />

Mittenwald. Der hat sogar ein Gipfelhaus<br />

mit Terrasse – Aussicht auf Sonne im Gesicht<br />

und eine kühle Weiße.<br />

Also sitzen Arthur und Christian im DB-Regio.<br />

Der Bertone verbringt in einer Scheune<br />

auf dem Land seinen Winterschlaf, er<br />

01⁄15 Bergsteiger 71


Ein Zug der DB Regio bei<br />

Klais an der Bahnstrecke<br />

Garmisch–Mittenwald<br />

INFO<br />

Das Bayern-Ticket<br />

Mit dem Bayern-Ticket fahren Sie und bis<br />

zu vier weitere Personen bequem, umweltfreundlich<br />

und schnell an Ihr Ausfl ugsziel.<br />

Für 23 Euro kann man mit dem Ticket kreuz<br />

und quer durch Bayern fahren. Beim Lösen<br />

der Fahrkarte können bis zu vier weitere<br />

Personen zu je 5 Euro auf ein Ticket hinzugebucht<br />

werden.<br />

Besonders interessant ist das Bayern-Ticket<br />

für Eltern bzw. Großeltern. Eine Person<br />

zahlt 23 Euro und darf beliebig viele eigene<br />

Kinder oder Enkel unter 15 Jahren kostenlos<br />

mitnehmen. Zusätzlich kann dann noch<br />

eine weitere Person für nur 5 Euro mitfahren.<br />

Das Bayern-Ticket gilt bayernweit in allen<br />

Nahverkehrszügen, Verbundverkehrsmitteln<br />

(S-, U-, Straßenbahnen, Bussen) und fast<br />

allen Linienbussen.<br />

Von Montag bis Freitag gilt das Bayern-Ticket<br />

von 9 Uhr bis 3 Uhr des Folgetages,<br />

an Wochenenden und Feiertagen sowie am<br />

15. August schon ab 0 Uhr.<br />

Das Ticket ist nur gültig, soweit der Geltungstag<br />

sowie Name und Vorname aller reisenden<br />

Personen unauslöschlich eingetragen sind.<br />

Weitere Informationen, Ausflugstipps und<br />

Kauf unter www.bahn.de/bayern<br />

mag weder Kälte noch Streusalzspritzer.<br />

Da ist er offensichtlich eher die automobile<br />

Ausnahme; der Verkehrsfunk, den Christian<br />

gerade abhört auf seiner Stau-App, meldet<br />

am Ende der Garmischer Autobahn einen<br />

veritablen Tatzelwurm aus Blech, der<br />

sich höchstens im Schritttempo vorwärts<br />

bewegt. »Immer das Gleiche«, meint er,<br />

»Wochenende plus Sonne gleich Stau.«<br />

Bei unserem launischen Wetter muss der moderne<br />

Bergsteiger vor allem flexibel sein. Ob Schnee oder<br />

nicht, um Mittenwald geht (fast) alles.<br />

Arthur legt seine Zeitung beiseite, schaut<br />

sich die Bergkulisse an. Die Sonne steht<br />

direkt über den Karwendelgipfeln, das<br />

Dammkar liegt im Schatten. Da ist er<br />

schon mehr als einmal hinuntergerauscht,<br />

eine weiß-pulverige Fahne hinter sich, den<br />

nächsten Schwung vor sich. Schön war’s.<br />

Am Mittenwalder Klettersteig<br />

»Schön wird’s«, meint Christian, wie sie<br />

aus dem Geigenbaudorf hinaufsteigen<br />

zur Talstation des Kranzberg-Liftes. Der<br />

wurde 1950 eröffnet, ist also noch älter<br />

als Arthurs Bertone und fast schon museumsreif.<br />

Doch Nostalgie ist en vogue, man<br />

fühlt sich in unserer Turbozeit gerne an<br />

vergangene Epochen erinnert. Die Zwei<br />

gehen natürlich zu Fuß, legen ein zügiges<br />

Tempo vor, da ist der Lift gar nicht so viel<br />

schneller. Und im finalen Anstieg zu Einkehr<br />

und Aussicht überholen sie dann einige<br />

der LiftfahrerInnen, denen die knapp<br />

150 Höhenmeter schwer zu schaffen machen.<br />

Dazu kommt, dass hier schon etwas<br />

Schnee liegt, so manches Schuhwerk sich<br />

als eher unpraktisch erweist. Die Weiße<br />

auf der Terrasse schmeckt köstlich, der Kuchen<br />

auch, und der Blick auf die bayrischtirolerische<br />

Bergkulisse rundet das alpin-<br />

kulinarische Kleinerlebnis angemessen ab.<br />

»Erinnerst du dich«, fragt Christian, und<br />

deutet nach Osten, »letztes Jahr am Mittenwalder<br />

Klettersteig?« Arthur nickt. Der<br />

Hohe Kranzberg bietet Aussicht auf die<br />

westlichste Karwendelkette, vom Wörner<br />

bis zur Brunnensteinspitze. Nicht zu übersehen<br />

ist die Karwendelbahn, die den Aufstieg<br />

zum Klettersteig angenehm verkürzt,<br />

und das »Fernrohr«, das ein Museum ist<br />

und über die Bergwelt des Karwendels<br />

informiert. Bei der Eröffnung im Sommer<br />

2008 und danach sorgte das 34 Meter lange<br />

Bauwerk in der Karwendelgrube für viel<br />

Aufregung, von Verschandelung der Berge<br />

war die Rede. Inzwischen haben sich die<br />

Mittenwalder an »Deutschlands höchstgelegene<br />

Umweltausstellung« gewöhnt, den<br />

meisten Ausflüglern gefällt’s sowieso.<br />

Arthur bestellt einen Kaffee, plaudert mit<br />

seiner Tischnachbarin, deren blaue Augen<br />

ihm sehr gefallen, während Christian, technisch<br />

stets auf dem neuesten Stand, das<br />

Panorama des kleinen Hohen Kranzberges<br />

aufs Display seines Smartphones zaubert.<br />

Der Abstieg nach Mittenwald führt am<br />

Lautersee vorbei. Der ist erstaunlicherweise<br />

zum Teil zugefroren. Vielleicht kommt<br />

er ja doch noch, der Winter.<br />

◀<br />

Foto: Josef Mauerer<br />

72 Bergsteiger 01⁄15


TOUREN<br />

Sechs Ziele für vier Jahreszeiten<br />

Von Mittenwald aus kann man bequem Touren in zwei Gebirgsgruppen unternehmen:<br />

im westlichen Teil des Karwendels und in den Ausläufern des Wettersteins<br />

1 Um den Barmsee (885 m)<br />

▶ leicht 2¼ Std.<br />

100 Hm 100 Hm<br />

Charakter: Ausgedehnter Spaziergang<br />

rund um den idyllischen See<br />

auf guten Wegen, das ganze Jahr über<br />

möglich. Besonderes Merkmal: die<br />

weitgehend unverbauten Ufer, dazu<br />

die Prachtblicke aufs Karwendel.<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Bahnstation<br />

Klais (933 m)<br />

Rückfahrt: stündlich um XX:43 Uhr<br />

ohne Umsteigen in Garmisch<br />

Einkehr: Gasthof Barmsee (892 m)<br />

Route: Klais – Grubsee (901 m) –<br />

Barmsee – Hinter’m See – Bannwald<br />

– Gh. Barmsee – Grubsee – Klais<br />

2 Hoher Kranzberg (1391 m)<br />

▶ leicht 3½ Std.<br />

500 Hm 500 Hm<br />

Charakter: Kleine Gipfeltour mit<br />

viel Aussicht auf die umliegenden<br />

Berge, dazu zwei idyllische Seen und<br />

ein paar Einkehrmöglichkeiten. Die<br />

Mühen halten sich in Grenzen. Wer’s<br />

ganz gemütlich mag, benützt den<br />

Kranzberg-Sessellift. Die Wege sind<br />

auch im Winter meistens begehbar.<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Bf Mittenwald<br />

(912 m)<br />

Rückfahrt: stündlich um XX:36 Uhr<br />

ohne Umsteigen Garmisch<br />

Einkehr: Gh. St. Anton, Kranzberghaus;<br />

weitere Einkehrmöglichkeiten<br />

am Ferchen- und am Lautersee<br />

Route: Bf Mittenwald – Talstation Sessellift<br />

(980 m) – Gh. St. Anton – Hoher<br />

Kranzberg – Ferchensee (1059 m) –<br />

Lautersee (1013 m) – Mittenwald<br />

3 Leutaschklamm – Ederkanzel<br />

(1184 m)<br />

▶ mittel 2¾ Std.<br />

270 Hm 270 Hm<br />

Charakter: Rund anderthalb Kilometer<br />

lang ist die Klamm an der Mündung<br />

der Leutasch. Seit 2006 kann<br />

sie gefahrlos besucht werden, auf<br />

einem aufwendig konstruierten Steig.<br />

Besonders lohnend für Familien<br />

(Koboldpfad, Klammgeisterweg). Der<br />

Schluchtweg ist im Winter gesperrt.<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Bf Mittenwald<br />

(912 m)<br />

Rückfahrt: stündlich um XX:36 Uhr<br />

ohne Umsteigen in Garmisch<br />

Einkehr: Gh. Ederkanzel (1184 m)<br />

Route: Bf Mittenwald – Klammeingang<br />

– Klammsteig – Parkplatz<br />

Klammbrücke – Gh. Ederkanzel –<br />

Naturlehrpfad – Bf Mittenwald<br />

4 Isar-Natur-Erlebnisweg<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

200 Hm 200 Hm<br />

Charakter: Interessanter, sehr schön<br />

angelegter Weg, auf dem man ganz<br />

beiläufi g so einiges über Natur und<br />

Geschichte der Isar, ihrer Menschen<br />

und der Region lernen kann. Der Weg<br />

ist fast das ganze Jahr über begehbar,<br />

in der Hüttleklamm im Winter<br />

Vorsicht wegen Vereisung!<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Ortsmitte<br />

Krün (875 m), Anreise mit der<br />

DB-Regio nach Mittenwald, dann<br />

Linienbus (RVO 9608)<br />

Rückfahrt: stündlich um XX:36 Uhr<br />

ohne Umsteigen in Garmisch<br />

Einkehr: in Krün<br />

Route: Krün – Isarbrücke – Isar-<br />

Natur-Erlebnisweg – Hüttleklamm<br />

(970 m, Abstecher) – Isar-Stausee<br />

(870 m) – Krün<br />

5 Dammkar<br />

▶ mittel 3 Std.<br />

1200 Hm 1200 Hm<br />

Charakter: Tolle Skitour mit lohnenden<br />

Hängen, für die man früh<br />

aufstehen und eine lange Forststraße<br />

als Anmarsch in Kauf nehmen muss.<br />

Im Dammkar wird bei Lawinengefahr<br />

gesprengt, dann ist das Kar gesperrt.<br />

Vorher bei der Bahn informieren. Bei<br />

schönem Wetter ähnlich frequentiert<br />

wie in den 50er-Jahren, als halb<br />

München im »Dammkarwurm« die<br />

Hänge hinauf zog.<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Parkplatz<br />

an der Talstation der Karwendelbahn/<br />

Bf Mittenwald (912 m), ca. 10 Min.<br />

zu Fuß oder mit dem Wanderbus<br />

Rückfahrt: stündlich um XX:36 Uhr<br />

ohne Umsteigen in Garmisch<br />

Einkehr: Bergstation der Karwendel-<br />

Seilbahn (2244 m)<br />

Route: Talstation – Forstweg bis zum<br />

»Bankerl« – Rinne »Kanonenrohr«<br />

– Bergwachthütte – Hint. Dammkar<br />

– Dammkarscharte – Tunneleingang<br />

(hier Skidepot) – optional zu Fuß<br />

durch den Tunnel und zur Bergstation<br />

der Seilbahn – Abfahrt wie Aufstieg<br />

6 Mittenwalder Klettersteig<br />

▶ K 1–2 6½ Std.<br />

500 Hm 1830 Hm<br />

Charakter: Mehr Höhenweg als<br />

echter Klettersteig, trotz der vielen<br />

Sicherungen, ideal für Einsteiger.<br />

Landschaftlich sehr reizvoll mit viel<br />

Aussicht und packenden Tiefblicken<br />

auf Mittenwald und ins Karwendeltal.<br />

Ausgangspunkt: Bergstation der<br />

Karwendel-Seilbahn (2244 m)<br />

Endpunkt: Talstation Karwendelbahn<br />

bzw. Bf Mittenwald (912 m), ca. 10<br />

Min. zu Fuß oder mit dem Wanderbus<br />

Rückfahrt: stündlich um XX:36 Uhr<br />

ohne Umsteigen in Garmisch<br />

Einkehr: Brunnsteinhütte (1523 m)<br />

Route: Seilbahnstation – Nördliche<br />

Linderspitze (2374 m) – Südliche<br />

Linderspitze (2305 m) – Gamsangerl<br />

(2188 m) – Sulzleklammspitze (2321<br />

m) – Kirchlspitze (2301 m) – Brunnsteinanger<br />

(2080 m) – Brunnsteinhütte<br />

– Hängebrücke – Mittenwald<br />

Anfahrt (gültig für alle Touren)<br />

Abfahrt ab München Hbf stündlich<br />

um XX:32 Uhr durchgehend.<br />

Tipp: Bei Nutzung des Zuges<br />

um 8:32 Uhr ein MVV-Ticket bis<br />

Tutzing lösen. Ab Tutzing dann<br />

mit dem Bayern-Ticket fahren,<br />

da das Bayern-Ticket erst ab<br />

9:00 Uhr gilt. Abfahrt des Zuges<br />

in Tutzing ist 9:02 Uhr.<br />

Erlebnis<br />

Reisen<br />

Weltweit<br />

Natur + Kultur + Abenteuer<br />

Trekking<br />

Bergwandern<br />

<br />

Tiersafaris<br />

<br />

<br />

individuell zu über<br />

500 Traumzielen<br />

<br />

<br />

www.at-reisen.de


AUF TOUR<br />

Gutes Mittel gegen Fernweh:<br />

ASI-Geschäftsführer Ambros Gasser<br />

hoch über der Küste Teneriffas<br />

74 Bergsteiger 01⁄15


Die schönsten Ziele in und um Europa<br />

Wanderlust<br />

mal zwölf<br />

Was sind die schönsten<br />

Wanderziele Europas?<br />

50 Jahre Erfahrung in<br />

diesem Metier sollten<br />

ausreichen, um diese<br />

Frage fachmännisch zu<br />

beantworten. So dachte<br />

der BERGSTEIGER<br />

und fand die gesuchten<br />

Experten bei der Alpinschule<br />

Innsbruck.<br />

Ein junger Mann mit frisch gebräuntem<br />

Gesicht und Dreitagebart<br />

schüttelt uns herzlich die<br />

Hand. Der 30-jährige Ambros<br />

Gasser ist gerade zurückgekehrt<br />

von einer Wüstenwanderung in Marokko.<br />

Er hat die Geschäfte der Alpinschule Innsbruck<br />

(ASI) nach dem Tod seines Vaters<br />

übernommen. Hannes Gasser war Bergführer<br />

und Leiter mehrerer spektakulärer<br />

Südamerika-Expeditionen. Als er die Bergschule<br />

1963 gründete, waren die Alpen das<br />

vorrangige Ziel der Touren-Angebote von<br />

ihm und seinen zwei Mitstreitern; erst in<br />

den 70er-Jahren begannen ausländische<br />

Destinationen eine immer wichtigere Rolle<br />

zu spielen. Über die Mittelmeer-Insel<br />

Foto: ASI / Ambros Gasser<br />

Korsika zog ASI in die weite Welt und hat<br />

mittlerweile mehr als 450 Wanderreisen<br />

in alle fünf Kontinente im Programm.<br />

Der Schwerpunkt der Wanderreisen ist<br />

dennoch nahe der Heimat geblieben.<br />

»Europa liegt nach wie vor voll im Trend,<br />

gerade bei unseren Individualreisen«, bestätigt<br />

Ambros Gasser. »Man kommt mit<br />

Englisch bequem durch, die Anreise ist<br />

umweltfreundlicher und angesichts der<br />

Krisen fühlen sich unsere Gäste in Europa<br />

oftmals am besten aufgehoben.«<br />

Auf der folgenden Doppelseite präsentieren<br />

der junge ASI-Chef und drei weitere Bergwanderführer<br />

aus seinem Team ihre zwölf<br />

Lieblingsziele. Was alle diese Destinationen<br />

gemeinsam haben: Man kann sie bequem<br />

auch individuell bereisen – mit organisatorischer<br />

Unterstützung des 30-köpfigen<br />

Teams aus der Zentrale, welches sich um die<br />

Buchung der Unterkünfte, um Karten- und<br />

Infomaterial, Transfers oder Mietwägen<br />

und den Gepäcktransport kümmert. »Wir<br />

stellen unser Netzwerk und unsere Erfahrung<br />

zu den besten Wegen und Unterkünften<br />

zur Verfügung. Auf der Reise selbst halten<br />

wir uns aber im Hintergrund«, erklärt<br />

Gasser das Konzept der Individualreisen.<br />

»So können die Wanderer größtmöglich an<br />

ihrem Erlebnis mitwirken, ohne auf den<br />

Komfort einer gebuchten Reise verzichten<br />

zu müssen.«<br />

–dst–<br />

01⁄15 Bergsteiger 75


Exklusiver Urlaubsplaner<br />

Die Lieblingsziele der ASI-Bergwanderführer<br />

Rock‘n‘Rolling Hills: quer durch England<br />

MATTHIAS LEUZE<br />

From coast to coast (England):<br />

Beim Durchqueren Englands von Küste<br />

zu Küste wechseln sich faszinierende<br />

Landschaften ab. Der Lake District mit seinen<br />

ungeahnt schroffen Felsen und zauberhaften<br />

Seen geht sanft über in die »Rolling Hills« der<br />

Yorkshire Dales. Höhepunkt ist der Blick auf das<br />

Meer am Ende der Tour.<br />

Britannien-Fan<br />

Infos zu den<br />

Individual-Reisen von ASI<br />

unter www.asi.at<br />

oder per Telefon:<br />

+43(0)5 12 54 60 00 (Österreich),<br />

+49(0)30 31 87 79 33<br />

(Deutschland),<br />

+41(0)43 508 47 58<br />

(Schweiz).<br />

Irische Reichtümer: Natur und Einsamkeit<br />

Kerry Way (Irland): Der Kerry<br />

Way gilt als Irlands berühmtester<br />

Fernwanderweg. Mit 215 Kilometern<br />

ist er nicht nur der längste, sondern<br />

auch der abwechslungsreichste<br />

in Irland. Beginnend im Killarney<br />

Nationalpark, passiert der Weg<br />

glasklare Bergseen, steile Felswände,<br />

waldgesäumte Bäche und einsame<br />

Täler – begleitet von Panoramablicken<br />

über den Atlantischen Ozean.<br />

Hochprozentig: Genuss in Schottland<br />

Speyside Whisky Trail (Schottland): Die<br />

Landschaften der Speyside – mal lieblich, mal<br />

schroff – zeigen ein typisches Bild von Schottland.<br />

Die Wanderungen durch die Hügellandschaften<br />

und entlang des Flusses sind nicht<br />

allzu schwierig, ein wenig mühsam werden sie<br />

erst nach dem dritten oder vierten Besuch in<br />

einer der Whisky-Destillerien am Wegesrand.<br />

EGON KOHLER<br />

La Gomera (Kanarische Inseln):<br />

La Gomera gehört zu den »kleinen«<br />

Kanaren, die etwas im Schatten der<br />

großen, intensiv beworbenen Inseln<br />

stehen. Und das ist gut so! Ein Kleinod<br />

mit einer (fast) vergessenen Sprache,<br />

dem Silbo.<br />

Meerwanderer<br />

Ruta de pendra en sec (Mallorca):<br />

Eine Wanderwoche durch ein UNESCO<br />

Weltnaturerbe ist für sich genommen schon<br />

eine Seltenheit. Dass diese Strecke entlang<br />

alter Verbindungswege der Köhler und Hirten<br />

Mallorcas führt und immer wieder Blicke auf die<br />

Küste frei gibt, ist das Tüpfelchen auf dem i.<br />

Karpathos (Griechenland): Einst bildete<br />

Karpathos eine Brücke zwischen Kreta und<br />

Rhodos. Heute schaut nur noch der Rücken der<br />

Insel aus dem Mittelmeer. Spektakuläre Küsten,<br />

steile Flanken und Dörfer, die lange Zeit nur auf<br />

dem Eselpfad erreichbar waren: Ursprünglicher<br />

kann Griechenland nicht erlebt werden.<br />

Brücke zwischen Kreta und Rhodos<br />

Kanareninsel abseits des Rummels<br />

Wandersmann statt Ballermann<br />

76 Bergsteiger 01⁄15


Individualist<br />

AMBROS GASSER<br />

Lykischer Weg (Türkei):<br />

Abseits der türkischen Bade-Hot-Spots eröffnet<br />

sich eine einmalig wilde Landschaft mit grandiosen<br />

Ausblicken auf die sich ständig ändernde<br />

Küste. In den vielfach sehr kleinen und familiär<br />

geführten Unterkünften im Hinterland erlebt man<br />

besonders herzliche Gastfreundschaft.<br />

Monti e Mare (Korsika): Eine besonders<br />

abwechslungsreiche Reise von den Bergen bis<br />

ans Meer eröffnet dem Wanderer die schönsten<br />

Seiten von Korsika: wilde Berge im Landesinneren,<br />

natürliche Pools und Gumpen am Wegesrand<br />

und eine spektakuläre Küste mit der Halbinsel<br />

Scandola, einem UNESCO Weltnaturerbe.<br />

Ursprüngliche Siedlungen in der Türkei<br />

Mein Afrika-Tipp: Kilimanjaro (Tansania) mit<br />

der Besteigung des Kilis und anschließender Safari<br />

mit Badevergnügen. Mit privatem ASI-Guide<br />

kann man zum persönlichen Wunschtermin<br />

unter anderem die Lemosho Route mit Safari im<br />

Ngorongoro Krater und Urlaubsausklang beim<br />

Baden auf Sansibar planen.<br />

Wilde Wege auf Korsika<br />

Hohe Ziele in Zentral-Afrika<br />

Heiße Quellen & karge Natur: Island<br />

GUSTAV FRAEDRICH<br />

Amalfi-Küste (Italien): An der<br />

frischen Luft sein, tut einfach gut. Sich<br />

an der frischen Luft bewegen, ist doppelt gut.<br />

An der frischen Luft in mediterranem Klima zu<br />

wandern, ist das Beste! Am Ende des Tages, wenn<br />

man sich nach einem Bad im salzigen Wasser<br />

mit Vino & Co verwöhnt, ist alles klar: Bella Italia.<br />

Entdecker<br />

Dolomiten (Italien): Die geschichts- und<br />

traditionsträchtigen Dolomiten sind ein Mekka für<br />

Bergsteiger und Alpinisten. Dank der weit über<br />

die Landesgrenzen hinaus bekannten Küche der<br />

Regionen Südtirol und Trentino kann man sich<br />

nach einem anstrengenden Tag mit hausgemachten<br />

Schmankerln bestens regenerieren.<br />

Fotos: ASI, Illu: fotolia.de<br />

Wein & Wandern: Verwöhnkur in Bella Italia<br />

Gipfel & Gastronomie: die Dolomiten<br />

Island: In Island wandern ist an und für<br />

sich schon ein Hochgenuss an Landschaftserlebnissen.<br />

Die Tatsache, dass<br />

man auch einen verregneten Wandertag<br />

bei einem gemütlichen Bad in einer der<br />

unzähligen Thermalquellen ausklingen<br />

lassen kann, macht diese Insel zu meinem<br />

ganz persönlichen Highlight.<br />

◀<br />

01⁄15 Bergsteiger 77


REPORTAGE<br />

Winterfluchten | Teil 4: Kolumbien<br />

Fortsetzung<br />

der Serie aus<br />

dem Winter<br />

2014<br />

Edelweiß Kolumbiens:<br />

Den Nationalpark<br />

Chingaza<br />

bevölkern kuriose<br />

Rosettenpflanzen.<br />

Páramo – Trekking durchs<br />

78 Bergsteiger 01⁄15


Als die Nebel sich doch noch lichten,<br />

senkt sich die Dunkelheit<br />

herab. Der weiße Dunst, der<br />

die Bergsteiger den Tag über<br />

immer wieder eingehüllt<br />

hatte, zieht sich wie ein Theatervorhang<br />

sachte zurück. Und gibt den Blick gerade<br />

noch rechtzeitig frei in eine einsame Landschaft,<br />

die seltsame Wesen bewohnen.<br />

Eine Armee dürrer, langer Gestalten mit<br />

wuchtigen Kronen auf dem Kopf bevölkert<br />

die Hänge. Luftlinie nur knapp 80 Kilometer<br />

von der kolumbianischen Hauptstadt<br />

Bogotà entfernt, ist der Bergwanderer hier<br />

mitten in der Wildnis: mitten im Páramo<br />

und mitten im Nationalpark Chingaza.<br />

Die Anden-<br />

Apotheke<br />

Die silbrige Stunde<br />

In anderen Regionen trägt der Moment, in<br />

dem sich das Tageslicht verabschiedet, den<br />

Namen »blaue Stunde«. Für den Páramo<br />

bedarf es eines neuen Namens. »Silbrige<br />

Stunde«? Denn jetzt leuchten die haarigen,<br />

fleischigen Blätter der Espeletiinae, wie die<br />

eigenartigen Pflanzen heißen, die hier zuhause<br />

sind, besonders hell vor dem in vielen<br />

Facetten dunkelgrünen Hintergrund<br />

der Berghänge, an denen sie wachsen.<br />

»Nebel der Hölle« nannten spanische Eroberer<br />

in Reiseberichten die Schwaden, die<br />

ihnen das Durchqueren dieser sumpfigen,<br />

unwegsamen Landschaft auf über 3000<br />

Metern noch schwerer machten, als es Kälte<br />

und Schlamm ohnehin schon taten. 20<br />

Mann und Pferde verlor ein Gesandter der<br />

kastilischen Krone an einem einzigen Tag.<br />

Er hatte den direkten Weg von den Llanos,<br />

den Ebenen des ost-kolumbianischen Tieflandes,<br />

über den östlichen Ausläufer der<br />

Anden nach Bogotá gesucht. Gefunden<br />

hatte er eine von Gletschern geformte<br />

Landschaft und ein einzigartiges Ökosystem.<br />

Er wusste es nur nicht zu schätzen.<br />

Zunächst. Bis er beobachtete, wie die indigene<br />

Bevölkerung in den Lagunen Goldschätze<br />

als Opfergaben versenkte.<br />

artenreichste Hochgebirge der Welt<br />

Die spanischen Eroberer hatten Angst vor den<br />

»Nebeln der Hölle« des Páramo in den Anden.<br />

Heute sind Biologen von dem Gebiet zwischen<br />

3000 und 4000 Metern nahe Bogotá begeistert<br />

und nennen es »Himmelsinseln«. Autorin Sandra<br />

Zistl war auf Trekking-Tour in der Zauberwelt.<br />

Alle Fotos: Sandra Zistl<br />

Frailejones – Pflanzen in Mönchsgestalt<br />

Heute ist es ein Biologe, der dort noch immer<br />

ungeahnte Schätze birgt. »Die Páramos<br />

sind – oberhalb der Baumgrenze – das<br />

diverseste Ökosystem der Welt.« Mauricio<br />

Diazgranados macht eine rhetorische Pause,<br />

bevor er den nächsten Trumpf zieht:<br />

»Hier leben mehr als 4500 unterschiedliche<br />

Pflanzen. Es ist eine einzige, große<br />

Apotheke.« Auch er hat einen Namen für<br />

die Region: »Himmelsinseln«. Denn nur in<br />

isolierten Bergregionen der Welt, die über<br />

feuchtes Klima verfügen, konnte sich<br />

01⁄15 Bergsteiger 79


Kolumbianische Bergsteiger haben die<br />

Rosettenpflanzen, die wie Leute mit<br />

kuriosen Kopfbedeckungen aussehen,<br />

als Wahrzeichen auserkoren. Die Frailejones<br />

sind das Edelweiß der Anden.<br />

»Pocho«, Pionier des sanften Tourismus<br />

der Páramo entwickeln: ein Ökosystem der<br />

nördlichen Anden, oberhalb der Baumgrenze,<br />

aber unterhalb der Gletscher.<br />

Diazgranados, ein schlanker Mann mit lockigem,<br />

dunkelblondem Haar, gepflegtem<br />

Bart und Intellektuellenbrille, ist Direktor<br />

des Botanischen Gartens in Bogotá und<br />

Páramo-Spezialist. Er beschäftigt sich seit<br />

Jahren mit dem Ökosystem. Aktuell erforscht<br />

er für das Smithonian Institut die<br />

Auswirkungen des Klimawandels auf die<br />

sensible Familie der Espeletiinae: besagter<br />

Rosettenpflanze, die in der Dämmerung<br />

menschenähnliche Züge annimmt. Die<br />

Spanier gaben ihr in ihrer Unwissenheit einen<br />

menschelnden Namen: »Frailejones«,<br />

nach dem spanischen Wort für Mönch,<br />

»fraile«. Sie dachten offenbar an Ordensleute,<br />

die große, geschwungene Kopf bedeckungen<br />

trugen. Kolumbianische Alpinisten<br />

haben die kuriosen Kerle zu ihrem<br />

Wahrzeichen gemacht. Die Frailejones sind<br />

das Edelweiß der Anden.<br />

Die immense Nässe ihres Zuhauses, des<br />

Páramo, die den Spaniern zum Verhängnis<br />

wurde, ist für Bogotá ein Segen. 80 Prozent<br />

des Wassers der Metropole mit acht Millionen<br />

Einwohnern stammt von hier. Von<br />

der Quelle des Flusses Guatiquía wird es<br />

unterirdisch durch Tunnel und Kanäle 38<br />

Kilometer weit transportiert.<br />

Wasserreservoir für die Metropole<br />

Das Wasser, das Gräser, Farne, Moose, Büsche,<br />

Stauden und Frailejones aus der Luft<br />

aufnehmen, stammt aus dem Orinoco-<br />

Delta und dem Amazonas-Gebiet. Mächtige<br />

Luftströmungen tragen die feuchte Luft<br />

an die Cordillera Oriental heran, den östlichen<br />

Ausläufer der Anden, wo sie zu Nebel<br />

kondensiert. Die Pflanzen nehmen es auf<br />

und geben es ab, permanent. Sie überziehen<br />

die Höhenzüge der Páramos mit einem<br />

dichten, unterschiedlich grünen Teppich.<br />

»Es sieht aus wie im Lake District«, sagt der<br />

Waliser Gareth, der gerade den höchsten<br />

Punkt eines zweitägigen Páramo-Trekkings<br />

erreicht hat. Blickt er zurück, staffeln sich<br />

die grünen Hügel hintereinander, die ihn<br />

an den Nationalpark in Großbritannien erinnern.<br />

Blickt er nach vorne, sieht er auch<br />

Bergrücken, aber bevölkert von Frailejones.<br />

Dass hier überhaupt Pflanzen gedeihen, ist<br />

eigentlich unlogisch. »Der Boden ist wahnsinnig<br />

sauer«, erklärt Mauricio Diazgranados,<br />

»außerdem sehr nährstoffarm«. Es gebe<br />

nur wenige Mikroorganismen, und die<br />

verwesten sehr langsam. »Physiologisch ist<br />

das eine Wüste.« Umso komplexer sind die<br />

Pflanzen, die sich dort entwickelt haben.<br />

Und desto weniger erstaunlich, dass sie<br />

Formen haben, wie ihre Verwandten in der<br />

Wüste: Rosetten, dicke Stämme, fleischige,<br />

manchmal haarige Blätter – selbst, wenn<br />

es einen Monat lang nicht geregnet hat,<br />

sind sie noch nass.<br />

Für Bergsteiger, die in den Alpen sozialisiert<br />

wurden, bedeutet ein Trekking im Chingaza-Nationalpark<br />

zunächst einmal, ein Gut-<br />

Willkommen im saugenden Untergrund: Nur am höchsten Punkt des Trekkings ist kurz Pause von der Schlammschlacht.<br />

80 Bergsteiger 01⁄15


Wanderer unter dem<br />

Wolkenmeer mit Blick<br />

auf die Hänge, an<br />

denen sich einst die<br />

Guerilla versteckte<br />

teil des Wissens um die eigene Trittsicherheit<br />

zu verabschieden. Stiefel flutschen zur<br />

Seite, als wolle sich ein Marionettenspieler<br />

einen Spaß mit seinen Figuren machen, indem<br />

er ihnen die Füße unter dem Körper<br />

wegzieht. Wer Glück hat, fängt sich mit<br />

seinen Teleskop-Stöcken auf. Wer seinen<br />

Fuß jedoch auf einen der vermeintlichen<br />

Moosballen setzt, dem helfen auch die Stöcke<br />

nicht mehr. Er versinkt im saugenden<br />

Schlamm-Schlund bis zum Schritt.<br />

Das wäre nun alles andere als reizvoll,<br />

wenn das Ganze nicht in so sagenhafter<br />

Landschaft passieren würde. »Brilliant«,<br />

lautet der Kommentar einer weiteren Bergsteigerin<br />

aus England, die zum ersten Mal<br />

im Páramo unterwegs ist und gerade einen<br />

wenige Zentimeter hohen Farn entdeckt<br />

hat, der seinen gekringelten Kopf keck aus<br />

dem ihn umgebenden Moos streckt wie<br />

den Krummstab eines kirchlichen Würdenträgers.<br />

Gemeinsam mit neun anderen<br />

Wanderern verschiedener Nationalitäten<br />

ist sie auf einem zweitägigen Trekking unterwegs.<br />

Von der Lagune Chingaza (3200m)<br />

im gleichnamigen Nationalpark führt es<br />

auf einer alten Transportroute über einen<br />

3900 Meter hohen Pass und am nächsten<br />

Tag durch mehrere Klima-Zonen hinab in<br />

das Dorf San Juanito (1800 m).<br />

Noch vor 20 Jahren war der sumpfige Pfad<br />

die einzige Verbindung der kleinen Siedlung<br />

mit der Außenwelt. Heute ist der einsame,<br />

etwa 28 Kilometer lange Weg Sinnbild<br />

einer neuen Ära in Kolumbien.<br />

Sanfter Bergtourismus statt Guerilla<br />

»Bei Kolumbien denken die Leute immer<br />

noch: Drogen, Geiseln, Guerilla.« Die<br />

dunkelbraunen Augen von Wanderführer<br />

Carlos Avellaneda Valcárcel, genannt<br />

»Pocho«, glühen, als er das am Abend des<br />

ersten Trekking-Tages beim Schein von<br />

Stirnlampen erzählt. Er ist seit 30 Jahren<br />

im Geschäft und kann beurteilen, wie gefährlich<br />

es denn nun wirklich ist oder war,<br />

sich in Kolumbien in die Bergbüsche zu<br />

schlagen – per se ein bevorzugtes FARC-<br />

Gebiet. »Mitte der Neunziger konnten wir<br />

nicht raus aus Bogotà, zu gefährlich. Aber<br />

diese Zeiten sind: pasados.« Pochos Hände<br />

ziehen einen Schlussstrich in der Luft.<br />

Gemeinsam mit seinen Kollegen der Guide-<br />

Vereinigung »Caminantes del Retorno« ist<br />

er dabei, eine neue Form des sanften Bergtourismus<br />

zu etablieren. Die Tour, auf der<br />

er gerade mit einer Trekkinggruppe aus<br />

England und Deutschland unterwegs ist,<br />

gibt es offiziell eigentlich noch gar nicht.<br />

Doch da Pocho schon seit Jahren mit stetem<br />

Überzeugungstropfen den Stein der extrem<br />

auf Naturschutz bedachten Parkverwaltung<br />

höhlt, hat er zwar viel Aufwand, um<br />

Touristen auf diesen Weg bringen zu dürfen<br />

– aber auch jedes Mal Erfolg. Zum achten<br />

Mal ist er hier unterwegs, zum zweiten<br />

Mal mit Nicht-Kolumbianern.<br />

Tourismus in Kolumbien, das war lange<br />

Zeit etwas für Möchtegern-Desperados.<br />

Dann, mit verschwindendem Einfluss der<br />

Guerilla, begann die Karibik-Küste zu locken<br />

mit der Leichtigkeit und Sinnlichkeit<br />

von Shakira-Songs; die Kaffee-Anbaugebiete<br />

fanden ihre Fans, allmählich auch wieder<br />

die Berge. Und zwar was für Berge! Die<br />

Anden teilen sich ziemlich genau an der<br />

Grenze zwischen Kolumbien und Ecuador<br />

auf in drei dicke Arme: drei lange Kordilleren<br />

voller Gipfel, Grate, Täler, Ebenen und<br />

unterschiedlichster Landschaften. Kolumbien<br />

hat sowohl eine Küste in der Karibik,<br />

als auch eine am Atlantik. Es birgt ewiges<br />

Eis und schwerfeuchte, tropische Regionen.<br />

Es ist das Zuhause kluger Wissen-<br />

01⁄15 Bergsteiger 81


schaftler, geheimnisvoller indigener<br />

Völker, des von Gabriel García<br />

Márquez erfundenen magischen<br />

Realismus in der Literatur, Heimat<br />

sehr zugewandter Menschen<br />

in einfachen Dörfern, unfassbar<br />

reicher Großstadtbewohner und<br />

unfassbar armer Bauern. Und gigantischer<br />

Berge. Der Tourismus<br />

dort ist erst im Entstehen begriffen.<br />

(s. Bergsteiger KOMPAKT).<br />

Die Guides sind professionell ausgebildet,<br />

die Infrastruktur ist vielerorts<br />

rudimentär. Dafür umso<br />

authentischer. Wer in Kolumbien<br />

wandert, klettert oder hohe Gipfel<br />

besteigt, schläft viel in Privatunterkünften,<br />

einfachen Pensionen<br />

oder im Zelt.<br />

Uribe räumte im Dschungel auf<br />

Pocho und seine Kollegen legen<br />

großen Wert darauf, die lokale<br />

Bevölkerung in ihr touristisches<br />

Angebot zu integrieren. Einen<br />

seiner größten Glücksgriffe hat<br />

er mit Miller León gemacht. Der 26-jährige<br />

Hilfsarbeiter stammt aus dem Dorf San Juanito,<br />

dem Endpunkt des Páramo-Trekkings,<br />

und verdient als Guide das Fünffache seines<br />

Feldarbeiter-Lohns. Miller mag hinter<br />

mehr als sieben Bergen aufgewachsen sein,<br />

doch sein Intellekt, seine Wissbegierde,<br />

sein Wunsch, Dinge mitzuteilen, ist global.<br />

Während die Gruppe 1800 Höhenmeter absteigt,<br />

erzählt er von seiner Heimat; deutet<br />

auf Bromelien, die mit jedem Meter, den<br />

die Touristen weiter in den Nebelwald vordringen,<br />

größer werden. Entdeckt Vögel,<br />

Orchideen – und erzählt der Reporterin<br />

davon, wie es war, als die Guerilla an diesen<br />

Hängen Unterschlupf suchte.<br />

Die FARC nahm hier keine Geiseln, dafür<br />

sind die Menschen zu arm. Die Guerilleros<br />

Einst lagen Schätze am Seegrund. Heute sprießen sie davor.<br />

zogen sich hierher zurück, um zu entspannen<br />

und neue Soldaten zu rekrutieren.<br />

Miller widerstand der Versuchung. Seine<br />

Mutter hatte ihm das Versprechen abgenommen,<br />

dass er erst einmal die Schule<br />

fertig macht. Auf dem Weg zum Unterricht<br />

fingen sie ihn ab. »Sorry, ich mach<br />

erst meinen Abschluss«, war seine Antwort.<br />

»Die Guerilla, das waren Leute wie<br />

ich«, sagt er jetzt mit gesenkter Stimme. Er<br />

hat das noch nie einem Fremden erzählt.<br />

»Die wollten nicht töten. Die wollten einfach<br />

nur überleben.«<br />

Weniger gut zu sprechen ist er auf das Militär<br />

– obwohl das ab 2002 im Auftrag von<br />

Präsident Álvaro Uribe aufräumte. »Als ich<br />

sie sah, waren sie schon im Dorf«, erinnert<br />

sich Miller. Die Soldaten des Staates horchten<br />

die Bewohner aus und schossen<br />

in den Dschungel, wo sie die<br />

FARC vermuteten. Niemand starb,<br />

aber die müden Krieger zerstoben<br />

in alle Himmelsrichtungen.<br />

Jungfräuliche Banane<br />

Heute sind es wenn, dann Bergsteiger,<br />

die wie im Western nach<br />

dem Abstieg mit schweren Schritten<br />

ins Dorf einlaufen. Leute blicken<br />

von ihren Empanadas auf,<br />

Kinder rennen hinterher, Hunde<br />

kläffen. Im Dorfrestaurant erwartet<br />

die müde Truppe eine Auswahl<br />

an vier verschiedenen, frischen<br />

Säften: Brombeere, Mango, Lulo,<br />

Guave. Die Dorfältesten schlürfen<br />

sie aus Halbliter-Krügen.<br />

San Juanito liegt auf 1800 Metern,<br />

doch seine Vegetation ist<br />

tropisch. Die Fruchtbarkeit dürfte<br />

der Grund gewesen sein, weshalb<br />

ein Padre vor gut 100 Jahren<br />

überhaupt ein Dorf hier gründete:<br />

mitten in den Bergen, ohne Straße,<br />

umgeben von grünem Dickicht. »Ein<br />

Verrückter«, sagt Miller und schüttelt den<br />

Kopf. Die Fertilität hat sich auch in die<br />

Volkslieder eingeschlichen – auf die in<br />

aller Welt gängige, volkstümliche Art und<br />

Weise der wenig sensiblen Doppeldeutigkeit.<br />

Don Carlos, ein Dorf barde, dessen<br />

Sangeskunst Troubadix aus den »Asterix<br />

und Obelix«-Comics ernsthafte Konkurrenz<br />

macht, singt mit Inbrunst von der Banane,<br />

die ein Mann gerne in die Passionsfrucht<br />

einer schönen Frau stecken möchte. Als er<br />

bemerkt, dass ein Teil der Touristen-Gruppe<br />

Spanisch versteht und die Stirn runzelt,<br />

schiebt er flugs ein Kirchenlied hinterher,<br />

das von einer anderen Jungfrau handelt.<br />

Jener mit der unbefleckten Empfängnis.<br />

(Video auf www.bergsteiger.de)<br />

◀<br />

Widerstand gegen die Guerilla: Miller León<br />

Die Guides sind gut ausgebildet, oft ist die<br />

Infrastruktur aber einfach. Dafür umso<br />

authentischer. Bergwandern und Klettern<br />

in Kolumbien heißt: in kleinen Pensionen,<br />

bei Privat oder im Zelt schlafen.<br />

82 Bergsteiger 01⁄15


KOMPAKT<br />

Der Páramo und Kolumbien<br />

Trekkingtour in der Wildnis des Nationalparks<br />

Chingaza und viele weitere Berg-Höhepunkte<br />

Nationalpark Chingaza:<br />

Charakter: Gehtechnisch anspruchsvolle,<br />

zweitägige Höhenwanderung<br />

durch fantastische<br />

Páramo-Landschaft, rutschiges,<br />

nasses und unwegsames Gelände.<br />

Übernachtung auf Hütte, Ausrüstung<br />

muss selbst getragen werden.<br />

Route: Transfer von Bogotá nach<br />

Fómeque (ca. 4 Std.), Übernachtung<br />

– Jeep-Transfer zur Laguna Chingaza<br />

(3200m) – Aufstieg zum Alto de<br />

las Lagunas (3900m) – Abstieg zur<br />

Hütte (3600m), Übernachtung –<br />

Abstieg nach San Juanito (1800m),<br />

Übernachtung – Transfer nach<br />

Fómeque und Bogotá (5-6 Std.)<br />

Anbieter: Das zweitägige Páramo-<br />

Trekking ist buchbar inklusive<br />

Transfer, Genehmigungen, Verpfl e-<br />

gung und Übernachtung in<br />

Hütte, Fómeque und San Juanito,<br />

ab ca. 300 Euro pro Person:<br />

www.caminantesdelretorno.com,<br />

retorno@caminantesdelretorno.com<br />

Weitere lohnende Ziele:<br />

Nationalpark Los Nevados,<br />

Cordillera Occidental, südwestlich<br />

der Stadt Manizales. Der Nevados-<br />

Nationalpark ist ideale Wanderregion,<br />

hat aber auch drei hohe<br />

Gipfel: Nevado del Ruiz (5311m),<br />

Nevado de Tolima (5215m),<br />

Nevado de Santa Isabel (4965m).<br />

Anbieter: Manuel Espejo Hoyos<br />

und sein Team organisieren bis<br />

zu zwölftägige Touren. Tel.: 00 57/<br />

31 36 57 98 63, 00 57/31 36 57<br />

98 63, manuel.espejo@gmail.com<br />

Nationalpark Sierra Nevada<br />

de Santa Marta<br />

Das alleinstehende Bergmassiv<br />

nahe der Karibikküste hat mit dem<br />

Pico Simón Bolívar und dem Pico<br />

Cristóbal Colón die höchsten Gipfel<br />

Kolumbiens. Allerdings dürfen sie<br />

nicht bestiegen werden, das sie heilig<br />

sind. Reizvolle Trekking-Region.<br />

Nationalpark Cocuy<br />

Eine Kette von 25 Gletschern – das<br />

bietet der Nationalpark Cocuy in der<br />

Sierra Oriental. Nichts für Wanderer,<br />

umso mehr für Höhenbergsteiger.<br />

Suesca<br />

Größter Klettergarten Südamerikas<br />

mit bis zu 150 Meter hohen Wänden<br />

und Ausgangspunkt für Bergund<br />

Mountainbike-Touren, nur eine<br />

Autostunde von Bogotà entfernt<br />

(www.suesca.com). Das Klettergebiet<br />

mit Routen bis zum 9. Schwierigkeitsgrad<br />

wurde einst von Erwin<br />

Krauss eröffnet. Der Sohn deutscher<br />

Eltern wurde 1911 in Bogotá geboren,<br />

lernte während Aufenthalten<br />

in Deutschland und der Schweiz<br />

klettern und wurde zum Wegbereiter<br />

des Alpinismus in Kolumbien.<br />

Spitzenbergsteiger Fernando<br />

Gonzalez Rubio, der auf sieben der<br />

höchsten Gipfel der Welt stand,<br />

hat dort eine Stiftung gegründet:<br />

Guide-Ausbildung, soziale Projekte.<br />

Fernando ist Bergführer und hat<br />

mit Freunden diverse Big Walls in<br />

der Cordillera Oriental eröffnet.<br />

www.fernandogonzalezrubio.com,<br />

info@fernandogonzalezrubio.com,<br />

Tel.: 00 57/31 42 99 37 09<br />

Bergsteigerin Katty Guzman betreibt<br />

in Suesca Hostal und Campingplatz<br />

»El Vivac« (www.elvivachostal.com)<br />

und bietet Kletterkurse und Touren<br />

an (inklusive Verleih von Ausrüstung).<br />

hostalelvivac@yahoo.com,<br />

Tel.: 00 57/31 12 84 53 13<br />

Sozialprojekt Miquelina<br />

Der britische Ausrüster Páramo<br />

(www.paramo-clothing.com) bietet<br />

nicht nur die richtige Kleidung, in der<br />

Bergsteiger im Páramo warm und<br />

trocken bleiben (s. Härtetest S. 97).<br />

Firmengründer Nick Brown (Erfi nder<br />

von Nikwax, www.nikwax.de) lässt<br />

auch im Sozialprojekt Miquelina in<br />

Bogotà produzieren: Schwestern<br />

des Ordens Religiosas Adoratrices<br />

del Santísimo Sacramento nehmen<br />

Frauen mit Missbrauchs-Hintergrund<br />

auf, bilden sie als Schneiderinnen<br />

aus und vermitteln sie auf<br />

den Arbeitsmarkt.<br />

Sie haben es gut.<br />

Weiße Wochen:<br />

Sanft urlauben<br />

Zum Jahresanfang: Natur pur! Im 4-Sterne-Superior Travel Charme<br />

Bergresort Werfenweng sind Schneegipfel nah, Kulinarikfreuden<br />

grün, Aktivitäten sanft. Hier ist Bergluft frisch, Tradition gelebt,<br />

Wellness entspannt. Da sind Gastfreundschaft echt und Winterhighlights<br />

des Salzburger Landes nicht weit.<br />

Länger bleiben lohnt sich: Jetzt unsere Alpenpreise buchen!<br />

Die Preise gelten für alle DZ-Kategorien: Je früher Sie buchen,<br />

desto größer die Auswahl – und um so schöner die Aussicht.<br />

Bleiben Sie länger, beginnt das Arrangement von vorn.<br />

89,00 € für die 1. Nacht 66,00 € für die 3. Nacht<br />

77,00 € für die 2. Nacht 44,00 € für die 4. Nacht<br />

Buchbar sind die Alpenpreise von 06. bis 31.01. und vom 01.03. bis 02.04.2015<br />

auf Anfrage und nach Verfügbarkeit. Das Angebot ist nicht kombinierbar mit anderen<br />

Aktionen oder dem Frühbucher-Rabatt und gilt nur für Neubuchungen direkt über<br />

die Travel Charme Hotels & Resorts.<br />

Travel Charme Werfenweng GmbH · www.travelcharme.com<br />

Weng 195 · A-5453 Werfenweng<br />

Reservierungshotline: +43 (0) 64 66 / 391 678


AUF TOUR<br />

SERIE:<br />

Von Null aufs Dach der Alpen<br />

Breit<br />

gemacht<br />

Schneeschuh-Touren halten fit – und<br />

sorgen dafür, dass Hochtouristen<br />

die Gehtechniken mit Steigeisen den<br />

Winter über nicht ganz vergessen.<br />

Von Moritz Baumstieger<br />

84 Bergsteiger 01⁄15


EINE INITIATIVE VON +<br />

Preiswertes Vergnügen:<br />

Schneeschuhe<br />

sind wesentlich günstiger<br />

als eine komplette<br />

Skitourenausrüstung.<br />

Zugegeben: Im vergangenen Jahr<br />

hätte man keine Schneeschuhe<br />

gebraucht, um in den kalten<br />

Monaten die Kondition hoch<br />

zu halten. Viele Wanderwege<br />

waren frei, Schnee wochenlang nur da zu<br />

finden, wo ihn Skigebietsbetreiber mit ihren<br />

Kanonen hingepustet hatten.<br />

In normalen Wintern aber – wie dieser<br />

hoffentlich einer wird – bieten Schneeschuhtouren<br />

eine gute Alternative zu<br />

Wanderungen auf gespurten Forststraßen.<br />

Schneeschuhe? Ja, diese Dinger, die riesige<br />

Krater in der Skispur hinterlassen (was man<br />

fairerweise vermeiden sollte). Diese Dinger,<br />

die ziemlich sicher das älteste technische<br />

Fortbewegungsmittel der Welt sind und<br />

mehrere tausend Jahre benutzt worden<br />

waren, bevor der erste Skitourengeher sein<br />

Seehundfell aufzog. Und heute? Entdecken<br />

immer mehr Skitourengeher das, was sie<br />

vor einigen Jahren noch als »Laufen mit<br />

Tennisschlägern unter den Füßen« verspottet<br />

haben, als Ergänzung der Tourenmöglichkeiten<br />

in der kalten Jahreszeit. Warum?<br />

Weil sich mit Schneeschuhen ganz andere<br />

Geländearten erschließen lassen, weil man<br />

mit ihnen auch dann Spaß haben kann,<br />

wenn das Skifahren eher eine Qual ist, weil<br />

kaum Pulver, aber viel Bruchharsch oder<br />

Sulz zu finden ist.<br />

An solchen Tagen ist Christian Schneeweiß<br />

mit seinen Schneeschuhen unterwegs. Der<br />

51-Jährige wurde nicht etwa wegen seines<br />

Nachnamens zum Schneeschuh-Experten,<br />

sondern schnallte sich die Dinger das erste<br />

Mal unter die Füße, als sein Vater in den<br />

Siebzigerjahren ein Paar als Souvenir von<br />

einer Reise nach Kanada mitbrachte. »Das<br />

waren so richtige Bilderbuch-Schneeschuhe<br />

aus Holz und Haut, die nur eine Saison<br />

lang hielten«, erinnert sich Schneeweiß,<br />

der inzwischen Bücher über das Thema<br />

geschrieben hat (etwa »Outdoor-Praxis:<br />

Schneeschuh-Gehen«, Bruckmann Verlag<br />

2012). »Die heutigen Schneeschuhe sind<br />

ganz anders: stabiler, leichter und praktischer.«<br />

▶ Alu statt Tennisschläger<br />

Nostalgische Schneeschuhe aus Holz werden<br />

zwar immer noch hergestellt, deutlich<br />

moderner und haltbarer. Für Geher mit<br />

Ambitionen empfiehlt Schneeweiß aber<br />

eher andere Modelle: »Die klassischen<br />

Schneeschuhe haben heute einen Alurahmen,<br />

der bespannt ist. Es gibt sie in verschiedenen<br />

Größen – die längeren eignen<br />

sich sehr gut für Pulverschnee, weil man<br />

mit ihnen nicht so tief einsinkt. Die kürzeren<br />

eher für Bergtouren, weil man mit<br />

ihnen beweglicher ist.« Mit solchen Modellen<br />

lassen sich etwa hügelige Gelände<br />

und Flusstäler wunderbar erkunden, Landschaften,<br />

die auch Schneeweiß inzwischen<br />

für sich entdeckt hat.<br />

Wer jedoch richtig in die Berge will – wo<br />

es steiler wird und der Wind den Schnee<br />

oft zu Harsch presst, dem empfiehlt der<br />

Experte Schneeschuhe aus Kunststoff: »Die<br />

sind längs und quer verstrebt und haben<br />

am Rahmen Krallen, die im Harsch greifen.<br />

Zudem sind sie meist kompakter, was im<br />

alpinen Gelände von Vorteil ist.« Bei der<br />

Tourenplanung gilt es, die alpinen Gefahren<br />

des Winters zu beachten – eine La-<br />

Foto: visual impact / Thomas Ulrich<br />

Teil 1 – Gehschule<br />

Teil 2 – Leichter Klettersteig<br />

Teil 3 – Berglauf<br />

Teil 4 – Erste leichte Hochtour<br />

Teil 5 – Erster »Zweier«<br />

Teil 6 – Ausrüstung<br />

Teil 7 – Ernährung<br />

Teil 8 – Schneeschuhtour<br />

Teil 9 – Erst Halle, dann Fels<br />

Teil 10 – Hochtourentechnik<br />

Teil 11 – Wetterkunde<br />

Teil 12 – Hochtourentaktik<br />

01⁄15 Bergsteiger 85


TRAININGSPLAN<br />

von der Mammut Alpine School<br />

1 Ökonomischer auf den Berg<br />

Ziel: Kraft sparen<br />

Umsetzung: Das Gehen in tiefem Schnee ist anstrengend,<br />

besonders, wenn Sie spuren müssen.<br />

Ein bisschen weniger anstrengend ist es aber,<br />

wenn Sie schlurfen, anstatt die Beine bei jedem<br />

Schritt wie im Storchengang anzuheben. Ziehen<br />

Sie den Schneeschuh also über den Schnee.<br />

Besonders beachten: Versuchen Sie einen<br />

gleichmäßigen Geh-Rhythmus zu fi nden – auch<br />

das spart Kraft.<br />

2 Genüsslich bergab gehen<br />

Ziel: In den Gleitschritt kommen<br />

Umsetzung: Auch, wenn es sich ungewohnt anfühlt:<br />

Um bergab in einen Gleitschritt zu kommen,<br />

hilft eine leichte Rückenlage. Winkeln Sie die<br />

Beine leicht an, um das Ende des Schneeschuhs<br />

zuerst aufzusetzen – so kommen Sie automatisch<br />

in ein leichtes Gleiten. Fühlt sich gut an? Dann<br />

trauen Sie sich jetzt, ein wenig schneller zu gehen.<br />

Besonders beachten: Beim Gleitschritt ist es<br />

einfacher, im unverspurten Schnee zu gehen, als<br />

den Spuren eines Vorgängers zu folgen.<br />

Von wegen »Hoch das Bein«: Wer nicht<br />

stakst, sondern schlurft, spart viel Kraft.<br />

3 Wendig werden<br />

Ziel: Kehren ohne Stürze<br />

Umsetzung: Probieren Sie, was mit Schneeschuhen<br />

eigentlich nur Profi s können: Rückwärts gehen.<br />

Und, hingefallen? Nicht schlimm. Um das in Zukunft<br />

zu vermeiden, üben Sie die Spitzkehre: Den<br />

hangseitigen Stock gut setzen, dann das hangseitige<br />

Bein anheben und den Schneeschuh um<br />

fast 180 Grad gedreht aufsetzen. Bein und Stock<br />

belasten – und dann das andere Bein drehen.<br />

Besonders beachten: Spitzkehren sind<br />

mit Schneeschuhen eher umständlich.<br />

Beim Aufstieg sind sie nicht zu<br />

empfehlen, nur in Situationen,<br />

in denen man sonst rückwärts<br />

gehen müsste.<br />

COUPON 8<br />

wine macht keinen Bogen um einen Bergsteiger,<br />

nur weil der Schneeschuhe anstelle<br />

von Tourenski an den Füßen hat. Darum<br />

sind für Ausflüge ins Hochgebirge Grundkenntnisse<br />

in der Lawinenkunde und eine<br />

entsprechende Ausrüstung Pflicht. Aber<br />

auch für den, der nicht mit dem Thema<br />

vertraut ist, gibt es genügend lohnende<br />

Ziele: »Im Sommer und Herbst sind Touren<br />

unterhalb der Baumgrenze ja oft etwas<br />

eintönig. Fahrwege sind langweilig,<br />

das Laufen durch den Wald mühsam, weil<br />

man sich über Geäst und die Wurzeln quälen<br />

muss«, meint Schneeweiß. Wenn aber<br />

Schnee fällt, ändert sich das schlagartig:<br />

»Der Wald verwandelt sich in eine Winter-<br />

Wunderwelt, so dass sogar das Gehen auf<br />

Forststraßen ein Erlebnis wird. Und selbst<br />

ein Querfeldein durch den Wald geht ab<br />

einer gewissen Schneehöhe plötzlich auch<br />

ganz problemlos – weil man über das Geäst<br />

einfach drüber geht.« Sonst gelte es bei<br />

der Planung nur zu beachten, dass man<br />

sich vielleicht nicht gleich zu Beginn die<br />

allersteilsten Hänge aussucht, dass es im<br />

Winter früher dunkel wird und vor allem,<br />

»dass das Spuren im frischen Schnee ziemlich<br />

anstrengend ist.«<br />

▶ Mehr Ente, weniger Storch<br />

Dann kann es schon losgehen. Da selbst<br />

die schmalsten Schneeschuhe etwa zwanzig<br />

Zentimeter breit sind, »ist beim Schneeschuhgehen<br />

ein leichter Watschelgang<br />

angesagt«, so Schneeweiß. Für den, der<br />

diesen Sommer fleißig mit den Steigeisen<br />

geübt hat, dürfte das gar kein Problem<br />

sein. Und für den, der nicht ganz so fleißig<br />

war, ist es eine gute Übung.<br />

Wichtig ist beim Schneeschuhgehen, die<br />

Spur dem Gelände anzupassen – und<br />

den Schneeverhältnissen. Ist der Schnee<br />

weich, kann man in gemächlichen Serpentinen<br />

dem Ziel entgegenschlurfen: »Im<br />

Pulver geben die Kanten der Schneeschuhe<br />

nämlich äußerst guten Halt«. In wirklich<br />

tiefem Schnee wird das ab einer gewissen<br />

Steilheit aber zu mühsam. Dann empfiehlt<br />

Schneeweiß das, was er den »Duckstep«<br />

nennt: Man steigt senkrecht in der Falllinie<br />

auf, die Fußspitzen nach außen gedreht.<br />

Der Bewegungsablauf ähnelt dem, mit<br />

dem man beim Skifahren manchmal ein<br />

paar Meter im V-Schritt nach oben stapft.<br />

Ist der Schnee angeblasen oder eisig, ist mit<br />

gemütlichen Serpentinen schon bei viel<br />

»Was lange als<br />

›Laufen mit<br />

Tennisschlägern<br />

unter den Füßen‹<br />

verspottet wurde,<br />

entdecken immer<br />

mehr als tolle<br />

Ergänzung.«<br />

Schneeschuh-<br />

Experte und<br />

BERGSTEIGER-<br />

Tester Christian<br />

Schneeweiß<br />

Das große 4000er-Gewinnspiel<br />

Ausschneiden, sammeln und mit<br />

allen 12 Coupons eine Besteigung<br />

des Mont Blanc mit der Mammut<br />

Alpine School gewinnen.<br />


Mangels Tempo bleibt<br />

ein Stolperer beim<br />

Schneeschuhgehen<br />

meist folgenlos.<br />

TOUR<br />

TOURENTIPP zum Nachgehen<br />

Hochschergen, Ammergauer<br />

Alpen (1396 m)<br />

Fotos: Bernd Ritschel (2), Iverson, Grafik: Georg Sojer<br />

geringerer Hangneigung Schluss – denn<br />

die Kanten im harten Schnee richtig einzusetzen,<br />

ist wegen der Breite der Schneeschuhe<br />

und der teils nicht torsionssteifen<br />

Bindungen fast unmöglich. »Sobald der<br />

Hang steiler als 25 Grad ist, geht man besser<br />

senkrecht nach oben.« Natürlich kann<br />

es passieren, dass ab und zu eine steilere<br />

Querung ansteht – denn auch bei der geschicktesten<br />

Routenwahl diktiert der Berg<br />

die Spur. Dann rät Schneeweiß, die Schneeschuhe<br />

voreinander in eine Linie zu setzten.<br />

»Ich nenne das Line Step. Im Prinzip<br />

ist das ein bisschen so, als würde man auf<br />

dem Schwebebalken balancieren.« Um<br />

das Gleichgewicht zu halten, helfen die<br />

Teleskopstöcke, die Schneeweiß auf jeder<br />

Tour empfiehlt. Und die ungewohnte<br />

Anforderung an die Sprunggelenke, sich<br />

entsprechend der Hangneigung ein wenig<br />

zu biegen, ist wie der Watschelgang vom<br />

Steigeisen-Gehen bekannt – oder ein willkommenes<br />

Training.<br />

▶ Abrollen ist nicht<br />

Den meisten Anstiegen folgt irgendwann<br />

ein Abstieg. Während das Hochgehen mit<br />

Schneeschuhen für die meisten Bergsteiger<br />

fast selbsterklärend ist, fühlt sich Berg-<br />

abgehen anfangs meist befremdlich an.<br />

»Mit der Ferse auftreten und dann den Fuß<br />

abrollen ist nicht möglich«, sagt Christian<br />

Schneeweiß, »denn hinter der Ferse geht<br />

der Schneeschuh ja noch weiter.« Deshalb<br />

heißt es gehen, ohne abzurollen – eine<br />

weiteres Element, was Steigeisenliebhabern<br />

bekannt vorkommen dürfte. Queren<br />

ist da eher mühsam, am besten geht das in<br />

der Falllinie. Wenn der Schnee weich ist,<br />

kann man versuchen, den Schwung des<br />

Schrittes mitzunehmen und ein wenig zu<br />

gleiten, im Prinzip ähnlich, wie man das<br />

im Sommer bei einem Abstieg in einem<br />

Schotterkar macht. »Wenn es schneller<br />

geht und Spaß macht, sollte man nur aufpassen,<br />

dass sich die Schneeschuhe nicht<br />

beim Schritt verhaken«, sagt Schneeweiß<br />

– »sonst taucht man schnell mal mit dem<br />

Gesicht in den Schnee«.<br />

So eine unfreiwillige Erfrischung im Tiefschnee<br />

ist nur kalt, aber nicht gefährlich.<br />

Dem, der für das Dach der Alpen trainiert,<br />

wird sie trotzdem nie passieren. Denn unkontrollierte<br />

Stürze, nur weil man sich<br />

beim Gehen nicht konzentriert und deshalb<br />

mit den Geräten an den Füßen verhakt,<br />

unterlaufen einem Steigeisen-Profi<br />

einfach nicht. Oder?<br />

◀<br />

▶ mittel 3½ Std.<br />

570 Hm 6 km<br />

Charakter: Einsame Waldtour mit<br />

ordentlich Platz für Varianten und großer<br />

Gipfelrundschau<br />

Anfahrt: Von München über die A95 bis<br />

Ausfahrt Murnau, über Bad Kohlgrub<br />

nach Altenau<br />

Ausgangspunkt: großer Parkplatz am<br />

Forsthaus Unternogg (840 m), von Altenau<br />

über Unternogg- bzw. Königsstraße<br />

Route: Auf der Straße ein Stück zurück<br />

Richtung Altenau. Noch bevor man den<br />

Abzweig zum fast parallel zur Straße verlaufenden<br />

Forstweg erreicht, stapft man<br />

direkt in südlicher Richtung hinauf zum<br />

Weg. Gleich die Straße überquerend<br />

und relativ steil über einen Kahlschlag<br />

hinauf, bis man erneut auf den Forstweg<br />

trifft (alternativ kann man auch die<br />

weite Kehre ausgehen). Diesem kann<br />

man nun bis zu seinem Ende folgen,<br />

der daran anschließende Sommerwanderweg<br />

führt direkt zum Hochschergen.<br />

Oder man sucht sich in Eigenregie<br />

einen Weg durch den lichten Wald des<br />

Vorbergs: Der markante Nordwestrücken<br />

des Hochschergen ist im Aufstieg deutlich<br />

interessanter. Als grobe Richtung<br />

hält man dabei Südost ein. Abstieg wie<br />

Aufstieg.<br />

Karten: Kompass Nr. 4 »Füssen,<br />

Außerfern«, 1:50 000 «, AV-Karte BY7<br />

»Ammergebirge Ost«, 1:25 000<br />

Infos zur Region: www.<br />

ammergauer-alpen.de<br />

Führer: Christian Schneeweiß<br />

»Leichte Schneeschuhtouren.<br />

Allgäuer<br />

bis Kitzbüheler Alpen«,<br />

Bruckmann Verlag 2013,<br />

München<br />

01⁄15 Bergsteiger 87


SERVICE<br />

Teil 2: Fitness für Bergsteiger<br />

Schlafen Sie gut!<br />

Unsere vierteilige Serie bereitet Sie schon im Winter auf die neue<br />

Berg-Saison vor. In Teil 2 erfahren Sie, warum nicht nur Workouts,<br />

sondern auch Ruhephasen Teil des Trainings sind. Von Julian Galinski<br />

Warum auf den Frühling warten,<br />

wenn es sich auch schon<br />

im Winter hervorragend und<br />

mit geringem Aufwand für die<br />

neue Berg-Saison trainieren lässt? In der<br />

vorigen Ausgabe haben wir Ihnen die ersten<br />

drei Übungen für Ihr Winter-Workout<br />

vorgestellt. Mit dieser und den folgenden<br />

beiden Ausgaben erweitern Sie Monat für<br />

Monat Ihr Workout, so dass Sie am Ende<br />

durch die vollen zwölf Übungen gehen.<br />

Tonia la Prova, Cheftrainerin bei der Premium-Fitnesskette<br />

Elements, hat das Programm<br />

zusammengestellt.<br />

La Prova setzt voll auf Übungen mit dem<br />

eigenen Körpergewicht. Weil sie praktisch<br />

sind und überall durchführbar, klar. Aber<br />

vor allem, weil Geräte im Studio die Bewegungen<br />

exakt vorgeben und keinerlei<br />

Abweichungen zulassen. Der Körper lernt<br />

so nicht, Bewegungen zu stabilisieren.<br />

Dabei ist das am Berg ganz entscheidend:<br />

wenn wir stolpern, uns mit den Händen<br />

schnell abstützen oder den Fuß in einem<br />

ungewohnten Winkel aufsetzen müssen.<br />

Unser Workout kräftigt nicht nur die Muskulatur,<br />

es schult auch Koordination und<br />

Balance – am Berg zählt nicht Kraft allein.<br />

Daher macht es einen großen Unterschied,<br />

ob Sie Ihre Beine an einer Maschine festzurren<br />

oder einen Ausfallschritt ausführen,<br />

den Sie selbst abfangen müssen.<br />

INFO<br />

Guter Rat: nicht teuer!<br />

Wer sich mit dem Thema Fitnesstraining<br />

ein bisschen beschäftigt, der wird schnell<br />

der Marketing-Maschinerie der Fitnessund<br />

Gesundheitsindustrie ausgesetzt. Da<br />

werden Riegel, Drinks, Pulver und was sich<br />

sonst noch alles mit künstlichen Zusatzstoffen<br />

versetzen lässt, als die Garanten<br />

für erfolgreiches Training und ein gesundes<br />

Leben angepriesen. Nun – alles, was diese<br />

Produkte können, kann die Natur besser<br />

und günstiger. Sie wollen Vitamine? Essen<br />

Sie Gemüse und Obst! Sie wollen den<br />

Muskelaufbau unterstützen? Essen Sie<br />

täglich Eiweiß (Fisch, Fleisch, Eier, Quark,<br />

Käse, Hülsenfrüchte). Das Gleiche gilt<br />

für allerlei Fitness-Gerätschaften vom elektrostimulierenden<br />

Gürtel bis hin zur intelligenten<br />

Hantel. Nicht das Zubehör macht’s<br />

– sondern die Kontinuität! Nicht der<br />

Geldbeutel – sondern die Hartnäckigkeit!<br />

Übrigens: Wer schnell Fortschritte mit dem<br />

Training machen möchte, der sollte zudem<br />

großzügig das beste Regenerationsprogramm<br />

nutzen, das es gibt: Schlaf! Denn<br />

Wachstum, Reparatur und Kräftigung der<br />

Muskeln finden nicht während des Trainings<br />

statt, sondern in den Ruhephasen.<br />

Wer trainiert, sollte seinem Körper diese<br />

Ruhephasen auch geben – sonst droht<br />

Übertraining. Als Faustregel gilt: Sieben<br />

Stunden Schlaf sind für Männer das Minimalziel,<br />

acht für Frauen. Viele Zivilisationskrankheiten<br />

werden begünstigt, weil wir<br />

nicht genügend schlafen, und weil Schlaf<br />

mancherorts immer noch nur als notwendiges<br />

Übel zwischen zwei Tagen angesehen<br />

wird. Aber dauernde Müdigkeit und fehlende<br />

Regeneration schwächen nicht nur das<br />

Immunsystem, natürlich leidet auch die<br />

Leistungsfähigkeit darunter. In der Freizeit<br />

wie auch im Job.<br />

Also: Trainieren Sie gut – am besten alle<br />

von uns vorgestellten Übungen mindestens<br />

zweimal pro Woche, gerne dreimal. Und<br />

schlafen Sie gut – damit der Trainingseffekt<br />

auch wirklich seine maximale Wirkung<br />

entfalten kann.<br />

◀<br />

Fotos: Uli Ertle<br />

88 Bergsteiger 01⁄15


4<br />

Unterarmstütz mit Lift: Diese Übung ist ein wahres Multitalent – sie stärkt die<br />

Schulter-, Brust- und Bauchmuskulatur. Legen Sie sich aus dem Liegestütz auf<br />

beide Unterarme ab. Heben Sie nun abwechselnd die um 90 Grad angewinkelten<br />

Arme so weit wie möglich an, ohne mit dem Oberkörper zu rotieren. Spannen<br />

Sie Ihre Bauchmuskeln an, damit Ihr Körper von den Füßen bis zum Kopf eine<br />

möglichst gerade Linie darstellt. Zwei bis drei Sätze à zehn Wiederholungen.<br />

5<br />

Urlaub in den Alpen<br />

Ob in Österreich, Südtirol, der Lombardei, im<br />

Trentino oder im Schwarzwald, wir bieten<br />

Ihnen die 66 schönsten Basislager, Krafträume<br />

und Inspirationsquellen!<br />

Unser Motto: Die Natur mit allen<br />

Sinnen erleben!<br />

Ausfallschritt: Zum Training der Beinmuskulatur und der Beweglichkeit der<br />

Schultern machen Sie einen weiten Schritt nach vorne. Strecken Sie die Arme bis<br />

in die Finger gerade über den Kopf – für den Rest der Übung. Spannen Sie den<br />

Bauch an und gehen Sie in die Knie, bis das hintere Knie fast den Boden berührt.<br />

Achten Sie darauf, dass das vordere Knie nicht über die Zehen schiebt. Drücken<br />

Sie sich aus der vorderen Ferse wieder nach oben. Zweimal zehn Wiederholungen.<br />

Bewegung. AlpineWellness. Hochgenuss.<br />

Unser ganzheitliches Wohlfühlkonzept für<br />

Ihre Auszeit in den Alpen.<br />

6<br />

V-Sitz mit Rotation: Mit dem V-Sitz sprechen Sie vor allem die vordere Rumpfmuskulatur<br />

an. Setzen Sie sich auf den Boden und stellen Sie die Füße ab. Senken<br />

Sie Ihren Oberkörper so weit ab, dass Oberschenkel und Rumpf ein V bilden.<br />

Drücken Sie die Fäuste leicht aneinander und drehen Sie den Oberkörper jeweils<br />

so weit zur Seite, dass der Ellbogen fast den Boden berührt. Halten Sie derweil<br />

stets die Spannung im Bauch. Zwei mal 20 Wiederholungen.<br />

Bestellen Sie jetzt kostenlos den neuen Katalog<br />

„<strong>Berglust</strong> pur“ und gewinnen Sie<br />

Urlaubsgutscheine im Gesamtwert von<br />

€ 2.000,- unter www.wanderhotels.com/<br />

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KAUFBERATUNG<br />

Rucksäcke mit Lawinen-Airbags<br />

Rückendeckung<br />

DIE ZWÖLF TESTMODELLE<br />

IM ÜBERBLICK<br />

ABS Vario 32<br />

BERGHAUS Arete Couloir 25<br />

DEUTER On Top 30<br />

HAGLÖFS Vojd 30 L<br />

K2 Float 30<br />

MAMMUT Pro Short R.A.S. 33<br />

MAMMUT Light P.A.S. 30 L<br />

ORTOVOX Tour 30+7 W ABS<br />

PIEPS Jetforce Tour Rider 24<br />

SCOTT Air Free AP 30<br />

THE NORTH FACE Patrol 24 ABS<br />

VAUDE ABScond Tour 36+4<br />

TRAGBAR<br />

Breite, dünne Schulterträger<br />

und weiche, mittellange<br />

Hüftflossen haben<br />

sich für die schwereren<br />

Airbag-Rucksäcke<br />

bewährt.<br />

ZUVERLÄSSIG<br />

Metallschnallen am<br />

Tragesystem und die oft<br />

übersehene Schrittschlaufe<br />

garantieren, dass der<br />

Rucksack in der Lawine<br />

am Körper bleibt.<br />

90 Bergsteiger 01⁄15


Lawinen sind die größte Gefahr auf Skitour. Rucksäcke mit Airbags reduzieren<br />

das Risiko, unter den Schneemassen begraben zu werden. Neuerdings gibt<br />

es sie in großer Auswahl und mit unterschiedlichen Systemen. Wir haben zwölf<br />

Modelle unter die Lupe genommen. Von Christian Schneeweiß<br />

ANSCHMIEGSAM<br />

Der Skitourenrucksack<br />

sollte dicht am Rücken<br />

anliegen, ohne sich bei den<br />

Abfahrtsbewegungen zu<br />

verschieben.<br />

ERHEBEND<br />

Der Twinbag von ABS hat<br />

mehr Volumen und hebt den<br />

ganzen Körper, die kleineren<br />

Mono-Airbags der anderen<br />

Hersteller heben den<br />

Oberkörper an.<br />

Foto: Hans Johansson/Haglöfs<br />

Ein dumpfer Knall. Ein Riss geht<br />

durch die Schneedecke, plötzlich<br />

gleitet der Boden unter den Füßen<br />

weg. Eine Ausweichabfahrt<br />

misslingt, die Schneedecke löst<br />

sich in Schollen auf, ein Sog zerrt die Ski<br />

nach unten, Arme und Beine wirbeln. Als<br />

sie zur Ruhe kommen, herrscht Finsternis.<br />

Jetzt heißt es, in der Atemhöhle warten<br />

und hoffen, dass man möglichst innerhalb<br />

einer Viertelstunde gefunden wird. Denn<br />

in dieser Zeitspanne liegt die Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

bei 93 Prozent; dauert<br />

die Rettung länger, sinken die Chancen rapide.<br />

Trotz moderner LVS-Geräte sterben<br />

bei einem Lawinenunfall immer noch 22<br />

Prozent der Opfer, wie eine aktuelle Studie<br />

des SLF (Schweizer Institut für Lawinenforschung)<br />

in Europa und Nordamerika<br />

ergab. Trägt das Lawinenopfer hingegen<br />

einen Rucksack mit Lawinen-Airbag und<br />

löst diesen aus, sinkt das Todesrisiko auf<br />

elf Prozent.<br />

Der aufgeblasene Airbag vergrößert das<br />

Körpervolumen, lässt den Körper auf dem<br />

Schnee schwimmen und hält idealerweise<br />

den Kopf frei. Diesen Vorteilen stehen<br />

zwar hohes Rucksackgewicht und hoher<br />

Preis gegenüber. Aber angesichts der Aussicht,<br />

beim Abgang einer Lawine nicht<br />

komplett darin verschüttet zu werden,<br />

sind Lawinen-Airbags eine überlegenswerte<br />

Investition.<br />

▶ Was Lawinen-Airbags kennzeichnet<br />

Stabile Metallschnallen, ein Sicherungsriemen<br />

im Schritt sowie Skifixierungen<br />

an der Rucksackfront, wo sie das Auslösen<br />

der Airbags nicht behindern, kennzeichnen<br />

einen Rucksack mit Lawinen-Airbag.<br />

Durch Ziehen des Griffs am Schultergurt<br />

bläst eine Gaskartusche die Airbags explosionsartig<br />

auf.<br />

Das System des Originalherstellers ABS (seit<br />

1985, siehe S. 48–53) entfaltet sich auf<br />

beiden Seiten hinterm Rumpf (Twinbag),<br />

so dass der Skifahrer voll manövrierfähig<br />

bleibt, der gesamte Körper in der Lawine<br />

hochgehoben wird und bei Beschädigung<br />

eines Airbags der zweite die Luft hält.<br />

01⁄15 Bergsteiger 91


»Der K2 Float sitzt so<br />

perfekt, dass sich am<br />

Rücken gar nichts bewegt.«<br />

Georg Steinbichler, Tester<br />

fen ist, haben nun auch andere Firmen<br />

wie BCA und K2, Mammut zusammen mit<br />

Snow Pulse, Black Diamond in Verbindung<br />

mit Pieps und Alpride zusammen mit Scott<br />

Systeme auf dieser Basis ausgetüftelt. Bei<br />

diesen Airbags bläst sich ein überdimensionales<br />

Kissen aus einem RV-Zwischenfach<br />

auf; in der Mammut Protection-Serie sogar<br />

mit schützender Halskrause. So wird in<br />

Es lässt sich mit komplettem Tragesystem<br />

als eigenständige Vario Base Unit an Rucksäcke<br />

in fünf Volumengrößen anzippen<br />

– Varianten-, Freeride-, Tages- oder Mehrtagemodelle<br />

mit acht, 18, 24, 32 oder 45+5<br />

Litern –, ist aber auch kompatibel mit diversen<br />

Rucksäcken anderer Hersteller oder<br />

sogar in deren Rückensystem eingebaut.<br />

Nachdem das Patent von ABS ausgelauder<br />

Lawine der Oberkörper mitsamt Kopf<br />

angehoben. Mammut bietet sechs Modelle<br />

von vier bis 45 Litern plus zwei Kurzversionen<br />

für kleinere Personen, bei denen die<br />

beiden unterschiedlichen Airbag-Systeme<br />

abnehmbar und die Rucksäcke damit auch<br />

im Sommer verwendbar sind. Airbag-<br />

System und Skitourenrucksack sind im<br />

Handel separat oder in Kombination erhältlich.<br />

Ortovox verwendet das kompakte<br />

MASS-System von ABS in fünf verschiedenen<br />

Rucksäcken, die sich ebenfalls für den<br />

Sommer umrüsten lassen. Scott bietet mit<br />

640 Euro das günstigste System, dessen<br />

Kartuschen auch ins Flugzeug mitgenommen<br />

werden dürfen.<br />

Die Druckkartuschen aller Systeme lassen<br />

sich beim Händler austauschen. Die<br />

▶ Die Lawinen-Airbags im Vergleich …<br />

ABS<br />

Vario 32 (L/S)<br />

TIPP<br />

Variabilität<br />

Info: www.abs-airbag.com<br />

Preis: 688,90 € + 110 € bzw. 215 € (mit<br />

Stahl-/Karbonkartusche); Base Unit 599 €<br />

Gewicht: 2580 + 360 = 2940 g (S/Karbon)<br />

bis 2740 + 590 = 3330 g (L/Stahl)<br />

Rucksackvolumen: 30 L<br />

Airbag: Angezipptes ABS-System mit zwei<br />

Airbags à 85 L Argon plus ausführlicher<br />

Anleitung/CD inkl. Kundendienst-Hinweise<br />

Funktion: Der bei Lawinengefahr zu<br />

entsichernde Griff sprengt sich bei leichtem<br />

Zug ab, das Zusammenlegen nach der<br />

Auslösung erfolgt überlappend (+ neuer Griff).<br />

Rucksack: Vielseitiges Modell mit fl exiblem<br />

Antischnee-Rücken und weichen Gurten,<br />

kleine Deckelöffnung, dafür Seiteneingriff<br />

Ausstattung: Hauptfach 20 L, Notfallfach<br />

innen, Wert-, Karten-, Kopf-, Hüft-Tasche, Clip,<br />

Pfeife, Fixierungen, Schlaufen und Netz<br />

AUSLÖSUNG AIRBAG<br />

HANDHABUNG AIRBAG<br />

HALT RUCKSACK<br />

TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />

▶ VIELSEITIGES ANZIPP-MODELL<br />

Der neue Rucksack des originalen Airbag-<br />

Herstellers mit Schwerpunkt im Beckenbereich<br />

sitzt optimal, drückt nirgends und bietet<br />

etwas Lüftung. Die Ausstattung ist multifunktionell,<br />

die Beladung suboptimal. Der sensible<br />

Auslöse-Griff ist abnehmbar.<br />

BERGHAUS<br />

Arete Couloir 25 Rucsac<br />

Info: www.berghaus.com<br />

Preis: 100 € + 599 + 110 bzw. 215 € (mit<br />

Stahl-/ Karbonkartusche) = 809 / 914 €<br />

Gewicht: 585 (Rucksack 1030 g) + 2035 =<br />

2620 g + 360/590 g für Kartuschen<br />

Rucksackvolumen: 25 L<br />

Airbag: An Rucksack zippbares ABS-System<br />

mit zwei seitlichen Airbags à 85 L Argon plus<br />

einfacher Anleitung<br />

Funktion: Der Auslösegriff sprengt sich bei<br />

leichtem Zug ab, das Zusammenlegen nach<br />

der Auslösung erfolgt überlappend.<br />

Rucksack: Puristisches Modell mit fl exiblem,<br />

ungelüftetem Antischnee-Rücken und weichen<br />

Gurten, weite Hauptfach-Deckelöffnung<br />

Ausstattung: Hauptfach 21 L, Notfalltasche,<br />

Brillentasche, Hüftfach, Pfeife, allseitige<br />

Kompression; Fixierungen für Ski/Board/<br />

Snowshoes, Pickel/Stöcke; Schlaufen/Netz<br />

AUSLÖSUNG AIRBAG<br />

HANDHABUNG AIRBAG<br />

HALT RUCKSACK<br />

TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />

▶ SKITOUREN- UND ALPINPURIST<br />

Der schlanke Rucksack mit anzippbarem ABS<br />

Base Unit und sehr fl exiblem Rücken ist leicht<br />

und puristisch. Mit Schwerpunkt im Beckenbereich<br />

sitzt er sehr bequem, drückt nirgends<br />

und bietet mit ABS Unit mehr Lüftung, aber<br />

auch weniger Halt als mit Originalrücken.<br />

DEUTER<br />

On Top 30<br />

Info: www.deuter.com<br />

Preis: 699,95 + 110 € bzw. 215 € (mit<br />

Stahl-/Karbonkartusche)<br />

Gewicht: 2710 + 360 = 3070 g komplett<br />

(Stahlkart. + 230 g)<br />

Rucksackvolumen: 30 L<br />

Airbag: Fixes ABS-System mit zwei seitlichen<br />

Airbags à 85 L Argon plus ausführlicher<br />

Anleitung/CD inkl. Kundendienst-Hinweise.<br />

Funktion: Der Auslösegriff sprengt sich bei<br />

leichtem Zug ab, das Zusammenlegen nach<br />

der Auslösung erfolgt überlappend.<br />

Rucksack: Der teilanliegende Rucksack mit<br />

breitem Schultergurt und Schwerpunkt Hüfte<br />

ist durch 3D-Schaum gut belüftet, das<br />

Hauptfach ganz aufklappbar.<br />

Ausstattung: Hauptfach 20 L, Notfalltasche,<br />

Brillentasche, 2 Wert-, 2 Hüftfächer, Clip,<br />

Pfeife, Kompression, Fixierungen<br />

AUSLÖSUNG AIRBAG<br />

HANDHABUNG AIRBAG<br />

HALT RUCKSACK<br />

TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />

▶ LUFTIGES KOMFORTMODELL<br />

Optimale Belüftung für Skitouren und hoher<br />

Tragekomfort dank Lüftungskanal und dicken<br />

Meshpolstern, die allerdings nicht nur<br />

Schweiß, sondern auch Pulverschnee<br />

aufnehmen. Der ideale Begleiter für Frühjahrstouren<br />

hat sogar Stöckehalter.<br />

92 Bergsteiger 01⁄15


▶ So testet der Bergsteiger<br />

Fotos: Hersteller (6), Christian Schneeweiß (4)<br />

Alle Rucksäcke wurden mit speziellen Messbeuteln<br />

ausgelitert. Weicht das gemessene Volumen<br />

stark (mehr als zwei Liter) vom angegebenen<br />

Volumen ab, vermaß der Hersteller das Volumen<br />

vor Installation des Airbagsystems. Das Gewicht<br />

wurde mit Airbag plus Kartusche gemessen,<br />

bei entfernbarem Airbag auch ohne diesen.<br />

Für den Komfort- und Funktionstest wurden die<br />

Rucksäcke mit 5330 Gramm beladen (komplett<br />

ca. 8,5 bis neun Kilogramm).<br />

Da die Auftriebswirkung der Airbags nicht praktisch<br />

(d. h. bei Lawinenabgang) getestet werden<br />

konnte, wurden diese »trocken« ausgelöst.<br />

Dabei wurde bewertet, wie leicht das System<br />

auszulösen war und wie gut sich der Airbag<br />

entfaltete.<br />

Zusätzlich wurde bewertet, wie leicht das<br />

Airbag-System sich im Normalfall (v. a. Ladung,<br />

Sicherung) bzw. beim Zusammenlegen nach<br />

der Auslösung handhaben ließ. Mammut und<br />

Scott erhielten einen Sicherheits-Punktabzug,<br />

weil äußerlich nicht erkennbar ist, ob der Auslöser<br />

geladen ist, während bei ABS das Einund<br />

Ausstecken des Griffs bei jeder Tour nervt.<br />

Beim Halt der Skitourenrucksäcke wurde<br />

bewertet, wie nah und fest das Tragesystem<br />

beim Seitenschwenk und beim Hochhüpfen<br />

den Rucksack an den Rücken drückte,<br />

Die Kartusche bläst mit Luft vermischtes<br />

Gas in die Lawinen-Airbags und faltet sie<br />

innerhalb von drei Sekunden auf.<br />

damit er nicht bei Abfahrtsschwüngen verrutscht.<br />

Außerdem fl oss die Fliehkraft in die Bewertung<br />

ein. Letztere war bei Kompression und gleichmäßiger<br />

Gewichtsverteilung geringer.<br />

In die Prüfung des Tragekomforts fl ossen ein:<br />

Effekt der Polsterung, Anpassungsmöglichkeiten<br />

von Gurten und Rückenlänge sowie die Lüftung,<br />

die bei Kälte weniger wichtig ist, bei Aufstiegen<br />

im Frühjahr mehr.<br />

TIPP<br />

Allround<br />

HAGLÖFS<br />

Vojd 30 L<br />

K2<br />

Float 30<br />

MAMMUT<br />

Pro Short R.A.S. 33<br />

Info: www.haglofs.se<br />

Preis: 950 € inkl. Karbonkartusche<br />

Gewicht: 2710 + 360 = 3070 g komplett<br />

(Option Stahlk. + 230 g)<br />

Rucksackvolumen: 31 L<br />

Airbag: Fest installiertes ABS-System mit zwei<br />

seitlichen Airbags à 85 L Argon plus ausführlicher<br />

Anleitung/CD, Kundendienst-Hinweise<br />

Funktion: Auslösegriff sprengt sich bei<br />

leichtem Zug ab, das Zusammenlegen nach<br />

der Auslösung erfolgt überlappend.<br />

Rucksack: Einfaches Modell mit Deckelöffnung,<br />

schneeabweisendem Rücken und<br />

breitem Tragsystem. Das Notfallfach ist innen.<br />

Ausstattung: Hauptfach 29 L, Notfallfach<br />

innen, Deckel-, Brillentasche, 2 Wert-, 2<br />

Hüftfächer, Clip, Pfeife, Kompression;<br />

Fixierungen: Ski seitl./schräg, Board/<br />

Snowshoes, Schlaufenleiste, Pickel, Stöcke<br />

Info: www.k2skis.com<br />

Preis: 599,95 + 144,95 €<br />

Gewicht: 2770 + 670 = 3440 g komplett<br />

Rucksackvolumen: 25 L (plus Airbag-System)<br />

Airbag: Abnehmbares BCA-System mit<br />

Kopfkissen-Airbag (150 L Druckluft) plus<br />

Rucksack- und ausführlicher Airbag-Anleitung,<br />

Kartusche kompliziert + schwer.<br />

Funktion: Der ausgezippte Faust-Griff löst<br />

leicht aus, der Airbag wird nach Auslösung im<br />

Akkordeonstil zusammengefaltet.<br />

Rucksack: Vielseitiges Modell mit langem<br />

Schnitt + Antischnee-Hartschaumrücken. Das<br />

Hauptfach ist sehr variabel zu öffnen (3 RVs).<br />

Ausstattung: Hauptfach 20 L, Notfalltasche,<br />

Brillen-, 2 Wert-, 2 Hüftfächer, Karabinerschlaufen,<br />

Pfeife, Kompression; Fixierungen für<br />

Ski/Board/Snowshoes, Pickel, Stöcke, Helm<br />

Info: www.mammut.ch<br />

Preis: 620 € + Stahlkartusche 100 €<br />

(Karbon 200 €) = 720 €<br />

Gewicht: 2675 + 335 = 3010 g (Stahlk.<br />

+200 g) / nur Rucksack 1765 g<br />

Rucksackvolumen: 26 L (ohne Airbag 31 L)<br />

Airbag: Leicht abnehmbares Snow Pulse-<br />

System mit Kopfkissen-Airbag (150 L<br />

Stickstoff) plus ausführlicher Anleitung<br />

Funktion: Ausgezippter, entsicherter Griff wird<br />

leicht gezogen, Airbag nach Auslösung an der<br />

Taschenkante gefaltet und System geladen.<br />

Rucksack: Der anliegende schmale Rücken<br />

weist Schnee ab, Tragsystem für Frauen geeignet.<br />

Hauptfach öffnet an Front und Rücken.<br />

Ausstattung: Hauptfach 20 L, Notfalltasche,<br />

Brillen-, Deckel-, Hüftfach, 2 Wertfächer,<br />

Karabinerschlaufe, Pfeife, Kompression; Fix. für<br />

Ski/Board/Snowshoes, Pickel, Stöcke, Helm<br />

AUSLÖSUNG AIRBAG<br />

HANDHABUNG AIRBAG<br />

HALT RUCKSACK<br />

TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />

AUSLÖSUNG AIRBAG<br />

HANDHABUNG AIRBAG<br />

HALT RUCKSACK<br />

TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />

AUSLÖSUNG AIRBAG<br />

HANDHABUNG AIRBAG<br />

HALT RUCKSACK<br />

TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />

▶ SPARTANISCHES LEICHTGEWICHT<br />

Die spartanische Konstruktion mit Notfallfach<br />

im Hauptfach, nur einem Auslöser-Kanal und<br />

ohne Trinksystem trägt sich trotz unbelüftetem<br />

Rücken bequem. Das Gewicht liegt auf dem<br />

Becken, der Halt ist perfekt. Super Springschnallen,<br />

mühsame Hüftgurtverstellung.<br />

▶ SKIRUCKSACK MIT BESTEM HALT<br />

Der abfahrtsorientierte Rucksack hält perfekt<br />

am Rücken, ist aber nicht belüftet. Die gut<br />

durchdachte Komplett-Ausstattung des<br />

schlichten und schlanken Modells ist großteils<br />

versteckt. Der Kartuschenanschluss ist wie<br />

das isolierte Trinksystem etwas kompliziert.<br />

▶ ANSCHMIEGSAMER BERGRUCKSACK<br />

Der bequeme Rucksack sitzt wie angegossen,<br />

besitzt aber keine Lüftung. Er lässt sich<br />

problemlos in einen Sommerrucksack<br />

umfunktionieren oder in ein anderes<br />

Airbagmodell einbauen. Hüftgurt abnehmbar,<br />

Trinksystem unisoliert, verwirrend viele Bänder<br />

01⁄15 Bergsteiger 93


ALLES IM GRIFF<br />

Fotos: Hersteller (6), ABS/Xavier<br />

Der Auslösegriff sollte<br />

sich bei Rechtshändern auf<br />

dem linken Schultergurt<br />

befinden, bei Linkshändern<br />

auf dem<br />

rechten.<br />

MAMMUT<br />

Light P.A.S. 30 L<br />

Info: www.mammut.ch<br />

Preis: 700 € + Stahlkartusche<br />

100 € (Karbon 200 €) = 720 €<br />

Gewicht: 2200 + 325 = 2525 g (Stahlk. +<br />

200 g)/ nur Rucksack 1290 g<br />

Rucksackvolumen: 27 L (ohne Airbag 30 L)<br />

Airbag: Leicht abnehmbares Snow Pulse-<br />

System mit Kopfschutz-Airbag (150 L<br />

Stickstoff) teils in den Traggurten plus<br />

Rucksack- und Airbag-Anleitung.<br />

Funktion: Ausgezippter, zu entsichernder Griff;<br />

der Airbag wird nach Auslösung äußerst<br />

knapp gefaltet und das System geladen.<br />

Rucksack: Toploader mit kompletter seitlicher<br />

RV-Öffnung, schneeabweisendem 3D-Rücken<br />

Ausstattung: Hauptfach bis 25 L, Notfallfach<br />

innen, Deckel-, Wertfach, Hüftfach groß, Clip,<br />

Materialschlaufen, Kompression; Fixierungen<br />

für Ski/Board/Snowshoes, Pickel/Stöcke<br />

AUSLÖSUNG AIRBAG<br />

HANDHABUNG AIRBAG<br />

HALT RUCKSACK<br />

TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />

▶ SUPERLEICHTER BEGLEITER IM SCHNEE<br />

Am elastischen Hüftgurt des gut lüftenden<br />

Leichtrucksacks lässt sich die Rückenlänge<br />

verstellen. Die durch den Airbag gepolsterten,<br />

breiten Schultergurte sind sehr bequem, aber<br />

stören bei Bewegung. Zusammenlegen der Airbags<br />

übt man am besten vorher beim Händler.<br />

ORTOVOX Tour 30+7<br />

W ABS (Tour 32+7 ABS)<br />

Info: www.ortovox.com<br />

Preis: 749,95 + 110 € bzw. 215 € (mit<br />

Stahl-/ Karbonkartusche)<br />

Gewicht: 1775 g Rucksack + 1385 g MASS<br />

+ Karbonk. = 3520 g (Stahl + 230 g)<br />

Rucksackvolumen: 27 L mit MASS, 31 L<br />

ohne (ohne Airbag-Fächer); Männer: + 2 L<br />

Airbag: Abnehmbares ABS-System mit zwei<br />

seitlichen Airbags à 85 L Argon + Anleitung<br />

Funktion: Gut gegen Fehlauslösung<br />

gesicherter Griff, das Zusammenlegen des<br />

Airbags erfolgt überlappend.<br />

Rucksack: Rucksack mit weichen Gurten und<br />

verteiltem Gewicht, durch Mesh-Lochung<br />

belüftet, kleines Hauptfach erweiterbar<br />

Ausstattung: Hauptfach bis 17 L, große<br />

Notfalltasche, Brillentasche, Wert-, Karten-,<br />

Hüft-, Steigeisen-Fach, Pfeife, diverse Fixierungen,<br />

Hebelzug, Trinkschlauch isoliert<br />

AUSLÖSUNG AIRBAG<br />

HANDHABUNG AIRBAG<br />

HALT RUCKSACK<br />

TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />

▶ KOMFORTABLER HOCHTOURIST<br />

Der Rucksack für Ski- und Gletschertouren<br />

sitzt perfekt am Rücken, auch wenn es v. a. bei<br />

RV-Volumenerweiterung an Kompression<br />

mangelt. Vielfältige Ausstattung mit sehr<br />

sicheren Fixierungen. Den mühsamen Umbau<br />

der MASS-Unit übernimmt besser der Händler.<br />

PIEPS<br />

Jetforce Tour Rider 24<br />

Info: www.pieps.com<br />

Preis: 849,- €<br />

Gewicht: 3430 g<br />

Rucksackvolumen: 25 L<br />

Airbag: Fest installiertes Jetforce-System mit<br />

aufl adbarem Akku statt Kartusche und<br />

Kopfkissen-Airbag + ausführlicher Bedienungs-<br />

und aufgedruckter Pack-Anleitung<br />

Funktion: Faust-Griff mit Ladeanzeige/<br />

Entsicherung/Abschaltung per Knopfdruck ist<br />

leicht zu ziehen, der Airbag nach Gebrauch<br />

einfach zu stopfen.<br />

Rucksack: Fest anliegender Rucksack mit gut<br />

verteiltem Gewicht und unbelüftetem Rücken,<br />

an dem die Hauptfachöffnung liegt.<br />

Ausstattung: Hauptfach 13 L, Notfallfach<br />

groß, Brillentasche, Wert-, Hüftfach,<br />

Kompression; Fixierungen: Board/Snowshoes<br />

frontal, Ski schräg, 2 Pickel, Helm, Karabiner<br />

AUSLÖSUNG AIRBAG<br />

HANDHABUNG AIRBAG<br />

HALT RUCKSACK<br />

TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />

▶ SYSTEM MIT MEHRFACHAUSLÖSUNG<br />

Der Airbag mit Luftturbine lässt sich beliebig<br />

oft aufblasen, der Auslöser mit Diodenanzeige<br />

ist gut zu bedienen, aber der Schulterträger<br />

mit dem Auslöse-Mechanismus drückt bei<br />

Belastung. Der Rucksack liegt perfekt an,<br />

ermöglicht aber kaum Rückenkrümmung.<br />

94 Bergsteiger 01⁄15


Kosten variieren: ABS 24,90 € inkl. Griff,<br />

Mammut 0 bis 10 €, BCA 10–20 €, Scott<br />

40 €. Das neue System von Black Diamond<br />

in Zusammenarbeit mit Pieps besitzt gar<br />

keine Kartusche, sondern einen Akku, der<br />

eine Luftturbine antreibt, und lässt sich<br />

beliebig oft kostenfrei auslösen.<br />

▶ Sicherheit und Komfort am Rücken<br />

Skitourenrucksäcke sollten körpernah am<br />

Rücken anliegen und bei den Abfahrtsschwüngen<br />

nicht verrutschen – was bei<br />

K2, Scott, The North Face, Mammut R.A.S.<br />

und Haglöfs hervorragend funktioniert.<br />

Am komfortabelsten ist aber die Vario<br />

Base Unit von ABS, die sich flexibel einem<br />

gekrümmten Rücken anpasst. Für<br />

Lüftung an wärmeren Tagen kann das<br />

Rückenteil leicht konkav geformt sein<br />

(z. B. Vaude) oder lüftende 3D-Meshpolsterung<br />

besitzen (Deuter, Ortovox). Da im<br />

Winter die Schweißableitung eine geringere<br />

Rolle spielt und sich im großporigen<br />

Mesh Schnee festsetzen kann, verwenden<br />

die Hersteller meist glatten, schneedichten<br />

Bezugstoff auf mehr oder weniger festem<br />

Schaumstoff. Wegen der mäßigen Traglast<br />

sind Skitouren-Tagesrucksäcke meist mit<br />

kürzeren, dünneren Hüftflossen und dünneren<br />

breiten Traggurten ausgestattet und<br />

stützen sich auf den unteren Rücken. Das<br />

Resultat ist beeindruckend: Kein Rucksack<br />

fühlte sich bei Beladung unbequem an;<br />

nur die breiten Schulterträger konnten<br />

beim Heben der Arme lästig sein (v. a. Scott,<br />

Vaude).<br />

TIPP<br />

Der Airbag-Knigge<br />

• Vor der ersten Verwendung eines Airbag-<br />

Systems eine Testauslösung vornehmen!<br />

Bei Mammut, Scott und Black Diamond<br />

reicht ein Trockentest ohne Kartusche.<br />

• Die sensiblen Auslösegriffe sollten erst im<br />

Risikogelände entsichert werden.<br />

• Nach dem Ausgraben aus der Lawine den<br />

Airbag so lange aufgeblasen lassen, bis<br />

man das gefährdete Gelände verlassen hat<br />

und das Gas über ein Ventil ablässt.<br />

• Alle Hersteller empfehlen, nach einem<br />

Lawinenabgang den Airbag-Rucksack vom<br />

Händler prüfen zu lassen.<br />

• Vor der Abfahrt Schulterriemen und Schrittgurt<br />

festziehen, damit der Rucksack sich im<br />

Fall einer Lawine nicht löst.<br />

TIPP<br />

Preis/Lstg.<br />

SCOTT<br />

Air Free AP 30<br />

Info: www.scott-sports.com<br />

Preis: 639,95 € (inkl. Kartuschen-Set!)<br />

Gewicht: 2530 + 450 g = 2980 g<br />

Rucksackvolumen: 26 L<br />

Airbag: Eingenähtes Alpride-System mit<br />

Kissen-Seiten-Airbag (150 L Argon + CO 2<br />

)<br />

plus ausführliche Airbag-Anleitung, 2 kleine<br />

Flugzeug-Kartuschen.<br />

Funktion: Der ausgezippte Griff löst sehr<br />

leicht aus. Gewöhnungsbedürftiges<br />

Zusammenlegen des Airbags (am besten<br />

durch Händler)<br />

Rucksack: Der gerade anliegende Rücken mit<br />

3D-Polsterung weist Schnee ab, das<br />

Hauptfach ohne abgetrenntes Airbagfach<br />

lässt sich vollständig öffnen.<br />

Ausstattung: Hauptfach 20 L, Notfalltasche,<br />

Brillen-, Wert-, Hüftfach, Kompression;<br />

Fixierungen für Ski, Pickel, Helm, Karabiner<br />

AUSLÖSUNG AIRBAG<br />

HANDHABUNG AIRBAG<br />

HALT RUCKSACK<br />

TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />

▶ PREISWERTER SKITOURENFREUND<br />

Der günstige Rucksack schmiegt sich an den<br />

Rücken, ermöglicht aber kaum Rückenkrümmung.<br />

Die breiten Schulterträger sind kaum<br />

spürbar, aber können bei Bewegung stören.<br />

Praktisch: Springschnallen; der untere<br />

Drahtloop für Skifi xierung kann verhängen.<br />

THE NORTH FACE<br />

Patrol 24 ABS<br />

Info: www.thenorthface.com<br />

Preis: 800 € (inkl. Katusche)<br />

Gewicht: 2585 + 590 g = 3175 g (Option<br />

Karbon - 230 g)<br />

Rucksackvolumen: 21 L<br />

Airbag: Fest installiertes ABS-System mit zwei<br />

seitlichen Airbags à 85 L Argon + ausführlicher<br />

Anleitung inkl. Kundendienst-Hinweise<br />

Funktion: Der bei Lawinengefahr zu<br />

entsichernde Griff sprengt sich bei leichtem<br />

Zug ab, das Zusammenlegen nach der<br />

Auslösung erfolgt überlappend.<br />

Rucksack: Der 3D-Rücken ist wie die<br />

Tragpolster mit Schweiß absorbierendem<br />

Trikotstoff bezogen, der RV öffnet vollständig.<br />

Ausstattung: Hauptfach 17 L, Notfalltasche,<br />

Brillentasche, Wert-, 2 Hüftfächer, Kompression;<br />

Fixierungen für Ski schräg, Pickel und<br />

Helmschlaufen.<br />

AUSLÖSUNG AIRBAG<br />

HANDHABUNG AIRBAG<br />

HALT RUCKSACK<br />

TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />

▶ BEQUEMER ABFAHRTSRUCKSACK<br />

Das abfahrtsorientierte Modell sitzt trotz<br />

Lüftung wie angegossen, behindert aber bei<br />

Rückenkrümmung. Der angenehm weich<br />

gepolsterte Hüftgurt ist äußerst einfach zu<br />

handhaben, die Schultergurte nicht für große<br />

Personen geeignet.<br />

VAUDE<br />

ABScond Tour 36+4<br />

Info: www.vaude.com<br />

Preis: 760,- + 110 € bzw. 215 € (mit Stahl-/<br />

Karbonkartusche)<br />

Gewicht: 2980 + 360 = 3340 komplett<br />

(Stahlkart. + 230 g)<br />

Rucksackvolumen: 32 + 10<br />

Airbag: Fest installiertes ABS-System mit zwei<br />

seitlichen Airbags à 85 L Argon + ausführlicher<br />

Anleitung/CD inkl. Kundendienst-Hinweise<br />

Funktion: Der bei Lawinengefahr zu<br />

entsichernde Griff sprengt sich bei leichtem<br />

Zug ab, das Zusammenlegen nach der<br />

Auslösung erfolgt überlappend.<br />

Rucksack: Anliegender, belüfteter, schneeabweisender<br />

Rücken; längenverstellbares<br />

Tragesystem, ausziehbarer Toploader-Deckel<br />

Ausstattung: 26 + 10 L Hauptfach, Notfall-,<br />

Deckeltasche, Wert-, Hüftfach, Pfeife, Clip,<br />

Kompression, Topriemen, diverse Fixierungen<br />

AUSLÖSUNG AIRBAG<br />

HANDHABUNG AIRBAG<br />

HALT RUCKSACK<br />

TRAGEKOMFORT RUCKS.<br />

▶ VARIABLER MEHRTAGERUCKSACK<br />

Das belüftete Variationswunder besitzt simple<br />

Längenverstellungen an Rücken und Hüftgurt,<br />

das Volumen erweiterbar und der ausziehbare<br />

Deckel bietet Stauraum fürs Seil. Mit dem<br />

RV-Seiteneingriff von Saum bis Boden ist das<br />

die perfekte Ausstattung für Ski-Hochtouren.<br />

01⁄15 Bergsteiger 95


▶ Passendes Volumen<br />

Rucksäcke mit weniger als 20 Litern Volumen<br />

sind nur für Spritztouren oder Freeriding<br />

geeignet, v. a. falls das Airbagsystem<br />

in der Volumenangabe enthalten ist (5 Liter<br />

unbrauchbar!) – wie in dieser Übersicht<br />

bei K2 und Modellen mit herausnehmbarem<br />

System. Für Skihochtouren mit Seil<br />

eignet sich nur der große, Volumen- und<br />

Rückenlängen-variable Rucksack mit Riemenverschluss<br />

von Vaude (32 + 10 L). Die<br />

Hauptfächer der anderen vorgestellten Modelle<br />

besitzen Bogenreißverschlüsse (außer<br />

Mammut P.A.S.), die bis zum Boden durchgehen<br />

sollten (bei K2 sehr variabel). Bei Mammut<br />

R.A.S. und Pieps sitzen sie auf der Rückseite.<br />

Bei Haglöfs und ABS ist die Öffnung<br />

relativ klein. Ein voll ausgestatteter Airbag-<br />

Rucksack mit 30 Litern Inhalt wie beispielsweise<br />

der ABS mit Karbonkartusche wiegt<br />

in Leichtversion drei Kilogramm. Der Mammut<br />

P.A.S. bringt sogar nur 2,5 Kilogramm<br />

auf die Waage. Am meisten wiegt das Ortovox-Modell<br />

(ab 3,5 Kilogramm).<br />

◀<br />

▶ Resümee<br />

Nach dem Auslaufen des ABS-Patents für<br />

Airbag-Rucksäcke hat sich deren Angebot<br />

explosionsartig erweitert. Nicht nur, indem nun<br />

vier weitere Produzenten hinzugekommen sind,<br />

sondern auch weil ABS seine Airbag-Einheit<br />

inzwischen auch anderen Rucksackherstellern<br />

zur Verfügung stellt. Außerdem bietet die Firma<br />

Base Units an, die wie bei ihren eigenen Rucksäcken<br />

mittels genial einfachem Rundumreißverschluss<br />

an kompatible Rucksäcke anzippbar<br />

sind. Bei Mammut mit dem Snow Pulse-System<br />

und Ortovox mit ABS lassen sich die Airbags<br />

aus dem Rucksack herausnehmen und in ein<br />

anderes Modell setzen oder über den Sommer<br />

im Keller lagern und der Rucksack fürs Bergsteigen<br />

nutzen. Zukunftsträchtig ist auch das<br />

System von Black Diamond, das ausschließlich<br />

durch Ansaugen der Umgebungsluft funktioniert;<br />

und das selbst bei großer Kälte einige<br />

Male, bevor der Akku für die Miniturbine wieder<br />

aufgeladen werden muss. Angesichts des akzeptablen<br />

Gewichts der Airbag-Rucksäcke, dem<br />

für Skitouren perfektionierten Tragesystem und<br />

einer ebenfalls dafür spezialisierten Ausstattung<br />

steht nur noch der hohe Preis dem Kauf eines<br />

Airbag-Rucksacks entgegen.<br />

Im nächsten Heft: Skitourenbindungen<br />

In Sachen Sicherheit waren die Rahmenbindungen den<br />

Dorn-bindungen bisher haushoch überlegen. Das ändert sich<br />

mit den neuen Modellen. Wir haben verschiedene<br />

Systeme getestet und miteinander verglichen.<br />

Fotos: Christian Schneeweiß (3), Marker KingPin<br />

Gut kombiniert: Rucksäcke von ABS und<br />

kompatible Modelle anderer Hersteller<br />

bestehen aus der Vario Base Unit mit dem<br />

Airbag und einem anzippbaren Rucksack<br />

(8 bis 45 L; hier ABS Vario 32 Zip On).<br />

Volle Ladung: Nachdem die mit Argon bzw.<br />

Kohlendioxid unter 173 Bar Druck gefüllten<br />

Gaskartuschen eingeschraubt wurden, muss<br />

das Alpride-System mit einem Spezial<br />

schlüssel geladen werden (Loch links; Scott).<br />

Zugkräftig: Egal ob der Auslösegriff T-Form<br />

(für Fingerhandschuh) oder Tropfenform<br />

(auch für Fausthandschuh) hat: An ihm sollte<br />

man bei einem Lawinenabgang kräftig ziehen,<br />

damit sich der Airbag sicher aufbläst (K2).


Was aktuelle Hightech-Produkte<br />

wirklich können, zeigen sie meist<br />

erst beim Praxistest am Berg.<br />

Hier berichtet die Redaktion, was<br />

sie im Einsatz hatte und wie sie<br />

damit zufrieden war.<br />

GPS-Gerät<br />

Falk Lux 32<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Eine Bergwanderung<br />

im Urlaub, eine Mountainbiketour oder<br />

Geocachen beim Familienausfl ug – das LUX 32<br />

lässt keine Wünsche offen.<br />

Gewicht: 230 g Ausstattung: Wasserdicht (IPX7),<br />

Farbdisplay (Touch), Barometer, 4 GB Speicher,<br />

Batterielaufzeit 5 Std. Preis: 399,95 €<br />

Info: www.falk-outdoor.com<br />

▶ Das sagen wir: Top im Kartenmaterial, Abzüge<br />

bei der Bedienung: Das Falk führte als MTB-Navi<br />

souverän von München nach Hamburg und bringt<br />

mit aufgespieltem Hochtouren-Track Sicherheit bei<br />

Nebel. Der Touchscreen ist nicht so sensibel wie<br />

der eines Smartphones. Schön wäre eine interne<br />

Ladefunktion gewesen. Insgesamt ein robustes<br />

und fl ottes GPS für viele Anwendungsbereiche.<br />

Design<br />

Funktion<br />

Preis/Leistung<br />

■■■<br />

■■■■■<br />

■■■<br />

Thomas, 26<br />

Fingerhandschuhe Outdoor<br />

Research Afterburner Gloves<br />

Neuartiger Wetterschutz<br />

Páramo Ladies Andina Jacket<br />

Innovative Eisschrauben<br />

Salewa Quick Screw<br />

Fotos: Dagmar Steigenberger, Hersteller, privat (4)<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Wasser- und windabweisende<br />

Fingerhandschuhe, die Feuchtigkeit<br />

transportieren und isolieren. Touchscreenkompatibel,<br />

Temperaturbereich -17 bis -7° C.<br />

Gewicht: 115 g Material: 92 % Polyamid, 8 %<br />

Elasthan (Handrücken außen), 100 % Polyester<br />

(Handfl äche, Futter, Isolierung) Farbe: black<br />

Preis: 49,95 € Info: www.outdoorresearch.com<br />

▶ Das sagen wir: Es gab mal den Werbeslogan<br />

»Reinschlüpfen und wohlfühlen« – hier passt er<br />

genau. Der Outdoor-Handschuh fühlt sich leicht<br />

und luftig an, sitzt aber sicher ohne zu<br />

verrutschen. Genial ist das Bündchen konstruiert:<br />

leicht zum Anziehen mit großer Schlaufe, und<br />

seitlichen Aussparungen, die durch dünnen<br />

Stretchstoff ersetzt sind, damit das Handgelenk<br />

nicht so schwitzig wird.<br />

Funktion<br />

Passform<br />

Preis/Leistung<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

■■■■<br />

Petra, 55<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Haltbare, direktionale<br />

wasserdichte Jacke für alle Outdoor-Aktivitäten,<br />

ausgestattet mit Nikwax Analogy® Waterproof-<br />

System. Sie kombiniert maximale Belüftung mit<br />

komfortablem weiblichem Schnitt und verstärktem<br />

Rücken. Auch als Herrrenmodell erhältlich.<br />

Gewicht: 624 g Farben: rot, blau Preis: 320 €<br />

Info: www.paramo-clothing.com<br />

▶ Das sagen wir: In den Bergen will man trocken<br />

und auch warm bleiben. Dass eine Regenjacke<br />

ohne Membran das schafft, grenzt an ein Wunder.<br />

Das direktionale System, getestet unter extremen<br />

Bedingungen im kolumbianischen Páramo,<br />

funktioniert: Es leitet nicht nur Dampf, sondern<br />

auch Flüssigkeit nach außen. In der Jacke ist es<br />

nie zu heiß und nie zu kalt, man kommt trocken<br />

an. Extra-Bonus: Die Jacke ist recycelbar.<br />

Funktion ■■■■■<br />

Tragekomfort ■■■■■<br />

Preis/Leistung ■■■■■<br />

Sandra, 35<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Die »schnelle<br />

Schraube« zum Eisklettern lässt sich beim Ansetzen<br />

dank ergonomischem Kopf leicht umgreifen und<br />

verfügt über einen fi xen Zahnschutz, der sich zudem<br />

mit einer Hand entfernen lässt. Innovativ in Sachen<br />

Handling und Performance.<br />

Material: Stahl, POM, PA Längen: 130/160/<br />

180 mm Gewicht: 180/195/210 g Preis:<br />

84,95/89,95/94,95 € Info: www.salewa.com<br />

▶ Das sagen wir: Dank integrierter Expresse ist<br />

man tatsächlich schneller als mit den bisherigen<br />

Eisschrauben. Die Quick Screw lässt sich<br />

einhändig auch mit Fäustlingen setzen und kann<br />

nicht verloren gehen, solange sie am Seil hängt.<br />

Skeptiker mögen zweifeln, wie viele Einsätze im Eis<br />

der Kunststoffkopf und der zum Patent angemeldete<br />

Spitzenschutz aus Plastik überstehen.<br />

Funktion/Design<br />

Handling<br />

Preis/Leistung<br />

■■■■<br />

■■■■■■<br />

■■■■■<br />

Dagmar, 37<br />

01⁄15 Bergsteiger 97


SERVICE<br />

Hersteller im Profil<br />

Vaude<br />

Klimafreundlich<br />

Firmen-Steckbrief<br />

Gegründet: 1974<br />

Hauptsitz: Obereisenbach bei Tettnang<br />

Weiterer Produktionsort: Vietnam<br />

Geschäftsführerin: Dr. Antje von Dewitz<br />

Mitarbeiter: 500 (Obereisenbach), mit<br />

Edelrid (Markenverbund) und der Produktionsstätte<br />

in Vietnam insgesamt 1800<br />

Vaude ist 40 Jahre alt geworden, hat als familien-,<br />

sozial- und umweltfreundliches Unternehmen<br />

jede Menge Preise bekommen. Doch von Midlife-<br />

Crisis keine Spur. Im Gegenteil: Es wird kräftig<br />

aufgerüstet für die Zukunft. Von Gaby Funk<br />

98 Bergsteiger 01⁄15


Vaude-Chefin Antje von Dewitz<br />

legt Wert auf gutes Klima – in der<br />

Natur ebenso wie bei der Arbeit.<br />

Fotos: Vaude<br />

Wer zum ersten Mal nach<br />

Obereisenbach bei Tettnang<br />

reist, der gerät mitten<br />

hinein ins oberschwäbische<br />

Hopfenanbauidyll,<br />

dessen Felder mit langen Spalieren des<br />

weltweit geschätzten »grünen Goldes« nur<br />

von lichten Wäldchen oder einzelnen Höfen<br />

unterbrochen werden. Das Dorf mit<br />

rund 1000 Einwohnern liegt etwas erhöht<br />

über dem 15 Kilometer entfernten Bodensee<br />

und bietet – vor allem bei Föhnlage<br />

– einen wunderschönen Panoramablick<br />

auf die nahen Schweizer Berge jenseits des<br />

Sees, wie Säntis, Churfirsten, Kreuzberge,<br />

Hoher Kasten – ein sehr attraktives Revier<br />

für Bergwanderer, Alpin-Kletterer, Mountain-Biker<br />

und Skitourengeher: Der Berg<br />

ruft hier fast täglich.<br />

Vaude und seine Mitarbeiter, darunter 40<br />

Prozent Teilzeitkräfte, sind omnipräsent<br />

in Obereisenbach: Viele vom Dorf, aus der<br />

Umgebung oder aus Tettnang arbeiten in<br />

der Firma. Etwa 200 Meter von der stattlichen<br />

Firmenzentrale entfernt befindet<br />

sich der stets gut besuchte Vaude-Outlet-<br />

Store mit der kleinen Kantine im Bistro-<br />

Café mit Bio-Produkten aus der Region.<br />

Nordöstlich vom Firmenstandort liegt das<br />

Freibad von Obereisenbach, das Vaude seit<br />

2006 erfolgreich als Pächter betreibt, nachdem<br />

das »Bädle« hätte geschlossen werden<br />

müssen. Auf dem Betriebsgelände von<br />

Vaude befindet sich auch noch das schön<br />

Die Reparatur-<br />

Abteilung kümmert<br />

sich um defekte<br />

Kleidungsstücke,<br />

Zelte, Taschen etc.<br />

gestaltete, 2001 eröffnete Vaude-Kinderhaus,<br />

wo derzeit 31 Kinder im Alter von<br />

sechs Monaten bis zehn Jahren professionell<br />

in zwei Gruppen betreut werden. Aufgenommen<br />

werden übrigens auch Kinder,<br />

deren Eltern nicht bei Vaude arbeiten.<br />

Die One-Man-Show<br />

1974 wurde die Firma von Albrecht von<br />

Dewitz in einer alten Hopfenscheuer<br />

nicht in Ober-, sondern in Untereisenbach<br />

gegründet, 1980 zog die Firma nach<br />

Obereisenbach um. Zunächst war Vaude<br />

eine One-Man-Show unter Mitarbeit von<br />

Familie und Freunden, 2009 übernahm<br />

schließlich Antje von Dewitz, die mittlere<br />

seiner drei Töchter, die Geschäftsleitung.<br />

Zum Markenverbund gehören neben dem<br />

Standort in Tettnang auch die heute noch<br />

von Albrecht von Dewitz geleitete Firma<br />

Edelrid in Isny (seit 2006) und die Vaude-<br />

Produktionsstätte in Vietnam, obwohl der<br />

70-Jährige, der 2013 auf der Outdoor-Messe<br />

zur Celebrity of the Year gewählt wurde,<br />

zweifellos genügend Hobbys hätte für seinen<br />

»Unruhestand«: Zur Pressekonferenz<br />

auf der Outdoor-Messe 2014 kam er mit<br />

wettergegerbtem Gesicht, Vollbart und so<br />

rauen Handflächen von einem längeren<br />

Segeltörn zurück, dass man bei der Begrüßung<br />

meinte, man habe ein Reibeisen in<br />

der Hand. Am Tag der Jubiläumsfeier war<br />

der Bart dann wieder ab. Insgesamt kommt<br />

Vaude, zu 100 Prozent ein Familienunternehmen,<br />

weltweit auf rund 1800 Mitarbeiter,<br />

die meisten davon sind in Asien.<br />

Wohlfühlort für optimale Leistungen<br />

Seit Mitte 2013 wird der Gebäudekomplex<br />

am Standort Obereisenbach komplett umgebaut<br />

und um ein zentrales Verbindungsgebäude<br />

zwischen den bestehenden Gebäuden<br />

erweitert. Für die Mitarbeiter-/innen<br />

werden neue, großzügig gestaltete Großraumbüros<br />

geschaffen mit gemütlichen<br />

Ruhe- und Rückzugsinseln sowie verglasten<br />

Besprechungsräumen. Die einzelnen Arbeitsplätze<br />

werden nach den individuellen<br />

Bedürfnissen und Wünschen ergonomisch<br />

gestaltet, spezielle Licht-, Beleuchtungs- und<br />

Belüftungskonzepte der Räume mit moderner<br />

Schallakustik sollen ebenfalls dafür sorgen,<br />

dass das Arbeitsklima in jeglicher<br />

01⁄15 Bergsteiger 99


»Nur wer sich wohlfühlt in einem<br />

Unternehmen, kann gut arbeiten.«<br />

FIRMENCHEFIN ANTJE VON DEWITZ<br />

Hinsicht stimmt. Eine Kletter- und Boulderwand<br />

am neuen Eingangsbereich wird es<br />

auch geben und eine große Cafeteria, die<br />

an eine Kantine mit Biokost angeschlossen<br />

ist. Vier bis fünf Millionen wird der Umbau<br />

kosten. Gemäß der Firmenphilosophie werden<br />

ökologische Materialien verwendet und<br />

es wird auf die Energieeffizienz geachtet.<br />

Es soll nämlich ein nach den Richtlinien<br />

der Deutschen Gesellschaft des Nachhaltigen<br />

Bauens zertifiziertes »Green Building«<br />

werden. Schon seit 2012 arbeitet Vaude in<br />

Obereisenbach klimaneutral.<br />

Antje von Dewitz hat zweifellos die schier<br />

unendliche Energie des Vaters, die rasche<br />

Auffassungsgabe und die erforderliche<br />

Leidenschaft sowohl für den Outdoorsport<br />

als auch für das Management geerbt. Und<br />

sie geht als Unternehmerin ihren eigenen<br />

Weg. Als Mutter von vier Kindern legte sie<br />

von Anfang an viel Wert auf die Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie in ihrer Firma,<br />

unter anderem durch das Angebot von Teilzeitarbeit,<br />

Elternzeit für Männer und Frauen,<br />

Home-Office-Tage und andere moderne<br />

Arbeitszeit-Modelle, selbst für Führungskräfte,<br />

von denen übrigens 35 Prozent<br />

INFO<br />

Geschäftsbereiche<br />

Mountain Sports: Funktionsbekleidung,<br />

Schuhe, Rucksäcke, Zelte, Schlafsäcke,<br />

Kinderbekleidung, Kinderausrüstung,<br />

Accessoires<br />

Bike Sports: Bike-Bekleidung, Bike-Schuhe,<br />

Rucksäcke, Radtaschen, Accessoires,<br />

Bike-Bekleidung/-Rucksäcke für Kinder<br />

Packs ’n Bags: Taschen, Rucksäcke, Reisegepäck,<br />

Kinderrucksäcke und -taschen<br />

Frauen sind. »Nur wer sich wohlfühlt in<br />

einem Unternehmen, kann gut arbeiten«,<br />

lautet ihr Credo. In ihrer Familie kümmert<br />

sich derzeit ihr Mann um die Kinder.<br />

»Während sich in vielen Firmen Männer<br />

nicht einmal trauen, sich die gesetzlich<br />

verbriefte Elternzeit zu nehmen, aus<br />

Angst um ihren Arbeitsplatz, ist Elternzeit<br />

bei uns selbstverständlich. Allein im vergangenen<br />

Jahr gab es 20 Babys bei Mitarbeitern.<br />

Wir liegen damit weit über dem<br />

Bundesdurchschnitt«, erklärt Benedikt<br />

Tröster, der zuständig ist für die Pressearbeit<br />

im Bergsportbereich. Und fügt dann<br />

lächelnd hinzu: »Beeindruckend ist eher,<br />

dass im vergangenen Jahr unser Vertriebsleiter<br />

im Bike-Bereich für sechs Monate ein<br />

Sabbatical einlegen und so mit seiner Frau<br />

eine längere Radreise durch Asien machen<br />

konnte. Das geht in Deutschland doch<br />

sonst nur bei Beamten«, fährt er fort und<br />

man sieht ihm deutlich an, wie toll er das<br />

findet. Tröster, seit September 2013 stolzer<br />

Papa von Elias, nahm die ihm zustehende<br />

Elternzeit in mehreren Abschnitten wie<br />

im September, als er an zwei Wochen Sommerurlaub<br />

noch vier Wochen Elternzeit<br />

anhängte und so auf eine sechswöchige<br />

Auszeit vom Job kam. Seine Kollegin Birgit<br />

Weber, die viele Jahre lang die Pressearbeit<br />

von Vaude verantwortete, hat nach der Geburt<br />

ihrer Tochter auf 60 Prozent Arbeitszeit<br />

reduziert und nutzt bei Bedarf auch<br />

das Home-Office-Angebot. Warum geht<br />

das alles bei Vaude und nicht bei anderen<br />

Firmen, fragt man sich da zu Recht.<br />

Moderne Kommunikation<br />

Antje von Dewitz redet übrigens so gut wie<br />

nie von sich selbst, wenn es um die Firmenerfolge<br />

geht, sondern stellt dabei immer ihr<br />

hochmotiviertes Team in den Vordergrund.<br />

Dabei hat sie aber stets alle Fäden fest in<br />

der Hand und ist auch über kleinste Details<br />

der diversen Geschäftsbereiche informiert.<br />

Sie verlangt viel von sich, aber auch vollen<br />

Einsatz von ihrem Team. Seit sie das Unternehmen<br />

leitet, hat sie auch dafür ge-<br />

100 Bergsteiger 01⁄15


Die Kältekammer sorgt für vergleichbare<br />

Bedingungen (ganz links). Nachhaltiger<br />

Messeauftritt mit kombinierbaren Holzmodulen<br />

(Mitte). Für faire und sichere<br />

Arbeitsbedingungen in den Produktionsstätten<br />

(hier bei Vaude Vietnam) ist gesorgt.<br />

Ein Tag,<br />

der bleibt.<br />

Fotos: Vaude<br />

sorgt, dass die mit hohem Energieeinsatz<br />

verfolgten und erreichten Ziele im Bereich<br />

der Nachhaltigkeit auf breiter Ebene und<br />

mit allen modernen Medien kommuniziert<br />

werden, weit intensiver als die teils sogar<br />

größeren Mitbewerber das bisher getan haben.<br />

Mit der stringenten Nachhaltigkeitsstrategie,<br />

die auch die Produktionsstätte<br />

in Vietnam umfasst, und dem Tempo, das<br />

Antje von Dewitz mit ihrem Team vorlegt,<br />

hat sie sich als Unternehmerin im Outdoor-<br />

Ausrüstungsbereich längst den Respekt<br />

ihrer fast ausschließlich männlichen Unternehmerkollegen<br />

erarbeitet. Leicht hat es<br />

eine Frau in dieser Branche nämlich auch<br />

heute noch nicht… Dass sie sich auf ihren<br />

Lorbeeren ausruhen könnte, käme für dieses<br />

Energiebündel aber eh nicht in Frage. ◀<br />

IM MÄRZ-HEFT:<br />

Die amerikanische Firma Patagonia<br />

INFO<br />

Auszeichnungen<br />

2014 Das Bundesministerium für Umwelt,<br />

Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit ehrt<br />

Vaude für seinen innovativen Umweltschutz<br />

als EMAS-Unternehmen.<br />

2014 DAV-Panorama-Award 2014 –<br />

Leserwahl der DAV-Mitgliederzeitung<br />

»DAV Panorama«: Vaude auf Platz 1 in der<br />

Kategorie »Nachhaltigkeit«, Platz 2 in der<br />

Kategorie »Lieblingsmarke«, Platz 3 in der<br />

Kategorie »Trendfi rma«<br />

2013 Vaude-Gründer Albrecht von Dewitz<br />

wird OutDoor Celebrity 2013<br />

2013 Vaude wird zum zweiten Mal (2012)<br />

für den CSR-Preis der Bundesregierung<br />

nominiert.<br />

2012 Dr. Antje von Dewitz erhält den<br />

B.A.U.M. Umweltpreis 2012 aus den<br />

Händen von Bundesumweltminister Peter<br />

Altmaier und wird von Bundespräsident<br />

Joachim Gauck empfangen.<br />

2012 Finalist beim Unternehmenswettbewerb<br />

»Erfolgsfaktor Familie 2012« des<br />

Bundesfamilienministeriums<br />

2011 Verleihung der Wirtschaftsmedaille an<br />

Antje von Dewitz für herausragende Verdienste<br />

um die Wirtschaft Baden-Württembergs<br />

2011 Top 3 beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis<br />

2011 in der Kategorie »Deutschlands<br />

nachhaltigste Zukunftsstrategien«<br />

unter der Schirmherrschaft der Bundeskanzlerin<br />

2011 ISPO Eco Responsibility Award: Vaude<br />

wird als nachhaltigstes Unternehmen der<br />

Sportbranche ausgezeichnet. ISPO Eco<br />

Award für das umweltfreundlich hergestellte<br />

Zelt Blue One<br />

2011 Financial Times Deutschland:<br />

Antje von Dewitz unter den Top 3 Unternehmerinnen<br />

und Top 25 Businessfrauen<br />

2010 Utopia Award: Vaude<br />

wird mit dem Publikumspreis<br />

als das nachhaltigste<br />

Unternehmen in Deutschland<br />

ausgezeichnet.<br />

2001 bis 2008 Mehrere Ehrungen<br />

als eines der familienfreundlichsten<br />

Unternehmen<br />

Deutschlands bei Landesund<br />

Bundeswettbewerben<br />

Bundespräsident Joachim<br />

Gauck verlieh Antje von<br />

Dewitz 2012 den Umweltpreis.<br />

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01⁄15 Bergsteiger 103


AUF TOUR<br />

Klettern in Südspanien<br />

Unter Geiern<br />

Das Klettergebiet El Chorro bei Málaga ist für<br />

Anfänger wie Könner die perfekte Destination<br />

für die Wintersaison. Einziges Problem:<br />

Zu manchem Felsen führt ein gefährlicher Pfad.<br />

Von Silke Lode<br />

Das Paradies auf einen<br />

Blick: im Vordergrund<br />

die Hauptwand, hinten<br />

der Eingang zur Schlucht<br />

104 Bergsteiger 01⁄15


Der Zug von Málagas geschäftigem<br />

Hauptbahnhof »Maria<br />

Zambrano« nach El Chorro<br />

braucht 42 Minuten. Verpassen<br />

sollte man das schon etwas<br />

ältere Gefährt besser nicht, denn an dem<br />

winzigen Bahnhof im andalusischen Hinterland<br />

hält der Triebwagen nur einmal<br />

am Tag. Der Kontrast zwischen der Hafenmetropole,<br />

die immerhin Spaniens sechstgrößte<br />

Stadt ist, und dem verschlafenen<br />

Bergnest könnte kaum größer sein – auch<br />

deshalb ist die Bahn eine besonders schöne,<br />

weil entschleunigende Möglichkeit,<br />

um in El Chorro anzukommen.<br />

Foto: Silke Lode<br />

Gleich beim Aussteigen sind die beiden<br />

wichtigsten Attraktionen des Orts nicht<br />

zu übersehen: die gigantischen, mehrere<br />

hundert Meter hohen Felswände samt dem<br />

Eingang zu einer tief eingeschnittenen<br />

Schlucht. Sie haben El Chorro zu einem<br />

der bedeutendsten Sportklettergebiete in<br />

Europa gemacht. Und Isabellas Bar, die<br />

aus wenig mehr als ein paar Plastikstühlen<br />

auf dem Bahnsteig besteht und sich jeden<br />

Abend zum Treffpunkt der Kletterszene<br />

verwandelt.<br />

Der erste Eindruck täuscht nicht: Fast alle<br />

Klettergebiete sind auf einem schönen<br />

Spaziergang durch Pinien- und Kiefern-<br />

wälder problemlos zu Fuß erreichbar. Ein<br />

Auto braucht man eigentlich nur, um El<br />

Chorro für einen Großeinkauf oder für<br />

Ausflüge nach Granada, Sevilla, Cordoba<br />

oder ans Meer zu verlassen. Oder natürlich<br />

der Bequemlichkeit wegen, denn das<br />

Reisegepäck sonnenhungriger Kletterer<br />

umfasst doch schnell mehr als einen Tagesrucksack.


Der kleine Bahnhof von El Chorro mit der Hauptwand (Frontales)<br />

In der Route »Bladerunner« (6a) im Sektor Escalera Arabe.<br />

Wenn zwischen Oktober und April Seile,<br />

Gurte und Karabiner in Deutschland meist<br />

im Keller landen, herrscht in Andalusien<br />

Hochsaison. Kein Wunder, denn in den<br />

Sommermonaten ist es viel zu heiß, um<br />

ernsthaft Ausflüge an den Fels in Betracht<br />

zu ziehen. Über Weihnachten oder Ostern<br />

wird es in den Fincas und Bungalows, die<br />

als Unterkünfte in und um den Ort zur<br />

Verfügung stehen, jedoch eng. Die beeindruckende<br />

Hauptwand »Frontales«, die<br />

schon bei der Anreise auffällt, liegt fast<br />

den ganzen Tag in der Sonne. Erfrischung<br />

an heißen Tagen bieten die wilden Wände<br />

in der Schlucht oder die kleineren Felsen<br />

rund um die Stauseen, die oberhalb des<br />

Örtchens schon vor fast 100 Jahren angelegt<br />

wurden.<br />

Die Vögel ziehen ihre Kreise<br />

Trotz seines in Kletterkreisen großen Namens<br />

ist El Chorro keines dieser Gebiete, in<br />

dem nur die Elite auf ihre Kosten kommt.<br />

Zwar sind auch die Routen im fünften oder<br />

sechsten Grad oft senkrecht, doch damit<br />

haben zumindest Kletterer, die bereits in<br />

der Halle Erfahrung gesammelt haben,<br />

meist kein Problem. Umso großzügiger fallen<br />

dafür die Griffe in dem wasserzerfressenen,<br />

hellgrau bis tieforange gefärbten<br />

Kalk aus. Lange Routen, die sich zehn oder<br />

mehr Seillängen durch die Wände hinaufziehen,<br />

gibt es in allen Schwierigkeitsgraden.<br />

Doch meist werden nur die untersten<br />

30 bis 40 Meter der Frontales-Wand beklettert,<br />

während die tief zerklüfteten Strukturen<br />

darüber das Reich der Vögel sind.<br />

Die Abendstunden in der Poema-Höhle,<br />

die innerhalb der Hauptwand einen eigenen<br />

Sektor bildet, sind auch ihretwegen<br />

ein besonderes Erlebnis: Wer die nötige<br />

Armkraft für überhängende Sintersäulen<br />

mitbringt, kann sich hier austoben, bis<br />

selbst das Heben eines kleinen Bierglases<br />

in Isabellas Bar wenig später zur veritablen<br />

Belastung wird. Für weniger muskulöse<br />

Sicherungspartner oder gemütliche<br />

Kletterer sind die eigentliche Attraktion<br />

hunderte Dohlen und Raben, die gegen<br />

die Schwerkraft kämpfende Menschen mit<br />

ihren Flugmanövern verspotten und unter<br />

wilden Schreien um den besten Platz für<br />

die Nacht streiten.<br />

Noch eine Etage weiter oben ziehen derweil<br />

Gänsegeier und Adler unbeeindruckt<br />

von dem Spektakel ihre weiten Kreise. Man<br />

muss sich vergegenwärtigen, wie hoch die<br />

Wände gen Himmel ragen, um die Größe<br />

dieser Vögel, die von unten wie schwarze<br />

Schatten am Himmel wirken, zu begreifen.<br />

Manchmal ist nur ein einzelner Geier<br />

zu sehen, manchmal – vermutlich mit<br />

Aussicht auf frisches Aas – ganze Schwärme<br />

von fast 20 Tieren. Steif segeln sie über<br />

das Tal, direkt von der Sierra de Huma hinüber<br />

zu den Stauseen, nur gelegentlich lassen<br />

sie sich zu einem Flügelschlag herab.<br />

Für die Kletterer sind die Vögel schnell ein<br />

vertrauter Anblick. Nur weit oben in den<br />

Wänden haben sie ganz selten einmal die<br />

Gelegenheit, den langen Hals eines Geiers<br />

aus der Nähe zu bewundern.<br />

Nervenkitzel am Königspfad<br />

Während die Begegnungen mit der Tierwelt<br />

trotz des eher gruseligen Rufs der Geier<br />

in der Regel harmlos verlaufen, wartete<br />

am Rande der Schlucht lange Zeit ein nicht<br />

ganz ungefährlicher Nervenkitzel. Als die<br />

Spanier zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

die Staudämme und Seen über El Chorro<br />

anlegten, um mit Wasserkraftwerken<br />

Selbst das Heben<br />

eines Bierglases<br />

in Isabellas Bar<br />

kann abends<br />

zum Test für den<br />

strapazierten<br />

Bizeps werden.<br />

106 Bergsteiger 01⁄15


Es geht auch einfach.<br />

Die Pfeiler-Route »Edelweiß« (4)<br />

im Sektor Austria der Frontales<br />

Vom Plastik in die Natur<br />

Nach Schätzungen des Deutschen<br />

Alpenvereins beginnt etwa die<br />

Hälfte aller Kletterer an einer Kunstwand<br />

mit dem Sport in der Vertikalen.<br />

Markus Fleischmann ist staatlich<br />

geprüfter Bergführer sowie Mitarbeiter<br />

des Deutschen Alpenvereins und<br />

bietet mit seiner Kletterschule »Bergprojekt« Kurse an,<br />

bei denen reine Hallenkletterer ihre ersten Erfahrungen<br />

am Naturfels machen können.<br />

Welche zusätzliche Ausrüstung braucht man zum<br />

Sportklettern am Fels?<br />

Auf jeden Fall einen Kletterhelm wegen eventueller Steinschlaggefahr.<br />

Ob man den Helm tatsächlich braucht, ist Einschätzungssache.<br />

Außerdem braucht man Expressschlingen für die Zwischensicherungen<br />

– die sind in der Kletterhalle in der Regel schon installiert. Sehr hilfreich<br />

kann ein Abseilgerät sein, ebenso Zusatzausrüstung wie Bandschlingen,<br />

Reepschnüre oder Verschlusskarabiner. Und eventuell braucht man<br />

auch ein längeres Seil.<br />

Können sich Hallenkletterer auch ohne speziellen<br />

Felskletterkurs nach draußen wagen?<br />

Ich würde empfehlen, zumindest mit jemanden mitzugehen, der draußen<br />

Erfahrung hat. Wobei auch dann die Gebiets- und Routenauswahl<br />

wichtig ist. Es sollten gute Sicherungsmöglichkeiten und Umlenkungen<br />

vorhanden sein. Aber da sind wir schon bei einer zusätzlichen Thematik,<br />

die es am Fels immer am Ende der Route gibt: das Umbauen am Stand.<br />

In der Halle ist das mit fi x eingehängten Karabinern nicht nötig. Deshalb<br />

kann ich gerade bezüglich der höheren Ansprüche an die Sicherungstechnik<br />

nicht empfehlen, ohne Anleitung nach draußen zu gehen.<br />

Sind auch andere Klettertechniken nötig?<br />

Ja, in der Summe sind die Klettertechniken vielfältiger. In der Halle<br />

ist die Kletterei eher athletisch geprägt. Natürlich kommt es darauf an,<br />

wie viele Routenschrauber unterwegs sind – und wie gut die sind.<br />

Aber es überwiegt die senkrechte bis überhängende Kletterei mit mehr<br />

oder weniger guten Griffen. Am Fels hängt die Kletterei vom Gestein<br />

ab, sie stellt auch höhere Anforderungen an die Psyche, als man das<br />

von der Halle gewohnt ist. Der Charakter kann sich schon innerhalb<br />

einer Route ändern – und es gibt Klettertechniken, die in der Halle<br />

fast gar nicht umsetzbar sind. Dazu gehören zum Beispiel Rissklettern<br />

oder Platten- und Reibungskletterei.<br />

Fotos: Silke Lode (2), Markus Fleischmann (2)<br />

Auf welche Unterschiede zur Halle müssen sich Kletterer<br />

einstellen, die zum ersten Mal an echten Fels wollen?<br />

Die Hakenabstände sind deutlich weiter. Außerdem muss man die<br />

vorhandenen Haken und Sicherungspunkte am Fels selber bewerten.<br />

Deren Qualität kann sehr stark variieren. Wichtig in der Natur ist<br />

auch der Umwelt- und Biotopschutz. Inzwischen wollen relativ viele<br />

Kletterer draußen unterwegs sein. Durch viele Menschen kann leicht<br />

etwas zerstört werden, was dann zu Problemen im Lebensraum<br />

von Pfl anzen und Tieren führen kann. Das ist dem Hallenkletterer in<br />

der Regel nicht automatisch bewusst.<br />

Interview: Silke Lode<br />

01⁄15 Bergsteiger 107


KOMPAKT<br />

Klettern, Kultur und Kinderwände<br />

Der Ort Ronda steht felsenfest, auch der<br />

bröckelige Caminito del Rey wurde saniert.<br />

Fotos: Silke Lode, oh<br />

Anreise: El Chorro liegt etwa<br />

60 Kilometer von Málaga<br />

entfernt im bergigen Hinterland<br />

von Spaniens Süden. Von mehreren<br />

deutschen Flughäfen gibt<br />

es Direktfl üge nach Málaga.<br />

Besonders günstig sind häufi g<br />

die Angebote von Ryanair.<br />

Mietautos sind in Spanien<br />

gerade in den Wintermonaten<br />

günstig zu haben. Die Anfahrt<br />

nach El Chorro erfolgt über<br />

Pizarra und Alóra. Alternativ<br />

fährt ab Málaga ein Zug am<br />

Tag, der in El Chorro hält. Informationen<br />

unter www.renfe.com<br />

(auch auf Englisch).<br />

Beste Jahreszeit: Oktober<br />

bis April. Im Sommer ist es<br />

in Andalusien in der Regel zu<br />

heiß zum Klettern, an Weihnachten<br />

und Neujahr oder<br />

über Ostern ist Hochsaison.<br />

Unterkünfte: Campingplatz<br />

in El Chorro (www.<br />

alberguecampingelchorro.es;<br />

im Drei-Kilometer-Umkreis von<br />

El Chorro gibt es zahlreiche<br />

Fincas, die Zimmer oder<br />

Ferienwohnungen an Kletterer<br />

vermieten. Die Climbing Lodge<br />

(www.klettern-in-spanien.de)<br />

wird von Deutschen geführt,<br />

andere Kletterer-Treffpunkte<br />

sind die Finca La Campana<br />

(www.fi ncalacampana.com),<br />

die Finca Rocabella (www.<br />

fi ncarocabella.com) oder das<br />

Olive Branch Guesthouse (www.<br />

olivebranchelchorro.co.uk).<br />

Absicherung/Material:<br />

Die Routen sind generell gut<br />

mit Bohrhaken abgesichert.<br />

Lediglich bei einigen Mehrseillängenrouten<br />

und Routen in<br />

der Schlucht sind Camalots,<br />

Keile und Schlingen nützlich.<br />

Im Rockfax-Kletterführer gibt<br />

es Hinweise zu allen Routen,<br />

die nicht vollständig mit<br />

Bohrhaken abgesichert sind.<br />

Wegen der Länge der Routen<br />

sind ein 70-Meter-Seil sowie<br />

bis zu 18 Expressschlingen<br />

empfehlenswert.<br />

Kletterführer: Mark Glaister<br />

»El Chorro: Rock Climbing<br />

Guide«, Rockfax 2008. Mit<br />

Wandfotos und Zustiegsbeschreibungen,<br />

Englisch. Lokale<br />

Kletterführer auf Spanisch und<br />

Englisch sind im Kletterladen<br />

in El Chorro erhältlich.<br />

Routenübersicht: In den<br />

Sektoren in und um El Chorro<br />

gibt es etwa 1000 erschlossene<br />

Routen. Für Anfänger sind<br />

die Sektoren Escalera Arabe<br />

und Frontales geeignet, dort<br />

gibt es viele einfache und<br />

mittelschwere Routen.<br />

Für die ersten Meter am echten<br />

Fels – ob für Kinder oder Erwachsene<br />

– ist das Gebiet Valle<br />

de Abdalajis mit eingebohrten<br />

Routen im dritten und vierten<br />

Schwierigkeitsgrad gut geeignet.<br />

An heißen Tagen bietet sich<br />

ein Ausfl ug nach Desplomilandia<br />

an. Die Sektoren dort<br />

bekommen mehr Schatten als<br />

die Hauptwände von El Chorro;<br />

die Stauseen laden zum Baden<br />

ein. Besonders beeindruckend<br />

ist der Sektor Poema an der<br />

Frontales-Hauptwand. Durch<br />

die gigantische Höhle ziehen<br />

vor allem schwere Routen,<br />

doch es gibt auch wenige<br />

Touren im Bereich 5+ bis 6b.<br />

Ausflüge: Städte wie Granada,<br />

Cordoba oder Sevilla sind<br />

von El Chorro mit dem Auto<br />

in zwei Stunden erreichbar.<br />

Jeweils knapp eine Stunde<br />

fährt man in die hübschen<br />

Orte Ronda und Antequera.<br />

Der Nationalpark El Torcal ist<br />

ebenfalls nicht weit entfernt.<br />

Auf 1300 Metern Höhe kann<br />

es hier deutlich frischer sein,<br />

im Gipfelbereich des Parks<br />

kann man zwischen bizarren<br />

Felsformationen wandern. An<br />

den Nadeln und Kegeln darf<br />

sogar geklettert werden!<br />

Strom zu gewinnen, musste ein Versorgungspfad<br />

durch die extrem abweisende<br />

Schlucht gebaut werden. Aus Ziegeln,<br />

Zement und Stahlträgern, die gerade einmal<br />

so breit wie Eisenbahnschienen sind,<br />

bauten die Arbeiter einen abenteuerlichen<br />

Pfad durch die Schlucht. 200 Meter<br />

und mehr fallen die Wände senkrecht ab<br />

und enden im Wasser. Etwa auf halber<br />

Höhe schlängelt sich der Pfad die Wand<br />

entlang. An der schmalsten Stelle quert er<br />

die Schlucht über einem Wasserrohr und<br />

führt parallel zu den Bahntunnels der alten<br />

Trasse von Málaga nach Ronda bis hinauf<br />

zu einem der Staudämme.<br />

Der Besuch von König Alfonso XIII, der<br />

1921 den Staudamm eröffnete, gab dem<br />

wilden Weg seinen Namen: Caminito del<br />

Rey. Längst hat die Zeit ihre Spuren hinterlassen:<br />

Zahlreiche Löcher im Boden des<br />

Steigs eröffnen schwindelerregende Tiefblicke.<br />

Manchmal ist über mehrere Meter<br />

nur noch das Skelett eines Stahlträgers übrig.<br />

Effektheischend wurde der Königspfad<br />

deshalb immer wieder als »gefährlichster<br />

Weg der Welt« bezeichnet. Fakt aber sind<br />

mehrere schwere Unfälle, die die lokalen<br />

Behörden veranlasst haben, den vier<br />

Kilometer langen Weg zu sanieren. Jetzt<br />

säumt ein neuer Steg aus Holzbohlen die<br />

Felswand und ein Geländer aus Stahlseilen<br />

sichert den Camino ab. Anfang 2015 soll<br />

die neue Attraktion für klettersteigerfahrene<br />

Wanderer eröffnet werden. Auch die<br />

Kletterer bekommen damit endlich wieder<br />

einen sicheren Zustieg zu den Routen in<br />

der Schlucht – um auf dem bröckeligen<br />

Pfad nicht doch irgendwann auf dem Speiseplan<br />

der Geier zu landen.<br />

◀<br />

108 Bergsteiger 01⁄15


110601<br />

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Der Tourismus in St. Moritz<br />

begann mit einem Spiel.<br />

Wo anklopfen?<br />

Engadin St. Moritz<br />

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Tel. 0041/(0)81/83 00 00 1<br />

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www.engadin.stmoritz.ch<br />

Sie hatten gedacht, der Urlaub würde<br />

günstig hergehen. Doch dann<br />

mussten sich die Briten eines Besseren<br />

belehren lassen. Im Herbst<br />

1864, gegen Ende ihrer Sommerfrische<br />

in St. Moritz, hatte sie der Hotelier Johannes<br />

Badrutt um eine scheinbar waghalsige<br />

Wette gebeten: Er schwärmte von den<br />

sonnigen Wintertagen im Engadin und bot<br />

ihnen einen kostenlosen Aufenthalt, sollte<br />

er nicht Recht haben. Die Briten kamen<br />

skeptisch, staunten, bräunten – und zahlten.<br />

Und der Gründer des Kulm-Hotel hatte<br />

den Wintertourismus in den Alpen erfunden.<br />

150 Jahre später ist das Engadin, ein<br />

fast 60 Kilometer langes Hochtal auf<br />

1800 Metern Höhe, bekannt für mondänes<br />

Schaulaufen in St. Moritz,<br />

unendliche Loipenkilometer über<br />

Seen und Wiesen, sympathisches<br />

Engadiner Dorfleben in Pontresina (1805<br />

m) und bombastische Bergziele für Skiund<br />

Schneeschuhtouren. Mit dem Morteratsch<br />

nennt es einen der mächtigsten<br />

Gletscher der Ostalpen sein Eigen und<br />

mit dem Piz Bernina (4049 m) deren<br />

einzigen Viertausender. ◀<br />

110 Bergsteiger 01⁄15


Fotos: swiss-image.ch/Andreas Badrutt/Daniel Martinek, Grandhotel Kronenhof, Wikipedia, Max Frisch-Archiv (Zürich)<br />

»Ein köstlicher Tag, alles<br />

voll Sonne, klar und gewiss,<br />

und wir stehen kaum hundert<br />

Meter unter dem weissen Gipfelkreuz.« So beginnt<br />

ein Tagebucheintrag von Max Frisch aus<br />

dem Jahr 1947. Der Schweizer Autor war als<br />

Hobby-Alpinist gerne im Engadin unterwegs.<br />

Selbst die Erinnerung an ein Lawinenunglück<br />

wird bei ihm zu Literatur. »Plötzlich ein Krach<br />

in der blauen Luft (...), fast wie ein Sprung<br />

in einer Vase; (...) Alles geht sehr rasch,<br />

und zugleich ist es so, als wären Jahrzehnte<br />

vergangen seit den Ferien, die wir eben begonnen<br />

haben und die keine Erinnerung mehr<br />

erreicht.« Jahrzehnte später begab sich seine<br />

Enkelin Katja auf seine Spuren: »Da stehe<br />

ich nun, am Fuss des 3418 Meter hohen Piz<br />

Kesch und probiere deine Geschichte an wie<br />

meine neue Wanderhose. Wird sie mir gut<br />

passen oder wird sie mir unbequem sein?«<br />

Basiswissen<br />

Ankommen: Per Bahn von München<br />

über St. Margarethen, Chur nach St.<br />

Moritz oder Pontresina. Per Auto übers<br />

Inntal (Abfahrt Landeck) ins Engadin.<br />

Sich orientieren: Swisstopo<br />

1:100 000, »Prättigau – Engadin«;<br />

Kompass 1:50 000, WK 93 »Bernina<br />

– Valmalenco – Sondrio«<br />

Mehr erfahren: Rudolf und Siegrun<br />

Weiss »Engadin – 50 Skitouren«,<br />

Bergverlag Rother, 2011<br />

Über den Biancograt zum Piz Bernina<br />

Was essen?<br />

Engadiner Nusstorte<br />

Die Nusstorte wurde von Zuckerbäckern aus<br />

dem Süden nach Graubünden gebracht und<br />

wird zum »Zvieri« gegessen, einer Zwischenmahlzeit<br />

am Nachmittag.<br />

Das Rezept: 300 g Mehl, 150 g Zucker,<br />

150 g Butter, 1 Ei, 1 Prise Salz zu einem Teig<br />

verarbeiten. 250 g für den Deckel aufbewahren.<br />

Mit dem übrigen Teig die Kuchenform belegen,<br />

3 cm hoher Rand. Für die Füllung 300 g Zucker<br />

bräunen, 250 g Nusskerne darunter mengen,<br />

2 dl Rahm beifügen und zweimal aufkochen<br />

lassen. Masse in die Form geben und Deckel<br />

darauf legen. Form in kalten Ofen schieben<br />

und 10 Min. auf heiß, nachher<br />

auf mittel stellen. Torte<br />

hellgelb backen.<br />

(www.graubuenden.ch)<br />

Nicht versäumen!<br />

Wo Nietzsche sich inspirieren ließ<br />

1881 kam Friedrich Nietzsche das erste Mal nach Sils. Er kehrte<br />

immer wieder zurück an diesen Ort, der ihm Ruhe und Konzentration<br />

ermöglichte. Die Landschaft empfand der Philosoph als<br />

»blutsverwandt«. Hier arbeitete er in sieben Sommern zahlreiche<br />

seiner Werke aus, darunter den zweiten Teil von »Also sprach<br />

Zarathustra«. Dessen tragender Gedanke von der Ewigen Wiederkunft<br />

des Gleichen kam ihm am Ufer des Silvaplana-Sees. Heute<br />

ist das Haus, in dem er zu Gast war, für die Öffentlichkeit zugänglich. Es beinhaltet eine umfangreiche<br />

Ausstellung und Bibliothek und beherbergt Künstler und Forscher. (www.nietzschehaus.ch)<br />

Tourentipps: Gletscher und Grat<br />

1 Gletscherwanderung zum<br />

Morteratsch (2495 m)<br />

Wertung: Einfache Panoramawanderung<br />

mit Blick auf Gletscherströme<br />

und Bergkulisse<br />

Start- und Endpunkt: Bahnhof und<br />

Hotel Morteratsch (1896 m)<br />

Route: Bahnhof – Aufstieg Richtung<br />

Chamanna da Boval (Bovalhütte,<br />

2495 m) – entlang der Seitenmoränen<br />

des Vadret da Morteratsch –<br />

Chamanna da Boval – auf demselben<br />

Weg zurück<br />

Wo wohnen? Grandhotel<br />

Kronenhof<br />

Der Oberkellner im Frack klappert<br />

leise mit dem Silbergeschirr, der Pianist<br />

klimpert dazu zart auf dem Klavier. Der<br />

Blick schweift. Hinab nach St. Moritz, wo<br />

neureiches Treiben herrscht. Hinüber zu<br />

den weißen Gipfeln mit den klangvollen<br />

Namen. Hier ist wenig neu, fast alles hat<br />

Tradition: original Stuckornamente, Deckenmalereien,<br />

Arventäfelungen. 1848 hatte<br />

Andreas Gredig das Gasthaus in Pontresina<br />

gekauft. Knapp 50 Jahre später zählte das<br />

Grandhotel Kronenhof 300 Betten. Über<br />

die Kriege rettete es sich dank einer im<br />

Keller eingerichteten Weinhandlung für<br />

Veltliner. Heute ist es ein Ort für besondere<br />

Momente. Saison-<br />

Angebote für Wanderer<br />

machen den Luxus im<br />

altehrwürdigen Haus<br />

erschwinglich.<br />

(www.kronenhof.com)<br />

2 Piz Bernina (4049 m)<br />

Wertung: Sehr anspruchsvolle Hochtour<br />

auf den einzigen Viertausender<br />

der Ostalpen, inklusive dem Klassiker<br />

Biancograt<br />

Start- und Endpunkte: Pontresina<br />

(1805 m), Diavolezza (2978 m)<br />

Route: Pontresina – Val Roseg –<br />

Tschiervahütte – Normalweg Richtung<br />

Biancograt – Fuorcla Prievlusa –<br />

Gipfel – Marco e Rosa-Hütte – Fortezzagrat<br />

– Morteratsch – Diavolezza<br />

– Pontresina<br />

01⁄15 Bergsteiger 111


KOLUMNE<br />

Arschgeil!<br />

Es gibt jetzt endlich eine ultramoderne Sporthose,<br />

die ihren Träger überwacht. Für nur 800 Euro. Aber was<br />

passiert eigentlich, wenn ein Fremder darauf Zugriff hat?<br />

Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />

Axel Klemmer<br />

ist im Alter von fünf Jahren von<br />

Berlin nach München gezogen.<br />

Seither lassen ihn die Berge<br />

nicht mehr los. In den 1990er-<br />

Jahren war er Redakteur beim<br />

BERGSTEIGER. Der 50-Jährige<br />

schreibt im Wechsel mit Billi<br />

Bierling, Eugen E. Hüsler und<br />

Sandra Zistl über das Geschehen<br />

in den Bergen.<br />

Jedes Jahr dasselbe. Alles muss raus:<br />

Weihnachtsgeld, Boni, Stütze. Aber<br />

wofür? Noch bevor die Glühweinschwaden<br />

sich über das Land legten,<br />

präsentierte eine Pressemitteilung die<br />

»intelligente Sporthose«. Diese ist »mit einem<br />

kabellosen System zur Erfassung der<br />

Muskelbelastung« ausgestattet. Das intelligente<br />

Hosensystem misst die von den Muskeln<br />

erzeugte elektrische Aktivität und<br />

überwacht Muskelbelastung, Herz- und<br />

Schrittfrequenz. Und schon bald wird sie<br />

mir sagen, was ich tun muss, um meine<br />

Technik, Muskelbalance und Effizienz zu<br />

optimieren. Ja, die Hose wird sprechen.<br />

Die Techno-Hose aus dem visionären<br />

Wallace & Gromit-Film von 1993 kommt<br />

mir in den Sinn: Das nenne ich eine Hose!<br />

Damit kann man senkrechte Wände hinaufsteigen<br />

und ohne Anstrengung kopfunter<br />

an Zimmerdecken entlang spazieren.<br />

Schon das beeindruckt mich etwas mehr<br />

als die untertechnisierten Kletterkünste<br />

von Sharma, Ondra, Lama und Huba (Alexanda).<br />

So oder so: Mit diesem intelligenten<br />

Textil schaffe ich weder das eine noch das<br />

andere. Klettern kann ich damit schon deshalb<br />

nicht, weil ich mir mit beiden Händen<br />

die Ohren zuhalten muss.<br />

Will man das wirklich sehen?<br />

Doch die Hose wird ihre Käufer finden,<br />

auch lange nach Weihnachten. Da bin ich<br />

mir sicher. Vielleicht programmiert der<br />

Hersteller schon eine neue App, basierend<br />

auf einem Algorithmus, der aus der Zusammensetzung<br />

der emittierten Darmgase<br />

und des, nun ja, Resttröpfchens errechnet,<br />

welche Lebensmittelderivate der Träger<br />

wann und in welcher Konzentration zu<br />

sich nehmen muss, um den Gipfel schneller<br />

zu erreichen als dieser Angeber aus der<br />

Hosen-Gruppe bei Facebook.<br />

Ich betrachte das Produktfoto in der Pressemitteilung<br />

genauer. Die intelligente<br />

Hose ist zwar noch enger geschnitten und<br />

hat andere Applikationen, ähnelt aber<br />

ansonsten ein bisschen der Lederhose, die<br />

Andreas Gabalier anhat, wenn er auf der<br />

Bühne steht und mit dem Oasch wackelt.<br />

Laptop und Lederhose waren einander nie<br />

näher, das könnte ein Grund zur Freude<br />

sein. Andererseits: Will man das wirklich<br />

sehen? Einen Volksmusik-Rock’n’Roller,<br />

der intelligent oaschwackelt?<br />

Ferngesteuert durch die Straßen<br />

Unbestreitbare Intelligenz beweist in jedem<br />

Fall die Outdoorindustrie. Sie bringt<br />

zusammen, was noch vor wenigen Jahren<br />

undenkbar erschien: Konsumenten, die ihre<br />

Herzfrequenz im Schritt messen wollen<br />

und dafür rund 800 Euro ausgeben, sowie<br />

Akademiker, die in PR-Agenturen sitzen<br />

und solche Pressemitteilungen schreiben.<br />

Wahrscheinlich tragen die in den Agenturen<br />

alle solche sprechenden Hosen, und<br />

wer darüber lacht, den haben sie sofort an<br />

den Ei…, also im Schritt. Schauen Sie sich<br />

Wallace & Gromit an. Sehen Sie, wie die<br />

Techno-Hose von dem bösen Pinguin »Feathers«<br />

McGraw ferngesteuert wird. Wallace<br />

steckt in der Hose fest und wird kreuz und<br />

quer über die Straßen gejagt und kann<br />

nichts dagegen tun. Nicht auszudenken,<br />

wenn jemand Ihre Hose hackt.<br />

◀<br />

112 Bergsteiger 01⁄15


Juli 2013<br />

D 5.90 €<br />

A 6.50 €<br />

CH 9.90 sFr<br />

I 7.50 €<br />

LU 6.50 F 6.50 €<br />

LESERBRIEF/IMPRESSUM<br />

12<br />

12 / Dezember 2014<br />

PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: A lgäuer Alpen • Ammergauer Alpen • Kitzbüheler Alpen<br />

Exklusiv<br />

Bene Böhm über den<br />

Tod seines Freundes<br />

| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />

Unbekannte<br />

Dolomiten<br />

Karwendel<br />

Stoff für Helden:<br />

Pleisenhütte im Porträt<br />

Tennengebirge<br />

Wo die Berge<br />

noch einsam sind<br />

Neue Serie<br />

»Kultur am Berg«<br />

Schneekünstler Beck<br />

Bayern<br />

Die schönsten Winterwanderungen<br />

per Bahn<br />

Matterhorn vor dem Jubiläum<br />

ten<br />

Naturpark<br />

▶ 10 Top-Touren ▶ Wilde Wege ▶ Naturpark<br />

Korsika<br />

Duft der Freiheit: Der Kultweg<br />

GR 20 und seine Varianten<br />

Psychologie<br />

Service<br />

24<br />

24<br />

Geschenke<br />

im Wert von<br />

10.000 Euro zu<br />

gewinnen<br />

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10.000 Euro zu<br />

gewinnen<br />

Männer und Frauen<br />

am Berg: Wo hakt’s?<br />

Welche Herste ler Daune mit<br />

fairen Methoden produzieren<br />

bs_2014_12_u1_u1.in d 1 30.10.14 13:46<br />

30.10.14 13:46<br />

BERGSTEIGER 12/2014<br />

Die Frauen holen auf<br />

Betrifft: Serie »Berge im Kopf«<br />

bs_2014_12_u1_u1.indd 1 30.10.14 13:46<br />

Liebe Redaktion,<br />

nachdem ich den Artikel<br />

»Gender im Gebirge« gelesen<br />

hatte, war ich wieder einmal<br />

froh, in der heutigen Zeit zu<br />

leben, in der eine Frau sich<br />

›<br />

BERGSTEIGER unter der Lupe: Leserbrief des Monats<br />

nicht wie Henriette D’Angeville<br />

1838 nach der Besteigung<br />

des Mont Blanc anhören<br />

muss, den Berg dadurch gedemütigt<br />

zu haben. Dies ist natürlich<br />

ein extremes Beispiel,<br />

aber auch die Nachfrage eines<br />

Teamkollegen bei der Höhenbergsteigerin<br />

Alix von Melle,<br />

ob sie denn fit genug sei, einen<br />

8000er zu besteigen,<br />

zeigt, dass das Thema immer<br />

noch aktuell ist. Zum Glück<br />

ist es inzwischen besonders<br />

bei der jungen Generation angekommen,<br />

dass – trotz der<br />

rein körperlichen Unterschiede<br />

zwischen Männern und<br />

Frauen – Bergsteigerinnen<br />

den Männern in Zähigkeit<br />

und Willenskraft in nichts<br />

nachstehen. Frauen holen in<br />

allen Disziplinen auf, sei es<br />

beim Bergsteigen, beim Sportklettern<br />

und Bouldern. Das<br />

Thema im BERGSTEIGER zu<br />

besprechen, lohnt sich. Trotzdem<br />

wäre es der Idealfall,<br />

wenn solch ein Artikel gar<br />

nicht mehr benötigt würde,<br />

wenn Chancengleichheit einfach<br />

Normalität wäre, und das<br />

nicht nur im Gebirge.<br />

Marianne Rösler, per Mail<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung zum BERGSTEIGER, wir freuen uns über jede Zuschrift!<br />

Je kürzer ein Leserbrief, desto größer die Chance auf Veröffentlichung. Alle Zuschriften bitte an<br />

BERGSTEIGER, Postfach 40 02 09, D-80702 München oder E-Mail: bergsteiger@bruckmann.de<br />

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die abgedruckten Leserbriefe nicht die Meinung der Redaktion,<br />

sondern die der Unterzeichnenden wiedergeben. Wir behalten uns vor, Briefe vor Abdruck zu kürzen.<br />

01/15 | 82. Jahrgang<br />

Internet: www.bergsteiger.de<br />

Redaktionsanschrift<br />

BERGSTEIGER<br />

Postfach 40 02 09, 80702 München<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.658<br />

Fax +49 (0) 89.13 06 99.690<br />

bergsteiger@bruckmann.de<br />

Chefredakteur Michael Ruhland<br />

Redaktion Thomas Ebert, Petra Gössl-Kubin,<br />

Dominik Prantl, Dagmar Steigenberger<br />

Chefi n vom Dienst Sandra Kho<br />

Assistenz Thomas Ebert<br />

Layout Tanja Beyerle, Susanne Bukvic<br />

Kartographie Heidi Schmalfuß, München<br />

Illustrationen Max Baitinger<br />

Aboservice/Leserservice<br />

BERGSTEIGER-Aboservice, Postfach 1280,<br />

82197 Gilching, DEUTSCHLAND<br />

Tel. 01 80-5 32 16 17*<br />

Fax 01 80-5 32 16 20*<br />

(* 14 Cent pro Minute)<br />

leserservice@bergsteiger.de<br />

Gesamtleitung Media<br />

Rudolf Gruber, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.527,<br />

rudolf.gruber@verlagshaus.de<br />

Anzeigenverkauf<br />

Peter Schachtl (Bergsport), Tel. +49 (0) 80 64.<br />

90 59 75, medienservice@schachtl.de<br />

Leitung Tourismuskooperationen & Genuss<br />

Angelika Genat, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.550<br />

angelika.genat@verlagshaus.de<br />

Anzeigendisposition<br />

Johanna Eppert, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />

johanna.eppert@verlagshaus.de<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 51, gültig ab<br />

1. Januar 2015, www.verlagshaus-media.de<br />

Repro ludwig:media, Zell am See<br />

Druck Stürtz, Würzburg<br />

Fotos: Clif Bar, Silberregion Karwendel (Ahornboden), privat (V. Hingerl)<br />

↗<br />

↘<br />

MITARBEITERIN DES MONATS<br />

AUFSTEIGER DES MONATS<br />

ABSTEIGER DES MONATS<br />

Viktoria Hingerl<br />

Es ist nur ein kleines Wort, doch dahinter steckt großer Aufwand. Relaunch heißt<br />

der Fachbegriff, wenn man etwas neu, moderner, frischer gestaltet. Seit Mitte<br />

November hat der Internetauftritt des BERGSTEIGER (www.bergsteiger.de) ein<br />

neues Gesicht. Viktoria Hingerl, 28, ist das Gesicht dahinter. Die leidenschaftliche<br />

Boulderin hat die neue Webseite maßgeblich gestaltet. Vielen Dank dafür!<br />

Der Große Ahornboden<br />

… ist der schönste Platz Tirols. Zumindest für die Zuschauer des ORF, der in<br />

seinem Voting-Wettbewerb »9 Plätze, 9 Schätze« den jeweils beliebtesten Fleck<br />

der österreichischen Bundesländer ermitteln ließ. Unwissentlich manipuliert wurde<br />

die Wahl durch den BERGSTEIGER, der die »Eng«, wie der Talschluss im Karwendel<br />

vom Volksmund genannt wird, in der Novemberausgabe auf die Titelseite hob.<br />

Nur für brave Kletterer<br />

Was macht man mit unartigen Kindern? Man streicht ihnen das Taschengeld.<br />

So ähnlich hat der US-Riegelhersteller Clif Bar reagiert: Er kündigte die Sponsorenverträge<br />

mit fünf namhaften Kletterern wie Alex Honnold und Dean Potter wegen<br />

ihrer Vorliebe für Free Solo und Basejumping. Brave Kletterer bekommen einen<br />

Riegel, böse kommen überall hin – bisweilen zetteln sie sogar Revolutionäres an.<br />

Verlag Bruckmann Verlag GmbH,<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

www.bruckmann.de<br />

Geschäftsführer Clemens Schüssler<br />

Herstellungsleitung Olaf Wendenburg<br />

Leitung Marketing und Sales Zeitschriften<br />

Andreas Thorey<br />

Vertriebsleitung Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung<br />

Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel<br />

MZV, Unterschleißheim<br />

Preise Einzelheft ¤ 5,90 (D), ¤ 6,50 (A),<br />

sfr 9,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Versandkosten;<br />

Jahresabonnement (12 Hefte) ¤ 63,72 (D)<br />

inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />

Für Studenten mit Bescheinigung ¤ 49,56<br />

inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />

Die Abogebühren werden unter der Gläubiger-<br />

Identifi kationsnummer DE63ZZZ00000314764<br />

des GeraNova Bruckmann Verlagshauses eingezogen.<br />

Der Einzug erfolgt jeweils zum Erscheinungstermin<br />

der Ausgabe, der mit der Vorausgabe<br />

ankündigt wird. Der aktuelle Abopreis ist hier im<br />

Impressum angegeben. Die Mandatsreferenznummer<br />

ist die auf dem Adressetikett eingedruckte<br />

Kundennummer.<br />

ISSN 1435–8905 • 1681<br />

Erscheinen und Bezug BERGSTEIGER erscheint<br />

monatlich. Erhältlich in Deutschland, Österreich<br />

und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel,<br />

an gut sortierten Zeitschriftenkiosken, im Fachhandel<br />

sowie direkt beim Verlag.<br />

© 2015 by Bruckmann Verlag GmbH<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />

und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts<br />

erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />

zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte<br />

Fotos und Manuskripte wird keine Haftung<br />

übernommen. Gerichtsstand ist München.<br />

100%-Gesellschafterin der Bruckmann Verlag<br />

GmbH ist die GeraNova Bruckmann Verlagshaus<br />

GmbH. Geschäftsführender Gesellschafter:<br />

Clemens Schüssler.<br />

Verantwort lich für den redak tionellen Inhalt<br />

Michael Ruhland, Infanteriestraße 11a,<br />

80797 München.<br />

Verantwort lich für Anzeigen<br />

Rudolf Gruber, Infanteriestraße<br />

11a, 80797 München<br />

01⁄15 Bergsteiger 113


VORSCHAU FEBRUAR 2015<br />

ALPINISMUS<br />

Erschwindelte Höhen<br />

Neben den grandiosen Erfolgen haben<br />

auch Lügen die Alpingeschichte geprägt.<br />

Cesare Maestris Lebenslüge am Cerro<br />

Torre wirkt bis heute nach. Wir haben<br />

die größten Skandale aufgearbeitet.<br />

&<br />

AUF<br />

Touren zum Träumen<br />

Täler auf Ski zu durchqueren und Gipfel zu überschreiten,<br />

gehört zu den schönsten Winterfreuden. Wir haben<br />

neun vorzügliche Ziele in den Alpen für Sie ausgesucht.<br />

REPORTAGE<br />

Ligurischer Frühjahrszauber<br />

Inspiration für Sonnenverwöhnte: Eine<br />

fünftägige Genusstour führt vom Piemont<br />

über die Seealpen direkt an die<br />

ligurische Küste. Sie macht schon jetzt<br />

Lust auf die nächste Bergwandersaison.<br />

TOUR Pala-Gala: Mit Schneeschuhen durch die Dolomiten<br />

HÜTTENPORTRÄT Jamtalhütte: 15 Jahre nach dem Unglück<br />

SERIE Winterfluchten: La Palma – Tanz auf den Vulkanen<br />

Der nächste Bergsteiger erscheint am 17. Januar 2015<br />

SERVICE<br />

Skitourenbindungen im Test<br />

Rahmenbindungen wiegen zwar<br />

deutlich mehr, bieten dafür aber<br />

einen maximalen Bedienungs kom -<br />

fort. Seit vergangenem Winter<br />

gehört es bei den Herstellern zum<br />

guten Ton, eine Pinbindung als<br />

Komfortmodell mit moderner Sicherheitsauslösung<br />

anzubieten. Ob<br />

die Kombination vom Bedienungskomfort<br />

der Rahmenbindung<br />

mit dem Leichtgewicht der<br />

Pinbindung funktioniert,<br />

sagt Ihnen die Kaufberatung.<br />

SERIE<br />

Zwischen Himmel und Halle<br />

Seit Jahresbeginn sind die Kletterhallen<br />

wieder voll mit guten<br />

Vorsätzen. Wie der Schritt vom<br />

Kunststoff an den Fels klappt,<br />

zeigt Teil 9 unserer Serie.<br />

Fotos: Andreas Strauß (2; großes Bild: Skitour Gamskarscharte, Lechtaler Alpen, kleines Bild: Klettern an der Multerkawand, Wilder Kaiser), Hersteller<br />

Jetzt schon aufs Weiterlesen freuen<br />

und den digitalen BERGSTEIGER entdecken!<br />

NEU: ePaper gratis<br />

zum Kennenlernen<br />

für Abonnenten!<br />

Bruckmann Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

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Plattformen sind in Vorbereitung – wir bitten<br />

um Geduld! * ab Ausgabe 07/2010<br />

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Foto: Andreas Strauß


Photo: Bastian Morell Location: Allgäuer Alpen<br />

Men’s Tacul 3L Jacket ABScond Tour 36+4<br />

Eins mit der Natur – unsere Produktphilosophie Green Shape ist Deine VAUDE Garantie für umweltfreundliche<br />

Produkte – aus nachhaltigen Materialien und ressourcenschonender Herstellung. Wir unterstützen die Naturschutzarbeit<br />

unserer Partner WWF und DAV und setzen uns als Mitglied der Fair Wear Foundation für faire<br />

Arbeitsbedingungen in unseren Produktionsstätten ein. vaude.com<br />

116 Bergsteiger 01⁄15

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